Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=29.12.2005
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 04.08.19
Impressum:
Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20
D-91052 Erlangen
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Anfang_
Alle
und Jeder
_
Überblick_
Rel.
Aktuelles _
Rel.
Beständiges_
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Willkommen in der Abteilung Wissenschaft
unserer Internet-Publikation GIPT 1)
Abteilung Wissenschaft, Bereich Logik, Methodologie und Analogie
, und hier speziell zum Thema
Alle und Jeder
Anscheinend klare Begriffe, die es
aber in sich haben.
Eine sprachanalytische und logische Studie
Rudolf Sponsel, Erlangen
Übersicht
-
Zusammenfassung, Abstract,
Summary.
-
Einführung:
zur Homonymie des Wörtchens "alle".
-
Alle in der Sprache und Grammatik.
-
Alle als Aussagen
über jedes beliebige einzelne Element einer Zusammenfassung oder Gesamtheit.
-
Alle als Aussagen über
Gesamtheiten.
-
Beziehungen zwischen Mitgliedern,
Mitgliedschaften, Gesamtheiten und die Übertragung ("Vererbung") von
Merkmalen.
-
Alle in der Definitionslehre.
-
Alle in der Logik.
-
Alle in der
mathematischen Logik und Mathematik.
-
Absurdität, Antinomie, Aporie, Konfusion, Paradoxie,
Pseudo-Paradoxie, Sophisma, Widerspruch, X-Strittiges/Sonstiges.
-
Alle in den empirischen
Wissenschaften.
-
Literatur (Auswahl) Hinweise, Anregungen und Kritik
erwünscht.
-
Links (Auswahl: beachte).
-
Querverweise.
Zusammenfassung,
Abstract, Summary
Das Wort "alle" ist wie die meisten Worte
ein Homonym [1,
2,
3,
4,
5,
] und enthält mehrere Begriffe u.a. mit folgenden Hauptbedeutungen
(siehe bitte auch was heißt
alle bei den natürlichen Zahlen).:
-
allej jeder
beliebige einzelne aus einer (definierten) Gesamtheit: Für jeden gilt
...
-
allek zusammen
aus einer (definierten) Gesamtheit, die Kardinalzahl (Anzahl): So viele
sind es.
-
allep als potentiell unendliches
Fortfahren können, z.B. 1,2,3, ...
-
allea tatsächlich angebbare
(nicht nur aufzählbare=anzählbare)
-
alleg zusammen
als Ganzes oder Gesamtheit, die Elemente zu einer Menge zusammen gefasst
(bislang in zwei bekannten Hauptformen: mathematisch und soziologisch/sozialpsychologisch),
z.B. die Gesamtheit der natürlichen Zahlen.
-
alles zusammen
als Summe aller Teile, z.B. 1+2+3=6.
-
alle? sonstiges alle.
Jeder entspricht einem beliebigen Element, alle
die Anzahl (Kardianlzahl), die zu einem Ganzen zusammengefaßten 'Menge',
die Summe aller Teile. Die beiden grundlegend verschiedenen Bedeutungen
- alle und jeder - wurden schon im deutschen Wörterbuch der Gebrüder
Grimm neben mehreren anderen ausgeführt und dargelegt. Wie einer Bemerkung
Poincarés
entnommen werden kann, hat Bertrand Russell einige logische Antinomien
auf die Verwechslung von alle und jeder zurückgeführt. Bei
Gesamtheiten sind insbesondere im Bereich der Logik und Mathematik endliche,
potentiell und aktual unendliche Gesamtheiten zu unterscheiden und außerdem,
ob die Mitglieder einer Ganz- oder Gesamtheit aus einzelnen Elementen oder
Unterganzheiten (Teilmengen) bestehen. Eine wichtige und häufige Quelle
für Mißverständnisse
ist, ob Merkmale die Elementen oder Teilmengen zukommen, auf die Ganz-
oder Gesamtheit (Menge) übertragen werden, können oder nicht
(> Mitglied und Gruppe). Ganzheiten
kommen auch in der Soziologie, Sozialpsychologie, Kriminologie und Recht
eine besondere Bedeutung zu: Massen, Gruppen, Familien, Klassen, Mannschaften,
Gemeinschaften, Gesellschaften. Hier gibt es aber logische Probleme, weil
die Dominanz in soziologischen Ganzheiten nicht unbedingt durch alleg,
sondern durch viele bestimmt wird.
Bereits Aristoteles war die grundlegende Doppelbedeutung
von "alle" bewusst, wie eine Stelle in seiner Politik, S. 39, beweist:
"Der Satz des Sokrates beruht auf der Doppelsinnigkeit des Begriffs 'alle',
welcher sowohl 'jeder einzelne' als auch 'alle zusammengenommen' bedeutet."
Anwendung,
Synonyma und ähnliche Begriffe: All, All-, Alle, jede/r; Allklasse,
Allaussage, Allmenge, Alloperator, Allquantor; Existenzquantor, Extension,
Extensionalität; Ganzes, Generalisation, Gesamt, Gesamtheit, Induktion,
Intension, Intensionalität, Menge, Teil, Teilmenge, Verallgemeinerung,
Umfang, Universale, Universum, Zusammenfassung zu einem Ganzen.
Einführung:
zur Homonymie[1,
2,
3,
4,
5,
]
des Wörtchens "alle"
Auf den ersten Blick scheint der Begriff, den das Wörtchen "alle"
birgt völlig klar und unproblematisch. "alle, das sind
eben alle", könnte man einfach sagen. Was sollte daran
problematisch sein? Nun, der Schein trügt spätestens dann, wenn
man sich in die Wissenschaftstheorie, Methodologie, Logik und Mathematik
- und hier besonders in das Reich der Prädikaten-Logik oder gar "des"
Unendlichen
begibt.
Hat es z. B. einen Sinn, von "allen"
natürlichen Zahlen zu sprechen? Nun, das kommt darauf an, wie man
"alle" interpretiert und was man möchte. Hier sind wir
schnell in der Problematik des "potentiell"
und "aktual"
Unendlichen
gefangen. Denn die natürlichen Zahlen "sind" unendlich viele. Man
kann zu keinem Ende gelangen, und daher gibt es auch keine größte
und damit auch keine letzte natürliche Zahl. Nennte jemals jemand
eine solche, genügte es, 1 dazu zu zählen und schon wäre
die neue wieder größer usw. usf. (ad infinitum - ohne Ende).
