Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=10.05.2003 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 2.3.13
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen * Mail:_sekretariat@sgipt.org_

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    Willkommen in unserer integrativen und interdisziplinären Abteilung Kunst, Ästhetik, Psychologie der Kunst, hier zum Thema Kunstphilophie, Ästhetik und Kunstkritik, und speziell:

    Kritik moderner Kunst und Ästhetik Oligarchie
    Grundlagen und Einführung aus allgemein-psychologischer und integrativer Perspektive
    gleich zur allgemeinen und integrativen Kunstdefinition

    von Rudolf Sponsel, Erlangen

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    "'Die entscheidende Quelle von Wert und Qualität in der Kunst', hatte nichts mit handwerklichem Können oder Ausbildung zu tun, sondern 'allein mit der Konzeption'. Der wirkliche 'Triumpf' bestand darin, Anzeichen für handwerkliches Können zu unterdrücken." 

    Robert Hughes (1997, S. 547). Die Zeit der Zweifel. In: Bilder von Amerika.

    Links: Titelblatt aus: Institut für Museologie (1994). Die Moderne oder die Überwindung eines Begriffs. Buch zur Ausstellung 17. Juni - 24. September. Wien und Graz. Wien: Hochschule für angewandte Kunst.

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    Zur Einführung drei Beispiele

    • W. Lange: "Was Kunst recht eigentlich ist, weiß bis heute keiner."
    • Arbeiter diskutieren moderne Kunst bei Bayer
    • Der amerikanische bullshit Meister Barnett Newman aus New York
    Das Versagen der Kunstmanager, Kunstkritik und Feuilletons
      Zwischen Pseudologia phantastica und Leervariablen: Sch3: schwätzen, schwafeln, schwadronieren
      • Beispiele aus dem Kunstmanagement
        • Werner Haftmann: Malerei im 20. Jhd.
        • Karin Thomas: "Bis heute"
      • Beispiele von den Künstlern
        • Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst
        • Futuristische Simultaneität der Seelenzustände
        • Bullshit Meister Barnett Newmann
      • In Arbeit: Beispiele aus den Feuilletons: Der Spiegel * Die Zeit * FAZ * Nürnberger Nachrichten * Stuttgarter Zeitung * Süddeutsche
      • Beispiele aus der Ästhetik, Philpsophie und Psychologie der Kunst
        • Hegel * Heidegger * Adorno
        • Wo immer Sch3 betrieben wird, ist die Psychoanalyse oft ganz nahe
        • Hitchcocks Die Vögel zwitschern angeblich zum Vögeln
    Beispiele hilfreicher Werke zur Psychologie der Kunst
    Wertfunktion und Definition der Kunst
    • Klassische und traditionelle Arbeiten zur Ästheteik und zum Kunstbegriff
    • Wertfunktion Kunst
    • Definition der Kunst
    • Wovon hängt das sinnlich-geistige Werterleben bei der Kunstbetrachtung ab?
    Querverweise


    Zur Einführung drei Beispiele

    W. Lange: "Was Kunst recht eigentlich ist, weiß bis heute keiner."
     
    Der Autor bekennt mit seinem Schlußsatz, daß er "eigentlich" ein unsinniges Buch geschrieben hat (was ich nicht meine trotz seiner grundsätzlichen und tiefgreifenden philosophischen Mängel), wenn er seinen Schlußsatz ernst nähme: "Was Kunst recht eigentlich ist, weiß bis heute keiner." Unsinnig insofern, als er über etwas schreibt, was bis heute keiner weiß, also auch der Autor nicht. Er schreibt also über "das" Nichts. Doch wie kann man über "das" Nichts schreiben? Nun, spätestens seit Sartre (Das Sein und das Nichts) wissen wir, daß man über "das" Nichts ohne Probleme 1000 Seiten schreiben kann, womit wir bei den Unsitten und Fehlleistungen der Philosophen wären. Da halten wir es lieber mit Wittgenstein: "Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen." [W. und die Kunst] Wie das geht, wird unten gezeigt.

    Arbeiter diskutieren moderne Kunst bei Bayer
     
    Max Imdahl zur Einführung der Diskussion der Abbildung auf dem Titelblatt links (im Buch Tafel VII; aus S. 56):

    Das außerordentlich interessante und löbliche Experiment, mit Arbeitern (es waren durchweg Vertrauensleute), 1979/80 moderne Kunst zu diskutieren, führt bei der Präsentation von Barnett Newmans "Markenzeichen", eine Fläche senkrecht durch einen Strich zu teilen - womit man heutzutage jederzeit in ein modernes Kunst-Museum gelangen kann - zu "Durcheinander".
     

    Der amerikanische bullshit Meister Barnett Newman aus New York

    Typische Auswahl aus dem Werk Barnett Newmans

    Bild-Quellen:

    • https://www76.pair.com/keithlim/postcards/voiceoffire.html
    • https://nyartsmagazine.com/65/newman.htm
    • https://www.philamuseum.org/exhibitions/exhibits/newman.shtml
    • https://www.london-se1.co.uk/news/view.php?ArtID=296
    • https://www.postershop.com/Newman-Barnett/Newman-Barnett-Canto-XIV-1964-2302373.html
    • https://www.postershop.com/Newman-Barnett/Newman-Barnett-Profile-of-light-3500459.html
    • https://209.235.192.90/exhibitions/exhibits/newman/galleries/two.shtml
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    Hughes vernichtende bullshit Kritik

    "Solche Sprüche sind exakt die Definition von bullshit: leere Tiefe" aus HughesS. 493:


    Quelle Foto: https://www.philamuseum.org/exhibitions/exhibits/newman.shtml

    Barnett Newman (1905-1970) [nach Imdahl S. 173]

