Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=27.06.1998 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 23.11.19
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen * Mail: sekretariat@sgipt.org


    Anfang  Normen _Datenschutz_Überblick_Rel. Aktuelles  _Rel. Beständiges _Titelblatt_Konzept_Archiv_Region_Service iec-verlag _ Zitierung  &  Copyright_ Anmeldung _ Wichtige Hinweise zu externen Links und Empfehlungen
      Herzlich willkommen in unserer Internetpublikation für Allgemeine und integrative Psychotherapie, Abteilung Wissenschaft und hier speziell zum Thema:
     Norm, Wert, Abweichung (Deviation)
    (nach Sponsel 1995, Kap. 2)

    "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt"

    Externer Link: Krankheit, Symptom, Syndrom, Aufgabe der Heilkunde.
    Zum Krankheitsbegriff in den Psychotherapierichtlinien
    Zum bio-psycho-sozialen Krankheitsmodell in der GIPT

    Der Begriff der Norm und seine Definition
        Sinn von Normen   *  Definitions-Norm   * Konstruktiv-operationale Norm  *   Statistische Norm
        Exkurs: Verschiedene statistische Normbegriffe   *   Funktionsnorm    *  Idealnorm
        Systematik statistischer Normen in der Psychologie.
        Grundlagen und die drei Tatsachen jeglicher Normierung
        Die Relativität jeglicher Normierung
        Der Wertbegriff und seine Normierung
        Der Begriff der Abweichung und seine Normierung
    Normierung der Einheiten mit Hilfe der Quantoren in Psychologie & Psychotherapie
        Auswahl_Quantoren (Qualitaet)  *  Begrenzungs_Quantoren  *  Beschleunigungs_Quantoren
        Dauer_Quantoren * Geschwindigkeits_Quantoren  *  Häufigkeits_Quantoren
        Intensitäts_Quantoren *  Komplexitäts_Quantoren  *  Kontinuitäts_Quantoren
        Mengen_Quantoren  *  Meta_Quantoren  *  Ordnungs_Quantoren  *  Periodizitäts_Quantoren
        Beeinträchtigungs-Quantoren
    "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt"

    Der Begriff der Norm und seine Definition

        In der Psychologie, Psychopathologie und in der Psychotherapie wird der Normbegriff nicht eindeutig verwendet. Er hat viele Bedeutungen und der Sprachgebrauch ist völlig chaotisch und verwirrend. Wir werden daher eine grundlegende GIPT-Definition vornehmen, um das Durcheinander - zumindest innerhalb der GIPT - zu beenden.

        Der Sinn von Normen besteht darin, eine Vergleichbarkeitsbasis her- bzw. einen Vergleichbarkeitsbewertungsmaßstab bereitzustellen. Im Prinzip erscheinen beim derzeitigen Stand des Wissens fünf solcher Vergleichbarkeitskriterien sinnvoll: Definitions-Norm, konstruktiv-operationale Norm, statistische, funktionelle und ideale Norm.

    Definitions-Norm. Zum Zwecke der Kommunikation und Verständigung werden Übereinkünfte oder Konventionen getroffen, was jeweils unter diesem oder jenem Definiendum (das zu Definierende) verstanden werden soll. Beispiel: Was soll Psychoanalyse, Implosion, Symptomverschreibung, Kongruenz bedeuten? Die normative Bedeutung einer Definition liegt in der Festlegung des Definitionsinhalts. Eine Definition ist im Grunde nichts anderes als eine begriffliche Normierung eines Wortes.

    Konstruktiv-operationale Norm. In der Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie ist es nicht damit getan, die Begriffe zu definieren. Das wird seit Jahrhunderten mehr oder minder erfolglos gemacht. Eine richtige Ordnung und Forschungsbasis wird in unser Fach erst kommen, wenn zugleich zu den Definitionen auch konstruktiv-operationale Normen ausgearbeitet werden, wie Vorliegen, Nichtvorliegen oder die Ausprägung eines Vorliegens oder die Wahrscheinlichkeit davon intersubjektiv wiederholbar hergestellt bzw. überprüft werden kann. Beispiel in der Therapie: "Streifen Sie mit Ihrem rechten Zeigefinger über ihren linken Unterarm hin und her. Drücken Sie mal mehr, mal weniger dabei. Wie nennen Sie das, was Sie soeben erlebt haben?" Die PatientIn wird sich schwer tun, weil zwar das Tun - streichen, kitzeln, berühren, streifen - einen Namen hat, aber nicht diese spezifische Empfindung. Man kann nun sagen: Ok, Sie hatten soeben eine Empfindung, für die wir keinen Namen haben. Ich habe das Beispiel extra gewählt, um Ihnen zu zeigen, daß es für das Empfinden nicht wichtig ist, daß man einen Namen oder einen Begriff hat, sondern eine Empfindung ist eben eine Empfindung und kein Name. Empfinden ist Empfinden, Denken ist Denken. Können Sie mir nun eine ähnliche Aufgabe stellen, damit ich sehen kann, ob ich es Ihnen richtig erklären konnte?" Man kann den Versuch so lange durchführen, bis PatientIn die Sachverhaltsnormierung beherrscht.

    • Querverweis: Beispiel für eine konstruktiv-operationale Definition von phantasieren.


    Statistische Norm. Bedeutet statistische Normen, z. B. relative Häufigkeiten oder Wahrscheinlichkeiten, Prozentränge, d. h. kummulierte relative Häufigkeiten oder Wahrscheinlichkeiten, IQ-Werte, T-Werte, Schulnoten, Quantorenzuordnungen (> Normwerte). Ob statistische Normen bedeutsam sind, muß in jedem Fall erst einmal geprüft (validiert, evaluiert) werden. Schon gar nicht muß ein statistischer Extremwert etwas Pathologisches bedeuten. Ein extremer statistischer Normwert bedeutet zunächst sich selbst und sonst nichts. Ist eine Pathologieskala geeicht, dann ist ein statistischer Extremwert in aller Regel bedeutsam (Vorsicht: auch hier sind Ausnahmen möglich und besonders zu kontrollieren, z. B. bei Rentenbegehren, Opferentschädigungen).

