Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    Abteilung Politische Psychologie, Bereich Finanzen -  Präambel - Sprache -
    IP-GIPT DAS=15.12.2011, Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 09.07.18
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
    E-Mail: sekretariat@sgipt.org  _ Zitierung  &  Copyright

    Anfang_Sparen, haushalten, wirtschaften - kaputtsparen  Service_ Überblick_ Relativ Aktuelles_Rel. Beständiges_ Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Politische Psychologie, Bereich Finanzen, Finanzpolitik und Finanzwissenschaft, und hier speziell zum Thema:

    Sparen, haushalten, wirtschaften
    Staat, Wirtschaft, Privathaushalte
    mit einem Exkurs zum populistischen Kampfbegriff "kaputtsparen"
    nebst einer kleinen Kuriositäten Sammlung.

    von Rudolf Sponsel, Erlangen
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    Überblick - Inhalt.
    Abstract - Zusammenfassung - Summary.
       Einführung in das Problemfeld.
       Hauptergebnis. 
       Staatshaushaltsgleichung der Vernunft.
       Gemeinwohl-Ökonomisch regulierte Wirtschaftsform (GÖRW).
    Die drei wichtigsten Haushaltstypen: Staat, Unternehmen, Privat.
    Grundbegriffe (alphabetisch) zum Problemfeld. 
        Ausgeglichener Haushalt. 
        Haushalten.
        Kapitaldienst. 
        Kaputtsparen.
        Nettoneuverschuldung.
        Neuverschuldung.
        Rücklagen.
        Schulden. 
        Schuldenbremse.
        Schuldenobergrenze: die Musgrave-Stabilitätsbedingung. 
        Sparen. 
        Sparparadoxon: Sparen und Wirtschaftswachstum. 
        Tilgung. 
        Vermögen. 
        Wirtschaften. 
        Zins.
        Zinseszinseffekt: die exponentielle Wachstumsfunktion.
    Das zentrale Versäumnis der Nationalökonomie, Staats- und Haushaltswirtschaft.
    Materialen zum Begriff Sparen.
       Aus: Duden Das Bedeutungswörterbuch.
       Bandulet 1997 zum Sparbegriff in: Was wird aus unserem Geld?
       Gabler Bank Lexikon.
       Wikipedia.
       Lexikon der öffentlichen  Finanzwirtschaft.
       Recktenwald: Lexikon der Staats- und Geldwirtschaft.
       Glossar Bundesministerium der Finanzen.
       Mühlenkamp: Öffentliche Unternehmen. 
       Handwörterbuch der Finanzwirtschaft.
       Sturm: Politische Wirtschaftslehre.
       Bülow: Wörterbuch der Wirtschaft.
       Duden: Sparen - Sparformen in: Die Wirtschaft heute.
       Sparen in Mühlbradts Wirtschaftslexikon.
       Sparen in Vahlens Großes Wirtschaftslexikon.
       Einführung in die Wirtschaftslehre des privaten Haushalts.
       Wörterbuch der Ökonomie Sozialismus und Kleines Politisches Wörterbuch (DDR).
    Große Ökonomen zum Sparen.
       Adam Smith.
    Materialien zum "kaputtsparen".
    Positive Stimmen zum Sparen und gegen die Mär vom kaputtsparen.
    Kurioses.
    Medien, Videos, Literatur, Links.
    Glossar, Anmerkungen und Endnoten.
    Querverweise.
    Zitierung & Copyright.
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    „Der Staatshaushalt muß ausgeglichen sein. Die öffentlichen Schulden müssen verringert werden. Die Arroganz der Behörden muß gemäßigt und kontrolliert werden. Die Zahlungen an ausländische Regierungen müssen reduziert werden, wenn der Staat nicht bankrott gehen soll. Die Leute müssen wieder lernen zu arbeiten, statt auf öffentliche Rechnung zu leben.“ (Marcus Tullius Cicero, 55 v. Chr.)

    Abstract - Zusammenfassung - Summary.
    Sparen heißt von seinen (echten) Einnahmen Rücklagen bilden, oft spricht man vereinfacht kurz und bündig auch von Konsumverzicht (Duden Bedeutungswörterbuch, Bank Lexikon, Wikipedia, Duden Wirtschaft, Wirtschaftslexikon (Cornelsen), Vahlens Großes Wirtschaftslexikon).
    Einführung in das Problemfeld: Im Zeichen der Finanz- und vielfachen Schuldenkrisen und ihrer Bewältigung stellt man fest, dass immer wieder der Begriff "sparen" völlig falsch verwendet wird. Oft wird - gänzlich abwegig - "sparen" als weniger (neue) Schulden machen verstanden und kritisiert. Dahinter stecken natürlich meist politische Absichten. Das zeigt sich besonders an dem populistischen Kampfbegriff "kaputtsparen", wenn etwa behauptet wird, gerade jetzt in der Krise sei Sparen das Falscheste, was man machen könne. Das führe nur noch tiefer in die Krise. Hier wird nicht selten verlegen, manchmal dreist, fast immer aber absichtsvoll unterschlagen, dass weniger Schulden machen mit dem Begriff des Sparens gar nichts zu tun hat. Sparen kann man nur von dem, was man hat. Wer aber meint, (neue) Schulden machen zu müssen, der hat ja gar nicht genug, sonst würde er ja nicht (neue) Schulden machen. Meist wird auch nicht zwischen den drei wichtigsten Haushaltstypen (Staat, Wirtschaft, Privathaushalte) unterschieden und in der Argumentation werden die Ebenen durcheinandergebracht. Es ist natürlich ein grundlegender Unterschied, ob man "Investitionen" tätigt, die auf Dauer nur kosten und nichts einbringen, wie öfter beim Staat (> Adam Smith), oder ob jemand sein Haus mit einem Kredit finanziert, dem nicht nur ein sicherer und angemessener Wert gegenübersteht, sondern der auch meist nach einem Plan in z.B. 12, 18, 20, 30 Jahren getilgt wird.
    Hauptergebnis: Hinter dem fortgesetzten neuen Schuldenmachen - in Deutschland ununterbrochen seit 1950 - (> Therapie) steckt ein grundsätzlich falsches Verständnis von einer soliden staatlichen Haushaltspolitik. In der Geschichte der Staatsfinanzierung ist seit Jahrhunderten fast nie umsichtig und verantwortlich gewirtschaftet oder gar gespart, geschweige denn getilgt worden. Das selbstverständliche und jedermensch einsichtige Grundprinzip, dass man auf Dauer nicht mehr ausgeben kann als man einnimmt, und dass man in guten Zeiten Rücklagen bilden muss für schlechte, ist weder in der Wissenschaft, Nationalökonomie, Finanzwirtschaft, höheren Justiz oder gar bei den PolitikerInnen und auch nicht in der Bevölkerung und bei den WählerInnen verankert (wie der Herr so's G'scherr und umgekehrt). Buchhalterisch kommt diese Fehlhaltung auch schon darin zum Ausdruck, dass Kredite, also Schulden, auf der Einnahmeseite verbucht werden und damit haushaltspsychologisch ein ganz falsches Signal setzen. Schulden werden so als selbstverständliche Staatseinnahme verstanden, was die Motivation schuldenfrei und umsichtig zu wirtschaften, natürlich nicht fördert. Klaren Blickes kann die Schuldenbremse auch nur ein allererster Schritt sein, um die exponentielle Katastrophe hinauszuzögern, um Zeit zu gewinnen. Ziel kann auch nicht nur ein ausgeglichener Haushalt sein, davon lässt sich nämlich nichts tilgen, sondern es ist grundsätzlich im Mittel und auf lange Sicht ein Haushalt mit Rücklagen zur Tilgung, für besondere Projekte (z.B. Bürgerversicherung, Grundeinkommen) oder für Anschübe in schlechten Zeiten zu bilden. Die Casino- und Zockermentalität muss unterbunden, wenigstens aber schärfstens reguliert, am besten nach Plutokratia (Steueroasen) outgesourct werden, wie das Aristoteles schon forderte. Man muss das Schattenbanksystem von der echten Gesellschaft und realen Wirtschaft streng abschirmen und abkoppeln. Die Zocker mögen unter sich ihre Spiele veranstalten.
        Eine Untersuchung über den Zusammenhang zwischen Staatsverschuldung und Wirtschaftswachstum für die Bundesrepublik Deutschland von 1950-2010 finden Sie hier.
    Staatshaushaltgleichung der Vernunft: E = A + R mit E := Einnahmen, A := Ausgaben und R := Rücklagen für schlechte Zeiten, Großinvestitionen der Zukunft (z.B. Bürgerversicherung, Grundeinkommen) und Schuldentilgung. Anmerkung: Staaten würden sich mit diesem Hauhaltskonzept der Verantwortung, Vernunft und Sicherheit langfristig weitestgehend unabhängig von den Kapitalmärkten machen.
    Gemeinwohl-Ökonomisch-Regulierte Wirtschaftsform (GÖRW): Die kapitalistische Wirtschaftsweise ist nach den großen Banken-, Finanz- und Staatsschuldenkrisen endgültig überholt (>5-Faktorentheorie, Diesmal ist alles anders). Dies umso mehr, als mit der Deregulierung der Märkte und der Agenda 2010 die soziale Marktwirtschaft - ausgerechnet von "Sozialdemokraten" (Schröder, Eichel, Clement), flankiert von den Grünen (Fischer) - zerstört wurde. Inzwischen haben wir einen Bankstersozialismus, d.h. die SteuerzahlerIn wird in Haft genommen für unfinanzbare Zockereien und hochgradige, rücksichtslose Inkompotenz alles mit intensivster Unterstützung der hohen Politik (Merkel, Steinbrück, Schäuble). Was wir also brauchen ist eine gemeinwohl-ökonomische, regulierte Wirtschaftsform (GÖRW). > Zur Gemeinwohlköonomie geht's hier.



    Die drei wichtigsten Haushaltstypen: Staat, Unternehmen, Privat.
    Diese drei Haushaltstypen werden gewöhnlich unterschieden. Im allgemeinen wird es daher auch sinnvoll sein, bei der Erörterung finanzieller Kennwerte (Schuldenquote, Zinslast) oder Kriterien darauf zu achten, die Ebenen nicht zu wechseln. Während Wirtschaft und Privathaushalte nicht einfach ohne Sicherheiten Kredite bekommen können, sieht dies bei Staatshaushalten - zumindest in Deutschland - ganz anders aus. Betrachtet man sich z.B. wie hemmungslos sich große Städte (z.B. Nürnberg, München) , Länder (z.B. Bremen, Berlin) und der Bund seit 1950 neu und immer weiter verschulden, gewinnt man den Eindruck, dass überhaupt nie an Sparen oder Tilgung gedacht wurde. Die beiden Begriffe kommen folgerichtig deshalb im Glossar des Bundesministeriums der Finanzen auch gar nicht vor.
        > Sparen im (Privat-) Haushalt.



    Grundbegriffe (alphabetisch) zum Problemfeld.

    Ausgeglichener Haushalt.
    Im engeren Sinne ein Haushalt, bei dem die Ausgaben durch die Einnahmen ohne Kreditaufnahme gedeckt sind. Demgegenüber bildet ein vernünftiger Haushalt auch noch Rücklagen, sei es zum Tilgen vorhandener Verpflichtungen oder zur Vorsorge - z.B. 1% der Einnahmen - für schlechte Zeiten.

    Haushalten.
    Wirtschaftliches Handeln, das sich am Haushalt, also Verfügbarkeiten, Reserven, Einnahmen, Ausgaben, Erfordernissen, Möglichkeiten, orientiert, also Umsicht und Verantwortung gegen die Widrigkeiten des Lebens zeigt. Haushalten können bedeutet, innerhalb eines gegebenen Haushaltsrahmens wirtschaften zu können. Man sollte wenigstens drei Grundtypen von Haushalten unterscheiden: Staatshaushalte (quasi-staatliche Institutionen), Wirtschaftsunternehmen (Bilanzen, Wirtschaftspläne) und Privathaushalte.

    Kapitaldienst. Darunter versteht man gewöhnlich das Erbringen von Zins und Tilgung. Bei den öffentlichen Haushalten scheint aber niemand ernsthaft davon auszugehen, dass man die Absicht hat, zu tilgen. Das scheinen weder die Nationalökonomie noch die Finanzwirtschaft und erst recht nicht die Politiker auch nur theoretisch zu erwägen: "Wenn man beginnt, zum Thema Tilgung der Staatsschulden zu recherchieren, wird man überrascht feststellen, dass es dazu in der Volkswirtschaftslehre, bei den Wirtschaftsforschungsinstituten und in Regierung und Parteien keine Positionen gibt. Man könnte meinen, es gäbe zumindest seit der Weltfinanzkrise 2008 Streit um die richtige Tilgungsart. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman forderte am 27. August 2009 eine deutliche Erhöhung der Verschuldung der USA zur Stärkung der Nachfrage. Dabei führte er – für Europäer kurios – Italien und Belgien als positive Beispiele dafür an, dass auch eine erheblich höhere Staatsverschuldung nicht in die Krise führt. Zitat Krugman: „Deficits saved the world.“ Schulden seien kein ökonomisches, sondern ein politisches Risiko. Drei Monate später, am 19. November 2009, gab die Stifterin des Wirtschaftsnobelpreises, die altehrwürdige schwedische Riksbank offiziell bekannt, dass sie die Auktion von US-Staatsanleihen mangels Geboten einstelle. ..." (Dr. Dill)

    Kaputtsparen.  > Materialien aus den Medien zum "kaputtsparen".
    Ein populistischer Kampfbegriff zur Denunzierung umsichtigen und verantwortlichen Wirtschaftens, der meist schon in seiner Kernbedeutung doppelt falsch verwendet wird. Gemeint ist nämlich erstens, dass für als wichtig bewertete Aufgaben nicht genügend Geld zur Verfügung gestellt wird. Und zweitens, dass nicht so viele (neue) Schulden gemacht werden, wie man für sinnvoll oder nötig erachtet. Beides hat mit der Kernbedeutung des Sparens überhaupt nichts zu tun. Sparen kann man nur, wenn man etwas "übrig" hat, das man zur Seite legt, sei es für neue Anschaffungen, sei es als Schutzpuffer für die Widrigkeiten des Lebens oder zur Sicherung der Zukunft, z.B. Altersvorsorge. Richtig wäre die Wortwahl "kaputtwirtschaften" oder "kaputthaushalten". Weshalb sich das falsche und diffamierende Wort "kaputtsparen" durchgesetzt hat, ist zwar eine sprachsoziologisch interessante Frage, die hier aber nicht weiter untersucht werden soll.

    Duden online: kaputtsparen. Wortart: schwaches Verb. Gebrauch: emotional. Häufigkeit (2 von 5 Balken). Bedeutung: durch zu starke Einsparungen über Gebühr beeinträchtigen, beschädigen oder gänzlich ruinieren. Beispiel: bei Unwirtschaftlichkeiten zu sparen bedeute nicht gleich, das Gesundheitswesen kaputtzusparen, betonte der Redner.

    Nettoneuverschuldung.
    Neue Schulden werden gemacht (umgeschuldet), um die Lücken auslaufender alter Schulden zu schließen, weil bislang niemand daran denkt, Schulden wirklich zu tilgen. Das sind dann aber keine echt neuen Schulden. Echte, neu hinzukommende Schulden, die nicht der Refinanzierung alter Schulden dienen, bezeichnet man daher als "Nettoneuverschuldung." Zur Nettoneuverschuldung oder Nettokreditaufnahme teilt das Bundesministerium der Finanzen folgende Übersicht mit (URL ohne Weiterleitung geändert):


     

    Neuverschuldung.

    Rücklagen.
    Das bloße Ziel eines ausgeglichenen Haushalts ist viel u wenig. Ein vernünftiges, solides und dauerhaft tragfähiges Haushaltskonzept auf allen staatlichen Ebenen, also in allen Gebietskörperschaften (Bund, Ländern, Gemeinden, Bezirken, quasi-staatlichen Institutionen)

    Schulden.
    Hier muss man unterscheiden und genau hinsehen. Die Schuldensituation ist für Gebietskörperschaften des Staates (Bund, Länder, Gemeinden, Bezirke, quasi-staatliche Institutionen) eine andere als für Wirtschaftsunternehmen oder Privathaushalte. Für Kommunen kann - aus unserer Arbeit zu den 17 schuldenfreien Gemeinden in Mittelfranken (2009) - ungefähr folgendes gesagt werden:
        Kommunen: Es gibt viele Gründe für Schulden. Gute und weniger gute, nachvollziehbare und sinnvolle Gründe, wie z.B. langfristige, größere und notwendige Projekte (Infrastruktur, Wasser, Hygiene, Energie, Verkehr, Kommunikation, Bildung, Kultur, Soziales), wenn Bund oder Länder den Kommunen Leistungen aufbürden, ohne genügend Mittel bereit zu stellen (Hartz IV), Investitionen für die Wirtschaft und in die Zukunft, Einbrüche auf der Einnahmeseite (Wirtschaftskrisen). Manchmal wird es auch gefördert, Schulden zu machen und Eigenleistung, Umsicht und Verantwortung werden „bestraft“. Schulden können - je nach Haushaltstypus (Staat, Wirtschaft, Privat) - also durchaus sinnvoll und notwendig sein, wichtig ist aber, für angemessene Tilgungs- und (Folge-) Finanzierungspläne zu sorgen. Das ständige Wachstum von Neuverschuldung bei nicht wenigstens im gleichen Maße wachsendem Budget wird früher oder später in die exponentielle Katastrophe führen, wo dann eigene Anstrengungen nicht mehr reichen, um aus der Schuldenfalle herauszukommen - wie auch in nicht wenigen westlichen Staaten, einigen Bundesländern und vielen Großstädten (u.a. München, Nürnberg).
        Ein wichtiger Grund für Schuldenfreiheit ist sicher die Einstellung der Hauptverantwortlichen, in der Regel der BürgermeisterInnenpersönlichkeiten, nämlich, dass man auf Dauer nicht mehr ausgeben sollte, als man einnimmt, dass man in guten Zeiten (antizyklisch) zurücklegt, damit man in schlechten Zeiten auf die Rücklagen (antizyklisch) zurückgreifen kann. Diese urvernünftige Haltung findet man vor allem in kleineren Gebietskörperschaften, wo viel Erfahrung, Sachverstand, Wirtschaftskompetenz, Verantwortung und Voraussicht für die Daseinsvorsorge der Gemeinde vorhanden ist. Andere Gründe können in günstigen Rahmenbedingungen (z.B. Fremdenverkehr, starke Wirtschaft, hohe Einkommensanteile in sog. „Speckgürtel“-Gemeinden, geringe Leistungsverpflichtungen) liegen.
        Entwicklung: Von 2056 bayerischen Gemeinden waren 2004 schon 76 und 2009 immerhin schon 170 schuldenfrei und in Baden-Württemberg waren es von rund 1100 Gemeinden 56 im Jahr 2000 und schon 114 im Jahr 2009. Wir denken, wir können und sollten von diesen tüchtigen BürgermeisterInnenpersönlichkeiten, GemeinderätInnen und KämmererInnen lernen. Selbst mittlere Städte wie z.B. Langenfeld (NRW, immerhin 59 000 EinwohnerInnen; seit 2008) konnten es schaffen.

    Schuldenbremse.
    Sie kann nur ein allererster Schritt sein auf dem Weg zu einem ausgeglichenen Haushalt und schließlich zu einer Haushaltspolitik der Vernunft und dauerhaften Solidität mit Rücklagen.

    Schuldenobergrenze: die Musgrave-Stabilitätsbedingung.