    • 1905 Am 29. Januar in New York geboren.
    • 1922 - 24 An der Art Students League bei Duncan Smith.
    • 1927 Abschluß der Künstlerausbildung am City   College of New York.
    • 1939 - 41 Studium der Botanik und Ornithologie.
    • 1944 Organisation einer Ausstellung präkolumbianischer Skulpturen in der Wakefield Gallery in New York.
    • 1949 Mitgliedschaft an der Kunstschule »Subjects of the artist" mit William Baziotes, Robert Motherwell, Mark Rothko und David Hart.
    • 1957 Teilnahme an der Ausstellung"American Painting 1945 - 1957" im Minneapolis Institute of arts.
    • 1958 Einzelausstellung »Barnett Newman, First Retrospektive Exhibition" im Bennington College, Vermont.
    • 1958 - 59 Teilnahme an der Ausstellung "New American Painting" im Museum of Modern Art in New York.
    • 1965 Leitung von Seminaren an der Universität von Penusylvania. Anfertigung von Plänen und Beaufsichtigung der Erstellung eines Modells für eine Synagoge, das später in New York gezeigt wurde.
    • 1963 Repräsentation der USA bei der Biennale von Sao Paulo im Rahmen der Ausstellung »The New Space in American Art".
    • 1966 Ausstellung des »Kreuzweges" und »Lena Sabachtani" im Guggenheim Museum in New York.

    • 1970 Stirbt am 4.Juli an den Folgen eines Herzinfarkts.


    Aus Herbert Reads Geschichte der modernen Malerei (1959, S. 267) ergibt sich interessanterweise zum Hintergrund noch: "Barnett Newman (geb. 1905 in New York) hat sich vor allem durch die von ihm organisierten Ausstelungen präkolumbianischer und indianischer Kunst einen Namen gemacht. Auch ist er als Kunstpädagoge tätig."


    Das Versagen der Kunstmanager, Kunstkritik und Feuilletons
    Zwischen Pseudologia phantastica und Leervariablen: Sch3: schwätzen, schwafeln, schwadronieren auf Teufel komm raus

    Es ist kaum vorstellbar, was für ein Unsinn im allgemeinen und über "moderne" Kunst - die inzwischen ja auch schon an die 100 Jahre geworden ist - und Künstler im besonderen von intelligenten und gebildeten Menschen geschrieben wird. Ähnlich wie die Wirtschaftsredaktionen mitverantwortlich sind für die finanzpolitische Verwahrlosung und Verblödung der Amigo-Repuplik, gilt dies gleichermaßen im Bereich der Kultur- und Kunst-Redaktionen, die zu Hauf von Sch3 HochstaplerInnen beherrscht werden, wobei diese Entwicklung in Deutschland besonders begünstigt wurde durch Hitlers entartete Kunst Schmähung. Jeder narzißtisch-egozentrische Pfuscher, Murkser und Hochstapler konnte daher im Dunstkreis der Schutznebelwolke "entartet" im Nachkriegsdeutschland zum wundersamen modernen Kunst-Genie emporen.

    Beispiele aus dem Kunstmanagement

    Den Kunstmanager- und KunstbürokratInnen in den Galerien und Museen kommt neben den MeinungsführerInnen in den Kunstmedien eine kaum zu überschätzende Bedeutung zu. O.B.d.A. greife ich zwei wichtige und - auch sehr negativ - wirksame KunstmanagerInnen heraus.

    Werner Haftmann:  Malerei im 20. Jhd.
     
    "Diese unerwartete Wendung, die die kühlen Harmonien der >konkreten Kunst< mit einem romantischen Erlebnis des unendlichen Raumes in Verbindung bringen, läßt sich auch bei dem amerikanischen Maler Barnett Newman (geb. 1905) bemerken. Riesige  monotone Flächen, deren  monotone Ausbreitung nur durch ganz wenige Senkrechte in rhythmische Intervalle gegliedert werden, evozieren in ihrer starken suggestiven Farbigkeit unendliche Weiten, ein Feld der Meditation für die Empfindung des Unendlichen." (1962, S. 545)

       Ein solches Geschwätz ist typisch für Haftmann und die Kunstkritik, die er repräsentiert. Wenn Barnett Newmans Kunst eines gewiß nicht zeigt, dann "Weite", da er überhaupt keine Perspektive kennt, und damit gewiß auch nicht die Vorhaut einer Anmutung von Unendlichkeit.

    Karin Thomas: Bis heute
     
    Zu einem der wichtigsten, erfolgreichsten und auch informativsten Werke der Kunst der Moderne, gehört das 1971 erstmals veröffentlichte und im Jahr 2000 inzwischen in der 11. Auflage vorliegende Buch von Karin Thomas "Bis heute" mit einem hilfreichen wenn auch quali- und quantitativ unvollständigem Glossar der "Fachbegriffe". 
     
    Das Leitmotiv ist nach Paul Klee, 1920: 

    "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar." 
     

    Karin Thomas schreibt in ihrem Buch (11. A., 2000, S. 228) zu Barnett Newman:
     
    "BARNETT NEWMAN (1905-1970) phrasiert die Leinwandfläche in vertikale Farbzonen, wobei streifige Sperren jede Farbe für sich in feste Grenzen fixieren und jede Mischungsmodulation im betrachtenden Auge verhindern. Dadurch steht die Farbe in ihrer völligen Erscheinungsreinheit in der Bildrealität; ihre spezifische Phänomenalität gewinnt sie durch die strenge Trennung von der benachbarten Farbe. Alan Kaprow schreibt in seinem Aufsatz ,Barnett Newman-ein Klassiker' über das Formprinzip dieser Hard Edge-Malerei: »Ihre Bilder sind alle abstrakt und bevorzugen große, einfach geformte Themen. Das Vokabular ist entweder geometrisch oder biomorph oder ein Amalgam aus beiden. Farbe und Ton sind gleichfalls von Teil zu Teil verschieden ... Die Kompositionen erscheinen stabil und unzweideutig. Nichts tritt hinzu, was ihre Objektivität stören könnte.«'" [1971 Vers] Kommentar: Das ist ein typisches Beispiel für den nichtssagenden bis falschen Jargon der Kunst- managerInnen. Der Ausdruck "phrasiert" stammt aus der Musiklehre und wird im Glossar nicht erklärt. Daß die Farbe notwendigerweise, wie alle Gestaltung, in einer  Form erscheinen muß, geht hier nicht nur völlig unter, ja es wird der Eindruck erweckt, als ginge es um völlige Erscheinungsrein- heit. Die findet man besser auf jedem Prospekt eines Farbenherstellers. Tatsächlich hat oben Hughes bereits kritisch bemerkt, um welchen "bullshit" es Barnett Newman angeblich geht. Tatsächlich finden sich diese Experimente bereits bei den frühen Russen zu Beginn der abstrakten Malerei im 20. Jahrhundert, worüber die Kennerin zu dieser billigen und völlig einfallslosen Kopie kein einziges kritisches Wort  verliert. Die Kunstkritik erscheint hier völlig sprach- und substanzlos.

