Medien-Kritik 2022
14. Jahrgang
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Die Medien spielen eine unheilvolle und zentrale Rolle für die fatale Herrschaft der Hollyvoodookratie. Längst hätte die Lehre des Aristoteles greifen müssen. Nun bietet das Internet eine Chance, die vermeintlichen Qualitäts- und Wahrheitsmedien abzulösen und durch eine wirkliche, echte und wahrheitsorientierte Berichterstattung zu ersetzen. |
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Stichworte: Corona-Berichterstattung * Geld: Bundesbankpräsident Nagel in plusminus am 06.04.2022 * Kultur/Kunst Chagall Ein Maler zwischen den Welten. * Sternstunden Philosophie: Evgeny Morozov – Wem gehört das Internet? * Nie wieder «Winnetou»? Philo-Stammtisch zu «kultureller Aneignung» * Nahtoderfahrung – Blick ins Jenseits oder - Illusion des Gehirns? * Omri Boehm – Vom Mut, selbst zu denken * Allein - Reiz und Risiko einer Lebensform * Die narrative Gesellschaft – Wie Erzählungen - unser Leben bestimmen * Thomas Zurbuchen: Der Schweizer, der nach den - Sternen greift * Elizabeth Duval – Trans-Sein, was bedeutet das? * Natürliche versus künstliche Intelligenz – Kampf der Zukunft? * Felwine Sarr – Gehört Afrika die Zukunft? * Schöner leben im Metaverse? Der philosophische Stammtisch * Elif Shafak – Wider die Gleichgültigkeit * Der gute Mensch von Rutger Bregman * Adrian Daub – Die geheimen Vordenker des Silicon Valley * Lea Ypi – Das Geheimnis der Freiheit * Nik Bärtsch – über Rituale, Verzicht und Ekstase * Leïla Slimani – Sex, Gewalt und Freiheit. * Tut Wut gut? Gerichtspsychiaterin - Heidi Kastner im Gespräch * Krieg in der Ukraine – Das Ende des Westens, - wie wir ihn kannten? * Putins-Welt * Philip Pettit - Welche Freiheit uns befreit * Impfen gegen Corona – Freiheit oder Pflicht? * DEZA-Chefin Patricia Danzi: Die Welt retten - aber wie? * Literatur: Sternstunden Philosophie: Colson Whitehead: Wie uns Fiktion befreit * Politik: "Nach einer wahren Geschichte Christos Sartzetakis, Geist der Justiz * Bist Du psychopathisch? 42 - Die Antwort auf fast alles * ZDF-Precht (28.2.22, 12.03.22): "Demokratie: Müssen wir sie retten? Oder rettet sie uns? *
Medienhinweise: Im allgemeinen oder teilweise informativ-kritische Medien, Magazine und Sendungen (Auswahl)
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Bombenanschlag Ähnlich
wie in der Flüchtlingskrise 2015/2016 zeigt sich in den Qualitäts-
und Wahrheitsmedien, besonders auch in den öffentlich-rechtlichen
Medien, eine extreme Gleichschaltung der pro Corona-Staatslinie. Einen
extremen Höhepunkt stellte die nicht stattfindende Berichtserstattung
zum Bombenanschlag gegen die Corona-Demo in Stuttgart. Hierzu:
Die Berichterstattung der Qualitäts- und Wahrheitsmedien zum Bombenanschlag in Stuttgart am 15.05.2020
ZDF-Precht (28.2.22, 12.03.22): "Demokratie:
Müssen wir sie retten? Oder rettet sie uns?
Zu Gast: der Schweizer Publizist Roger de Weck
Seit 2020 steigt der Anteil autoritär regierter Staaten. Nur 45
Prozent der Weltbevölkerung leben in einer Demokratie, lediglich 6
Prozent in „vollständigen Demokratien“. Können Demokratien auf
Zukunftskrisen schnell und konsequent genug reagieren?
Demokratie bürgt für Meinungsfreiheit
Wie soll man gleichzeitig die Freiheit und die Sicherheit der Bürger
schützen? Und wie eines der wertvollsten Güter der Demokratie:
den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Darüber spricht Richard David
Precht mit dem Schweizer Publizisten Roger de Weck, der in seinem letzten
Buch voller Optimismus die „Kraft der Demokratie“ beschwört. „Was
meine Zuversicht begründet: Alle anderen Staatsformen sind autoritär.
Und die Menschen wollen nicht Untertan sein“, sagt de Weck.
Als Kriegsberichterstatter hat er viele Länder
besucht, die die Demokratie verloren hatten, wie zum Beispiel Haiti, die
älteste schwarze Demokratie. Die Menschen dort behielten die Sehnsucht
nach Demokratie. Die Demokratie bürgt für Meinungsfreiheit, und
sie respektiert und achtet ihre Bürger, zwei menschliche Grundbedürfnisse,
die keine andere Staatsform erfüllen kann, so de Weck.
Widersprüchliche Erwartungen der Bürger
Kaum jemand in der westlichen Welt wird bestreiten, dass die Demokratie
die Beste aller Staatsformen ist. Doch um ihren ureigenen Idealen von Freiheit,
Brüderlichkeit und Gerechtigkeit zu entsprechen, erweist sie sich
eben nicht nur als äußerst kompliziert und langsam, sondern
auch als sehr fragil. Wie soll man in einer Pandemie das gewohnte Maß
an Freiheit bewahren, wie im Turbokapitalismus die wirtschaftliche und
soziale Gerechtigkeit gewährleisten? Und wie viel Egoismus verträgt
eine demokratische Gesellschaft, bevor sie auseinanderbricht?
Während also Autokratien neuen Herausforderungen und Bedrohungen
mit grober Hand und abseits von Menschenrechten oder anderen Regeln mit
raschen Entscheidungen entgegentreten oder sie einfach ignorieren können,
müssen sich Demokratien durch komplexe Entscheidungsprozesse mühen.
Die widersprüchlichen Erwartungen seiner Bürger muss der Staat
dabei mit den unbequemen Notwendigkeiten einer stabilen und nachhaltigen
Zukunft in Einklang bringen.
Stärken und Schwächen der Demokratie
Dabei sehen heute viele im Staat eher den Dienstleister, der ihre Wünsche
zu erfüllen hat, als den verlängerten Arm einer Solidargemeinschaft.
Und sie betrachten die heftigen Dispute unserer Tage als Schwäche
der Demokratie, obwohl es doch gerade ihre Qualität ist, dass wir
uns in ihr überhaupt offen streiten können.
Ist unser demokratisches System noch fit genug? Oder braucht es nicht
dringend ein Update, um auch zukünftig noch als Beste aller Staatsformen
gefeiert zu werden?"
Bewertung:
Film [2019] [2018] [2017] [2016] [2015] [2014] ..." []
Justiz
Film Deutschland , Schweiz 1993 am 09.01.2021 in 3sat
Vor den Augen der versammelten politischen Elite Zürichs erschiesst
Regierungsrat Kohler Professor Winter. Ein Mordmotiv fehlt, aber Kohler
bekennt sich schuldig. «Justiz» nach Friedrich Dürrenmatt
stellt die Frage nach Recht und Gerechtigkeit.
Juraprofessor Winter diniert im ehrwürdigen Zürcher Restaurant
Du Théâtre. Dort wird er vor den Augen vieler Bekannter, darunter
ein Staatsanwalt und der Polizeichef, erschossen.
Der Schütze ist Regierungsrat Isaak Kohler. Er betritt das Restaurant,
geht an Winters Tisch, zieht eine Pistole und erschiesst sein Opfer, bevor
er seelenruhig das Lokal verlässt. Er wird verurteilt, aber es ist
kein Motiv für die Tat auszumachen.
Noch im Gerichtssaal wird der junge Anwalt Spät von Kohlers Tochter
Helene angesprochen, die ihren Vater für unschuldig hält. Wenig
später macht sie dem mittellosen Juristen ein Angebot: Er soll den
Fall ihres Vaters neu aufrollen. Obwohl er als Zeuge von Kohlers Schuld
überzeugt ist, nimmt Spät den dubiosen Auftrag an.
Durch seine Nachforschungen taucht er ein in die schmutzigen Geheimnisse
der Zürcher Oberschicht. Als gemunkelt wird, er könne den Fall
tatsächlich gewinnen, bricht Panik aus. Der junge Anwalt aber beginnt,
immer mehr am Rechtssystem zu zweifeln, und merkt viel zu spät, dass
er zum Akteur in einer ausgeklügelten, perfiden Racheaktion geworden
ist.
Hans W. Geissendörfers Fernsehfilm "Justiz" basiert auf dem gleichnamigen,
1985 erschienenen Kriminalroman von Friedrich Dürrenmatt (1921 bis
1990).
Bewertung: Der Film ist
neben vielen anderen interessanten Themen ein Beleg für die These
des Mollath-Oberstaatsanwaltes Meindl: "„Ein guter Jurist kann alles in
jede Richtung schreiben“, sagte Meindl vor dem Ausschuss. „Sie können
Unschuldige hinter Gitter bringen, einen Schuldigen freisprechen.“" (Sekundärquelle)
Querverweise: Folter,Kapitalrecht,
Rechtsverdreher,
Normen,
Allgemeine
Menschenrechte Artikel 5: Folter,
Lehmann - Gier frisst Herz Dokudrama
Deutschland 2018 | Das Erste, wiederholt am 14.11.2020 in alpha
"Das große Dokudrama "Lehman. Gier frisst Herz" zeichnet den
Countdown bis zum großen Crash der Investmentbank Lehman Brothers
vor allem aus der Perspektive einer Sparkasse und ihrer Kunden. Emotional,
faktenbasiert, spannend. Die fiktionale Inszenierung beruht auf intensiven
Gesprächen mit Insidern. Die Dramatisierung der Fakten wird dokumentarisch
eingeordnet durch die Erinnerungen von verantwortlichen Akteuren aus der
Bankenwelt und der Politik, durch die Aussagen von Geschädigten und
zahlreiches historisches Material."
Bewertung: eine ausgezeichnete
und kritische Doku, die auch die unheilvolle Rolle der Sparkassen einbezieht.
Geheimdienste vom Typ CIA (
1- 2
-
3 - 4 -
5
, NSA, )
sind vielfach nichts anderes als staatlich sanktionierte Kriminelle
Vereinigungen und pseudo-legalisierte
Terrorbanden,
die den lokalen, regionalen und Weltfrieden gefährden. Daher fordern
wir aus allgemeiner und integrativer polit-psychologischer Sicht ein
Internationales
Geheimdienst-Völkerrechtsgesetz. Siehe auch: Vertrauen,
Politik und die Realität.
Sternstunde Philosophie, 3sat 18.12..22., orig srf 25.09.2022
Evgeny Morozov – Wem gehört das
Internet?
Der belarussische Publizist Evgeny Morozov ist einer der ersten und
einflussreichsten Kritiker der Internetgiganten Google, Facebook und Co.
Er fordert eine Rückeroberung der Daten.
Mittlerweile wissen alle, was Sache ist: Überwachung,
Fake News, Machtmonopole, Polarisierung. Fragt sich nur: Was tun? Yves
Bossart spricht mit dem Vordenker Evgeny Morozov über mögliche
Auswege aus der Gefangenschaft im Netz.
Milliarden von Menschen nutzen Millionen von Apps und Websites im Internet.
Einige wenige Konzerne greifen die User-Daten und Umsätze ab: Google,
Apple, Facebook, Amazon und Microsoft. Diese Unternehmen wissen viel über
jeden Einzelnen und jede Einzelne. Die Daten, die die Nutzer ihnen umsonst
zur Verfügung stellen, sind eine reine Goldgrube für sie.
Die großen Internetkonzerne machen Geld mit
diesen Daten, indem sie Werbung verkaufen. Doch dieses Geschäftsmodell
hat keine Zukunft, meint der Publizist Evgeny Morozov. Überhaupt sollten
die Konzerne die Nutzer für ihre Informationen bezahlen – und nicht
die Nutzer sie. Der belarussische Internetkritiker hat vor über zehn
Jahren bereits auf die dunklen Seiten der Digitalkonzerne hingewiesen,
auf ihre Macht und Ideologie. Und auf die komplizenhafte Rolle der Politik.
Bewertung: Wichtiges Thema,
kompetent und überzeugend besetzt.
Sternstunde Philosophie, 3sat 11.12.22, orig srf 16.10..22.
Nie wieder «Winnetou»? Philo-Stammtisch
zu «kultureller Aneignung»
Ein neuer Kampf der Kulturen tobt inmitten der Gegenwart: Ist es legitim,
Karl Mays «Winnetou»-Romane zu lesen? Rassistisch, als Schweizerin
oder Schweizer Dreadlocks zu tragen? Wem, wenn überhaupt, gehören
kulturelle Besonderheiten? Und wer darf sie sich aus welchen Gründen
aneignen?
Eines der Themen, das derzeit oft zu Diskussionen
führt, ist die «kulturelle Aneignung». Wo progressive
Aktivistinnen und Aktivisten auf Bewusstwerdung der kolonialen, oft offen
rassistischen Aneignungsmuster der westlichen Kulturen bestehen, sorgen
sich andere, ob nicht gerade dadurch rechtspopulistische Ideen von «kultureller
Reinheit», gar der Mythos vom «edlen Wilden» wieder Einzug
in das Denken halten.
Beruht das, was menschliche Identität ausmacht,
nicht immer schon auf Offenheit für Fremdes? Sollten kulturelle Eigenheiten
wirklich wie Marken vor dem Zugriff Fremder geschützt werden? Oder
fragt so etwas nur, wer über Jahrhunderte daran gewöhnt ist,
sich einfach zu nehmen, was beliebt?
Im Gespräch mit Mithu Sanyal, Kulturwissenschaftlerin
und Autorin von «Identitti», und Jens Balzer, Autor von «Ethik
der Appropriation», gehen Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger
am philosophischen Stammtisch der «kulturellen Aneignung» auf
den Grund.
Bewertung: Wichtiges aktuelles
Thema mit interessanten und kompetenten Gästen. Kritisch, ausgeglichen,
anregend.
Sternstunde Philosophie, 3sat 06.11.22, orig srf 24.04.22.
Allein - Reiz und Risiko einer Lebensform
Katja Kullmann und Daniel Schreiber sind erfolgreiche Intellektuelle
und leben beide allein. Und beide haben über ihre Erfahrung im Einzelhaushalt
Bestseller geschrieben.
Barbara Bleisch trifft die beiden zum Gespräch über das Singledasein,
über Autarkie und über Einsamkeit und geht mit ihnen dem Alleinsein
als Lebensform auf den Grund.
Ein Drittel aller Schweizerinnen und Schweizer lebt allein. Eine ziemlich
große Minderheit, die mit Vorurteilen zu kämpfen hat - vor allem
die Singlefrauen. Trotz aller Fortschritte gilt für viele noch immer
das Ideal der klassischen Paarbeziehung. Sie wird als Norm definiert und
setzt damit alle, die dieser nicht entsprechen, unter Druck. Auch jene,
die sich als Single wohlfühlen und sich nichts anderes wünschen.
Es ist sogar die Rede von "Singlismus" und "Single-Shaming", der Stereotypisierung
und Diskriminierung von Menschen ohne Partner.
Katja Kullmann und Daniel Schreiber verteidigen ihre Lebensform – bei
allem Schmerz, den das Alleinsein mit sich bringen kann. Gerade Philosophinnen
und Philosophen haben immer wieder bewusst allein gelebt und fernab von
Ablenkung und sozialen Zwängen zu ihren Gedanken gefunden. Andererseits
kann Alleinsein auch in Einsamkeit abgleiten, gerade im Alter oder bei
Krankheit. Einsamkeit wird auch als Epidemie bezeichnet.
