Medien-Kritik 2017
12. Jahrgang
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[2007] [2006]
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Die Medienspielen eine unheilvolle und zentrale Rolle für die fatale Herrschaft der Hollyvoodookratie. Längst hätte die Lehre des Aristoteles greifen müssen. Nun bietet das Internet eine Chance, die vermeintlichen Qualitäts- und Wahrheitsmedien abzulösen und durch eine wirkliche, echte und wahrheitsorientierte Berichterstattung zu ersetzen. |
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Stichworte 2017: * Amazon: Das Schummelsystem hinter Rezensionen bei Amazon.* Börse * Film-Kritik: Der junge Karl Marx * Google: Steuern * Fortschritte : Frauenfrage, Nuhr * Frauen: Marie Curie (3sat) * Internet: Internetstalking muss verboten werden * Schutz der digitalen Privatsphäre in der EU, Darknet: Das Darknet – Eine Reise in die digitale Unterwelt" * Justiz: Erschütternd-empörende Dokumentation Unrecht im Namen des Rechts * German Angst* Krimis: Helen Dorn Richter Gnadenlos * Populismus * Kritisch-alternative Medien: Rubikon * DWN bedroht * Lesenswert Sachbuch: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur * Sprache: Fake news, Narrativ, Politische Korrektheit, postfaktisch, Rechtspopulismus, Unworte des Jahres, Verschwörungstheorie, Willkommenskultur. * Sternstunde Kultur: Peter Zumthor – Architektur und Atmosphäre * Sibylle Lewitscharoff: Das Wunder der Sprache * Sternstunde Philosophie: Gibt es die eine Wahrheit? – Lorraine Daston und Ilija Trojanow * Neues Kultur- und Weltverständnis durch die Aborigines * Wieviel Ethik braucht die Kunst? Im Gespräch mit Beltracchis * Mit Methode die Armut besiegen * Arundhati Roy: Indiens Kämpferin für die Unterdrückten * Vertrauen in einer komplexen und verwirrenden Welt: Philosophischer Stammtisch: Wem trauen? * Fake news, Filterblasen, Shitstorms. * Ahmad Milad Karimi: Der Islam - die Religion der Schönheit? * Epistokratie - Gegen Demokratie * Ágnes Heller: Jahrhundertzeugin und Kämpferin für die Freiheit * Jonas Lüscher: Kommt alles gut? * Cyborg: Yuval Harari: Ein Historiker erzählt die Geschichte von morgen * Wie Freiheit gelingt. Beate Rössler über Selbstbestimmung * Verschwöerungstheorien * Werte, Space-Odyssee mit Professor Moore * Bilder als Waffen * Political correctness * Hirschhausen: Wunderglaube * Syrien * Gert Scobel: Weisheit – braucht man das heute noch? * Richard David Precht: Wem gehören die Tiere? * Wie dürfehn wir KInder machen? - Eine Aporie? * Lisa Herzog: Was ist schlecht an Ungleichheit? * Liebe - und wie sie den Alltag überlebt mit Alain de Botton, Navid Kermani: Was uns tröstet * Politik: Hannah Arendt - Die Pflicht zum Ungehorsam * Soziale Medien: Narzissmus im Netz *
Medienhinweise: Im allgemeinen oder teilweise informativ-kritische Medien, Magazine und Sendungen (Auswahl)
Querverweise Angst in der IP-GIPT:
Film [2016] [2015] [2014] ..." []
Der junge Karl Marx
Trotz aller berechtigten und notwenigen Marx-und
Kommunismus-Kritik ein sehr sehenswerter Film. Der Hauptdarsteller
merkt an: "Diehl: 'Marx war zynisch, spöttisch, aber auch warmherzig'
In seinem neuen Kinofilm verkörpert der Berliner Schauspieler
August Diehl den Philosophen und Querdenker Karl Marx in seinen jüngeren
Jahren. Dessen Theorien hält Diehl weiterhin für sehr aktuell.
"Wir leben in Zeiten, wo sich im Vergleich zu damals nicht so wahnsinnig
viel geändert hat", sagte Diehl im rbb-Interview mit Radio Berlin
am Sonntag: "Damals entstand die neue Sklavenklasse, das Proletariat. Der
einzige Unterschied heute ist, dass wir die Kinder, die für uns arbeiten,
ans andere Ende der Welt und damit weit weg von uns ausgelagert haben.""
Bewertung: Trotz aller
berechtigtigten und notwendigen Karl-Marx und Kommunismus-Kritik ein sehr
sehenswerter Film.
Querverweis: Überblick
Quellentexte zur Geschichte der Ökonomie.
Marie Curie Ein Leben für
den Fortschritt
Film von Krzysztof Rogulski und Urszula Lesiak, 3sat 5.11.17
"Wissbegierig, kämpferisch, mutig und hartnäckig: Marie Curie
war nicht nur in der Wissenschaft eine Wegbereiterin. Der Film zeichnet
den Lebensweg der Naturwissenschaftlerin nach.
Marie Curie hat die Existenz von zwei chemischen
Elementen bewiesen und als erste Frau den Nobelpreis erhalten. Ihrem unbeirrbaren
Einsatz im Ersten Weltkrieg verdankten Tausende Soldaten ihr Leben.
Aufgewachsen im von Russland besetzten Polen, studierte
Curie an einer illegalen Universität in Warschau. Jahre danach wurde
sie als erste Frau an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Pariser
Sorbonne aufgenommen. Dort erkämpfte sie die Finanzierung von Forschungsprojekten
und den Zugang zu Labors. Gemeinsam mit ihrem Mann Pierre Curie verwirklichte
sie ihre große wissenschaftliche Vision: die Isolierung des radioaktiven
Elements Radium. Dafür wurde ihr 1903 als erster Frau der Nobelpreis
in Physik verliehen. Acht Jahre später folgte der zweite Nobelpreis,
diesmal im Fach Chemie. Bis heute ist sie damit die einzige Frau, die zwei
Nobelpreise bekommen hat.
Marie Curies Erfolg beschert ihr aber auch Feinde:
Als sie sich für die Mitgliedschaft in der Französischen Akademie
der Wissenschaften bewirbt, tritt die Presse eine Schmutzkampagne gegen
sie los. Die Vorstellung, dass eine Frau in Liga eins der Wissenschaften
vertreten ist, löst in konservativen Kreisen Angst und Schrecken aus.
Um den Anfeindungen zu entgehen, muss sich Curie mit ihren zwei Kindern
bei einer befreundeten Wissenschaftlerin verstecken.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs bekommen Marie
Curies Forschungen zur Radioaktivität jedoch eine neue Bedeutung,
denn an der Front mangelt es an medizinischer Versorgung. Die Physikerin
lässt Krankenwagen in mobile Röntgenstationen umbauen und fährt
damit selbst zu den Feldlazaretten. Die rollenden Labors, die von den französischen
Soldaten "Kleine Curies" genannt werden, machen es möglich, fast eine
Million Soldaten zu röntgen und in weiterer Folge auch zu behandeln.
Bis zu ihrem Tod 1934 widmet sich Curie mit Leib und Seele der Wissenschaft
und der friedlichen Nutzung von Radioaktivität. Sie setzt sich für
die wissenschaftliche Bildung von Frauen ein und ist dem Denken ihrer Zeit
weit voraus.
Redaktionshinweis: 3sat zeigt den Film "Marie Curie:
Ein Leben für den Fortschritt" anlässlich des 150. Geburtstages
der weltberühmten Wissenschaftlerin am 7. November."
Bewertung: Ein sehr interessanter
Film, der quasi nebenbei auch die Fortschritte, die inzwischen in der Frauenfrage
in Europa erzielt worden sind, deutlich macht.
Geheimdienste vom Typ CIA
( 1-
2
- 3 -
4 - 5
, NSA,
) sind vielfach nichts anderes als staatlich sanktionierte Kriminelle
Vereinigungen und pseudo-legalisierte
Terrorbanden,
die den lokalen, regionalen und Weltfrieden gefährden. Daher fordern
wir aus allgemeiner und integrativer polit-psychologischer Sicht ein
Internationales
Geheimdienst-Völkerrechtsgesetz. Siehe auch: Vertrauen,
Politik und die Realität.
Internet-Stalking der Suchmaschinen
und "sozialen" Netzwerker muss verboten werden Zur Menschenwürde
und informationellen Selbstbestimmung gehört, dass nicht jeder jeden
meiner Schritte im Internet beobachten kann und darf, ohne hierzu meine
persönliche Erlaubnis einzuholen. Internetstalking muss ausdrücklich
verboten und bei Zuwiderhandeln so bestraft werden, dass es sich für
die Internet-Stalker nicht mehr rechnet.
Darknet im Internet [2016]
Digitaler Nachlass - Letzte Ruhe im Netz
Ein interessanter Artikel im Wochenmagazin der Nünberger Nachrichten.
vom 22.04.2017.
Erschuetternd-empoerende Dokumentation
Unrecht im Namen des Rechts
"Deutsche Justiz Wie gefährdet ist
unser Recht? "Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand." Ein
Sprichwort. Aus einer anderen Zeit? Irrtümer in der Justiz gibt es
heute noch. Nur Pech - oder führen Systemschwächen und Geldmangel
zu menschlichen Tragödien? ..." [br 22.02.2017]
Querverweise rund um den Krieg in der IP-GIPT:
> Psychotherapeutische
Hilfen zur Terrorangstbekämpfung.
Kriegsverbrechen.
[2016]
[2015] [2014] [2013]
[2012]
"«Das habe ich getan», sagt mein Gedächtnis. «Das kann ich nicht getan haben», sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich - gibt das Gedächtnis nach. Friedrich Nietzsche, Werke III - Jenseits von Gut und Böse" > Abwehrmechanismen .... |
Kultur [Google] [2016] [2015] [2014] [2013] [2012]
Neues Kultur- und Weltverständnis durch die Aborigines
Sternstunde Kultur/ Philosophie 3sat 03.12.17 und srf vom 12.11.17,
Orig-Info:
"Die Welt der Aborigines - zwischen Traumzeit und Alptraum
Die Kultur der Aborigines basiert auf einer Zeitspanne von 50'000
Jahren. Ihre Lebensform schafft es spielend, eine Brücke zwischen
den Generationen zu schlagen. Doch diese Kultur droht auszusterben. Die
beiden Philosophen Wolfram Eilenberger und Andreas Weber gehen auf Spurensuche
in Australien.
