Halbwissen ist oft mehr wert
Relativität von Intelligenz,
Bildung, Ausbildung und Kompetenz
Seltames, Überraschendes, Paradoxes rund um die Wissenschaft
Mitgeteilt mit einem Kommentar
von Rudolf Sponsel, Erlangen
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Halbwissen ist oft mehr
wert
Wer entsprechende, diese stützende Forschungsergebnisse kennt,
möge sie uns bitte mitteilen.
Danke.
Staatsverschuldung:
Je g'scheiter, desto dümmer ?
Man kann sagen und beobachten, dass einfache Menschen überhaupt
kein Problem damit haben, zu erkennen, dass man auf Dauer nicht mehr ausgeben
kann als man einnimmt. Das gilt im Prinzip für die normale Haus-,
aber auch weitgehend für die Privatwirtschaft. Wer mit Geld nicht
verantwortlich umgegehen kann, landet in der Insolvenz
oder bei der Betreuung und Entmündigung.
Die
hemmungslose Ausbeutung der Ressourcen dieser Erde kann nicht gut gehen.
Öl, Gas, Bodenschätze und Erze, Landschaften und Wälder,
Wasser und Trinkwasser, Sauerstoff und Klima haben sich auf dieser Erde
in Millionen von Jahren entwickelt. Seit der naturwissenschaftlich-technischen
und der industriellen Revolution, also seit nur gut 200 Jahren werden die
in Millionen Jahren herangereiften Ressorcen rücksichtslos abgebaut
und ausgeplündert, so dass sich jeder halbwegs vernünftige Mensch
an den Kopf langt und sagt: das kann nicht gut gehen und das ist nicht
nur nicht gut, das ist eine neue Form allgemeinen Irrsinns, genauer maniformer
Wachstumswut.
Die
Warnung Paul Feyerabends vor Fachleuten
Feyerabend, Paul (dt. 1980). Erkenntnis für frei Menschen. Frankfurt: Suhrkamp. |
"Fachleute sind voll von Vorurteilen, man kann ihnen nicht trauen und muß ihre Empfehlungen genau untersuchen
Beginnen wir mit der Bemerkung, daß Fachleute oft verschiedene Meinungen haben und zu verschiedenen Ergebnissen kommen, und zwar sowohl in grundlegenden Dingen als auch in Fragen der Anwendung. Wer erinnert sich nicht an zumindest einen Fall in seiner Familie, wo ein Arzt eine Operation vorschlug, ein zweiter sich gegen die Operation wandte, während ein dritter ganz andere Ideen hatte. Wer hat nicht die Debatten über nukleare Sicherheit, Ökonomie, die Wirksamkeit (oder Schädlichkeit) von Insektenmitteln, Erziehungsmethoden, den Einfluß der Rasse auf die Intelligenz, die Brauchbarkeit von Intelligenztests und dergleichen mehr verfolgt? Da finden wir zwei, drei, fünf verschiedene Meinungen und wissenschaftliche Verteidiger für jede einzelne von ihnen. Gelegentlich fühlt man sich fast geneigt zu sagen: so viele Wissenschaftler, so viele Meinungen. Es gibt natürlich Gebiete, in denen die Wissenschaftler alle einer Ansicht sind. Das kann aber unser Vertrauen nicht erhöhen. Einmütigkeit unter Wissenschaftlern ist oft das Ergebnis einer politischen Entscheidung: Abweichler werden unterdrückt, oder sie schweigen, um das Ansehen der Wissenschaften als einer Quelle vertrauenswürdiger und fast unfehlbarer Kenntnisse nicht zu kompromittieren. Dann wieder ist die Einheit des Urteils ein Ergebnis gemeinsamer Vorurteile: man macht gewisse grundlegende Annahmen, ohne sie genauer zu untersuchen, und trägt sie mit derselben Autorität vor, die sonst nur der Detailforschung zukommt. Die Wissenschaften sind voll von Annahmen oder, besser gesagt, Gerüchten dieser Art. Die Einstellung zur Astrologie, die ich in Kapitel 6 beschreiben werde, ist ein Beispiel.
Oft zeigt Einmütigkeit eine Verminderung der Kritik: die Kritik verliert an Stoßkraft, wenn sie nur einen Standpunkt benützt (vgl. AM, Kap. 3, 4). Das ist auch der Grund, warum das Konzentrieren auf einige wenige Prinzipien unsere Erkenntnis so oft in die Irre führt.
