"Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt"
Externer Link: Krankheit, Symptom,
Syndrom, Aufgabe der Heilkunde.
Zum
Krankheitsbegriff in den Psychotherapierichtlinien
Zum bio-psycho-sozialen
Krankheitsmodell in der GIPT
Der Begriff der Norm und
seine Definition
Sinn von Normen
* Definitions-Norm *
Konstruktiv-operationale
Norm * Statistische
Norm
Exkurs:
Verschiedene statistische Normbegriffe * Funktionsnorm
* Idealnorm
Systematik
statistischer Normen in der Psychologie.
Grundlagen
und die drei Tatsachen jeglicher Normierung
Die
Relativität jeglicher Normierung
Der Wertbegriff
und seine Normierung
Der
Begriff der Abweichung und seine Normierung
Normierung
der Einheiten mit Hilfe der Quantoren in Psychologie & Psychotherapie
Auswahl_Quantoren (Qualitaet)
* Begrenzungs_Quantoren
* Beschleunigungs_Quantoren
Dauer_Quantoren *
Geschwindigkeits_Quantoren
* Häufigkeits_Quantoren
Intensitäts_Quantoren
* Komplexitäts_Quantoren
* Kontinuitäts_Quantoren
Mengen_Quantoren
* Meta_Quantoren * Ordnungs_Quantoren
* Periodizitäts_Quantoren
Beeinträchtigungs-Quantoren
"Normal", "Anders",
"Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt"
In der Psychologie, Psychopathologie und in der Psychotherapie wird der Normbegriff nicht eindeutig verwendet. Er hat viele Bedeutungen und der Sprachgebrauch ist völlig chaotisch und verwirrend. Wir werden daher eine grundlegende GIPT-Definition vornehmen, um das Durcheinander - zumindest innerhalb der GIPT - zu beenden.
Der Sinn von Normen besteht darin, eine Vergleichbarkeitsbasis her- bzw. einen Vergleichbarkeitsbewertungsmaßstab bereitzustellen. Im Prinzip erscheinen beim derzeitigen Stand des Wissens fünf solcher Vergleichbarkeitskriterien sinnvoll: Definitions-Norm, konstruktiv-operationale Norm, statistische, funktionelle und ideale Norm.
Definitions-Norm. Zum Zwecke der Kommunikation und Verständigung werden Übereinkünfte oder Konventionen getroffen, was jeweils unter diesem oder jenem Definiendum (das zu Definierende) verstanden werden soll. Beispiel: Was soll Psychoanalyse, Implosion, Symptomverschreibung, Kongruenz bedeuten? Die normative Bedeutung einer Definition liegt in der Festlegung des Definitionsinhalts. Eine Definition ist im Grunde nichts anderes als eine begriffliche Normierung eines Wortes.
Konstruktiv-operationale Norm. In der Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie ist es nicht damit getan, die Begriffe zu definieren. Das wird seit Jahrhunderten mehr oder minder erfolglos gemacht. Eine richtige Ordnung und Forschungsbasis wird in unser Fach erst kommen, wenn zugleich zu den Definitionen auch konstruktiv-operationale Normen ausgearbeitet werden, wie Vorliegen, Nichtvorliegen oder die Ausprägung eines Vorliegens oder die Wahrscheinlichkeit davon intersubjektiv wiederholbar hergestellt bzw. überprüft werden kann. Beispiel in der Therapie: "Streifen Sie mit Ihrem rechten Zeigefinger über ihren linken Unterarm hin und her. Drücken Sie mal mehr, mal weniger dabei. Wie nennen Sie das, was Sie soeben erlebt haben?" Die PatientIn wird sich schwer tun, weil zwar das Tun - streichen, kitzeln, berühren, streifen - einen Namen hat, aber nicht diese spezifische Empfindung. Man kann nun sagen: Ok, Sie hatten soeben eine Empfindung, für die wir keinen Namen haben. Ich habe das Beispiel extra gewählt, um Ihnen zu zeigen, daß es für das Empfinden nicht wichtig ist, daß man einen Namen oder einen Begriff hat, sondern eine Empfindung ist eben eine Empfindung und kein Name. Empfinden ist Empfinden, Denken ist Denken. Können Sie mir nun eine ähnliche Aufgabe stellen, damit ich sehen kann, ob ich es Ihnen richtig erklären konnte?" Man kann den Versuch so lange durchführen, bis PatientIn die Sachverhaltsnormierung beherrscht.
