Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=12.08.2003, Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 03.04.15
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen * Mail:_sekretariat@sgipt.org_

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    Willkommen in unserer Abteilung Psychologie, Soziologie und Kritik der Medien aus
    Allgemeiner und Integrativer Perspektive, hier zum Thema:

    Sexualisierte Gewalt in der Alltags- und Medienwelt von Kindern


    ExLink: Schulische Prävention gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen und Jungen

    Eine Buchpräsentation mit zwei Originalbeiträgen von Rudolf Sponsel, Erlangen


    • Titel und Kurzinfo
    • Bewertung
    • Zum Hintergrund der Entstehung aus dem Vorwort
    • Inhaltsverzeichnis
    • "Mama, was ist ein Kinderschänder?" Berichte über sexuelle Gewalt in TV-Nachrichtensendungen - Konsequenzen fur die Prävention
      • 1. Mediennutzung - Medienwirkung
      • 2. Was heißt das für die Prävention?
      • Literatur
    • Zum Umgang mit sexueller Gewalt in den Neuen Medien
      • 1. Intrapersonale Voraussetzungen
      • 2. Erweiterung der persönlichen PC-Kenntnisse
      • 3. Kennen lernen von Möglichkeiten und Grenzenlosigkeit des Internets
      • 4. Umgang mit dem Begriff Pornografie und der Nähe zur Strafbarkeit
      • 5. Praktische Arbeit
      • 6. Erläuterungen der gesetzlichen Grundlagen - Maßnahmen beim Auffinden pornografischen Materials
        • Art. 5 Abs. 2 Grundgesetz (Jugendschutz):
        • Was ist strafhar? (in Anlehnung an § 184 Abs. 3 StGB)
      • Literatur
    • Querverweise




    Risau, Petra; Kruck, Marlene &Bender, Kathrin (2001, Hrsg.). Sexualisierte Gewalt in der Alltags- und Medienwelt von Kindern. Wahrnehmen. Benennen. Präventiv handeln. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. [ISBN 3-7815-1134-0]
     
    Umschlagtext: "Die sexualisierte Alltags- und Medienwelt, in der Kinder und Jugendliche heute leben, deren Darstellungsformen und die Auswirkungen auf Mädchen und Jungen, bilden den thematischen Schwerpunkt dieser Publikation.

    Es werden problematische Aspekte der Jungen- und Mädchensozialisation im Hinblick auf Opfer- und TäterInnensein beleuchtet und kritisch analysiert. Entsprechende Konsequenzen für die präventive Arbeit in pädagogischen Handlungsfeldern werden vorgestellt und entwickelt, wobei geschlechtsspezifische Präventionskonzepte ihre besondere Berücksichtigung finden und nach Chancen und Grenzen der Präventionsarbeit gefragt wird.

    Mit diesem Band sollen insbesondere Pädagoginnen dafür sensibilisiert und ermutigt werden, Gefährdungen wahrzunehmen, Prävention umzusetzen, sowie Mädchen und Jungen zu stärken."
     



    Bewertung:
     
    Ein wichtiges, nützliches, hilfreiches und gutes Buch. Sehr interessant auch das einführende Kapitel Wie bedrohlich ist die Medienwelt und wie wirkt sie auf Kinder? von Klaus Merten, in dem die großen internationalen Studien zur Wirkung der Medien (Film, Fernsehen, Comics) vorgestellt und diskutiert  werden. Die Kinder kriegen - wie meist - viel mehr mit, als die Eltern sich oft eingestehen mögen. Daher ist es besonders verdienstvoll, sich der Frage zu stellen, was wir unseren Kindern sagen sollten. Zwei Arbeiten werden hier - mit freundlicher Genehmigung des Klinkhardt-Verlages - komplett vorgestellt: "Mama, was ist ein Kinderschänder?" und Zum Umgang mit sexueller Gewalt in den Neuen Medien. Obwohl die Gesetzeslage ziemlich eindeutig und klar zum Schutz der Kinder ist, erlauben die neuen Medien einen einzigartig perversen Saustall, was offenbar von der Politik toleriert, wenn nicht sogar gewollt ist nach dem plutokratischen Motto: Geld und Quote lauten die Gebote auf dem Hintergrund einer völlig falschen Luft- und Seifenblasen- Wachstumsideologie und vielfach moralisch hohlen und verwahrlosten Mediengesellschaft - natürlich im Namen der Freiheit. 



    Zum Hintergrund der Entstehung aus dem "Vorwort

    Das Problem der sexualisierten Gewalt gegen Mädchen und Jungen ist in den letzten zwanzig Jahren zunehmend einer breiten Öffentlichkeit bewusst geworden. Mit der Enttabuisierung des Themas - vor allem durch die Frauenbewegung Mitte der achtziger Jahre in Deutschland forciert - wurde ein Qualifizierungsbedarf für Schule und Jugendhilfe deutlich. Das Ausmaß und die gravierenden Folgen sexuellen Missbrauchs an Mädchen und Jungen weisen auf die Notwendigkeit verstärkter Präventionsarbeit in diesem Bereich hin. Eine positive Weiterentwicklung der Arbeit gegen sexuelle Gewalt an Kindern stellen die zum 01.08.2000 in Kraft getretenen neuen Richtlinien zur Sexualerziehung in Nordrhein-Westfalen dar, die die präventive Arbeit als verbindliche Aufgabe der Lehrerlnnen festschreiben. Umso dringlicher wird der Bedarf, Lehrarntsstudierende und Lehrerlnnen gezielt auf diese Aufgabe vorzubereiten und ihnen Handlungskornpetenzen zu vermitteln, mit dieser Thematik verantwortungsbewusst umzugehen, um präventiv arbeiten zu können.
    Das seit 1993 am Institut fur Forschung und Lehre für die Primarstufe der Westhälischen Wilhelms-Universität Münster bestehende Forschungsprojekt zur Prävention gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Jungen leistet durch vielfältige Angebote und Veranstaltungen einen wichtigen Beitrag zu dieser Aufgabe. Ziel ist es, strukturelle Veränderungen in der Ausbildungsphase von LehrerInnen herbeizuführen, um diese für eine angemessene und sensible Präventionsarbeit an den Schulen zu qualifizieren.
    Durch Informationsveranstaltungen und Symposien fördert das Forschungsprojekt die öffentliche Diskussion über neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Themenkomplex des sexuellen Kindesmissbrauchs und bietet ein Fachforum für ExpertInnen und PraktikerInnen.
    War die Intention des ersten vom Forschungsprojekt ausgerichteten Münsteraner Symposions (1996), die Problematik des sexuellen Missbrauchs wissenschaftlich zu vertiefen und zu einer Sensibilisierung gegenüber gewalttätigen Übergriffen an Kindern beizutragen, griff das zweite Münsteraner Symposion (1999)2 aktuelle Diskussionen zum Themenkomplex auf: Die sexualisierte Alltags- und Medienwelt und deren Einfluss auf Kin[<7]der. Ebenso befasste sich dieses Symposion mit Analysen zu Biographien und Strategien von TäterInnen sowie der Sozialisation und Erziehung von Mädchen und Jungen."