Bewertung: Wichtiges Thema
_
Sternstunde Philosophie, 3sat 23.10.22, orig srf 28.08.22.
Die narrative Gesellschaft – Wie Erzählungen
- unser Leben bestimmen
Ob als Märchen, Utopie oder Verschwörung: Geschichten prägen
unser Weltverständnis. Jüngste Forschungen rufen gar eine Revolution
des Menschenbilds aus: vom Homo sapiens zum Homo narrans! Die Folgen? Publizistin
Samira El Ouassil und Kognitionswissenschaftler Fritz Breithaupt klären
auf.
Was haben die Märchen der Brüder Grimm
mit Verschwörungstheorien gemeinsam? Die Deutung des Kriegs in der
Ukraine mit dem Alten Testament? Appelle zu ökologischer Transformation
mit utopischer Literatur? Es sind packende Geschichten! Wie nicht zuletzt
neueste Forschungen zeigen: Menschen sind vor allem narrative Wesen. Sie
verstehen die Welt in und durch Geschichten.
Doch worin wurzelt die grundmenschliche Faszination
für Narrative? Welche evolutionären Vorteile bringt sie mit sich?
Welche politischen Gefahren und Verwerfungen? Dass Geschichten, um Massen
zu mobilisieren, nicht unbedingt auf Fakten beruhen müssen, zeigen
nicht zuletzt Verschwörungstheorien und Fake News. Ist jede Geschichte
am Ende nur eine Fiktion?
Die Publizistin Samira El Ouassil („Erzählende
Affen“, 2021) und der Kognitionswissenschaftler Fritz Breithaupt („Das
narrative Gehirn“, 2022) im Gespräch mit Wolfram Eilenberger über
das Ideal einer narrativ aufgeklärten Gesellschaft.
Bewertung: Sympathische
und kompetente Gäste, aber letztlich viel zu oberflächlich, modisch,
relativistisch und damit sogar desinformativ. Dadurch, dass man nun alles
"narrativ" nennt, wird nichts klarer. Die alten Begriffe Glaube, Weltanschauung,
Ideologie trafen die Sache besser und klarer. Die Verschwörungstheorie
hat anscheinend eine nebulöse Schwester "Narrativ" erhalten, alles
mehr verwirrend als wirklich aufklärend. Das war keine Sternstunde.
Sternstunde Philosophie, 3sat 03.07.22, orig srf 26.12.21.
Felwine Sarr – Gehört Afrika die
Zukunft?
Der senegalesische Ökonom, Schriftsteller und Musiker Felwine
Sarr ist einer der wichtigsten Denker Afrikas. Im Buch "Afrotopia" entwirft
er eine Utopie für den Kontinent.
Yves Bossart spricht mit Felwine Sarr über die Zukunft Afrikas,
über die Arroganz des Westens und über das schwere Erbe des Kolonialismus.
Sarr prophezeit auch, Afrika werde in Zukunft das "spirituelle Zentrum
der Welt" sein. Aber was heißt das?
Afrika solle aufhören, den Westen nachzuahmen, seine Werte und
sein Wirtschaftssystem. Der Kontinent brauche endlich eine eigene Zukunftsvision,
ein eigenes, positives Selbstbild. Das fordert der senegalesische Ökonom,
Schriftsteller und Musiker Felwine Sarr in seinem Buch "Afrotopia". Sarr
glaubt, dass Afrika die Abhängigkeiten und Minderwertigkeitskomplexe
überwinden müsse, die sich durch den Sklavenhandel und den Kolonialismus
etabliert haben und bis heute wirken. Er fordert ein neues afrikanisches
Selbstbewusstsein. Dazu gehören für ihn und seine Mitstreiterin,
die französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy,
auch eine umfassende Rückgabe afrikanischen Kulturguts an die ehemaligen
Kolonien und ein neues Verständnis von Beziehungen mit wirtschaftlichen
Großmächten wie China.
Wie sehen die alternativen Werte und Wirtschaftsformen aus, von denen
Felwine Sarr meint, sie würden besser zu den Kulturen Afrikas passen?
Und welche politischen Forderungen folgen daraus?
Bewertung: Sehr informativ
und interessant. Eine überzeugende Persönlichkeit mit nicht minder
überzeugenden Ideen.
Querverweis: Supranationale
Egoismen des Westens und Europas.
Kleine Sprachlritik
hier.
Sternstunde Philosophie, 3sat 26.06.22, orig srf 08.05.22.
Schöner leben im Metaverse? Der
philosophische Stammtisch
Versprochen wird eine digitale Revolution, ein Erfahrungsraum totaler
Wunscherfüllung: aufwachen in der Dschungel-Lodge, mittags Tennis
mit Federer, abends Konzert in Paris?
Im Metaverse alles nur einen Klick entfernt. Doch wem nutzt das alles
wirklich? Und gibt es ein richtiges Leben im Virtuellen? Barbara Bleisch
und Wolfram Eilenberger gehen mit ihren Gästen am Philosophischen
Stammtisch der virtuellen Parallelwelt auf den Grund.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg will wieder einmal die Welt neu
erschaffen. Nur virtuell zwar - doch die digitale Parallelwelt soll keine
Wünsche offenlassen. Arbeitskolleginnen und -kollegen in Shanghai,
Genf und Buenos Aires treffen sich dank VR-Brillen im virtuellen Besprechungsraum,
den sie natürlich nach eigenem Gusto gestalten: Dschungel-Atmosphäre,
stylishes Büro - oder doch eher Lagerfeuer? Alles geht. Wenn da die
Kreativität nicht ins Schwingen kommt!
Je größer der Anteil unseres Lebens, den wir ins Digitale
verlagern, umso lauter klingen die Kassen der Unternehmen, die die digitalen
Räume bereitstellen und die wir mit unseren Daten bezahlen. Schon
jetzt werden mit rein virtuellen Produkten Hunderte Milliarden Dollar umgesetzt.
Doch nach welchen Gesetzen? Reguliert von globalen Konzernen anstatt demokratischer
Regierungen? Und haben wir nicht bereits mit unserer Realität mehr
als genug zu tun? Ist das Metaverse am Ende nichts als ein gigantisches
Ablenkungsmanöver von den Problemen unserer Zeit?
Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger fragen die Philosophin Anna-Verena
Nosthoff und den Philosophen Dominik Erhard: Metaverse - Alptraum oder
Utopie?
Bewertung:
Elif Shafak – Wider die Gleichgültigkeit
Elif Shafak gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen der
Gegenwart. Auch ihre politischen Kommentare zur Türkei, zu Migration
und zu Frauenrechten werden weltweit gehört.
Barbara Bleisch spricht mit Elif Shafak über kollektive Amnesie,
die Kraft der Natur und die Gefahr der Gleichgültigkeit.
Elif Shafak ist das, was man mit Fug und Recht eine öffentliche
Intellektuelle nennt: Sie ist die meistgelesene Schriftstellerin der Türkei,
ihre Bücher werden in über 50 Sprachen übersetzt und international
mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Ebenso gilt sie als kluge politische Stimme, der auf Twitter über
eineinhalb Millionen Menschen folgen und die für internationale Zeitungen
beispielsweise die Ereignisse in der Türkei kommentiert. Vom türkischen
Regime wird sie wegen ihrer Kritik allerdings geächtet, 2006 wurde
sogar wegen "Beleidigung des Türkentums" ein Prozess gegen sie angestrebt.
Dennoch glaubt Elif Shafak an den Pluralismus und die Kraft der Vielstimmigkeit.
Auch in ihrem neuen Roman "Das Flüstern der Feigenbäume"
erzählt sie vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs auf Zypern im
Jahr 1974 aus mehreren Perspektiven eine Liebesgeschichte, die um die Themen
Identität, Herkunft und Entwurzelung kreist.
Barbara Bleisch spricht mit Elif Shafak über die Natur, die eine
eigene Stimme verdient, über Traumata, die sich über Generationen
vererben, und über die Kraft der Poesie.
Bewertung: Sehr überzeugend,
informatib, bildend, interessant und anregend. Wir werden uns einige Werke
näher ansehen.
Sternstunde Philosophie, 3sat 27.03.22, orig srf 28.11.2021.
Leïla Slimani – Sex, Gewalt und
Freiheit
Leïla Slimani ist ein wahrer Superstar der Literatur. Die französisch-marokkanische
Schriftstellerin und Essayistin bricht mit ihren Büchern gern Tabus.
In der Gesprächsreihe "Sternstunde Philosophie" spricht der Schweizer
Philosoph, Autor und Moderator Yves Bossart mit Leïla Slimani über
menschliche Abgründe, über das Verlangen nach Freiheit und über
unser Sexleben als Spiegel der Gesellschaft.
2017 wollte der französische Präsident Emanuel Macron die
Schriftstellerin Leïla Slimani zur Kulturministerin Frankreichs ernennen.
Sie hat dankend abgelehnt. Sie wolle lieber schreiben. Denn nur im einsamen
Prozess des Schreibens fühlt sich die preisgekrönte Schriftstellerin
und zweifache Mutter wirklich frei.
Die Sehnsucht nach Freiheit war es auch, die sie mit 17 Jahren von
Marokko nach Paris geführt hat. Ihr großes Vorbild damals war
die Existenzialistin Simone de Beauvoir, die ihr feministisches Denken
bis heute prägt.
Slimani bricht gern Tabus und Stereotypen, etwa wenn sie über
weibliche Sexsucht schreibt oder über den Mord einer Nanny an ihren
Pflegekindern.
Ihr neuestes Buch trägt den Titel "Das Land der Anderen" und beschreibt
das Leben ihrer elsässischen Großmutter im Marokko der 1950er-Jahre,
vor dem Hintergrund der politischen Unabhängigkeitskämpfe. Über
das Fremde in uns, über wahre Freiheit und die Wurzel des Bösen
spricht sie mit Yves Bossart.
Bewertung:
Sternstunde Philosophie, 3sat 13.02.22, orig srf 01.11.2021.
Philip Pettit - Welche Freiheit uns befreit
Er gehört zu den einflussreichsten Philosophen unserer Zeit, seine
Arbeit strahlt über den Elfenbeinturm hinaus bis in die Politik: der
Ire Philip Pettit.
Ursprünglich Priesteramtskandidat, verliebte
er sich in die Schriften von Jean-Paul Sartre und entdeckte die Freiheit,
um die sein Denken bis heute kreist. Barbara Bleisch trifft den weltbekannten
Philosophen zum Gespräch.
Am Anfang stand für Philip Pettit die Freiheit:
Im katholischen Priesterseminar spürte er, dass er sich keinen Fehltritt
erlauben durfte und von der Gunst der Vorgesetzten abhing. Als er sich
den Schriften Sartres zuwandte, war es um ihn geschehen: Seine Leidenschaft
gehörte fortan der Philosophie. Er verließ das Priesterseminar
und legte als Philosoph einen beeindruckenden Weg zurück, der in Professuren
an den Eliteuniversitäten in Princeton und an der National University
Australiens in Canberra gipfelte. Die Freiheit fasziniert ihn bis heute.
Mit seiner frühen Erfahrung der Unterwerfung versteht Pettit Freiheit
heute in erster Linie als Freiheit von willkürlicher Herrschaft: Wirklich
frei ist nur, wer sich selbst gehört.
Barbara Bleisch fragt im Gespräch unter anderem
nach den politischen Implikationen seines Freiheitsverständnisses,
das der ehemalige spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez
Zapatero zum Wahlkampfmotto erhob.
Bewertung: Interessant,
anregend, bildend. Freiheit ist nach Pettit weniger als etwas Individuelles
konzipiert wie im klassischen Liberalismus - hier irritierte mich etwas,
dass J.S. Mill gänzlich unerwähnt blieb
- als vielmehr an die Gemeinschaft und das Soziokulturelle gebunden,
eingebettet und aus ihr hervorgehend. Der Gleichheitsgrundsatz der französischen
Revolution hat in seinem Freiheitkonzept einen ganz hohen Rang. Er lehnt
jede Herrschaftsform ab, die nicht demokratisch, republikanisch und durch
Kontrollinstanzen (Gerichte, Ombudsleute, Bürgerräte) konstituiert
wird. Besonders beeindruckend fand ich auch, dass seine Ideen die praktische
Politik erreichten, wenn er zur Begutachtung der sozialistischen Politik
in Spanien eingeladen wird und Zapatero zu Reformen in seinem Sinne bewegt
hat.
Querverweis: https://de.wikipedia.org/wiki/Philip_Pettit.
Sternstunde Philosophie, 3sat 30.01.22, orig srf 16.01.2021.
Impfen gegen Corona – Freiheit oder Pflicht?
Die Forderung nach einer Impfpflicht gegen Covid-19 wird immer lauter.
Aber darf man Menschen dazu verpflichten, sich gegen den Willen impfen
zu lassen?
Darüber spricht Yves Bossart mit Andrea Büchler,
Rechtsprofessorin und Präsidentin der NEK, und mit Peter Schaber,
Professor für Angewandte Ethik.
In Österreich soll ab Februar eine Impfflicht
für alle gelten. Andere Nachbarländer der Schweiz haben bereits
eine Impfflicht für bestimmte Berufsgruppen eingeführt. Wird
die Schweiz nachziehen? Und wie ist eine allgemeine Impfflicht unter ethischen
Gesichtspunkten zu beurteilen? Darf der Staat Menschen dazu verpflichten,
sich eine Spritze setzen zu lassen – und wenn ja, unter welchen Bedingungen
und mit welchen Mitteln?
Yves Bossart im Gespräch mit Andrea Büchler, Rechtsprofessorin
an der Universität Zürich und Präsidentin der Nationalen
Ethikkommission im Bereich Humanmedizin (NEK), und mit Peter Schaber, Professor
für Angewandte Ethik an der Universität Zürich.
Bewertung: Drei, die für
Impfen sind, ist eine denkbar schlechte Besetzung. Ein Impfbefürworter
und ein Impfskeptiker wäre geeignet, erforderlich und zumutbar gewesen.
Das hat Bossart nicht gut gemacht. Anonsten wurde die Problematik schon
vielseitig beleuchtet, wenn auch die Impfskeptikerseite zu kurz kam wie
auch nachhaltiger herausgestellt hätte werden müssen, dass natürlich
nachgewiesen werden muss, dass impfen wirksamen Schutz bietet, bevor es
verpflichtend werden kann und das ist ja derzeit nicht der Fall. Trotz
allem: sehenswert und anregend. Das Zitat von Mill
brachte die Problematik auf den Punkt, hier ausführlich:
Sternstunde Philosophie, 3sat 19.12.21, orig srf 17.10.2021.
"Harald Welzer - "Wir müssen aufhören!"
Der Klimawandel wird zunehmend zum Störfaktor: Wir möchten
weiter machen wie bisher, fürchten aber den drohenden Kollaps. Also
suchen wir Strategien, Bestehendes zu optimieren.
Der Sozialpsychologe und Bestsellerautor Harald
Welzer plädiert demgegenüber für eine Kultur des Aufhörens.
Vor einem guten Jahr erlitt Harald Welzer einen Herzinfarkt. Das Ereignis
hat ihn nicht nur persönlich verändert, sondern auch seine Sicht
auf die Gesellschaft.
Unser eigentliches Problem ortet Welzer in unserer
Weigerung, einzusehen, dass wir radikal scheitern könnten – und dass
es mit uns und unserem Leben irgendwann vorbei sein wird. Wer dagegen bereit
sei, vom Ende auf die Gegenwart zu blicken, gehe anders mit dieser Gegenwart
um.
Um diesen Blick aufs eigene Leben einzuüben,
hat er mit seinem neuesten Buch einen Nachruf auf sich selbst verfasst.
