Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=27.06.2018 Internet Erstausgabe, letzte Änderung: 04.07.22
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
    Mail:_sekretariat@sgipt.org_ Zitierung  &  Copyright

    Anfang  Begriffsanalyse Gesunder Menschenverstand  Rel. Aktuelles _Überblick_Überblick Wissenschaft _Rel. Beständiges_ Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ Service iec-verlag__Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen_

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie IP-GIPT, Abteilung Wissenschaft, Bereich Sprache und Begriffsanalysen und hier speziell zum Thema:

    Begriffsanalyse Gesunder Menschenverstand
    Querverweis:  Beweis und beweisen im Alltag.

    "Alle Wissenschaft und alle Philosophie sind aufgeklärter Alltagsverstand."
    Karl Popper Objektive Erkennnis S. 34
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    Originalarbeit von  Rudolf Sponsel, Erlangen
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    Und nicht vergessen:  «Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden,/
    Als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.» [Q]
    Siehe bitte auch: Seltsames.

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    Inhaltsübersicht
    Zusammenfassung - Abstract - Summary
       Methodik.
       Hauptbedeutungen: Beschreibungen, Bewertungen.
       Liste Einzelmerkmale (nach Index alphabetisch geordnet).
       Abgrenzungen und Sonderfragen: gesunder Fach- und Sachverstand.
       Quellen des gesunden Menschenverstandes.
    Beurteilungen und Meinungen zum Sinn und Wert des gesunden Menschenverstandes
        Der gesunde Menschenverstand in Wörterbüchern und Lexika nach Albersmeyer-Bingen. 
        Wertvolle primitiv-tägliche Vernunft des gesunden Menschenverstandes.
        Deutsches Sprichwörter-Lexikon Menschenverstand.
        Friedell: Kulturgeschichte der Neuzeit.
    Kritisches zum gesunden Menschenverstand
        Gilde & Altrichter (1982) Seltsames um den gesunden Menschenverstand.
        Fischer, Ernst Peter (1989) Kritik des gesunden Menschenverstandes: unser Hindernislauf 
             zur Erkenntnis. * Definition des GMV.
         Clausewitz: gesunder Menschenverstand als Hindernis.
         Armin Nassehi – "Eine Kritik des gesunden Menschenverstandes Oder: Krankheit als Chance 
         Albert Einstein - die Summe aller Vorurteile ...
         Einsteins geistreiche Entgegnung.
         Ungerechtfertige Ueberheblichkeit des GMV.
    Beispiele zum Gebrauch der Wendung "gesunder Menschenverstand"
        Alltag und gesunder Menschenverstand.
        Beispiele aus The European Das Debatten Magazin 20.09.2014. 
        Financial Technologies.
        Deutsches Ärzteblatt (Mindestmengen).
        Jack London: Ratgeber kritische Lebenserfahrung. * Lebenserfahrung mahnt zur Vorsicht.
        Balzac: Gesunden Menschenstand anregen.
        Fürst von Pückler: Gesunder Menschenverstand und Gott.
        Casanova Gelehrsamkeit weniger nötig als gesunder Menschenverstand.
        Zur rechten Zeit am rechten Ort.
    Medien
        Trump ein Politiker des GMV.
        Fehlleistung Der Spiegel.
        Spiegel Online: Das Wachstum ist schuld.
        Welt (kritisch).
        Zeit Online: Was ist eigentlich "gesunder Menschenverstand"? 
        Internetseite "gutefrage (GMV: nicht gut von einem hohen Gebäude zu springen).
        Peter Holzer (youtube) GMV vom Aussterben bedroht.
    Mathematik (als eigene Seite ausgelagert)
    Philosophie:
       Bergson * Bolzano *  common sense * Nicolai Hartmann * Hegel * Hume * Kant, 
       Kant-2, Kant-3 * Moore * Nietzsche * Popper * Rosenzweig * Russell * Sinowjew *
    Physik:
       Lindley: GMV bei Raum und Zeit.
    Psychologie:
       Hans Aebli: GMV als gesunkenes Kulturgut.
       Werner Greve: Common sense Psychologie und Alltagssprache.
    Psychopathologie:
       Samuel Thoma: Common Sense und Verrücktheit im sozialen Raum.
    Recht (als eigene Seite ausgelagert)
    Soziologie:
       Abels: Alltaegliche Lebenswelt und GMV.
       Abels: GMV als selbstaendig denkendes und handelndes Subjekt.
       Stehr: Normalitaet und Abweichung Begriffe des GMV.
    Statistik und Wahrscheinlichkeit.
       Der gesunde Menschenverstand bei Jakob Bernoulli.
       Der gesunde Menschenverstand bei Laplace.
    Wirtschaft & Finanzen.
    Gesunder Fach- und Sachverstand:
       Gesunder allgemeintechnischer Verstand und Gesunder Fachverstand.
       Fachverstand als Werbemittel.
       Bayerle: Gesunder Menschenverstand und Wissenschaft sind zwei Welten
       Empirische Praegung des GMV.
    Literatur zum GMV.
    Literatur zur Bedeutungsanalyse. * Links
    Glossar, Anermerkungen und Fußnoten
    Atrocitaet, bona-fide, energische Klasse bei Emerson, MoMIG, Internetseite, Moore Liste (2) ausführlicher, Ebner-Eschenbach, Offensichtlich, Schleiermacher, Suhrkampausgabe (Moore).
    Querverweise. * Zitierung * Änderungen.

     
     


    Zusammenfassung - Abstract - Summary
    "Der" gesunde Menschenverstand wird ebenso verteufelt und geringgeschätzt wie gepriesen und wertgeschätzt. So wichtig und unverzichtbar er besonders im praktischen Alltagsleben ist, so sehr man ihn auch braucht, so wichtig ist es ebenso, ihm gegenüber ein gewisses Maß an Kritik und gesundem ;-) Misstrauen zu bewahren (> Kritisches ...).  Das Kippbild der psychologischen Heilmittel mit den unterschiedlichen Wirkungen (+, -, 0, a) bei Gegebensein und Nichtgegebensein bringt das symbolisch gut zum Ausdruck:


    Zur Kippbild-Symbolik.

    Die allgemeine Doppelwertigkeit des gesunden Menschenverstandes ergibt sich auch aus folgendem Zitat "Der gesunde Menschenverstand ist der größte Feind der Phantasie und doch ihr bester Berater." Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach: Quelle).
        Der gesunde Menschenverstand hat seine Hauptberechtigung im praktischen Leben. In der Wissenschaft und beim Wissen spielt er eher eine problematische Rolle und wird hier meist zu Recht sehr kritisch gesehen (> Kritisches ...), denn oft trügt der Schein. Deshalb sind Angaben zur Quelle der Erkenntnis und unter welchen Bedingungen und aus welcher Perspektive sie gewonnen wurde sehr wichtig, ja unverzichtbar. Echtes Wissen bedarf im Grunde des Beweises oder wenigstens guter, nachvollziehbarer und besonders prüfbarer Gründe. Auch im  Recht  spielt der gesunde Menschenverstand eine wichtige, aber auch bipolar-ambivalente Rolle.
        Was "der" gesunde Menschenverstand nun eigentlich "ist", wird selten klarer und operationaler ausgeführt. Um das genauer herauszufinden, wurde diese Seite angelegt. "Den" gesunden Menschenverstand gibt es nicht, nur unterschiedliche Verständnisse, die man meist durch den Wortgebrauch und Kontext erschließen muss. Hier werden daher Wittgensteins begriffsanalytische Empfehlungen, den Wortgebrauch zu studieren, konsequent angewandt und jede Wortgebrauchsstelle genau dokumentiert. Dabei werden auch unterschiedliche Lebens- und Wissenschaftsbereiche zunehmend mehr gesondert berücksichtigt (z.B. Recht, Mathematik, Psychologie, ...).
        Genauere Bestimmungen (z.B. Fischer, wenngleich problematisch) sind sehr selten. Nach den Bestimmungen in den Wörterbüchern  sind aber wichtige Kennzeichen praktisch und wirklichkeitsnahe, wobei auch wieder offen bleibt, worin denn nun das Praktische oder Wirklichkeitsnahe besteht. Der  Operationalisierunggedanke  ist den meisten AutoriInnen leider fremd, obwohl der auch schon bald 100 Jahre alt wird (Bridgeman, 1927).
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    Methodik > allgemein hier.
    Die Methodik besteht darin,

    1. Texte zu sammeln, die die Redewendung "Gesunder Menschensverstand" oder ein Synonym, wie z.B. das in Österreich übliche "Hausverstand" enthalten;
    2. hierbei wird der Gebrauch der Redewendung "Gesunder Menschenverstand" in zunehmend mehr Lebens- und Wissenschaftsbereiche  differenziert, z.B. GMV im Recht, GMV in der Mathematik, GMV in der Psychologie, GMV in der Wirtschaft, GMV in der Politik, ... ;

    3. sodann werden die  Bedeutungen  in diesem kon-textuellen Gebrauch durch Interpretation und Deutung nachvollziehbar, also prüf- und kontrollierbar erfasst. Durch diese konkrete Methode wird das  sch^3-Syndrom  überwunden und es wird möglich, konstruktiv und zielorientiert inhaltlich sich auseinanderzusetzen und zu streiten, denn Wissenschaft muss prüfbar, kontrollierbar sein ...
    4.  ... und es werden die speziellen Bedeutungen der Gebrauchsbeispiele - sofern möglich - erfasst und indiziert.
    5. Es entsteht eine Liste mit Bedeutungen. Bei neuen Gebrauchsbeispielen im Text sieht man nach, ob eine der schon erfasten und gelisteten Bedeutungen passt. Falls ja, dann signiert man diese. Falls nein, schafft man eine neue Bedeutung, die man in die Liste aufnommt.
    6. Mit zunehmenden Gebrauchsbeispielen werden immer weniger neue Bedeutungen gefunden .
    7. Genügend Bedeutungen erscheinen dann erreicht, wenn neue Textproben keine neuen Bedeutungen mehr hervorbringen.
    8. Nun können Analysen und Vergleich Hauptbedeutungsgruppen gesucht werden ...
    9. ... aus denen sich am Ende verschiedene Definitionen oder hinreichend klare Charakterisierungen gewinnen lassen.
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        Die Hauptbedeutungen, die sich zum Teil mehr oder minder überschneiden, des geflügelten Wortes gesunder Menschenverstand (GMV) sollen die Wortgebrauchsanalyse erfasst und erforscht werden. Der gesunde Menschenverstand wird sehr vielfältig bewertet, positiv, differenziert, kritisch oder negativ-entwertend (z.B. als oberflächlich, naiv, dumm, kurzsichtig, trügerisch, platt, unkritisch, kritiklos, unwissenschaftlich, einfach gestrickt, profan, vorurteilsvoll, dem Schein aufsitzend, kleingeistig, spießig, Sicht des kleinen Mannes, Stammtisch, ...). Auch diese Beurteilungen sollen in Signaturen erfasst werden können. Im wesentlichen erscheinen folgende Klassifikationsgruppen an Bezugnahmemöglichkeiten nützlich:
    • Beschreibungen des gesunden Menschenverstandes (GMV) mit den Untergruppen:
      • Unspezifische, allgemeine Bezugnahme (signiert mit GMVonS).
      • Spezifische Bezugnahme mit Nennung von Merkmalen oder Kriterien, was also inhaltlich zum GMV gehört (signiert mit GMVKriterium), (GMVErfahr),  (GMVjeder), (GMVnormal),  (GMVaugsch), ...
      • Unklare Bezugnahme (signiert mit GMV?)
    • Bewertungen des gesunden Menschenverstandes GMV mit den Untergruppen
      • Positiv wertschätzend (signiert mit GMVwert)
      • Negativ entwertend (signiert mit GMVentw).
      • Kritische Bewertung (signiert mit GMVkritisch).
      • Differenziert, sowohl als auch (signiert mit GMVdiffer)
      • Neutral, ohne Bewertung (signiert mit GMVneutral).
      • Unklare Bewertung (signiert mit GMV?).
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    Einzelmerkmale (nach Index alphabetisch geordnet)
    Viele Einzelmerkmale erklären nichts, sondern verschieben das Problem nur auf ein anderes Wort bzw. anderen Begriff, z.B. Klarheit, Erfahrung, Lebenserfahrung, Selbstverständlichkeit, Offensichtlichkeit, Vernunft usw. Nicht so bei dem Mathematiker Geog Polya.
    1. AAVPop Aufgeklärter Alltagsverstand. Ausdruck Poppers Objektive Erkenntnis, S. 37. > Poppers Alltagsverstand.
    2. AVPop Alltagsverstand Ausdruck Poppers in Objektive Erkenntnis im Kaptel 2 (S. 32-108), Zusammenfassung S. 106-108. > Poppers Alltagsverstand.
    3. GMV? Unklare Bedeutung. (> Friedell).
    4. GMVaufgekl  der aufgeklärte GMV weiß, dass die Sachverhalte dieser Welt nicht so "sind", wie sie erscheinen, wie der naive GMV meint. Popper (1993) spricht in Objektive Erkenntnis, S. 37 vom aufgeklärten Alltagsverstand. ""
    5. GMVaugsch Berufung oder Bezug auf Augenschein, Wahrnehmung, Anschauung, sehen  (> )
    6. GMVbegrenzt Beschränkung oder Begrenzung  (> Emerson).
    7. GMVBerufung Beruf auf den gesunden Menschenverstand zur Legimation und Rechtfertigung (> Bolzano)
    8. GMVdiffer diferenzierte Bewertung, das sowohl als auch sehend. (> Kursbuch)
    9. GMVego Was man selbst für den GMV hält, Bezug ist also das eigene Denken.  (> )
    10. GMVentw Klare Entwertung (> Einstein).
    11. GMVErfahr Berufung oder Bezugnahme auf die (Lebens-) Erfahrung.  (> )
    12. GMVErkl  Erklärung: Handlungsfolgen werden auf den gesunden Menschenverstand zurückgeführt. (> Hitler durch Hess)
    13. GMVfach  gesunder  Sach- und Fachverstand.  (> )
    14. GMVgemein gemeiner (Menschen-) Verstand, z.B. von Kant und  Russel  verwendet, wobei offen bleiben muss, ob der "gemeine" dem "gesunden" Menschenverstand gleichgesetrzt werden darf.
    15. GMVgerade Ausdruck  Kants, synonym zu "schlichtem"  von ihm verwendet verwendet, wobei offen bleibt, ob "gerade", "schlicht" und "gemeiner" dem GMV gleichgesetzt werden dürfen.
    16. GMVgesund  als Ausdruck von Gesundheit (Beispiel ver-rueckt)
    17. GMVgew  Gewöhnlicher Menschenverstand, eine  Begriffsschöpfung  Bertrand Russells
    18. GMVgewiss Berufung auf Gewissheit: so wie es unzweifelhaft jeder sehen, beurteilen oder machen würde.  (> )
    19. GMVhyposta  Es wird gesprochen als ob der GMV ein selbständig handelndes Subjekt sei (Beispiel)
    20. GMVintuitiv Schöpfung Betrand Russels   (> )
    21. GMVjeder Berufung auf jedermann: so wie es jeder sehen, beurteilen oder machen würde.  (> )
    22. GMVklar Berufung auf Klarheit.  (> )
    23. GMVkonkret Kriterium Kants (> Kant-3)
    24. GMVkritisch Kritische Bewertung (> Kritisches).
    25. GMVkrivern Idee Kants, den GMV um kritische Vernunft anzureichern, damit er seinen Wert behalten kann. (> Kant)
    26. GMVKriterium  (operationales) Kriterium für die Anwendung des GMV (> Bsp1, Bsp2, )
    27. GMVKultur  Der GMV als Kulturgut; als "gesunkenes Kulturgut" im Vorwort Aeblis zu Neisser.
    28. GMVnatürl Berufung auf Natürlichkeit.  (> )
    29. GMVneutral neutral, keine Bewertung erkennbar.
    30. GMVnormal Berufung auf jeden Normalen: so wie es jeder sehen, beurteilen oder machen würde, der seine fünf Sinne beisammen hat, einigermaßen normal ist, im Leben steht.  (> )
    31. GMVnuecht  Nüchterner  Menschenverstand, eine Begriffsschöpfung Bertrand Russells
    32. GMVOffens Berufung auf Offensichtlichkeit.  (> )
    33. GMVonS  ohne nähere Spezifikation, allgemeine Berufung oder Bezugnahme.  (> )
    34. GMVOrakel Kritische Bewertung Kants, wenn man sich auf den GMV begründungslos wie auf ein Orakel beruft. (> Kant)
    35. GMVPolya  Verständnis des Mathematiker Georg Polyas, der eine Problemlösungssystematik für mathematische Probleme entwickelt und in seinem Buch "Schule des Denkens" (1949), verdichtet in einer sog. "Tabelle" entwickelt, wo auch der  gesunde Menschenverstand  S. 16 in Punkt 4. ausdrücklich genannt wird.
    36. GMVreal Berufung auf Wirklichkeit / Realität.  (> )
    37. GMVselbstv Berufung auf Selbstverständlichkeit.  (> )
    38. GMVvergl  Vergleich gesunder Menschenverstand und X.  (> )
    39. GMVvernunft  Allgemeine Berufung oder Bezugnahme auf die Vernunft  (> )
    40. GMVwichtig Dem GMV wird eine - mitunter sehr - wichtige Bedeutung zuerkannt. (> Entscheidungen)
    41. GMVvorwis vorwissenschaftlicher gesunder Menschenverstand, eine Schöpfung Bertrand Russells.
    42. GMVwissens wissenschaftlicher gesunder Menschenverstand, eine Schöpfung Bertrand Russells.
    43. GMVwert Positive Bewertung des gesunden Menschenverstandes. (> 1,2,3,4,5,6,)
    44. GMVwiderspr  Im Widerspruch zum Gesunden Menschenverstand, z.B. aufgrund der Logik oder empirischer Gegebenheiten.  (> )
    45. GMVzweckm Berufung auf Zweckangemessenheit. (> Emerson).
    46. GMVzuschr Zuschreibung eines gesunden Menschenverstandes (> Hitler durch Hess)
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    Abgrenzungen und Sonderfragen: gesunder Fach- und Sachverstand
    Gibt es auch einen "gesunden Fachverstand" oder einen fachbezogenen "gesunden Menschenverstand", etwa einen gesunden Menschenverstand in den Natur-, Geistes- Sozial- und Rechtswissenschaften? Das wird allgemein hier und speziell in den einzelnen Rubriken erörtert.
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    Quellen des gesunden Menschenverstandes
    Nach ersten psychologischen Vorüberlegungen und Auswertungen sehe ich folgende Quellen:
    • Wissen
    • Erfahrung, auch Lebenserfahrung
    • Eigenes Denken und meinen
    • Übernahme von anderen (allgemeine Meinung, öffentliche Meinung, Umgebung, Milieu, ...)
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    Beurteilungen und Meinungen zum Sinn und Wert des gesunden Menschenverstandes

    Der gesunde Menschenverstand in Wörterbüchern und Lexika nach Albersmeyer-Bingen

    "In deutschen Wörterbüchern wird gesunder Menschenverstand nicht derart positiv beurteilt. Kennt der Brockhaus noch eine positive und eine pejorative Bedeutung;

    „1) allgemein: im positiven Sinn ein wirklichkeitsnahes Denken als Gegensatz zu weltfremder Grübelei;
    abwertend: das nicht wissenschaftliche, methodisch unkritische Denken des Laien" FN32,

    so Meyers Encyklopädisches Lexikon nur eine pejorative:

    , ...  im allgemeinen Sprachgebrauch in Rechtfertigungs- und Persuasionsstrategien verwendete Norm von Handlungen und ihrer Beurteilung, bei der nicht weiter begründet und begründbar und unkritisch, deshalb dem ideologischen Mißbrauch offen, in ahistorischer Betrachtungsweise die Existenz und die Allgemeingültigkeit des Menschenverstandes als unveränderliches Faktum vorausgesetzt wird, wo doch der sogenannte Menschenverstand unter anderem von psychischen, physischen und sozialen Faktoren prozessual determiniert und so als Norm relativiert ist." FN33

        Der gesunde Menschenverstand, in Trübners Deutschem Wörterbuch FN34  als 'Alltags-, Bauern- oder Hausverstand' bezeichnet, ist ein nüchterner, aus der praktischen Lebensbewältigung gewachsener, wirklichkeitsnaher Verstand. Synonyme im Deutschen sind auch heute Mutterwitz, Menschenwitz, natürliche Schlaue. FN35  Der daraus resultierende normsetzende Charakter alltags-[>25]praktischen Faust- und Regelwissens grenzt abweichendes Verhalten folgerichtig vom 'normalen, gesunden' Verhalten ab: derjenige, der nicht nach den Grundsätzen des gesunden Menschenverstandes handelt, gilt als verrückt. FN36  Die Bedeutungsentwicklung von gesundem Menschenverstand ist interessant, so daß ich an dieser Stelle etwas näher darauf eingehen möchte.