    FN01 Die Veröffentlichung aller Beiträge des 1. Münsteraner Symposions ist im Julius Klinkhardt Verlag erschienen: ULONSKA, HERBERT/ KOCH, HELMuTH. (Hrsg.) (1997): Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen. Ein Thema der Grundschule. Bad Heilbrunn.
    FN02 Das 2. Münsteraner Symposion, veranstaltet vom Institut fr Forschung und Lehre für die Primarstufe, fand am 28/29. September 1999 statt. [7]
     


    Inhaltsverzeichnis
    Vorwort 7
    Kathrin Bender: Überblick über die Beiträge des Buches 11
    Reinald Eichhok: Einführung Anrnerkungen aus dem Blickwinkel der Politik 19

    Teil 1: Sexualisierte Gewalt in den Medien

    • Klaus Merten: Wie bedrohlich ist die Medienwelt und wie wirkt sie auf Kinder? 25
    • Andrea Buskotte: "Mama, was ist ein Kinderschänder?" Berichte über sexuelle Gewalt in TV Nachrichtensendungen Konsequenzen flir die Prävention 57
    • Christiane Pütter: "Märtyrerin trifft Kinderschänder" - Wie berichtet die Presse über sexuelle Gewalt gegen Mädchen? 65
    • Detlef Drowes: Die Kindersexmafia und ihre unsichtbaren Kanäle 93
    • Martin Zeits/ Regina van Eickels: Zum Umgang mit sexueller Gewalt in den Neuen Medien 111


    Teil 2: Chancen und Grenzen von Prävention

    • Gisela Braun: Der Alltag ist sexueller Gewalt zuträglich - Prävention als Antwort auf ,alltägliche' Gefährdungen von Mädchen und Jungen 119
    • Angela May: Wie wirksam sind Präventionsprogramme? Effektivität von Prävention, Grenzen und Möglichkeiten 125


    Teil 3: Selbstrellexion in der Präventionsarbeit

    • Petra Risau/ Herbert Ulonska: Selbstreflexion als notwendige Voraussetzung für die Präventionsarbeit in pädagogischen Handlungsfeldern 155
    • Iris Krasemann/Astrid-Maria Kreyerhoff: Emotionale Aspekte in der Präventionsarbeit 167


    Teil 4: Präventives Arbeiten in der Schule

    • Beate Martin: Aufklärung auf der Straße versus Aufklärung in der Schule 179
    • Marlene Kruck: 'Sexueller Missbrauch' - ein Thema für die Kinder-  und Jugendliteratur? Präventives Arbeiten mit Bilder-  und Kinderbüchern 191
    • Norbert Remus:  Prävention gegen sexuelle Gewalt-  Erfahrungen aus der Schulpraxis 219
    • Marlene Kruck/ Petra Risau:  "Mein-Körper-gehört-mir." Ein Theaterprojekt und  Präventionsprogramm zur Thematik  ,Sexueller Missbrauch von Kindern' 233
    • Cäcilie Rempe/ Gerda Benien: Zusammenarbeit von Schule und Beratungseinrichtungen  für Prävention 239


    Teil 5: Geschlechtsspezifische Konzepte

    • Christiane Wortberg:  "Macht uns nicht an!" - Das Konzept der parteilichen  Selbstbehauptung und Selbstverteidigung fiir Mädchen 247
    • Ulfert Boehme: Täterprävention im pädagogischen Alltag vor dem  Hintergrund jungenspezifischer Sozialisation 253
    •  Stefan Waschlewski: Präventive Arbeit mit Jungen, die sexuelle Gewalt ausüben 285
    • Erklärung des 2. Münsteraner Symposions zum Thema  ,Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen' 305  AutorInnenverzeichnis 309
    • Anlauf- und Kontaktstellen 315
    • Zum Forschungsprojekt zur Prävention gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Jungen der Universität Münster 317




    "Mama, was ist ein Kinderschänder?"
    Berichte über sexuelle Gewalt in TV-Nachrichtensendungen - Konsequenzen fur die Prävention
    Andrea Buskotte

    "Die Nachrichten bekommen Kinder doch gar nicht richtig mit!" Es ist zwar eine verbreitete Annahme, dass Kinder sich nicht für Nachrichtensendungen interessieren und deren Inhalte deshalb kaum registrieren, aber sie stimmt offenbar nicht. Eine Untersuchung über den Umgang von acht- bis 13jährigen mit Gewaltdarstellungen in Nachrichten und-Reality-TV hat gezeigt, dass Kinder solche Berichte sehr wohl mitbekommen und sich damit auseinandersetzen (THEUNERT/ SCHORB 1995). Sie sind durch das Fernsehen über Naturkatastrophen und Unglücksfälle inforrniert, und sie nehmen ebenso Berichte über Gewalt, Verbrechen und sexuellen Missbrauch an Kindern wahr.

    1. Mediennutzung - Medienwirkung

    Die Auswertungen von Daten zum Fernsehkonsum zeigen, dass Kinder ebenso wie Erwachsene - in der klassischen ,Prime Time' zwischen 19.00 und 21.00 Uhr vor dem Fernseher sitzen, also zu der Zeit, in der in den meisten Programmen auch Nachrichten gesendet werden (vgl. HUBER 1998, S. 104). Ca. zwei Millionen Kinder bis 13 Jahren konsumieren in dieser Zeit das Fernsehprogramm. Jüngere Kinder schalten Nachrichten- oder Inforrnationssendungen allerdings nicht von sich aus ein - für sie sind diese Forrnate eigentlich langweilig. Die Berichterstattung über Gewaltthemen oder Unglücksfälle lehnen viele Kinder dartiber hinaus dezidiert ab, weil sie sie als zu grausam und brutal empfinden. Trotzdem sieht ein erheblicher Teil der Kinder regelmäßig diese Sendungen, weil sie beim Zappen darauf stoßen, weil sie während der Nachrichten auf einen anschließenden Film warten oder weil andere Farnilienmitglieder Nachrichten in ihrem Beisein anschauen. Und während allenfalls manche ältere Kinder Nachrichten als wichtige Informationsquelle schätzen, können sich erheblich mehr Kinder fiir Magazinsendungen und Reality-TV begeistern, weil sie die dort präsentierten Ereignisse und Geschichten spannend finden. [<57]

        Kinder haben zwar Interesse an Informationen und wollen das u.a. durch das Fernsehen befriedigen. Aber nur wenige Kinder sind in der Lage, angemessen mit Informationssendungen umzugehen - sie sind überfordert. Denn klassische Nachrichtenformate sind sprachlich zu komplex oder zu drastisch in der Darstellung, um von Kindern verarbeitet werden zu können. Infotainment und Reality-TV bieten zwar vordergründig Verständliches in der Form abgeschlossener Geschichten, aber letztlich überwiegen Darstellungen einer spektakulären und gewalttätigen Welt, die Kinder verwirrt. Für einige Kinder stellt sich unter diesem Blickwinkel das Leben außerhalb ihres direkten Lebensumfeldes als eine Welt dar, die aus Katastrophen, Unglücken und spektakulären Schicksalen besteht und von Gewalt und Gefahren durchsetzt ist.

        Im Grundschulalter lernen Kinder, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden und Gewaltdarstellungen genreabhängig unterschiedlich zu bewerten (vgl. THEUNERT/ SCHORB 1995, S. 129-172). ,Geschauspielerte' Gewalt hat eine andere Bedeutung für sie als die in den Nachrichten dargestellten Ereignisse. Der Blick von Kindern auf Gewalt ist allerdings nicht so sehr distanziert-beobachtend, sondern ein Blick von ,Betroffenen'. Ihr wichtigster Bezug zur Gewalt ist die Frage, was sich in ihrer eigenen Wirklichkeit ereignet oder ereignen könnte. Je mehr sie sich vorstellen können, von den medial vermittelten Gewalthandlungen selbst betroffen zu sein, umso stärker reagieren sie emotional darauf - mit Angst oder Abwehr. Je deutlicher sie Gewalthandlungen als nicht fiktional, sondern als real erkennen, umso stärker sind sie berührt. Auf eine detaillierte Darstellung von Gewaltopfern reagieren sie in der Regel mit Abwehr und heftigen Emotionen, die sie selbst als Ekel oder Angst beschreiben.

        Allerdings sollten diese Erkenntnisse aus der Wirkungsforschung differenziert betrachtet werden. Denn unterschiedliche Kinder sind mit unterschiedlichen Erfahrungen, Interessen, Wissensbeständen und Verarbeitungsfähigkeiten ausgestattet - und deshalb kann es große individuelle Differenzen beim Umgang mit Medieninhalten geben, je nach den familiären und sozialen Bedingungen, in denen die Kinder aufivachsen. Entscheidend fur den Umgang mit Fernsehinformationen ist offenbar der Einfluss der Eltern: Bei den Kindern spiegelt sich, welche Bedeutung ihre Eltern den TV-Informationen zumessen.