Solche Irrtümer können von Laien und Dilettanten entdeckt werden, und sie sind oft von ihnen entdeckt worden. Erfinder bauten 'unmögliche' Maschinen und machten 'unmögliche' Entdeckungen. Die Wissenschaften wurden von Außenseitern oder von Wissenschaftlern mit einem ungewöhnlichen Hintergrund vorangetrieben. Einstein, Bohr, Born waren Dilettanten und haben das mehrfach gesagt. Schliemann, der die Idee widerlegte, daß Mythen und Legenden keinen Tatsachengehalt haben, begann als ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, Alexander Marshack, der die Idee widerlegte, daß der Steinzeitmensch keine komplizierten Gedanken denken konnte, als ein Journalist, Robert Ardrey war ein Stückeschreiber und studierte Anthropologie wegen seines Glaubens an die enge Beziehung zwischen Wissenschaft und Dichtkunst, Kolumbus hatte keine Universitätserziehung und lernte Latein sehr spät in seinem Leben, Robert Mayer kannte nur die gröbsten Umrisse der Physik des frühen 19. Jahrhunderts, die Chinesischen Kommunisten der Fünfzigerjahre, die die traditionelle Medizin wieder in die Universitäten einführten und auf diese Weise sehr interessante Entwicklungen in der ganzen Welt verursachten, wußten nur wenig von den vielen schwierigen Einzelheiten der modernen wissenschaftlichen Medizin. Wie ist das möglich? Wie ist es möglich, daß unwissende und schlecht informierte Menschen gelegentlich mehr zustandebringen als ein Fachmann, der einen Gegenstand gründlich und von vielen Seiten her untersucht hat? Das ist die Frage, die wir beantworten müssen, um zu einer richtigen Einschätzung der Natur unserer Erkenntnis zu kommen."
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Und die Warnung Paul Feyerabends:
"Das Vorherrschen der Wissenschaften bedroht die Demokratie
Diese Symbiose zwischen dem Staat und einer unerforschten Wissenschaft führt zu einem interessanten Problem für Intellektuelle und ganz besonders für Liberale.
Liberale Intellektuelle waren immer an der Vorfront des Kampfes für Demokratie und Freiheit. Laut und eindringlich verkündigen und verteidigen sie die Freiheit des Denkens, Redens, der Religion und, gelegentlich, ziemlich verrückter politischer Handlungen.
Liberale Intellektuelle sind auch 'Rationalisten'. Und sie halten den Rationalismus (der für viele von ihnen mit den Wissenschaften zusammenfällt) nicht für eine Ansicht unter vielen, sondern für die Grundlage der Gesellschaft und selbst der Freiheit. Das heißt aber, daß sie eine besondere Vorstellung von der Freiheit haben, und daß auch diese Vorstellung für sie nur unter einschränkenden Bedingungen verwirklicht werden kann.
Liberale haben diese Einschränkungen und die damit verbundene Mißachtung und Entwertung anderer Gesellschaftsformen nur selten bemerkt. Ein wichtiger Grund für ihre Blindheit ist der Umstand, daß sie vor allem an die Freiheit des Individuums denken, diese aber im Rahmen ihrer gewohnten wissenschaftlich-rationalistischen Ideen untersuchen. Der individuelle Bürger soll denken, schreiben, lernen, lehren, verbreiten können, was er will; er soll weder durch rohe Gewalt noch durch Hunger oder Ahnungslosigkeit, noch durch subtiler wirkende Kräfte, wie die Kräfte einer einseitigen Erziehung, an der Ausübung dieser Freiheiten gehindert werden - aber die Umstände, unter denen er seine Freiheit ausübt, und die Mittel, die ihren Umfang und ihre Grenzen feststellen, sind die einer rational-wissenschaftlichen Weltanschauung."
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Das Manifest der GIPT hat ein klares Bild, wie es in einer echten und nicht schein- demokratischen Gesellschaft zugehen sollte:
"Unser Menschenbild ist realistisch: der Mensch ist zum Guten wie zum Schlechten befähigt und wir PsychotherapeutInnen natürlich auch. In guten Gesellschaften paßt daher am besten jeder auf jeden auf; dies umso mehr, je mehr Macht jemand hat, denn die Macht ist gefährlich und wir alle sind anfällig. Supervision ist uns daher wie Fortbildung ein Lebensprinzip."
Das Arbeitskonzept der meisten PsychotherapeutInnen beruht auf einem partnerschaftlichen Verhältnis zu den PatientInnen. Vielleicht ist das Grund für vielfache Psychotherapieerfolge: Die partnerschaftliche Verbindung und wechselseitige evaluative Kontrolle zwischen Fachwissen (TherapeutIn) und dem nicht minder wichtigen individuellem Lebenswissen (PatientIn). Nur gemeinsam sind wir sozusagen stark.
"Selbsteinschätzung - warum sich Dumme für gescheit halten
DUNNING/ KRUGER66 stellten fest, dass die Fähigkeiten,
die Kompetenz ausmachen, dieselben sind, die auch die Grenzen der eigencn
Fähigkeiten erkennen lassen.
Probanden mit den schlechtesten Sprachkenntnissen und den geringsten
Erfolgen bei logischen Aufgabenstellungen zeigten das größte
Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Die Testpersonen mit den
besten Ergebnissen schätzten die eigenen Fähigkeiten im Allgemeinen
am niedrigsten ein.
Möglicherweise ist ihnen bewusst, dass mit zunehmendem Wissen
auch der Grenzbereich zu dem Bereich, den wir nicht wissen zunehmend größer
wird.
66 Journal of Personality and Social Psychology, Bd. 77, 1999, S. 1121 und in SZ, 25, 2000, V2/ 11"
Sekundärequelle: Jörg Walter "Die Handicap-Gesellschaft"
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