        Menschenverstand wurde häufig auch mit dem Adjektiv gemein belegt, ebenso Vernunft und Menschenvernunft. Die ursprüngliche Bedeutung von gemein = gemeinsam, zusammengehörig, hat sich bereits im frühen Mittel- alter verschoben in gemein = gewöhnlich, alltäglich, durchschnittlich und niedrig, im Gegensatz zum Besonderen, Außergewöhnlichen. So heißt es in Grimms Wörterbuch:

        „e) da gehl denn überall gemein zugleich schon in den begriff des folgenden über, von der menge, in welcher der einzelne nicht mehr aufgehen will, während sie ursprünglich als maszstab und ziel über alles einzelne leben galt, was eben mit gemein ausgedrückt wurde." FN37

    Fussnoten:
    FN32  Brockhaus Enzyklopädie, Wiesbaden 1971 (17. Aufl.), Bd. 12, S. 412.
    FN33  Meyers Enzyklopädisches Lexikon in 25 Bänden. Mannheim-Wien-Zürich 1978, Bd. 16, S. 68 zum Stichwort 'gesunder Menschenverstand'. Bd. 5 weist ‘common sense' jedoch in erster Linie in der philosophischen Bedeutung der ‘Schottischen Schule' nach.
    FN34  Trübners Deutsches Wörterbuch, hrsg. v. A. Götze. Berlin 1956, Bd. 7, S. 595.
    FN35 Ruth Klappenbach, W. Steiniiz u. a. (Hg.): Wörterbuch der deutschen Gegen¬wartssprache. Berlin (Ost) 1974, Bd. 4, S. 2490, 2580 und Trübners, ebd.
    FN36  Trübners, 1943, Bd, 3, S, 155, zu 'gesund'. Bedeutsam scheint mir die Tatsache, daß in der Beifügung von 'gesund' zu Menschenverstand, anders als im Englischen, Französischen oder Italienischen, die antike Lebenslehre und Ethik (Empedokles, Platon, Hippokrates, Cicero, Zenon u. v. a.) anklingt: Gesundheit und Krankheit der Einzelwesen als unzerstörbare Einheit von Leben und Tod liegen im Ganzen der Welt begründet. Dieses antike Kosmosideal liegt allen bekannten Heilskunden, auch den modernen, zugrunde: „Wenn das Erste, Göttliche, als einfach und ungemischt gilt, ist Schöpfung Mischung: So wurde von den Griechen die Gesundheit des Kosmos als 'harmonische Mischung' der Elemente und die des Mikrokosmos als ‘vernünftige Harmonie und Mischung' der Gegensätze, als 'Isonomie' oder 'Wohlmischung’ der Urqualitäten, als peoörrfe und ovpptTpux erklärt", Joachim Ritter (Hrsg.): Historisches Wörterbuch. (Völlig neubearb. Ausg. des 'Wörterbuchs der philosophischen Grundbegriffe' v. R. Eisler). Darmstadt 1974, Bd. 3, S. 559. Vgl. hierzu nochmals Trübners, ebd., S. 154-156.
    Gesundheit gibt es — nach Platon — nicht nur für den Leib, sondern auch für die Seele. Gesundheit und Tugend als reziproke Relation von Körper und Seele geben der 'gesunden Vernunft' den Charakter einer Medizin oder Therapie für Körper und Seele. Die teleologische Bestimmung der Gesundheit als Medium und Ziel kosmischer Harmonie wurde in der Neuzeit abgelöst durch die genetische: qua Gattungszugehörigkeit wird z, B, bei Herbert v. Cherbury das Gesunde zum Gängigen, Normalen: „So erhält die alte Lehre von der 'medicina mentis' neuen Sinn als Kunstlehre des Denkens und des Findens von Wahrheiten (TSCHIRNHAUS), neben den homo 'sapiens' der Biologen tritt also der 'gesunde' Mensch als Logiker, obwohl nur das Deutsche die alte Wendung direkt übernimmt (hingegen frz. bon sens, engl, common sense)“, J. Ritter, ebd., Sp. 560. Hierher gehört auch Juvenals 'Mens sana in corpore sano’. Makrobiotik, Homöopathie und andere Heilkunden bewahren dieses Erbe als Ganzheitstherapien und finden zunehmend Entsprechung in psychologischen Therapieformen.
    FN37  Jakob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. (Bearb. v. R. Hildebrand und H. Wunderlich.) Leipzig 1897, Bd. 4, 2. Th., Sp. 3209, Stichwort 'gemein".
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    Wertvolle primitiv-tägliche Vernunft des gesunden Menschenverstandes
    "Der Mensch soll denken lernen, weil die Natur ihn mit Vernunft ausstattete. Und jeder Mensch kann denken lernen, jeder einzelne hat die Möglichkeit, die erste und notwendigste Waffe, deren er sich dauernd und überall im Kampfe um das Dasein bedient, zu schärfen und sachgemäß anzuwenden. Selbst das Genie läuft immer wieder Gefahr, zu scheitern, wenn und weil es in dieser Welt nicht lernen will, mit Wirklichkeiten, mit Tatsachen und Notwendigkeiten zu rechnen und herabzusteigen zu einem Gebrauch der primitiven täglichen Vernunft, des „gesunden Menschenverstandes“, über den keineswegs jeder Gelehrte verfügt. Darum erscheint der Gelehrte weltfremd, ungeschickt, zerstreut und sonderbar. Es ist nicht Unfähigkeit, die Welt zu begreifen, sie zu verstehen, ihr zu nützen, ihr Wertvollstes zu schenken, sondern der Mangel an Interesse für Belanglosigkeiten und Kleinigkeiten, d. h. für Vorgänge und Zustände, die nur deshalb dauernd übersehen werden, weil sie nicht auf fallen, d. h. nicht interessant sind. Das Selbstverständliche, Tägliche, nie Beachtete aber bestimmt das Schicksal der meisten Menschen."
        Quelle S. 92: Beyer, Alfred (1925) Die Technik des Denkens. Probleme der naiven Vernunft. Berlin: Dt. Buch-Gemeinschaft.
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    Deutsches Sprichwörter-Lexikon Menschenverstand.
    1. Der Menschenverstand hat nur eine kleine Hand. Er kann nicht alles fassen.
    2. Ein Loth gesunder Menschenverstand ist so viel werth wie ein Pfund Witz. – Demokritos, I, 383. Goethe: »Der Menschenverstand wird mit dem gesunden Menschen rein geboren, entwickelt sich aus sich selbst und offenbart sich durch ein entschiedenes Gewahrwerden und Anerkennen des Nothwendigen und Nützlichen. Praktische Männer und Frauen bedienen sich dessen mit Sicherheit. Wo er mangelt, halten beide Geschlechter für nothwendig, was sie begehren, und für nützlich, was ihnen gefällt.« (Loeper, Goethe's Sprüche, 303.) »Le sens commun est le génie de l'humanité.« (Loeper, Goethe's Sprüche, 60.)
    3. Mit Menschenverstand kommt man durch alle Land. Leider kann man von diesem Pass nicht stets Gebrauch machen. »Wahn und Irrsinn«, sagt Jachmann (Reliquien, II, 56), »herrschen unter  den europäischen Völkern noch so gewaltig, dass es lebensgefährlich ist, gesunden Menschenverstand blicken zu lassen.«  Frz.: Avec du bon sens le reste vient. (Cahier, 1623.)
    4. Wo Menschenverstand, aufhört, da fängt Gottes Weisheit an. Goethe: »Des Menschenverstandes angewiesenes Gebiet und Erbtheil ist der Bezirk des Thuns und Handelns. Thätig, wird er sich selten verirren; das höhere Denken, Schliessen, Urtheilen jedoch ist nicht seine Sache.« (Loeper, Sprüche, 955.). Böhm.: Ne vse na rozum, ale více na Bohu dátí.
    5. Wo der gesunde Menschenverstand anfängt, hört das rostocker Stadtrecht auf.  »Woher nehme man die staatsrechtliche Sanction für die neubraunschweigische Landschaftsordnung vom 12. Oct. 1832, die nicht, wie das rostocker Stadtrecht, aufhöre, wo der gesunde Menschenverstand anfange, sondern anfange, wo dieser aufhöre.« (H. von Treitschke's Preussische Jahrbücher, 1873, in einem Artikel: Die letzte Scholle welfenscher Erde.)
    *6. Er hat nicht ein Körnchen gesunden Menschenverstand. Lat.: Mica salis tibi non inest. (Philippi, I, 249.)
        [Sprichwörterlexikon: Menschenverstand. Deutsches Sprichwörter-Lexikon, S. 31543 (vgl. Wander-DSL Bd. 5, S. 1605)
    http://www.digitale-bibliothek.de/band62.htm ] Auch Zeno.org: http://www.zeno.org/Wander-1867/A/Menschenverstand?hl=gesunder+menschenverstand

    Egon Friedell: Kulturgeschichte der Neuzeit - Erstes Kapitel Gesunder Menschenverstand und Rückkehr zur Natur. Quelle: http://gutenberg.spiegel.de/buch/kulturgeschichte-der-neuzeit-4950/2



    Kritisches zum gesunden Menschenverstand

    Gilde & Altrichter (1982) Seltsames um den gesunden Menschenverstand
    "Dies Buch soll an Beispielen zeigen, daß es im täglichen Leben, in der Technik und in der Wissenschaft immer mindestens eine Lösung mehr gibt, als der berühmte gesunde Menschenverstand uns glauben macken will. Solle also der eine oder andere Leser zu dem Schluß gelangen, daß die naheliegenden Lösungen nicht immer die besten sind, würde uns das mit tiefer Befriedigung erfüllen." Vorwort der Verfasser"
     

      Aus dem 1. Kapitel "Von den fünf Sinnen
      Die meisten Menschen sind (mit Recht) überzeugt, daß sie ihre fünf Sinne beieinanderhaben.
      Sie wollen damit sagen: ich sehe, höre, schmecke, fühle und rieche einwandfrei, und mein Gehirn hilft mir, die Eindrücke der Umwelt, die ich durch meine Sinnesorgane erhalte, richtig zu deuten.
      Da ein bißchen Kritik nie schaden kann, möchten wir in diesem Buch einige meist amüsante oder belehrende Beispiele bringen, die uns die Leistungen unserer fünf Sinne mit Einschränkungen betrachten lassen. Weiter möchten wir zeigen, daß unser Menschenverstand erst dann wirklich ,,gesund“, d. h. zuverlässig ist, wenn wir ihm mit leichtem Mißtrauen begegnen.
      Der Mensch ist nur lebensfähig, weil seine Sinnesorgane bestimmte Fehler aufweisen, die wir bei technischen Meßapparaten nie zulassen würden.
      Häufig wird das Bild einer Informationslawine beschworen, der wir in zunehmendem Maße ausgesetzt sind. Dabei sind wir, zumindest was die Sinneswahrnehmungen betrifft, durchaus in der Lage, damit fertig zu werden.
      In jeder Sekunde erreichen bis zu 1 Milliarde Bit (das sind die kleinsten Einheiten der Informationsübertragung) unsere Sinnesorgane aus der Umwelt. Etwa 16 davon werden von uns bewußt aufgenommen. Die anderen werden „fallengelassen“ oder auf dem Wege zum Gehirn und dort selbst aussortiert, verarbeitet oder ins Unterbewußtsein ab gespeichert.
      83 Prozent der Informationen aus der Umwelt nehmen wir mit den Augen auf, für 10 Prozent ist unser Gehör verantwortlich, für 4 Prozent der Geruchssinn, für 2 Prozent der Tastsinn und für 1 Prozent der Geschmackssinn. Das sind natürlich nur Mittelwerte aus umfangreichen Versuchen mit stark streuenden Werten. Viele Menschen haben bestimmte „Vorzugssinne“ und prägen sich die entsprechenden Wahrnehmungen besonders leicht ein. Wir wollen die oben genannten Häufigkeitszahlen aber trotzdem als Rangfolge der Bedeutung der einzelnen Sinneswahrnehmungen."

      Aus dem 2. Kapitel "Vom gesunden Menschenverstand
      Es gibt bei Diskussionen viele Arten der Argumente. Eines der beliebtesten ist die Berufung auf den gesunden Menschenverstand. Das sieht man doch sofort, das ist doch logisch, das ist doch ganz klar. Solche und ähnliche Redewendungen bedeuten entweder, daß Meldungen unserer fünf Sinne ganz einwandfrei gedeutet werden oder daß eine logische Gedankenkette einen (und nur diesen einen!) Schluß zuläßt.
      Über die Zuverlässigkeit unserer Sinnesorgane haben wir bereits gesprochen.
      Mit der Logik ist das so eine Sache, weil jeder logische Schluß von einer oder mehreren Voraussetzungen aus geht. Und diese Voraussetzungen sind oft reine Einbildungen. Wohin Logik bei falschen Voraussetzungen führt, zeigt folgender Witz: Zu einem Arzt kommt ein Patient, der nach jedem Satz mit den Fingern schnalzt. „Nun, was fehlt Ihnen?“ fragt der Arzt.
      „Nichts, Herr Doktor“, sagt der Patient und schnalzt mit den Fingern.
      „Haben Sie vielleicht Familiensorgen?“
      „Nein, ich bin glücklich verheiratet.“ (schnalzt!)
      „Haben Sie finanzielle Sorgen?“
      „Nein, ich verdiene gut.“ (schnalzt!) [>16]
      „Warum machen Sie dann immer so?“ fragt der Arzt und schnalzt mit den Fingern.
      „Damit jage ich die Elefanten fort!“ (schnalzt!)
      „Aber hier sind doch gar keine Elefanten.“
      „Daran können Sie sehen, wie das Schnalzen mit den Fingern hilft!“ (schnalzt!)
      Der Patient denkt durchaus logisch, nur seine Voraussetzungen sind etwas verrückt.
      Leider gehen nicht nur Irre von falschen Voraussetzungen aus. Lange Zeit hielten Millionen Menschen die Erde für eine Scheibe (was man ja deutlich „sieht“). Tausend Jahre lang wähnten Wissenschaftler und Denker die Erde als Mittelpunkt des Kosmos, was logisch aus den Voraussetzungen folgt: Die Gestirne kreisen um die Erde, der Mensch ist das Maß aller Dinge.
      Die berühmtesten Physiker um 1900 hielten die Energie für beliebig teilbar, bis Max Planck nach wies, daß sie „portionsweise“ gequantelt ist.
      Da fast allen klugen und berühmten Männern logische Fehlschlüsse nachzuweisen sind, wollen wir uns nicht scheuen, auch zumindest die Möglichkeit von logischen Irrtümern bei uns selbst zuzugeben."


    Fischer, Ernst Peter (1989) Kritik des gesunden Menschenverstandes: unser Hindernislauf zur Erkenntnis.
    Das Buch bringt viele Beispielsachverhalte und hebt sich damit wohltuenend von vielen allgemein gehaltenen Arbeiten ab. Die GMV wird nicht generell entwertet, sondern differenziert kritisch gesehen.:

      "Der gesunde Menschenverstand - so sehr wir ihn auch brauchen, um uns mit seiner Hilfe bei den praktischen Problemen des Lebens zurechtzufinden, in theoretischen Fragen leitet er uns oft in die Irre." (Quelle: S. 9, Kapitel 1: Die Irrtümer)
        S. 12 wird eine wissenschaftliche Definition angekündigt und ausgeführt:
      "Die konkreten Operationen
      Bevor wir zu verliebt in die Beispiele werden, wollen wir versuchen, einige der verwendeten Begriffe etwas genauer zu fassen. Der gesunde Menschenverstand wird später noch eine genaue und sogar wissenschaftlich fundierte Definition erfahren. An dieser [>13] Stelle legen wir erst einmal noch etwas vage fest, daß darunter konkrete Operationen im Kopf zu verstehen sind, die ohne Komplikationen durchgeführt werden können. Beispiele dafür sind etwa das Zusammenfassen von Gegenständen zu Mengen (dem Ganzen) oder die Entfernung eines Teils aus einem Ganzen. Die formalen Rechnungen der Mathematik werden dabei ausdrücklich nicht mit in die Definition aufgenommen.
      Wir werden in diesem Buch anstelle des gesunden Menschenverstandes manchmal auch den Begriff der Intuition verwenden."


    Definition des GMV S. 53 im Kapitel II: Die Entstehung:
    "Wenn wir uns nun an die Definition des Senso comune erinnern und sie auf das Piagetsche Schema ausdehnen, sind wir schließlich in der Lage, den Common sense ganz genau zu definieren: Unter dem gesunden Menschenverstand verstehen wir leicht durchführbare und konkrete mentale Operationen. Diese konkreten Operationen sind Teil unseres biologischen Erbes und im Rahmen der Evolution entstanden."

      Kommentar: Wenn zu den Quellen für den GMV Lebenserfahrung und Wissen gehören, dann kann diese Definition, die das kognitive Niveau auf das 12. Lebensjahr begrenz, nicht richtig sein.
          Anmerkung: In der Darstellung, S. 43, des Piaget-Schemas der kognitiven Stufen wird in der 3. Periode von "konkret-operational" im Altersbereich 7-12 Jahre gesprochen. Es ist nicht ganz klar, ob Fischer mit "konkrete mentale Operationen" genau diese meint. Vermutlich ja, weil er ebenfall auf S. 53 noch bemerkt, dass Piagets 4. Phase (12-16) über die Phase des GMV hinausgeht. Andererseits bemerkt Fischer aber auch noch, S. 54:
    "Daß die kognitive Entwicklung mit vier Schritten am Ziel ist, galt zwar durch Piagets Arbeiten lange Zeit als unumstößliche Gewißheit, aber die Psychologen glauben inzwischen einen weiteren Schritt identifiziert zu haben, der den Übergang in das Erwachsenenalter begleitet (6). Sie erkennen eine intellektuelle Entwicklung auch über das 16. Lebensjahr hinaus. In diesem Alter liegt Piaget zufolge schon der erwachsene Geist vor (und fest). Die fünfte Stufe zeigt aber, daß uns die Natur offenbar noch eine gewisse Flexibilität mit auf den Weg gibt, bevor sie uns in die Freiheit der Forschung entläßt.
      Ausgangspunkt der Untersuchung, die diese Phase ans Licht gebracht hat, war eine Frage, die sich eigentlich ganz natürlich ergibt, wenn man an die Fähigkeit zur Bildung von Hypothesen denkt, die auf der vierten Stufe erworben wird. Wie und wann ent[>55]scheiden Kinder, welche von zwei unterschiedlichen Vermutungen oder Erklärungen nun zutrifft und welche nicht? Wenn jemand gut und erfolgreich Tennis oder Klavier spielt, liegt das an seinem harten Training oder an seinem Talent? Und wie ist die Welt entstanden? Gibt es da einen Schöpfer, oder gab es da einfach einen Urknall?"
    Demnach ergäbe sich, dass der GMV nach der Definition Fischers den kognitiven Urteils-Fähigkeiten eines (spätestens) 12jährigen entspricht.
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    Clausewitz: gesunder Menschenverstand als Hindernis
    "Solange es keine erträgliche Theorie, d. h. keine verständige Betrachtung über die Kriegführung gibt, muß der Methodismus auch in den höheren Tätigkeiten über die Gebühr um sich greifen, denn die Männer, welche diese Wirkungskreise ausfüllen, sind zum Teil nicht imstande gewesen, sich durch Studien und höhere Lebensverhältnisse auszubilden; in die unpraktischen und widerspruchsvollen Räsonnements der Theorien und Kritiken wissen sie sich nicht zu finden, ihr gesunder Menschenverstand stößt sie von sich, und sie bringen also keine andere Einsicht mit als die der Erfahrung; daher sie denn bei denjenigen Fällen, die einer freien, individuellen Behandlung fähig und bedürftig sind, auch gern die Mittel anwenden, die ihnen die Erfahrung gibt, d. h. eine Nachahmung der dem obersten Feldherrn eigentümlichen Verfahrungsweise, wodurch denn von selbst ein Methodismus entsteht."
        Quelle: Carl von Clausewitz: Vom Kriege - Kapitel 12  Zweites Buch: Über die Theorie des Krieges Erstes Kapitel: Einteilung der Kriegskunst. http://gutenberg.spiegel.de/buch/vom-kriege-4072/12
        Kommentar: Der gesunde Menschenverstand (GMVkritisch) wurzelt in der persönlichen Erfahrung und begrenzt daher weitergehende, höhere und tiefere Einsichten .

    Armin Nassehi – "Eine Kritik des gesunden Menschenverstandes Oder: Krankheit als Chance
    Ach, wie einfach ist doch diese Aufgabe, eine Kritik des gesunden Menschenverstandes zu schreiben. Wie einfach ist es doch, der vox Populi den Spiegel vorzuhalten. Wie schön lässt sich damit punkten, es besser zu wissen. Und ach, wie wohlfeil wäre das! Aber genau hingesehen, ist es vermintes Gelände, und es sich so einfach zu machen, wie es zunächst erscheint, würde manche Mine zur Detonation bringen – und zwar ganz praktisch. Ich würde einen ganz eigentümlichen gesunden Menschenverstand in Anspruch nehmen – und hätte die Aufgabe verfehlt, etwas über den gesunden Menschenverstand gesagt haben zu können. Das wird also nicht einfach.
    Ohne Zweifel gibt es so etwas wie einen gesunden Menschenverstand, der uns in die Lage versetzt, das Richtige zu tun, ohne genau und explizit wissen zu müssen, was das Richtige ist. Das ist die eine Seite dessen, was man den gesunden Menschenverstand nennen kann. Andererseits aber weiß der gesunde Menschenverstand allzu genau, was das Richtige ist. (…) (weiterlesen im Kursbuch 175)
        Quelle: Kursbuch 194 anders alternativ, 09.05.2017.