Das zweite grundlegende Mißverständnis
um den Begriff alle taucht in der Prädikatenlogik auf.
Denn dort verwendet man das Wörtchen "alle" beim sog.
Allquantor im Sinne von jeder, so daß der "Allquantor"
also besser "Jederquantor" hieße. Das wird in den meisten
Logikbüchern leider gar nicht erwähnt (Ausnahmen Borkowski,
Cohn,
Hermes,
Segeth,
) geschweige denn kritisch erörtert. Alle hat also schon
in der Logik und Mathematik zwei völlig verschiedene Grundbedeutungen:
allej
als
jeder
beliebige einzelne und
allek
als Kardinalzahl (Anzahl), allleg Ganzes
oder Gesamtheit.oder
alles als Summe
der Teile. Obwohl der Begriff "alle" in der Logik und
Mathematik seit Jahrtausenden eine wichtige Rolle beim Schließen
und Folgern spielt, sucht man vergeblich nach einer Monographie. Selbst
in Wolfgang
Stegmüllers
"Sprache und Logik" findet man nicht viel, aber immerhin: "Alle",
"Etwas" und "Nichts".
Halten wir fest: Eine Grundfrage ist: soll über
jedes beliebige einzelne Element eines Ganzen etwas gesagt werden oder
möchte man über das Ganze, die Zusammenfassung, die Anzahl oder
Summe aller Teile etwas sagen? Und sind hierbei verschiedene "Ganzheiten"
zu unterscheiden?
Alle
in der Sprache und Grammatik
Hinweis zu All und jeder im Grimmschen Deutschen Wörterbuch. |
Im Bedeutungswörterbuch, in der Etymologie und in der Grammatik des
Duden
gibt es einen Eintrag "all". Auch Dornseiff
enthält viele Einträge. Im deutschen Wörterbuch der Gebrüder
Grimm wird ausgeführt: Bedeutung alle: "der allheit,
weil sie eine mehrheit umfaszt, ist num. pl. angemessen, der sinnlichen
ganzheit vorzugsweise sg.; aus zerstückung des ganzen giengen die
einzelnen theile hervor, die in der allheit wieder zusammengedacht werden."
Alle
als Aussagen über jedes beliebige einzelne Element einer Zusammenfassung
oder Gesamtheit.
In dieser Bedeutung wählte man besser "jeder" statt
"alle" oder mit Index allej .
-
Allej natürlichen Zahlen haben einen Nachfolger.
Faßt man nun alle natürlichen Zahlen zu einem gedachten Ganzen
zusammen, wäre dieses gedachte Ganze auch eine natürliche Zahl?
Nein, weil sie dann einen Nachfolger (usw.) hätte und nicht das Ganze
sein könnte. Die Gesamtheit der natürlichen Zahlen kann also
selbst nicht wieder eine natürliche Zahl sein. Was ist
sie dann? Wie kann man etwas, das kein Ende hat, überhaupt zu seinem
Ganzen zusammenfassen? Nun, betrachtet man die rationalen Zahlen z.B. im
Intervall zwischen 1 und 2, so haben diese weder einen Anfang noch ein
Ende, und doch wird man wohl sagen können, man kann sie sich als Ganzes
denken. Das heißt:
-
Unendliches kann man dann und nur dann
zu einem Ganzen zusammenfassen, wenn es eine obere und untere Grenze gibt.
Nach oben oder unten Offenes kann nicht zu einem Ganzen zusammengefasst
werden.
-
Nicht allej natürlichen Zahlen haben einen
Vorgänger - nämlich die erste nicht..
-
Allej natürlichen Zahlen mit Ausnahme
der ersten haben einen Vorgänger.
-
Allej Fische haben Kiemen meint Jeder
Fisch hat Kiemen.
-
Allej Menschen sind sterblich meint Jeder
Mensch
ist sterblich.
-
Allej Dreiecke
sind eben, meint, man betrachtet - per definitionem -
nur Dreiecke,
die eben sind.
-
Allej Denkfehler sind Fehler. Hier scheint alle
sowohl für jeden Denkfehler als auch für die Gesamtheit
der Denkfehler zu gelten: alles, was ein Denkfehler ist, ist auch ein Fehler.
Hier lauert eine paradoxe Falle.
-
Addiert man alle natürlichen Zahlen von 1 bis 5, ist
das Ergebnis wieder eine natürliche Zahl, nämlich 15. In welcher
Weise wird hier "alle" verwendet? Darf man sagen:
alle
sind 15 ? Offensichtlich in der Bedeutung alles
Alle
als Aussagen über Gesamtheiten.
Ist die Gesamtheit aller wahlberechtigten, 2005 ca. 61 Millionen, Deutschen
sterblich? Mit anderen Worten: ist es sinnvoll, von einer Zusammenfassung
oder Gesamtheit zu sagen, sie sei sterblich? Ist das deutsche Volk
sterblich? Die Intuition sagt: Jein ;-). Hier wird nicht über einen
einzelnen gesprochen, für den die Aussage natürlich stimmt, sondern
über die Gesamheit, über alle als Ganzes und es
fragt sich: alleg, allek,
oder alleg? Im Sinne von für jeden
einzelnen gilt, erscheint der Fall klar. Doch wann ist ein Volk
gestorben? Wann ist es sterblich?
Was ist daran merkwürdig oder schwierig? Nun,
die Relation Teil-Ganzes scheint in der Alltagssprache mehrdeutig. Betrachten
wir zunächst einige Beispiele zum Einstieg in eine erste Untersuchung:
(1) Kann eine Menge von n Streichhölzern brennen? Eine Sammlung
von Streichhölzern ist selbst kein Streichholz, sondern eine Streichholzsammlung.
Man kann jedes einzelne anzünden, aber auch alle.
Jedes
brennt und alle brennen. Das Ganze ist also eben so brennbar
wie seine Teile.
(2) Ist eine Menge von Menschen menschlich? Eine Gruppe von Menschen
ist selbst kein Mensch, sondern eine Menschengruppe.
(3) Die SchülerInnen der Klasse 11c sind nicht die Klasse 11c,
sondern Mitglieder oder Elemente der Klasse 11c. "SchülerIn sein"
kann man aber nicht nur der einzelnen SchülerIn zusprechen, sondern
auch allen. Hat die Klasse 11c auch das Merkmal "SchülerIn
sein"? Paul ist Schüler, Peter ist Schüler, Maria ist Schülerin,
..., ist die Menge Paul, Peter, Maria, ... auch SchülerIn?