    Exkurs: Verschiedene statistische Normbegriffe

    Statistische Querschnitts-Normen
    Querschnittsnormen können über m Merkmale bei einem Individuum oder

    Norm_Stat_Quer_Über_N. Hier wird über eine Stichprobe oder Population eine Querschnittsstatistik bezüglich eines festgelegten Zeitraumes erstellt. Typische Kennwerte einer solchen Querschnittsstatistik sind z. B. Median, Mittelwert, Standardabweichung, Quartile, Prozentränge. Anwendung Psychotherapieforschung: Vergleich z. B. der Symptomausprägung von Fall- und Kontrollgruppenwerten.

    Norm_Stat_Quer_Über_n-Bezüge_Dimension-i_bei_Indiv. DEF =: Eindimensionale Querschnitts-Statistik über n-Bezüge bei einem Individuum. Anwendungsbeispiel: (1) Lebenszufriedenheitstest LZS. (2) Alle Testskalen, die beanspruchen, Information zu einer Dimension zu erheben, z. B. Depressions- oder Angstskala. Hier wäre es ein Fehler, wenn Äpfel und Birnen zusammengewürfelt würden.

    Norm_Stat_Quer_Über_n-Dimension-i_bei_Indiv. Einführung: Hier werden Äpfel und Birnen zusammengeworfen und es wird ein komplexer, mehrdimensionaler Indexwert gebildet. Solche komplexen, d. h. zusammengesetzten, mehrdimensionalen Größen spielen in vielen Wissenschaften und Lebensbereichen eine Rolle. Die Qualität einer Wohnung, die Qualität eines Lebens, die Qualität einer Beziehung, der Therapieerfolg sind typische Beispiele für mehrdimensionale, komplexe, d. h. zusammengesetzte Größen. Mit der  LGW Lebensgrundsatzskala  habe ich z. B. einen solchen Indexwert für die Selbstheilungskraft eines Menschen gebildet (Sponsel 1984).

    Statistische Laengsschnitss-Normen

    Norm_Stat_Längs_i. Hier geht es um eine statistische Längsschnittanalyse über ein Individuum, etwa bei Verlaufsforschungen, z. B. ganz typisch in der Psychotherapieforschung und Einzelfallevaluierung der Prae-Post-Vergleich.

    Norm_Stat_Längs_Über_Quer_Über_N. Hier werden mehrere statistische Querschnittserhebungen einer bestimmten Stichprobe über die Zeit hinweg gemacht,  z. B. in der Testevaluation für die Reliabilität-, Stabilitäts- und Ergodizitätsprüfung (Parameterkonstanz über die Zeit), wenn etwa die Gültigkeit von Normen, z. B. des HAWIE, überprüft wird. Ein sehr unangenehmes Problem ist hier die Stichprobenfluktuation: das Stichproben- Missing- Data- Problem. Empirisch ist es fast unmöglich, zwei genau gleiche Stichproben nach einem größeren zeitlichen Abstand wieder zusammenzubekommen.

    Funktionsnorm. Hier ist das Normkriterium eine Funktion, z. B. laufen, heben, sprechen, lieben können. Als Funktionsnorm kann man aber auch ganz allgemein das Gesamtbefinden hernehmen. Eine Störung oder Krankheit ist funktionell unbedeutend, wenn keinerlei oder keine nennenswerte Beeinträchtigung spürbar ist 1). Die Funktionsnorm kann u. a. als Orientierungs- und Bewertungsrahmen für die Beurteilung dienen, ob eine statistische Norm bedeutsam ist oder nicht.
        Beispiel Napoleon. 2)Napoleon hatte einen statistisch extrem niedrigen Puls, nämlich eine Rate von 40 (statistische Mittelwertsnorm = 70), wie viele HochleistungssportlerInnen. Da Napoleon hierdurch keinerlei Funktionseinbußen erlitt, er konnte denken, schreiben, reiten, lieben, Kriege führen, muß man wohl sagen: sein statistisch extremer Puls ist funktionsnormiert bewertet als normal zu bezeichnen.

    Idealnorm. Hier ist das Normkriterium ein Ideal, in der Regel nach traditionellen oder individuellen Werten (Schönheit, Rechtmäßigkeit, Richtigkeit, Begründetheit usw.). Idealnormen spielen auch in der Wissenschaft eine große Rolle, nämlich in den wissenschaftlichen Grundfragen: ist eine Theorie richtig, wie gut ist sie begründet und bestätigt, wie viel Unklarheit oder Widersprüche ergeben sich in oder mit ihr? Ideale spielen auch in der Psychotherapie eine ganz bedeutende Rolle. Das Selbst-Ideal ist z. B. ein wesentlicher und grundlegender Begriff in der Psychodynamischen Psychotherapie, aber auch in der Krankheitslehre bei Rogers und in der Gesprächspsychotherapie.

    Systematik statistischer Normen in der Psychologie
    Wie schon erörtert gibt mehrere statistische Erhebungsmöglichkeiten, wobei sich die meist verwendeten Kombinationskriterien aus der Anzahl von Individuen (eins, mehrere), Merkmalen (eins, mehrere) und  Zeitpunkten (einer, mehrere) ergeben:

    Graph StatNorm


     
     

    Grundlagen und die drei Tatsachen jeglicher Normierung

        Damit ein Sachverhalt normiert werden kann, muß es ihn "geben": er muß in irgendeiner Form für die Kommunizierenden, die ihn verwenden wollen, "existieren" (referenziert sein). Ist die "Existenz" - in welcher Welt [zu den verschiedenen Weltkonzepten in der GIPT] sei zunächst einmal offen gelassen - gesichert, so ist im Prinzip auch eine Normierung möglich. Normieren heißt im wesentlichen, vergleichen bezüglich als Norm ausgezeichneten Sachverhalts. Jede Normierung beruht auf drei Tatsachen: 1) Existenz, 2) Möglichkeit einer Normierung und 3) Einigung oder Übereinkunft (Konvention) auf eine Auswahl der Möglichkeiten  zur Auszeichnung und Festlegung als Norm.