Eingeladen vom Goethe-Institut in Sydney machten
sich die beiden deutschen Philosophen Wolfram Eilenberger und Andreas Weber
auf, um in Australien nach den Restanzen der ältesten noch gelebten
Kultur auf Erden zu suchen: jener der Aborigines. Sie basiert auf einer
unglaublich anmutenden Zeitspanne von 50'000 Jahren, transportiert ihre
Traditionen über Hunderte von Generationen hinweg, basiert auf archaisch-mystischen
Geschichten, schafft ein Lebens- und Naturverständnis, das in seiner
Nachhaltigkeitsmaxime geradezu modern anmutet. Dennoch droht diese Kultur
nun zu verschwinden oder zumindest im westlich geprägten Australien
zur reinen Dekoration zu verkommen. Doch es gibt Aborigines, die sich der
Herausforderung stellen und die moderne Welt mit ihrer Ahnenkultur verbinden
möchten und damit Wege aufzeichnen, wie sich die Menschheit im Zeichen
klimatischer Veränderungen und drängender Ressourcenverknappung
neue Inspirationen suchen kann, um nachhaltiger zu leben."
Bücher (Auswahl): Natur (als pdf online) *
Alles fühlt * Lebendigkeit *
https://www.autor-andreas-weber.de/downloads/natur.pdf
Bewertung: Eine sehr interessante
Sendung mit noch mehr überraschenden Informationen zur der philosophischen
Hochkultur, die das Welt- und Lebensverständnis der Aborigines beherrscht
und von denen, wie ich heute erkennen konnte, wir auch viel lernen können.
Wieder einmal ein Argument, das den egozentrisch-überheblichen
westlichen Narzissmus in seine Schranken weist.
Wieviel Ethik braucht die Kunst? Im Gespräch
mit Beltracchis
Sternstunde Philosophie, 3 sat 26.11.17, orig srf
5.11.17 mit der Info:
"Das Ehepaar Beltracchi betrog die Kunstwelt und verdiente Millionen
an gefälschten Bildern. Ein Fall für die Justiz. Auch die Sammlung
Gurlitt beschäftigt die Gerichte. Barbara Bleisch diskutiert mit dem
renommierten Kunstanwalt Alexander Jolles und dem Ehepaar Beltracchi über
Ethik, Kunst und Gier.
Der talentierte Kunstmaler Wolfgang Beltracchi ist
ein verurteilter Betrüger und für viele Künstler ein Verräter.
Gleichzeitig stellt er sich als moderner Robin Hood dar, der in einem korrupten
Kunstmarkt die Reichen bestiehlt. So erntet er Sympathie und Aufmerksamkeit.
Doch was ist eigentlich Kunst? Was ist echte Kunst? Wie ist das Verhältnis
von Original und Fälschung? Wie wird wahre Kunst zur Ware? Was bedeutet
es für die Kunstwerke, wenn nicht der Blick, sondern das Labor entscheidet,
was echt ist? Das Ehepaar Beltracchi hat mit seinen Irreführungen
renommierter Kunstexperten, Auktionshäusern, Sammlern und Galerien
aufgezeigt, wie schnell sich alle täuschen lassen. Es braucht nur
etwas Talent, eine gute Story und die Gier und Verschwiegenheit eines undurchsichtigen
Kunstmarktes.
Auch der Fall Gurlitt hat die Kunstwelt elektrisiert.
Hier flammt erneut die Diskussion um Raub- und Fluchtkunst auf, um fehlende
Provenienz. Denn die Bilder stammen aus dem Kunsthandel der Nationalsozialisten
und sind erst 60 Jahre später in einer Münchner Wohnung aufgetaucht.
Barbara Bleisch und ihre Gäste diskutieren über Kunst und Ethik,
Recht und Unrecht und über Schuld und Sühne."
Bewertung: Das war eine
interessante Besetzung, aber das schwierige Thema Ethik und Kunst kam so
gut wie nicht zur Sprache und überforderte auch das interessante Ehepaar,
obwohl Beltracchi, ein Könner seines Fachs, im Malen und Betrügen,
zumindest von der praktischen Seite her eine grundsätzlich gute Wahl
war. Man blieb mit dem ebenfalls interessanten Rechtsanwalt im Rechtlichen
befangen und streifte leider nicht einizige ethische Grundfrage der Kunst,
die, wie es scheint - und besonders ihr Markt - auch ziemlich verhunzt
ist. Barbara Bleisch schien mit Beltracchi zugleich über- und unterfordert.
Querverweis: Kritik
moderner Kunst und Ästhetik Oligarchie.
Architektur und Atmosphäre
Sternstunde Kultur, 3sat 2.7.17, orig. srf 18. Juni 2017, 11:00 Uhr,
Info:
Peter Zumthor – Architektur und Atmosphäre
Der Intellekt ist eine Linie, die Emotion ist ein Raum. Das sagt der
weltberühmte Schweizer Architekt Peter Zumthor. Seine Bauwerke schaffen
sinnliche Atmosphären. Er selbst gilt als äusserst präzise
und streng. Was ist das Geheimnis dieses eigensinnigen Architekten?
Peter Zumthor baut Schule machende Pavillons, Kapellen,
Museen und Thermen. Seine Architektur erzeugt geheimnisvolle Atmosphären,
aus Luft, Ton, Farbe, Material und Form. 2009 hat er den Nobelpreis der
Architektur, den Pritzker-Preis, gewonnen. Heute arbeitet er unter anderem
an einem grossen Museumsprojekt für Los Angeles. Und vor kurzem wurde
bekannt, dass er den Erweiterungsbau des Beyeler-Museums in Riehen realisieren
wird. Ans Kürzertreten denkt der 74-Jährige also nicht.
Mit Juri Steiner spricht er über das permanente
Fragen und Suchen, die Liebe zum Material, seine Anfänge als Schreiner
und die «schöne Freiheit» seiner Arbeit.
Literatur:
Sibylle Lewitscharoff: Das Wunder
der Sprache
3sat 29.01.2017. Originalausstrahlung SRF Sonntag,
22. Januar 2017, 11:00 Uhr, hiervon das Info:
"Kann man heute noch an Wunder glauben, an ein Jenseits, an die weltenschöpfende
Kraft der Literatur? Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger gibt die
renommierte Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff Antworten auf diese
Fragen.
In ihrem neuen Roman «Das Pfingstwunder»
lässt die deutsche Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff Wissenschaftler
während eines Dante-Kongresses zum Himmel auffahren. In «Blumenberg»
findet ein Philosoph Trost bei einem sprechenden Löwen. Die Romane
der Georg-Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff bewegen
sich stets an der Schwelle von Fakt und Fiktion, Diesseits und Jenseits,
Rationalität und Spiritualität.
Weshalb diese Grenzbereiche für das Dasein
der Menschen entscheidend sind, erkundet die studierte Religionswissenschaftlerin
im Gespräch mit Wolfram Eilenberger.
Bücher von Sibylle Lewitscharoff:
«Das Pfingstwunder». Suhrkamp, 2016
«Blumenberg». Suhrkamp, 2011"
Bewertung: Eine interessante,
sympathische gläubige Literatin und Kulturkritikerin mit enormen Schwierigkeiten,
Atheisten und den Atheismus zu verstehen. Sie bestreitet, dass man das
"Nichts" oder "nicht" denken kann und behauptet, dass es keinen Menschen
gibt, der sich der Vorstellung eines Lebens nach dem Tode entziehen kann.
Ich stelle dem entgegen: Wir alle erleben tagtäglich das Vergehen
und das Ende von Sachverhalten. Das "Nichts" hat viele alltägliche
und natürliche Entsprechungen. Es ist allgegegenwärtig und jedem
geläufig.
Lesenswert Sachbuch
Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur von Andrea
Wulf
Deutsche Erstausstrahlung: Do 30.03.2017 SWR Fernsehen,
3sat 02.04.2017
"In „lesenwert sachbuch“ ist dieses Mal die preisgekrönte Historikerin
Andrea Wulf bei Walter Janson zu Gast. „Alexander von Humboldt und die
Erfindung der Natur“ (C. Bertelsmann) Alexander von Humboldt (1769 -1859)
war der berühmteste Wissenschaftler seiner Zeit. Der rastlose Naturforscher
lebte in Berlin und Paris, abenteuerliche Reisen führten ihn aber
auch nach Lateinamerika und später nach Russland und Zentralasien.
Sein in über sechs Jahrzehnten entstandenes Oeuvre widmet sich der
Geologie, Mineralogie, Physik, Zoologie, Botanik, Astronomie, Klimatologie,
zudem der Ethnologie, Wirtschaft und Demografie. Er wollte alles wissen
und verstehen; und seine Art zu denken und zu forschen war seiner Zeit
voraus. Humboldt erkannte die Natur als einen einzigen lebenden Organismus,
in dem alles mit allem zusammenhängt. Überaus spannend erzählt
dieses Buch von den Reisen und Forschungen Humboldts. Andrea Wulf, geboren
in Indien und aufgewachsen in Deutschland, lebt seit anderthalb Jahrzehnten
in London. Seit ihrem Studium der Designgeschichte am Royal College of
Art arbeitet sie als Sachbuchautorin und Journalistin."
Bewertung: Eine
gelungene Vorstellung eines offensichtlich zu Recht preisgekrönten
Buches einer hevorragenden und sympathischen Schriftstellerin über
einen wirklich großen deutschen Universalgelehrten und sein nicht
minder großes Zentralanliegen: die Erde und der Kosmos.
Auto-Kartell: Nachrichtensperre durch Konzertierte Intervention der Autoindistrie bei den Qualitäts- und Wahrheitsmedien?
"Social Media Justizminister gegen Falschnachrichten Am Montag debattiert der Bundestag das umstrittene Gesetz, mit dem Justizminister Maas Hetze und Fake News in sozialen Netzwerken bekämpfen will. Bei den Grünen plant man unterdessen bereits den nächsten Schritt. ... " [faz 17.6.17]
"Berichterstattung zur Flüchtlingskrise
Studie kritisiert mangelnde Neutralität Haben deutsche Medien
2015 über die Flüchtlingskrise einseitig berichtet und so zur
Spaltung der Gesellschaft beigetragen? Eine Studie kommt zu diesem Schluss.
Von einem generellen Medienversagen will der Studienleiter aber nicht sprechen.