(4) Zusammenfügen von Papierteilen ergibt als Ganzes wieder Papier.
(5) Mehrere natürliche Zahlen ergeben als Ganzes wieder eine natürliche
Zahl, allerdings nur dann, wenn man sie addiert oder multipliziert, was
mit einer bloßen Zusammenfassung ja nicht gegeben ist. Denkt man
sie sich absteigend geordnet und zieht man von den Kleineren die Größeren
ab, wird die Summe negativ und damit per definitionem keine natürliche
Zahl mehr, sondern eine ganze Zahl.
(6) Mehrere Geldstücke ergeben wieder Geld.
(7) Gegeben je drei Münzen (Münzwerte) mit den Werten 1,2,3.
Die Summe der drei Münzen ergibt wieder einen Münzwert, nämlich
hier 6. Also liegt hier alleg vor.
(8) Nach der Mengenlehre müssen Elemente "echt" verschieden sein,
damit sie als Element gelten. Die Menge M = {1,1,1,2} = M' = {1,2}, weil
die drei 1en nicht als verschieden angesehen werden.
(9) Ein Fußballer kann kein reguläres Spiel betreiben, weil
hierzu eine Mannschaft angemeldet sein muß. Wenn alle 11 Spieler
einer Mannschaft vom Platz gehen, "steht" nur noch die "leere Menge" einer
Mannschaft auf dem Spielfeld.
(10) Was hat die leere Menge einer Menge für Eigenschaften der
Menge, der sie angehört? In der Mengenlehr eheißt es: die leere
Menge ist Teilmenge jeder Menge.
Beziehungen
zwischen Mitgliedern, Mitgliedschaften, Gesamtheiten und die Übertragung
("Vererbung") von Merkmalen
Erste Näherungen und Versuche, den Sachverhalt genauer zu erforschen
_
_
_ |
Intensionale Perspektive: hier betrachtet man das Merkmal von
Elementen und fragt, ob sich das Merkmal auch in dem zusammengefaßten
Ganzen findet. |
Extensionale Perspektive: hier fragt man nicht, wodurch
ein Element in eine Menge gelangt, sondern nur noch, ob es
dazu gehört oder nicht. Warum interessiert nicht. |
Betrachtete Merkmale der "Mitglieder", "Teile", "Elemente" gehen vom
Teil aufs Ganze über.
_
_
_ |
Beispiel SchülerIn: SchülerIn sein geht auf das zusammengefaßte
Ganze über: man kann von einer Gruppe oder Klasse von SchülerInnen
sprechen und meint alle. Eine Streichholz ist ebenso brennbar wie alle
zusammen. |
S = {s1,s2,...,s17}.
Hier betrachtet man ein S, das 17 Elemente ('Mitglieder') enthält.
_
_
_ |
Betrachtete Merkmale der "Mitglieder", "Teile", "Elemente" gehen vom
Teil aufs Ganze nicht über.
_
_ |
Die Merkmale Vater, Mutter, Sohn und Tochter gehen auf die Kernfamilie
nicht
über. Ein Kreis ist rund, aber 5 zusammengefaßte Kreise als
ein Ganzes sind nicht rund. |
F = {V,M,S,T}.
Hier betrachtet man ein F, das 4 Elemente enthält.
_
_ |
Es ist fraglich, unklar oder im äußersten Fall nicht feststellbar,
ob betrachtete Merkmale der "Mitglieder", "Teile", "Elemente" aufs Ganze
übergehen oder nicht. |
Ist ein Volk sterblich? Theoretisch, abstrakter gefragt: kann ein Ganzes,
eine Zusammenfassung, bestimmte Merkmale aufweisen?
_ |
Hier wird ein einziges Ganzes betrachtet: ein Volk.
_
_
_ |
Weitere Beispiele
-
"Alle meine Entchen schwimmen auf dem See." Nehmen wir an, der Eigner
hat. 3 Enten. Was kann hier "alle" bedeuten? Wenn wir die vier Hauptbedeutungen
von "alle" anwenden, können wir fragen: (1) wie viele Enten hat der
Eigner und die Antwort ist hier z.B. 3, also allek, weil die
Anzahl oder Kardinalzahl 3 ist. (2) Schwimmt jede seiner Enten auf dem
See? Ja, die Antwort ist also allej im Sinne von jede. (3) Schwimmt
die Ganzheit (Menge) seiner Enten auf dem See? Die Antwort lautet Nein,
weil Ganzheiten (Mengen) nicht schwimmen können, also alleg
ist falsch. (4) Wie groß ist die Summe der Enten, die schwimmen?
3, in diesem Fall ist allek = alles.
-
Jeder der fünf nicht amputierten Personen in einem Raum hat zwei Beine,
allej haben zwei Beine, aber alles haben hingegen
10 Beine. Was ist mit allek und alleg?
-
Alle dreifüßigen grünen Häuptlinge, die zwischen 5045
und 6044 geboren werden. Deutung: das dürfte wohl die leere Menge
sein.
-
Alle Deutschen. Alle Menschen. Alle Säugetiere. Alle Verbrecher. ...
Was ist meint man mit "alle Deutschen"? Auf den ersten Blick scheint diese
Frage klar. Aber: Alle, die jemals gelebt haben und leben werden, also
die Toten wie die Lebendigen und die Ungeborenen? Alle, die in Deutschland
leben oder lebten? Alle, die irgendwo lebten? Auch die mit zwei oder mehr
Nationalitäten?
Alle in
der Definitionslehre
Alle Merkmale bei Definitionen
Intuitiv könnte man meinen, daß zu einer richtigen Definition
gehört, daß man alle Merkmale, die einen definierten Sachverhalt
ausmachen, erfassen muß. Was heißt hier "alle"? Aber geht das?
Können wir tatsächlich alle Merkmale eines Sachverhaltes erfassen?
Vermutlich nein. Und woher wüßten wir dies im Einzelfall? Anders
wiederum: brauchen wir überhaupt alle Merkmale eines Sachverhaltes
für seine Definition? Oder genügen nicht wenige charakteristische,
typische, wesentliche? Was heißt dann "charakteristisch", "typisch",
wesentlich" ?
Sind alle Raben schwarz (Hempels Paradoxon;1,2,3,)?
Wie will man das feststellen? Nun eine Feststellung ist grundsätzlich
nicht möglich, wenn man zugibt, daß wir die noch gar nicht geborenen
und damit nichtexistierenden Raben gar nicht untersuchen können. Grundsätzlich
möglich, wenn auch technisch kaum realisierbar wäre es, die existierenden
Raben zu untersuchen. Eine weit schwächere, aber praktischere Methode
wäre es, sich mit der Untersuchung einer Stichprobe von Raben zu begnügen.
