Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=17.05.2002
Internet-Erstausgabe,
letzte Änderung: 16.04.24
Impressum:
Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf
Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
Mail:_sekretariat@sgipt.org_Zitierung
& Copyright
Anfang _Definieren
und Definition_Datenschutz_Überblick_Rel.
Aktuelles _Rel.
Beständiges _Titelblatt_
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Hinweis zu Links und zu Empfehlungen
Willkommen ins unserer Abteilung Abstrakte Grundbegriffe aus
den Wissenschaften
(Analogien, Modelle und Metaphern für die allgemeine und integrative
Psychologie und Psychotherapie
sowie Grundkategorien zur Denk- und Entwicklungspsychologie):
Definition und Definieren
Materialien zur Wissenschaftstheorie, Sprach-, Wort- und Begriffsanalyse
Checkliste Definition und definieren.
"Die Definitionslehre gehörte seit jeher zu den Stiefkindern
der Wissenschaften und auch der Wissenschaftstheorie."
Essler (1982)´Wissenschaftstheorie I Definition
und Reduktion, S. 76
__
Originalarbeit von Rudolf Sponsel,
Erlangen
Querverweise
zum Definitionsproblem
Denkpsychologie.
_
Inhaltsübersicht
Zusammenfassung.
Die
Lehre vom Wort.
Die
Lehre vom Begriff.
Die
Lehre von der Definition.
Grundbegriffe
und Paradigma der Definition: Definiendum := Definiens.
Wort
- Begriff - Sachverhalt.
Zweckangemessenheit.
Werkzeugkasten der Definitionslehre.
Allgemeine
Unterschieds-Regel > Gegenbeispiele-Regel.
Merkmals-Regel > Aufzählungs-Regel.
Beispiele-
und Gegenbeispiele-Regel.
Genus
proximum et differentia specifica Regel.
Aufzählungs-Regel
> Merkmals-Regel.
Fehler beim Definieren.
Fehler in der Auffassung
vermeintlicher Definitionen.
Beispiele für
brauchbare Definitionen.
Probleme beim Definieren:
Begriff Leben.
Küppers Darlegung
der Definitionsprobleme mit dem Begriff Leben.
Exkurs Homonyme:
Die Mehrdeutigkeit der Worte.
Das Thema Homonymie
in der IP-GIPT (Querverweis-Beispiele).
Die Wohlunterscheidbarkeit
von Objekten als Grundlage angemessener Definitionen:
Gleichheit, Abstraktion,
Äquivalenzklassen,
Identität.
Alltäglicher
Begriff der Identität.
Staatlicher
und juristischer Begriff der Identität.
Psychologischer
Begriff der Identität.
Ontologischer
Begriff der Identität: Heraklits Problem.
Philosophischer
Begriff der Identität.
Logischer
Begriff der Identität.
Mathematischer
Begriff der Identität.
Ein
Lösungsvorschlag des Identitätsproblems.
Operationalisierung.
Zur
Geschichte des Operationalisierungsbegriffs in der Psychopathologie.
Checkliste Definition und definieren.
Materialien
zur Definition der Definition.
Aristoteles,
Descartes,
Dubislav,
Essler,
Gabriel,
Kamlah
& Lorenzen, Logik von Port Royal,
Menne,
Mill,
Pascal,
Savigny,
Stegmüller.
Literatur.
Glossar, Anmerkungen,
Endnoten.
Eigener
wissenschaftlicher Standort * Existenzweisen
des Definierten *
Hilberts Bierseidel
Metapher * Nominaldefinitionen *
Wirklichkeit *
Querverweise. * Zitierung
& Copyright * Änderungen * |
_
Zusammenfassung
Systematisch betrachtet geht der Lehre
von der Definition die Lehre
vom Begriff und dieser die Lehre
vom Wort voraus. So soll es nun auch in der folgenden Darstellung
sein.
Die Lehre vom Wort
- Die Worte sind die Kleider der Begriffe
Die Lehre vom Wort wurde zuerst für die Seite Definition
und definieren in der Psychologie - Eine systematische Analyse zum Definitions-Register-Psychologie
entwickelt.
Zeichen und Worte
und ihre Signierungen
-
Ein Wort ist eine Zeichengestalt mit Anfang und Ende. Es beginnt nach einer
Leerstelle und endet vor einer Leerstelle.
-
Ein WortN ist der Name für die Zeichen- oder Lautgestalt,
die es ausdrückt. Z.B. ist "WortN" der Name für die
sprachliche Grundeinheit "Wort". "istN" ist der Name für
das Wort "istN", das viele Bedeutungen haben kann, wie diese
Liste zeigt.
-
Ein WortZ besteht aus Zeichen, was man mit Z indizieren
kann.
-
Ein WortZG hat eine bestimmte Zeichengestalt. Spricht
man von der Zeichengestalt eines Wortes, kann es wie geschehen mit ZG
indiziert
werden.
-
Ein WortLG hat eine bestimmte Lautgestalt, was durch LG
indiziert
werden kann. Wenn man z.B. über das WortLG "istLG"
spricht, so meint man die Laute, die man hört, wenn "istLG"
ausgesprochen wird.
-
Ein WortD kann ohne nähere Spezifikation gedacht werden.
-
Ein WortB beinhaltet in aller Regel verschiedene Begriffe (Worte
sind Homonyme).
Befasst man sich mit dem Begriff eines WortesB, kann das mit
B
indiziert
werden.
-
Ein Begriff
besteht aus Namen oder Wiedererkennung,
Begriffsinhalt und Referenz (>Hauptseite
Referenzieren)
-
WortBN als Name des Begriffs, indiziert mit BN. Befassung
mit WolkeBN bedeutet, dass man den Namen des Begriffs Wolke
meint.
-
Wort als Wiedererkennung, indiziert mit BW
-
Wort als Begriffsinhalt, indiziert mit BI . Begriffsinhalte
kann man zusätzlich mit Quellenindizes kennzeichen, etwa von Lexikas,
Wörterbüchern oder AutorInnen evtl. mit Bedeutung 1,2,3 ...;
Werke, Jahr und Auflage, z.B.
-
BIDor... Begriffsinhalt nach Dorsch Lexikon der Psychologie
-
BIAEM
... Begriffsinhalt nach Arnold, Eysenck, Meili Wörterbuch der Psychologie
-
BIDud... Begriffsinhalt nach Duden
-
BIBro... Begriffsinhalt nach Brockaus
-
BIAut... Begriffsinhalt nach AutorIn
-
BIAll... Begriffsinhalt nach allgemeinem Sprachgebrauch
-
BIW ... Begriffsinhalt nach Wikipedia
-
....
-
Wort als Referenz (>Hauptseite
Referenzieren) des Begriffsinhalts, indiziert mit BR
-
WortBeri als BegriffserinnerungBeri kann erinnert
werden, indiziert mit Beri .
-
WortBmer als merken eines Begriffs (Begriffsspeicherung). Der
Begriff eines WortesBmer kann gemerkt/ gespeichert werden,
indiziert mit Bmer .
-
WorteB? können mehr oder minder (un)klare Begriffe beinhalten,
indiziert mit B?
-
Ein Worteri kann erinnert werden, indiziert mit eri
-
Ein Wortmer kann gemerkt oder abgespeichert werden im Gedächtnis,
indiziert mit mer.
-
Ein Wortler kann gelernt werden, indiziert mit ler
.
-
Die Wortfindungges kann gestört sein (Aphasie), indiziert
mit ges .
-
Ein Wortver kann vertraut sein
-
Ein Worth kann mehr oder weniger häufig gebraucht/ verwendet
werden
-
Ein Wortas kann Assoziationen mit anderen Worten eingehen
-
Ein WortS kann geschrieben werden
-
Ein WortL kann gelesen werden
-
Über ein Wortkom kann - hier ohne nähere Spezifikation
- kommuniziert werden.
_
Die Lehre vom
Begriff
Über die Beliebigkeit und Gefährlichkieit der Worte und Begriffe
mahnt uns Faust, genauer Mephistoteles, den wir deshalb zum Geleit
voranstellen wollen:
_
Kernelement
einer Definition ist der Begriff. Daher gehört jeder Definitionslehre
eine Begriffslehre vorangestellt.
Begriffe sind Elemente des Geistes und gehören zur Psychologie
des Denkens. Ein Begriff
ist also zunächst einmal eine Konstruktion des Geistes oder des Denkens.
Und denken heißt, geistige Modelle bilden oder zueinander in Beziehung
setzen. Damit ist denken auf geistige Modelle bilden oder zueinander
in Beziehung setzen verschoben. und zu klären
ist.
Grundregeln-Begriffe
Wichtige Begriffe
sollten an der Stelle, wo sie das erste Mal verwendet werden, erläutert
und erklärt werden. Sei es direkt, durch Fußnote, Anmerkung,
Querverweis oder Literaturhinweis mit genauer Seitenangabe der Fundstelle.
Dazu gehört auch zwingend die Referenzierung
(>Hauptseite Referenzieren), also Angaben,
wo und wie man den Sachverhalt, der Inhalt des Begriffes ist, in der Welt
finden kann. Wenn eine Definition zu schwierig erscheint, sollte
wenigstens eine charakterisierende Beschreibung mit Beispielen und Gegenbeispielen
erfolgen - was immer möglich ist.
Begriffsbasis (Definiens)
Damit
werden all die Begriffe bezeichnet, die zum Verständnis oder zur Erklärung
eines Begriffes wichtig sind. Bloße Nennungen oder Erwähnungen
sind keine Lösung, sondern eröffenen lediglich
Begriffsverschiebebahnhöfe.
Die Erklärung der Begriffsbasis soll einerseits das Anfangsproblem
praktisch-pragmatisch und andererseits das Begriffsverschiebebahnhofsproblem
lösen. Diese Idee findet sich schon bei Bertrand Russell. So schreibt
er in Probleme der Philosophie (1912, dt. 1967), S. 92: "Wenn man
herausfinden will, wovon in einem Satz die Rede ist, stellt man am besten
die Frage, welche Wörter wir verstehen müssen - d. h., welche
Gegenstände uns bekannt sein müssen -, um die Bedeutung des Satzes
zu verstehen"_
Im folgenden gebe ich eine Liste, was alles zu einem
Begriff gehören und daher auch über ihn ausgesagt werden kann.
Danach können wir uns an die eigentliche Definition
begeben. Wir übernehmen zunächst die Unterscheidungen für
Begriffe aus der Analyse der Worte:
-
Ein Begriff besteht
aus Namen oder Wiedererkennung,
Begriffsinhalt und Referenz. (>Hauptseite
Referenzieren)
-
WortBN als Name des Begriffs, indiziert mit BN. Befassung
mit WolkeBN bedeutet, dass man den Namen des Begriffs Wolke
meint.
-
Wort als Wiedererkennung, indiziert mit BW
-
Wort als Begriffsinhalt, indiziert mit BI . Begriffsinhalte
kann man zusätzlich mit Quellenindizes kennzeichen, etwa von Lexikas,
Wörterbüchern oder AutorInnen evtl. mit Bedeutung 1,2,3 ...;
Werke, Jahr und Auflage, z.B.
-
BIDor... Begriffsinhalt nach Dorsch Lexikon der Psychologie
-
BIAEM
... Begriffsinhalt nach Arnold,. Eysenck, Meili Wörterbuch der Psychologie
-
BIDud... Begriffsinhalt nach Duden
-
BIBro... Begriffsinhalt nach Brockaus
-
BIAut... Begriffsinhalt nach AutorIn
-
BIAll... Begriffsinhalt nach allgemeinem Sprachgebrauch
-
....
-
Wort als Referenz (>Hauptseite
Referenzieren) des Begriffsinhalts, in diziert mit BR
-
WortBeri als BegriffserinnerungBeri kann erinnert
werden, indiziert mit Beri .
-
WortBmer als merken eines Begriffs (Begriffsspeicherung). Der
Begriff eines WortesBmer kann gemerkt/ gespeichert werden,
indiziert mit Bmer .
-
WorteB? können mehr oder minder (un)klare Begriffe beinhalten,
indiziert mit B?
-
unter einem Begriff verstehen wir ein Modell des Geistes für einen
Sachverhalt.
-
wird der Begriffsinhalt erinnert ist er im Bewusstsein präsentiert
-
der Begriffsinhalt repräsentiert einen Sachverhalt in der Welt
-
Sachverhalte der wirklichen Welt
-
Sachverhalte von Phantasien
-
Sachverhalte von Normen
-
Sachverhalte von Werten
-
zum Begriffsinhalt gehört ein Sachverhalt
-
wo in der Welt findet man den zum Begriffsinhalt gehörenden Sachverhalt?
-
wie findet man den zum Begriffsinhalt gehörenden Sachverhalt in der
Welt?
-
zur Referenz (>Hauptseite
Referenzieren) gehört ein Wissen, wie man den Begriffsinhalt
in der Welt finden kann
-
der Begriffsinhalt kann einfach oder zusammengesetzt sein
-
zum Begriffsinhalt kann es Assoziationen zu anderen psychischen Funktionen
geben
-
Erfahrungen
-
Gefühle
-
Gedanken
-
Wertungen
-
Motivkomplex
-
Wissen
-
...
-
zu den Merkmalen des Wiedererkennens kann es Assoziationen zu anderen psychischen
Funktionen geben
-
Erfahrungen
-
Gefühle
-
Gedanken
-
Wertungen
-
Motivkomplex
-
Wissen
-
...
-
.................................
-
Begriffbildung durch Prädizieren
-
Begriffsbildung durch hinweisen
-
Begriffbildung durch Beispiele und Gegenbeispiele
-
Begriffsbildung durch Analogien, Metaphern, Bilder, Geschichten, ...
_
Die Lehre
von der Definition
Obwohl seit Jahrtausenden erörtert und diskutiert, gibt es um die
Definitionen vielfältige Unklarheiten. (1) Erstens heißt es,
(Nominal-) Definitionen seien nicht wahr oder falsch, sondern mehr oder
minder zweckangemessen oder nicht. (2) Zweitens fragt man, ob eine Definition
im Sprachgebrauch so verwendet wird oder nicht, was mehr oder minder wahr
oder falsch sein kann, also nichts mit zweckangemessen zu tun hat. (3)
Drittens spricht man vom Realgehalt einer (Real-) Definition, ob diese
also in der betrachteten Welt
eine Entsprechung hat oder nicht. Auch das hat mit Zweckangemessenheit
nichts zu tun, sondern ist im Allgemeinen wahr oder falsch. Wir unterscheiden
demnach also zunächst nach den drei Perspektiven:
-
Dz Kürzel für den allgemeinen Zweck
der Unterscheidung und Abgrenzung, z.B. von Angst und Furcht
-
Dza Kürzel für die Zweckangemessenheit
einer Definition. Hier wird eine Zweckangabe benötig und ein Verfahren,
wie man die behauptete Zweckangmessenheit prüfen und belegen kann,
z.B. wenn man die Hypothese verfolgt, Angst und Furcht haben unterschiedliche
Wurzeln (Ätiologien) und erfordern unterschiedliche Behandlungsstrategien.
