J-Heilmittel
vertrauen und J-Heilmittel misstrauen
(glauben und zweifeln)
Übersicht Heilmittellehre und
Heilmittel-Monographien *
Literaturhinweis
Symbolik
Heilmittelgraphik *
Terminologie
und Kennzeichnungen.
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Abstract
- Zusammenfassung - Summary
Vertrauen und Vertrauensfähigkeit sind ein hohes Gut, aber natürlich
auch Kritikvermögen und Skepsis. Die Bedeutung des Vertrauens und
Misstrauens ist für das gesellschaftliche Zusammenleben, persönliche
Befinden und die Selbstverwirklichung kaum zu überschätzen. Psychotherapeutisch
betrachtet sind Vertrauen und Misstrauen wichtige persönliche und
sozialpsychologische Heilmittel. Blindes oder naives Vertrauen kann ebenso
falsch oder schädlich sein wie übertriebenes oder chronisches
Misstrauen, dessen Extrem bis hin zum wahnhaften Argwohn gehen kann - wie
es Wilhelm Busch in "Die Nachbarskinder"
trefflich auf den Punkt bringt:
Wer andern gar zu wenig traut,
hat Angst an allen Ecken; wer gar zu viel auf andre baut, erwacht mit Schrecken. Es trennt sie nur ein leichter Zaun,
Wilhelm Busch, Die Nachbarskinder |
Begriffsfeld: vertrauen, glauben, blind vertrauen,
naives vertrauen, kritisches vertrauen, arglos, Vertrauensvorschuss, Treu
und Glauben, sich verlassen auf, annehmen, voraussetzen, vertragsfähig;
Vertrauen in ..., Vertrauen zu ...., Urvertrauen, Grundvertrauen.
Gegenbegriffe: argwöhnen, misstrauen,
nicht über den Weg trauen, zweifeln, kritisch, überkritisch,
skeptisch, ungläubig, distanziert, vorsichtig, vorläufig.
Anwendungsfelder sind das ganze Leben: Alltag,
Liebe, Freundschaft, Beziehungen, Geschäfte, Abmachungen, Beratung,
Psychotherapie, Heilkunde, Justiz, Behörden, Technik (Funktionsfähigkeit
und Zuverlässigkeit), Wissenschaft, Religion (Gottvertrauen), ...
Das psychologische Fundament des Vertrauens ist das Glauben - im allgemeinen psychologischen Sinne. Vieles müssen wir glauben, weil wir nicht wissen können, z.B. alles, was in der Zukunft geschehen wird. Dort, wo man gar nicht wissen kann, vielleicht sogar grundsätzlich nicht, muss man zwangsläufig glauben, so oder so, ob man will oder nicht. Das gilt überwiegend auch für das Reich der Werte, Ethik und Moral, die weltanschaulichen, metaphysischen und religiösen Fragen.
Definitionskerne
Glauben, Vertrauen, Erwartung, Wissen
Glauben heißt, einen Sachverhalt für so oder so (> subjektive Gewissheitsgrade) wahr, falsch oder (un-) wahrscheinlich zu halten, ohne es zu wissen. Vertrauen ist ebenso eine Form oder Variante des allgemeinen psychologischen Glaubens wie die Erwartung, das Rechnen mit .... Wer weiß, muss nicht glauben. |
Vertrauen
ist praktisch nützlich bis notwendig (> Luhmann)
Manches könnte man aber auch prinzipiell wissen, aber man verzichtet
oft aus praktischen Gründen auf Kontrollen und Prüfungen, etwa
wenn man in einem Gasthaus etwas bestellt, trinkt oder isst. Im allgemeinen
wird man keinen Lebensmittelchemiker dabei haben, der die Sachen untersucht
und frei gibt. Und selbst wenn: dann müsste man diesem glauben. Das
ist die Situation mit Fachkundigen oder Vertragspartnern. So glaubt oder
vertraut man im Alltag vielen Menschen oder Institutionen weil es aus praktischen
Gründen sinnvoll ist oder nicht anders geht.
Der berühmteste Logiker des 20. Jahrhunderts, Kurt Gödel, ist durch seinem Vergiftungswahn gestorben (verhungert): weil er nicht glauben konnte, dass sein Essen unvergiftet war. Er vertraute nicht. |
Wir sehen an diesem tragischen Beispiel zweierlei: erstens Logik hilft nicht gegen Wahn, und zweitens, es gibt Vertrauensstörungen von Krankheitswert: die Paranoia in beide Richtungen: z.B. ist im Größenwahn die eigene Bedeutung mit maßlosem Vertrauen ausgestattet, im Minderwertigkeits-, Verfolgungs- oder Vernichtungswahn wird die eigene Macht, Kraft und Stärke nicht mehr erkannt, stattdessen Ohnmacht bis zum totalen Ausgeliefertsein erlebt und fremde Mächte völlig überhöht erlebt..
