Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=15.10.2013 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 04.05.18
    Imressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20  D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Differentielle Psychologie der Persönlichkeit (Persönlichkeitspsychologie, Typen, Charaktere), Bereich ICH, und hier speziell zum Thema:

    ICH-Konzepte in der Psychologie, Psychopathologie und in den Sozial-,  Geistes-, Neuro- und Naturwissenschaften
    "Der Mensch ist sich selbst das rätselhafteste Ding der Natur ... "
    (Pascal: Gedanken, 35)
    Das Ich, das Ich ist das tief Geheimnisvolle!
    Ludwig Wittgenstein (Tagebücher 5.8.1916)
    "Ein ewiges Rätsel will ich bleiben mir und anderen"
    (Ludwig II.)

    von  Rudolf Sponsel, Erlangen
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    Abstract - Zusammenfassung - Summary.
    Ich-Konzepte in der Psychologie, in Geistes- und Sozialwissenschaften:
        Titcheners ICH-Konzept (1912).
        Ernst Mach zum Ich aus der Analyse der Empfindungen (1922).
        ICH im Eisler Wörterbuch der philosophischen Begriffe.
    Ich-Begriffe (alphabetisch sortiert): Allgemeine und Integrative ICH-Theorie; Allport, Arnold, Meili, Eysenck; Aristoteles; Augustinus; Avenarius; Beneke; Bergmann, J. ; Berkeley, Bleuler 1928, Bonnet; Carriere; Chevalier; Cicero; Clifford; Condillac; Cornelius, H.;  Czolbe; Descartes; Destutt De Tracy; Dorsch; Drews; Drobisch; Duboc; Ebbinghaus; Eccles; Erdmann, B,; Feuerbach, L.;  Fichte; Fortlage; Freud, S.; Garnier; Gerber, G.; Geulincx; Göring, C.; Green; Günther; Gutberlet; Hamerling; Hartmann, E.v.; Hegel; Heinroth; Herbart; Höffding; Horwicz; Hume; Humphrey; Husserl; James, W (n.Eisler); James (orig); Jaspers; Jerusalem; Jodl; Kant; Krause; Kroell; Krug; Külpe; Lasswitz, K; Leibniz; Lindner; Lipps; Locke; Lotze; Mach; Maimon; Maine De Biran; Meynert; Mill, J.St.; Münsterberg; Natorp; Nietzsche; Platner; Plato; Plotin; Popper & Eccles; Popper; Preyer; Rehmke; Reinhold; Ribot; Riehl; Rosenkranz; Schelling; Schneider, O.; Schopenhauer; Schubert-Soldern; Schuppe; Spencer, H.; Spinoza; Stirner; Strindberg; Teichmüller; Thiele, G.; Titchener; Volkmann; Wernicke, A.; Wundt; Ziegler; 
    Exkurs: Inhalts-Übersicht aus Selbstbild. 
    Exkurs: Kann man sein ICH, seine Identität verlieren?
    Exkurs: ICH als Ergebnis einer Selbstorganisation neuronaler Funktionseinheiten ohne Zentrale.
    Literatur (Kleine Auswahl) * Literatur Selbstorganisation und Schwärme.
    Links.
    Glossar, Endnoten, Anmerkungen.
    Zitierung, Änderungen.



    Abstract - Zusammenfassung - Summary
    Worte sind nur die Kleider der Begriffe und bergen meist vielfältige Homonyme. Was also jeweils mit "ich" gemeint sein soll, bedarf der Erklärung und versteht sich nicht von selbst. Es gibt aber eine einfache und praktische Lösung: In meiner Psychologie gibt es zwei Grundbedeutungen: (1) Das Wort "ich" bezeichnet eine Person, wenn diese von sich selbst spricht. (2) Das ICH als Konstruktion und Kennzeichnung einer Person bezeichnet alles, was diese Person ausmacht und zu ihr gehört: ihr Hier und Jetzt, ihre Vergangenheit wie ihre Zukunftsvorstellungen. Das mag man meinen können, aber ob eine solche Mannigfaltigkeit auch bewusst und vorstellbar ist, kann doch sehr bezweifelt werden. (3) Das ICH als spezielle Konstruktion, die dann jeweils zu erläutern wäre - sofern dies für das Verständnis wichtig wäre. (4) Das ICH, wobei im Kontext nur ein Aspekt gemeint ist, der dann jeweils zu erläutern wäre - sofern dies für das Verständnis wichtig wäre. (1) und (4) könnten die praktisch häufigsten Anwendungen des ICH sein.
        Im allgemeinen verschwinden terminologische Probleme, wenn man genau ist, umso mehr, je konkreter, operationaler und mit Beispielen gestützt, man vorgeht. Das genau tut die neurowissenschaftliche Hirnforschung nicht und deshalb gibt es auch so viel Nebel und Verwirrung um "das Ich".
        Letztlich wird man wissenschaftlich nur weiter kommen, wenn man die wichtigen Grundbegriffe über einfach herstell- und wiederholbare Standardsituationen  normiert.
        Der Behaviorismus ist vor 100 Jahren an der Aufgabe verzweifelt und hat sein Heil in der Flucht gesucht, indem er paradoxerweise eine Psychologie ohne Seele aufgebaut hat. Nun, die Dinge sind sehr sehr kompliziert, komplex und schwierig. Das geht nur mit außerordentlicher methodologischer Disziplin, terminologisch-experimenteller Kreativität und das ist viel, viel Arbeit. Signifikanztests, Faktorenanalysen oder Korrelationsrechnungen werden nicht viel weiterführen. Hier ist fundamentale Knochenarbeit vonnöten.
        Diese Arbeit geht historisch zurück zu den Ursprüngen der wissenschaftlichen Psychologie und referiert eine Auswahl von Ideen bedeutender Gelehrter zur Frage des ICHs.


    Ich-Konzepte in der Psychologie, in Geistes- und Sozialwissenschaften

    Allgemeine und Integrative ICH-Theorie
    "Ich" bezeichnet zunächst alltagssprachlich aber auch wissenschaftlich ganz allgemein die Abgrenzung einer Person von anderen. Und damit ist gewöhnlich die ganze Person ohne nähere Bestimmung bezeichnet. Wie der ICH-Begriff in der Psychologie und in den Nachbarwissenschaften verwendet wird, ist eine Frage der  Definition und  operationalen  Konstruktion. Meist wird weder richtig definiert noch die Wahl der operationalen Konstruktion begründet, wie man der Sammlung auf dieser Seite leider entnehmen kann. Unsere Unterscheidungen sind aus der psychotherapeutischen Praxis hervorgegangen, wobei natürlich die psychologische und psychotherapeutische Literatur eine Rolle gespielt hat. Ich übernehme hier die Kennzeichnungen von der Seite  Selbst  Rubrik Ich; sie sind im  Integrativen Persönlichkeitsfragen  (>Info) mit jeweils fünf Items operationalisiert:

    • Ideal-Ich: So wäre ich gern, danach strebe ich, das hätte ich gern. Verstöße gegen das Ideal-Ich werden z.B. durch Selbstentwertungen, geringes Selbstwertgefühl und mangelndes Selbstvertrauen deutlich. In dieser Kennzeichnung spielen also nicht nur die "großen Ideale" eine Rolle, sondern auch die "kleinen Wünsche".
    • Norm-Ich: dies sollte, muß ich, darf ich [nicht] tun, System der Gebote und Verbote. Verstöße gegen das Norm-Ich werden durch Schuldgefühle, schlechtes Gewissen, Gewissensbisse, Selbstzweifel und Selbstvorwürfe deutlich.
    • Vital-Ich: Reich der Triebe, notwendiger Grundbedürfnisse, des Antriebs, der Energie, und des Temperaments.
    • Real-Ich: Wahrnehmung der eigenen und äußeren Realität, der Fähigkeiten- und Möglichkeiten.
    • Super-Ich: Das Ich, das die anderen abstimmt, ausgleicht und letztlich entscheidet, was geschieht > Lenken.

    • Anmerkung: In der Psychoanalyse wird "Ich" überwiegend für das hier sog. Real-Ich verwendet. Das Strukturkonzept aus ICH, ES und ÜBER-ICH ist veraltet und nicht sinnvoll, weil Ideal- und Norm-Ich miteinander vermanscht werden und das wichtigste überhaupt, das  Super-Ich ganz fehlt. Kürzel:
      II =: Ideal-Ich, , NI=: Norm-Ich, VI=: Vital-Ich, RI=: Real-Ich, SI=Super-Ich ("ChefIn").
    Diese verschiedenen ICH-Konstruktionen können in ihrer aktualen oder aktuellen Realisation gemeint sein, frühere Realisationen oder auch Projektionen in die Zukunft betreffen. Sinnvoll sind dann entsprechende Vermerke.



    Allport 1959
    Allport wurde u.a. bekannt durch seine Theorie der funktionellen Autonomie der Motive, die er in "Persönlichkeit" (2.A. 1959, S. 190 ff, beschreibt. Die Bedeutung des ICHs ist in seinem Werk "Persönlichkeit" nicht einfach zu rekonstruieren, ja im Grunde gar nicht. Denn er  definiert nirgendwo, was er unter ICH etwa in Abgrenzung zum SELBST oder der PERSÖNLICHKEIT versteht oder verstehen möchte.
        Ich habe dann das Sachregister nach ICH-Einträgen untersucht (wobei mehrere Einträge auf den angegebenen Seiten leider nicht zu finden waren und nicht wenige ICH-Konzepte andere Autoren betreffen, z.B. Freud, Koffka). Im Sachregister sind erfasst:
      Ich, Aufwärtsstreben des 170, 351
      Ich, der Frau 531
      Ich, Freuds 183 ff., 323
      Ich, Kern des 600
      Ich und Person 564 f.
      Ich, das reine 46
      Ich-Bezogenheit 335, 363
      Ich-Ideal 219 f., 351, 355
      Ich-Organisation 162
      Ich-Relevanz XVIII
      Ich-System 350, 601


    Und inhaltlich wird an diesen Stellen ausgeführt:

          Ich, Aufwärtsstreben des
          170: die Formulierung habe ich auf dieser Seite nicht gefunden. Wohlwollend interpretiert kann vielleicht folgende Textstelle gemeint sein: ""Alle Philosophen des Egoismus - auch viele andere - heben das Streben nach Selbstvergrößerung in der menschlichen Natur hervor."
          351: "Vielleicht die bezeichnendste Eigenschaft des Selbst ist die besondere innere Qualität des Gefühlslebens, wie sie auf verschiedene Weise in Erscheinung als das Prinzip des Egoismus, der Selbstschätzung, des Gefühls der Selbstachtung oder als das „Aufwärtsstreben des Ich“ Jedesmal, wenn das liebe Gegenstand der Beachtung ist — und das geschieht sehr oft — wird die Einheit stärker, denn in solchen Augenblicken haben alle Tätigkeiten einen klaren gemeinsamen Beziehungspunkt."
          Ich, der Frau 531: den Ausdruck habe ich S. 531 nicht gefunden
          Ich, Freuds
          183 ff.: "Trotz aller sekundären Verfeinerungen ist das Freudsche Bild der Persönlichkeit im Grunde einfach. Freud tut genau das, was Plato und eine Menge von Vermögens-Psychologen getan haben — er teilt die Persönlichkeit in drei willkürliche Teile ein. Die besonderen Namen für diese Teile sind das Es, das Über-Ich und das Ich — grob übersetzt: Gefühlsimpulse, Gewissen und erkennendes Selbstbewußtsein. Das letztere ist ohne eigene Energie; dynamisch betrachtet ist es schwach. Als das nur passive Prinzip der bewußten Selbstheit wird es fortwährend gestoßen durch drei „Tyrannen: die objektive Welt, das Über-Ich und das Es.
          Nicht selten gerät das Ich in Verzweiflung, wenn es seine eigene Schwäche wahrnimmt; es kommt dann zu unbestimmten oder bestimmten Furchtgefühlen, z. B. einer „Angstneurose". (Obwohl die Angst nicht eine allgemeine Eigenschaft bei normalen Menschen darstellt, ist sie ein allgemeiner Zustand bei Neurotikern; man kann sie als tiefsten Grund, als raison d'etre für die ganze psychoanalytische Theorie betrachten.) Die Psychoanalyse sieht ihre Aufgabe darin, das Ich zu stärken, indem sie ihm das Über-Ich (das Gewissen, das ihm bereits teilweise bewußt ist) und das Es (das unbewußte Lagerhaus instinktiver Impulse) bewußt macht. Wenn die Psychoanalyse das Gesichtsfeld des Ich erweitern kann, so daß es fähig wird, viele bis dahin verborgene Teile des Es in das Bewußtsein einzufügen, sie mit den Anforderungen des Über-Ich und der äußeren Welt in Einklang zu bringen, wird der Patient dem Leben heiterer gegenüberstehen, und seine neurotischen Schwierigkeiten werden wahrscheinlich verschwinden. Die Psychoanalyse will, sagt Freud, in erster Linie das Es durch das Ich verbessern [Anmerkung 39]. Obgleich dies Ziel therapeutisch ist, dehnt sich die ursprüngliche psychoanalytische Lehre weit über den praktischen Bereich in die theoretische Psychologie hinein aus. Die theoretische Bedeutung der Psychoanalyse liegt zum großen Teil in den besonderen Mechanismen, die aufgestellt wurden, um den verschiedenen Beziehungen zwischen Es, Über-Ich und Ich Rechnung zu tragen. Diese Mechanismen werden von der Psychoanalyse mit großer Ausführlichkeit beschrieben. Und doch erscheint die Beschreibung dem unvoreingenommenen Leser im allgemeinen recht extravagant oder mindestens stark übertrieben. Da die Mechanismen aus Untersuchungen an gestörten (ängstlichen) Persönlichkeiten abgeleitet sind, können sie als Ganzes genommen nicht ein wohlabgewogenes Bild des normalen Entwicklungsganges geben."
          323: "Zwei Arten dynamischer Psychologie wurden in Kap. VII beschrieben. Die eine hält dafür, daß die Wurzelmotive des Menschen in der Struktur zu suchen seien, die den Persönlichkeitseigenschaften zugrunde Hegt, d. h. in Instinkten, im Es, in gewissen ursprünglichen Bedürfnissen, Wünschen oder Trieben. Verteidiger dieser Theorien können sich z. B. nicht vorstellen, daß Eigenschaften mit einer Antriebskraft ausgestattet seien. Die Psychoanalyse etwa sieht Eigenschaften nicht als Motivationssysteme an, sondern als Symptome im Ich, mit Triebkraft vom Es, Für McDougall sind die Eigenschaften auch nur individuelle Schmuckformen von Strebungen, die allen Menschen gemeinsam sind. Sogar Morton Prince, der die Eigenschaften als „zählebige Dauermerkmale der Persönlichkeit"  ansieht und ihren entscheidenden Einfluß auf das Verhalten zugesteht, glaubt, daß die Energie der Eigenschaften letzten Endes immer von Instinkten herrührt [Anmerkung 8]. Nach diesen Anschauungen geht instinktives oder impulsives Handeln vor sich unter der Oberleitung „mitwirkender Gewöhnung“ (contributory habituation) von seiten der Eigenschaften. Die Eigenschaften selbst sind nur formale (richtende) determinierende Tendenzen, Anpassungsstile, nicht aber Haupttriebfedern des Handelns [Anmerkung 9]. Diese Richtung bleibt dabei, das Wesen der Persönlichkeit ab einen bloßen Zufall der allgemeinen menschlichen Natur zu betrachten. Nicht die Attribute der Psyche-im-besonderen, sondern die der Psyche-im-allgemeinen sind für diese Richtung dynamisch."
          Ich, Kern des 600, Anmerkung 2: "K, Koffka, Principles of Gestalt Psychology, 1935, S. 328. Koffka behandelt das Ich sowohl als phänomenales Objekt (das direkte Objekt des Wissens) als auch als den phänomenalen Grund, auf dem viele unserer Wahrnehmungen auftreten. Der Begriff „Selbstbewußtsein" hat dieselbe doppelte Beziehung und kann im wesentlichen als synonym mit Koffkas Ich betrachtet werden. Aber zwei Gründe sprechen dafür, den ersten Begriff vorzuziehen: 1. Die Philosophie hat bisher das Ich mit dem Wissenden gleichgesetzt, während Koffka ohne Rücksicht auf die Nominativ-Form des lateinischen Pronomens es mit dem Gewußten, mit dem empirischen Mich, gleichsetzt. 2. In den Kern des so gefaßten Ich setzt Koffka das Selbst, ein Untersystem, in dem die tieferen Lagen des Ich lokalisiert sind, und stärkere emotionale Zustände von persönlicher Bedeutung (S. 342). Diese Unterscheidung erscheint nicht notwendig. Da es sich nur um einen Unterschied des Grades handelt, kann man sie Zugunsten eines zusammenhängenden Bildes der Entstehung und des Wesens des Selbstbewußtseins auf sich beruhen lassen."
          Ich und Person 564 f.: "Warum fordern die Personalisten einen so grundlegenden Neubau? Die Gründe, die sie dafür angeben, sind zu zahlreich und zu kompliziert, als daß sie alle hier aufgeführt werden könnten. Hier sollen nur einige Argumente kurz skizziert werden.
      1. Ohne den koordinierenden Begriff der Person (oder ein Äquivalent wie das Selbst oder das Ich) ist es unmöglich, das Zusammenwirken der seelischen Funktionen miteinander zu erklären oder auch nur zu beschreiben. Das Gedächtnis beeinflußt die Wahrnehmung, ein Wunsch wirkt auf das Denken, das Denken bestimmt das Handeln und das Handeln bereichert das Gedächtnis — so geht es weiter, ad infinitum. Dieses beständige Ineinandergreifen findet innerhalb einer bestimmten Grenze statt, und diese Grenze ist die Person; ferner kommt das Ineinandergreifen zustande für einen Zweck (purpose), und diesen Zweck kann man sich nur vorstellen im Dienste einer Person."
          Ich, das reine 46f: "Eine vierte Stufe, das Reine Ich (der Wis-[>47]sende, das Selbst der Selbste), wird von gewissen philosophischen Systemen postuliert, ist jedoch nach James psychologisch nicht zu unterscheiden von Stufe drei. Mit diesem hierarchischen Schema als Modell haben viele Autoren die Persönlichkeit in ähnlicher Weise behandelt, so McDougall, Bridges, Heider, Blonde!, Martin u. v. a. [Anmerkung 56]. Sie alle vertreten die Auffassung, daß sich die Persönlichkeit zusammensetze aus
      Stufen oder Schichten von Dispositionen, gewöhnlich mit einem vereinheitlichenden oder ganzheitlichen Prinzip als „Spitze". (45)"
          Ich-Bezogenheit
          335: "Das Kennzeichen seiner Persönlichkeit ist nämlich, daß er als nur auf sich bedachter Egoist niemals im Interesse anderer Menschen handelt, sondern nur im eigenen. Diese Haupteigenschaft Ichbezogenheit (für die reichliche Beweise vorliegen) fordert Ordnung für ihn selbst, aber nicht für andere."
          363: "Wenn man den Fall aber eingehender untersucht, löst sich der Widerspruch auf: die entgegengesetzten Verhaltensweisen entspringen aus der Ichbezogenheit, die D. eigentümlich ist."
          Ich-Ideal
          219 f.: "|Der wirklich reife Mensch hat nicht nur ein Über-Ich, sondern auch ein Ich-Ideal. Das Ich-Ideal bildet ein Ziel, das zu einer schöpferischen Lebensgestaltung führt, während das Über-Ich nur zu statischer und stupider Konventionalität leitet. Es ist kein gutes Zeichen für die Freudsche Theorie, daß sie diese beiden Begriffe oft als synonym betrachtet. In der psychoanalytischen Theorie hat das arme Ich keine andere Möglichkeit, als sich einem seiner beiden Tyrannen zu unterwerfen oder ein Kompromiß zu suchen, so gut es geht. Das Ich-Ideal stellt im Gegensatz dazu den Plan dar, den die entwickelte Persönlichkeit zu schaffen vermag, um über den egoistischen Drang des Es und die Stupidität des Über-Ich hinauszugelangen zu einer neuen Ebene persönlicher Freiheit und Reife."
          351: "Dieser Begriff der Intention als Prinzip der Vereinheitlichung ist auch der Auffassung vom Ich-ldeal (siehe S. 218 — S. 220) verwandt. Ist das Ich-ldeal durch Introzeption aus der Ethik der Kultur hergeleitet, so hilft es, den Menschen in einer bestimmten Entwicklungsbahn zu halten. Jede Weltanschauung, woher sie auch stammt, leistet dadurch, daß sie die Buntheit des Erlebens verständlich macht, einen wichtigen Beitrag zur Einheit."
          355: "Auf dem Wege strebender Bemühung muß natürlich das „Leitbild“ oder das „Ich-Ideal“ eine hervorragende Rolle spielen. Ein Mensch richtet seine Anstrengungen darauf, das zu werden, was er werden möchte, und entwickelt sich konsistent auf Wegen, die ihn seiner Überzeugung nach dem Ziele näher bringen. Das Leitbild fesselt seine Aufmerksamkeit in einer Richtung, es schreibt ihm die Fertigkeiten vor, die er erwerben muß, und gibt die Kriterien an, mit denen alle möglichen Abläufe des Verhaltens geprüft werden müssen, bevor man sich in sie hinein begibt."
          Ich-Organisation 162: "In jedem Falle scheint das kleine Kind sich seiner selbst als Selbst noch nicht bewußt zu sein. Es behandelt seinen Körper, als ob er fremd für es wäre; seine Zehen sind seine Spielzeuge, und es kann sein eigenes Gesicht zerkratzen, bis es blutet. Es hat kein „körperliches [Anmerkung 44] Selbst, kein „soziales [Anmerkung 44]  Selbst und kein „materielles [Anmerkung 44]  Selbst. Die Grenze zwischen Ich und Nicht-Ich, zwischen dem Seinen und dem Nicht-Seinen ist noch nicht aufgerichtet. Es hat, wie Koffka sagen würde, wenig oder keine Ich-Organisation.
      Bevor das Kind sich selbst einigermaßen klar als unabhängige Person vorzustellen vermag, kann es seine Beziehungen zur umgebenden Welt nicht begreifen; daher fehlt ihm bis dahin der subjektive Kern für die Entwicklung seiner Persönlichkeit. Dadurch, daß die Natur das Selbstbewußtsein nur langsam während der ersten drei oder vier Lebensjahre in den Mittelpunkt rückt, scheint sie dem Individuum den wesentlichen Grundstein zum Bau der Persönlichkeit vorzuenthalten."
          Ich-Relevanz XVIII:  den Ausdruck habe ich S. XVIII nicht gefunden
          Ich-System
          350: "Ob man das Selbst als den innersten Kern aller bewußten Ich-Systeme (Koffka) oder als das Zusammenspiel aller bewußten Zustände (James) ansieht, ist ohne Bedeutung. Denn in beiden Fällen ist das Selbst der subjektive Regler jeder Einheit, welche die Persönlichkeit haben kann."
          601:, aus Anmerkung 4 zu Kapitel VI "Auch unter zivilisierten Menschen scheint es Unterschiede in dem Grade zu geben, in dem sich das Individuum von seiner Umgebung abschließt. Lewin führt aus, daß in dieser Beziehung ein besonderer Unterschied zwischen dem typischen Deutschen und dem typischen Amerikaner besteht. Nur in den oberflächlichsten Schichten seiner Persönlichkeit gibt sich der Deutsche frei, nicht-selbstbewußt. Er verbindet häufiger als der Amerikaner seine tägliche Tätigkeit mit seinem Ich; seine Gefühle werden erregt, wenn , seine Theorien und Ideen angegriffen werden; er hat wenig Vertrauen zu seinen Bekannten; er hält auch die Tür seines Dienstzimmers geschlossen und läßt seine Besucher warten, um sein Selbstwertgefühl zu vergrößern. Den typischen Amerikaner andererseits kümmert es nicht, wenn die Zeitungen aus seinem Privatleben berichten, wenn die Menschen ihn in seinem Büro an der Arbeit sehen, wenn unerwartete Unterbrechungen ihn von seinem augenblicklichen Vorhaben ablenken oder wenn irgendwelche zufälligen Bekannten ihn ohne Titel oder Formalitäten anreden. Das Ichsystem des Amerikaners wird nicht so leicht erregt; er wird nicht so rasch und intensiv seiner selbst bewußt wie der typische Deutsche. Er paßt sich den Mächten der Umgebung an, ohne ihren Druck so rasch als unangenehm zu empfinden. Der Deutsche ist ausgesprochener selbst-bewußt. (K. Lewin, Some Social-Psychological Differences between the United States and Germany, Char. & Pers., 1936, 4, 265—293)"