Es ist dann genau zu klären: liegt Angst, Furcht, beides oder eine
nicht entscheidbare Sachlage vor.
-
DG Kürzel für den Definitionsgebrauch
ohne nähere Spezifikation, z.B. Angst und Furcht werden im Sprachgebrauch
oft synonym verwendet und nicht klar unterschieden.
-
DGb Kürzel für den Definitionsgebrauch
einer speziellen Bezugsperson oder Bezugsgruppe, z.B. unterscheiden einige
Psychotherapeuten zwischen Angst und Furcht, indem sie Angst nicht an eine
bestimmten Situation binden, hingegen Furcht als eine sperzifische objekt-
oder situationsgebundene Angst.
-
DR Kürzel für Realdefinition oder
den Realitätsgehalt einer Definition. Hier ist anzugeben wo und wie
man den Definitionsinhalt in der Welt finden kann. Angst und Furcht kennt
fast jeder Mensch und es gibt keinen Zweifel, dass Angst und Furcht reale
Gegebenheiten sind. Etwas anderes ist, ob in einer konkreten Situation,
Angst oder Furcht, beides oder eine nicht entscheidbare Sachlage vorliegt.
-
DN Kürzel für eine neue Nominaldefinition.
Eine solche ist nicht wahr oder falsch, sondern zweckangemessen oder nicht,
z.B. Angstfurcht heißt der emotionale Zustand eines Menschen, bei
dem nicht klar unterschieden werden kann, ob Angst oder Furcht oder beides
bzw. nicht entscheidbar vorliegt. Die Wortschöpfung Angstfurcht existiert
so nicht im Sprachgebrauch, nach dem Sprachgebrauch ist diese Begriffsschöpfung
also falsch. Aber Angst und Furcht gibt es in der Realität. Ob zusammen
wäre zu zeigen. Lässt sich das zeigen geht die Nominaldefinition
DN in eine Realdefinition DR über.
-
DNR Kürzel für die Beziehung zwischen
Nominal- und Realdefinition.
Weitere Unterscheidungen, die für eine ergiebigen Erörterung
und Auseinandersetzung hilfreich sein können:
-
Dd Kürzel für Definiendum
-
Ds Kürzel für Definiens
-
Dr Kürzel für die Referenzen (>Hauptseite
Referenzieren) einer Definition, genauer der in ihr enthaltenen
Begriffe. Eine Definition enthält mindestens so viele Referenzen wie
sie Begriffe enthält.
-
Do Kürzel für operationale Definition
-
Dq Quasidefinition, Eräuterungen, die
für eine Definition stehen, aber genau und streng genommen, keine
ist. Also eine Begriffsstimmung, die einer Definition nahekommt, etwa bei
Grundbegriffen, die sich nicht definieren, aber doch hinreichend genau,
z.B. durch Beispiele und Gegenbeispiele charakterisieren lassen.
-
D? Kürzel für unklare Definition.
Diese Unterscheidungen sollten hilfreich sein, um ergiebige Definitionserörterungen
zu führen. Nützlich ist vielleicht auch noch die Checkliste Definition
und definieren.
Checkliste Definition und
definieren (Stand 24.10.2023)
Zum Definieren gehören Begriffe als Elemente der Definition. Daher
beginnt man eine Checkliste zur Definition am besten mit den Begriffen.
Begriffe
-
B01 Werden Ausführungen dazu gemacht, was ein Begriff sein soll?
-
B02 Wird hierbei angegeben, dass ein Begriff
aus Name/Wiedererkennen, Inhalt, Referenz (>Hauptseite
Referenzieren) besteht?
-
B03 Wird gezeigt, wie referenzieren (>Hauptseite
Referenzieren) von psychologischen Begriffen geht, also wo und
wie man den Begriffsinhalt in der Welt findet?
-
B04 Gibt es in der Arbeit ein Kapitel oder einen eigenen Abschnitt über
Begriffe/ Begriffslehre?
-
B05 Gibt es im Sachregister Einträge zu Begriff?
-
B06 Wird die Grundregel
für Begriffe beachtet?
-
B07 Wird die Gefahr von Begriffsverschiebebahnhöfen
problematisiert?
-
B08 Wird auf die Problematik von Begriffscontainern/Containerbegriffen
hingewiesen?
-
B09 Werden hinreichend klare und konkrete Beispiele angegeben?
-
B10 Werden die ontologischen
Ebenen der Begriffe berücksichtigt?
_
Definition
-
D01 Gibt es in der Arbeit ein Kapitel oder einen eigenen Abschnitt über
Definitionslehre, Definition und definieren?
-
D02 Gibt es im Sachregister Einträge zu Definition, definiert(en),
definieren?
-
D03 Gibt es im Text Ausführungen zu Definition/definieren?
-
D04 Wird der Hauptzweck jeder Definition, Unterscheidung, Abgrenzung, inhaltliche
Bestimmung dargelegt?
-
D05 Wird auf die Problematik der gpds
(genus proximum differentia spezifica) Regel ewingegangen (zwei Einwände:
Essler,
Stegmüller)?
-
D06 Werden die drei Definitionsperspektiven Zweckanmessenheit, Sprachgebrauch
und Realgehalt erörtert?
-
D07 Wird ein Weg angegeben wie man die Zweckangemessenheit zeigen kann?
-
D08 Wird die Zweckangemessenheit tatsächlich gezeigt?
-
D09 Wird Definition definiert?
-
D10 Werden Definiendum und Definiens erläutert?
-
D11 Gibt es hinreichend klare und konkrete Beispiele für Definitionen/definieren?
-
D12 Wird das Problem der Operationalisierung:
Konkretisierung abstrakt-allgemeiner Begriffe, erörtert?
-
D13 Wird die allgemeine Bedeutung der Referenzierung, also und wo und wie
man das Definierte in der Welt finden kann, thematisiert?
-
D14 Wird auf die Bedeutung des Referenzierens (>Hauptseite
Referenzieren) gerade psychologischer Begriffe hingewiesen?
-
D15 Wird auf Fehlermöglichkeiten, Gefahren und Fallstricke eingegangen.
-
D16 Wird auf die besonderen Probleme von Definitionen in der Psychologie
eingegangen?
Grundbegriffe
und Paradigma der Definition: Definiendum
:= Definiens.
Definieren ist ein konstruktiver geistiger
Akt (Beispiel > Phantasie).
Erst nachdem die Merkmale konstruktiv über
Prädikatorenregeln bestimmt und nach Möglichkeit auch begründet
worden sind, lässt sich prüfen, ob und wie sich diese Merkmale
in der Realität und im Sprachgebrauch aufzeigen lassen. Die Entwicklung
einer Definition ist praktisch oft ein dialektischerTdial
und konstruktiver Prozess mit ständigem Vergleich, Veränderung
und Anpassung zwischen Definitionsinhalt mit den Sachverhalten der Realität
oder des Sprachgebrauchs. Definitionen sind als freie Festsetzungen einer
Sprachübereinkunft grundsätzlich nicht wahr oder falsch, sondern
mehr oder minder zweckangemessen oder nicht, was zu zeigen wäre, aber
so gut wie nie gezeigt wird. Wahrheit und Falschheit kommt erst ins Spiel,
wenn es darum geht, ob sich der Definitionsinhalt im Sprachgebrauch oder
in Sachverhalten der Realität (oder einer > Welt)
nachweisen lassen oder nicht. Die sog. Realdefinition hat also zwei Aspekte:
den der Realität und den des Sprachgebrauchs.
Der weit verbreitete und häufigste
Fehler bei Definitionserörterungen besteht darin, das sofort drauflos
ausgesagt wird, X sei dieses oder jenes bzw. nicht ohne dass die Definition
mitgeteilt oder gar begründet wird. Die Existenzfrage, ob irgendetwas
dieses oder jenes "ist" oder
nicht bzw. unter welchen Bedingungen, kann sich sinnvollerweise erst stellen,
denn der Definitionsinhalt klar ist oder wenigstens die wichtigsten Prädikatorenregeln,
also Merkmalszuordnungen.
Wort
- Begriff - Sachverhalt
Es empfiehlt sich, streng zu unterscheiden zwischen
Wort
(Zeichen),
Begriff
(geistige
Modelle) und Sachverhalt (irgendeiner Welt). Referenzieren
(>Hauptseite Referenzieren) heißt
angeben, wo und wie man den Begriffsinhalt in der Welt finden kann. Wörter
sind die "Kleider" der Begriffe und die Begriffe sollen Sachverhalte repräsentieren.
Das wird auch oft mit dem semiotischen Dreieck zum Ausdruck gebracht. Es
definiert die drei Seiten einer Begriffsbildung: Name, Inhalt (Bedeutung)
und Referenz in der Welt und wurde erstmals 1923 von Ogden, C. K.
& Richards, I. A. beschrieben (p. 11):
Semiotisches
Dreieck
Eine angemessene Definition (> historisch)
eines Sachverhalts S erlaubt, alle anderen von S verschiedenen Sachverhalte,
von S zu unterscheiden. Ein angemessene Definition kann sehr schwer und
aufwändig sein (>
Dreieck).
In der Praxis begnügt man sich meist mit Näherungen, Kennzeichnungen,
Beschreibungen, Umschreibungen oder Charakterisierungen, die in einer bestimmten
Begriffsumgebung ausreichend erscheinen. Tritt ein bedeutsameres Unterscheidungsproblem
auf, kann man nachbessern.
Anmerkung: die
heftige Kritik Ecos am semiotischen Dreick in Einführung in die
Semitik S. 69 ff kann ich nicht nachvollziehen.
_
Definiendum (Plural Definienda)
heißt das zu Definierende. " := " oder " =: " heißt definitionsgleich
(per definitionem); es ist das Zuweisungszeichen, womit man eine Definition
kennzeichnet. Mit dem Definiens (Plural Definientia) wird
definiert und es muß bekannte, schon definierte oder als ausreichend
klar angenommene Grundbegriffe enthalten. Die Namengebung - das Wort, die
Zeichenkombination - für das Definiendum ist im Prinzip frei und willkürlich
(Hilberts Bierseidel Metapher),
aber natürlich nicht das Definiens.
Kurz und bündig zusammengefaßt, können wir sagen: eine
Definition dient der Unterscheidung von bedeutungsvollen Merkmalskombinationen
in den verschiedenen Welten, meist der sog.
Wirklichkeit.
Eine Definition sollte die bedeutungsvollen Merkmale beschreiben und Wege
angeben (referenzieren; >Hauptseite
Referenzieren), wie die Merkmale und ihre Kombination in der
Wirklichkeit gefunden werden können. Definitionen haben bekanntlich
zwei Seiten: eine willkürlich-nominale und eine reale Seite (>
Essler).
Grundlegende Probleme wie der Streit zwischen Nominalisten und Realisten
sind bis heute nicht genügend aufgeklärt.
Die reale Komponente
des Definiens muss existieren - wenigstens auf eine Welt
bezogen sein - und dieser empirische Existenzbeweis muss geführt werden
können,
wenn auch nicht unbedingt zu einem positiven Urteil führen. Die willkürlich-nominale
Seite einer Definition besteht in der freien Wahl der realen Elemente.
Es ist z.B. methodologisch technisch kein Problem "Tsching67" zu
definieren als ein Käsetörtchen, das von einem Eichhörnchen
auf dem Rücken unbefestigt mindestens 100 cm weit getragen wird. Gelingt
es, ein Eichhörnchen dazu zu bringen, dass es ein Käsetörtchen
unbefestigt auf seinem Rücken mindestens 100 cm trägt,
ist der empirische Existenzbeweis für "Tsching67" erbracht.
Ende der Zusammenfassung
Zweckangemessenheit
Wenn Definitionen nicht wie Aussagen
wahr oder falsch sind, sondern nach dem Kriterium zweckangemessen oder
zweckunangemessen beurteilt werden müssen, stellt sich die Frage,
wie das geht bzw. gehen sollte? Im Prinzip ist die Antwort einfach: Wenn
Definitionen Mittel für die Zwecke, die man damit verfolgt sind, dann
muss man seine Zwecke angeben und zeigen, dass sie als Mittel geeignet
sind. Die beiden elementaren Urzwecke einer Definition sind die Unterscheidung
und Bedeutungsklärung. Damit einher geht eine Auswahl
("Auszeichnung"): Ein Sachverhalt wird für so wichtig erachtet, dass
man ihn auswählt und abgrenzt von allen anderen. Darin ist im Grunde
enthalten, dass es diesen Sachverhalt geben, dass er existieren
muss, womit ein kompliziertes und umstrittenes Gebiet der Methodologie
beschritten wird, das in die Ontologie hineinreicht: nämlich die Frage
der Referenz(>Hauptseite
Referenzieren)
oder: in welcher Weise, in welcher Welt,
existiert das Definierte (Existenzweise
des Definierten) und wie lässt sich das kontrolliert auffinden
und kommunizieren? Ohne klare, operationale Referenzangaben sind Definitionen
meist sinnlos und bloße Worthülsen. Weiter knüpft sich
unmittelbar die grundsätzliche Frage an: wozu braucht man eine solche
Auswahl, Unterscheidung, Bedeutungsklärung und Abgrenzung und im Anschluss:
warum so und nicht anders? Dass Definitionen ihre ausgewiesenen Zwecke
erfüllen, sollte belegbar und nachweisbar sein. Aber die Zweckmäßigkeitsnachweise
spielen merkwürdigerweise in der Wissenschaftstheorie, Methodologie
und Definitionslehre so gut wie keine Rolle. Beweis: In all den Artikeln
und Lehrbüchern, die sich mit Definitionen beschäftigen, findet
man kein Kapitel, das sich ausführlich und gründlich mit der
Zweck-un-angemessenheit von Definitionen beschäftigt.
Beispiel aus Eike von Savignys
lehrreichem und interessantem Buch "Grundkurs im wissenschaftlichen
Definieren", aus Kapitel 1, S. 25, der Abschnitt Wozu Definitionen?
