Werten:
primär und sekundär: Die Fähigkeit "werten", ganz besonders
"Jprimär werten"
zu können repräsentiert ein sehr
wichtiges Heilmittel, über das im Felde der Psychotherapie vielfältige
Unklarheit und Verwirrung herrscht. Es ist
das wesentliche Verdienst der Humanistischen Psychologie und Psychotherapie,
die allem Werten zugrundeliegende psychologische Grundfunktion JEmpfinden_Fühlen_Spüren
zu ihrem zentralen Thema und damit der psychotherapeutischen Welt insgesamt
recht eindringlich erschlossen zu haben. Ist die Funktion JWerten
gestört, ergeben sich fast immer Probleme mit den Zielen und Lebenszielen.Wer
den Kontakt zu seinen Empfindungen und Gefühlen eingebüßt
oder gar verloren hat, wird orientierungslos
im Raume taumeln und sehr anfällig für alle VerführerInnen,
Gurus und Massencharismateure sein. Solch
ein Mensch hat sehr gute Chancen alexithym oder psychosomatisch symptomproduktiv
zu werden.
1. Einführung: Alltägliches Werten
Werten tun wir gewöhnlich mit Formulierungen und Worten wie: (1) Das ist mir die Sache wert! (2) Das ist gut, (3) Das schmeckt mir aber, (4) Das ist doch beschissen! (5) Das ist aber schön! (6) X, z. B. Gesundheit, ist ein hohes Gut. (7) Das ist sehr wertvoll. (8) Das ist doch nur billiger Ramsch. (9) Das genügt mir nicht. (10) Jetzt ist es aber zu viel! Es reicht! (11) Nein, das paßt mir nicht! (12) Das gefällt mir sehr gut. (13) Das mag ich gar nicht. (14) Das ist mir sehr wichtig. (15) Das ist mir egal, "wurscht", gleichgültig.
2.
Welche Werte kennen wir aus psychologischer Sicht?
Es gibt im Prinzip unendlich viele Werte, aber
grundsätzlich kann man psychologisch drei
Grundwerte (positiv, negativ, neutral) und zwei große Werte-Gruppen
(primär, sekundär) unterscheiden:
2.1 Primäre Werte (ursprüngliche, unmittelbare):
+ Positive Empfindungen, Gefühle,
Stimmungen
- Negative Empfindungen, Gefühle,
Stimmungen
0 Neutrale Empfindungen, Gefühle,
Stimmungen
[a Ambivalente Empfindungen, Gefühle,
Stimmungen]
2.2
Sekundäre Werte (abgeleitete, mittelbare): JWünschbarkeiten
Ereignisse, Zustände, Dinge, Eigenschaften,
die von primären Werte begleitet werden, solche hervorrufen, erwarten
lassen oder sonstwie mit ihnen in Zusammenhang gebracht werden.
3.3
Praktisch-Pragmatische Werteklassen
Im praktischen Leben unterscheidet man oft die
Werte nach Lebens- und Funktionsbereichen
(Beispiele, nicht erschöpfend):
Arbeit an der eigenen
persönlichen Identität und am Werterleben [Quelle]
Kann man seine Bindungs-Beziehungs-Erfahrungen
mit seinen Bezugspersonen aus der Kind-heit mit ins Erwachsenen-Alter „schleppen“
und dadurch ungünstig beeinflußt werden („Hypotheken“, „Altlasten“)?
Und was könnte man heute und in Zukunft dagegen tun?
Zunächst einmal ist es unmittelbar einleuchtend,
daß uns unsere Erfahrungen beeinflussen bis hin zu tiefgreifenden
und langanhaltenden Eindrücken. Mit unseren Erfahrungen gehen wir
in die Welt und begegnen anderen Menschen, die wir sozusagen durch den
Filter unserer Erfahrungen wahrnehmen. Damit können wir möglicherweise
wie im Tennis einen Doppelfehler machen: (1) indem wir uns selbst zu sehr
durch den Filter unserer Erfahrungen sehen und (2) ebenso die anderen Menschen,
die uns begegnen. Möglicherweise stellen wir durch unsere „Altlasten“-Filter
genau das her, was wir eigentlich vermeiden möchten, weil wir uns
zu sehr von althergebrachten Erfahrungen beeinflussen lassen, statt vorurteilsfrei
uns selbst und den anderen genügend Chancen zu geben, sich in der
Gegenwart direkt als die wahrzunehmen und zu erleben, die wir jetzt sind,
denn wir haben uns alle entwickelt und dazu gelernt, sind erwachsen geworden
und kön-nen uns nun ganz anders bewegen und behaupten als in der Kindheit,
wo wir abhängig waren.
Bin ich so, wie meine Mutter, mein Vater, meine
Angehörigen, Freunde, LehrerInnen und ErzieherInnen mich sahen? Man
vergegenwärtige sich, wenn zwei - sagen wir A und B - zusam-men kommen,
entsteht etwas Neues, Drittes, nämlich: die Beziehung AB. Und diese
Beziehung kommt durch beide zustande. Ein Mensch ist nicht allgemein der
oder die, sondern für jemand ganz bestimmten in einer ganz bestimmten
Situation. Das Bild von einem Menschen ist keine Ei-genschaft, wie z. B.
die Farbe der Augen, sondern das Produkt einer Beziehung.
Nun, das erste wichtige Hilfs- und Heilmittel
zur Beziehungsveränderung ist - zunächst auf der geistigen Ebene,
bevor es gefühlsmäßig wirkt -, unterscheiden zu lernen
zwischen da-mals und heute. Das zweite wichtige geistige Werkzeug ist,
zu erkennen, daß alle Bewertungen relativ sind und wenigstens nicht
nur davon abhängen, wer wen bewertet, sondern auch davon, welche Ziele
und Zwecke wir und die anderen (Bewertenden) gerade verfolgen und in welchen
Situationen wir uns jeweils befinden.
Obwohl ich mich ständig verändere in der Zeit und im Strom des Lebens, fühle ich mich doch immer als ein und derselbe Mensch - das ist das Geheimnis und Wunder der Identität: Mein reales Leben bin ich
Meine Grenzen bin ich Ich muß nicht sein, was andere meinen
Im Kern, im Wesen und in letzter Tiefe,
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2) Darstellung
nach:
Sponsel, R. (1995a, S. 213-215).
Handbuch Integrativer Psychologischer Psychotherapie. Zur Theorie und Praxis
der schulen- und methodenübergreifenden Psychotherapie.Ein Beitrag
zur Entmythologisierung der Psychotherapieschulen. Mit einem 74-teiligen
Reader zur Psychotherapie, ihrer Geschichte, Forschung und Methodologie
und 43 Fallbeispielen zur Demonstration der allgemeinen psychologischen
Heilmittellehre. Wissenschaftlicher Anhang ca. 300 Seiten mit 5 Registern.
Erlangen: IEC-Verlag.
3) Diese drei Grundwerte findet man z.B. auch bei Dörner, Dietrich (1999). Bauplan für eine Seele. Reinbek: Rowohlt, S. 245 (Abschnitt Wirkwelt und Wertwelt).
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. werten site:www.sgipt.org. |