Man kann das Problem allerdings leicht lösen, wenn man die Farbe als
Definitionsmerkmal herausnimmt. Man kann aber auch die Definition neu gestalten:
Der erste Vogel, der bis auf die schwarze Gefiederfarbe alle sonstigen
Rabenmerkmale erfüllte, könnte als nichtschwarzer Rabe definiert
werden, der alte Rabe als schwarzer Rabe, und schwarzer und nichtschwarzer
Rabe könnten zur neuen Definition "Rabe" zusammengeführt werden.
Alle als alle Merkmale/ Kriterien,
die einen Begriff erfüllen. Hier gibt man Kriterien für einen
Begriff an und sagt: Alle Sachverhalte, die die angegebenen Kriterien erfüllen,
erfüllen diesen Begriff.
Praktisch sollte man sich damit begnügen, eine Definition so genau
wie möglich und nötig zu fassen; fundamentalistische Forderungen
und idealistische Wünschbarkeiten führen zumindest in der Praxis
nicht weiter.
Alle in der Logik.
Merkwürdigerweise wird ausgerechnet in der Logik - hat auch hier
der Schuster die schlechtesten Schuhe? -, wie meist auch in der Mathematik
(Ausnahmen Borkowski, Hermes,
Segeth)
der Alle-Begriff selten problematisiert, sondern meist als anscheinend
ausreichend odert sogar völlig klarer Begriff betrachtet.
Alle in der Prädikatenlogik [,Wikipedia,]
Bochenski, J. M. (1956,1962). Formale Logik. Freiburg: Alber. [§
44 Prädikatenlogik, behandelt Mitchell, Peirce, Peano, Frege, Sachregistereintrag
Alle
unter 44.02, Peirce, und 46.19, Russell (Theorie der Kennzeichnung)]
Auch
Segeth interpretiert den Allquantor richtig
Salmon
weist zwar hin, erklärt aber nicht warum
"17. Die Quantoren: Der Fehlschluß bezüglich der Ausdrücke
»jeder« und »alle«
Als wir in Abschnitt 13 A-Aussagen untersuchten, sagten wir, daß
die Aussage »Alle Wale sind Säugetiere« gleichbedeutend
ist mit der Aussage »Wenn etwas ein Wal ist, dann ist es ein Säugetier«.
Wenn wir gewollt hätten, hätten wir als nächstes die letztere
Aussage analysieren können als »Für jedes Ding x gilt,
wenn etwas ein Wal ist, dann ist x ein Säugetier«, wobei der
Buchsttabe »x« bei der Formulierung unserer allgemeine materialen
Konditionalaussage als eine Variable benutzt wird."
Borkowski interpretiert den
"All"-Quantor richtig
Cohn über
die Doppeldeutigkeit des "Alle"
Im Kapitel "Logische Untersuchungen über mathematische Gegenstände"
führt
Cohn
(1908, S. 269) aus:
"Daß man aber die Unerschöpflichkeit durch Progressionen
für eine positive Definition durch solche oder gar für eine Erzeugung
vermittels ihrer hat halten können, beruht auf einer Doppeldeutigkeit
des Wortes „alle". Man kann nämlich darunter entweder die Gesamtheit
der Glieder einer Kollektion, eines Aggregates, verstehen, oder den Inbegriff
dessen, was unter einen bestimmten Begriff fällt."
Alle
in der mathematischen Logik und Mathematik.
Unklare Beispiele
aus der Mathematik (alle fett-kursiv)
-
"Die Menge aller reellen Zahlen ist überabzählbar."
Fischer Lexikon (1964) Mathematik I, S. 175
-
"Dieser Dezimalbruch weicht dann von allen aufgeführten
jeweils wenigstens in einer Ziffer ab, ..." Fischer Lexikon (1964) Mathematik
I, S. 175
-
"Man kann durch Anwendung von (P5) beweisen, daß E1, E2 und E3 auf
alle
natürlichen Zahlen zutreffen." Fischer Lexikon (1964) Mathematik I,
S. 190
-
Alle nicht leeren Mengen von natürlichen Zahlen, enthalten
ein kleinstes Element. Umformulierung von Fischer Lexikon (1964) Mathematik
I, S. 191 [Wohlordnungssatz]
-
"Ist M eine Menge von Ordinalzahlen, so soll unter limn e M
a die kleinste Ordinalzahl verstanden werden, die größer ist
als alle Elemente von M." Fischer Lexikon (1964) Mathematik
I, S. 195
Faksimile
aus Hermes "Einführung in die mathematische Logik. Klassische Prädikatenlogik"
(1963, S. 41):
Siehe bitte auch Bemerkung
Poincarés...
Was heißt alle
natürlichen Zahlen ?
Diese Frage ist berechtigt. Denn wenigstens drei grundverschiedene
Bedeutungen sind zu unterscheiden.
(1) Alle im Sinne von
jede natürliche
Zahl - hat z. B. einen Nachfolger. Hier betrachtet man
alle mathematischen
Objekte oder auch Zahlen, die die Definitionskriterien natürliche
Zahl erfüllen, etwa die Peano-Axiome (von denen das 5.
mindestens problematisch ist): allej.
(2) Alle als Anzahl (Kardinakzahl): allek.
(3) Alle natürlichen Zahlen im Sinne eines Ganzen
haben einen Anfang, aber kein Ende - a) die natürlichen Zahlen sind
insgesamt betrachtet potentiell unendlich viele: allep.
Es gibt keine größte und damit auch keine letzte natürliche
Zahl.
(4) Alle natürlichen Zahlen als ein aktual Unendliches,
zusammengefaßtes und abgeschlossenes (!) Ganzes betrachtet: alleg.
Das ist natürlich ein Widerspruch in sich: etwas Unabschließbares
als etwas Abgeschlossenes zu betrachten. Dieser Selbstwiderspruch wird
aber im Unendlichkeitsaxiom verfügt.
(5) Schließlich kann alle auch noch Summe aller Teile oder Glieder
bedeuten: alles.
(6) Sonstiges alle?.
Einträge
in mathematischen Wörterbüchern und Lexika
-
Das Mathematische Wörterbuch von Naas,
J. & Schmid, H. L. (1972f, Hrsg.) enthält keinen eigenen Eintrag
zu "all", "all*" oder "alle".