    Arnold, Eysenck & Meili (1987, Bd. 2):  "Ich. I. Interpretationen des Begriffes: 1. Der Begriff bezieht sich primär auf ein Erlebnis. I. ist der evidenteste Bewußtseinsinhalt, was nicht hinderte, daß es aus der expt. Psychol. allem der behavioristischen Richtung eliminiert wurde. Schon F. Nietzsche hat es als eine grammatikalische Illusion bezeichnet. Als Erlebnis ist es einer genauen Definition kaum zugänglich, da es in fast allen Erlebnissen mitenthalten ist. Es werden ihm die Qualitäten des »Zentralen oder Allesumfassenden zugeschrieben, n. W. Wundt bezeichnet mit dem Begriff das Gefühl des Zusammenhangs aller psychischen Erlebnisse". In der ->Schichtenlehre erscheint es als die letzte, oberste Schicht, als die Spitze einer Pyramide und wird damit zum wesentlichen Charakteristikum der Struktur der Persönlichkeit. Eine wichtige Unterscheidung im Bereich der Ich-Erlebnisse hat W. James vorgenommen, durch die deutlich gemacht wird, wie Verschiedenartiges allein von Erlebnisseite her in dem Begriff enthalten ist. Es gibt nach ihm zwei Aspekte des Ich: das wissende Ich, d. h. das Erlebnis, das mit den verschiedensten Tätigkeiten verbunden ist, indessen sich das Individuum als Subjekt erlebt, das „mich", das empirische Ich; dieses umfasstb alle jene Inhalte, die das Subjekt in eibesonderen Weise als zu sich gehörig erlebt. ... ...
        Ich. II. Zentraler Begriff der Persönlichkeitsforschung. Syn.: Ego, Selbst. Die wichtigsten Bedeutungen, in denen der Begriff Ich verwendet wurde, sind:
        1. Motivationspsychologischer I.-Begriff. Das I. wird als Motivationsquelle bzw. -ziel aufgefaßt (Beispiele: „Selbstbehauptung" oder „Eigenliebe"). Dieselbe Bedeutung des I. liegt auch dem Begriff der „I.-Beteiligung" (->„Ego-Involvement") zugrunde; darunter wird das Ausmaß verstanden, in dem Motive, die auf die eigene Person gerichtet sind (Selbstbehauptung, ->Leistungsmotivation, Streben nach Ansehen und Einfluß usw), in die Motivation für ein bestimmtes Verhalten eingehen. In Zusammenhang damit steht
        2. die Auffassung vom I. als Organisationsintanz von Verhalten und Erleben. Danach zielt das I. etwa im Sinne des psychoanalitischen Begriffs von I. als Realitätsprinzip (->Psychoanalyse) - auf die Steuerung und Erhaltung der Anpassung des Individuums an seine (physischen, psychischen und sozialen) Umweltsbedingungen ab. So bezeichnet "I.-Stärke" das Ausmaß solcher Realitätskontrolle (gegenüber konkurrierenden Trieben und Bedürfnissen), in funktionaler Hinsicht sind verschiedene Mechanismen der sogenannten "I.-Abwehr" (z. B. Nichtbeachtung bedroh[>953]licher Reize [„perceptual defense"], ->Projektion, ->Rationalisierung) beschrieben worden
        3. In der empirischen Persönlichkeitsforschung wird unter I. die Gesamtheit der Erlebnisinhalte und Verhaltensweisen verstanden, welche die eigene Person zum Gegenstand haben. Inhalt des I. sind daher die Wahrnehmung der eigenen Person (die Selbstwahrnehmung, das Selbstbild, ->Selbstkonzept) und die auf  ihre eigene Person gerichteten Handlungstendenzen, ->Einstellungen und ->Gefühle. Die Selbstwahrnehmung wiederum schließt z. B. das Wissen um den eigenen persönlichen Werdegang, um die persönlichen Bedürfnisse, Ziele und Werthaltungen, Fähigkeiten und Schwächen, Neigungen und Abneigungen ein, aber auch das Bewußtsein des persönlichen Hier-und-jetzt-Seins. Die phänomenologische I.-Forschung untersucht die Formen und Eigentümlichkeiten dieses I.-Erlebens, die verhaltenspsychologische I.-Forschung beschränkt sich auf testmäßig objektivierbare Komponenten der Selbstwahrnehmung, des Selbstgefühls und der Einstellung zur eigenen Person.
        Beim psychisch gesunden Menschen ist das I.-Erleben im Sinne H. Rohrachers mitbewußt: Das I. wird weder ständig noch stets in allen Inhalten in vollem Umfang bewußt, kann aber jederzeit und ohne Gedächtnisaufwand voll voll bewusst gemacht werden (wie z. B. der eigene Name, der eigene Familienstand, Beruf usw.). Das I.-Erleben ist ferner beim psychisch Gesunden durch das Merkmal der räumlich-zeitlichen Kontinuität charakterisiert: ich erlebe mich selbst im Wechsel der Zeit (z. B. von einem Tag auf den anderen) und beim Wechsel des Ortes (wenn ich verreise) stets als ein und dieselbe Person. Demgegenüber sind verschiedene Formen der Geisteskrankheiten duch Störungen im I.-Erleben gekennzeichnet. Beispielsweise in der ->Schizophrenie kann die räumlich-zeitliche Kontinuität eingeschränkt oder vollkommen aufgehoben sein (der Patient kann sich sogar gleichzeitig in mehreren Personen erleben) und/oder die persönliche Orientiertheit so weit gemindert, dass Inhalte des I. nicht mehr mitbewußt sind oder nur mit Erinnerungsanstrengung oder unvollständig bzw. unrichtig reproduziert werden können.
        Aber auch weniger schwerwiegende Verhaltensstörungen, wie beispielsweise ->Neurosen, finden im I.-Erleben ihren Niederschlag. In neuerer Zeit hat insbes. die nach C. Rogers ausgerichtete Schule der „client-centered" ->Psychotherapie neurotische Symptomentwicklungen in diesem Zusammenhang untersucht und psychotherapeutisch anzugehen versucht (->Nicht-direktive Psychotherapie). Psychodiagnostischen Verfahren zur Erfassung des Selbstgefühls (Selbstwertgefühls), der ->Ichideal-Diskrepanz, der Einstellung zur eigenen Person, des „self-sentiment" u. a. kommt dabei bes. Bedeutung zu. Faktorenanalytische Ergebnisse zu diesen und anderen testmäßig erfaßbaren Komponenten des I. liegen in der Hauptsache aus der Schule von R. B. Cattell vor.
    Zur bes. Bedeutung des I. in verschiedenen ->Schichtenlehren der Persönlichkeit vgl. Revers (1960) und Arnold (3,1969).
        Lit.: Cattell, R. B.: Personality and motivation structure and measurement. New York, 1957; Cumming, J. & E. Cumming: Ich und Umwelt. Göttingen, 1979; Lersch, P.: Aufbau der Person. München, "1970; Lowe, C.M.: The self-concept: fact or artifact? Psychol. Bull., 1961, 58,325-336; Revers, W.J.: Philosophisch orientierte Theorien der Person und Persönlichkeit. In: P. Lersch & H.Thomae (Hrsg.): Hdb. der Psychol., Bd. 4. Göttingen, 1960. Kurt Pawlik."



    Dorsch (2013)
    "Ich [gr. egon, latgo. ego], [PER, PHI], etym. ist Ich ein germ. Pronomen, das auf die Einheit der Person und des Selbst abhebt. Ich ist Indikator für den Urheber einer Handlung. Nach phil. Interpretation ist Ich (1) das Subjekt aller Wahrnehmungen, Vorstellungen, Gedanken, Gefühle, Handlungen (= Subjekttheorie, Augustinus, Kant), (2) eine immaterielle Substanz (= Substanztheorie, Berkeley, Descartes, J. S. Mill), (3) eine Summe oder eine Verknüpfung von Wahrnehmungen und Vorstellungen (= Komplexionstheorie, Hume, Husserl).
    W. James stellte Ich (ego) und Mich (me) sowie die neuere Gliederung des Ich über die Antriebsseite in propulsives Ich (Drang, Sehnsucht u. Ä.), impulsives Ich (Regulationen, Triebe n.Ä.) und prospektives Ich (vorausschauende Initiative u. Ä.) von Thomae, Identität und Selbst, Individuation, Person, Selbst." (S. 721)



    Humphrey Naturgeschichte des Ich
    Humphrey, Nicholas (dt. 1995, engl. 1992). Die Naturgeschichte des Ich. Hamburg: Hoffmann & Campe.



    Zusammenfassung der ICH-Theorie von William James
    Reader  Das Selbst. Das Mich und das Ich  aus "Psychologie" (S. 174-216).
        Aus dem "Editorial: William James hat eine sehr interessante Theorie des ICH vorgelegt, die unserem integrativen Ansatz sehr nahe kommt. Gleich zu Beginn im Kapitel XII "Das Selbst", beginnt er mit der grundlegenden Unterscheidung des "Mich" und "Ich", womit er akzeptiert dass das ICH sowohl als Subjekt (Ich) als auch als Objekt (Mich) angesehen werden kann. Ich halte die Theorie von William James auch nach über 100 Jahren seiner Entstehung für so bedeutsam, dass ich sie hier vollständig als Reader einstellen möchte.
            Die Übersetzer erläutern zur Terminologie (Fußnote S. 174): "James unterscheidet das Ich als Subjekt und das Ich als Objekt unseres denkenden Erfassens. Das letztere bezeichnet er durch den Akkusativ „me“. Dieser eigenartige Sprachgebrauch ist trotz des Befremdlichen, das er für manchen deutschen Leser haben mag, in der Übersetzung festgehalten."
        James fasst S. 215f zusammen (gesperrt bei James hier fett):
    "Zusammenfassung und psychologischer Abschluß. Um dieses lange Kapitel zusammenzufassen: Das Selbstbcwußtsein setzt einen Bewußtseinsstrom  voraus. In diesem erinnert sich jeder Teil als „Ich“ an die Teile, die vorausgingen, weiß die Dinge, die sie wußten, interessiert sich besonders für einige unter ihnen als filr das „Mieh“ und setzt die anderen zu diesen in das Verhältnis der Zugehörigkeit. Dieses Mich ist ein empirisches Aggregat von objektiv erfaßten Dingen. Das Ich, welches erfaßt, kann nicht selbst ein Aggregat sein; aber es braucht für psychologische Zwecke auch nicht eine unveränderliche metaphysische Wesenheit wie die Seele, oder ein der Zeit entrücktes Prinzip, wie das transzendentale Ich zu sein. Es ist ein Bewußtseinsvorgang, in jedem Augenblick verschieden von dem, der er im vorhergehenden Augenblick war, aber diesen letzteren zu sich in Zugehörigkeitsbeziehung bringend, samt alledem, was dieser selbst als zu ihm gehörig erfaßte. Alle durch die Erfahrung gegebenen Tatsachen sind in dieser Beschreibung berücksichtigt, ohne Vermischung mit irgendwelchen Hypothesen, abgesehen von der Annahme der Existenz vergänglicher Bewußtseinsvorgänge oder Seelenzustände. Wenn vergängliche Bewußtseinsvorgänge die direkt nachweisbaren Geschehnisse sind, als welche sie noch von keiner Schule bisher angezweifelt wurden, dann sind sie die einzigen „Bewußtseinssubjekte“, von welchen die Psychologie als Naturwissenschaft Notiz zu nehmen braucht.
    Der einzige Weg, den ich entdecken kann, auf dem man zur Einführung eines transzendentaleren Subjekts zu gelangen vermöchte, bestünde darin, daß man behauptete, wir hätten gar keine solche direkte Kenntnis von der Existenz unserer Bewußtseinszustände, wie der gesunde Menschenverstand annimmt. Die Existenz der fraglichen „Zustände“ würde dann eine bloß hypothetisch angenommene sein. Es würde sich dann um eine Form der Behauptung handeln, daß es ein erfassendes Subjekt zu all dem Erfaßten geben muß; aber das Problem wer der Erfassende ist, würde zu einem metaphysischen Problem werden. Würde die Frage in dieser Form gestellt, dann müßte der Begriff eines Weltgeistes, der. durch uns denkt, oder der [>216] jenige einer Reihe von individuellen substantiellen Seelen als zunächst unserer eigenen psychologischen Lösung gleichwertig betrachtet und unparteiisch diskutiert werden. Ich selbst glaube, daß in dieser Richtung die Möglichkeit gegeben ist für künftige Untersuchung. Die „Bewußtseinszuständc“, an die jeder Psychologe glaubt, sind, wenu sie von ihren Objekten getrennt werden, keineswegs deutlich erfaßbar. Aber sie zu bezweifeln, gehört nicht zu den Aufgaben unseres naturwissenschaftlichen Standpunkts (siehe S. 1). Und in diesem Buch muß die vorläufige Lösung, die wir gefunden haben, das letzte Wort bilden: die Bewußtseinsvorgänge selbst sind die denkenden Subjekte."