Im Sinne eines Nachrufs über uns nachzudenken, helfe uns auch als
Gesellschaft, schreibt Welzer: Aus einer imaginierten Zukunft lasse sich
die Diktatur der Gegenwart am ehesten brechen.
Barbara Bleisch fragt nach, was dieses Denken aus
der Zukunft wirklich bringt und warum die Option des Scheiterns verheißungsvoll
sein soll."
Verlagsinfo: "Bestseller-Autor Harald Welzer stellt
fest, dass unsere Kultur kein Konzept vom Aufhören hat. Deshalb baut
sie Autobahnen und Flughäfen für Zukünfte, in denen es keine
Autos und Flughäfen mehr geben wird. Und sie versucht, unsere Zukunftsprobleme
durch Optimierung zu lösen, obwohl ein optimiertes Falsches immer
noch falsch ist. Damit verbaut sie viele Möglichkeiten, das Leben
durch Weglassen und Aufhören besser zu machen. Diese Kultur hat den
Tod genauso zur Privatangelegenheit gemacht, wie sie die Begrenztheit der
Erde verbissen ignoriert.
Harald Welzer zeigt in einer faszinierenden Montage aus wissenschaftlichen
Befunden, psychologischen Einsichten und persönlichen Geschichten,
wie man aus den Absurditäten dieser gesellschaftlichen Entwicklung
herausfindet. Man muss rechtzeitig einen Nachruf auf sich selbst schreiben,
damit man weiß, wie man gelebt haben will."
Bewertung: Vom Ende her
denken soll befähigen, sich selbst und seine Lebensziele neu und wirksamer
zu gestalten, wobei mehr positive Alternativen als Kritik eine Rolle spielen
sollten. Wir müssen nicht auf Veränderungen warten, sondern hier
und jetzt uns selbst verändern. Die Endlichkeit und Begrenztheit als
Lebensrealität annehmen, nicht immer mehr und mehr weiter und weiter
wird uns allen helfen. Dazu gehört auch Aufhören und verzichten
lernen.
Sternstunde Philosophie, 3sat 12.12.21, orig srf 14.11.2021.
Auf dem Weg zur hypersensiblen
Gesellschaft?
Eine Welle der Empfindlichkeit hat unsere Gesellschaft erfasst. Menschen
fühlen sich offenbar aus kleinstem Anlass beleidigt. Empfindsamkeit
mag eine Tugend sein – doch sind wir heute zu empfindlich?
Menschen sind verletzliche Wesen. Für diese
Verletzlichkeit sensibel zu werden, ist deshalb sicherlich ein moralischer
Fortschritt. Die Me-Too- und Black-Lives-Matter-Bewegungen gingen in den
letzten Jahren mit einem weiteren Sensibilitätsschub einher. Seither
herrscht Verunsicherung. Ist die Frage «Wo kommst du her?»
kruder Rassismus oder nur eine harmlose Erkundigung? Wo fängt Sexismus
an: Erst beim Griff an den Hintern, oder bereits beim Gebrauch des generischen
Maskulinums?
Klar ist: Die Grenzen des Zumutbaren werden gerade
neu vermessen. Nicht allen will das einleuchten, einige fühlen sich
gegängelt. Für sie mangelt es gegenwärtig in erster Linie
an Resilienz und Widerstandskraft. Hatte Nietzsche nicht recht, als er
schrieb: «Was mich nicht umbringt, macht mich stärker!»
Auf der anderen Seite stellt sich die Frage: Setzen wir mit diesem Imperativ
nicht unsere Verletzlichkeit und letztlich Menschlichkeit aufs Spiel?
Am Philosophischen Stammtisch diskutieren Barbara
Bleisch und Wolfram Eilenberger mit der Philosophin Svenja Flasspöhler,
Autorin des soeben erschienenen Buches «Sensibel», und dem
Philosophen Dominique Künzle, der sich unter anderem als Feminist
bezeichnet.
Bewertung: Wichtiges gesellschaftliches
und gesellschaftspolitisches Thema dessen philosophische Bedeutsamkeit
ich nicht so recht erkennen kann, vielleicht hätte man Sozio- und
PsychologInnen einbeziehen sollen.
Sternstunde Philosophie, 3sat 21.11.21, orig srf 26.09.2021.
Lustvoll leben mit Konrad Paul Liessmann
Die Lust hat es gerade schwer: Die Pandemie zwingt zu Distanz, es dominieren
die nüchternen Fakten, wer lustvoll fabuliert, macht sich der Verschwörung
verdächtig.
Der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann preist demgegenüber
die Kraft der Fiktion und das lustvolle Leben. Barbara Bleisch hakt nach.
"Alle Lust will Ewigkeit" lautet eine berühmte
Zeile aus Friedrich Nietzsches genialem Werk "Also sprach Zarathustra".
Der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann widmet dieser
Zeile und dem menschlichen Sehnen und Sein ein ganzes Buch. Entstanden
ist ein Plädoyer für die Lust, die notabene ohne Schmerz nicht
zu haben ist.
Liessmann plädiert auch für die Lust am
Fabulieren, die uns abhanden zu kommen droht, weil die einzige Währung
unserer Zeit Fakten, Daten und Statistiken sind. Doch für Liessmann
liegt die Wahrheit nicht nur in der Vernunft, sondern ebenso in der Fiktion,
die ihre eigene Wahrheit kennt.
Barbara Bleisch fragt den umtriebigen Wiener Philosophen,
ob wir uns in Zeiten von Fake News das Lob der Fiktion wirklich leisten
können, ob die leidenschaftslose Seelenruhe der Epikureer das Leben
tatsächlich nur öde macht und was es mit Liessmanns Lust am Rennradfahren
auf sich hat.
Bewertung: Interessantes
Thema, aber zu akademisch-abstrakt und ohne konkrete, lebenspraktische
Orientierung.
Sternstunde Philosophie, 3sat 14.11.21, orig srf 19.09.2021.
Philosophischer Stammtisch: Eigentum
- Fluch oder Segen?
Immer mehr Menschen sprechen sich gegen Eigentum aus: Würden wir
nicht haben, sondern teilen, würden wir Ressourcen sparen und dem,
was wir gemeinsam besitzen, mehr Sorge tragen.
Doch besagt nicht das Problem der Allmende, dass
das, was keinem gehört, bald verlottert, weil sich keiner dafür
zuständig fühlt? Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger diskutieren
mit der Philosophin Eva von Redecker und dem Philosophieprofessor Francis
Cheneval.
Die Wogen gingen hoch, als bekannt wurde, dass das
Grundstück des Tennisspielers Roger Federer bis ans Seeufer reichen
soll und der Öffentlichkeit der Zugang zum See nicht mehr möglich
sein würde. Gehört der See nicht allen? Ähnlich die Frage,
wem der Boden in den Zentren gehört: den Reichen, die sich das Wohnen
in den Großstädten noch leisten können? Dem Rest bleibt
dann die Agglomeration. In Berlin haben Aktivistinnen und Aktivisten aus
genau diesem Grund ein Volksbegehren gestartet, um Wohnungskonzerne zu
enteignen.
Die Philosophie hatte immer ein ambivalentes Verhältnis
zum Eigentum: Für die einen sind Eigentumsrechte der Kern unserer
Freiheit. Für die anderen läuten sie das Ende jeden Gemeinwohls
ein. Eigentum – Wurzel allen Übels? Oder der Königsweg in die
Freiheit? Lässt sich Eigentum überhaupt vernünftig begründen?
Am "Philosophischen Stammtisch" diskutieren Barbara
Bleisch und Wolfram Eilenberger mit der Philosophin Eva von Redecker, die
mit ihrem Buch "Revolution für das Leben" Eigentum neu denken will,
und mit dem Philosophieprofessor Francis Cheneval, der unter anderem als
Sonderbeauftragter für "Property Rights" bei der UNO tätig war
und sagt: Eigentumsrechte sind für die Entwicklung einer Gesellschaft
zentral.
Bewertung: Außerordentlich
wichtiges Thema.
Sternstunde Philosophie, 3sat 07.11.21, orig srf 06.06.2021.
Maria-Sibylla Lotter: Die Macht derScham
Von der Flugscham bis zum Bodyshaming: Scham und Beschämung lauern
überall. Erleben wir gerade eine Renaissance der Scham? Und wenn ja:
Ist das gut so?
Yves Bossart spricht mit Maria-Sibylla Lotter über
die alltägliche Macht von Scham und Schuld. Lotter ist Philosophie-Professorin
an der Ruhr-Universität Bochum und Autorin des Buchs "Scham, Schuld,
Verantwortung. Über die kulturellen Grundlagen der Moral".
Es sei die Scham, die uns Menschen von den Tieren
unterscheide: Das behauptete Charles Darwin ebenso wie der Schweizer Liedermacher
Mani Matter in seinem Lied "Hemmige". Bereits Platon lobte die Scham als
Stütze der Moral. Andere aber sehen in ihr ein Instrument der Unterdrückung.
Ist die Scham nun gut oder schlecht? Wofür
sollten wir uns heute noch schämen? Und gewinnt die Scham mit der
zunehmenden Moralisierung des Alltags an neuer Macht?"
Sternstunde Philosophie, 3sat 24.10.21, orig srf 09.05.2021.
Achtung Beuys – Aktionskünstler, Visionär,
Provokateur
Joseph Beuys (1921–1986) gilt als weltweit bedeutendster Aktionskünstler
des 20. Jahrhunderts. Wie kaum ein anderer revolutionierte er den zeitgenössischen
Kunstbegriff.
Yves Bossart spricht mit dem Kunsthistoriker Philip Ursprung über
Joseph Beuys und die Rolle der Kunst heute.
Joseph Beuys ist eine Ikone der modernen Kunst:
Der Mann mit Hut, der Filz und Fett in die Kunst einführte. Er prägte
Sätze wie: "Jeder Mensch ist ein Künstler!"
Mit seinem "erweiterten Kunstbegriff" wollte Beuys
die Kunst als gesellschaftsverändernde Kraft etablieren. Er plädierte
für eine neue Wirtschaftsordnung jenseits von Kommunismus und Kapitalismus
und erkannte als Gründungsmitglied der Partei "Die Grünen" früh
den Wert der Natur.
Am 12. Mai 2021 jährte sich sein 100. Geburtstag.
Joseph Beuys wurde einerseits als Künstler von Weltruhm gefeiert,
andererseits als Scharlatan und Provokateur angefeindet. Wie hat sich seine
Rezeption 34 Jahre nach seinem Tod verändert? Und wie kann und soll
Kunst heute noch provozieren?
Yves Bossart im Gespräch mit Philip Ursprung,
Professor für Kunst- und Architekturgeschichte an der ETH Zürich
und Autor der unlängst beim C.H. Beck-Verlag erschienenen Monografie
"Joseph Beuys: Kunst Kapital Revolution".
Bewertung: Na ja.
Sternstunde Philosophie, 3sat 17.10.21, orig srf 28.03.2021.
Mit Tantra zur spirituellen Erkenntnis?
Es soll ein Weg zur Erleuchtung sein, so zumindest wurde es in Indien
einst verstanden. Hierzulande wird mit Tantra für bessere Sexualität
und harmonischere Partnerschaften geworben.
Was haben die westlichen Ausformungen dieser philosophischen Strömung
noch mit ihrer hinduistisch-buddhistischen Herkunft zu tun? Was genau ist
Tantra? Welche Rolle spielt Sexualität dabei, und wie hängt das
alles mit der viel besagten Erleuchtung zusammen?
Yves Bossart und Olivia Röllin gehen diesen Fragen in einer Begegnung
der "Sternstunde Philosophie" und der "Sternstunde Religion" nach. Ihre
Gäste sind Livia-Lea Maag, Tantra-Masseurin, Sophie Wennerscheid,
Kulturwissenschaftlerin, Jan-Ulrich Sobisch, Tibetologe, und Diana Richardson,
Tantra-Meisterin.
Der globale kulturelle Austausch Ende des 19. Jahrhunderts brachte
so einige religiöse und philosophische Ideen nach Europa. So war es
auch beim Tantra. Was die Kolonialherren noch schockierte, weil es äußerst
unkonventionelle Praktiken beinhaltete, begeisterte die Theosophische Gesellschaft
umso mehr, weil sie im Tantra eine uralte Weisheit vermutete.
Die westliche Faszination für den "spirituellen Osten" nahm Mitte
des 20. Jahrhunderts der Philosophieprofessor und spätere Guru Osho
auf. Er verknüpfte tantrische Theorien und Rituale mit Psychotherapie
und löste damit einen anhaltenden Boom aus. Wenn Forschende sich heute
unsicher sind, ob die teils sexuell aufgeladenen tantrischen Texte nicht
vielmehr metaphorisch zu verstehen sind, wird Tantra landläufig vorrangig
damit assoziiert.
Bewertung:
Sternstunde Philosophie, 3sat 10.10.21, orig srf 15.08.2021.
Lars Eidinger – Das Leben als Kunstwerk
Auf der Bühne der Welt sucht jeder Mensch seine Rolle. Kaum jemand
geht dabei so kompromisslos vor wie der Schauspieler Lars Eidinger.
Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger spricht Lars Eidinger in beispielloser
Offenheit über das Theater als Sucht, die Angst vor dem Tod als Urgrund
seiner Kunst und das rauschhafte Glück, immer wieder ein anderer zu
werden.
"Ein Experte fürs Maßlose", "ein trauriger Clown", "ein
Angstbündel", "ein Narzisst", "eine Personifizierung neuer Männlichkeit"
– was soll dieser Mensch nicht alles auf einmal sein. In jedem Fall zählt
der 1976 geborene Berliner Schauspieler Lars Eidinger zu den großen
Künstlern seiner Generation. Egal, ob auf der Bühne als Shakespeares
"Hamlet", als Filmstar in "Babylon Berlin" oder in dem Schweizer Kinoerfolg
"Schwesterlein": Eidinger sucht in jeder Rolle das Maximum an Präsenz
und Offenheit. Sein Spiel ist ebenso schonungslos wie provokant, ebenso
meditativ wie intensitätssüchtig.
Wie Verwandlung zu wahrer Selbsterkenntnis führt und was es heißt,
ganz im Moment zu leben, erklärt der gefeierte Filmstar außerdem
in dem "dramatischen Gespräch".
Bewertung:
Ein in vielerlei Hinsicht interessanter, authentischer Mann mit beeindruckendem
Introspektions- und Ausdrucksvermögen. Aber der Titel "Das Leben
als Kunstwerk" wurde leider kaum erkennbar.
Sternstunde Philosophie, 3sat 12.09.21, orig srf 13.06.2021.
"Philosophischer Stammtisch: "Cancel Culture"
als - neuer Pranger
Bei "Cancel Culture" gehen die Wogen hoch: Für die einen ist sie
ein moderner Pranger, genährt von einem moralinsauren Mob, der unliebsame
Meinungen tilgen will.
Für die anderen ein rhetorisches Manöver konservativer Kräfte
und nicht viel mehr als gerechtfertigte Kritik. Barbara Bleisch und Wolfram
Eilenberger diskutieren mit der Soziologin und Genderforscherin Franziska
Schutzbach sowie dem Literaturkritiker Ijoma Mangold.
Kulturschaffende oder Professorinnen werden von Veranstaltungen ausgeschlossen,
prominente Persönlichkeiten im Netz mit Häme übergossen,
Firmen mithilfe orchestrierter Shitstorms zum Einlenken gezwungen: Marginalisierte
Gruppen verschaffen sich unter dem Hashtag #CancelCulture Gehör und
fordern den Boykott von Personen, die ihrer Ansicht nach andere beleidigt
oder diskriminiert haben.