-
Athen & Bruhn (1994, Hrsg.). Lexikon der Schulmathematik.
[Lizenz]
Studienausgabe. Augsburg: Weltbildverlag. [Das Werk enthält keinen
eigenen Eintrag zu "all", "all*" oder "alle", aber
zu "Allquantor" und "Allrelation -> Nullrelation"].
-
Der kleine Duden Mathematik (1986). Bearbeitet von Dipl. Math. Hermann
Engesser. Mannheim: BI. [Enthält einen Eintrag über Allaussage]
-
Gellert, W.; Kästner, H. & Neuber, S. (1978, Hrsg.). Fachlexikon
ABC Mathematik. Frankfurt: Deutsch. [enthält folgende Einträge:
Allklasse,
Alloperator,
Allrelation]
-
Meersmann, Willy (21994, Hrsg.). Mathematik Lexikon. Begriffe,
Definitionen und Zusammenhänge. Berlin: Cornelsen Scriptor. Anmerkung:
Auf der Rückseite wird spezifiziert: "mehr als 1000 Begriffe, Definitionen,
Gesetze und Zusammenhänge - alles, was in den Lehrplänen bis
Klasse 10 verlangt wird. [Das Lexikon enthält keinen Eintrag zu "all",
"alle" oder "alles", aber zu "Quantoren"]
Querverweis:
Gefährliche
Regionen und Prozeduren: wo sich besondere Vorsicht empfiehlt.
Absurdität, Antinomie,
Aporie, Konfusion, Paradoxie, Pseudo-Paradoxie, Sophisma, Widerspruch,
X-Strittiges/Sonstiges.
Vorbemerkung: Die verschiedenen denkpsychologischen und logischen Probleme
werden z. T. sehr unterschiedlich benannt. Ich möchte daher die terminologischen
Bestimmungen für die IP-GIPT wie folgt kennzeichnen:
Absurdität. > Paradoxie.
Antinomie. Ein echter logischer > Widerspruch.
Die Existenz von Mengen, die sich selbst als Element enthalten (z.B. die
Menge aller abstrakten Begriffe) oder nicht (die Nullmenge). Russellsche
Antinomie 1903 der Mengen aller Mengen, die sich nicht selbst als Element
enthalten. Empirischer Widerspruch Datenreduktion Faktorenanalyse
und Reproduzierbarkeit der Ursprungsmatrix, wenn nicht wenigstens ein Eigenwert
nahe 0 ist. Ist das nicht der Fall, kann man mit einer Faktorenanalyse
zwar die Daten reduzieren, aber nur um den Preis, daß sie dann nicht
mehr die ursprünglichen Daten repräsentieren, man hat durch einen
methodologischen Beschluß virtuell neu skaliert, ohne es konsequent
und logisch an den Rohdaten zu vollziehen.). Weitere Antinomien: Burali-Forti
1897 [1,2,3]; Richards 1905 u. 1909; [1,2,3].
Aporie. Etwas erwiesenermaßen Unlösbares
(Quadratur des Kreises, Gödel'sche Sätze; Heilmittelaporie
in der Psychotherapie).
Fehlschluß,
Trugschluß, Problemschluß.
Konfusion. Verwirrung, unklare, verworrene,
undurchsichtige Lage.
Paradoxie. Eine absurd oder widersinnig
erscheinende Aussage, gegen die sich der Verstand sträubt, ohne zwingend
falsch zu sein. > Sophisma. Rüstow
(1910, S. 135) definiert: "Ein Paradoxon ist eine Argumentation, die von
anscheinend richtigen Prämissen ausgehend durch anscheinend richtige
Schlüsse zu einem offenbar widersprechenden Resultat gelangt."
Anmerkung Paradoxie
bei Watzlawick: Er scheint einen abweichenden Paradoxiebegriff zu verwenden.
Im Buch (S. 103ff) "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?" bezeichnet
er auch das Gefangenendilemma als Paradoxie, wo ich von einem Problem,
evtl., wenn man echte Sicherheit suchte, von einer Aporie, sprechen würde.
Pseudo-Paradoxie > Sophisma.
Rabulistik. Die
Kunst, recht zu behalten, egal wie.
Sophisma. Zenons Achilles und die Schildkröte
[1,2,3], Lügner-Problem [1,2,3],
Statistische Paradoxien [Stegmüller,
2,3], Hat der gegenwärtige König von Frankreich eine Glatze?
[1,2,3],
Widerspruch. Hier können auch
noch logische und empirische Widersprüche unterschieden werden. >
Antinomie.
X-Strittiges. Natürlich gibt
es nach Überzeugung und Standpunkt auch strittige Beurteilungen, z.
B.: Nach Cantor sind die Mengen der natürlichen und die Mengen der
rationalen Zahlen gleichmächtig, obwohl es offensichtlich mehr rationale
als natürliche Zahlen gibt, aber nach den Cantoristen offenbar nur
im Endlichen. Die einen werten dies als verständlich und keineswegs
merkwürdig (Mathematiker, die Cantor schätzen), andere bezeichnen
es als Paradox (Basieux
Top Ten), wieder andere als Antinomie und Widerspruch. Die Definition
der unendlichen Menge (Cantor 1878, Dedekind 1887) verletzt nach Hausdorff
1914, S. 48 das "geheiligte Axiom 'totum parte majus'", nämlich Euklids
Axiom 8: Das Ganze ist größer
als sein Teil. Hempels Paradoxon: [1,2,3,]
. Hilberts Hotel [1,2,3], .
Querverweis: Beweis und beweisen
in Rhetorik, Sophistik und Rabulistik, Lit,
auch [1,
]
Literaturhinweis: Meschkowski.
Alle
in den empirischen Wissenschaften.
Mit Hilfe der Abstraktion und Definition lassen sich beliebige Objekte
definieren und damit auch entsprechende Klassen bilden. Alle
Objekte einer Klasse sind dann diejenigen, die die Definition erfüllen.
Man braucht ihre Anzahl nicht zu kennen, sie mag endlich oder potentiell
unendlich sein. Alle X heißt nur, jedes Objekt, das
die Definitionskriterien X erfüllt, gehört zu alle
X.
