Kritik moderner
Kunst und Ästhetik
Oligarchie
Grundlagen und Einführung aus allgemein-psychologischer
und integrativer Perspektive
gleich zur allgemeinen und integrativen
Kunstdefinition
von Rudolf Sponsel, Erlangen
|
__
Zur Einführung drei
Beispiele
W.
Lange: "Was Kunst recht eigentlich ist,
weiß bis heute keiner."
Der Autor bekennt mit seinem Schlußsatz, daß er "eigentlich" ein unsinniges Buch geschrieben hat (was ich nicht meine trotz seiner grundsätzlichen und tiefgreifenden philosophischen Mängel), wenn er seinen Schlußsatz ernst nähme: "Was Kunst recht eigentlich ist, weiß bis heute keiner." Unsinnig insofern, als er über etwas schreibt, was bis heute keiner weiß, also auch der Autor nicht. Er schreibt also über "das" Nichts. Doch wie kann man über "das" Nichts schreiben? Nun, spätestens seit Sartre (Das Sein und das Nichts) wissen wir, daß man über "das" Nichts ohne Probleme 1000 Seiten schreiben kann, womit wir bei den Unsitten und Fehlleistungen der Philosophen wären. Da halten wir es lieber mit Wittgenstein: "Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen." [W. und die Kunst] Wie das geht, wird unten gezeigt. |
Arbeiter
diskutieren moderne Kunst bei Bayer
Max Imdahl zur Einführung der Diskussion der Abbildung auf dem Titelblatt links (im Buch Tafel VII; aus S. 56): |
Das außerordentlich interessante und löbliche Experiment,
mit Arbeitern (es waren durchweg Vertrauensleute), 1979/80 moderne Kunst
zu diskutieren, führt bei der Präsentation von Barnett Newmans
"Markenzeichen", eine Fläche senkrecht durch einen Strich zu teilen
- womit man heutzutage jederzeit in ein modernes Kunst-Museum gelangen
kann - zu "Durcheinander".
Der amerikanische bullshit Meister Barnett Newman aus New York
Typische Auswahl aus dem Werk Barnett Newmans
"Solche Sprüche sind exakt die Definition von bullshit: leere Tiefe" aus HughesS. 493:
Quelle Foto:
https://www.philamuseum.org/exhibitions/exhibits/newman.shtml
Barnett Newman (1905-1970) [nach Imdahl S. 173]
Aus Herbert Reads Geschichte der modernen Malerei (1959,
S. 267) ergibt sich interessanterweise zum Hintergrund noch: "Barnett Newman
(geb. 1905 in New York) hat sich vor allem durch die von ihm organisierten
Ausstelungen präkolumbianischer und indianischer Kunst einen Namen
gemacht. Auch ist er als Kunstpädagoge tätig."
Das
Versagen der Kunstmanager, Kunstkritik und Feuilletons
Zwischen Pseudologia phantastica und Leervariablen:
Sch3: schwätzen, schwafeln, schwadronieren auf Teufel komm
raus
Es ist kaum vorstellbar, was für ein Unsinn im allgemeinen und über "moderne" Kunst - die inzwischen ja auch schon an die 100 Jahre geworden ist - und Künstler im besonderen von intelligenten und gebildeten Menschen geschrieben wird. Ähnlich wie die Wirtschaftsredaktionen mitverantwortlich sind für die finanzpolitische Verwahrlosung und Verblödung der Amigo-Repuplik, gilt dies gleichermaßen im Bereich der Kultur- und Kunst-Redaktionen, die zu Hauf von Sch3 HochstaplerInnen beherrscht werden, wobei diese Entwicklung in Deutschland besonders begünstigt wurde durch Hitlers entartete Kunst Schmähung. Jeder narzißtisch-egozentrische Pfuscher, Murkser und Hochstapler konnte daher im Dunstkreis der Schutznebelwolke "entartet" im Nachkriegsdeutschland zum wundersamen modernen Kunst-Genie emporen.
Beispiele aus dem Kunstmanagement
Den Kunstmanager- und KunstbürokratInnen in den Galerien und Museen kommt neben den MeinungsführerInnen in den Kunstmedien eine kaum zu überschätzende Bedeutung zu. O.B.d.A. greife ich zwei wichtige und - auch sehr negativ - wirksame KunstmanagerInnen heraus.
