Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=16.10.2014
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 25.12.19
Impressum:
Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf
Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
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Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine
und Integrative Psychotherapie, Abteilung Wirtschaft und Soziales, Rubrik
Wachstum und hier speziell zum Thema:
Postwachstum
Krise, ökologische Grenzen
und soziale Rechte.
Präsentiert von Rudolf
Sponsel, Erlangen
Zusammenfassung
* Bibliographie * Inhaltsverzeichnis
* BIP als Maß für das
Wachstum * Kritik der BIP-Kriterien
* Zusammenhänge und Daten *
Wachstums-Mythen
* Triebkräfte des Wachstums
* Ist nachhaltiges Wachstum möglich
* Staatliche
Lenkung: Harrod, Domar und Keynes * Postwachstumsökonomie
Vortrag Harald Klimenta * Vortrag
Niko Paech: Befreiung vom Überfluss * Literatur
* Links * Glossar,
Anmerkungen Endnoten * Querverweise
* Zitierung * Änderungen
*
Abstract
- Zusammenfassung - Summary [Zusammenfassung Kurzvortrag attac-Gruppe
Erlangen 13.10.14: PDF]
Der attac Basistext 36 zeigt eindrucksvoll an Daten belegt (natürlich
in meiner Interpretation) :
-
Das Wirtschaftswachstum nimmt seit 1950 in Deutschland stetig ab, was dafür
spricht, dass Wirtschaften dazu tendieren einem Nullwachstum zuzustreben,
wenn sie ihr Optimum erreicht haben. Nullwachstum muss daher keineswegs
negativ oder dramatisch interpretiert werden. Im Gegenteil: man kann es
so deuten: wir haben erreicht, was wir erreichen konnten. Wenn wir das
halten, dann sind wir gut, dann ist alles bestens. Jetzt geht es dann um
eine vernünftige und faire Verteilung. Ob und inwieweit sich hier
ein neuer großer Kondratieff-Zyklus
ankündigt, muss einstweilen offen bleiben: denn möglicherweise
ist das blindwütige, maßlose Wachsen am Ende angelangt.
-
Wachstum als das Maß aller Dinge ist falsch und abnorm. Die üblichen
Begründungen sind allgemein gesehen falsch und gelten lediglich teilweise
unter bestimmten Bedingungen. Was ständig wächst, wächst
sich zu Tode, das lehrt uns die Natur - in seiner schlimmsten Form mit
dem Krebs. Die enormen Negativkosten rücksichtslosen Wachstums sind
in der Bilanz überdies ausgeklammert oder verleugnet. Die ruinöse
Ausbeutung der Erde ist unverantwortlich.
-
Die Kriterien, die in das BIP-Wachstumsmaß eingehen, sind nicht angemessen
(> Kritik). Es gibt noch viele
und wichtige individuelle, gruppenindividuelle und gesellschaftliche Leistungen,
die zu berücksichtigen sind.
-
Die Lehren von Harrod, Domar und Keynes sind politisch nicht umsetzbar,
solange die maßlose Staats-Schuldenwirtschaft
verfassungsrechtlich nicht streng unterbunden wird. Wenn der Staat tatsächlich
mit Investitionsprogrammen Rezessionen schuldenfinanziert entgegenwirken
kann, so MUSS SICHER GEWÄHRLEISTET werden, dass Tilgungspläne
in der Konjunkturphase wieder zum Ausgleich führen. Keynes
hat überdies deutlich gemacht, dass zur Stabilität auch
eine angemessene Einkommensverteilung gehört.
-
Vom Wirtschaftswachstum profitieren aber nur wenige, höchstens 20
Prozent der Besserverdienenden. Die Reallöhne stagnieren oder fallen
sogar seit Jahrzehnten. Tatsächlich werden auch nicht einfach die
Reichen immer reichen, sondern nur die Superreichen - ab
100 Millionen - wachsen in ihrem Vermögen immer weiter. Armut
und Ungerechtigkeiten haben in den Entwicklungsregionen in Afrika und Asien
zugenommen (> supranationale
Egoisten). Auch das grenzenlose Wachstum der Vermögen ist pathologisch
und abnorm, das wusste schon Aristoteles.
Mehr als das 10fache des Mindestlohnes
muss niemand verdienen, da zu große Geldmacht zum Schaden und Nachteil
aller ist.
Bibliographie Schmelzer, Matthias
& Passadakis, Alexis (2011) Postwachstum. Krise, ökologische Grenzen
und soziale Rechte. Hamburg: VSA (attac Basistexte 36)
Inhalt
1. Einleitung 7
2. Eine kurze Geschichte von Wachstum und Krisen. 13
Das »goldene Zeitalter« des Wachstums.
14
Die Krise des fordistischen Wachstumsregimes.
16
Das neoliberale Wachstumsmodell. 18
3. Ohne Wachstum ist alles nichts? Wachstum als hegemoniales Konzept.
20
Ermöglicht Wachstum ein gutes Leben?
22
Verringert Wachstum Ungleichheit und Armut?
25
Verringert Wachstum Massenarbeitslosigkeit?
27
Ermöglicht Wachstum Umweltschutz? 28
4. Ist nachhaltiges Wachstum möglich?
Öko-Keynesianismus und Mythos Entkopplung.
31
Ein neues Akkumulationsregime?
Ökokeynesianismus und Green New Deal.
31
Faktor X? Entkopplung von Wachstum und Umweltzerstörung
bzw. Ressourcenverbrauch. 33
Mission impossible:
Entkopplungsstrategien auf dem Prüfstand. 36
Wie in der globalisierten Ökonomie die Verantwortung
für Klimawandel outgesourct wird. 37
C02 runter, Wachstum rauf? Klimawandel als grundlegende
Herausforderung. 38
Peak Oil: Von der Knappheit zum Mangel.
41
5. Triebkräfte des Wachstums. 46
Wachstumstheorie in den Wirtschaftswissenschaften.
46
Akkumulation und Profit in der Wachstumsspirale.
47
»Kapitalismus als Fahrrad«: Wachstum
und Stabilität. 50
Tauschwertorientierte Produktion und Streben nach
Mehr. 51
»Reproduktion gratis«
Externalisierung, Fossilismus und Patriarchat.
53
Kredit, fiktives Kapital und Wachstum.