    Die Relativität jeglicher Normierung

        Jede Norm beruht auch auf einer Übereinkunft, hängt also auch ab von der Bezugsgruppe der zur Norm Übereinkommenden. Aus dem Bereich der Möglichkeiten wählen die Übereinkommenden Teilbereiche für ihre Normen aus. Im Bereich der Sprache und des Verhaltens kommt es dann durch den entsprechenden Gebrauch der Auswahlen durch die Kommunizierenden zu einer Verankerung in der Wissenschaft-, Bildungs- und Alltagskultur, so daß bei naiver Betrachtung gewisse normative Erscheinungsformen normativen Verhaltens für Fakten und Tatsachen gehalten werden (so etwas tut man / nicht). Die Relativität jeder Norm ist eine zweifache: (1) die relative Willkür bei der Auswahl der Möglichkeiten (2) durch die Bezugsgruppe der Übereinkommenden. Normen sind daher nicht richtig, wahr oder falsch, sondern ähnlich wie Definitionen mehr oder weniger zielangemessen und zweckdienlich oder nicht. Absolute Normansprüche sind daher wissenschaftlicher Unsinn und zu verwerfen.

    Der Wertbegriff und seine Normierung

        Wert, yGIPTWerten, yGIPTWerten_primär. Ein Sachverhalt erhält einen Wert, indem die psychologische Elementarfunktion yGIPTWerten auf ihn angewendet wird.  werten führen wir (1) auf die Elementarfunktion yGIPTWünschen und ihre Kontradiktion (yGIPTNicht [Wünschen [...]) zurück. Ein Sachverhalt erhält also in dem Maße einen Wert, wie er gewünscht oder nicht gewünscht wird.
    (2) yGIPTEmpfinden_fühlen_spüren3)  dem Ereignisstrom richtig zuordnen können bezeichnen wir als yGIPTWerten_primär.

    Der Begriff der Abweichung und seine Normierung

        Der Begriff der Abweichung ist zentral für die Beurteilung und Abschätzung des Therapieerfolgs, selbst wenn nur einmal katamnestisch erhoben würde. Auch dann wären die dort erhobenen Werte mit anderen zu vergleichen und das heißt, man würde die Abweichung ermitteln. Daher setzt der Begriff der Abweichung eine Ausprägungs-, Schätz-, Meß- oder eine Abstandsfunktion 4) und eine hieraus entwickelte Skala bzw. Skalierung voraus. Man beachte: Eine statistische Abweichung besagt für sich noch nichts. Abweichungen gelten immer relativ zu einem Meßsystem und Meßverfahren. In der Psychotherapie sind das sehr oft subjektive Schätzungen, z. B. "ich habe sehr starke Angst". Das Wort abweichendes Verhalten beruht im Prinzip, wie die Namensgebung ja schon verrät, auf einer Abstandsdefinition gegenüber einer Bezugsnorm.

        Allgemein braucht man für eine fundierte Theorie der Abweichungen eine Theorie der Ausprägungs-, Schätz- oder Maßeinheiten. Solche Ausprägungs- und Maßeinheiten, die für die praktische Anwendung der Psychologie und Psychotherapie tauglich sind, können mit Hilfe der sog. "Quantoren" in Anwendung auf bestimmte psychische Gegenstandsbereiche (z. B. nach Grundfunktionen klassifiziert: Fühlen, Wollen, Handeln, Befinden, Fähig sein,  ...) normiert und geeicht werden.

    Normierung der Einheiten mit Hilfe der Quantoren
    in Psychologie & Psychotherapie 5)

    Auswahl_Quantoren (Qualitaet)
    z. B.: was, welche von ..., wählen, auswählen, entscheiden
    Sehr bedeutsam bei den Therapiezielen, aber auch den Methoden und wo man den Hebel ansetzt in der Psychotherapie. Wichtig für die Indikationsfrage und natürlich für die Erstellung des Therapieplans.

    Begrenzungs_Quantoren
    z. B.: Mindestens, höchstens, von ... bis, ab, bis
    Hier ist das Problem der Grenzen, Bereiche, Anfang und Ende angesprochen. Was soll mindestens erreicht werden?  Wo hören wir auf, geben uns zufrieden? Auch das Gebiet der Bedingungen ist berührt: notwendig, hinreichend, höchstens, mindestens, für den Bereich i ...j.

    Beschleunigungs_Quantoren
    z. B.: gleichförmig, beschleunigt ansteigend (flach, steil), beschleunigt verlangsamend (flach, steil): Bremsen.
    Bei maniformen Prozessen laufen viele Funktionen beschleunigt ab, während in der Depression der umgekehrte Effekt, die Verlangsamung und Hemmung zu beobachten ist. Bei Symptomverläufen interessiert auch der Verlauf: Bricht es plötzlich herein? Wie schnell entwickelt sich die Symptomatik? Bei allen Wachstumsprozessen z. B. beim Lernen in
    der Psychologie stellt sich die Frage, ob der Lernzuwachs beschleunigt verläuft. Die Vergessenskurve von Ebbinghaus ist ebenfalls keine lineare, sondern eine abnehmend negativ weniger beschleunigte Funktion.

    Dauer_Quantoren
    z. B.: immer, ständig, dauernd, stets, ununterbrochen, fortlaufend, stetig, so und so lange (Zeitangabe)
    Langanhaltende Symptomerfahrungen, langdauernde Erkrankungen demoralisieren stärker und sind so gesehen natürlich von Bedeutung. Im Leistungsbereich ist es die Ausdauer, wie lange und hartnäckig jemand ein Ziel verfolgt, z. B. um eine Kompetenz zu erwerben. Wie lange soll eine Therapie dauern? Sind Langzeitpsychoanalysen sinnvoll? All das sind Fragen der Psychotherapieforschung.

    Geschwindigkeits_Quantoren
    z. B.: schnell, langsam, rasend, plötzlich, unmittelbar
    Sehr wichtig z. B. in der Psychopharmakopsychotherapie der Depression, wenn Antriebskomponente und Stimmungsaufhellungskomponente unterschiedliche Reaktionsgeschwindigkeiten haben, was das Suizidrisiko sehr erhöhen kann. In der Lenkung einer Psychotherapie auch bedeutsam: TherapeutInnen dürfen die Entwicklung von PatientInnen und Problemlösungen nicht zu schnell forcieren, sonst riskieren sie erneute, tiefere Demoralisierung und einen unerwünschten und unnötigen Therapieabbruch.