    Anmerkung: Eine mehrseitige abschreckende "Analyse" des Bildes "Vir Heroicus Sublimis" findet sich von Allan Kaprow in Claus (1965, S. 75- 78)


    Beispiele von den Künstlern

    Auch bei den Mitteilungen der KünstlerInnen selbst empfiehlt sich Vorsicht. Eine bedeutende oder für bedeutsam gehaltene KünstlerIn muß nicht unbedingt Richtiges oder Fundiertes zur Kunst allgemein von sich geben.

    Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst
    Nach der Kunstgeschichte soll Kandinsky 1910 das erste völlig gegenstandslose Bild, ein Aquarell, gemalt haben (Hess 1956, Dokumente ... S. 76). Er hat auch ein berühmtes Buch - Über das Geistige in der Kunst - verfaßt, dessen erste Auflage ebenfalls 1910 erschien.
     
     

    Bildquelle: https://www.cosmopolis.ch/cosmo13/Kandinsky.htm

        "Dieses unvermeidliche Verhältnis zwischen Farbe und Form bringt uns zu Beobachhtungen der Wirkungen, welche die Form auf die Farbe ausübt. Die Form selbst, wenn sie auch ganz abstrakt ist und einer geometrischen gleicht, hat ihren inneren Klang, ist ein geistiges Wesen mit Eigenschaften, die mit dieser Form identisch sind. Ein Dreieck (ohne die nähere Bezeichnung, ob es spitz, flach, gleichseitig ist) ist ein derartiges Wesen mit dem ihm allein eigenen geistigen Parfüm. In Verbindung mit anderen Formen differenziert sich dieses Parfüm, bekommt beiklingende Nuancen, bleibt aber im Grunde unveränderlich, wie der Duft der Rose, der niemals mit dem des Veilchens verwechselt werden kann. Ebenso Kreis, Quadrat und alle anderen möglichen Formen [FN: Eine bedeutungsvolle Rolle spielt dabei auch die Richtung, in welcher z. B. das Dreieck stehe, also die Bewegung. Dies ist von großer Wichtigkeit für die Malerei.]. Also derselbe Vorfall, wie oben mit Rot: subJektive Substanz in obiektiver Hülse.
        Hier kommt die Gegenwirkung der Form und Farbe klar zutage. Ein Dreieck mit Gelb ausgefüllt, ein Kreis mit Blau, ein Quadrat mit Grün, wieder ein Dreieck mit Grün, ein Kreis mit Gelb, ein Quadrat mit Blau usw. Dies sind alle ganz verschiedene und ganz verschieden wirkende Wesen.
        Dabei läßt sich leicht bemerken, daß manche Farbe durch manche Form in ihrem Wert unterstrichen wird und durch andere abgestumpft. Jedenfalls spitze Farben klingen in ihrer Eigenschaft stärker in spitzer Form (z.B. Gelb im Dreieck). Die zur Vertiefung geneigten werden in [>69] dieserWirkung durch runde Formen erhöht (z.B. Blau im Kreis). Natürlich ist es andererseits klar, daß das Nichtpassen der Form zur Farbe nicht als etwas «Unharmonisches» angesehen werden muß, sondern umgekehrt als eine neue Möglichkeit und also auch Harmonie.
        Da die Zahl der Farben und der Formen unendlich ist, so sind auch die Kombinationen unendlich und zur selben Zeit die Wirkungen. Dieses Material ist unerschöpflich.
        Die Form im engeren Sinne ist jedenfalls nichts weiter, wie dieAbgrenzung einer Fläche von der anderen. Dies ist ihre Bezeichnung im Äußeren. Da aber alles Äußere auch unbedingt Inneres in sich birgt (stärker oder schwächer zum Vorschein kommend), so hat auch jede Form inneren Inhalt [FN: Wenn eine Form gleichgültig wirkt und, wie man es nennt, «nichts sagt», so ist dieses nicht buchstäblich zu verstehen. Es gibt keine Form, wie überhaupt nichts in der Welt, was nichts sagt. Dieses Sagen gelangt aber oft zu unserer Seele nicht, und zwar dann, wenn das Gesagte an und für sich gleichgültig ist oder, richtiger bezeichnet, nicht an der richtigen Stelle angebracht wurde.]. Die Form ist also die Äußerung des inneren Inhaltes. Dies ist ihre Bezeichnung im Inneren. Hier muß an das vor kurzem gebrachte Beispiel mit dem Klavier gedacht werden, wobei man statt «Farbe » «Form» stellt: der Künstler ist die Hand, die durch diese oder jene Taste ( = Form) zweckmäßig die menschliche Seele in Vibration bringt. So ist es klar, daß die Formenharmonie nur auf dem Prinzip der zweckmäßigen Berührung der menschlichen Seele ruhen muß.
        Dieses Prinzip wurde hier als das Prinzip der inneren Notwendigkeit bezeichnet."