    Sparen.  > Materialien zum Begriff Sparen.
    Sparen bedeuten aus Vorhandenem etwas zurücklegen, also Rücklagen bilden, z.B. für schlechte Zeiten, für Anschaffungen oder für Anschübe in Flauten, Rezessionen oder Depressionen.

    Sparparadoxon: Sparen und Wirtschaftswachstum.
    In Vahlens Großes Wirtschaftslexikon wird (Bd. 4, R-Z, S. 1713) ausgeführt:
        "Sparparadoxon
    Bezeichnung für die scheinbar widersprüchliche Tatsache, daß eine hohe Sparneigung sich in kurzer Frist negativ auf das Volkseinkommen auswirkt, während langfristig durch eine hohe Sparquote die Wachstumschancen verbessert werden. Der Widerspruch löst sich auf, wenn man berücksichtigt, daß Wachstumstheorie und Theorie der effektiven Nachfrage von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen. Die Wachstumstheorie als -> Gleichgewichtstheorie zeigt, daß das Volkseinkommen durch eine höhere Sparquote langfristig zunimmt. Dem gegenüber kann die Theorie der effektiven Nachfrage als -> Ungleichgewichtstheorie erklären, weshalb sich eine hohe Sparneigung über den Einkommenseffekt kurzfristig negativ auf die Einkommensentwicklung auswirkt. Wäre auf allen Märkten stets ein temporäres Gleichgewicht realisiert, würde die Anpassung auf dem Gütermarkt über Preise und Zinsen also so rasch erfolgen, daß stets Vollbeschäftigung herrscht, dann könnte eine Erhöhung der Sparneigung das Volkseinkommen nicht beeinflussen.    F.J.L."

    Tilgung.

    Vermögen.
    Aus der Tatsache, dass den Schulden Vermögen gegenüberstehen, deren Zuwachs zu einem beträchtlichen  Teil sogar eine Folge der Staatsverschuldung und der ihr innewohnenden Umverteilung ist, lassen sich die Staatsschulden natürlich nicht rechtfertigen.

    Wirtschaften.
    Wirtschaften können bedeutet, wirtschaftliche Ziele erreichen und Erfordernisse einhalten zu können, etwa einen Wirtschaftsplan - was der öffentlichen Hand selten gelingt. Zu den allgemeinen Wirtschaftsgrundsätzen gehören: (1) mit einem Minimum an Mitteln ein Maximum an Ertrag (Erfolg) erwirtschaften. (2) Abhängigkeiten minimieren durch Begrenzung und Streuung. (3) Vernünftige Haushaltsplanung, indem man auf Dauer nicht nur nicht mehr ausgibt als man einnimmt, sondern Rücklagen bildet, um für schlechte Zeiten oder Investitionen gerüstet zu sein. (4) Gute Geschäfte auf Dauer sind solche, von denen beide Seiten etwas haben. (5) Freier Wettbewerb, freie Märkte und hinreichend viele echt konkurrierende Anbieter nutzen Geschäft, Wachstum und VerbraucherInnen. (6) Wenige Unternehmen mit großer Marktmacht sind zu vermeiden und durch hinreichend viele zu ersetzen, um die Vorteile echten Wettbewerbs zu gewährleisten und dauerhaft zu sichern. (7) Alle freien Systeme sind immanent von Oligarchisierung bedroht und bedürfen daher eines entsprechenden Schutzes und wirksamer Kontrolle. (8) Verträge müssen eingehalten werden. (9) Steuern sind dort zu erheben, wo die Geschäfte faktisch realisiert und abgewickelt werden. (10) Haushalte und Bilanzen müssen vollständig transparent sein und sämtliche ökonomischen Sachverhalte und Risiken realistisch bewertet ausweisen.

    Zins. Zins heißt der Preis für Geld. Es gibt inzwischen viele kritische Stimmen gegen die Zinsnahme. Leider wird oft nicht bedacht, dass Geld als in seiner wichtigen Funktion als Wertaufbewahrungsmittel, wenigstens die Inflation, den Geldwertverlust ausgleichen muss. Das betrifft z.B. alle Geldanlagen, die der Vorsorge dienen.


    Quelle: https://www.steuerzahler.de/files/19765/Zinsdiagramm_31.01.2011.pdf
     

    Zinseszinseffekt: die exponentielle Wachstumsfunktion.



    Das zentrale Versäumnis der Nationalökonomie, Staats- und Haushaltswirtschaft.

    Dr. Dill vom Basler Institut für Gemeingüter und Wirtschaftsforschung führt in seiner interessanten Arbeit aus: "Wenn man beginnt, zum Thema Tilgung der Staatsschulden zu recherchieren, wird man überrascht feststellen, dass es dazu in der Volkswirtschaftslehre, bei den Wirtschaftsforschungsinstituten und in Regierung und Parteien keine Positionen gibt. Man könnte meinen, es gäbe zumindest seit der Weltfinanzkrise 2008 Streit um die richtige Tilgungsart. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman forderte am 27. August 2009 eine deutliche Erhöhung der Verschuldung der USA zur Stärkung der Nachfrage. Dabei führte er – für Europäer kurios – Italien und Belgien als positive Beispiele dafür an, dass auch eine erheblich höhere Staatsverschuldung nicht in die Krise führt. Zitat Krugman: „Deficits saved the world.“ Schulden seien kein ökonomisches, sondern ein politisches Risiko. Drei Monate später, am 19. November 2009, gab die Stifterin des Wirtschaftsnobelpreises, die altehrwürdige schwedische Riksbank offiziell bekannt, dass sie die Auktion von US-Staatsanleihen mangels Geboten einstelle. ..."

    Und Bundespräsident Roman Herzog äußerte sich bereits 1999 zur Staatsverschuldung [Lahnstein-Kandel et al. 1999, S. 113] entsprechend:  "Staatsverschuldung wird sogar von Ökonomen, zu deren Berufsbild nicht gerade der Selbstzweifel gehört, als Terra incognita [RS: unbekanntes Gebiet] der Wirtschaftswissenschaft bezeichnet. Eigentlich überrascht es, daß die Wirtschaftstheorie bislang nicht in der Lage war, eindeutige Aussagen zu machen, bis zu welchem Grad der Staat sich verschulden sollte oder verschulden darf. Überraschend ist das auch insofern, als es die öffentliche Verschuldung gibt, seit es Volkswirtschaften gibt.  ...
        Als Jurist habe ich immer das Bemühen der Ökonomen bewundert, für jede Strategie, für jede ökonomisch relevante Quote oder Kennziffer ein Optimum zu definieren. Eine optimale Schuldenquote oder Defizitquote zu finden, ist der Wirtschaftstheorie nach ihrem eigenen Eingeständnis offenbar nicht gelungen."
        Quelle: Lahnstein-Kandel, Sonja & Göring, Michael (1999, Hrsg.). Staatsverschuldung. In: Der soziale Zusammenhalt in den Staaten der triade USA, Japan, Europa, 111-239. Baden-Baden: Nomos.
        Anmerkung: Der international bekannte deutsch-amerikanische Ökonom Musgrave hat allerdings ein handfestes und klares Kriterium geliefert: Die  Wirtschaftswachstumsrate muss - im Mittel, auf lange Sicht - größer-gleich der Schuldenwachstumsrate sein.


    Materialen zum Begriff Sparen
    Zur Erinnerung: Worte sind die Kleider der Begriffe. Fast alle Begriffe sind vieldeutige Homonyme, deren Bedeutung jeweils in dialogischer Kommunikation zu klären ist.

    Aus: Duden Das Bedeutungswörterbuch
     
    "Sparbuch,  das;  -[e]s, Sparbücher: Buch, in das auf einer Sparkasse oder Bank die zum Sparen eingezahlten und die abgehobenen Summen eingetragen werden.

    Sparbüchse, die; -, -n: kleines geschlossenes Gefäß mit einem Schlitz, durch den das Geld gesteckt wird, das man sparen will.

    sparen, sparte, hat gespart: a) (tr.) nicht verbrauchen; beiseite legen: er hat [sich] in kurzer Zeit viel Geld gespart; bildl.: mit diesem Gerät kann man Zeit und Kräfte s. b) (itr.) Geld (für einen bestimmten Zweck) zurücklegen: er spart für ein Auto, c) (itr.) sparsam sein; sparsam mit etwas umgehen: sie spart sehr; sie spart am Fett beim Kochen; er sparte nicht mit Lob (er lobte viel). 2. (rfl.) a) unterlassen: spar dir deine Bemerkung, b) ersparen, vermeiden: den Ärger, die Mühe hättest du dir s. können." S. 605
     
     
     
     
     
     

     

    Anmerkung: Sparen im Deutschen Wörterbuch (Grimm): https://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GS32765.



    Bandulet 1997 zum Sparbegriff in: Was wird aus unserem Geld ?
     
    S. 201 führt Bandulet (1997) aus (fett RS):

    " .... Dabei hatte alles einmal so bescheiden angefangen. Der erste deutsche Finanzminister der Nachkriegszeit, Fritz Schäffer, brachte noch das Kunststück fertig, mit eiserner Sparsamkeit Geld zur Seite zu legen und seinen berühmten »Juliusturm« aufzubauen. Bis 1955 hatte er Überschüsse von sieben Milliarden Mark angehäuft. Als er 1957 vor der Begehrlichkeit seiner Kollegen kapitulierte und ins Justizministerium wechselte, atmeten die Regierungspolitiker befreit auf und begannen erst langsam, später immer schneller, Schulden zu machen.

       Seitdem ist die öffentliche Finanzmoral in Deutschland derart degeneriert, daß die Politiker schon vom Sparen sprechen, wenn sie lediglich die veranschlagte Neuverschuldung ein bißchen zurücknehmen. Ein semantischer Schwindel, der kaum noch jemandem auffällt. Einen Sachverhalt mit dem Gegenteil zu benennen, ist eine Methode à la Orwell. Wahrheit ist Lüge, Schuldenmachen ist Sparen.

    In Bonn werden nur noch »Sparhaushalte« vorgelegt." 

     



    Gabler Bank Lexikon  (9. A. 1984, Sp. 1704-1706)
     
    "Sparen. I. Begriff und Wesen. S. ist Nichtverbrauch von Einkommensteilen (Konsumverzicht) in der Erwartung, diese ersparten Einkommensteile aus irgendwelchen Gründen (insbesondere zur Vorsorge für die Zukunft) in einer späteren Wirtschaftsperiode verbrauchen zu können. Der Gegensatz von S. ist der > Konsumkredit, der ein Vorgriff auf zukünftiges Einkommen ist.  Da das S. der [>1705] Nichtverbrauch von Einkommensteilen ist, ergibt sich daraus die Formel:
    Volkseinkommen = 
             Konsumausgaben + Ersparnisse - Konsumkredite.
    Der relative Teil des Einkommens, der gespart wird, die > Sparquote, ist abhängig von der Sparwilligkeit und Sparfähigkeit des einzelnen und der Bevölkerung. Als nach der 
    > Währungsreform der Nachholbedarf der Bevölkerung ungewöhnlich groß war, lag auch die Sparwilligkeit sehr gering.

    II. Sparen und Investieren. In der modernen Wirtschaft werden die Ersparnisse der Wirtschaft als > Kapital zu Investitionszwecken zur Verfügung gestellt. Es gilt daher:
    Volkseinkommen = Konsumausgaben + Nettoinvestitionen. 
    Das S. ist also die Voraussetzung der > Kapitalbildung. Je mehr gespart wird, um so mehr kann investiert werden. Von der Höhe der Investitionen hängt wesentlich der wirtschaftliche Fortschritt ab. Aus den beiden angeführten Gleichungen können wir die Größe der Ersparnisse und der Investitionen ableiten (wobei wir die Konsumkredite unberücksichtigt lassen): 

    Ersparnisse = Volkseinkommen - Konsumausgaben
    (Netto-)Investitionen = Volkseinkommen - Konsumausgaben.

    Daraus folgt: Ersparnisse = (Netto-) Investitionen.,

    Diese Gleichung ist keine identische Gleichung. Da zwischen den Sparmotiven der Einkommensbezieher und den Investitionsmotiven der Unternehmer kein unmittelbarer Zusammenhang besteht, weichen in der Wirklichkeit beide Größen in der Regel voneinander ab. Das heißt, es besteht ein Ungleichgewicht auf den verschiedenen Märkten, das nur durch die Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage wieder behoben wird. Dadurch wird entweder das Volkseinkommen oder die Sparquote oder die Investitionsquote geändert. - Von den Ersparnissen sind überdies noch die Konsumkredite sowie die gehorteten Beträge abzuziehen (> Horten).

    III.  Arten des Sparens. Wir können unterscheiden: A. Nach der Art des Einkommens 1. S. von verteiltem Einkommen (Arbeitseinkommen, Kapitaleinkommen, Grundrente und Unternehmergewinn); es ist die natürliche Art des S., das S. der Haushaltungen; 2. S. aus nicht verteiltem Einkommen, nämlich aus dem nicht ausgeschütteten, sondern investierten Gewinn der Unternehmung (> Innenfinanzierung). - B. Nach der Freiwilligkeit des S.: 1. Freiwilliges S. und 2. Zwangssparen durch staatliche Weisungen, wichtigste Art ist S. des Staates durch Erhebung von Steuern. Wenn die Selbstfinanzierung durch überhöhte Preise zustande kommt, spricht man auch von monetärem Zwangssparen, C. Nach dem wirtschaftlichen Zweck: 1. Kapitalbildendes  S.:  Die Ersparnisse werden der Wirtschaft zur Verfügung gestellt; 2. > Horten, > Strumpfgeld, das keine Kapitalbildung zur Folge hat, sondern dem Wirtschaftskreislauf vorübergehend Geld entzieht. - D. Nach der Art der Geldanlage: l. Kontensparen: Einzahlung des Sparbetrages auf ein > Sparkonto, 2. Effektensparen: Anlage des Sparbetrages in Effekten, 3. Bausparen, 4. Beteiligungssparen, Anlage des Sparbetrages in einem Unternehmen, z.B. als Stiller Gesellschafter, 5. Sachwertsparen: Anlage des Sparbetrages in wertbeständigen Sachwerten, insbesondere in Zeiten unstabiler Währung, z.B. in Gold, Juwelen, Grundstücken, Aktien und dgl.; 6. > Horten. > Kapitalbildung. > Investition."
     



    Wikipedia
     
    "Sparen ist das Zurücklegen momentan freier Mittel zur späteren Verwendung. Häufig wird durch wiederholte Rücklage über längere Zeit ein Betrag aufsummiert, der dann für eine größere Anschaffung verwendet werden kann.

        Zwecksparen: Sparen, um später größere Anschaffungen zu ermöglichen. (Fahrzeug, Urlaub)

        Vorsorgesparen: Sparen, um sich vor Notsituationen zu schützen. (Krankheit, Arbeitslosigkeit)

    Eine genaue Abgrenzung ist nicht immer möglich. So kann zum Beispiel das Sparen zum Erwerb von Immobilien als Zwecksparen oder als Vorsorgesparen angesehen werden.
    Unter das Motiv „Vorsorgesparen“ lässt sich die Absicherung gegen Unsicherheiten, das Halten eines einmal erreichten Konsumniveaus sowie die Flexibilität des intertemporalen Konsums (also die Liquidität) einordnen."

    (Abruf 10.12.11):


    Lexikon der öffentlichen  Finanzwirtschaft.
    Im Lexikon der öffentlichen Finanzwirtschaft Wirtschafts-, Haushalts- und Kassenrecht (3. A. 1993) wird S. 395 ff ausgeführt:
     
    Anmerkung: Sehr interessant ist, welche Stichworte dieses Lexikon nicht aufweist, nämlich: Defizit, Haus- haltsdefizit, Staatsdefizit, Staatsverschuldung.
    "Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit
    Der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit gilt sowohl für die Aufstellung (einschließlich der Vorbereitungsmaßnahmen) als auch für die Ausführung des Haushalts. Der Haushaltsgrundsatz der »Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit« beinhaltet die Verpflichtung der Verwaltung ihre Handlungsweise ökonomisch sinnvoll auszurichten und alle Maßnahmen an den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit zu messen. Da eine exakte Definition der unbestimmten Rechtsbegriffe »Wirtschaftlichkeit« und »Sparsamkeit« kaum möglich ist, beschränken sich die nachfolgenden Ausführungen auf den Versuch, diese beiden Begriffe aus finanzwirtschaftlicher (haushaltsrechtlicher) Sicht darzustellen und zu erläutern.
    I. Sparsamkeit
    Sparsamkeit bedeutet zunächst, daß die einzusetzenden Mittel auf den zur Erfüllung der Aufgaben unbedingt notwendigen Umfang zu beschränken sind. [>396] Dieser Sparsamkeitsgrundsatz führt möglicherweise da zu einem vernünftigen Ergebnis, wo keine Vergleichsrechnungen in Frage kommen, weil es nur eine mögliche Entscheidung gibt. Sind unterschiedliche Alternativen gegeben, so ist diejenige zu wählen, die den geringsten Mittelansatz erfordert, wenn sie auch zugleich die wirtschaftlichste Lösung darstellt. 

    Nicht von ungefähr ist denn auch im Beschaffungswesen des Bundes der Zuschlag nicht dem billigsten, sondern dem wirtschaftlichsten Angebot zu erteilen. - Sparsamkeit ohne Berücksichtigung des angestrebten Zwecks kann durchaus zu unwirtschaftlichen Ergebnissen führen. Eine Eigenständigkeit des Sparsamkeitsbegriffs ist daher nur in seltenen Fällen (wenn überhaupt) anzunehmen.
    Die Regelung des § 15 Abs. 2 BHO, nach der > Selbstbewirtschaftungsmittel veranschlagt werden dürfen, wenn dadurch eine sparsame Bewirtschaftung gefördert wird, darf m. E. nicht so verstanden werden, daß bei der Bewirtschaftung - ohne Berücksichtigung des Wirtschaftlichkeitsgebots - nur der Preis entscheidet. Vielmehr kann auch hier das Sparsamkeitsprinzip nur unter Beachtung des angestrebten Zwecks und damit unter Beachtung des Wirtschaftlichkeitsgrundsatzes gemeint sein.
    II. Wirtschaftlichkeit
    Nach dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit ist bei allen Maßnahmen des Bundes einschließlich solcher organisatorischer und verfahrensmäßiger Art die günstigste Relation zwischen dem verfolgten Zweck und den einzusetzenden Mitteln anzustreben. Dieser Wirtschaftlichkeitsgrundsatz hat Verfassungsrang, da der > Bundesrechnungshof gem. Art. 114 GG u.a. die Wirtschaftlichkeit der Haushalts- und Wirtschaftsführung zu prüfen hat. Die günstigste Zweck-Mittel-Relation besteht darin, daß entweder
    -  ein bestimmtes Ergebnis mit möglichst geringem Einsatz von Mitteln (Minimalprinzip) oder
    -  mit einem bestimmten Einsatz von Mitteln das bestmögliche Ergebnis (Maximalprinzip)
    erzielt wird.
    Das Minimalprinzip, oft auch als Sparprinzip bezeichnet, bedeutet, daß die Verwaltung ihre durch die Haushaltsplanung vorgegebene Ziele und Aufgaben mit einem Minimum an einzusetzenden Personal-, Sach- und Finanzmitteln zu erfüllen hat. In soweit sind - finanzwirtschaftlich betrachtet - das richtig verstandene Sparsamkeitsprinzip und das Wirtschaftlichkeitsprinzip deckungsgleich.