    Albert Einstein „Der gesunde Menschenverstand ist die Summe aller Vorurteile, die sich bis zum 18. Lebensjahr im Bewusstsein festgesetzt haben“." Quelle: Internetseite [bislang keinen Beleg gefunden]

    Einsteins geistreiche Entgegnung
    XING  Swen-William`s Mentaltrainerblog (08.06.2009): "Albert Einstein: "Der gesunde Menschenverstand ... Nach einem Vortrag über Raum und Zeit sagte einmal ein Teilnehmer zu Albert Einstein: „Nach meinem gesunden Menschenverstand kann es nur das geben, was man sehen und überprüfen kann!“ Einstein lächelte und erwiderte: „Dann kommen Sie doch mal nach vorne und legen Ihren gesunden Menschenverstand auf den Tisch!“" [noch nicht geprüft]

    Ungerechtfertige Ueberheblichkeit des GMV
    "Der Mediziner hat sich allmählich daran gewöhnt, daß der Laie ihm mit der größten Dreistigkeit und einer nur durch jeden Mangel an wirklichem Wissen verständlichen Selbstsicherheit ins Handwerk pfuscht; der Irrenarzt erlebt häufig, daß man sein Urteil als unrichtig, ja verbrecherisch bezeichnet. Man glaubt nur zu leicht, mit seinem gesunden Menschenverstand auch über Fragen urteilen zu können, zu deren Entscheidung neben jahrelanger Spezialausbildung und sorgfältigen Beobachtungen eine lange Erfahrung in jedem einzelnen Falle unbedingt erforderlich ist. Diese Umstände könnten nur dadurch geändert werden, daß man das Publikum sachkundig aufklärt oder ihm gar einen Blick in das Arbeitsgebiet und die Werkstatt des Seelenarztes oder eines sonstigen Fachmannes gestattet Wenn das große Wissen des Sokrates dazu führte, daß er das Resultat seiner Lebensarbeit in die Worte kleidete: „Ich weiß, daß ich nichts weiß“, so zeigt dies, daß nur der Unwissende sich für den Alleswisser halten kann, weil er den Umfang des gesamten Wissens einfach nicht überblicken, die Grenzen des Wissens [>44] nicht sehen, geschweige denn seinen Inhalt erkennen und beurteilen kann.
    Bescheiden ist nur der Wissende. Mit inhaltlosen Behauptungen sollte man gegen Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung nicht zu Felde ziehen. Nur wer die Argumente wirklich widerlegen, wer Gegenbeweise führen kann, hat das Recht und dann allerdings auch gleichzeitig die hohe Pflicht zur Kritik und damit zur Mitarbeit an den wissenschaftlichen Fortschritten der Menschheit."
        Quelle S. 43f: Beyer, Alfred (o.KJ. Bib-Schätzung 1930?) Der Sieg des Denkens. Gesunder Menschenverstand und Alltagsleben. Berlin: Dt. Buch-Gemeinschaft.

      Kommentar: Kritische (GMVkritisch) Beurteilung des GMV, der sich auch dort ein Urteil anmaßt, wo ihm alle Kompetenzen fehlen. Im Ergänzungband Die Technike des Denkens, S. 92, bewertet der Autor den GMV positiv.
        Anmerkung: Obwohl der Titel verheißungsvoll klingt, kommt der Ausdruck "gesunder Menschenverstand" im Text kaum vor, jedenfalls nicht in direkter Erwähnung.
     



    Beispiele zum Gebrauch der Wendung "gesunder Menschenverstand"

    In den Kommentaren werden Deutungen zur Bedeutung und zum Gebrauch gegeben. Hierbei wird natürlich kein Anspruch erhoben, die einzig richtige oder wahre Bedeutung erkannt zu haben. Manchmal ist es auch schwierig, die Bedeutung aus dem Zusammenhang klar zu erkennen (> Friedell).

    Alltag und gesunder Menschenverstand
    "„Unter alltäglicher Lebenswelt soll jener Wirklichkeitsbereich verstanden werden, den der wache und normale Erwachsene in der Einstellung des gesunden Menschenverstandes als schlicht gegeben vorfindet. Mit schlicht gegeben bezeichnen wir alles, was wir fraglos erleben, jeden Sachverhalt, der uns bis auf weiteres unproblematisch ist.“ (Schütz/Luckmann 1994, Bd. 1, 25 zitiert in Lehr et al. 2001, XVI)"
        Sekundärquelle S. 28: Stanaityt MA, Greta (2005) Alltagsdefinitionen und ihre Funktionen. Inauguraldissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie der Universität Mannheim.

      Kommentar: Allgemeine  (GMVonS), nicht spezifizierte neutrale  (GMVneutral) Verwendung.


    Beispiele aus The European Das Debatten Magazin 20.09.2014

    • TE1: „Ich bin zwar kein Jurist, aber das sagt einem ja schon der gesunde Menschenverstand, dass der Mann die Frau umgebracht hat.“
      • Kommentar TE1: Bezugnahme auf das Offensichtliche (GMVoffens)
    • TE2: „Ich bin zwar kein Pädagoge, aber dass das mit der Inklusion nicht funktionieren kann, sagt einem schon der gesunde Menschenverstand.“
      • Kommentar TE2: Bezugnahme auf das Offensichtliche (GMVoffens)
    • TE3: „Eine spätere Geschichtsschreibung wird anerkennen, was Hitler für die Konsolidierung nicht nur der deutschen, sondern auch der europäischen Verhältnisse dadurch getan hat, daß er einen ebenso entschiedenen, wie klaren Weg der deutschen Politik einschlug und daß er vor aller Welt aussprach, was ist. So wie in der Innenpolitik Deutschlands hat er auch in der Außenpolitik den gesunden Menschenverstand ausschlaggebend zur Geltung gebracht. Für Deutschland hat Adolf Hitler durch Taten dieses gesunden Menschenverstandes die Gesundung gebracht. Ich bin der Überzeugung, daß er auch in der Außenpolitik durch die Anwendung des gleichen Prinzips klarere und gesündere Verhältnisse schafft, die helfen werden, der Welt diese notwendige Beruhigung zu bringen.“ Quelle: Rudolf Hess bei seiner Rede in Stockholm am 14.5.1935.
      • Kommentar TE3: Zuschreibung GMV Hitlers durch Hess (GMVzuschr), worauf Hess auch die Hitler zugeschriebenen innenpolitischen Erfolge (GMVErkl) zurückführt. Hier könnte sich ein Zirkel verstecken: Erfolg hat, wer GMV anwendet und GMV hat, wer Erfolg hat.


    "Handelsidee Der "gesunde Menschenverstand" sollte die wichtigste Rolle bei den Entscheidungen spielen. ..."  Quelle: wikifolio Financial Technologies 22.06.2018

      Kommentar: (GMVwichtig), (GMVwert)


    "Mindestmengen: Gesunder Menschenverstand
    Die Evidenz für die Wirksamkeit von Mindestmengen ist hoch. Trotzdem entfalten sie bis heute kaum eine Wirkung. Denn Krankenhäuser, die die Mindestmengen nicht einhalten, werden nicht sanktioniert. Das soll sich bald ändern (DÄ 12/2017: „Mehr Vorgaben, mehr Sanktionen“ von Falk Osterloh). ... Der gesunde Menschenverstand sagt, dass häufig durchgeführte Tätigkeiten, zum Beispiel Operationen, sicherer von der Hand gehen als selten geübte. ... " Quelle: Dtsch Arztebl 2017; 114(17): A-854 / B-719 / C-705, Sabo, Desiderius

      Kommentar: Erfahrung und Routine fördern das Ergebnis - sagt schon den GMV (GMVerfahr).


    "Gesunder Menschenverstand ist hilfreich für Aktienanlage
    „Die deutschen Anleger investieren zu wenig in Aktien“, klagen viele Finanzprofis. Stattdessen werde Erspartes lieber als Cash gehalten. In der aktuellen Lage mit historisch niedrigen Zinsen gewinnen Sachwerte an Attraktivität. Was kann da besser sein als eine Beteiligung an einem erfolgreichen Unternehmen? Wer diesen Schritt wagen möchte, der muss kein Börsenexperte sein. Ein gutes Basiswissen und eine Portion gesunder Menschenverstand reichen schon aus." Quelle: fnp 24.10.2017

      Kommentar: (GMVwert)
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    Jack London: Ratgeber kritische Lebenserfahrung
    "»Ich bin nicht romantisch«, begann sie und sah ihn wieder an, während sie sprach. »Es wäre vielleicht besser für mich, wenn ich es wäre. Dann könnte ich die herrlichsten Dummheiten machen und für den Rest meiner Tage unglücklich sein. Aber daran hindert mich mein gräßlich gesunder Menschenverstand, ohne daß er mich freilich im geringsten glücklich macht.«
        »Das ist mir immer noch dunkel«, sagte Daylight, nachdem er vergebens gewartet hatte, daß sie fortfahren sollte. »Sie müssen mir schon klaren Wein einschenken, bis jetzt haben Sie es nicht getan. Ihr gesunder Verstand und Ihr Gebet, daß ich Pleite machen soll, gehen über meinen Horizont. Ich brauche Sie so notwendig, und ich will, daß Sie mich heiraten. Das ist so einfach, wie es nur sein kann. Wollen Sie?« Sie schüttelte langsam den Kopf. Als sie dann zu reden begann, war es, als ob der Zorn in ihr aufstieg, ein Zorn, der sich mit Kummer mischte, und der sich, wie Daylight wußte, gegen ihn richtete.
        »Lassen Sie es mich Ihnen denn erklären, und das ehrlich und offen, wie Sie gefragt haben.« Sie schwieg, als wisse sie nicht recht, wo beginnen. »Sie sind selbst ehrlich und aufrichtig. Wollen Sie, daß ich es auch bin, daß ich Ihnen Dinge sage, die Ihnen weh tun werden?«
        Der Arm, der um ihre Schulter lag, drückte sie ermutigend, aber Daylight sagte nichts.
    »Ich möchte Sie so gern heiraten, aber ich bin bange. Ich bin stolz und gedemütigt zugleich darüber, daß ein Mann wie Sie sich etwas aus mir macht. Aber Sie haben zuviel Geld. Das ist der Punkt, wo mein gräßlich gesunder Menschenverstand ein Wort mitsprechen will. Selbst wenn wir uns wirklich heirateten, so würden Sie nie mein Mann – mein Geliebter und Gatte – sein. Sie würden der Mann Ihres Geldes sein. Ihr Geld besitzt Sie, nimmt Ihre Zeit, Ihre Gedanken, Ihre Energie, alles in Anspruch, gebietet Ihnen, hierhin und dorthin zu gehen, dies und jenes zu tun. Sehen Sie das nicht ein? Ja, ich fühle, daß ich sehr lieben, viel geben – alles geben kann; aber dagegen verlange ich auch, zwar nicht alles, aber viel – viel mehr, als Ihr Geld zulassen würde."
        Quelle: Jack London: Lockruf des Goldes - Kapitel 10. http://gutenberg.spiegel.de/buch/lockruf-des-goldes-10084/10
      Kommentar: Ein schönes Beispiel zur Partnerwahl (> Ehemotive). Interpretation: GMVreal. Sie könnte eine "gute" Partie machen, sie will aber Liebe, daher schlägt sie das Heiratsangebot aus.


    Jack London: Lebenserfahrung mahnt zur Vorsicht
    "Glaubt mir, ich litt auch mein Teil dabei! Ich hatte früher gesehen, wie Frauen geprügelt wurden, aber noch nie, wie diese Frau es wurde. Ihr Kleid hing in Fetzen von den Schultern. Einen der Schläge hatte sie nicht abwehren können, und er riß ihr einen blutigen Striemen von der Backe bis zum Kinn. Nicht ein Schlag, nicht zwei, nicht ein oder zwei Dutzend Schläge, ein endloser Schauer von Schlägen regnete auf sie herab. Ich war in Schweiß gebadet; ich atmete schwer und griff mit beiden Händen ins Gras, bis ich es mit der Wurzel herausriß. Und unterdessen flüsterte mir mein gesunder Menschenverstand ins Ohr: »Du Narr! Du Narr!« Der blutunterlaufene Striemen im Gesicht der Frau hätte meiner Selbstbeherrschung fast ein Ende gemacht. Ich machte Miene aufzuspringen, aber der Mann neben mir legte mir die Hand auf die Schulter und hielt mich zurück.
        Quelle: Jack London: Abenteurer des Schienenstranges - Kapitel 4 Zigeuner. http://gutenberg.spiegel.de/buch/abenteurer-des-schienenstranges-6180/4
        »Ruhig, Kamerad, ruhig!« warnte er mich leise. Ich sah ihn an, und sein Blick begegnete dem meinen ohne Zögern. Er war ein großer, breitschultriger und muskulöser Mann, und sein Gesicht war schlaff, phlegmatisch, träge, nicht unfreundlich, aber ohne Leidenschaft und ganz ohne Intelligenz; eine Seele, die in der Finsternis tappte, nicht schlecht, aber bar aller Moral und dumpf und starrsinnig wie die eines Büffels. Wie ein Tier war er, mit einem schwachen Funken von Verstand, ein gutmütiges, sprachloses Tier mit den Körper- und Geisteskräften eines Gorillas. Seine Hand lag schwer auf meiner Schulter, und ich fühlte das Gewicht der Muskeln hinter diesem Griff. Ich betrachtete die beiden andern, die auch nichts sprachen – zwei waren ganz teilnahmslos und uninteressiert, der dritte freute sich offenbar über den Anblick, und da erwachte mein gesunder Menschenverstand, meine Muskeln erschlafften, und ich sank wieder ins Gras zurück."
        Quelle: Jack London: Abenteurer des Schienenstranges - Kapitel 4 Zigeuner. http://gutenberg.spiegel.de/buch/abenteurer-des-schienenstranges-6180/4

      Kommentar: Interpretation: GMVreal. Hier greift das Prinzip, wenn man nicht mit dem Rücken an der Wand steht und gar nicht anders kann, nur dann zu kämpfen, wenn man auch eine Chance hat. Die Realitätseinschätzung besagt aber, so wie die Situation beschrieben wird, dass er keine Chance hatte, was sein gesunder Menschenverstand gerade noch rechtzeitig einsah.


    Emerson Tatkraft, Beschraenkung und Zweckmäßigkeit
    "Ich könnte eher mit einem Menschen essen, der unwahr ist oder die Gesetze nicht achtet, als mit einer schmutzigen und unsalonfähigen Person. Sittliche Qualitäten regieren die Welt, aber auf kurze Entfernungen sind die Sinne Despoten! Dieselbe Unterscheidung des Nützlichen und Schönen kehrt, wenn auch mit geringerer Bedeutung, in allen Verhältnissen des Lebens wieder. Der allgemeine Geist der  energischen Klasse  ist gesunder Menschenverstand, der unter gewissen Beschränkungen und für gewisse Ziele arbeitet. Sie nimmt jede natürliche Gabe gastlich auf. Ihrer ganzen Natur nach gesellig, achtet sie alles, was die Menschen zu einen strebt. Vor allem aber ist das Maß ihre Freude. Der Sinn fürs Schöne ist hauptsächlich Sinn für Maß und richtige Verhältnisse."
        Quelle: Ralph Waldo Emerson: Essays. Erster Teil - Kapitel 7 Manieren. http://gutenberg.spiegel.de/buch/essays-erster-teil-7606/7.

      Kommentar: Gesunder Menschenverstand wird hier durch gewisse Beschränkungen (GMVbegrenzt) und gewisse Ziele (GMVzweckm) charakterisiert. Gesunder Menschenverstand wird vor allem tatkräftigen und entscheidungsbereiten Menschen zugeordnet (Gefahr: Zirkel).
    _
    Gesunder Menschenverstand reicht weit
    "Es ist zum Erstaunen, wie weit ein gesunder Menschenverstand reicht. Es ist auch hier, wie im gemeinen Leben, der gemeine Mann geht hin, wohin der Vornehme mit Sechsen fährt."
        Quelle:  Georg Christoph Lichtenberg: Aphorismen (Sudelbücher) - Kapitel 9. http://gutenberg.spiegel.de/buch/-6445/9
      Kommentar: Lichtenberg betont hier allgemein (GMVonS), dass man einfach - nämlich mit GMV - und kompliziert zum Ziel gelangen kann. Damit drückt er auch eine gewisse Wertschätzung (GMVwert) aus
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    Balzac: Gesunden Menschenstand anregen
    "Ich brauchte nur ein Wort zu sagen, um ihnen neue Absatzwege anzuzeigen, ihr gesunder Menschenverstand tut das übrige."
        Quelle: Honoré de Balzac: Szenen aus dem Landleben - Kapitel 1 Szenen aus dem Landleben Der Landarzt Das Land und der Mensch. http://gutenberg.spiegel.de/buch/szenen-aus-dem-landleben-4851/1
      Kommentar: Wertschätzende (GMVwert) Verwendung im Wirtschaftsbereich.
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    Fürst von Pückler: Gesunder Menschenverstand und Gott
    "Wenn aber ein schlichter, sich vernünftig anstellender Mann, mir zuerst von Duldung, Tugend, ewiger Wahrheit und Liebe spricht, dann aber vom Gott der Gerechtigkeit und Liebe und einem seiner edelsten Verkünder auf Erden, dergleichen Märchen und Atrocitäten, die den gesunden Menschenverstand beleidigen, erzählt, und sie für etwas Heiliges und Göttliches ausgeben will – so wende ich mich mit Widerwillen von solcher Heuchelei oder Torheit ab. Ein cagot wird mir hierauf antworten wollen: ›Euer gesunder Menschenverstand ist kein Maßstab für Gott‹ – worauf ich ihm erwidere: › E u e r Gott ist aber ein Mensch – und unser Verstand und unsere Vernunft ist, mit der Erkenntnis der äußern Natur und daraus abstrahierten Erfahrung, eben die einzige wahre und echte Offenbarung Gottes, deren wir teilhaftig geworden sind.. und die niemand bezweifeln kann. "
        Quelle: Hermann Fürst von Pückler: Briefe eines Verstorbenen - Kapitel 71 Einundvierzigster Brief (30.10.1828). http://gutenberg.spiegel.de/buch/briefe-eines-verstorbenen-4338/71
      Kommentar: Wertschätzende (GMVwert) Anwendung.
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    Gelehrsamkeit weniger noetig als gesunder Menschenverstand
    "Diese Kritiker stützen sich besonders auf die Autorität des venetianischen Staatsarchivar, Abbate Fulin, der zweifellos ein sehr gelehrter Mann war und dem wir einige der wichtigsten Beiträge zur Casanovaforschung verdanken. Nach meiner Meinung ist aber zur Beurteilung dieser Frage weniger Gelehrsamkeit als gesunder Menschenverstand nötig."
        Quelle: Giacomo Casanova: Erinnerungen, Band 2 - Kapitel 34 Anhang Casanovas Flucht und die Kritiker. http://gutenberg.spiegel.de/buch/erinnerungen-band-2-605/34
      Kommentar: Wertschätzende (GMVwert) Anwendung.
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    Zur rechten Zeit am rechten Ort
    "Sie kennen die Redewendung „zur rechten Zeit am rechten Ort“. Für manche Ziele ist die Zeit reif, für andere noch nicht. Das sagt uns schon der gesunde Menschenverstand (GMV). Wann der richtige Augenblick gekommen ist, ist individuell verschieden und kann neuerdings individuell ermittelt werden."
        Quelle: XING  Start Gruppen > Gesunder Menschenverstand (GMV) > Zur rechten Zeit am rechten Ort? 20.03.2011
      Kommentar: Wertschätzende (GMVwert) Anwendung.




    Medien

    "Trump ist ein Politiker des gesunden Menschenverstandes. () Er stellt die offensichtlichen Fragen und gibt die natürlichen Antworten. "
        Quelle (Online): Dr. Maximilian Krah im Deutschland Kurier vom 13.12.2017. ist Rechtsanwalt und ehemaliges Mitglied der CDU. Seit 2016 engagiert er sich in der AfD.