54
Staatenkonkurrenz. 56
6. Wachstumskritische Debatten. 58
Was ist Wachstumskritik? 58
Konjunkturen der Wachstumskritik. 60
Wachstumskritik und Postwachstum - ein umstrittenes
Feld. 63
7. Solidarische Postwachstumsökonomie. 67
Globale Klimagerechtigkeit:
Umverteilung von Entwicklungschancen.
68
Reduce to the max: Zwei Drittel des BIP reichen.
71
Makroökonomie des Schrumpfens.
73
1. Solidarische Ökonomie, Keimzellen, Commons. 74
2. Investitionslenkung. 76
3. Schrumpfung und Regulierung der Finanzmärkte. 79
4. Weniger und anders arbeiten. 80
5. Demokratische Wirtschaftspolitik. 82
6. Umverteilung und Sicherung des Sozialen. 84
7. Lokalisierung und Deglobalisierung. 86
Aujourd'hui la Décroissance: Solidarische Lebensweise
statt Bionade-Bourgeoisie. 88
8. Perspektiven einer solidarischen politischen Ökonomie.
90
Literatur 93
BIP als Maß für
das Wachstum
Die Definition BIP Bruttoinlandsprodukt (Schmelzer & Passadakis,
S.15): Summe des Geldwerts aller Produkte und Dienstleistungen in einer
Zeitperiode, meist inflationsbereinigt (echtes Wachstum).
Hierbei ist "inflationsbereinigt" genauer zu untersuchen,
weil einfach nur teuerer nichts mit Inflation zu tun haben muss, wenn etwa
die Qualität oder die Lebensdauer steigt. Reine Inflation liegt vor,
wenn ein unverändertes (gleiches) Produkt mehr kostet. Tatsächlich
werden aber viele unveränderte (gleiche) Produkte auch billiger. Die
vielen unterschiedlich wirkenden Zusammenhänge sind sehr kompliziert.
"Oft genannte Begründungen, warum Wachstum dem Allgemeininteresse
dienen soll, sind:
-
Lebensqualität: Wachstum steigere die Lebensqualität, die Wohlfahrt,
das Glück der Menschen und sei von daher das höchste politische
Ziel.
-
Armutsbekämpfung: Wachstum sei sowohl im globalen Norden, aber vor
allem im globalen Süden der beste Weg aus der Armut.
-
Verteilung: Wachstum führe zu einer gerechteren Verteilung innerhalb
von Gesellschaften, aber auch zwischen Ländern, da ein wachsender
Kuchen die Verteilungskonflikte entschärfe und daher Raum für
gerechte Verteilung der erwirtschafteten Güter und Dienstleistungen
schaffe.
-
Arbeitslosigkeit: Wachstum sei das beste Mittel, um Arbeitslosigkeit mit
all ihren sozialen Folgen zu bekämpfen.
-
Umweltschutz: Wachstum sei notwendig für effektiven Umweltschutz,
da erst ein gewisser Wohlstand ein entsprechendes Umweltbewusstsein ermögliche,
vor allem aber nur durch Wachstum die riesigen Investitionssummen aufgebracht
werden können, die für effektiven Umweltschutz notwendig sind.
-
Staatshaushalt, Steuern und Schulden: Wachstum bringe steigende Steuereinnahmen,
die notwendig sind, um die notwendige staatliche Infrastruktur zur Verfügung
zu stellen (z.B. Bildung, öffentliche Investitionen etc.), die staatlichen
Haushalte zu sanieren und die öffentlichen Schulden abzutragen. [>22]
-
Alternativlosigkeit: Wachstum sei eine notwendige Voraussetzung, um das
Wirtschaftssystem stabil zu halten und das Vertrauen der Bürgerinnen
zu sichern; ohne Wachstum entstünden Wirtschaftskrisen und im Gefolge
instabile politische Verhältnisse; eine Ökonomie ohne Wachstum
führe zu Krisen, Chaos und Verarmung.
Doch sind diese Begründungen überzeugend, ist es wirklich so,
wie es in einem Grundsatzpapier der CDU heißt: »Ohne Wachstum
ist alles nichts«? Im Folgenden werden wir diese Behauptungen hinterfragen
(für die letzten beiden vgl. Kapitel 5)."
Kritik der BIP-Kriterien S.
15:
"BIP, Kritik und alternative Indikatoren
Das Bruttoinlandsprodukt ist die Summe des Geldwertes der Güter
und Dienstleistungen, die in einem Zeitraum (z.B. einem Jahr) in einem
Wirtschaftsraum (z.B. BRD oder Welt) verkauft werden, für den Endverbrauch
bestimmt sind und die durch bezahlte Arbeit hergestellt wurden. Die Veränderung
des BIP über Jahre hinweg gilt als Wachstum (ausgedrückt in %)
- dabei wird meist die Inflation herausgerechnet. Obwohl das BIP gemeinhin
als Wohlstandsindikator gilt, ist es höchst ungeeignet, diesen zu
messen, da es nur den Geldwert der Produkte misst, nicht ihre Auswirkungen
auf Bedürfnisbefriedigung und Wohlbefinden. Eine Zunahme von Autounfällen
erhöht daher das BIP (Arztbehandlungen, Autoreparaturen etc.) ebenso
wie Umweltzerstörung (wenn Kompensationsleistungen und Schutzmaßnahmen
gegen Umweltkatastrophen geleistet werden), Regenwaldabholzung (Holzhandel,
Möbel etc.) oder Krieg. Als Bereicherung gilt auch die wachsende Produktion
vergeudeter Verpackungen, weggeworfener Apparate, beschädigte und
nicht reparierte Geräte. Zerstörungen erscheinen so als Quellen
des Reichtums. Und: je schneller die Dinge zerbrechen, veralten, weggeworfen
werden, umso schneller wächst das BIP - und umgekehrt.
Das BIP wird kritisiert, weil es a) diese externen negativen Kosten
vernachlässigt, b) die Verteilung des Wohlstands ausblendet und c)
nur bezahlte Arbeit berücksichtigt. Das BIP ist jedoch trotz aller
Kritik immer noch der am weitesten verbreitete Wohlstandsindikator. Mittlerweile
gibt es jedoch auch weit über 150 alternative Indikatoren. Dabei können
drei Ansätze unterschieden werden:
-
1. Indikatoren, die das BIP nach Wohlfahrtsgesichtspunkten modifizieren,
z.B. den Measure of Economic Welfare (MEW) von William Nordhaus und James
Tobin oder der Index of sustainable economic welfare (ISEW) von Herman
Daly und John Cobb.