    [>397]

    Das Maximalprinzip bestimmt, daß die Verwaltung im Rahmen der vorgegebenen personellen, sachlichen und finanziellen Mittel bestmögliche Resultate erzielen soll. Vorgegebene Haushaltsmittel sollen zu hierdurch möglichen maximalen Ergebnissen führen.
    Wirtschaftliches Verhalten setzt die Kenntnis aller alternativ möglichen Ziel-Mittel-Relationen voraus. Sind mehrere Möglichkeiten vorhanden, so ist die wirtschaftlichste zu wählen. Dabei kann allerdings aus der Sicht staatlicher Aufgabenerfüllung der Maßstab der Wirtschaftlichkeit nicht immer nur auf die Maßnahme allein bezogen werden, sondern muß u. U. auch zusätzlich die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen einbeziehen.
    Über den allgemeinen Grundsatz hinaus, daß die Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit sowohl bei der Aufstellung als auch bei der Ausführung des Haushaltsplanes zu beachten sind, enthält die BHO eine Reihe von Einzelvorschriften, die diesem Grundsatz in besonderer Weise Rechnung tragen (§§ 6,8, 17 I, 23, 24, 26, 34 II + III, 50, 55, 58, 64, 65 BHO). Darüber hinaus siehe auch > Nutzen-Kosten-Untersuchung; > Kostenrechnung.
    Institutionell wird dem Wirtschaftlichkeitsgrundsatz dadurch Rechnung getragen, daß

    • bei jeder > mittelbewirtschaftenden Dienststelle ein > Beauftragter für den Haushalt zu bestellen ist (§ 9 BHO),
    • der BMF bei der Aufstellung des Entwurfs des Haushaltsplanes und der > mehrjährigen Finanzplanung Koordinationsaufgaben hat (> Haushaltsverhandlungen, > Widerspruchsrecht) (§§ 28, 29 BHO),
    • der Bundesrechnungshof neben seiner Prüftätigkeit auch Beratungsaufgaben, und der Präsident des Bundesrechnungshofes Tätigkeiten als > Beauftragter für Wirtschaftlichkeit wahrzunehmen hat (§§ 88, 90, 97, 99 BHO, Art. 114 GG).
    Rgrl: HGrG § 6; BHO § 7.

    Lit.: Buch, M. P.: Zur Bestimmung der Grundsätze der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit im öffentlichen Haushalt der Bundesrepublik Deutschland, Köln 1976; Greifeld, A.: Der Rechnungshof als Wirtschaftlichkeitsprüfer, München 1981; Rehm, H.: Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit im öffentlichen Sektor, in: Die Verwaltung 1980, S. 77 ff.; Schmidt, H.-J.: Betriebswirtschaftslehre für die Verwaltung, Heidelberg 1988, S. 82 ff."


    Recktenwald: Lexikon der Staats- und Geldwirtschaft.
     
    S. 555f: "Sparen, privates und staatliches, in Geld- und Finanztheorie. S nennt man die Teile des laufenden Einkommens, die man nicht für Konsum ausgibt; dadurch bildet man Vermögen in verschiedenen Formen. Ferner sind die Motive zum S vielfältig.
        Formen der Ersparnis sind (a) zinsloses Bargeld, (b) Sachvermögen als Anrechte auf Kapitalerträge und (c) nominales Vermögen, wie Termingelder, Sparguthaben, Sparbriefe, Obligationen, Staatspapiere und ähnliches. Man überträgt befristet Kaufkraft und erhält dafür vereinbarte Zinsen. Bezieht man auch die Nutzung realer Vermögen (und nicht nur kurzfristige Einnahmen und Ausgaben) ein, muß man auch (d) die Wirtschaftsgüter berücksichtigen, die konsumtiv und investiv über eine Zeit hin benutzt werden und daher abgeschrieben werden. Die Sparwirkung ist hier indirekt, weil man etwas nutzen kann, ohne dafür laufend etwas ausgeben zu müssen. Doch hat dies konjunkturelle Folgen.
        Die Motive oder Zwecke zum S sind zahlreich: Man spart, um sich gegen Risiken abzusichern, die Ausbildung zu verbessern, größere „Anschaffungen" zu finanzieren oder Zinseinnahmen zu erhalten. S wird attraktiv, wenn der Zins höher ist als die >  Zeitpräferenz für Gegenwartskonsum im Verhältnis zum künftigen Verbrauch.

    Dem S kommt für die Entwicklung einer Vw eine zentrale Bedeutung zu. Im System der Klassik (> Klassische Wirtschaftstheorie) steuert der Zins das S, während im Keynes-Modell die Abhängigkeit vom Einkommen betont wird. Hier ist das S ein Residuum, das nach Abzug der Konsumausgaben vom Einkommen entsteht. > Konsumquote und Sparquote ergänzen sich zu 1. Sparen bedeutet Nachfrageausfall, und das VE kann nur unverändert bleiben, wenn in gleicher Höhe neue Nachfrage entsteht (> Investitionen, Staatsausgaben). (Mehr in  > güterwirtschaftliches Gleichgewicht, IS-Kurve.) Konjunkturell oder kurzfristig beeinflußt ein verändertes S das VE multiplikativ (> Multiplikator). Normal ist es nach Keynes unwahrscheinlich, daß sich Konsum- und Sparneigung exogen ändern, wenn nicht die Einkommen umverteilt werden und die entsprechenden Quoten [> 556] schichtenspezifisch sind. Nachhaltige und ausgeprägte Krisen können indes zu Pessimismus führen, wodurch die Nachfrage als Folge erhöhten S scharf zurückgeht, so daß Produktion und Beschäftigung schrumpfen.
        Friedman bestreitet die Hypothese, S und Konsum stünden in relativ stabiler Abhängigkeit zum absoluten Einkommen. Man könne nicht sagen, wie sich ein erhöhtes Einkommen auf S und Verbrauch verteilt, weil man nicht weiß, ob die höheren Einnahmen als zufällig oder dauerhaft betrachtet werden (> permanente Einkommenshypothese). Ein Schwanken des S kann dann das Einkommensgleichgewicht laufend stören, wenn es wirtschaftspolitisch nicht gelingt, den Ablauf zu verstetigen, so daß die Änderung des absoluten und des permanenten Einkommens gleich sind.
        Langfristig führt erhöhtes S zu einem vergrößerten Kapitalstock und vermehrten Investitionen. Bleibt der Kapitalkoeffizient gleich, nimmt die Wachstumsrate zu.
        Auch das staatliche S spielt in der Konjunkturtheorie und Wachstumstheorie eine große Rolle. So kann die Thesausierung ö Einnahmen (> Julius-Turm) antiinflationär wirken, wenn sie die Lücke im privaten Sektor überkompensiert. (> Fiskalp). Ebenso wird das Wachstum gefördert, wenn der Anteil der konsumtiven Ausgaben zugunsten der investitiven verringert wird. (> Infrastruktur).
        In der > Finanzwissenschaft werden unterschiedliche Konzepte entwickelt, um das S und damit die Vermögensbildung unterer Einkommensgruppen staatlich zu fördern (> Vermögensverteilung), wobei auch die Formen des S bedacht werden, namentlich in einer Zeit anhaltender Inflation. > Geldtheorie."



    Glossar Bundesministerium der Finanzen.

    Im Glossar des Bundesministeriums der Finanzen kommt der Eintrag "sparen" nicht vor (Abruf 12.12.11 URL geändert ohne Weiterleitung) - ebenso wenig "Tilgung".


     

    Auch "Tilgung" hat im Glossar des Bundesministeriums der Finanzen keinen Eintrag. Womöglich lässt sich hieraus auch schließen, dass (echte) Tilgung ohnehin nicht vorgesehen ist.


    Mühlenkamp: Öffentliche Unternehmen.
     
    In dem Werk von Mühlenkamp (1994) über Öffentliche Unternehmen gibt es keinen Eintrag "sparen", auch keinen zu "tilgen", aber einen zu "Rücklagen, offene". 
     
     
     
     
     

     


     
     



    Handwörterbuch der Finanzwirtschaft (1975)

    Man glaubt es kaum - daher dokumentiere ich es hier ausdrücklich - aber das Wort "Sparen" hat in diesem 1990 Spalten oder 995 Seiten starken Werk keinen Eintrag. Im Vorwort heißt es: "... Das Werk wendet sich an Wissenschaft und Praxis. Es soll die bisher entwickelten vielfältigen wissenschaftlichen Konzeptionen vorstellen sowie die in der finanzwirtschaftlichen Praxis erzielten Ergebnisse vermitteln und so die Fortentwicklung des Wissenschaftsprozesses durch Diskussion von Wissenschaft und Praxis fördern. Die 219 alphabetisch angeordneten Artikel informieren in knapper und präziser Sprache. Verweise sollen den Zusammenhang zu weiteren Beiträgen des Handwörterbuches kenntlich machen, das Literaturverzeichnis am Ende eines jeden Artikels soll auf die vorhandene Spezialliteratur verweisen. Das Handwörterbuch der Finanzwirtschaft kann der Forschung, dem Studium und der Praxis als Nachschlagewerk, als Lehrbuch und Literaturquelle dienen. Es ordnet sich nach Zielsetzung und Aufbau in die umfassende Enzyklopädie der Betriebswirtschaftslehre in der Tradition des Handwörterbuches der Betriebswirtschaft ein."
     


    Sturm: Politische Wirtschaftslehre. (1995)
     
    Die Einträge "sparen", "ausgeglichener Haushalt (Budget)" oder "tilgen" kommen im Sachregister nicht vor. 

    In dem Buch werden die Staatsfinanzierung, Wirtschafts- und Finanzpolitik und ihre Probleme der Bundesrepublik dargelegt. U.a. wird deutlich, dass die Staatsverschuldung bis 1995 nie unter Kontrolle gebracht werden konnte. 

    Die politische Schuldentollwut wurde durch falsch verstandenen und vor allem falsch gehandhabten Keynesianismus (> antizyklische Wirtschaftspolitik) unter Bundeskanzler Helmut Schmidt, heute noch durch linke und gewerkschaftsnahe Politiker und Wirtschaftswissenschaftler vertreten, durch Schulden- wachstumsraten jenseits von Gut und Böse auf die Spitze getrieben. 
     
     
     
     
     
     

     



    Bülow: Wörterbuch der Wirtschaft. (1954, S. 476)
     
     "Sparen und Investieren. Das > Volkseinkommen einer Periode läßt sich von der Verwendungsseite her als Summe der Konsum- oder Verbrauchsausgaben und der Ersparnisse, von der Entstehungsseite her als Summe der Verkäufe an > Haushalte zuzüglich der (Netto-) > Investitionen bestimmen:
    • Volkseinkommen  =   Konsumausgaben + Ersparnisse 
    • Volkseinkommen = Verkäufe an Haushalte (= Konsumausgaben) + (Netto-)Investitionen. 
    Aus diesen beiden Gleichungen folgt
    • Ersparnis = Volkseinkommen — Konsumausgaben
    • (Netto-) Investition =  Volkseinkommen — Konsumausgaben. 
    Daraus ergibt sich, daß in einer Volkswirtschaft in jeder Periode die Ersparnisse der Periode gleich den (Netto-) Investitionen sind. Diese Gleichung wird nach E. Schneider als „Keynes'sche Investitionsgleichung" bezeichnet.

    Die Gültigkeit der Gleichung leuchtet unmittelbar ein, wenn man daran denkt, daß die von den > Betrieben hergestellten Produkte für den Fall, daß sie nicht an > Haushalte verkauft worden sind, die Bestände der Betriebe erhöhen (da sie dann entweder überhaupt nicht oder aber an andere Produktionsbetriebe abgesetzt wurden) und somit Investitionen darstellen.
    Dagegen muß betont werden, daß die von den Haushalten geplanten Ersparnisse und die von den Betrieben geplanten Investitionen voneinander unabhängig sind und daher verschieden groß sein können (vgl. deflatorische Lücke, inflatorische Lücke). Unter diesen Umständen kommt es Vggfs. zu einem > kumulativen Prozeß, so lange auf die Änderung des Volkseinkommens hinwirkt, bis das geplante Sparen und das geplante  Investieren, (und damit die entsprechenden tatsächlich realisierten Größen) gleich groß sind. Sind z. B. die geplanten Ersparnisse größer als die geplanten Investitionen, so stellen die Unternehmer am Schluß der Periode fest, daß sie mehr investiert haben, als sie wollten. Man spricht in diesem Falle von „unfreiwilligen Investitionen", auf die die in ihren Erwartungen enttäuschten Unternehmer mit Beschäftigungseinschränkung reagieren. Vgl.: Volkseinkommen, Vollbeschäftigung, Hortung, Sozialprodukt.
    Sparquote ist derjenige relative Teil  des  > Einkommens einer Volkswi., der gespart wird. Unter der marginalen (= Grenz-) S. versteht man die S. für ein zusätzlich zufließendes Einkommen. Vgl. Konsumquote."
     



    Duden: Sparen - Sparformen in Die Wirtschaft heute. (1976, S.226)
     
    "Sparen - Sparformen. Eine Privatperson, die Einkommen bezieht, hat im einfachsten Falle zwei Möglichkeiten der Verwendung: Sie kann das Einkommen für Konsumzwecke ausgeben oder „sparen", d. h., auf Konsum verzichten. Der Teil des Einkommens, der nicht ausgegeben, also gespart wird, heißt Ersparnis. In der Umgangssprache bezeichnet man mit „Ersparnis" oft auch das Sparguthaben bei einer Bank, in der Fachsprache wird der Ausdruck jedoch nicht in dieser Bedeutung verwendet. Sowohl für den einzelnen wie für die gesamte Volkswirtschaft bedeutet Sparen immer zweierlei: Zum einen sind Teile des Einkommens nicht ausgegeben und damit nicht nachfrage wirksam geworden, zum anderen ist zusätzliches Geldvermögen (> Vermögen S. 222) entstanden, das mittelbar oder unmittelbar zur Finanzierung von Aktivitäten anderer Wirtschaftseinheiten verwendet werden kann. Sparen ist damit ein zentrales Element des Wirtschaftsablaufs, den man sich - etwas vereinfacht - so vorstellen kann: Die Erwerbstätigen erwirtschaften Einkommen (für sich und andere, z. B. Rentner), von den Beziehern des Einkommens wird jedoch nur ein Teil verbraucht, der Rest gespart. Diese Ersparnis wird nun über verschiedene Kanäle (z.B. Banken) an die Unternehmen zurückgeleitet, die diese Finanzierungsmittel zum Aufbau des Produktivvermögens (> Investieren S. 216) benutzen und damit die Erzeugungskapazität der gesamten Volkswirtschaft erhöhen. 

    Sparen bedeutet also nicht nur Vermögensbildung und damit mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit für den einzelnen - es ist auch Voraussetzung für das > wirtschaftliche Wachstum (S. 580). [RS-DW1] Darüberhinaus hat die Spartätigkeit privater Haushalte einen Einfluß auf den > Konjunkturverlauf (S. 536): Steigende Ersparnis bedeutet gleichzeitig eine sinkende Konsumgüternachfrage. Wenn etwa im Zuge eines allgemeinen Nachfragerückgangs der wirtschaftliche Aufschwung ins Stocken gerät, die Anzahl der Arbeitslosen steigt (wie nach der Ölkrise 1974/75) und die Haushalte daraufhin vermehrt sparen, um sich für die Zukunft abzusichern, so verschärfen sie durch ihren Konsumverzicht gleichzeitig den Wirtschaftsrückgang, vor dem sie sich schützen wollten (>  Konjunkturerklärung S. 542).
        Die zunehmende Bedeutung der privaten Ersparnis für die gesamte Vermögensbildung in der BRD wird durch den zeitlichen Verlauf der Sparquote verdeutlicht. Danach stieg die Sparquote (Ersparnis in Prozent des verfügbaren Einkommens, d.h. nach Abzug von Steuern) von 3 % im Jahre 1950 auf fast 15 % im Jahre 1974. Hinsichtlich der Sparformen ist zunächst zu unterscheiden zwischen freiwilliger Ersparnis und Zwangssparen. Der Beitrag der Arbeitnehmer zur gesetzlichen > Sozialversicherung (S. 520) ist eine Form des Zwangssparens, ebenso ein Investivlohn (> Vermögensbildung der Arbeitnehmer S. 516). Von den in der BRD üblichen Formen der freiwilligen Ersparnis ist das Kontensparen, das über 40 % der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte ausmacht, die weitaus wichtigste Anlageform. Ihm folgt mit einigem Abstand das Versicherungssparen. Die dominierende Stellung des Kontensparens erklärt sich aus seiner Zweckbestimmung: Es dient als „Vorsichtskasse" oder dem Ansparen für Käufe größerer Konsumgüter; dafür bietet sich das Sparbuch wegen seiner einfachen Verfügbarkeit und wegen des geringen Kursrisikos besonders an. Allerdings zeigt der relativ große Anteil der Anlage in Termingeldern (Guthaben mit fest vereinbarter Laufzeit) und festverzinslichen Wertpapieren im Jahre 1974, daß hohe Zinssätze vorübergehend zu deutlichen Verschiebungen bei den einzelnen Sparformen führen können.

        Materialien zur Vermögensbildung. Ergebnisse einer Unters, des Dt. Sparkassen- u. Giroverbandes. Bonn 1971. - C. Föhl: Kreislaufanalyt. Unters. der Vermögensbildung in der Bundesrep. u. der Beeinflußbarkeit ihrer Verteilung. Tüb. 1964."

    RS-DW1: Kritische Anmerkung: Dass Wachstum nur möglich sein soll, wenn Schulden gemacht werden, ist ein weit verbreitetes Märchen, besonders von den Schuldenpropagandisten. Es mag dort, wo Kredite nötig sind, förderlich sein, ist aber sicher nicht zwingend notwendig, da Investitionen ja auch aus Sparen und Rücklagen oder Eigenkapitalerweiterung durch Ausgabe von Anteilsscheinen, z.B. Aktien oder ähnlichen Wertpapieren, finanziert werden können.



    Sparen in Mühlbradts Wirtschaftslexikon.
     
    S. 299f: "Sparen Wenn die Miete, das Benzin für den PKW oder das Mofa, die Schnitzel in der Pfanne, die Schokolade usw. bezahlt sind und dann vom Einkommen oder vom Taschengeld noch etwas übrig bleibt, kann dieses Geld gespart werden. Für das Geld, das auf die hohe Kante gelegt wird, verzichtet der Sparer also auf Konsum. In der volkswirtschaftlichen Lehre wird dies alles ein wenig anders formuliert: All das, was vom Einkommen nicht konsumtiven Zwecken zugeführt wird, ist die Ersparnis (Einkommen Y = Konsum C + Sparen S). Wird von beiden Seiten der Gleichung C abgezogen, so gilt: S - Y - C. [> 300] 

    Eines ist sicher jedem klar: Sparen ist für eine Wirtschaft sehr wichtig. Denn wenn alles, was produziert wird, dem Konsum zufließt, kann eben nichts investiert werden. Investitionen sind aber notwendig. Denn nur so kann der Bestand an Produktionsmitteln erhalten, verbessert oder erweitert werden. Wird also im Lande Geld auf die hohe Kante gelegt, dann verfügen die Banken über Finanzmittel, um den Unternehmen Kredite zu gewähren. Die Unternehmen können Investitionen tätigen. Da in Deutschland kräftig gespart wird, kann jedermann auch Kredite aufnehmen. Die Wirtschaft bleibt in Schwung. Formen und Ziele des Sparens: > Geldanlage."