... " [ARD 22.07.17]
Rabiate Kritik Kabarettist Schramm
"Interessensverbände machen die Politik. Die ziehen die Fäden,
an denen politische Hampelmänner hängen, die uns auf der Bühne
der Berliner Puppenkiste Demokratie vorspielen dürfen. Diese Politfiguren
dürfen dann in den öffentlich-rechtlichen Bedürfnisanstalten
bei den Klofrauen Christiansen und Illner ihre Sprechblasen entleeren.
Und wenn bei der intellektuellen Notdurft noch was nachtröpfelt, dann
können sie sich bei Beckmann und Kerner an der emotionalen Pissrinne
unter das Volk mischen."
Quelle: https://www.georg-schramm.de/html/portrait__sz.html
Political Correctness
Sternstunde Philosophie 3sat 28.05.2017, Originalinfo SRF vom 14.05.2017:
"Philosophischer Stammtisch: Das Ende der Political Correctness?
Der Philosophische Stammtisch streitet sich diesmal zum Thema Political
Correctness: Befördert das Prinzip den gegenseitigen Respekt oder
behindert es das freie Denken und die freie Meinungsäusserung? Und
welche Rolle spielt politische Korrektheit für den politischen Diskurs
und die Medien?
Alle zwei Monate zeigt der philosophische Stammtisch
die heutige Zeit durch die denkerische Brille, weitsichtig, tiefschürfend,
mit streitbaren Thesen.
Diesmal zum Thema «Political Correctness».
Die einen sehen in ihr ein Zeichen des Respekts, die anderen eine hinderliche
Zwangsjacke fürs freie Denken. Fakt ist: Im Wahlkampf in den USA und
in Frankreich wurde die «Political Correctness» gewollt verletzt.
Haben Anstand und Fairness in der Politik ausgedient? Oder haben die politischen
Leitkulturen zu lange zu nett agiert und eine Diktatur der Toleranz erreichtet,
sodass das Pendel nun zurückschlägt?
Es diskutieren die Stammgäste Konrad Paul Liessmann,
Philosophieprofessor an der Universität Wien, Catherine Newmark, Philosophin
und Kulturjournalistin aus Berlin, zusammen mit Norbert Bolz, Professor
für Medienwissenschaften in Berlin unter der Leitung von Barbara Bleisch."
Querverweise:
"Autorendebatte Wie sollen Journalisten Umfrageresultate darstellen,
interpretieren und darüber berichten? Wahlumfragen stehen in der
Kritik. Sie sind zwangsläufig unscharf, sollen deshalb aber nicht
pauschal diskreditiert werden. Wie können Umfragegrafiken informieren,
ohne in die Irre zu führen? ..." [NZZ 21.03.17]
Eckart von Hirschhausen: Die wundersame Macht
der Gedanken
Sternstunde Philosophie, 3sat 7.5.17, orig SRF 26.3.17:
"Wenn Eckart von Hirschhausen über Glück, Medizin und Wunder
spricht, hängen ihm Millionen von Menschen an den Lippen - und lachen.
Der deutsche Mediziner und Kabarettist erklärt im Gespräch mit
Yves Bossart, was uns glücklich macht, wie Humor heilt und warum wir
immer noch an Magie glauben.
Eckart von Hirschhausen liebt die Bühne. Mit
seinen TV-Shows und seinem medizinischen Kabarett verzaubert er die Massen.
Doch in erster Linie will der Zauberkünstler etwas Anderes: Er möchte
aufklären und Mythen enttarnen. Falsche Vorstellungen über unsere
Gesundheit, über Wunderheiler, Homöopathie, übers Impfen
und die Schulmedizin.
Sein Heilmittel gegen die Irrationalität: ein
gehörige Dosis Wissenschaft.Doch die Wissenschaft kann nicht alles.
Wir Menschen glauben weiterhin an Magie. Und der Glaube hilft. Aber warum?
Wo liegen die Wurzeln von Aberglaube und Wunderliebe? Und brauchen wir
Menschen gar etwas Unvernunft, um glücklich zu werden? Darüber
spricht Yves Bossart mit einem der beliebtesten Moderatoren Deutschlands.
Literatur: Eckart von Hirschhausen: «Wunder
wirken Wunder. Wie Medizin und Magie uns heilen». Rowohlt, 2016.
Bewertung: Informativ, kritisch, trefflich,
wertvoll. Vielleicht wäre es noch hilfreich gewesen, zwischen
Wunder
I und Wunder II zu unterscheiden. Querverweis: Placebo.
Gibt es die eine Wahrheit? – Lorraine
Daston und Ilija Trojanow
Sternstunde Philosophie: 3sat 10.12.2017, orig SRF
26.11.2017, hieraus die Information:
"Die alte philosophische Frage ist hochaktuell, seit alle Welt vom
postfaktischen Zeitalter spricht: Was ist Wahrheit? Wo nicht mehr unterschieden
wird zwischen Fakten und Fake-News, bastelt sich jeder seine eigene Realität.
Kann es Wahrheit überhaupt geben oder immer nur einzelne Perspektiven?
Die Wahrheit hatte in letzter Zeit schlechte Karten.
Wer sie proklamierte, galt entweder als chauvinistisch oder als naiv. Wahrheit
gab es allenfalls noch bruchstückhaft, reduziert auf individuelle
Perspektiven und pluralistische Weltanschauungen. Doch unter dem Eindruck
von Terrorismus und mit der Entwicklung der Digitalisierung, wird Wahrheit
wieder zum Hoffnungsträger: Sie soll als Bollwerk gegen Irrglauben,
Fake News und Fanatismus die Gesellschaft zusammenhalten. Barbara Bleisch
spricht am Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) in Rüschlikon mit Lorraine
Daston, Direktorin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte
in Berlin, und dem Schriftsteller Ilija Trojanow über die neue Sehnsucht
nach Wahrheit und darüber, was wir verlieren, wenn wir den Anspruch
an Wahrheit ganz über Bord werfen.
Literatur: Ilija Trojanow: «Nach der Flucht»,
S. Fischer-Verlag, 2017"
Bewertung: Ein sehr anspruchsvolles Thema,
das trotz der beiden interessanten, sympathischen und hochgebildeten Gäste,
unzulänglich bearbeitet und aufgeklärt wurde. Man kommt philosophisch
nicht weiter, wenn man im Abstrakten und Allgemeinen verweilt. Vielleicht
hätten ein paar praktische und handfeste Beispiele weiter geführt
und mehr Klarheit gebracht. Immerhin wurde die Politik gegen die Medien-,
Internetgiganten und korrumptive Funktion der Macht des Geldes gefordert,
die Studien manipuliert und kauft. Dass das Internet auch eine Chance sein
kann ging weitgehend unter.
Klimawandel und Fliegen
Sternstunde Philosophie: 3sat 12.11.2017, orig SRF
20.10.2017, hieraus die Information:
"Der Philosophische Stammtisch: Dürfen wir noch fliegen?
Beim «Philosophischen Stammtisch» geht es um die grossen
Themen der Zeit. Diesmal steht die Frage im Zentrum, wie wir uns auf die
Klimakrise einstellen sollen. Müssen wir unser Leben ändern,
oder ist alles reine Panikmache? Erstmals empfängt Barbara Bleisch
ihre Gäste im Sud in Basel.
Die weltweit durchschnittlich zurückgelegten
Flugkilometer pro Kopf und Jahr nahmen in den letzten sieben Jahren um
25 Prozent zu, stiegen absolut von 682 Kilometern auf über 859 Kilometer.
Dahinter verbirgt sich ein Phänomen, das viele Bereiche unseres täglichen
Lebens betrifft: Wir leben, als gäbe es kein Morgen mehr. Woher kommt
diese Einstellung, wo führt sie hin? Sind wir für kommende Generationen
verantwortlich? Und darf uns der Staat zum ökologischen Handeln zwingen?
Darüber debattieren die Schweizer Politikphilosophin Katja Gentinetta,
der Berliner Soziologe und Buchautor Harald Welzer
und der Wiener Philosophieprofessor Konrad P. Liessmann unter der Leitung
von Barbara Bleisch.
Bewertung: Sehr
gut konzipierte und moderierte Sendung zum Klimawandel und Fliegen. Die
widersprüchliche Verlogenheit der Politik wurde sehr drastisch deutlich
als thematiusiert wurde, dass Flugbenzin weitgehend steuerbefreit ist,
während die Autofahren z.B. ca. 60% Steuern auf ihren Treibstoff zahlen
müssen.
Mit Methode die Armut besiegen
Sternstunde Philosophie: 3sat 29.10.2017, orig SRF
01.10.2017, hieraus die Information:
"Mit Methode die Armut besiegen: Esther Duflo und Abhijit Banerjee
- Sternstunde Philosophie
Die Kritik an der Entwicklungshilfe ist bekannt: Abhängigkeit
von Geberländern, Stabilisierung korrupter Regimes, Wirkungslosigkeit.
Die Ökonomen Esther Duflo und Abhijit Banerjee vom MIT in Boston sagen:
Es gibt effizientere Hilfe. Wie sie sich das vorstellen, diskutieren sie
mit Barbara Bleisch.
Esther Duflo und Abhijit Banerjee haben sich ganz
dem Kampf gegen die Armut verschrieben und dabei einen ungewöhnlichen
Ansatz gewählt: Weil viele Hilfsaktionen wirkungslos verpufften, haben
sie sich gefragt, woran das liegt. Ihre Einsicht: Meist prüft man
gar nicht, welche Hilfe die Ärmsten wirklich benötigen - und
wie man sie dazu bringt, Moskitonetze, Impfungen oder Bildungsangebote
auch zu nutzen. Banerjee und Duflo untersuchen diese Fragen am MIT in Boston
mit randomisierten Studien, einer Methode, die normalerweise in der Medizin
angewendet wird. Das Forscherpaar erhält dafür viele Auszeichnungen,
berät Regierungen und NGOs. Doch nicht alle sind überzeugt: Sie
werfen den Ökonomen vor, die Ärmsten der Welt wie Versuchskaninchen
zu behandeln und zu übersehen, dass Armut politische Ursachen habe.
Barbara Bleisch konfrontiert die erfolgreichen Wissenschaftler mit den
Einwänden und diskutiert mit Ihnen, ob sich extreme Armut je ausrotten
lässt und wie eine gerechte Welt aussähe.