Handelt es sich dabei um Einzelfälle in einer medial hochgekochten
Debatte? Oder haben wir es hier mit einer eigentlichen Kultur des "Mundtotmachens"
zu tun, die zu einer Verengung des Meinungskorridors führt? Redefreiheit
gehört genauso wie Kritikfähigkeit unbestritten zu einer offenen
Gesellschaft. Haben wir verlernt, konstruktiv Kritik zu üben - oder
müssen wir vielmehr lernen, neue Formen der Kritik anzuerkennen?"
Bewertung:
Ich hätte mir massivere Kritik an der abstrusen Entwicklung der "Cancel
Culture" gewünscht.
Sternstunde Philosophie, 3sat 15.08.21, orig srf 30.05.2021.
Mut zur Dissidenz – Leben im Widerstand
Jede Woche ziehen in Minsk, Myanmar und Hongkong Hunderttausende auf
die Straße und kämpfen für eine freie Gesellschaft. Was
unterscheidet diese neuen Protestbewegungen von ihren Vorläufern?
Wolfram Eilenberger spricht mit der belarussischen Philosophin Olga
Shparaga und dem Schriftsteller Marko Martin über den Mut zur Freiheit,
über neue Protestformen und den globalen Kampf für offene Gesellschaften.
Gestohlene Wahlen, verlorene Grundrechte, brutale Militärs: Wie
fragil demokratische Ordnungen in Wahrheit sind, zeigt sich derzeit in
Hongkong ebenso deutlich wie in Myanmar und Belarus. Unter Einsatz ihrer
Existenz gehen dort jede Woche Hunderttausende Bürgerinnen und Bürger
auf die Straße. Welche Erfolgschancen haben sie? Sind sie gar Vorläufer
neuer, globaler Emanzipationsbewegungen?
Darüber spricht Wolfram Eilenberger mit der im Exil lebenden belarussischen
Philosophin und Aktivistin Olga Shparaga, Autorin des Buchs "Die Revolution
hat ein weibliches Gesicht. Der Fall Belarus", und mit dem Schriftsteller
und Publizisten Marko Martin, Autor des Buchs "Dissidentisches Denken".
Bewertung:
Wichtiges und interessantes Thema mit kompetenten Gästen.
Sternstunde Philosophie, 3sat 20.06.21, orig srf 18.04.2021.
"Philosophischer Stammtisch: wem gehört
mein Körper?
Verlockungen gibt es viele: Downhill ohne Helm, Zuckerwaren haufenweise,
mehrere Gläser über den Durst. Doch der Staat will uns erziehen:
mit Helmpflicht, Zuckersteuer und Alkoholverbot.
Darf er das? Gehört mein Körper, mein Wohl nicht ganz allein
mir? Darüber diskutieren Wolfram Eilenberger und Barbara Bleisch am
philosophischen Stammtisch mit Svenja Flasspöhler und Stefan Riedener.
Die Welt buhlt um Corona-Impfstoffe und misst sich im Wettbewerb, wer
schneller seine Bevölkerung durchgeimpft hat. Doch nicht alle, die
könnten, wollen sich auch impfen lassen. Dabei wäre die Impfung
ein zentrales Element in der Strategie der Pandemiebekämpfung. Der
Staat darf die Impfrenitenten aber nicht zwingen. "Warum eigentlich nicht?",
fragen die einen. Immerhin ist ziemlich sicher, dass Geimpfte das Virus
auch weniger übertragen. "So weit kommt's noch", entgegnen die anderen.
Gilt nicht: "Mein Körper gehört mir"? Doch tut er das eigentlich
noch? Werden wir nicht ständig ermahnt, die steigenden Gesundheitskosten
im Blick zu behalten und mit unserem Verhalten nicht die Staatskasse zu
belasten? Geht mein Lebensstil die anderen etwas an? Oder ist er gänzlich
Privatsache?"
Bewertung:
Sternstunde Philosophie 3sat 13.06.21, orig. srf
12.05.21, Info:
Philipp Blom: Die Natur schlägt zurück
Wir Menschen stehen nicht über der Natur. Wir sind Teil von ihr,
abhängig und verletzlich. Das zeigt die Pandemie wie auch die Klimakrise.
Ein Vortrag des Historikers Philipp Blom.
Für den Bestsellerautor Blom ist klar: Unser Selbstbild und unser
Wirtschaftssystem müssen erneuert werden. Wir brauchen ein neues Lebensmodell
für die Zukunft. Yves Bossart spricht mit Philipp Blom über unsere
Zeitenwende und all das, was auf dem Spiel steht.
"Menschen lernen nicht aus der Geschichte, aber sie reagieren auf Traumata",
schreibt der deutsche Historiker und Philosoph Philipp Blom. Hinterlässt
die Pandemie ein solches Trauma? Oder die Klimakrise? Nach Blom befinden
wir uns derzeit am Ende von 3000 Jahren Kulturgeschichte.
Am Anfang stand das göttliche Gebot: Macht euch die Erde untertan!
Aufklärung, Industrialisierung und Kolonialismus folgten diesem Glauben.
Damit ist jetzt Schluss, meint Blom: Ausbeutung, Wachstum und Selbstüberschätzung
haben ausgedient. Die Menschheit braucht eine neue Meistererzählung,
eine neue Zukunftsvision. Aber welche?
Bewertung: [13.06.21]
Sternstunde Philosophie 3sat 09.05.21, orig. srf
21.03.21, Info:
Imagineering oder: Wie wir Zukunft neu
denken
Corona hat sämtliche Routinen gekappt – bis auf die Denkroutinen.
Zwar kam die Welt zum Stillstand, doch wenn es darum geht, aus der Krise
zu lernen, verfallen wir in ein "weiter wie bisher".
Die Politökonomin Maja Göpel hat mit ihrem Buch "Unsere Welt
neu denken" einen Bestseller gelandet. Jörg Metelmann plädiert
für "Imagineering", ein Konzept, das Walt Disney groß gemacht
hat. Barbara Bleisch blickt den beiden Zukunftsforschenden in die Karten.
Wie lässt sich eine Zukunft denken, die mehr ist als Besitzstandwahrung?
Die Zukunft ist stillgelegt. Wer weiß schon, ob sich das Buchen von
Ferien lohnt, das Sabbatical im Ausland stattfinden kann? Umso mehr hätten
wir Zeit, uns Gedanken zu machen, wie wir künftig leben wollen. Nicht
nur persönlich, sondern als Gesellschaft.
Die Politökonomin Maja Göpel hat mit ihrem Buch "Unsere Welt
neu denken" (2020) einen Bestseller gelandet. Das neu gegründete "New
Institute", dem sie vorsteht, will auch genau dies: ganz neu und anders
denken. Die Wirtschaft umkrempeln, sodass die Natur nicht länger ausgebeutet
wird. Ein neues Wir hervorbringen, das Grenzen überwindet und dennoch
lokale Verwurzelung ermöglicht.
Auch der Kulturwissenschaftler Jörg Metelmann ist der Meinung,
dass ein Pfadwechsel in Politik und Alltag gefragt ist. Der Vertreter eines
utopischen Realismus plädiert für "Imagineering", ein Konzept,
das Walt Disney groß gemacht hat und das Fantasie und Umsetzungskraft
verbindet.
Bewertung: [09.05.21]
Sternstunde Philosophie 3sat 02.05.21, orig. srf
14.02.21, Info:
Thea Dorn: Die Pandemie der Einsamkeit
Wer oder was vermag Trost zu spenden, im Angesicht tiefster Vereinsamung,
Erschöpfung, Trauer? Die Literatin und Philosophin Thea Dorn im Gespräch
mit Wolfram Eilenberger über den neuen, alltäglichen Kampf gegen
Einsamkeit und Trostlosigkeit – und wie man ihn bestehen kann.
Die Erfahrung der Pandemie wirft uns auf elementare Ängste und
Erfahrungen zurück. Unter ihnen auch die der Todesangst, Todesnähe
und Trauer. In ihrem neuen Roman «Trost – Briefe an Max» schildert
die deutsche Schriftstellerin, Philosophin und Moderatorin Thea Dorn die
Erfahrungen einer erwachsenen Frau, deren Mutter im Krankenhaus an Covid-19
verstorben ist, ohne dass man voneinander hätte Abschied nehmen können.
Der geschilderte Kampf, als Trauernde Trost zu finden, ja überhaupt
bei Trost zu bleiben, führt zu tiefen philosophischen Fragen: Gibt
es eine Versöhnung mit unserer Endlichkeit? Worin liegt der Unterschied
zwischen Einsamkeit und Alleinsein? Welche Hilfe, wenn überhaupt,
bieten Kunst oder Philosophie in Zeiten tiefster Verzweiflung? Im Gespräch
mit Wolfram Eilenberger weist die Philosophin Dorn, trotz allem, Wege zurück
in eine unsterbliche Lebenslust.
Bewertung: Ein sehr wichtiges
Thema, anregend und interessant. Schön auch, dass zwischen allein
sein und einsam sein differenziert wurde.
Sternstunde Philosophie 3sat 21.02.21, orig. srf
31.01.21, Info:
Wirtschaft nach Corona: Hochfahren
oder umdenken?
Der Shutdown rettet Leben. Aber er kostet. Der Staat verschuldet sich
in Milliardenhöhe. Was heißt das für die nächsten
Jahre? Welche Wirtschaft brauchen wir für die Zukunft?
Darüber spricht Yves Bossart mit Monika Bütler. Sie ist Professorin
für Volkswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen, Mitglied
der Corona-Taskforce des Bundesrates und gilt als wichtigste Ökonomin
der Schweiz.
Drei bis fünf Milliarden Franken pro Monat - so viel kostet der
Shutdown, schrieb die "NZZ" kürzlich. Welche Folgen haben die Corona-Maßnahmen
für unsere Wirtschaft? Kommt die große Konkurswelle, die globale
Rezession, die Inflation? Welche wirtschaftlichen Reformen braucht es für
die Zukunft? Müssen wir uns gar verabschieden von unserem Lebensstil,
vom ewigen Wachstum?
Bewertung: Ein interessantes
und sehr wichtiges Thema mit guten Fragen zwar, aber vielen ausweichenden,
abwieglerischen Anworten.
Sternstunde Philosophie 3sat 28.02.21, orig. srf
22.11.20, Info:
Kollapsologie: Steht die Welt am Abgrund?
"Der Untergang des Abendlandes steht zwar nicht direkt bevor. Dennoch
bietet das Katastrophenjahr 2020 reichlich Anlass, über Stabilität
und Fragilität unserer Lebensform nachzudenken. Sind wir Menschen
noch zu retten? Darüber diskutieren am philosophischen Stammtisch
Svenja Flaßpöhler, Stefan Riedener, Wolfram Eilenberger und
Barbara Bleisch.
Sollten Krisenzeiten gute Zeiten für das Philosophieren
sein, dann gibt das Jahr 2020 gewiss besonders viel zu denken. Weltweite
Krisen scheinen sich derzeit geradezu zu überstürzen: ökologisch,
virologisch, politisch. Wohl nie mehr seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs
wirkten unsere Gesellschaften derart fragil. Und die Pandemie lehrt einmal
mehr: Vor nichts ist der Mensch gefeit, allem technologischem Fortschritt
zum Trotz. Könnte es vielleicht sogar sein, dass der Mensch des Menschen
größter Feind ist? Und die Menschheit im Begriff steht, die
Lebensvoraussetzungen zukünftiger Generationen sehenden Auges zu zerstören?
Die Bewegung der Kollapsologen, die in Frankreich ihre Wurzeln hat, will
die Menschen auf das drohende Ende vorbereiten. Andere sprechen von Panikmache.
Was sagt die Philosophie?"
Bewertung: Sehr interessant
und lehrreich.
Sternstunde Philosophie 3sat 31.01.21, orig. srf
24.01.21, Info:
Menschen sind nicht behindert, sie
werden behindert
15 Prozent der Weltbevölkerung leben mit einer Behinderung. Oder
ist für 15 Prozent der Weltbevölkerung diese Welt nicht optimal
eingerichtet? Zu Gast ist der Soziologe Tom Shakespeare.
Er sagt: "Wer über Behinderung und Krankheit
spricht, spricht immer auch über die Normvorstellungen in seiner Gesellschaft."
Mit Barbara Bleisch diskutiert Shakespeare unter anderem, was Gleichberechtigung
angesichts der menschlichen Verschiedenheit bedeutet.
Niemand ist gefeit davor, behindert zu sein. Manche
Menschen kommen mit einer Behinderung zur Welt, andere verunfallen in der
Lebensmitte, wieder andere werden im Alter blind oder gehörlos. Wie
es sich mit einer Behinderung leben lässt, hängt stark von der
Gesellschaft ab, in der man sich bewegt.
Inklusion ist ein Menschenrecht. Was aber braucht
es, um Menschen mit einer Behinderung auch wirklich miteinzubeziehen und
zu berücksichtigen – ohne dass sie unter Leistungsdruck geraten und
überfordert sind, weil sie täglich mit ihrem Anderssein konfrontiert
werden? Wie können sich behinderte und nicht behinderte Menschen auf
Augenhöhe begegnen? Und was bedeutet es für die Gesellschaft,
wenn die vorgeburtliche Diagnostik dazu führt, dass sich immer mehr
Paare gegen ein Kind mit einer Behinderung entscheiden?
Tom Shakespeare, renommierter Professor für
"Disability Research" an der London School of Hygiene and Tropical Medicine,
wurde mit Achondroplasie (Kleinwuchs) geboren. Im Gespräch mit Barbara
Bleisch diskutiert er, was Gleichberechtigung angesichts der menschlichen
Verschiedenheit bedeutet, und wie wir zusammenleben, wenn der optimierte
Mensch zum Ziel unserer Gesellschaft wird.
Bewertung: Eine ausgezeichnete
Sendung mit einem hervoragenden Gast.
Querverweise:
Dokumentierte Themen 2020
Vergebung oder Vergeltung? Vom richtigen Umgang - mit Schuld
Sternstunde Philosophie 3sat 06.12.20, orig. srf
06.09.2020, Info:
"Der gekränkte Mann als Gefahr
Sternstunde Philosophie 3sat 29.11.20, orig. srf
20.09.2020, Info:
Triage – Darf man Menschenleben abwägen?
Sternstunde Philosophie 3sat 22.11.20, orig. srf
15.11.2020, Info:
ARD Themenwoche 15.-21.112020 Wie leben
?
Experten oder Volk - Wer regiert unser Land?
Sternstunde Philosophie 3sat 08.11.20, orig. srf
27.09.2020, Info:
Andreas Reckwitz – Die extreme Gesellschaft der - Einzigartigen
Sternstunde Philosophie 3sat 18.10.20, orig. srf
23.08.2020, Info:
Sternstunde Philosophie: Ich pumpe, also bin ich [Sport, Fitness]
Sternstunde Philosophie 3sat 13.09.20, orig. srf
01.03.2020, Info:
Jung gegen Alt? Der philosophische Stammtisch.
Sternstunde Philosophie 3sat 30.08.20,
orig. srf 21.06.2020, Info:
Reif für die Insel? Reiselust und Fernweh in Corona-Zeiten
Sternstunde Philosophie 3sat 14.06.20,
orig. srf 24.05.2020, Info:
Verändert Corona unsere Gesellschaft?
ZDF
24.05.2020, 23.45
Richard David Precht im Gespräch mit Prof. Andreas
Reckwitz, Soziologe
_
Endo Anaconda: Gibt es ein Leben vor dem Tod?