    "Geldanlage kann man auf vielerlei Weise betreiben. Das Geld kann auf ein Sparbuch gelegt, Sparbriefe können gekauft, Aktien oder Anleihen erworben werden (s. Darst). Die Anlageformen unterscheiden sich

    • in ihrer Sicherheit (z. B. Sparbuch: fast bombensicher, d. h. kein Kursverlustrisiko; Aktien: Kursverluste sind möglich);
    • in ihrer Liquidierbarkeit, d. h. wie schnell man seine Geldanlage in Bargeld umwandeln kann (z. B. Sparbriefe: man muss je nach vereinbarter Laufzeit z. T. einige Jahre ausharren; Aktie: täglicher Verkauf an der Börse möglich);
    • in ihrem Ertrag (z. B. Sparbuch: bringt nur geringen Zins; Anleihen: bringen höhere Zinsen).
    Eines ist klar: Alles zugleich, also geringes Risiko, hohen Ertrag und hohe Liquidierbarkeit kann man bei einer Geldanlage nie bekommen." (A.a.O., S. 136f).



    Sparen in Vahlens Großes Wirtschaftslexikon.

    Unter dem Eintrag Sparen wird auf > Ersparnis verwiesen. Dort (Bd. 2, E-J, S. 525) heißt es:
        "Ersparnis
    Differenz zwischen > verfügbarem Einkommen und Konsum (> Verbrauch), die in den Einkommensverwendungskonten der Bundesrepublik Deutschland dargestellt wird."


    Einführung in die Wirtschaftslehre des privaten Haushalts (R.v. Schweitzer 1991).

    In dem Buch findet sich kein Eintrag "Sparen", auch keiner zu "Schulden", "Tilgung", "haushalten" oder "wirtschaften", obwohl das ganze Buch der Wirtschaftslehre des privaten Haushalts gewidmet ist.



    Wörterbuch der Ökonomie Sozialismus und Kleines Politisches Wörterbuch (DDR)
     
    Im Wörterbuch der Ökonomie Sozialismus (2. A. 1969) gibt es keinen Eintrag "sparen", wohl "Spareinlagen", "Sparkasse", "Sparquote" und "Sparsamkeitsprinzip". 
     
     
     
     
     
     
     

    Auch in Kleines Politisches Wörterbuch [der DDR] von 1973 findet sich kein Eintrag zum "Sparen", nur einer zum "Sparsamkeitsprinzip". 



    Große Ökonomen zum Sparen

    Adam Smith in Der Wohlstand der Nationen (1776) zum Sparen  (> Adam Smith zur Staatsverschuldung) in der Übersetzung von Recktenwald
        "Kapital wird durch Sparsamkeit erhöht und durch Verschwendung und Mißwirtschaft vermindert.
        Was jemand von seinem Einkommen spart, fügt er seinem Kapital hinzu, wenn er entweder selbst damit neue Arbeitskräfte beschäftigt oder einem anderen einen solchen Einsatz ermöglicht, indem er es ihm gegen einen Zins, also einen Teil des Gewinns, leiht. So, wie das Kapital eines einzelnen nur dadurch vermehrt werden kann, daß er etwas von seinem Einkommen oder Verdienst im Jahr spart, so kann auch das Kapital eines Landes, das sich mit dem aller Bürger deckt, nur auf gleiche Weise zunehmen. ..." (S. 278)
        "... Das Motiv zum Sparen liegt hingegen in dem Wunsch, die Lebensbedingungen zu verbessern, ein Verlangen, das uns zwar im allgemein ruhig und leidenschaftslos läßt, aber doch ein ganzes Leben lang begleitet, von der Geburt bis zum Tode. In dem Intervall zwischen beiden Ereignissen im menschlichen Leben gibt es wahrscheinlich nicht einen Augenblick, in dem jemand mit seiner Lage so uneingeschränkt und vollkommen zufrieden ist, daß er sich nicht wünscht, sie irgendwie zu ändern oder zu verbessern. Die meisten Menschen sehen in der Vergrößerung ihres Vermögens einen Weg um ihr Los zu verbessern, einen Weg, weithin beliebt und auch leicht zu beschreiten. Um Vermögen zu bilden, muß man sparen, etwas vom Verdienst zurücklegen, regelmäßig und jährlich oder aus besonderen Anlässen. Wenn auch fast jeder Mensch gelegentlich zu einem gewissen Aufwand neigt, manche sogar nahezu ständig, so überwiegt doch durchweg und ein ganzes Leben hin die Sparsamkeit bei weitem.  ..." (S. 282)
        "Große Nationen werden niemals durch private, doch bisweilen durch öffentliche Verschwendung und Mißwirtschaft ruiniert. In den meisten Ländern werden nämlich alle oder nahezu alle öffentlichen Einnahmen dazu verwendet, um unproduktive Leute zu unterhalten. Hierzu zählen alle Personen, die zu einem zahlreichen und prachtvollen Hofstaat und zur hohen Geistlichkeit gehören, aber auch jene, die in großen Flotten und Armeen Dienst tun und weder im Frieden noch im Krieg etwas [>283] produzieren oder erwerben, mit dem die Kosten für ihren Unterhalt, und sei es auch nur für die Dauer des Krieges, gedeckt werden können. Sie alle bringen selbst nichts hervor, leben daher vom Ertrag aus anderer Leute Arbeit. Wird nun ihre Zahl unnötig erhöht, können sie in einem einzelnen Jahr soviel von diesem Ertrag verbrauchen, daß für die produktiv Tätigen, die ihn ja im nächsten Jahr wieder reproduzieren sollen, nicht genügend übrigbleibt. Das Sozialprodukt wird daher im folgenden Jahr geringer sein als im vorhergehenden, und sollte dieser Übelstand andauern, wird es im dritten Jahr noch kleiner sein als im zweiten. Unproduktive Leute, die eigentlich nur aus Teilen der allgemeinen Ersparnisse unterhalten werden sollten, können indes soviel vom Gesamteinkommen verbrauchen, daß viele gezwungen sind, ihre für die Beschäftigung produktiver Arbeitskräfte bestimmten Kapitalien anzugreifen. Dann ist alle Sparsamkeit und kluge Lebensführung der einzelnen nicht mehr im Stande, die Minderung des Gesamtertrages, verursacht durch solch gewaltsamen und erzwungenen Rückgriff, wieder auszugleichen.  ... " (S. 282f)
     
     



    Materialien zum "kaputtsparen"

    Duden online: kaputtsparen. Wortart: schwaches Verb. Gebrauch: emotional. Häufigkeit (2 von 5 Balken). Bedeutung: durch zu starke Einsparungen über Gebühr beeinträchtigen, beschädigen oder gänzlich ruinieren. Beispiel: bei Unwirtschaftlichkeiten zu sparen bedeute nicht gleich, das Gesundheitswesen kaputtzusparen, betonte der Redner.

    "Hurra, wir sparen uns kaputt . Wie überall in Europa und den westlichen Industriestaaten bricht das Wachstum auch in Deutschland ein. Nur noch um 0,1 Prozentpunkte ist das BIP im Sommer gegenüber dem ersten Quartal 2011 gestiegen. Von wegen „Aufschwung XL“. Da in ganz Europa und in den westlichen Industrienationen nur noch massiv gespart wird, bricht nahezu überall das Wachstum ein. Das bringt logischerweise den deutschen Wachstumsmotor „Export“ ins Stottern. Trotz eines angeblich „robusten Arbeitsmarktes“ bremst eine schwache Binnennachfrage den „Aufschwung“. Da es in einer Art von Gehirnwäsche gelungen ist, die Banken- und Finanzkrise in eine „Staatsschuldenkrise“ umzudeuten, ist in den Regierungen eine Spar-Pandemie ausgebrochen. Während der letzte Wirtschaftseinbruch im Gefolge der Finanzkrise noch mit staatlichen Konjunkturprogrammen abgemildert werden konnte, werden jetzt, wo angeblich alles der „Staatsverschuldung“ geschuldet ist, mit einer knallharten Austeritätspolitik die Fehler der ersten Weltwirtschaftskrise wiederholt. Wenn kein Umdenken erfolgt, landen wir erneut in einer europa- oder gar weltweiten wirtschaftlichen Depression – mit kaum vorhersehbaren schlimmen Folgen. Wolfgang Lieb..." [NDS 17.8.11]

    "Thema: Schuldenbremse. Bauernbund: "Man darf nicht kaputtsparen". Jakob Auer schließt neue Einnahmen nicht grundsätzlich aus. Das Forum Land will der neue Agrarier- Boss genau prüfen. Das Budget müsse mit Sparen saniert werden, aber mit Blick auf Beschäftigung und Wachstum: "Man darf nicht kaputtsparen." ..." [Jakob Auer nach Kurier 5.12.11 ]

    "Wir dürfen den Hafen nicht kaputtsparen". Der neue Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg, Gunther Bonz, über Versäumnisse, Verkehrsprojekte und das Risiko eines Dauerstaus. ..." [Olaf Preuß und Rolf Zamponi  Hamburger Abendblatt 14.11.11]

    "Griechenland: Kaputtsparen ist keine Lösung. Das von einer Staatspleite bedrohte Griechenland kommt von seinem Schuldenberg nicht herunter. Die bisherige Hilfe war keine und hat die Situation eher verschärft. Es muss dringend umgedacht werden. ..." [Tagesspiegel 13.5.11]

    "Heesen: Öffentliche Dienste nicht kaputtsparen. Personalentwicklung im öffentlichen Dienst. „Wir haben schon jetzt in vielen Verwaltungsbereichen gravierende Engpässe beim Personal“, sagte der dbb Bundesvorsitzende Peter Heesen am 1. November in Berlin. Heesen, der auch Präsident der Europäischen Union der Unabhängigen Gewerkschaften (CESI) ist, beobachtet die Personalentwicklung in weiten Teilen des öffentlichen Diensts mit Sorge. „Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern für praktisch alle Mitgliedstaaten der EU.“ Besonders hart betroffen seien die überschuldeten Staaten, die von der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds zu harten Sparprogrammen gezwungen werden. ..." [dbb 1.11.11]

    "Spitzenverbände: Wohnungspolitik nicht kaputt sparen. Anlässlich der aktuellen Beratungen des Bundestags zum Haushalt 2012 in den Bereichen Bau und Stadtentwicklung fordern die Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft die Regierung auf, die Wohnungspolitik in Deutschland nicht kaputt zu sparen. ... " [haufe 12.9.11]

    "Kaputtsparen. Mit einem Hochmut sondergleichen, mit Rücksichtslosigkeit und Dummheit zugleich sowie der Manier von abgebrühten Demagogen thronen Angela Merkel, Sarkozy, EZB und EU-Kommissare gottgleich über unseren Häuptern und verordnen die gröbsten Ungeheuerlichkeiten mit generationsüberschreitenden Auswirkungen für alle EU-Bürger! Man könnte meinen, die alten Gutsherrenmenschen und feudalen Schläfer wären aus der Mottenkiste der Geschichte wieder auferwacht und suchen uns nun heim. Wie mit den schwächelnden Eurostaaten der Südzone verfahren wird, deren Malaise die Herrschaften zum großen Teil selbst verursacht haben, das erinnert mich an koloniale Zeiten. Wir müssen uns ernstlich fragen: Wer hat denn wohl den inkompetenten und korrupten Abschaum gewählt und an die Spitze der Republik/EU gebracht, der noch nicht einmal in der Lage ist, 1 und 1 zusammenzuzählen und die Binsenweisheit zu fressen, daß durch Kaputtsparen weder ein Blumentopf zu gewinnen noch ein Wirtschaftsaufschwung zu erreichen ist? Heiner Flaßbeck hat diesen Zusammenhang in seinen Worten so ausgedrückt: „Wo soll die Dynamik einer Weltwirtschaft herkommen, in der jetzt, wie Sie meinen, auch noch der private Konsum und der Staatsverbrauch reduziert werden müssen? Für die USA, Japan und Europa zusammen macht der Bruttoexport an der gesamten Produktion gerade mal zehn Prozent aus, der Konsum aber über 80 Prozent. Wo soll ein da ein Konsumeinbruch aufgefangen werden? Bricht die Weltwirtschaft jetzt ein und gerät in die japanische Spirale von Stagnation und Deflation, werden wir für die zukünftigen Generationen ein schlimmes Erbe hinterlassen …“    aus einem Brief von Heiner Flaßbeck an Finanzminister Schäuble (in NDS vom 29.9.2011) ... " [Peter Weber in Kritisches Netzwerk 8.10.11]

    "Kaputt sparen gilt nicht. Lindow und Umgebung (MZV) Das Haushaltsloch in Lindow hat abgespeckt. Aber so richtig schlank ist es noch nicht: Nach dem 600 000-Euro-Minus von 2011 wird auch in diesem Jahr ein 300 000 Euro großes Loch den Etat belasten.  ... Für Bürgermeister Wolfgang Schwericke (SPD) bleibt es legitim, das rege Vereinsleben in der Stadt weiter zu unterstützen. „Es wird ja von uns nie verlangt, das ganz zurückzufahren“, sagte er. Es könne nie Ziel der Stadt sein, „sich kaputt zu sparen“. ... " [Die-Mark-Online 22.9.11]

    Beispiele, in denen der populistische Kampfbegriff "kaputtsparen" nur im Titel, aber nicht in den Ausführungen selbst vorkommt.

    "Kaputtsparen in der Praxis. Zwischen New Jersey und New York gibt es einen 100 Jahre alten Eisenbahntunnel unter dem Hudson, den sich Personen- und Güterverkehr teilen. Nach einem starken Wachstum des Schienenverkehrs in den 80er Jahren begann man mit den Planungen für einen weiteren Tunnel um die Kapazität des stark frequentierten Nordost-Korridors Philly/NY/Boston an einer entscheidenden Stelle zu erweitern. Der Bund hätte 3 Mrd. Dollar zugeschossen und die Hafenbehörden von New York und New Jersey und der Staat New Jersey hätten den Rest getragen. Nachdem bereits 20 Jahre Planungsarbeiten und 600 Mio. Dollar in das Projekt geflossen waren, hat es Chris Christe, Gouverneur von New Jersey, gestoppt. Man hätte nicht das Geld für die 2,5 Mrd. Dollar, die das Projekt mehr gekostet hätte. ..." [Zettels Raum 4.8.11]

    Lübeck: "Verwaltung nicht kaputt sparen! ... Das stimmt so nicht, sondern das Gegenteil ist richtig: Seit Jahren spart Bürgermeister Saxe radikal, ohne Rücksicht auf Verluste, auf dem Rücken der städtischen Angestellten. In einem Brief der Personalräte vom 10. Oktober, fordern sie das Ende des planlosen Sparens des Bürgermeisters. Jedes Jahr erlässt der Bürgermeister neue Sparlisten, wo der Fokus beim Einsparen von Personal gesetzt wird. Freie Planstellen werden teilweise erst nach Jahren wieder neu besetzt. Dies führt zu einer extremen Arbeitsverdichtung bei den noch verbliebenen Angestellten. Noch nie war der Krankenstand so hoch. Auf der anderen Seite werden aber für erhebliche Mehrkosten Aufträge, aufgrund von Personalmangel, durch Fremdvergabe erledigt. Diese Art von „Sparen“ führt in eine Sackgasse. Die Stadt hat gesetzliche Aufgaben und muss sie auch erfüllen. Darauf hat jeder Bürger ein Recht! Die Aufgaben der Verwaltung müssen wieder im Einklang mit dem verfügbaren Personals stehen. Sonst kann im Personalbereich nicht „gespart“ werden! " [Die Linke 1.11.11]

    "Nicht kaputtsparen. Die jüngsten Turbulenzen um den Thüringer Haushalt kommentiert Elmar Otto: Beim Geld hört nicht nur manche Freundschaft auf. Auch der Thüringer Koalitionsfrieden gerät in Turbulenzen. Kaum haben die Gewerkschaften die rigide Sparpolitik der Landesregierung attackiert, spaltet sich Schwarz-Rot in zwei altbekannte Lager. Während die CDU vor dem weiteren Weg in den Schuldenstaat warnt, fordert die SPD, die Investitionen in die Zukunft nicht zu vernachlässigen. Recht haben die Partner beide ein wenig. Denn mit mehr als 16 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten ist es nicht gerechtfertigt, zu Lasten von nachfolgenden Generationen aus dem Vollen zu schöpfen. ..." [TLZ 5.9.11]

    "Städte nicht kaputtsparen. ... Innenminister Jäger stand gestern den verantwortlichen Lokalredakteuren der WAZ in Essen zum Thema „Stärkungspakt“ für finanziell angeschlagene Gemeinden Rede und Antwort. Sein Credo: „Die Städte dürfen keine neuen Schulden mehr machen.“ Der Schuldenberg, den die zehn Städte und der Kreis vor sich herschieben, wird mit 3,1 Milliarden Euro beziffert.  ..." [Der Westen 1.12.11]

    "Jugendarbeit nicht kaputt sparen - MEDIATHEK - WDR.de. Der Jugendring Duisburg protestiert gegen die "finanzielle Austrocknung" durch die Verwaltung. Angeblich werden Gelder für wichtige Jugendprojekte nur noch kleckerweise und verspätet überwiesen. Dadurch sei die Arbeit aller im Jugendring organisierten Verbände gefährdet. ..." [WDR Mediathek 6.9.11]

    "Verbraucherarbeit finanziell stärken statt kaputtsparen. ... Was tut nun die Bundesregierung, um die Verbraucherinnen und Verbraucher vor dieser Abzocke zu schützen? Halten Sie sich fest: Sie kürzt die Mittel für Verbraucherarbeit Das wird in diesem Haushalt ohnehin nur als Nebensache behandelt. Im laufenden Haushaltsjahr sind gerade einmal noch 3 Prozent der Mittel des Ministeriums, über das wir in dieser Debatte reden, für die Verbraucherpolitik vorgesehen. Das sind die Fakten. Im kommenden Jahr sollen es noch einmal 12 Millionen Euro weniger werden. Ich halte das für nicht angemessen. ...  [Rede 22.11.2011 – Caren Lay, Die Linke]

    "Lösungsansätze für die prekäre Budgetlage von Kommunen. Nachhaltig konsolidieren statt kaputtsparen. Viele Beiträge zum Sparen und zur Verwaltungsreform liegen auf dem Tisch. Doch welche Schritte sind zu tun, um die durchwegs bekannten Potenziale auch zu heben? Wie kann die Umsetzung einer Haushaltskonsolidierung gelingen? ..." [Peter Pilz & Andreas Pölzl in Kommunal: Finanzen, 18, ohne Datum]

    "Keine Studiengebühren in Brandenburg – kein Kaputtsparen von Zukunftschancen! ..." [Juso-Hochschulgruppe Potsdam 16.6.11]

    "EGB: Nein zum Kaputtsparen. Gewerkschaften demonstrieren am 17. September 2011 in Breslau. Die Demonstrationen gegen die unsoziale Sparpolitik in Europa gehen weiter. Dieses Mal in Breslau, Polen. "Die EU muss Beschäftigung und Wachstum schaffen, die Arbeitslosigkeit abbauen und die Finanzwelt regulieren. Mit Sparzwang und kurzfristigen Beruhigungspillen für die Finanzmärkte kann Europa die Folgen der Krise nicht bewältigen", sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar. ..." [PRO-GE 16.9.11]

    "Top-Ökonom – Portugal darf sich nicht kaputt sparen. Das Institut für Weltwirtschaft warnt Portugal vor einem allzu harten Sparkurs. IfW-Chef Snower forderte eine Schuldenkommission. ..." [Welt Online 13.1.11]

    "Haushaltssanierung. Spart sich die Weltwirtschaft zu Tode? Während EU-Länder ihre Haushalte stutzen, lehnen die USA einen harten Sparkurs ab. So weit auseinander lagen Europa und Amerika lange nicht. ..." [WO 23.10.10]



    Positive Stimmen zum Sparen und gegen die Mär vom kaputtsparen

    "Denkfabrik Die Mär vom Kaputtsparen. Warum ein strikter Sparkurs der Konjunktur mittelfristig nicht schadet. Und eine restriktivere Finanzpolitik das Wachstum sogar fördern kann - vorausgesetzt, gleichzeitig werden zwei grundlegende Bedingungen erfüllt. ...Notwendig ist eine aktive und nachhaltige Konsolidierungspolitik, um die Staatsfinanzen zu sanieren. Eine solche Politik hat viele Gegner; Kritiker warnen, der Staat dürfe den Aufschwung nicht „kaputtsparen“. Doch müssen wir wirklich davon ausgehen, dass eine restriktive Finanzpolitik auf Jahre hinaus das Wachstum vermindert? Isoliert betrachtet dämpfen geringere Staatsausgaben oder höhere Steuern die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, was in der Regel mit Wachstumseinbußen zu Beginn einer Konsolidierungsphase verbunden ist. Dem stehen aber andere, positive Effekte gegenüber, die längerfristig wirken. Hohe Schulden erhöhen ceteris paribus das Zinsniveau, wobei einiges dafür spricht, dass der Zusammenhang nicht linear ist, der Auftrieb der Zinsen bei besonders hohen Schulden also besonders groß ist. Umgekehrt können sanierte öffentliche Haushalte die Zinsen und etwaige Risikoprämien auf die Staatsschuld senken und damit die Kapitalkosten für Investitionen vermindern – was wiederum das Produktionspotenzial nachhaltig fördert. ... " [wiwo 1.2.11 ]



    Kurioses

    Im Glossar des Bundesministeriums der Finanzen kommt der Eintrag "sparen" nicht vor (Abruf 12.12.11) - ebenso wenig "Tilgung".