Masse als Ganzheitsbegriff
alleg (> Mitglied
und Gruppe)
In der Sozialpsychologie und Soziologie gibt es eine ganze Reihe von
Mehr-Individuen-Begriffen,
z.B.: Ansammlung, Clan, Familie, Gemeinschaft, Gesellschaft, Gruppe,
Haufen, Horde, Klasse, Masse, Menge, Schwarm, Sippe, Stamm, Verband, Verein,
Versammlung, Volk. Hierbei wurde Masse als eigene Kategorie
eingeführt, der eigene Qualitäten in ihrem Massencharakter zugesprochen
werden. Wodurch wird aber eine Ansammlung von Menschen zur
Masse?
Und wie lässt sich das wissenschaftlich untersuchen und überprüfen?
Dass Massen eine eigene Dynamik entwickeln können wissen wir durch
die zahlreichen Massenbewegungen und psychischen
Epidemien, die aus der Geschichte bekannt wurden. Am nachhaltigsten,
wenn auch am wenigsten wissenschaftstheoretisch und experimentell begründet,
hat sich bislang immer noch die Psychologie der Massen von Le Bon
erwiesen. Allerdings könnte man sagen, allein die extrem erfolgreiche
Nutzung Hitlers und seiner Propagandamaschine von Le Bons Schrift kann
als ebenso abschreckender wie überzeugender empirischer Beleg gesehen
werden [Spiegel 08.08.1966]
Als grundlegende wissenschaftstheoretische Frage
bleibt immer noch, worin die Referenz
des Begriffs Masse besteht und wie man das genau und überprüfbar
feststellt.
Zum Begriff
der Masse nach Ortega y Gasset
Ortega y Gasset, J. (1956), Der Aufstand der Massen, unter Enzyklopädisches
Stichwort Masse, führt S. 142 aus:
"Was Masse ist, wird am deutlichsten, wenn man diesen Begriff den der
Menge gegenüberstellt: unter Menge versteht man eine Ansammlung von
Menschen, die — außer ihrem Menschsein — nichts miteinander verbindet;
Masse wird eine größere Zahl von Menschen (genannt, die, wenn
auch nur vorübergehend und unter bestimmten- zeitlich bedingten gefühlsmäßig
gebundenen Voraussetzungen, durch ein Gemeinsames — eine Leidenschaft,
eine Erregung, eine Hoffnung, ein Augenblicksziel — zu einer Einheit zusammengeschlossen
werden. Während Menge also ein rein quantitativer Begriff ist, verbindet
sich mit dem wesentlich inhaltsreicheren der Masse die Vorstellung von
einer Anzahl von Menschen/die unter bestimmten psychologischen Voraussetzungen
zu plötzlichen Affekthandlungen verführt werden können.
Die Erforschung einer etwaigen Gesetzmäßigkeit
im Verhalt der Masse ist Aufgabe der Massensoziologie und der Massenpsychologie.
Diese Disziplinen stützen sich bei ihren Untersuchungen au die Ergebnisse
anthropologischer, politischer, nationalökonomischer; soziologischer
und- kulturgeschichtlicher Forschung.
Man pflegt den Beginn der wissenschaftlichen Untersuchung
de Problems Masse in die Mitte des 19. Jahrhunderts zu verlegen un als
Beweis dafür und zugleich als mustergültiges Beispiel die Schrift
ten von GUSTAVE LE BON und G. TARDE (vergleiche Literaturhin weise) anzuführen.
Diese Datierung beweist aber lediglich, wie seh. histprisches Wissen und
Bewußtsein in unserer Zeit verkümmert sind. ... ...
Typische Merkmale der Massenmenschen sind:
-
Anonymität. Die individuelle Verhaltensweise verflüchtigt
sich hinter dem Bann der Leidenschaften, die alle ergreifen, und wird durch
nur triebhaftes, instinktmäßiges Reagieren ersetzt
-
Gefühlsbestimmtheit. An die Stelle der Vernunft treten Gefühl
und Triebs Daher die große Beeinflußbarkeit der Massen, die
nicht aus Überlegung und Einsicht handeln, sondern allein durch Emotion
gelenkt werden.
-
Schwinden der Intelligenz. Die Intelligenz der Masse sinkt unter
das Niveau der einzelnen, die sie bilden. Wer sich den Beifall der Masse
sichern will, wird sich an der unteren Intelligenzgrenze orientieren und
auf logisches Argumentieren verzichten. Ein Erlebnis mit anderen
zu teilen, steigert die Erregung. Die Masse ist leichtgläubig und
gibt sich — eine immer wieder bestätigte Beobachtung — kritiklos einander
ablösenden Rednern hin, mögen ihre Aussagen einander auch noch
so sehr widersprechen.
-
Schwinden der persönlichen Verantwortung. In dem Maß,
in dem der einzelne die Kontrolle über die eigenen Leidenschaften
aufgibt verliert er sein Verantwortungsgefühl und kann zu Taten
hingerissen werden, die er, allein im Blickpunkt der Öffentlichkeit
stechend, nie begehen würde."
Querverweis: Mitglied
und Gruppe. Element und Menge, Individuum und Klasse, Teil und
Ganzes. Eine kritische, wissenschaftstheoretische und empirische Analyse
mit besonderer Berücksichtigung sog. OMCG-Rockergruppen.
Literatur (Auswahl) Hinweise,
Anregungen und Kritik erwünscht.
-
Arbeitsgruppe
für Sprachberatung und Lexikografie der Universität Essen (1996,
Hrsg.). Deutsches Wörterbuch mit der geltenden und der neuen
Rechtschreibung ; die amtlichen Regeln mit Erläuterungen für
die Schreibpraxis. Bergisch Gladbach: Honos [Umfang : 1440 S. mit Diskette
(9 cm); noch nicht eingesehen]
-
Aristoteles (dt. 1965) Politik. Deutsch
Rowohlts Klassiker. Reinbek: Rowohlt
-
Athen & Bruhn
(1994, Hrsg.). Lexikon der Schulmathematik.
[Lizenz] Studienausgabe.
Augsburg: Weltbildverlag. [Das Werk enthält keinen eigenen Eintrag
zu "all", "all*" oder "alle", aber zu "Allquantor"
und "Allrelation -> Nullrelation"].
-
Berry, George
D. W. (1946). On Quine's Axioms of Quantification. The Journal of Symbolic
Logic, Volume 6, Number 1, 23-27
-
Bochenski, J.
M. (1956,1962). Formale Logik. Freiburg: Alber. [§ 44 Prädikatenlogik,
behandelt Mitchell, Peirce, Peano, Frege, Sachregistereintrag
Alle
unter 44.02, Peirce, und 46.19, Russell (Theorie der Kennzeichnung)]
-
Borkowski, Ludwik (dt. 1977) Formale Logik. München:
Beck.