      Kommentar: (GMVOffens), (GMVnatürl).
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    "Markus Feldenkirchen Der gesunde Menschenverstand. Die Grenze des Sagbaren"
        Quelle: Spiegel 28, 2018, S. 8
      Kommentar: Der Ausdruck "gesunder Menschenverstand" (GMVonS) kommt in dem Artikel gar nicht vor. Er erscheint völlig bezugslos (GMV?) und nicht erklärt im Titel wie zitiert dieses Qualitäts- und Wahrheitsmediums. Inhatlich geht es um den Gebrauch ursprünglich fremdenfeindlich eingestufter Worte wie z.B. "Asyltourismus", die inzwischen auch von PolitikerInnen der sog. Mitte wie selbstverständlich gebraucht werden.
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    "Das Wachstum ist schuld! Wachstum. Das Unwort der letzten 20 Jahre. Jetzt hat es endgültig ausgedient. Der so genannte gesunde Menschenverstand will sich an neuen Legenden beruhigen. ... Ja sicher, wir können Pegida machen und ein wenig randalieren, aber mal ehrlich: Who gives a fuck about die sogenannte Volksmeinung oder noch sülziger: den gesunden Menschenverstand, der meist nur eine Umschreibung für mäßige Intelligenz ist. ...  Wir glauben diesen Wachstumsbullshit nicht mehr. Die konservativen Revolutionäre haben es schon längst erkannt. Der gesunde Menschenverstand will neuen Scheiß hören, Dinge wie Rückkehr zu alten Werten (so etwas wie: wir sind ein Volk, die Homogenität der einzelnen Kulturen ist anzustreben, jedem seinen Garten). ..."
        Quelle: SPIEGEL ONLINE 02.07.2016, S.P.O.N. - Fragen Sie Frau Sibylle Das Wachstum ist schuld!
      Kommentar: Kritische (mäßige Intelligenz; GMVkritisch), entwertende Bezugnahme (will neuen Scheiß hören; GMVentw) Bezugnahme.
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    "Wo ist eigentlich der gesunde Menschenverstandgeblieben? ... Wieso werden Bilder abgehängt, weil sie vermeintlich frauenfeindlich sind? Wer bestimmt, dass sie frauenfeindlich sind? Welche Frauen mit welcher Absicht? Warum ist alles immer gleich soo schlimm? Wo ist der gesunde Menschenverstand? Ist der liegen geblieben, als auch Umgangsformen als nicht mehr zeitgemäß betrachtet wurden? "
        Quelle: Welt, Gesellschaft, Bauchgefühl,  12.11.2017.
      Kommentar: Wertschätzendes (GMVwert) Verlangen.
    _
    Kritisch zu sehender selbstverstaendlicher Gebrauch
    "Der gesunde Menschenverstand gehört zu jenen scheinbar allereinfachsten inneren Instanzen, bei deren Gebrauch eine Selbstverständlichkeit mitschwingt, die bei näherer Betrachtung alles andere als selbstverständlich ist. Der gesunde Menschenverstand ist eng verwandt mit Redewendungen wie „Weiß man doch“ oder „Ist doch klar“, die vermeintlich jede weitere Diskussion unnötig machen. Mindestens diskussionswürdig ist die Idee, dass man den gesunden Menschenverstand in jedem vorfindet, als eine irgendwie ordnende Instanz und dem Menschen innewohnende Vernunft."
        Quelle: Psychologie Magazin (Online 24.05.2016):
      Kommentar: (SMVselbstv),  (GMVkritisch), (GMVklar), (GMVjeder),
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    Unwissend unkritische Bezugnahme auf dem GMV
    "Oft wird in einer Diskussion behauptet, man müsse etwas mit dem "gesunden Menschenverstand" sehen, als wäre dieser das "Standard-Betriebssystem" eines Gehirns im Normzustand. Verstand, Vernunft, Logik – was für Begriffe – sind das nur Fremdworte? Laufend wird hier in Beiträgen mit diesen Begriffen operiert, obwohl ich den dringlichen Verdacht habe, der leider manchmal zur Gewissheit wird, dass einige JuhserInnen gar nicht wissen, worüber sie schreiben oder diskutieren! ... "Der gesunde Menschenverstand ist die am besten verteilte Sache in der ganzen Welt, denn ein jeder fühlt sich damit angemessen ausgestattet. So pflegen sich auch jene, die sonst in allen Dingen sehr schwierig zufrieden zu stellen sind, von diesem nicht mehr zu wünschen als sie bereits haben" (René Descartes, 1596-1650)!
        Quelle: InternetseiteZeit Online Leserartikel-Blog  02.02.2010: "Was ist eigentlich "gesunder Menschenverstand"?
      Kommentar: Kritische (GMVkritisch) Verwendung unterstützt durch ein - nicht ordentlich belegtes - Ironiezitat von Descartes
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    Beispiel nicht von hohem Gebäude springen_
    Beispiele "was bedeutet ein gesunder menschenverstand? Wenn alle Menschen um dich herum sagen, es wäre gut von einem hohem Gebäude, ohne Fallschirm oder anderer Sicherheitsmaßnahme zu springen, so wird dir dein "gesunder Menschenverstand" sagen: Nein danke! Das ist nicht wirklich gut!"
        Quelle: Internetseite (Abruf 00.07.18) gutefrage 2009.
      Kommentar: Wertschätzende (GMVwert) Beispielanwendung.
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    Truegerisch
    Der gesunde Menschenverstand und simple Erklärungen sind oft trügerisch ... [Welt 28.11.2005]
      Kommentar: Unspezifische (GMVonS), kritische (GMVkritisch) und entwertende (GMVentw) Bezugnahme.
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    Gesunder Menschenverstand machte vieles einfacher
    "Bitte mehr gesunder Menschenverstand "- Kann man das nicht auch mit gesundem Menschenverstand lösen? - Wozu steht man nachts an einer roten Ampel, wenn kein Auto fährt? - Welche Art von Lernen macht Sinn? Ich habe das Gefühl, der gesunde Menschenverstand ist vom Aussterben bedroht. Viel zu oft begegnen mir unnötig komplizierte Vorgehensweisen. Dabei könnte es viel einfacher sein."
        Quelle: Peter Holzer (youtube 29.03.18)
      Kommentar: Unspezifische (GMVonS), aber wertschätzende (GMVwert) Berufung.




    Mathematik
    Gesunder Menschenverstand in der Mathematik  als eigene Seite ausgelagert



    Philosophie
    * Bergson * Bolzano *  common sense * Hartmann, Nicolai * Hegel * Hume * Kant, Kant-2, Kant-3 * Moore * Nietzsche * Rosenzweig * Russell * Sinowjew *
     

    Bergsons allgemeine Wertschaetzung des GMV
    "Der Unterschied zwischen Innen und Außen läuft so auf den Unterschied zwischen Teil und Ganzem hinaus. Zuerst ist also die Gesamtheit der Bilder; in dieser Gesamtheit sind »Zentren von Aktivität«, von denen die Bilder, soweit sie diese Aktivität interessieren, reflektiert zu werden scheinen; auf diese Weise werden die Wahrnehmungen erzeugt und die Handlungen vorbereitet. Was sich im Mittelpunkt der Wahrnehmungen abhebt, ist mein Leib; meine Persönlichkeit ist dasjenige Wesen, auf das die Handlungen zu beziehen sind. Alles wird klar und verständlich, wenn man derart von der Peripherie der Wahrnehmung zum Zentrum geht, wie es das Kind tut und wie uns unmittelbare Erfahrung und gesunder Menschenverstand nahelegen. Dagegen wird alles dunkel und unklar, und die Probleme vermehren sich ins Unabsehbare, wenn man mit den Männern der Theorie vom Zentrum nach der Peripherie gehen will."
        Quelle: Henri Bergson: Materie und Gedächtnis - Kapitel 3  I. Von der Auswahl der Bilder bei der Vorstellung. Die Funktion des Leibes. http://gutenberg.spiegel.de/buch/-7631/3

      Kommentar: Unspezifische (GMVonS) Verwendung, aber wertschätzend (GMVwert).
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    Bolzano Wissenschaftslehre ()
    "Wissenschaftslehre I
    § 2
    Rechtfertigung dieses Begriffs und seiner Bezeichnung

    Da ich soeben selbst behauptete, daß es nicht gleichgültig sei, wieviele und welche Wissenschaften man in die Welt einführe; so wird es sich geziemen, daß ich mich auch über die Wissenschaft, die ich hier unter dem Namen  Wissenschaftslehre  aufstelle, eigens zu rechtfertigen suche. Da aber die Regeln, nach welchen man bei einer solche Untersuchung vorzugehen hat, erst im Verlaufe dieses Buches selbst vorkommen sollen: so will ich mich gegenwärtig nur auf Gründe von der Art berufen, die ich bei einem jeden meiner Leser schon durch den bloßen gesunden Menschenverstand oder doch anderswoher, als bekannt voraussetzen darft."
        Quelle: BERNARD BOLZANO Wissenschaftslehre I [ 2 / 2 ] [Quelle]

      Kommentar:  Die Begründung für die Wissenschaft der Wissenschaft, die Wissenschaftslehre, gibt Bolzano mit der Berufung auf den gesunden Menschenverstand (GMVBerufung).
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     "common sense (lat, scnsus communis, franz. bon sens), der allgemeine Sinn, Gemeinsinn, im Deutschen meist mit 'gesunder Menschenverstand' wiedergegeben. Grundbegriff der von der >Schottischen Schule vertretenen >realistischen-, an der Erfahrung des 'Mannes auf der Straße- orientierten Erkenntnistheorie. Bei T. Reid treten I. Newtons >regulae philosophandi« als Maximen des c. s. auf (An Inquiry into the Human Mind, On the Principles of C. S., Edinburgh 1764). Die Begriffsbildung geht auf Aristoteles (... ) und die >Stoa (>communes conccptioncs, >conscnsus gentium) zurück. Zuletzt wurde sie von C. S. Peirce, G. L Moore (A Defence of CS., in: J.H. Muirhead [ed.]. Contemporary British Philosophy. Personal Statements, 2nd Scries, London 1925, 193-223) u.a. wieder aufgegriffen und mit modernen (zum Teil sprachphilosophischen, zum Teil ethischen) Positionen verbunden.
        Literatur: M. ]. Adler. The Time of Our Lives. The Ethics of C. S., New York/Chicago Ill./San Francisco Calif. 1970; H. Alberv meyer-Bingen, C s.. Ein Beilrag zur Wisscnssoziologic, Berlin 1986; CR. Brown, CS. Ethics, REP II (1998), 448-451; E. Castclli. I paradossi dd senso comunc. Padua 1970; R. F.lio (ed.), C s., Reasoning, and Rationality- New York/Oxford 2002;H. Fcilke, C s,-Kompetenz- Überlegungen zu einer Theorie des >sympathischen' und • natürlichen' Meinens und V'erstehens, Frankfurt 1994; L. Forguson. CS., London/New York 1989; S.A. Grave, The Scottish Philosophy of CS., Oxford I960 (repr. Westport Conn. 1973); ders-, CS., Enc Ph. II (1967), 155-160; F. van Holthoon/D. R. Olson (eds.l, CS.. The Foun dations for Social Science, Lanham Md./New York/London 1987; C Hookway, Critical Common-Sensism and Rational Self-Control, Nous 24 (1990), 397-411; J. Horty. C-S. Reasoning, Theories of, REP II (1998). 451-453; N. Isaacs, The Foundation of C. S.. A Psychological Preface to the Problem* of Knowledge, London 1949: F. Jacques, Sens commun, lieu commun, sens communicable. Rev. int. philos. 40 (1986), 207-220; J. Kekes, A New Defence of C $.. Amcr. Philos. Quart. 16 (1979), 115-122; H. Kimmerle/H. Ooslerling !ed.), Scnsus communis in Multi- and Intercultural Perspective. On the Possibility of Common Judgment* in Arts and Politics, Wiirzburg 2000-, E. E. Kleist, Judging Appearances. A Phenomenologkal Study of the Kantian sensus communis, Dordrecht/London 2000; W. Kluback. C. S. and Communicabiliry. Two Sources of Political and Moral Life, Rev. int. philo*. 40 (1986), 259-275; H. Korvcr, CS.. Die Kntwicklung eines englischen Schlüssel-wortes und seine Bedeutung flir die englische < ieistcsgeschichtc vornehmlich zur Zeit des Klassizismus und der Romantik, Bonn 1967; S. H. Lee, Di« realistische Perspektive. Die Rehabilitierung der C-S.-Weltanschauung in der Realismusdebatte. Frankfurt 1999; N. M. Lernt», C S. and >a priori' Epistemology, Monist 81 (1998), 473-487; H. Lübbe. Die Wissenschaft und ihre kultu¬rellen Folgen. Über die Zukunft des c. s., Opladen 1987; F. H. Madden, C. S. School. REP II (1998). 446-448; T. Marlin. The Instructed Vision. Scottish C. S. Philosophy and the Origins of American Fiction, Bloomington Ind. 1961 {repr. New York 1970); A. v. Maydell/R. Wiehl, Gemeinsinn, Hist. Wb. Ph. III (1974), 243-247; K. H. Miskotie, Gemeinsinn, RGG II ('1958). 1374-1375; A. Musgrave, Cs., Science and Scepticism. A Hi¬storical Introduction to the Theory of Knowledge, Cambridge/ New York 1993. 1996; J. D. Newell (cd.), Philosophy and CS., Washington D.C 1980; R. Olson, Scottish Philosophy and British Physics 1750-1880. A Study in the Foundations of the Victorian Scientific Style, Princeton N. J./London 1975; H. Pu>t, C. s. von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts, in: ]. Knobloch u.a. (eds.). Europaische Schlüsselwörter. Wortvergleichende und wortgeschichtliche Studien M/1 (Kiirzmonographien. Worter im geistigen und sozialen Raum), München 1%4, 105-140; I.D. Schacffcr, Sensus communis. Vico, Rhetoric, and the Limits of Relativism, Durham N.C/London 1990; T. T. Segerstedt. The Problem of Knowledge in Scottish Philosophy. Reid  - Stewart - Hamilton -Ferner, Lund 1935. M. C. Singer, Ethics and CS., Rev. int. philos. 40 (1986). 221-258; M.A. Slotc. C.-S. Morality and Conscqucntlalism, London etc 1985; T. Spriggc, Philosophy and CS., Rev. int. phtlos. 40(1986), 195-206. J.M."
        Quelle S. 84f: J. Mittelstraß (J.M.) in Mittelstraß, Jürgen (2005, Hrsg.) ENZYKLOPÄDIE PHILOSOPHIE UND WISSENSCHAFTSTHEORIE, Band 2: C-F. 2., neubearbeitete und wesentlich ergänzte Auflage. Stuttgart: Metzler / Springer.
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    Hartmann, Nicolai (1949) Metaphysik Erkenntnis
    (geperrrt hier fett)
    "II. Abschnitt

    Realistische Theorien

    13. Kapitel. Natürlicher Realismus „

    a) Grundzüge der natürlichen Weltansicht

    Aller philosophischen Standpunktbildung vorgelagert ist ein natürlicher Standpunkt, der nicht zur Deutung des Gegebenen erdacht wird, sondern selbst mit gegeben ist, auf dem sich der gesunde Menschenverstand (GMVonS) vorfindet, wenn er zu reflektieren beginnt. Dieser Standpunkt ist derart verwachsen mit dem praktischen Leben (GMVKriterium), daß er überhaupt erst bemerkt wird, wo ein reflektierter, philosophischer Standpunkt in Gegensatz zu ihm tritt. Er deckt sich mit der natürlichen Weltansicht (), steht ausgesprochen diesseits aller Theorie, erstreckt sich aber mit seinen charakteristischen Kategorien bis tief in das wissenschaftliche Weltbild hinein. An bestimmender Kraft und Aktualität für das menschliche Bewußtsein läßt sich kein künstlicher Standpunkt mit ihm vergleichen (GMVvergl). Er bleibt praktisch in Kraft, auch wo die Theorie ihn überflügelt hat, und selbst der überzeugteste Anhänger einer weit von ihm abweichenden Theorie kehrt notgedrungen und in aller Naivität zu ihm zurück, sobald er sich vor die einfachste praktische Lebensfrage gestellt sieht.
        Was der naive Mensch als gegebene Situation zwischen ihm und der Außenwelt empfindet, ist nichtsdestoweniger, philosophisch betrachtet, schon eine sehr bestimmte standpunktliche Einstellung, die, auf genaue Formulierungen gebracht, eine ganze Theorie ergibt. Und zwar ist es eine ausgesprochen realistische Theorie, die auf diese Weise entsteht, mit realistischer Auffassung des Erkenntnisphänomens. Daher besteht die Bezeichnung „naiver“ oder „natürlicher Realismus“ an ihr vollkommen zu recht.
        Nach dieser Ansicht ist der Mensch von einer Welt dinglicher Wirklichkeit umgeben, in die hinein er geboren wird, in der er lebt und stirbt, die also unabhängig von ihm besteht und sich gleichgültig gegen sein Dasein und sein Erkennen verhält. Seine Kenntnis von ihr erhält er durch die Sinnesorgane, sein Nachdenken über sie ist eine Anpassung an sie (GMVKriterium). All sein Lernen und Verstehenwollen der Dinge und Geschehnisse fällt unter diesen Gesichtspunkt. Die Erkenntnis hat die Tendenz ein getreues Abbild des [>134] Wirklichen zu sein, und. soweit sie sich praktisch bewährt, spricht man von „wahrer Erkenntnis“.
        Im allgemeinen aber steht die natürliche Weltansicht noch diesseits der Wahrheitsfrage. Das Wahrgenommene ist das Wahre, unmittelbar und unreflektiert. Gelegentliche Täuschung, über die eine , spätere Wahrnehmung belehrt, gilt als „Versehen“, aus dem nichts Allgemeineres folgt. Mit der Dinglichkeit und Konkretheit der Welt hält ihre unmittelbare Anschaulichkeit Schritt. „Das Ding und seine Eigenschaften“ — in dieser Formungsantithese geht die Welt auf; das Geschehen im Weltlauf wird nicht als Veränderung eines Beharrenden verstanden, sondern durchaus als Entstehen und Vergehen der Dinge — aus dem Nichts und ins Nichts. Audi der Mensch ist ein Ding, und auch die Seele in ihm ist ein Ding. In dieser Auffassung wurzelt die naive Frage nach der Bedeutung des Todes und nach, der Fortdauer der dinglich existierenden Seele.
        Das natürliche Weltbild ist räumlich und zeitlich begrenzt. Nicht als hätte die Welt eine bestimmte Sdiranke, nichts hindert die Erweiterung des Blicks. Nichts als die engere oder weitere Interessensphäre des praktischen Lebens bannt den Blick, er hat keinen Antrieb über sie hinaus. Die Welt bleibt ihm in fließenden, verschwimmenden Umrissen endlich, eine Welt im Ausschnitt, eine Welt als Ding. Ihr Zentrum ist der Mensch selbst; die Dinge, die ihn angehen, machen sie aus, eine anthropozentrische Welt.
        Neben der naiven Realitätsthese fällt hier für das Erkenntnisproblem besonders die Überzeugung ins Gewicht, daß die an sich seienden Dinge wirklich so beschaffen sind wie das Bild, welches sich das Bewußtsein von ihnen macht. Den Dingen werden unbedenklich die Qualitäten der Sinnesempfindung zugeschrieben, ja sogar Gefühlswerte, die das Dingbewußtsein begleiten, Zwecktätigkeit und Gesinnungen gegen den Menschen werden den Dingen angehängt. Nicht nur das mythologische Bewußtsein ist auf solchem Anthropomorphismus aufgebaut, das naive Bewußtsein bleibt immer mit ihm behaftet, auch wo seine natürliche Einstellung bereits durch wissenschaftliche erseht ist. Wh sprechen auch da noch vom „heiteren Himmel“, von einer „bösartigen Krankheit“, einer „feindlichen Naturmacht“ usw.
        ..."
        Quelle S. 133ff:  Hartmann, Nicolai (1949) Grundzüge einer Metaphysik der Erkenntnis. 4. Auflage. Berlin: De Gruyter.

      Kommentar: Hartmann gibt eine Reihe inhaltlicher Bestimmungen zum GMV. Auf den ersten Blick scheint der Text verständlich. Aber was genau soll die "natürliche Weltsicht" sein? Was sind "seinen charakteristischen Kategorien"? Wie hat Hartmann sie gefunden? Wie belegt er sie? Worin genau besteht der „naive“ oder „natürliche Realismus“? Diese Fragen stoßen sofort ins Zentrum der philosophischen Krankheit vor und zeigen, dass hie gemeint, behauptet, gemutmaßt und phantasiert wird, ohne genau zu definieren, charakterisieren, zu belegen und zu begründen.


    Hegel: "Mit dem, was hier Glauben und unmittelbares Wissen heißt, ist [es] übrigens ganz dasselbe, was sonst Eingebung, Offenbarung des Herzens, ein von Natur in den Menschen eingepflanzter Inhalt, ferner insbesondere auch gesunder Menschenverstand, common sense, Gemeinsinn, genannt worden ist. Alle diese Formen machen auf die gleiche Weise die Unmittelbarkeit, wie sich ein Inhalt im Bewußtsein findet, eine Tatsache in diesem ist, zum Prinzip." [Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse. DB Sonderband: 100 Werke der Philosophie, S. 14785. (vgl. Hegel-W Bd. 8, S. 152) http://www.digitale-bibliothek.de/habenmuss_philosophie.htm ]
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    Hume
    "Ein gesunder Verstand () wählt den entgegengesetzten Weg, vermeidet alle weitgehenden und tiefen Untersuchungen und beschränkt sich auf das gewöhnliche Leben und auf solche Dinge, die zur täglichen Uebung und Erfahrung gehören."
        Quelle S. 149: David Hume Untersuchung in Betreff des menschlichen Verstandes [Zeno.org]

      Kommentar: Falls "gesunder Verstand" als GMV interpretiert werden darf, werden hier inhaltliche Kriterien angegeben: gewöhnliches Leben (), solche Dinge, die zur täglichen Uebung () und Erfahrung () gehören.