        Gleichzeitig mit der Frage nach den Wirkungen von Berichten über sexuelle Gewalt im Fernsehen (oder in Zeitungen) auf Kinder stellt sich deshalb vor allem die Frage nach den Wirkungen dieser Berichterstattung auf Erwachsene - sei es als Eltern oder Pädagoglnnen. Denn die meisten Erwachsenen beziehen ihre Inforrnationen über sexuellen Kindesmissbrauch [<58]
    überwiegend aus den Medien - und der Umgang der Erwachsenen damit beeinflusst mit einiger Sicherheit die Wahrnehmung und Verarbeitung bei Kindern.

        Berichte über sexuelle Gewalt gegen Kinder lösen bei Erwachsenen in der Regel eine ganze Reihe unterschiedlicher Gefihle aus. Empörung und Rachefantasien gegenüber den Täterlnnen und Mitgefiihl mit den betroffenen Kindern vermischen sich mit Ängsten und Unsicherheiten im Hinblick auf das eigene Verhalten: Sollte man Kinder nicht am besten von diesen Nachrichten fernhalten? Aber geht das heutzutage überhaupt? Oder ist es vielleicht sogar nützlich, wenn Kinder solche Nachrichten sehen, damit sie ,Bescheid wissen'? Soll man mit Kindern darüber reden? Oder ängstigt man sie dadurch unnötig?

        Zu diesen Schwierigkeiten kommt, dass Medienberichte oft eher ein Zerrbild als eine realistische Darstellung über das Ausmaß und die Umstände von sexueller Gewalt gegen Kinder verbreiten. [FN:  Vgl. hierzu den Beitrag von Christiane PUTTER in diesem Band: "Märtyrerin trifft Kinderschänder'- Wie berichtet die Presse über sexuelle Gewalt gegen Mädchen?]  Zeitungen und TV-Sendungen konzentrieren sich in ihrer Berichterstattung vielfach auf spektakuläre Ereignisse wie Kindesentführungen und -morde und können damit - ob gewollt oder zufällig - zu dem falschen Eindruck beitragen, dass Überfalle und Kindesentführungen eine ,typische' Form sexueller Gewalt gegen Kinder sind. Eine solche Berichterstattung lässt leicht übersehen, dass sexuelle Gewalt nicht überwiegend von verbrecherischen Fremden ausgeübt wird, sondern sehr viel häufiger von gut oder flüchtig bekannten, befreundeten oder verwandten Menschen. Berichte über Kindesentführungen und -morde lassen außerdem vergessen, dass sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen nicht überwiegend als gewalttätiger Überfall begangen wird, sondern über einen längeren Zeitraum in kleinen, gemeinen Schrinen angebahnt und intensiviert wird.

        Im Sinn von realistischer Aufklärung über die Gefahr sexuellen Missbrauchs oder ftir die Prävention sind Medienberichte in der Regel nicht geeignet, vennutlich sogar kontraproduktiv: Unvollständige oder falsche Vorstellungen über Umstände und Hintergründe sexueller Ubergriffe tragen weder zu einem - rationalen - Verständnis der Problematik und der Aufklärung bei, noch können sie helfen, sinnvolle (Selbst-) Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Sie können stattdessen aber Ängste schüren und Unsicherheitsgehühle steigern. [<59]

    2. Was heißt das für die Prävention ?

    Die in den letzten Jahren entwickelten Präventionskonzepte haben gemeinsarn, dass sie die Selbststärkung der Kinder, d.h. Anregung, Unterstützung, Errnutigung, Stärkung der eigenen Kräfte, der eigenen Energie, der gesamten Persönlichkeit in den Vordergrund stellen. Prävention ist als Erziehungshaltung gemeint, nicht als eine Art Impfprogramm. Es geht um die Erziehung zu selbstbewussten Mädchen und Jungen - nicht nur im Hinblick auf die Gefahr von sexuellen Übergriffen. Elemente einer solchen Haltung sind:

    Selbstbestimmter Körperkontakt: Mein Körper gehört mir
    Mädchen und Jungen erfahren im Umgang mit Eltern und anderen Menschen, dass sie über ihren Körper selbst verfügen dürfen und dass sie selbst bestimmen können, von wem, wann und wie sie angefasst werden.

    Gute Sexualaufklärung/-erziehung
    Eine umfassende Sexualerziehung (Aufklärung über Sexualität) ist ein wichtiger Faktor zur Stärkung des Selbstbewusstseins sowie des SelbstwertgeflIhls und beinhaltet die Wertschätzung des eigenen Körpers ('stolz sein auf den eigenen Körper').

    Sich auf die eigenen Gefühle verlassen/ Gefühle achten
    Kinder haben in der Regel eine ,gute Antenne' für ihre Gefühle. Eine vorbeugende Erziehung fördert diese Sensibilität und ennuntert Kinder, ihre Gefühle zu äußern und sich ihren Gefühlen entsprechend zu verhalten.

    Aufmerksamkeit und Zuwendung
    Kinder sind auf die Aufrnerksamkeit und Zuwendung von Erwachsenen angewiesen. Dazu gehört auch ein Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern. Mädchen und Jungen brauchen Menschen, mit denen sie auch über ,schwierige' Gefühle (Scham, Angst, Traurigkeit) sprechen können.

    Nein sagen/ Grenzen setzen können
    Kinder, die wissen, dass sie Rechte haben, z.B. das Recht, sich gegenüber Zumutungen und Übergriffen von Erwachsenen zu wehren, sind nicht so leichte Opfer. [<60]

    Ob konkrete Inforrnationen über sexuelle Übergriffe zur Prävention in diesem Sinne gehören, darüber gehen die Meinungen auseinander. Auch wenn Eltern wissen, dass sexuelle Gewalt häufig von Personen aus dem sozialen Umfeld verübt wird, konzentriert sich die ,Aufklärung' eher auf Warnungen vor dem/ der fremden TäterIn (vgl. KNAPPE/ SELG 1993, S. 109) - einerseits, weil Eltern ihren Kindern nicht die Unbefangenheit gegentiber erwachsenen Bekannten und Verwandten nehrnen wollen, andererseits aber offenbar auch, weil sie nicht wissen, wie sie Kindern dieses Problem vermitteln können.

        Präventionsbemühungen können zudem nicht ignorieren, dass eine ganze Reihe von Mädchen und Jungen gelegentlich Medienberichte über sexuelle Gewalt aufschnappen, und dass die Erkenntnisse der Medienwirkungsforschung zeigen, dass Kinder Hilfe brauchen, um mit solchen Inforrnationen klarzukommen. Es wäre sinnvoll, wenn Eltern und Lehrkräfte darauf vorbereitet sind, Kinder bei der Einordnung und Verarbeitung von Informationen oder Inforrnationsbruchstücken zu unterstützen - und z.B. eine gleichzeitig wahrheitsgemäße und kindgerechte Antwort auf die Frage geben können: "Mama, was ist ein Kinderschänder?" Elternabende in der Grundschule können eine gute Gelegenheit darstellen, entsprechende Erfahrungen auszutauschen und konkrete Ideen dazu zu sarnmeln, wie Eltern und Lehrkräfte mit Kindern über sexuelle Übergriffe und Gewalt sprechen können. Ähnlich wie beim Thema Sexualerziehung kann es für viele Eltern, aber auch für pädagogische Fachkräfte eine wichtige Hilfe sein, zunächst einmal unter Erwachsenen eine angemessene Sprache für das Thema zu finden, um dann persöulich angemessene und kindgerechte Erklärungen für sexuellen Missbrauch zu entwickeln.

        Wünschenswert ist, dass sexuelle Gewalt nicht das erste Thema ist, das Kinder im Zusammenhang mit Sexualität erfahren und dass Kinder durch die Inforrnationen nicht verängstigt und verunsichert werden. Erklärungen und Inforrnationen sollten sich deshalb nicht in erster Linie auf bestimmte Personen beziehen, Kinder können aber bei verschiedenen Gelegenheiten auf übergriffige Verhaltensweisen aufmerksam gemacht werden. Und sie sollten wissen, was sie tun können, bzw. mit wem sie darüber reden können, wenn ihnen sexualisierte Gewalt widerfährt. Verschiedene Beispiele und Forrnulierungsvorschläge (die für die jeweils eigene Situation abgewandelt werden können) finden sich in einem Aufsatz von Anne KNAPPE (1993, S. 123-141):

    Was ist sexueller Missbrauch?
    Wer macht das?