-
2. Indikatoren, die aus mehreren sozial-ökonomischen Parametern zusammengesetzt
sind (z.B. Gesundheit, Bildung, ökonomische Entwicklung), wie der
Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen (https://hdr.undp.org/en/statistics).
-
3. Indikatoren, die versuchen, subjektives Wohlbefinden zu messen, wie
Bhutans Gross National Happiness (GNH) (https://www. grossnationalhappiness.com).
Darüber hinaus gibt es auch viele Kombinationen wie beispielsweise
die Vorschläge der Stiglitz-Kommission (www.stiglitz-sen-fitous-si.fr)
oder den Index für einen glücklichen Planeten (HPI) der New Economics
Foundation (www.happyplanetindex.org)."
Zusammenhänge und Daten
Zwischen Wachstum und Beschäftigung (bzw. Arbeitslosigkeit)
gab es in der Vergangenheit eine hohe Korrelation. Das ist der Grund weshalb
die Gewerkschaften als wichtigstes wirtschaftspolitisches Ziel Wachstum
anstreben (S. 27). Tatsächlich sinkt sowohl das Wachstum kontinuierlich
(Graph S. 17) als auch die Beschäftigung. Nachdem die wirklichen Arbeitslosenzahlen
(6-12% seit den 1970er) frisiert werden, muss man bei den offiziellen Zahlen
vorsichtig sein (Prekarisierung, Unterbeschäftigung etc., S. 27).
Triebkräfte des Wachstums
(S. 46-57)
"Wachstum wird demnach durch qualitative und quantitative Veränderungen
der Produktionsfaktoren sowie technischen Fortschritt erklärt:
a) Arbeit: Bevölkerungswachstum, Zunahme des Anteils der
Erwerbstätigen (z.B. mehr Frauen auf dem Arbeitsmarkt), Veränderungen
des Humankapitals durch Bildung
b) Kapital: Mehr oder bessere Produktionsmittel und -anlagen, nimmt
relativ konstant zu
c) Technologischer und sozialer Fortschritt: z.B. Effizienzsteigerungen,
Strukturwandel, Rolle von Ideen und Institutionen
Die neoklassischen Wachstumstheorien vernachlässigen jedoch einige
zentrale Faktoren, die wichtig sind, um Wachstum zu verstehen: die Bedeutung
natürlicher Ressourcen, die Einbettung in die Natur, die Bedeutung
nicht-bezahlter (Reproduktions-) Arbeit, die Rolle des Geldes in der Ökonomie,
Akkumulation und insbesondere die Profitorientierung als zentrale Triebkraft.
Einige der wichtigsten Triebfedern - allerdings nur ein unvollständiger
Ausschnitt dieser großen Fragestellung - werden im Folgenden diskutiert
(siehe auch Kapitel 7)."
"Kapitalistische Akkumulation, Profitstreben und Wettbewerb sind die
zentralen Triebfedern des Wachstums und in Kombination üben sie einen
Wachstumszwang auf Ökonomie und Gesellschaft aus. " (S. 49) |
Wachstumsmythen (S. 22) 1. falsche
Annahme: Höheres Wachstum => höhere Lebensqualität.
2. falsche Annahme: Immer mehr Güter haben ist
besser und wollen alle (Tauschwert ist Lebensqualität).
3. falsche Annahme
Alle haben gleich viel vom BIP. S. 25: 4. falsche Annahme: Höheres
Wachstum => weniger Arme, Armut und Ungleichheit, denn in Asien und Afrika
habe die Ungleichheit seit 1980 um ca. 20% zugenommen; in Europa und den
USA
stimmte das bis in die 1970er Jahre. Höheres Wachstum => höhere
Löhne, das galt die letzten Jahrzehnte lediglich für die oberen
20% der Einkommen.
5. falsche Annahme: Höheres Wachstum => mehr Umweltschutz (stimmt
nur teilweise, global durch die Naturzerstörung nicht. 6. falsche
Annahme: Die marktwirtschaftlichen Zyklen - Konjunktur und Rezession -
können und sollen durch öffentliche Investitionen abgemildert,
ausgeglichen oder aufgefangen
werden können (S. 31ff: Keynesianismus, Neo-Keynesianismus, Ökokeynesianismus,
Green New Deal [T. L. Friedman 2007]); Investitionen - auch durch Schulden
- der öffentlichen Hand schaffen Wachstum), Effizienzsteigerungen
führen zu weniger Nachfrage (S. 34: das Gegenteil ist der
Fall, wie schon Jevons 1885 für die kohleeffiziente Dampfmaschine
fand; Reboundeffekt: Effizienz führt zu Mehrverbrauch infolge höherer
Nachfrage).
Hier ist es notwendig, relative und absolute Entkoppelung zu unterscheiden
(S. 35)
_
_
_ |
Triebkräfte des Wachstums
"Wachstumstheorie in den Wirtschaftswissenschaften
Die klassischen Ökonomen, von Adam Smith über David Ricardo
bis hin zu John Stuart Mill, hatten nur rudimentäre Erklärungen
für Wirtschaftswachstum. Sie alle teilten die Vorstellung eines Endes
des Wachstums, eines durch Abnahme des Bevölkerungswachstums und sinkende
Erträge verursachten stationären Zustands. Die Wachstumstheorie
in der heutigen Wirtschaftswissenschaft entstand erst in den Jahren nach
der letzten großen Weltwirtschaftskrise. Die Vorstellung eines unendlichen
Wachstums geht zurück auf die post-keynesianische Wachstumstheorie,
die Roy F. Harrod (1939) und E. D. Domar (1946) ausarbeiteten. Im Zentrum
dieser Theorierichtung stand folgende damals neue Idee: Kapitalistische
Entwicklung muss nicht notwendigerweise krisenhaft verlaufen. Auf jede
Phase schnellen Wachstums folgt nicht notwendigerweise wieder eine Rezession,
sondern es ist möglich, über staatliche Nachfragesteuerung und
im Rahmen eines stabilen und gleichgewichtigen Wachstums Krisen zu vermeiden.
Neu war hieran vor allem die Idee - die sich in den 1940er Jahren in der
US-Regierung und durch gewerkschaftliche Kämpfe durchsetzte und dann
einen internationalen Siegeszug antrat -, dass der Staat die Verantwortung
für das Wachstum der Ökonomie trage, dass dies kein naturwüchsiger
unkontrollierbarer Prozess sei." (S. 46).
