Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=30.07.2016 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 27.01.20
    Impressum: Diplom-Psychologe  Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Heilmittel-Lehre & Heilmittel-Monographien, und hier speziell zum:

    J-Heilmittel Kognitive Differenzierung gegen Beweis-, Behauptungsangst und Lampenfieber

    oder: Angst in für wichtig befundenen Entscheidungssituationen, z.B. Prüfungen. Aus aktuellem Anlass für Menschen, die Bewältigungshilfe gegen ihre Angst vor Anschlägen suchen.

    Übersicht Heilmittellehre und Heilmittel-Monographien *
    Literaturhinweis Symbolik Heilmittelgraphik *
    Terminologie und Kennzeichnungen.

    Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Angst in für wichtig befundenen Entscheidungssituationen:
    Ein  psychotherapiedidaktisches Papier  zur Unterstützung bei Behauptungs-, Beweisangst und Lampenfieber.

    Angst ist der biologische Signalgeber für Gefahr, durch das Angsterlebnis werde ich auf Gefahren aufmerksam gemacht. Welche Gefahr droht also durch eine Behauptungs- oder Beweissituation, z. b. bei einer Prüfung? Nun, dass man schlecht abschneidet, durchfällt und damit seine Ziele nicht erreichen kann und man an Ansehen vor sich selbst und gegenüber anderen (Eltern, FreundInnen, KollegInnen, Vorgesetzten) verliert. Behauptungs- und Beweisangst wie z. B. die Prüfungsangst ist Angst vor dem Misserfolg, vor dem Versagen und den Folgen daraus.

    Jede Angst besteht nun aus einem natürlichen, normalen Teil: Primär-Angst
    Und zu jeder Angst machen wir selbst einen künstlichen Teil dazu: Sekundär-Angst

    Der Primärangstanteil ist normal und natürlich, er sorgt dafür, dass wir aufmerksam sind und uns für die Aufgabe rüsten und wappnen. Daneben gibt es aber die Möglichkeit, zusätzliche Angst, Sekundärangst, aufzubauen, das ist die Angst, die wir selbst zusätzlich erzeugen, indem wir uns unter Druck setzen und Gedanken und Fantasien hingeben, die sich mit dem Versagen und seinen Folgen beschäftigen:

    Behauptungs- und Beweisangst =  Primär-Angst + Sekundär-Angst
                                                           =  Natur-Angst  + Künstliche Angst

    Die Primär-Angst z. B. in Prüfungssituationen gehört zu den natürlichsten und normalsten Erscheinungen des Lebens. Jeder hat sie gewöhnlich und die allermeisten von uns spüren sie auch in den ganz verschiedenen psychologischen Funktionsbereichen.

    ”Gesichter” und Erscheinungsformen der Angst
    Im Bereich des Gedächtnisses kann sich Angst so äußern, dass frühere angstvolle Erfahrungen erinnert werden. Im Denken bewirkt Angst vermehrtes meist negatives Nachdenken und Grübeln, Sorge und Zweifel. Nimmt die Angst sehr starke Formen an, kann sich dies im Bereich des Denkens als Blockade, Brett vor dem Kopf, alles Wissen und Können wie weggeblasen und als Einfallslosigkeit, Gedankensperre äußern. Im Gefühlsbereich äußert sich Angst direkt als Angstgefühl, als Unbehagen, Unsicherheit, Beklemmung und als Erregung, Aufregung, Nervosität, Spannung und Druck. Angst kann lähmen und dies zeigt sich dann im Antriebs- und Energiebereich als Antriebsmangel, Kraftlosigkeit und Schwächegefühl, man kann sich lustlos, müde, leer, ja ausgebrannt, fühlen. Im Bereich der Einstellung kann sich Angst als Ablehnung und Widerwille, (Ekel, Hass) äußern. Auf den Willen und die Selbstkontrolle wirkt die Angst in doppelter Weise, einerseits möchte man flüchten, den angstbesetzten Situationen aus dem Weg gehen, andererseits spürt man vielleicht, dass man den Konflikt aushalten sollte, was meist zu An- und Verspannungen führt. Vielfältige Auswirkungen kann die Angst auch auf den Körper haben:  Im Bereich der Brust kann es zu einem Engegefühl kommen, im Bereich des Halses und beim Sprechen kann sich die Angst als "Kloßgefühl" bemerkbar machen. Die Atmung kann sich beschleunigen, ist manchmal flach und gepresst oder zeigt sich in Form von Atemnot. Der Atem kann stocken. Die Pupillen weiten sich, die Augen können sich weit öffnen. Der Mund kann sehr trocken werden. Die Haut kann rot oder blass werden, man schwitzt vermehrt oder bekommt sogar einen regelrechten Schweißausbruch. Hitzewallungen oder Kälteschauer können entstehen oder sich gar abwechseln. Die Ausscheidungsorgane können verstärkten Harn- oder Stuhldrang melden. Bei großer und plötzlich in “Beweis”-Situationen einsetzender Angst kann man regelrecht in die Hosen machen. Der Kreislauf reagiert mit erhöhtem Blutdruck und beschleunigtem Puls, es kann zur Herzrasen oder Herzjagen kommen, man spürt das Herz in der Brust schlagen. Schwindel kann auftreten. Im Muskel- und Skelettsystem kommt es zu vermehrter Spannung, Verspannung oder Verkrampfung; auch sog. “weiche Knie” können sich einstellen, Unruhe und Zittern kann einsetzen, man kann aber auch ganz steif werden vor Angst. Der Gang kann schwankend werden, wie auf einem Schiff. Das Verdauungssystem kann mit einem flauen Gefühl im Magen reagieren, man sich kann sich unwohl fühlen bis hin zum schlecht werden und erbrechen müssen. Im Wahrnehmungsbereich kann es zu stärkeren Einschränkungen kommen, zu Seh- und Hörstörungen. Das Bewusstsein engt sich ein auf das Angsterleben.