    Fremde als Täterlnnen sind ftir Erwachsene meist leichter zu thematisieren, machen aber nur einen kleinen Teil der Täterlnnen aus. Wichtiger ist deshalb [<61] die Information für Kinder, dass der/ die TäterIn jemand sein kann, der aus dem sozialen Umfeld des Kindes kommt. "Es gibt Erwachsene, die wollen Mädchen an der Scheide oder am Po anfassen oder Jungen am Penis oder am Po anfassen - oder sie wollen, dass das Mädchen oder der Junge sie anfasst. Die meisten Erwachsenen wollen, dass es Kindern gut geht. Es gibt nur wenige, die Kinder auf diese Art anfassen wollen. Aber leider kann man nicht vorher wissen, wer das ist, man kann es niemandem vorher ansehen oder anmerken. Deshalb ist es wichtig, dass man weiß, dass es das gibt, und dass man sich das nicht gefallen lassen braucht, egal wer das macht " (vgl. KNAPPE 1993, S. 135)

    Neben solchen Erklärungen über den Missbrauch und die TäterInnen ist es wichtig, bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder zu verdeutlichen, dass nicht die Kinder, sondern die übergriffigen Erwachsenen oder Jugendlichen die Verantwortung fiir einen Missbrauch haben: "Schmusen und Kuscheln ist schön und lustig, wenn beide sich lieb haben. Es kann aber sein, dass dabei jemand etwas macht, was nicht in Ordnung ist. Wenn z.B. ein Mann eine Frau küsst, obwohl sie das nicht will. Oder wenn er sie zwingt, ihn anzufassen. Oder wenn Erwachsene Kinder zwingen, sie anzufassen und die Kinder das nicht wollen. Niemand - auch kein Erwachsener - darf das. Wenn es aber trotzdem passiert, ist es nicht die Schuld des Kindes. " (vgl. KNAPPE 1993, S. 134)

    Was können Kinder tun, wenn ihnen das passiert?
    Darüber hinaus brauchen Kinder Informationen darüber, was sie tun können, wenn sie unter Druck gesetzt und sexuell belästigt werden: "Du darfst selbst bestimmen, wer dich anfasst. Manchmal passiert es Kindern, dass jemand darauf keine Rücksicht nimmt und sie anfasst, obwohl sie es nicht wollen. Das brauchst du dir nicht gefallen zu lassen." Die Erlaubnis, sich wehren zu dürfen, ist wichtig, sollte aber nicht verwechselt werden mit einer Maßregel im Sinne von "dann musst du dich wehren" - denn es passiert Kindern in verschiedenen Alltagssituationen häufig genug, dass ihre Widerstandsformen von Älteren ignoriert werden. Bezogen auf eine Erfahrung mit sexueller Gewalt könnten Kinder dann das Gehühl bekommen, sie hätten sich nicht genug gewehrt und seien deshalb selbst schuld an dem Übergriff. Entlastender als "Du musst dich wehren" ist eine Information im Sinne von: "Du kannst sagen: Hör auf; ich will das nicht. Aber manchmal geht das nicht, weil man ganz durcheinander ist oder zuviel Angst hat. Aber dann kannst du hinterher zu mir kommen und es mir erzählen. Wenn dir so etwas passiert, möchte ich dir helfen. " (vgl. KNAPPE 1993, S. 136) [<62]

    Eine abschließende Überlegung zu der von vielen Eltern befürchteten Angst, die Kinder angesichts konkreter Informationen über sexuelle Gewalt bekommen könnten: "Wir Erwachsenen gehen oft leichtfertig davon aus, dass Kinder vor einem ,richtigen' Gespräch mit den Eltern keine Informationen über sexuelle Misshandlungen haben. Das trifft oft nicht zu. Viele der Kinder, mit denen wir arbeiten, berichten uns von regelrechten Horrorvisionen durch Informationen, die sie von ihrer Umwelt (...) bekommen haben: Von Kinderfängern, die mit dem Lastwagen durch die Stadt fahren, Kinder entführen und umbringen usw. Wir Erwachsenen müssen uns wirklich damit auseinandersetzen, ob diese Zerrbilder einem Kind nicht wesentlich mehr Angst machen als ein mit Bedacht geführtes Gespräch, in dem auch Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. (...) Es nützt Kindern nichts, wenn wir ihnen gegenüber so tun, als gäbe es die Gefahr der sexuellen Gewalt nicht." (KNAPPE 1993, S. 140). Es nützt ihnen.aber sicherlich eine Menge, wenn sie realistische Informationen darüber bekommen und immer wieder die Erfahrung machen, dass Eltern und LehrerInnen bereit und in der Lage sind, mit ihnen sowohl über Ängste und Unsicherheiten zu sprechen als auch Schutz und Hilfe zu gewährleisten.

    Literatur

    • FREIWILLIGE SELBSTKONTROLLE (FSF) (Hrsg.) (1998): TV-Diskurs 6, Berlin. HUBER, CARINA (1998): Für Große gemacht - von Kindern gesehen. Wie rezipieren Kinder Fernsehnachrichten? In: FREIWILLTGE SELBST KONTROLLE (FSF) (Hrsg.): TV-Diskurs 6, Berlin, S. 102-113.
    • JOHNs, IRENE (Hrsg.) (1993): Zeit alleine heilt nicht. Sexuelle Kindesmisshandlung - wie wir schützen und helfen können. Freiburg.
    • KNAPPE, ANNE (1993): Mit Kindern über sexuelle Misshandlung reden. In: JOHNS, IRENE (Hrsg.): Zeit alleine heilt nicht. Sexuelle Kindesmisshandlung - wie wir schützen und helfen können. Freiburg, S. 123-141.
    • KNAPPE, ANNE/  SELG, HERBERT (1993): Prävention von sexuellem Missbrauch an Mädchen und Jungen (Forschungsbericht). Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Farnilie, Frauen und Gesundheit, München.
    • THEUNERT, HELGA/ SCHORB, BERND (1995): ,Mordsbilder': Kinder und Fernsehinformation - Eine Untersuchung im Auftrag der Hamburgischen Anstalt für neue Medien (HAM) und der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Schriftenreihe der HAM 13. Berlin."


    [<63]



    Zum Umgang mit sexueller Gewalt in den Neuen Medien
    Martin Zeits / Regina van Eickels

    Dieser Beitrag basiert auf der Vorgehensweise und den Ergebnissen einer Arbeitsgruppe, die sich unter der Leitung der Autorlnnen im Rahmen des Münsteraner Symposions ,Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen. Theorie - Reflexion - Transfer' [FN: Das Symposion wurde vom 28.-29.09.1999 vom Institut für Forschung und Lehre für die Primarstufe der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster veranstaltet.] mit dem Problem der sexuellen Gewalt in den Neuen Medien beschäftigt hat. In der AG stand die praktische Umgehensweise mit dem Medium im Vordergrund. Da im Bereich Neue Medien (Fernsehen, Video, PC) das Internet an  Attraktivität aus den unterschiedlichsten Gründen den anderen Bereichen längst den Rang abgelaufen hat, konzentriene sich die Arbeit ausschließlich auf diesen Ausschnitt der Neuen Medien. Erfreulicherweise stand für alle TeilnehmerInnen jeweils ein Arbeitsplatz im Computerpool der Universität Münster zur Verfügung, so dass die wirklich unmittelbare Erfahrung mit dem Medium möglich war. Neben der Arbeit im Internet wurde den Teilnehmerlnnen im späteren Verlauf eine CD-ROM der Bundeszentrale ilir gesundheitliche Aufklärung für die präventive Arbeit vorgestellt.