    Man glaubt es kaum - daher dokumentiere ich es hier ausdrücklich - aber das Wort "Sparen" hat in diesem 1990 Spalten oder 995 Seiten starken Handwörterbuch der Finanzwirtschaft keinen Eintrag.

    In der "Einführung in die Wirtschaftslehre des privaten Haushalts" von R.v. Schweitzer (1991) kommt im Sachregister die Einträge Ersparnisse, sparen oder Rücklagen  nicht vor.

    Im Wörterbuch der Ökonomie Sozialismus (2.A. 1969) gibt es keinen Eintrag "sparen", wohl "Spareinlagen", "Sparkasse", "Sparquote" und "Sparsamkeitsprinzip".
     



    Literatur (Auswahl)
    • Schwarzbuch Kapitalismus [PDF]
    • Globalisierung.




    Medien, Videos, Literatur und Links
    Ein Teil wurde schon in den Belegstellen mitgeteilt (> Sparen, kaputtsparen). > Literatur- und Linkliste Finanzen.

    Links (Auswahl: beachte) > Querverweise.

    • Staatsverschuldung und Wirtschaftswachstum (BIP) Haben die falschen Keynes recht: rechnet sich "Deficit spending" oder führt es langfristig in die exponentielle Katatstrophe?. Erörtert an realen Daten der Bundesrepublik Deutschland 1950-2010.
    • Überblick Staatsverschuldung. * Neuverschuldung * Schuldenbremse* Tilgen * Politische Krankheit der Schuldentollwut.
    • Wachstum, Tabellen *
    • Das Pyramiden-Modell oligarcher Systementwicklung am Beispiel multipler Überschuldung.
    • Geldtabu. * Elite und etilE * Elite-Messverfahren * Deutschland AG, Plutokratie * Kartelle * Globalplayer * Geschwätz freie Marktwirtschaft *
    • Psychopathologie des Geldes: I, II. Neid, Mißgunst, Gerechtigkeit, Gier und Vernunft. *


    Externe Links (Auswahl: beachte) > Querverweise.

    • Finanzökonomische Analyse des faulen subprime credits: [ , Marx-Forum, Wagenknecht, ]
    • wiwo8.4.8: Chronik  Finanzkrise: Vom Immobilienboom zum Beinahe-Crash.
    • Die nächste Finanzkrise: Credit Default Swaps – Subprime war nur »Vorspeise« ?




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT = General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    100 Milliarden Euro * Allgemeines zum Staatsverschuldungs-Syndrom, Was bedeutet Staatsverschuldung ganz praktisch?, Wann wird Staatsverschuldung auf längere Sicht sehr gefährlich? * Armuts- und Reichtumsberichte der Bundesregierung * Antizyklische Wirtschaftspolitik * Austeritätspolitik * Bear Stearns * Datenquellen und Hinweise zu Schulden und Wirtschaftswachstum (BIP) * Demokratien * Etile, Das Peter-Prinzip, Das Parkinsonsche Gesetz, Selbstbediener * Euphemismus * FED * Geldmenge USA * Globalisierung, Globale Enteignung der Städte *  Hollyvoodoo. * homo oeconomicus. * Daten zu: Konsum-Animation, Verführung und Konditionierung des homo oeconomicus * Ich pumpe, also bin ich * Kapitalismus * supra-nationale Egoismen (EU) * Zur Therapie der "Schuldentollwut" *
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    100 Milliarden Euro. Stand 24.3.8. Nach Auskunft eines Kundigen seien allein die Landesbanken mit ca. 90 Milliarden betroffen. Bei den privaten Banken ist die Lage insofern unübersichtlich als ihr Verlustengagement in ausländischen Institutionen und Organisationen verborgen ist oder sein kann. Weltweit dürften die Abschreibungsschäden in die Billionen gehen. Für diese gigantische Wertvernichtung, die die Wall-Street-Banker geschickt über die ganze Welt verteilt haben, wurden insgesamt seit 2002 rund 137 Milliarden Prämien an die Wall-Street Bosse ausbezahlt: "Nach Angaben der Aufsichtsbehörde von New York State haben in New York City ansässige Unternehmen der Wertpapierbranche zwischen 2002 und 2007 Mitarbeiterprämien im Volumen von insgesamt 137 Milliarden Dollar ausgezahlt. Im Jahr 2002 kassierten die Bosse der Wall-Street-Unternehmen Prämien in Höhe von 9,8 Milliarden Dollar, 2003 waren es 15,8 Milliarden Dollar, 2004 18,6 Milliarden Dollar, 2005 25,7 Milliarden Dollar, 2006 33,9 Milliarden Dollar und 2007 33,2 Milliarden Dollar." [Chris Farrell 20.3.8 BusinessWeek Online / F.A.Z.]. Man sieht also abermals: Misswirtschaft lohnt sich: Wer Mist macht auf höherer Ebene, wird gnadenlos belohnt.
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    Allgemeines zum Staatsverschuldungs-Syndrom: Das Schuldenproblem hat seinen Ursprung in einer expansiven und verfehlten maniformenGrundeinstellung: mehr, immer mehr und noch viel mehr. Diese grundlegende Fehleinstellung wird von der plutokratischen Wirtschaft und ihrer falschen Philosophie des homo oeconomicus, die ihre pseudowissenschaftliche Rechtfertigung in den amerikanischen etilE-Universitäten (Harvard, Princeton, Yale, Stanford) findet, sehr unterstützt. Wachstum über alles, Wachstum um jeden Preis, Konsum, Konsum, kaufen, kaufen (wozu letztlich auch die Globalisierung erfunden wurde, weil die heimischen Märkte grundgesättigt sind). Der Mensch interessiert nicht oder nur als Konsummaschine, als konditionierte Kaufratte. Stabilität interessiert nicht. Gerechtigkeit interessiert nicht. Es geht darum, dass eine kleine radikale Minderheit von Millionären und Milliardären mehr, noch mehr und noch viel mehr anhäufen kann. Die Nationalökonomie und Wirtschaftspolitik wird vollkommen beherrscht von einer plutokratischen Pseudo-Elite, die weder vom Menschen noch von der Wirtschaft wirklich etwas verstehen, nur vom in die eigene Tasche raffen, Bilanzfälschungen, vom Schulden machen, von Börsenspekulation, Luft- und Seifenblasen, globalem Zocken und einer verantwortungs- und hemmungslosen Manipulation durch Werbung, Falschinformation und ihrer hollywoodgerechten Aufbereitung mit Hilfe gewissenloser Medien. Denn dass Deutschland so an den Rand des finanziellen Ruins getrieben werden konnte, ist wesentlich mit das Werk seiner unkritischen und willfährigen WirtschaftswissenschaftlerInnen und der wirtschaftspolitischen Medien, die das Problem seit ca. 35 Jahren nicht nur verharmlosen und falsch darstellen, sondern an der finanzpolitischen Verwahrlosung und Verblödung dieses Landes wesentlich Mitschuld haben.

    Was bedeutet Staatsverschuldung ganz praktisch ? Schulden erfordern einen Kapitaldienst, d.h. die Begleichung bei Fälligkeit und die Zahlung der Zinsen. Derzeit belaufen sich nach der Zinsuhr des Bundes für SteuerzahlerInnen die Zinsen wie hier ausgewiesen. Am 5.11.6, gegen 14 Uhr, waren dies über 57 Milliarden Euro. Der Bundeshaushalt für 2006 sieht Ausgaben in Höhe von 261,6 Milliarden Euro vor [siehe]. Auf das Gesamtjahr hochgerechnet, ergeben sich rund 66 Milliarden Euro Zinslast für den Bund. Das sind 25,2% der gesamten Ausgaben im Bundeshaushalt allein für Zinszahlungen. Dieses Geld fehlt nicht nur für sinnvolle Ausgaben, aufgrund der Zinseszins- und Wachstumseffekte droht dieser Anteil immer größer zu werden.

    • Zunehmende Staatsverschuldung bedeutet unmittelbar, dass über die Verhältnisse gelebt und mehr verbraucht als erwirtschaftet und geleistet wird, was über  längere Zeiten oder gar auf Dauer geldwirtschaftlich und staatspolitisch als krankhaft zu bewerten ist.
    • Zunehmende Staatsverschuldung bedeutet dann in der Folge, dass der Staat immer weniger Geld für sinnvolle Investitionen und Leistungen zur Verfügung hat, weil immer mehr Geld für Zinsen aufgewendet werden muss.
    • Fragt man, wer in den Genuss des Kapitaldienstes kommt, so wird man feststellen, dass zusätzlich eine Umverteilung von arm nach reich eintritt: die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer.
    • Die Risiken und Instabilitäten werden immer größer, weil sie nicht durch Rücklagen aufgefangen werden können, sondern die Staatsverschuldung weiter in die Höhe treiben.
    • Am Ende steht Zusammenbruch, Geldentwertung und Währungsreform, was extreme soziale Verwerfungen, Elend, Aufstände, Bürgerkriegs-  und Kriegsgefahren begünstigt. Kriegsgefahren auch deshalb, um abzulenken, die unerträglichen Spannungen zu lösen, einen Sündenbock zu finden oder sogar in der Hoffnung auf Ausgleich durch Kriegsgewinne und Ausbeutung der Verlierer.
      • Anmerkung: So schreibt David Rapoport (1971, Part II.) in "Primitive War - Its Practise and Concepts" von zwei großen Motivsystemen: sozio-psychologischen und ökonomischen. Zu den ganz großen sozio-psychologischen gehören:
            "A very profound motive for going to war is to resolve life's tensions, to escape from unhappiness caused by frustration in other realms of existence. War is one of the most effective devices ever invented for this cathartic purpose. Life at best is full of frustration, thwarted ambitions, unfulfilled wishes — all of the sorrows and disappointments with which humanity is only too familiar. People become involved in personal dislikes which develop into hatreds, often irrational ones. ..."
            (Ein sehr grundlegendes Motiv für Kriege führen ist die Lösung von Spannungen, um dem Kummer durch die Frustration der Existenz anderer Reiche zu entgehen. Krieg ist eines der wirksamsten Instrumente, die jemals erfunden wurden, um Katharsis [= die Seele von Spannung, Frustration und Unglücklichsein zu 'reinigen'] herbeizuführen. Auch ein gutes Leben ist voll von Frustration, durchkreuzten Bestrebungen, unerfüllten Wünschen - alle Sorgen und Enttäuschungen mit denen die Menschheit nur zu vertraut ist. Menschen widerfahren persönliche Missgeschicke, die sich zu Hass, oft zu irrationalem Hass, entwickeln.)
        historische Entschuldungen. Den Mechanismen historischer Entschuldung über Inflation, Währungsreform, Ermordung der Gläubiger und Kriege bzw. Kriegsfolgen werde ich im Schuldenporträt der Stadt Nürnberg 1298-2005 erstmals etwas ausführlicher nachspüren. So zynisch und absonderlich es sich auch anhören mag: die sehr wünschenswerte und ungewöhnlich lange Friedenszeit in Europa und die Kontrolle der Notenbanken der Inflation lassen die Schuldenprobleme immer stärker werden. So wird ein Umdenken nicht etwa durch Einsicht kommen, sondern weil die Grenzen der Bezahlbarkeit der Zinsen, der Preis für die Ware Geld, dies erzwingen.
        Finanzpolitisches Fazit und Vorbeugung: Schon Kant hat in seinem Ewigen Frieden ausgeführt, daß es moralisch nicht zulässig sein darf, Kriege über Schulden zu finanzieren. Ich denke, wir müssen weiter gehen: die Schuldenmacherei muß grundsätzlich und zwingend begrenzt werden. Wir brauchen eine völlig neue Verfassung.
    • Staatsverschuldung bedeutet auch das Eingeständnis, nicht vernünftig und angemessen haushalten und wirtschaften zu können oder zu wollen und ist damit Ausdruck einer tiefgreifenden [egozentrisch-maniformen] Fehlhaltung.
    • Staatsverschuldung bedeutet auch versteckte vorgezogene Steuererhöhungen zu Lasten späterer Generationen; sie verbergen aktuelle Konflikte und verlagern sie auf später ("Nach uns die Sintflut"). Das ist unfair, ungerecht, intransparent, feige und letztlich verantwortungslos.
    Wann wird Staatsverschuldung auf längere Sicht sehr gefährlich - wann ist sie vertretbar, vernünftig, ja sogar gerecht und geboten ?
      > Stabilitätsbedingung für ein Finanzsystem: Wirtschaftswachstumsrate >= Schulden-Wachstums-Rate und, verallgemeinert: Gefährlich wird es, wenn die Problemgrößen schneller wachsen als die Ressourcengrößen. Verschuldung steht durchaus im Dienste der Generationengerechtigkeit, wenn von Investitionen über die Jahre hinweg die Menschen in einer Gebietskörperschaft (Gemeinde, Bezirk, Land, Bund) einen Nutzen haben. Etwa Infrastruktur: Verkehr, Kanalisation, Wasser- und Energieversorgung, Kindergärten, Schulen und Bildung, Kultur-, Umwelt- und Heimatpflege. Vielfach passt es daher auch zum Prinzip der Generationengerechtigkeit, wenn das Geld für bestimmte Projekte durch Kreditaufnahmen beschafft werden muss. Gefährlich wird es wiederum, wenn Kreditaufnahme zu einem allumfassenden und fortgesetzt wachsenden Phänomen wird, das genaue Wirtschaftlichkeits-, Folgekostenüberlegungen, realistische Tilgungspläne und genaue Begründungen auch für die Generationengerechtigkeit ausser Acht lässt.
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    Zur Therapie der "Schuldentollwut": Das psychologische Grundproblem liegt sicher in der falschenEinstellung und in der Folgenlosigkeit maßlosen Wirtschaftens. Staatsverschuldung hat eine jahrtausende alte Geschichte (> Cicero) und Tradition über fast alle Kulturen und Epochen, geht über alle Herrschaftssysteme, über alle politischen Verwaltungsebenen (Gemeinden, Städte, Kreise, Bezirke, Länder, Bund, Nationen) und über alle Parteien hinweg. Sie ist ein grundsätzliches und strukturelles Problem (historisch oft durch Inflationen, Währungsreformen und Kriege entschuldet), das nur durch grundlegende strukturelle Veränderungen lösbar ist:

    Strukturelle Therapie des Schuldenproblems. 

    Das Struktur-Problem Schuldenspirale ist langfristig nur lösbar, wenn echte Stabilitätsbedingungen in die Verfassung so eingebaut werden, dass VerletzerInnen automatisch amtsenthoben, für eine Zeit lang von Wahlen ausgeschlossen und nicht durch Abfindungen oder andere Vergünstigungen belohnt werden dürfen. Außerdem sollten PolitikerInnen als Minimalbedingung einen zu schaffenden Facharbeiterbrief in Politik nachweisen, der fortwährend qualitätszusichern ist. Schulden dürfen auch nur dann gemacht werden, wenn zugleich ein Investitions-Kostenfolge- und Tilgungsplan vorgelegt wird, der von Ephoren überwacht wird. Für die Verfassungsgerichte müssen neue Besetzungs- und Kontrollstrukturen gefunden werden. 
        Hierzu bedarf es eines starken öffentlichen Problem-Bewußtseins und einer tiefgreifenden Konditionierung der politischen Massenhirne. Schulden machen, das muss Gefühle wie Scheiße in der Zahncreme hervorrufen: Abscheu und Ekel.
       Und man muss sich von falschen Eliten (Etilen) und besonders von den Irrlehren der US-etilE-Universitäten  lösen - die sind in erster Linie für sich selber da - wie man auch begreifen muss, dass die USA ganz andere natürliche Wachstumsbedingungen haben als Deutschland (Bevölkerungswachstum und Arbeitsplatzentwicklung). Die USA sind weder real noch normativ oder ideal ein Weltmodell, das sollten die USA und wir Europäer und Deutsche möglichst schnell begreifen und akzeptieren. Die Ausbeutung und Zerstörung der Landwirtschaftsbasis der Dritten Welt durch die Globalisierung und die supra-nationalen Egoismen (EU) ist ein politisches Wirtschaftsverbrechen gegen die Menschlichkeit und die Regierungen der führenden Industrienationen gehörten dafür vor ein internationales Tribunal gestellt. 
      Als allererstes sollte bei PolitikerInnen das Geldtabu aufgehoben und radikale finanzielle Transparenz herbeigeführt werden und vielleicht wäre es eine gute Qualitätssicherungsmaßnahme, wenn JuristInnen und BeamtInnen wenigstens eine Quotenbegrenzung bei Wahlen erhielten, um das Allerschlimmste zu verhüten.

    Kognitive Therapie des Schuldenproblems. 