    Kant zum gesunden, gemeinen, schlichten Menschenverstand und kritischer Vernunft
    "Die Gegner des berühmten Mannes [RS: Hume] hätten aber, um der Aufgabe ein Genüge zu tun, sehr tief in die Natur der Vernunft, sofern sie bloß mit reinem Denken beschäftigt ist, hineindringen müssen, welches ihnen ungelegen war. Sie erfanden daher ein bequemeres Mittel, ohne alle Einsicht trotzig zu tun, nämlich die Berufung auf den gemeinen Menschenverstand (GMVgemein). In der Tat ist es eine große Gabe des Himmels (GMVwert), einen geraden (oder, wie man es neuerlich benannt hat, schlichten) Menschenverstand (GMVgerade) zu besitzen. Aber man muß ihn durch Taten beweisen, durch das Überlegte und Vernünftige, was man denkt und sagt, nicht aber dadurch, daß, wenn man nichts Kluges zu seiner Rechtfertigung vorzubringen weiß, man sich auf ihn als ein Orakel (GMVOrakel) beruft. Wenn Einsicht und Wissenschaft auf die Neige gehen, alsdann und nicht eher, sich auf den gemeinen Menschenverstand (GMVgemein) zu berufen, das ist eine von den subtilen Erfindungen neuerer Zeiten, dabei es der schalste Schwätzer mit dem gründlichsten Kopfe getrost aufnehmen, und es mit ihm aushalten kann. Solange aber noch ein kleiner Rest von Einsicht da ist, wird man sich wohl hüten, diese Nothilfe zu ergreifen. Und, beim Lichte besehen, ist diese Appellation nichts anders, als eine Berufung auf das Urteil der Menge; ein Zuklatschen, über das der Philosoph errötet, der populäre Witzling aber triumphiert und trotzig tut. Ich sollte aber doch denken, HUME habe auf einen gesunden Verstand (GMV?) ebenso wohl Anspruch machen können, als BEATTIE, und noch überdem auf das, was dieser gewiß nicht besaß, nämlich eine kritische Vernunft (GMVkrivern), die den gemeinen Verstand (GMVgemein) in Schranken hält, damit er sich nicht in Spekulationen versteige, oder, wenn bloß von diesen die Rede ist, nichts zu entscheiden begehre, weil er sich über seine Grundsätze nicht zu rechtfertigen versteht; denn nur so allein wird er ein gesunder Verstand (GMVonS) bleiben. Meißel und Schlägel können ganz wohl dazu dienen, ein Stück Zimmerholz zu bearbeiten, aber zum Kupferstechen muß man die Radiernadel brauchen. So sind gesunder Verstand (GMVonS) sowohl als spekulativer, beide, aber jeder in seiner Art, brauchbar: jener, wenn es auf Urteile ankommt, die in der Erfahrung ihre unmittelbare Anwendung finden, dieser aber, wo im allgemeinen, aus bloßen Begriffen geurteilt werden soll, z. B. in der Metaphysik, wo der sich selbst, aber oft per antiphrasin, so nennende gesunde Verstand (GMVonS), (GMVkritisch) ganz und gar kein Urteil hat."
        Quelle: Kant Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik die als Wissenschaft wird auftreten können Riga, bey Johann Friedrich Hartknoch. 1783. [http://gutenberg.spiegel.de/buch/prolegomena-3511/1]

      Kommentar:  Kant gibt hier einige Begriffe - gemeiner, schlichter, gerader, gesunder - Menschenverstand, óhne sie sie näher zu erklären, was schlechter wissenschaftlicher Stil ist und  im Grunde nicht zu einem Denker von seinem Ruf passt. Inwiefern hier gleiche Bedeutungen vorliegen, muss daher offen bleiben. Eine Fundstelle in "Reflexionen zur Anthropologie." spricht allerdings dafür, den gemeinen mit dem GMV gleichzusetzen.  Kant fordert - zu Recht - dass kritische Vernunft (GMVkrivern) hinzutreten müsse, damit der GMV seinen Wert erhält.
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    Kant-2 Kritisch zum GMV am Beispiel des Satzes vom zureichenden Grunde
    "Daher sind auch alle Versuche den Satz des zureichenden Grundes zu beweisen, nach dem allgemeinen Geständnisse der Kenner vergeblich gewesen; und ehe die transscendentale Kritik auftrat, hat man lieber, da man diesen Grundsatz doch nicht verlassen  konnte, sich trotzig auf den gesunden Menschenverstand (GMVkritisch) berufen (eine Zuflucht, die jederzeit beweiset, daß die Sache der Vernunft verzweifelt ist), als neue dogmatische Beweise versuchen wollen."
        Quelle: Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 510, hier zitiert nach der Akademiausgabe (Abruf 1.9.18)
      Kommentar: Berechtigte Kritik des (GMVkritisch) am Beispiel des Satzes vom zureichenden Grunde.
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    Kant-3 GMV = gemeiner Verstand = Menschenverstand
    "Der Gesunde Menschenverstand (GMVKriterium) wird als Menschenverstand  (gemeiner Verstand (GMVgemein) ) erstlich vor denienigen genommen, den man bey allen Menschen vermuthen kan zweytens als ein Gesunder Verstand sofern er  nicht verdorben ist. Man unterscheidet ihn von Gelehrsamkeit in Ansehung der Quellen und vom speculativen Verstande in ansehung des Grades. Was den letzten Punct betrift, so ist er das Vermögen der Regeln in concreto (GMVkonkret) und unterscheidet sich dadurch von dem speculativen Verstande.
    Alle drey obere facultäten laboriren theils an Gelehrsamkeit, theils an speculation, und in ihnen insgesammt ist die Wissenschaft provisorisch gut, sie hat aber doch zum Zweke, endlich vermittelst der Philosophie sie zum Gesunden Menschenverstande (GMVonS) herabzubringen, der in der That hierinauch allein der beste Richter ist und der Probirstein der Richtigkeit der Satze, wie denn alle drey vor alle Menschen sind."
        Quelle: Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 173, hier zitiert nach der Akademiausgabe (Abruf 1.9.18)
      Kommentar: Kant gibt hier Kriterien an (GMVKriterium: (1) bei allen Menschen gegeben; (2) konkret; (3) gesund als nicht verdorben erscheint zirkulär; Unterschiede hinsichtlich der (4) Gelehrsamkeit, der (5) Quellen und (6) Spekulation).
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    Moores Gesunder Menschenverstand
    Zur 3. Hauptbedeutung gehört eine der berühmtesten Untersuchungen A Defense of Common Sense - Eine Verteidigung des gesunden Menschenverstandes stammt von dem englischen Philosophen George E. Moore aus dem Jahre 1925. Er leitet seine Untersuchung wie folgt ein (zitiert nach der Suhrkampausgabe von 1969):
     
      "Die Methode, die ich bei meiner Formulierung verwenden werde, ist die folgende: Ich werde zu Anfang - unter (1) - eine ziemlich lange Liste von Aussagen aufstellen bei denen es sich auf den ersten Blick um so offensichtlich triviale Wahrheiten handelt, daß es kaum die Mühe lohnt, sie auszusprechen. Tatsächlich handelt es sich um eine Menge von Aussagen, bei denen ich von jeder einzelnen (so meine ich) mit Bestimmtheit weiß, daß sie wahr ist. Danach werde ich - unter (2) - eine einzige Aussage machen, in der etwas über eine ganz Menge von Klassen von Aussagen behauptet wird - wobei jede dieser Klassen als die Klasse definiert ist, die aus allen Aussagen besteht, die einer der Aussagen von (1) in einer bestimmten Hinsicht ähnlich sind. Bei (2) handelt es sich also um eine Aussage, die nicht gemacht werden könnte, wenn die Liste der Aussagen (1) oder eine ähnliche Liste nicht schon gegeben wäre. Und auch bei (2) handelt es sich wieder um eine [>114] Aussage, deren Wahrheit ganz selbstverständlich und das Aussprechen nicht wert erscheint, und von der ich (wie ich meine) mit Bestimmtheit weiß, daß sie wahr ist."
      Liste 1 der Aussagen, die Moore mit Bestimmtheit für wahr hält (hier in eckigen Klammen zum leichteren Auffinden und Diskutieren nummeriert):
      [1]  "Es existiert im Augenblick ein lebendiger menschlicher Körper, der mein Körper ist."
      [2]  "Dieser Körper wurde zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit geboren und hat seitdem ununterbrochen existiert, wobei er allerdings gewissen Veränderungen unterworfen gewesen ist. Er war zum Beispiel bei der Geburt und noch einige Zeit hinterher viel kleiner als er heute ist."
      [3]  "Seit seiner Geburt ist er mit der Oberfläche der Erde in Berührung oder doch nicht weit von ihr entfernt gewesen; und in jedem Augenblick seit seiner Geburt haben auch noch viele andere Dinge existiert, die eine dreidimensionale Gestalt und Größe haben (in dem vertrauten Sinne, in dem er selber diese Eigenschaften auch besitzt)."
      [4]  "Er ist von diesen Dingen verschieden weit entfernt gewesen (in dem vertrauten Sinne, in dem er jetzt sowohl vom Kaminsims wie von jenem Bücherbord entfernt ist, und zwar vom Bücherbord weiter entfernt als vom Kaminsims); es hat außerdem (und zwar ziemlich häufig) einige andere Dinge dieser Art gegeben, mit denen er sich in Berührung befunden hat (in dem vertrauten Sinne, in dem er jetzt in Berührung mit der Feder ist, die ich in meiner rechten Hand halte, und mit einigen der Kleidungsstücke, die ich trage)."
      [5] "Unter den Dingen, die in diesem Sinne einen Teil seiner Umwelt gebildet haben (d. h. die mit ihm in Berührung [>115] gewesen sind oder sich in einer gewissen, ganz gleich wie großen, Entfernung von ihm befunden haben), hat es in jedem Augenblick seit seiner Geburt eine große Zahl von anderen lebendigen menschlichen Körpern gegeben, von denen jeder - wie er selbst -
      (a) zu einem bestimmten Zeitpunkt geboren worden ist, (b) einige Zeit nach seiner Geburt weiterexistiert hat und
      (c) in jedem Augenblick nach seiner Geburt in Berührung oder doch nicht weit entfernt von der Erdoberfläche gewesen ist; und viele dieser Körper sind bereits gestorben und haben aufgehört zu existieren."
      [6]  "Aber nun hat die Erde schon viele Jahre existiert, bevor mein Körper geboren wurde; und während vieler Jahre hat zu jedem Zeitpunkt eine große Zahl von menschlichen Körpern auf ihr gelebt; und viele dieser Körper waren schon gestorben und hatten aufgehört zu existieren, bevor meiner geboren wurde."
      [7]  "Schließlich (um zu einer anderen Klasse von Aussagen zu kommen) bin ich ein menschliches Wesen und habe zu verschiedenen Zeitpunkten seit der Geburt meines Körpers viele verschiedene Erlebnisse gehabt, die zu vielen verschiedenen Arten von Erlebnissen gehören, z.B. habe ich oft meinen eigenen Körper wahrgenommen, und andere Dinge, die einen Teil seiner Umgebung bildeten, einschließlich anderer menschlicher Körper; ich habe nicht nur Dinge dieser Art wahrgenommen, sondern auch Tatsachen beobachtet, die sie betreffen, wie zum Beispiel die Tatsache, die ich gerade beobachte: daß das Kaminsims näher an mein Körper ist als jenes Bücherbord; ich bin mir anderer Tatsachen bewußt, die ich seinerzeit nicht beobachtet habe, wie z.B. Beispiel die Tatsache - die mir jetzt bewußt wird -, daß mein Körper auch gestern existiert und sich ebenfalls eine Zeitlang näher beim Kaminsims als beim Bücherbord aufgehalten hat; ich habe Erwartungen hinsichtlich der Zukunft gehabt, und viele andere Arten von Meinungen, wahre und falsche; ich habe an imaginäre Dinge, Personen und Vorfälle gedacht, deren Realität ich nicht geglaubt habe; ich habe Träume gehabt und ich habe viele verschiedene Arten von Gefühlen gehabt. Und gerade so, wie mein Körper der Körper eines menschlichen [>116] Wesens gewesen ist, das ich bin, und während seines Lebens viele Erlebnisse jeder dieser (und noch anderer) Arten gehabt hat, so ist auch im Falle sehr vieler der anderen menschlichen Körper, die auf der Erde gelebt haben, jeder von ihnen der Körper eines anderen menschlichen Wesens gewesen, das während der Lebenszeit dieses Körpers viele verschiedene Erlebnisse der aufgezählten (und noch anderer) Arten gehabt hat."


    In Liste (1) erscheinen mir [5]bc - z.B. Totgeburt oder Tod kurz nach der Geburt - und [7] nicht völlig und bedingungslos sicher.
    Liste (2): Sie kann vereinfacht (> ausführlicher) werden zu: Es ist auch bei anderen Menschen so wie bei mir (Moore) in (1) geschildert.
        Quelle S. 113ff: Moore, George E. (dt. 1967, orig 1925). Eine Verteidigung des Common Sense. Fünf Aufsätze Einleitung von Harald Delius. Theorie I. Frankfurt: Suhrkamp.

      Kommentar: Moore Liste enthält eine ganze Reihe inhaltlicher Kriterien (GMVKriterium) zum GMV.
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    Nietzsches Persiflage auf den gesunden Menschenverstand
    "Kritik der Tiere. — Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen Ihresgleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat, — als das wahnwitzige Tier, als das lachende Tier, als das weinende Tier, als das unglückselige Tier."
        Quelle: Kritik der Tiere, in Die fröhliche Wissenschaft, Nr. 224.
      Kommentar: Diese Passage kann man wohl als Kritik (GMVkritisch) und Entwertung (GMVentw) des GMV interpretieren.
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    Poppers Alltagsverstand
    "34. Zusammenfassung: eine kritische Philosophie des Alltagsverstandes
    Haben wir einmal die Notwendigkeit einer kritischen Philosophie eingesehen, so erhebt sich das Problem des Ausgangspunkts. Wo sollen wir anfangen? Die Frage scheint wichtig, denn es sieht so aus, als könnte ein Fehler am Anfang die ernstesten Konsequenzen haben.
        In der Frage des Ausgangspunktes gehen die Ansichten der meisten klassischen und zeitgenössischen Philosophen und die Auffassungen, die ich hier als kritische Philosophie des Alltagsverstandes vorgeschlagen habe, grundlegend auseinander. Ich möchte versuchen, die Hauptunterschiede in einer Tabelle zusammenzufassen.
     
    Frühere Philosophen
    Meine kritische Auffassung
    (1) Die Wahl unseres Ausgangspunktes ist von entscheidender Wichtigkeit: Wir müssen uns davor hüten, gleich am Anfang in einen Fehler zu verfallen. (1') Die Wahl unseres Ausgangspunkts ist nicht von entscheidender Wichtigkeit, da sie wie alles andere kritisiert und berichtigt werden kann.
    (2) Unser Ausgangspunkt sollte nach Möglichkeit wahr und sicher sein. (2') Es gibt keine Möglichkeit, einen solchen sicheren Ausgangspunkt zu finden.
    (3) Er läßt sich in der persönlichen Erfahrung des Ich (Subjektivismus) oder in der reinen Beschreibung des Verhaltens (Objektivismus) finden.63 (3') Da er sich weder im Subjektivismus noch im Objektivismus finden läßt, ist es vielleicht das beste, mit beiden anzufangen und beide zu kritisieren.
    (4) Indem die Philosophen entweder diese Art des Subjektivismus oder diese Art des Objektivismus akzeptieren, haben sie unkritisch eine Form der Erkenntnistheorie des Alltagsverstandes - eine Theorie, die man als den schwächsten Punkt des Alltagsverstandes ansehen kann, akzeptiert. (4') Es ist angezeigt, beim Alltagsverstand anzufangen, wie unscharf auch seine Vorstellungen sein mögen, aber kritisch gegenüber allem zu sein, was im Namen des Alltagsverstandes behauptet wird.
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    (5) Die von den Subjektivisten angenommene Theorie geht dahin, die sicherste Erkenntnis, die wir haben können, sei die über uns selbst und unsere Beobachtungs- oder Wahrnehmungserfahrungen. (In der Betonung der Sicherheit von Wahrnehmungserfahrungen stimmen die Subjektivisten mit den Objektivisten überein.) (5') Ein wenig kritische Überlegung überzeugt uns davon, daß alle unsere Erkenntnis theoriegetränkt ist und (fast) alle Vermutungscharakter hat.
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    (6) Es gibt einige harte Tatsachen, auf die die Erkenntnis gegründet werden kann, etwa unsere klaren und deutlichen Empfindungen oder Sinnesdaten: Direkte oder unmittelbare Erfahrungen können nicht falsch sein. (6') Da alle Erkenntnis theoriegetränkt ist, ist sie ganz auf Sand gebaut; doch ihre Grundlage kann durch kritisches Tiefer-Graben verbessert werden; und nicht als unproblematisch angenommen werden.
    (7) Das ist ein klares Ergebnis der Erkenntnistheorie des Alltagsverstandes.
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    (7') An diesem Punkt scheitert die Erkenntnistheorie des Alltagsverstandes: Sie übersieht die Indirektheit und den Vermutungscharakter der Erkenntnis. Selbst unsere Sinnesorgane (nicht zu reden von der Deutung ihrer Meldungen) sind theoriegetränkt und fehlbar, wenn auch bei gesunden Organismen nur gelegentlich.
    (8) Doch die Erkenntnistheorie des Alltagsverstandes, die immer als eine Form des Realismus anfängt, endet stets im Sumpf entweder des erkenntnistheoretischen Idealismus oder des Operationalismus. (8') Wir erkennen, daß selbst der Realismus und seine (biologische) Erkenntnistheorie zwei Vermutungen sind; und wir behaupten, daß erstere eine wesentlich bessere Vermutung ist als der Idealismus.
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    (9) Der Alltagsverstand, der mit dem Realismus angefangen hat und im Subjektivismus geendet hat, widerlegt sich selbst, (Das kann man als Bestandteil von Kants Auffassung ansehen.) durch, daß irgendwelche angeblichen »Daten« (9' Die Erkenntnistheorie des Alltagsverstandes erweist sich als widersprüchlich; doch das trifft nicht die Theorie des Alltagsverstandes von der Welt, das heißt den Realismus. 
      FN63 Diese Form des Objektivismus wird gewöhnlich »Behaviorismus« oder »Operatio- nalismus« genannt; sie wird in der vorliegenden Arbeit nicht näher diskutiert.


    Der Versuch, die Theorie des Alltagsverstandes als Ganzes - Realismus plus Erkenntnistheorie des Alltagsverstandes - beizubehalten, ist zum Scheitern verurteilt. Mit der Methode, skeptisch hinsichtlich der eigenen Ausgangspunkte zu sein, wird daher die Theorie des Alltagsverstandes in mindestens zwei Teile - Realismus und Erkenntnistheorie - zerlegt, wobei letztere verworfen und durch eine objektive Theorie ersetzt werden kann, die ersteren verwendet."

        Quelle: Popper, Karl (1993) Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf. 4.A. Hamburg: Hoffmann & Campe (paperback). Aus dem Sachregister:

      Alltagsverstand IX,2h,11,27,Kap. 2: 32-108, 210, 218f., 309, 335 ff-
      —als Ausgangspunkt 33/,, 61,70,74, 102,336
      —, Erkenntnistheorie des -es IX, 3, 11,23,36,40,42,61-63; s. a. Kübeltheorie
      —, Erkenntnistheorie des-es vs. Rea¬lismus 39 f., 43 f., 60,65 f., 88 ff., 101 ff., 106 ff.
      —, Induktionsproblem des -es 3,27 f. —, kritischer 33-32,60 f., 101 ff., 106 ff.
      —, Philosophie des -es 106 ff.
      —, Realismus des-es IX,37f.,88ff.,
      94,101 f., 108,336; s. a. Realismus
      —, Realismus des -es vs. Kübeltheorie s. Biologie und Erkenntnis (-theo- rie); Biologie und Wahrnehmung
      — und Realismus 35 f.,37-41,101 fr.; s. a. Realismus
      —, Wahrheitsbegriff des-es s. Wahrheit; Korrespondenztheorie.
      Kommentar: Ich denke, dass Popper Ausdruck "Alltagsverstand" dem GMV gleichgesetzt werden darf. Ich sehe eine ziemliche Nähe zu Russells Standpunkt.
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    Rosenzweig (1886-1929)
    Zusammenfassung-Rosenzweig: Der gesunde Menschenverstand vertraut dem Wirklichen und seinem Wirken und kümmert sich nicht um das "Eigentliche" [In Der Stern der Erlösung findet sich zu "eigentlich" 111 Fundstellen] oder das Wsen der Sachverhalte, wie es der kranke Menschenverstand der Philosophen, besonders der idealistischen, extrem im Platonismus, deutschen Idealismus und der Existenzialisten, namentlich Heidegger tut (>Sprachkritik Philosophie: Geisteskrankheit). Rosenzweig ist in seiner grundsätzlichen Realist, tendenziell Empiriker und (schlechter) Phänomenologe in eigener Sache (ohne Bezug zu Husserl oder Brentano). Ich teile zwar seine Fundamentalkritik, aber ich denke seine Philosophie leidet an derselben Geisteskrankheit nämlich der Unsitte, im Allgemeinen und Abstrakten zu reden, dem Mangel an klaren Merkmalsbestimmungen und vor allem dem Verzicht auf  Referenzieren wie auf Beispiele und Gegenbeispiele, kurz nicht zu beachten, was zu einer Begriffs-Definition  gehört.
     