    Die Durchführung war bewusst auf konkreten, individuellen Umgang mit dem Internet angelegt. Aus verschiedenen Gründen wurde allerdings zunächst eine allgemeine Einführung in die Thematik gegeben. Zwischenzeitlich wurden - durch die Eingabe von Inforrnationen und durch Austausch und Diskussion - die Ergebnisse der Arbeit fiir alle TeilnehmerInnen transparent und verfügbar gemacht.

    1. Intrapersonale Voraussetzungen

    Jede Nutzerin/ jeder Nutzer des Internets sollte sich bewusst sein, welche - in des Wortes buchstäblichster Bedeutung - grenzenlosen Möglichkeiten dieses Medium bietet. Dies bezieht sich einerseits auf die Informationsbeschaffung, für die auf unzählige Quellen zurückgegriffen werden kann. Sehr klar gesehen werden muss allerdings auch, dass das ,Surfen' im Internet den ,User' schnell einer mannigfaltigen und selbst kaum wahrnehmbaren Einfluss[<111]nahme aussetzt und dass insbesondere unsere Verpflichtung, Kinder und lugendliche (in Schulen und anderen sozialen Einrichtungen) vor Schaden zu bewahren, uns vor enorme Probleme hinsichtlich der Kontrolle dieses Mediengebrauches stellt. Mit kaum einem anderen Medium ist eine Grenzüberschreitung zu gewalttätigen, pornografischen, rassistischen und im weiteren Sinne menschenverachtenden Inhalten so schnell und leicht möglich.
        Wer sich also mit Inhalten auseinander setzen muss und will, die durch die Nutzung besonders des Internets den Schülerlnnen problemlos zugänglich sind, hat sich innerlich darauf einzustellen, mit massivsten Provokationen in schriftlicher, besonders aber in optischer Form konfrontiert zu werden. Dies kann für die Verarbeitung von manchen Inhalten die Inanspruchnahme der Hilfe von außen, z.B. die der Supervision, notwendig machen.

    2. Erweiterung der persönlichen PC-Kenntnisse

    Selbstverständlich setzt die Arbeit mit dem PC/ Internet und die Anleitung von SchülerInnen die entsprechende technische Sicherheit im Gebrauch von Hard- und Software sowie im Umgang mit dem Medium voraus. Dies wird umso wichtiger, als in der heutigen Zeit viele SchülerInnen spätestens im Alter von 12 bis 14 Jahren, oftmals aber auch schon erheblich früher, nicht nur in der Lage sind, ihren ,Instruktoren' (LehrerInnen, SozialarbeiterInnen in Jugendeinrichtungen und dergleichen) manchen neuen Trick am PC beizubringen; vielmehr sehen sie Restriktionen wie Passwort-Schutz oder Zugangseinschränkungen für bestimmte Bereiche allenfalls als eine sportliche Herausforderung an ihre eigene Medienkompetenz an.
        Darum sei hier noch einmal darauf hingewiesen, wie wichtig es für Lehrerlnnen bzw. Fortbildnerlnnen ist, EDV-technisch zumindest auf dem Stand der SchülerInnen zu sein, die in der heutigen Zeit ja oft der/ dem InformatiklehrerIn deutlich voraus sind. Hierzu ist es sinnvoll, sich Hilfe von außen zu holen und/ oder kompetente Kolleglnnen zu Rate zu ziehen.

    3. Kennen lernen von Möglichkeiten und Grenzenlosigkeit des Internets

    Um mit dem Internet vertraut zu werden, ist es erforderlich, sich mit Browsern, Hilfsprogrammen wie Suchmaschinen und Meta-Suchmaschinen sowie Katalogen u.ä. auseinanderzusetzen. Des Weiteren sollte der Umgang mit [<112] ,Links' und ,Bannern' erprobt werden.
        Die Nachprüfbarkeit und Verfolgung eingeschlagener Wege in den einzelnen Web-Seiten stellt vielfach ein Problem dar. SchülerInnen können oftmals nicht nachvollziehen, welche Wege beschritten wurden bzw. welche Inhalte sie sich zugänglich gemacht haben. Deshalb setzt die Arbeit der Lehrerlnnen und Fortbilderlnnen Erfahrungen im Hinblick auf Einschränkungen der Nachprüfbarkeit voraus.

    4. Umgang mit dem Begriff Pornografie und der Nähe zur Strafbarkeit

    Wer sich - auch beruflich - in Deutschland mit problematischen (in unserem Fall: pornografischen) Inhalten des Internets beschäftigt, muß entsprechende rechtliche Kenntnisse erwerben (siehe Punkt 6):

      Jeglicher Umgang von Erwachsenen mit Pornografie ist in Deutschland grundsätzlich strafirei mit den drei Ausnahmen:

    • Pornografie, die Gewaltaspekte beinhaltet,
    • Pornografie mit Tieren,
    • Pornografie mit Kindern.


    Nach dem Jugendschutzgesetz sind Kinder und Jugendliche aber auch von Inhalten der zugelassenen Erwachsenen-Pornografie fern zu halten. Bereits beim zufälligen, insbesondere aber beim gewollten Einstieg in solche WebSeiten sind solche Inhalte sehr leicht und schnell zugänglich.

        Dies ist bereits der Punkt, an dem die Verantwortung für Lehrerlnnen aber auch für Verantwortliche in Internet-Cafes oder Jugendtreffs, in denen die Möglichkeit des Zugangs zum Internet geboten wird, einsetzt. Bei einer Fortbildung in diesem Bereich muss sich also die Aufgabe stellen, Lehrerlnnen, gegebenenfalls Erzieherlnnen und ähnliche Personen in die Lage zu versetzen, den Gebrauch von PC und Internetzugang durch Kinder und Jugendliche begleiten, kontrollieren und im gegebenen Fall auch beenden zu können (und hier Eltern beraten zu können).
        Die Erprobung von programmierbaren Zugangsbeschränkungen und sog. Filtern (Cyber patrol, Family harbour, Q-check usw.) werden in diesem Zusammenhang diskutiert; es ist aber klar, dass sie nach dem derzeitigen Stand der PC-Technik noch nicht als sichere Alternativen gesehen werden können.
        Anzumerken ist darüber hinaus, dass sogenannte Zugangsüberprüfungen wie ,adult-check' (Altersangabe) oder Abfrage von Kreditkartennummern für [<113] ,engagierte' jugendliche PC-Nutzerlnnen auf im wahrsten Sinne des Wortes spielende Art und Weise zu umgehen sind.

    5. Praktische Arbeit

    Die unmittelbare praktische Arbeit im Internet kann durch keine noch so eingehende Information per Vortrag oder dergleichen ersetzt werden. LehrerInnen müssen selbst aktiv unterschiedlichste Web-Adressen aufrufen und bearbeiten können. Dadurch kann ihnen gezeigt werden, wie schnell man durch sogenannte ,Links' (Verbinder zwischen Web-Seiten) auch bei seriösen Anbietern (etwa Reiseveranstaltern u.ä.) zu zweideutigen (Vorstufen zu pornografischen Angeboten) bis eindeutigen Angeboten im besprochenen Sinne kommen kann. Bei der Suche nach spezifischen Begriffen (z.B. Sex, Pussy, Fuck, Frischfleisch, Hardcore u.ä.) wird der/ die Userln sehr rasch von Website zu Website weitergereicht und es ist manchrnal äußerst schwierig, solche Bereiche überhaupt zu verlassen.
        Darüber hinaus ist es sinnvoll, Internetadressen (wie etwa ,Netz gegen Kinderporno', ,antikinderporno' usw.) zu kennen, die nach dem Auffinden problematischer Inhalte im Netz Hilfen geben können.
        Zum Schluss soll als eine positive Möglichkeit der Arbeit mit dem PC die CD-ROM ,LoveLine' der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erwähnt werden. Sie ist interaktiv angelegt, bietet eine sehr umfassende, aber ausgesprochen gut aufbereitete Informationshülle und spricht nach übereinstimmender Meinung Jugendliche durchaus an. Sie kann als ein Mittel eingesetzt werden, Jugendliche (ab etwa zwölf Jahren) allgemein über Sexualität zu informieren, sie in interaktiven Spielszenen für die möglichen Konflikte zwischen den Geschlechtern zu sensibilisieren und ihnen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu helfen.