    Häufigkeits_Quantoren:
    z. B.: nie, selten, manchmal, gelegentlich, öfter, oft
    Diese Quantoren kommen sehr oft in der Diagnostik, Exploration und Psychotherapie vor. Es sind unmittelbar kriterienvalide Erfolgskontrollparameter. Bei erfolgreicher Therapie sollte ein Symptom, das oft auftauchte idealiter so gut wie nie mehr vorkommen. Häufigkeitsquantoren spielen in der Beurteilung von Schweregraden eine ähnlich wichtige Rolle wie Intensitätsquantoren. Es ist natürlich sehr wesentlich, ob man oft Schmerz, Asthma, Migräne, Panikattacken, Vollräusche oder Kontrollzwänge hat oder selten.

    Intensitäts_Quantoren
    z. B.:  gar nicht, ein bißchen, deutlich spürbar, mittel, mittelstark, stark, sehr, hoch, hochgradig, extrem, maximal, x-prozentig
    Dieser Quantor ist in der Praxis sehr wichtig immer dann, wenn es um die Erfassung und Beurteilung der Ausprägungen von Symptomen, Leiden, Störungen oder Beeinträchtigungen geht.

    Komplexitäts_Quantoren
    z. B.: Ganzes, Teil, zusammengesetzt, ein- bzw. mehrdimensional
    In der Psychotherapie wichtig zum Differenzieren z. B. von Therapiezielen, Teilzielen, Mitteln und Methoden. Für die Therapieforschung wichtig, wenn mehrdimensionale Erfolgsmaße konstruiert werden, z. B. auch, wenn verschiedene Beurteilungen des Therapieerfolgs vorliegen (PatientIn, PsychotherapeutIn, Angehörige, "objektive" Parameter wie z. B. Fehltage durch Krankheit usw.).

    Kontinuitäts_Quantoren
    z. B.: stetig (kontinuierlich), diskret, "quantisch"
    Sie sind z. B. wichtig in der Entwicklungspsychologie: Kinder brauchen die Erfahrung zuverlässiger Erziehungskontinuität. In der Anwendung der forensischen Psychologie im Familienrecht für Sorgerechtsentscheidungen sehr relevant. Aber auch für die Stimmungs- und Lustpsychologie ist die Frage nach Kontinuität im Zusammenhang mit Periodizität interessant. Wir können nicht ununterbrochen "high" sein, wie es wohl viele Süchtige möchten, so daß sich die alte philosophische Frage stellt, ob zu einem glücklichen Leben nicht auch zwingend der Kontrast gehört: down sein, Phasen von Tiefs oder grauem Einerlei. Große Bedeutung hat die Kontinuität als Metakategorie im zwischenmenschlichen Bereich, in der Sozialpolitik und der Gesellschaft, was die Kalkulierbarkeit, die Berechenbarkeit, die Kategorien Verläßlichkeit und Vertrauen betrifft. Auch für die Lernprozesse, bei denen es bekanntlich Plateaus gibt, stellt sich die interessante Frage, ob Lernen im Verlauf "quantisch" vor sich geht, was man sich durch das Bild einer Treppe veranschaulichen kann. Auch für den Verlauf einer Psychotherapie gibt es wahrscheinlich "quantische" Phänomene. Das verwundert insofern nicht, wenn Psychotherapie auch als ein Lernprozeß interpretiert wird. Sie kennen das Phänomen wahrscheinlich auch aus eigener Erfahrung: eine Entwicklung stagniert, man hängt auf einem Plateau, etwas entwickelt sich latent, eine Einsicht reift. Das Aha-Erlebnis bei der Problemlösung ist ein solch quantisches Phänomen.

    Mengen_Quantoren
    z. B.: einige, wenige, viel, viele,  alle, wie viele? (Anzahl)
    Um wie viele Probleme und Therapieziele geht es? Anspruchsniveau und Ideale werden berührt. Manche Menschen leiden darunter, daß sie zu viel - vielleicht im Verhältnis zu ihren Fähigkeiten oder ihrer Leistungsbereitschaft - wollen. Ein Therapieziel könnte dann lauten: aufgeben, verzichten, sich mit weniger zufriedengeben lernen.

    Meta_Quantoren
    z. B.: Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Gültigkeit (gesetzesartig, statistisch).
    Sehr wichtig für die Beurteilung der Güte und Sicherheit von Aussagen. In der Test- und ganz allgemein in der Wissenschaftstheorie etwa die Kriterien Objektivität, Reliabilität, Validität und Evaluation. Was bedeutet das genau? Wie sicher ist die Aussage? Unter welchen Bedingungen gilt sie? Diese Fragen und Probleme sind natürlich nicht nur für die Wissenschaft wichtig und interessant, sondern für alle Informationsgewinnungs- und Erkenntnisprozesse. Da es in Diagnostik, Exploration und Psychotherapie ständig um Informationsgewinnung und Erkenntnis geht - wie geht es PatientIn, kommt sie voran, was geschieht im Augenblick, an welcher Stelle des Therapieplans befinden wir uns, sind wir in der Zeit, ist das jetzt wichtig, wie ist das zu beurteilen, was PatientIn jetzt äußert, stimmt das, was bedeutet das?  usw. usf. - betreffen diese Fragen natürlich im höchsten Maße die praktische Arbeit von PsychologInnen, DiagnostikerInnen und PsychotherapeutInnen 6).

    Ordnungs_Quantoren
    z. B.: mehr, größer, besser, geeigneter... als
    Wichtig für alle Prioritätsprobleme; im psychologisch-psychotherapeutischen Bereich daher für Entscheidungen, Auswahlen,  Optimierungsprobleme, Zeit-Plan-Management; in der Familienrechtspsychologie bei Fragestellungen, wer für das Kindeswohl geeigneter ist. Der Alltag wie auch jede Psychotherapiestunde ist voll von ständigen Entscheidungen, welche Reaktion oder Intervention aus der Vielzahl der möglichen gewählt wird. Letztlich kann jede dieser Entscheidungen auf einen ordinalen Paarvergleich vom Typ entweder X-Tun oder Nicht-X-Tun  (=lassen) zurückgeführt werden.