Werner
Haftmann: Malerei im 20. Jhd.
"Diese unerwartete Wendung, die die kühlen
Harmonien der >konkreten Kunst< mit einem romantischen Erlebnis des
unendlichen Raumes in Verbindung bringen, läßt sich auch bei
dem amerikanischen Maler Barnett Newman (geb. 1905) bemerken. Riesige
monotone Flächen, deren monotone Ausbreitung nur durch ganz
wenige Senkrechte in rhythmische Intervalle gegliedert werden, evozieren
in ihrer starken suggestiven Farbigkeit unendliche Weiten, ein Feld der
Meditation für die Empfindung des Unendlichen." (1962, S. 545)
Ein solches Geschwätz ist typisch für Haftmann und die Kunstkritik, die er repräsentiert. Wenn Barnett Newmans Kunst eines gewiß nicht zeigt, dann "Weite", da er überhaupt keine Perspektive kennt, und damit gewiß auch nicht die Vorhaut einer Anmutung von Unendlichkeit. |
Zu einem der wichtigsten, erfolgreichsten
und auch informativsten Werke der Kunst der Moderne, gehört das 1971
erstmals veröffentlichte und im Jahr 2000 inzwischen in der 11. Auflage
vorliegende Buch von Karin Thomas "Bis heute" mit einem hilfreichen wenn
auch quali- und quantitativ unvollständigem Glossar der "Fachbegriffe".
Das Leitmotiv ist nach Paul Klee, 1920: |
Karin Thomas schreibt in ihrem Buch (11. A., 2000, S. 228) zu Barnett
Newman:
"BARNETT NEWMAN (1905-1970) phrasiert die Leinwandfläche in vertikale Farbzonen, wobei streifige Sperren jede Farbe für sich in feste Grenzen fixieren und jede Mischungsmodulation im betrachtenden Auge verhindern. Dadurch steht die Farbe in ihrer völligen Erscheinungsreinheit in der Bildrealität; ihre spezifische Phänomenalität gewinnt sie durch die strenge Trennung von der benachbarten Farbe. Alan Kaprow schreibt in seinem Aufsatz ,Barnett Newman-ein Klassiker' über das Formprinzip dieser Hard Edge-Malerei: »Ihre Bilder sind alle abstrakt und bevorzugen große, einfach geformte Themen. Das Vokabular ist entweder geometrisch oder biomorph oder ein Amalgam aus beiden. Farbe und Ton sind gleichfalls von Teil zu Teil verschieden ... Die Kompositionen erscheinen stabil und unzweideutig. Nichts tritt hinzu, was ihre Objektivität stören könnte.«'" [1971 Vers] | Kommentar: Das ist ein typisches Beispiel für den nichtssagenden bis falschen Jargon der Kunst- managerInnen. Der Ausdruck "phrasiert" stammt aus der Musiklehre und wird im Glossar nicht erklärt. Daß die Farbe notwendigerweise, wie alle Gestaltung, in einer Form erscheinen muß, geht hier nicht nur völlig unter, ja es wird der Eindruck erweckt, als ginge es um völlige Erscheinungsrein- heit. Die findet man besser auf jedem Prospekt eines Farbenherstellers. Tatsächlich hat oben Hughes bereits kritisch bemerkt, um welchen "bullshit" es Barnett Newman angeblich geht. Tatsächlich finden sich diese Experimente bereits bei den frühen Russen zu Beginn der abstrakten Malerei im 20. Jahrhundert, worüber die Kennerin zu dieser billigen und völlig einfallslosen Kopie kein einziges kritisches Wort verliert. Die Kunstkritik erscheint hier völlig sprach- und substanzlos. |
Anmerkung: Eine mehrseitige abschreckende "Analyse" des Bildes "Vir Heroicus Sublimis" findet sich von Allan Kaprow in Claus (1965, S. 75- 78)
Auch bei den Mitteilungen der KünstlerInnen selbst empfiehlt sich Vorsicht. Eine bedeutende oder für bedeutsam gehaltene KünstlerIn muß nicht unbedingt Richtiges oder Fundiertes zur Kunst allgemein von sich geben.