    6. Erläuterungen der gesetzlichen Grundlagen - Maßnahmen beim Auffinden pornografischen Materials

    Zu den bisherigen Ausführungen muss nochmals deutlichst angefiigt werden, dass der Umgang mit Inhalten des Internets gerade ilir Pädagoglnnen große Schwierigkeiten mit sich bringen kann (Aufsichtspflicht!). Als besonders wichtig sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die konkrete Suche nach Websites mit kinderpornografischen Inhalten - auch zu Forschungs- oder [<114] Ausbildungszwecken (!) - verboten und damit strafbar ist. Hilfe bekommt man bei Auffinden solcher Seiten sicherlich (auch anonym) bei den Kommissariaten ,Vorbeugung', die mittlerweile in allen größeren Städten oder in den Kreisen eingerichtet sind, und bei den weiter unten angegeben Stellen, die sich der Thematik in besonderer Weise widmen.

        Was die strafrechtliche Seite des Besitzes und des Umganges mit solchen Inhalten anbetrifft, so soll hier ein kleiner Überblick über den derzeitigen Stand der Sachlage gegeben werden. Dass in diesem Bereich jedoch einiges im Umbruch ist, aber grundlegende Änderungen noch der Umsetzung harren, wird u.a. am sog. Compuserve-Urteil und beispielsweise auch am derzeitigen Ringen um die Verhinderung rechtsradikaler Inhalte im Internet deutlich. Hier die momentane Rechtslage:

    Art. 5 Abs. 2 Grundgesetz (Jugendschutz):

      "Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre." Jugendschutz hat also die Aufgabe, Medieneinflüsse, die sich bei Kindern und Jugendlichen negativ auf das im Grundgesetz entworfene Menschenbild könnten, abzuwenden und zu verhindern.
          Allerdings wurde z. B. im Streit ,Medienfreiheit versus Jugendschutz' der von Bill Clinton unterzeichnete Communication Deceny Act vom Obersten Gerichtshof der USA als nicht verfassungskonforrn erklärt. Dahinter steckte massivste Einflussnahme der amerikanischen Medienwirtschaft. Auch in Deutschland rangieren offenbar die BefOrchtungen weit oben, dass allzu ängstliche Restriktionen gegenüber den neuen Medien das erhoffle Wirtschafts- und damit Beschäftigungswachstum beeinträchtigen könnten.


    Was ist strafhar ?
    (in Anlehnung an § 184 Abs. 3 StGB)

      Strafbar ist die Verbreitung von Pornografie, wenn sie die Darstellung von Gewalttätigkeiten, den sexuellen Missbrauch von Kindern oder sexuelle Handlungen von Menschen mit Tieren zum Gegenstand hat. Dies beinhaltet altersunabhängiges, absolutes Verbreitungsverbot.
      Der Besitz von Kinderpornografie im Zusammenhang mit der Nutzung von PC und Internet ist seit 1993 strafbar:
      • wenn ein User pornografische Dateien auf PC speichert,
      • wenn ein User Darstellungen ausdruckt,
      • wenn ein User Darstellungen im Netz verbreitet. [<115]


        Unter dem Begriff Darstellungen ist zu verstehen, dass hier tatsächlich stattgefundenes Geschehen dem wirklichkeitsnahen Geschehen gleichgesetzt wird (z.B. auch durch Bildbearbeitungssoftware konstruiertes Material). Nacktbilder von Kindern (FKK-Fotos) sind in diesem engeren Sinne keine Kinderpornografie, sofern nicht die Darstellung von Geschlechtsteilen in den Vordergrund rückt (unnatürliche Posen, weit gespreizte Beine usw.).

        Der Besitz von Kinderpornografie ist strafbar; auch die gezielte Suche durch Privatpersonen danach ist strafbar. In vielen einschlägigen ,chat-foren' werden die Teilnehmerlnnen, wenn sie den virtuellen Raum auch nur einmal versuchsweise ,betreten', auf die sogenannte ,mailing-list' gesetzt und erhalten dann möglicherweise unaufgefordert kinderpornografisches Material zugesandt. Erhält die Polizei Hinweise auf eine strafbare Verbreitung, wird gegen alle festgestellten Teilnehmerlnnen eines solchen Forums errnittelt. Dies stellt einen außerordentlich empfindlichen Eingriff in die Privatsphäre dar: Durchsuchung der Wohnung, Sicherstellung der PC-Anlage und umfassende Auswertung damit verarbeiteter Daten. Bei Auffinden kinderpornografischen Materials droht die Einziehung des PCs durch das Gericht.

        Falls einer/ einem Internet-Nutzerln unaufgefordert kinderpornografisches Material zugesandt wird (mittels E-Mail oder im Rahmen eines ,chat'), sollte sie/ er die Bilder und Protokolle, aus denen hervorgeht, wer welches Bild an wen versandt hat, auf einer Diskette speichern und unverzüglich der nächsten Polizeidienststelle übergeben oder über E-Mail an eine im World Wide Web vertretene Polizeidienststelle übersenden. Die Bilder und Protokolle sind danach von der Festplatte zu löschen (Besitz ... !).
        Laut LKA NRW wird generell kein Ennittlungsverfahren gegen Hinweisgeber eingeleitet, wenn solche Inforrnationen nur kurzfristig besessen und der Polizei zeitnah zur Verfiigung gestellt wurden. (Achtung: Temporärer Speicher!)
        BKA und LKA München ermitteln anlassunabhängig nach Kinderpornografie. Bei festgestellten Verbreitungen müssen Provider Auskünfte geben bzw. Adressen der Anbieter mitteilen. Werden im Internet Feststellungen über den Besitz bzw. die Verbreitung von Kinderpornografie getroffen, so wird gegen den Anbieter (Inhaber der Internetseite) und User ermittelt, gegebenenfalls über Einschaltung des BKA bei ausländischen Providern/ InternetUsem. Die Provider müssen die erforderlichen Auskünile und die Adresse des Anbieters mitteilen. Dass gerade hier besondere Probleme liegen wegen der deutlich unterschiedlichen Rechtsproblematik in anderen Ländern. [<116]  (Holland!), braucht nicht besonders betont zu werden. [FN Vgl. hierzu auch den Beitrag von Detlef DREWES in diesen Band: Die Kindersexmafia und ihre unsichtbaren Kanäle.]




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT = General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.

    Literatur
    DREWES, DETLEF (1995): Kinder im Datennetz—Pornografie und Prostitution in den neuen Medien. Frankfurt a.M.
    DREWES, DETLEF (1997): Schützt unsere Kinder! - Stoppt ihre sexuelle Ausbeutung. Mit dem Augsburger Aufiuf von IRENE EPPLE-WAIGEL, Augsburg.
    GALLWITZ, ADOLF/ PAULUS, MANFRED (1997): Grünkram - Die Kinder-SexMafia in Deutschland. Hilden.
    [<117]"



