Tops und Flops der US-Geheimdienste
Ein Buchhinweis von Rudolf Sponsel, Erlangen 26.9.2001
Steininger, Klaus (1998). Tops und Flops. Die Geschäfte der Geheimdienste. Mit einem Vorwort des ehemaligen Top-Agenten Rainer Rupp. Berlin: Elefanten Press ISBN 3-88520-612-9 DM 34,80
Inhaltsverzeichnis
* Zum Autor
* Rupp
alias "Topas"
Leseprobe:
Bespitzleung, Denunziation und die Ermordung John Lennons
den Einfluß der USA in aller Welt zu sichern" |
"Die Central Intelligence Agency, gegründet im Morgengrauen des Kalten Krieges, kennt unter der Abkürzung CIA wohl jedes Kind. Weniger bekannt sind die Aktivitäten der anderen US-Geheimdienste. Sie alle haben im Kern dieselbe Aufgabe und dasselbe Ziel: den Einfluß der USA in aller Welt zu sichern. Die Liste der unerklärten Kriege, Umstürze und Sabotageaktionen gegen fremde Staaten ist lang und hinterläßt eine blutige Spur rund um den Globus. Dennoch ist die Erfolgsbilanz dieser gigantischen Apparate, denen zusammen pro Jahr fast dreißig Milliarden Dollar zur Verfügung stehen, ziemlich mager. Mit großer Sachkenntnis gibt der Autor Einblick in Methoden und Umfeld der wichtigsten US-Geheimdienste, die ihre unheimliche Macht auch gegen die eigene Bevölkerung entfalten und sich seit Jahrzehnten als unkontrollierbarer Staat im Staate gebärden." |
Inhalt
09 Vorwort
20 Von »Wild Bill« Donovan zu Allen Dulles
42 CIA: Die Freiheit im Visier
NSA: Augen und Ohren des Pentagon
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130 FBI: Nur eine Super-Kripo?
130 Eisenharte G-Men 134 McCarthys Hexenjäger 138 Das Rosenberg-Martyrium 143 Zehn aus Hollywood 146 Hemingway und Bernstein 151 Intimfeind Martin Luther King 156 Die Schüsse von Dallas 158 Hoovers »persönliche Akten« 160 Kein Pardon für Priester 164 Der Fall John Lennon 167 Websters »neue Moralität« 171 Washingtons Weltgendarmerie 174 IRS: Steuerfahnder auf Treibjagd
184 Exporteure der Gewalt
225 Entdeckung in der K Street
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Lesebeispiel:
Bespitzelung, Denunziation und die Ermordung John Lennons
"Der Fall John Lennon
Im Zusammenhang mit Maßnahmen gegen die amerikanische
Friedensbewegung wurde auch der FBI-Vorgang über den Ex-Beatle, Rockstar,
Texter und Komponisten John Lennon angelegt. Während Hoover in der
Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken suchte, er spüre dem
in die USA übergesiedelten Briten und dessen japanischer Frau Yoko
Ono nur nach, weil sie Kontakte zu kleinbürgerlichen Radikalen unterhielten
und möglicherweise Rauschgiftkonsumenten seien, ließ er in Wahrheit
aus einem anderen Grund Fallen aufstellen: Beide Künstler waren engagierte
Gegner des Vietnamkrieges.
... ... ...
Ein »systemfeindliches«
Konzert, das im Dezember 1971 vor 15.000 College-Studenten in Ann Arbor
(Michigan) stattfand, hatte die besondere Aufmerksamkeit des FBI auf Lennon
und Yoko Ono gelenkt. Hoover schickte damals gleich ein ganzes Rudel seiner
Spezialagenten aus, um »griffges Material« über den Ablauf
der Veranstaltung in die Hand zu bekommen. Tags darauf lag ihm ein 26 Seiten
umfassender Ermittlungsbericht vor. Er bewies die Abneigung des Künstlerpaars
gegen den Vietnamkrieg. Im Februar 1972 wurde die geheimpolizeiliche Uberwachung
des Rockstars noch dichter. Zu jener Zeit hatte die Nixon-Administration,
die eine starke Ausweitung der Luftangriffe auf den vietnamesischen Norden
und die Verminung des Haiphonger Hafens vorbereitete, von Plänen politischer
Gruppen erfahren, den für August ins kalifornische San Diego einberufenen
Parteikonvent der Republikaner zum Anlaß für eine große
Protestkundgebung zu nehmen. Das FBI befürchtete, daß sich auch
Prominente, unter ihnen Lennon, an der Aktion beteiligen könnten.
Senator Strom Thurmond, ein Rassist aus dem Süden der USA, der den
Unterausschuß für Innere Sicherheit leitete, schickte daraufhin
eine auf Unterstellungen beruhende Denunziation an den ehemaligen Justitminister
John Mitchell.
Hoover leitete aus Thurmonds »Warnung«
für seine Leute die Schlußfolgerung ab: »Wenn Lennons
Visum aufgehoben würde, könnte sich das als strategische Gegenmaßnahme
erweisen.« [EN 110] Wenige Tage später wurde die Einwanderungsbehörde
INS eingeschaltet. Am 6. März 1972 ordnete sie die Ausweisung des
Künstlers an. Da dieser Einspruch erhob und sich weigerte, die USA
zu verlassen, entschloß sich das FBI zu einer Provokation. Nachdem
Hoover noch am 10. April eigenhändig vermerkt hatte, das »verdächtige
Subjekt« setze »seine gegen den Konvent der Republikaner gerichteten
Aktivitäten« fort, gab sein Nachfolger Gray im Frühsommer
verschiedenen Feldbüros den Wink, Lennon sei ein starker Konsument
von Barbituraten, was »seine Verhaftung wegen Narkotikamißbrauchs
ermöglichen und seine anschließende Ausweisung gestatten würde«.
[EN 111]
Während Nixons Apparat alles
unternahm, um Lennon loszuwerden, bildete sich spontan eine Widerstandsbewegung
gegen die beabsichtigte Ausweisung. Die Behörden wurden mit Briefen
bombardiert. Unter denen, die für Lennon eintraten, befanden sich
außer ungezählten Fans auch Mitglieder des Senats und des Repräsentantenhauses
der Vereinigten Staaten sowie bekannte Künstler und Intellektuelle.
Als der Sänger aus Liverpool in einem Interview erklärte, er
und seine Frau sollten nur deshalb des Landes verwiesen werden, weil sie
»Peaceniks« (Friedensfreunde) seien, verstärkte sich die
Solidarität mit den beiden Vietnamkriegsgegnern noch mehr.
Erst 1975 gab man in den USA offiziell
zu, daß Senator Thurrnonds Memorandum auf böswilligen Erfindungen
und reinen Mutmaßungen beruhte. Ein Bundesrichter hob daraufhin die
Order des INS auf, und dieser gewährte Lennon ständiges Wohorecht
in den USA. Zu jener Zeit war Richard Nixon - über den Watergate-Skandal
gestolpert schon als Präsident der Vereinigten Staaten zurückgetreten.
In der Nacht vom 8. zum 9. Dezember 1980 wurde John Lennon von einem Psychopathen mit nachweislichen Polizeikontakten in New York erschossen." |
Internationales Geheimdienst-Völkerrechtsgesetz:
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