    Titcheners ICH-Konzept (1912), S. 545ff:

        "§ 148. Das Ich. — Unter dem „Ich" als einem psychologischen Begriff verstehen wir die besondere Verbindung von Talent, Temperament und Charakter — von intellektueller, affektiver und Willensveranlagung — die sich in einem Individuum findet. Als Bewußtseinserlebnis ist das Ich irgend ein Komplex seelischer Vorgänge, der den augenblicklichen Zustand dieser Verbindung bedeutet, und das Ichbewußtsein ist ein Bewußtsein, in dem das Ich als ein Bewußtseinsinhalt in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit tritt. Das Ichbewußtsein kann ebenso mannigfach variieren, wie die objektiven Beziehungen, in denen der Organismus zu den persönlichen und unpersönlichen Bestandteilen seiner Umgebung steht. Es hat aber doch gewisse ziemlich konstante Bestandteile: Organempfindungen, eine vi-[>]suelle Wahrnehmung oder Vorstellung des Körpers: und die Wortvorstellungen des „Ich" oder „mein".
        Man kann in vielen psychologischen Lehrbüchern lesen, daß ein bewußtes Ich den dauernden Hintergrund des Bewußtseins bildet, und daß wir nur die Aufmerksamkeit auf diesen Hintergrund zu lenken brauchen, um das Selbst zur vollen Wirklichkeit zu erheben. Die Behauptung ist so häufig und mit solcher Sicherheit ausgesprochen worden, daß der Verf. dazu neigt, an individuelle Unterschiede zu glauben. Es mag Individuen geben, die sozusagen in eine persönliche Form gegossen sind, während andere relativ unpersönlich sind. Nach der Selbstbeobachtung des Verf. tritt des bewußte Ich, obgleich es jederzeit durch einen Willensakt hervorgerufen werden kann, verhältnismäßig selten auf. Es fehlt jedenfalls innerhalb des Verlaufes von Bewußtseinsvorgängen, die die alltägliche Beschäftigung begleiten. Ebenso sicher entschwindet es aus dem Bewußtsein beim konzentrierten Nachdenken; die Ansichten und Theorien, welche die Vulgärpsychologie als persönliche beschreibt, werden völlig ohne Ichbewußtsein ersonnen und formuliert. Es fehlt gleichfalls in Situationen, von denen man vorausgesetzt hat, daß sie ein Selbstbewußtsein im Sinne eines „Bewußtseins, daß man beobachtet werde" entstehen lassen; es können alle Anzeichen eines starken Affektes vorhanden sein — Trockenheit im Gaumen, Brennen der Backen, Störung der Atmung, Stocken der Stimme, Schwitzen und Zittern der Hände, Unsicherheit aller Bewegungskoordinationen FN1  — und doch kann jede Spur eines bewußten Ichs fehlen. Mit einem Wort, das seelische Leben ist wenigstens bei dem Verf. nur mit großen Unterbrechungen ein persönliches (S. 17); das bewußte Ich erscheint als ein gelegentlicher Begleiter in verschiedenen Zusammenhängen; am häufigsten vielleicht in Verbindung mit dem Gefühl der Einsamkeit; aber bei den erwachsenen Kulturmenschen wird dieses Gefühl selbst nur gelegentlich erlebt.
        Ohne Zweifel besteht eine instinktive Tendenz zur Personifizierung. Der Mensch wächst, wie wir in § 5 sahen, von frühe an in den Glauben hinein, daß es zwei beharrliche Substanzen gibt, Materie und Geist, von denen die eine dazu dient, den Fluß der physischen natürlichen Vorgänge zu fixieren, die andere die Kontinuität des individuellen Erlebens zu sichern. Aus jenem [>547] ersten entspringt unsere instinktive Tendenz, die Welt der Wahrnehmung für eine Welt realer Dinge zu halten (S. 464); und aus dem zweiten eine instinktive Neigung zur Personifizierung, für welche die Tendenz, die Beständigkeit unseres Gefühlslebens zu überschätzen, ein Beispiel war (S. 496). Instinktive Tendenzen können von Bewußtsein begleitet sein, aber brauchen es nicht; hier zeigen sich leicht individuelle Differenzen. Wir haben aber ein besonders belehrendes Beispiel für die Unbewußtheit der Tendenz zur Personifizierung in den Formen der Sprache. Die Unterhaltung ist reich an „ich" und „mich" und „mein", und doch braucht nicht die leiseste Spur des Ich in dem Bewußtsein enthalten zu sein, das die Worte zum Ausdruck bringen. Es ist unmöglich, diese Sprachformen zu vermeiden, und es ist auch gar nicht nötig; der Verf. kann sein Fehlen des Ichbewußtseins dem Leser viel leichter ausdrücken, wenn er sagt „Ich habe kein Ichbewußtsein", als wenn er das Wort „Ich" in irgend einen unpersönlichen Ausdruck übersetzte. Unsere Umgangssprache enthält eine Metaphysik der Persönlichkeit genau, so wie sie die metaphysische Theorie einer Wechselwirkung zwischen Geist und Körper einschließt (S. 13). Wir alle sprechen so, als wenn wir diese Theorien annähmen; wenn es aber zu einer wissenschaftlichen Erörterung kommt, setzen wir unsere Stellung zu der Theorie in denselben Ausdrücken auseinander.
        Die Tendenz zur Personifizierung ist von Anfang an eine soziale, und die Vorstellung des Ich wird durch soziale Einflüsse gefördert. Das Individuum in einer primitiven Gesellschaft ist zu eng mit seiner Familie oder seinen Stammesgenossen verbunden, um eine klare Vorstellung des individuellen Ich bilden zu können. Aber es ist für sich und auch in der Meinung der andern eine unabhängige Quelle von Willenshandlungen. Der einzelne rühmt sich seiner Tapferkeit und seine Genossen preisen ihn; der Stamm will sich ernähren, und er hat sein eigenes Revier in den Jagdgründen des Stammes; er ist in irgend einer Handfertigkeit erfahren, und die andern lassen sich von ihm mit seinen Erzeugnissen versorgen. Endlich hat er auch einen Namen; dieser bezieht sich vielleicht auf seinen Mut oder seine Geschicklichkeit, oder rührt von irgend einem besondern Ereignis in seinem Leben her; ein Spitzname, der seinem Stammesnamen hinzugefügt wird. Alle diese Züge haben als seelische Erlebnisse eine große Eindrucksstärke. Sie liefern das Material für die Bildung einer beruflichen oder sozialen Ichvorstellung; und es ist nur noch eine Frage der [>548] Zeit, wann diese zu der Vorstellung des individuellen Selbst verfeinert wird. Wir Spätgeborenen tragen den Stempel der Personifizierungstendenz auf unserm Nervensystem; aber auch wir erhalten die Vorstellung von unserm Ich ursprünglich von Eltern, Lehrern und Genossen. Von der Zeit an, wo wir die gesprochenen Worte zu verstehen anfangen, sind wir mit der Verwendung der Eigennamen und der persönlichen Fürwörter zur Bezeichnung verschiedener Individuen vertraut. Das Ichbewußtsein entsteht so aus unserm Leben in der Gesellschaft; der Verf. hält es völlig für ausgeschlossen, daß es außer vielleicht in gelegentlichen Fällen, aus einer Untersuchung des Hintergrundes des Bewußtseins in der Selbstbeobachtung entspringt.
        Hinsichtlich der Abbildung des Ichs im Bewußtsein ist zu dem Bisherigen wenig hinzuzufügen. Bei dem Verfasser ist der Komplex von Organempfindungen, der das intellektuelle oder aktive Ich bedeutet, gewöhnlich kinästhetisch, derjenige, der das emotionale Ich bedeutet, viszeral. Man hat behauptet, daß die Organempfindungen sich besonders zu Trägern der Ichbedeutung eignen, da sie immer vorhanden sind, und während der individuellen Lebensdauer so gut wie unverändert bleiben. Wenn aber dieser organische Hintergrund nicht von selbst das Ich darstellt, wenn ein Ichzusammenhang nötig ist, ist jene Behauptung nicht stichhaltig. Die Organempfindungen sind von hoher Wichtigkeit als Bestandteile assoziativer Zusammenhänge und als die sensorischen Elemente in vielen intensiven Gefühlszuständen; aus beiden Gründen eignen sie sich zu Trägern der Ichbedeutung, so gut wie zu Trägern vieler anderer Bedeutungen; aber ihr eigenes Fortdauern im Bewußtsein ist nicht notwendig ein Bewußtsein des Fortdauerns, und sie können ebenso bestimmt auf eine äußere Realität wie auf ein inneres Selbst hinweisen. — Das Gesichtsbild des Ichs kann schematisch sein, wie auf S. 528 beschrieben, oder ein eigentliches Bild; im letzteren Falle ist es gewöhnlich, nach den Beobachtungen des Verf., das Bild des eigenen Körpers in irgend einer ungewöhnlichen Kleidung oder Stellung FN2
        Spaltung der Persönlichkeit. — Sehr interessant sind [>549] die Fälle einer Spaltung der Persönlichkeit oder eines Doppelichs, in denen dasselbe Individuum in verschiedenen Perioden auffallende Unterschiede der Intelligenz, des Gefühlslebens und des Gesamtverhaltens darbietet. Der psychologische Schlüssel zu diesen Erscheinungen, die hier nicht erörtert werden können, liegt in dem Wandel der Persönlichkeit, den normale Individuen bei Änderung der Bedingungen zeigen (S. 17).

    FN1) Jeder, der sich mit Psychologie beschäftigt, sollte Machs Darstellung der Selbstbetrachtung des Ichs (Beiträge zur Analyse der Empfindungen, 1886) kennen. Der Verf. hätte sie hier reproduziert, wenn er nicht die Hoffnung hegte, durch diesen Hinweis den Leserkreis des M achschen Buches zu erweitern.
    __
    FN2) Vgl. die Schilderung des Zustandes vor einer Audienz bei Mosso, Furcht, S. lff.


    Ernst Mach zum Ich aus der Analyse der Empfindungen
    > Mach kurz und bündig bei Eisler.

    S.2f :
    "... Als relativ beständig zeigt sich ferner der an einen besonderen Körper (den Leib) gebundene Komplex von Erinnerungen, Stimmungen, Gefühlen, welcher als Ich bezeichnet wird. Ich kann mit diesem oder jenem Ding beschäftigt, ruhig und heiter oder aufgebracht und verstimmt sein. Doch bleibt (pathologische Fälle abgerechnet) genug Beständiges übrig, um das Ich als dasselbe anzuerkennen. Allerdings ist auch das Ich nur von relativer Beständigkeit. Die scheinbare Beständigkeit des Ich besteht vorzüglich nur in der Kontinuität, in der langsamen Änderung. Die vielen Gedanken und Pläne von gestern, welche heute fortgesetzt werden, an welche die Umgebung im Wachen fortwährend erinnert (daher das Ich im Traume sehr verschwommen, verdoppelt sein, oder ganz fehlen kann), die kleinen Gewohnheiten, die sich unbewußt und unwillkürlich längere Zeit erhalten, machen den Grundstock des Ich aus. Größere Verschiedenheiten im Ich verschiedener Menschen, als im Laufe der Jahre in einem Menschen eintreten, kann es kaum geben. ..."

    S.3f :
    "... Das Ich ist so wenig absolut beständig als die Körper. Was wir am Tode so sehr fürchten, die Vernichtung der Beständigkeit, das tritt im Leben schon in reichlichem Maße ein. Was uns das Wertvollste ist, bleibt in unzähligen Exemplaren erhalten, oder erhält sich bei hervorragender Besonderheit in der Regel von selbst. Im besten Menschen liegen aber individuelle Züge, um die er und andere nicht zu trauern brauchen. Ja zeitweilig kann der Tod, als Befreiung von der Individualität, sogar ein angenehmer Gedanke sein. Das physiologische Sterben wird durch solche Überlegungen natürlich nicht erleichtert.
        Ist die erste Orientierung durch Bildung der Substanzbegriffe "Körper", "Ich" (Materie, Seele) erfolgt, so drängt der Wille zur genaueren Beachtung der Veränderungen an diesem relativ Beständigen. Das Veränderliche an den Körpern und am Ich ist es eben, was den Willen3) bewegt. Erst jetzt treten die Bestandteile des Komplexes als Eigenschaften desselben hervor. Eine Frucht ist süß, sie kann aber auch bitter sein. Auch andere Früchte können süß sein. Die gesuchte rote Farbe kommt an vielen Körpern vor. Die Nähe mancher Körper ist angenehm, jene anderer unangenehm. So erscheinen nach und nach verschiedene Komplexe aus gemeinsamen Bestandteilen zusammengesetzt. Von den Körpern trennt sich das Sichtbare, Hörbare, Tastbare ab. Das Sichtbare löst sich in Farbe und Gestalt. In der Mannigfaltigkeit der Farben treten wieder einige Bestandteile in geringerer Zahl hervor, die Grundfarben u.s.w. Die Komplexe zerfallen in Elemente4), d. h. in letzte Bestandteile, die wir bisher nicht weiter zerlegen konnten. Die Natur dieser Elemente bleibe dahin gestellt; dieselbe kann durch künftige Untersuchungen weiter aufgeklärt werden. Daß der Naturforscher nicht die direkten Beziehungen dieser Elemente, sondern Relationen von Relationen derselben leichter verfolgt, braucht uns hier nicht zu stören. ..."

    S. 6ff:
    "... Auch das Ich, sowie das Verhältnis der Körper zum Ich, gibt Anlaß zum Auftreten analoger Scheinprobleme, deren Kern im folgenden kurz angegeben werden soll. Die zuvor statuierten Elemente wollen wir durch die Buchstaben A B C ... K L M ... a b g... andeuten. Die Komplexe von Farben, Tönen u.s.w., welche man gewöhnlich Körper nennt, bezeichnen wir der Deutlichkeit wegen mit A B C ...; den Komplex, der unser Leib heißt, und der ein durch Besonderheiten ausgezeichneter Teil der ersteren ist, nennen wir K L M ... ; den Komplex von Willen, Erinnerungsbildern u.s.w. stellen wir durch a, b, g, . . . dar. Gewöhnlich wird nun der Komplex a b g... K L M ... als Ich dem Komplex A B C ... als Körperwelt gegenübergestellt; zuweilen wird auch a b g ... als Ich, K L M ... A B C ... als Körperwelt zusammengefaßt. Zunächst erscheint A B C ... als unabhängig vom Ich und diesem selbständig gegenüber stehend. Diese Unabhängigkeit ist nur relativ, und hält vor gesteigerter Aufmerksamkeit nicht stand. In dem Komplex a b g ... kann sich allerdings manches ändern, ohne daß an A B C ... viel bemerklich wird, ebenso umgekehrt. Viele Änderungen in a b g... gehen aber durch Änderungen in K L M ... nach A B C ... über und umgekehrt. (Wenn z. B. lebhafte Vorstellungen in Handlungen ausbrechen, oder die Umgebung in unserm Leib merkliche Änderungen veranlaßt.) Hierbei scheint K L M ... mit a b g... und auch mit A B C ... stärker zusammenzuhängen, als letztere untereinander. Diese Verhältnisse finden eben in dem gewöhnlichen Denken und Sprechen ihren Ausdruck.
        Genau genommen, zeigt sich aber, daß A B C ..., immer durch K L M ... mitbestimmt ist. Ein Würfel wird, wenn er nahe, groß, wenn er fern, klein, mit dem rechten Auge anders als mit dem linken, gelegentlich doppelt, bei geschlossenen Augen gar nicht gesehen. Die Eigenschaften eines und desselben Körpers erscheinen also durch den Leib modifiziert, sie erscheinen durch denselben bedingt. Wo ist denn aber derselbe Körper, der so verschieden erscheint? Alles, was man sagen kann, ist, daß verschiedene A B C ... an verschiedene K L M gebunden sind FN6). ..."

    S. 10f:
    "...Gewöhnlich wird der Komplex ab g... K L M ... als Ich dem Komplex A B C ... gegenübergestellt. Nur jene Elemente von A B C ..., welche ab g... stärker alterieren, wie einen Stich, einen Schmerz pflegt man bald mit dem Ich zusammenzufassen. Später zeigt sich aber durch Bemerkungen der oben angeführten Art, daß das Recht, A B C ... zum Ich zu zählen, nirgends aufhört. Dem entsprechend kann das Ich so erweitert werden, daß es schließlich die ganze Welt umfaßt7). Das Ich ist nicht scharf abgegrenzt, die Grenze ist ziemlich unbestimmt und willkürlich verschiebbar. Nur indem man dies verkennt, die Grenze unbewußt enger und zugleich auch weiter zieht, entstehen im Widerstreit der Standpunkte die metaphysischen Schwierigkeiten.
    7) Wenn ich sage, der Tisch, der Baum u. s. w. sind meine Empfindungen, so liegt darin, der Vorstellung des gemeinen Mannes gegenüber, eine wirkliche Erweiterung des Ich. Aber auch nach der Gefühlsseite ergibt sich eine solche Erweiterung für den Virtuosen, der sein Instrument fast so gut beherrscht als seinen Leib, für den gewandten Redner, in dem alle Augenaxen convergieren, und der die Gedanken seiner Zuhörer leitet, für den kräftigen Politiker, der seine Partei mit Leichtigkeit führt, u. s. w. — In Depressionszuständen hingegen, wie sie nervöse Menschen zeitweilig zu ertragen haben, schrumpft das Ich zusammen. Eine Wand scheint es von der Welt zu trennen.
        Sobald wir erkannt haben, daß die vermeintlichen Einheiten "Körper", "Ich" nur Notbehelfe zur vorläufigen Orientierung und für bestimmte praktische Zwecke sind (um die Körper zu ergreifen, um sich vor Schmerz zu wahren u.s.w.), müssen wir sie bei vielen weitergehenden wissenschaftlichen Untersuchungen als unzureichend und unzutreffend aufgeben. Der Gegensatz zwischen Ich und Welt, Empfindung oder Erscheinung und Ding fällt dann weg, und es handelt sich lediglich um den Zusammenhang der Elemente ab g ... A B C ... K L M ..., für welchen eben dieser Gegensatz nur ein teilweise zutreffender unvollständiger Ausdruck war. Dieser Zusammenhang ist nichts weiter als die Verknüpfung jener Elemente mit andern gleichartigen Elementen (Zeit und Raum). Die Wissenschaft hat ihn zunächst einfach anzuerkennen, und sich in demselben zu orientieren, anstatt die Existenz desselben sofort erklären zu wollen.
        Bei oberflächlicher Betrachtung scheint der Komplex ab g ... aus viel flüchtigeren Elementen zu bestehen, als A B C ... und K L M ..., in welchen letzteren die Elemente stabiler und in mehr beständiger Weise (an feste Kerne) geknüpft zu sein scheinen. Obgleich bei weiterem Zusehen die Elemente aller Komplexe sich als gleichartig erweisen, so schleicht sich doch auch nach dieser Erkenntnis die ältere Vorstellung eines Gegensatzes von Körper und Geist leicht wieder ein. Der Spiritualist fühlt wohl gelegentlich die Schwierigkeit, seiner vom Geist geschaffenen Körperwelt die nötige Festigkeit zu geben, dem Materialisten wird es sonderbar zu Mut, wenn er die Körperwelt mit Empfindung beleben soll. Der durch Überlegung erworbene monistische Standpunkt wird durch die älteren stärkeren instinktiven Vorstellungen leicht wieder getrübt. ---"

    S.18:
    "... Daß aus diesem Elementenkomplex, welcher im Grunde nur einer ist, die Körper und das Ich sich nicht in bestimmter, für alle Fälle zureichender Weise abgrenzen lassen, wurde schon gesagt. Die Zusammenfassung der mit Schmerz und Lust am nächsten zusammenhängenden Elemente in einer ideellen denkökonomischen Einheit, dem Ich, hat die höchste Bedeutung für den im Dienste des schmerzmeidenden und lustsuchenden Willens stehenden Intellekt. Die Abgrenzung des Ich stellt sich daher instinktiv her, wird geläufig und befestigt sich vielleicht sogar durch Vererbung. Durch ihre hohe praktische Bedeutung nicht nur für das Individuum, sondern für die ganze Art machen sich die Zusammenfassungen "Ich" und "Körper" instinktiv geltend und treten mit elementarer Gewalt auf. In besonderen Fällen aber, in welchen es sich nicht um praktische Zwecke handelt, sondern die Erkenntnis Selbstzweck wird, kann sich diese Abgrenzung als ungenügend, hinderlich, unhaltbar erweisen FN17).  ..."