Misstrauen
ist praktisch nützlich bis notwendig
Wir leben schon immer in einer Welt, in der viel gelogen, frisiert,
geschönt, getäuscht, getrickst, betrogen wird. Nichts ist so
normal und verbreitet wie Lügen, Betrügen, tricksen, frisieren,
Verstellen und Theaterspielen.
Wir alle spielen Theater, so nannte
der Soziologe Goffman ein (berühmtes) Buch. Betrug und die Lüge
sind die ewigen Blockbuster und Evergreens erfolgreichen Sozialverhaltens
(> Hochstapler).
Es gibt sogar eine ganze Industrie, die sich berufsmäßig um
professionelles Lügen kümmert: die Werbung. Aber auch die Institution
Politik betreibt Lügen, Tricksen, Täuschen ganz professionell,
es gehört zum Grundrepertoire der Politik, wie Machiavelli
bereits abschließend trefflich erkannte. Und das relativ neue Medium
Use- und Internet erscheint derzeit besonders geeignet zum Täuschen,
Tricksen, Vormachen, Verstellen und Lügen, dass sich die Balken biegen.
Hier darf jeder anonym die Sau raus lassen und sich austoben, wie es ihm
gefällt:
Baal
ist überall. Selbst in der Wissenschaft
sind Lug und Trug an der Tagesordnung (bis hin zu wissenschaftlichen
Wahnsystemen). So gesehen, ist ein gesundes Misstrauen "lebensnotwendig".
Aber zu viel davon kann auch das Leben vergällen und sich sogar zu
einer psychischen Erkrankung steigern: der Paranoia oder Wahnerkrankung
in vielfältigen Formen und Varianten. Nicht zu vergessen, die traditionellen
Seelenjäger und Heilsbringer, die Propheten, Abgesandten Gottes, Religionsstifter,
Missionare, Bonzen, Pfarrer, Mullahs, Rabbis und ihre Geschwister und Brüder,
deren "göttliche" - besser teuflische - Wirkungen eine Blutspur
in der menschlichen Geschichte hervorbrachte und immer noch hervorbringt,
wie sie schlimmer kaum denkbar ist. Bei Auserwählten
(2) ist also grundsätzlich
Misstrauen geboten.
Dem Spannungsfeld vertrauen und misstrauen, glauben und zweifeln kann man im Allgemeinen nicht entgehen und das ist wohl meist auch gut so. Übertreibt man in die eine oder andere Richtung, weil innere Beweggründe danach verlangen, kann es kritisch werden.
Glauben und
vertrauen in der Heilkunde
In der Heilkunde spielt vertrauen eine überragende Rolle. Vertrauen
oder glauben sind mächtige Heilmittel, wie das z.B. Frank
in seinem berühmten Buch über das Heilen hervorragend dargelegt
hat. Der Placebo-Effekt beruht ausschließlich auf dem Vertrauen oder
Glauben und bestätigt damit die überragende Bedeutung von vertrauen
und glauben in der Heilkunde. Im Buch von Bitter - Magie und Wunder in
der Heilkunde - wurde sogar ein Beispiel bemüht, wie falscher Glaube
sogar zum Tode führen kann (wobei nicht ganz sicher ist, ob es sich
dabei nicht um eine "urban legend"
handelt).
Vertrauen
in der forensischen Psychiatrie: nicht vorgesehen
Obwohl Menschen sich vollständig und extrem riskant in der forensischen
Begutachtungssituation ausliefern, prüfen die allerwenigsten, ob ein
solch extrem riskanter Vertrauensvorschuss überhaupt gerechtfertigt
ist. Viele wissen auch gar nicht, wie sie das prüfen könnten.
Und die forensische Psychiatrie weiß es selbst offenbar auch nicht.
Sie vermeidet und unterdrückt das Thema - ein denkbar schlechtes Zeichen
(siehe Faksimile-Beleg). Diese Situation hat mich zu einem paradoxen "bon
mot" veranlasst: "Wer der forensischen Psychiatrie und ihren RichterInnen
einfach so vertraut, sollte sich auf seinen Geisteszustand untersuchen
lassen."