Ist nachhaltiges Wachstum
möglich? (S. 31-45)
Vereinfacht kann man sagen: nachhaltiges Wachstum bedeutet auf lange
Sicht ein günstiges Gesamt-Preis-Leistungsverhältnis zwischen
Nutzen und Schaden für alle. Eine genaue Begriffserklärung habe
ich leider nicht gefunden. Ich interpretiere nachhaltiges Wachstum aber
als gesundes, gutes und in der Gesamtbilanz gesehen auch wirklich
ökonomisches Wachstum, dessen Negativfolgen, Preis und Kosten deutlich
unter dem Nutzen liegen. Hierbei wird Entkopplung immer wichtiger, S. 35:
"Relative und absolute Entkopplung
In der Diskussion zu den Grenzen des Wachstums ist es zentral, zwischen
zwei verschiedenen Formen der Entkopplung zu unterscheiden - die Vernachlässigung
dieses Unterschieds führt zu groben Fehlern in der Argumentation vieler
Wachstumsoptimisten.
Relative Entkopplung bedeutet eine
Abnahme der ökologischen Intensität pro Einheit des Wirtschaftsprodukts.
Der Ressourcenverbrauch bzw. die Belastung der Senken nehmen relativ zum
BIP ab, doch sie verringern sich nicht in absoluten Zahlen. Die Effizienzsteigerungen
durch neue Technologien werden überkompensiert durch das stärkere
Wachstum der Wirtschaft. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe oder der Ausstoß
von C02 können in dieser Situation weiter wachsen, aber mit einer
Geschwindigkeit, die langsamer Ist als das Wachstum des BIP.
Absolute Entkopplung hieße,
dass der Einfluss der Ökonomie auf die Umwelt oder der Ressourcenverbrauch
absolut zurückgeht, während die Wirtschaft weiter wächst.
Dass heißt, dass das BIP zunähme, während sich beispielsweise
die CO2-Emissionen absolut gesehen reduzierten. Diese Form von Entkopplung
ist demnach eine viel größere Herausforderung. Angesichts der
Notwendigkeit, die Kohlenstoffemissionen um 95% zu senken und in absehbarer
Zeit ohne fossile und andere endliche Brennstoffe zu wirtschaften, ist
es absolute und nicht relative Entkopplung, die so dringend notwendig wäre,
um trotz einer Wachstumsökonomie innerhalb der ökologischen Grenzen
zu bleiben."
Die Autoren ziehen in diesem Kapitel S. 45 folgendes Fazit: "Wir haben
versucht zu zeigen, dass selbst die progressivsten öko-keynesianischen
Konzepte die sozial-ökologischen Krisen nicht lösen können,
sondern durch ihren Wachstumskurs noch verschärfen, und plädieren
daher für eine Postwachstumsökonomie. In Kapitel 7 wird diese
genauer ausgeführt - hier skizzieren wir nur grob die wichtigsten
Unterschiede. In beiden Ansätzen geht es darum, massiv öffentliche
Investitionen in ökologisch sinnvolle Bereiche wie erneuerbare Energien
und ökologische Sanierung zu kanalisieren, Finanzmärkte zu reregulieren
und gesellschaftlich umzuverteilen. Im Unterschied zum Öko-Keynesianismus
setzt Postwachstum darüber hinaus auf
-
selektives Wachstum und selektives Schrumpfen (der fossilistischen Ökonomie)
- der Aspekt der Kontraktion wird in GND-Konzepten (so z.B. von Bütikofer
und Giegold 2010) ignoriert, sie setzen nur auf grünes Wachstum;
-
als Konsequenz ein Abnehmen des BIP im Norden bis zu einem ökologisch
und im globalen Kontext sozial verträglichen Maß;
-
die konsequente Durchsetzung globaler sozialer Rechte für alle statt
Perpetuierung der Ungleichheiten durch einen grünen Wachstumsboom
im Norden;
-
eine schrittweise grundlegende Veränderungen der Produktions- und
Lebensweise statt ökologische Modernisierung."
Staatliche Lenkung: Harrod,
Domar und Keynes
Die Grundideen der staatlichen Lenkung zum Ausgleich rezessiver Wirtschaftszyklen
stammen aus dem erzkapitalistischen Land der unbegrenzten (Un-) Möglichkeiten,
nämlich den USA (Harrod 1939, Domar 1944). Das Problem ist klar: reine
Marktwirtschaft führt zu sinusartigen Wellenbewegungen von Hoch- und
Tiefs (Konjunktur, Rezession). Was kann getan werden, um vor allem die
Tiefs zu verhindern oder wenigstens flacher zu machen. Graphisch veranschaulicht:
|
a) illustriert den reinen Marktzyklus mit ausgeprägten
Hochs und Tiefs, wobei die Tiefs (Rezessionen) mit hoher Arbeitslosigkeit
und wirtschaftlicher Not vieler einhergehen.
b) zeigt eine weitgehend ideal-stabile Kurve fortgesetzter ausgeglichener
Marktentwicklung mit nur kleinen, abgeflachten Hochs und Tiefs.
c) hier entfallen zumindest die tiefen Rezessionen. |
Die Hypothese von Harrod & Domar (S. 46) und später Keynes
u.a. erwog, dass der Staat durch Investitionsprogramme den Rezessionen
entgegenwirken kann.
Anmerkung: Falls das vernünftig geht, müsste
es so organisiert werden, dass der Staatshaushalt nicht mit enormen Folgelasten
belastet wird. Da der Staat bislang nicht verantwortlich und vernünftig
wirtschaftet
(also Rücklagen bildet), werden solche Programme in aller Regel schuldenfinanziert
sein. Damit schnappt dann früher oder später, so wie derzeit,
die Schuldenfalle zu. Die Grundidee
von Keynes ist nie so umgesetzt worden wie gedacht und erforderlich,
eine der dramatischsten Fehlleistungen vollbrachte hier Helmut
Schmidt.
Postwachstumsoekonomie
Postwachstumsökonomie ist glücklicherweise inzwischen ein
großes Thema geworden, auch in den Wirtschaftswissenschaften (Beispiel
Prof. Paech). Für
attac-Erlangen
ist es ständiges Arbeitsgebiet; es spielt bei vielen unserer Aktionen
mehr oder minder stark mit.