    Wie entsteht die Sekundärangst, wie wird sie erhalten und gesteigert?
    All diese Äußerungsformen der Behauptungs-, Beweis- und Misserfolgs-Angst sind in einem gewissen - milden - Umfang ganz normal und natürlich. Erst das gesteigerte geistige Beschäftigen mit den negativen Möglichkeiten erzeugt die zusätzliche Sekundär-Angst sozusagen "künstlich". Die Sekundär-Angst entsteht durch die geistige Beschäftigung mit dem Thema Misserfolg, Versagen, Fehler, Scheitern und den fantasierten Folgen hieraus:

    Dadurch wird die Aufmerksamkeit von der Aufgabe abgezogen
    und Leistungsfähigkeit und Selbstvertrauen sinken. Die zusätzliche Sekundär-Angst wirkt wie ein Störsender, Selbstvertrauen und Leistungsfähigkeit werden gestört, worauf sich durch das Erleben der Störung die Sekundär-Angst wieder verstärkt und ein Teufelskreis wechselseitigen Hochschaukelns einsetzen kann. Die Fehleranfälligkeit wird größer, Misserfolgsdenken drängt sich vermehrt auf, so schaukelt sich die Sekundär-Angst immer weiter hoch, manchmal bis zu panikartigem Erleben.

    Wie kommt es zum Versagen und Scheitern?
    Die Aufmerksamkeit geht von der Lösung der Anforderung weg. Bewusstsein und Konzentration sind quasi zweigeteilt: der eine Teil versucht, mit der Anforderung fertig zu werden, der andere Teil beschäftigt sich mit der Angst und ihren Auswirkungen, oft auch mit den Folgen möglichen Versagens und Scheiterns. Je öfter und je länger sich jemand der Sekundär-Angst zugewendet und sie “gepflegt” hat, desto mehr konnte sie sich verfestigen und ausweiten bis zum Schluss einer solchen Entwicklung auch schon kleine oder entfernte Ereignisse durch die unfruchtbare Fantasietätigkeit und Vorstellungskraft die Sekundär-Angst auslösen können.

    Sekundär-Angst-Bekämpfung
    Primär-Angst ist hilfreich und nützlich, weil sie uns eine nützliche und leistungsfähige Grundspannung (”Lampenfieber”) verschafft. Sekundär-Angst wird bekämpft und zurückgebildet, indem Sekundär-Themen aus dem Bewusstsein verbannt werden, indem man sich hier und jetzt völlig der Anforderung zuwendet, alles Störende aktiv mental beiseite schiebt, sich genau und ausschließlich auf das konzentriert, was ansteht, was man tun will. Diese Hingabe-Haltung des Ganz-bei-der-Sache-Seins muss und kann man lernen, üben und trainieren. Die psychologischen Heilmittel heißen: Hingabe, Konzentrieren (auf das Richtige) und Nicht-Beachten, Ignorieren (des Falschen). Hierzu kann das psychotherapeutische Papier "Bewusstseinslenkung und mentales Training" ergänzend sehr hilfreich sein.
     