Kandinsky:
Über das Geistige in der Kunst
Nach der Kunstgeschichte soll Kandinsky 1910 das erste völlig
gegenstandslose Bild, ein Aquarell, gemalt haben (Hess 1956, Dokumente
... S. 76). Er hat auch ein berühmtes Buch - Über das Geistige
in der Kunst - verfaßt, dessen erste Auflage ebenfalls 1910 erschien.
|
"Dieses unvermeidliche Verhältnis zwischen
Farbe und Form bringt uns zu Beobachhtungen der Wirkungen, welche die Form
auf die Farbe ausübt. Die Form selbst, wenn sie auch ganz abstrakt
ist und einer geometrischen gleicht, hat ihren inneren Klang, ist ein geistiges
Wesen mit Eigenschaften, die mit dieser Form identisch sind. Ein Dreieck
(ohne die nähere Bezeichnung, ob es spitz, flach, gleichseitig ist)
ist ein derartiges Wesen mit dem ihm allein eigenen geistigen Parfüm.
In Verbindung mit anderen Formen differenziert sich dieses Parfüm,
bekommt beiklingende Nuancen, bleibt aber im Grunde unveränderlich,
wie der Duft der Rose, der niemals mit dem des Veilchens verwechselt werden
kann. Ebenso Kreis, Quadrat und alle anderen möglichen Formen [FN:
Eine bedeutungsvolle Rolle spielt dabei auch die Richtung, in welcher z.
B. das Dreieck stehe, also die Bewegung. Dies ist von großer Wichtigkeit
für die Malerei.]. Also derselbe Vorfall, wie oben mit Rot: subJektive
Substanz in obiektiver Hülse.
Hier kommt die Gegenwirkung der Form und Farbe klar
zutage. Ein Dreieck mit Gelb ausgefüllt, ein Kreis mit Blau, ein Quadrat
mit Grün, wieder ein Dreieck mit Grün, ein Kreis mit Gelb, ein
Quadrat mit Blau usw. Dies sind alle ganz verschiedene und ganz verschieden
wirkende Wesen.
Dabei läßt sich leicht bemerken, daß
manche Farbe durch manche Form in ihrem Wert unterstrichen wird und durch
andere abgestumpft. Jedenfalls spitze Farben klingen in ihrer Eigenschaft
stärker in spitzer Form (z.B. Gelb im Dreieck). Die zur Vertiefung
geneigten werden in [>69] dieserWirkung durch runde Formen erhöht
(z.B. Blau im Kreis). Natürlich ist es andererseits klar, daß
das Nichtpassen der Form zur Farbe nicht als etwas «Unharmonisches»
angesehen werden muß, sondern umgekehrt als eine neue Möglichkeit
und also auch Harmonie.
Da die Zahl der Farben und der Formen unendlich
ist, so sind auch die Kombinationen unendlich und zur selben Zeit die Wirkungen.
Dieses Material ist unerschöpflich.
Die Form im engeren Sinne ist jedenfalls nichts
weiter, wie dieAbgrenzung einer Fläche von der anderen. Dies ist ihre
Bezeichnung im Äußeren. Da aber alles Äußere auch
unbedingt Inneres in sich birgt (stärker oder schwächer zum Vorschein
kommend), so hat auch jede Form inneren Inhalt
[FN: Wenn
eine Form gleichgültig wirkt und, wie man es nennt, «nichts
sagt», so ist dieses nicht buchstäblich zu verstehen. Es gibt
keine Form, wie überhaupt nichts in der Welt, was nichts sagt. Dieses
Sagen gelangt aber oft zu unserer Seele nicht, und zwar dann, wenn das
Gesagte an und für sich gleichgültig ist oder, richtiger bezeichnet,
nicht an der richtigen Stelle angebracht wurde.]. Die Form ist also
die Äußerung des inneren Inhaltes. Dies ist ihre Bezeichnung
im Inneren. Hier muß an das vor kurzem gebrachte Beispiel mit dem
Klavier gedacht werden, wobei man statt «Farbe » «Form»
stellt: der Künstler ist die Hand, die durch diese oder jene Taste
( = Form) zweckmäßig die menschliche Seele in Vibration bringt.
So
ist es klar, daß die Formenharmonie nur auf dem Prinzip der zweckmäßigen
Berührung der menschlichen Seele ruhen muß.
Dieses Prinzip wurde hier als das Prinzip der
inneren Notwendigkeit bezeichnet."