Postwachstumsoekonomie am 30.10.2015,
19.00 Uhr, Lesecafe Erlangen (Altstadtmarktpassage)
Als "Postwachstumsökonomie" wird eine Wirtschaft bezeichnet, die
ohne Wachstum des Bruttoinlandsprodukts über stabile, wenngleich mit
einem vergleichsweise reduzierten Konsumniveau einhergehende Versorgungsstrukturen
verfügt. Die Postwachstumsökonomie grenzt sich von landläufigen,
auf Konformität zielende Nachhaltigkeitsvisionen wie "qualitatives",
"nachhaltiges", "grünes", "dematerialisiertes" oder "decarbonisiertes"
Wachstum ab. Den vielen Versuchen, weiteres Wachstum der in Geld gemessenen
Wertschöpfung dadurch zu rechtfertigen, dass deren ökologische
"Entkopplung" kraft technischer Innovationen möglich sei, wird somit
eine Absage erteilt.
Dr. Harald Klimenta ist Physiker, lebt in Regensburg und arbeitet als
Hausmann und Autor. Er ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von Attac
und engagiert sich u.a. in der Kampagne "Stoppt TTIP"- zur Verhinderung
des EU-USA-Handelspakts.
Harald Klimenta [Homepage]
hat freundlicherweise seinen Foliensatz
zur Verfügung gestellt. Besonders möchte ich auf die Folien S.
28 ff hinweisen, hier kann jeder Anregungen bekommen, was er direkt,
hier, jetzt und heute in seinem Lebensraum für die Postwachstumsökonomie
tun kann.
Postwachstumoekonomie:
"Befreiung vom Überfluss"
Vortrag von Niko Paech im Lesecafe Erlangen am 01. 02.2016
Herr Prof. Paech hat seine Folien freundlicherweise zum download zur
Verfügung gestellt (zum Download auf folgende Graphik klicken oder
hier):
Literatur
(Auswahl)
-
Klimenta, Harald (2015) Alternativen zur herrschenden Weltwirtschaft -
Zum Beispiel "Postwachstumsökonomie". Vortrag in Erlangen am 30.10.2015.
[Homepage]
-
Schmelzer, Matthias & Passadakis, Alexis (2011) Postwachstum. Krise,
ökologische Grenzen und soziale Rechte. Hamburg: VSA (attac Basistexte
36)
-
Sponsel, Rudolf (2014) Kurzvorstellung
Postwachstum beim Monatstreffen attac-Erlangen am 13.10.2014.
Links (Auswahl: beachte) Anregungen willkommen
...
-
https://postwachstum.net/
-
https://postwachstum.net/2011/05/03/neuerscheinungen-zu-postwachstumsokonomie/
-
https://postwachstum.net/2011/02/01/solidarische-postwachstumsokonomie-als-attac-projekt/?relatedposts_exclude=224
-
https://blog.postwachstum.de/
-
https://bundjugend.de/themen/postwachstum/
-
Rezension: https://www.nachdenkseiten.de/?p=9627
-
Lexikon der Nachhaltigkeit: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/gruende_warum_wir_wachstum_angeblich_brauchen_1824.htm
-
Mehr Wachstum bedeutet nicht immer mehr Wohlstand. Autor: Paqué,
Karl-Heinz (2010) Wachstum! Die Zukunft des globalen Kapitalismus. Carl
Hanser Verlag GmbH & Co. KG: https://www.hanser-elibrary.com/action/showBook?doi=10.3139%2F9783446425415
-
Beyond GDP: https://ec.europa.eu/environment/beyond_gdp/index_en.html
Videos
-
Tele-Akademie: Prof. Dr. Niko Paech Befreiung vom Überfluss - Auf
dem Weg in die Postwachstumsökonomie
ARD-alpha, So 29.11.2015, 14:00 bis 14:45 Uhr. "Wachstum ist das Credo
moderner Gesellschaften. Denn ohne Wachstum ist unser Wohlstand nicht zu
haben. Dabei sind komplexe Verflechtungen und Abhängigkeiten entstanden.
Die aktuellen Verschuldungs- und Finanzkrisen, für die keine Lösung
in Sicht ist, die schonungslose Ausbeutung unseres Planeten und ein in
vieler Hinsicht ungesundes Konsum- und Mobilitätsniveau stellen uns
immer unausweichlicher vor die Frage: Kann es wirklich so weitergehen?
Noch können wir uns eine Welt ohne Wachstum kaum vorstellen. Aber
die Diskussionen über das Ende der Maßlosigkeit nehmen zu.
Der Nachhaltigkeitsforscher Niko Paech plädiert für eine
Einschränkung industrieller Wertschöpfungsprozesse und für
ein genügsameres, ökologisch verträglicheres und entlastendes
Miteinander.
Professor Dr. Niko Paech lehrt seit 2010 am Lehrstuhl
für Produktion und Umwelt der Universität Oldenburg. Er ist Vorsitzender
der Vereinigung für Ökologische Ökonomie." Auch in 3sat
29.11.12015, 6.45-7.30 Uhr.
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten: ..." []
1) GIPT= General and Integrative
Psychotherapy,
internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
__
Stichworte: Antizyklische
Wirtschaftspolitik * Club Life * Inflation
* Inflationsbereinigtes
reales Wachstum * Kondratieff Zyklen
*
Netzmeinungen
zur Frage: warum muss die Wirtschaft wachsen * Prognosen
Überprüfung * Reiche
immer reicher ... * Sprüche zum
Wachstum * Wachstumsbegriff *
Wohlstandsparadoxa
* Wachstumszyklen, große
* Zusammenhänge Wachstum (BIP),
Geldmenge,
Zins und andere Größen * Zusammenhangsmöglichkeiten
Zufriedenheit und materieller Wohlstand *
__
Antizyklische Wirtschaftspolitik
Jede antizyklische Finanz- und Wirtschafts-Politik
setzt
voraus, dass in schlechten Zeiten das eingesetzt wird, was in guten
Zeiten
zur Seite gelegt wurde. Antizyklisch kann niemals
heißen: wir machen immer Schulden und in schlechten Zeiten
ganz besonders viele. Das scheint in Deutschland und in den plutokratischen
Hollyvoodookratien
noch nie einer richtig begriffen zu haben. Es sei daher noch einmal an
das erinnert, worum es John
Meynard Keynes (1936, S. 314) letztlich und wirklich ging:
"Die hervorstechenden Fehler der wirtschaftlichen Gesellschaft,
in der wir leben, sind ihr Versagen, für Vollbeschäftigung Vorkehrung
zu treffen und ihre willkürliche und unbillige Verteilung
des Reichtums und der Einkommen."