    Klaus Merten: Wie bedrohlich ist die Medienwelt und wie wirkt sie auf Kinder ?
    Die Arbeit beginnt mit einem historischen Ausflug zu Platon, dem "Erfinder der Bewahrpädagogik und der staatlichen Zensur", springt dann zu David Hume, der 1759 vor der öffentlichen Gewaltdarstellung auf der Bühne warnte. Anschließend wird Hellwig, bekannt auch durch seine vernehmungstechnischen Arbeit, zitiertm, der 1911 bereits warnte, "dass häufiges Anschauen von Schundfilmen mit fast mathematischer Sicherheit zu einer Verrohung der Jugendlichen führen muss", wobei Hellwig schon beklagte, wie schwer Wirkungsnachweise von Filmen zu führen sind.
    1929-1932  wurde dann die erste große wissenschaftliche Untersuchung, die Payne Found-Studie,  in den USA durchgeführt. Im Rahmen dieser Studie führte Edgar DALE einer ste große Inhaltsanalyse von 1500 Spielfilmen aus den Jahren 1920, 1925 und 1930 durch und prognostizierte, daß die amerikanische Jugend durch das Medium Film verdorben werde, was 1930 zu einer erstmaligen Instituionalisierung einer Selbszensur der amerikanischen Filmwirtschaft führte. Nach dem II. Weltkrieg untersuchte der amerikanische Psychiater F. WERTHAM die Wirkung von Comic-Heften, die von den Kindern 2-3 Stunden gelesen wurden und kam zu dem Ergebnis, daß die Kinder Comic-Inhalte nachhamten, wobei diese Studie viel methodische Kritik erntete. Diese Arbeit war sogar der Anlaß für die Bundesregierung, eine "Bundprüfstelle für jugendgefährdende Schriften" einzurichten. 1959 verfügten 88% aller Haushalte in den USA bereits einen Fernseher, was SCHRAMM et al. (1961) veranlaßte, die Wirkungen des Fernsehens auf die Kinder zu untersuchen mit der Erkenntnis, daß die Wirkungen je nach Kind oder Situation unterschiedlich sei. BAKER und BALL gaben 1969 einen Bericht der Kommission, die Präsident Johnson unter dem Eindruck der Ermordung Robert Kennedys und Marin Kuther Kings einsetzte, zum Thema 'Gewalt und Medien' heraus. Ergebnis: Gewalt ist eine vorherrschende Kategorie des alltäglichen Lebens in amerikanischen Fernsehprogrammen. Darafhin beschloß der amerikanische Kongreß weitere fünf Studien zur Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen durchführen zu lassen, die 1971 in fünf Bänden erschien, die in die Erkenntnis mündete: Gewaltdarstellung im Fernsehen ist schädlich. In der Folge kam es zu Auseinandersetzungen zwischen GERBNER und HIRSCH (1981) um die Gültigkeit der GERBNERschen Inhaltsanalysen, die von HIRSCH in Frage gestellt wurden. In Deutschland postulierten die Pädagogen HACKER und HEINRICHS 1971, daß durch die in ARD und ZDF gezeigte Brutalität eine Verwilderung der Gesellschaft und rücksichtslose Gewaltanwendung nach sich ziehen müsse. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam der 1991 der Pädagoge GLOGAUER aufgrund der Analyse von 37 Strafverfahren jugendlicher TäterInnen als vier Delinquenten angaben, die Anleitung zu den Straftaten aus dem Fernsehen gewonnen zu haben. NEIDHARDT (1973) und SACK (1973) wiesen demgegenüber darauf hin, daß die Gewaltstatistik nur leicht angestiegen sei und immer noch unter den Qutoen der Jahrhundertwende lägen. Nach diesen historischen Ausführungen behandelt MERTEN methodische Probleme der medialen Wirkungsforschung.

    Medienevolution 1609-2000

    Merten S. 49: "Geht man gemäß dem 'Basistheorem des Konstruktivismus' (vgl. MERTEN u.a. 1994) davon aus, dass das Bewusstsein des Menschen kein wie auch immer geartetes Abbild der 'realen' Wirklichkeit erzeugen kann, sondern seine Wirklichkeit notwendig eigenverantwortlich und daher subjektiv durch Kommunikation erzeugen muss. so gibt es so viele Wirklichkeiten, wie es Menschen gibt. Objektivität hat nur mehr den Rang einer operativen Fiktion, freilich mit strategischer Bedeutung - und auch sie lässt sich nur intersubjektiv, also wiederum durch Kommunikation garantieren (vgl. MERTEN u.a. 1994).
        Weil dies so ist, kommt den Medien in modernen Gesellschaften unabweisbar eine geradezu strategische Rolle zu: Medien sind Anbieter von nicht mehr hinterfragbaren Wirklichkeitsentwürfen. Zwar nimmt der Rezipient, wie wir wissen, auch hier nur das Angebot auf und wählt daraus allein nach subjektiven Kriterien das aus. was ihm sinnvoll erscheint. Aber allein die Tatsache, dass bestimmte Inhalte Eingang in die Medien finden und andere nicht, verschafft diesen Inhalten eine Vermutung für Richtigkeit, einen Bonus für Relevanz, der die Akzeptanz solcher Inhalte flächendeckend erleichtert.
        Das hat letztlich zur Folge, dass die für den Menschen handlungsleitende, aktuelle Wirklichkeit sich mittlerweile aus einer 'realen' und einer fiktionalen, von den Medien beigesteuerten Wirklichkeit konstituiert, wobei der Stellenwert 'realer' Wirklichkeit tendenziell ab, der von fiktionalen Wirklichkeitsentwürfen der Medien dagegen zunimmt (vgl. Abb. 6). Oder zugespitzt: Wirklich ist heute nicht mehr das, was wirklich ist, sondern das, was die Medien als wirklich darstellen!"

    Der Autor gelangt zu folgender Zusammenfassung (S. 53f ):

    "Zusammenfassend kann man sagen:

    1 ) Das Fernsehen als technische Innovation kann Wirkungen entfalten, die von der Wissenschaft bislang nicht oder nicht genau spezifiziert werden können. Als Folge dessen besteht in der Bevölkerung ein erheblicher Sockel von latenten, aber unbegründeten, gleichwohl jedoch realen Ängsten.
    2) Gewaltdarstellung im Fernsehen kann wenn, dann besonders auf Kinder und Jugendlichen schädliche Wirkungen entfalten. Da Kinder in allen Gesellschaften als Ausdruck sozialer Hoffnung gelten, sind die Ängste der Bevölkerung daher besonders stark respektive besonders irrational.
    3) Spektakuläre Gewalthandlungen (USA: Ermordung von führenden Politikern (1968), Ermordung von Kindern in Deutschland (1908) und England (1993)) lösen unter dem Eindruck öffentlicher Empörung konkrete Handlungen des Gesetzgebers aus, die oft Alibifunktion haben und von anderen Temen ablenken (das Fernsehen als Sündenbock).
    4) Wissenschaftliche Untersuchungen, die Gefahren (der Gewaltdarstellung des Fernsehens) konstatieren, werden von den Medien im Sinne sensationeller Berichterstattung begierig aufgegriffen, so dass in der Öffentlichkeit tendenziell die Gefahr von Gewaltdarstellungen im Fernsehen stets sehr viel stärker dargestellt wird, als sie de facto (von den Wissenschaftlerinnen) behauptet wird.
    5) Die Mediengesellschaft ist keine Gesellschaft der Verführung von Kindern und Jugendlichen, es gibt keine flächendeckende oder strukturelle 'Gewalt durch Gewalt im Fernsehen'. Vielmehr sind Kinder und Jugendliche im Prinzip in der Lage, mit Medieninhalten umzugehen und daraus Nutzen zu ziehen.
    6) Die Verführung zu 'Gewalt durch Gewalt in den Medien' greift allenfalls dort ein, wo andere soziale Faktoren (etwa: familiäre Probleme, fehlende soziale Bindungen, Versagung von Chancen erfolgreicher Lebensfristung) verursachend sind.
    7) Medienpädagogik und Medienwirkungsforschung sollten holistisch angelegt sein und nicht den Medienkonsum eines spezifischen Mediums, sondern den gesamten Medienkonsum bzw. die gesamte Mediennutzung ins Visier nehmen.
    8) Medienpädagogik und Medienwirkungsforschung halten immer weniger mit der Akzeleration der Medienevolution Schritt."

        Kritische Anmerkung: Merten unterschätzt wahrscheinlich die enorme Bedeutung der Suggestivkraft der Bilderwelt der Medien.