    S. 21
    "...     Die Gewohnheit, den unanalysierten Ich-Komplex als eine unteilbare Einheit zu behandeln, hat sich wissenschaftlich oft in eigentümlicher Weise geäußert. Aus dem Leibe wird zunächst das Nervensystem als Sitz der Empfindungen ausgesondert. In dem Nervensystem wählt man wieder das Hirn als hierzu geeignet aus, und sucht schließlich, die vermeintliche psychische Einheit zu retten, im Hirn noch nach einem Punkt als Sitz der Seele. So rohe Anschauungen werden aber schwerlich geeignet sein, auch nur in den gröbsten Zügen die Wege der künftigen Untersuchung über den Zusammenhang des Physischen und Psychischen vorzuzeichnen. Daß die verschiedenen Organe, Teile des Nervensystems, mit einander physisch zusammenhängen und durch einander leicht erregt werden können, ist wahrscheinlich die Grundlage der "psychischen Einheit". Ich hörte einmal ernstlich die Frage diskutieren: "Wieso die Wahrnehmung eines großen Baumes in dem kleinen Kopfe des Menschen Platz fände"? Besteht auch dieses Problem nicht, so wird doch durch die Frage die Verkehrtheit fühlbar, die man leicht begeht, indem man sich die Empfindungen räumlich in das Hirn hineindenkt. Ist von den Empfindungen eines andern Menschen die Rede, so haben diese in meinem optischen oder überhaupt physischen Raum natürlich gar nichts zu schaffen; sie sind hinzugedacht, und ich denke sie kausal (oder besser funktional), aber nicht räumlich an das beobachtete oder vorgestellte Menschenhirn gebunden. Spreche ich von meinen Empfindungen, so sind dieselben nicht räumlich in meinem Kopfe, sondern mein "Kopf" teilt vielmehr mit ihnen dasselbe räumliche Feld, wie es oben dargestellt wurde. (Vergl. das über Fig. 1, Abschn. 9, 10 Gesagte)20). ..."

        Ende Mach.