Antizyklische Haushaltspolitik steht nach Keynes also unter dem Ziel der
Vollbeschäftigung,
Stabilität und die sie ermöglichende
soziale
Gerechtigkeit.
__
Club Life Die Gründerin des Club
Life bekennt freimütig im Vorwort (S. VII): "Das vorliegende Taschenbuch
ist das erste in einer geplanten Serie, die den Zweck verfolgt, den Club
of Rome, das Aspen-Institut, den World Wildlife Fund u.ä. zu diskreditieren
und deren Einfluß zurückzudrängen."
__
Inflation
Sinkt der Wert des Geldes, wenn man also nicht mehr wie vormals so
viel einkaufen kann, so spricht man von Inflation. Man muss hierbei unterstellen
oder voraussetzen, dass das Wirtschaftsgut in seiner Güte oder Qualität
gleichbleibt. Nimmt die Güte ab, sollte es billiger werden. Nimmt
die Güte zu, kann es teuerer werden.
__
Inflationsbereinigtes
reales Wachstum
Hier wird die Geldwertentwicklung berücksichtigt und herausgerechnet.
__
Kondratieff Zyklen
Die von Wikipedia mitgeteilten Kondratieff-Zyklen passen nicht zu den
realen Daten ab 1990, die von gevestor ausgewiesenen Zyklen lassen noch
zweifelhafte "Hoffnung". An dieser Stelle möchte ich daher noch einmal
eindringlich betonen, dass die Zuverlässigkeit und Vergleichbarkeit
statistischer Daten von größer Bedeutung für die staatliche
Lenkungseffizienz sind. Leider werden viele statistische Daten (z.B. Arbeitslose,
Schulden)
geändert, frisiert bis verfälscht, was gute wissenschaftliche
Arbeit erschwert bis sogar verhindert.
Nach Wikipedia:
"Joseph Schumpeter prägte 1939 in seinem Werk über Konjunkturzyklen
für diese Langen Konjunkturwellen den Begriff der Kondratjew-Zyklen
und stellte heraus, dass die Basis für diese Langen Wellen grundlegende
technische Innovationen seien, die zu einer Umwälzung in der Produktion
und Organisation führen. Er prägte für diese den Begriff
der Basisinnovationen, wobei er offenließ, was zu deren Entstehung
und damit zu einem neuen Kondratjew-Zyklus führt. Für ihn war
hierbei nicht die Entdeckung einer Basisinnovation ausschlaggebend, sondern
deren breiter Einsatz."
1. Kondratieff-Zyklus 1780 bis 1830: Dampfmaschine, Textilindustrie
[nach 1]
2. Kondratieff-Zyklus 1830 bis 1880: Eisenbahn, Stahlproduktion [nach
1]
3. Kondratieff-Zyklus 1880 bis 1930: Elektrizität, Chemie [nach
1]
4. Kondratieff-Zyklus 1930 bis 1970: Automobilbau, Petrochemie [nach
1]
5. Kondratieff-Zyklus 1970 bis heute: Informationstechnik [nach 1]
__
Netzmeinungen
zur Frage: warum muss die Wirtschaft wachsen ?
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"Sven Rechenberger aus Leipzig bringt es auf den Punkt: "Die Wirtschaft
ist auf stetiges Wachstum angewiesen, da die progressive Vermehrung
der giralen Geldmenge bedingt durch Zins und Zinseszins ein in gleichem
Maße steigendes Bruttoinlandsprodukt erfordert, wenn die Inflationsrate
konstant bleiben soll. ..." [Quelle]
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Meinhard Miegel: "Unser Wirtschaftssystem basiert auf ständigem Wachstum
- wodurch unser Planet geplündert wird. Ökonomen rätseln
darüber, wie eine wachstumsfreie Ökonomie aussehen könnte
- und zeigen erste Ansätze." ..." [Quelle]
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"Abschied vom Wachstum. Haben wir nicht genug? Wie sich Ökonomen
ein System vorstellen, in dem nicht zwanghaft immer mehr produziert werden
muss. ... Kapitalismus ohne Wachstum? Eine
Horrorvorstellung. »Stimmt nicht«, sagt William Rees, ohne
zu zögern. Der Kanadier forscht und lehrt seit Jahren, wie eine Wirtschaft
ohne Wachstum funktionieren könnte. Er ist überzeugt: Sie wäre
besser für die Menschheit, für die Umwelt sowieso. ... William
Rees ist längst nicht der Einzige, der so denkt. Weltweit gibt es
mittlerweile eine ganze Reihe von Ökonomen, die nach den Bedingungen
der Postwachstumsgesellschaft forschen. Sie wollen nicht viele Griechenlands
schaffen, also Länder, deren Wirtschaft schockartig schrumpft, sondern
einen behutsamen Übergang zu einer grüneren Postwachstumswirtschaft.
Das kanadische Casse-Institut verfolgt dieses Ziel, im amerikanischen Portland
in Oregon wurde jüngst ein Lehrstuhl dafür eingerichtet, in Frankreich
gibt es die Decroissance-Bewegung, und auch in Deutschland trauen sich
inzwischen ein paar Ökonomen, nach dieser steady state economy zu
suchen. .... " [Zeit
12.12.11]
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Tagesschau: "Warum muss die Wirtschaft ständig
wachsen? Roland Zieschank: Weil unsere Volkwirtschaft davon lebt, dass
permanent Fortschritte in der Produktivität erzielt werden. Das heißt:
Wenn Unternehmen besser, schneller und effizienter wirtschaften, benötigen
sie weniger Arbeitskräfte. Damit diese Menschen wieder an anderer
Stelle einen Job finden, muss die Wirtschaft nach der herkömmlichen
Theorie mindestens zwei Prozent pro Jahr wachsen. Aber: In einer Volkswirtschaft
gibt es noch andere Ziele als pures Wachstum. Wir müssen wegkommen
von diesem Wachstumsparadigma. Das Bruttoinlandsprodukt, das nur Dienstleistungen
und Güter in die Berechnungen mit aufnimmt, sollte deshalb nicht das
alleinige Maß für politische und wirtschaftliche Entscheidungen
sein. ... ...
Nationaler Wohlfahrtsindex.
Der Nationale Wohlfahrtsindex beruht auf der Annahme, dass die Kosten von
Umweltzerstörungen oder negative gesellschaftliche Folgen wirtschaftlichen
Handelns im Bruttoinlandsprodukt nicht berücksichtigt werden. Das
BIP widerspricht laut der Studie "Weiterentwicklung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie
- Vorschlag für einen nationalen Wohlfahrtsindex" zahlreichen Nachhaltigkeitszielen.
