Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPT DAS=03.06.1998 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung TMJ
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
                               Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen *  Mail: sekretariat@sgipt.org

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    Übersicht Fallberichte
    1. Legasthenie und die psychologische Grundfunktion des y Vorstellens1)

    Wissenschaftliche Einführung: Vorstellen und  Grundfunktionen

    Ein Explorations-Projekt der Allgemeinen und Integrativen PsychotherapeutInnen

    2. F01 Problemdarstellung einer erwachsenen LegasthenikerIn


    1. Legasthenie und die psychologische Grundfunktion
    des yVorstellens1)

    Mehr oder minder durch Zufall habe ich bei dem Versuch, einer - auch legasthenischen - PatientIn, dasJ mentale Training1)beizubringen (als kognitives Heilmittel bei negativistisch depressiven Bewußtseinsinhalten) mit der PatientIn zusammen entdeckt, daß sie nicht über die psychologische Grundfunktion desy Vorstellens1)verfügt. Es ist an dieser Stelle natürlich sehr wichtig, den psychologischen Fachbegriff  y vorstellenexakt zu verwenden, deshalb wollen wir ihn hier zunächstdefinierenund anschließend konstruktiv normieren:
     
     

     

    1.1 Definition der psychischen Grundfunktion
    yVorstellen2)
    Nur für wissenschaftlich Interessierte 

    Allgemeine Vorbemerkung: Für eine exakte Psychologie und Psychotherapie sind präzise Unterscheidungen und Definitionen ebenso notwendig wie konstruktive Handlungsanweisungen, wie das Begriffsverständnis bei einfachen gebildeten, sog. "Durchschnittsmenschen" praktisch hergestellt werden kann. Diese Herstellungsprozedur bezeichnen wir als konstruktive Normierung.

    Untery vorstellenverstehen wir die sinnliche Präsentation einer aus dem Gedächtnis aufgerufenen Wahrnehmung im Bewußtsein.y vorstellenheißt sozusagen "wahrnehmen" ohne äußere Wahrnehmungsquelle mit dem Wissen, daß man y vorstellt- und nicht y halluziniert odery pseudo-halluziniert(siehe unten). Die vertrauteste Vorstellung im Alltag ist die visuelle;y vorstellenheißt hier praktisch: "sehen" mit geschlossenen Augen. Es können aber alle sinnlichen und wahrnehmbaren Funktionen y vorgestellt werden: riechen, schmecken, hören, bewegen, Anspannung, Entspannung, Kälte, Wärme (Autogenes Training) ...

    Unterscheiden und Abgrenzen vomy denken undy erinnern: y denken undy erinnern kann gedanklich abstrakt geschehen, also ohne - bewußte - sinnliche Präsentation im Bewußtsein3).yDenken heißt, geistige Modelle bilden oder zueinander in Beziehung setzen ohne sinnliche Re-Präsentation. yErinnern heißt die Re-Präsentation eines Erlebnis-  oder früheren Bewußtseinsinhaltes aus dem Gedächtnis. y Denken kann auch im Zusammenhang mit anderen psychologischen Funktionen wie z. B. y vorstellen oder y phantasieren erfolgen.

    Unterscheiden und Abgrenzen vomy Halluzinieren, y pseudo-halluzinierenundy eidetischen vorstellen: Im Unterschied zumy Halluzinierenweiß die Vorstellende beim y pseudo-halluzinierenundy eidetischen vorstellen, daß siey vorstelltund n i c h t  ohne äußere Wahrnehmungsquelley wahrnimmt. 
    Nehmeny Vorstellungenden Realitätscharakter vony Wahrnehmungen an, sprechen wir vony eidetischen Vorstellungen. 
    y Halluzinierenheißt,y Vorstellungenalsy Wahrnehmungenohne tatsächliche äußere Wahrnehmungsquelle zu deuten, wobei die Vorstellende den subjektiv völlig richtigen und damit verständlichen Eindruck einer tatsächlichen y Wahrnehmung haben kann, also keineswegs "spinnt" wie manche landläufig und zu Unrecht werten. 

    y pseudo-halluzinieren heißt, Vorstellungen mit realem Wahrnehmungscharakter zu haben, aber ohne sonstiges eidetisches Vorstellungsvermögen und wohl wissend, daß es hier keine äußere Wahrnehmungsquelle gibt4).