Gesellschaft Demokratie im Stresstest – Was Corona über Politik verrät
Gesellschaft Brittany Kaiser: Rezepte gegen die drohende - Daten-Diktatur
Weltklasse! Vom Beitrag des Sports zum
Lebensglück
Sternstunde Philosophie 3sat 15.03.20,
orig. srf 12.01.2020, Info:
Annemarie Pieper: Die Wogen des Lebens
Sternstunde Philosophie 3sat 08.03.20,
orig. srf 29.12.2019, Info:
Gesellschaft Reichtum: Warum er fasziniert,
warum er irritiert
Sternstunde Philosophie 3sat 23.02.20,
orig. srf 20.12.2019, Info:
_
Gesellschaft IstVertrauen gut - oder Kontrolle
besser?
__
"Politischer Strukturwandel Bullshit untergräbt die Demokratie
... "Das westliche Modell aus Demokratie und Marktwirtschaft hat zweifellos
schon bessere Phasen erlebt. Wir erleben einen Strukturwandel der Demokratie,
angestoßen von einem Zerfall der Öffentlichkeiten." ..." [Eine
Kolumne von Henrik Müller in SPON 02.02.2020]
_
Moral total? Über neue Maßstäbe
in Sprache, Politik und - Kunst
Sternstunde Philosophie 3sat 02.02.20,
orig. srf 08.12.2019, Info:
Der marktgerechte Mensch
Ein "FILM VON UNTEN" von Leslie Franke und Herdolor Lorenz, 99 Min.
_
IgorLevit: Das Klavier, der Tod und die Politik
Sternstunde Philosophie 3sat 19.01.20,
orig. srf 03.11.2019, Info:
_
3sat Scobel 16.01.2020, 21-22.
"Die globale Revolution
_
Sternstunde Philosophie 3sat 12.01.20, orig. srf
24.11.2019, Info:
"Wie viel Wachstum darf noch sein?
- Der Philosophische Stammtisch
Dokumentierte Themen 2019
Internet-Stalking der Suchmaschinen und "sozialen" Netzwerker muss
verboten werden
Darknet im Internet [2019] [2018] [2017] [2016]
Digitaler Nachlass - Letzte Ruhe im Netz
Misstände in der Justiz. Thema bei Hart aber fair am 19.02.2018.
"Überlastet, überfordert, zu lasch – Was läuft schief
bei den Gerichten? Justiz in der Kritik: Liegt es an mangelnder Ausstattung
oder falscher Einstellung, wenn Terrorverdächtige freikomme n, Kinderschänder
ohne Aufsicht bleiben, Verfahren versanden? Und stimmt der Vorwurf: Es
wird zu viel an die Täter gedacht, zu wenig an die Opfer? ... "Darin
auch: "Drei Fragen an Joachim Wagner Der Richterbund klagt, die Justiz
sei völlig überlastet. Dabei zeigen Statistiken: Es gibt weniger
Strafverfahren und mehr Richter. Ein Widerspruch, den der Jurist und
renommierte frühere ARD-Moderator Joachim Wagner für ein Buchprojekt
aufklären wollte. ... " [Hart aber fair 19.02.18]
Patti Basler und Peter Schneider: Ernsthaft lustig
Sternstunden Philosophie 3sat 23.12.18, orig. srf
02.12.2018, Info:
Gesellschaft Wie Bestsellerautor Jonathan SafranFoer
- die Erde retten will
Sternstunde Philosophie 3sat 25.07.20,
orig. srf 13.02.2020, Info:
"Nach seinem Megaseller "Tiere essen" präsentiert der US-Autor
Jonathan Safran Foer nun Auswege aus der Klimakrise, und die betreffen
vor allem den Speiseplan.
Foers Lösungsansatz lautet: Wir können
den Planeten retten, wenn wir bis zum Abend vegan leben und tierische Produkte
meiden. Barbara Bleisch fragt, ob es statt Diät nicht Politik bräuchte,
und wie man es schafft, trotz der Bedrohung die Hoffnung nicht zu verlieren.
Mit seinem Romandebüt "Alles ist erleuchtet"
wurde Jonathan Safran Foer 2002 zum Shootingstar der amerikanischen Literatur.
2009 bewog er mit seinem Sachbuch "Tiere essen" Millionen Leser dazu, ihren
Fleischkonsum von Grund auf zu überdenken. Nun konstatiert er in "Wir
sind das Klima!", es fehle nur die gute Story, die die Gesellschaft dazu
bewegt, die abstrakte Gewissheit der Klimaerwärmung in eine Herzenssache
zu verwandeln, die zum Handeln motiviert.
Kann es funktionieren, nur an das Individuum zu
appellieren? Bräuchte es nicht auch politische Maßnahmen? Und
wie ließe sich aus der Klimakrise ein süffiger Stoff zaubern,
der die heutige Lethargie durchbricht? In "Sternstunde Philosophie" spricht
die Moderatorin Barbara Bleisch mit dem Schriftsteller über Hoffnung
und Hoffnungslosigkeit in Zeiten der drohenden Klimakatastrophe."
Bewertung:
Querverweis: Sternstunde Philosophie 31.10.2010: Klima: Denken und
Handeln im Widerspruch.
Reden - nicht brüllen.
Sternstunde Philosophie 3sat 23.08.20, orig. srf
16.02.20 , Info:
«Es ist grün!», sagt der Mann zur Frau, die am Steuer
sitzt. – «Fährst du oder ich?», entgegnet sie genervt.
Alle kennen diese Situationen, in denen ein Streit eskaliert, weil man
nicht wirklich miteinander redet. Was lässt sich aus Konflikten lernen,
für die Entgiftung der öffentlichen Kommunikation?
In seinem Theaterstück «Biografie ein
Spiel» analysiert Max Frisch die Szenen einer Ehe so: «Wir
haben einander verkleinert. Warum haben wir einander immer verkleinert?»
Das Drama der Beziehung beginnt oft mit dieser Verkleinerung: Man reduziert
sich gegenseitig, feuert Pauschalurteile ab, denkt in Stereotypen. Wie
lässt sich das verhindern? Und wie gelingt das gute Gespräch
– privat und öffentlich? In der «Zeit der grossen Gereiztheit»,
wie der Medienwissenschaftler und Autor des Buches «Die Kunst des
Miteinander-Redens» Bernhard Pörksen sie nennt, wird das Miteinander-Reden
zu einer Kunst, die wieder erlernt und gepflegt werden muss. Das gute Gespräch
muss dabei empathisch sein und Menschen nicht auf Kategorien reduzieren,
fordert die Autorin und Aktivistin Kübra Gümü?ay in ihrem
Buch «Sprache und Sein». Barbara Bleisch trifft die beiden
zu einem Gespräch.
Bewertung: ein interessantes
und wichtiges Thema, das vielleicht etwas tiefer und auch praktischer angegangen
hätte werden können.
Querverweise rund um den Krieg in der IP-GIPT:
> Psychotherapeutische
Hilfen zur Terrorangstbekämpfung.
Sternstunde Philosophie, 3sat 10.04.22, orig srf 20.03.22.
Philosophischer Stammtisch: Give peace
a chance – Aber wie?
Wiederaufrüstung ist das Wort der Stunde. Mit Putins Invasion
der Ukraine scheint Pazifismus endgültig passé. Zu Gast ist
der Philosoph Wilfried Hinsch und die Publizistin Elke Schmitter.
Aggressoren kann man nur militärisch besiegen oder abschrecken,
Gewalt nur mit Gegengewalt beenden. Notwendige Einsicht oder fataler Fehlschluss?
"Give peace a chance" – aber wie? Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger
diskutieren mit ihren Gästen.
Russlands Invasion der Ukraine wird als Zeitenwende beschrieben. Vorbei
der Glaube an einen Kontinent des Friedens durch Völkerrecht und Handel.
Geschlossen wird die Notwendigkeit zur Wiederaufrüstung und zu harten
Wirtschaftssanktionen betont. Selbst die Schweiz trägt die EU-Sanktionen
mit; das neutrale Schweden beschließt Waffenlieferungen. Fast scheint
es, als sei Pazifismus im Angesicht des Grauens endgültig passé,
das Pochen auf gewaltfreien Widerstand nichts als der naive Traum verweichlichter
Gemüter, die Friedensbewegung ein Relikt vergangener Tage.
Doch lässt sich Gewalt nur mit Gegengewalt wirksam begegnen? Das
eigene Land und dessen Werte letztlich nur kriegerisch schützen? Oder
zeigt nicht gerade der Krieg in der Ukraine, dass militärische Gewalt
selbst im Verteidigungsfall die schlechteste aller Lösungen ist, weil
sie das Leiden der Bevölkerungen verlängert und intensiviert?
Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger diskutieren am "Philosophischen
Stammtisch" mit dem Philosophen Wilfried Hinsch und der Publizistin Elke
Schmitter.
Bewertung:
Sternstunde Philosophie, 3sat 13.03.22, orig srf 06.03.22.
Krieg in der Ukraine – Das Ende des Westens,
- wie wir ihn kannten?
Putins Krieg gegen die Ukraine ist ein krasser Bruch mit Recht, Moral
und Zivilisation. Herrschen nun wieder Gewalt und Gegengewalt? Erleben
wir eine Zeitenwende der Weltpolitik?
Yves Bossart im Gespräch mit der Politologin Gerlinde Groitl,
der Philosophin Véronique Zanetti und dem Historiker Jeronim Perovi?
über Macht und Moral – und über den Krieg als Anfang einer neuen
Weltordnung.
Der 24. Februar 2022 wird in die Geschichtsbücher
eingehen. Nach der Annexion der Halbinsel Krim und Jahren des Bürgerkriegs
im Osten der Ukraine, begann in jener Nacht die russische Invasion in das
flächenmäßig größte Land Europas. Millionen
Menschen flüchten vor dem Krieg, auch nach Polen und in andere EU-Länder.
Der Westen hält sich militärisch raus,
spricht aber harte Sanktionen aus. Putin droht mit dem Einsatz von Atomwaffen.
Angesichts der realen Gefahr werden alte Muster aktiviert: Abschreckung
statt Diplomatie, Waffen statt Verträge, Macht statt Moral. Ist das
ein neuer Anfang der ewig gleichen Geschichte? Zerstört Putin mit
dem schrecklichen Krieg nicht nur die Ukraine, sondern auch die gesellschaftspolitischen
Ideale des Westens? Oder stärkt er gar den europäischen Zusammenhalt?
Bewertung:
Sternstunde Philosophie, 3sat 06.03.22, orig srf 27.02.22.
Putins-Welt
Putin und die Ukraine, Hitler und das Protektorat Böhmen und Mähren.
Man sollte bei Adolf Augusto Benito Francisco Josef Putin nicht wiederholen,
was man schon bei Hitler falsch gemacht hat: die Beschwichtigungspolitik
Chamberlains.
Wer ist der Mann, der die Welt in Schrecken versetzt? Wie denkt Putin?
Ein Gespräch mit Michel Eltchaninoff, Philosoph und Autor des Buches
"In Putins Kopf".
Zum Neujahrsempfang 2014 schenkte Wladimir Putin seinen wichtigsten
Beamten drei philosophische Werke zur Pflichtlektüre. Zudem zitiert
der ehemalige KGB-Spion in seinen politischen Reden gerne russische Intellektuelle,
konservative Vordenker und anti-westliche Philosophen. Manche dieser Visionäre
träumen von einem russischen Großreich, andere gar von einem
eurasischen Imperium. Wer sind diese Vordenker von Wladimir Putin?
Im Gespräch mit Yves Bossart erklärt Michel Eltchaninoff,
Chefredaktor des französischen "Philosophie Magazine", aus welchen
Werken Putin Ideen für seine Geopolitik schöpft, wohin ihn diese
führen und welche aktuellen Gefahren sie bergen.
Bewertung: Sehr interessant,
sehr informativ und lehrreich.
Kriegsverbrechen.
[2019]
[2018] [2017] [2016] [2015]
[2014] [2013] [2012]
"«Das habe ich getan», sagt mein Gedächtnis. «Das kann ich nicht getan haben», sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich - gibt das Gedächtnis nach. Friedrich Nietzsche, Werke III - Jenseits von Gut und Böse" > Abwehrmechanismen .... |
Kultur [Google] [2019] [2018] [2017] [2016] [2015] [2014] [2013] [2012]
Wozu KulturTkul
?
Sternstunde Philosophie 3sat 21.06.20, orig. srf
31.05.2020, Info:
"Kunst und Kultur braucht man nicht fürs bloße Überleben.
Doch was wären Mensch und Gesellschaft ohne Kultur?
Barbara Bleisch spricht mit dem Soziologen Dirk
Baecker, der Philosophin Christine Abbt und dem Co-Intendanten des Schauspielhaus
Zürich Nicolas Stemann über Systemrelevanz und Menschlichkeit
in Zeiten von Corona.
Die Frage, was systemrelevant ist, begleitet die
Zeit der Pandemie wie ein Hintergrundrauschen: Was brauchen Menschen zum
Leben – jetzt und in Zukunft? Was soll bleiben, was kann weg? Die Kultur
gerät dabei schnell einmal ins Hintertreffen.
Künstlerisches Schaffen gilt bei manchen auch
in guten Zeiten als verzichtbarer Luxus. Aber wäre ein Leben ohne
Kultur langfristig lebenswert? Was ist Kultur überhaupt? Seit es den
Menschen gibt, hat er sich sprachlich, künstlerisch und musisch auf
seine Umwelt bezogen. Braucht man also die Auseinandersetzung mit Kunst,
Musik, Theater, Literatur und Film auch als Gesellschaft, um Zusammenhänge
hinterfragen und neu entwerfen zu können?
Bewertung: Die Titelfrage
wurde nicht klar beantwortet. Hängen blieb: Kultur als Reflexionsraum,
Perspektivenwechsel und damit als wichtige Ergänzung und Bereicherung
des persönlichen Lebens. Die Corona-Zeit ist allerdings eine gute
Möglichkeit, für jeden einzelnen herauszufinden, was ihm fehlte.
Da kam heraus: das kulturelle Gemeinschaftserlebnis und Nähe im öffentlichen
Raum.
Sternstunde Philosophie 3sat 06.02.22, orig. srf
24.10.21, Info:
Colson Whitehead: Wie uns Fiktion befreit
Er hat die beiden großen US-Literaturpreise gewonnen, den Pulitzerpreis
sogar zweimal: Colson Whitehead ist DER amerikanische Schriftsteller der
Stunde.
Wolfram Eilenberger spricht mit ihm über die Verantwortung, die
damit einhergeht, über die Kunst, anderen etwas vorzumachen, und über
die Frage, warum uns erst Fiktionen wahrhaft befreien, wenn die Realität
keinen Ausweg mehr bietet.
Colson Whiteheads Aufstieg zum Star der amerikanischen Literatur in
den letzten Jahren hätte steiler nicht sein können: Neben dem
renommierten National Book Award gewinnt er als erster Autor überhaupt
mit zwei aufeinanderfolgenden Büchern den Pulitzerpreis für Belletristik.
In beiden Romanen erweckt er ein Stück amerikanische Unterdrückungsgeschichte
zum Leben. In "Underground Railroad" geht es um ein Netzwerk, das Sklavinnen
und Sklaven im 18. und 19. Jahrhundert zur Flucht in den Norden verhilft.
In "Die Nickel Boys" schreibt Whitehead über den wahren Fall von Missbrauch
an schwarzen Teenagern in einer Reformanstalt der 1960er-Jahre.
Das "Time Magazine" widmete ihm daraufhin das Cover und nannte ihn
"America's Storyteller", was im Zuge der Black-Lives Matter-Bewegung nicht
nur als Geschichtenerzähler einer Generation, sondern einer ganzen
historischen Erfahrung verstanden werden kann.
Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger spricht Whitehead darüber,
wie er mit dieser extremen Rolle umgeht.