    Eisler - Lexikon der philosophischen Begriffe

    "Ich ist der Ausdruck der Selbstunterscheidung eines lebenden Subjects von anderen Subjecten und den Objecten (Nicht-Ichs), also der Beziehung von Erlebnissen auf das Subject als deren Eigner, Träger, constanten Factor. Das Ich ist das Identische, Permanierende, die Einheit eines lebenden, bewußten Wesens. Es erfaßt sich selbst, »setzt« (s. d.) sich selbst zuerst in einer Summe von Trieben, dann im (beseelten) Leibe, dann in einem Zusammenhange von Vorstellungen, Urteilen und Gefühlen, zuletzt im Willen und in der kraftvollen, synthetischen Einheit des Bewußtseins überhaupt, die sich von allen ihren Teilgliedern und Inhalten unterscheidet. Das Wesen des Ich liegt in der unterscheidenden, (rück-) beziehenden und synthetischen Tätigkeit selbst. Das Ich ist kein Schein, keine Erscheinung, es ist als (activer) Bewußtseinsfactor idealreal zugleich wie alles Geistige, es ist kein Summationsphänomen, sondern ist schon ein Factor des primitiven Bewußtseins (als »Ichgefühl«, concrete Ichheit, Für-sich-sein). Aber es ist keine Wesenheit außerhalb des Bewußtseins, keine starre Substanz, sondern substantiell nur in und mit dem Complex individueller Erlebnisse gegeben, als Ich-Moment. Das »reine« Ich ist ein begriffliches Gebilde, es ist das Ich, losgelöst gedacht von seinem Inhalte und in seinen Ichcharakter, der »Ichheit«, fixiert. Die verschiedenen Arten der Setzung des Ich, des Ich-Erlebens, Ich-Wissens kommen in der Entwicklung des Selbstbewußtseins (s. d.) zum Ausdruck. Die Unterscheidung eines »primären« vom »secundären« (entwickelten, entfalteten, Reflexions-) Ich ist berechtigt. Dem individuellen Ich wird zuweilen ein Gesamt-Ich, ein universales Ich gegenübergestellt. - Die Ichheit ist die Urkategorie, die subjective Quelle der Kategorien (s. d.). Die Geschichte des Ich-Begriffes zeigt, daß das Ich bald als Seele, Substanz, bald als Action, Synthesis, Einheit, bald als Complex, Associationsproduct, bald also als etwas Ursprüngliches, Reales, Wesenhaftes, bald als etwas Abgeleitetes, als Product, als Erscheinung oder Schein aufgefaßt wird.
        Als geistige Wesenheit, als Träger des Denkens besonders erscheint das Ich bei PLATO, ARISTOTELES, PLOTIN, bei denen wir Ansätze zu einer Lehre vom Selbstbewußtsein (s. d.) finden. Die Stoiker beziehen das »Ich« auf das hêgemonikon (s. d.)  houtô de kai to egô legomen kata touto (hêgem.) deiknyontes; (Galen., De plac. Hipp. et Plut. V, 215 k). CICERO betont: »Neque nos corpora sumus«, »ab animo tuo quidquid agitur, id agitur a te« (Tuscul. disput. I, 22, § 52). - Nach AUGUSTINUS ist das Ich die Seele selbst (De trin. X, 10). So auch die Scholastiker.
    DESCARTES betont die Immaterialität des Ich, es ist das Subject des Denkens, die »res cogitans«, die sich aus dem »cogito, ergo sum« ergibt (Medit. II u. III). Das »ego« ist »mens«, denn nur das Denken kann vom Ich nicht abstrahiert werden. »Examinantes enim, quinam simus nos, qui omnia, quae a nobis diversa sunt, supponimus falsa esse, perspicue videmus, nullam extensionem, nec figuram, nec motum localem, nec quid simile, quod corpori tribuendum, ad naturam nostram pertinere, sed cogitationem solam« (Princ. philos. I, 7). GEULINCX erklärt: »Corpus meum pars huius mundi. Ego vero minime pars huius mundi sum, utpote qui sensum omnem fugiam, qui nec videri ipse, nec audiri, nec manu tentari possim. Haec omnia in corpore meo sistunt, nihil horum ad me neque permeat; ego speciem omnem excedo. Ego sola cognitione volitioneque definior« (Eth. annot. p. 204). »Ego non facio id, quod, quomodo fiat, nescio« (l.c. p. 205). SPINOZA identificiert das Ich mit dem Intellecte (»mens«), betrachtet es aber nicht als Einzelsubstanz, sondern als modus (s. d.) der Gott-Natur (vgl. Selbstbewußtsein). LOCKE versteht unter dem Ich ein denkendes, vernünftiges Wesen, das sich als sich selbst und als dasselbe Wesen auffassen kann (Ess. II, ch. 27, § 9 f.). Das Ich besteht in dem stetigen, mit sich identischen Bewußtsein selbst (l.c. § 25), so daß es für dieses gleichgültig ist, ob ihm eine oder mehrere Substanzen zugrundeliegen (l.c. §16 f.).
    LEIBNIZ unterscheidet die reale, physische von der persönlichen, bewußten Identität des Ich (Nouv. Ess. II, ch. 27, § 19). Die Ichheit als Für-sich-sein, Innerlichkeit kommt allen Wesen (Monaden, s. d.) zu. BERKELEY faßt das Ich als rein geistige, active Substanz auf (Princ. XXVII). Nach BONNET ist das Ich eine »modification de l'âme, et cette modification n'est que l'âme elle-même existant dans un certain état« (Ess. C. 38). - Nach CONDILLAC ist das Ich (der fingierten »Statue«) »tout à la fois la conscience de ce qu'elle est et le souvenir de ce qu'elle a été«(Trait. d. sensat. I, ch. 6, § 3). Das Ich eignet nur einem Wesen, »qui remarque que dans le moment présent il n'est plus ce qu'il a été. Tant qu'il ne change point, il existe sans aucun retour sur lui-même: mais aussitôt qu'il change, il juge qu'il est le même qui a été auparavant de telle manière, et il dit moi« (l.c. § 2). Das Ich des Wahrnehmenden ist nur eine »collection« von Empfindungen und Erinnerungsvorstellungen (l.c. 1, ch. 6, § 3). HUME setzt Ich und Seele gleich (Treat. IV, sct. 6) und hebt die Substantialität desselben ganz auf. Das Ich trifft sich niemals ohne Perception an und findet sich stets nur in Perceptionen. Es ist nur ein »bundle or collection« »verschiedener Perceptionen, die einander mit unbegreiflicher Schnelligkeit folgen und beständig in Fluß und Bewegung sind« (l.c. S. 327).
        Die actuale Auffassung des Ich tritt bei KANT wieder auf, aber in einer andern Form, die der Activität und synthetischen Einheit des Ichbewußtseins mehr Rechnung tragt. Die metaphysische Einfachheit und Substantialität des Ich wird bestritten, die Einheit des Subjects aber betont. Das »Ich bin einfach« ist nur »ein unmittelbarer Ausdruck der Apperception«, der Bewußtseinstätigkeit selbst (Krit. d. r Vern. S. 302). Es bedeutet, daß die Vorstellung »Ich« »nicht die mindeste Mannigfaltigkeit in sich fasse und daß sie absolute (obzwar bloß logische) Einheit sei« (l.c. S. 303). »So viel ist gewiß: daß ich mir durch das Ich jederzeit eine absolute, aber logische Einheit des Subjects (Einfachheit) gedenke, aber nicht, daß ich dadurch die wirkliche Einfachheit meines Subjects erkenne« (ib.). Das Ich ist nicht das »Ding an sich« (s. d.), es ist Erscheinung, weil es der Form des inneren Sinnes (s. d.) unterliegt, jedenfalls aber ist es nicht körperlich (l.c. S. 304). Das durch den innern Sinn erfaßte (Vorstellungs-) Ich ist das »empirische« Ich, von dem das »reine«, »transcendentale« Ich der reinen Apperception (s. d.), das »Ich denke«, das alle Vorstellungen als Einheitspunkt begleiten muß können, die Ichheit, die reine Synthesis (s. d.) zu unterscheiden ist (l.c. S. 675). Das reine Ich ist ein Begriff, ein Abstractum, es bezeichnet das Subject der Gedanken, das Correlat der Apperception (WW. IV, 438). »Ich bin mir meiner selbst bewußt, ist ein Gedanke, der schon ein zwiefaches Ich enthält, das Ich als Subject und das Ich als Object.« »Von dem Ich in der erstern Bedeutung (dem Subject der Apperception), dem logischen Ich, als Vorstellung a priori, ist schlechterdings nichts weiter zu erkennen möglich, was es für ein Wesen, und von welcher Naturbeschaffenheit es sei; es ist gleichsam, wie das Substantiale, was übrigbleibt, wenn ich alle Accidenzen, die ihm inhärieren, weggelassen habe, das aber schlechterdings gar nicht weiter erkannt werden kann, weil die Accidenzen gerade das waren, woran ich seine Natur erkennen konnte.« »Das Ich aber in der zweiten Bedeutung (als Subject der Perception), das psychologische Ich, als empirisches Bewußtsein, ist mannigfacher Erkenntnis fähig.« Das empirische Ich ist Erscheinung; das logische Ich zeigt das Subject an, wie es an sich ist, im reinen Bewußtsein, als reine Spontaneität, ist aber keiner Erkenntnis fähig (Üb. d. Fortschr. d. Metaph. S. 109 f.). - REINHOLD versteht unter dem (empirischen) Ich »das vorstellende Subject, inwiefern es Object des Bewußtseins ist« (Vers. e. neuen Theor. II, 336). Nach S. MAIMON ist das Ich die »Einheit des Bewußtseins«, das im Verhältnis zu den wechselnden Vorstellungen Beharrliche (Vers. üb. d. Transc. S. 157). Nach KRUG kann man mir vom empirischen Ich die Existenz aussagen. »Dem reinen Ich hingegen kann das Prädicat des realen Seins nicht beigelegt werden, weil es kein reales Ding, sondern ein bloßer Begriff, ein Gedankending ist. Denn man denkt es nur dadurch, daß man von seinen empirischen Bestimmungen abstrahiert und bloß auf die ursprünglichen reflectiert. Das reine Ich ist also nichts anderes als der Inbegriff des ursprünglichen oder Transcendentalen in mir, was ich als den Grund alles Empirischen in mir denke« (Fundam. S. 143). Später jedoch erklärt er: »Die Urbestimmungen des Ich sind die wesentlichen, allgemeinen und notwendigen Elemente der menschlichen Natur; sie machen unser Wesen aus... und müssen daher bei allen Menschen auf gleiche Weise angetroffen werden. In ihnen muß unsere ursprüngliche Einrichtung oder Anlage... bestehen. Ihr Inbegriff heißt auch das reine oder absolute Ich.« Dieses ist nichts anderes als die reine Menschheit selbst im Individuum, etwas Reales, das sich unter der Hülle des Empirischen offenbart (Handb. d. Philos. I, 53). Als Setzung des reinen, schöpferischen, logischen, des absoluten Ich bestimmt das empirische, das Einzel-Ich J. G. FICHTE, der die Ichheit zum Seinsgrunde macht. Das absolute, unbegrenzte, schlechthinige Ich setzt in einer Reihe intellectueller Acte sich und sich gegenüber das Nicht-Ich. Das Ich ist wesentlich setzende, d.h. fixierende, objectivierende Tätigkeit. »Dasjenige, dessen Sein (Wesen) bloß darin besteht, daß es sich selbst als seiend setzt, ist das Ich, als absolutes Subject. So, wie es sich setzt, ist es; und so, wie es ist, setzt es sich, und das Ich ist demnach für das Ich schlechthin und notwendig. Was für sich selbst nicht ist, ist kein Ich.« »Das Ich ist nur insofern, inwiefern es sich seiner bewußt ist« (Gr. d. g. Wiss. S. 9). Das Ich ist schlechthin durch sein Sein (l.c. 10 f.), es »setzt ursprünglich sein eigenes Sein« (l.c. S. 11). Das »Ich = Ich« ist die ursprünglichste Erkenntnis, die Urquelle alles Denkens (ib.), es bedeutet »erstens die rein logische Identität von Subject und Object im Acte des reinen Selbstbewußtseins, zweitens die reale metaphysische Identität des setzenden absoluten Ich und des gesetzten begrenzten Ich, und drittens die zeitliche Identität des Ich in zwei rasch aufeinander folgenden Zeitpunkten« (E. V. HARTMANN, Gesch. d. Metaphys. II, 71). Ich und Nicht Ich sind beide »Producte ursprünglicher Handlungen des Ich« (Gr. d. g. Wiss. S. 23). »Ich setze im Ich dem teilbaren Ich ein teilbares Nicht-Ich entgegen« (l.c. S. 28). D.h. das absolute Ich setzt in sich Innenwelt und Außenwelt in einem Acte. Das Ich als Intelligenz, als Vernunft ist ein Product der Setzung, eine zu realisierende Idee, ein Strebensziel (l.c. S. 224; WW. I, 463 f., 515 f.; II, 382). Einerseits setzt das Ich das Nicht-Ich als beschränkt durch das Ich, anderseits setzt es sich selbst als beschränkt durch das Nicht-Ich, so sich praktisch und theoretisch verhaltend (Gr. d. g. Wiss. S. 49 f.). Als »den ganzen schlechthin bestimmten Umkreis aller Realitäten umfassend« ist das Ich Substanz (l.c. S. 73), aber nur im Sinne reiner Actualität, als beharrendes Tun (»Tathandlung«), das durch intellectuelle Anschauung sich selbst erfaßt (Syst. d. Sittenl. S. 110 f.). Das Ich ist »das erste Princip aller Bewegung, alles Lebens, aller Tat und Begebenheit«. Das Wirken des Nicht-Ich gegenüber dem empirischen Ich ist selbst schon eine Tat des (absoluten) Ich (l.c. S. 213 u. ff.). Das Ich findet sich (praktisch) wesentlich als wollend (l.c. S. 8).
    SCHELLING bestimmt (in seiner ersten Periode) das absolute Ich als das, »was schlechterdings niemals Object werden kann« (Vom Ich S. 12). Das Ich bringt sich durch absolute Causalität denkend hervor (ib.). Es ist Anfang und Ende aller Philosophie, indem es die Freiheit ist, (l.c. S. 38 ff.). Das bewußte Ich ist nicht das reine, absolute Ich; dieses wird nur in intellectueller Anschauung bestimmt (l.c. S. 44, 49). Das Ich enthält alles Sein, alle Realität (l.c. S. 61), ist unendlich (l.c. S. 74), wie auch seine Attribute (l.c. S. 77). Es ist die einzige Substanz, alles andere ist Accidenz des Ich (l.c. S. 79). Es ist das Ich die »immanente Ursache alles dessen, was ist« (l.c. S. 84). »Der Inbegriff alles Subjectiven... heiße das Ich« (Syst. d. tr. Ideal. S. 1). Der Begriff des Ich ist nur »der Begriff des Selbst-Object-werdens« (l.c. S. 45). Das Ich ist nur und kann nur vorgestellt werden als Act (ib.), ist »nichts außer dem Denken« (l.c. S. 46), »kein Ding, keine Sache, sondern das ins Unendliche fort nicht Objective« (l.c. S. 47 f.), es ist »reiner Act, reines Tun« (l.c. S. 49), ein »Wissen, das zugleich sich selbst (als Object) produciert«, ein »beständiges intellectuelles Anschauen« (l.c. S. 51). Das Ich als solches ist überindividuell, überempirisch (l.c. S. 59), es ist das Subject alles Seins. »Der ewige, in keiner Zeit begriffene Act des Selbstbewußtseins, den wir Ich nennen, ist das, was allen Dingen das Dasein gibt, was also selbst keines andern Seins bedarf, sondern sich selbst tragend und unterstützend, objectiv als das ewige Werden, subjectiv als das unendliche Producieren erscheint« (l.c. S. 61). Das Ich liegt der Intelligenz zugrunde (l.c. S. 147). »Nur an der ursprünglichen Kraft meines Ich bricht sich die Kraft der Außenwelt. Aber umgekehrt auch die ursprüngliche Tätigkeit in mir erst am Objecte zum Denken, zum selbstbewußten Vorstellen« (Naturphilos. S. 305). Das Ich wird bei Schelling später zu einem Entwicklungsproducte des Absoluten. Nach CHR. KRAUSE ist das Ich ein »Teilwesen« der allgemeinen Vernunft.
    HEGEL, bestimmt das Ich als »das Allgemeine, das bei sich ist« (Rechtsphilos. S. 43 f.). »Das Denken als Subject vorgestellt ist Denkendes, und der einfache Ausdruck des existierenden Subjects als Denkenden ist Ich« (Encykl. § 20). »Ich aber abstract als solches ist die reine Beziehung auf sich selbst, in der vom Vorstellen, Empfinden, von jedem Zustand,. wie von jeder Particularität der Natur, des Talents, der Erfahrung u.s.f. abstrahiert ist. Ich ist insofern die Existenz der ganz abstracten Allgemeinheit, das abstract Freie« (ib.). Das Ich (die Seele) ist »der Begriff selbst in seiner freien Existenz« (Ästhet. I, 141), es ist eine ideelle Einheit (ib.). K. ROSENKRANZ erklärt: »Indem das Selbst aus dem Objectiven in sich zurückgeht, findet es sich selbst als mit ihm, dem Subject, identisch.« »Das Ich setzt sich selbst, setzt sich ihm selbst entgegen und setzt sich auch als die Einheit des setzenden und gesetzten Ich« (Syst. d. Wiss. S. 411). »Das Ich kann nicht Ich sein, ohne seiner selbst gewiß, d.h. ohne sich selbst als Subject Object zu sein« (Psychol.3, 63. 288). Das Selbst ist »die sich unaufhörlich erneuernde Tat des Geistes« (l.c. S. 289). NachHEINROTH ist das Ich das Beharrliche an der Seele (Psychol S. 150), es wird als Einheit immer schon vorausgesetzt (l.c. S. 155). Die Ichheit ist »der Focus aller Functionen oder aller Radien des geistigen Menschen« (Psychol. S. 8). Ichheit ist »persönliche Einheit« vermöge des Selbstbewußtseins (l.c. S. 29). Die Ichheit, das Ich ist ein unmittelbar-gewisses, unbestreitbares Grundfactum (l.c. S. 283). »Sentio, ergo sum«, »volo, ergo sum« (l.c. S. 284). Das Ich ist das sich selbst Gleiche in allen seinen Acten, »die allgemeine Gleichung für eine unendliche Reihe von Functionen« (l.c. S. 285). Das Ich ist das Band von Wissen und Sein (l.c. S. 287), die Quelle der Kategorien (s. d.) CARRIERE betont: »Wir sind nur ein Ich, insofern wir uns als solches setzen« (Ästh. I, 42; Weltordn. S. 158). - NachGÜNTHER wird das Ich nicht erlebt, sondern erschlossen. GARNIER bemerkt: »Le moi est l'âme se percevant ou se connaissant« (Trait. I, p. 373). Nach GUTBERLET u. a. ist das psychologische Ich die Seelensubstanz (Kampf um d. Seele S. 105). »Bei dem Wechsel der inneren Zustände bleibt immer ein Element, nämlich der mir zugehörende Umstand, daß es immer meine Zuständlichkeit ist. Dieses constante Element, welches sich mit allen wechselnden Zuständen verbindet, ist das, was wir zunächst als Ich ausscheiden und auffassen« (ib.). Es ist ferner auch »das Subject, welches jene Zustände an sich und in sich erfährt« (ib.).    Nach SCHOPENHAUER ist das Ich »das pro tempore identische Subject des Erkennens und Wollens« (W. a. W. u. V. II. Bd., C. 19). Es ist der »Indifferenzpunkt« von Willen und Intellect, deren Wurzelstock, gemeinschaftlicher Endpunkt, »der zeitliche Anfangs- und Anknüpfungspunkt der gesamten Erscheinung, d.h. der Objectivation des Willens« (l.c. II. Bd., C. 19). Das »theoretische« Ich ist der »Einheitspunkt des Bewußtseins«, es ist eine Erkenntnisfunction des »wollenden« Ich (l.c. C. 20). Kern und Trüger des Ich ist der Wille (s. d.). Nach J. H. FICHTE ist das Ich ein Product des Geistes (Psychol. I, 167 f.). Das Ich ist »weder ein Reales, noch viel weniger Princip eines Realen, sondern lediglich das Product einer psychologischen Abstraction«; es ist »die leere Form. des Selbstbewußtseins, in welcher der Geist seine realen, aber ihm bereits bewußt gewordenen Unterschiede vorstellend zusammenfaßt: Zeichen eines Realen« (Psychol. I, S. XVIII f.). Das Ich ist nichts Substantielles, sondern Prädicat und Merkmal des Geistes (l.c. I, 167). E. V. HARTMANN sieht im Ich keine Substanz, keine Wesenheit, sondern die Erscheinung des unbewußten Subjects (Philos. d. Unbew.3, S. 535). Das Ich ist »die Abstraction des Selbstbewußtseins, die leere Form des Selbstbewußtwerdens unter Absehung von allem concreten Bewußtseinsinhalt, in welcher die Reflexion auf die in allen meinen Bewußtseinsacten identische Form meines Bewußtseins selbst zum Inhalt eines bestimmten Bewußtseinsactes wird« (Kategorienl. S. 501). Es darf nicht hypostasiert werden (l.c. S. 502). Das »reale Subject der psychischen Tätigkeiten« »kann nicht ein Ich, ein schon an und für sich selbstbewußtes, sein, weil das Bewußtwerden selbst erst eine der psychischen Tätigkeiten ist, also ein Posterius des Subjects sein muß, ein zu ihm erst nachträglich Hinzukommendes« (l.c. S. 507). Das Ich ist »eine subjectiv ideale Erscheinung der Seele« (l.c. S. 511). So auch A. DREWS (Das Ich S. 132). Das Ich ist »Subject«, »aber dies bedeutet nicht das reale denkende Subject, sondern nur den subjectiven Pol des Bewußtseins, dem das Object als sein notwendiges Correlat gegenübersteht« (l.c. S. 138). Das Ich ist die Form des Bewußtseins (l.c. S. 144), setzt das Bewußtsein schon voraus (ib.). Jedes Ich ist ein empirisches Ich (l.c. S. 228). Die Ichheit ist der einheitliche Act des Zusammenfassens, der bei allen Wesen identisch ist (ib.). Das Selbigkeitsbewußtsein bezieht sich »nur auf die unbewußten Factoren des Bewußtseinsinhalts« (Arch. f. system. Philos. VIII, S. 207). Die Wirklichkeit des Ich ist bloß eine ideelle (l.c. S. 208). Jeder Versuch, das Reale unmittelbar vom Ich aus zu bestimmen, hebt sich schließlich in seinen Consequenzen selber auf (Das Ich S. 130).
    NIETZSCHE erklärt das »Subject« des Bewußtseins für eine Fiction (WW. XV, 282). Das Ich darf nicht substantialisiert werden (WW. XV, 354). Es ist eine Mehrheit von Kräften, von denen bald diese, bald jene im Vordergrunde steht; der »Subjectpunkt« springt herum (WW. XI 6,157). Das Ich als primäre Ursache, als Täter ist eine Fabel (WW. VIII 2, S. 94 f.). Ich und »organisches Einheitsgefühl« sind zu unterscheiden. Das Ichbewußtsein ist das letzte, was hinzukommt, wenn ein Organismus fertig functioniert (WW. XII 1, 32). Das Selbstbewußtsein ist ein sociales Product (WW. V, S. 293).
        Als Bewußtsein, Bewußtseinsform, Bewußtseinsmoment, psychische Wesenheit wird das Ich verschiedenerseits bestimmt. J. BERGMANN erklärt: »Gewiß ist..., daß wir nichts als daseiend denken können, ohne unser denkendes Ich selbst als daseiend zu denken« (Begr. d. Das. S. 294). »Dies aber, sich selbst zu denken und zwar als daseiend, also als identisch mit sich, ist das Wesen des Ich. Ich bin das, was ich mit dem Worte ›Ich‹ meine, nur, inwiefern ich mich denke« (l.c. S. 296). Das Ich ist »nichts anderes als das wahrnehmende Bewußtsein, inwiefern dasselbe sich selbst zum Inhalte hat und, indem es sich zum Inhalte hat, hervorbringt« (Sein u. Erk. S. 97). »Ich habe nicht, sondern ich bin Bewußtsein« (l.c. S. 155). »Der reine Inhalt meines Bewußtseins ist... mein allgemeines oder reines Ich, der empirische Inhalt mein besonderes oder empirisches Ich und weiter nichts« (ib.). Das Ichbewußtsein steckt schon »in der schwächsten sinnlichen Empfindung, in dem dumpfesten Gefühle« (l.c. S. 156), Nach O. SCHNEIDER ist das Ichbewußtsein nur »daraus erklärlich, daß in dem Wechsel ein unbedingt Gleiches, Beharrliches mit festen Stammbegriffen bleibt, welches das Bewußtsein der Dasselbigkeit (Identität) erzeugt« (Transcendentalpsychol. S. 122). »Es ist immer dasselbe einheitlich geschlossene, als Ganzes tätige Ich, welches Ordnung und Einheit in den Vorstellungen stiftet und sich seine Bewußtseinszustände auf Veranlassung der Erfahrung nach. Maßgabe seiner apriorischen Kraft macht. Die kritische Philosophie erkennt in diesem tätigen Ich ein transcendentales, übersinnliches, bei allen verständigen und vernünftigen Menschen gleiches Bewußtsein« (l.c. S. 447). Ein absolutes, zeitloses Ich als Seinsprincip nimmt u. a. GREEN an (Proleg. to Ethics § 11). Nach G. THIELE gibt es ein »überzeitliches Ich«, dessen Äußerungen die einzelnen Ich-Acte sind (Philos. d. Selbstbew. S. 311). Das Ich ist »Selbstgefühl«, »das reine Sich-selbst-fühlen der Seele«, »Identität von Wissen und realem Sein«, »Sich-selbst-wollen« (l.c. S. 303 ff., 327, 311). K. LASSWITZ erklärt: »Das naturbedingte Ich ist unsere individuelle Existenz in Raum und Zeit... Das Ich als Selbstgefühl aber ist gerade das allgemeine, das allen individuellen Ich, die sich durch ihren Inhalt unterscheiden, in gleicher Weise zukommt. Nur jener besondere empirische Inhalt ist naturgesetzlich bestimmt, das Ich-sein als solches aber ist eine autonome Bestimmung im Bewußtsein, wodurch die Bestimmung von Inhalt, d.h. Einheit von Mannigfaltigem, somit Natur, erst möglich wird« (Wirklichk. S.151). - Nach B. ERDMANN ist das Ich ein bei allem Wechsel des Bewußtseins beharrendes selbständiges Wirkliches (Log. I, 7.5 f.). Indem wir von den Objecten leiden und uns in diesem Leiden selbst erhalten, werden wir uns unserer eigenen Wirklichkeit bewußt (l.c. I, 83). A. WERNICKE betont: »Unser Ich ist die Formaleinheit seiner Vorstellungen«. »Da unser Ich es an sich selbst erfährt, daß ein Etwas trotz der Verschiedenheit seiner Zustände sich stets als dasselbe erscheinen kann, so überträgt es diese Erfahrung unmittelbar auf das Mannigfaltige, welches ihm gegenübertritt, und erfaßt dasselbe nach dem Muster (Analogie) der Identität Ich = Ich, so daß es im Gegebenen schließlich ein Reich von Dingen sieht, welche Formaleinheiten seiner Zustände sind« (Die Grundlag. d. Euklid. Geometr. l887, S. 6). Nach REHMKE ist das Ich »das unmittelbar gegebene concrete Bewußtsein«. »Das in Wechselwirkung Zusammen von Seele und Leib... ist der Anlaß, daß dasselbe Wort ›ich‹... auch für jenes zusammen gebraucht wird« (Lehrb. d. allg. Psychol. S. 126). SCHUPPE erklärt: »Bewußtsein und Ich können promiscue gebraucht werden. In dem ich-seiner-bewußt-sein besteht das Ich.« »Das Ich erweist sich im unmittelbaren Bewußtsein als etwas, was nur Subject sein, nur Eigenschaften haben, Tätigkeiten ausüben kann... Es bedarf nicht nur keines Substrates, sondern kann keines haben« (Log. S. 16). Ich-Subject und Ich-Object weisen gegenseitig aufeinander hin. »So weit ist das Ich absolut einfach, ein absoluter Einheitspunkt« (l.c. S. 19). »Bewußtsein oder Ich« abstract genommen ist nur ein »begriffliches Moment in dem Ganzen des concreten oder individuellen Bewußtseins« (l.c. S. 20). Als »Subject des Bewußtseins« ist das Ich unräumlich (l.c. S. 24), räumlich wird es erst, indem es sich als Object unter Objecten findet (l.c. S. 25). Die Individualität des Ich hängt allein vom Bewußtseinsinhalt ab, welcher das empirische Ich darstellt (l.c. S. 21). »Das einzelne individuelle Ich ist dieses Ich nur dadurch, daß es diesen räumlich und zeitlich bestimmten Inhalt hat« (l.c. S. 07). »Die psychischen Vorgänge coincidieren in dem einen unteilbaren Einheitspunkt des Ich, welches sich in ihnen findet, als handelnd oder leidend, bestimmt oder bestimmend« (l.c. S. 76). »Das Ich findet und hat sich in diesen psychischen Elementen so etwa, wie die einfachste Erscheinung aus den Erscheinungselementen besteht« (l.c. S. 140). Durch seine ihm eigene Einheit ist das Ich ein »Ich-Ding« (ib.). SCHUBERT-SOLDERN bestimmt: »Die continuierliche, zeitlich einheitliche Entwicklung von Vorstellungen, Gefühlen, Begehrungen u.s.w., gebunden an einen Leib mit der Seinsart der Wahrnehmung und den Mittelpunkt der unmittelbar gegebenen Raumwelt bildend, ist das Ich.« »Zu ihm steht alles in Beziehung« (Gr. e. Erk. S. 8). Zu unterscheiden ist zwischen concretem und abstractem Ich (l.c. S. 11). Auf der Continuität der Erneuerung des »Ich denke« beruht die Identität des Ich (l.c. S. 75). »Ich bin mir eines Inhaltes bewußt, heißt; es ist im Zusammenhange meines Ich gegeben« (l.c. S. 76). Das Ich ist »die stetige Verknüpfung der Gegenwart mit der Vergangenheit« (ib.). Das empirische (concrete) Ich ist die Grundlage des abstracten Ich-Zusammenhanges (l.c. S. 77; vgl. S. 82 ff.). RIEHL erblickt im Ich »keine absolut fixe Idee, sondern eine Vorstellung, die sich beständig erneut, die fortwährend aus ähnlichem, aber niemals vollkommen identischem Material erzeugt wird«. Es ist keine Seins-, sondern eine Tätigkeitsform (Philos. Krit. II 1, 66). »Nur der bloße Gedanke, ›Ich‹, der Begriff des Subjectseins, ist immer und überall derselbe Gedanke, die nämliche Form des Bewußtseins überhaupt; das empirische Selbstbewußtsein aber, das concrete Ich, ist so reich und mannigfaltig, so verschieden an Ausdehnung und Gehalt, wie es die individuellen Unterschiede der Begabung und der Erlebnisse mit sich bringen« (Zur Einleit. in d. Philos. S. 167). Nach G. GERBER ist die Ichheit das »Sein des Universums« (Das Ich S. 425). Die Gottheit ist Ichheit (l.c. S. 415). Ohne Ichheit keine Welt (l.c. S. 41). Das Ich hat ein »formendes Wirken«, eine »Bildekraft«, es gestaltet erkennend-handelnd die Welt in den Formen seines Bewußtseins, indem es sich ihr einbildet (l.c. S. 222, 34O).
        Nach HUSSERL ist das Ich nichts, was über^den Erlebnissen schwebt, sondern identisch mit ihrer eigenen Verknüpfungseinheit (Log. Unters. II, 331), eine »einheitliche Inhaltsgesamtheit« (ib.), welche in causaler Gesetzlichkeit liegt (l.c. S. 332). Ein eigenes »reines« Ich, wie es u. a. NATORP annimmt, gibt es nicht. Nach MÜNSTERBERG wird die »Ichfunction« nicht vorgefunden, sondern erlebt, behauptet, gewollt. Sie ist nicht beschreibbar, nicht erklärbar, aber die gewisseste Realität, die nur nicht objectivierbar ist (Grdz. d. Psychol. S. 93). Aus der Summation oder der Wechselwirkung von Vorstellungen, Empfindungen (und Gefühlen) entspringt das Ich nach verschiedenen Philosophen. HERBART findet im Begriff des einfachen, reinen Ich als Subject-Object einen »Widerspruch«, indem das Ich als vorstellend sein Vorstellen u.s.w. »unendliche Reihen« mit sich führt (Psychol. als Wiss. I, § 27; Lehrb. zur Psychol.3, S. 142). Das Ich als einfacher »Träger« einer Vielheit von Zuständen ist ein »Unwesen« (Hauptpunkte d. Metaphys. S. 74). Das Ich setzt sich nur im »Zusammen« mit anderen Wesen (l.c. S. 76). Es ist »ein Mittelpunkt wechselnder Vorstellungen« (Met. II, 403), eine »Complexion« (Lehrb. zur Psychol.3, S. 140). »Bei jedem Menschen erzeugt sich das Ich vielfach in verschiedenen Vorstellungsmassen« (l.c. S. 141). Das Ich liegt in den jeweilig appercipierenden Vorstellungsmassen. Es ist »ein Punkt, der nur insofern vorgestellt wird und werden kann, als unzählige Reihen auf ihn, als ihr gemeinsames Vorausgesetztes, zurückweisen« (Psychol. als Wiss. II, § 132). Im Sinne Herbarts bestimmt G. A. LINDNER das reine Ich als den idealen Vereinigungspunkt aller nicht nach außen projicierten Vorstellungen, durch den eine allgemeine Bezogenheit aller Vorstellungen aufeinander hergestellt wird (Lehrb. d. empir. Psychol.9, S. 14l). »Das von allen einzelnen Bestimmungen des Seelenlebens abhängige und mit ihnen sich beständig verändernde Ich heißt das historische oder empirische Ich des Menschen.« Es ist streng genommen »eine stetige Aufeinanderfolge ineinander übergehender Iche« (l.c. S. 143). BENEKE betrachtet das Ich als Resultat einer Verschmelzung von Vorstellungen (Pragmat. Psychol. II, § 37; Lehrb. d. Psychol.3, § 151). - Nach J. ST. MILL ist das Ich nur die Summe succedierender Erlebnisse, es besteht in der »permanent possibility of feeling« (Examin.). Nach H. SPENCER resultiert das Ich aus der Wechselwirkung gleichzeitiger Vorstellungsgruppen (Psychol. § 219). NachCZOLBE ist das Ich ein Summationsproduct von Vorstellungen (Entsteh. d. Selbstbew. S. 11).DROBISCH bemerkt: »Die Continuität der Reihe der einzelnen zeitlich unterschiedenen empirischen Iche ist das, was in der psychischen Erfahrung dem bleibenden reinen Ich der Speculation entspricht« (Empir. Psychol. S. 146). VOLKMANN betont: »Das Ich ist nichts als ein psychisches Phänomen, d.h. die Vorstellung des Ich ist nicht die Vorstellung eines Wesens - denn dieses ist die Seele - oder einer Zusammensetzung von Wesen, sondern lediglich das Bewußtsein einer Wechselwirkung innerhalb eines unübersehbaren Vorstellungscomplexes« (Lehrb. d. Psychol. II4, 170). Zunächst ist das Ich »der empfindende und begehrende Leib«, dann »das Bewußtsein des vorstellenden und begehrenden Innern«, endlich die »Vorstellung des denkenden und wollenden Subjectes« (l.c. S. 162, 164, 167). - Nach LIPPS »scheiden wir mit zunehmender Erfahrung, was ursprünglich eine ungetrennte Einheit bildet, den Inhalt der Welt und den Inhalt unserer Persönlichkeit, oder kürzer die Welt und das Ich« (Grundt. d. Seelenleb. S. 408). »Wir können die Inhalte unseres freien Vorstellens als die erste Zone um den eigentlichen Kern des Ich, das wollende und vorstellende Ich als das Ich der ersten Zone bezeichnen. Unser Körper bildet dann die zweite Zone. Als dritte Zone können wir dann die Welt der Dinge außer uns bezeichnen« (l.c. S. 443). Nach RIBOT ist das Ich ein Complex coordinierter Bewußtseinselemente, in deren jeweiligem Zusammenhange die Einheit des Ichbewußtseins besteht (Mal. de la Personnal.3, p. 169; Mal. de la Volonté p. 87, 120, 169, 176; Psychol. d. Sentim. II, C. 5). Nach J. DUBOC ist das Ich »das Bewußtseinscentrum des jeweiligen inneren Mischungsverhältnisses des Individuums« (Die Lust S. 2). Nach EBBINGHAUS ist das Ich ein reichhaltiger Complex, die reiche Gesamtheit aller Empfindungen, (Gedanken, Wünsche etc. eines Individuums, ein »System«, keine Substanz (Gr. d. Psychol. I, S. 11, 15 ff.). Nach E. MACH besteht die scheinbare Beständigkeit des Ich »nur in der Continuität, in der langsamen Änderung« (Anal. d. Empfind.4, S. 3). »Das Ich ist nicht scharf abgegrenzt, die Grenze ist ziemlich unbestimmt und willkürlich verschiebbar« (l.c. S. 10). Zwischen Ich und Welt besteht kein absoluter Gegensatz (l.c. S. 11) Das Ich ist nur eine ideelle, denkökonomische Einheit von praktischer Bedeutung (l.c. S. 18). »Nicht das Ich ist das Primäre, sondern die Elemente (Empfindungen). Die Elemente bilden das Ich. Ich empfinde Grün, will sagen, daß das Element ›Grün‹ in einem gewissen Complex von anderen Elementen (Empfindungen, Erinnerungen) vorkommt« (l.c. S. 19). »Aus den Empfindungen baut sich das Subject auf welches dann allerdings wieder auf die Empfindungen reagiert« (l.c. S. 21). Das Ich ist »nur eine praktische Einheit« (l.c. S. 23), »eine stärker zusammenhängende Gruppe von Elementen, welche mit anderen Gruppen dieser Art schwächer zusammenhängt«(ib.). Nach Ostwald besteht die Einheit des Ich nur in der Stetigkeit seiner Änderungen (Vorles. üb. Naturphilos. S. 411). Das Ich besteht in unseren »Erinnerungen und in dem Apparat, sie zu benutzen« (l.c. S. 410). CLIFFORD bemerkt: »Das Gefühl der Persönlichkeit ist... ein gewisses Gefühl des Zusammenhanges zwischen verblaßten Bildern vergangener  Empfindungen; die Persönlichkeit selbst besteht in der Tatsache, daß derartige Verbindungen vorhanden sind, in der dem Flusse der Empfindungen zukommenden Eigentümlichkeit, daß Teile derselben aus Banden bestehen, die schwache Reproductionen vorhergegangener Teile miteinander verbinden. Sie ist somit etwas Relatives, eine Art von Verknüpftheit gewisser Elemente und eine Eigenschaft des so erzeugten Complexes. Dieser Complex ist das Bewußtsein« (Von d. Nat. d. Ding. an sich S. 39). Nach H.CORNELIUS gehören alle Inhalte, die wir unserer Persönlichkeit oder unserem Ich zurechnen, dem »Zusammenhang unseres Bewußtseins« an. Die Identität des Ich ist nicht Schein, weil es immer denselben Zusammenhang bedeutet, der durch ein eigenes Gefühl charakterisiert ist. Durch psychische Processe bilden sich Begriffe »constanter Factoren unserer Persönlichkeit«, dauernder Dispositionen (Einleit. in d. Philos. S. 300; vgl. S. 326). Nach STRINDBERG ist das Ich »eine Mannigfaltigkeit von Reflexen, ein Complex von Trieben (Begierden)« (Vergang. c. Toren I, S. 235). R. WAHLE erklärt: »Unter ›Ich‹ versteht man Fühlen, Urteilen, Willenskraft etc. So oft nun solche Gattungen von Vorkommnissen in verschiedenartigster Weise auftreten, hat
    man ein ›Ich‹«. Dieses Ich ist nichts Substantielles, Selbständiges (Das Ganze d. Philos. S. 72 ff.). PREYER betont, das Ich sei nicht einheitlich, nicht unteilbar, nicht ununterbrochen. »Im Wachsein ist es stets nur da, wo die centro-sensorischen Erregungen gerade am stärksten hervortreten, das heißt, wo die Aufmerksamkeit angespannt ist.« Das Ich ist nicht Summe, sondern Vereinigung (Seele d. Kind. S. 392). Das »Rinden-Ich« ist ein anderes als das »Rückenmark-Ich« (l.c. S. 390). Nach KROELL ist das Ich »nicht eine ureigne Kraft, sondern immer nur, wie das Bewußtsein überhaupt, ein vorübergehender und während des ganzen Lebens sich stets erneuernder Inhalt der ›Bahnen mit bewußten Erscheinungsformen‹«,. Der Mensch wird erst zum Subject durch seine geistige Entwicklung (Die Seele S. 56).
        Auf den Leib bezieht das Ich L. FEUERBACH  Im psychologischen Organismus erblickt das Ich BAIN (Ment. Scienc. p. 402), in gewisser Beziehung auch im Willen (Sens. and Int.3, p. 342). Nach C. GÖRING ist das »Ich« nichts als das »persönliche Fürwort, welches in Rücksicht auf seinen Inhalt durchaus bestimmt wird von der Auffassung des Namens, welcher es vertritt« (Syst. d. krit. Philos. I, 162). Für den natürlichen Menschen ist das Ich der Leib (l.c. S. 169). Das Ich als solches ist eine Abstraction, es besteht in Wirklichkeit nur mit und in Bewußtseinsinhalten (ib.). Nach R. AVENARIUS ist das Ich eins mit dem Individuum. Das »Ich«-Bezeichnete ist mit der »Umgebung« als ursprünglicher »Befund« gegeben, es bildet das »Centralglied« einer »Principialcoordination«, deren »Gegenglied« die Umgebung ist (Der menschl. Weltbegr. S. 82 ff.; Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 18. Bd., S. 405). Wissenschaftlich tritt an die Stelle des Gesamtindividuums das »System C« als dessen Repräsentant (»empiriokritische Substitution«, Weltbegr. S. 87). Als Kraft, lebendige Wirksamkeit, Willenstätigkeit im Zusammenhang eines Bewußtseins tritt das Ich beieiner Reihe von Philosophen auf. PLATNER erklärt: »Das Selbstgefühl von meinem Ich ist nicht ein Haufen von Ideen, sondern das Gefühl einer Kraft, welche Ideen behandelt, selbst nicht wechselt, jedoch sich verändert, d.h. übergehet von einer Art des Seins auf die andere, und ihre eigene Beharrlichkeit von dem Wechsel ihrer Zustände klar unterscheidet« (Philos. Aphor. I, § S66). MAINE DE BIRAN unterscheidet »moi phénomenal« und »moi nouménal«. Das Ich ist Wille. Es ist »une force hyperorganique naturellement en rapport avec une résistance vivante« (Ess. I, sct. II, ch. 1). »Je sais une force agissante« (Oeuvr. III, p. 18). Es gibt eine »apperception interne immédiate ou conscience d'une force, qui est moi« (l.c. III, 5). »Le moi s'apercoit... primitivement, et il s'entend à la foi au titre d'être réellement existant dans un temps par son opposition à tout ce qui est appellé chose ou objet« (l.c. III, 13). Das Ichbewußtsein ist die Quelle der metaphysischen Begriffe. Auch DESTUTT DE TRACY bestimmt das Ich als Wille (E1. d'idéol. IV, p. 72; vgl. IV, 67, 69). Nach J. G. FICHTE findet sich das Ich wesentlich als wollend (Syst. d. Sittenl. S. 8). Nach FORTLAGE besteht das Ich in einem »System von Trieben« (Psychol. II, § 73). Nach LOTZE ist die Ichheit etwas Ursprüngliches. »Jedes Gefühl der Lust oder Unlust, jede Art des Selbstgenusses, enthält für uns den Urgrund der Persönlichkeit, jenes unmittelbare Für-sich-sein...« (Mikrokosm. III2, 567). Denkbar ist das Ich nur in Beziehung auf das Nicht-Ich, aber erlebbar ist es schon vorher außer jeder solchen Beziehung (l.c. S. 568). Nach TEICHMÜLLER ist das Ich Substanz (N. Grundleg. S. 156). Es ist »der gemeinsame Beziehungspunkt für alles im Bewußtsein gegebene reale und ideelle Sein« (l.c. S. 167). Die Ichheit ist in allen qualitativ identisch (ib.), aber die vielen Iche sind numerisch verschieden (ib.). Das Ich ist zeitlos (l.c. S. 170). Es ist Bedingung und Prototyp des Substanzbegriffes (l.c. S. 171 ff.). Nach R. HAMERLING ist das Ich nichts außer und neben seinen Bestimmungen, aber es ist doch real (Atomist. d. Will. I, 220). Die Setzung der eigenen Existenz ist eine absolut gültige (l.c. S. 223). Das Ich ist ein Actives, es ist ein Geschehen, ein Lebensproceß (l.c. S. 232). »Das Ich als Subject ist das allgemeine, unändliche, absolute, das Ich als Object das endliche, individuelle Ich, mit dem besondern Inhalt seiner Vorstellungen und Willensacte« (l.c. S. 233). Es gibt einen »Ichsinn« (l.c. II, S. 154 ff.). HORWICZ erblickt im Ich das allerrealste Wesen, die Ichheit ist der Quell des Dingbegriffes (s. d.) (Psychol. Analys. II, l27, 150). Nach TH. ZIEGLER ist das Ich »nichts neben seinem Fühlen, Vorstellen oder Wollen« (Das Gef.2, S. 70); dem Ichbewußtsein liegt das Gefühl zugrunde (l.c. S. 68). HÖFFDING bestimmt das Ich im engeren Sinne als Träger der Willenshandlungen (Psychol.2, S. 123).
        Nach WUNDT ist das Ich keine Substanz, sondern ein Gefühl des Zusammenhanges der Willensvorgänge, die bei aller Verschiedenheit ihrer Inhalte doch als gleichartig aufgefaßt werden. Daß Ich ist Tätigkeit, Einheit des Wollens, im Bewußtsein wirksam. »Dieses Ich, isoliert gedacht von den Objecten, die seine Tätigkeit hemmen, ist unser Wollen. Es gibt schlechterdings nichts außer dem Menschen noch in ihm, was er voll und ganz sein eigen nennen könnte, ausgenommen seine Willen« (Vorles. üb. d. Mensch.2, S. 250, 270. Log. II2, 2, S. 246 f.; Syst. d. Philos.2, S. 377). Ein leeres, reines Ich gibt es nicht, da das »Ich« nur die Form des Zusammenhanges von Erlebnissen in einem Individuum, zugleich die Gesamtwirkung der früheren Erlebnisse auf die momentanen Zustände bedeutet (Vorles.2, S. 269 ff.; Grdz. d. phys. Psychol. II4, 302 ff.; Log. II2, 2, 246 f.; Syst. d. Philos.2, S. 40; Eth.2, S. 448). Die Identität des Ich mit sich selber ist bedingt durch die Stetigkeit der Willensvorgänge und durch die Einheit und Gleichartigkeit der Apperception (s. d.), ohne daß die Annahme einer absoluten Beharrlichkeit des Ich notwendig ist. In der »reinen Apperception«, »d.h. in der dem übrigen Bewußtseinsinhalte gegenübergestellten inneren Willenstätigkeit«, erkennt das Individuum sein eigenstes Wesen (Eth.2, S. 448). »Das Ich empfindet sich zu jeder Zeit seines Lebens als dasselbe, weil es die Tätigkeit der Apperception als vollkommen stetige, in sich gleichartige und zeitlich zusammenhängende auffaßt« (ib.). »Indem... die Willensvorgänge als in sich zusammenhängende und bei aller Verschiedenheit ihrer Inhalte gleichartige Vorgänge aufgefaßt werden, entsteht ein unmittelbares Gefühl dieses Zusammenhanges, das zunächst an das alles Wollen begleitende Gefühl der Tätigkeit geknüpft ist, kann aber... über die Gesamtheit der Bewußtseinsinhalte sich ausdehnt. Dieses Gefühl des Zusammenhangs aller individuellen psychischen Erlebnisse bezeichnen wir als das ›Ich‹. Es ist ein Gefühl, nicht eine Vorstellung... Es ist jedoch, wie alle Gefühle, an gewisse Empfindungen und Vorstellungen gebunden« (Gr. d. Psychol.5, S. 264j. Durch die Sonderung des Selbstbewußtseins (s. d.) ergeben sich drei Bedeutungen des Begriffes »Subject« (s. d.). Metaphysisch ist das Ich »relativer Individualwille« (Syst. d. Philos.2, S. 413 ff.), »vorstellender Wille« (ib.). KÜLPE betont: »Die Erfahrung, daß man nicht widerstandslos den Einflüssen und Eindrücken von außen her preisgegeben ist, sondern sich wählend und handelnd ihnen gegenüber verhalten kann, also die Tatsache der Apperception oder des Willens, ist eines der wichtigsten Motive für die Sonderung des Ich und Nicht-Ich« (Gr. d. Psychol.S. 465; vgl. Ich u. Außenw.). Nach W. JERUSALEM gilt als Ich erst der Leib, dann das Denken, endlich das Wollen. »So schränkt sich denn das Ich nunmehr mehr auf ein einziges Gebiet psychischer Phänomene ein, nämlich auf die Willensimpulse... Das Ich ist nunmehr der active Träger der Willenshandlungen und kehrt damit zu jenem Punkte zurück, von dem es ursprünglich ausgegangen« (Urteilsfunct. S. 168; Lehrb. d. Psychol.3, S. 196 ff.). Schon MEYNERT unterscheidet ein primitives, »primäres« und ein entwickeltes, »secundäres« Ich (Gehirn u. Gesitt. S. 32 ff.). Diese Unterscheidung u. a. auch bei Jerusalem (Lehrb. d. Psychol.3, S. 196 ff.) und JODL (Lehrb. d. Psychol.). Nach ihm ist das primäre Ich schon die Voraussetzung der Bewußtseinsentwicklung, jedem Bewußtseinszustande notwendig inhärent (Lehrb. d. Psychol. S. 92). Das secundäre Ich hingegen ist das Product psychologischer Entwicklung; es besteht aus Vorstellungen und Gefühlen (l.c. S. 559). L. CHEVALIER erklärt: »Das Ich, das sich seiner Vorstellungen, Gefühle und Begehrungen bewußt ist, ist nicht in Vorstellungen gegeben. Wir sind unser selbst als tätig und leidend unmittelbar bewußt, und daher kennen wir uns als wirkliches Ding« (Entsteh. u. Werd. d. Selbstbew. S. 26). W. JAMES bemerkt: »In its widest possible sense... a man's Self is the sum total of all that he can call his« (Princ. of Psychol. I, p. 291 ff.). Das »spiritual Self« ist »a man's inner or subyective being, his psychical faculties or dispositions« (l.c. p. 296). »Ressemblance among the parts of a continuum of feelings... thus constitutes the real and verifiable ›personal identity‹ which we feel« (l.c. p. 336; vgl. LADD, Philos. of Mind 1895, p. 147 ff.). Vgl. Selbstbewußtsein, Subject, Seele, Doppel- Ich, Identität, Person."
        [Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Geschichte der Philosophie, S. 13496 (vgl. Eisler-Begriffe Bd. 1, S. 446 ff.) https://www.digitale-bibliothek.de/band3.htm ]