    Unterscheiden und Abgrenzen vomy phantasieren, d. h. daß zu den Bewußtseinsinhalten nicht erlebte oder auch nicht wirkliche Elemente oder Merkmale hinzukommen. Kunst, Film, Literatur, ErfinderInnen aber auch fast jeder Mensch in seinen Tagträumen und eben so genannten Phantasien schafft solche Phantasieprodukte, die aber u. U. zu einem späteren Zeitpunkt von ihrem ontologischen5)Status der Phantasie in den ontologischen Status der Realität wechseln können. Werden Phantasieprodukte der y Wahrnehmungzugänglich gemacht, etwa indem ich in einem Film "Pegasus"y wahrnehme, so ist diesey Wahrnehmungnatürlich real und nicht etwa ein Phantasieprodukt.

     

    1.2 Konstruktive Normierung des Vorstellens

    Die einfachste konstruktive Normierung erfolgt visuell, z. B. über folgende Anleitung:

    KN_Bildlich_Vorstellen_01. Schließen Sie nun bitte die Augen und versuchen Sie, sich vorzustellen, wie ich aussehe. Versuchen Sie also, mich mit geschlossenen Augen zu "sehen". Wenn Sie mich auch mit geschlossenen Augen "sehen" können, so sagen wir dazu, daß Sie sich mich bildlich vorstellen können. Haben Sie verstanden, was ich mit dem Wort vorstellen meine?

    Kontrolle_KN_Bildlich_Vorstellen_01. Wenn ja, dann bitten Sie die ProbandIn um ein Rollenspiel. Sie spielen eine NachbarIn und ProbandIn soll dieser NachbarIn erklären, was eine bildliche Vorstellung ist.

    Man kann nun einfache geometrische Figuren vorstellen lassen oder auch visuell bekannte Personen, Tiere oder Gegenstände aus dem Leben der ProbandIn.

    Ebenso kann man Formen, Farben, Klarheit, Bewegung (Film) und Veränderung prüfen, um so das Vorstellungsvermögen auszutesten. Und man kann im Anschluß auch die anderen Vorstellungsvermögen prüfen, z. B.: Riechvorstellungen (Duft von frischem Kaffee, frisch gemähtes Gras usw.), Geschmacksvorstellungen (süß, sauer, salzig, bitter).

    Es stellt sich in der diagnostischen und therapeutischen Situation manchmal die Frage, z. B. beim Erlernen des Mentalen Trainings, wie können wir denn sicher sein, daß die ProbandIn auch tatsächlich yvorstellt und nicht nur gedanklich yerinnert?Die differentialdiagnostische Evaluation dieser Frage erfordert eine Reihe von Prüfverfahren, von denen wir glauben, daß sie nicht so allgemein zugänglich veröffentlicht werden sollten.


    2. F01 Problemdarstellung einer erwachsenen LegasthenikerIn

    Vorbemerkung R. Sponsel (1998): Der folgende Text ist eine Originalproduktion (1997) und wird mit Einverständnis der PatientIn bewußt mit allen enthaltenen Fehlern wiedergegeben, weil dieser Text ein wertvolles wissenschaftliches Dokument ist.