Bewertung: Ein interessanter
Kopf und Mann, zweifellos anregend und bildend. Aber Antworten zu den
Fragen "über die Verantwortung, die damit einhergeht, über die
Kunst, anderen etwas vorzumachen, und über die Frage, warum uns erst
Fiktionen wahrhaft befreien, wenn die Realität keinen Ausweg mehr
bietet." habe ich in der Sendung nicht gefunden. Anscheinend hat diese
Frage der Moderator in Whithead hineinprojiziert. Diese Präsentation
war nicht durchdacht.
Nicht YouTube, sondern die Mediathek wird das lineare
Fernsehen irgendwann ablösen.
Rezo, YouTuber
Precht fragt dagegen, ob es überhaupt noch eine Öffentlichkeit in unserer Gesellschaft gibt, die wir alle miteinander teilen. Wie soll es noch Zusammenhalt geben, wenn jeder sich nur noch in seiner gefilterten Meinungsblase aufhält? Habe man früher mit Zweifeln und Unklarheit noch umgehen können, so herrsche heute das Diktat, zu allem eine feste Meinung haben zu müssen. Öffentlich-rechtliche Medien haben bisher versucht, Informationen für eine gemeinsame Öffentlichkeit zu bündeln - ähnlich wie in der Polis der Antike, so Precht. Im Netz aber wähle jeder nur noch jene Quellen aus, welche der eigenen Meinung schmeicheln. Ein echter Diskurs scheint gar nicht mehr gewollt zu sein. ..."
KenFM im Gespräch mit: UlrichTeusch („Der
Krieg vor dem Krieg“)
"Im Zweifel für den Krieg. Die deutsche Mainstream-Presse sowie
die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten sind auf Krawall gebürstet.
Das wissen wir nicht erst seit dem 11. September 2001 oder seit der Ukraine-Berichterstattung.
Schon lange ist jedem aufmerksamen Leser und Hörer klar, dass hier
etwas ganz und gar nicht klar ist: der gemeinsame Nenner „Frieden“ fehlt
völlig. Der Abstand zwischen dem, was die Menschen vom Journalismus
erwarten und was sie am Ende in den Mainstream-Medien serviert bekommen,
wächst. Unmut macht sich breit. Objektive Berichterstattung? Fehlanzeige.
Fehler und Feindbilder? Allgegenwärtig.
Kein klar denkender Mensch will Krieg. Doch die
Mainstream-Medien, vom herrschenden System abhängig und ihm dienend,
können gar nicht anders, als dieses von Krieg lebende System zu erhalten.
Eine Diskrepanz, die im besten Falle enttäuscht.
Im schlimmsten Fall aber nimmt Otto Normal die vorgefertigte
Meinung als bare Münze hin und lässt sich „an die Front schreiben“
oder „die da oben“ in ihrer Machtbesessenheit gewähren. Weil man ja
eh nichts machen kann? Doch, kann man!
Hat man die Tricks, die Ziele und die Muster nämlich
einmal durchschaut, bleibt nur noch ein letzter – zugegeben – schwerer
Schritt: selber denken. Dann fällt es aber leicht, politische Nachrichten,
zum Besten gegeben von Tagesschau, Talkshows und der guten alten Tageszeitung,
als Halbwahrheiten, Täuschungen und Propaganda zu enttarnen.
Und dann ist da noch das „Problem“ mit der Wahrheit.
Am Beispiel von Julian Assange sehen wir dieser Tage allzu deutlich, was
es für Konsequenzen haben kann, spricht man das aus, was nicht gesagt
werden darf. Assanges Verhaftung ist nichts anderes als ein Exempel, eine
Warnung an die freie Presse. Macht man nämlich den echten Krieg, den
uns das System als harmlose Spielerei (Bundeswehr-Werbung) oder als „notwendiges
Übel“ (Die Grünen) verkauft, in all seiner Grausamkeit sichtbar,
so landet man schnell im Hochsicherheitstrakt.
Im Gespräch mit Ulrich Teusch erleben wir einen teils zornigen,
teils hoffnungsvollen Politologen und Medien-Experten, der nicht aufgegeben
hat zu analysieren. Teusch ist jemand, der (noch) für die öffentlich-rechtlichen
Medien arbeitet, in seinen Büchern aber schon lange Tacheles spricht
und Kritik an seiner Branche übt.
Nach über 100 Minuten wird klar, welche Abneigung
in ihm gegen die bewusste Verbreitung von vorgefertigten Meinungen brodelt
und wie man sich einer solchen Beeinflussung entziehen kann.
Zum Beispiel: mit einem Buch, mit gesundem Menschenverstand
und bald auch mit einem weiteren, unabhängigen Online-Magazin: https://www.startnext.com/multipolar"
Toetung statt Ermordung heißt die Devise
der Qualitäts- und Wahrheitsmedien
In den Qualitäts- und Wahrheitsmedien wird berichtet, dass General
Soleimani getötet wurde. Aber er wurde nicht getötet, sondern
ermordet.
Denn seine Tötung zeigt wenigstens zwei Mordmerkmale (Heimtücke,
Gemeingefährlichkeit
und
der sonstige niedrige Beweggrund Rache > §
211 StGB). Die euphemistisch sprachliche Verbrämung politischer
Morde gehört offenbar zum Propagandakonzept der Qualitäts- und
Wahrheitsmedien. So wenig ich die Ayatollahs und Gottesstaatsvertreter
leiden kann (> auserwählte
Soziopathen) und so sehr ich ihren Terror und ihre Verbrechen verabscheue,
so wenig kann die euphemistsichen Lügen der Qualitäts- und Wahrheitsmedien
leiden. Mord ist Mord und nicht "nur" Tötung.
heise/telepolis 03.01.20: Eskalation: USA ermorden mit gezielter Tötung General Soleimani. |
Sternstunde Philosophie, 3sat 16.08.20, orig srf 02.02.20.
"Lydia Cacho: Im Kampf gegen Mexikos Kartelle
- der Männergewalt
Lydia Cacho gilt als eine der mutigsten Journalistinnen und Menschenrechtsaktivistinnen
Mexikos. Unbeirrt kämpft sie gegen den globalen Kinder- und Sklavenhandel.
Mit ihren Undercover-Recherchen über ein weltweites kriminelles
Netz von Pädophilen und Menschenhändlern wurde sie selbst zur
Zielscheibe der mexikanischen Mafia und Drogenkartelle. Was treibt sie
an?
Sie hat ihren Reisepass immer dabei, ist jederzeit bereit, innerhalb
kürzester Zeit zu fliehen: Vor 20 Jahren gründete die 56-Jährige
im mexikanischen Cancún ein Heim für misshandelte und sexuell
ausgebeutete Mädchen und Frauen.
2003 erzählte ihr eines der Opfer, sie sei von einem libanesischen
Unternehmer missbraucht worden. Die Journalistin begann zu recherchieren
und deckte einen Pädophilenring auf, an dem auch mehrere Politiker
und Topbeamte beteiligt waren. An ihren Festen vergewaltigten diese Männer
Mädchen und Jungen zwischen sechs und 13 Jahren.
Seit der Publikation dieser Recherchen lebt Lydia Cacho mit Anschlägen
und ständigen Morddrohungen. Und macht unbeirrt weiter, obwohl sie
selbst entführt und gefoltert wurde. In einem Land, in dem mehr als
100 Morde pro Tag geschehen.
Wie erklärt sich Lydia Cacho diese Gewalt gegen Frauen und Kinder?
Was hat die tief vom Machismo geprägte Kultur der Drogen- und Menschenhandel-Kartelle
damit zu tun? Und wo sieht sie als Feministin einen neuen Schub der Bewusstwerdung?
Wolfram Eilenberger fragt nach."
Bewertung: Wichtig, überzeugend;
Respekt.
Corona-Berichterstattung
Tagesschau, Tagesthemen, Heute, Heute-Express entpuppen sich weitgehend
als Propgandasender der Regierung und der Scharfmacher um das RKI, Wieler,
Drosten, Lauterbach und Co. Die Berichterstattung ist weder ausgewogen
noch kritisch. Selbst offensichtliche Falschmeldungen
des RKI-Chefs zu den Inzidenzen werden weder erkannt noch kritisch
kommentiert. Es ist wie in der Flüchtlingskrise.
Obwohl der Bundestag und Bundesrat (7.9.21) neue
Kriterien zur Lagebeurteilung beschlossen haben, dass nämlich Hospitalisierungsrate
und Intensivbettenbelegung die nicht mehr angemessene NeuInf-Inzidenz ablösen,
hindert das Tagesschau, Heute und wie sie alle heißen,
nicht, ihr Propagandatrommelfeuer mit den Katastrophenfallzahlen für
Lauterbach und Wieler (RKI) tagtäglich unter die Leute zu bringen,
hier die aktuellen Richtwerte:
Sternstunde Philosophie, 3sat 20.11.22, orig srf 11.09.22.
Omri Boehm – Vom Mut, selbst zu denken
Der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm sieht Freiheit, Mündigkeit
und Selbstbestimmung als universale Werte, die es gegen linke wie rechte
Identitätspolitik zu verteidigen gilt.
Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger erläutert der in New
York lehrende Philosoph und Autor des Buchs "Radikaler Universalismus"
(2022) seine Vision, das Versprechen von Mündigkeit, Autonomie und
Freiheit für alle Menschen endlich einzulösen.
"Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu
bedienen", so lautet mit Immanuel Kant der Leitspruch der Aufklärung.
Für den deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm liegt darin bis
heute der Kern einer freien, gerechten Gesellschaft. Gegen den Konformitätsdruck
von Cancel Culture und Identitätspolitik, aber auch gegen ein allzu
verkürztes Verständnis "westlicher Werte" und von "Liberalismus"
setzt er sich für eine Erneuerung der Aufklärung im 21. Jahrhundert
ein.
Gerade heute gelte es, universelle Werte entschlossen
zu verteidigen. Und damit Werte, die auf keiner spezifischen Tradition
und Kultur beruhen, sondern die sich in der Fähigkeit, selbst zu denken,
immer wieder neu offenbaren und bewähren.
Bewertung: Grundlegend
wichtiges Thema.
Sternstunde Philosophie, 3sat 21.08.22, orig srf 03.04..22.
Elizabeth Duval – Trans-Sein, was
bedeutet das?
Was bedeutet es für Menschen, sich nicht mit dem ihnen zugeschriebenen
Geschlecht zu identifizieren? Was bedeutet es für die Gesellschaft,
Transidentität als Phänomen voll anzuerkennen?
Wolfram Eilenberger geht diesen Fragen im Gespräch mit der 21-jährigen
spanischen Schriftstellerin und Philosophin Elizabeth Duval nach, selbst
Transfrau und Autorin des vielbeachteten Essays "Despues de lo trans" ("Was
nach trans kommt").
Seit dem 1. Januar 2022 ist es auch in der Schweiz umstandslos möglich,
das eigene Geschlecht mit einer Unterschrift auf dem Zivilstandsamt ändern
zu lassen. Die neue Regelung richtet sich an Menschen, deren Geschlechtsidentität
nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.
Was bedeutet es, trans zu sein, sich als trans zu erfahren? Welche sozialen,
rechtlichen, körperlichen Erfahrungen gehen damit einher?
Bewertung: Sehr interessant.
Sternstunde Philosophie, 3sat 29.05.22, orig srf 17.04.22.
Der gute Mensch von Rutger Bregman
In Europa ist Krieg, der Klimawandel schreitet voran, Millionen von
Menschen hungern. Doch für den Historiker Rutger Bregman ist klar:
Im Grunde ist der Mensch wohlwollend und gut.
Wie gehen die Kriegsgräuel in der Ukraine zusammen mit seiner
Überzeugung? Und kann dieser Glaube an das Gute wirklich andere mitreißen
und uns Menschen verändern? Mit Rutger Bregman spricht Barbara Bleisch.
Rutger Bergman hat eine frohe Botschaft für uns: In seinem millionenfach
verkauften Beststeller "Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit"
skizziert er den Menschen als von Natur aus hilfsbereit und kooperativ.
Nicht "the survival of the fittest" habe zu Erfolg geführt, sondern
"the survival of the friendliest". Und er ist überzeugt: Gerade der
Glaube an das Gute im Menschen macht uns zu guten Menschen.
In seinem neusten Buch "Wenn das Wasser kommt" hat der eloquente Intellektuelle
hingegen schlechte Nachrichten, denn er attestiert uns Geschichtsblindheit.
Wenn wir nicht aktiver gegen die Erderwärmung vorgehen, müssen
die Niederländerinnen und Niederländer in 100 Jahren vermutlich
in anderen Ländern um Asyl bitten, weil ganze Städte vom steigenden
Meer verschluckt werden.
Ist der Mensch also gut, aber träge?
Bewertung: Sehr interessenat,
anregend und überzeugend. Wir haben gleich zwei Bücher bestellt.
Besonders erschütternd war seine Information, dass sich das berühmte
Zimbardo Stanford Prisoners Experiment nach Öffnen der Archibe als
Schwindel herausstellte (ca. 12 min, im Buch Kapitel 7). Sehr eindrucksvoll
seine kritischen Analysen und Nachweise (z.B. Kap 9, zum Zuschauereffekt),
dass die meisten Qualitäts- und Wahrheitsmedien wenig taugen, es sind
überwiegend fake news der besonderen Art.
Sternstunde Philosophie, 3sat 22.05.2022, orig srf 29.08.2021.
Adrian Daub – Die
geheimen Vordenker des Silicon Valley
"Welche Philosophie steckt hinter Google, Facebook
und Amazon? Es sind Intellektuelle wie Ayn Rand, Marshall McLuhan oder
René Girard, auf die sich Tech-Ikonen des Silicon Valley berufen.
Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger legt
der Literaturwissenschaftler Adrian Daub die Geister frei, die Männer
wie Elon Musk, Mark Zuckerberg und Peter Thiel ins Leben riefen – und damit
unseren Lebensalltag auch in Zukunft entscheidend prägen werden.
Das innovative Zentrum der
digitalen Revolution ist seit mehr als 50 Jahren das Silicon Valley. Warum
wurde ausgerechnet dieses schmale Tal im Norden Kaliforniens zum Ausgangspunkt
der wohl größten technischen Revolution der Menschheitsgeschichte?
Welche Utopien waren dabei leitend? Welche Philosophinnen und Philosophen
prägend?
Diesen Fragen geht der in
Stanford lehrende Literaturwissenschaftler Adrian Daub in seinem Buch "Was
das Valley denken nennt. Über die Ideologie der Techbranche" nach.
Der Literaturwissenschaftler erklärt darin - und im "Sternstunde Philosophie"-Gespräch
- die philosophischen Wurzeln der digitalen Revolution."
Bewertung:
Erster Eindruck: informativ, differenziert, kritisch und interessant. Wir
haben uns das Buch bestellt. Vertiefter Eindruck nach Lesen: sehr oberflächlich,
nicht fundiert. Mit "Denken",
nicht näher erklärt, ist wohl Ideologie und Weltbild gemeint.
Sehr allgemein und abstrakt, Universalien Stil (>Sprachkritik),
kaum einmal operationale Ausführungen oder Belege.
Inhaltsverzeichnis:
Sternstunde Philosophie, 3sat 24.04.2022, orig srf 12.12.2021.
Nik Bärtsch – über
Rituale, Verzicht und Ekstase
"Der Zürcher Musiker und Komponist Nik Bärtsch
erinnert an einen Mönch. Seine rhythmische Musik hat eine Verbindung
zum Zenbuddhismus ebenso wie zur Kampfkunst Aikido.
Rituale und Verzicht sind ihm heilig.
Im Gespräch mit Yves Bossart spricht der
disziplinierte und reflektierte Künstler über seine Musik und
darüber, wie er die Welt sieht und hört. Über den Verzicht,
die Stille, das Üben und die Improvisation.