    Das ICH bei Max Stirner
    Max Stirner beginnt in Der Einzige und sein Eigentum eindrucksvoll:
      "Ich hab' Mein' Sach' auf Nichts gestellt
      Was soll nicht alles Meine Sache sein! Vor allem die gute Sache, dann die Sache Gottes, die Sache der Menschheit, der Wahrheit, der Freiheit, der Humanität, der Gerechtigkeit; ferner die Sache Meines Volkes, Meines Fürsten, Meines Vaterlandes; endlich gar die Sache des Geistes und tausend andere Sachen. Nur Meine Sache soll niemals Meine Sache sein. »Pfui über den Egoisten, der nur an sich denkt!«"
    ICH bedeutet bei Stirner die ganze Person oder Persönlichkeit. Und das ICH besteht nach Stirner im wesentlichen aus (wenig) Eigenem und (viel) Fremden, wobei das ICH der allermeisten Menschen durch fremde Einflüsse sehr stark dominiert wird und das Eigene weitgehend überlagert wird. Sein Kernanliegen ist, sich auf das Eigene zu besinnen und es zu leben, ohne jede Rücksicht auf fremde Einflüsse. Normen  und Werte  sind nach Stirner nichts als fixe Ideen und  Wahn. In der ICH-Theorie Stirner bleiben grundlegende Probleme ungeklärt, nämlich:  (1) Stirner erkennt den Nutzen des Sozialen (Normen, Werte) für das ICH nicht; (2) Fremdes Verinnerlichtes kann für das ICH nützlich sein; (3) (Ursprünglich) Fremdes kann auch zu Eigenem werden.
        Anmerkung: Wie das urprünglich Fremde zu Eigenem werden kann, darauf könnte die Theorie der funktionellen Autonomie der Motive von Allport (1959, S. 191 ff) eine Antwort geben.
     