Dies betrifft beispielsweise den Konsum von Alkohol. Der NWI berücksichtigt
zusätzliche Faktoren zur Messung des Wohlstandes. Dazu zählen
beispielsweise Kosten durch Verkehrsunfälle, der Wert von ehrenamtlicher
Arbeit, Schäden durch Boden- und Luftverschmutzung sowie Einschränkungen,
die durch Lärm entstehen. Der Verwaltungswissenschaftler Roland Zieschank
von der Forschungsstelle für Umweltpolitik an der Freien Universität
Berlin und der Ökonom Hans Diefenbacher von der Forschungsstätte
der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg erstellten die Studie
im Auftrag des Umweltbundesamtes und des Bundesumweltministeriums. " [Tagesschau
25.9.9]
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"Die Wachstumsspirale..... IMMER WIEDER WIRD
VOM WACHSTUMSZWANG DER WIRTSCHAFT GEREDET. WIESO ABER IST DIE WIRTSCHAFT
GEZWUNGEN ZU WACHSEN? IM BUCH «DIE WACHSTUMSSPIRALE» GEHT DER
HSG ÖKONOM HANS BINSWANGER DIESER FRAGE AUF DEN GRUND. DAS PROBLEM.
Wir hatten Hans Binswanger als Gastreferent in unserer Vorlesung. Auf Basis
seiner Erläuterungen und einem Skript von ihm versuche ich das Konzept
der Wachstumsspirale prägnant wieder zu geben. Nach Binswanger haben
wir den ungeheuren Fortschritt unserer Zivilisation der letzten zwei- bis
dreihundert Jahre mit einem Zwang zum Wirtschaftswachstum erkauft. Dieser
Zwang ist eine direkte Folge unseres Wirtschaftssystems. Das Problem dieses
Wachstums ist, dass es die Grenzen der Natur nicht anerkennt. Viele Ressourcen
sind endlich und die Aufnahmerate für Abfall der Natur ist ebenfalls
begrenzt — sofern wir überleben wollen. ... ... ..." [project21]
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"... In diesem Teufelskreis der Kreditausweitung
muss
die Wirtschaft ständig mindestens so schnell wachsen wie der Geld-
und Schuldenberg, denn die zusätzlichen Schulden müssen durch
zusätzliche Sicherheiten gedeckt werden. Die Folge dieses Schneeballsystems
ist ein sich ständig beschleunigender Wachstumswahn. Um diesem Mechanismus
zu dienen, müssen immer mehr Häuser, Maschinen, Autos, Schiffe
usw. auf Kredit produziert werden. Sobald die Wirtschaft aufhört zu
wachsen, gibt es überall Pleitewellen, obwohl nirgendwo materieller
Notstand herrscht. Im Gesamtsystem fehlt dann einfach nur das Geld für
die Zinsen. ..." [Steuerboykott]
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"Brauchen wir Wirtschaftswachstum? - Eine Erklärung
... Wofür brauchen wir ein ständiges Wachstum der Wirtschaft?
Wir brauchen ein ständiges
Wirtschaftswachstum aus demografischen Gründen. Die Anzahl der jungen
arbeitsfähigen Menschen sinkt kontinuierlich ab. Das bedeutet dann,
dass diese Menschen eine permanent steigende Produktivität erreichen
müssen.
Würde die Wirtschaft
oder auch die Produktivität nicht mehr wachsen, könnten die derzeitigen
Standards gar nicht mehr gehalten werden. Das würde dann eine niedrigere
Lebensqualität und auch eine enorme Verteuerung für sämtliche
Waren und Dienstleistungen zur Folge haben.
Ein ständiges Wachstum
der Wirtschaft ist aber auch deshalb erforderlich, um in dem hart umkämpften
globalen Wettbewerb mithalten zu können.
Festzuhalten bleibt, dass wir ein permanentes
Wirtschaftswachstum brauchen, um unsere gewohnte Lebensqualität beizubehalten."
[Helpster]
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Prognosen Überprüfung
Zur Frage, was aus den Wachstums-Prognosen des Club-of-Rome wurde, siehe
bitte die Überprüfungen von Prof. Dr.-Ing. C.C. Timmermann.
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Reiche immer reicher ...
""Dass sowohl Reiche als auch Arme in den vergangenen Jahren reicher
wurden, die Reichen aber etwas mehr, haben die eingangs zitierten Zahlen
der OECD gezeigt. Doch ist es wirklich das oberste eine Prozent, dass überproportionale
Zugewinne erhalten hat? Eine Antwort darauf gibt die heuer erschienene
Studie „Die Verteilung des US-Reichtums“ der beiden französischen
Ökonomen und Piketty-Vertrauten Emmanuel Saez und Gabriel Zucman.
Sie haben dabei nämlich das oberste Prozent weiter aufgeschlüsselt.
Und dabei wird ersichtlich, dass auch bei diesem die unteren 0,9 Prozent
keinerlei Zuwächse verzeichnen konnten. Einen wirklichen Anstieg des
Anteils am gesamten Reichtum gab es nur bei den obersten 0,1 und vor allem
0,01 Prozent (siehe Grafik). ... " [dP
11.10.14] "
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Sprüche zum Wachstum
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„Wer glaubt, exponentielles Wachstum geht in einer begrenzten Welt immer
weiter, ist entweder ein Verrückter, oder ein Ökonom!" [Kenneth
Boulding]
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"Die Demokratie steckt in der Wachstumsfalle. Das 21. Jahrhundert wird
entweder ein Jahrhundert der Nachhaltigkeit oder ein Jahrhundert der Ausgrenzung,
Gewalt und Verteilungskonflikte." Michael Müller - Die Grenzen des
Wachstums, 2010.
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"Wir werden sogar mit Sicherheit dazu gelangen, dass zu Recht die Frage
gestellt wird, ob es noch immer nützlich ist, mehr Güter, mehr
materiellen Wohlstand zu erzeugen, oder ob es nicht sinnvoll ist, unter
Verzichtsleistung auf diesen Fortschritt mehr Freizeit, mehr Besinnung,
mehr Muße und mehr Erholung zu gewinnen." Ludwig Erhard 1957 in „Wohlstand
für alle“
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"Fakt ist jedoch, dass die Lebenszufriedenheit der überwältigenden
Mehrheit in Deutschland schon lange nicht mehr vom materiellen Wohlstand
abhängt und der Wohlstand durch Wachstum - wenn überhaupt - nur
noch mäßig gemehrt wird.