    Periodizitäts_Quantoren
    z. B.: Periode p, Rhythmik, wiederkehrend, regelmäßig, abwechselnd, Kontrast
    Für die Motivationspsychologie, für Homöostase und Befriedigungszyklen sehr wichtig. In der klinischen Psychologie und Psychotherapie, besonders z. B. in der verhaltenstherapeutischen Bedingungsanalyse, stellt sich etwa die Frage, was es bedeutet, wenn Migräneanfälle bevorzugt am Wochenende oder in Freizeiten auftreten. Bei der alten endogenen Depression haben Periodizitätszyklen eine große Rolle gespielt: die Aufhellung zum Abend hin, nächtliches Aufwachen und jahreszeitliche Perioden waren für die Diagnose wichtig.

    Beeintraechtigungs-Quantoren. Was (Y) wird wie sehr durch (X) gestoert, behindert?
    z. B. beeintraechtigt, gestoert, behindert, benachteiligt, krank



    Praktische Ausprägungs-Merkmale (Quantifizierungs-Parameter)
    Die wichtigsten praktischen Merkmale sind die Häufigkeit h, Dauer d und die Intensität i einer Qualität Q in einem  Verlauf  V.  Damit eingeher geht ein Beeinträchtigungserleben  B von sich selbst B(S) oder anderen B(A). Das entspricht ungefähr den alten Beschreibungen, dass ein Menschen mit Störungen unter sich selbst leiden aber auch andere leiden machen kann. Und dies wiederum kann sich für einen selbst (S) anders darstellen als für andere (A).
     



    "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt"

        Um diese Begriffe und ihre Bedeutung gibt es eine lange, anhaltende und immer wieder neu aufflammende meist sehr kontroverse Diskussion zum Sinn und Unsinn, zu Gefahr, Nutzen und Schaden. Dennoch: Was "ist" "normal"? ist für viele Menschen eine wichtige Frage.
        In wessen Augen, relativ zu welcher Bezugsgruppe, an welchen Zielen und Zwecken orientiert?, fragen wir.

        Einer der sozialpsychologisch und soziologisch bedeutungsvollsten und nicht selten dramatischsten Fehler ist - siehe z. B. die Welle von Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhass -  andere, Andersein, Andersgeartetheit vorschnell und fälschlich in den Topf des Fehlerhaften, Gestörten, Kranken, Verrückten und damit oft auch Minderwertigen zu stecken.
     

     
       Was "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt"  heißen soll, ist eine Frage der Ziele und Zwecke der Bezugsgruppe, die diese normativen Unterscheidungen trifft. D. h. die Nützlichkeit und Zweckmäßigkeit der getroffenen Unterscheidungen ist zu zeigen.

    Ein Mensch, der sich "ungewöhnlich" verhält, verhält sich zunächst einmal "ungewöhnlich" und sonst nichts. Meist bedeutet eine solche Aussage nur, daß er sich nicht so verhält, wie es eine Bezugsperson oder Bezugsgruppe wünscht, erwartet oder haben will. Relativ zu einer bestimmten Bezugsperson oder Bezugsgruppe verhält sich ein solcher Mensch zunächst einmal, wertneutral formuliert, nur anders. (> Autisten-Selbstverständnis).

    Die sachliche Grundlage jeder Normabweichung ist also das Anderssein: die Unterscheidung: das eine und das andere. Sind A und B verschieden, für sich also jeweils anders, so kann jeder von sich aus den anderen als "falsch", "gestört", "nicht normal""krank" oder gar "verrückt" bezeichnen. 

    Grundsätzlich und sachlich betrachtet ist der andere aber zunächst einmal  nichts anderes als eben "nur"anders. Die Bezeichnung anderer als "nicht normal", "gestört", "krank" oder "verrückt" kann selbst "nicht normal", "gestört", "krank" oder gar "verrückt" sein.

    Querverweis: Zum Krankheitsbegriff in den Psychotherapierichtlinien

        Wann also ist es z. B. sinnvoll, von einer Störung, einem gestörten Verhalten zu sprechen? In der traditionellen Psychiatrie hat man im Zusammenhang mit dem Psychopathiebegriff ein Doppelkriterium entwickelt, das einen allgemeinen Sinn macht: (1) Leidet ein Mensch unbeabsichtigt unter sich oder (2) leiden andere unter ihm, so wurde dies als ein wichtiges Merkmal für die Erfüllung einer Psychopathie (wörtl. Seelenleiden) betrachtet, wenn ein solches Leiden überdauernd und kein Merkmal einer vorübergehenden Erkankung war. Man könnte dies allgemeiner fassen und sagen: Fühlt sich ein Mensch in seiner Persönlichkeit, Befindlichkeit oder in seinem Verhalten unbeabsichtigt beeinträchtigt oder werden andere Menschen durch ihn entsprechend beeinträchtigt, so kann man von einer Störung sprechen. Diese Bestimmung ist natürlich vielfach problematisch, was aber an dieser Stelle, wo es darum geht, die Grundidee des Störungsbegriff zu entwickeln, hintan gestellt werden soll. Eine Störung kann allgemein als eine Behinderung von Zielverwirklichungen aufgefasst werden.

        Nun liegt im Gebrauch des Begriffes Störung eine echte Falle. Stört A durch bestimmte Handlungen B, so wird im gewöhnlichen Alltag aus der Perspektive B daraus nicht selten und fälschlich ein: A "ist" gestört. Das ist falsch. Eher richtig wäre es, zu sagen: B ist (im Sinne von wird) gestört. Ganz korrekt und am verständlichsten wäre es wohl zu sagen: In der Situation S, macht A H, wodurch sich B gestört fühlt. Durch diese korrekte Formulierung wird klar, daß die Störung, an A oder an B oder an der Situation S oder an der Handlung H liegen kann. Kombinieren wir diese Möglichkeiten durch, ergeben sich bereits 15 Möglichkeiten (A, B, S, H, A+B, A+S, A+H, A+B+S, ...). Manche Handlungen sind personeninvariant und stören trotzdem, etwa wenn der Gerichtsvollzieher erscheint und "seinen" Tribut will.