-
Carnap, Rudolf (1945).
Modalities and Quantification. The Journal of Symbolic Logic, Volume 10,1,
33-64.
-
Cohn, Jonas
(1908). Voraussetzungen und Ziele des Erkennens. Untersuchungen über
die Grundlagen der Logik. Leipzig: Engelmann.
-
Der kleine Duden Mathematik
(1986). Bearbeitet von Dipl. Math. Hermann Engesser. Mannheim: BI. [Enthält
einen Eintrag über Allaussage]
-
Deutsches Wörterbuch > All und
jeder im Grimmschen Deutschen Wörterbuch.
-
Dornseiff,
Franz (1959). Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen. Berlin: De Gruyter.
[Enthält die Einträge "alle" bei 4.41 (Gesamtheit), 9.33
(Aufhören), 9.78 (Mißlingen), 12.46 (Enttäuschung) und
"alles" bei 4.41 (Gesamtheit), 11.53 (Liebe); alles in allem
4.41 (Gesamtheit), 4,48 (zugehörig); alles, das ist 9.34 (Unvollendet
lassen); alles, das ist, mehr gibts nicht 4.25 (Zu wenig); alles
eins 5.16 (Gleich), 9.45 (Unwichtig), 11.37 (Gleichgültigkeit);
alles
im
Dunkeln 12.23 (Ungewißheit, Mißtrauen);
alles mit einkalkulieren
12.42 (Vorhersicht); alles was recht ist, 13.28 (Behaupten, bejahen).
-
Duden Redaktion.
(1959, 4. A. Hrsg.). Die Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. Mannheim:
BI. [enthält einen Eintrag "all" §485-493]
-
Duden Redaktion
(1963, Hrsg.). Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache.
Mannheim: BI. [enthält einen Eintrag "all"]
-
Duden Redaktion. (1970, Hrsg.).
Bedeutungswörterbuch. Duden Bd. 10. Mannheim: BI. [enthält einen
Eintrag "all"]
-
Engesser, Hermann > Der kleine Duden Mathematik
-
Gellert, W.;
Kästner, H. & Neuber, S. (1978, Hrsg.). Fachlexikon ABC Mathematik.
Frankfurt: Deutsch. [enthält folgende Einträge:
Allklasse,
Alloperator,
Allrelation]
-
Grimmsches Wörterbuch: All und
jeder im Deutschen Wörterbuch.
-
Hermes, Hans (1963).
Einführung in die mathematische Logik. Klassische Prädikatenlogik.
Stuttgart: Teubner. [Erklärt S. 41,
daß der Allquantor auch im Sinne von jede, jeder verwendet wird;
Hermes differenziert also zwischen den verschiedenen Bedeutungen von "alle",
aber nicht der verschiedenen "unendlich"].
-
Heyting, A. (1945). On Weakened Quantification.
The Journal of Symbolic Logic, Volume 10,1,119-121.
-
Hofstädter,
Douglas R. (dt. 1985, engl. 1979). Gödel, Escher, Bach ein Endloses
Geflochtenes Band. Stuttgart: Klett-Cotta.
[Im Kap. II, S. 64f unter der Überschrift
"Die Unendlichkeit umgehen" erörtert der Autor den Begriff "alle":
"Wir haben für das Wort 'alle' verschiedene Verwendungen, die durch
die Prozesse des folgerichtigen Denkens definiert sind. Das heißt,
es gibt Regeln, denen unser Gebrauch von 'alle' gehorcht. Wir sind
ihrer vielleicht nicht bewußt, und vielleicht neigen wir zur Behauptung,
daß unserem Vorgehen die Bedeutung des Wortes zugrunde liegt;
das ist aber schließlich doch nur eine Umschreibung der Tatsache,
daß wir uns von Regeln leiten lassen, die wir nie explizit aussprechen.
Wir haben unsere ganzes Leben lang Wörter in bestimmten Mustern gebraucht,
und anstatt die Muster 'Regeln' zu nennen, schreiben wir den Gang unserer
Denkprozesse der 'Bedeutungen' der Wörter zu. Diese Entdeckung war
eine entscheidende Erkenntnis auf dem langen Weg zur Formalisierung der
Zahlentheorie."]
-
Kondakow,
N. I. (dt. 1978 russ. 1975). Wörterbuch der Logik. Berlin: deb. [enthält
die Einträge: Allklasse, Allmenge,
Allquantor]
-
Meersmann, Willy
(21994, Hrsg.). Mathematik Lexikon. Begriffe, Definitionen und
Zusammenhänge. Berlin: Cornelsen Scriptor. Anmerkung: Auf der Rückseite
wird spezifiziert: "mehr als 1000 Begriffe, Definitionen, Gesetze und Zusammenhänge
- alles, was in den Lehrplänen bis Klasse 10 verlangt wird. [Das Lexikon
enthält keinen Eintrag zu "all", "alle" oder "alles",
aber zu "Quantoren"]
-
Meschkowski,
Herbert (1963, 1969, 1979). Paradoxie und Antinomie. Natur und Geist, Frankfurt
1963. Rektoratsrede "Der Monat" 169; 1969. Wissenschaft und Bildung,
Weinheim 1969. In: Mathematik und Realität, Mannheim 1979, 9-19.
-
Mittelstraß,
Jürgen (1980-1996, Hrsg.). Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie.
4 Bde. Die ersten beiden Bände erschienen bei BI, Mannheim. Die letzten
beiden Bände bei Metzler, Stuttgart. [enthält die Einträge
"Allaussage" und "alle"]
-
Naas, J. & Schmid,
H. L. (1972f, Hrsg.). Mathematisches Wörterbuch mit Einbeziehung der
theoretischen Physik Berlin und Leipzig: Akademie und Teubner. [Das Werk
enthält keinen eigenen Eintrag zu "all", "all*" oder
"alle"].
-
Quine, W. V. (1945).
On the Logic of Quantification. The Journal of Symbolic Logic, Volume 10,1,
1-12.
-
Ritter, Joachim
(1971 ff, Hrsg.). Historisches Wörterbuch der Philosophie. 12 Bde.
Völlig neu bearbeitete Ausgabe des Wörterbuchs der Philosophischen
Begriffe von Rudolf Eisler. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
[Enthält keinen eigenen Eintrag zu "alle".]
-
Sainsbury, R. M.
(dt. 1993, engl. 1988). Paradoxien. Stuttgart: Reclam.