"Feststellungen über eine Wissenschaftssprache oder Festsetzungen
für sie kann man zu recht verschiedenartigen Zwecken treffen. Wir
wollen jetzt einige davon aufzählen; nicht mit dem Anspruch auf Vollständigkeit,
sondern um herauszubekommen, worauf man beim Definieren zu achten hat,
damit die Definition ihren Zweck erfüllt."
Im folgenden erläutert er und gibt an (S. 25f):
(1) Abkürzung: "Eine häufige Situation
ist die, daß man für einen umständlichen Ausdruck, den
man sehr häufig gebrauchen muß, einen einfacheren, also kürzeren
Ausdruck einführen möchte. So hat man im Strafrecht an vielen
Stellen damit zu tun, daß eine Handlung, soweit sie zur Abwehr eines
gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriffs erforderlich war, keinesfalls
rechtswidrig ist. Man kürzt das ab und spricht von einer Notwehrhandlung:
das ist dann eben eine zur Abwehr eines gegenwärtigen, rechtswidrigen
Angriffs erforderliche Handlung. Oder man möchte in der Logik nicht
dauernd davon sprechen müssen, daß ein Satz aus der leeren Prämissenklasse
ableitbar ist, und sagt deshalb einfach, er sei ableitbar. Man spricht
in diesen Fällen von Nominaldefinitionen; sie sind der reinste Fall
der Festsetzung für die Sprache."
(2) Bedeutungsklärung: "Eine zweite wichtige
Gruppe von Fällen hat es demgegenüber mit einem vorhandenen Sprachgebrauch
zu tun. Zum Beispiel kommt ein Wort, welches man benutzen möchte,
in verschiedenen Wissenschaftssprachen oder in verschiedenen Teilsprachen
einer Wissenschaftssprache mit verschiedenen Bedeutungen vor, und in einer
dieser Bedeutungen möchte man das Wort gebrauchen. Dazu muß
man sie - und wenn das didaktisch nützlich ist, zum Kontrast auch
die anderen - erläutern. Auf einem Kongreß über mathematische
Probleme der Soziologie könnte es zum Beispiel am Platze sein, das
Wort »Gruppe«, ehe man es benutzt, auf die mathematische oder
die soziologische Bedeutung festzulegen. Der gleiche Fall ist gegeben,
wenn man die Bedeutung eines Terminus erklären muß, weil er
den Hörern - etwa Nichtfachleuten - ganz unbekannt ist. Und ganz Ähnliches
tut man auch, wenn man herauszubringen versucht, was ein anderer mit einem
Ausdruck gemeint haben könnte. Zum Beispiel möchte man zeigen,
daß eine unklare Aussage bei Kant falsch ist, und zwar in welcher
Interpretation auch immer. Man muß dann sagen, wie er etwa »a
priori« und »a posteriori« gemeint haben könnte;
und indem man das sagt, gibt man für die beiden Ausdrücke - vorläufige
- Erläuterungen an."
(3) Erweiterung: "Eine Kombination der Tätigkeiten
aus der ersten und der zweiten Gruppe von Fällen liegt vor, wenn man,
von einem existierenden Sprachgebrauch ausgehend, für diesen zusätzliche
Feststellungen trifft."
(4) Grundbegriffsanalysen: "Schließlich
gibt es den wissenschaftstheoretisch recht interessanten Fall, daß
man eine sprachliche Erläuterung nur zu dem Zweck sucht, den Nachweis
zu erbringen, daß ein Ausdruck mit Hilfe von anderen Ausdrücken
definierbar ist, obgleich das nie festgelegt worden ist. Zum Beispiel kann
man zeigen, daß 26 sich sämtliche bei uns üblichen (Bluts-)
Verwandtschaftsbegriffe mit Hilfe von »Sohn« und »Tochter«
erklären lassen oder auch mit »Elter« und »männlich«
oder auch mit »Kind« und »weiblich«. Das ist ein
Nachweis dafür, daß sich ein und dieselbe Menge von Begriffen
mit ganz verschiedenen Grundbegriffen gewinnen läßt. Oder man
möchte zeigen, daß man mit einem ? sehr viel sparsameren Grundvokabular
auskommen kann als mit den zahlreichen Verwandtschaftsbegriffen, die wir
haben - nämlich mit zwei Grundbegriffen. Die sprachliche Erläuterung
hat hier die Stellung einer reinen Feststellung über die Sprache."
Beispiel Dubislav: Im Sachregister
der Arbeit von Dubislav Die Definition wird das Wort "Zweck" gar
nicht aufgeführt. In der Zusammenfassung, S. 148, wird ausgeführt:
"Wir haben gefunden, daß in der Wissenschaft fünf Arten
von Definitionen auftreten, deren Beschaffenheiten wir im einzelnen ermittelten.
Definitionen treten auf:
1. im Sinne von Substitutionsvorschriften besonderer
Art, durch die neue Zeichen (Marken) in den Rahmen eines Kalküles
eingeführt werden. Und zwar derart eingeführt werden, daß
die von dem Kalküle auf Grund einer ihm beigegebenen Deutungsvorschrift
erfaßten Sachverhalte von ihm auch nach seiner Erweiterung durch
Einbeziehung der betreffenden Substitutionsvorschriften unverändert
erfaßt werden.
2. im Sinne von Deutungsvorschriften von Kalkülen,
durch die Formeln oder Formelbestandteile aus einem Kalküle gekoppelt
werden mit kraft des Kalküles zu erforschenden Sachverhalten.
3. im Sinne von Begriffskonstruktionen bzw. Begriffszergliederungen.
Nach unserer Auffassung bilden diese Begriffskonstruktionen oder Begriffszergliederungen
in der Hauptsache einen Sonderfall der unter (1) charakterisierten Definitionen.
4. im Sinne von Zeichenerklärungen, wie sie
hauptsächlich innerhalb historischer und juristischer Untersuchungen
auftreten, bei denen es sich darum handelt, einen vorliegenden Zeichen-
bzw. Sprachgebrauch zutreffend zu ermitteln. Schließlich
5. im Sinne von Sacherklärungen. Dabei ist
eine derartige Sacherklärung eines Gebildes, den Terminus Sacherklärung
im weitesten Sinne genommen, der Inbegriff der wissenschaftlichen Aussagen
über dasselbe bei ausdrücklicher Einbeziehung derjenigen dieser
Aussagen, die sich im Rahmen der als gültig betrachteten Theorie zur
Zeit lediglich durch logisch-mathematische Umformungen aus den Grundvoraussetzungen
und den einschlägigen Wahrnehmungsurteilen gewinnen lassen."
_
Werkzeugkasten
der Definitionslehre
Wissenschaftstheoretische
Analysen haben, sein und zuerkennen, zuordnen, zuschreiben, zurechnen,
zuweisen.
Ein zentraler Sinn der Kommunikation ist die Verständigung.
Dazu gehört, dass man mentale Objekte wie Begriffe nachvollziehen
kann. Im Zweifelsfall ist daher eine dialogische Erörterung nötig
oder hilfreich, wobei man einige Regeln, die in der Geschichte der Definitionslehre
entwickelt wurden, nutzen kann.
Allgemeine
Unterschieds-Regel > Gegenbeispiele-Regel. > Savigny.
Hier stellt man Merkmale, die zutreffen oder
nicht zutreffen einander gegenüber und bestimmt so den Bedeutungskern
durch Angaben von Unterschieden.
Eike von Savigny (1970) führt
in seinem Grundkurs im wissenschaftlichen Definieren S. 9f in Definitionen
und anderes mit einer Reihe von Unterscheidungen ein: Behauptungen;
Argumente für solche Behauptungen; Axiome (in bestimmten Systemen);
Ableitbare Sätze (in bestimmten System); Ableitbarkeitsbehauptungen;
Definitionen; Quellenverweise; Zitate; Berufungen auf Autoritäten;
Relevanzbehauptungen; Bewertungen des Gewichts von Argumenten; Verbote
oder Erlaubnisse, bestimmte Sätze zu bringen; Bedeutungserläuterungen;
u.s.w. Die Liste sei weder vollständig, noch die Elemente sich ausschließend;
Kreuz- und Querverbindungen seien möglich.
Merkmals-Regel > Aufzählungs-Regel.
Hier werden alle Merkmale, die die Definition
ausmachen, genannt.
Eike von Savigny (1970), führt in seinem
Grundkurs
im wissenschaftlichen Definieren S. 12 an: "Sauerstoff ist ein farb-
und geruchloses Gas, dessen Fließpunkt bei -218,76°C und
dessen Siedepunkt bei -182,97°C liegen; es reagiert, außer mit
den Edelgasen, mit allen anderen Elementen."
Beispiele-
und Gegenbeispiele-Regel >
Savigny.
Zum Obst gehören z.B. Äpfel, Birnen,
Bananen, Orangen, Pflaumen, Kirschen, aber nicht Bratwurst, Milch, Wasser
oder Mehl.
Genus proximum
et differentia specifica Regel
Besonders in der Philosophie verbreitete Regel.
Hier bestimmt man den nächst höheren Gattungsbegriff und die
spezifische Differenz. So gehört der Mensch zur nächst höheren
Gattung der Tiere. Er geht aufrecht auf zwei Beinen und ist ungefiedert,
so die berühmte Bestimmung nach Platon ("Der Mensch ist ein ungefiederter
Zweibeiner").
Essler (1970), S. 49 gibt
kritisch zu bedenken: "... Normalerweise wird es aber stillschweigend oder
ausdrücklich mit dem Anspruch aufgestellt, daß alle Definitionen
von dieser Art sein müssen, und das ist ohne Zweifel falsch.
Fast alle mathematischen und physikalischen Definitionen sind nicht auf
diese Weise gebildet, und es ist schwer zu sehen, wie man etwa die Sätze
„Die durchschnittliche Geschwindigkeit eines Körpers ist der Quotient
aus dem Weg, den er in einer gewissen Zeit zurücklegt, mit eben dieser
Zeit", „Die Augenblicksgeschwindigkeit ist der Grenzwert seiner durchschnittlichen
Geschwindigkeiten, wenn man die Zeitintervalle, die diesen Zeitpunkt enthalten,
immer kleiner macht", „Kraft ist Masse mal Beschleunigung", „Impuls ist
Masse mal Geschwindigkeit" usw. in dieses Schema pressen kann. Das gleiche
gilt für die definitorisch eingeführten Relationsausdrücke.
Wenn der Identitätsbegriff etwa durch den Satz „Ein x ist mit einem
y identisch genau dann, wenn y alle Eigenschaften von x hat" eingeführt
wird, so ist nicht zu erkennen, was hier das genus und was die differentia
sein soll, und das gleiche gilt von den Definitionen der Begriffe „Reflexivität",
„Symmetrie", „Transitivität" oder von Verwandtschaftsbegriffen wie
„Urgroßvater", „Ahne" usw."
Kritisch siehe bitte auch
Stegmüller
(Definitionslehre).
Aufzählungs-Regel
> Merkmals-Regel.
Skandinavier: Essler (1970), S. 49 führt
hier aus: "Aber selbst bei Eigenschaftsbegriffen ist dieses Prinzip nicht
immer notwendig; so kann man etwa den Begriff „Skandinavier" durch Aufzählung
auf folgende Weise definieren: „Ein Skandinavier ist ein Norweger oder
ein Schwede oder ein Däne oder ein Isländer", und es ist dies
vielleicht sogar die einzige Art, in der man diesen Begriff festlegen kann,
obwohl hier weder ein genus noch eine differentia benützt
wird. Das gleiche gilt von der Definition der einzelnen Anzahlbegriffe
wie sie etwa von Gottlob Frege und Bertrand Russell vorgenommen
worden sind. ..."
Unter MOBS verstehe
ich ein Marterl, einen Obelisken, einen Bildstock oder eine Stele. Hier
ist das künstlich aus den Anfangsbuchstaben gebildete Definiendum
"MOBS" durch Aufzählung der Gegenstände, die zu ihm per so erfolgter
Festlegung gehören sollen, durch Aufzählung definiert.
Beim Definieren kann man nun einige Fehler - die sich auch überschneiden
können - machen, z.B.:
Fehler beim Definieren
-
Ungenau: Definitionen können zu ungenau, unklar und
schwammig sein, z.B.: (1) Gott ist gnädig und allmächtig. (2)
Zwang heiße, wenn man etwas tun müsse, was man nicht mag. (3)
Angst heiße das Gefühl, das sich bei Gefahr einstellt (gilt
in der Regel nur, wenn die Gefahr auch wahrgenommen, was hier nicht ausdrücklich
genannt wird). (4) Trauma Definition von Fischer & Riedessser. Ungenaue
und unklare Definitionen sind eine absolute Domäne der Psychoanalyse,
Esoterik, Religion; besonders gefährdet sind die Geistes- und Sozialwissenschaften.
-
Unangemessen: Definitionen können unangemessen sein,
z.B.: (1) gegen Zwänge kann man sich nicht wehren. (2) Panische Angstreaktionen
können nicht beeinflußt werden. [Beide Formulierungen zu einseitig
streng].
-
Zu weit: Definitionen können zu weit sein, z.B. ein
Schimmel heiße ein weißes Tier; Trauma
Definition von Fischer & Riedesser.
-
Zu eng: Definitionen können zu eng sein, z.B. ein Schimmel
heiße ein weißes Fohlen.
-
Informationslos: Definitionen können tautologisch (gleichbedeutend)
sein, z.B.: (1) ein leidenschaftlicher Mensch heiße einer, der von
seinen Leidenschaften getrieben werde. (2) Impulsive reagieren impulsiv.
-
Zirkulär (circulus vitiosus): Definitionen
können zirkulär sein, d.h. das was definiert werden soll (Definiendum)
kommt im Material der Definition (Definiens) schon vor, z.B.: (1)
Kreise heißen runde geometrische Figuren. (2) Eine Störung liegt
vor, wenn etwas nicht richtig funktioniert. (3) Ein Mensch heißt
schön, wenn er den meisten gefällt. (4) Die Erklärung der
Äquivalenz in Dorsch Psychologisches Wörterbuch (1994, S. 48)
ist zirkulär: "Eine Relation heißt Äquivalenzrelation,
wenn sie folgenden Gesetzen gehorcht: Jedes Objekt ist äquivalent
mit sich selbst (Reflexivität) ... ", weil im Definiens das Definiendum
gebraucht wird, wie auch hier[Abruf 14.02.22]: (5) "Weitere Indikatoren
der Struktur des S[elbst]. sind die S.[elbst]komplexität und die Klarheit
des S[elbst].konzepts. ... Ein S[elbst].konzept weist hingegen eine hohe
Klarheit auf, wenn es klar def., intern konsistent und zeitlich". (6) Wikipedia
[Relation (Mathematik) Abruf 28.07.23]
"Eine Relation (lateinisch relatio „Beziehung“, „Verhältnis“) ist
allgemein eine Beziehung, die zwischen Dingen bestehen kann. "
-
Impredikativ, imprädikativ. Eine
Sonderform von zirkulärer Begriffsbildung.