_
Empirie
alltäglichen Glaubens und Vertrauens
Tagtäglich finden Milliarden von Handlungen statt, die "nur" auf
glauben oder vertrauen beruhen. Vieles wird auch implizit und nicht bewusst
geglaubt oder angenommen. Wir vertrauen im Allgemeinen weit mehr als wir
vordergründig von uns meinen.
Psychologie
der Vertrauensentwicklung und des Vertrauensaufbaus
In glauben und vertrauen fließen mehrere Faktoren ein: Wünsche,
Interessen, Bedürfnisse, Wissen, Erfahrung, Gewohnheiten, Situationserfordernisse.
Die Vertrauenzuweisung ist ein komplexer, intuitiver Vorgang, die Wahrnehmung
einer Ganzheit im Sinne der Gestaltpsychologen. Bei Erstbegegnungen kommt
es hierbei zum sog. ersten Eindruck. Die Vertrauensbildung ist dann ein
fortlaufender Prozeß wechselseitiger Signalverarbeitung. Vertrauensbildung
ist im Fluß mit ständiger Veränderungs- und Entwicklungsmöglichkeit.
Die einzelnen Signale oder Einheiten von ihnen können sich auch widersprechen,
nicht zu einander passen. Dann entsteht ein Problem kognitiver Dissonanz
und ihrer Bewältigung.
Ein realistisches Modell könnte etwa so aussehen: Ein Sender oder Objekt O mit dem Hintergrund HO sendet in einer Situation SO Reize RO, die von einem Empfänger E mit dem Hintergrund HE in der Situation SE verarbeitet RE werden.
Exkurs: subjektive
Gewissheitsgrade
Stufen und Grade der Gewissheit
9 Absolute subjektive Gewissheit, die nicht zu erschüttern
ist (Wahngewissheit)
8 Subjektive Gewissheit
7 Subjektiv sicheres Wissen
6 Subjektives Wissen
5 subjektiv überzeugt
4 subjektiv fast überzeugt
3 so und so für wahr oder falsch halten
2 so und so glauben, vermuten oder annehmen
1 unsicher, zweifelnd, ob etwas so oder so ist
0 sehr unsicher und zweifelnd, ob etwas so oder so ist
Vertrauen oder Glauben sind reflexiv, d.h. sie können von bewusstseinsfähigen Subjekten auf sich selber angewendet werden. Vertraue ich mir selbst, glaube ich an meine Fähigkeiten und Möglichkeiten, vertraue ich meinen Fähigkeiten zur Abgrenzung, Nein sagen, Selbstbestimmung (Selbstbehauptung), habe ich genügend Vertrauen in meine Werte (Selbstwertgefühl), glaube ich daran, mich genügend sicher da oder dort bewegen zu können? Kenne ich mich, weiß ich um meine Stärken und Schwächen (Selbstbewusstsein)?
Habe ich genügend Vertrauen in die Kompetenz
der PsychotherapeutIn? Merke ich, dass sie mich respektiert und so annimmt,
wie ich (derzeit) bin? Jede Psychotherapie hat zwei Aspekte oder Dimensionen:
die persönliche Arbeitsbeziehung und die sachliche, problemorientierte
Arbeitsbeziehung. Im Allgemeinen gilt, dass eine tragfähige persönliche
Beziehung Grundlage einer prognostisch günstigen Problemlösungsarbeit
ist. Daher wurde früher in den humanistischen Gruppentherapien
zu Recht nach der Regel verfahren: persönliche Beziehungsprobleme
haben Vorrang.
Definitionsversuche vertrauen
Es gibt viele Definitionen oder Definitionsversuche. Die meisten sind
unbefriedigend und weder wissenschaftlich noch praktisch brauchbar, weil
sie nur einzelne Aspekte hervorheben oder gar falsch sind, wenn sie mit
sachfremden - z.B. moralischen - Kategorien (Nr. 1: Schottlaender) vermengt
werden. Petermann (1985, S. 12f) hat in seiner Monographie Psychologie
des Vertrauens einige Kennzeichnungen und Kriterien zusammengestellt: "
Die wichtigsten gemeinsamen Merkmale der Definitionen faßt
SCHLENKER et al. (1973) in einem Satz zusammen (siehe Definition 5). Wesentlich
im Verständnis von Vertrauen ist:
Ein wichtiger, allerdings nur in der Definition von LUHMANN ausdrücklich
hervortretender Aspekt, bezieht sich noch auf die Verknüpfung von
Vertrauen und Selbstvertrauen. LUHMANN (1973, S. 77) argumentiert, »daß
Menschen vertrauensbereit sind, wenn sie über innere Sicherheit verfügen,
wenn ihnen eine Art Selbstsicherheit innewohnt, die sie befähigt,
etwaigen Vertrauensenttäuschungen mit Fassung entgegenzusehen ...«
In diesem Kontext wäre Selbstvertrauen eine vertrauensfördernde
Bedingung — eine Überlegung, die wir in Kapitel 7 vertiefen.