      "Der gesunde Menschenverstand vertraut dem Wirklichen und seinem Wirken."
      S. 31f: "»Eigentlich« - so nämlich fragt und so antwortet [32] kein andrer Mensch als der Philosoph. Im Leben gilt diese Frage so wenig, wie dort die Frage vorkommt. Auch der Philosoph wird sie im Ernstfall nicht stellen. Er wird nicht fragen, was das Viertelpfund Käse »eigentlich« kostet. Er wird seine Erkorene nicht fragen, ob sie »eigentlich« seine Frau werden möchte. Er wird nicht bejahen oder verneinen, daß der Angeklagte »eigentlich« gestohlen habe. Nicht »eigentlich«, sondern »wirklich« ist das Wort des Lebens. Aber der Philosoph spricht: eigentlich. Indem er seinem Staunen nachgiebt, stehen bleibt, und das Wirkliche sich weiter ohne ihn auswirken läßt, wird er zurückgeworfen und beschränkt auf das Eigentliche. Hier, und nicht erst später, trennen sich seine Wege von den Wegen des gesunden Menschenverstands. Der gesunde Menschenverstand vertraut dem Wirklichen und seinem Wirken. Der Philosoph zieht sich mißtrauisch vor dem fortwirkenden Wirklichen in den geschützten Zauberkreis seines Staunens zurück und versenkt sich in die Tiefe des Eigentlichen. "
          Quelle: Rosenzweig, Franz (1921a) Das Büchlein vom gesunden und kranken Menschenverstand. 1.A. Frankfurt: Kauffmann. [Online]
          Kommentar-Rosenzweig-S31f: Der gesunde Menschenverstand vertraut dem Wirklichen und seinem Wirken und kümmert sich nicht um das "Eigentliche" [In Der Stern der Erlösung findet sich zu "eigentlich" 111 Fundstellen], wie es der kranke Menschenverstand der Philosophen, besonders der idealistischen, extrem im Platonismus, deutschen Idealismus und der Existenzialisten, namentlich Heidegger. Rosenzweig ist Realist, Empiriker und Phänomenologe in eigener Sache ohne Bezug zu Husserl oder Brentano.

      "Das Wissen des Selbst von sich selber, das Selbstbewußtsein, steht in dem Rufe, das bestgesicherte alles Wissens zu sein. Und der gesunde Menschenverstand sträubt sich fast noch heftiger als das wissenschaftliche Bewußtsein, wenn ihm die wahrhaft und wörtlich selbst-verständliche Grundlage des Wissens unter den Füßen fortgezogen werden soll. Dennoch ist es geschehen, freilich erst spät. Es bleibt eine der erstaunlichsten Leistungen Kants, daß er dies Selbstverständlichste, das Ich, recht eigentlich zum Problem, zum Allerfragwürdigsten, gemacht hat."
          Quelle: S.67 (einzige Fundstelle), Rosenzweig, Franz (1921b) Der Stern der Erlösung. 1.A. Frankfurt: Kauffmann. [Online]

      In einer  Dissertation  über Rosenzweigs Bildungskonzept, wird S. 22 in Fußnote 58 ausgeführt: "Rosenzweig, Franz: Das Büchlein vom gesunden und vom kranken Menschenverstand. Herausgegeben und eingeleitet von Nahum Norbert Glatzer. Königstein: Athenäum 1984. In der Einleitung fasst Nahum Norbert Glatzer wie folgt zusammen: „Im ‚Büchlein‘ wendet sich Rosenzweig gegen den deutschen Idealismus, der die Welt auf das wahrnehmende Ich zurückführt. In der Annahme, dass die Welt etwas anderes ist, als sie zu sein scheint, fragt diese Philosophie nach dem ‚Wesen‘ der Dinge, um festzustellen, was diese ‚eigentlich‘ seien. Rosenzweig führt die Erfahrung der Welt auf die Welt, die Gotteserfahrung auf Gott zurück. Im Gegensatz zum Idealismus erkennt Rosenzweigs Neues Denken die Welt, den Menschen und Gott – die großen Grundbegriffe des philosophischen Denkens – als die drei nur auf sich selbst zurückführbaren Elemente der Wirklichkeit an. [...S]ein Denken geht nicht nur seinen Geist an, sondern hat eine existenzielle Bezogenheit. Der gesunde Menschenverstand, so wie Rosenzweig den Begriff anwendet, benützt keine vorgefaßten Begriffe und bewegt sich auf keine vorbestimmten Ziele zu.“ (Glatzer, Nahum Norbert: Einleitung, 17)"

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    Russell
    Betrand Russell zitiert den gesunden Menschenverstand relativ oft in seinen Werken, wehalb ich darüber eine eigene Seite  angelegt habe. Er gebraucht gewöhnlicher, gemeiner, nüchterner MV, vorwissenschaftlicher  GMV, wissenschaftlicher  GMV, intuitiver GMV und, allgemein, nicht näher spezifiziert, den gesunden Menschenverstand. Die wichtigste systematische Textstelle findet sich in Das menschliche Wissen, S. 224-228.

    Russell Wissenschaftlicher GMV : "Seit den Tagen von Kant, oder besser sollte man vielleicht sagen, schon seit Berkeley bestand unter den Philosophen eine meiner Meinung nach irrtümliche Neigung zuzulassen, daß die Beschreibung der Welt in ungehöriger Weise durch Überlegungen beeinflußt wurde, die sich auf das Wesen der menschlichen Erkenntnis bezogen. Für den wissenschaftlichen gesunden Menschenverstand (den ich zugrunde lege) ist es selbstverständlich, daß nur ein sehr geringer Teil des Universums bekannt ist, daß es lange Zeiträume gegeben hat, während deren es keine Erkenntnis gegeben hat, und daß es wahrscheinlich auch in Zukunft lange Zeiträume ohne Erkenntnis geben wird. Unter kosmischen und kausalen Gesichtspunkten ist Erkenntnis ein unwesentlicher Zug des Universums. Eine wissenschaftliche Darstellung, welche es ganz unterließe, ihr Vorkommen zu erwähnen, würde von einem unpersönlichen Gesichtspunkt aus nur an einer sehr geringen Unvollkommenheit leiden. Will man die Welt beschreiben, so ist Subjektivität ein Laster. Kant sagte von sich selbst, daß er eine »kopernikanische Drehung« vollbracht habe. Er hätte sich richtiger ausgedrückt, wenn er von einer Ptolemäischen Gegenrevolution gesprochen hätte, denn er hat den Menschen wiederum in den Mittelpunkt gestellt, von dessen Thron Kopernikus ihn gestoßen hatte."
        Quelle: Aus (S. 9): Russell, Bertrand (1950) Das menschliche Wissen. Darmstadt: Holle.

      Kommentar: Gleich zu Beginn des Buches wird ausdrücklich vom wissenschaftlichen gesunden Menschenverstand (GMVwissens) gesprochen.


    Russell mit dem wissenschaftlich GMV abgestufte Wahrscheinlichkeit  : "Die Schlüsse, auf die wir uns bei dieser Untersuchung stützen und deren Logik in Teil VI eingehend betrachtet werden soll, unterscheiden sich von denen der deduktiven Logik und der Mathematik dadurch, daß sie nicht beweisbar sind, d. h. es sind Schlüsse, welche, auch wenn die Prämisse wahr und die Schlußweise in Ordnung ist, die Wahrheit der Schlußfolgerung nicht verbürgen, wohl aber die Schlußfolgerung in einem, gewissen Sinn und bis zu einem gewissen Grade »wahrscheinlich« machen sollen. Außer in der Mathematik sind fast alle Schlüsse, auf die wir uns wirklich stützen, von dieser Art. In manchen Fällen ist der Schluß so zwingend, daß er fast praktische Gewißheit erreicht. Von einer Schreibmaschinenseite mit sinnvollem Inhalt nimmt man an, daß sie jemand geschrieben hat, obwohl sie, wie Eddington gesagt hat, zufällig dadurch zustande gekommen sein kann, daß ein Affe auf einer Schreibmaschine herumgehüpft ist, und diese bloße Möglichkeit verhindert, daß der Schluß auf einen absichtsvollen Schreiber volle Beweiskraft erlangt. Viele Schlüsse, die von allen Gelehrten anerkannt werden, sind viel weniger sicher, z. B. die Theorie, daß der Schall durch Wellen fortgeleitet wird. Den verschiedenen Schlüssen wird durch den wissenschaftlichen gesunden Menschenverstand eine Abstufung an Wahrscheinlichkeit beigelegt, aber es gibt keine anerkannte Gesamtheit von Grundsätzen, mit deren Hilfe’solche Wahrscheinlichkeiten abgeschätzt werden können. Ich möchte durch die Analyse des wissenschaftlichen Verfahrens die Regeln solchen Schließens systematisieren. ..."
        Quelle: Aus (S. 164): Russell, Bertrand (1950) Das menschliche Wissen. Darmstadt: Holle.

      Kommentar: hier spricht Russell ausdrücklich vom wissenschaftlichen gesunden Menschenverstand (GMVwissens).
       
    Russel Wissenschaftliche Erkenntnis im GMV : "WAHRSCHEINLICHKEITSSCHLUSSE DES GESUNDER MENSCHENVERSTANDES
    In diesem Kapitel werde ich mich, hauptsächlich mit der vorwissenschaftlichen Erkenntnis beschäftigen, wie sie in den Überzeugungen des gesunden Menschenverstandesenthalten ist.
        Wir müssen uns dabei den Unterschied zwischen dem Schließen, das in der Logik betrachtet wird, und dem, was wir als tierisches Schließen bezeichnen können, vor Augen halten. Unter »tierischem Schließen« verstehe ich das, was geschieht, wenn ein Ereignis A einen Glauben B ohne bewußte Zwischenglieder hervorruft. Wenn ein Hund einen Fuchs riecht, so wird er erregt, aber wir glauben nicht, daß er zu sich selbst sagt: »Dieser Geruch ist in der Vergangenheit oft in der Nähe eines Fuchses aufgetreten; daher wird wahrscheinlich auch jetzt ein Fuchs in der Nähe sein.« Es ist wahr, daß er so handelt, als wenn er diese Überlegung angestellt hätte, aber die Überlegung stellt sein Körper auf Grund von Gewohnheit oder, wie man auch sagt, eines »bedingten Reflexes« an. Immer, wenn ein Ereignis A in der früheren Erfahrung des Tieres häufig mit einem Ereignis B verbunden gewesen ist, wobei B ein gefühlsmäßiges Interesse haben muß, hat das Ereignis A die Neigung, ein Verhalten hervorzurufen, das dem B angepaßt ist. Hier gibt es keinen bewußten Zusammenhang zwischen A und B. Es ist nichts anderes da, so können wir wohl sagen, als eine A-Wahmehmung und ein B-Verhalten. In veralteter Sprechweise Würde man sagen, daß der »Eindruck« von A die »Vorstellung« von B verursacht. Aber die neuere Ausdrucksweise, die auf körperliches Verhalten und beobachtbare Gewohnheiten Bezug nimmt, ist bestimmter und umgreift ein weiteres Feld.""
        Quelle: Aus (S. 183): Russell, Bertrand (1950) Das menschliche Wissen. Darmstadt: Holle.
      Kommentar: Vorwissenschaftliche Erkenntnis im GMV (GMVvorwis).
    Russell Vorwissenschaftlicher GMV einheitlicher Raum : "Die Konstruktion eines einheitlichen Raumes, in dem unsere gesamten Wahrnehmungserfahrungen untergebracht werden, ist ein Triumph des vorwissenschaftlichen gesunden Menschenverstandes. Das Verdienst dieser Konstruktion liegt in ihrer Bequemlichkeit, nicht in irgendeiner letzten Wahrheit, die, man ihr zuschreiben könnte. "
        Quelle: Aus (S. 220): Russell, Bertrand (1950) Das menschliche Wissen. Darmstadt: Holle.
      Kommentar: Hier kreiert Russel einen vorwissenschaftlichen GMV, woraus sich zwingend ergibt, dass Russell wernigstens drei Arten des GMV kennt: gewöhnlicher GMV, vorwissenschaftlicher GMV und wissenschaftlicher GMV.
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    Sinowjews Plädoyer für den gesunden Menschenverstand
    Aus dem Klappentext: Sinowjew, Alexander (1985) Die Diktatur der Logik. Über den gesunden Menschenverstand und die sowjetische Gesellschaft. München: Piper.
        "Alexander Sinowjew ist Russe, Philosoph, Logiker und Romancier. Er hat Bücher zur Logik und mehrere Romane geschrieben, die weltweit Beachtung fanden. Voraussetzungen genug, um ein Buch zu verfassen, in dessen Titel die Begriffe »Diktatur«, »Logik«, »gesunder Menschenverstand« und »sowjetische Gesellschaft« Vorkommen. Gesunder Menschenverstand, das ist die Fähigkeit, die Welt so zu sehen, wie sie ist, also ohne Illusionen und Selbstüberschätzung, ohne übermäßigen Optimismus oder düsteren Pessimismus - mit einem Wort: adäquat und realistisch. Solch gesunder Menschenverstand basiert auf einfachen und offensichtlichen Seinsprinzipien sowie auf logischen Regeln des Denkens - des Denkens und Nachdenkens über die Phänomene unseres Lebens und der Umwelt, die uns umgibt. Warum muß darüber gesprochen und geschrieben werden? Alexander Sinowjew: »Unser Jahrhundert ist durch eine wahrhaft manische Tendenz gekennzeichnet, alle Grundlagen der europäischen Zivilisation zerstören zu wollen - und in erster Linie den gesunden Menschenverstand ... Durch nichts zu bremsendes leeres Geschwätz wurde zu einem charakteristischen Phänomen unserer Epoche. Dieses Phänomen entspricht voll und ganz der ebenso ungebremsten Neigung von Millionen von Menschen zu nebulöser Selbsteinschätzung, zu Selbstbetrug, Illusionen und unbegründeten Hoffnungen.«
        Sinowjew tritt nun nicht als ein Missionar in Sachen »Gesunder Menschenverstand« auf. Er hält den Menschen nur den Spiegel vor, indem er über sprachliche Phänomene und Denkmodelle spricht, die seine These stützen, und diese unter logischen Gesichtspunkten analysiert. Daß er dabei vor allem auf Beispiele aus der sowjetischen Gesellschaft zurückgreift, ist nicht nur durch seine Biographie erklärt."
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    Physik

    Lindley: Gesunder Menschenverstand bei Raum und Zeit

    • Titel Kapitel (61-90): Jenseits des gesunden Menschenverstandes
    • S. 73: "Es ist wohl dieser Verlust des Absoluten, der das Erlernen der Relativität zu einer so verwirrenden Erfahrung macht. Auf die Frage, warum Newton bei der Beschreibung von Raum und Zeit unrecht und Einstein recht hatte - oder warum uns unser gesunder Menschenverstand im Stich läßt ist die einzige vernünftige Antwort, daß sich unser gesunder Menschenverstand von Erfahrungen in einer Welt ableitet, in der die Geschwindigkeiten im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit klein sind und die Newtonsche Darstellung von Raum und Zeit angemessen ist. Doch wir dürfen nicht einfach davon ausgehen, daß das eine für uns zutreffende automatische Allgemeingültigkeit beanspruchen kann. Es ist Sache wissenschaftlicher Hypothesen und Schlußfolgerungen, herauszufinden, wie sich Raum und Zeit verhalten, wenn sich Körper annähernd mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. ..."

    •     Quelle: Lindley, David (dt. 1997) Das Ende der Physik. Vom Mythos der großen Vereinheitlichten Theorie. Frankfurt: Insel.
        Kommentar: Der gesunde Menschenverstand (GMVonS) wird für wissenschaftliche Grundfragen kritisch (GMVkritisch) gesehen.



    Psychologie

    GMV als gesunkenes Kulturgut
    "Was ist Wahrnehmung? Was sind Vorstellungsbilder? Wie funktioniert das Gedächtnis? Hierzu gibt es eine Ansicht des „gesunden Menschenverstandes“ (GMVonS), die, wie so häufig, keineswegs dem gesunden Menschenverstand (GMVKultur) entsprungen ist, sondern vielmehr ein Stück gesunkenes Kulturgut darstellt. Wahrnehmung ist gemäß dieser Auffassung der Vorgang der Einprägung von Bildern in einem menschlichen Geist, der so passiv wie das Wachstäfelchen (die „tabula rasa“) ist, in dem der Römer seine Notizen einritzte, oder wie die Fotografenplatte, in der sich ein Stück Wirklichkeit abbildet. Vorstellungsbilder erstehen gemäß der gleichen Auffassung vor unserem inneren Auge, wenn wahrgenommene Bilder wieder aufleuchten und uns wieder sehen lassen, was sich unserem Geiste eingeprägt hat. Das Gedächtnis ist nichts anderes als die Summe der so gespeicherten Bilder. Sie zu erinnern heißt, sich die Bilder wieder vor das innere Auge zurückrufen. Dieser Empirismus sensualistischer Ausprägung liegt, wenn auch nicht mit Deutlichkeit formuliert, noch heute einem großen Teil des psychologischen und didaktischen Denkens zugrunde. Daß es zum Beispiel bis heute keine brauchbare Theorie der Anschauung und des anschaulichen Unterrichts gibt, liegt daran, daß die Didaktiker ihre empiristische Vergangenheit nie bewältigt haben; und wenn in modernen Lehrbüchern der Psychologie unter dem Titel der Begriffsbildung entweder die aristotelische Idee der Abstraktion oder aber BRUNERS Experimente über Begriffsfindung, die mit der Begriffsbildung nichts zu tun haben, bemüht werden, so zeigt dies, daß auch die moderne Psychologie vor grundlegenden Problemen noch ratlos steht."
        Quelle: Hans Aebli im Vorwort zu Neisser, Ulric (dt. 1974) Kognitive Psychologie. Stuttgart: Klett.

      Kommentar: Die Idee, "gesunkenes Kulturgut" als Teil oder Quelle des GMV zu sehen, ist interessant. Aber wie zeigt man, dass etwas "gesunkenes Kulturgut" ist? Was sind die Kriterien für die Quelle "gesunkenes Kulturgut"?
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    Common sense Psychologie und Alltagssprache
    "Die Behauptung, „daß Alltagserkenntnis zum großen Teil Volksaberglaube" sei (Bunge, 1984, S. 10; vgl. etwa auch Hastaedt, 1988, S. 103), beruht vermutlich auf einem Mißverständnis dessen, was in diesem Zusammenhang mit der „Psychologie der Alltagssprache" angesprochen ist. Damit sind nicht naive Zusammenhangsvermutungen und schon gar nicht jene in die Umgangssprache abgesickerten Begriffe oder Theoriefetzen der Psychologie (als Disziplin) gemeint, die ihren ursprünglichen Sinn überdies oft nur noch rudimentär erahnen lassen („Ich muß meine Identität finden", „Er verdrängt das nur", „Sie will sich selbst verwirklichen"). Diese „small talk psychology" kann nicht nur durch wissenschaftlichen Fortschritt überholt werden, sie war es wohl vielfach schon, bevor sie „common sense" wurde. Gemeint ist hier vielmehr die intentionale Redeweise über Personen („er will", „sie meint"), das Sprechen über psychische Phänomene wie Schmerz, Zorn, Trauer, Meinung etc., das - unberührt von allen Moden und Trends der Psychologie oder Philosophie - „in umgangssprachliches Deutsch wie auch in andere Sprachen quasi eingebaut ist", wie auch Bunge bemerkt (1984, S. 19). „Folk psychology" in diesem Sinne kann nicht ignoriert werden, solange wir überhaupt noch über psychische Phänomene reden. Zwar wird auch die „small talk psychology" das Bild, das wir uns von uns und anderen machen,, beeinflussen (das tut auch die Herzchirurgie oder die Möglichkeit, zum Mond zu fliegen), aber ebenso sicher werden diese Einflüsse durch ihre Nachfolger nur zu bald abgelöst werden"
        Quelle S. 94: Greve, Werner (1994). Handlungsklärung. Die psychologische Erklärung menschlicher Handlungen. Bern: Huber.
      Kommentar: Die commons sense Psychologie wird für wichtig (GMVwert) befunden und es werden auch einige Kriterien (GMVKriterium) genannt (Intentionale Sprechakte: „er will", „sie meint") oder alltägliches Sprechen über psychische Phänomene (Schmerz, Zorn, Trauer, Meinung etc.).



    Psychopathologie

    Common Sense und Verrücktheit im sozialen Raum
    "Die Beschäftigung mit dem Common Sense – den ich dem Ausdruck »gesunder Menschenverstand« unter anderem aufgrund seiner weniger wertenden Bedeutung vorziehe – ist in der phänomenologischen Psychiatrie, angefangen bei Wolfgang Blankenburgs Untersuchungen (1971/2012, 1969/2007), bereits weit fortgeschritten. ..."
        Quelle S. 17: Thoma, Samuel  (2018) Common Sense und Verrücktheit im sozialen Raum. Entwurf einer phänomenologischen Sozialpsychiatrie. Köln: Psychiatrie Verlag.