Statistische Norm.
Bedeutet statistische Normen, z. B. relative Häufigkeiten oder Wahrscheinlichkeiten,
Prozentränge, d. h. kummulierte relative Häufigkeiten oder Wahrscheinlichkeiten,
IQ-Werte, T-Werte, Schulnoten, Quantorenzuordnungen (> Normwerte).
Ob statistische Normen bedeutsam sind, muß in jedem Fall erst einmal
geprüft (validiert, evaluiert) werden. Schon gar nicht muß ein
statistischer Extremwert etwas Pathologisches bedeuten. Ein extremer statistischer
Normwert bedeutet zunächst sich selbst und sonst nichts. Ist eine
Pathologieskala geeicht, dann ist ein statistischer Extremwert in aller
Regel bedeutsam (Vorsicht: auch hier sind Ausnahmen möglich und besonders
zu kontrollieren, z. B. bei Rentenbegehren, Opferentschädigungen).
Statistische Querschnitts-Normen
Querschnittsnormen können über m Merkmale bei einem Individuum
oder
Norm_Stat_Quer_Über_N. Hier wird über eine Stichprobe oder Population eine Querschnittsstatistik bezüglich eines festgelegten Zeitraumes erstellt. Typische Kennwerte einer solchen Querschnittsstatistik sind z. B. Median, Mittelwert, Standardabweichung, Quartile, Prozentränge. Anwendung Psychotherapieforschung: Vergleich z. B. der Symptomausprägung von Fall- und Kontrollgruppenwerten.
Norm_Stat_Quer_Über_n-Bezüge_Dimension-i_bei_Indiv. DEF =: Eindimensionale Querschnitts-Statistik über n-Bezüge bei einem Individuum. Anwendungsbeispiel: (1) Lebenszufriedenheitstest LZS. (2) Alle Testskalen, die beanspruchen, Information zu einer Dimension zu erheben, z. B. Depressions- oder Angstskala. Hier wäre es ein Fehler, wenn Äpfel und Birnen zusammengewürfelt würden.
Norm_Stat_Quer_Über_n-Dimension-i_bei_Indiv. Einführung: Hier werden Äpfel und Birnen zusammengeworfen und es wird ein komplexer, mehrdimensionaler Indexwert gebildet. Solche komplexen, d. h. zusammengesetzten, mehrdimensionalen Größen spielen in vielen Wissenschaften und Lebensbereichen eine Rolle. Die Qualität einer Wohnung, die Qualität eines Lebens, die Qualität einer Beziehung, der Therapieerfolg sind typische Beispiele für mehrdimensionale, komplexe, d. h. zusammengesetzte Größen. Mit der LGW Lebensgrundsatzskala habe ich z. B. einen solchen Indexwert für die Selbstheilungskraft eines Menschen gebildet (Sponsel 1984).
Statistische Laengsschnitss-Normen
Norm_Stat_Längs_i. Hier geht es um eine statistische Längsschnittanalyse über ein Individuum, etwa bei Verlaufsforschungen, z. B. ganz typisch in der Psychotherapieforschung und Einzelfallevaluierung der Prae-Post-Vergleich.
Norm_Stat_Längs_Über_Quer_Über_N. Hier werden mehrere statistische Querschnittserhebungen einer bestimmten Stichprobe über die Zeit hinweg gemacht, z. B. in der Testevaluation für die Reliabilität-, Stabilitäts- und Ergodizitätsprüfung (Parameterkonstanz über die Zeit), wenn etwa die Gültigkeit von Normen, z. B. des HAWIE, überprüft wird. Ein sehr unangenehmes Problem ist hier die Stichprobenfluktuation: das Stichproben- Missing- Data- Problem. Empirisch ist es fast unmöglich, zwei genau gleiche Stichproben nach einem größeren zeitlichen Abstand wieder zusammenzubekommen.