    Wie fast immer beginnt die Problemlösung mit der Problemwahrnehmung. Doch was ist hier das Grundproblem? Wie wir aus der Psychotherapie wissen, setzt eine Verhaltensänderung Leidensdruck, Motivation oder / und Einsicht voraus. Am Beginn einer Verhaltensänderung steht oft eine veränderte, neue Einstellung. Wie wichtig Einstellungen für Verhaltensänderungen sind, weiß man aus der "Küchenpsychologie": Gibt man irrtümlicherweise die Buntwäsche in das Kochwäscheprogramm, dann erfährt man ziemlich schnell, was eine falsche Einstellung der Waschmaschine für Folgen hat hinsichtlich der Buntwäsche (sie geht ein, verblasst und verfärbt).
        Die elementar notwendige Grundstellung für eine dauerhaft verantwortliche, solide und vernünftige Haushaltswirtschaft ist:
    (1) man kann auf Dauer nicht mehr ausgeben als man einnimmt, ohne früher oder später in der exponentiellen Schuldenfalle zu landen (>Eingangsgraphik, was bedeutet ...? ); 
    (2) man muss in guten Zeiten Rücklagen bilden, damit man in schlechten Zeiten darauf zurückgreifen kann (> Antizyklische Finanzhaushaltung).
    [(1) und (2) gehören wegen der strukturellen Bedingtheit, Geschichte und Verbreitung in die Verfassung].
    Diese elementaren und banalen Binsenweisheiten - für deren Realisation und Beherzigung ein Studium anscheinend eher hinderlich ist - wollen viele Kämmerer, Finanz"fach"leute und PolitikerInnen nicht einsehen oder es ist ihnen egal. Wir werden daher überwiegend von finanzökonomisch uneinsichtigen Dummköpfen oder von Nach-mir-die-Sintflut-Verwahrlosten - oder von einer besonders ungesunden Mischung aus beiden - regiert. Dummerweise wählen wir diese Leute auch immer noch, so dass man wohl sagen muss: es geschieht uns nicht besser. Doch daraus folgt fatalerweise, dass es wahrscheinlich auch keine Problemlösung (höchstens einer ungewöhnlichen höheren Ordnung) gibt: Denn wenn die grosse Masse der soziologisch-statistisch betrachtet Normalen - inhaltlich betrachtet - die Verrückten sind, dann sind die Verrückten die Normalen und bestimmen, was normal ist. Hier sind zwei paradoxe Erscheinungen beobachtbar: a) Je verantwortlicher, desto verantwortungsloser und, auf gut fränkisch,  b) Je g'scheiter, desto blöder. Dies bestätigt sich auch durch eine Analyse der schuldenfreien Gemeinden in Deutschland. Insgesamt dürften diese vernünftig, verantwortlich und solide Wirtschaftenden nicht einmal die 5%-Hürde schaffen (in Bayern waren es 2004 noch 3,7%, aber 2009 schon 8,3%). Eine Änderung ist also nicht mehr ganz unwahrscheinlich - hoffentlich bevor es wirklich nicht mehr geht und alles zusammenkracht. Bei einigen Gemeinden und Ländern scheint dieser Grenzbereich inzwischen recht nahe zu sein (Berlin, Bremen, München, Nürnberg), so dass im Zusammenhang damit, dass es einige wenige Prozent ja wollen und können - neben der faktischen Pleitesituation vieler anderer - vielleicht ein wenig Hoffnung gibt, wenn auch der begonnene Ausverkauf der öffentlichen Vermögenswerte noch viel Schlimmeres befürchten lässt. Wann wird ihnen einfallen, den Kölner Dom, die Berliner Luft oder die bayerischen Alpen an "Investoren" - am besten gleich mehrfach  - zu verleasen, um für ein paar wenige Millionen, ein paar Tröpfchen auf den heißen Stein für kurze Zeit ihre Zahlungsunfähigkeit hinauszuschieben?

    Hinweis: Zur Erkundung des Wissens, des BürgermeisterInnen-Profils und worauf es nach Meinung der kompetenten und erfolgreichen PraktikerInnen ankommt, habe ich einen "Fragebogen KommunalpolitikerInnen (fast) schuldenfreier Gemeinden" entwickelt, der sich derzeit in der Erprobungsphase befindet. Wer mitmachen möchte, melde sich bitte. Gesucht werden für die Kontrollgruppe auch BürgermeisterInnen und KommunalpolitikerInnen von Gemeinden, die noch stärker in den Schulden stecken.

    Mehr zur politischen Krankheit der "Schuldentollwut".
    Staatsschulden (alt) in 6,5 Jahren nach dem IP-GIPT Modell tilgbar.

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    Armuts- und Reichtumsberichte der Bundesregierung.
      "Mit Beschluss vom 27. Januar 2000 hat der Deutsche Bundestag die Bundesregierung aufgefordert, regelmäßig einen Armuts- und Reichtumsbericht zu erstatten. Am 25. April 2001 hat die Bundesregierung den ersten Armuts- und Reichtumsbericht vorgelegt [Erster, Anlagen]. Der Bericht und die zeitgleiche Vorlage des "Nationalen Aktionsplanes zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung 2001-2003" (NAP-incl) bei der EU-Kommission waren der Beginn einer kontinuierlichen Berichterstattung über Fragen der sozialen Integration und der Wohlstandsverteilung in Deutschland. Die Armuts- und Reichtumsberichterstattung basiert auf dem Leitgedanken, dass eine detaillierte Analyse der sozialen Lage die notwendige Basis für eine Politik zur Stärkung sozialer Gerechtigkeit und zur Verbesserung gesellschaftlicher Teilhabe ist. Am 19. Oktober 2001 hat der Deutsche Bundestag die Verstetigung der Armuts- und Reichtumsberichterstattung beschlossen und die Bundesregierung aufgefordert, jeweils zur Mitte einer Wahlperiode einen entsprechenden Bericht vorzulegen. Dem kommt die Bundesregierung mit der Vorlage des Berichts "Lebenslagen in Deutschland - Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung" nach. Der Bericht beschreibt die Lebenslagen der Menschen in Deutschland auf der Basis statistischer Daten etwa zu Einkommen, Vermögen, Erwerbstätigkeit, Bildungsbeteiligung. Stand: Februar 2005. PDF-Bericht (1.79 MB) 370 Seiten., Anhänge."
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    Antizyklische Wirtschaftspolitik: Jede antizyklische Finanz- und Wirtschafts-Politik setzt voraus, dass in schlechten Zeiten das eingesetzt wird, was in guten Zeiten zur Seite gelegt wurde. Antizyklisch kann niemals heißen: wir machen immer Schulden und in schlechten Zeiten ganz besonders viele. Das scheint in Deutschland und in den plutokratischen Hollyvoodookratien noch nie einer richtig begriffen zu haben. Es sei daher noch einmal an das erinnert, worum es John Meynard Keynes (1936, S. 314) letztlich und wirklich ging:
      "Die hervorstechenden Fehler der wirtschaftlichen Gesellschaft, in der wir leben, sind ihr Versagen, für Vollbeschäftigung Vorkehrung zu treffen und ihre willkürliche und unbillige Verteilung des Reichtums und der Einkommen."
    Antizyklische Haushaltspolitik steht nach Keynes also unter dem Ziel der Vollbeschäftigung, Stabilität und die sie ermöglichende soziale Gerechtigkeit.
        Ene Untersuchung über den Zusammenhang zwischen Staatsverschuldung und Wirtschaftswachstum für die Bundesrepublik Deutschland von 1950-2010 finden Sie hier.
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    Austeritätspolitik.
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    Bear Stearns. "Bear Stearns war die Liquidität Ende vergangener Woche weitgehend ausgegangen und sie musste eilig von JP Morgan Chase und der regionalen Notenbank von New York gestützt werden. Die Aktien waren daraufhin am Freitag um 45,88 Prozent auf 30,85 Dollar eingebrochen. Bear Stearns ist die kleinste der fünf großen New Yorker Investmentbanken." [Q]
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    Datenquellen und Hinweise zu Schulden und Wirtschaftswachstum (BIP):  s.a. Überblick (Datenquellen)  ...
    • Statistisches Bundesamt: Fachserie 14, Reihe 5: Schulden der Öffentlichen Haushalte (2180140047005.xls), Verschuldung des Bundes Tabelle 1.1.1, Verschuldung der Länder Tabelle 1.3  und  Fachserie 18 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen. * Statistik shop destatis.
    • BIP Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen Länder 1970: Arbeitskreis VGR der Länder tab01. Zu den Daten wurde mitgeteilt: "Der Arbeitskreis VGR d L hat im Jahr 1999 nach einer Verordnung der Europäischen Union seine Rechnungen auf das neue Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 1995) umgestellt. Es liegen Rückrechnungsergebnisse nach dem neuen System nur bis 1970 vor.  ... Beide Systeme sind nicht vergleichbar! Nach der Umstellung der VGR auf das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 1995 (ESVG 1995) wurden die Länderergebnisse nur bis 1970 zurückgerechnet. Für die Vorjahre sind lediglich Daten nach dem alten deutschen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen vorhanden. Diese Daten sind aufgrund zahlreicher methodischer und konzeptioneller Unterschiede nicht mit den aktuellen Daten nach dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 1995 (ESVG 1995) vergleichbar und dürfen keinesfalls an diese Daten angehängt werden."  Anmerkung: Hier ist natürlich zu wünschen, daß die Daten weiter zurückgerechnet oder Schätzformeln mitgeteilt werden, wie die Vergleichbarkeit verbessert werden kann.
    • Deutsche Bundesbank (1998). 50 Jahre Deutsche Mark. Monetäre Statistiken 1948-1997. CD ROM Verlage C.H.Beck & Vahlen (erfordert unter XP im System MFCUIA32.dll)
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    Demokratien. Die meisten westlichen Demokratien sind vom Hollyvoodoo-Typ, also Oligarchien, meist plutokratische Medien- und Hollywooddemokratien.
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    Etile = Elite rückwärts e t i l E, womit ausgedrückt wird, dass die vermeintlichen - in Wahrheit plutokratischen - "Elite"- Universitäten keine echten, gemeinwohlorientierten Eliten heranbilden, sondern das Gegenteil: Anti-Elite =: Etile. Die Analyse der Schuldentollwut zeigt ganz klar, dass die Eliten hinten und vorne nicht stimmen, wenn man sie mit ihrem eigenen Maß misst: Wirtschaftskompetenz und Umgang mit Geld. Schaut man nämlich genau hin, also auf die zwei wichtigsten Zahlen, die Schulden- und die Wirtschaftswachstumsrate, stellt man ebenso erstaunt wie ernüchtert fest, dass wir es meist mit Gauklern, Hochstaplern, Schwätzern, Dünnbrettbohrern, Selbstbedienern und Tartüffs zu tun haben. In Wahrheit gilt also die Umkehrfunktion: die Kompetenz ist umso geringer je höher die Funktion und je größer das Einflussgebiet. Und je etilärer das Niveau, desto größer auch der Schaden, der angerichtet wird. Parkinson und noch mehr das Peter-Prinzip feiern hier ein Dauerfest. Und es passt auch alles hervorragend zusammen: ein einzigartig etilärer Filz aus Politik, Justiz, Banken, Wirtschaft und Wissenschaft (vornehmlich die maniforme Variante der Wachstumsfetischisten in der Volkswirtschaft).

        Interne Links zum Elite-Problem: Generalkritik an der "Elite" * Elite-Meßverfahren* Was sind und wozu brauchen wir "Eliten" (Elite-Universitäten)? * Was bieten amerikanische etilE-Universitäten am Beispiel Wirtschaft?. * Wirtschaftlich motivierte "Elite"-Kritik * Wirtschaftselite in Deutschland * plutokratischer etilE-Papagei Peter Glotz *

    Das Peter-Prinzip: "Mir kam der Verdacht, daß meine Schulbehörde in puncto Unfähigkeit kein Monopolbetrieb war. Als ich mich umsah, stellt ich fest, daß es in jeder Organisation eine Anzahl Menschen gab, die unfähig waren, ihrer Arbeit gerecht zu werden." (S. 15). Ein universales Phänomen: "Berufliche Unfähigkeit gibt es überall" (S. 16) "In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen" (S. 19) "Die Arbeit wird von den Mitarbeitern erledigt, die ihre Stufe der Inkompetenz noch nicht erreicht haben." (S. 20)." [mehr: PKW3-04, Überblick Bürokratie, ]

      Dr. Laurence J. Peter, 1919 in Vancouver/Kanada geboren; Studium der Pädagogik an der Washingtoner State University; Tätigkeit als Lehrer, Erziehungs- und Sozialberater, Schulpsychologe, Gefängnislehrer und Universitätsprofessor; Veröffentlichung zahlreicher Artikel in Fachzeitschriften; Erfinder und Autor des «Peter-Prinzips», der «Peter-Pyramide» (rororo sachbuch Nr. 8715) und des «Peter-Programms» (rororo sachbuch 6947) sowie von «Schlimmer geht's nimmer. Das Peter-Prinzip im Lichte neuerer Forschung» (Wunderlich Verlag, Reinbek bei Hamburg 1985). Laurence J. Peter starb 1990 in Kalifornien.
    Das Parkinsonsche Gesetz:: "1. »Jeder Beamte oder Angestellte wünscht die Zahl seiner Untergebenen, nicht aber die Zahl seiner Rivalen zu vergrössern.«  2. »Beamte oder Angestellte schaffen sich gegenseitig Arbeit.« (die Bürokratie bläht sich eigendynamisch auf)." [mehr]
    Selbstbediener. Die Selbstbedienungsmentalität wird seit Jahrzehnten gut dokumentiert durch die Schriften von Arnims. [Biblio], Auswahl]

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    Euphemismus. Sprachliche Schönfärberei, beschönigende Darstellung. Gr. "eu" = gut, wohl;  phem = sagen, also wörtlich gut sagen. Beispiele: heimgehen für sterben, seine soldatische Pflicht tun für morden; jdn. lächerlich machen als Späßchen deklarieren; wenn Diktaturen z.B. "präsidiale Staaten" genannt werden. Rein sachlich bedeutet Euphemismus eine falsch positive Darstellung, besonders üblich im diplomatischen Dienst, in der Politik, Kirche und in "höheren" Kreisen (Aristokratie).
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    FED  Eine Gruppe von Privatbanken, die - unter dem irreführenden Namen Federal Reserve Board - eine "unabhängige" USA Bundesbank mimen und sich damit das Geld drucken, im Wert steigen oder fallen lassen können, wie sie es gern hätten. Freisleben, Wolfgang  (2007). Die Geheimnisse der US-Notenbank – Das Board of Governors of the Federal Reserve System. International. Die Zeitschrift für internationale Politik, 29, III, . [Online] Werner Rügemer hat erfreulicherweise die Besitzverhältnisse der Pseudo-Staatsbank "FED" recherchiert (PDF): "Die FED gehört den großen US-Banken, also den bekannten Investmentbanken Goldman Sachs, Morgan Stanley, J.P.Morgan, der Citigroup und so weiter. Video (möglicherweise müssen die Links neu gesucht werden): Wer steckt hinter dem Zentralbanksystem - Interessantes Video am Beispiel FED. Ebenfalls sehr interessant: Video: Wie Banken Geld aus Schulden schaffen.
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    Finanzderivate. Ein Derivat ist ein Abkömmling oder Kunstprodukt aus zugrunde liegenden Basisgrößen, dessen Handhabung (Rechte, Pflichten, Gültigkeit, Kauf, Verkauf [Einlösung] ...) durch sog. Zertifikate (Wertpapier) in einer Prospektbeschreibung festgelegt ist.
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    Geldmenge USA aktuell: Die FTD berichtet am 19.3.8: "Die Fed wird mächtig nachlegen müssen. Die Fed ist mittlerweile so aggressiv, dass eine Wende von Konjunktur und Finanzmärkten zum Greifen nahe scheint. Sie wird ausbleiben, weswegen sich auch die zweistelligen Kursgewinne der US-Broker als Zwischenerholung erweisen werden. Am Ende wird die Fed daher geradezu rasend werden. ... das weithin als stabilste erachtete US-Geldmengenaggregat "Money of Zero Maturity" liegt um 16 Prozent über dem Vorjahr. Über die vergangenen sechs Monate ist es aufs Jahr hochgerechnet um 19,5 Prozent gestiegen, über die vergangenen drei Monate um 25 Prozent. ... Die Fed gibt ihr Geld jetzt auch direkt an Institute heraus, die nicht ihrer Kontrolle unterliegen, und akzeptiert dabei allen Ramsch als Sicherheit." Sie auch Geldmengenentwicklung in den USA und Schulden-Porträt USA (1791-aktuell).
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    Globalisierung. Definition, Globalplayer, Erfindung und Sinn der Globalisierung I, II, III, IV, V., Schwarzbuch, Begriffe, Grundprobleme der Menschheit, Vorbilder und Alternativen. * Preisabsprachen, Kartelle und Oligopole *
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    Globale Enteignung der Städte. [1,2,3,4,]
    Ein lesenswerter Artikel in den Nürnberger Nachrichten (6.7.4, S.13) über das Buch von Werner Rügemer (2004). Cross Border Leasing - Ein Lehrstück zur globalen Enteignung der Städte. Münster: Westfälisches Dampfboot.
     
       
      "Seit 1995 haben Hunderte Städte und öffentliche Unternehmen in Deutschland und Europa ihre Großanlagen wie Klär- und Wasserwerke, Straßenbahnen, Schulen und Messehallen an US-Investoren verkauft und zurückgemietet. Erst durch Rundfunksendungen von Werner Rügemer wurde »Cross Border Leasing« seit 2002 zu einem öffentlichen Thema. Er schildert die Entstehung und Struktur dieses Finanzprodukts der »New Economy« in den USA, ihre Verwandtschaft mit anderen Formen öffentlicher Enteignung, ihr Ausmaß in den wichtigsten europäischen Staaten sowie die Arbeitsmethoden der Leasing-branche. Erstmalig legt er jetzt die bisher geheimen Vertragsinhalte dieser Konstrukte fiktiver Kapitalbildung in vollem Umfang offen." (Rückumschlag / Info mit Inhaltsverzeichnis.). Bestellung: Westfälisches Dampfboot. 
      CBL im Netz:
      • Homepage Werner Rügemer.
      • Attac DO - Allgemeine Links zum Cross-Border-Leasing.
      • Die Welt im Privatisierungswahn!
      • Info mit Inhaltsverzeichnis.
      • Rezension in der Zeit.
      • Wikipedia.
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    Hollyvoodoo. Eine Wortschöpfung aus Hollywood ("Traumfabrik") und Voodoo (Zauber), das meist im Zusammenhang Voodoo-Tod (Tod durch Glauben, die Überzeugung durch einen Bann oder Fluch sterben zu müssen) gebraucht wird, womit zum Ausdruck gebracht werden soll, dass die Amerikanisierung der Welt auf Schein ("Hollywoodisierung") beruht und für viele in den Tod führt. Obwohl die radikal- islamistischen Mullahs natürlich so wenig eine Alternative sind wie die Kommunisten oder Faschisten, haben sie doch etwas Richtiges und Kritisches erkannt: dieses Amerika hat etwas Tödlich-Teuflisches an sich. Die globale Hollyvoodookratie, der global-grenzenlose Konsum- und Wachstumsterror,  führt die ganze Menschheit in den Ruin.
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    homo oeconomicus. Die westlichen Gesellschaften werden vollkommen beherrscht vom homo oeconomicus, d.h. der Mensch wird weitgehend als Wirtschaftsobjekt missbraucht und als Konsummaschine gezüchtet bzw. konditioniert. Das ist an sich familien- und kinderfeindlich und daher ist auch völlig klar, weshalb in sog. Marktwirtschaften und Wohlstandsgesellschaften die Geburtenrate abnehmen muss. Die übermächtige share holder value Ideologie der Plutokraten trägt wesentlich mit zu einer einseitig überalterten, damit  kinderreduzierten Gesellschaft und zur Unmenschlichkeit der Sozialsysteme bei. Die Zerschlagung der Großfamilie und ihrer zahlreichen 'kostenlos' erbrachten sozialen Leistungen führt zu immer gigantischeren Kosten eines sog. professionellen Sozialsystems, das zunehmend weniger bezahlbar und zugleich unmenschlicher wird. Das ist die Saat und Frucht der absoluten Herrschaft des homo oeconomicus, made in USA. Die Aufrechterhaltung dieser Systeme erfordert die ständige Ausbeutung und Unterdrückung der nicht-westlichen Welt, der Armen und Schwachen und fördert damit auch den Kampf der Kulturen, Hass, Krieg und den Kampf aller gegen alle und erzwingt unvorstellbare und gigantische Aufwendungen für die Machtapparate (Militär, Waffen, Geheimdienste, Polizei, Medien: Hollyvoodoo).
       