Literatur: Abhijit Banerjee und Esther Duflo:
Poor Economics. Plädoyer für ein neues Verständnis von Armut.
Albrecht- Knaus-Verlag, München 2012."
Website des Projektes: https://www.povertyactionlab.org/
Bewertung: Ein sehr wichtiges und sehr
ernstes Thema, sehr gut und überzeugend dargestellt. Wieder einmal
ein echter Gewinn für engagierte, kritische und gründliche Bildung.
Der wissenschaftliche Ansatz ist sehr überzeugend. Aber auch andere
gute und wichtige Ideen kamen zur Sprache, etwa bei Freihandelsverträgen
den schwächeren Entwicklungsländern durch kompetente Berater
dabei zu helfen, nicht über den Tisch gezogen zu werden und ihre Interessen
wirkungsvoll einzubringen.
Arundhati Roy: Indiens Kämpferin für
die Unterdrückten
Sternstunde Philosophie: 3sat 08.10.2017, orig SRF
17.09.2017, hieraus die Information:
"Sie kennt kein Pardon. Die indische Schriftstellerin und Sozialaktivistin
Arundhati Roy kämpft mit spitzer Feder für Aussenseiter und gegen
Unterdrückung. Im Gespräch mit Yves Bossart verrät sie,
warum sie Angst hat um ihr Land und was der Westen von der grössten
Demokratie der Welt lernen kann.
Ihr erster Roman «Der Gott der kleinen Dinge»
erschien vor 20 Jahren. Ein Welterfolg. Nun legt sie ihren zweiten Roman
vor: «Das Ministerium des äussersten Glücks». Dazwischen
hat sich die Globalisierung- und Kapitalismuskritikerin als Kämpferin
für die Aussenseiter und Unterdrückten engagiert und ist zum
schlechten Gewissen Indiens avanciert. Sie erhob ihre Stimme für die
«Adivasi», die indigene Bevölkerung Indiens, ebenso wie
für die «Dalits», die sogenannten «Unberührbaren»
des indischen Kastenwesens. Sie verurteilte die nukleare Aufrüstung,
kritisierte den Hindu-Nationalismus unter Premierminister Narendra Modi
und entzauberte den Mythos um Mahatma Gandhi. Welche Zukunft sieht die
indische Schriftstellerin und Sozialaktivistin für ihr Land? Wo steht
die grösste Demokratie der Welt siebzig Jahre nach der Unabhängigkeit?
Und was kann der Westen von Indien lernen?
Literatur:
Arundhati Roy: «Der Gott der kleinen Dinge». S. Fischer
Verlag, 2017 (1997)
Arundhati Roy: «Das Ministerium des äussersten Glücks».
S. Fischer Verlag, 2017"
Bewertung: Eine
großartige Frau, die uns ein realistisches und ernüchterndes
Indien nahebringt, indem auch die hagiographische Verklärung Ghandis
zurecht gerückt wird. Es steht nicht gut um Indien und es steht
nicht gut um die Welt, die grundlegend und vielfältig in sehr bedrohliche
Unordnung geraten ist. Umso wichtiger ist es, Anteil zu nehmen, die Hoffnung
nicht zu verlieren und sich zu engagieren. Ich hoffe, sie lebt und wirkt
noch lange in diesem Sinne und darf eines natürlichen Todes sterben.
Vertrauen
in einer komplexen und verwirrenden Welt
Sternstunde Philosophie: Philosophischer Stamtisch mit Barbara Bleisch
3sat 24.09.2017, orig SRF 10.09.2017:
"Philosophischer Stammtisch: Wem trauen?
Die Vertrauenskrise sitzt tief. Wer traut noch der Politik, den
Medien oder der Wissenschaft? Schuld daran seien die wachsende Komplexität
und eine Verrohung unserer Kultur. Doch stimmt die Diagnose? Der philosophische
Stammtisch unter der Leitung von Barbara Bleisch sucht Antworten.
Alle zwei Monate debattiert der philosophische Stammtisch
über aktuelle Themen der Zeit: weitsichtig, tiefschürfend, mit
streitbaren Thesen. Diesmal stellt er die Vertrauensfrage: Welchen Quellen
können wir heute angesichts der Flut an Fake News, Verschwörungstheorien
(kritisch hier) und der beklagten
Verrohung des öffentlichen Diskurses noch trauen? Nimmt die viel beklagte
Komplexität tatsächlich zu? Ist die Wahrheit heute flüchtiger
geworden oder werden wir sogar von unbekannten Kräften manipuliert?
Unter der Leitung von Barbara Bleisch sezieren die Philosophin Catherine
Newmark aus Berlin, der Historiker Philipp Sarasin aus Zürich und
der Soziologe Armin Nassehi aus München den Krisenmodus unserer Zeit.
Diskutiert wird auch die Funktion von Verschwörungstheorien.
Damit wird ein direkter Bezug zum Dokumentarfilm «Die Weltherrschaft»
geknüpft, der auf SRF 1 am selben Tag um 23:30 Uhr ausgestrahlt wird."
Bewertung: Ein interessantes
und sehr aktuelles Thema, das man hätte besser gestalten können
und müssen. Gänzlich außen vor blieben die vielen Verschwörungstheorien,
die im Namen des Staates und der Geheimdienste auf den Weg gebracht wurden,
Prototyp Irakkriegslüge angeblicher Massenvernichtungswaffen, die
vielen Lügen in Politik und Gesellschaft und der Niedergang kritischer,
anspruchsvoller und richtiger Wissenschaft.
Hier war die Runde blind. Die grundlegende Rolle der fundierenden Affekte,
Wünsche und Bedürfnisse blieb ebenfalls außen vor. Wie
so oft, wenn PhilosophInnen oder WissenschaftlerInnen zusammen kommen,
blieb es sehr abstrakt.
Flankierend wird empfohlen:
Seit 9/11 verbreiten sich Verschwörungstheorien über die Social Media rasant wie nie zuvor. Fake News, Hetze und Angstmacherei ergreifen die Gesellschaft und Politik und bestimmen die Diskussionen am Stammtisch oder in Facebook-Gruppen. So ließe sich beweisen, dass in Wahrheit der französische Geheimdienst hinter dem Anschlag auf «Charlie Hebdo» stecke, dass die New Yorker Twin Towers gesprengt wurden oder die erste Mondlandung eine Fälschung war. Letztlich sei jeder Einzelne nur eine hilflose Marionette, gesteuert von mächtigen Kreisen, die hinter den Kulissen die Fäden ziehen. Ob Illuminaten, Freimaurer, Pharmamultis oder die Juden: Geheimgesellschaften hätten die Politik und die Medien infiltriert und steuerten sie im Verborgenen, um die Weltherrschaft zu übernehmen; so lauten die gängigen Erklärungen. Im Dokumentarfilm «Die Weltherrschaft» von Fritz Ofner, den SRF und SRG/SSR mit dem ORF, arte und dem BR koproduziert haben, geben Verschwörungstheoretiker, Historiker, Philosophen, Psychologen und Netzwerkforscher in Paris, Wien, New York und Skopje Antworten.
Hinweis:
Parallel zur Dokumenation lädt das Webgame «Die Weltherrschaft»
Userinnen und User ein, sich aus einem Online-Baukasten ihre ganz persönliche
Verschwörungstheorie zu basteln. Ein spielerisch-satirisches Tool,
das Methoden, Nutzen und Nutznießer von Verschwörungstheorien
leichter durchschaubar macht."
Und
Ahmad Milad Karimi: Der Islam - die Religion
der Schönheit?
Sternstunde Philosophie 3sat 10.09.2017, srf original, info vom 27.08.2017:
" Der Islam hat ein Imageproblem. Manche meinen gar, er sei mit westlichen
Werten, mit den Menschenrechten und der Säkularisierung nicht vereinbar.
Der afghanischstämmige Philosoph Ahmad Milad Karimi kämpft gegen
solche Vorurteile. Yves Bossart spricht mit dem Flüchtling, der zum
Professor wurde.
Der Islam sei «die Religion der Schönheit»,
meint der islamische Theologe Ahmad Milad Karimi. Er selbst sei sogar in
den Koran «verliebt». Karimi stammt aus Afghanistan, musste
als 13-Jähriger mit der Familie fliehen, lehrt heute als Professor
in Münster und hat eine eigene Koranübersetzung ins Deutsche
vorgelegt. Er gilt als Wunderkind und Poet unter den Islamkennern und ist
ein begnadeter Vermittler zwischen den Welten. Wie aber geht der gläubige
Muslim mit verbreiteten Vorwürfen und Vorurteilen gegenüber dem
Islam um? Braucht der Islam eine Reform oder gar eine Aufklärung?
Und was hat der islamische Fundamentalismus mit dem Westen zu tun? Ein
vertiefendes Gespräch über den muslimischen Glauben, die Schönheit
des Korans und die gesellschaftspolitischen Herausforderungen der islamischen
Welt.
Literatur:
Epistokratie - Gegen Demokratie
Sternstunde Philosophie 3sat 20.08.2017, srf original, info:
"Sind Bürger zu dumm für eine Demokratie?
Der amerikanische Philosoph Jason Brennan will die Demokratie abschaffen
und eine Eliteherrschaft der Informierten bilden. Sein Schweizer Kollege
Francis Cheneval widerspricht.
In der westlichen Welt sind viele Menschen demokratiemüde. Als
Ursache sehen die einen die Wirren unserer Zeit. Für andere liegt
es an den Bürgerinnen und Bürgern selbst, die schlicht zu desinteressiert
und ungebildet seien, um die komplizierten Abläufe demokratischer
Prozesse zu durchschauen.
Eine neue Herrschaft der Gebildeten
Zu dieser Fraktion zählt auch der amerikanische Philosoph Jason
Brennan, der mit seinem kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch «Gegen
Demokratie» für Zündstoff sorgt. Er bestreitet vehement,
dass «das» Volk schlau genug sei, um überhaupt mitreden
zu dürfen. Er will anstelle der Demokratie eine sogenannte Epistokratie,
eine Herrschaft der Gebildeten, einrichten.
Hooligans, Vulkanier und Hobbits
Um diese Forderung zu belegen, teilt er die Wähler in drei Gruppen
ein: Die Hobbits, die Hooligans und die Vulkanier. Speziell die ersten
beiden Gruppen, welche die grosse Mehrheit bilden, seien ungeeignet, mitzuentscheiden.