Vertrauensdefinitionen konkretisieren sich auf dem Hintergrund der
unterschiedlichen Anwendungsgebiete. ... [<13]"
___
Luhmann
zur alltäglichen Notwendigkeit von Vertrauen: "Vertrauen im weitesten
Sinne eines Zutrauens zu eigenen Erwartungen ist ein elementarer Tatbestand
des sozialen Lebens. Der Mensch hat zwar in vielen Situationen die Wahl,
ob er in bestimmten Hinsichten Vertrauen schenken will oder nicht. Ohne
jegliches Vertrauen aber könnte er morgens sein Bett nicht verlassen.
Unbestimmte Angst, lähmendes Entsetzen befielen ihn. Nicht einmal
ein bestimmtes Mißtrauen könnte er formulieren und zur Grundlage
defensiver Vorkehrungen machen; denn das würde voraussetzen, daß
er in anderen Hinsichten vertraut. Alles wäre möglich. Solch
eine unvermittelte Konfrontierung mit der äußersten Komplexität
der Welt hält kein Mensch aus.
Diesen Ausgangspunkt kann man als unbezweifelbares Faktum als „Natur"
der Welt bzw. des Menschen feststellen und würde damit etwas Wahres
aussagen [FN1]. Alltäglich vertraut man in dieser Selbstverständlichkeit.
Zutrauen in jenem fundierenden Sinne ist für das tägliche Leben
Komponente seines Horizontes, Wesensmerkmal der Welt, aber nicht intendiertes
(und damit variierbares) Erlebnisthema." (1989, S.1 )
Zusammenfassung Petermann
(1985, S.125):
"Der Aufbau von Vertrauen wird durch Sicherheitssignale erleichtert,
die in verschiedenen Phasen der menschlichen Entwicklung vom Kleinstkind
bis zum Greis unterschiedliche Formen annehmen können. Gleich ist
jedoch die Funktion solcher Signale: Sie verringern soziale Angst und geben
Orientierung - auch Orientierung darüber, wann und wem man Vertrauen
schenken kann! Auf diesem Hintergrund lassen sich die meisten Ausführungen
der vorangegangenen Kapitel einordnen, was es uns auch ermöglicht,
den Prozeß des Aufbaus und Verlustes von Vertrauen in diesem Kapitel
zu strukturieren. Es lassen sich für Vertrauensaufbau und -verlust
jeweils drei Phasen angeben. Sie beziehen sich auf (1) die Qualität
zwischenmenschlicher Kommunikation, (2) das Vorliegen beziehungsweise den
Abbau bedrohlicher Handlungen und (3) den gezielten Einsatz von vertrauenshemmenden
oder -fördernden Handlungen. Vertrauen wird damit als aktiver
Prozeß aufgefaßt, der entscheidend vom Ausmaß des empfundenen
eigenen Kompetenzgefühls (= Selbstvertrauen) abhängt.
Kapitel 7 ging auch auf die Bedingungen ein, die Vertrauen behindern oder
gar zerstören.
Kapitel 8 möchte die Überlegungen zum
Vertrauensaufbau zu konkreten therapeutischen Handlungsrichtlinien verdichten.
Hierzu wird, wie im Kapitel 5, auf den therapeutischen Umgang mit Kindern
eingegangen."
Prototypische Vertrauenssituationen
Kennt man sein Gegenüber wenig, hat man keine oder kaum Erfahrung
miteinander, ist Vertrauen um so nötiger, aber auch schwieriger und
unsicherer. Erfahrung, Information, Wissen kann vertrauen oder misstrauen
fördern, je nachdem, welche Erfahrungen gemacht wurden, welche Informationen
vorliegen oder welches Wissen vorhanden ist.
Vertrauensexperimente
Gefangenendilemma (Experiment), Fallversuch (Gruppendynamik), etwas
verleihen (Alltag).
Ökonomische
Aspekte des Vertrauens
Vertrauen ermöglicht schnelles Handeln und ist insofern sehr ökonomisch.
Man braucht keine aufwändigen Sicherungsmethoden oder Kontrollen und
Prüfungen. Wer nicht hinter jedem Busch einen Räuber wähnt,
lebt angenehmer und leichter, spart Achtsamkeits- und Sicherungsenergie
- kann aber natürlich auch hereinfallen.