Der Text von Kandisky, abgesehen davon, daß er natürlich zur Beurteilung seines Denkens und seiner Gestaltungsphantasie sehr wichtig ist, enthält manches Unsinnige, aber auch manches Stimmige, wenn er vom Kunsterleben spricht. Zum metaphysischen Unsinn gehört die Sprechweise der Gestaltungselemente als eigenständige Wesen. Was Form und Farbe, kurz die Gestaltung bedeutet, ergibt sich nur im Kontext mit dem Betrachter (siehe bitte unten). Die Wirkung ist immer relational und gilt niemals absolut oder abstrahiert von konkreten Betrachtungszusammenhang.
Futuristische
Simultaneität der Seelenzustände
"Die Simultaneität der Seelenzustände im Kunstwerk: das ist
das berauschende Ziel unserer Kunst. Erklären wir uns durch Beispiele.
Wenn wir eine Person auf einem Balkon malen, gesehen vom Innenraum aus,
dann beschränken wir nicht die Szene auf das, was das Fensterrechteck
zu sehen erlaubt, sondern wir bemühen uns, das Ganze der sichtbaren
Empfindungen zu geben, welche die Person auf dem Balkon erfahren hat: das
besonnte Gewimmel der Straße, die doppelte Reihe der Häuser,
die sich zu ihrer rechten und linken Seite hinziehen, Blumenballons usw.
Das ist die Simultaneität der Umgebung und hat Verschiebung und Zergliederung
der Gegenstände, Zerstreuung und Verschmelzung der Details zur Folge.
Um den Betrachter im Zentrum des Bildes leben zu lassen, muß das
Bild die Synthese sein von dem, woran man sich erinnert, und dem, was man
sieht."
Aus Sekundärquelle Hess 1956, Dokumente ... S. 72 nach der Primärquelle: Vorwort des Katalogs der ersten futuristischen Ausstellung 1912 in Paris.
Bullshit Meister Barnett Newmann (siehe bitte oben)
Beispiele
aus den Feuilletons
In Arbeit: Der Spiegel * Die Zeit * FAZ * Nürnberger
Nachrichten * Stuttgarter Zeitung * Süddeutsche
Beispiele
aus der Ästhetik, Philosophie und Psychologie der Kunst
Die Kunst kunstet, wenn sie nicht wunstet, verdunstet
oder verhunstet
Unverständlichkeit und vieldeutige Leerformeln gelten mitunter als Merkmale scheinbarer Tiefe. Von solcher Pseudotiefe haben sowohl die Philosophie (Bsp. Hegel) - neben Psychoanalyse, Frankfurter Soziologen Kauderwelsch (Bsp. Adorno) - als auch die angebelich kunstwissenschaftliche Literatur und Kritik ein reichhaltiges Angebot.
Hegel
"Denn das Kunstwerk soll einen Inhalt nicht in seiner Allgemeinheit
als solchen, sondern diese Allgemeinheit schlechthin individualisiert,
sinnlich vereinzelt vor die Anschauung stellen. Geht das Kunstwerk nicht
aus diesem Prinzipe hervor, sondern hebt es die Allgemeinheit mit dem Zweck
abstrakter Lehre heraus, dann ist das Bildliche und Sinnliche nur ein äußerlicher
und überflüssiger Schmuck und das Kunstwerk ein in ihm selbst
gebrochenes, in welchem Form und Inhalt nicht mehr als ineinander verwachsen
erscheinen. Das sinnliche Einzelne und das geistig Allgemeine sind sodann
einander äußerlich geworden." (Ästhetik Bd. I, S. 60; nach)
Heidegger
(1935)
Der
Ursprung des Kunstwerkes (S. 10-12)
"Aber auch das vielberufene ästhetische Erlebnis kommt am Dinghaften
des Kunstwerkes nicht vorbei. Das Steinerne ist im Bauwerk. Das Hölzerne
ist im Schnitzwerk. Das Farbige ist im Gcmälde. Das Lautende ist im
Sprachwerk. Das Klingende ist im Tonwerk. Das Dinghafte ist so unverrückbar
im Kunstwerk, daß wir sogar eher umgekehrt sagen müssen: Das
Bauwerk ist im Stein. Das Schnitzwerk ist im Holz. Das Gemälde ist
in der Farbe. Das Sprachwerk ist im Laut. Das Musikwerk ist im Ton. Selbstverständliches
— wird man entgegnen. Gewiß. Aber was ist dieses selbstverständliche
Dinghafte im Kunstwerk?