Zum einen seien die Hobbits zu selbstgenügsam, zu desinteressiert
und lasch, um sich mit abstrakten Prozessen auseinander setzen zu wollen.
Eine zweifelhafte Haltung
Die zweite Gruppe, die Hooligans, sei zu verbissen, zu kämpferisch
und unfähig zu Kompromissen. Von der dritten Gruppe, den Vulkaniern,
gebe es schlicht zu wenige, um regieren zu können. Es brauche also,
sagt Brennan, eine Eliteherrschaft von hinreichend gebildeten Bürgerinnen,
die dieses hehre Amt des Mitentscheidens ausüben könnten.
Einer, der Zweifel hegt, ist der in Zürich
tätige Philosophieprofessor Francis Cheneval. Er nimmt eine Gegenposition
zu Brennan ein und begründet, warum die Schweiz – einmal mehr – ein
Spezialfall ist. ..."
Bewertung: Das ist
ein wichtiges, interessantes und ein zeitlos hochaktuelles Thema. Brennans
Demokratie-Kritik ist im Großen und Ganzen nachvollziehbar. Aber
er erkennt die Grundproblematik nicht und klammert die ethisch-moralische
Dimension aus, wie ich sie hier
am Beispiel der USA beschreibe. Es ist nicht nur eine Frage der Bildung,
sondern auch des Charakters und der Haltung, wie es schon vor ein paar
hundert Jahren der große Anarchist William
Godwin erkannte. Viele BürgerInnen haben ihre Rolle als
BÜRGERIN nicht angenommen. Die politische Erziehung - nicht nur in
den Schulen - versagt auch weitgehend. In Marktwirtschaften sollte
bürgerliche Verantwortung belohnt werden. Gegen die Experten gibt
es im übrigen auch einige wichtige Befunde und Einwände:
Jonas Lüscher: Kommt alles gut?
Sternstunde Philosophie 3sat 6.8.17, orig srf 11.4.17:
"Der Schweizer Autor und Philosoph Jonas Lüscher glaubt an die
Macht von Geschichten. Erzählen statt zählen, lautet sein Motto.
Im neuen Roman «Kraft» seziert er die grosse Erzählung
vom heilsbringenden Fortschritt aus dem Silicon Valley. Ein Gespräch
über Optimismus und die Kraft der Literatur.
Eigentlich wollte er eine Doktorarbeit im Fach Philosophie
schreiben, über den Wert von Erzählungen. Doch dann hat er sich
entschlossen, selbst zum Erzähler zu werden. Der Schweizer Autor Jonas
Lüscher wagt sich in seinen Büchern an die grossen und komplexen
Themen.
Sein gefeiertes Erstlingswerk «Frühling
der Barbaren» widmet sich der Finanzwelt und sein neuer Roman «Kraft»
hinterfragt die Utopien des technologischen Fortschritts, die aus dem Silicon
Valley zu vernehmen sind.
Im Gespräch mit Yves Bossart spricht Lüscher
über den Wert von Geschichten, die Sehnsucht nach Unsterblichkeit
und die Frage, ob uns der Fortschritt wirklich weiter bringt.
Literatur:
Cyborg - Yuval Harari: Ein Historiker erzählt
die Geschichte von morgen
Sternstunde Philosophie, 3sat 23.07.2017, orig. SRF 14.4.17
"Nach seinem Bestseller «Eine kurze Geschichte der Menschheit»
blickt der scharfsinnige Historiker Yuval Harari in die Zukunft. In seinem
neuen Buch «Homo Deus» sagt er, wir stehen kurz vor dem Ende
der Menschheit, wie wir sie kannten. Was die neuen Menschen wollen, diskutiert
er mit Barbara Bleisch.
Yuval Hararis Buch «Eine kurze Geschichte der Menschheit»
wurde zum internationalen Bestseller, den sogar Barack Obama, Mark Zuckerberg
und Bill Gates zur Lektüre empfahlen. Nun legt der 41-jährige
Israeli nach und blickt in seinem neuen Buch «Homo Deus» in
die Zukunft: Was wird aus dem Menschen, der zu Beginn des 21. Jahrhunderts
kein Mensch mehr sein will?
Nachdem der moderne Mensch seinen Glauben an Gott durch den Glauben
an sich selbst ersetzt hat, ist er drauf und dran, die Schranken zum Übermenschlichen
zu durchbrechen und sich gottähnlich zu machen. Die Menschen werden
nicht nur immer älter, im Silicon Valley tüftelt man bereits
am
Rezept für die Unsterblichkeit und arbeitet an der Verschmelzung von
Mensch und Maschine zu superintelligenten Cyborgs.
Doch machen uns diese Upgrades auch glücklicher? Oder führt
die Kluft zwischen dem gottähnlichen «Homo Deus» und dem
herkömmlichen «Homo sapiens» zu tiefen Verwerfungen und
neuen Formen von Glaubenskriegen? Und haben wir Menschen (noch) die Wahl?
Barbara Bleisch fühlt Yuval Harari auf den Zahn.
Eine Wiederholung vom 14. April 2017.
Literatur:
Yuval Harari: «Homo Deus. Eine Geschichte
von Morgen». C.H. Beck, 2017
Yuval Harari: «Eine kurze Geschichte der Menschheit».
Pantheon Verlag, 2015"
Bewertung:
Ziemlich viele steile, generailisierende Thesen im textlichen Zubringer:
"der" Mensch, der zu Beginn des 21. Jhds. kein Mensch mehr sein wolle;
"der" seinen Glauben an Gott durch den Glauben an sich selbst ersetzt habe;
der drauf und dran sei, die Schranke zum Übermenschlichen zu durchbrechen
und sich gottähnlich mache: der Cyborg. Teilweise wirkte Harari wie
ein Google-Propagandist, obwohl er wahrscheinlich keiner ist. Google &
Co wissen längst nicht so viel wie sie angeben, vor allem nicht von
den inneren Prozessen, die hinter den Handlungen, die erfasst werden stehen.
Aber es dürfte richtig sein, dass uns einiges droht. Chipimplantate
und immer mehr Verschmelzung mit externen Cloudintelligenzen. Mehr Macht
und Möglichkeiten ist des Menschenwille seit Menschengedenken. Das
ist nicht neu und findet aber mit den neuen gentechnischen und Computer-Möglichkeiten
neue Realisationsvarianten. Es werden sich aber nur die Reichen leisten
können, den Armen werden nur die Versklavungs- und Beruhigungsalgorithmen
zur Verfügung stehen. Mit mehr Lust und Zufriedenheit haben Olds &
Milner schon 1954, also über einem halben Jahrhundert die Horrorvision
im Grundsatz experimentell gezeichnet. Eine schrecklich Schöne neue
Welt 2084 zeichnet sich ab. So gesehen wieder einmal ein sehr kritisch-informativer
und anregender Beitrag zur Gestaltung der Welt, die nicht mehr unsere sein
wird, sondern die einiger Internetkonzerne, wenn wir nicht massiv dagegen
halten. Der neoliberale Manchesterkapitalimus kulminiert in den Cyborgvampirkapitalusmus.
Verschwörungstheorien
Sternstunde Philosophie 3sat, srf orig. Info 25,06,2017:
"Achtung Verschwörung! - Sternstunde Philosophie
Mondlandung, 9/11, Klimawandel – alles Fake? Fakt ist: Verschwörungstheorien
boomen. Aber warum? Und können wir überhaupt trennscharf unterscheiden
zwischen Verschwörungstheorie und Wahrheit? Yves Bossart spricht darüber
mit der Kulturwissenschaftlerin Eva Horn und dem Psychologen Dieter Sträuli.
Stecken hinter den Anschlägen vom 11. September
2001 vielleicht die USA selbst? Gaukelt uns die «Lügenpresse»
eine falsche Welt vor? Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur,
gerade im digitalen Zeitalter.
Von der Idee einer «Klimalüge»
bis zu den «Chemtrails»: Jede noch so abstruse Theorie hat
ihre Anhänger. Und spätestens dann, wenn sich Verschwörungstheorien
mit Antisemitismus oder Rassismus paaren, wird es richtig gefährlich.
Wie kommt es, dass Verschwörungstheorien so viele Anhänger finden?
Kann man sie immer klar von wissenschaftlichen Theorien unterscheiden?
Und wie viel Misstrauen ist gesund?
Yves Bossart diskutiert über diese Fragen mit
Eva Horn, Kulturwissenschaftlerin und Expertin für Verschwörungen
in Literatur und Geschichte, und mit dem Psychologen Dieter Sträuli,
Psychologe und Präsident von infoSekta, der Zürcher Fachstelle
für Sektenfragen.
Karl Hepfer, Verschwörungstheorien. Eine philosophische
Kritik der Unvernunft, Transcript Verlag, Bielefeld 2015.
Eva Horn, Zukunft als Katastrophe, S. Fischer Verlag,
Frankfurt a. M. 2014."
Bewertung: Ein sehr interessantes,
aber auch schwieriges Thema, dem es meiner Meinung nach an differenzierter
Tiefe und Breite fehlte. Immerhin wurde deutlich gemacht, dass es natürlich
sehr viele Verschwörungen tatsächlich gibt. Ich fasse meine derzeitige Position
daher noch einmal zusammen:
(1) Angesichts der weltweiten Renaissance der sog.
Grenzwissenschaften,
des Irrationalen, Esoterischen, fundamentalistisch Religiösen und
finsterster Ideologien mag das Etikett "Verschwörungstheorie" eine
kritisch-hilfreiche Funktion haben, indem es aufmerksam macht, dass es
bei dieser Theorie oder jenen Meinung an Rationalität, also Logik
und Begründung durch Erfahrung (an Empirie) fehlt. Möglicherweise
ist der Boom des Irrationalen, Esoterisch und fundamentalistisch Religiösen
und Ideologischen auch ein Mitgrund, dass dieses Etikett eine solche steile
sprachlich-mediale Karriere gemacht hat.
(2) Das Etikett "Verschwörungstheorie" ist
aber auch ein rhetorischerer Kampfbegriff, der dazu dient, eine Meinung
oder Theorie als falsches und nicht ernst zunehmendes Fantasie- oder sogar
Wahnprodukt herabzusetzen. "Verschwörungstheorie" hat damit eine ähnliche
Funktion wie der rhetorische Kampfbegriff "Populismus"
[im
Presseclub] (falsche, vereinfachende Volksmeinung) oder der aktuelle
Kampfbegriff "kaputtsparen"
(zur Geißelung einer "Schuldenbremse",
die, bei Lichte betrachtet, gar keine ist, im Grunde sogar eine weiche
Beschleunigungskonstante).