Jeden Montag spielt Nik Bärtsch mit seiner
international erfolgreichen Band "Ronin" im Zürcher Club "Exil". Seine
"Ritual Groove Music" ist eine originäre Mischung aus Jazz, Funk und
minimalistischer Musik. Bärtsch spricht auch von "Zen-Funk". Tatsächlich
ist seine Musik - ebenso wie seine Lebensphilosophie - stark von der japanischen
Kultur geprägt, vom Zenbuddhismus, aber auch von der Kampfkunst Aikido.
Nik Bärtsch spricht mit Yves Bossart außerdem
über die Kunst des Weglassens und den Groove des Lebens."
Bewertung:
Das ist ohne Zweifel ein interessanter Mann, Mensch und Künstler,
aber so richtig verstanden habe ich kaum etwas, vielleicht, dass es darum
geht, Wege zu finden, mit sich selbst im Einklang sein, auch im Alltag.
Stichworte: flow, groove ("ein Zustand, in dem man lieber weiter macht
als aufhört), präsent sein, Meditation, dynamische Meditation,
repetitiv, Kontakt, Hier und Jetzt, Rituale, Verzicht, Exstase.
Groove. https://www.groove-prinzip.de/groove-prinzip/
".. alles fließt, ist im "Flow", geschieht wie von selbst, leicht
im Hier und Jetzt. Dein Kopf ist ausgeschaltet, denn "es" "groovt" und
du fühlst dich verbunden und glücklich. So ist der wunderbare
Zustand zu beschreiben, für den es kaum Worte gibt."
Sternstunde Philosophie, 3sat 29.08.21, orig srf 21.02.2021.
Die Grenzen des Wissens
"Ich weiß, dass ich nichts weiß", lautet der wohl berühmteste
Satz der Philosophiegeschichte. Sokrates mahnte zur Demut: Unser Erkenntnisvermögen
ist begrenzt.
Doch unser Wissen nimmt jährlich zu. Könnte es also sein,
dass wir dereinst alles wissen? Oder hat unser Wissenshorizont Grenzen?
Barbara Bleisch unternimmt mit Claus Beisbart eine Reise an die Grenzen
unseres Wissenshorizonts und fragt nach dem Wert des Wissens.
Welche Geheimnisse die Weiten des Alls bergen und was die Welt im Innersten
zusammenhält: Kaum etwas hält uns mehr in Atem als die Suche
nach neuem Wissen. Und doch stoßen wir dabei immer wieder an Grenzen.
Es sei gut, diese Grenzen zu kennen, sagt Wissenschaftsphilosoph Claus
Beisbart. Denn was wir nicht wissen könnten, darüber lohne es
sich auch nicht zu streiten. Doch werden die erbittertsten Kämpfe
nicht viel mehr über Glaubens- als über Wissensfragen geführt?
Und warum haftet dem Skeptizismus gegenwärtig etwas Problematisches
an, wo doch Sokrates uns zur Skepsis ermahnte?
Bewertung:
Sternstunde Philosophie, 3sat 27.07.21, orig srf 08.08..2021.
Identitätspolitik – Wer darf
an wessen Stelle sprechen?
Bei der Frage, wer in der Politik, den Führungsetagen und im Film
repräsentiert wird und wer nicht, geht es auch darum, wer über
unsere Identität entscheidet.
Wen wir meinen, wenn wir heute "wir" sagen, ist nicht mehr so klar.
Barbara Bleisch diskutiert mit Mithu Sanyal, Autorin des Romans "Identitti",
über die Frage nach Herkunft und Identität, über postkoloniales
Denken und über die Blindheit gegenüber Privilegien.
Der erste Roman der Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Mithu
Sanyal ist ein Ereignis: "Identitti" hat Eingang gefunden in alle wichtigen
deutschsprachigen Feuilletons. Das Buch stellt die Frage unserer Zeit,
wer nämlich Deutungshoheit hat über die eigene Identität.
Diese wurde immer auch geprägt durch Fremdzuschreibungen: Klassismus,
Rassismus und Sexismus legen Personen auf ihr Anderssein fest und werten
dieses zugleich ab.
Konzepte wie Transgender oder Nonbinarität zeigen jedoch, dass
Identität nicht nur etwas Fluides ist, sondern Selbstzuschreibungen
selbstredend eine Rolle spielen. Gilt dies auch für "Rasse", ist es
also möglich "transrace" zu sein? Und wenn wir wählen können,
wer wir sind, warum diskutieren wir dann, wer für wen sprechen darf,
etwa auf der Bühne?
Bewertung:
Ein interessanter Gast und ein hochinteressantes Thema. Identitätsprolitik
wird trefflich einfach erklärt: wer darf an wessen Stelle sprechen?
Und noch genauer: "Das Buch stellt die Frage unserer Zeit, wer nämlich
Deutungshoheit hat über die eigene Identität. Diese wurde immer
auch geprägt durch Fremdzuschreibungen: Klassismus, Rassismus und
Sexismus legen Personen auf ihr Anderssein fest und werten dieses zugleich
ab."
Literatur: Appiah, Kwame
Anthony (2020) Identitäten. Die Fiktionen der Zugehörigkeit.
München: Hanser.
Querverweise: Selbstbild,
Ich-Konzepte,
Identität,
Dimension
Identität,
Probleme
Identitätsbegriff,
Sternstunde Philosophie, 3sat 18.07.21, orig srf 07.03..2021.
Rafaela Hillerbrand - Ethik des Risikos
Vor zehn Jahren ereignete sich die Nuklearkatastrophe von Fukushima.
Wie sollen wir heute mit Risiken umgehen? Bei der Energieversorgung, beim
Impfen, bei der Digitalisierung?
Was sagt die Philosophie zum Umgang mit Unsicherheit? Wie sollen wir
handeln, wenn wir die Folgen nicht kennen? Wie können wir Risiken
einschätzen? Darüber spricht Yves Bossart mit der promovierten
Physikerin und Philosophin Rafaela Hillerbrand.
Rafaela Hillerbrand ist Professorin für Wissenschaftsphilosophie
und Technikethik am weltweit führenden Institut für Technikfolgenabschätzung
in Karlsruhe.
Fukushima hat vor zehn Jahren die Welt erschüttert. Die Kernkraftwerke
aber sind nicht verschwunden. Denn auch alternative Energiequellen haben
ihre Tücken. Wie also müsste eine Ethik der Energiewende aussehen?
Bewertung:
Wichtiges und interessantes Thema.
Sternstunde Philosophie, 3sat 18.07.21, orig srf 20.06.2021.
Precht über Pflicht - Philosoph:
«Aus asozialen Egoisten entsteht keine Demokratie»
Ohne Pflicht kein Recht, sagt der deutsche Denker Richard David
Precht. Und schlägt zwei Jahre «Bürgerdienst» für
alle vor.
Die Pflicht hat keinen guten Ruf: Sie klingt nach Müllsortieren
und Abwasch. Doch wir sind darauf angewiesen, dass Menschen ihre Pflicht
tun – in privaten Beziehungen wie innerhalb des Staates.
Richard David Precht redet uns deshalb ins Gewissen. Barbara Bleisch
diskutiert mit dem deutschen Starintellektuellen unter anderem darüber,
ob Pflichtbewusstsein tatsächlich die Tugend der Stunde ist.
Dass der moderne Fürsorge- und Vorsorgestaat Pflichten gegenüber
seinen Bürgerinnen und Bürgern hat, ist im allgemeinen Bewusstsein
tief verankert. Dass die Bürgerinnen und Bürger dem Staat und
der Gemeinschaft umgekehrt auch verpflichtet sind, wird gern ausgeblendet.
Der Philosoph Richard David Precht kritisiert in seinem neuesten Buch
"Von der Pflicht. Eine Betrachtung" diese einseitige Sichtweise: Die Bürger
verstünden sich heute primär als Kundinnen und sähen den
Staat als Dienstleister, der ihnen Sicherheit garantieren, die Altersvorsorge
organisieren und das Gesundheitssystem am Laufen halten soll.
Eine Gemeinschaft kommt aber nicht aus ohne Bereitschaft zur Solidarität.
Und ein Rechtsstaat ist auf Bürgerinnen und Bürger angewiesen,
die sich an Regeln halten. Was in der Pandemie bereits für Reibung
sorgte, wird mit Blick auf Klimawandel und Digitalisierung erst recht herausforderungsreich.
Bewertung:
Wie meist interessant. Es fehlte ein wenig, Entwicklung, Sozialisation
der Tugenden und des Pflichtbewusstseins. Allerdings ist Prechts Ansatz,
man verändert Bewusstsein durch Tun - hier Pflichtjahre - überzeugend.
Sternstunde Philosophie, 3sat 16.05.21, orig srf 06.12.2020.
"Markus Gabriel
– Für einen neuen Existenzialismus!
Mit einer radikal neuen Philosophie will Markus
Gabriel unsere Gegenwart von ihren größten Irrtümern heilen.
Gabriel zählt zu den originellsten und mutigsten Denkern der Gegenwart.
Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger erklärt
der Bonner Philosoph, worin moralischer Fortschritt wirklich besteht, weshalb
die Rede vom "postfaktischen Zeitalter" Unsinn ist und warum Fiktionen
mindestens so real und rettend sind wie wissenschaftliche Tatsachen.
Im Zentrum seines "Neoexistenzialismus" steht
der Mensch als ein Wesen, das ständig in Gefahr steht, den wahren
Schein mit dem falschen Sein zu verwechseln. Ausgehend von der ältesten
Frage der Philosophie – der nach dem Unterschied zwischen Sein und Schein
– fordert Markus Gabriel eine radikale Neubeschreibung unseres Daseins
und seiner leitenden Werte. Denn erst wenn der Mensch seine Stellung im
Kosmos richtig versteht, öffnet sich ein Weg zur Bewältigung
heutiger Sinnkrisen – seien diese politischer, ökologischer, moralischer
oder existenzieller Art."
Bewertung:
Sehr interessant und ungewöhnlich klar für einen Philosophen.
Ich habe mir daher sein Buch "Fiktionen" bestellt. Das große Rätsel
der Philosophie, weshalb sie nicht wie andere Wissenschaften aufeinander
aufbaut und es damit auch zu Erkenntnisgewinnfortschritten kommt, wurde
nicht angesprochen und daher natürlich auch kein Lösungsvorschlag
unterbreitet. Das wäre vielleicht mal ein wichtiges Thema für
einen philosophischen Stammtisch.
Literatur bei Wikipedia.
Federica Gregoratto
– Nur die Liebe befreit uns!
Sternstunde Philosophie, 3sat 28.03.21, orig srf ....
"Liebe vermehrt sich, wenn man sie teilt: Das
behaupten Menschen, die mehrere Liebesbeziehungen gleichzeitig haben. Aber
stimmt das? Wie frei kann und soll die Liebe sein?
Und wann macht sie uns blind? Yves Bossart spricht
mit der Philosophin Federica Gregoratto über die befreiende Kraft
der Liebe. Federica Gregoratto arbeitet an der Universität St. Gallen
und schreibt ihre Habilitationsschrift zum Thema Liebe.
Die Liebe löst das Grundproblem der menschlichen
Existenz, denn sie befreit uns von der Einsamkeit. Das behauptete der Psychoanalytiker
Erich Fromm in seinem Buch "Die Kunst des Liebens". Stimmt das? Und wenn
ja, wie können wir verhindern, dass die Beziehung zum Gefängnis
wird?
Die Philosophin Federica Gregoratto meint, wahre
Liebe sei ein Prozess der Emanzipation und der Transformation. Liebe könne
uns befreien: von sozialen Zwängen ebenso wie von falschen Selbstbildern.
Wann aber macht uns Liebe blind? Und wie verändern Dating-Apps, #MeToo
und die Pornoindustrie unser Liebesleben?"
Bewertung:
Ein interessantes Thema und eine interessante Philosophin, aber schwer
verständlich.
Querverweise:
arte
17.07.2022, 8:40
"Nach einer wahren Geschichte Christos Sartzetakis,
Geist der Justiz
Nach einer Veranstaltung wird der griechische Abgeordnete Grigoris
Lambrakis, Friedensaktivist und linker Politiker, von einem Kleintransporter
angefahren. Wenige Tage später erliegt er seinen Verletzungen. Der
mit der Ermittlung betraute junge Untersuchungsrichter Christos Sartzetakis
findet heraus, dass Funktionäre des Militärs und der Polizei
in den Mord verwickelt waren.
Im Jahr 1969 kam der Film „Z“ des griechisch-französischen Regisseurs
Constantin Costa-Gavras in die Kinos. Er erzählt davon, wie der Untersuchungsrichter
Christos Sartzetakis versuchte, die Verantwortung der griechischen Rechtsextremen
und der griechischen Armee für einen politischen Mord nachzuweisen.
Der nach Vassilis Vassilikos‘ gleichnamigem Roman gedrehte Film beruht
auf wahren Ereignissen, die im Jahr 1963 ganz Griechenland erschütterten
und sich als Vorzeichen für die griechische Militärdiktatur der
Jahre 1967 bis 1974 herausstellen sollten.
Der Friedensaktivist Grigoris Lambrakis, Abgeordneter von Piräus
im griechischen Parlament, war der Hoffnungsträger der internationalistisch
und pazifistisch ausgerichteten neuen griechischen Linken. Am 22. Mai 1963
wurde er nach einer Veranstaltung in Thessaloniki schwer am Kopf verletzt
und starb einige Tage später.
Der Fall wurde dem jungen Ermittlungsrichter Christos Sartzetakis übergeben.
Er war 34 Jahre alt, und der Fall Lambrakis war für sein Leben ebenso
wegweisend wie für sein Land.
Der Richter sammelte schnell Beweise für die Komplizenschaft hochrangiger
Armee- und Polizeiangehöriger und leitete ein Ermittlungsverfahren
gegen sie ein. Doch das Militär gelangte durch seinen Putsch vom April
1967 an die Macht. Sartzetakis wurde seines Amtes enthoben und inhaftiert;
er entwickelte sich zu einer der Leitfiguren des Widerstands.
Christos Sartzetakis starb am 3. Februar 2022 im Alter von 92 Jahren.
Doch für die Griechen bleibt er auf ewig das Symbol für eine
unparteiische, integre und freie Justiz."
Bewertung: Ein hervorragende
Dokumentation, die Mut macht.
Precht und Welzer über Zukunft, Veränderung und Utopien
Ist Konservativ die Zukunft?
Precht ZDF 05.07.2020, 23.40
Katajun Amirpur: Iran verstehen
Sternstunde Philosophie, 3sat 05.07.20,
orig srf 23.02.20, Info:
Themen-2019:
Sternstunde Philosophie, 3sat 04.12.22, orig srf 21.11.21.
Nahtoderfahrung – Blick ins Jenseits
oder - Illusion des Gehirns?
Manche schweben über dem eigenen Körper. Andere sehen ein
helles Licht am Ende eines Tunnels. Immer wieder berichten Menschen von
solchen Nahtoderfahrungen.
Sind sie bloße Hirngespinste oder ein Fenster ins Jenseits? Yves
Bossart und Olivia Röllin gehen dem rätselhaften Phänomen
auf die Spur.
Nahtoderfahrungen sind vermutlich so alt wie die Menschheit selbst.
Doch erst seit den 1970er-Jahren werden sie wissenschaftlich erforscht.
Heute versucht man sogar, Nahtoderfahrungen und außerkörperliche
Zustände künstlich zu erzeugen. Welche Schlüsse lassen sich
aus den Erkenntnissen ziehen? Verraten Nahtoderfahrungen etwas über
ein Leben nach dem Tod, oder sind sie bloße Illusionen des Gehirns?