Funktionsnorm. Hier ist das Normkriterium
eine Funktion, z. B. laufen, heben, sprechen, lieben können. Als Funktionsnorm
kann man aber auch ganz allgemein das Gesamtbefinden hernehmen. Eine Störung
oder Krankheit ist funktionell unbedeutend, wenn keinerlei oder keine nennenswerte
Beeinträchtigung spürbar ist 1).
Die Funktionsnorm kann u. a. als Orientierungs- und Bewertungsrahmen für
die Beurteilung dienen, ob eine statistische Norm bedeutsam ist oder nicht.
Beispiel Napoleon. 2)Napoleon
hatte einen statistisch extrem niedrigen Puls, nämlich eine Rate von
40 (statistische Mittelwertsnorm = 70), wie viele HochleistungssportlerInnen.
Da Napoleon hierdurch keinerlei Funktionseinbußen erlitt, er konnte
denken, schreiben, reiten, lieben, Kriege führen, muß man wohl
sagen: sein statistisch extremer Puls ist funktionsnormiert bewertet als
normal zu bezeichnen.
Idealnorm. Hier ist das Normkriterium ein Ideal, in der Regel nach traditionellen oder individuellen Werten (Schönheit, Rechtmäßigkeit, Richtigkeit, Begründetheit usw.). Idealnormen spielen auch in der Wissenschaft eine große Rolle, nämlich in den wissenschaftlichen Grundfragen: ist eine Theorie richtig, wie gut ist sie begründet und bestätigt, wie viel Unklarheit oder Widersprüche ergeben sich in oder mit ihr? Ideale spielen auch in der Psychotherapie eine ganz bedeutende Rolle. Das Selbst-Ideal ist z. B. ein wesentlicher und grundlegender Begriff in der Psychodynamischen Psychotherapie, aber auch in der Krankheitslehre bei Rogers und in der Gesprächspsychotherapie.
Systematik statistischer
Normen in der Psychologie
Wie schon erörtert gibt mehrere statistische Erhebungsmöglichkeiten,
wobei sich die meist verwendeten Kombinationskriterien aus der Anzahl von
Individuen (eins, mehrere), Merkmalen (eins, mehrere) und Zeitpunkten
(einer, mehrere) ergeben:
Damit ein Sachverhalt normiert werden kann, muß es ihn "geben": er muß in irgendeiner Form für die Kommunizierenden, die ihn verwenden wollen, "existieren" (referenziert sein). Ist die "Existenz" - in welcher Welt [zu den verschiedenen Weltkonzepten in der GIPT] sei zunächst einmal offen gelassen - gesichert, so ist im Prinzip auch eine Normierung möglich. Normieren heißt im wesentlichen, vergleichen bezüglich als Norm ausgezeichneten Sachverhalts. Jede Normierung beruht auf drei Tatsachen: 1) Existenz, 2) Möglichkeit einer Normierung und 3) Einigung oder Übereinkunft (Konvention) auf eine Auswahl der Möglichkeiten zur Auszeichnung und Festlegung als Norm.
Jede Norm beruht auch auf einer Übereinkunft, hängt also auch ab von der Bezugsgruppe der zur Norm Übereinkommenden. Aus dem Bereich der Möglichkeiten wählen die Übereinkommenden Teilbereiche für ihre Normen aus. Im Bereich der Sprache und des Verhaltens kommt es dann durch den entsprechenden Gebrauch der Auswahlen durch die Kommunizierenden zu einer Verankerung in der Wissenschaft-, Bildungs- und Alltagskultur, so daß bei naiver Betrachtung gewisse normative Erscheinungsformen normativen Verhaltens für Fakten und Tatsachen gehalten werden (so etwas tut man / nicht). Die Relativität jeder Norm ist eine zweifache: (1) die relative Willkür bei der Auswahl der Möglichkeiten (2) durch die Bezugsgruppe der Übereinkommenden. Normen sind daher nicht richtig, wahr oder falsch, sondern ähnlich wie Definitionen mehr oder weniger zielangemessen und zweckdienlich oder nicht. Absolute Normansprüche sind daher wissenschaftlicher Unsinn und zu verwerfen.