      Kommentar: Einer bloße Nennung ohne nähere Spezifikation (GMVonS)


    Wer keinen GMV mehr hat, ist gegenüber gemeinsamer Alltagsnormalität ver-rueckt.
    "1. Begründung aus psychiatrischer Sicht: Im deutschsprachigen Äquivalent zum Common Sense, »gesunder Menschenverstand«, wird die psychiatrische Dimension dieses Begriffs besonders deutlich. Wer keinen gesunden Menschen-[>81]verstand mehr hat, ist gegenüber der gemeinsamen Alltagsnormalität buchstäblich ver-rückt."
        Quelle S. 80f: Thoma, Samuel  (2018) Common Sense und Verrücktheit im sozialen Raum. Entwurf einer phänomenologischen Sozialpsychiatrie. Köln: Psychiatrie Verlag.

      Kommentar: Das ist eine ziemlich extreme These: der GMV als Kriterium (GMVKriterium) für Normalität (GMVnormal) und Gesundheit (GMVgesund).



    Recht
    Gesunder Menschenverstand im Recht als eigene Seite ausgelagert



    Soziologie

    Alltaegliche Lebenswelt und GMV
    "Schütz verbindet nun das Lebensweltkonzept von Husserl mit  dem Anspruch der verstehenden Soziologie nach Weber. Er schreibt:  „Die Wissenschaften, die menschliches  Handeln und Denken deuten und erklären wollen, müssen mit einer Beschreibung der Grundstrukturen  der  vorwissenschaftlichen, für den - in der natürlichen Einstellung verharrenden  - Menschen selbstverständlichen Wirklichkeit beginnen. Diese Wirklichkeit ist die alltägliche  Lebenswelt." (Schütz  u. Luckmann  1975,  S.  23)  An ihr nimmt der Mensch regelmäßig und unausweichlich teil. Es ist seine Welt,  in der er sich immer schon befindet, und zugleich die Welt, in der er immer mit den anderen  gemeinsam lebt.  Wie das möglich  ist, das wird gleich zu klären sein. Zuvor aber muss geklärt werden, wie der Mensch seinen  Zugang zu dieser Wirklichkeit  findet. Dazu muss man Lebenswelt in einer leicht  veränderten Perspektive definieren: „Unter alltäglicher Lebenswelt soll jener Wirklichkeitsbereich verstanden  werden, den der wache und normale Erwachsene in der Einstellung des gesunden Menschenverstandes als [>65] schlicht gegeben vorfindet. Mit schlicht gegeben bezeichnen wir alles, was wir als fraglos  erleben, jeden  Sachverhalt, der uns bis auf weiteres  unproblematisch  ist."  (ebd.)  Diese Definition steht  unter  der Überschrift, in der die  Lebenswelt als der „unbefragte  Boden der natürlichen  Weltanschauung" bezeichnet wird. Wie kommt es zu dieser natürlichen  Weltanschauung?  Das ist die Frage der  Phänomenologie. "
        Quelle S. 64f: Abels, Heinz (2007, Hrsg.) Interaktion, Identität, Präsentation. Kleine Einführung in interpretative Theorien der Soziologie. 4. A. Wiesbaden: Springer/VS.

      Kommentar: Alltägliche Lebenswelt in der Einstellung des GMV ist hier letztlich unbestimmt (GMVonS)


    GMV als selbstaendig denkendes und handelndes Subjekt (hypostasierend homunkulesker Gebrauch)
    "Dieses Arrangement kann ich - wenn ich es will und mir Mühe gebe - auch selbst entdecken. Doch soweit kommt es in der Regel gar nicht, denn vorher ist mir die Ordnung schon als selbstverständlich vermittelt worden. Das wichtigste Vehikel dieser Vermittlung ist die Sprache: "Die Sprache, die im alltäglichen Leben gebraucht wird, ver-[>95] sorgt mich unaufhörlich mit den notwendigen Objektivationen und setzt mir die Ordnung, in welcher diese Objektivationen Sinn haben und in der die Alltagswelt mir sinnhaft erscheint." (Berger u. Luckmann 1966, S. 24) In der Sprache, die "man" spricht, artikuliert sich der gesunde Menschenverstand oder in der Sprache von Schütz das Wissen aller bona-fide-Mitglieder dieser Gesellschaft.
        Der gesunde Menschenverstand weiß sich in der besten Gesellschaft. Zu dieser Gesellschaft gehören alle anderen, vorausgesetzt sie sind bereit, die Dinge so zu sehen wie wir. Der gesunde Menschenverstand ist sich sicher, dass er das natürliche Ergebnis der Anschauung der Wirklichkeit ist, wie sie nun mal ist. Zweifel, dass die Dinge anders sein könnten, als sie zu sein scheinen, kommen dem gesunden Menschenverstand höchst selten. Doch hier liegt das Problem - nicht für den gesunden Menschenverstand, sondern für den Soziologen. Sein Denken fängt aber nicht an, wo der gesunde Menschenverstand vielleicht nicht weiter weiß, sondern schon dort, wo sich der gesunde Menschenverstand ganz sicher weiß: bei der Annahme von Wirklichkeit selbst. Was ist "die" Wirklichkeit?"
        Quelle S. 94f: Abels, Heinz (2007, Hrsg.) Interaktion, Identität, Präsentation. Kleine Einführung in interpretative Theorien der Soziologie. 4. A. Wiesbaden: Springer/VS.

      Kommentar: Hier vom GMV (GMVonS) gesprochen als sei er ein handelndes Subjekt und eine Einheit. Wenn der GMV auf das Wissen der Mitglieder dieser Gesellschaft, die guten Glaubens sind (bona-fide), verlegt wird, findet auch nur eine Verschiebung statt, die neue Begriffs- und Definitionsrätsel aufwerfen. Alles ziemlich unspezifisch, hypostatisch (GMVhyposta) und unklar (GMV?).


    Normalitaet und Abweichung Begriffe des GMV
    "Die vermeintlich eindeutige Unterscheidung zwischen Normalität und Abweichung gehört zum Repertoire des so genannten „gesunden Menschenverstands“."
         Quelle: Stehr, Johannes (2013) Normalität und Abweichung. In () A. Scherr (2013, Hrsg.), Soziologische Basics. Wiesbaden: Springer.

      Kommentar: Eine klare inhaltliche Bestimmung des GMV: Normalität und Abweichung (GMVKriterium)




    Statistik und Wahrscheinlichkeit

    Der gesunde Menschenverstand bei Jakob Bernoulli
    S.76: "Bevor wir aber zu unserer eigentlichen Aufgabe, zu zeigen, wie man diese Beweisgründe für Vermuthungen zur Messung der Wahrscheinlichkeiten verwenden muss, übergehen, sei es uns gestattet, einige allgemeine Regeln oder Axiome hier vorauszuschicken, welche die blosse Vernunft jedem Menschen mit gesundem Verstande diktirt und welche auch im gewöhnlichen Leben von den einsichtsvolleren Menschen immer beobachtet werden."
      Es folgen 9 Regeln.
    Quelle S. 76: Bernoulli, Jakov (1713) Wahrscheinlichkeitsrechnimg (Ars con jectandi). Dritter und Vierter Teil. Leipzig: Engelmann.

    Der gesunde Menschenverstand bei Laplace
    Quelle:  Laplace, Pierre Simon (dt. 1886) Philosophischer Versuch über die Wahrscheinlichkeiten. Übersetzung nach der 6. Auflage. Leipzig: Duncker & Humblot.

    S.20: "Die Anwendung der vorhergehenden Prinzipien auf nachfolgende Frage hat vielfach die Geometer beschäftigt. Paul spielt Kopf und Wappen mit der Bedingung, dass er zwei Francs erhält, wenn er beim ersten Wurfe, vier Francs , wenn erst beim zweiten Wurfe , acht Francs , wenn er erst beim drittel' Wurfe Kopf wirft und so fort. Sein Einsatz hierbei muss dem 8. Prinzipe zufolge gleich der Anzahl der Würfe sein, so zwar, dass, wenn das Spiel ins Unendliche fortgesetzt würde, der Einsatz unendlich gross sein müsste. Indessen kein vernünftiger Mensch würde auf dieses Spiel auch nur eine mässige Summe, z. B. 50 Francs wagen. Woher kommt nun diese Verschiedenheit zwischen dem, was die Rechnung ergibt, und demjenigen, was uns der gesunde Menschenverstand sagt? Man erkannte gar bald, dass dieser Unterschied daher rührt, dass der moralische Vortheil, den uns ein Gut verschafft, nicht im Verhältnisse mit diesem Gute steht und dass er von tausend oft sehr schwer zu definirenden Umständen abhängt, von denen der allgemeinste und wichtigste der des Vermögens ist. Denn es ist klar, dass ein Frank viel mehr Werth für den hat, der nur hundert besitzt,
    als für einen Millionär. Man muss also in dem erwarteten Gute seinen absoluten von seinem relativen Werthe unterscheiden: dieser ergibt sich aus den Beweggründen, die den Wunsch nach ihm in uns hervorbringen , während der erstere davon unabhängig ist. Es lässt sich kein allgemeiner Grundsatz aufstellen, um diesen relativen Werth abzuschätzen. Indess existirt hierüber ein Vorschlag von Daniel Bernoulli, der in vielen Fällen von Nutzen sein kann."

    S.53: "Die Wahrscheinlichkeit, dass das Verhältniss der Anzahl der herausgezogenen weissen zur Gesammtzahl aller herausgezogenen Kugeln von dem Verhältnisse der Anzahl der weissen zur Gesammtzahl aller in der Urne enthaltenen Kugeln nicht über ein gegebenes Intervall hinaus abweicht, nähert sich bei unbeschränkter Vervielfältigung der Ereignisse der Gewissheit, wie klein man auch jenes Intervall annehmen mag. Dieses Theorem, auf das man durch den gesunden Menschenverstand geführt wird, war durch die Analyse schwierig zu beweisen. Deswegen legte auch der berühmte Geometer
    Jakob Bernouilli, der sich zuerst damit beschäftigt hat, dem Beweise, den er davon gab, grosse Wichtigkeit bei."

    S.71: "... Die Wahrscheinlichkeits-Analyse zeigt, dass jeder Winkel um das Drittel dieser Summe vermindert werden muss, damit (las Gewicht eines geodätischen Resultates das grösstmögliche ist, was denselben Fehler weniger wahrscheinlich macht. Es ist also von grossem Vortheile, die drei Winkel jedes Dreieckes zu beobachten und sie auf die soeben angegebene Weise zu korrigiren. Der einfache gesunde Sinn lässt schon diesen Vortheil ahnen; aber die Wahrscheinlichkeits-Rechnung allein kann ihn abschätzen und durch die Korrektion zeigen, dass er der grösstmögliche ist."

    S.97: "Der gesunde Sinn sagt uns schon, dass dieses Interesse Misstrauen einflössen muss; aber erst die Rechnung gibt eine Schätzung seines Einflusses."

    S.100: "Dehnt man diese Folgerung auf alle ungewöhnlichen Thatsachen aus, so ergibt sich daraus, dass die Wahrscheinlichkeit des Irrthums oder des Betruges des Zeugen um so grösser wird, je ungewöhnlicher die bezeugte Thatsache ist. Einige Autoren haben das Gegentheil behauptet, indem sie sich darauf stützen , dass , da der Anblick einer ungewöhnlichen Thatsache dein Anblicke einer gewöhnlichen Thatsache durchaus ähnlich ist, die nämlichen Beweggründe uns veranlassen, dem Zeugen gleichen Glauben beizumessen, sobald er die eine oder die andere dieser Thatsachen behauptet. Schon der einfache gesunde Sinn weist jedoch eine so seltsame Behauptung zurück, aber die Wahrseheinlichkeits-Rechnung gibt, indem sie die Angabe des gesunden Sinnes bestätigt, auch noch eine Abschätzung der Unwahrscheinlichkeit der Zeugnisse über ungewöhnliche Thatsachen."

    S.107: "Dieses Argument beruht auf der unendlichen Anzahl der im Namen der Gottheit durch die Zeugen verheissenen glücklichen Leben; man müsste also das, was sie vorschreiben, gerade deshalb thun , weil sie ihre Verheissungen über alle Grenzen hinaus übertreiben, eine Folgerung, die dem gesunden Sinne widerspricht. So lehrt auch die Rechnung, dass gerade diese Uebertreibung die Wahrscheinlichkeit ihrer Zeugenschaft so weit verringert, dass sie unendlich klein oder zu null gemacht wird. "

    S.115: "Die Analyse gibt eine Bestätigung dafür, was uns schon der einfache gesunde Menschenverstand sagt, dass die Richtigkeit der Urtheile um so wahrscheinlicher ist, je zahlreicher und aufgeklärter die Richter sind. "

    S.118: "Wie gross ist jetzt" die Wahrscheinlichkeit, dass die Entscheidung eines Gerichtshofes, welcher nur nach einer gegebenen Majorität verurtheilen kann, gerecht, d. h. im Einklang mit der wahren Lösung der oben vorgelegten Frage sein wird? Dieses wichtige Problem wird, falls man es in
    der richtigen Weise löst, das Mittel an die Hand geben, unter den verschiedenen Gerichten einen Vergleich anzustellen. Die Mehrheit von einer einzigen Stimme in einem Tribunal, das aus vielen Mitgliedern besteht, zeigt an, dass die Angelegenheit, um die es sich handelt, völlig zweifelhaft ist; die Verurtheilung des Angeklagten würde also dann den Prinzipien der Humanität, den Beschützern der Unschuld, entgegen sein. Die Einstimmigkeit der Riehter würde eine grosse Wahrscheinlichkeit einer gerechten Entscheidung geben; aber hielte man daran fest, so würden zu viele Schuldige freigesprochen werden. Man muss also entweder die Zahl der Richter einschränken, wenn man will , dass sie einstimmig sein sollen, oder die zur Verurtheilung nöthige Majorität vermehren, wenn das Tribunal zahlreicher wird. Ich gehe daran , einen Versuch zu machen , die Rechnung auf diesen Gegenstand anzuwenden, in der Ueberzeugung, dass es immer die beste Richtschnur ist, wenn man sie auf die Daten stützt, die uns der gesunde Sinn an die Hand gibt."

    S.120: "... Man könnte glauben , dass bei einem Gerichtshofe, wo man eine Majorität von 12 Stimmen bei einer beliebigen Anzahl von Richtern fordern würde, diese 12 Stimmen , da die Stimmen der Minorität eine gleiche Stimmenzahl fier Majorität neutralisiren , die Einstimmigkeit eines Geschworenengerichtes von 12 Mitgliedern darstellen worden, die z. B. in England zur Verurtheilung eines Angeklagten erforderlich ist; aber man befände sich da in einem grossen Irrthum. Der gesunde Menschenverstand zeigt schon, dass ein Unterschied besteht zwischen der Entscheidung eines Tribunals von 212 Richtern , wovon 112 den Angeklagten verurtheilen, während 100 ihn freisprechen, und der eines Tribunals von 12 Richtern , die bei der Verurtheilung einstimmig sind. Im ersten Falle berechtigen die 100 für den Angeklagten günstigen Stimmen zu der Meinung, dass die
    Beweise weit davon entfernt sind, den Grad der Kraft zu erreichen, der die Ueberzeugung nach sich zieht; im zweiten Falle dagegen führt uns die Einstimmigkeit der Richter zu dem Glauben, dass die Beweise diesen Grad erlangt haben. Aber der einfache gesunde Menschenverstand genügt nicht zur Abschätzung des ungeheuren Unterschiedes der Wahrscheinlichkeit des Irrthums in diesen beiden Fällen. Man muss also zur Rechnung seine Zuflucht nehmen, und da findet man ungefähr ein Fünftel als Wahrscheinlichkeit des Irrthums [>121] im ersten Falle und nur 1/8192 für diese Wahrscheinlichkeit im zweiten Falle, eine Wahrscheinlichkeit, die nicht einmal 1/1000 der ersten ist. Das ist eine Bestätigung des Prinzipes dass das arithmetische Verhältniss dem Angeklagten ungünstig ist, wenn die Zahl der Richter zunimmt. Wird dagegen das geometrische Verhältniss als Regel angenommen , so nimmt die Wahrscheinlichkeit des Irrthums der Entscheidung ab, wenn die Zahl der Riehter zunimmt. ...."

    S.191: "Man ersieht schon aus diesem Essai , dass die Wahrscheinlichkeitstheorie im Grunde nur der der Berechnung unterworfene gesunde  Menschenverstand ist; sie lehrt das mit Genauigkeit abschätzen, was ein richtiger Geist mit einer Art Instinkt fühlt, ohne dass er sich oft davon Rechenschaft geben kann. Sie lässt nichts Willkürliches in der Wahl der Meinungen und der zu ergreifenden Entschlüsse, so oft man nur mit ihrer Hilfe die vortheilhafteste Wahl bestimmen kann. Dadurch wird sie die beste Ergänzung für die Unwissenheit und Unzulänglichkeit des menschlichen Geistes. Betrachtet man die analytischen Methoden, die durch diese Theorie entstanden, die Wahrheit der Prinzipien, die ihr zur Grundlage dienen, die scharfe und feine Logik, welche ihre Anwendung bei der Lösung von Problemen erfordert, die gemeinnützigen Anstalten , die sich darauf gründen , sowie die Ausdehnung, die sie schon erlangt hat und durch ihre Anwendung auf die wichtigsten Fragen der Naturphilosophie und der moralischen Wissenschaften noch erhalten kann; bemerkt man sodann, [>192] wie sie selbst in den Dingen, die der Berechnung nicht unterworfen werden können , die verlässlichsten Winke gibt , die uns in unseren Schlüssen (jugements) leiten können, und wie sie vor irreführenden Täuschungen sich in Acht zu nehmen lehrt, so wird man einsehen, dass es keine Wissenschaft gibt, die unseres Nachdenkens würdiger wäre, und die mit grösserem Nutzen in das System des öffentlichen Unterrichts aufgenommen werden könnte."



    Wirtschaft & Finanzen

    "Die Eurokrise ab dem Jahr 2010 sorgte dann erneut für konzertierte Hilfsmaßnahmen. Der europäische Stabilitätsmechanismus ESM wurde aus der Taufe gehoben und mit ihm ein ganzer Strauß an Instrumenten, um die finanzielle Stabilität der Eurozone zu sichern. Die Vergabe von Darlehen und Krediten an Staaten und Finanzinstitute und der umfangreiche Kauf von Anleihen durch die EZB waren von nun an „common sense“."
    Quelle: Focus 14.05.2022: Keine „weißen Ritter“ mehr. Bei der nächsten Rezession werden die Notenbanken nicht unmittelbar einspringen. https://www.focus.de/finanzen/boerse/konjunktur/zurueck-in-die-zukunft_id_98139053.html


    Gesunder Fach- und Sachverstand
    Die Redewendung vom gesunden Menschenverstand wirft die Frage auf, ob es nicht auch einen gesunden Fach- oder Sachverstand gibt?

    Gesunder allgemeintechnischer Verstand und Gesunder Fachverstand
    Auf der  Internetseite  Statistik, RAMS & Qualitätsmanagement wird zur ISO 13849 u.a. ausgeführt:
    Ziel der Kategorie B: "Ausschöpfung der zuverlässigkeitstechnischen Mittel bei einfachem Systemdesign. Gesunder allgemeintechnischer Verstand."

      Kommentar:
    Und zu 1. heißt es direkt anschließend: "Bewährte Prinzipien, bewährte Bauteile. Gesunder Fachverstand"
      Kommentar: (GMVfach)
    _
    Fachverstand als Werbemittel
    “Marketing Know-How mit Fachverstand für Deutschlands Fleischerhandwerk ... “Jedes  Fleischerfachgeschäft hat etwas Besonderes zu bieten was es gekonnt und mit Fachverstand nach außen zu tragen gilt!”  Claudia Wild, SBW..."
        Quelle  [Internetseite SBW Fachberatung Abruf 28.06.2018]
      Kommentar: (GMVfach)
    _
    Gesunder Menschenverstand und Wissenschaft sind zwei Welten
    "Das Urteil des Spezialisten über andere Fachdisziplinen ist selten fair. Über die Grenzen der Disziplinen hinweg funktioniert  der rationale Diskurs offenbar anders als innerdisziplinär, weil  plötzlich  Methodenpluralismus  herrscht. Hier kann der  Generalist  helfen, der die Dinge vereinfacht, sodass grundsätzlich alle das Problem verstehen  können. Vor allem in der  Politik müssen Entscheidungen verständlich sein, sonst sind sie – fast definitionsgemäß – nicht legitimiert. Spezialisten helfen da oft wenig. „Gesunder Menschenverstand und Wissenschaft sind zwei Welten, die inzwischen nur noch ziemlich wenig miteinander zu tun haben“, sagt der Soziologe Ralf Dahrendorf."
        Quelle S. 17: HUBERTUS BEYERLE (2008) Das Lob des Simplen Kommentar. Max Planck Forschung. Fokus Mathematik.
      Kommentar: (GMVvergl)
    _
    Empirische Praegung des GMV
    "Dieser Entwicklungsschritt war notwendig, weil der so genannte "gesunde Menschenverstand" oft Fehlschlüsse nach sich zieht. Das Problem des "gesunde Menschenverstand" ist, dass er empirisch geprägt ist, demnach unserer täglich erfahrbaren Welt entstammt. Aus diesem Grund haben die großen physikalischen Theorien des 20. Jahrhunderts, die Relativitätstheorie und die Quantentheorie, einen schöpferischen Geist erfordert, der bereit war vom Wege des "gesunde Menschenverstandes" abzuweichen. Auch heute noch bereiten diese Konstrukte beträchtliche Verständnisprobleme und treiben unser Vorstellungsvermögen an die Grenzen (z.B. Krümmung einer vierdimensionalen Mannigfaltigkeit, Tunneleffekt), wenngleich sie vielfach verifiziert und in der wissenschaftlichen Gemeinschaft anerkannt sind und hochgelobt werden."
        Quelle: Internetseite (Abruf 04.07.18): Müller, Andreas (2004) Astro Wissen. Die wissenschaftliche Methode.
      Kommentar: Kriterium Erfahrung (GMVErfahr) und empirische Prägung (GMVKriterium).