    Tiefenpsychologische ICH-Konzepte
    Merkwürdigerweise enthält Nageras Buch der Psychoanalytischen Grundbegriffe keinen Eintrag zum ICH. Das Vokabular der Psychoanalyse von Laplanche & Pontalis (184-202) einen ganzen Aufsatz von 18 Seiten!

    Freud, Sigmund Das ICH ist eine der drei Instanzen neben ES und ÜBERICH. Das ICH ist der Ort der realen Funktionen, der Fähigkeiten, des Könnens, der Kompetenzen, des Selbst- und die Wahrnehmung der Weltbildes wie der Anpassungsfähigkeit an die Gegebenheiten. Das ICH ist zum großen Teil bewusst, nicht so die Abwehmechanismen. Kritisch sei angemerkt, dass Freud ein völlig naives Sprach- und Wissenschaftsverständnis, so dass psychoanalytischen Begriffsschöpfungen bestenfalls heuristischer Wert zukommt.



    Medizinisch-Psychosomatisch-Psychiatrische ICH-Konzepte
    Bleuler, E.; Popper & Eccles; ICH-Konzept Popper, Jaspers;

    ICH als Ganzheit bei Bleuler
    Die Konzeption bleibt im wesentlichen gleich, vergleich man die Ausführungen der 4. Auflage (1928) mit denen der 12. Auflage (1972).
     
    Bleuler1928  (4. Auflage), S. 37f
    "Die meisten unserer psychischen Funktionen haben eine Kontinuität, indem die Erlebnisse durch das Gedächtnis untereinander verbunden werden, und indem sie an einen besonders festen und beständig vorhandenen Komplex von Erinnerungsbildern und Vorstellungen, das Ich, die Persönlichkeit, anknüpfen. 

    Das Ich besteht genau genommen aus den Engrammen aller unserer Erlebnisse plus den aktuellen Psychismen. 
     

    Darunter ist natürlich nicht bloß das passive Erfahren, sondern auch all unser früheres und jetziges Wollen und Streben zu verstehen, so daß das Ich eigentlich unsere ganze Vergangenheit in äußerst abgekürzter Weise zusammenfassen würde. Doch sind nicht alle diese Bestandteile gleichwertig ; die meisten treten in einem gegebenen Augenblick zurück bis zur vollständigen Unwirksamkeit (sind also nicht ekphoriert), andere sind gewöhnlich oder immer da. Die Zusammensetzung des Ich aus den einzelnen Erinnerungsbildern mag verglichen werden derjenigen des „Publikums“ eines bestimmten Lokales, dessen einzelne Besucher beliebig wechseln können; manche sind beständig da, andere oft, und wieder andere sind nur einzelne Male erschienen. Daß ich Quadratwurzeln ausziehen gelernt habe, wird bei meiner jetzigen Tätigkeit meist vollständig latent sein. Gewisse Vorstellungen aber: wer man ist, was man gewesen und jetzt ist, was man im Leben anstrebt, müssen beständig mehr oder weniger klar da sein; sie gehören zur Direktive unseres täglichen Handelns.

    Daß der Student zur rechten Zeit ins Kolleg geht, wird nicht bloß bestimmt durch die Vorstellung der Stunde und des Stundenplanes, sondern unter anderem auch durch die des Studierenwollens und des Punktes, auf den das Studium gerade gekommen.

        So ist die Persönlichkeit nichts Unwandelbares. In ihren Vorstellungsbestandteilen verändert sie sich beständig nach momentanen Zielen, [>38] aber auch nach den Erfahrungen. ..."

    Bleuler1972  (12. A. hrsg. v. Manfred Bleuler), S. 75: "Die meisten unserer psychischen Punktionen haben eine Kontinuität, indem rdie Erlebnisse durch das Gedächtnis untereinander verbunden werden, und indem sie an einen besonders festen und beständig vorhandenen Bündel von Erinnerungsbildern und Vorstellungen, das Ich, die Persönlichkeit, anknüpfen. 

    Das Ich besteht, genau genommen, aus den gestalteten Erinnerungen an alle unsere Erlebnisse und den aktuellen psychischen Vorgängen. 

    Darunter ist natürlich nicht bloß das passive Erfahren, sondern auch all unser früheres und jetziges Wollen und Streben zu verstehen, so daß das Ich eigentlich unsere ganze Vergangenheit in äußerst  abgekürzter Weise zusammenfassen würde. Doch sind nicht alle diese Bestandteile gleichwertig; die meisten treten in einem gegebenen Augenblick zurück bis zur vollständigen Unwirksamkeit (sind also nicht ekphoriert), andere sind gewöhnlich oder immer da. Die Zusammensetzung des Ichs aus den einzelnen Erinnerungsbildern mag verglichen werden derjenigen des „Publikums“ eines bestimmten Lokales, dessen einzelne Besucher beliebig wechseln können; manche sind beständig da, andere oft, und wieder andere sind nur einzelne Male erschienen. Daß ich Quadratwurzeln ausziehen gelernt habe, wird bei meiner jetzigen Tätigkeit meist vollständig latent sein. Gewisse Vorstellungen aber: Wer man ist, was man gewesen und jetzt ist, was man im Leben anstrebt, müssen beständig mehr oder weniger klar da sein; sie gehören zur Direktive unseres täglichen Handelns. 
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    So ist die Persönlichkeit nichts Unwandelbares. In ihren Vorstellungsbestandteilen verändert sie sich beständig nach momentanen Zielen, aber auch nach den Erfahrungen. ..."



    Popper und Eccles in Das Ich und sein Gehirn - "Wir sind beide Dualisten" (Vowort S. 15)
    "Ich" im Sachregister. Teil I ist von Popper (22-277), Teil II ist von Eccles (281-502), Teil III ist von beiden, nämlich die Dialoge zwischen ihnen (505-667):
      Ich, 21, 155, 156, 434, 664. Siehe auch Person, Persönlichkeit, Selbst, Welt 3.
      - Bedürfnisse des, 589
      - das bewußte, 34, 567
      - Bewußtsein, 36, 143, 527, 531, 579
      -    - Entstehung des, 37
      - biologischer Ansatz des, 143
      - als Bündel von Erlebnissen, 166
      - begrenzte Diskussion des, bei Popper, 135
      - Einheit des, 156, 164, 165, 185, 583, 599
      - Einzigartigkeit des, 633
      - Evolution eines, 149
      - Existenz des, 136-138
      - und das Gehirn, 585, Abb. E7-2
      - als Gesamtsumme seiner Erfahrungen, 137, 157, 577
      - als aktiv Handelnder, 635
      - Hirn-Problem, 660f.
      - und Identität des Körpers, 135
      - Kontinuität des, 167-170
      - lernen, ein Ich zu sein, 144—147
      - Nicht-Existenz eines, bei Hume, 136, 137
      - prähistorische Entdeckung des, 194-201
      - als Programmierer des Gehirns, 156
      - das reine, 579
      - und Raum, 166,169
      - Struktur des, 618
      - als Substanz, 138
      - Theorien über das, 145, 146, 194, 219, 583
      - das unbewußte, 167, 168
      - Ursprung des, 657ff., 660 f.
      - Verankerung in Welt 3, 550, 553
      - und Welt 3, 134, 144, 145, 146, 183-187, 553
      - Wechselwirkung mit dem, 76
      - und Zeit, 166, 169
      Ichheit, 536


    Das ICH bei Popper
    Popper ist ursprünglich gelernter Pädagoge, er hat bei Karlt Bühler mit Die Methodenfrage der Denkpsychologie promoviert. Er hat echte Lebens- und Berufserfahrung, weiß also wovon er spricht und ist von daher ein außergewöhnlicher Philosoph und Wissenschaftstheoretiker. Er versteht daher wirklich etwas vom "Ich":

        "Bevor ich mit meinen Bemerkungen über das Ich beginne, möchte ich klar und unzweideutig feststellen, daß ich davon überzeugt bin, daß es ein Ich gibt.
        Diese Feststellung mag in einer Welt überflüssig erscheinen, in der die Überbevölkerung eines der größten sozialen und moralischen Probleme darstellt. Offensichtlich gibt es Menschen; und jeder von ihnen ist ein individuelles Ich, mit Gefühlen, Hoffnungen und Ängsten, Sorgen und Freuden, Furcht und Träumen, die wir nur erraten können, da sie ja nur dem einzelnen selbst bekannt sind.
        Das alles ist fast zu offenkundig, um es zu erwähnen. Doch es muß gesagt werden. Denn einige große Philosophen haben es bestritten. David Hume war einer der ersten, der an der Existenz seines eigenen Ich zu zweifeln begann; und er hatte viele Nachfolger." (S. 136)
    ...
        "31. Lernen ein Ich zu sein
    In diesem Abschnitt lautet meine These, daß wir - das heißt unsere Persönlichkeit, unser Ich - in allen drei Welten verankert sind, vor allem aber in der Welt 3.
        Es erscheint mir von erheblicher Bedeutung, daß wir nicht als Ich geboren werden, sondern daß wir lernen müssen, daß wir ein Ich haben; ja, wir müssen erst lernen, ein Ich zu sein. Bei diesem Lernprozeß lernen wir etwas über Welt 1, Welt 2 und vor allem über Welt 3." (S. 144)
    ...
        "Wie erlangen wir ein Wissen von uns selbst? Nicht durch Selbstbeobachtung, meine ich, sondern dadurch, daß man ein Ich wird, und daß man Theorien über sich selbst entwickelt. Lange bevor wir Bewußtsein und Kenntnis von uns selbst gewinnen, sind wir uns normalerweise anderer Personen, meist unserer Eltern, bewußt geworden. Es scheint so etwas wie ein angeborenes Interesse am menschlichen Gesicht zu geben. Experimente von R. L. Fanz  haben gezeigt, daß sogar sehr junge Säuglinge die schematische Darstellung eines Gesichts längere Zeit festhalten als eine ähnliche, doch »bedeutungslose« Darstellung. Diese und andere Ergebnisse legen die Vermutung nahe, daß sehr junge Kinder ein Interesse an anderen Personen und eine Art von Verstehen anderer entwickeln. Ich nehme an, daß sich ein Bewußtsein des Ich durch das Medium anderer Personen zu entwickeln anfängt: Genau so, wie wir uns selbst im Spiegel sehen lernen, so wird sich das Kind dadurch seiner selbst bewußt, daß es sein Spiegelbild im Spiegel des Bewußtseins, das andere von ihm haben, spürt. (Ich bin sehr kritisch gegenüber der Psychoanalyse, doch es scheint mir, daß Freuds Betonung des prägenden Einflusses sozialer Erlebnisse in der frühen Kindheit richtig war.) Ich möchte zum Beispiel behaupten, daß es ein Teil dieses Lernprozesses ist, wenn das Kind lebhaft versucht, »die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken«. Es scheint, daß Kinder und vielleicht Primitive ein »animistisches« oder »hylozoistisches« Stadium durchleben, in dem sie dazu neigen, einen physikalischen Körper für beseelt zu halten, für eine Person  - bis diese Theorie durch die Passivität des Dings widerlegt wird." FN 5 (S. 145)
    ...
         "Um ein Ich zu sein, muß man viel lemen; insbesondere das Zeitgefühl, daß man sich in die Vergangenheit (wenigstens in das »Gestern«) und in die Zukunft (wenigstens in das »Morgen«) erstreckt. Doch das setzt Theorie voraus, zumindest in der rudimentären Form der Erwartung: FN4 Es gibt kein Ich ohne theoretische Orientierung, sowohl in einem primitiven Raum, als auch in einer primitiven Zeit. Das Ich ist also teilweise das Ergebnis der aktiven Erkundung der Umwelt und des Erfassens eines üblichen Zeitablaufs, der auf dem Tag- und Nacht-Zyklus beruht. (Das ist zweifellos bei Eskimokindern anders.)"
        Hierzu eine entwicklungspsychologisch wichtige Fußnote, FN5 (fett-kursiv RS): "Der Säugling lächelt, zweifellos unbewußt. Doch das isLeine Art (psychischer?) Tätigkeit: Sie ist quasi-teleologisch und läßt erkennen, daß der Säugling die psychologische a priorische Erwartung hegt, von Personen umgeben zu sein; Personen, die die Macht besitzen, freundlich oder feindlich zu sein - Freunde oder Fremde. Das, meine ich, geht dem Selbstbewußtsein voraus. Ich würde das Folgende als ein mutmaßliches Entwicklungsschema vorschlagen: erstens die Kategorie der Personen; dann die Unterscheidung zwischen Personen und Dingen; dann die Entdeckung des eigenen Körpers, das Lemen, daß es der eigene ist; und dann erst das Gewahrwerden der Tatsache, ein Ich zu sein." (S. 146)

    Das ICH bei Eccles
    Wie man dem Sachregister entnehmen kann, kommt das ICH bei Eccles im Teil II (281-502) nur einmal vor, nämlich S. 434, wonach bei Popper das Selbst oder Ich zur Welt 2 gehört, also ohne eigene Aussage. S. 347 erwähnt er erstmals die Wortschöpfung "selbstbewusster Geist", die nicht erklärt, aber wie eine Art Homunculus-Entität gebraucht wird. Wissenschaft sollte anders gehen. Erstaunlich, dass Popper dies durchgehen lässt.

    Das ICH in der Diskussion zwischen Ppper und Eccles (Teil III: Dialoge)
    527, 531, 536, 550, 553, 567, 577, 579, 583, 585, 599, 618, 633, 635, 657f, 660f, 664

    527 Popper: ""
    531 Popper: ""
    536 "Ichheit" nicht gefunden.
    550 Popper: ""
    553 Popper: ""
    567 Popper: ""
    577 Popper: ""
    579 Popper: ""
    583 Popper: ""
    585 Popper: ""
    599 Popper: spricht aber von der "Einheit des Selbstbewusstseins", nicht des Ich.
    618,
    633,
    635,
    657f  Eccles: "Ursprung des Ich"
    660f,
    664
     



    Jaspers - Das ICH bei Jaspers
    Quelle: Jaspers, Karl (1948) Psychopathologie. 5. A. Berlin: Springer. [Erste Auflage 1913]. In § 7, S. 101-109,  behandelt Jaspers das Ichbewuusstsein in folgender Gliederung:
      Psychologische Vorbemerkungen 101. — a) Aktivität des Ich 101.— b) Einheit des Ich 104. — c) Identität des Ich 105. — d) Ichbewußtsein im Gegensatz zum Außen 105. — e) Persönliohkeitsbewußtsein 106, — f) Abgespaltene Personifikationen 107.
    Hieraus einige prägnante Ausführungen, S. 101:
     
      "§ 7. Ichbewußtsein.
      Psychologische Vorbemerkungen. Wir stellten dem Gegenstandsbewußtsein das Ichbewußtsein gegenüber. Wie wir in jenem mannigfache Weisen, in der uns Gegenständ gegeben sind, unterscheiden mußten, so haben wir es auch beim Ichbewußtsein, der Weise das Ich sich seiner selbst bewußt ist, nicht mit einem einfachen Phänomen zu tun. Das Bewußtsein hat vier formale Merkmale: 1. das Tätigkeitsgefühl, ein Aktivitätsbewußtsein, 2. das Bewußtsein der Einfachheit: ich bin einer im gleichen Augenblick, 3. das Bewußtsein der Identität: ich bin derselbe wie von jeher, 4. das Ichbewußtsein im Gegensatz zum Außen und zum Andern. — Innerhalb dieser formalen Merkmale hat das Ichbewußtsein eine Reihe von Entwicklungsstufen vom einfachsten, armen Dasein bis zur reichsten, im Erleben seiner selbst bewußt gewordenen Fülle. In dieser inhaltlichen Erscheinung und Entwicklung wird sich das Ich seiner als Persönlichkeit bewußt. — Indem wir einzelne jener formalen Kriterien wegfallen lassen, erhalten wir typische Abnormitäten des Ichbewußtseins. Zuletzt werfen wir einen Blick auf das abnorme Persönlichkeitsbewnßtsein.
          a) Aktivität des Ich. , Das Ichbewußtsein, ist bei allen psychischen Vorgängen vorhanden. Das „ich denke“ begleitet alle Wahrnehmungen, Vorstellungen, Gedanken. Gefühle sind passive, Triebe vorandrängende Ichzustände. Insbesondere ist bei allem seelischen Leben eine ursprüngliche, unvergleichbare Aktivität erlebt. Daß das Psychische, sei es Wahrnehmung, Körperempfindung, Erinnerung, Vorstellung, Gedanke, Gefühl, diesen besonderen Ton des "mein“, des ,,ich“, des „persönlichen“, des eigenen Tuns bekommt, nennt man Personalisation. Wenn diese psychichen Elemente auftreten mit dem Bewußtsein, nicht die meinigen, mir fremd, automatisch, aus sich selbst, von anderswoher vollzogen zu sein, so nennt man diese Phänomene Depersonalisationserscheinungen.
          1. Veränderung des Daseinsbewußtseins. Zu einer Gruppe von Phänomenen mangelnden Bewußtseins des eigenen Tuns gehören die Entfremdnng der Wabrnehmüngswelt, das Aufhören der normalen Empfindung des eigenen Körpers, die subjektive Unfähigkeit zum Vorstellen ..." [>102]
      ...
          c) Identität des Ich. Ein drittes Merkmal des Ichbewußtseins ist das Bewußtsein, in der Zeitfolge identisch derselbe zu sein. Es ist hinzuweisen auf Äußerungen von Kranken der schizophrenen Gruppe, die von ihrem früheren Leben — vor der Psychose — behaupten, das seien sie gar nicht sie selbst, das sei ein anderer gewesen. Ein Kranker formuliert:
          „Indem ich meine Geschichte erzähle, bin ich mir bewußt, daß es nur ein Teil meines jetzigen Ichs war, der dies alles erlebte. Bis zu dem 23.12.1901 kann ich mich nicht mit dem Ich von heute bezeichnen. Dies damalige Ich kommt mir jetzt vor wie ein kleiner Zwerg, der in mir sitzt. Es ist für mein Gefühl unangenehm und für mein Existenzgefühl peinlich, die Erlebnisse bis dahin in der ersten Person zn schildern. Ich kann es tun unter der Anwendung von Gegenvorstellungen und indem ich mir bewußt bin, daß der „Zwerg“ bis zu dem obigen Tag regierte, dann aber seine Rolle ausgespielt hatte“ (Schwab)."
      ...  ...