Wie integriert der Mensch diese rätselhaften Erlebnisse in seinem
Weltbild und in seinem Leben?
Diesen Fragen gehen Yves Bossart und Olivia Röllin in einer Begegnung
der "Sternstunde Philosophie" und der "Sternstunde Religion" nach. Yves
Bossart spricht mit der Soziologin und Nahtod-Expertin Ina Schmied-Knittel
und mit dem Philosophen und Skeptiker Nikil Mukerji. Olivia Röllin
trifft den Musiker Bo Katzman, der aufgrund einer Nahtoderfahrung sein
Leben verändert hat, und unternimmt an der EPFL in Genf ein wissenschaftliches
Selbstexperiment, bei dem eine außerkörperliche Erfahrung künstlich
erzeugt wird.
Bewertung:
Sehr interessant mit zwei ebenso interessanten und kompetenten Gästen,
besonders für die psychologische
Erlebens- und Erlebnisforschung.
Sternstunde Philosophie, 3sat 20.03.22, orig srf 05.09.21.
Tut Wut gut? Gerichtspsychiaterin
- Heidi Kastner im Gespräch
Wir alle kennen und verdrängen sie: die
Wut. Von Kindesbeinen an lernen wir, Zorn und Groll in Schach zu halten.
Mit fatalen Folgen, meint Gerichtspsychiaterin Heidi Kastner.
Denn verschafften wir der Wut im richtigen Moment
Luft, wäre die Welt nicht nur friedlicher, sondern vielleicht auch
gerechter. Barbara Bleisch erkundet mit Heidi Kastner unsere inneren Vulkanlandschaften
auf der Suche nach der positiven Version von Wut und Zorn.
Wer die sozialen Medien durchstöbert, begegnet
ihr überall: der blinden Wut. Die Leute beschimpfen sich, pöbeln,
regen sich maßlos auf. Woher kommt diese Wut, und wie ist ihr zu
begegnen? Die Psychiaterin Heidi Kastner schreibt seit vielen Jahren Gerichtsgutachten
in Gewaltdelikten. Sie saß Mördern, Vergewaltigern und Straftäterinnen
gegenüber. Zu ihren bekanntesten Fällen gehört Josef Fritzl,
der seine Tochter 24 Jahre im Keller gefangen hielt und acht Kinder mit
ihr zeugte.
Das Fazit der Neurologin und Psychiaterin: Wut
tut gut, wenn wir lernen, ihr früh genug Luft zu verschaffen. Denn
Wut weist uns auf Unrecht hin und gibt uns die nötige Schubkraft,
Hürden zu überwinden. Doch was heißt das für den Wutbürger,
was für die Hassnachrichten im Netz? Lässt sich auch diese Wut
produktiv nutzen - und falls ja, wie?
Bewertung:
Sehr interessant mit einer sehr beeindruckenden Gerichtspsychiaterin, die
offenbar über viel gesunden
Menschenverstand verfügt..
Querverweise:
Sternstunden Philosophie 3sat 08.08.21, orig. srf
17.01.21, Info:
Mit Peter Schneider auf der Couch – - Philosophie der Psychoanalyse
Die Diagnose-Handbücher psychischer Krankheiten werden immer dicker.
Das zu beobachtende Kommen und Gehen dieser Krankheiten irritiert. Werden
wir irgendwann alle für verrückt erklärt?
Barbara Bleisch fragt nach bei Peter Schneider. Der Psychoanalytiker
und Satiriker teilt Sigmund Freuds aufgeklärtes Verständnis von
Krankheit und plädiert in seinem Buch "Normal, gestört, verrückt"
für einen gelasseneren Umgang mit Abweichenden.
Bin ich noch normal, oder habe ich einen an der Waffel? Psychische
Krankheiten rücken immer näher an die Grenze zur Gesundheit.
Diagnosen können den Zugang zu Unterstützung ermöglichen,
aber auch stigmatisierend wirken. Oft unterstehen sie dabei historischen,
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einflüssen.
Barbara Bleisch fragt Peter Schneider außerdem, woher unsere
Sehnsucht nach Etikettierung rührt, ob man sich in seiner Praxis nach
wie vor auf eine Couch legt und was das Konzept der Seele heute noch taugt.
Bewertung:
Querverweise:
Sternstunden Philosophie 3sat 30.05.21, orig. srf
29.11.20, Info:
Bas Kast – Die Entscheidungen
deines Lebens
Bauch oder Kopf? Sicherheit oder Risiko? Ganz neu beginnen oder in
Ruhe weitermachen? Der Weg zu einer gelingenden Existenz führt über
selbstbestimmte Entscheidungen.
«Werde, der du bist!». Leichter gesagt als getan. In seinen
Büchern geht der Wissenschaftsjournalist und Bestsellerautor Bas Kast
der Frage nach, was eine gute Lebensentscheidung von einer schlechten unterscheidet.
Was tun, wenn man sich im eigenen Leben nicht mehr zuhause fühlt?
Wenn das Berufsleben nur noch abgespult und die Beziehung von Routinen
regiert wird? Sind es wirklich die grossen Entscheidungen wie Ehe oder
Berufswahl, an denen sich ein Leben entscheidet? Oder doch eher die kleinen
alltäglichen?
Bas Kast geht diesen Fragen nicht nur als Wissenschaftsjournalist nach,
sondern auch als Erzähler und Romancier. Im Gespräch mit Wolfram
Eilenberger legt er die Bedingungen eines gelingenden Lebens frei und ermuntert
zum Mut, in der Mitte des Lebens noch einmal ganz Neues zu wagen."
Bewertung: Ein sehr interessanter
Gast und mit ebenso interessanten Ausführungen. Besonders eindringlich
vermittelte er die Bedeutung einer förderlichen Entwicklungsgebung,
die den Funken der Selbstprojektes zum Zünden bringt (z.B. bei Darwin
oder Zimmer). Der Prozess des unbewussten Werdens der Bauchentscheidungen
und die gesellschaftlichen Hindernisse kamen zu kurz. Viele Menschen erhalten
nicht die Möglichkeiten, die zu werden, die sie sein möchten.
Querverweise: Handlungsprinzip
Intuition, Kreativität,
Literaturliste
Kreativität, Selbst.
Michael Hampe: Selbstverwirklichung oder Selbstüberwindung?
Sternstunde Philosophie 3sat 11.10.20,
orig. srf 08.06.2020, Info:
Bertrand Piccard: Eine Krise ist ein Abenteuer, - das man ablehnt
Sternstunde Philosophie 3sat 07.06.20,
orig. srf 07.06.2020, Info:
Corona und die Psyche - über Angst, Stress und - Einsamkeit
Sternstunde Philosophie, 3sat 03.05.20,
orig srf 12.04.20.
Walter von Lucadou: Geister, Spuk und Übersinnliches
Sternstunden Philosophie 3sat 22.07.18, orig. srf
10.06.2018, Info:
Psychopathologie [2019][2018] [2017] [2016] [2015] [2014]
Bist Du psychopathisch? 42 - Die
Antwort auf fast alles
https://www.arte.tv/de/videos/104841-007-A/bist-du-psychopathisch/
"Wir kennen sie vor allem als Serienmörder aus Hollywoodfilmen
– Psychopathen. Doch nur die wenigsten von ihnen morden tatsächlich,
die meisten leben mitten unter uns. Ein bis zwei Prozent der Bevölkerung
gelten als psychopathisch. Ist das gefährlich? Und woran erkennen
wir sie überhaupt?
Ted Bundy wirkte nach außen charmant und einnehmend. In Wirklichkeit
entführte und tötete er viele junge Frauen in den USA. Bundy
war ein Psychopath. Wir glauben, dass Menschen wie er Einzelfälle
sind. Dabei kennt fast jeder einen Menschen mit psychopathischen Eigenschaften.
Denn ein bis zwei Prozent der Bevölkerung gelten als psychopathisch.
Doch die wenigsten werden zu Serienmördern. Wie können wir die
gefährlichen von den ungefährlichen Psychopathen unterscheiden
und uns schützen? Die amerikanische Psychologin Abigail Marsh wuchs
in der Nähe von Ted Bundys Elternhaus auf und erforscht inzwischen,
warum aus auffälligen Jugendlichen in einigen Fällen Psychopathen
werden und aus anderen nicht. Psychopathie ist eine komplexe Persönlichkeitsstörung,
über deren Ursachen die Forscher bisher wenig wissen. Immerhin hilft
die Psychopathie-Checkliste, sie zu identifizieren. Der amerikanische Neurowissenschaftler
James Fallon fertigte in den 1980er-Jahren Hirnscans von psychopathischen
Straftätern an und stellte bald ein Muster fest: Ihre Hirnstruktur
verrät sie. Und was ist mit denen, die nie straffällig werden?
Martin Rettenberger, Kriminologe aus Wiesbaden, beschäftigt sich mit
den sogenannten "erfolgreichen" Psychopathen, die normal leben. Eine davon
ist die amerikanische Anwältin M. E. Thomas, die nach ihrer Diagnose
als Psychopathin eine Therapie machte und seitdem ein stabiles soziales
und berufliches Leben führt."
Bewertung: Sehr informativ,
differenziert und kritisch.
Der iranische General Soleimani wurde nicht getötet, sondern ermordet (Heimtücke, Gemeingefährlichkeit). An der sprachlich euphemistischen Verbrämung des Mordgeschäfts beteiligt sich leider auch REPORT MÜNCHEN:
Webb, James T. (2020) Die Suche nach Sinn. Intelligenz im Spannungsfeld
von Idealismus, Desillusionierung und Hoffnung. Göttingen: Hogrefe.
Verlagsinfo: "Intelligente, wissbegierige Idealisten sehen sich in der
heutigen Welt häufig mit schmerzvollen Enttäuschungen und quälenden
Sinnfragen konfrontiert. Die Suche nach Antworten kann zu einer existenziellen
Depression führen. Der Ratgeber „Die Suche nach Sinn“ hilft Betroffenen
dabei, sich selbst und ihr Denken zu verstehen. Das Buch zeigt Strategien
auf, wie Betroffene ihre Desillusionierung bewältigen und ihren Idealismus
in positive, sinnstiftende und erfüllende Bahnen lenken können."
Querverweise: Überblick
Sinnfragen des Lebens in der IP-GIPT.
Die Sprache ist das wichtigste gesellschaftliche Medium. Die vier Hauptfunktionen sind (nach > SENDER-INTENTIONEN): (1) Sachverhalt zwecks Information mitteilen (lehren, lernen, unterrichten, unterweisen). (2) Eine Meinung beeinflussen, bewirken. (3) Einen Affekt beeinflussen, bewirken. (4) Eine Handlung beeinflussen, bewirken. Die Sprache ist auch Ausdruck des Denkens und des Zeitgeistes.
Querverweise:
Tiere [2019] [2018] [2017] [2016] [2015] [2014] [2013] [2012] " ... []
Die Anstalt vom 16.07.2019 - Der Fall attac
"Wilkommen in der Autokratie - Jetzt auch in Deutschland erhältlich:
Aufhebung der Gewaltenteilung, Willkür und Gängelung der Zivilgesellschaft."
Wikipedia wird von AgentInnen verschiedenen Interessengruppen
weitgehend beherrscht und überschwemmt und verliert in vielen wissenschaftlichen,
wissens- und informatorischen Bereichen grundlegende Kompetenz und Qualität.
Die Machtstrukturen sind undurchsichtig und einerseits anarchistisch-zufällige,
kapitalistische, institutionelle und durch geheimdienstliche Interessen
und deren AgentInnen dort bestimmt. Der Präsentations- und Repräsentanzkampf
bindet viel Zeit und Energie, die kompetente Wissensträger nicht aufbringen
können oder wollen.
_ _ _ Brückner, Michael (2014) Die Akte Wikipedia. Kopp. |
Sternstunde Philosophie 3sat 09.10.22, orig. srf
26.06.22, Info:
Thomas Zurbuchen: Der Schweizer, der
nach den - Sternen greift
Kometenhafter kann ein Aufstieg nicht sein: Aufgewachsen im Dorf Heiligenschwendi,
leitet Thomas Zurbuchen heute als Nasa-Forschungsdirektor die Missionen
zum Mond und Mars sowie die Suche nach Ufos. Ein Gespräch über
die Stellung des Menschen im Kosmos und den Aufbruch zu neuen Welten.
Thomas Zurbuchen ist einer der mächtigsten Wissenschaftler der
Welt: Als Forschungsdirektor der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa
beträgt sein Jahresbudget sieben Milliarden Dollar. Nebst über
100 Weltraummissionen ist er auch verantwortlich für die neu begonnene
Suche nach Ufos. Was lockte den Berner, der in einfachen evangelischen
Verhältnissen aufwuchs, zur Weltraumforschung und solch einer beispiellosen
Karriere? Welche Antworten erhofft er sich bei der Suche nach ausserirdischem
Leben? Droht das All durch zunehmenden Weltraumtourismus und zehntausende
Satelliten von Investoren wie Elon Musk zu vermüllen? Und wie kann
die Raumfahrt trotz massivem Ressourcenverbrauch auch helfen, den Klimawandel
besser zu verstehen und zu bewältigen? Das Gespräch mit dem Schweizer,
der tatsächlich «rocket science» betreibt, führt
Wolfram Eilenberger.
Bewertung: Sehr interessant
und beeindruckend.
scobel – Die Magie
der Mathematik
3sat 23.01.2020, scobel – Die Magie der Mathematik
_ |
Literatur (Auswahl) > Literatur-
und Linkliste Medien und Medienkritik.
> Querverweise.
Interne Links zum Elite-Problem: Generalkritik an der "Elite" * Elite-Meßverfahren * Was sind und wozu brauchen wir "Eliten" (Elite-Universitäten)? * Was bieten amerikanische etilE-Universitäten am Beispiel Wirtschaft?. * Wirtschaftlich motivierte "Elite"-Kritik * Wirtschaftselite in Deutschland * plutokratischer etilE-Papagei Peter Glotz *
Das Peter-Prinzip: "Mir kam der Verdacht, daß meine Schulbehörde in puncto Unfähigkeit kein Monopolbetrieb war. Als ich mich umsah, stellt ich fest, daß es in jeder Organisation eine Anzahl Menschen gab, die unfähig waren, ihrer Arbeit gerecht zu werden." (S. 15). Ein universales Phänomen: "Berufliche Unfähigkeit gibt es überall" (S. 16) "In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen" (S. 19) "Die Arbeit wird von den Mitarbeitern erledigt, die ihre Stufe der Inkompetenz noch nicht erreicht haben." (S. 20)." [mehr: PKW3-04, Überblick Bürokratie, ]
"Seit 1995 haben Hunderte Städte und öffentliche Unternehmen in Deutschland und Europa ihre Großanlagen wie Klär- und Wasserwerke, Straßenbahnen, Schulen und Messehallen an US-Investoren verkauft und zurückgemietet. Erst durch Rundfunksendungen von Werner Rügemer wurde »Cross Border Leasing« seit 2002 zu einem öffentlichen Thema. Er schildert die Entstehung und Struktur dieses Finanzprodukts der »New Economy« in den USA, ihre Verwandtschaft mit anderen Formen öffentlicher Enteignung, ihr Ausmaß in den wichtigsten europäischen Staaten sowie die Arbeitsmethoden der Leasing-branche. Erstmalig legt er jetzt die bisher geheimen Vertragsinhalte dieser Konstrukte fiktiver Kapitalbildung in vollem Umfang offen." (Rückumschlag/Info mit Inhaltsverzeichnis.). Bestellung: Westfälisches Dampfboot. |
(Faust II, A V, Palast, Mephisto Vers 11187) |
|
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site: www.sgipt.org
z.B. Medien site: www.sgipt.org. |
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