    Der Text von Kandisky, abgesehen davon, daß er natürlich zur Beurteilung seines Denkens und seiner Gestaltungsphantasie sehr wichtig ist, enthält manches Unsinnige, aber auch manches Stimmige, wenn er vom Kunsterleben spricht. Zum metaphysischen Unsinn gehört die Sprechweise der Gestaltungselemente als eigenständige Wesen. Was Form und Farbe, kurz die Gestaltung bedeutet, ergibt sich nur im Kontext mit dem Betrachter (siehe bitte unten). Die Wirkung ist immer relational und gilt niemals absolut oder abstrahiert von konkreten Betrachtungszusammenhang.

    Futuristische Simultaneität der Seelenzustände
    "Die Simultaneität der Seelenzustände im Kunstwerk: das ist das berauschende Ziel unserer Kunst. Erklären wir uns durch Beispiele. Wenn wir eine Person auf einem Balkon malen, gesehen vom Innenraum aus, dann beschränken wir nicht die Szene auf das, was das Fensterrechteck zu sehen erlaubt, sondern wir bemühen uns, das Ganze der sichtbaren Empfindungen zu geben, welche die Person auf dem Balkon erfahren hat: das besonnte Gewimmel der Straße, die doppelte Reihe der Häuser, die sich zu ihrer rechten und linken Seite hinziehen, Blumenballons usw. Das ist die Simultaneität der Umgebung und hat Verschiebung und Zergliederung der Gegenstände, Zerstreuung und Verschmelzung der Details zur Folge. Um den Betrachter im Zentrum des Bildes leben zu lassen, muß das Bild die Synthese sein von dem, woran man sich erinnert, und dem, was man sieht."

    Aus Sekundärquelle Hess 1956, Dokumente ... S. 72 nach der Primärquelle: Vorwort des Katalogs der ersten futuristischen  Ausstellung 1912 in Paris.

    Bullshit Meister Barnett Newmann (siehe bitte oben)


    Beispiele aus den Feuilletons
    In Arbeit: Der Spiegel * Die Zeit * FAZ * Nürnberger Nachrichten * Stuttgarter Zeitung * Süddeutsche


    Beispiele aus der Ästhetik, Philosophie und Psychologie der Kunst
    Die Kunst kunstet, wenn sie nicht wunstet, verdunstet oder verhunstet

    Unverständlichkeit und vieldeutige Leerformeln gelten mitunter als Merkmale scheinbarer Tiefe. Von solcher Pseudotiefe haben sowohl die Philosophie (Bsp. Hegel) - neben Psychoanalyse, Frankfurter Soziologen Kauderwelsch (Bsp. Adorno) - als auch die angebelich kunstwissenschaftliche Literatur und Kritik ein reichhaltiges Angebot.

    Hegel
    "Denn das Kunstwerk soll einen Inhalt nicht in seiner Allgemeinheit als solchen, sondern diese Allgemeinheit schlechthin individualisiert, sinnlich vereinzelt vor die Anschauung stellen. Geht das Kunstwerk nicht aus diesem Prinzipe hervor, sondern hebt es die Allgemeinheit mit dem Zweck abstrakter Lehre heraus, dann ist das Bildliche und Sinnliche nur ein äußerlicher und überflüssiger Schmuck und das Kunstwerk ein in ihm selbst gebrochenes, in welchem Form und Inhalt nicht mehr als ineinander verwachsen erscheinen. Das sinnliche Einzelne und das geistig Allgemeine sind sodann einander äußerlich geworden." (Ästhetik Bd. I, S. 60; nach)

    Heidegger (1935) Der Ursprung des Kunstwerkes (S. 10-12)
    "Aber auch das vielberufene ästhetische Erlebnis kommt am Dinghaften des Kunstwerkes nicht vorbei. Das Steinerne ist im Bauwerk. Das Hölzerne ist im Schnitzwerk. Das Farbige ist im Gcmälde. Das Lautende ist im Sprachwerk. Das Klingende ist im Tonwerk. Das Dinghafte ist so unverrückbar im Kunstwerk, daß wir sogar eher umgekehrt sagen müssen: Das Bauwerk ist im Stein. Das Schnitzwerk ist im Holz. Das Gemälde ist in der Farbe. Das Sprachwerk ist im Laut. Das Musikwerk ist im Ton. Selbstverständliches — wird man entgegnen. Gewiß. Aber was ist dieses selbstverständliche Dinghafte im Kunstwerk?
        Vermutlich wird es überflüssig und verwirrend, dem nachzufragen, weil das Kunstwerk über das Dinghafte hinaus noch etwas anderes ist. Dieses Andere, was daran ist, macht das Künstlerische aus. Das Kunstwerk ist zwar ein angefertigtes Ding, aber es sagt noch etwas anderes, als das bloße Ding selbst ist, allo  agoreuei. Das Werk macht mit Anderem öffentlich bekannt, es offenbart Anderes; es ist Allegorie. Mit dem angefertigten Ding wird im Kunstwerk noch etwas Anderes zusammengebracht. Zusammenbringen heißt griechisch sumballein. Das Werk ist Symbol.
        Allegorie und Symbol geben die Rahmenvorstellung her, in deren Blickbahn sich seit langem die Kennzeichnung des Kunstwerkes bewegt. Allein dieses Eine am Werk, was ein Anderes offenbart, dieses Eine, was rnit einem Anderen zusammenbringt, ist das Dinghafte im Kunstwerk. Fast scheint es, das Dinghafte im Kunstwerk sei wie der Unterbau, darein und darob er das Andere und Eigentliche gebaut ist. Und ist es nicht dieses Dinghafte am Werk, was der Künstler bei seinem Handwerk eigentlich macht?
        Wir möchten die unmittelbare und volle Wirklichkeit des Kunstwerkes treffen; denn nur so finden wir in ihm auch die wirkliche Kunst. Also müssen wir zunächst das Dinghafte des Werkes in den Blick  bringen. Dazu ist nötig, daß wir hinreichend klar wissen, was ein Ding ist. Nur dann läßt sich sagen, ob das Kunstwerk ein Ding ist, aber ein Ding, an, dem noch anderes haftet; erst dann läßt sich entscheiden, ob das Werk im Grunde etwas Anderes und nie ein Ding ist.