    Literatur (Auswahl)
    Literaturhinweis: In: Sponsel, R. (1995) werden S. 193 - 200 die meisten potentiellen psychologischen Heilmittel (neudeutsch: Heilwirkfaktoren) gelistet und ca. 180 - das sind längst nicht alle - in der Literatur beschriebenen Heilmittel S. 387 - 404 dokumentiert. Überblick Sponsel 1995.



    Links (Auswahl: beachte) > Querverweise.



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    psychotherapiedidaktisches Papier
    PatientInnen / KlientInnen können in unserer Praxis für das eine oder andere Problem oder Therapieziel von uns sog. psychotherapiedidaktische Papiere erhalten, falls sie diese als unterstützend und hilfreich bewerten, z.B. "Wie werde ich meine eigene PsychotherapeutIn - Praxis ("Straße") der Veränderung" oder "Bewusstseinslenkung" (das diese Seite gut ergänzt). Das Konzept des vorliegenden Papiers wird seit über 30 in unserer Praxis erfolgreich eingesetzt.
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    Terminologie.  Mit dem griechischen Buchstaben Theta J  (nach Jerapeia (therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie Heilmittel oder Heilwirkfaktoren Qualität (Funktion) annehmen,  z. B. J einsehen,  J zulassen unterdrückter Erinnerungen, J stellen (konfrontieren), J sich  überwinden und J mutig sein, J differenzieren, J entspannen, J lernen, J loslassen, J beherrschen ...
        Man vergegenwärtige sich auch, dass viele Sachverhalte eine Doppelfunktion haben können: Heilmittel und Störmittel ("Gift"). Möchte man von der Heilmittelfunktion absehen, kann man einfach die Vorsilbe "Heil" weglassen und spricht dann ganz allgemein nur noch vom "Mittel" (zum Zweck). Ein Mittel zum Heilzweck wird sozusagen zum Heilmittel, wenn das Mittel zur Begleitung, Linderung, Besserung oder Heilung von Störungen mit Krankheitswert eingesetzt werden soll. Für Mittel zum Zweck fehlt ein eigentliches griechisches Wort, so dass sich Begriff und Wort des Werkzeuges organon (organon) anbietet mit dem Nachteil, dass sich o wenig vom lateinischen o unterscheidet, so dass wir aus typologischen Gründen lieber in lautgestaltlicher Analogie den Buchstaben m (Mü) wählen. Die Kennzeichnung  m loben bedeutet also z.B., dass wir loben als Mittel kennzeichnen, um einen Zweck zu erreichen zur Abgrenzung von  loben als z.B. spontaner Ausdruck von (freudiger) Anerkennung.
        Und um deutlich zu machen, dass wir ein Wort nicht alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer psychologisch-psychotherapeutischen Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben y  (Psi, mit dem das griechische Wort für Seele =  yuch, sprich: psyche, beginnt). Störungs- Funktor. Begriffe, die eine Störung repräsentieren sollen, kennzeichnen wir mit dem Anfangsbuchstaben Tau (t) des griechischen Wortes für Störung tarach (tarach). Viel Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften und damit meist vielfache Homonyme sind. Um diese babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ und entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm der Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie entwickelt worden: Kamlah & Lorenzen (1967). Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen. Ausführlich zur Terminologie.
     
      Querverweise (Links)  zum Terminologie-Problem in der Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie:
      • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie aus Allgemeiner und Integrativer Sicht.
      • Grundzüge einer Idiographischen Wissenschaftstheorie.
      • Introspektion, Bewusstseins- und Bewusstheitsmodell in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
      • Beispiel Nur_empfinden_fühlen_spüren.
      • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie.
      • Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
      • Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
      • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.

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    Querverweise
    Standort: Heilmittelmonographie Heilmittel kognitive Differenzierung.
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    Überblick Heilung, Heilmittel und Heilmittelmonographien.
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Heilmittel site: www.sgipt.org. 
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    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Das Heilmittel Kognitive Differenzierung gegen Beweis-, Behauptungsangst und Lampenfieber. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/hm/hm_KogDifA.htm
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    korrigiert: irs 30.07.2016



    Änderungen - wird unregelmäßig überarbeitet; kleine Änderungen werden nicht extra dokumentiert
    30.07.16    Aus aktuellem Anlass ins Netz gestellt.