Vertrauensvorschuss für einfach
auszusprechende Namen [idw news673368, 24.04.17]
"Bereits unser Name beeinflusst, wie sehr das Gegenüber uns vertraut
Kölner Psychologen zeigen in einem ökonomischen Spielexperiment,
dass leicht auszusprechende Namen ein „gutes Gefühl“ vermitteln und
Vertrauen in riskanten Situationen ad hoc befördern. Der Spielername
beeinflusste im Experiment die Höhe des Geldbetrags, den die Mitspieler
ihrem unbekannten Gegenüber anzuvertrauen bereit waren.
Um sich vor dem Risiko eines Betrugs zu schützen,
entscheiden wir intuitiv über die Vertrauenswürdigkeit einer
Person. Dass diese Entscheidung nicht allein auf situativen Erfahrungswerten
basiert, sondern bereits der Name der Person unsere Vertrauensbereitschaft
beeinflusst, konnten Dr. Michael Zürn und Juniorprofessor Dr. Sascha
Topolinski vom Social Cognition Center Cologne (SoCCCo) der Universität
zu Köln in einem Spielexperiment nachweisen. Die Studie wurde unter
dem Titel „When trust comes easy: Articulatory fluency increases transfers
in the trust game“ im Journal of Economic Psychology veröffentlicht.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ökonomischen
Spiels konnten ihr Geld vermehren, indem sie es einem zweiten, unbekannten
Spieler anvertrauten. Für diese virtuellen Mitspieler generierten
die Wissenschaftler zuvor Namen, die entweder leicht oder schwierig auszusprechen
waren, wie zum Beispiel Fleming oder Tverdokhleb. Trotz des gegebenen gleich
hohen Betrugsrisikos vertrauten die Spieler ihrem virtuellen Mitspieler
ungefähr zehn Prozent mehr Geld an, wenn dessen Name einfach auszusprechen
war.
„Im Experiment konnten wir sehen, dass leicht auszusprechende
Namen mental sozusagen ‚flüssiger‘ verarbeitet werden. Das dadurch
entstehende reibungslos ‚gute Gefühl‘ fördert das Vertrauen in
unser Gegenüber, ohne dass wir uns dessen unmittelbar bewusst sind“,
erklärt Michael Zürn. ...
Zürn, M., & Topolinski, S. (2017). When
trust comes easy: Articulatory fluency increases transfers in the Trust
Game. Journal of Economic Psychology. DOI: http://doi.org/10.1016/j.joep.2017.02.016
..."
Sprüche, Redensarten und Sentenzen zum Vertrauen
Sprüche,
Redensarten und Sentenzen zum Misstrauen
ALLBUS-Studie zum Vertrauen in Institutionen.
"Einstellungen zu Politik und Wirtschaft: Politische Partizipation;
Parteipräferenz; Vertrauen in öffentliche Einrichtungen und Organisationen
(Gesundheitswesen, Bundesverfassungsgericht, Bundestag, Kirche, Justiz,
Fernsehen, Zeitungswesen, Universitäten, Bundesregierung, Polizei,
Parteien); Wahrscheinlichkeiten, diverse Parteien zu wählen; politisches
Interesse; Postmaterialismus (Wichtigkeit von Ruhe und Ordnung, Bürgereinfluss,
Inflationsbekämpfung und freier Meinungsäußerung); Selbsteinstufung
auf einem Links-Rechts-Kontinuum; politische Unterstützung (Demokratiezufriedenheit
in Deutschland); Beurteilung der derzeitigen und zukünftigen Wirtschaftslage
in Deutschland; Beurteilung der eigenen derzeitigen und zukünftigen
wirtschaftlichen Situation." [GESIS]
[Interne Quelle: EigDat\E-Books\Statistik\Allbus]
Verlust
des Vertrauens in der Finanzkrise
"Der Kern der Krise Vertrauen. Ohne Vertrauen wäre Gesellschaft
nicht möglich, weil sonst die Schrittfolge des Alltags nicht in Gang
käme. Leider ist es vielfach verloren gegangen: Etwa zwischen Banken,
zwischen Wirtschaft und Politik und zwischen Politik und Wähler. ...
" [faz
23.12.12]
Vertrauen in die Messtechnik
"Zusammenfassung. Das Vertrauen in unsere heutige physikalisch-technische
Messtechnik ist sehr groß. Heinz-Dieter Haustein (2001, S. 3) Autor
des Buches „Weltchronik des Messens“, nennt uns moderne Menschen „Homo
mensurans“. Aus psychologischer Sicht verständlich, denn die Quantifizierung
bringt Sicherheit in eine Welt, die aus vielen Umgebungsvariablen besteht.