    Das Ding und das Werk

    Was ist in Wahrheit das Ding, sofern es ein Ding ist? Wenn wir so fragen, wollen wir das Dingsein (die Dingheit) des Dinges kennenlernen. Es gilt, das Dinghafte des Dinges zu erfahren ..."

    Die Philosophie über das Dinghafte des Dings und der Dinge setzt sich noch Seiten lang fort.
     

    Adorno
    "Wesentlich an der Kunst ist, was an ihr nicht der Fall ist, inkommensurabel dem empiristischen Maß aller Dinge. Jenes nicht der Fall Seiende an der Kunst zu denken, ist die Nötigung zur Ästhetik."
    (Ästhetische Theorie, S. 499; nach). Querverweis: https://www.geocities.com/monguda/adorno.htm
     

    Kommentar zu den drei Beispielen: Bingo. Das genau ist es, was wir wissen sollten, damit wir endgültig nichts mehr wissen und nie etwas wissen werden. Bildkunstpolitischer Kommentar:
     

    Zu den Anti-Hegel-Bildern

    Wo immer Sch3 betrieben wird, ist die Psychoanalyse oft ganz nahe

    Psychoanalyse ist die "Kunst" der freien Assoziation. Harte wissenschaftliche Arbeit, eigentliche Forschung, Exploration, Experiment und Evaluation werden durch Phantasietätigkeit ersetzt. Das ist bequem und angenehm. Wissenschaft und Wirklichkeitserforschung ist so aus dem gemütlichen Lehnstuhl möglich wie weiland in der Scholastik, Philosophie und Theologie: zur Wirklichkeit wird, was die AnalytikerIn zusammen phantasiert. So gesehen könnte man die Psychoanalyse in der Tat als Kunst im wörtlichen Sinne auffassen. Nirgendwo gibt es daher abstrusere, verworrenere und abwegigere Kunstdeutungen als in der Psychoanalyse, die damit die ihr innewohnende Psychopathologie auch zum Ausdruck bringt.

    Kostproben psychoanalytisch phantastischer Verstiegenheit nach Schuster (1992)

    Hitchcocks Die Vögel zwitschern angeblich zum Vögeln
    "Gerade in der Filmkunst - etwa bei Luis Buñuel oder auch bei Alfred Hitchcock - sind psychoanalytische Theorien angewandt worden. Der Film »Die Vögel« zum Beispiel hat auch die symbolische Unterbedeutung hemmungslos befreiter Sexualität." (Schuster 1992, S. 220).
     

    Beispiele hilfreicher Werke zur Psychologie der Kunst
    Siehe bitte auch: Link- und Literturliste Kunst, Ästhetik, Psychologie und Psychopathologie der Kunst

    Marin Schuster hat ein interessantes und informatives Buch zur Kunstpsychologie vorgelegt. Aber es ist in der Kritik auch  sehr ängstlich und widerspruchsvoll, wie sich u.a. am Beispiel am Bullshitmeister  Barnett Newman schön zeigen läßt.
     
    "Die Entwicklung kann nicht in einem Verzicht auf  'Bedeutungskommunikation' enden. Auch der abstrakte Maler muß sich fragen lassen, was die Innovation in seinem Werk ist. Natürlich sollen solche Künstler wie  ...  oder Barnett Newman, die Versuche mit der reinen Farbwikung unternehmen, hier nicht kritisiert werden. Dort ist Abstraktion notwendig. Nur diese Notwendigkeit der Abstraktion sollte eben begründet sein." 
        Kann sie nicht im "Verzicht auf  'Bedeutungskommuni- kation' enden" wie bei Barnett Newman und müßte dieser dann nicht kritisiert werden? Und was haben solche läppisch anmutenden "Versuche mit der reinen Farbwirkung" im Museum verloren, gehören die nicht auf Schmierpapier und die Schmierpalette, sofern sie sich nicht schon in jedem Prospekt der Farbenhersteller finden ? 

    Kunst muß weder begründet noch innovativ befragbar sein: sie muß ihre Funktion erfüllen. Künstler wissen ja oft gar nicht, wie sie zu ihren Gestaltungen kommen und das ist letztlich auch gar nicht nötig. Künstler sollen Gestaltungen schaffen, die von den Betrachter- und KonsumentInnen als künstlerisch wertvoll erlebt werden. Das ist alles, nicht mehr und nicht weniger.
     
     
    Die kunstpsychologisch sehr interessante Buch beginnt mit einem eindrucksvollen Zitat von Heinrich Wölfflin:
    "Kunstgeschichte ist Seelengeschichte"
    und im Teil Versuche der Interpreation kommt Pablo Picasso zu Wort:
    "Diejenigen, die Bilder zu erklären versuchen, irren meistens vollkommen."
    Sodann folgen drei Hauptfaktoren: Moderne Kunst als Protest, moderne Kunst als Regression, moderne Kunst als Lernprodukt.

    Eine sehr gute Psychologie der Gestaltung findet man auch bei Hans Prinzhorn entwickelt.


    Wertfunktion und Definition der Kunst

    Es ist natürlich leicht, "moderne" Kunst, die Kunstwissenschaften und den Kunstbetrieb zu kritisieren. Deshalb wird - nach einem Hinweis auf historische Quellentexte - konstruktiv und sachgerecht ausgeführt, wie die Probleme klar benannt und gelöst werden können.

    Klassische und traditionelle Arbeiten zum Kunstbegriff
     
    Der Reader enthält eine verdienstvolle - wenn auch keineswegs vollständige - Sammlung ästhetischer Texte von 94 verschiedenen Autoren der ästhetischen Geistesgeschichte von Platon bis Winckelmann (siehe bitte unten).
     

    Er beginnt mit dem sinnigen Motto: 

    "Können Sie mir sagen, was Schönheit sei? rief er aus. Vielleicht nicht, versetzte ich, aber ich kann es Ihnen zeigen."
    J.W.v.Goethe: Der Sammler und die Seinigen. 