    Literaturliste Merten:

    • BAKER, R. K./ BALL, SANDRA J. (Hrsg.) (1969): Mass Media and Violence. A Report to the National Commission an the Cause and Prevention of Violence. Washington D.C.
    • CAVIOLA, SANDRA (2000): Vorschulkinder und Gewalt im Kinderprogramm. Phil. Diss. Universität Münster.
    • CHARTERS, W. W. (1933): Motion Pictures and Youth: A Summary. 2. Aufl. 1970, New York.
    • DALE, EDGAR (1935): The Content of Motion Pictures. New York.
    • GERBNER, GEORGE/ GROSS, LARRY (1976): Living with Television: Thc Violence Profil. In: Journal of Communication, 26, S. 173 199.
    • GERBNER, GEORGE/ SIGNORIELLI, NANCY/ MORGAN, MICHAEL. JACKSON-BEECK, MARYLIN (1979): The Demonstration of Power: Violence Profile No.10. In: Journal of Communication, 29, S. 177-196.
    • GERBNER, GF.ORGFi GROSS, LARRY/ MORGAN, MICHAEL/ SIGNORIFI.LI, NANCY (1980): A Curious Joumey into the Scary World of Paul HIRSCH. In: Communication Research, 8, S. 39-72.
    • GLOGAUER, WERNER (1991): Kriminalisierung von Kindern und Jugendlichen durch Medien. Wirkungen gewalttätiger, sexueller, pornografischer und satanischer Darstellungen. 2. Aufl., Baden-Baden.
    • GROEBEL, JO (1982): Macht' das Fernsehen die Umwelt bedrohlich? In: Publizistik, 27, S. 162.
    • GROEBEL, JO/ GLEICH, UI.LI (1993): Gewaltprofil des deutschen Fernsehprogramms. Eine Analyse des Angebots privater und öffentlich-rechtlicher Sender. Opladen.
    • HALLORAN, JAMES D. (1972): Fernsehen und Kriminalität. Berlin.
    • HEINRICHS, H. (1971): Wie das Fernsehen unsere Kinder mit Mord und Totschlag füttert. In: Eltern, Heft 5, S. 64-73.
    • HELLWIG, ALBERT (1911): Schundfilme. Ihr Wesen, ihre Gefahren und ihre Bekämpfung. Halle a.d.S.
    • HELLWIG, ALBERT(1913): Kinematograph und Verbrechen. In: Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform, 9.
    • HIRSCH, PAUL M. (1981): On Not Leaming From One's Own Mistakes. A Reanalysis of GERBNER et al.'s Eindings On Cultivation Hypothesis. Part II. In: Communication Research, 7, S. 3-37.
    • HUME, DAVID (1759): Vier Abhandlungen. Leipzig/ Quedlinburg.
    • KREBS, DAGMAR (1991): Verführung oder Therapie? Pornografie und Gewalt in den Medien. In: MERTEN, KLAUS/  SCIIMIDT, SIEGFRIED/ WEISCHENBERG , SIEGFRIED (Hrsg.): Funkkolleg Medien und Kommunikation. Weinheim, Heft 10, S. 11 49.
    • KUNCZIK, MICHAEL (1978): Brutalität aus zweiter Hand. Wie gefährlich sind Gewaltdarstellungen im Fernsehen? Köln.
    • KUNCZIK, MICHAEL (1987): Gewalt und Medien. Köln.
    • LOWERY, SHEARON/ DE FLEUR, MELVIN M. (1983): Milestones in Mass Com-Politische Planung. Opladen.
    • LUHMANN, NIKLAS (1970). Soziologische Aufllärung. Opladen.
    • LUHMANN, NIKLAS (1970). Reflexive Mechanismen. In: LUHMANN, NIKLAS (1970). Soziologische Aufllärung. Opladen, S. 92-112.
    • LUHMANN, NIKLAS (1972). Politische Planung. Opladen.
    • MALETZKE, GERHARD (1972): Psychologie der Massenkommunikation. 2. Auf.. Hamburg.
    • MERTEN, KLAUS (1977): Kommunikation. Eine Begriffs- und Prozessanalyse. Opladen.
    • MERTEN, KLAUS (1991): Allmacht oder Ohnmacht der Medien. Erklärungsmuster der Medienwirkungsforschung. In: MERTEN, KLAUS/ SCHMIDT, SIEGFRIED J./  WEISCHENBERG , SIEGFRIED (Hrsg.): Funkkolleg Medien und Kommunikation. Weinheim, Heft 9, S. 38-73.
    • MERTEN, KLAUS (1991a): Artefakte der Medienwirkungsforschung Kritik klassischer Annahmen. In: Publizistik, 36/ 1991, S. 36-55.
    • MERTEN, KLAUS (1993): Darstellung von Gewalt im Fernsehen. Inhaltsanalyse 11. 11.- 17.11.1992. Untersuchung im Auftrag von RTL. Münster.
    • MERTEN, KLAUS (1993a): Darstellung von Gewalt im Fernsehen. Programmanalyse 20.3.-3.4.1993 im Auftrag von RTL. Materialienband. Münster.
    • MERTEN, KI.AUS/ SCHMIDT, SIEGFRIED J./  WEISCHENBERG , SIEGFRIED (Hrsg.) (1991): Funkkolleg Medien und Kommunikation. Weinheim, Heft 9.
    • MERTEN, KI.AUS/ SCHMIDT, SIEGFRIED J./  WEISCHENBERG , SIEGFRIED  (Hrsg.) (1991): Funkkolleg Medien und Kommunikation. Weinheim, Heft 10.
    • MERTEN, KI.AUS/ SCHMIDT, SIEGFRIED J./  WEISCHENBERG , SIEGFRIED  (Hrsg.) (1994): Die Wirklichkeit der Medien. Opladen.
    • MERTEN, KI.AUS (1999): Gewalt durch Gewalt im Fernsehen? Opladen.
    • NEIDHARDT, FRIEDHELM (1973): Aggressivität und Gewalt in der modernen Gesellschaft. In: NEIDHARDT, FRIEDHELM  u.a. (Hrsg.): Aggressivität und Gewalt in unserer Gesellschaft. München.
    • NEIDHARDT, FRIEDHELM  u.a. (Hrsg.) (1973): Aggressivität und Gewalt in unserer Gesellschaft. München.
    • PLATON (1993): Der Staat (= Bd. 5 sämtliche Dialoge, ediert von OTTO APELT). München.
    • RIESS, CURT (1950): Joseph Goebbels. Baden-Baden.
    • SACK, FRITZ (1973): Zur Definition der Gewalt - am Beispiel Jugend, in: NEIDHARDT, FRIEDHELM  u.a. (Hrsg.): Aggressivität und Gewalt in unserer Gesellschaft. München, S. 39-62.
    • SCHRAMM, WILBUR/ LYLE, JACK/ PARKER, EDWIN (1961): Television in the Lives of Our Children. Palo Alto.
    • STEIN-HUBERS, MARI.LNI: (1977): Kriminalität im Fernsehen. Stuttgart.
    • WERTHAM, FREDERICK (1954): Seduction of the Innocent. New York.
    • WINNICK, MARIANN PEZELLA / WINNICK, CHARLES (1979): The Television Experience. What Cildren See. Beverly Hills, London.




     
    Schulische Prävention gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen und Jungen!


    Querverweise
    Standort: Sexualisierte Gewalt ...
    *
    Buchhinweis: Die Kinder-Sex Mafia in Deutschland. Täterprofile * Pädophilenszene * Rechtslage.
    Information und Übersicht Forensische Psychologie, Psychopathologie und Therapie (Verteilerseite)
    Überblick: Zwischenmenschliche Beziehungen, Liebe, Sex, Sexuelle Abweichungen und Störungen, Mißbrauch, Psychopathologie, Sex- und Beziehungs- Kriminalität, Psychotraumatologie und Viktimologie.
    Überblick Medien und Medienkritik in der IP-GIPT


    Zitierung
    Risau, Petra; Kruck, Marlene &Bender, Kathrin (2001, Hrsg.). Sexualisierte Gewalt in der Alltags- und Medienwelt von Kindern. Wahrnehmen. Benennen. Präventiv handeln. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. Eine Buchpräsentation von  Rudolf Sponsel mit zwei Originalbeiträgen. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/medien/sgamwk.htm
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