      Mephisto zum Homo oeconomicus: "Krieg, Handel, Piraterie, dreieinig sind sie, nicht zu trennen ..."
      (Faust II, A V, Palast, Mephisto Vers 11187)
       
      Konsum-Animation, Verführung und Konditionierung des homo oeconomicus.
      Das maniforme System des globalen Wachstumsrausches verlangt immer mehr und mehr und noch viel mehr. Im Dienste der Animation, Konditionierung und der Verführung stehen die Werbung, leichter Geldzugang und Einkaufsmöglichkeiten rund um die Uhr - flankiert und gestützt von einer willfährigen Justiz.
       
        2000    BVerG erklärt Werbung mit schockierenden Bildern (ölverschmierten Enten, Kinderarbeit oder Aids-Kranken) für  nicht verfassungswidrig und damit erlaubt [Q]
        1999    Homebanking und Interneteinkauf
        1996    Erneute Liberalisierung des Ladenschluss
        1989    Liberalisierung Ladenschluss
        1982    Einführung der Geldautomaten
        1972    EC-Karte
        1952    Kaufkredit (Ratenkredit)
        1949    Bildung von Diners Club


          Das Hamburger Abendblatt (4.1.7) hat die Öffnungszeiten in der deutschen Geschichte dargestellt: "Die Ladenöffnungszeiten - wie im Bild die längeren Öffnungen bei Ikea - sind in Deutschland seit gut hundert Jahren gesetzlich geregelt. Im Kaiserreich durften die Läden durchgehend öffnen und viele hatten sogar bis 23 Uhr geöffnet. Danach gab es Schlusszeiten, die die Öffnung auf 5 bis 21 Uhr begrenzten. Allerdings gab es Ausnahmen, und auf dem Land war die Kontrolle des Gesetzes nur unterentwickelt. Die Regulierung wurde während der NS-Zeit beibehalten. Nach dem Krieg herrschte zunächst eine uneinheitliche Regelung, im Süden schlossen die Läden später als im Norden. Für die Verbraucher war dieser Wirrwarr unpraktisch, sodass das Ladenschlussgesetz 1956 auf die Planbarkeit von Einkäufen abzielte. Liberalisiert wurde es dann noch einmal 1989 und 1996."

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    Ich pumpe, also bin ich. Die Formel ist Descartes berühmter Formel nachgebildet, die hier allerdings eher das Gegenteil repräsentiert. Dem entspricht das Credo Ich kaufe, also bin ich des homo oeconomicus.
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    Kapitalismus: Der Kapitalismus taugt so wenig wie der diktatorische Kommunismus (> "Hollyvoodoo"). Er wird beherrscht von den fossilen Neandertalerprinzipien: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren, Steuern minimieren - und nach uns die Sintflut. Und im Zeitalter "der" Globalisierung gibt es noch nicht einmal mehr richtige Märkte, so dass sich inzwischen der einzige ökonomische Vorteil des Kapitalismus - optimale Leistung durch freien Wettbewerb und Konkurrenz - weitgehend selbst aufhebt [Kartelle, Geschwätz von der freien Marktwirtschaft]. Die sog. Finanzkompetenz des Kapitalismus besteht in erster Linie darin, die ganze Welt in ein Casino zu verwandeln, wo mit einer irrsinnig durch Schuldentollwut aufgeblähten Geldmenge ein maniformes Schneeballsystem von Geld-, Luft- und Seifenblasenwirtschaftswachstum immer seltsamere und katastrophalere Blüten treibt. In ihrer Not fallen viele KommunalpolitikerInnen auf die Heilsversprechen der Banken (PPP) herein. Aber die Banken haben nur eines Sinn: Kapitalrenditen von 25%, wie der Deutsche Bank Chef die Branchenprimus Parole ausgegeben hat. Und wenn diese Kapitalrendite erreicht sein wird, wollen sie noch mehr, bis wir wieder bei der Wucherzinsen im Mittelalter angelangt sind oder bis sie alles haben, vom Grashalm bis zum letzten Dachziegel. Da kann der Staat, die Gemeinde nicht gewinnen. Sie kann nur noch mehr verlieren und am Ende alles. Zur richtigen Therapie gehts hier.
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    KFW. Die Versager-Etile der Nation (NN19.9.8 "Deutschlands dümmste Bank"), die ein lebenslanges Funktionsverbot als Aufsichtsräte in Finanzangelegenheiten für ihre unglaubliche Fehlleistung erhalten sollten, stellen sich mit Abruf 19.9.8 wie folgt dar:
    KfW-Vorstand: Dr. Ulrich Schröder, Dr. Günther Bräunig, Dr. Peter Fleischer, Dr. Norbert Kloppenburg, Wolfgang Kroh, Detlef Leinberger, Ingrid Matthäus-Maier.
    KfW-Verwaltungsrat (~"Aufsichtsrat", besser Inkompetenz- und Abkassierunrat):
    • Vorsitzender des Verwaltungsrats: Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie
    • Stellvertretender Vorsitzender: Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen.
    • Dr. Günter Baumann, Mitglied des Vorstands des DIHK Deutscher Industrie- und Handelskammertag
    • Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels e.V.
    • Dr. Uwe Brandl, Präsident des Bayerischen Gemeindetages
    • Frank Bsirske, Vorsitzender der ver.di - Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft
    • Professor Dr. Ingolf Deubel, Minister der Finanzen des Landes Rheinland-Pfalz
    • Professor Dr. Kurt Faltlhauser, Staatsminister des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen a.D.
    • Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
    • Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes
    • Gerhard Hofmann, Mitglied des Vorstands des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken
    • Peter Jacoby, Minister der Finanzen des Saarlandes
    • Dr. Siegfried Jaschinski, Vorsitzender des Vorstands der Landesbank Baden-Württemberg
    • Bartholomäus Kalb, Mitglied des Deutschen Bundestages
    • Roland Koch, Ministerpräsident des Landes Hessen
    • Jürgen Koppelin, Mitglied des Deutschen Bundestages
    • Oskar Lafontaine, Mitglied des Deutschen Bundestages
    • Waltraud Lehn, Mitglied des Deutschen Bundestages
    • Dr. Helmut Linssen, Minister der Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen
    • Claus Matecki, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes
    • Dr. Michael Meister, Mitglied des Deutschen Bundestages
    • Franz-Josef Möllenberg, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten
    • Hartmut Möllring, Minister der Finanzen des Landes Niedersachsen
    • Klaus-Peter Müller, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken e.V.
    • Matthias Platzeck, Ministerpräsident des Landes Brandenburg
    • Alexander Rychter, Bundesgeschäftsführer des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V.
    • Christine Scheel, Mitglied des Deutschen Bundestages
    • Hanns-Eberhard Schleyer, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks
    • Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
    • Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes
    • Gerhard Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes e.V.
    • Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des Auswärtigen
    • Ludwig Stiegler, Mitglied des Deutschen Bundestages
    • Jürgen R. Thumann, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e.V.
    • Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
    • Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
    • N.N., Vertreter des Industriekredits
    Analyse der Zusammensetzung der Verwaltungsräte der KfW:
    • Finanzminister .............. 16.7% (6)
    • Minister/ Ministerpräsidenten 38.9% (14)
    • Politiker (insgesamt) ....... 61.1% (22)
    • Banker ...................... 11.1% (4)
    • Industrie/ Wirtschaft ....... 16.7% (6)
    • Gewerkschafter .............. 11.1% (4)
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    Freiwillige Ausschaltung staatlicher Kontrolle. [Quelle] Im § 6 Rekapitalisierung wird ausgeführt: "Die §§ 65 bis 69 der Bundeshaushaltsordnung finden keine Anwendung.":
     

    In der Bundeshaushaltsordnung regeln die §§ 65-69 [Quelle] die Kontrollaufgaben und Kontrollmöglichkeiten des Bundes:

    § 65 Beteiligung an privatrechtlichen Unternehmen

    (1) Der Bund soll sich, außer in den Fällen des Absatzes 5, an der Gründung eines Unternehmens in einer Rechtsform des privaten Rechts oder an einem bestehenden Unternehmen in einer solchen Rechtsform nur beteiligen, wenn
        1. ein wichtiges Interesse des Bundes vorliegt und sich der vom Bund angestrebte Zweck nicht besser und wirtschaftlicher auf andere Weise erreichen läßt,
        2. die Einzahlungsverpflichtung des Bundes auf einen bestimmten Betrag begrenzt ist,
        3. der Bund einen angemessenen Einfluß, insbesondere im Aufsichtsrat oder in einem entsprechenden Überwachungsorgan erhält,
        4. gewährleistet ist, daß der Jahresabschluß und der Lagebericht, soweit nicht weitergehende gesetzliche Vorschriften gelten oder andere gesetzliche Vorschriften entgegenstehen, in entsprechender Anwendung der Vorschriften des Dritten Buchs des Handelsgesetzbuchs für große Kapitalgesellschaften aufgestellt und geprüft werden.

    (2) Das zuständige Bundesministerium hat die Einwilligung des Bundesministeriums der Finanzen einzuholen und das für das Bundesvermögen zuständigen Bundesministerium zu beteiligen, bevor der Bund Anteile an einem Unternehmen erwirbt, seine Beteiligung erhöht oder sie ganz oder zum Teil veräußert. Entsprechendes gilt bei einer Änderung des Nennkapitals oder des Gegenstandes des Unternehmens oder bei einer Änderung des Einflusses des Bundes. Das Bundesministerium der Finanzen ist an den Verhandlungen zu beteiligen.

    (3) Das zuständige Bundesministerium soll darauf hinwirken, daß ein Unternehmen, an dem der Bund unmittelbar oder mittelbar mit Mehrheit beteiligt ist, nur mit seiner Zustimmung eine Beteiligung von mehr als dem vierten Teil der Anteile eines anderen Unternehmens erwirbt, eine solche Beteiligung erhöht oder sie ganz oder zum Teil veräußert. Es hat vor Erteilung seiner Zustimmung die Einwilligung des Bundesministeriums der Finanzen einzuholen und das für das Bundesvermögen zuständige Bundesministerium zu beteiligen. Die Grundsätze des Absatzes 1 Nr. 3 und 4 sowie des Absatzes 2 Satz 2 gelten entsprechend.

    (4) Das Bundesministerium der Finanzen und das für das Bundesvermögen zuständige Bundesministerium können auf die Ausübung der Befugnisse nach den Absätzen 2 und 3 verzichten.

    (5) An einer Genossenschaft soll sich der Bund nur beteiligen, wenn die Haftpflicht der Mitglieder für die Verbindlichkeiten der Genossenschaft dieser gegenüber im voraus auf eine bestimmte Summe beschränkt ist. Die Beteiligung des Bundes an einer Genossenschaft bedarf der Einwilligung des Bundesministeriums der Finanzen.

    (6) Das zuständige Bundesministerium soll darauf hinwirken, daß die auf Veranlassung des Bundes gewählten oder entsandten Mitglieder der Aufsichtsorgane der Unternehmen bei ihrer Tätigkeit auch die besonderen Interessen des Bundes berücksichtigen.

    (7) Haben Anteile an Unternehmen besondere Bedeutung und ist deren Veräußerung im Haushaltsplan nicht vorgesehen, so dürfen sie nur mit Einwilligung des Bundestages und des Bundesrates veräußert werden, soweit nicht aus zwingenden Gründen eine Ausnahme geboten ist. Ist die Zustimmung nicht eingeholt worden, so sind der Bundestag und der Bundesrat alsbald von der Veräußerung zu unterrichten.

    § 66 Unterrichtung des Bundesrechnungshofes
    Besteht eine Mehrheitsbeteiligung im Sinne des § 53 des Haushaltsgrundsätzegesetzes, so hat das zuständige Bundesministerium darauf hinzuwirken, daß dem Bundesrechnungshof die in § 54 des Haushaltsgrundsätzegesetzes bestimmten Befugnisse eingeräumt werden.

    § 67 Prüfungsrecht durch Vereinbarung
    Besteht keine Mehrheitsbeteiligung im Sinne des § 53 des Haushaltsgrundsätzegesetzes, so soll das zuständige Bundesministerium, soweit das Interesse des Bundes dies erfordert, bei Unternehmen, die nicht Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien oder Genossenschaften sind, darauf hinwirken, daß dem Bund in der Satzung oder im Gesellschaftsvertrag die Befugnisse nach den §§ 53 und 54 des Haushaltsgrundsätzegesetzes eingeräumt werden. Bei mittelbaren Beteiligungen gilt dies nur, wenn die Beteiligung den vierten Teil der Anteile übersteigt und einem Unternehmen zusteht, an dem der Bund allein oder zusammen mit anderen Gebietskörperschaften mit Mehrheit im Sinne des § 53 des Haushaltgrundsätzegesetzes beteiligt ist.

    § 68 Zuständigkeitsregelungen
    (1) Die Rechte nach § 53 Abs. 1 des Haushaltsgrundsätzegesetzes übt das für die Beteiligung zuständige Bundesministerium aus. Bei der Wahl oder Bestellung der Prüfer nach § 53 Abs. 1 Nr. 1 des Haushaltsgrundsätzegesetzes übt das zuständige Bundesministerium die Rechte des Bundes im Einvernehmen mit dem Bundesrechnungshof aus.
    (2) Einen Verzicht auf die Ausübung der Rechte des § 53 Abs. 1 des Haushaltsgrundsätzegesetzes erklärt das zuständige Bundesministerium im Einvernehmen mit dem Bundesministerium der Finanzen, dem für das Bundesvermögen zuständigen Bundesministerium und dem Präsidenten des Bundesrechnungshofes.

    § 69 Unterrichtung des Bundesrechnungshofes
    Das zuständige Bundesministerium übersendet dem Bundesrechnungshof innerhalb von drei Monaten nach der Haupt- oder Gesellschafterversammlung, die den Jahresabschluß für das abgelaufene Geschäftsjahr entgegennimmt oder festzustellen hat,
    1. die Unterlagen, die dem Bund als Aktionär oder Gesellschafter zugänglich sind,
    2. die Berichte, welche die auf seine Veranlassung gewählten oder entsandten Mitglieder des Überwachungsorgans unter Beifügung aller ihnen über das Unternehmen zur Verfügung stehenden Unterlagen zu erstatten haben,
    3. die ihm nach § 53 des Haushaltsgrundsätzegesetzes und nach § 67 zu übersendenden Prüfungsberichte. Es teilt dabei das Ergebnis seiner Prüfung mit.
    ___
    OTS. Office of Thrift Supervision.
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    Ratingagenturen. Die Welt Online Finanzen vom 2.8.7 kritisiert: " Bonitätsprüfer geben ein schlechtes Bild ab
    Die US-Hypothekenkrise hat die Ratingagenturen wieder einmal ins Gerede gebracht. Schließlich haben Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch nach Einschätzung von Experten zu spät vor den Risiken gewarnt und damit zur Eskalation der Krise beigetragen. Keiner der drei maßgeblichen Bonitätsprüfer hatte vor Bekanntwerden der Milliardenverluste die rote Flagge gehisst. Bereits bei früheren Verwerfungen auf den Märkten, etwa der Asienkrise oder dem Enron-Skandal, hatten sie zu spät gehandelt. "
        Und weiter im Falle der IKB: "Noch im Mai hatte etwa Moody’s an der IKB die „umsichtigen Kreditvergabepraktiken, das effiziente Risikomanagement und die damit einhergehende relative Immunität gegen Marktrisiken“ gelobt. Dies rechtfertige das vierthöchste Rating (Aa3) in einem System von 19 Bonitätsnoten. Erst einen Tag nach der Gewinnwarnung zu Wochenbeginn wurde das Rating mit dem Zusatz „Herabstufung möglich“ versehen. Die anderen beiden Agenturen sahen überhaupt keine Veranlassung, ihr Rating für das Institut zu senken. Fitch bestätigte die Bonitätsnote. Der Ausblick bleibe stabil."
        NZZ 12.8.7 * Die FTD berichtet am 17.08. 07: "Bundesregierung schließt sich Kritik an Rating-Agenturen an. Die Bundesregierung unterstützt den Vorstoß der EU zu gesetzlichen Regelungen für Rating-Agenturen. Ein Sondertreffen rechtfertige die derzeitige Hypothekenkrise aber noch nicht. ..."
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    Rettungsplan-Text (New York Times 20.9.2008):

       
      Text of Draft Proposal for Bailout Plan. Published: September 20, 2008

      LEGISLATIVE PROPOSAL FOR TREASURY AUTHORITY
      TO PURCHASE MORTGAGE-RELATED ASSETS

      Section 1. Short Title.
      This Act may be cited as ____________________.

      Sec. 2. Purchases of Mortgage-Related Assets.
      (a) Authority to Purchase.--The Secretary is authorized to purchase, and to make and fund commitments to purchase, on such terms and conditions as determined by the Secretary, mortgage-related assets from any financial institution having its headquarters in the United States.
      (b) Necessary Actions.--The Secretary is authorized to take such actions as the Secretary deems necessary to carry out the authorities in this Act, including, without limitation:
      (1) appointing such employees as may be required to carry out the authorities in this Act and defining their duties;
      (2) entering into contracts, including contracts for services authorized by section 3109 of title 5, United States Code, without regard to any other provision of law regarding public contracts;
      (3) designating financial institutions as financial agents of the Government, and they shall perform all such reasonable duties related to this Act as financial agents of the Government as may be required of them;
      (4) establishing vehicles that are authorized, subject to supervision by the Secretary, to purchase mortgage-related assets and issue obligations; and
      (5) issuing such regulations and other guidance as may be necessary or appropriate to define terms or carry out the authorities of this Act.

      Sec. 3. Considerations.
      In exercising the authorities granted in this Act, the Secretary shall take into consideration means for--
      (1) providing stability or preventing disruption to the financial markets or banking system; and
      (2) protecting the taxpayer.

      Sec. 4. Reports to Congress.
      Within three months of the first exercise of the authority granted in section 2(a), and semiannually thereafter, the Secretary shall report to the Committees on the Budget, Financial Services, and Ways and Means of the House of Representatives and the Committees on the Budget, Finance, and Banking, Housing, and Urban Affairs of the Senate with respect to the authorities exercised under this Act and the considerations required by section 3.

      Sec. 5. Rights; Management; Sale of Mortgage-Related Assets.

      (a) Exercise of Rights.--The Secretary may, at any time, exercise any rights received in connection with mortgage-related assets purchased under this Act.
      (b) Management of Mortgage-Related Assets.--The Secretary shall have authority to manage mortgage-related assets purchased under this Act, including revenues and portfolio risks therefrom.
      (c) Sale of Mortgage-Related Assets.--The Secretary may, at any time, upon terms and conditions and at prices determined by the Secretary, sell, or enter into securities loans, repurchase transactions or other financial transactions in regard to, any mortgage-related asset purchased under this Act.
      (d) Application of Sunset to Mortgage-Related Assets.--The authority of the Secretary to hold any mortgage-related asset purchased under this Act before the termination date in section 9, or to purchase or fund the purchase of a mortgage-related asset under a commitment entered into before the termination date in section 9, is not subject to the provisions of section 9.

      Sec. 6. Maximum Amount of Authorized Purchases.
      The Secretary’s authority to purchase mortgage-related assets under this Act shall be limited to $700,000,000,000 outstanding at any one time

      Sec. 7. Funding.
      For the purpose of the authorities granted in this Act, and for the costs of administering those authorities, the Secretary may use the proceeds of the sale of any securities issued under chapter 31 of title 31, United States Code, and the purposes for which securities may be issued under chapter 31 of title 31, United States Code, are extended to include actions authorized by this Act, including the payment of administrative expenses. Any funds expended for actions authorized by this Act, including the payment of administrative expenses, shall be deemed appropriated at the time of such expenditure.