    Texte von 94 Autoren aus der ästhetischen Geistesgeschichte
     

    Adorno, Theodor W. 254-267
    Aristoteles 34-39 
    Augustinus 45-47
    Bach, Johann Sebastian 80 
    Baudelaire, Charles 179-180 
    Baumgarten, Alexander G. 77-79
    Benjamin, Walter 238-254 
    Bense, Max 314-319
    Birken, Siegmund v. 71-72 
    Bloch, Ernst 225-231 
    Brecht, Bertolt 219-224 
    Breitinger, Johann Jacob 82-84 
    Breton, Andre 282-283 
    Bloch, Hermann 295-297 
    Büchner, Georg 172-174 
    Burke, Edmund 76-77
    Croce, Benedetto 290-293
    Dante Alighieri 56-57 
    Dewey, John 293-294 
    Diderot, Denis 94-96 
    Dürer, Albrecht 67-69
    Eco, Umberto 321-323
    Fechner, Gustav Theodor 186-187
    Fiedler, Konrad 185-186 
    Freud, Sigmund 195-199
    Gadamer, Hans-Georg 297-3111 
    Gehlen, Arnold 301-304 
    Goethe, Johann Wolfgang 7, 123-131
    Goodman, Nelson 320-321 
    Gottsched, Johann Christoph 80-82
    Gregor der Große 47-48
    Gryphius, Andreas 70
    Hamann,Johann Georg 88-89 
    Hartmann. Nicolai 283-286 
    Haug, Wolfgang Fritz 304-305 
    Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 7, 157-166 
    Herder, Johann Gottfried 101-106 
    Hobbes, Thomas 73-74 
    Horaz 39-41
    Hugo von St. Viktor 52-53
    Ingarden, Roman 287-289
    Jauß, Hans Robert 3115-308 
    Jean Paul 145-149
    Kafka, Franz 326-328 
    Kant, Immanuel 109-116 
    Karlstadt, Andreas 60-61 
    Kierkegaard, Sbren 167-172 
    Klee, Paul 279-281

    Leonardo da Vinci 61-65 
    Lessing, Gotthold Ephraim 106-109
    Libri Carolini 48-51 
    Lipps, Theodor 194-195 
    Lotman, Jurij M. 310-314 
    Lukacs, Georg 213-219
    Marcuse, Herbert 234-238 
    Marx, Karl, und Engels, Friedrich 199-207 
    Mendelssohn, Moses 89-90 
    Michelangelo 66
    Mörike, Eduard 174 
    Moritz, Karl Philipp 91-93 
    Morris, Charles William 270-273
    Mozart, Wolfgang Amadeus 100 
    Mukatovsky,Jan 274-279
    Nietzsche, Friedrich 188-194 
    Nikolaus von Kues 58-60 
    Novalis 131-135
    Pascal, Blaise 72
    Peirce, Charles S.267-270 
    Pico della Mirandola 65-66 
    Platon 26-34
    Plotin 41-44
    Rosenkranz, Karl 184-185
    Sartre, Jean-Paul 232-234 
    Scaliger, Giulio Cesare 66-67 
    Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph 153-157
    Schiller, Friedrich 116-123 
    Schlegel, August Wilhelm v. 137-1411
    Schlegel, Friedrich 141-145 
    Schmidt, Siegfried J. 323-326
    Schönberg, Arnold 308-310 
    Schopenhauer, Arthur 175-178 
    Shaftesbury, Anthony Earl of 74-76
    Shakespeare, William 69-70 
    Solger. Karl Wilhelm Friedrich 149-153
    Stifter, Adalbert 178-179 
    Suger, Abt von Saint-Denis 51 
    Sulzer, Johann Georg 96-100
    Thomas von Aquin 53-55 
    Trotzkij, Leo 207-213
    Valery, Paul 7, 281-282 
    Vico, Giambattista 73 
    Vischer, Friedrich Theodor 181-183
    Wackenroder, Wilhelm Heinrich 135-137 
    Winckelmann, Johann Joachim 84-87

     

    Wertfunktion Kunst
    Gestaltungen, Objekte, Ereignisse und Geschehen kann unter dem Gesichtspunkt "Kunst" betrachtet werden. Ein Türgriff z.B. kann nützlich, funktionierend, preiswert, aber auch zum Beispiel "schön" empfunden werden. Nützlich gehört zu den zweckmäßigen, funktionierend zu den technischen, preiswert zu den ökonomischen und schön zu den ästhetischen  Werten.

    Gebrauchen wir das Wort "schön", so verwenden wir einen ästhetischen Wertbegriff. Das ist schön (für X) bedeutet so etwas Ähnliches wie das gefällt X, der Sachverhalt ruft also angenehme sinnlich-geistige Gefühle des Wohlgefallens bei X hervor.
     

    Definition der Kunst
     
    Erste Näherung: Betrachten wir Objekte, Ereignisse, Geschehen oder Gestaltungen unter dem Gesichtspunkt (Abstraktion) der Wirkungen in Bezug auf das sinnlich-geistige Gefallen (Mißfallen oder Neutralität), so - wollen wir nun sagen - sprechen wir von der Kunst, die wir in Objekten, Ereignissen, Geschehen oder Gestaltungen ver-wirk-licht erleben. 
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    Zweite Näherung: Kunst heißt dasjenige an Objekten, Ereignissen, Geschehen oder Gestaltungen, das unser sinnlich-geistiges Werterleben erregt.
        Anmerkung: Man sieht an dieser Bestimmung, daß die meisten Objekte, Ereignisse, Geschehen oder Gestaltungen auch einen künstlerischen Aspekt aufweisen. 
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    Basis-Definition Kunst: Objekte, Ereignisse, Geschehen oder Gestaltungen, die ausschließlich dem Zweck dienen, unser sinnlich-geistiges Werterleben zu erregen, heißen Kunst.
       Anmerkung: Nachdem das Werterleben grundsätzlich betrachtet aus den drei Elementar Wertklassen positiv, negativ und neutral bestehen oder zusammengesetzt sein kann gibt es daher beliebig komplexe künstlerische Werturteile.
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    Wovon hängt das sinnlich-geistige Werterleben bei der Kunstbetrachtung ab?