Vermutlich wird es überflüssig und verwirrend,
dem nachzufragen, weil das Kunstwerk über das Dinghafte hinaus noch
etwas anderes ist. Dieses Andere, was daran ist, macht das Künstlerische
aus. Das Kunstwerk ist zwar ein angefertigtes Ding, aber es sagt noch etwas
anderes, als das bloße Ding selbst ist, allo
agoreuei. Das Werk macht mit Anderem öffentlich bekannt,
es offenbart Anderes; es ist Allegorie. Mit dem angefertigten Ding wird
im Kunstwerk noch etwas Anderes zusammengebracht. Zusammenbringen heißt
griechisch sumballein. Das Werk ist Symbol.
Allegorie und Symbol geben die Rahmenvorstellung
her, in deren Blickbahn sich seit langem die Kennzeichnung des Kunstwerkes
bewegt. Allein dieses Eine am Werk, was ein Anderes offenbart, dieses Eine,
was rnit einem Anderen zusammenbringt, ist das Dinghafte im Kunstwerk.
Fast scheint es, das Dinghafte im Kunstwerk sei wie der Unterbau, darein
und darob er das Andere und Eigentliche gebaut ist. Und ist es nicht dieses
Dinghafte am Werk, was der Künstler bei seinem Handwerk eigentlich
macht?
Wir möchten die unmittelbare und volle Wirklichkeit
des Kunstwerkes treffen; denn nur so finden wir in ihm auch die wirkliche
Kunst. Also müssen wir zunächst das Dinghafte des Werkes in den
Blick bringen. Dazu ist nötig, daß wir hinreichend klar
wissen, was ein Ding ist. Nur dann läßt sich sagen, ob das Kunstwerk
ein Ding ist, aber ein Ding, an, dem noch anderes haftet; erst dann läßt
sich entscheiden, ob das Werk im Grunde etwas Anderes und nie ein Ding
ist.
Das Ding und das Werk
Was ist in Wahrheit das Ding, sofern es ein Ding ist? Wenn wir so fragen, wollen wir das Dingsein (die Dingheit) des Dinges kennenlernen. Es gilt, das Dinghafte des Dinges zu erfahren ..."
Die Philosophie über das Dinghafte des Dings und der Dinge setzt
sich noch Seiten lang fort.
Adorno
"Wesentlich an der Kunst ist, was an ihr nicht der Fall
ist, inkommensurabel dem empiristischen Maß aller Dinge. Jenes nicht
der Fall Seiende an der Kunst zu denken, ist die Nötigung zur Ästhetik."
(Ästhetische Theorie, S. 499; nach).
Querverweis: https://www.geocities.com/monguda/adorno.htm
Kommentar
zu den drei Beispielen: Bingo. Das genau ist es, was wir wissen sollten,
damit wir endgültig nichts mehr wissen und nie etwas wissen werden.
Bildkunstpolitischer Kommentar:
Wo immer Sch3 betrieben wird, ist die Psychoanalyse oft ganz nahe
Psychoanalyse ist die "Kunst" der freien Assoziation. Harte wissenschaftliche Arbeit, eigentliche Forschung, Exploration, Experiment und Evaluation werden durch Phantasietätigkeit ersetzt. Das ist bequem und angenehm. Wissenschaft und Wirklichkeitserforschung ist so aus dem gemütlichen Lehnstuhl möglich wie weiland in der Scholastik, Philosophie und Theologie: zur Wirklichkeit wird, was die AnalytikerIn zusammen phantasiert. So gesehen könnte man die Psychoanalyse in der Tat als Kunst im wörtlichen Sinne auffassen. Nirgendwo gibt es daher abstrusere, verworrenere und abwegigere Kunstdeutungen als in der Psychoanalyse, die damit die ihr innewohnende Psychopathologie auch zum Ausdruck bringt.