Wert, yGIPTWerten,
yGIPTWerten_primär.
Ein Sachverhalt erhält einen Wert, indem die psychologische Elementarfunktion
yGIPTWerten
auf ihn angewendet wird. werten führen wir (1) auf die
Elementarfunktion yGIPTWünschen
und ihre Kontradiktion (yGIPTNicht
[Wünschen [...]) zurück. Ein Sachverhalt erhält also in
dem Maße einen Wert, wie er gewünscht oder nicht gewünscht
wird.
(2) yGIPTEmpfinden_fühlen_spüren3)
dem Ereignisstrom richtig zuordnen können bezeichnen wir als yGIPTWerten_primär.
Der Begriff der Abweichung ist zentral für die Beurteilung und Abschätzung des Therapieerfolgs, selbst wenn nur einmal katamnestisch erhoben würde. Auch dann wären die dort erhobenen Werte mit anderen zu vergleichen und das heißt, man würde die Abweichung ermitteln. Daher setzt der Begriff der Abweichung eine Ausprägungs-, Schätz-, Meß- oder eine Abstandsfunktion 4) und eine hieraus entwickelte Skala bzw. Skalierung voraus. Man beachte: Eine statistische Abweichung besagt für sich noch nichts. Abweichungen gelten immer relativ zu einem Meßsystem und Meßverfahren. In der Psychotherapie sind das sehr oft subjektive Schätzungen, z. B. "ich habe sehr starke Angst". Das Wort abweichendes Verhalten beruht im Prinzip, wie die Namensgebung ja schon verrät, auf einer Abstandsdefinition gegenüber einer Bezugsnorm.
Allgemein braucht man für eine fundierte Theorie der Abweichungen eine Theorie der Ausprägungs-, Schätz- oder Maßeinheiten. Solche Ausprägungs- und Maßeinheiten, die für die praktische Anwendung der Psychologie und Psychotherapie tauglich sind, können mit Hilfe der sog. "Quantoren" in Anwendung auf bestimmte psychische Gegenstandsbereiche (z. B. nach Grundfunktionen klassifiziert: Fühlen, Wollen, Handeln, Befinden, Fähig sein, ...) normiert und geeicht werden.
Normierung
der Einheiten mit Hilfe der Quantoren
in Psychologie & Psychotherapie 5)
Auswahl_Quantoren (Qualitaet)
z. B.: was, welche von ..., wählen, auswählen, entscheiden
Sehr bedeutsam bei den Therapiezielen, aber auch den Methoden und wo
man den Hebel ansetzt in der Psychotherapie. Wichtig für die Indikationsfrage
und natürlich für die Erstellung des Therapieplans.
Begrenzungs_Quantoren
z. B.: Mindestens, höchstens, von ... bis, ab, bis
Hier ist das Problem der Grenzen, Bereiche, Anfang und Ende angesprochen.
Was soll mindestens erreicht werden? Wo hören wir auf, geben
uns zufrieden? Auch das Gebiet der Bedingungen ist berührt: notwendig,
hinreichend, höchstens, mindestens, für den Bereich i ...j.
Beschleunigungs_Quantoren
z. B.: gleichförmig, beschleunigt ansteigend (flach, steil),
beschleunigt verlangsamend (flach, steil): Bremsen.
Bei maniformen Prozessen laufen viele Funktionen beschleunigt ab, während
in der Depression der umgekehrte Effekt, die Verlangsamung und Hemmung
zu beobachten ist. Bei Symptomverläufen interessiert auch der Verlauf:
Bricht es plötzlich herein? Wie schnell entwickelt sich die Symptomatik?