Wahrscheinlich ist sogar, dass weiteres Wirtschaftswachstum den Wohlstand
mindert, so dass man auch bei einem steigenden Bruttoinlandsprodukt kaum
noch davon sprechen kann, dass der Wohlstandspfad nach oben führt."
Meinhard Miegel.
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"Wenn wir die nächsten zwei Jahrhunderte das Pro-Kopf-Einkommen um
ein Prozent im Jahr steigern würden, dann wären wir am Ende acht
Mal so wohlhabend wie heute ... Wie wollen wir das hinbekommen, ohne die
Umwelt oder die soziale Stabilität zu zerstören?" Kenneth Rogoff.
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"Wachstum macht nicht auf Dauer glücklich. Fragen Sie mal ihre Landsleute,
ob das Wirtschaftswachstum sie glücklich macht. Wir brauchen andere
Indikatoren, um eine Gesellschaft zu bewerten. Die Kanadier entwickeln
gerade den Canadian Welfare Indicator. Der setzt sich aus 64 Indikatoren
zusammen. Darunter: Gesundheit, Bildung, Sicherheit, das Erlernen eines
Instruments." Dennis Meadows.
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"Das westliche Entwicklungsparadigma ist höchst gefährlich: Es
garantiert den allgemeinen Wohlstand nicht, bringt das ökologische
Gleichgewicht aus dem Lot und stellt dadurch das Überleben der Menschheit
in Frage. Der "grüne Kapitalismus" ist eine Falle, denn er stellt
die kapitalistische Logik nicht in Frage. In den letzten Jahrzehnten hat
auch der Umweltmerkantilismus die Lage nicht verbessert, er ist nur Schminke."
Alberto Acosta.
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"Wachstum ist nicht alles, aber ohne Wachstum ist alles nichts“. Karl Schiller
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Wachstumsbegriff
> Wachstums-Tabellen und Schaubilder.
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bpb:
"Wachstumstheorie
wirtschaftswissenschaftliche Beiträge und Modelle, die sich mit
der Untersuchung des Wirtschaftswachstums befassen. Im Mittelpunkt der
Wachstumstheorie stehen neben der Erforschung der Bestimmungsfaktoren des
Wirtschaftswachstums Fragestellungen, inwieweit der Wachstumsprozess durch
vermehrten Einsatz von Produktionsfaktoren zu einem stabilen Gleichgewicht
führt und gesamtwirtschaftlich optimal ist.
Ausgangspunkt der Analyse sind private Unternehmen,
die eigenes oder fremdes Geldkapital in Produktionsprozessen einsetzen,
um dauerhaft Gewinne zu erzielen. Da Unternehmen für ihre Produktion
Produktionsfaktoren benötigen und nachfragen, ist zu untersuchen,
ob ein geeignetes Angebot an diesen Faktoren zur Verfügung steht.
Diese Fragestellung bezieht sich auf die Ausstattung eines Landes mit Boden
(z. B. als Landwirtschafts-, Industrie- oder Verkehrsfläche) und Bodenschätzen,
mit Arbeit (Erwerbsbevölkerung mit bestimmter Alters-, Sozial- und
Qualifikationsstruktur) und Sachkapital (z. B. Maschinen, Gebäude)
sowie auch auf den Grad der Mobilität der Faktoren Arbeit und Kapital.
Bestimmungsgrößen, die Einfluss auf das
Wirtschaftswachstum haben, sind z. B. die Wirtschaftsordnung eines Landes,
die Wirtschaftsstruktur, die Ziele und Maßnahmen staatlicher Wirtschaftspolitik,
die Energie- und Rohstoffquellen, die Kapazität und die Qualität
der Produktionsanlagen, der Sparwille und der Bildungsstand in der Bevölkerung
sowie besonders der technische Fortschritt.
Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für
Schule und Studium, Beruf und Alltag. 4. Aufl. Mannheim: Bibliographisches
Institut 2009. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung
2009." > Wachstumspolitik.
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Wohlstandsparadoxa
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Wachstumszyklen, große
> Kondratieff-Zyklen.
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Zusammenhänge Wachstum
(BIP), Geldmenge, Zins und andere Größen
Statistisches Bundesamt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen - Wichtige
Zusammenhänge
im Überblick. PDF auch hier.
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Zusammenhangsmöglichkeiten
Zufriedenheit und materieller Wohlstand
> siehe bitte auch Wohlstandsparadoxa.
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Querverweise
Standort: Postwachstum.
*
Gemeinwohlökonomie
- das Wirtschaftsmodell der Zukunft.
Staatsverschuldung
und Wirtschaftswachstum (BIP).
Wachstum - Kritische Reflexionen zu einem äußerst
fragwürdigen Konzept.
Schaubilder und Tabellen zu Wachstumsprozessen.
Politik, Geld,
Psychopathologie
des Geldes,
Staatsverschuldung
und
Wirtschaft in der
IP-GIPT
Globalisierung: Definition,
Globalplayer,
Erfindung und Sinn der Globalisierung
I,
II,
III,
IV,
V.,
Schwarzbuch,
Begriffe,
Grundprobleme
der Menschheit,
Vorbilder
und Alternativen.
Wissenschaft in der IP-GIPT
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS).
Postwachstum. Krise, ökologische Grenzen und soziale Rechte.
Mit Literaturhinweisen und Links. Aus unserer
Abteilung
Wirtschaft und Soziales. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/wirtsch/wachst/PostWa.htm
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09.05.16 PDF-Download-Ergänzung.
13.04.16 Linkfehler geprüft und korrigiert.
12.04.16 Foliensatz Vortrag Niko Paech 1.2.2016
(Lesecafe Erlangen).
29.11.15 Hinweis auf Videos:
21.11.15 Postwachstumsökonomie
Vortrag Harald Klimenta.
Notizen/Merken:
Novales, Alfonso; Fernández, Esther &
Ruíz, Jesús (2014) Economic Growth Theory and Numerical
Solution Methods. Berlin: Springer. Anmerkung: In dem Buch findet
sich im Sachregister kein Eintrag "collinearity" oder, für die Ökonomie
passender, "multicollinearity". Das Problem scheinen die VerfasserInnen
nicht zu kennen.