Kostproben psychoanalytisch phantastischer Verstiegenheit nach Schuster (1992)
Hitchcocks
Die
Vögel zwitschern angeblich zum Vögeln
"Gerade in der Filmkunst - etwa bei Luis Buñuel oder auch bei
Alfred Hitchcock - sind psychoanalytische Theorien angewandt worden. Der
Film »Die Vögel« zum Beispiel hat auch die symbolische
Unterbedeutung hemmungslos befreiter Sexualität." (Schuster 1992,
S. 220).
Beispiele
hilfreicher Werke zur Psychologie der Kunst
Siehe bitte auch: Link- und Literturliste Kunst,
Ästhetik, Psychologie und Psychopathologie der Kunst
Marin Schuster hat ein interessantes und informatives Buch zur Kunstpsychologie
vorgelegt. Aber es ist in der Kritik auch sehr ängstlich und
widerspruchsvoll, wie sich u.a. am Beispiel am Bullshitmeister Barnett
Newman schön zeigen läßt.
"Die Entwicklung kann nicht
in einem Verzicht auf 'Bedeutungskommunikation' enden. Auch der abstrakte
Maler muß sich fragen lassen, was die Innovation in seinem Werk ist.
Natürlich sollen solche Künstler wie ... oder Barnett
Newman, die Versuche mit der reinen Farbwikung unternehmen, hier nicht
kritisiert werden. Dort ist Abstraktion notwendig. Nur diese Notwendigkeit
der Abstraktion sollte eben begründet sein."
Kann sie nicht im "Verzicht auf 'Bedeutungskommuni- kation' enden" wie bei Barnett Newman und müßte dieser dann nicht kritisiert werden? Und was haben solche läppisch anmutenden "Versuche mit der reinen Farbwirkung" im Museum verloren, gehören die nicht auf Schmierpapier und die Schmierpalette, sofern sie sich nicht schon in jedem Prospekt der Farbenhersteller finden ? |
Kunst muß weder begründet noch innovativ befragbar sein:
sie muß ihre Funktion erfüllen.
Künstler wissen ja oft gar nicht, wie sie zu ihren Gestaltungen kommen
und das ist letztlich auch gar nicht nötig. Künstler sollen Gestaltungen
schaffen, die von den Betrachter- und KonsumentInnen als künstlerisch
wertvoll erlebt werden. Das ist alles, nicht mehr und nicht weniger.
Die kunstpsychologisch sehr interessante
Buch beginnt mit einem eindrucksvollen Zitat von Heinrich Wölfflin:
"Kunstgeschichte ist Seelengeschichte"und im Teil Versuche der Interpreation kommt Pablo Picasso zu Wort: "Diejenigen, die Bilder zu erklären versuchen, irren meistens vollkommen."Sodann folgen drei Hauptfaktoren: Moderne Kunst als Protest, moderne Kunst als Regression, moderne Kunst als Lernprodukt. |
Eine sehr gute Psychologie der Gestaltung findet man auch bei Hans Prinzhorn entwickelt.
Wertfunktion und Definition der Kunst
Es ist natürlich leicht, "moderne" Kunst, die Kunstwissenschaften und den Kunstbetrieb zu kritisieren. Deshalb wird - nach einem Hinweis auf historische Quellentexte - konstruktiv und sachgerecht ausgeführt, wie die Probleme klar benannt und gelöst werden können.
Klassische
und traditionelle Arbeiten zum Kunstbegriff
Der Reader enthält
eine verdienstvolle - wenn auch keineswegs
vollständige - Sammlung ästhetischer Texte von 94 verschiedenen
Autoren der ästhetischen Geistesgeschichte von Platon bis Winckelmann
(siehe bitte unten).