Esser
(1964, S. 26) schreibt: "Denn bei einer impredikativen Begriffsbildung
wird vorausgesetzt, dass der zu definierende Begriff mittels einer Gesamtheit
von Begriffen definiert wird, in der er selbst vorkommt." > Nicht-prädikative
Begriffsbildung (Russell, Poincaré).
-
Widersprüchlich (contradictio
in adjecto): Definitionen können in sich widersprüchlich sein,
z.B.: ein Kreis heiße ein unendlich kleines regelmäßiges
Vieleck.
-
Abwegig: Definitionen können abwegig sein, indem sie etwas
anderes beantworten als die Frage nach Merkmalskombination und ihrer Unterscheidung,
z.B. Fundamentalisten sind schlechte Menschen.
-
Mehrfach fehlerhaft: Definition können mehrfach fehlerhaft
sein, z.B. eine Kreis heiße ein Vieleck, das sich einer Kreisform
nähert (unklar, zirkulär, in sich widersprüchlich, abwegig).
-
Sonstige hier bislang noch nicht berücksichtigte
_
Fehler
in der Auffassung vermeintlicher Definitionen
-
Man kann etwas als Definition auffassen, das gar keine Definition sein
soll.
-
Man kann etwas als Definition auffassen, daß nur eine Prädikation
sein will, also nur ein Merkmal für eine potentielle Definition sein
soll, z.B. (1) Könige rangieren an oberster gesellschaftlicher Stellung
in einem Volk). (2) Intrusionen sind zwanghaft wiederkehrende und überwältigende
Erlebnisinhalte einer traumatisch
erlebten Situation.
-
Man kann etwas als Definition auffassen, das eine Metapher oder ein Gleichnis
meint.
__
Beispiele
für brauchbare Definitionen:
-
Vorstellen heißt
die psychische Funktion, einen Wahrnehmungsinhalt aus dem Gedächtnis
im Bewußtsein zu vergegenwärtigen (Bsp.: Versuchen Sie sich
den frischen Duft von Kaffee aus dem Gedächtnis ins Bewußtsein
zu holen).
-
Visuell vorstellen heißt die psychische Funktion, einen visuellen
Wahrnehmungsinhalt aus dem Gedächtnis im Bewußtsein zu vergegenwärtigen
(Bsp.: Schließen Sie die Augen und versuchen Sie das Antlitz eines
Angehörigen zu "sehen").
-
Kurzsichtige heißen solche, die Entferntes nur schwer oder nicht
scharf ohne Sehhilfe sehen können.
-
Angst heißt das Gefühl, daß sich bei einer - innerlich
oder äußerlich - wahrgenommenen Gefahr einstellt, wenn man sich
dieser Gefahr nicht gut gewachsen fühlt.
-
Impulsiv heißt ein Mensch, dessen Regungen sehr schnell und oft nach
Ausdruck streben und nur schwer zu beherrschen sind.
-
Kreis heißt der geometrische Ort aller Punkte einer Ebene, die von
einem festen Punkt M ausgehend den gleichen Abstand haben.
Probleme beim Definieren:
Leben
Küppers geht in seinem Buch "Der Ursprung
biologischer Information", S. 198f, auf die Schwierigkeiten, den Begriff
Leben zu definieren ein:
"Auf der Grundlage der vorausgegangenen Plausibilitätsbetrachtung
können wir nun das Phänomen »Leben« eingrenzen. Danach
zeichnet sich ein (evolutionsfähiges) lebendes System offenbar durch
folgende dynamische Eigenschaften aus:
(1) Metabolismus,
(2) Selbstreproduktivität,
(3) Mutabilität.
Die vorstehenden Kriterien sind in der Tat geeignet, ein primitives
Lebewesen zu charakterisieren. Sie wurden zum ersten Mal von Alexandr Oparin
[Anm226] herangezogen, um belebte und unbelebte Systeme voneinander
abzugrenzen.
Als zusätzliches Merkmal lebender Systeme wird
in der Literatur häufig das Phänomen der natürlichen Selektion
angegeben. Wir werden diesem Beispiel jedoch nicht folgen, da die natürliche
Selektion für die Definition eines lebenden Systems kein weiteres
unabhängiges
Kriterium liefert. Vielmehr wird sich zeigen, daß sich in einem Materiesystem,
welches Metabolismus, Selbstreproduktivität und Mutabilität als
inhärente Materieeigenschaften einschließt, eine Selektion im
Sinne Darwins automatisch einstellt (siehe unten).
Es drängt sich nun die Frage auf, ob die obigen
drei charakteristischen Merkmale eines lebenden Organismus nur notwendige,
das heißt unabdingbare, oder bereits hinreichende, das heißt
von ihrem Umfang her vollständige Abgrenzungskriterien darstellen.
Die Frage nach der Vollständigkeit der
Definitionskriterien läßt sich offenbar nur durch die Angabe
von Gegenbeispielen entscheiden, das heißt, wir müssen nach
einem realen Objekt Ausschau halten, das einerseits die genannten Merkmale
besitzt, andererseits aber eindeutig ein unbelebtes Objekt ist.
Findet sich ein solches Objekt, dann ist die Liste der Definitionskriterien
eben unvollständig.
Betrachten wir einmal einen Kristall: Bei der Kristallisation
in einer gesättigten Lösung müssen mehrere Moleküle
zunächst in einer ganz bestimmten Ordnung zusammentreten und einen
Kristallisationskeim bilden. An der Oberfläche dieser Struktur lagern
sich dann weitere Moleküle an, wobei die vom Kristallisationskeim
vorgegebene Gitterstruktur aufgrund ihrer Matrixeigenschaften vielfach
reproduziert wird. Auf diese Weise gelangt die einfache, periodische Mikrostruktur
des Kristallgitters makroskopisch zur Abbildung. Dies ist bereits eine
einfache Form von »Selbstreproduktivität«. Die mit der
Kristallisation einhergehende örtliche Zunahme an molekularer Ordnung
wird mit der Überführung thermischer Energie aus der kristallinen
Phase in die Lösung beglichen. Den »Energieumsatz« könnte
man auch als »Metabolismus« bezeichnen. In Analogie zur Reproduktion
lebender Strukturen kommt es auch bei der Kristallbildung zu »Mutationen«,
das heißt zu Fehlern im Gitter aufbau. [Anm227]
Das soeben diskutierte Beispiel zeigt, daß
die drei Definitionskriterien für das Phänomen »Leben«
bereits von unbelebten Kristallstrukturen erfüllt werden und demnach
nur notwendige, nicht aber schon hinreichende Kriterien sein können,
um das Belebte vom Unbelebten abzugrenzen. Hierzu paßt eine weitere
Tatsache: Die einfachsten biologischen Objekte, die wir kennen, sind die
Viren. Diese erfüllen, da sie keinen autonomen Stoffwechsel besitzen,
die Kriterien eines lebenden Systems nur innerhalb ihrer Wirtszelle. Außerhalb
ihrer Wirtszelle verhalten sie sich dagegen ganz wie unbelebte Kristallstrukturen.[Anm228]
Die Viren nehmen damit eine typische Zwitterstellung unter belebten und
unbelebten Systemen ein, so daß die Vermutung naheliegt, daß
der Übergang vom Unbelebten zum Belebten fließend ist. [Anm229]"
Exkurs
Homonyme: Die Mehrdeutigkeit der Worte
|
|
"... Nun müssen diejenigen,
welche ihre Gedanken untereinander austauschen
wollen,
etwas voneinander verstehen;
denn wie könnte denn,
wenn dies nicht stattfindet,
ein gegenseitiger Gedankenaustausch (...)
möglich sein?
Es muß also jedes Wort (...) bekannt sein
und etwas, und zwar eins
und nicht mehreres, bezeichnen;
hat es mehrere Bedeutungen,
so muß man erklären,
in welcher von diesen man das Wort gebraucht.
..."
Aus:
Aristoteles (384-322) Metaphysik. 11. Buch, 5 Kap., S. 244 (Rowohlts Klassiker
1966)
|
Die Worte sind die "Kleider" der Begriffe. Verschiedene Menschen werden
meist mit den gleichen Worten unterschiedliche Bedeutungen verknüpfen,
je nach ihren Erfahrungen, Wissen und Kenntnissen, Interessen und Kommunikationssituationen.
D.h., aus der bloßen Tatsache, dass Menschen das gleiche Wort verwenden,
kann leider nicht geschlossen werden, dass sie auch den gleichen Begriff
meinen. Die Problematik betrifft auch keineswegs nur die Alltagskommunikation,
die Geistes- und Sozialwissenschaften, sondern auch die Naturwissenschaften
und die Mathematik, wenngleich es gerade bei Begriffen, die psychisches
Erleben beschreiben besonders schwierig ist, einen auch nur annähernd
gleichen Begriff zu normieren (> nur_empfinden,fühlen,spüren,
> Terminologie).
Querverweise:Das Thema Homonyme
in der IP-GIPT:
Das Problem der Homonymie betrifft im Kern den Begriff, den Menschen
sich von Sachverhalten bilden. Die Verwendung des bloßen gleichen
Wortes, also der bildlichen oder lautlichen Ausdruckshülle, sagt bei
etwas strengerer Betrachtung gar nichts über den Begriff. Es stellt
sich daher die Frage: was kann oder muss man denn tun, um herauszufinden,
welcher Begriff mit der bildlichen oder lautlichen Ausdruckshülle
genau gemeint ist? Wie macht man das im Alltagsleben oder in der
Wissenschaft? Die Beantwortung dieser Frage wird von verschiedenen Fachrichtungen
erörtert: Denk- und
kognitive Psychologie, Erkenntnistheorie, Logik und Methodologie, Wissenschaftstheorie,
Kommunikationstheorie, Sprachwissenschaft, Linguistik und Semiotik, Medienwissenschaften
und Soziologie. Die praktische Seite erörtere ich in der Denkpsychologieder
Begriffe, die grundlegende methodologische in folgendem Abschnitt:
Die
Wohlunterscheidbarkeit von Objekten als Grundlage angemessener Definitionen
Grundlage der Wohlunterscheidbarkeit sind Merkmale. Die einfachste
Definition ergibt sich aus der Zuweisung (e) oder Abweisung (en) eines
einfachen Merkmals M zu einem Objekt O, wie wir es z.B. in der formalen
Prädikatenlogik vorfinden: (1a) O e M oder (1b) O en M. Hierbei bedeutet:
(1a) Dem Objekt O wird das Merkmal M zugesprochen oder (1b): Dem Objekt
O wird das Merkmal M abgesprochen. Der komplexe Fall ergibt sich durch
das Zu- oder Absprechen von mehreren, unterschiedlichen Merkmalen. Ausgeschlossen
ist in der Regel nach dem Satz
vom Widerspruch, einem Objekt O zugleich das gleiche Merkmal M zu-
und abzusprechen.
Gleichheit. Für die Gleichheitsrelation
gelten: 1) Reflexivität, 2) Symmetrie und 3) Transitivität. Zwei
Objekte Oi und Oj können als gleich angesehen
werden, wenn ihnen die gleichen Merkmale Mp zu- und die gleichen
Merkmale Mq abgesprochen werden. Die beiden Ziffernfolgen a)
"1,33" und b) "1,333" können als gleich oder ungleich angesehen werden.
Gleich sind sie insofern, als in ihnen jeweils die drei Zeichen, nämlich
"1", "3" und " , " vorkommen. Ungleich sind sie, weil in b) eine "3" mehr
vorkommt als in a). Wie ist es nun mit c) "3,13" oder d) "33,1"? a, b,
c, d sind gleich bezüglich der Zeichen, die ihnen vorkommen, aber
nicht bezüglich der Anzahl, Lage und Ordnung. Dies führt uns
zu einem einfachen Begriff der Abstraktion:
Abstraktion. Sieht man von einem Merkmal
Mk ab, so können zwei Objekte Oi , Oj
als gleich angesehen werden, die sich zwar in einem Merkmal Mk
unterscheiden, wovon aber abgesehen werden soll. Zwei Vierecke mögen
als gleich (groß) bewertet werden, auch wenn das eine blau und das
andere rot gefärbt ist.
Äquivalenzklassen. [äquivalent
= gleichwertig] Fasst man Objekte mit gleichen Merkmalen zusammen, spricht
man auch davon, dass man eine Äquivalenzklasse bildet oder gebildet
hat: die zu einer Äquivalenzklasse zusammengefassten Objekte sind
bezüglich der Merkmale Mk gleich, wenn sie sich auch hinsichtlich
vieler anderer, von denen abgesehen wird, unterscheiden mögen.
Identität > siehe bitte auch Identität
im Artikel Gleichheit und gleichen in Wissenschaft und Leben.
Der Identitätsbegriff ist ein ziemlich unklares Homonym
und wird oft mit der Gleichheit "identifiziert" oder "gleichgesetzt" ;-).
Man gerät mit dem Begriff der Identität leicht in paradoxe Fallen:
Wie kann etwas konkret Existierendes über den Moment hinaus mit sich
selbst identisch sein oder bleiben, wenn es sich doch fortlaufend - wenn
auch mitunter scheinbar unmerklich - verändert? Genau diese
Frage ist der Fallstrick, weil mit dieser Frage suggeriert wird, etwas,
dem Identität zukommt, dürfe sich nicht verändern. Das ist
schon dadurch als widerlegt anzusehen, weil wir uns selbst zu Recht Identität
undVeränderung
zusprechen. Wir wissen, dass wir diejenigen sind und bleiben, die wir sind
und wir wissen, dass wir uns verändern. Beides geht offensichtlich,
aber warum? Hierzu sei zunächst ein wenig Material aus Wissenschaft
und Leben zur Verfügung gestellt:
-
Alltäglicher
Begriff der Identität: wohlunterscheidbaren und einmaligem Objekten
spricht man eine Identität zu, einem Menschen, einem speziellen Baum,
einer konkreten Katze, einem besonderen Stück Seife, was sprachlich
seinen Ausdruck im Gebrauch der Worte "derselbe, dieselbe, dasselbe; dieser,
diese, diesen; jener, jene, jenes" findet mit der Bedeutung, genau ein
spezielles Objekt zu bezeichnen.