Bei allen Wachstumsprozessen z. B. beim Lernen in
der Psychologie stellt sich die Frage, ob der Lernzuwachs beschleunigt
verläuft. Die Vergessenskurve von Ebbinghaus ist ebenfalls keine lineare,
sondern eine abnehmend negativ weniger beschleunigte Funktion.
Dauer_Quantoren
z. B.: immer, ständig, dauernd, stets, ununterbrochen, fortlaufend,
stetig, so und so lange (Zeitangabe)
Langanhaltende Symptomerfahrungen, langdauernde Erkrankungen demoralisieren
stärker und sind so gesehen natürlich von Bedeutung. Im Leistungsbereich
ist es die Ausdauer, wie lange und hartnäckig jemand ein Ziel verfolgt,
z. B. um eine Kompetenz zu erwerben. Wie lange soll eine Therapie dauern?
Sind Langzeitpsychoanalysen sinnvoll? All das sind Fragen der Psychotherapieforschung.
Geschwindigkeits_Quantoren
z. B.: schnell, langsam, rasend, plötzlich, unmittelbar
Sehr wichtig z. B. in der Psychopharmakopsychotherapie der Depression,
wenn Antriebskomponente und Stimmungsaufhellungskomponente unterschiedliche
Reaktionsgeschwindigkeiten haben, was das Suizidrisiko sehr erhöhen
kann. In der Lenkung einer Psychotherapie auch bedeutsam: TherapeutInnen
dürfen die Entwicklung von PatientInnen und Problemlösungen nicht
zu schnell forcieren, sonst riskieren sie erneute, tiefere Demoralisierung
und einen unerwünschten und unnötigen Therapieabbruch.
Häufigkeits_Quantoren:
z. B.: nie, selten, manchmal, gelegentlich, öfter, oft
Diese Quantoren kommen sehr oft in der Diagnostik, Exploration und
Psychotherapie vor. Es sind unmittelbar kriterienvalide Erfolgskontrollparameter.
Bei erfolgreicher Therapie sollte ein Symptom, das oft auftauchte idealiter
so gut wie nie mehr vorkommen. Häufigkeitsquantoren spielen in der
Beurteilung von Schweregraden eine ähnlich wichtige Rolle wie Intensitätsquantoren.
Es ist natürlich sehr wesentlich, ob man oft Schmerz, Asthma, Migräne,
Panikattacken, Vollräusche oder Kontrollzwänge hat oder selten.
Intensitäts_Quantoren
z. B.: gar nicht, ein bißchen, deutlich spürbar,
mittel, mittelstark, stark, sehr, hoch, hochgradig, extrem, maximal, x-prozentig
Dieser Quantor ist in der Praxis sehr wichtig immer dann, wenn es um
die Erfassung und Beurteilung der Ausprägungen von Symptomen, Leiden,
Störungen oder Beeinträchtigungen geht.
Komplexitäts_Quantoren
z. B.: Ganzes, Teil, zusammengesetzt, ein- bzw. mehrdimensional
In der Psychotherapie wichtig zum Differenzieren z. B. von Therapiezielen,
Teilzielen, Mitteln und Methoden. Für die Therapieforschung wichtig,
wenn mehrdimensionale Erfolgsmaße konstruiert werden, z. B. auch,
wenn verschiedene Beurteilungen des Therapieerfolgs vorliegen (PatientIn,
PsychotherapeutIn, Angehörige, "objektive" Parameter wie z. B. Fehltage
durch Krankheit usw.).
Kontinuitäts_Quantoren
z. B.: stetig (kontinuierlich), diskret, "quantisch"
Sie sind z. B. wichtig in der Entwicklungspsychologie: Kinder brauchen
die Erfahrung zuverlässiger Erziehungskontinuität. In der Anwendung
der forensischen Psychologie im Familienrecht für Sorgerechtsentscheidungen
sehr relevant. Aber auch für die Stimmungs- und Lustpsychologie ist
die Frage nach Kontinuität im Zusammenhang mit Periodizität interessant.