    Die verschiedenen künstlerischen Gegenstände (Objekte, Ereignisse, Geschehen oder Gestaltungen) sind im allgemeinen abhängig von:
     

    1. Kultur (z.B. asiatisch, atzekisch, eskimosisch, islamisch, hinduisch, abendländisch)
    2. Situation (z.B. historisch, zeitgeschichtlich, aktuell und momentan)
    3. Ort (z.B. Museum, Galerie, Kunstakademie, Schule, Vernissage, Alltag, Im Beisein ...)
    4. Künstler (z.B. bekannt, berühmt, unbekannt, Laie, Kind; Können)
    5. Gegenstand (z.B. Gattung [Graphik, Bild, Skulptur, Raum], Sujet [Thema], Stil, Ausführung, Material, Inhalt und Form)
    6. Betrachter (Kultur, Herkunft, Bildung, Neigung, Abneigung und Vorlieben, Einstellung, Anspruch, Erfahrung, Verfassung).Erwartung)
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    Daraus ergibt sich sofort, daß es keinen objektiven oder auch nur intersubjektiven, ja letztlich nur einen  - bestenfalls gruppen-  - subjektiven Kunstbegriff geben kann. 
       In demokratischen Gesellschaften, in denen die Mitglieder gleich würdig definiert werden, sollten daher auch die durch Steuergelder geförderten Künste an den subjektiv unterschiedlichen, aber gleich würdigen BetrachterInnen orientiert sein. Doch genau das Gegenteil ist tatsächlich der Fall. Nirgendwo herrscht eine solch unverblümte und hemmungslose Oligarchie wie in der "modernen" Kunstszene. 



    Kunstinterpretation und Kunst-Kritik
    Wollen uns KünstlerInnen etwas sagen und wie ist zu ergründen, was sie uns sagen wollen? Mit dieser Frage wurden und werden Milliarden von SchülerInnen und StudentInnen - seit es entsprechende Bildungseinrichtungen gibt - konfrontiert. Die Wahrheit dürfte nicht selten sein: es gibt vermutlich ebenso viele Deutungsmöglichkeiten für ein Werk wie es Erfassende gibt, die allesamt ihre individuelle Bildungs- und Persönlichkeitsgeschichte mitbringen. Ob Werkschaffende oder KunstproduzentInnen immer wissen, was sie sagen wollen, ist nicht minder zweifelhaft. Manche wollen vielleicht auch gar nichts sagen. Andere können es nicht oder sagen etwas (teilweise) Falsches. Nicht selten geben Künstler - wie ihre Kritiker - Unsinn von sich (z.B. in der Reihe 100(0)  Meisterwerke oder hier). Nicht wenige KünstlerInnen schaffen einfach, geben sich ihren Fantasien und Gestaltungen hin. Jedes Werk, könnte man vermuten, wirkt nach seiner Schaffung weitgehend unabhängig von seiner SchöpferIn. Etwas bildungspathetisch formuliert: es wirkt durch sich. Aber durch sich wirkt bei genauer Betrachtung gar nichts. Es sind immer zwei, die einen Eindruck konstituieren: das Werk und seine ErfasserIn (Reiz und Reaktion). Die Interpretation ist vielleicht selbst eine  individuelle Schöpfung. Und wie etwas auf eine Erfassende wirkt, kann nur die Erfassende selbst wissen und sagen, wobei auch hier viele nichtbewusste, kaum in Worten fassbare Faktoren mitspielen. Bei genauer Betrachtung haben wir also sowohl auf der Schöpfer- als auch auf der Erfasserseite viele subjektive, teils nicht bewusste, teils gar nicht angemessen in Worte fassbare Momente. Was ist dann aber ein Kunstwerk? Was ist eine angemessene Interpretation?  Gibt es keine objektiven Kriterien? Die Antwort ist ein klares Jein. Eine allgemein akzeptable Regel könnte lauten: Wenn eine Schöpfung anregt, berührt, bewegt, dann hat sie einen wichtigen Zweck erfüllt.


     