    Soziologische ICH-Konzepte
    Weber, Max; Charles Cooley (Spiegel-Ich); George Herbert Mead; Erving Goffman



    Neurowissenschaftliche ICH-Konzepte
    Hierzu gibt es eine eigene Seite, auf der die Sachregister neurowissenschaftlicher Literatur nach 12 ICH-relevanten Begriffen untersucht wurde (grau noch nicht ausgewertet):
      Black, Breidbach, Churchland, Damasio2000, Damasio2003, Ewert, Geyer, Hanser, Köchy, Könnecker, Krüger, LeDoux2001, LeDoux2003, Libet, Linden, Peschl, PopperEccles (auch auf dieser Seite hier), Rager, Reich, Reichert, Reichertz, Roth, Schachl, Schindewolf, Schmidt, Searle, Sentker, Singer2002, Singer2003, Stube.

    Exkurs Inhalts-Übersicht aus Selbstbild
    • Glossar wichtiger verwandter oder dazugehöriger Begriffe (Kurzkennzeichnungen):
      • Abwehrmechanismen * Ambivalenz * Blinder Fleck * Charakter * Entwicklungspsychologie des Identitäts- und Selbstkonzeptes *  Egomanisch * Egozentrik * ES * Fremdbild * Fremdwunschbild *  Glauben im psychologischen Sinne * Ich * Ich-Auflösung  * Ichmensch *  Ideal-Ich * Ich-Identität * Ich-Verlust * Identität * Identitäts-Verlust * Innerer Schweinehund * Johari-Fenster * Kognitive Dissonanz * Maniform, hypo- manisch *  Norm-Ich * Persönlichkeit, Persönlichkeitstheorie * Persönlichkeitsstörungen * Perspektive * Projektion * Real-Ich * Rolle * Selbst * Selbstachtsamkeit * Selbstaktualisierung * Selbstakzeptanz * Selbstaufmerksamkeit * Selbstbehauptung * Selbstbeherrschung * Selbstbeurteilung *  Selbstbewertung * Selbstbewußtsein * Selbstbezogenheit *  Selbstbild * Selbstbild, projiziertes * Selbstdurchsetzung * Selbstentfremdung * Selbstentwicklung * Selbstexploration * Selbstfremdwunschbild * Selbstkongruenz * Selbstkontrolle * Selbstkonzept * Selbstkritik * Selbstorganisation * Selbstreflexion * Selbstreflexivität * Selbstsicherheit * Selbstüberzeugung * Selbstvergessenheit * Selbstvertrauen * Selbstverwirklichung * Selbstvorwürfe * Selbstwahrnehmung * Selbstwerdung (Fritz Riemann) * Selbstwert, Selbstwertgefühl * Selbstwunschbild * Selbstzentrierung * Selbstzufriedenheit * Selbst-Zweifel * Super-Ich * Über-Ich * Vital-Ich * Wahrnehmungsebenen *
    • Einführung und Begriffsverständnis von Selbstbild.
    • Dimensionen (Aspekte, Kriterien) des Selbstbildes.
      • Dimension Identität.
      • Dimension Körper und äußere Erscheinung.
      • Dimension Herkunft, Familie und Sozialisation.
      • Dimension Anlage und Begabungen.
      • Dimension Fähigkeiten und Fertigkeiten.
      • Dimension Bildung, Ausbildung, Arbeit und Beruf.
      • Dimension Vitalität und Vitalbedürfnisse.
      • Dimension Wünsche, Interessen, Ziele, Träume.
      • Dimension Charakter und Werte.
      • Dimension Lebens- und Wohnformen.
      • Dimension Erfahrungen.
      • Dimension Haben, Geld und Besitz.
      • Dimension Sozialbeziehungen.
      • Dimension Entspannung, Erholung, Freizeit, Spiel, Sport, Muse, Muße, Vergnügen.



    Exkurs: Kann man sein ICH, seine Identität verlieren ?
    Ja, und die Folgen sind meistens sehr dramatisch, wie z.B. der Film "Hilfe, wer bin ich?" (Phönix 21.7.11, 23.50-) anhand dreier Fälle eindrucksvoll dokumentierte: "Dieser Film von Liz Wieskerstrauch begleitet Menschen ohne Erinnerung an die Vergangenheit, ohne Bezug zu denen, die einmal von größter Bedeutung waren, Menschen mit gebrochener Identität, aber voller Hoffnung."
        "Nach Unfällen oder durch Krankheit erleiden manche Menschen einen Gedächtnisverlust, der manchmal das ganze Leben betrifft. Wie ist das, wenn man den Menschen, den man im Spiegel sieht, nicht mehr kennt – ebenso wenig wie alle anderen Menschen in seinem Umfeld?" Es werden drei Fälle vorgestellt, die ihr Gedächtnis und Identität nach Erkrankung verloren: (1) "Sabine B. lebt heute in Hamburg, der Stadt ihres zweiten Lebens. Es gab ein erstes Leben in Würzburg, mit Mann und Tochter und einem Beruf. Dann hatte sie eine Gehirnhautentzündung und erlitt einen totalen Gedächtnisverlust. Sie kannte ihren Mann nicht, ihre Tochter nicht, sich selbst nicht und konnte auch mit all den Fotos und Tagebüchern von früher nichts anfangen." (2) "Der Student Michael W. hat durch einen epileptischen Anfall vor einem Jahr komplett das Gedächtnis verloren." (3) "Martina K. hatte kurz nach der Geburt ihres Wunschkindes eine schwere, lebensgefährliche Gehirnblutung. Die Folge: Sie kann sich an die Geburt und die Zeit der Schwangerschaft nicht mehr erinnern, das Kind, das man ihr in die Arme legte, war ihr fremd."



    Exkurs: ICH als Ergebnis einer Selbstorganisation neuronaler Funktionseinheiten ohne Zentrale > Lit.
    Es gibt Systeme, die erwecken von außen betrachtet den Eindruck, als ob sie von einer Lenkungs-Zentrale organisiert würden, obwohl es nicht so ist. Solche Systeme kann man selbstorganisierende Systeme nennen. Einige Hirnforscher (Neuroscience) vertreten die Hypothese, dass es gar kein ICH im Sinne einer Zentrale gibt, wobei sich führende Vertreter gelegentlich selber widersprechen, wie z.B. Singer in der Scobel-Sendung "Wahn-Sinn - über Schizophrenie" am 27.10.11; fett-kursiv RS):
        Singer: "Wahrscheinlich entwickelt sich in der, aber das ist jetzt sehr hypothetisch, in der späten Hirnentwicklungsphase, die Module in sich zu relativ autonomen Strukturen, weil die instrumentellen Fertigkeiten überall optimiert werden, und dann muss ein neues Organisationsprinzip installiert werden, dass die nun schon ziemlich selbständigen autonomen Strukturen wieder auf einen gemeinsamen Nenner einschwören kann, das braucht eine neue Architektur."
        Dieses neue Organisationsprinzp, das autonomen Strukturen auf einen gemeinsamen Nenner einschwören kann, erfüllt nun genau das, was man gemeinhin mit ICH oder SELBST meint. Aber so etwas dürfte es nach Singer, wie er kurze Zeit vorher ausführt, ja gar nicht geben:
        "Ein großes Problem bei der Organisation des Gehirns, das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum diese Erkrankung möglich ist, diese sehr geheimnisvolle, ist ja, dass es im Gehirn keinen zentralen Organisator gibt, keinen Dirigenten, keinen Orchesterchef, sondern dass es sich um ein sehr verteilt organisiertes System handelt, in dem sehr viele verschiedene Areale sich mit unterschiedlichen Teilaspekten, die aber, um kohärentes Verhalten zu erzeugen, und natürlich auch, um dem Besitzer dieses Gehirns, die Empfindung zu vermitteln, ein intentionaler Agent zu sein, also jemand, der selbst bestimmt und über seine Zukunft entscheiden kann, muss dieses System präzise organisiert werden, so dass es kohärent als Ganzes arbeiten kann." [Im Media Player ungefähr bei 45 min].
        Querverweis: Lenken, Ordnung, Selbstorganisation und Selbstlenkung.





    Literatur (Kleine Auswahl)  > Literatur Selbstorganisation und Schwärme.
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    • Zeitschrift "Du" - Das Kulturmagazin (2009). Wer willst du sein? - Identität zerlegen. Du 794, März 2009. ISBN: 978-3-905852-13-4

    •  
    Literatur Selbstorganisation und Schwärme.  (Kleine Auswahl > Lenken, freier Wille)
    Video: scobel Schwaerme 11.09.01 21-00 3sat * X.enius: Wie funktioniert ein Schwarm? 23.4.2009 * youtube *
     
    • Dambeck, Holger  (2011). Schwarm-Mathematik. Das merkwürdige Formationstauchen der Brillenenten. Spiegel Online, 27.7.2011.
    • Eigen, Manfred & Winkler, Ruthild (1975 ff). Das Spiel. Naturgesetze steuern den Zufall. München: Piper.
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    • Honermann, Hermann (2002). Selbstorganisation in psychotherapeutischen Veränderungsprozessen. Eine kombinierte Prozess-Outcome-Studie im Kontext stationärer Psychotherapie. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde in der Fakultät für Pädagogik, Philosophie und Psychologie der Otto-Friedrich Universität Bamberg
    • Jetschke, Gottfried (2009). Mathematik der Selbstorganisation. Qualitative Theorie nichtlinearer dynamischer Systeme und gleichgewichtsferner Strukturen in Physik, Chemie und Biologie. Frankfurt am Main: Deutsch.
    • Kratky, Karl W. (1990). Grundprinzipien der Selbstorganisation. Darmstadt: Wiss. Buchges.
    • Kriz, Jürgen (1997). Systemtheorie. Eine Einführung für Psychotherapeuten, Psychologen und Mediziner. Wien: Facultas.
    • Paslack, Rainer (1991). Urgeschichte der Selbstorganisation. Zusatz zum Titel: zur Archäologie eines wissenschaftlichen Paradigmas. Braunschweig:  Vieweg.
    • Schiepek, G. & Strunk, G. (1994). Dynamische Systeme - Grundlagen und Analysemethoden für Psychologen und Psychiater. Mit einem Vorw. von Uwe an der Heiden. - Heidelberg: Asanger.




    Glossar, Endnoten, Anmerkungen
    FN01 Das Buch ist sehr weitschweifig, wenig operational und substanziell, obwohl es sich ausdrücklich auf Piaget beruft.
    ___
    FN02 Man findet den Begriff z.B. nicht als Stichwort bei Grunwald, Wolfgang (1979, Hrsg.). Kritische Stichwörter zur Gesprächspsychotherapie. München: Fink. Indirekt findet er sich aber im Stichwort "Persönlichkeitstheorie" unter "3.13 Verwirklichungstendenz". Der Ausdruck wird auch nicht im Register von Tausch, R. (1973, 5.A.). Gesprächspsychotherapie. Göttingen: Hogrefe aufgeführt. Und so auch nicht bei Rogers, C. R. (dt. 1972, engl. 1942). Die nicht-direktive Beratung. München: Kindler. Und nicht in: GwG (1975, Hrsg.). Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie. München: Kindler. Man muß schon in ein DDR-Buch schauen, um eine ordentliche Sachregistererfassung zu finden, so in: Helm, J. (1978). Gesprächspsychotherapie. Forschung - Praxis - Ausbildung. Berlin: VEB der Wissenschaften. Es heißt dort (S. 34): "Allen Änderungsprozessen bzw. Lernvorgängen liegt nach Rogers eine sog. Selbstaktualisierungstendenz des Organismus als allgemeiner Motivationsfaktor zur Realisierung der eigenen Potenzen zugrunde, dessen Wirksamkeit durch die psychotherapeutischen Bedingungen erheblich gefördert werden soll." Dies hört sich sehr tautologisch an, indem der Mensch offenbar danach strebt, wonach er strebt. Rogers hat hier wohl wunschgeleitetet seine eigene "humanistische" Ideologie und Metaphysik mit der Wissenschaft verwechselt, eine weit verbreitete Unsitte in der Psychotherapietheorie und ganz extrem von Freud und den PsychoanalytikerInnen betrieben. Es ist erstaunlich, mit welcher Naivität und wissenschaftlicher Basis- Inkompetenz die Begründer von Psychotherapie-Schulen ihre Quasi-Theologien in die Welt setzen.
    ___
    FN03  Egoisten sind wir alle, entweder kluge oder dumme. Mit "Ichmensch" ist gewöhnlich der dumme Egoist gemeint, der sich über die Interessen anderer einfach hinwegsetzt, ohne zu bemerken, daß die Umgebung dann seine Interessen zunehmend weniger berücksichtigt. Ein kluger Egoist ist daher sozial: er berücksichtigt die Interessen anderer, weil er auch möchte, daß die anderen seine Interessen berücksichtigen.
    ___
    Abstract Eckert, Martina & Wicklund, Robert A. (1987). Selbstkenntnis als Personenwahrnehmungsphänomen - Eine vernachlässigte Annäherung an ein bevorzugtes Konzept. Archiv für die Psychologie, 139, 159-179.
    __
    Barnum-Effekt
      Neigung der Menschen, vage und allgemeine Beschreibungen über sich selbst, für wahr zu halten. [W]
    __
    FN04. Die Arbeit wurde wissenschaftssprachanalytisch untersucht von Gabriele Graefen (1997). Der Wissenschaftliche Artikel–Textart  und Textorganisation. Arbeiten zur Sprachanalyse Herausgegeben von Konrad Ehlich Band 27. Frankfurt: Lang.
      "Die Autoren sind Martina Eckert und Robert A. Wicklund. Der Titel lautet: "Selbstkenntnis als Personenwahrnehmungsphänomen – Eine vernachlässigte Annäherung an ein bevorzugtes Konzept". Der Artikel erschien 1987 in der Zeitschrift "Archiv für Psychologie" (Jahrgang 139). Er gehört zu den langen Texten des Korpus (21 Seiten, 286 Sätze, 44.695 Zeichen).
      b) Thema ist das psychologische Konzept der "Selbstkenntnis" bzw. des "Selbstkenners". Die Autoren demonstrieren, daß verschiedene theoretische Schulen gegensätzliche Aussagen darüber gemacht haben. Die Autoren äußern Vorbehalte besonders gegenüber den "klinischen Modellen". Die im Artikel dargestellten Experimente dienen der Kontrolle der fragwürdigen theoretischen Aussagen. Anlage, Durchführung und Ergebnisse der Experimente werden einzeln beschrieben und diskutiert. Das erste Experiment geht der Frage nach, ob sich die Kontrollierbarkeit einer Zielperson für den Beobachter positiv auf dessen Zuschreibung von Selbstkenntnis auswirkt. Das wird bestätigt. Das zweite und dritte Experiment dienen der Klärung der entgegengesetzten Frage, ob "das offene autonome Verhalten einer Zielperson zu höheren Selbstkenntniszuschreibungen führt". Diese Frage wird fast vollständig verneint.
      Am Ende kommen die Autoren auf die allgemeine Fragestellung zurück. Sie belegen deren praktische Bedeutung. Der letzte Paragraph setzt die eigene Untersuchung ins Verhältnis zur aktuellen sozialpsychologischen Forschung.
      c) Dem Text geht eine Zusammenfassung in Deutsch und Englisch voraus. Er ist mit Zwischenüberschriften in zwei verschiedenen Schrifttypen unter-gliedert, ohne numerische Einteilung. Die experimentellen Ergebnisse werden mit Hilfe von Wertetabellen wiedergegeben."
    __
    ekphoriert
    Duden: "durch Reizung des Zentralnervensystems hervorgerufene Reproduktion von Dingen oder Vorgängen; Vorgang des Sicherinnerns". DORSCH (Hogrefe) [engl. ecphoria; gr. .... (ekpherein) hervorbringen], [KOG], der Vorgang des Erinnerns bzw. das Wiederhervorrufen eines Erinnerungsbildes, eines Engrammes (Semon). Der dies hervorrufende Reiz ist der ekphorierende Reiz. Abruf, Mneme, Gedächtnis."
    __


    Querverweise
    Standort: Ich-Konzepte.
    *
    Ich-Hirn. Untersuchung der Sachregister von Hirnforschungsbüchern nach 12 ICH-relevanten Begriffen - Materialien.
    Rätsel ICH. *  Übersichten: Freier Wille * Symposien Turm der Sinne *
    Axiome und Konstruktionsprinzipien Differentieller Psychologie der Persönlichkeit in der Allgemeinen und Integrativen Psychodiagnostik, Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie.
    Übersicht Differentielle Psychologie der Persönlichkeit in der Allgemeinen und Integrativen Psychodiagnostik, Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie.
    Welten und  die Konstruktion unterschiedlicher Wirklichkeiten in der GIPT.
    Norm, Wert, Abweichung (Deviation), Krank (Krankheit), Diagnose. "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt".
     Übersicht Heilmittellehre in der GIPT.
    Wünschen und Wollen, Werten, Lenken, Anpassen und Gestalten, Aufgeben,
    Integrativer Persönlichkeits Fragebogen



    Zitierung
    Sponsel, R. (DAS). Ich-Konzepte in der Psychologie, Psychopathologie und in den Sozial-, Geistes-, Neuro- und Naturwissenschaften. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/diffpsy/ich/ICHKPsy.htm
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    Ende  ICH-Konzepte in der Psychologie ..._Überblick_Rel. Aktuelles_ Rel. Beständiges_ Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ Service-iec-verlag_ Zitierung  &  Copyright___Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen_

    irs: noch nicht korrigiert.



    Änderungen/ Ergänzungen wird allgemein im Laufe der Zeit unregelmäßig ergänzt und überarbeitet
    15.05.18  Abstract überarbeitet, (3) und (4) eingeführt.
    28.04.18  Das ICH bei Popper  ("Wir sind beide Dualisten") irs korr 28.04.2018. Anmerkung zu Stirner (Allport).
    27.04.18  Ich-Konzept Popper und Eccles.
    26.04.18  Bleuler 1928   und   Bleuler 1972 . irs korr am 28.04.2018
    25.04.18  Das ICH bei Max Stirner.
    27.03.18  Fehlerkorrekturen (Titel, Verwaltung).
    16.10.13  Eislers 86 Einträge aufgenommen und zum direkten Anklicken alpabetisch sortierte Liste aufbereitet.