    Literatur (Auswahl) zum Gesunden Menschenverstand ..." []
    Die Quellen in den Grundlagen- und Gebrauchsbeispielen werden nicht immer noch einmal aufgeführt.
    • Albersmeyer-Bingen, Helga (1986) Common Sense: ein Beitrag zur Wissenssoziologie. Berlin. Duncker & Humblot.
    • Beyer, Alfred (o.KJ. Bib-Schätzung 1925) Der Sieg des Denkens. Gesunder Menschenverstand und Alltagsleben. Berlin: Dt. Buch-Gemeinschaft. [Kein Inhalts- und Sachverzeichnis; Bildungsbürger, Demokrat, wissenschaftsorientierter Humanist und Rationalist]
    • Beyer, Alfred (1925) Die Technik des Denkens. Probleme der naiven Vernunft. Berlin: Dt. Buch-Gemeinschaft. [Kein Inhalts- und Sachverzeichnis; wird als Ergänzung für den ersten Band Der Sieg des Denkens ausgegeben]
    • Beyvers, Gottfried & Penzkofer-Beyvers, Angelika (2016) Der gesunde Menschenverstand.
    • Binkelmann, Christoph  & Schneidereit, Nele (2015, Hrsg.) Denken fürs Volk? Popularphilosophie vor und nach Kant. Würzburg: Königshausen & Neumann .
    • Druyen, Thomas  (2012) Krieg der Scheinheiligkeit - Plädoyer für einen gesunden Menschenverstand. Maxlin Publishing.
    • Fischer, Ernst Peter (1989) Kritik des gesunden Menschenverstandes: unser Hindernislauf zur Erkenntnis. Hamburg: Rasch u. Röhring.
    • Gilde, Werner & Altrichter, Siegfried (1983) Seltsames um den gesunden Menschenverstand. Frankfurt: Harri Deutsch.
    • Greve, Werner (1994). Handlungsklärung. Die psychologische Erklärung menschlicher Handlungen. Bern: Huber.
    • d’Holbach, Paul Henri Thiry (fr. 1772) Der gesunde Menschenverstand. Aufklärerische Streitschrift und grundlegendes Dokument der Religionskritik Nach einer Übersetzung von Samuel Ludvigh, neu herausgegeben und kommentiert von Gottfried Beyvers und Angelika Penzkofer-Beyvers. Aschaffenburg: Alibri.
    • d’Holbach, Paul Henri Thiry (1788) Die gesunde Vernunft oder die übernatürlichen Begriffe im Widerspruche mit den natürlichen. London: [Online[
    • Körver, Helga (1967) Common Sense. Die Entwicklung eines englischen Schlüsselwortes und seine Bedeutung für die englische Geistesgeschichte vornehmlich zur Zeit des  Klassizismus und der Romantik. Bonn: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität.
    • Lasker, Emanuel  (orig. 1895; dt. 1925; 2012)  Gesunder Menschenverstand im Schach (Meilensteine des Schach, Band 8) Taschenbuch – 31. Wuppertal: Gerettete Schriften Verlag.
    • Lübbe, Hermann (1987) Die Wissenschaften und ihre kulturellen Folgen : über die Zukunft des common sense ; [gemeinsame Sitzung der Klasse für Geisteswissenschaften und der Klasse für Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften am 24. September 1986 in Düsseldorf ; Leo-Brandt-Vortrag] Opladen: Westdt. Verl.
    • Matussek, Matthias  (2018) White Rabbit oder Der Abschied vom gesunden Menschenverstand. München: FinanzBuch Verlag.
    • Moore, George E. (dt. 1967, orig 1925). Eine Verteidigung des Common Sense. Fünf Aufsätze Einleitung von Harald Delius. Theorie I. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Mukerji, Nikil  (2017) Die 10 Gebote des gesunden Menschenverstands. Berlin: Springer.
    • Nehring, (2010) Kritik des Common Sense: gesunder Menschenverstand, reflektierende Urteilskraft und Gemeinsinn - der Sensus communis bei Kant. Berlin: Duncker & Humblot.
    • Paine, Thomas (1794) Gesunder Menschenverstand An die Einwohner von America gerichtet. Kopenhagen: Prost, Spohn & Comp. [PDF Bay. Staatsbibl.]
    • Popper, Karl (1993) Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf. 4.A. Hamburg: Hoffmann & Campe (paperback)
    • Reid,  Thomas (1782) Untersuchung über den menschlichen Geist, nach den Grundsätzen des gemeinen Menschenverstandes. Leipzig. Schwickert.  [Online]
    • Rosenzweig, Franz (1964, orig. 1921?) Das Büchlein vom gesunden und kranken Menschenverstand. Düsseldorf: Melzer.
    • Rosenzweig, Franz (1921) Der Stern der Erlösung. Frankfurt: Kauffmann. [Online]
    • Selter, Christoph & Walther, Gerd (2001, Hrsg.) Mathematik lernen und gesunder Menschenverstand : Festschrift für Gerhard Norbert Müller (2001). Stuttgart: Klett.
    • Shaw, George Bernard  & Trebitsch, Siegfried (1954) Der gesunde Menschenverstand. München: List.
    • Stanghellini, G. (2001). Psychopathology of Common Sense. Philosophy, Psychiatry & Psychology, 2 – 3(8), 202 – 216.
    • Steindl-Rast, David  (2009) Common Sense: Die Weisheit, die alle verbindet. München.
    • Sinowjew, Alexander (1985) Die Diktatur der Logik. Über den gesunden Menschenverstand und die sowjetische Gesellschaft. München: Piper.
    • Voltaire & Meslier, Jean  (dt. 2010)  Der Gesunde Menschenverstand von Pfarrer Jean Meslier: Laut seinem Testament. Hierzu schreibt ein Leserkunde: "Dieses Werk ist als Kritik am Christentum lesenswert. Man sollte nicht meinen, dass aufgrund des Alters dieses Werkes dessen Aussagen überholt seien. Die französischen Aufklärer im 18.Jahrhundert waren geistig weiter als die meisten Menschen heute. Meine Einschränkungen beziehen sich lediglich darauf, dass nicht Meslier und Voltaire die Autoren dieses Werkes sind, sondern eben ein anderer führender Kopf der Aufklärung: d'Holbach. Dem trägt dann die auch preislich günstigere und vom Schriftbild her wesentlich bessere Ausgabe des Alibri-Verlags Rechnung."
    • Watts, Duncan J.  (2013)  Alles ist offensichtlich: sobald man die Antwort kennt. Wie uns der gesunde Menschenverstand täuscht. Bern: Huber.
    • Zehm, Günter (2009) Gesunder Menschenverstand : über Glücklichsein, Spaßhaben und Standhalten. Schnellroda: Ed. Antaios.
    • Zehm, Günter (1988) Pankraz und der gesunde Menschenverstand. Glossen aus der Lebenswelt. Gegen Dick- und Dünnbrettbohrer. Styria.
    _
    Literatur zur Bedeutungsanalyse > Definition, Symbolik, Verstehen, Kommunikation.
    • Loppe, Tim (2010) Bedeutungswissen und Wortgebrauch: Entwurf einer Semantik im Anschluss an Wittgenstein und Putnam (Tübinger Beiträge zur Linguistik) Taschenbuch – 17. Februar 2010.
    • Lörscher, Wolfgang (1993)Theorie der Wortbedeutung und ihre psychische Realität. Universität Duisburg Gesamthochschule L.A.U.D (Linguistic Agency University of Duisburg). Series A: General & Theoretical Papers. Paper No 330.
    • Römer, Christine & Matzke, Brigitte (2010) Der deutsche Wortschatz. Struktur, Regeln und Merkmale. Tübingen: Narr.
    • Römer, Christine & Matzke, Brigitte (2017) Der deutsche Wortschatz. Struktur, Regeln und Merkmale.
    • Schmidt, Wilhelm (1963) Lexikalische und aktuelle Bedeutung. Ein Beitrag zur Theorie der Wortbedeutung. Berlin: Akademie.
    • Seiler, Th. B.  & Wannenmacher, W. (1985, Hrsg.) Begriffs- und Wortbedeutungsentwicklung. Theoretische, empirische und methodische Untersuchungen. Mit einer Einführung von Hans Aebli. Berlin: Springer.
    • Weiss, Thomas (2004)  Die Gebrauchstheorie der Bedeutung im Big Typescript - eine neue Perspektive auf Wittgenstein. Dissertation Universität Karlsruhe. Berlin: Tenea. [GB] [PDF im Netz]



    Links (Auswahl: beachte)

    • Kuriosa - was dem gesunden Menschenverstand widerspricht ...
    • Beweis und beweisen im Alltag.
    • Beweisen und Wissen.
    • Überzeugungsgrade.
    • In Arbeit: Sprachstudie zum Wortgebrauch unterschiedlichen Realisierungsgrade.




    Glossar, Anmerkungen und Fußnoten > Eigener wissenschaftlicher Standort.
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    Atrocitaet  Grausamkeit
    Atrocität (v. lat.), Grausamkeit.
    Quelle: Lexikon: Atrocität. Pierer's Universal-Lexikon, S. 16518 (vgl. Pierer Bd. 1, S. 905)
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    bona-fide  guten Glaubens
    __
    energische Klasse bei Emerson
    "... Die Gesellschaft der energischen Klassen zeigt bei ihren Festen und geselligen Zusammenkünften einen Mut, eine Initiative, die den blassen Gelehrten einschüchtern. ... " Quelle: http://gutenberg.spiegel.de/buch/essays-erster-teil-7606/7.
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    MoMiG  Gesetz zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen
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    Internetseite
    Um die häufige und lästige Fehlermeldung 404 zu minimieren, geben wir nur noch Links von Quellen an, die in den letzten Jahrzehnten eine hohe Stabilität ihrer URL-Adressen gezeigt haben (z.B. Wikipedia, DER SPIEGEL)
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    Moore Liste (2) ausführlicher:
      "(2) Ich komme jetzt zu der einzelnen trivialen Aussage, die, wie man sehen wird, nicht gemacht werden kann, ohne sich auf die gerade in (1) gegebene Liste von Trivialitäten zu beziehen. Auch von dieser Aussage weiß ich (meiner Meinung nach) mit Bestimmtheit, daß sie wahr ist, und sie lautet wie folgt:
          Im Falle sehr vieler (ich sage nicht aller) menschlicher Wesen, die zu der (mich selbst einschließenden) Klasse gehören, welche auf folgende Weise definiert ist, d. h. als menschliche Wesen, die menschliche Körper gehabt haben, die geboren wurden und einige Zeit auf der Erde gelebt haben, und die während der Lebenszeit dieser Körper viele verschiedene der in (1) angeführten Arten von Erlebnissen gehabt haben, ist es wahr, daß jedes von ihnen häufig während der Lebenszeit seines Körpers Aussagen in Bezug auf sich selbst oder seinen Körper, und in Bezug auf einen Zeitpunkt, der vor allen Zeitpunkten liegt, zu denen ich die Aussagen von (1) niedergeschrieben habe, gewußt hat, die jeder der Aussagen von (1) in dem Sinne korrespondieren, daß sie in Bezug auf es selbst oder seinen Körper und die fragliche frühere Zeit (nämlich in jedem Falle den Zeitpunkt, als es das wußte) dasselbe behaupten, was die entsprechende Aussage von (1) in Bezug auf mich oder meinen Körper und den Zeitpunkt, zu dem ich sie niedergeschrieben habe, behauptet.* Mit anderen Worten, (2) behauptet nur (was einleuchtend und trivial genug erscheint), daß jeder von uns [>116] (wobei mit »uns« sehr viele menschliche Wesen gemeint sind, die zu der definierten Klasse gehören) häufig in Bezug auf sich selbst oder seinen Körper, und in Bezug auf den Zeitpunkt seines Wissens, alles das gewußt hat, was ich beim Niederschreiben meiner Aussagenliste (1) über mich oder meinen Körper jeweils zu der Zeit, als ich die entsprechende Aussage niederschrieb, zu wissen in Anspruch genommen habe. D. h gerade so, wie ich wußte (als ich das schrieb) »Es existiert im Augenblick ein lebendiger menschlicher Körper, der mein Körper ist«, gerade so hat jeder von uns in Bezug auf sich selber und einen anderen Zeitpunkt häufig die andere, aber entsprechende, Aussage gewußt, die er dann zutreffend durch »Es existiert im Augenblick ein menschlicher Körper, der mein Körper ist« hätte ausdrücken können; gerade so, wie ich weiß »Viele von dem meinen verschiedenen menschliche Körper haben vor dieser Zeit auf der Erde gelebt«, hat auch jeder von uns häufig die andere, aber entsprechende Aussage gewußt: »Viele von dem meinen verschiedene menschliche Körper haben vor dieser. Zeit auf der Erde gelebt« ; gerade so, wie ich weiß »Viele andere menschliche Wesen als ich haben vor dieser Zeit wahrgenommen, geträumt und gefühlt«, hat auch jeder von uns häufig die andere, aber entsprechende, Aussage gewußt: »Viele andere menschliche Wesen als ich haben vor dieser Zeit wahrgenommen, geträumt und gefühlt«; und man könnte dies für jede der in (1) aufgezählten Aussagen so fortsetzen. Ich hoffe, daß es soweit keine Schwierigkeiten macht zu verstehen, was diese Aussage (2) behauptet. Ich habe durch Beispiele klarzumachen versucht, was ich mit »Aussagen, die den Aussagen von (1) jeweils entsprechen« meine. Und (2) behauptet nichts anderes als daß jeder von uns häufig gewußt habe; daß eine Aussage wahr ist, die (in dem gekennzeichneten Sinn jeweils einer Aussage von (1) entspricht - und natürlich handelte es sich jedesmal, wenn er wußte, daß eine solche Aussage wahr ist, um eine andere entsprechende Aussage."

      * In diesem Absatz verknäult sich Moores Streben nach Präzision. Zu seiner Entschlüsselung geht man am besten von »Im Falle . . . vieler . . . menschlicher Wesen ... ist es wahr, daß jedes . . . Aussagen . . . gewußt hat, die jeder der Aussagen von (1) . . . korrespondieren . . .« aus. — Üb.

    __
    Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach Gesammelte Schriften, erster Band: Aphorismen, Parabeln, Märchen und Gedichte, Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1893
    __
    Offensichtlich
    "Offensichtlich bleibt jede Betrachtung über Zufall mit ,,Mangel" behaftet."
        Quelle S. 499:  Henning, K. &  Kutscha, S. (1984) Mangelnde Ursache oder mangelndes Wissen? Zum Begriff Zufall in Philosophie und Naturwissenschafl . Naturwissenschaften 71,493-499.
    __
    Schleiermacher
    "1. Die Hermeneutik als Kunst des Verstehens existirt noch nicht allgemein sondern nur mehrere specielle Hermeneutiken Asts Erklärung S. 172, Wolf S. 37
        1. Nur Kunst des Verstehens; nicht auch der Darlegung des Verständnisses. Dies wäre nur ein specieller Theil der Kunst zu reden nnd zu schreiben der nur von den allgemeinen Principien abhängen könnte.
        2. Aber auch nicht nur schwierige Stellen in fremden Sprachen. Bekanntschaft mit dem Gegenstand nnd der Sprache wird vielmehr vorausgesezt. Ist beides so, so werden Stellen nur schwierig weil man auch die leichteren nicht verstanden hat. Nur ein kunstmäßiges Verstehen begleitet stetig die Rede nnd die Schrift
        3. Man hat gewöhnlich geglaubt wegen der allgemeinen Principien sich auf den gesunden Menschenverstand verlassen zu können, aber dann kann man sich auch wegen des besondern auf das gesunde Gefühl verlassen.
    2. Es ist sehr schwer der allgemeinen Hermeneutik ihren Ort anzuweisen.
    1. Eine Zeitlang ist sie allerdings als Anhang der Logik behandelt worden aber als man alles angewandte in der Logik aufgab mußte dies auch aufhören. Der Philosoph an sich hat keine Neigung diese Theorie aufzustellen weil er selten verstehen will selbst aber glaubt nothwendig verstanden zu werden.
    2. Die Philologie ist auch etwas positives durch unsre Geschichte geworden. Daher ihre Behandlungsweise der Hermeneutik auch nur Aggregat von Observationen ist."
        Quelle S, 119: Schleiermacher, Friedrich (2012) Vorlesungen zur Hermeneutik und Kritik. Kritische Gesamtausgabe. II. Abt. Bd.4. Herausgegeben von Wolfgang Virmond unter Mirwirkung von Hermann Patsch. Berlin: De Gruyter.
    __
    Suhrkampausgabe
     
    Nach der irreführenden Titelgebung des Suhrampverlages könnte man denken, alle fünf Aufsätze Moores behandeln den gesunden Menschenverstand. Das ist falsch. Denn nur der dritte Aufsatz (113-152) mit dem ent- sprechenden Titel handelt davon. Das ist nicht in Ordnung. common sense wird in dem Aufsatz auf folgenden Seiten erwähnt: 128, 129, 130, 131.
    _
    _
    __


    Querverweise
    Standort: Begriffsanalyse Gesunder Menschenverstand.
    *
    Beweis und beweisen im Alltag.
    Haupt- und Verteilerseite Begriffsanalysen.
    Überblick Arbeiten zur Theorie, Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik, Statistik und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie und Psychotherapieforschung.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Wissenschaft site: www.sgipt.org.
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, R.  (DAS). Begriffsanalyse Gesunder Menschenverstand. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen:  https://www.sgipt.org/wisms/sprache/BegrAna/BA_GesMV.htm
    Copyright & Nutzungsrechte
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    Ende_ Begriffsanalyse Gesunder Menschenverstand__Rel. Aktuelles _Überblick_Überblick Wissenschaft _Rel. Beständiges_ Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ Service iec-verlag__Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen_ Mail: sekretariat@sgipt.org_

    korrigiert irs 27.06.2018 2. Rechtschreibprüfung 27.06.2018, 22.10 Uhr



    Aenderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    04.07.22   Franz Rosenzweig Fundamentalkritik.
    29.06.21   Inhaltsverzeichnis eingefügt,
    26.06.21    GMVPolya  Verständnis des Mathematiker Georg Polyas.
    27.10.18    Neue Spezifikation GMVKultur
    21.08.18    Beim aufgeklärten GMV Ergänzung Poppers. Neueinführungen: AAVPop, AVPop.
    14.09.18    Bolzano: GMVBerufung
    09.09.18    GMVaufgekl. Wichtige neue Bedeutung.
    01.09.18    Kommentarergänzungen, Kant, Kant-2, Kant-3, Alphabetische Gliederung der Bedeutungen nach Indizes.
    15.08.18    Soziologie: Normalität  und Abweichung Begriffe des GMV.
    13.08.18    Neue Kriterien: GMVhyposta , GMVgesund und Beispiele aus Medien,  Psychopathologie  und Soziologie.
    04.08.18    Queverweis auf die eigene Seite Bertrand Russell und der GMV.
    29.07.18    Suhrkampkritik Moore.
    24.07.18    Neu: Russell * Philosophie Rubrik erstellt: Bergson,  Kant,  Hegel,  Moore,  Nietzsche,  Russell , Sinowjew.
    18.07.18    Physik.
    06.07.18    Hauptbedeutungen ergänzt.
    05.07.18    Zusammenfassung und Kommentare ergänzt;  Wertvolle primitiv-tägliche Vernunft  des gesunden Menschenverstandes; Alltag und gesunder Menschenverstand; Methodik;
    04.07.18    Empirische Praegung des GMV. * Ungerechtfertige Ueberheblichkeit des GMV *
    02.07.18    Erste Auswertungen der  Arbeit Ernst Peter Fischers.
    01.07.18    Der gesunde Menschenverstand in Wörterbüchern und Lexika nach Albersmeyer-Bingen.
    30.06.18    Neu: (GMVego) ,  (GMVvergl), (GMVzuschr),
    29.06.18    Neu:  (GMVwert) ,
    28.06.18    Gesunder Menschenverstand im Recht als eigene Seite ausgelagert * Abgrenzungen und Sonderfragen: gesunder Fach- und Sachverstand * Gesunder Fach- und Sachverstand * Internetseite * Umstrukturierungen * Kommentarergänzungen * Neue Bedeutungen: (GMVfach) ,   (GMVwiderspr) ,  (GMVaugsch) ,  (GMVvernunft),   (GMVKriterium),  (GMVErfahr),  (GMVonS).
    27.06.18    Erste Version ins Netz gestellt.
    24.06.18    Angelegt.