      Sec. 8. Review.
      Decisions by the Secretary pursuant to the authority of this Act are non-reviewable and committed to agency discretion, and may not be reviewed by any court of law or any administrative agency.

      Sec. 9. Termination of Authority.
      The authorities under this Act, with the exception of authorities granted in sections 2(b)(5), 5 and 7, shall terminate two years from the date of enactment of this Act.

      Sec. 10. Increase in Statutory Limit on the Public Debt.
      Subsection (b) of section 3101 of title 31, United States Code, is amended by striking out the dollar limitation contained in such subsection and inserting in lieu thereof $11,315,000,000,000.

      Sec. 11. Credit Reform.
      The costs of purchases of mortgage-related assets made under section 2(a) of this Act shall be determined as provided under the Federal Credit Reform Act of 1990, as applicable.

      Sec. 12. Definitions.
      For purposes of this section, the following definitions shall apply:
      (1) Mortgage-Related Assets.--The term “mortgage-related assets” means residential or commercial mortgages and any securities, obligations, or other instruments that are based on or related to such mortgages, that in each case was originated or issued on or before September 17, 2008.
      (2) Secretary.--The term “Secretary” means the Secretary of the Treasury.
      (3) United States.--The term “United States” means the States, territories, and possessions of the United States and the District of Columbia.
       

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    supra-nationale Egoismen (EU). Es ist ein ungeheurer Vorgang, wenn die subventionierte Landwirtschaft der Europäischen Union z.B. die afrikanische Landwirtschaft zerstört, indem sie ihre Überschuss- und Überflussprodukte dorthin "billiger" exportieren als die einheimischen landwirtschaftlichen Erzeuger produzieren können.
    • Afrika und die drei Wellen der Globalisierung [Q].
    • EU und USA zahlen 13 Milliarden Dollar illegaler Agrar-Subventionen [Q] Hieraus: "Die EU zahlt Oxfam zufolge 300 Mio. Euro im Jahr an Tomatenverarbeiter vor allem in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal - was 65% des Wertes der Tomatenernte ausmacht und es ihnen ermöglicht, der weltgrößte Exporteur von Tomatenmark zu sein. Produzenten in Südafrika, Chile und Tunesien hingegen gehören zu den Verlierern. Die EU subventioniere ihre Fruchtsaft-Industrie, vor allem in Spanien und Italien, zu über 300%, heißt es in dem Bericht, mit 250 Mio. Euro pro Jahr. Produzenten in Argentinien, Brasilien, Costa Rica und Südafrika könnten jährlich 40 Mio. US$ mehr verdienen, wenn die EU ihre Subventionen abschaffte. Außerdem schütze die EU ihre Milchindustrie vor Wettbewerb und subventioniere die Hersteller von Molkereiprodukten mit 1,5 Mrd. Euro im Jahr. Argentinien, Brasilien und Uruguay könnten Butter exportieren, wenn nicht die EU-Exportsubventionen den Weltmarktpreis drücken würden. EU-Butter wird zu Dumpingpreisen direkt in Ägypten, Marokko und Südafrika eingeführt."
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    Sponsel, Rudolf. Jahrgang 1944, Psychologe und Psychotherapeut in Erlangen; Politische Psychologie als "Hobby". Geboren in Markt-Erlbach, aufgewachsen in Wilhermsdorf, Utrecht und Nürnberg (Schweinau, Deutschherrenwiese, Erlenstegen), später in Wertheim a. M., Stockholm [W], Stuttgart und seit 1971 in Erlangen. Früher politisch links-alternativ orientiert und engagiert, inzwischen zu einem "Weißen" entwickelt. Politikaxiome. Weltanschaulich: metaphysisch liberaler Freidenker. Grundsätze: integratives Manifest, integratives Menschenbild. Künstlerische Aktivitäten: Der Charakter und sein Preis,  Hegel-Bilder, Offenes Atelier, Porträts. - Berufsfachbiographisches.
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    Wirtschaftsprüfungen. Die Wirtschaftsprüfungskonzeption in Deutschland ist - wie viele "Kontroll"einrichtungen in Deutschland - eine grundsätzliche  Fehlkonstruktion, weil die beauftragte Wirtschaftsprüfungsfirma natürlich ihren Auftraggeber nicht verlieren möchte und daher kaum jemals zu negativen Beanstandungen motiviert ist. Nicht selten handelt es sich um Pseudo-Prüfungen, die lediglich den Schein von Solidität erwecken sollen, um Kunden zu blenden und in die Irre zu führen. Und wenn schon keine Krähe einer andern ein Auge aushackt, dann erst recht keine abhängige Krähe.
        Das Thema wurde von plusminis am 9.9.8 (Video) unter dem Titel "Wirtschaftsprüfer. Testate sagen manchmal wenig" kritisch aufbereitet:
      "Die internationale Finanzkrise hat bereits vielen Unternehmen schwer geschadet. Wie hoch Risiken wirklich sind, ist jedoch Bilanzen kaum anzusehen. Daran ändern auch die Testate namhafter Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wenig. Die müssen ihren Kunden zwar auf den Zahn fühlen, doch zu optimistisch sollte man nach wie vor lieber nicht sein.
      • Flowtex – Scheingeschäfte mit nicht vorhandenen Bohrgeräten. Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: KPMG. Schaden: rund 2 Milliarden Euro.
      • Phoenix - Ein Schneeballsystem. Angebliche Millionenguthaben existieren nicht. Prüfer: Ernst & Young. Pleite. Anleger-Schaden: mindestens 600 Millionen Euro.
      • Sachsen-LB: Investitionen in dubiose Immobilienfonds. Prüfer: PriceWaterhouseCoopers. Abschreibungsbedarf in dreistelliger Millionen-Höhe.
      Herbert Meyer ist eine Art Bilanzpolizist, Chef der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung. Mit seinen 25 Mitarbeitern überprüft er Jahresabschlüsse, die vorher bereits von Wirtschaftsprüfern abgesegnet wurden. Das Ergebnis ist erschreckend.
          Herbert Meyer, Präsident Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung: "Etwa jede vierte Bilanz, die wir untersucht haben, ist fehlerhaft. Es sind wesentliche Abweichungen von den Bilanzierungs-Standards, und wesentlich heißt, wenn der Anleger am Kapitalmarkt die richtige Information gehabt hätte, hätte er seine Anlage-Entscheidung möglicherweise anders getroffen."
          Auch Gabriele Zobel hatte zunächst dem Testat der Prüfer vertraut, also der Unterschrift unter dem Jahresabschluss. 40.000,- € hat sie verloren. Mit ihrem Anwalt will sie jetzt das Geld zurückholen. Sie war von den Angeboten der Privatbank BFI mit hochverzinstem Festgeld angelockt worden. Prüfer der Bank war die KPMG.
          Gabriele Zobel, geschädigte BFI-Anlegerin: "Wir haben das als sehr seriös angesehen, weil es ging ja damals, dass KPMG eines der renommiertesten Wirtschafts-Institute überhaupt ist, und wenn so ein renommiertes Institut ein Prüfsiegel gibt, ist das für uns ein absolutes Kriterium für die Seriosität einer Bank."
          Die BFI Bank hatte Geld der Anleger aus der Bank abgezogen. Wirtschaftsdetektiv Medard Fuchsgruber deckte den Skandal auf. Aus internen Unterlagen, die PLUSMINUS vorliegen, geht hervor: Es gab mehrere Hinweise, dass in der Bank einiges nicht korrekt läuft. Trotzdem stellte KPMG immer wieder uneingeschränkte Testate aus.
          Medard Fuchsgruber, Bund der Kapitalanleger: "Bei der BFI-Bank war es sogar so auffällig, dass die Luxemburger Aufsicht schon eingeschaltet wurde. Selbst die kam zu dem Punkt, dass hier eventuell der Verdacht von Geldwäsche vorliegen könnte. Nichts davon steht irgendwo im Bericht. Wie blind muss eigentlich ein solcher Prüfer sein?"
          Ein Insider, der in der BFI-Bank in leitender Funktion tätig war und anonym bleiben möchte, geht da weiter. Wir erfahren am Telefon: Der Eigentümer und die Wirtschaftsprüfer kannten sich gut: "Heute würde ich ganz klar und deutlich sagen, ja, die haben was erkennen müssen und die haben auch was erkannt. So ein Bankhaus kann sich normalerweise keine Klüngeleien leisten. Da war ich fest von ausgegangen und hab mir das auch nicht vorstellen können, dass so was überhaupt im Hintergrund passiert."
          In den nächsten Tagen werden Frau Zobel und weitere Geschädigte Klage gegen KPMG einreichen. KPMG will sich vor der Kamera nicht äußern, hält die Vorwürfe jedoch für abwegig. Schriftlich teilt man uns mit: Man habe die „Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung“ beachtet. "Für uns als Abschlussprüfer bestand [...] die Verpflichtung zur Erteilung uneingeschränkter Bestätigungsvermerke."
          Für Karlheinz Küting werden viel zu viele Jahresabschlüsse uneingeschränkt testiert. Der Professor unterrichtet Rechnungslegung und Bilanzanalyse und hat über 16.000 Jahresabschlüsse ausgewertet.
          Prof. Karlheinz Küting, Universität Saarbrücken: "Es wurden mehr als 99 Prozent uneingeschränkte Testate erteilt, das heißt auch, nur ein Prozent der Bilanzen wiesen Fehler auf. Ich stelle persönlich die These auf, es sind bedeutend mehr Bilanzen, die Fehler enthalten, und daraus folgere ich, dass die Messlatte für ein uneingeschränktes Testat bedeutend höher gelegt werden muss."
          Sind Prüfer zu unkritisch ? Bezahlt werden sie vom Unternehmen, das sie prüfen. Diesen Auftrag will keiner verlieren. Außerdem: Oft kommen noch andere Beratungsleistungen hinzu. Der Berufsstand sieht da keine Gefahr.
          Professor Norbert Pfitzer, Wirtschaftsprüferkammer: "Der beratende Prüfer ist ein besserer Prüfer, weil er das Unternehmen besser kennen lernt und insofern wirksamer und wirtschaftlicher prüfen kann."
          Professor Karlheinz Küting, Universität Saarbrücken: "Besteht zwischen einem Sonderauftrag und der Jahresabschlussprüfung irgendein Zusammenhang, dann muss eine Trennung der Prüfung erfolgen. Aber diese Trennlinie ist nicht scharf. Es gibt Überlappungen. Es finden sich meist auch Wege, dass man die Sonderaufgaben trotzdem wahrnimmt."
          Viel zu tun für Herbert Meyer und seine Bilanzpolizei. Bleibt zu hoffen, dass ihre Arbeit die Wirtschaftsprüfer in Zukunft vorsichtiger macht."
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    Zur Therapie der "Schuldentollwut": Das psychologische Grundproblem liegt sicher in der falschenEinstellung und in der Folgenlosigkeit maßlosen Wirtschaftens. Staatsverschuldung hat eine jahrtausende alte Geschichte und Tradition über fast alle Kulturen und Epochen, geht über alle Herrschaftssysteme, über alle politischen Verwaltungsebenen (Gemeinden, Städte, Kreise, Bezirke, Länder, Bund, Nationen) und über alle Parteien hinweg. Sie ist ein grundsätzliches und strukturelles Problem (historisch oft durch Inflationen, Währungsreformen und Kriege entschuldet), das nur durch grundlegende strukturelle Veränderungen lösbar ist:

    Strukturelle Therapie des Schuldenproblems.

    Das Struktur-Problem Schuldenspirale ist langfristig nur lösbar, wenn echte Stabilitätsbedingungen in die Verfassung so eingebaut werden, dass VerletzerInnen automatisch amtsenthoben, für eine Zeit lang von Wahlen ausgeschlossen und nicht durch Abfindungen oder andere Vergünstigungen belohnt werden dürfen. Außerdem sollten PolitikerInnen als Minimalbedingung einen zu schaffenden Facharbeiterbrief in Politik nachweisen, der fortwährend qualitätszusichern ist. Schulden dürfen auch nur dann gemacht werden, wenn zugleich ein Investitions-Kostenfolge- und Tilgungsplan vorgelegt wird, der von Ephorenüberwacht wird. Für die Verfassungsgerichte müssen neue Besetzungs- und Kontrollstrukturen gefunden werden.
        Hierzu bedarf es eines starken öffentlichen Problem-Bewußtseins und einer tiefgreifenden Konditionierung der politischen Massenhirne. Schulden machen, das muss Gefühle wie Scheiße in der Zahncreme hervorrufen: Abscheu und Ekel.
       Und man muss sich von falschen Eliten (Etilen) und besonders von den Irrlehren der US-etilE-Universitäten  lösen - die sind in erster Linie für sich selber da - wie man auch begreifen muss, dass die USA ganz andere natürliche Wachstumsbedingungen haben als Deutschland (Bevölkerungswachstum und Arbeitsplatzentwicklung). Die USA sind weder real noch normativ oder ideal ein Weltmodell, das sollten die USA und wir Europäer und Deutsche möglichst schnell begreifen und akzeptieren. Die Ausbeutung und Zerstörung der Landwirtschaftsbasis der Dritten Welt durch die Globalisierung und die supra-nationalen Egoismen (EU) ist ein politisches Wirtschaftsverbrechen gegen die Menschlichkeit und die Regierungen der führenden Industrienationen gehörten dafür vor ein internationales Tribunal gestellt.
      Als allererstes sollte bei PolitikerInnen das Geldtabu aufgehoben und radikale finanzielle Transparenz herbeigeführt werden und vielleicht wäre es eine gute Qualitätssicherungsmaßnahme, wenn JuristInnen und BeamtInnen wenigstens eine Quotenbegrenzung bei Wahlen erhielten, um das Allerschlimmste zu verhüten.

    Kognitive Therapie des Schuldenproblems.

    Wie fast immer beginnt die Problemlösung mit der Problemwahrnehmung. Doch was ist hier das Grundproblem? Wie wir aus der Psychotherapie wissen, setzt eine Verhaltensänderung Leidensdruck, Motivation oder / und Einsicht voraus. Am Beginn einer Verhaltensänderung steht oft eine veränderte, neue Einstellung. Wie wichtig Einstellungen für Verhaltensänderungen sind, weiß man aus der "Küchenpsychologie": Gibt man irrtümlicherweise die Buntwäsche in das Kochwäscheprogramm, dann erfährt man ziemlich schnell, was eine falsche Einstellung der Waschmaschine für Folgen hat hinsichtlich der Buntwäsche (sie geht ein, verblasst und verfärbt).
        Die elementar notwendige Grundstellung für eine dauerhaft verantwortliche, solide und vernünftige Haushaltswirtschaft ist:
      (1) man kann auf Dauer nicht mehr ausgeben als man einnimmt, ohne früher oder später in der exponentiellen Schuldenfalle zu landen (>Eingangsgraphik, was bedeutet ...? );
      (2) man muss in guten Zeiten Rücklagen bilden, damit man in schlechten Zeiten darauf zurückgreifen kann (> Antizyklische Finanzhaushaltung).
    Diese elementaren und banalen Binsenweisheiten - für deren Realisation und Beherzigung ein Studium anscheinend eher hinderlich ist - wollen viele Kämmerer, Finanz"fach"leute und PolitikerInnen nicht einsehen oder es ist ihnen egal. Wir werden daher überwiegend von finanzökonomisch uneinsichtigen Dummköpfen oder von Nach-mir-die-Sintflut-Verwahrlosten - oder von einer besonders ungesunden Mischung aus beiden - regiert. Dummerweise wählen wir diese Leute auch immer noch, so dass man wohl sagen muss: es geschieht uns nicht besser. Doch daraus folgt fatalerweise, dass es wahrscheinlich auch keine Problemlösung (höchstens einer ungewöhnlichen höheren Ordnung) gibt: Denn wenn die grosse Masse der soziologisch-statistisch betrachtet Normalen - inhaltlich betrachtet - die Verrückten sind, dann sind die Verrückten die Normalen und bestimmen, was normal ist. Hier sind zwei paradoxe Erscheinungen beobachtbar: a) Je verantwortlicher, desto verantwortungsloser und, auf gut fränkisch,  b) Je g'scheiter, desto blöder. Dies bestätigt sich auch durch eine Analyse der schuldenfreien Gemeinden in Deutschland. Insgesamt dürften diese vernünftig, verantwortlich und solide Wirtschaftenden nicht einmal die 5%-Hürde schaffen. Eine Änderung ist also ziemlich unwahrscheinlich - bis es wirklich nicht mehr geht und alles zusammenkracht. Bei einigen Gemeinden und Ländern scheint dieser Grenzbereich inzwischen recht nahe zu sein (Berlin, Bremen, München), so dass im Zusammenhang damit, dass es einige wenige Prozent ja wollen und können und der faktischen Pleitesituation vieler anderer vielleicht ein wenig Hoffnung gibt, wenn auch der begonnene Ausverkauf der öffentlichen Vermögenswerte noch viel Schlimmeres befürchten lässt. Wann wird ihnen einfallen, den Kölner Dom, die Berliner Luft oder die bayerischen Alpen an "Investoren" - am besten gleich mehrfach  - zu verleasen, um für ein paar wenige Millionen, ein paar Tröpfchen auf den heißen Stein für kurze Zeit ihre Zahlungsunfähigkeit hinauszuschieben?

    Hinweis: Zur Erkundung des Wissens, des BürgermeisterInnen-Profils und worauf es nach Meinung der kompetenten und erfolgreichen PraktikerInnen ankommt, habe ich einen "Fragebogen KommunalpolitikerInnen (fast) schuldenfreier Gemeinden" entwickelt, der sich derzeit in der Erprobungsphase befindet. Wer mitmachen möchte, melde sich bitte. Gesucht werden für die Kontrollgruppe auch BürgermeisterInnen und KommunalpolitikerInnen von Gemeinden, die noch stärker in den Schulden stecken.

    Mehr zur politischen Krankheit der "Schuldentollwut".

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    Querverweise
    Standort: Sparen, haushalten, wirtschaften - kaputtsparen.
    *
    Andere Querverweise.
    Sparen im (Privat-) Haushalt.
    *  Die Midas-Falle nach Ovid. in: Neid, Mißgunst, Gerechtigkeit, Gier und Vernunft. *  Das Pyramiden-Modell oligarcher Systementwicklung am Beispiel multipler Überschuldung. * Geldtabu. * Einführung und Kritik der Plutokratie der "Deutschland AG" * Überblick Mißwirtschaft D-AG * Eliten & etilE * Die Politische Krankheit der Schuldentollwut. * Globalplayer * Kartelle * Wirtschafts-KriTicker.
    Überblick Staatsverschuldung._
    Überblick Programm Politische Psychologie in der IP-GIPT.
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      Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
      z.B. Finanzen site: www.sgipt.org.* Staatsverschuldung site: www.sgipt.org *
      Geld +Geschichte site: www.sgipt.org * Psychopathologie des Geldes site: www.sgipt.org *
    *
    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Sparen, haushalten, wirtschaften - mit einem Exkurs zum "kaputtsparen". IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/politpsy/finanz/HhR/SpHhWi.htm
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    korrigiert irs 14.12.2011



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    11.03.15  Linkfehler geprüft und korrigiert.
    09.04.13  Gemeinwohl-Ökonomisch Regulierte Wirtschaftsform (GÖRW).
    09.09.12  Bandulet 1997 zum Sparbegriff in: Was wird aus unserem Geld?.
    09.04.12  Staatshaushaltgleichung der Vernunft.