    (wird  gelegentlich fortgesetzt)



    Literatur Norm und Abweichung (Auswahl)
    Kritische Erörterung der Literatur zu den sog. medizinischen "Normalwerten". * Literaturliste Biographie, Lebenslauf, Kritische Lebensereignisse, Entwicklung der Persönlichkeit, Psychographie, Pathographie, Psychopathographie.* Literatur zur Epidemiologie * Literatur zu Psychomoden und psychischen Epidemien. * Literatur Psychodiagnostik * Literatur Typologien * Literatur Persönlichkeitsstörungen *
     
    • Antonovsky, Aaron (1997). Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgvt-Verlag.
    • Bahrdt, Hans Paul (1996) Grundformen sozialer Situationen. Eine kleine Grammatik des Alltagslebens. München: Beck.
    • Bastide, R. (dt. 1973, orig. 1965). Soziologie der Geisteskrankheiten. Köln: Kiepenheuer & Witsch.
    • Bauman, Zygmunt (2005). Verworfenes Leben. Die Ausgegrenzten der Moderne. Hamburger Edition.
    • Beck, D. (1981). Krankheit als Selbstheilung. Frankfurt: Insel.
    • Becker, Howard S. (1973). Außenseiter. Zur Soziologie abweichenden Verhaltens. Frankfurt: Fischer.
    • Becker, V. & Schipperges, H. (1995, Hrsg.). Krankheitsbegriff, Krankheitsforschung, Krankheitswesen. Berlin: Springer.
    • Bittner, J. (1992). Zum Krankheitsbegriff im Katathymen Bilderleben. In: Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.), 283-302.
    • Bohle, Hans Hartwig (1975). Soziale Abweichung und Erfolgschancen. Die Anomietheorie in der Diskussion. Neuwied: Luchterhand.
    • Buchinger, K. (1992a). Zur Geschichte des Krankheitsbegriffes: über das Verhältnis von Krankheit und Schuld. In: Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.), 15-27.
    • Buchinger, K. (1992b). Der Krankheitsbegriff der Gruppentherapie. In: Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.), 323-338.
    • Bühler, K. E., Wyss, D. (1982). Anthropologisch integrative Psychotherapie. Neurosenkonzeption und Krankheitsbegriff. In: Petzold, H. (1982a, Hg.), 161-175.
    • Buer, F. (1992). Der Prozeß menschlichen Lebens zwischen Kreation und Konserve. Über Gesundheit und Krankheit aus psychodramatischer Sicht. In: Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.), 253-282.
    • Bude, Heinz & Lantermann, Ernst-Dieter (2006). Soziale Exklusion und Exklusionsempfinden. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 58, S. 233 – 252.
    • Bude, Heinz & Willisch, Andreas (Hg.) (2006). Das Problem der Exklusion. Ausgegrenzte, Entbehrliche, Überflüssige. Hamburg: Hamburger Edition.
    • Canguilhem, G. (1950). Krankheit, Genesung, Gesundheit. In: Rortschuh, K. E. (1975, Hg.). Was ist Krankheit? Erscheinung, Erklärung, Sinngebung, 154 174. Darmstadt: Wiss. Buchges. Aus: Canguilhem, G. (dt. 1974), 121-136.
    • Canguilhem, G. (dt. 1974, orig. 1966). Das Normale und das Pathologische. München: Hanser.
    • Cohen, Albert K. (1968). Abweichung und Kontrolle. München: Juventa.
    • Cottier, S. C., Rohner Artho, E. (1992). Der Krankheitsbegriff in der Daseinsanalyse. In: Pritz, A., Petzold, H (1992, Hg.), 171-195.
    • Datler, W., Matschiner Zollner, M. (1992). Der Krankheitsbegriff in der Individualpsychologie. In: Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.), 127-156.
    • Dauer, S., Henning, H. (1994). Macht Arbeitslosigkeit krank? psychomed 6, 107-111.
    • Davies PV, Bradley JG (1996). The meaning of normal. Perspect Biol Med 40, 68–77.
    • Devereux, Georges (1982).  Normal und Anormal.  Frankfurt/M.: Suhrkamp
    • Egger, J. (1992). Zum Krankheitsbegriff in der Verhaltenstherapie. In: Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.), 303-322.
    • Engel, G. L. (dt. 1975, orig. 1960). Versuch einer Zusammenschau von Gesundheit und Krankheit. In: Roth-schuh, K. E. (1975), 306-342.
    • Finke, J. (1992). Der Krankheitsbegriff in der klientenzentrierten GesprÄchstherapie. In: Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.), 99-125.
    • Fischer, C., Steinlechner, M. (1992). Der Krankheitsbegriff der Psychoanalyse. In: Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.), 69-97.Jaspers, K. (19485). Allgemeine Psychopathologie. Berlin: Springer.
    • Fricke, Harald (1981) Norm und Abweichung. Eine Philosophie der Literatur. München: Beck'sche Elementarbücher.
    • Hagener, Caesar; Korte, Hermann; Maissner, Kurt; Opp, Karl-Dieter & Teckentrup, Peter (1972, Hrsg., Redaktion Jens Litten) Diagnose sozialen Verhaltens. Ein Kurs im Medienverbund Fernsehen-Handbuch-Seminare.Hamburg: Hoffmann & Campe.
    • Hefter, E. (1942). Heilung durch Krankheit. Berlin: Reichsgesundheitsverlag.
    • Hütwohl, Gerhard (1996) Wann bin ich eigentlich krank? Gedanken und Überlegungen zum Kranksein.  Insel.
    • ICD 9 (19805). Diagnosenschlüssel und Glossar psychiatrischer Krankheiten. 5. Auflage, korrigiert nach der 9. Revision der ICD. Berlin: Springer.
    • ICD 10 (1991). Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD 10 Kapitel V (F). Klinisch diagnostische Leitlinien. Bern: Huber.Keupp, H. (1972, Hg.). Der Krankheitsmythos in der Psychopathologie. München: Urban & Schwarzenberg.
    • Keupp, Heiner (1976). Abweichung und Alltagsroutine. Hamburg: Hoffmann und Campe.
    • Keupp, H., Zaumseil, M. (1978). Die gesellschaftliche Organisierung psychischen Leidens. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Keupp, Heiner (Hg.) (1979). Normalität und Abweichung. Fortsetzung einer notwendigen Kontroverse. München: Urban & Schwarzenberg.
    • Keupp. Heiner (2007). Normalität und Abweichung. Vortrag bei der 6. Bundesweiten Fachtagung Erlebnispädagogik
    • am 06. – 08. September 2007 in Freiburg. [PDF]
    • Klinger, Nadja & König, Jens (2006). Einfach abgehängt. Ein wahrer Bericht über die neue Armut in Deutschland. Berlin: Rowohlt.
    • Kronauer, Martin (2002). Exklusion. Die Gefährdung des Sozialen im hoch entwickelten Kapitalismus. Frankfurt: Campus.
    • Langenmayr, A. (1980). Krankheit als psychosoziales PhÄnomen. Göttingen: Hogrefe.
    • Liebermeister, C. (1886). Störungen der psychischen Funktionen. In: Vorlesungen über die Krankheiten des Nervensystems, 381-444.
    • Liebermeister, C. (1897). Theorie des Fiebers. In: Vorlesungen über die AllgemeinKrankheiten, 158 237. Leipzig: Vogel.
    • Lilli, Waldemar (1975) Soziale Akzentuierung. Stuttgart: Kohlhammer (Standards Psychologie)
    • Link, Jürgen (1997). Versuch über den Normalismus. Opladen: Westdeutscher Verlag.
    • Lütz, Manfred (2011). Irre. Wir behandeln die Falschen. Unser Probelm sind die Normalen. München: Goldmann.
    • Marktl. W. (2001). Editorial. Die Bedeutung des Begriffs «normal». Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2001;8:333–334.
    • Menninger, K. (dt. 1974). Das Leben als Balance. Seelische Gesundheit und Krankheit im Lebensprozeß. München: Kindler.
    • Opp, Karl-Dieter (1978) Theorie sozialer Krisen. Hamburg: Hoffmann & Campe.
    • Petzold, H., Schuch, H. W. (1992). Grundzüge des Krankheitsbegriffes im Entwurf der Integrativen Therapie. In: Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.), 371-486.
    • Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.). Der Krankheitsbegriff in der modernen Psychotherapie. Paderborn: Junfermann.
    • Reiter, L., Ahlers, C., Hinsch, J. (1992). Der Krankheitsbegriff in der systemischen Therapie. In: Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.), 339 353.
    • Rotschuh, K. E. (1975, Hg.). Was ist Krankheit? Erscheinung, Erklärung, Sinngebung, 154-174. Darmstadt: Wiss. Buchges.
    • Scheff, T. J. (dt. 1980, orig. 1966). Das Etikett 'Geisteskrankheit'. Soziale Interaktion und psychische Störung. Frankfurt: Fischer.
    • Schipperges, Heinrich; Seidler, Eduard & Unschuld, Paul U. (1978). Krankheit, Heilkunst, Heilung. Freiburg: Alber.
    • Schlemmer, Johannes (1973, Hrsg.). Anpassung als Notwendigkeit. München: Piper.
    • Schneider, K. (197310). Klinische Psychopathologie. Stuttgart: Thieme.
    • Schulte, D. (1990). Psychische Gesundheit, psychische Krankheit, psychische Stoerung. In: Baumann, U. & Perrez (1990, S.28-37).
    • Schultz, J.H. (1943). Die seelische Gesunderhaltung unter besonderer Berücksichtigung der Kriegsverhältnisse. Berlin: Mittler.
    • Smelser, Neil J. (1972) Theorie kollektiven Verhaltens. Studien-Bibliothek. Köln: Kiepenheuer & Witsch.
    • Sohn, Werner & Mehrtens, Herbert (Hg.) (1999). Normalität und Abweichung. Opladen: Westdeutscher Verlag.
    • Springer, A. (1992). Der Krankheitsbegriff in der Analytischen Psychologie nach C. G. Jung. In: Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.), 157 169.
    • Strümpell, A. (1900). Neurosen ohne bekannte anatomische Grundlage. In: Lehrbuch der Speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten, 551 660.
    • Szasz, T. S. (1975). Geisteskrankheit   Ein moderner Mythos? Grundzüge einer Theorie des persönlichen Verhaltens. München: Kindler.
    • Szasz, T. S. (dt. 1978, orig. 1974). Recht, Freiheit und Psychiatrie. Auf dem Weg zum 'therapeutischen Staat'? Frankfurt: Fischer.
    • Szasz, T. S. (dt. 1978, orig. 1970). Psychiatrie. Frankfurt: Fischer.
    • Szasz, T. S. (dt. 1982, orig. 1978). Der Mythos der Psychotherapie. Wien: Europa.
    • Totman, R. (1982). Was uns krank macht. Die sozialen Ursachen der Krankheit. München: Beck.
    • WandeL, F. (1992). Psychische Gesundheit und Krankheit aus der Sicht der Transaktionsanalyse. In: Pritz, A., Petzold, H. (1992, Hg.), 487 507.
    • Wetzel, H. (1980). Konzepte der Normalität und Abnormität des Verhaltens: In: Wittling, W. (1980, Hrsg.),  Handbuch der Klinischen Psychologie, 6 Bde., Hamburg: Hoffmann & Campe. Bd.3., 14-61.