Wir scheinen vom Messen besessen, so seine Vermutung. Der insgesamt gewaltige
Messfortschritt ist nicht nur in der Technik beheimatet, sondern verändert
auch rapide unseren gesamten beruflichen und privaten Alltag. Insbesondere
die Mikroelektronik und die Lasertechnik haben die physikalische Messpräzision
revolutioniert, die Anwendung in vielen Bereichen enorm ausgeweitet, die
komplexen Messprozesse beschleunigt und mit der Möglichkeit zur Massenproduktion
die Kosten reduziert. Spätestens mit dem Siegeszug des Qualitätsmanagements
mit seinen Hunderten von DIN-Normen, hat das Messen auch den beruflichen
Alltag fest im Griff." [Online]
Vertrauen in
der Verhaltenstherapie
Kanfer 2012, S.197: "Eine Verhaltensanalyse im eigentlichen Sinn wird
aus unserer Sicht erst dann durchführbar, wenn die wichtigsten therapeutischen
Grundvoraussetzungen (z. B. kooperative Therapeut-Klient-Beziehung, Arbeitsorientierung
oder Änderungsmotivation) geschaffen sind. Viele Informationen, die
zur Erstellung eines adäquaten funktionalen Bedingungsmodells notwendig
sind, können erst dann vom Klienten erwartet werden, wenn er hinreichendes
Vertrauen zum Therapeuten entwickelt hat und außerdem motiviert ist,
bestimmte Aspekte seines Lebens zu ändern. Somit sind und bleiben
die Schwerpunkte der vorherigen 7 Phasen 1 und 2 von elementarer Bedeutung
für das weitere Vorgehen."
Vertrauen
in der Wirtschaftspsychologie
Moser Wirtschaftspsychologie 3: Vertrauen 50, 73, 75, 76, 361,
362, 373. Vertrauenswürdigkeit 72, 82
Einfluss
von Vertrauen auf ökonomische Entscheidungen
"Mit einer ungewöhnlichen Methode wiesen Kosfeld, Heinrichs, Zak,
Fischbacher und Fehr (2005) den Einfluss von Vertrauen bei ökonomischen
Entscheidungen nach: Sie zeigten, dass das Hormon Oxytocin Vertrauen in
unsere Mitmenschen weckt. Hierzu führten sie in der Schweiz ein ökonomisches
Vertrauensexperiment durch: Teilnehmern wurde entweder die Rolle eines
Investors oder eines Treuhänders zugewiesen. Die Investoren verfügten
zu Beginn des Versuchs jeweils über 12 Franken. Sie hatten die Möglichkeit,
dem Treuhänder 0, 4, 8 oder 12 Franken zu übergeben, woraufhin
der Betrag verdreifacht wurde. Im Idealfall besaß der Treuhänder
somit am Ende 48 Franken. Den Gewinn konnte dieser entweder mit dem Investor
teilen oder unfairerweise für sich selbst behalten. Sich dessen bewusst,
musste der Investor zu Beginn des Experiments auf das Wohlwollen des anderen
vertrauen. In der Experimentalgruppe inhalierten die Teilnehmer zuvor über
ein im Handel erhältliches Nasenspray das Bindungshormon Oxytocin.
Während in dieser Gruppe 45% der Probanden ihrem Gegenüber stark
vertrauten und entsprechend den größten Geldbetrag überwiesen,
taten dies in der Kontrollgruppe ohne Oxytocin nur 21%."
Überreden und
Glaubwürdigkeit
5 Persuasion durch Glaubwürdigkeit von Florian Becker,
Lutz von Rosenstiel, Matthias Spörrle in Moser Wirtschaftspsychologie
3
S.72: "Glaubwürdigkeit bedeutet, dass dem Sender
die Fähigkeit und Motivation zugeschrieben wird, wahrheitsgetreu zu
kommunizieren (vgl. Fill, 2002, S. 36). Dementsprechend wird Glaubwürdigkeit
in der Literatur überwiegend als das Produkt aus wahrgenommener Kompetenz
(»expertise«, expertness«) und Vertrauenswürdigkeit
(»reliability«, »trustworthiness«) des Senders
angesehen (vgl. Berlo, Lemert & Mertz, 1969; Mowen, Wiener & Joag,
1987). Angemerkt sei an dieser Stelle, dass das Konzept der Glaubwürdigkeit
insbesondere in faktoranalytischen Studien mitunter mit weiteren Dimensionen
versehen wurde (z. B. Dynamik), die sich jedoch nicht einheitlich durchgesetzt
haben (vgl. Pornpitakpan, 2004). Glaubwürdigkeit ist somit eine von
mehreren Eigenschaften einer Kommunikationsquelle, die Persuasion beeinflussen
können, und setzt sich aus den Dimensionen Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit
zusammen."