-
Staatlicher und
juristischer Begriff der Identität: Eine Person weist sich aus
durch einen Pass oder Personalausweis, der die für wesentlich erachteten
Merkmale der Identität enthält (Name, Geburtdatum, Geburtsort,
Geschlecht, Nationalität, Größe, Augenfarbe).
-
Psychologischer
Begriff der Identität: Bei psychischer Gesundheit halte ich mich
Zeit meines Lebens für ein- und denselben Menschen, ich brauche für
mich selbst sozusagen keinen Ausweis, ich weiss und erlebe, wer ich bin.
In Krisen- oder Veränderungsphasen kann es zu Entfremdungserlebnissen
kommen ("ich bin mir selbst ganz fremd", "ich bin so anders", "ich komme
mir verändert vor", "ich bin nicht mehr ich", "manchmal ist es als
stünde ich neben mir"), In Psychosen oder bei schwerer Demenz kann
die Identität eingeschränkt sein oder ganz verloren gehen, zumindest
im Ausdruck und in der Außendarstellung, wenn jemand seine Identitätsmerkmale
nicht mehr nennen kann, was nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass
er sich nicht als ein- und derselbe Mensch erlebt; hier sollte man also
sehr vorsichtig sein.
-
Eigenes und Fremdes. Ein großes und
ungeklärtes Thema persönlicher Identität in der Entwicklungs-,
differentiellen und Persönlichkeitspsychologie ist das Eigene und
Fremde. Wann wird Fremdes zu eigenem? Jeder Mensch wird durch seine
Erziehung und Umgebung (Sozialisation) geformt, geprägt, beeinflusst.
Wann wird dieses von Außen, durch die Bezugspersonen und die Umgebung
Kommende, zu Eigenem? Das Thema spielt eine wichtige Rolle bei Stirner,
(Einführung)
und sollte eine wichtige Rolle in der Entwicklungs-, differentiellen und
Persönlichkeitspsychologie spielen, was bislang leider kaum der Fall
ist.
-
Ontologischer Begriff
der Identität: Heraklits Problem. Das Problem kann zwischen Psychologie
und Philosophie angesiedelt werden, historisch gehört es aber natürlich
zur Philosophie. Quine
(S. 67) äußert sich wie folgt hierzu: "Die Identität führt
häufig zu philosophischen Verwirrungen. Wie kann man sagen, daß
ich ich selbst bleibe, da ich doch Veränderungen durchlaufe? Wie kann
man, da sich meine materielle Substanz doch alle paar Jahre vollkommen
erneuert, sagen, daß ich länger als bestenfalls eine solche
Periode lang ich bleibe? Sich von diesen und anderen Überlegungen
zu dem Glauben an eine unveränderliche und daher unsterbliche Seele
als Träger meiner bleibenden Identität bewegen zu lassen, ginge
noch an. Doch für das parallele Problem Heraklits, das sich ja auf
einen Fluß bezieht: »Du kannst nicht zweimal in demselben Fluß
baden, da ewig neue Wasser nachfließen«, wäre uns eine
entsprechende Lösung weniger willkommen.
Die Lösung zu Heraklits Problem ist uns vertraut,
doch gibt sie einen vorteilhaften Ansatzpunkt für die Lösung
einiger weniger vertrauter Probleme ab. In Wahrheit kann man sehr wohl
zweimal in demselben Fluß baden, nicht jedoch in demselben Fluß-Zustand.
Man kann in zwei verschiedenen Fluß-Zuständen baden, die beide
Zustände desselben Flusses sind; genau das bedeutet, zweimal in demselben
Fluß zu baden."
Kritik an Quines
Standpunkt: Die Ausführungen Quines gehen auf den Scharfsinn Heraklits
gar nicht ein und zeigen leider keine akzeptable Lösung auf. Quine
erfindet einfach unterschiedliche "Flußzustände" und behauptet
sodann, der Fluss sei derselbe. Das ist eine bloße Behauptung, die
der Intention Heraklits nicht gerecht wird, nicht einmal seinem eigenen
Ich-Beispiel.
-
Philosophischer
Begriff der Identität: Aristoteles: Dinge sind identisch, wenn
alles, was von dem einen ausgesagt wird, auch vom andern ausgesagt wird.
Problematisch: Leibniz' Ununterscheidbarkeitskriterium.
-
Logischer Begriff der
Identität: a) M. Gatzemeier (in Mittelstraß,
Bd.2, S. 189) definiert I. als "zweistellige Beziehung zwischen Gegenständen
beliebiger Bereiche, die dadurch ausgezeichnet ist, dass jeder Gegenstand
allein zu sich selbst in dieser Beziehung steht." Die Identitätsbeziehung
ist 1) reflexiv und 2) substitutiv bei verschiedenen Namen oder Kennzeichnungen.
Die Identität ist ein Spezialfall der Gleichheit und damit auch symmetrisch
und transitiv. b) Identität als extensionale Gleichheit (Abendstern
= Morgenstern).
|
Links: Aus dem Wörterbuch der Logik (> Kondakov,
S. 212).
Kritik: Ein einziges Identitätskriterium sollte reichen,
wenn man auf die Einzigartigkeit eines Gegenstandes abzielt. Die Identitätsfunktion
besagt dann, dass ausschließlich dieses x im Unterschied zu allem
anderen, auch Ähnlichem oder Gleichem, betrachtet wird.
Die Identitätsfunktion ist damit so etwas wie ein Einzigartigkeitsoperator.
Identitäten sollten gerade nicht austausch- oder ersetzbar sein. Zwei
Eier, die einander ununterscheidbar zu gleichen scheinen, sind natürlich
nicht identisch, sondern gleich. Identisch ist jedes Ei nur mit sich selbst.
Anmerkung zu den Zahlen.
Zum Wesen der Zahlen gehört, dass man von der Identitätsfunktion
abstrahiert. Gleiche Zahlen(werte) sollen ja gerade austauschbar sein.
Die Mathematik und Arithmetik sollte daher gar keinen Identitätsbegriff
kennen, da es ja nicht um eine spezielle 1,2,3 ... geht, sondern z.B. die
2 im einen Fall einer 2 in einem andern Fall völlig gleich ist. |
_
Mathematischer
Begriff der Identität: Das Lexikon
der Mathematik von Spektrum verweist a) unter dem Eintrag "Identität"
auf "Eins-Abbildung", "identische Abbildung" und "identischer Operator";
b) unter dem Eintrag "Identitätsfunktor" auf den Begriff "Funktor",
wo man folgende Auskunft findet: "Das einfachste Beispiel eines Funktor
ist der Identitätsfunktor 1C: C -> C einer Kategorie C.
Er ist sowohl auf der Klasse der Objekte als auch auf den Morphismenmengen
die Identität." Anmerkung: In der Mathematik sollte der Begriff der
Identität keine Rolle spielen, das es hier oft um Gleichheit geht.
Zwischen Identität und Gleichheit gilt: Alle Identische ist auch gleich,
aber Gleiches ist nicht zwingend identisch und ist es meist auch nicht.
Ein
Lösungsvorschlag des Identitätsproblems. Als das Wesen der
Identitätsfunktion sehe ich die Individualisierung durch die Namengebung
oder Kennzeichnung eines Sachverhaltes zum Zwecke der Unterscheidung von
anderen an. Genau eines und nur eines (z.B. dieses ...) ist gemeint.
Verformt man einen Gegenstand namens X, so hat sich der Gegenstand X verändert,
aber nicht sein Name, seine Kennzeichnung oder einfach Bezeichnung. Also
ist das Wesentliche an der Identitätsfunktion, die individualisierende
- namenzuweisende - Unterscheidung. Irgend etwas beliebig herausgegriffenes
aus der Raumzeitwelt, kann mit einer Identität versehen und damit
von anderen "Individuen" unterschieden werden. Das ist sowohl damit verträglich,
dass verschiedene Individuen gleich sein können, - z.B. Kopien von
einander - als auch damit, dass ein und dasselbe Individuum sich verändert,
d.h. nicht gleich bleibt - und früher oder später aus der Welt
als Individuum verschwindet.
__
Operationalisierung
Vieles, was wir Seele und Geist zurechnen, ist nicht direkt beobachtbar.
Die Merkmale von Seele
und Geist sind Konstruktionen. Daher sind Aussagen über Seele
und Geist (befinden, fühlen, denken, wünschen, wollen, eingestellt
sein, ...) besonders anfällig für Fehler. Damit man sich nicht
in rein geistigen Sphären bewegt, ist es daher in vielen Fällen
sinnvoll, ja notwendig, unsere Konstruktionen seelischer Merkmale und Funktionsbereiche
an Konkretes, Sinnlich-Wahrnehmbares, Zählbares
zu knüpfen. Damit haben wir die wichtigsten praktisches Kriterien
für Operationalisiertes benannt (in Anlehnung an das test-theoretische
Paradigma; Stichwort Operationalisierung
bei Einsicht und Einsichtsfähigkeit)
Ein Begriff kann demnach als operationalisiert gelten,
wenn sein Inhalt durch wahrnehm- oder zählbare
Merkmale bestimmt werden kann. Viele Begriffe in der Psychologie, Psychopathologie,
in Gesetzen und in der Rechtswissenschaft sind nicht direkt beobachtbare
Konstruktionen des menschliches Geistes und bedürften daher der Operationalisierung.
Welcher ontologischer
Status oder welche Form der Existenz ihnen zukommt, ist meist unklar.
Das Operationalisierungsproblem von Fähigkeiten.
Ob einer etwas kann oder nicht, lässt sich im Prinzip leicht prüfen
durch die Aufforderung, eine Fähigkeitsprobe abzulegen in der eine
Aufgabe bearbeitet wird, z.B. die Rechenaufgabe 12 - 7 + 1 = ? Hierbei
gibt es eine ganze Reihe richtiger Lösungen, z.B.: (1) die Hälfte
des ersten Summanden, (2) 5 + 1, 7 - 1 oder (3) die, an die die meisten
zuerst denken: 6. Will man prüfen, ob jemand rechtmäßige
von unrechtmäßigen Handlungen unterscheiden gibt kann, gibt
man z.B. 10 Aufgaben mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden vor und
lässt diese bearbeiten, etwa als einfacher Ja-Nein-Test oder als Begründungs-
oder Erörterungsaufgabe, wenn tiefere Einblicke gewünscht werden.
Doch wie will man herausbringen, ob jemand vor drei Monaten, am TT.MM.JJJJ
um 13.48 Uhr als man einen Gegenstand (z.B. einen Fotoapparat) in seiner
Tasche wiederfand, wusste, dass dieser Gegenstand nicht in seine Tasche
hätte gelangen dürfen?
> Drei Beispiele Innere Unruhe, Angst, Depression
(Quelle)
Merkmal (latente
Dimension) |
Operationalisierung(en) |
(a) Innere Unruhe |
Ich bin innerlich unruhig und nervoes. |
(b) Angst |
Ich fuehle Angst. |
(c) Depression |
Nicht selten ist alles wie grau und tot und in mir ist nur Leere. |
Zur
Geschichte des Operationalisierungsbegriffs in der Psychopathologie
Kendell (1978) berichtet, S. 27f: "Vor einigen Jahren machte der Philosoph
Carl
Hempel einem Publikum von Psychiatern und klinischen Psychologen, die
an Fragen der Diagnose und der Klassifikation interessiert waren, in taktvoller
Weise den Vorschlag, sie sollten das Problem dadurch angehen, daß
sie „operationale Definitionen" für alle die verschiedenen Krankheitskategorien
in ihrer Nomenklatur entwickelten (Hempel 1961). Dies war wirklich
der einzige Rat, den ein Philosoph oder Naturwissenschaftler überhaupt
hätte geben können. Der Ausdruck operationale Definition wurde
ursprünglich von Bridgman (1927) geprägt, der ihn folgendermaßen
definierte:
„Die operationale Definition eines wissenschaftlichen
Begriffes ist eine Übereinkunft des Inhalts, daß S auf alle
die Fälle - und nur auf die Fälle - anzuwenden ist, bei denen
die Durchführung der Testoperation T das spezielle Resultat 0 ergibt."
Wie Hempel selbst zugibt, muß im Rahmen
der psychiatrischen Diagnose der Ausdruck „operational" sehr großzügig
interpretiert werden, um auch noch bloße [>28] Beobachtungen mit
einschließen zu können. Im Grunde genommen sagt er nicht mehr,
als daß die Diagnose S auf alle die Personen, und nur auf die, angewandt
werden sollte, die das Merkmal Q bieten oder die dem entsprechenden Kriterium
genügen, wobei nur die Voraussetzung erfüllt sein muß,
daß O „objektiv" und „intersubjektiv verifizierbar" ist und nicht
nur intuitiv oder einfühlend vom Untersucher erfaßt wird.
Daraus ergibt sich die Schwierigkeit, wie man eine
ganze Reihe klinischer Bilder, von denen viele quantitativ variieren und
kein einzelnes gewöhnlich ausreicht, die fragliche Diagnose zu stellen,
auf ein einziges objektives Kriterium 0 reduzieren kann. Dies ist offensichtlich
eine schwierige und verwickelte Aufgabe. Ein großer Teil dieses Buches
ist direkt oder indirekt mit der Art und Weise befaßt, wie dieses
Ziel erreicht werden könnte. Deshalb ist es angezeigt, an dieser Stelle
zwei allgemeine Prinzipien, die sich hierauf beziehen, aufzustellen. Erstens
müssen Einzelsymptome oder Merkmale, die verschiedene Ausprägungsgrade
haben können, in dichotome Variable umgewandelt werden, indem man
ihnen bestimmte Trennungspunkte zuteilt, so daß die Frage nicht länger
lautet: „weist der Patient das X auf? " oder auch „wieviel X weist er auf?
sondern „weist er soviel X auf? ". Zweitens muß das traditionelle
polythetische Kriterium in ein monothetisches umgewandelt werden. Dies
läßt sich ganz einfach durchführen. Anstatt zu sagen, die
typischen Merkmale der Krankheit S seien A, B, C, D und E, und die Mehrzahl
von ihnen müßte vorhanden sein, bevor die Diagnose gestellt
werden kann, müssen A, B, C, D und E algebraisch kombiniert werden,
sodaß eindeutig festgelegt ist, welche Kombinationen dem Kriterium
O genügen und welche nicht.
Man könnte z.B. die Übereinkunft treffen,
daß beliebige drei oder vier der fünf Merkmale dem Kriterium
0 genügen, aber andere, komplexere Kriterien wären ebenfalls
zu akzeptieren unter der Voraussetzung, daß sich jede mögliche
Kombination damit abdecken ließe."