    "Legasthenie
    vom
    tauben, blinden, lahmen

    Es gibt Menschen deren Wahrnehmung nicht ausreichend entwickelt ist und doch Leben sie offensichtlich nicht behindert. Ihre Schwäche fallt nicht auf. Nur beim Schreiben wird es offensichtlich und man reagiert mit großen Unverständnis. Wir sagen Legasthenie und meinen ein Schreib und Leseschwäche. Aber wir sollte einer der blind und taub ist, schreiben und lesen können? Ein einfacher Test, sollte uns die Problematik deutlich machen.
    Man legt einem Kind ein Blattpapier auf den Tisch und ein Anzahl Buntstifte und sagt nur einen Satz: „male ein Kreis“.  Eine leichte Aufgabe und doch wird ein Legasthenieker sie nicht lösen können. Er hat überhaupt nicht verstanden was sie von ihm gefordert haben. Und daß ist wörtlich zunehmen, obwohl, er sehr gut gehört hat, was sie gesagt haben. Das Unterschieden von Lauten und Silben wird nicht erkannt. Er wird nun zu ergründen versuchen was hier von ihm gefordert wird - handelt es sich um ein Kreis? Mais? Greis? Weiß? - der Unterschied ist nicht zu hören. Die Laute und Silben zu trennen ist nicht eine Frage der Akustik, sondern eine Frage der geistigen Verarbeitung des Gehörten.
    Sollte erkannt werden das hier ein Kreis gefordert ist so beginnt die nächste Schwierigkeit. Wie sieht ein Kreis aus? Normal ist das man das Bild eines Kreises vor seinen geistigen Auge sieht. Aber dieses Bild ist nicht vorhanden. Es ist absolut dunkel. Nun muß durch nachdenken die Form ergründet werden. Sieht ein Kreis wie ein Ball aus oder war das ein Quadrat, wie ein Buch oder ist das ein Rechteck. Viel später wenn man Geometrie in der Schule hat und hier ein mathematische Beschreibung lernt mit deren Hilfe man ein Kreis beschreiben kann, ist man in der Lage einen Kreis zu konstruieren. Durch die Tatsache, daß man sich kein geistiges Bild von den Dingen macht, ist man immer gezwungen das Bild über nachdenken und kombinieren zu ertasten. Auch ein Bild von einem Buchstaben oder ein Wort ist nicht vorhanden. Somit hat man auch keine Vorstellung davon wie das Wort aussehen könnte das man schreiben will. Durch trainieren einer bestimmte Handbewegung wird der Buchstaben geformt den man Schreiben will und setzt einfach Buchstabe für Buchstabe aneinander. So ergeben sich dann die Worte. Ob das Wort richtig geschrieben ist sieht man nicht, denn man hat ja keine Vorstellung wie das Wort aussehen muß. Lesen geschieht auch nicht über das Erkennen des Wortes, sondern man entziffert Buchstabe für Buchstabe und versucht durch kombinieren die Bedeutung zu erraten. Sind Buchstaben noch schwer zu unterscheiden z.B. d-b, D-B, d-g, n-m so bedarf es einer besonderen Anstrengung, dann kommt bei der Wortbildung entweder ein unbekanntes Wort heraus oder das Wort macht in dem Satz keinen Sinn. Dann beginnt das Rätsel um welches Wort es sich hier handelt aufs neue.
    Zu rück zu unserem Beispiel mit dem Kreis. Ist das Rätsel gelöst das ein Kreis gefordert ist und durch Vergleiche mit Kreisförmigen Gegenständen geklärt wie das Ding ausschaut so muß es noch gemalt werden. Hier ist es nicht möglich mental den Bewegungsvorgang zu trainieren da ja kein Bild von ein Kreis vorhanden ist. Die Aufgabe wird also so gelöst das mit eine krummen Strich auf dem Blatt angefangen wird und dann das Ergebnis betrachtet wird ob die Forderung erfüllt ist das sich der Strich um eine nicht vorhandenen Mittelpunkt bewegt. Auch hier wird sich in langsam tastender Weise auf das Ergebnis zu bewegt. Es kommt ein mehr oder weniger rundes Ei dabei heraus. Und das ist so Frustrierend das man möglichst ein zweiten Versuch unterläßt um es besser zu machen. Bewegung ist aber eine Sache von Übung und Training. Somit erschlafft jegliche Feinmotorik und dies wirkt sich auf das Schreiben aus. Einen Text der so ungelenk geschrieben ist das man ihn selber nicht mehr lesen kann, ist nicht ein Ansporn zum Schreiben. Wer aber nicht schreibt der erlahmt in dieser Fähigkeit.
    Durch das einfache zeichnen eines Kreises kann man Beweisen das Legasthenie nichts mit Sprache oder Rechtschreibregeln zusammen hängt sondern mit geistigen Geschick und deren Ausbildung.
    Es bleibt der Wissenschaft überlassen Meßwerte dafür zu finden wie differenziert ein Mensch hören muß damit er Worte und Buchstaben erkennen kann. Das absolute Gehör eines Musikers ist sicher nicht erforderlich.
    Wie viel bildliches Vorstellungsvermögen braucht ein Mensch um Buchstaben und Worte sicher wieder zu erkennen. Ein Maler oder Grafiker hat sicher ein höheres Niveau. Auch für das Bewegungsgeschick sollte sich ein Maßstab finden lassen.