S. 73: "Zu bedenken ist hierbei, dass mit einem
manipulativen Verhalten die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen meist
langfristig erodiert werden. In wirtschaftlichen, politischen oder anderen
zwischenmenschlichen Kontexten hat dies dann verheerende Konsequenzen für
die langfristige Beziehung. Oder, wie der Volksmund sagt: »Wer einmal
lügt, dem glaubt man nicht.« So fiel es beispielsweise der Regierung
Bush wesentlich schwerer, die UN gegen den Iran und sein Atomprogramm zu
mobilisieren, als dies noch bei Saddam Hussein und dem Angriff auf den
Irak der Fall war. Außenminister Powells im Nachhinein immer unglaubwürdiger
erscheinender Auftritt bei den UN hat offensichtlich nicht nur ihn viel
politisches Kapital und Glaubwürdigkeit gekostet.
Es lässt sich also festhalten: Wenn es um langfristige
Beziehungen geht, sind Glaubwürdigkeit und offene Manipulation meist
antagonistisch. Wird die Manipulation erkannt, ist die Vertrauenswürdigkeit
und damit die Glaubwürdigkeit nicht mehr gegeben."
9 Marketinginstrumente – psychologisch betrachtet von Georg Felser in
Moser Wirtschaftspsychologie 3
S. 165: "Dennoch dürfte ein Unterschied bestehen zwischen dem
»gerissenen« und auf seinen kurzfristigen Vorteil bedachten
Anwender psychologischer Verkaufstricks und dem Verkäufer, der es
versteht, Vertrauen und eine langfristige Beziehung aufzubauen. Swan, Bowers
und Richardson (1999) stellten in einer Metaanalyse zusammen, von welchen
Merkmalen es abhängt, ob Kunden einem Verkäufer vertrauen. Danach
haben z. B. Sachverstand und Kompetenz eines Verkäufers einen starken
Einfluss auf seine Vertrauenswürdigkeit. Interessanterweise sind aber
diese zentralen Verkäufermerkmale nicht die stärksten Determinanten
der Vertrauenswürdigkeit: Wichtiger noch als der Sachverstand erscheint
in den Befunden von Swan et al. (1999) ein Merkmalskomplex, den sie mit
den Begriffen Gutmütigkeit, Fairness und Wohlwollen des Verkäufers
umschreiben. Konsumenten unterstellen diese Merkmale, wenn sie den Eindruck
haben, der Verkäufer verfolge nicht ausschließlich eigene Interessen.
Wird dagegen im Verkaufsgespräch deutlich, dass der Händler z.
B. auf eine Provision hofft, löst dies Reaktanz aus und die Wahrscheinlichkeit
eines erfolgreichen Verkaufs sinkt (z. B. Wicklund, Slattum & Solomon,
1970). Im Grunde ist jede deutlich sichtbare Beeinflussungsabsicht des
Verkäufers dem Vertrauen und dem Beeinflussungserfolg abträglich."
S. 166f: "Sympathie hat bekanntermaßen starke Einflüsse auf die Bereitschaft zur Kooperation (z. B. Cialdini, 2001) und offenbar auch auf das Vertrauen dem Verkäufer ge-[>167]genüber (Swan et al., 1999). Von den wichtigsten Determinanten der Sympathie sind Ähnlichkeit und physische Attraktivität am besten untersucht. Reingen und Kernan (1993) belegen in einer Serie von Experimenten, dass Kunden physisch attraktive Verkäufer nicht nur als geschickter und vertrauenswürdiger wahrnehmen, sondern auch eher auf ihre Vorschläge eingehen und sich bereitwilliger von ihnen beeinflussen lassen."