Er beginnt mit dem sinnigen Motto: "Können Sie mir sagen, was Schönheit sei? rief er aus. Vielleicht nicht, versetzte ich, aber ich kann es Ihnen zeigen." J.W.v.Goethe: Der Sammler und die Seinigen. |
Texte von
94 Autoren aus der ästhetischen Geistesgeschichte
Adorno, Theodor W. 254-267 Aristoteles 34-39 Augustinus 45-47 Bach, Johann Sebastian 80 Baudelaire, Charles 179-180 Baumgarten, Alexander G. 77-79 Benjamin, Walter 238-254 Bense, Max 314-319 Birken, Siegmund v. 71-72 Bloch, Ernst 225-231 Brecht, Bertolt 219-224 Breitinger, Johann Jacob 82-84 Breton, Andre 282-283 Bloch, Hermann 295-297 Büchner, Georg 172-174 Burke, Edmund 76-77 Croce, Benedetto 290-293 Dante Alighieri 56-57 Dewey, John 293-294 Diderot, Denis 94-96 Dürer, Albrecht 67-69 Eco, Umberto 321-323 Fechner, Gustav Theodor 186-187 Fiedler, Konrad 185-186 Freud, Sigmund 195-199 Gadamer, Hans-Georg 297-3111 Gehlen, Arnold 301-304 Goethe, Johann Wolfgang 7, 123-131 Goodman, Nelson 320-321 Gottsched, Johann Christoph 80-82 Gregor der Große 47-48 Gryphius, Andreas 70 Hamann,Johann Georg 88-89 Hartmann. Nicolai 283-286 Haug, Wolfgang Fritz 304-305 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 7, 157-166 Herder, Johann Gottfried 101-106 Hobbes, Thomas 73-74 Horaz 39-41 Hugo von St. Viktor 52-53 Ingarden, Roman 287-289 Jauß, Hans Robert 3115-308 Jean Paul 145-149 Kafka, Franz 326-328 Kant, Immanuel 109-116 Karlstadt, Andreas 60-61 Kierkegaard, Sbren 167-172 Klee, Paul 279-281 |
Leonardo da Vinci 61-65 Lessing, Gotthold Ephraim 106-109 Libri Carolini 48-51 Lipps, Theodor 194-195 Lotman, Jurij M. 310-314 Lukacs, Georg 213-219 Marcuse, Herbert 234-238 Marx, Karl, und Engels, Friedrich 199-207 Mendelssohn, Moses 89-90 Michelangelo 66 Mörike, Eduard 174 Moritz, Karl Philipp 91-93 Morris, Charles William 270-273 Mozart, Wolfgang Amadeus 100 Mukatovsky,Jan 274-279 Nietzsche, Friedrich 188-194 Nikolaus von Kues 58-60 Novalis 131-135 Pascal, Blaise 72 Peirce, Charles S.267-270 Pico della Mirandola 65-66 Platon 26-34 Plotin 41-44 Rosenkranz, Karl 184-185 Sartre, Jean-Paul 232-234 Scaliger, Giulio Cesare 66-67 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph 153-157 Schiller, Friedrich 116-123 Schlegel, August Wilhelm v. 137-1411 Schlegel, Friedrich 141-145 Schmidt, Siegfried J. 323-326 Schönberg, Arnold 308-310 Schopenhauer, Arthur 175-178 Shaftesbury, Anthony Earl of 74-76 Shakespeare, William 69-70 Solger. Karl Wilhelm Friedrich 149-153 Stifter, Adalbert 178-179 Suger, Abt von Saint-Denis 51 Sulzer, Johann Georg 96-100 Thomas von Aquin 53-55 Trotzkij, Leo 207-213 Valery, Paul 7, 281-282 Vico, Giambattista 73 Vischer, Friedrich Theodor 181-183 Wackenroder, Wilhelm Heinrich 135-137 Winckelmann, Johann Joachim 84-87
|
Wertfunktion Kunst
Gestaltungen, Objekte, Ereignisse und Geschehen kann unter dem Gesichtspunkt
"Kunst" betrachtet werden. Ein Türgriff z.B.
kann nützlich,
funktionierend, preiswert, aber auch zum Beispiel "schön"
empfunden
werden. Nützlich gehört zu den
zweckmäßigen,
funktionierend
zu den technischen,
preiswert zu den
ökonomischen
und schön zu den ästhetischen Werten.
Gebrauchen wir das Wort "schön", so verwenden wir einen
ästhetischen
Wertbegriff.
Das ist schön (für X)
bedeutet so
etwas Ähnliches wie das gefällt X, der Sachverhalt ruft
also angenehme sinnlich-geistige Gefühle des Wohlgefallens bei X hervor.
Erste Näherung: Betrachten wir Objekte, Ereignisse, Geschehen oder Gestaltungen unter dem Gesichtspunkt (Abstraktion) der Wirkungen in Bezug auf das sinnlich-geistige Gefallen (Mißfallen oder Neutralität), so - wollen wir nun sagen - sprechen wir von der Kunst, die wir in Objekten, Ereignissen, Geschehen oder Gestaltungen ver-wirk-licht erleben. |
Zweite Näherung: Kunst heißt
dasjenige an Objekten, Ereignissen, Geschehen oder Gestaltungen, das unser
sinnlich-geistiges Werterleben erregt.