Wir können nicht ununterbrochen "high" sein, wie es wohl viele Süchtige
möchten, so daß sich die alte philosophische Frage stellt, ob
zu einem glücklichen Leben nicht auch zwingend der Kontrast gehört:
down sein, Phasen von Tiefs oder grauem Einerlei. Große Bedeutung
hat die Kontinuität als Metakategorie im zwischenmenschlichen Bereich,
in der Sozialpolitik und der Gesellschaft, was die Kalkulierbarkeit, die
Berechenbarkeit, die Kategorien Verläßlichkeit und Vertrauen
betrifft. Auch für die Lernprozesse, bei denen es bekanntlich Plateaus
gibt, stellt sich die interessante Frage, ob Lernen im Verlauf "quantisch"
vor sich geht, was man sich durch das Bild einer Treppe veranschaulichen
kann. Auch für den Verlauf einer Psychotherapie gibt es wahrscheinlich
"quantische" Phänomene. Das verwundert insofern nicht, wenn Psychotherapie
auch als ein Lernprozeß interpretiert wird. Sie kennen das Phänomen
wahrscheinlich auch aus eigener Erfahrung: eine Entwicklung stagniert,
man hängt auf einem Plateau, etwas entwickelt sich latent, eine Einsicht
reift. Das Aha-Erlebnis bei der Problemlösung ist ein solch quantisches
Phänomen.
Mengen_Quantoren
z. B.: einige, wenige, viel, viele, alle, wie viele? (Anzahl)
Um wie viele Probleme und Therapieziele geht es? Anspruchsniveau und
Ideale werden berührt. Manche Menschen leiden darunter, daß
sie zu viel - vielleicht im Verhältnis zu ihren Fähigkeiten oder
ihrer Leistungsbereitschaft - wollen. Ein Therapieziel könnte dann
lauten: aufgeben, verzichten, sich mit weniger zufriedengeben lernen.
Meta_Quantoren
z. B.: Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Gültigkeit (gesetzesartig,
statistisch).
Sehr wichtig für die Beurteilung der Güte und Sicherheit
von Aussagen. In der Test- und ganz allgemein in der Wissenschaftstheorie
etwa die Kriterien Objektivität, Reliabilität, Validität
und Evaluation. Was bedeutet das genau? Wie sicher ist die Aussage? Unter
welchen Bedingungen gilt sie? Diese Fragen und Probleme sind natürlich
nicht nur für die Wissenschaft wichtig und interessant, sondern für
alle Informationsgewinnungs- und Erkenntnisprozesse. Da es in Diagnostik,
Exploration und Psychotherapie ständig um Informationsgewinnung und
Erkenntnis geht - wie geht es PatientIn, kommt sie voran, was geschieht
im Augenblick, an welcher Stelle des Therapieplans befinden wir uns, sind
wir in der Zeit, ist das jetzt wichtig, wie ist das zu beurteilen, was
PatientIn jetzt äußert, stimmt das, was bedeutet das?
usw. usf. - betreffen diese Fragen natürlich im höchsten Maße
die praktische Arbeit von PsychologInnen, DiagnostikerInnen und PsychotherapeutInnen
6).
Ordnungs_Quantoren
z. B.: mehr, größer, besser, geeigneter... als
Wichtig für alle Prioritätsprobleme; im psychologisch-psychotherapeutischen
Bereich daher für Entscheidungen, Auswahlen, Optimierungsprobleme,
Zeit-Plan-Management; in der Familienrechtspsychologie bei Fragestellungen,
wer für das Kindeswohl geeigneter ist. Der Alltag wie auch jede Psychotherapiestunde
ist voll von ständigen Entscheidungen, welche Reaktion oder Intervention
aus der Vielzahl der möglichen gewählt wird. Letztlich kann jede
dieser Entscheidungen auf einen ordinalen Paarvergleich vom Typ entweder
X-Tun oder Nicht-X-Tun (=lassen) zurückgeführt werden.