(3) Allzuleicht wird derjenige, der sich mit "offiziellen"
Erklärungen nicht zufrieden geben geben will und kritische Fragen
stellt als "Verschwörungstheoretiker" abgestempelt, neutralisiert,
immunisiert.
(4) Letztlich sei auch noch vermerkt: Nicht selten
erfüllt die Etikettierung "Verschwörungstheorie" selbst den Vorwurf,
den sie erhebt.
Werte
Sternstunde Philosophie 3sat 25.06.2017, orig. srf 11.6.17:
"Freiheit, Toleranz & Co. – Wozu brauchen wir Werte?
In unsicheren Zeiten hat sie Hochkonjunktur: die Debatte um die Werte.
Ohne Werte fehle uns der Zusammenhalt, die Identität, meinen die Verteidiger.
Doch brauchen wir sie wirklich? Und woher wissen wir, dass wir die richtigen
Werte hochhalten? Ein Streitgespräch über den Wert von Werten.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – auch
heute berufen sich viele auf die Werte der Französischen Revolution.
Ebenso wie auf christliche Werte, etwa auf die Nächstenliebe. Gerade
heute, in unsicheren, bewegten Zeiten. Doch wozu brauchen wir Werte, wenn
wir doch eine Verfassung, einen Rechtsstaat haben? Was sind überhaupt
Werte? Und wie lassen sie sich begründen?
Über diese Fragen spricht Yves Bossart mit
den beiden Philosophen Gerhard Ernst und Andreas Urs Sommer. Ernst argumentiert
für die Objektivität von Werten und glaubt an moralische Tatsachen,
an die bindende Kraft von Werten ebenso wie an ihre universelle Geltung.
Für Sommer dagegen sind Werte blosse Fiktionen, ihre Geltung relativ
und wandelbar. Die wahren Werte gäbe es nicht, wohl aber nützlichere
und weniger nützliche. Wer hat Recht? Ein philosophisches Streitgespräch
über das, was uns angeblich zusammenhält. Literatur:
"Auf philosophischer Space-Odyssee
mit Professor Moore - Sternstunde Philosophie
Sternstunde Philosophie 3sat 18.06.2017, orig. srf 25.5.17:
Ben Moore ist der Popstar unter den Astrophysikern. Der Wissenschaftler
brilliert nicht nur im Hörsaal. Mit seinen Büchern findet er
ein breites Publikum, und als Musiker verbindet er Klänge aus dem
Universum mit Elektropop. Barbara Bleisch trifft ihn zu einer philosophischen
Reise ins All.
Gott hält der in Zürich lebende Brite
für keine besonders gute Idee. Als Astrophysiker traut Ben Moore nur
den Naturgesetzen und strikten Beweisen. Ideen wie die Seele oder Gott
haben in seinem Universum keinen Platz. Daraus folgt auch, dass das Weltall
und unser Treiben auf dem Planet Erde letztlich zwecklos sind.
Trostlos findet der preisgekrönte Wissenschaftler
das aber nicht, denn das Leben ist viel zu schön, um Trübsal
zu blasen. Ausserdem gibt es viele Rätsel zu lösen, auf die wir
dereinst eine Antwort finden könnten – etwa die Fragen, ob es im Universum
noch anderes Leben gibt und wohin wir auswandern könnten, wenn es
auf der Erde zu unwirtlich wird.
Barbara Bleisch unternimmt mit Ben Moore eine philosophische
Reise durchs Weltall und versucht zu verstehen, woran ein Astrophysiker
glaubt.
Literatur:
Ben Moore: Elefanten im All. Unser Platz im Universum.
Kein&Aber 2012.
Ben Moore: Da draussen. Leben auf unserem Planeten
und anderswo. Kein&Aber 2014.
Ben Moore und Katharian Blansjaar: Gibt es auf der
dunklen Seite vom Mond Aliens?, Kein&Aber 2017."
Bewertung: Warum sollte die Astrophysik
zu Gott etwas sagen können oder sogar wollen? Die Abgrenzung Moores
war wohltuend. Der Blick in den Sternenhimmel mag Gefühle von Ehrfurcht,
Stauen oder gar Ergriffensein hervorrufen, mit Religion oder Gott hat das
nichts tun. Wie Gott in die Welt kam, hat abschließend Ludwig
Feuerbach geklärt: er ist eine spezifisch menschliche Wunschprojektion.
Und auch das (spirituelle) Sinnsuchen
ist weitgehend geklärt: Die Beantwortung der existentiellen metaphysischen
Grundfragen ist eine individuell-schöpferische Kulturleistung,
die jeder Mensch für sich selber vollbringen muss – und auch, so oder
so, vollbringen kann. [Quelle F8,
F9]
Bilder als Waffen
Sternstunde Philosophie 3sat 11.06.2017, orig. srf 7.5.17:
"Charlotte Klonk: Wenn Bilder zu Waffen werden
Terror will vor allem eines: Schrecken erzeugen. Erreicht wird dieses
Ziel insbesondere durch die mediale Verbreitung von Schreckensbildern.
Wie soll eine freie Gesellschaft damit umgehen? Wolfram Eilenberger spricht
mit der Bildwissenschaftlerin Charlotte Klonk über Terror und die
Macht der Bilder.
Wer hätte sie nicht konkret vor Augen: Die
brennenden Türme des World Trade Center, die Todesschüsse vor
der Redaktion des Magazins «Charlie Hebdo», die Folterszenen
von Abu Ghraib. Wer diese Bilder einmal gesehen hat, den lassen sie nicht
mehr los.
Besteht das Hauptziel von Terroristen in der Erzeugung
eines gesellschaftlichen Schreckens, sind Bilder deren eigentliche Waffe?
So lautet die Kernthese von Charlotte Klonks neuem Buch «Terror -
Wenn Bilder zu Waffen werden». Als Fotos oder Filmsequenzen zirkulieren
die Gräuelbilder sekundenschnell durch den medialen Raum. Gerade weil
dieser Prozess immer schwerer zu steuern ist, verlangt er nach kritischer
Reflexion.
Wolfram Eilenberger spricht mit der Autorin über
Bilder des Terrors und die ethischen Grenzen der Darstellung.
Literatur:
Charlotte Klonk, Terror. Wenn Bilder zu Waffen werden,
S. Fischer, 2017."
Bewertung: Im Zeitalter der Terrors
und seiner medialen Aufbereitung ein wichtiges Thema, dessen verschiedene
Interessenaspekte und Konflikte dargelegt wurden. Die Grundfragen, weshalb
Bilder kräftiger und nachhaltiger als Texte wirken ("ein Bild sagt
mehr als 1000 Worte"), wurde leider nicht angemessen erörtert und
beantwortet, auch nicht die Frage, woher eigentlich das Interesse der Schaulust
an realen Horrorszenen kommt und wie damit umgegangen werden soll.
Syrien in SRF/3sat
Sternstunde Religion und Sternstunde Philosophie 3sat 09.04.17,
Info von SRF original (2.4.17):
Syrien: Wie kam es zur Katastrophe? (1/2)
"In Syrien herrscht seit sechs Jahren Krieg. Ein Ende ist nicht in
Sicht. Der Konflikt hat Wurzeln, die weit in die Geschichte des Landes
reichen. Die Interessen von fremden Mächten behindern einen Friedensschluss
für Syrien.
Am Anfang stand der Protest gegen die Verhaftung und Folter von Jugendlichen
im März 2011. Aus der lokalen Revolte wurde eine Protestbewegung.
Ihre Forderung: ein freies und demokratisches Syrien. Daraus wurde ein
Aufstand gegen das Regime von Baschar al-Assad und 2012 ein Bürgerkrieg.
Die Folge: der Zerfall staatlicher Strukturen, Kriegsverbrechen, Angriffe
auf die Zivilbevölkerung, Hunderttausende Tote, Millionen Syrerinnen
und Syrer auf der Flucht in- und ausserhalb ihres Landes. Wie konnte es
zu dieser Katastrophe kommen?
Die Politikwissenschaftlerin Kristin Helberg und
der Islamwissenschaftler Wilfried Buchta zeigen, wie sich die Neuordnung
des Nahen Ostens nach dem Ersten Weltkrieg bis heute auswirkt. Sie zeichnen
den Weg von der Revolte zum Bürgerkrieg in Syrien nach und analysieren
die Rolle von Religionen und Ethnien. Und sie zeigen, wie die Verwicklung
von fremden Mächten, namentlich Iran, Saudi-Arabien, Russland und
Türkei, die Beendigung des Bürgerkriegs in Syrien behindern.
Im zweiten Teil der Sendung «Sternstunde Spezial»
zu Syrien diskutiert Barbara Bleisch mit ihren Gästen die Frage, wer
die Verantwortung für die humanitäre Situation in Syrien trägt.
Literaturhinweise:
Gert Scobel: Weisheit – braucht man das
heute noch?
Sternstunde Philosophie, 3 sat 02.04.2017, original Info vom SRF
(08.01.17):
"Wir leben in einer hochkomplexen Welt, die sich rasend schnell verändert.
Ohnmacht und Angst machen sich breit. Der Philosoph und Fernsehmoderator
Gert Scobel meint, es gebe nur eine Lösung: Weisheit. Darüber,
was das ist und wie wir heute ein weises Leben führen können,
spricht er mit Yves Bossart.
Der Dalai Lama, Gandhi, Einstein, Mutter Theresa:
Sie alle haben eines gemeinsam: Sie gelten als weise Menschen. Aber was
ist das eigentlich, Weisheit? Und kann man in der schnellen und komplexen
Welt von heute überhaupt noch ein weises Leben führen?
Der Philosoph und Fernsehmoderator Gert Scobel meint:
Ja, das geht. Weisheit ist für ihn keine verstaubte Tugend, sondern
das, was die Menschen heute am dringendsten brauchen. Denn Weisheit sei
die Kunst, mit Komplexität angemessen umzugehen - und mit der eigenen
Endlichkeit. Dabei könne die Meditation helfen, sie sei der Königsweg
zur Weisheit, meint Scobel.