    Wichtig sind diese Maßstäbe weil man mit ihrer Hilfe die Maßnahmen beurteilen kann, die ergriffen werden müssen um Lese- und Schreibschwächen zu heilen. Eine heute übliche Methode durch ständiges Diktate schreiben die Schwächen auszugleichen ist nur ein zweifelhafter Erfolg beschieden. Es wird im Grunde nur trainiert, wie man einen Tauben beibringt, durch schauen auf den Mund, Worte zu verstehen. Wie man einen Blinden durch tasten beibringt sich in der Welt zurecht zu finden. Einen Lahmen heilt man auch nicht indem man mit ihm zum Tanzen geht.
    Bevor ich zu den möglichem Heilmethoden komme noch ein paar Bemerkungen zu den Ursachen. Wenn ich davon ausgehe, daß es sich um die geistigen Fähigkeiten handelt die eine Menschen mehr oder wenige im laufe seines Lebens entwickelt, dann ist zu fragen warum entwickeln sich diese Fähigkeiten bei einzelnen Menschen nicht. Auch ist zu fragen was blockiert das Training dieser Fähigkeiten. Eine medizinische Möglichkeit betrachte ich hier nicht. Schauenden wir uns die früheste Jugend bis zur Schulzeit an. Wie bildet sich ein differenziertes Hören aus. Nur der Zwang oder das Interesse etwas genau zu hören wird auch dieses Geschick trainieren und fördern. Wie, aber bei Kindern bei denn Hören auf niedrigen Niveau statt findet. Eltern reden nur in drei Wort Sätzen. Kommunikation findet nur in Frage-, Anweisungs-, und Befehlssätzen statt. Die umgebenden Geräusche sind eher ein unangenehmer Krach als das sie einen Menschen zum hin hören animieren. Es ist besser nicht hin zu hören, als sich unangenehm zu Belasten. Das weg hören wird ständig praktiziert. Aussagen wie „ Egal was man dem Kind auch sagt, es hört (macht) es nicht“ sind hier für ein Zeugnis.
    Mit dem Sehen verhält es sich ähnlich. Welches sehen wird gefördert, das man genau hinschaut und sich das gesehene genau einprägt, um es wieder zu erkennen. Das Gegenteil wird ständig geübt. Rasch wechselnde Bilder und eindrücke kommen auf einen zu (z.B. Fernsehen) die, bevor man sie richtig erfaßt hat auch schon wieder verschwunden sind. Bilder die unangenehm sind, so das man sie besser schnell wieder vergießt. Oder die Umgebung ist so eintönig, langweilig und uninteressant das es sich nicht lohnt hin zu schauen.
    Die Feinmotorik kann man nur durch üben erreichen. Was ist wenn hier keine Gelegenheit oder Übungsmaterialien zur Verfügung stehen. Buntstifte und Papier nicht da sind. Oder das Ergebnis der Übung als Schmiererei und Gekritzel nicht den hochgesteckten Erwartungen entspricht. Dann ist es besser nicht zu üben als wenn man den Unmut seiner Umgebung auf sich zieht. Auch wenn es immer wieder von Eltern bestritten wird, richtiges hören, sehen und bewegen wird nicht gefördert, ja manchmal sogar unterdrückt. Gefordert ist ein leises, unaufmerksames und tatenloses Kind.
    In der Schule treten die Defizite früher oder später in Erscheinung. Aber nicht die Ursachen werden bekämpft, sonder es wird mit viel Aufwand, trotz der fehlenden Fähigkeiten, lesen und schreiben gelehrt. Dadurch aber werden die eigentlichen Mängel nur noch weiter manifestiert. Demjenigen der nicht hören kann werden Hilfen an die Hand gegeben in der Form das er dann besser hinschauen muß. Dem Blinden versucht man durch hören ein richtiges Schreiben beizubringen. Sehr schlimm treibt man es mit den Lahmen. Im wird immer wieder ein Bleistift in die Hand gegeben und Schönschrift geübt. Lehrer werden nicht müde auch die Rechtschreibregeln als Hilfe für die fehlenden Fähigkeiten einzupauken. Als ob man durch pauken der Straßenverkehrsordnung Autofahrern lernen kann. Was aber all diese Maßnahmen bewirken ist das Gleiche wie wenn man einen Behinderten Hilfen an die Hand gibt damit er sich selbst zurechtfindet und nicht den Anderen zur Last fällt. Von Heilung kann nicht die Rede sein, wenn man einen Blinden einen Stock in die Hand gibt damit er sich die Welt ertasten kann. Besser währe es mit einer Brille die Sehkraft wieder herzustellen. Einen Lahmen nicht in einen Rollstuhl zu setzen, sondern mit ihm Heilgymnastik zu machen. Da her auch die Forderung, durch Test und Meßwerte den eigentlichen Mangel auf den Grund zu gegen. Denn bei der Heilung tritt das Problem auf das nicht gezielt geholfen wird sondern alternative Techniken trainiert werden. Um diese Gefahr aus dem Weg zugehen, sollte ein Training möglichst weit von lesen und schreiben entfernt angesiedelt werden. Hier bei bietet sich die Therapie, wie sie für Schlaganfall- und Kommapatienten angewandt wird, an. Auch die gezielte Leistungsfähigkeit der Gehirnleistung zu fördern wie das beim Gehirnjogging der Fall ist, sollte in Betracht gezogen werden. Es geht nicht darum etwas zu lehren sondern darum unterentwickelte Fähigkeiten zu trainieren und eventuelle Blockaden die eine bestimmte Denkweise entgegen stehen, abzubauen."