Periodizitäts_Quantoren
z. B.: Periode p, Rhythmik, wiederkehrend, regelmäßig,
abwechselnd, Kontrast
Für die Motivationspsychologie, für Homöostase und Befriedigungszyklen
sehr wichtig. In der klinischen Psychologie und Psychotherapie, besonders
z. B. in der verhaltenstherapeutischen Bedingungsanalyse, stellt sich etwa
die Frage, was es bedeutet, wenn Migräneanfälle bevorzugt am
Wochenende oder in Freizeiten auftreten. Bei der alten endogenen Depression
haben Periodizitätszyklen eine große Rolle gespielt: die Aufhellung
zum Abend hin, nächtliches Aufwachen und jahreszeitliche Perioden
waren für die Diagnose wichtig.
Beeintraechtigungs-Quantoren.
Was (Y) wird wie sehr durch (X) gestoert, behindert?
z. B. beeintraechtigt, gestoert, behindert, benachteiligt, krank
Um diese Begriffe und ihre Bedeutung gibt es eine
lange, anhaltende und immer wieder neu aufflammende meist sehr kontroverse
Diskussion zum Sinn und Unsinn, zu Gefahr, Nutzen und Schaden. Dennoch:
Was "ist" "normal"? ist für viele Menschen eine wichtige Frage.
In wessen Augen, relativ zu welcher Bezugsgruppe,
an welchen Zielen und Zwecken orientiert?, fragen wir.
Einer der sozialpsychologisch und soziologisch bedeutungsvollsten
und nicht selten dramatischsten Fehler ist - siehe z. B. die Welle von
Fremdenfeindlichkeit
und Ausländerhass - andere, Andersein, Andersgeartetheit
vorschnell und fälschlich in den Topf des Fehlerhaften, Gestörten,
Kranken, Verrückten und damit oft auch Minderwertigen zu stecken.
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Wann also ist es z. B. sinnvoll, von einer Störung, einem gestörten Verhalten zu sprechen? In der traditionellen Psychiatrie hat man im Zusammenhang mit dem Psychopathiebegriff ein Doppelkriterium entwickelt, das einen allgemeinen Sinn macht: (1) Leidet ein Mensch unbeabsichtigt unter sich oder (2) leiden andere unter ihm, so wurde dies als ein wichtiges Merkmal für die Erfüllung einer Psychopathie (wörtl. Seelenleiden) betrachtet, wenn ein solches Leiden überdauernd und kein Merkmal einer vorübergehenden Erkankung war. Man könnte dies allgemeiner fassen und sagen: Fühlt sich ein Mensch in seiner Persönlichkeit, Befindlichkeit oder in seinem Verhalten unbeabsichtigt beeinträchtigt oder werden andere Menschen durch ihn entsprechend beeinträchtigt, so kann man von einer Störung sprechen. Diese Bestimmung ist natürlich vielfach problematisch, was aber an dieser Stelle, wo es darum geht, die Grundidee des Störungsbegriff zu entwickeln, hintan gestellt werden soll. Eine Störung kann allgemein als eine Behinderung von Zielverwirklichungen aufgefasst werden.
Nun liegt im Gebrauch des Begriffes Störung eine echte Falle. Stört A durch bestimmte Handlungen B, so wird im gewöhnlichen Alltag aus der Perspektive B daraus nicht selten und fälschlich ein: A "ist" gestört. Das ist falsch. Eher richtig wäre es, zu sagen: B ist (im Sinne von wird) gestört. Ganz korrekt und am verständlichsten wäre es wohl zu sagen: In der Situation S, macht A H, wodurch sich B gestört fühlt. Durch diese korrekte Formulierung wird klar, daß die Störung, an A oder an B oder an der Situation S oder an der Handlung H liegen kann. Kombinieren wir diese Möglichkeiten durch, ergeben sich bereits 15 Möglichkeiten (A, B, S, H, A+B, A+S, A+H, A+B+S, ...). Manche Handlungen sind personeninvariant und stören trotzdem, etwa wenn der Gerichtsvollzieher erscheint und "seinen" Tribut will.
(wird gelegentlich fortgesetzt)
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Norm site:www.sgipt.org * Krankheitsbegriff * Abweichung * Devianz * |