Anmerkung: Man sieht an dieser Bestimmung, daß die meisten Objekte, Ereignisse, Geschehen oder Gestaltungen auch einen künstlerischen Aspekt aufweisen. |
Basis-Definition Kunst: Objekte,
Ereignisse, Geschehen oder Gestaltungen, die ausschließlich dem Zweck
dienen, unser sinnlich-geistiges Werterleben zu erregen, heißen Kunst.
Anmerkung: Nachdem das Werterleben grundsätzlich betrachtet aus den drei Elementar Wertklassen positiv, negativ und neutral bestehen oder zusammengesetzt sein kann gibt es daher beliebig komplexe künstlerische Werturteile. |
Wovon hängt das sinnlich-geistige Werterleben bei der Kunstbetrachtung ab?
Die verschiedenen künstlerischen Gegenstände (Objekte, Ereignisse,
Geschehen oder Gestaltungen) sind im allgemeinen abhängig von:
Daraus ergibt sich sofort, daß es keinen
objektiven oder auch nur intersubjektiven, ja letztlich nur einen
- bestenfalls gruppen-
- subjektiven Kunstbegriff geben kann.
In demokratischen Gesellschaften, in denen die Mitglieder gleich würdig definiert werden, sollten daher auch die durch Steuergelder geförderten Künste an den subjektiv unterschiedlichen, aber gleich würdigen BetrachterInnen orientiert sein. Doch genau das Gegenteil ist tatsächlich der Fall. Nirgendwo herrscht eine solch unverblümte und hemmungslose Oligarchie wie in der "modernen" Kunstszene. |
moderne Kunst. Zu diesem Begriff entwirft Arnold Hauser in seiner Philosophie der Kunst (1958, S. 1) eine psychologisch sehr interessente Interpretation: "Kunstwerke sind Herausforderungen. Wir erklären sie nicht, wir setzen uns mit ihnen auseinander. Wir legen sie unseren eigenen Zielen und Bestrebungen entsprechend aus, übertragen auf sie einen Sinn, der seinen Ursprung in unseren eigenen Lebensformen und Denkgewohnheiten hat, machen, mit einem Wort, aus jeder Kunst, zu der wir eine wirkliche Beziehung haben, eine moderne Kunst."
Die Moderne oder die Überwindung eines Begriffs: Mit Texten von Oswald Oberhuber, Josef Albers, Fernand Léger, Willi Baumeister, Francis Picabia, Man Ray, Wolfgang Paten, Jean Cocteau, Krystof Pomian.
Es fehlen die Arbeiten von Sir Herbert Read, z.B.
_
Karin Thomas Version
1971, S. 225
"BARNETT NEWMAN (geb. 1905) phrasiert die Leinwandfläche in vertikale
Farbzonen, wobei streifige Sperren jede Farbe für sich in feste Grenzen
fixieren und jede Mischungsmodulation im betrachtenden Auge verhindern.
Dadurch steht die Farbe ohne Empfindungsgehalt in ihrer völligen Erscheinungsreinheit
und Ausdruckskraft in der Bildrealität, wobei sie ihre spezifische
Phänomenalität durch die strenge Differentiation von der benachbarten
Farbe gewinnt. Der farbige Sperrstreifen zwischen den einzelnen chromatischen
Farbflächen will sich nicht selbst darstellen und besitzt auch keine
raumfixierende Funktion, sondern dient nur als Leerzone, durch die sich
die einzelne, als reine Ausdehnung erscheinende Farbfläche formt.
Die Streifen können in keine Korrespondenz untereinander eintreten,
da ihre weite Distanz jede rhythmische Akkordisierung ausschließt,
das Auge nimmt den einzelnen Streifen als substanzlose Schranke wahr, der
Bildeindruck wird von der chromatischen Farbwertigkeit bestimmt, die Newman
in maximalen Farbflächen überdehnt (Farbtafel 33)."
Farbtafel 33 Barnett Newmann 1950 (elektronisch
nachbearbeitet)
Anmerkung: Eine mehrseitige abschreckende "Analyse" des
Bildes
"Vir Heroicus Sublimis" findet sich von Allan Kaprow
in Claus (1965, S. 75- 87)
RS: allo agoreuei =: andere Bestimmung?