    AutorIn: Eine Betroffene



    1) Sprachnormierung und präzisierende Kennzeichnung:
    Viele wichtige Fachbegriffe in der Psychologie sind zugleich Alltagsbegriffe oder auch Begriffe in anderen Wissenschaften. Man sieht es den Wörtern nicht an, in welcher speziellen Bedeutung man sie verwendet. Dies führt zu vielen Mißverständnissen und Unklarheiten, die in der Wissenschaft unerwünscht sind und beseitigt werden müssen. Hier fühlen wir uns dem Programm der Erlanger Konstruktivisten verpflichtet (Kamlah & Lorenzen 1967). So bedeutet z. B. in der Alltagssprache vorstellen: ein visuelles Bild haben, eine beliebige sinnliche Vergegenwärtigung, eine Phantasie, eine Idee haben, denken, erinnern, tagträumen, u. a. Wir haben in der Allgemeinen und Integrativen Psychologie und Psychotherapie das Problem so gelöst, daß wir mit besonderen griechischen Buchstaben, die wir den Wörtern voranstellen, deutlich machen, in welcher spezifischen Bedeutung wir das Wort verwenden. Die hier wichtigsten sind:
        y   Den griechischen Buchstaben Psi (gr. Psi, yuch (psyche): Seele), verwenden wir, wenn wir einen Begriff in fachpsychologischer Bedeutung und Funktion verwenden wollen. z. B. fühlen, denken, wollen, vorstellen.
        J    Den griechischen Buchstaben Theta verwenden wir, wenn wir einen Begriff  in seiner Heilmittel-Funktion verwenden wollen. Psychisches Heilmittel, Heilwirkfaktor (gr. Theta, Jerapeia (therapeia): Heilung), z. B.einsehen, zulassen unterdrückter Erinnerungen, stellen (konfrontieren), sichüberwinden  und mutig sein, differenzieren, entspannen, lernen, loslassen, beherrschen ... Siehe auch: DokSysEvaund Bolten Definitionsprobleme
    2)  Die psychologischen Grundfunktionen werden in dieser Internet-Publikation noch alle definiert und konstruktiv normiert. Einstweilen siehe bitte: Sponsel (1995, S. 419-424: Einführung in das IPPT-Focusing (GIPT-Focusing) durch partielle Einführung in die Introspektion)
    3) Die Nicht-Unterscheidung von y vorstellen und y denken ist einer der fundamentalen Fehler im NLP. Ausführlichere Kritik: Sponsel 1995, S. 126 f.
    4) Die Unterscheidung zwischen Halluzination und Pseudo-Halluzination am Beispiel "Stimmen hören" - ursprünglich typisches Symptom für einen schizoprhenoformen Prozeß - kann für die Differentialdiagnose besonders der Schizophrenie sehr wichtig sein. Neuerdings wurde nämlich bekannt, daß viele Menschen Stimmen hören ohne äußere Wahrnehmungsquelle, ohne daß sie an einer schizophrenoformen Störung leiden. Inzwischen gibt es sogar ein „Netzwerk Stimmenhörer", c/o SPA, Universitätsklinik Eppendorf, Martinistr. 52, 20251 Hamburg, Postanschrift: 20246 Hamburg.
    5) Ontologischer Status. Ontologie ist traditionell die allgemeine philosophische Lehre der Wissenschaften vom Seienden als solchen. Zur Ontologie rechnen wir auch die unterschiedlichen Welten und ihre Konstruktionen: die objektive Welt der Naturwissenschaften, Physik und Chemie. Die Welt der formal-abstrakten Objekte und ihrer Beziehungen: die Mathematik. Das Reich der Werte: Ethik und Ästhetik. Das Reich der Möglichkeiten: hypothetische Welten und Modelle. Gruppensubjektive und subjektive Welten; Wunschwelten und die allgemeinste aller möglichen Welten: die Phantasiewelt.
    Zum Weltenkonzept in der GIPT siehe bitte weiter: Sponsel (1995, S. 518-520)


    Zitierung
    Sponsel, R. (DAS). 1. Legasthenie und die psychologische Grundfunktion des Vorstellens. Ein Explorations-Projekt der Allgemeinen und Integrativen PsychotherapeutInnen.  2. Problemdarstellung einer erwachsenen LegasthenikerIn. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/faelle/legasth0.htm
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