Vertrauen Grundlage
des Geldwertes
11 Finanzpsychologie von Stefan Schulz-Hardt, Frank Vogelgesang,
Andreas Mojzisch in Moser Wirtschaftspsychologie 3
S. 195: "Die Vielfalt seiner ökonomischen Funktionen und symbolischen
Bedeutungen lassen Geld zu einem generalisierten Sekundärverstärker
werden, mit dem sehr verschiedene Bedürfnisse und Motive befriedigt
werden können. Als Tauschmittel funktioniert Geld nicht aufgrund seines
Gebrauchs- oder Materialwerts, sondern aufgrund der allgemeinen Anerkennung
des Wertversprechens, für das es steht (Schmölders, 1966). Mit
Anerkennung des Wertversprechens ist das Vertrauen darauf gemeint, »daß
das Geld, das man jetzt einnimmt, auch zu dem gleichen Werte wieder auszugeben
ist« (Simmel, 1922, S. 164–165, zitiert nach Schmölders, 1966,
S. 144). Das Wertversprechen kann beispielsweise durch die Inflation untergraben
werden. Bleibt das Vertrauen in das Geld davon aber weitgehend unberührt,
so verweist uns dies auf ein interessantes und zentrales Phänomen
der Geldpsychologie, nämlich die häufig zu konstatierende Divergenz
zwischen Geldwert und dessen Wahrnehmung."
Self
Fulfilling prophecy und Inflationsparadox durch Vertrauensverlust der Geldwertes
S. 195: "Das Vertrauen der Bürger in ihr Geld bzw. das Misstrauen
bezüglich seiner Entwertung hat harte ökonomische Konsequenzen:
Wer in die Kaufkraft vertraut, wird eher disponieren. Wer hingegen mit
Preissteigerungen rechnet, wird sein Geld möglichst rasch in Produkte
umsetzen. Eine daraus resultierende Nachfragesteigerung aber treibt die
Preise tatsächlich in die Höhe, und zwar nicht wegen eines aus
Inflation resultierenden realen, sondern allein aufgrund eines antizipierten
Wertverlusts."
Diepgen:
Vertrauen in die Umsetzung der Deutschen Einheit
Respekt Mangelware? – Anmerkungen zur Psychologie auf dem Weg zur deutschen
Einheit EBERHARD DIEPGEN, Kanzlei Thümmel, Schütze und Partner
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten:
GIPT= General and Integrative
Psychotherapy,
internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
___
Baal
ist überall. Ein tolles Stück von Brecht, hervorragend dargestellt
und verfilmt von Faßbinder - leider nicht mit Akzeptanz der Brecht-Erben.
___
Terminologie. Mit
dem griechischen Buchstaben Theta J
(nach Jerapeia
(therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie
Heilmittel oder Heilwirkfaktoren Qualität (Funktion) annehmen,
z. B. J
einsehen, J
zulassen unterdrückter Erinnerungen, J
stellen (konfrontieren), J
sich überwinden und
J
mutig sein,
J
differenzieren, J
entspannen, J
lernen, J
loslassen, J
beherrschen ...
Man vergegenwärtige
sich auch, daß viele Sachverhalte eine Doppelfunktion haben können:
Heilmittel
und
Störmittel ("Gift").
Möchte man von der Heilmittelfunktion absehen, kann man einfach die
Vorsilbe "Heil" weglassen und spricht dann ganz allgemein nurmehr vom "Mittel"
(zum Zweck). Ein Mittel zum Heilzweck wird sozusagen zum Heilmittel, wenn
das Mittel zur Begleitung, Linderung, Besserung oder Heilung von Störungen
mit Krankheitswert eingesetzt werden soll. Für Mittel zum Zweck fehlt
ein eigentliches griechisches Wort, so daß sich Begriff und Wort
des Werkzeuges organon
(organon) anbietet mit dem Nachteil, daß sich o
wenig vom lateinischen o unterscheidet, so daß wir aus typologischen
Gründen lieber in lautgestaltlicher Analogie den Buchstaben m
(Mü) wählen. Die Kennzeichnung m
loben
bedeutet also z.B., daß wir loben als Mittel kennzeichnen,
um einen Zweck zu erreichen zur Abgrenzung von loben als z.B. spontaner
Ausdruck von (freudiger) Anerkennung.
Und um deutlich zu machen, daß wir ein Wort
nicht alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer psychologisch-psychotherapeutischen
Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben
y
(Psi, mit dem das griechische Wort für Seele = yuch,
sprich: psyche, beginnt). Störungs Funktor. Begriffe, die eine
Störung repräsentieren sollen, kennzeichnen wir mit dem Anfangsbuchstaben
Tau (t) des griechischen Wortes für Störung
tarach
(tarach). Viel
Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe
zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften und damit meist
vielfache Homonyme
sind. Um diese babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ
und entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm
der Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie
entwickelt worden: Kamlah & Lorenzen (1967).
Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen.
Ausführlich
zur Terminologie.
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site: www.sgipt.org
z.B. Heilmittel site: www.sgipt.org. |