_
Materialien
zur Definition der Definition
Die Literatur zum Thema Definition und definieren ist sehr umfangreich
und verstreut. Die folgenden Materialien sollen einen Eindruck vom Entwicklungsstand
geben.
Aristoteles (siehe
bitte oben).
Descartes
[Quelle Spinoza]
Aus Descartes' Untersuchungen über die Grundlagen der Philosophie"
(1641) ergibt sich klar und eindeutig, dass Descartes sich bewusst war,
dass eine Definition aus Definiendum und Definiens besteht und dass alle
Begriffe im Definens klar sein müssen, um das Defniendum korrekt verwenden
zu können. Denn in 1 Über die Prinzipien
der menschlichen Erkenntnis macht Descartes unter Punkt 10 deutlich,
war er unter richtigem Definieren versteht:
"10. Ich erkläre hier viele andere Ausdrücke, deren ich mich
schon bedient habe oder in dem Folgenden bedienen werde, nicht näher,
weil sie an sich genügend bekannt sind. Ich habe oft bemerkt, dass
Philosophen fehlerhafter Weise das Einfachste und an sich Bekannte[6] durch
logische Definitionen zu erklären suchten, obgleich sie es damit nur
dunkler machten. Wenn ich deshalb hier gesagt habe, der Satz: »Ich
denke, also bin ich,« sei von allen der erste und gewisseste, welcher
bei einem ordnungsmässigen Philosophiren hervortrete, so habe ich
damit nicht bestreiten wollen, dass man vorher wissen müsse, was »Denken«,
was »Dasein«, was »Gewissheit« sei; ebenso, dass
es unmöglich sei, dass das, was denkt, nicht bestehe, und Aehnliches;
sondern ich habe nur ihre Aufzählung nicht für nöthig erachtet,
weil es die einfachsten Begriffe sind, und sie für sich allein nicht
die Erkenntniss eines bestehenden Dinges gewähren."
Quelle
1 Prinzipien der menschlichen Erkenntnis,10: Descartes, Rene (1641)
Untersuchungen über die Grundlagen der Philosophie, in welchen das
Dasein Gottes und der Unterschied der menschlichen Seele von ihrem Körper
bewiesen wird. ...".
Anmerkung: Descartes hällt sich in seinen philosophischen Veröffentlichungen,
also genau da, wo es zwingend notwendig wäre, so gut wie nie an seine
grundlegenden Definitionseinsichten.
Dubislav (1931) Die Definition, S.1 :
"Einleitung
"§ I. Darüber, was eine „Definition" sei, herrscht nicht
nur unter den Logikern Streit, sondern auch die Mathematiker, Physiker
und Juristen, um von anderen zu schweigen, sind sich darüber nicht
einig. Aber es gilt noch mehr. Selbst unter denen, die unter einer Definition
dasselbe verstehen, gibt es weitgehende Differenzen hinsichtlich der Stellung
dessen, was sie eine Definition nennen, beim Aufbau einer Wissenschaft.
Man kann geradezu behaupten, alle Probleme, die mit der Frage nach der
Definition und ihrer Stellung bei Darstellung einer Wissenschaft enger
zusammenhängen, befinden sich in einem wenig erfreulichen Zustande.
Dieser Umstand ist um so bemerkenswerter, als die Darlegungen zur Lehre
von der Definition selbst in den bekannteren Lehrbüchern der Logik
den Anschein erwecken, als sei hier alles in Ordnung, als habe man bereits
mit nahezu erschöpfender Vollständigkeit sämtliche auf diesem
Gebiete in Frage kommenden Probleme gelöst. Und es zeigt sich hier
wie anderwärts, daß sowohl das hinreichend in logischer Hinsicht
Einfache - und die Lehre von der Definition dürfte an Einfachheit
in logischer Hinsicht kaum übertroffen werden können - wie das
hinreichend in logischer Hinsicht Komplizierte allenthalben großen
und besonders schwierig zu beseitigenden Mißverständnissen begegnet.
[S. 2]
...
Erster Hauptabschnitt
Auf Klärung der Probleme gerichtete Übersicht über die
wichtigsten Lehren von der Definition
§ 2. Die wichtigsten über die Definition
aufgestellten Lehren sind die folgenden:
-
A. Eine Definition besteht in der Hauptsache [FN1] aus einer Wesensbestimmung
(Sacherklärung).
-
B. Eine Definition besteht in der Hauptsache aus einer Begriffsbestimmung
(Begriffskonstruktion bzw. -zergliederung).
-
C. Eine Definition besteht in der Hauptsache aus einer Feststellung (nicht
Festsetzung) der Bedeutung, die ein Zeichen besitzt, bzw. der Verwendung,
die es findet.
-
D. Eine Definition besteht in der Hauptsache aus einer Festsetzung (nicht
Feststellung) über die Bedeutung eines (neu einzuführenden) Zeichens
bzw. über die Verwendung, die es finden soll."
Essler (1970) Wissenschaftstheorie I Definition
und Reduktion
"Die Definitionslehre gehörte seit jeher zu den Stiefkindern
der Wissenschaften und auch der Wissenschaftstheorie."
Essler (1982)´Wissenschaftstheorie I Definition
und Reduktion, S. 76
Das ganze Buch handelt, wie man dem Titel entnehmen kann, von unserem
Thema.
Zunächst zur traditionellen Definitionslehre
(Platon bis 20. Jhd.), S. 50:
"Die Repräsentanten der traditionellen Definitionslehre haben
vermutlich instinktiv gefühlt, daß ihr Prinzip
in der Praxis nicht ausreicht. Sie haben daher die verschiedensten Regeln
zur Verdeutlichung und Ergänzung dieses Prinzips formuliert, die praktisch
immer in die folgenden vier einmünden:
-
Regel 1 „Eine Definition muß das Wesen dessen beschreiben,
was zu definieren ist"
-
Regel 2 „Eine Definition darf nicht zirkulär sein"
-
Regel 3 „Eine Definition darf nicht negativ sein"
-
Regel 4 „Eine Definition darf nicht in einer dunklen Sprache abgefaßt
sein""
Über das Gesamtwerk zum Thema Definition kann man sich hier
informieren: [PDF-Inhaltsverzeichnis]
Nominaldefinitionen
Essler (1970), S. 41, führt aus: "Nominaldefinitionen werden seitdem
gewöhnlich als unproblematisch abgetan, da sie keine logischen und
philosophischen Schwierigkeiten enthalten; es lohne sich daher nicht, Zeit
und Gedanken auf sie zu verschwenden. Richtig ist, daß durch Nominaldefinitionen
die jeweiligen Begriffe durch Festsetzung mit Komplexen von anderen
identifiziert werden, so daß sie also per definitionem wahr
sind und damit niemals falsch sein können; in Diskussionen und Argumentationen
haben sie daher den gleichen unangreifbaren Status wie die logisch wahren
Urteile, im Gegensatz zu den Realdefinitionen, die sich gelegentlich auch
als falsch erweisen können. Unrichtig ist jedoch die Ansicht, daß
es deshalb über Nominaldefinitionen nicht viel zu sagen gibt: Es wird
sich im Laufe dieser Untersuchung vielmehr herausstellen, daß die
Frage, ob eine vorgelegte Definition als Nominal- oder als Realdefinition
anzusehen ist, nur eine Frage des Aspekts ist, unter dem man eine vorgegebene
Theorie betrachtet; daher sind alle Problemstellungen bezüglich Definitionen,
in denen von diesem Aspekt abstrahiert wird, für Real- wie Nominaldefinitionen
gleich relevant."
S. 62: "II. Kapitel
Definitionskriterien und Definitionsregeln
5. Zwei verschiedene Aspekte der Definition von Begriffen
Wenn man sich die Entwicklung der Wissenschafts- und der Alltagssprache
vergegenwärtigt und demnach am dynamischen Aspekt der Wissenschaft
interessiert ist, wird man feststellen, daß die Grenzen zwischen
Nominal-
und Realdefinitionen fließend sind und nicht eindeutig und
ohne Willkür bestimmt werden können. Unter dem
statischen
Aspekt betrachtet man die Wissenschaft, wenn man sich einen zeitlichen
Querschnitt dieses Prozesses vergegenwärtigt (der dynamische Aspekt
kann als Aufeinanderfolge von solchen Augenblickssituationen der einzelnen
Wissenschaften aufgefaßt werden; man wird deshalb mit Recht erwarten
dürfen, daß es, entgegen der Ansicht mancher Wissenschaftstheoretiker,
notwendig ist, die einzelnen Teile dieses Prozesses genau zu kennen, um
die Entwicklung verstehen zu können). Unter dem statischen Aspekt
kann nun klar gesagt werden, worin sich Nominal- und Realdefinitionen
unterscheiden: Durch eine Nominaldefinition wird ein neuer Begriff in die
Wissenschaftssprache eingeführt und diese somit erweitert, während
durch eine Realdefinition ein bereits bekannter Begriff auf andere bekannte
Ausdrücke in Übereinstimmung mit deren Intensionen zurückgeführt
(reduziert) wird."
S. 90: "10. Der Begriff der Definierbarkeit
Es ist bereits mehrmals angedeutet worden, daß die Frage, ob
ein vorgegebener Begriff in einem bestimmten Vokabular definierbar
ist oder nicht, davon abhängt, was wir über die Entitäten
wissen, die diese Ausdrücke unter der vorgegebenen Interpretation
der Begriffe bezeichnen bzw. bedeuten. Dieses Wissen denken wir uns in
Sätzen der Objektsprache formuliert, und die Gesamtheit der fraglichen
Aussagen fassen wir als ein Axiomensystem auf, durch das diese Begriffe
charakterisiert werden. So wie einige Aussagen dieses Systems als Axiome
überflüssig sein werden, da sie aus anderen logisch deduzierbar
sind, kann auch der Fall eintreten, daß einige der darin vorkommenden
Begriffe als Grundbegriffe entbehrlich sind, da sie in ihren Intensionen
von den anderen abhängen und da sie deshalb im Vokabular der übrigen
Ausdrücke definierbar sind. Ein derartiger Fall soll nun etwas genauer
betrachtet werden. [FN3] ... ...."
Dieser Abschnitt hat u.a. zum Resultat: Ein Begriff
ist definierbar, wenn er aus einem Axiomensystem ableitbar ist. Darin ist
ein hohes formales Niveau enthalten.
Gabriel in Mittelstraß
et
al. (1980), S. 439f
"Definition (griech. ..., lat. definitio, ursprünglich:
Umgrenzung), im weitesten Sinne jede Art der Feststellung oder Festsetzung
einer Zeichenverwendung. Das zu definierende (oder definierte) Zeichen
heißt Definiendum (oder Definitum), das definierende
Zeichen heißt Definiens. Man unterscheidet zwischen syntaktischen
und semantischen D.en. Syntaktische D.en lassen die inhaltliche
(semantische) Interpretation der Zeichen zunächst unberücksichtigt
und regeln lediglich deren Gebrauch in formalen Kalkülen. Bedeutungsvoll
werden diese Kalküle dann im nachhinein dadurch, daß die Zeichen
einer semantischen Interpretation in Form bestimmter Zuordnungsdefinitionen
(> Korrespondenzregel) unterworfen werden. Insofern haben syntaktische
D.en immer vorläufigen Charakter und gehen letztlich in semantische,
die Bedeutung berücksichtigende D.en über. Im folgenden ist daher
nur noch von semantischen D.en die Rede.
Die semantischen D.en lassen sich einteilen in solche,
die die Bedeutung eines Zeichens feststellen, und solche, die die
Bedeutung eines Zeichens festsetzen. Feststellende D.en sind > Aussagen
über den faktischen Sprachgebrauch und können daher wahr oder
falsch sein. Da man sie vor allem in Wörterbüchern und Lexika
findet, heißen sie meist lexikalische D.en. Festsetzende D.en
sind keine Aussagen und können daher auch nicht wahr oder falsch sein.
Als > Sprechakte betrachtet reichen sie von Willensbekundungen (z.B. in
einem Vortrag ein bestimmtes Wort stets in einem bestimmten Sinne zu gebrauchen)
und Selbstverpflichtungen - soweit der private Sprachgebrauch betroffen
ist - über Aufforderungen und Empfehlungen bis zu verbindlichen Wortverwendungsnormen
(z.B. in Form juristischer D.en) - soweit der öffentliche Sprachgebrauch
betroffen ist. Entsprechend ihrem Status als Sprechakt kann eine festsetzende
D. unterschiedlichen Bewertungen unterzogen werden. Die (negativen) Bewertungen
reichen von »unzweckmäßig« und »irreführend«
über »inadäquat« und »unbegründet«
bis zu »manipulativ« und »unmoralisch« (wenn z.B.
eine bestimmte Personengruppe per definitionem von bestimmten Rechten
ausgeschlossen ist). Die in der Wissenschaftstheorie verbreitete Ansicht,
daß festsetzende D.en »willkürlich« und daher lediglich
nach Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten beurteilbar seien, ist demnach
nicht haltbar. ... ... ..."
Kamlah & Lorenzen (1973)
Logische Propädeutik, S. 78
"§2. Die Definition
Haben wir auf dem Wege expliziter exemplarischer Einführung unter
gleichzeitiger Einführung expliziter Prädikatorenregeln die ersten
Termini einer wissenschaftlichen Sprache vereinbart, so können wir
nun weitere Termini einführen durch die Definition [gesperrt
geschrieben]. Was ist eine Definition ? "
Auf Grund unserer bisherigen Erörterung der
Termini können wir als Beispiel die Definition des Terminus „Terminus"
angeben: Ein Terminus ist ein Prädikator, der als Element einer wissenschaftlichen
Sprache explizit vereinbart wurde.
Diese Definition setzt voraus, daß wir bereits
die Termini „Prädikator", „Sprache", „Sprachelement", „Wissenschaft"
und „explizite Vereinbarung" explizit vereinbart haben, was abgesehen von
„Wissenschaft" in der Tat geschehen ist, in allen Fällen durch exemplarische
Einführung plus Prädikatorenregeln. Anders ausgedrückt:
Die Definition ist für denjenigen verständlich, der den bisherigen
terminologischen Aufbau mitvollzogen hat, der also z. B. weiß: Einen
Prädikator „vereinbaren" heißt seine Verwendung normieren, nicht
etwa nur seine Lautgestalt normieren, und „seine Verwendung normieren"
heißt die Unterscheidung angeben, die durch den Prädikator gemacht
werden soll. Vorausgesetzt ist ferner ein Vorverständnis des Wortes
„Wissenschaft".