    Glossar, Fußnoten und Anmerkungen
    ____
    1)  Das kann dann gefährlich sein, wenn manche gefährlichen Störungen oder Krankheiten, zunächst keinerlei Beschwerden machen. Genau für diesen Fall sind sinnvollerweise die Vorbeugeuntersuchungen erfunden worden, keine schlechte Idee, auf die man erst einmal kommen muß.
    ____
    2) Beispiel von Canguilhem, G. (dt. 1974, orig. 1966), S. 121.
    ____
    3)  Wissenschaftlich gesehen ist es sinnvoll, zwischen empfinden und fühlen noch zu unterscheiden, nicht aber therapeutisch, da viele PatientInnen solche Feinheiten nur verwirren und sie sie oft nicht mit Gewinn lernen und anwenden können.
    ____
    4)   Das klingt für KlinikerInnen und PsychotherapeutInnen möglicherweise ganz furchtbar und schrecklich, weil es der akademischen Psychologie bislang nicht gelungen ist, eine für unseren Gegenstands- und Wirklichkeitsbereich angemessene Meß-, Test- und Inferenztheorie zu entwickeln. Der Aufschwung der sog. qualitativen Forschung zeigt uns aber, daß auch hier eine Trendwende eingesetzt hat. "Klassische" Testtheorie, Varianzanalyse, Faktorenanalyse, Rasch-Modell [Ausnahme: falls die Lösungshäufigkeiten eine angemessene Operationalisierung der Itemschwierigkeit bzw. der Fähigkeit sind, was im allgemeinen nur für Leistungsteste gilt] sind oft Irrwege. Kritisch ist oft anzumerken: (1) Fehlendes Intervallniveau. (2) nicht erfüll- oder kontrollierbare Voraussetzungen zu Mittelwert, Varianz oder Verteilungsannahmen, z. B. Normalverteilung. (3) Unendlicher Charakter der Grundgesamtheiten. (4) es liegen im allgemeinen keine echten Zufallsauswahlen vor, die aber für Inferenzschlüsse derzeit noch vorausgesetzt werden müsssen. (5) es gibt potentiell unendlich viele Kriterien, nach denen Stichproben zusammengesetzt werden können und problemangemessene repräsentive Stichprobentheorien sind bislang nicht entwickelt. (6) Die Aussage über eine Signifikanz ist extrem trivial und nichtssagend; (7) die Problematik der Ergodizitätsannahmen (Parameterkonstanz über die Zeit) wird in der Regel weder thematisiert geschweige denn begründet ausgeführt. Trotz aller notwendigen und berechtigten Kritik an der szientistischen Psychologie, sollten wir die wertvollen Teile des Szientismus nicht über Bord werfen. Denn wir kommen auch in der psychotherapeutischen Praxis nicht um das Problem einer wissenschaftlichen Evaluation herum und müssen uns der Wissenschaft stellen (> Neue Wege Sponsel 1995, Kap. 6).
    ____
    5)  Diese Ausführungen zu den Quantoren sind praktisch ein Vorabdruck aus meiner geplanten "Testtheorie", die sich durch meine nunmehr erfolgreichen Bemühungen um die Lösung des Matrizenproblems um 10 Jahre verschoben hat und die nun noch einmal zugunsten der GIPT verschoben wurde (Veröffentlichung ca. 2000).
    ____
    6)  Allerdings ist die akademische Ausbildung zu diesem Problemkreis sehr schlecht. Das hat etwas mit der Vorherrschaft der oberflächlichen und falschen Mathematik und Statistik zu tun, die man der Psychologie übergestülpt hat und die an den Universitäten so fehlangezeigt tradiert wird. Viele PsychotherapeutInnen kommen mit dieser szientistischen Form nicht zurecht. Und das erklärt einen wichtigen Spannungsfaktor zwischen Theorie und Praxis. Für den unscharfen flüchtigen, veränderlichen psychischen Bereich ist eine angemessene Mathematik und Statistik erst noch zu entwickeln. Und hier brauchen wir zuerst einen neuen Zahlentyp, nennen wir ihn Fuzzyzahl, der unseren Gegenstands- und Wirklichkeitsbereich angemessen zu beschreiben gestattet. Dieser Zahlentyp, so viel steht jetzt schon fest, wird zwischen Intervallzahl und Ordinalzahl anzusiedeln sein und wird eine eigene Axiomatik brauchen.
    ____