Im Gespräch mit Yves Bossart erläutert
der preisgekrönte Moderator, wie Menschen Weisheit lernen können
und warum es höchste Zeit ist, dass sie damit anfangen.
Literatur: Gert Scobel: «Weisheit. Über
das, was uns fehlt». DuMont 2008"
Bewertung: Ein interessantes
Thema und ein interessanter und gebildeter Mann, ein vielfach anregendes
Gespräch. Obwohl in Münchner Schulen sehr erfolgreiche
Achtsamkeit & Meditations-Unterricht erfreulich zur Sprache kamen,
fehlte mir doch der Bezug zur Jugend und zu "normalen" Menschen im Erwachsenenalter.
Traditionelle "Weisheit" scheint an viel Erfahrung und höheres Alter
gebunden und wirkt damit auch ein wenig entrückt und guruhaft. "Weisheit"
im Alltag von ganz normalen Menschen wie Du und ich ging weitgehend unter,
wie auch eine allgemeinverständliche praktische Definition von Weisheit
für Hinz und Kunz und das "normale" Leben.
Wem gehören die Tiere? - Richard
David Precht
Sternstunde Philosophie, 3 sat 19.03.2017, original Info vom SRF
(12.03.17):
"Ob auf dem Teller, im Labor oder im Zoo. Wir nutzen Tiere für
unsere Bedürfnisse. Lässt sich dieser Umgang rechtfertigen? Oder
gehören Tiere vielleicht nicht uns, sondern sich selbst? Der deutsche
Philosoph Richard David Precht fordert ein radikales Umdenken und appelliert
an unser Mitgefühl.
Schweizerinnen und Schweizer essen pro Woche im
Durchschnitt ein Kilogramm Fleisch. Würden das alle Menschen tun,
bräuchten wir mehrere Erden, da es zu wenige Anbauflächen für
Tierfutter gibt. Hinzu kommt: Die Fleischindustrie erzeugt mehr Treibhausgase
als der weltweite Verkehr. Unser Fleischkonsum wirft aber nicht nur ökologische,
sondern in erster Linie tierethische Fragen auf: Dürfen wir Tiere
einsperren, mästen und töten, nur um unseren Gaumen zu erfreuen?
Haben Tiere keine Rechte?
Der deutsche Philosoph Richard David Precht plädiert
für ein Umdenken in Sachen Tiere, nicht nur bei denen, die auf dem
Teller landen, sondern auch im Zoo, im Labor und im Wald. Yves Bossart
diskutiert mit ihm über Vernunft und Mitgefühl im Umgang mit
Tieren und begibt sich auf die Suche nach Alternativen.
Literatur: Richard David Precht: «Tiere denken. Vom Recht
der Tiere und den Grenzen des Menschen». Goldmann, 2016"
David Precht: Noahs Erbe. Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen,
Rowohlt 2000
Baranzke, Heike (2002) Würde der Kreatur?: die Idee der
Würde im Horizont der Bioethik. Würzburg: Königshausen &
Neumann. [GB]
Bewertung: Ein sehr interessantes,
nicht nur ethisches, sondern auch politisches, ökologisches und ökonomisches
Gespräch. Pragmatisch und menschlich überzeugend, bildend und
lehrreich, so etwa der Hinweis auf Dietler [1787: Gerechtigkeit gegen
Thiere]. Die FAZ-Kritik kann ich daher nicht nachvollziehen. Andererseits
habe ich eine Auseinandersetzung mit der Grundfrage der Ethik vermisst:
warum sollen wir gut sein oder danach streben, also auch gut zu Tieren
sein und danach streben? Eine einfache Antwort könnte sein: damit
wir uns besser fühlen, damit es uns besser geht, damit wir erleben
und sagen können: wir leben richtig, im Einklang mit unseren Grundwerten.
In die Richtung geht Precht, wenn er das Mitgefühl ins Zentrum seiner
Betrachtungen rückt. Das wäre letztlich eine psychologische Begründung
der Moral und Ethik, die dann hauptsächlich von der ("richtigen")
Sozialisation und Erziehung abhinge und damit dem Gespenst des Relativismus
unterläge. Hier gibt es philosophisch immer noch einiges zu tun -
jedenfalls für meinen Entwicklungsstand. Besonders gut gefiel meiner
Frau die Idee, vom rigorosen Entweder-Oder-, Alles-oder-Nichts-Prinzip
in der ethisch-moralischen Entwicklung Abstand zu nehmen. Stattdessen ist
es für viele Menschen sicher leichter - und auch realistischer und
pädagogischer - Zug um Zug vorzugehen, also z.B. nicht sofort ganz
aufhören mit Fleisch essen, sondern mit weniger Fleisch essen anfangen,
aber auf jeden Fall einmal anzufangen.
Wie dürfen wir Kinder machen? Der
philosophische Stammtisch
Sternstunde Philosophie, 3 sat 12.03.2017, original Info vom SRF
(05.03.17):
"Am philosophischen Stammtisch streiten sich vier Philosophen über
Fragen unserer Zeit. Diesmal zum Thema «Kinder machen»: Dürfen
Frauen mit 60 schwanger werden? Haben Embryonen Rechte? Was spricht gegen
Designerbabys? Und warum sollen wir Menschen uns nicht verbessern, wenn
es technisch machbar ist?
Alle zwei Monate zeigt der philosophische Stammtisch
die heutige Zeit durch die denkerische Brille, weitsichtig, tiefschürfend,
mit streitbaren Thesen.
Zur Ausstrahlung des Films «Woche 23 - Die
Entscheidung», den «Sternstunde Religion» am 5. März
um 10.00 Uhr auf SRF 1 zeigt, diskutiert Barbara Bleisch mit ihren Gästen
darüber, «wie wir Kinder machen dürfen»: Haben Embryonen
Rechte? Ist die Abtreibung philosophisch gesehen ein Problem? Kann man
Frauen verbieten, sich nach der Menopause ihren Kinderwunsch zu erfüllen?
Welche genetischen Tests sollen werdenden Eltern zur Verfügung gestellt
werden - und gibt es sogar eine Pflicht, diese zu nutzen? Und warum fürchten
sich viele vor Designerbabys, wenn sie für sich selber doch alles
daran setzen, fitter, schöner, klüger zu werden?
Es diskutieren die Stammgäste Konrad Paul Liessmann,
Philosophieprofessor an der Universität Wien, Catherine Newmark, Philosophin
und Kulturjournalistin aus Berlin, zusammen mit Bettina-Schöne Seifert,
Professorin für Medizinethik in Münster unter der Leitung von
Barbara Bleisch."
Bewertung: Ein gesellschaftlich,
politisch, juristisch und ethisch hochbrisantes und wichtiges Thema. So
gesehen eine gute Sendung. Allerdings fehlte mir der philosophische Tiefgang,
etwa die Ergründung des hier besonders engen Zusammenhanges zwischen
Definition und Wertung. Was ist schon (beachtliches) Leben und daher schützenswert,
ist eine Frage der Definition, in die aber eine grundlegende Wertung eingeht.
Dieser Konflikt erscheint mir grundsätzlich unlösbar, also eine
sog. Aporie
zu sein, was vielleicht die Redaktion anregen könnte, das Thema Aporie
einmal aufzugreifen.
Lisa Herzog: Was ist schlecht an Ungleichheit?
Sternstunde Philosophie, 3 sat 05.03.2017, original Info vom SRF
(26.2.17):
"Manche sehen in der Ungleichheit die Wurzel des Populismus und eine
Gefahr für die Demokratie, andere die Voraussetzung für Fortschritt
und Wachstum. Die Philosophin und Ökonomin Lisa Herzog erläutert,
wie Ungleichheit entsteht, warum sie die Freiheit bedroht und was man dagegen
tun kann.
Die Entwicklungsorganisation Oxfam behauptet: Acht
Superreiche besitzen gleich viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.
Laut einer Studie des World Economic Forums (WEF) gehört die Ungleichheit
zu den grossen Herausforderungen der Weltwirtschaft. Barack Obama sieht
in ihr gar «die grösste Gefahr für unsere Demokratien».
Stimmt das? Was ist schlecht an Ungleichheit?
Die Ökonomin und Philosophin Lisa Herzog meint, wirtschaftliche
Ungleichheit führe zu ungleichen Chancen und bedrohe dadurch die menschliche
Freiheit. Sie fordert einen zeitgemässen Liberalismus, der mehr Freiheit
für alle garantiert, nicht nur für die Reichen. Yves Bossart
spricht mit der 33-jährigen Professorin über Chancengleichheit,
faire Löhne und die Angst, im globalen Rattenrennen abgehängt
zu werden.
Literatur:
"Hannah Arendt - Die Pflicht
zum Ungehorsam
Film von Ada Ushpiz
Hannah Arendt ist eine der einflussreichsten politischen Denkerinnen
des 20. Jahrhunderts. Der Film dokumentiert ihre Relevanz für politisches
Handeln unserer Tage.
In jüngster Zeit hat Hannah Arendts Werk eine
neue Aktualität erhalten.
Doch was sagen ihre Schriften jungen Leuten von heute, einer Generation,
die sich jenseits nationaler oder kontinentaler Beschränkungen bewegt?
Und die Partei ergreift für ein "Denken ohne
Geländer" (Hannah Arendt) der Systeme, Ideologien und Wunschvorstellungen?
Ob im Arabischen Frühling, beim Protest gegen politische Repressionen
in der Ukraine, in Hongkong, in Kanada, dem Engagement der Occupy-Bewegung,
bei NGOs oder beim Publikmachen staatlich sanktionierten Ausspionierens
ganzer Völker.
Hannah Arendts Buch "Über die Revolution" nimmt
eine zentrale Bedeutung bei der politischen Debatte von Oppositionellen
in den Ländern des Arabischen Frühlings ein, ihr Essay "Macht
und Gewalt" hilft bei der Betrachtung der Unrechtsregimes unserer Tage,
und ihr "Bericht von der Banalität des Bösen", das vermutlich
zu den meist zitierten Versuchen zählt, die Wurzeln und Abgründe
des nationalsozialistischen Regimes in der Person von Adolf Eichmann zu
erfassen, verweist auf unsere modernen Gesellschaften.
Der Film spielt auf zwei Ebenen: Er porträtiert
Hannah Arendt, ihre "Vita activa", und zeichnet ihren exemplarischen Weg
als deutsche Jüdin nach, die sich stets dem Ungehorsam verpflichtet
fühlte.