Lassen wir den Zusatz „als Element einer wissenschaftlichen
Sprache" einmal beiseite (der eine weitere Prädikatorenregel ergäbe),
dann setzt sich unsere Definition aus zwei Prädikatorenregeln zusammen,
nämlich aus:
x e Terminus => x e Prädikator,
x e Terminus => x e explizit vereinbart.
Offensichtlich würde keine dieser Regeln für
sich allein genügen, um unmißverständlich den Terminus
„Terminus" zu bestimmen. Allgemein normieren Prädikatorenregeln erst
dann Termini, wenn sie mit deren exemplarischer Einführung zusammenwirken
- diesen Fall hatten wir bisher - oder wenn sie mit anderen Regeln zu einer
Definition zusammentreten - mit diesem Fall befassen wir uns jetzt.
Wir haben also in der Definition selbst eine zweite
„Art" der expliziten Vereinbarung von Termini [gesperrt geschrieben].
Die angegebene Definition von „Terminus" läßt offen, ob es noch
weitere Arten solcher Vereinbarung gibt."
Logik
von Port Royal
Arnauld,
Antoine & Nicole, Pierre (dt. 1972, fr 1662f). Die Logik oder Kunst
des Denkens [Die Logik von Port-Royal]. Übersetzt und eingeleitet
von Christos Axelos. Darmstadt: WBG.
Die zu Recht nach wie vor weltberühmte Arbeit der Logik von Port
Royal widmet dem Thema Definitionen große Aufmerksamkeit und formuliert
S. 299 zwei wichtige Regeln.
Aus dem Sachregister:
Definition
-Bestandteile der D. 51
- Nominald. 9. 77-90. 157. 229. 305.324.327
- Reald. 9. 77-79. 157. 305
- Regeln der D. 299. 300
- Verwechslung der Reald. mit der Nominald. 79
S. 299f: "Notwendige Regeln:
Für die Definitionen:
1. Keinen der ein wenig dunklen oder mehrdeutigen Ausdrücke Undefiniert
lassen.
2. In den Definitionen nur vollkommen bekannte oder schon erklärte
Begriffe verwenden.
Für die Axiome:
3. Keinen Behauptungen außer den völlig evidenten die Form
von Axiomen geben.
Für die Demonstrationen:
4. Alie ein wenig dunklen Sätze beweisen, indem man zu ihrem Beweis
nur die vorausgegangenen Definitionen oder die vereinbarten Axiome oder
die schon bewiesenen Sätze verwendet; oder die Kon-struktion der in
Frage stehenden Sache seibst, wenn erst durch die Konstruktion der neue
Begriff statuiert wird.
5. Sich niemals von der Mehrdeutigkeit der Ausdrücke irreführen
lassen, indem man es unterläßt, in Gedanken die sie einengenden
und erklärenden Definitionen einzusetzen.
Die Mathematiker halten diese Punkte für erforderlich, damit die
Beweise überzeugend und unumstößlich sind. Es muß
in der Tat zugegeben werden, daß die Konzentration auf die Befolgung
dieser Regeln ausreichend ist, um falsche Schlüsse in den Wissenschaften
zu vermeiden, was zweifellos die Hauptsache ist, da man von allem übrigen
eher sagen müßte, es sei nützlich, als daß es notwendig
ist."
Menne (1992) Einführung
in die Methodologie
Er bestimmt zunächst vier Definitionsarten (S. 13f): (1) Wesenbestimmung
oder Sachverhaltsklärung, (2) Begriffsbestimmung, (3) Feststellung
der Bedeutung von Zeichen, (4) Festsetzen der Bedeutung des Gebrauchs.
S. 14:
"1.15 In der traditionellen Logik werden diese vier
Arten von Definitionen meist miteinander vermengt, und man merkt nicht
einmal, daß man sehr Verschiedenes vor sich hat.
Die zweite Art von Definition vertritt verhältnismäßig
konsequent der Neukantianer Rickert (1863 -1936) in seinem Werk 'Zur Lehre
von der Definition'.
Unter die dritte Art von Definition gehört die weitverbreitete
Unterscheidung von Nominal- und Realdefinition, die Rickert, Anhänger
der zweiten Art, verwirft. [>15]
1.16 Unter Nominaldefinition versteht man die Erklärung
des Namens einer Sache, d. h. die Feststellung, in welcher Bedeutung ein
Wort gebraucht wird; als Nominaldefinition genügt schon die Angabe
bedeutungsgleicher Worte. Beispiele für Nominaldefinitionen: Ein Lift
ist ein Personenaufzug oder Fahrstuhl. Metzger ist ein anderer Name für
Fleischer oder Schlachter. Mit Dom bezeichnet man den Dampfsammler einer
Lokomotive. Automobil bedeutet soviel wie Personenkraftwagen. Eine Pampelmuse
ist eine Grapefruit. Die Eltern der Eltern heißen Großeltern.
Der Großvater wird auch Opa genannt, usf.
1.17 Die Realdefinition dagegen soll die Sache selbst
erklären, die Merkmale aufzählen, die für sie charakteristisch
sind. Beispiele für Realdefinitionen: Wasser ist der flüssige
Aggregatzustand der chemischen Verbindung von jeweils zwei Atomen Wasserstoff
mit einem Atom Sauerstoff. Ein Quadrat ist ein Viereck mit gleichen Seiten
und rechten Winkeln. Ein Tandem ist ein Fahrrad, das von zwei hintereinander
sitzenden Fahrern angetrieben wird. Ein Postmeister ist ein gehobener Beamter,
der Leiter eines selbständigen Postamtes ist. Wein ist ein aus dem
ausgepreßten Saft von Weintrauben durch alkoholische Gärung
gewonnenes Getränk.
Nominal- und Realdefinition lassen sich keineswegs
immer ganz streng voneinander trennen. So könnte man etwa die Definition
des Schwagers als Bruder des Ehegatten sowohl als Nominal- wie auch als
Realdefinition auffassen.
1.18 In die Klasse der Sacherklärungen gehören
auch die sog. Zweckdefinitionen. Viele Dinge des täglichen Gebrauchs
lassen sich nur sehr schwer und umständlich durch Aufzählung
von Merkmalen definieren, durch die sie sich von anderen Dingen unterscheiden.
Da hilft oft am besten die Angabe des Zweckes, dem das Ding dient: Ein
Stuhl ist ein Sitzmöbel für eine Person mit einer Rückenlehne.
Ein Hammer ist ein Handwerkszeug, das zum Schlagen auf andere Gegenstände
dient und aus einem Griff und einem am Ende quer dazu gestellten Schlagkörper
besteht. Ein Säbel ist eine scharf geschliffene Hiebwaffe."
Mill, John Stuart (dt. 1872), S. 132:
Pascal [nach "Gedanken" 1670 in Projekt
Gutenberg, Abruf
16.04.2024; Zur Entstehung des Textes Wikipedia]
"Regeln für die Definitionen.
1. Dinge, die an sich selbst so bekannt sind, daß man zu ihrer
Erklärung klarere Ausdrücke nicht finden kann, darf man nicht
definiren wollen.
2. Ausdrücke, die nur im geringsten dunkel oder zweideutig sind,
darf man nicht ohne Definition lassen.
3. In der Definition darf man nur vollkommen bekannte oder schon erklärte
Worte gebrauchen.
...
Nothwendige Regeln für die Definitionen.
1. Man darf keinen im geringsten dunklen oder zweideutigen Ausdruck
undefinirt lassen.
2. Man darf in den Definitionen nur vollkommen bekannte oder schon
erklärte Ausdrücke gebrauchen."
Savigny (1970), S. 7 verweist auf Suppes
(Introduction to Logic) und auf S. 169 auf Essler (1970), Bd. I.
Das Buch ist sehr praktisch orientiert und von Anfang an voller Beispiele
und Übungen, S. 9ff: [_SUS]
"Die Sätze, welche in wissenschaftlichen Texten vorkommen, sind
verschiedenartiger, als man sich manchmal denken möchte. Es kommen
nicht etwa bloß Thesen und Argumente vor. Ein paar Beispiele für
ein paar häufigere Typen [in eckigen Klammen das Signierungskürzel
für Sprachanalysen]:
Behauptungen > weitere
Unterscheidungen (in, über eine Sprache). [_SUSBe]
Die Fallkonstante ist 9,84 m/sec2.
Krebs kann durch Viren ausgelöst werden.
Wer eine Tat eigenhändig begeht, ist stets Täter.
Cäsar plante für 44 einen Zug gegen die Parther.
Büchner ist dem Sturm und Drang zuzurechnen."
Argumente für solche Behauptungen
[_SUSAr]
Der Körper hat für die Fallstrecke 2,21 see gebraucht.
Die der Maus injizierte Lösung enthielt nur Bestandteile von Virengröße
abwärts.
Bei eigenhändiger Begehung kommen andere Beteiligungsformen als
die Täterschaft nicht in Frage.
Bei Sueton steht zu lesen, daß Cäsar 44 ein großes
Heer ausrüstete.
Büchners Werke ähneln denen des Sturm und Drang ganz außerordentlich.
Axiome (in bestimmten Systemen) [_SUSAx]
G = c * ((m1 * m2) / R2) (Klassische
Mechanik).
Keine natürliche Zahl ist Vorgänger von 0 (Zahlentheorie).
Wenn p, dann p (Aussagenlogik).
Übergesetzlicher Notstand ist ein Rechtfertigungsgrund (Strafrechtswissenschaft).
[>10]
Ableitbare Sätze (in bestimmten
Systemen) [_SUSAs]
s=1/2 g t2
2+2 = 4
Wenn p und q, dann q und p.
Teilnahme an einer durch übergesetzlichen Notstand gedeckten Handlung
ist straflos.
Ableitbarkeitsbehauptungen
[_SUSAB]
Aus den Axiomen der Newtonschen Mechanik ist Galileis Fallgesetz ableitbar.
»2+2 = 4« folgt aus den Peano-Axiomen.
»Wenn p und q, dann q und p« ist im Kalkül des natürlichen
Schließens ableitbar.
Die Straflosigkeit der Teilnahme an einer durch übergesetzlichen
Notstand gedeckten Handlung folgt auch bei limitierter Akzessorietät.
Definitionen [_SUSDef]
Das »Drehmoment« ist das Produkt aus Kraft und Länge
des Kraftarms.
Krebs ist die Wucherung eines sich ohne Rücksicht auf Organgrenzen
ausbreitenden Gewebes.
Eine Handlung ist tatbestandsmäßig, wenn sie einen Tatbestand
eines Strafgesetzes erfüllt.
Prosa unterscheidet sich vom Vers durch die stärker gebundene
Rhythmik des letzteren.
Quellenverweise [_SUSQ]
Beweis bei Kleene (1959), S. 325.
Sueton, Leben der Cäsaren V, 63.
Das hat vorzüglich der große Hume gesagt. (BGHSt 2, 194)
Zitate [_SUSZ]
»Gallia est omnis divisa in partes tres ...«
»Begriffe ohne Anschauungen sind leer, Anschauungen ohne Begriffe
sind blind.«
Berufungen auf Autoritäten [_SUSAu]
So auch Kant.
So auch die herrschende Lehre.
Ich bin so glücklich, mich hier auf Bruno Snell berufen zu dürfen.
Relevanzbehauptungen [_SUSR]
Das hat mit der Frage nichts zu tun.
Wesentlich für die Beurteilung erscheint auch der Umstand ...
[>11]
Bewertungen des Gewichts von Argumenten
[_SUSBA]
Viel schwerer als die Stelle bei Plutarch wiegt indessen der Umstand,
daß es Cäsar nicht gleichgültig sein konnte, wenn die Parther
die römische Ostgrenze unsicher machten.
Die Experimente scheinen zwar auf eine leichte Asymmetrie hinzudeuten,
sind aber unter extremen Bedingungen durchgeführt worden.
_
Verbote oder Erlaubnisse, bestimmte Sätze
zu bringen [_SUSN]
Auf solche marxistischen Theorien sollte man sich gar nicht erst einlassen.
So etwas sagt man nicht.
Meine Behauptung von der Gültigkeit dieser Normen ist rein empirisch
zu verstehen und daher in einer soziologischen Untersuchung durchaus am
Platze.
Bedeutungserläuterungen
[_SUSBE]
Wenn Wittgenstein »Solipsismus« sagt, meint er etwas ganz
anderes.
Natürlich dürfen Sie meine Zuordnung von Büchner zum
Sturm und Drang nicht so verstehen, als wollte ich behaupten, er sei ein
Zeitgenosse von Lenz gewesen.
Es ist kaum anzunehmen, daß Plutarch eine zu seiner Zeit allgemein
bekannte Tatsache abstreiten wollte; also bezieht er sich mit der Nachricht
von der Niederlage des Octavian nicht auf die Schlacht bei Aktium.
Und so weiter. Die Liste ist weder vollständig, noch können Sätze
in nur eine der Gruppen gehören: Vielmehr läuft die Klassifikation
kreuz und quer. ..."
_
Weitere Unterscheidungen (in,
über eine Sprache)
Sprechen in einer
Sprache (objektsprachlicher Gebrauch) [_SUSO]
Spricht man über Sachverhalte der Welt mit einer Sprache,
so spricht man in einer Sprache.
Sprechen über
eine Sprache (Metasprachlicher Gebrauch) [_SUSM]
Spricht man nicht über die Welt sondern über die Sprache
der Welt, z.B. über Worte und ihre Bedeutungen, so sagt man, dass
man nicht in der Sprache sondern über die Sprache spricht. Das ist
etwas vertrackt, weil man natürlich auch in der Sprache über
die Sprache spricht. Es gibt also:
-
in der Sprache über die Sachverhalte der Welt sprechen (objektsprachlich)
-
in der Sprache über die Sprache sprechen (metasprachlich)
Festsetzungen in
einer Sprache (Sprachregelungen der Sprachgemeinschaft) [_SUSFin]
Zur Kommunikation braucht man eine Sprache. Was die Worte bedeuten,
kann man den "Festsetzungen" in einer Sprache entnehmen; als Standardwerk
gilt der DUDEN und andere Wörterbücher un Lexika. Die genaue
Bedeutung im einzelnen kann durch den Gebrauchsanalysen herausgefunden
werden.
Festsetzungen für
eine Sprache [_SUSFf
]
Bedeutungen kann man auch selber feststezen und macht dies entsprechend
deutlich: "ich verstehe hier unter ..."