    • Querverweise: Wertfunktion Kunst, Definition der Kunst, Wovon hängt das sinnlich-geistige Werterleben bei der Kunstbetrachtung ab?
    • Interessant und verallgemeinerungsfähig auch Prinzhorn: Die psychologischen Grundlagen der bildnerischen Gestaltung.
    • Die Sprache der Kunst ist analog, symbolisch, "rechtshemisphärisch": Allgemeine und Integrative Symboltheorie, Einführung.
    • Einführung: Literatur und Kunst - Psychologie und Psychotherapie.
    • Absurdität, Antinomie, Aporie, Konfusion, Paradoxie, Pseudo-Paradoxie, Sophisma, Widerspruch, X-Strittiges/Sonstiges.
    • Dali: Unabhängigkeitserklärung der Phantasie und Erklärung der Rechte des Menschen auf seine Verrücktheit
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    Interpretation des (vermeintlich) Irrationalen, Surrealen, Absurden und Unfassbaren
    Hier muss zunächst unterschieden werden, ob es (1) um die Interpretation der Schöpfungsgeschichte eines so erlebten Werkes geht, wie es also zustande kommt, wie man seine Entstehung verstehen kann. Oder (2) kann der  subjektive Faktor der Wirkung gefragt sein, also warum das Werk auf den Erfassenden so wirkt. Werke können so und so interpretiert werden und das mag sich für verschiedene Interpretierende auch ganz unterschiedlich darstellen. Leichter wird es im allgemeinen, wenn man spezifische Fragen zu spezifischen Werkinhalten stellt, um sich nicht im Allgemeinen und damit meist Nebelhaften zu verlieren. Ein Werk ist ein Werk, so wie es gemacht ist und vorliegt. Das Werk selbst ist ein Objekt der Realität. Ihm kann so gesehen gar nichts Irrationales, Surreales, Absurdes oder Unfassbares anhaften. Diese Wirkung kommt erst mit den Erfassenden ins Spiel, die sich der Interaktion der Wirkung aussetzen. Die Charakterisierung Irrationales, Surreales, Absurdes oder Unfassbares ist in der Hauptsache ein Akt der Erfassenden, womit sie ihr Wirklichkeitsverständnis zum Ausdruck bringen.
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    Kafkas Schöpfungen
    Viele KünstlerInnen wissen nicht, wie sie zu ihren Einfällen kommen: sie finden sie vor und gestalten sie. Bei kommen kommt ein innerer Drang zum Ausdruck zu: Gestaltung als eine Art Katharsis oder "Therapie". So scheint es bei Kafka gewesen zu sein, wie einerm Zitat von Wagenbach (1964. S. 95, fett-kursiv I-RS) entnommen werden kann: "Entlobung, Kriegsausbruch und Distanz zum Elternhaus gaben Kafka endlich die ersehnt-gefürchtete Einsamkeit. Einige Tage später vermerkt er im Tagebuch: Der Sinn für die Darstellung meines traumhaften innern Lebens hat alles andere ins Nebensächliche gerückt und es ist in einer schrecklichen Weise verkümmert und hört nicht auf zu verkümmern. Nichts anderes kann mich jemals zufriedenstellen ...."
    In diesem Monat (August 1914) beginnt Kafka mit der Niederschrift des Prozeß. Daß der Roman a u c h eine Strafphantasie war, weiß man: Am Vorabend seines einunddreißigsten Geburtstages wird Josef K. umgebracht, am Vorabend seines einunddreißigsten Geburtstages entschließt sich Kafka, nach Berlin zu fahren, um das Verlöbnis mit Felice zu lösen, die Entlobung selbst, im «Askanischen Hof», wird im Tagebuch Der Gerichtshof im Hotel [FN 167] genannt. Allerdings war zu dieser Zeit auch bereits, wie gesagt, das österreichische Thronfolgerpaar ermordet, und Kafka war österreichischer Bürger. Er selbst zieht diese Parallele, während der Niederschrift des '(Prozeß, im Tagebuch: Die Gedankengänge, die sich an den Krieg knüpfen, sind in der quälenden Art, mit der sie mich in den verschiedensten Richtungen zerfressen, ähnlich den alten Sorgen wegen [F168]"
     


    Anmerkungen

    moderne Kunst. Zu diesem Begriff entwirft Arnold Hauser in seiner Philosophie der Kunst (1958, S. 1) eine psychologisch sehr interessente Interpretation: "Kunstwerke sind Herausforderungen. Wir erklären sie nicht, wir setzen uns mit ihnen auseinander. Wir legen sie unseren eigenen Zielen und Bestrebungen entsprechend aus, übertragen auf sie einen Sinn, der seinen Ursprung in unseren eigenen Lebensformen und Denkgewohnheiten hat, machen, mit einem Wort, aus jeder Kunst, zu der wir eine wirkliche Beziehung haben, eine moderne Kunst."

    Die Moderne oder die Überwindung eines Begriffs: Mit Texten von Oswald Oberhuber, Josef Albers, Fernand Léger, Willi Baumeister, Francis Picabia, Man Ray, Wolfgang Paten, Jean Cocteau, Krystof Pomian.

    Es fehlen die Arbeiten von Sir Herbert Read, z.B.


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    Karin Thomas Version 1971, S. 225
    "BARNETT NEWMAN (geb. 1905) phrasiert die Leinwandfläche in vertikale Farbzonen, wobei streifige Sperren jede Farbe für sich in feste Grenzen fixieren und jede Mischungsmodulation im betrachtenden Auge verhindern. Dadurch steht die Farbe ohne Empfindungsgehalt in ihrer völligen Erscheinungsreinheit und Ausdruckskraft in der Bildrealität, wobei sie ihre spezifische Phänomenalität durch die strenge Differentiation von der benachbarten Farbe gewinnt. Der farbige Sperrstreifen zwischen den einzelnen chromatischen Farbflächen will sich nicht selbst darstellen und besitzt auch keine raumfixierende Funktion, sondern dient nur als Leerzone, durch die sich die einzelne, als reine Ausdehnung erscheinende Farbfläche formt. Die Streifen können in keine Korrespondenz untereinander eintreten, da ihre weite Distanz jede rhythmische Akkordisierung ausschließt, das Auge nimmt den einzelnen Streifen als substanzlose Schranke wahr, der Bildeindruck wird von der chromatischen Farbwertigkeit bestimmt, die Newman in maximalen Farbflächen überdehnt (Farbtafel 33)."

    Farbtafel  33 Barnett Newmann 1950 (elektronisch nachbearbeitet)
    Anmerkung: Eine mehrseitige abschreckende "Analyse" des Bildes
    "Vir Heroicus Sublimis" findet sich von Allan Kaprow in Claus (1965, S. 75- 87)

    RS: allo  agoreuei =: andere Bestimmung?



    Querverweise
    Standort: Kritik moderner Kunst und Ästhetik Oligarchie.
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    Überblick Kunst, Ästhetik, Psychologie und Psychopathologie der Kunst in der IP-GIPT
    Link- und Literturliste Kunst, Ästhetik, Psychologie und Psychopathologie der Kunst
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Kritik moderner Kunst und Ästhetik Oligarchie. Grundlagen und Einführung aus allgemein-psychologischer und integrativer  Perspektive. Kunst in der IP-GIPTAus unserer Abteilung Kunst, Ästhetik, Psychologie der Kunst. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/kunst/kritik/kkritik0.htm
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    Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    02.03.13  Kunstinterpretation und Kunst-Kritik.
    14.04.06    Ein Anti-Hegel durch ein Anti-Heidegger Bild ersetzt, Querverweis auf die Anti-Hegel-Bilder  "Ausstellung" in der Galerie.