Geboren 1906 in Hannover, Studium bei den Philosophen
Karl Jaspers und Martin Heidegger, mit dem sie eine Liebesbeziehung hatte,
Flucht aus Nazi-Deutschland und Emigration in die USA, wo sie sich in der
zionistischen Bewegung und der Erforschung und Deutung des Totalitarismus
widmete: Hannah Arendt ging es vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen
Massenbewegung und dem totalitären Bewusstsein stets darum, den Menschen
vor seiner Degradierung zum Konsumenten, "Automaten" und reinen Bürokraten
zu bewahren. Denn diese sind in ihren Augen willenlose Wesen, die "leer"
sind und mit denen Ideologen alles machen können.
Hannah Arendts politisches Denken blieb stets der
Aktualität verbunden. Und so schlägt der Film immer wieder Brücken
zu gegenwärtigen Entwicklungen und Brennpunkten nach Ägypten,
in die Ukraine, nach Israel, Hongkong und Kanada."
Wie Freiheit gelingt. Beate Rössler
über Selbstbestimmung
Sternstunde Philosophie, 3sat 16.7.17, srf 2.7.17, orig-Info:
"Soviel Freiheit wie heute war nie. Und doch fragen wir uns: Lebe ich
wirklich das Leben, das ich leben will? Barbara Bleisch diskutiert mit
der Philosophin Beate Rössler, wie das selbstbestimmte Leben gelingt
und weshalb ein autonomes Leben ein besseres Leben ist.
Die westliche Welt ist eine freie Welt: Wir wählen
unseren Beruf, wir entscheiden uns für oder gegen Kinder, wir binden
und trennen uns nach Belieben, wir sind gläubig, atheistisch oder
agnostisch. Alles eine Frage der persönlichen Präferenz. Oder
doch nicht?
Ganz so frei sind wir nicht, sagt die Philosophin
Beate Rössler. Wir stecken immer auch in Beziehungen und Traditionen,
die unsere Freiheit begrenzen. Doch möglicherweise ist das sogar gut
so, denn das Leben im Meer der unendlichen Möglichkeiten, kann auch
eine Überforderung sein.
Wann also befreit Freiheit? Und was bedroht sie
heute? Ein Gespräch über Lebenspläne, über Ambivalenzen
und über die Frage, ob Mönche, Sexarbeiterinnen und Sisyphus
selbstbestimmt leben.
Literatur: Beate Rössler: Autonomie. Ein
Versuch über das gelungene Leben. Suhrkamp 2017."
Bewertung: Kann tatsächlich
jeder sein Leben autonom bestimmen? Oder können es die meisten aufgrund
der sozioökonomischen Möglichkeiten nur sehr eingeschränkt
bis gar nicht? Ein im Prinzip sehr spannendes Thema, das die tatsächliche
sozioökonomische Tiefe und Breite der globalen Wirklichkeit leider
nur wenig berührte, obwohl die kaepitalistischen Zwänge durchaus
zur Sprache kamen. Ob ein autonomes Leben immer ein besseres ist, mag bezweifelt
werden. Dass Freitod unter Selbstmord - am Beispiel Wolfgang Herrndorf
- eingeordnet wurde, war kein gutes Beispiel für philosophische Unterscheidungskunst.
Die psychologisch ganz besonders interessante Frage, wie man es denn nun
anstellt, anstellen muss oder anstellen kann, ein tatsächlich autonomes,
selbstbestimmtes Leben zu verwirklichen, blieb für mich offen. Sehr
angenehm war die tolerante und liberale Art, wie die Philosophin ihre Ideen
vertrat. Auch, dass zum Ausdruck kam, dass uns fremde Identitäts-
und Ausdrucksformen, richtig eingefühlt natürlich auch (andere)
Autonomie repräsentieren können und daher zu respektieren sind
(z.B. Kopftuch; Prostitution; Demenz). Vielseitig anregend und interessant.
Psychopathologie [2016]
[2015] [2014]
Luegenpresse
Medien müssen auswählen. Und sie muss positionieren (vorne,
fett, groß-klein). Und sie stellt dar (korrekterweise Information
getrennt von Kommentar und Meinung). Und sie benutzt Worte und Sprache,
hebt hervor, lässt weg, gebraucht diese oder jene Worte und Ausdrücke.
Dadurch werden bestimmte Bilder vermittelt und gefördert bzw. gehemmt.
Fehlen wichtige Teile, so ist die mediale Präsentation einseitig.
Tritt das oft und bei vielen (führenden) Medien auf, so entwickelt
bei Andersdenkenden der Eindruck einer sog. "Lügenpresse".
Narrativ (Erzählung, Geschichte)
Postfaktisch (wörtlich: nach
den Fakten, also die Beurteilung und Bewertung, die Meinung, der Kommentar)
Die Welt meldete am 09.12.2016 zwar falsch: "„Postfaktisch“ ist Wort
des Jahres 2016" (es war "Volksverräter"),
aber dennoch sind die Ausführungen zu den neuen post-Wörtern
interessant. "Postfaktisch" muss der Wortbedeutung nicht Lüge oder
Verdrehung bedeuten. Da wäre das Wort Kontrafaktisch besser geeignet.
Nun, gemeint ist, dass die Fakten keine zentrale Rolle mehr spielen, die
wunsch- und ideologiegeleitete Interpretation ist wichtiger.
Rechtspopulismus > Populismus
> Politische Korrektheit.
Entwertung im Volk verbreiteter konservativ-rechtsorientierter Meinung
oder Einstellung, die natürlich nicht minder demokratisch legitim
sind wie andere auch, sofern sie nicht gegen die Strafgesetze verstoßen
(z.B. Volksverhetzung, Holocaustleugnung, Aufruf zum Brandschatzen u.a.m.).
Unworte des Jahres > https://www.unwortdesjahres.net/:
"Die Grundannahme: Unwörter entstehen im Gebrauch
Sprachliche Ausdrücke werden dadurch zu Unwörtern, dass sie
von Sprechern entweder gedankenlos oder mit kritikwürdigen Intentionen
verwendet werden, und dies im öffentlichen Kontext (siehe die Kriterien
der Aktion). Die Kritik an ihnen ist Ausdruck der Hoffnung auf mehr Verantwortung
im sprachlichen Handeln."
"Die Grundsätze
Die Aktion «Unwort des Jahres» möchte auf öffentliche
Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch das Sprachbewusstsein
und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern. Sie
lenkt daher den sprachkritischen Blick auf Wörter und Formulierungen
in allen Feldern der öffentlichen Kommunikation, die gegen sachliche
Angemessenheit oder Humanität verstoßen, zum Beispiel:
Willkommenskultur
Grundeinstellung und Haltung zu den Flüchtigen aus den Kriegs-
und Katatstrophengebieten der Welt, die in erstaunlichem Maßen von
vielen Flüchtlingshelfern konsuenweutn und nachhaltig praktiziert
wurde. Die Bereitschaft der BürgerInnen zu helfen, hat ein anderes,
positiv neues Deutschland gezeigt, wofür ihnen uneingeschränkter
Respekt und Dankbarkeit gebührt. Ungeachten dessen ist es natürlich
nicht minder wichtig, kritisch zu hinterfragen, wie das zu bewältigen
ist (> Kritisch hierzu: Merkel
- zeigt hochgradigen Starrsinn und maßlose Selbstüberschätzung).
Tiere [2016] [2015] [2014] [2013] [2012] " ... []
Wikipedia wird von AgentInnen verschiedenen Interessengruppen
weitgehend beherrscht und überschwemmt und verliert in vielen wissenschaftlichen,
wissens- und informatorischen Bereichen grundlegende Kompetenz und Qualität.
Die Machtstrukturen sind undurchsichtig und einerseits anarchistisch-zufällige,
kapitalistische, institutionelle und durch geheimdienstliche Interessen
und deren AgentInnen dort bestimmt. Der Präsentations- und Repräsentanzkampf
bindet viel Zeit und Energie, die kompetente Wissensträger nicht aufbringen
können oder wollen.
_ _ _ Brückner, Michael (2014) Die Akte Wikipedia. Kopp. |
_ |
Literatur (Auswahl) > Literatur-
und Linkliste Medien und Medienkritik.
> Querverweise.
Interne Links zum Elite-Problem: Generalkritik an der "Elite" * Elite-Meßverfahren * Was sind und wozu brauchen wir "Eliten" (Elite-Universitäten)? * Was bieten amerikanische etilE-Universitäten am Beispiel Wirtschaft?. * Wirtschaftlich motivierte "Elite"-Kritik * Wirtschaftselite in Deutschland * plutokratischer etilE-Papagei Peter Glotz *
Das Peter-Prinzip: "Mir kam der Verdacht, daß meine Schulbehörde in puncto Unfähigkeit kein Monopolbetrieb war. Als ich mich umsah, stellt ich fest, daß es in jeder Organisation eine Anzahl Menschen gab, die unfähig waren, ihrer Arbeit gerecht zu werden." (S. 15). Ein universales Phänomen: "Berufliche Unfähigkeit gibt es überall" (S. 16) "In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen" (S. 19) "Die Arbeit wird von den Mitarbeitern erledigt, die ihre Stufe der Inkompetenz noch nicht erreicht haben." (S. 20)." [mehr: PKW3-04, ÜberblickBürokratie, ]
"Seit 1995 haben Hunderte Städte und öffentliche Unternehmen in Deutschland und Europa ihre Großanlagen wie Klär- und Wasserwerke, Straßenbahnen, Schulen und Messehallen an US-Investoren verkauft und zurückgemietet. Erst durch Rundfunksendungen von Werner Rügemer wurde »Cross Border Leasing« seit 2002 zu einem öffentlichen Thema. Er schildert die Entstehung und Struktur dieses Finanzprodukts der »New Economy« in den USA, ihre Verwandtschaft mit anderen Formen öffentlicher Enteignung, ihr Ausmaß in den wichtigsten europäischen Staaten sowie die Arbeitsmethoden der Leasing-branche. Erstmalig legt er jetzt die bisher geheimen Vertragsinhalte dieser Konstrukte fiktiver Kapitalbildung in vollem Umfang offen." (Rückumschlag/Info mit Inhaltsverzeichnis.). Bestellung: Westfälisches Dampfboot. |
(Faust II, A V, Palast, Mephisto Vers 11187) |
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