Stegmüller (Definitionslehre)
Stegmüller, Wolfgang (1958) Wissenschaftstheorie.
In (327-353) Fischer Lexikon Philosophie. Frankfurt: Fischer.
S.328f: ... "In der klassischen
Definitionslehre wurde verlangt, daß jede Definition erfolgen müsse
durch Angabe des genus proximum, d. h. des nächsthöheren Gattungsbegriffs,
und der differentia specifica, d. h. jener spezifischen Merkmale, durch
welche sich der fragliche Begriff von den anderen Artbegriffen, die unter
denselben Gattungsbegriff fallen, unterscheidet. Falls z. B. der Begriff
»Minderjähriger« definiert wird durch »Person, die
weniger als 21 Jahre alt ist«, so ist »Person« das genus
proximum und »weniger als 21 Jahre alt« die spezifische Differenz.
Wenn man unter dem Durchschnitt zweier Mengen A und B die Gesamtheit der
Dinge versteht, welche sowohl zu A wie zu B gehören, so läuft
obiges Prinzip auf die folgende Forderung hinaus: Ein neuer Begriff ist
in der Weise einzuführen, daß man seinen Umfang als den Durchschnitt
zweier anderer Begriffsumfänge angibt (z. B. die Menge der Minderjährigen
ist der Durchschnitt aus der Menge der Personen und der Menge der Lebewesen,
die weniger als 21 Jahre alt sind. Mari erkennt leicht, daß dieses
Prinzip keine Allgemeingültigkeit besitzen kann. Erstens nämlich
ist es nur auf- Eigenschaftsbegriffe anwendbar, nicht dagegen auf Relationsbegriffe
(»härter«, »schwe[>329]rer«, »größer«)
und Funktionsbegriffe. Zu diesen Funktionsbegriffen gehören aber alle
quantitativen Begriffe der Naturwissenschaft (»Masse«,
»Volumen«, »Dichte«, »Geschwindigkeit«,
»elektrische Leitfähigkeit«). Daher kann dieses Prinzip
auf die meisten naturwissenschaftlichen Begriffe nicht angewendet werden.
Wenn z. B. »Geschwindigkeit« definiert wird als »Weg
durch Zeit«, so kann man keine der beiden im Definiens stehenden
Begriffe als genus proximum oder als spezifische Differenz ansprechen.
Zweitens aber gilt dieses Prinzip nicht einmal ausnahmslos für Eigenschaftsbegriffe.
Die Definition des Ausdrucks »Skandinavier« durch »Däne
oder Norweger oder Schwede oder Isländer« z. B. ist vollkommen
korrekt, obwohl im Definiens kein übergeordneter Gattungsbegriff eingeführt
wird. Die einzige Forderung, die tatsächlich jede Definition zu erfüllen
hat, ist die: Es muß möglich sein, den durch Definition eingeführten
Ausdruck aus allen Texten, in denen er vorkommt, zu eliminieren (nämlich
in der Weise, daß man an seiner Stelle das Definiens verwendet: z.
B. kann überall, wo das Wort »Minderjähriger« vorkommt,
statt dessen der längere Ausdruck »Person, welche weniger als
21 Jahre alt ist« verwendet werden). Ist eine solche Ersetzung nicht
möglich, so ist die Definition nicht korrekt." ...
_
Literatur (Auswahl)
Traditionell wird die Lehre von der Definition in der Methodologie
und Wissenschaftstheorie behandelt, aber eher selten ausgiebig fundiert
(Ausnahmen z.B. Dubislav, Essler, von Savigny), in der Mathematik und mathematischen
Logik spielt sie seltsamerweise kaum eine Rolle (Hilberts
Bierseidel Metapher), was zu viel Unklarheiten und Verwirrung führt.
-
Carnap, Rudolf (1926).
Physikalische Begriffsbildung. Wissen und Wirken. Einzelschriften zu den
Grundlagen des Erkennens und Schaffens, 39. Band. Karlsruhe: G. Braun.
Nachdruck Darmstadt 1966: WBG.
-
Dubislav, Walter
(1931, 4.A. = 1981). Die Definition. Mit einer Einführung von Wilhelm
K. Essler. Hamburg: Meiner.
-
Eisler, Definition in Wörterbuch
der philosophischen Begriffe (1927-1930).
-
Essler,
Wilhelm K. (1970). Wissenschaftstheorie I. Definition und Reduktion. Freiburg:
Alber (Kolleg Philosophie). [PDF-Inhaltsverzeichnis]
-
Horn, J.H.
(1958). Widerspiegelung und Begriff. Eine logisch-erkenntniskritische Untersuchung.
Berlin VEB d. Wissenschaften.
-
Kamlah,
Wilhelm & Lorenzen, Paul (1967). Logische Propädeutik. Vorschule
des vernünftigen Redens. Mannheim: BI.
-
Kondakow,
N.I. (dt. 1978 russ. 1975). Wörterbuch der Logik. Berlin: deb.
-
Küppers, Bernd-Olaf (1990) Der Ursprung biologischer
Information. Zur Naturphilosophie der Lebensentstehung. München; Piper.
-
Lorenzen,
P. & Schwemmer, P. (1973). Konstruktive Logik, Ethik und Wissenschaftstheorie.
Mannheim: B.I.
-
Menne, Albert
(1990, 3.A.). Einführung in die Methodologie. Elementare allgemeine
wissenschaftliche Denkmethoden im Überblick. Darmstadt: WBG. [Darin
Kap. 1 Definition]
-
Mill, John Stuart (dt. 1872) Von der Definition. In
(132-160) System der deductiven und inductiven Logik. Eine Darlegung der
Grundsätze der Beweislehre und der Methoden wissenschaftlicher Forschung.
Übersetzung nach der letzten, der 7. Auflage von Gompertz. Leipzig:
Fues. Bd. I. [1. Auflage 1843, 3. A. 1851, 4. A. 1856;
]
-
Mittelstraß,
Jürgen (1980-1996, Hrsg.). Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie.
4 Bde. Die ersten beiden Bände erschienen bei BI, Mannheim. Die letzten
beiden Bände bei Metzler, Stuttgart.
-
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Poincaré,
Henri (1914). Wissenschaft und Methode. Autorisierte deutsche Ausgabe mit
erläuternden Anmerkungen von F. und L. Lindemann. Leipzig und Berlin:
Teubner. II. Buch Die mathematische Schlußweise, Zweites Kapitel.
Die mathematischen Definitionen und der Unterricht, S. 103-128. Das Definitionsproblem
wird jedoch auch in den folgenden Kapiteln weiter abgehandelt und vertieft
bis zum Ende des Zweiten Buches, S. 180.
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Poincaré,
Henri (1914). Wissenschaft und Hypothese. Autorisierte deutsche Ausgabe
mit erläuternden Anmerkungen von F. und L. Lindemann. Dritte verbesserte
Auflage. Leipzig und Berlin: Teubner. [Ausführungen zu Definitionen
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veröffentlicht in: Studium Generale. 9. Jahrgang, 2. Heft, 1956 (s.
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In: Einführung in die mathematische Logik, 46-49. Göttingen:
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eines Begriffs. Bielefeld: transcript. [GB]
Links (Auswahl: beachte)
-
https://www.gleichsatz.de/b-u-t/can/wk_.html
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten:
__
Eigener
wissenschaftlicher Standort
. |
einheitswissenschaftliche
Sicht. Ich vertrete neben den Ideen des Operationalismus, der Logischen
Propädeutik und einem gemäßigten
Konstruktivismus
auch die ursprüngliche einheitswissenschaftliche Idee des Wiener
Kreises, auch wenn sein Projekt als vorläufig gescheitert angesehen
wird und ich mich selbst nicht als 'Jünger' betrachte. Ich meine dennoch
und diesbezüglich im Ein- klang mit dem Wiener
Kreis, daß es letztlich und im Grunde nur eine
Wissenschaftlichkeit gibt, gleichgültig, welcher spezifischen
Fachwissenschaft man angehört. Wissenschaftliches Arbeiten folgt einer
einheitlichen und für alle Wissenschaften typischen Struktur, angelehnt
an die allgemeine
formale Beweisstruktur.
Schulte, Joachim &
McGuinness, Brian (1992, Hrsg.). Einheitswissenschaft - Das positive Paradigma
des Logischen Empirismus. Frankfurt aM: Suhrkamp.
Geier, Manfred (1992).
Der Wiener Kreis. Reinbek: Rowohlt (romono).
Kamlah, W. & Lorenzen, P. (1967).
Logische Propädeutik. Mannheim: BI. |
|
_
Wissenschaft
[IL] schafft Wissen und
dieses hat sie zu beweisen, damit es ein wissenschaftliches Wissen ist,
wozu ich aber auch den Alltag und alle Lebensvorgänge rechne. Wissenschaft
in diesem Sinne ist nichts Abgehobenes, Fernes, Unverständliches.
Wirkliches Wissen sollte einem Laien vermittelbar sein (PUK - "Putzfrauenkriterium").
Siehe
hierzu bitte das Hilbertsche
gemeinverständliche Rasiermesser 1900, zu dem auch gut die Einstein
zugeschriebene Sentenz passt: "Die meisten Grundideen der Wissenschaft
sind an sich einfach und lassen sich in der Regel in einer für jedermann
verständlichen Sprache wiedergegeben." |
Allgemeine
wissenschaftliche
Beweisstruktur
und beweisartige Begründungsregel
Sie ist einfach - wenn auch nicht einfach durchzuführen - und
lautet: Wähle einen Anfang und begründe Schritt für Schritt,
wie man vom Anfang (Ende) zur nächsten Stelle bis zum Ende (Anfang)
gelangt. Ein Beweis
oder eine beweisartige Begründung ist eine Folge von Schritten: A0
=> A1 => A2 => .... => Ai .... =>
An, Zwischen Vorgänger und Nachfolger darf es keine Lücken
geben. Es kommt nicht auf die Formalisierung an, sie ist nur eine Erleichterung
für die Prüfung. Entscheidend ist, dass jeder Schritt prüfbar
nachvollzogen werden kann und dass es keine Lücken gibt. |
__
äquivalent. Mehrdeutiges Homonym
im Alltag und in der Wissenschaft.
-
Wörtlich: gleichwertig (z.B. rot = red = rouge), auch im Sinne von
gleichbedeutend verwendet.
-
Logik: gleichwertige Aussagen, die jeweils auseinander abgeleitet werden
können.
-
Äquivalenzrelation in der Mathematik: a) reflexiv (trifft auf sich
selbst zu), b) symmetrisch (linke und rechte Seite vertauschbar), c) transitiv
(wenn aRb und bRc, dann auch aRc), z.B. sind zwei Größen einer
dritten gleich, so sind sie auch untereinander gleich, ist a > b und b
> c, dann ist auch a > c. Andere Beispiele: "parallel", "kongruent", "modulo
x".
-
Wissenschaft: gleichwertig hinsichtlich ... (z.B. Abendstern, Morgenstern,
Venus), in der Testpsychologie z.B. die Gleichwertigkeit von Testaufgaben
(Paralleltest).
-
Alltag: gleichwertig (z.B. zwei Löffel, Stühle, Tassen).
__
Existenzweise des Definierten
Man kann alles Denkbare, also auch jeden Unsinn und selbst Widersprüchliches
definieren. Philosophie, Weltanschauungslehrer, Religion und selbst die
Wissenschaft ist voll von fragwürdigen Definitionen. Viele richten
keinen großen Schaden und man kann sie tolerieren. Großer Schaden
kann allerdings in Kriminologie ("OMCG-Rocker"),
Recht ("hinreichende Wahrscheinlichkeit"
[BVerwG], Einsicht, Geschäfts-,
Schuldfähigkeit,
Gefahr, Risiko und viele unbestimmte Rechtsbegriffe)
und Psychiatrie ("Psychopathenlehre", Persönlichkeitsstörungen,
Geschäfts-,
Schuldfähigkeit,
Gefahr, Risiko) angerichtet werden, wenn dort frei und munter drauflos
definiert wird in dem irrigen Glauben, dass das, was man sich - nicht selten
wunschgeleitet - zusammen denkt, auch existieren muss. Es existiert schon,
aber zunächst einmal als bloßes Produkt einer individuell-subjektiven
Welt im eigenen Kopf - bzw. einer gruppensubjektiven
Welt - ohne echte Referenz zur Wirklichkeit.
__
Hilberts Bierseidel
Metapher. "Man muß jederzeit an Stelle von 'Punkte, Gerade, Ebenen'
'Tische, Bänke, Bierseidel' sagen können." Diesen Spruch soll
Hilbert, so O. Blumenthal, 1891 auf der Heimfahrt von Halle nach Königsberg
nach dem Anhören eines Vortrages von Hermann Wiener geäußert
haben. Quelle: Schreiber, Peter (1987). Euklid. Biographien hervorragender
Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner. Bd. 87.. Leipzig: Teubner,
S. 140. [2.
Sekundärquelle]. Siehe auch Freges
Kritik an Hilbert Methodologie in den Grundlagen der Geometrie.
__
Wirklichkeit. Man kann auch das,
was man landläufig die Wirklichkeit nennt als lediglich ein Modell,
nämlich als Modell der sinnlich-wahrnehm- und meßbaren
Außenwelt betrachten. "Wahrheit" kann in dieser Theorie
dann als Äquivalenzrelation zwischen zwei Modellen definiert
werden, so dass sich der Streit um die "wahre" oder - noch schlimmer -
"wirkliche Wirklichkeit" erübrigt. Wir konstruieren unsere Welt oder
unser Erleben ja immer, so dass Kant mit seiner Meinung, das Ding an sich
bleibe uns immer verborgen insofern Recht hat, dass es ein "Ding an sich"
eigentlich gar nicht gibt. Die Welten sind immer Welten relativ von erkennenden
oder wahrnehmenden Systemen und damit unterliegen sie den Konstruktions-Filtern
des wahrnehmenden Systems. Das heißt aber natürlich nicht, dass
alles beliebig im Sinne eines Vulgärkonstruktivismus
verstanden werden darf.
[interne Quelle: ... sgipt/kom/semiotik.doc]
___
Querverweise
_Standort: Definieren
und Definition.
*
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS).
Definieren und Definition. Abstrakte Grundbegriffe aus den Wissenschaften:
Analogien,
Modelle und Metaphern für die allgemeine und integrative Psychologie
und Psychotherapie sowie Grundkategorien zur Denk- und Entwicklungspsychologie.
InternetPublikation
- General and Integrative
Psychotherapy
IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/wisms/gb/defin.htm
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