    Querverweise
    Standort: Welten.
    • Überblick Wissenschaft in der IP-GIPT.
    • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie.
    • Systemtheoretischer Krankheitsbegriff CST-System.
    • Was ist Fragen in der Diagnostik * Diagnostik * Differentialdiagnose * ProzentRANGnormen *
    • Überblick Definitionslehre in der GIPT.
    • Axiome - Grundannahmender Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie (GIPT).
    • Die grundlgenden Probleme und Aporie jeglicher Einzelfall- und damit Therapieforschung. Grundzüge einer idiographischen Wissenschaftstheorie.
    • Der Wissenschaftsbegriff und seine aktuelle Bedeutung.
    • Zahlen und neue Zahlen zum Messen im Unscharfen, Flüchtigen, Subjektiven und idiographischen.
    • Konstruktivismus - Formen & Varianten.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Norm site:www.sgipt.org * Krankheitsbegriff * Abweichung * Devianz *
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *


    Zitierung
    Sponsel, R. (DAS). Norm, Wert, Abweichung (Deviation), Krank (Krankheit), Diagnose. "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt". Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/wisms/norm0.htm
    Copyright & Nutzungsrechte
    Diese Seite darf von jeder/m in nicht-kommerziellen Verwertungen frei aber nur original bearbeitet und nicht  inhaltlich verändert und nur bei vollständiger Angabe der Zitierungs-Quelle benutzt werden. Das direkte, zugriffsaneignende Einbinden in fremde Seiten oder Rahmen ist nicht gestattet. Zitate und Links sind natürlich erwünscht. Sofern die Rechte anderer berührt sind, sind diese dort zu erkunden. Sollten wir die Rechte anderer unberechtigt genutzt haben, bitten wir um Mitteilung. Soweit es um (längere) Zitate aus  ...  geht, sind die Rechte bei/m ... zu erkunden oder eine Erlaubnis einzuholen.



    Ende  Normen_Datenschutz_Überblick_Rel. Aktuelles  _Rel. Beständiges _Titelblatt_Konzept_Archiv_Region_Service iec-verlag _   Mail: sekretariat@sgipt.org_ Anmeldung _ Wichtige Hinweise zu externen Links und Empfehlungen



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    23.11.19    Systematik statistischer Normen (Psychologie) * Graph StatNorm.
    23.09.17    Links.
    18.12.15    Praktische Ausprägungs-Merkmale (Quantifizierungs-Parameter).
    03.06.08    Literatur (Auswahl).
    08.07.06    Meta-Arbeiten (Key, Links).