-
Salmon, Wesley C. (dt. 1983)
Logik. Stuttgart: Reclam.
-
Segeth, Wolfgang (1969)
Elementare Logik. Berlin: VEB der Wissenschaften.
-
Stegmüller,
Wolfgang (1956, 1969). Sprache und Logik. In: Der Phänomenalismus
und seine Schwierigkeiten. Sprache und Logik, 66-100. Darmstadt: Wissenschaftliche-Buchgesellschaft.
Erstmals
veröffentlicht in: Studium Generale. 9. Jahrgang, 2. Heft, 1956 (s.
57—77). [enthält in Sprache und Logik , S, 79 [65]-81 [66]
einen Abschnitt mit dem Titel "2. 'Alles',
'Etwas', 'Nichts'"].
-
Sigwart,
Christoph (1921). Logik. Bd. I und II. Tübingen: Mohr. [Im ersten
Band behandelt Sigwart im § 27, S. 220- 226 die Lehre vom allgemeinen
Urteil mit der Begriffsbestimmung von "alle"]
-
Wilenkin, N. J. (dt. 1986, russ. 1969 ). Unterhaltsame
Mengenlehre. Frankfurt a. M.: Deutsch. [Leipzig: Teubner 1973]
Links (Auswahl: beachte)
Anmerkungen
und Endnoten:
1) GIPT= General and
Integrative
Psychotherapy,
internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
___
A1. Ich verdanke diesen Link-Hinweis
Peter Nissen aus de.sci.mathematik. Der Hundert
und zweite Brief liefert eine sehr interessante Ausführung
zur 'Realität' des Unendlichen der Begriffe in der Denkpsychologie,
Logik und Mathematik und damit auch eine Argumentation für 'Universalien':
"Ew. H. haben gesehen, wie notwendig
die Sprache den Menschen sei, nicht allein, um sich einander ihre Empfindungen
und Gedanken mitzuteilen, sondern auch, um ihren eignen Geist vollkommner
zu machen und ihre eignen Kenntnisse zu erweitern. Wäre Adam im Paradiese
auch ganz allein gelassen worden, so hätte er doch eine Sprache haben
müssen, oder er wäre in der tiefsten Unwissenheit geblieben.
Er würde die Sprache notwendig gebraucht haben, nicht sowohl um die
individuellen Gegenstände, die seine Sinne gerührt hätten,
durch gewisse Zeichen zu bemerken, als vornehmlich, um die allgemeinen
Begriffe, die er durch Abstraktion von ihnen würde abgezogen haben,
so zu bezeichnen, daß diese Zeichen seiner Seele statt der Begriffe
selbst dienten.
Diese Zeichen oder Wörter stellen
also allgemeine Begriffe vor, deren jeder sich auf eine unendliche Menge
von Gegenständen anwenden läßt; wie zum Beispiel die Idee
des Warmen und der Wärme auf alle Gegenstände angewendet werden
kann, die warm sind: und ebenso kommt der allgemeine Begriff eines Baums
allen den einzelnen Bäumen zu, die sich in einem Garten oder in einem
Walde befinden, sie mögen Kirschbäume oder Birnbäume oder
Eichen oder Tannen usw. sein." Mehr an der Quelle.
___
Bemerkung Poincarés.
"Russell veröffentlicht 1908 im American Journal of Mathemalics
Band 30 unter dem Titel „Mathematical logics as based an the Theory
of Types" eine Abhandlung, in der er sich auf Überlegungen stützt,
die mit den vorausgegangenen durchaus verwandt sind. Nach Anführung
einiger der bekanntesten Paradoxen der Logiker sucht er ihren Ursprung
zu ermitteln und erblickt ihn mit Recht in einer Art Circulus vitiosus.
Man gelangt zu Widersprüchen, weil man Mengen der [<62] Betrachtung
unterzogen, hat, die Elemente enthielten, in deren Definition der Begriff
der Menge selbst einging. Man hat sich also nicht wohlbestimmter Definitionen
bedient; man hat, wie Russell sagt, die Worte „all" und ,,any'' verwechselt,
die man etwa durch die Worte „alle" und .jeder beliebige'' wiedergeben
könnte." Poincaré kommt zu dem Ergebnis, dass die Theorie der
Typen, "die Theorie der Odnungszahlen als bereits festgesetzt annimmt.
Wie kann man dann aber die Theorie der Ordnungszahlen auf die der Typen
begründen?"
Quelle (S. 62f):
Poincaré, Henri (1913, 2003). Die Logik des Unendlichen. In:
Letzte Gedanken. Akademische Verlagsgesellschaft. Neuauflage (2003) Berlin:
Xenomos.
___
Querverweise
Standort: Alle und Jeder. Eine Sprachanalytische
Studie.
*
Extern: All und jeder im Grimmschen Deutschen
Wörterbuch [URL veränder].
Wolfgang Stegmüller in der IP-GIPT:
2.
'Alles', 'Etwas', 'Nichts'". * "Ist"
* Universalienproblem
*
Nicht und nicht nicht.
Sprachkritische
und logische Studie zu Negation, Verneinung, doppelter Verneinung und zum
Prinzip Tertium non datur.
Widerspruch
(Antinomie), Aporie, Paradoxie, Pseudo-Paradoxie.
Überblick Beweis und beweisen
in Wissenschaft und Leben. * Logik
* Mathe * Sophistik
*
Überblick: Abstrakte
Grundbegriffe aus den Wissenschaften. * Welten
* Definition * Typentheorie
* Gleichen *
Wissenschaft in der IP-GIPT
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, R. (DAS).
Alle
und Jeder. Anscheinend klare Begriffe, die es aber in
sich haben. Eine sprachanalytische und logische Studie. IP-GIPT.
Erlangen: https://www.sgipt.org/wisms/analogik/alle/alljed0.htm
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Service
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Mail:
sekretariat@sgipt.org_
Wichtige
Hinweise zu externen Links und Empfehlungen_
korrigiert: irs 29.12.05
Änderungen Kleinere
Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet
und ergänzt.
13.05.17 Einflechtungen
zur Problematik Mitglied und
Gruppe.
11.05.17 Borkowski
interpretiert den "All"-Quantor richtig.
29.11.15 Linkfehler
geprüft und korrigiert.
13.11.15 allea
tatsächlich angebbare (nicht nur aufzählbare=anzählbare)
28.09.15 allep
als potentiell unendliches Fortfahren eingefügt.
25.09.15 Sonstiges
alle?.
13.09.15 Masse
als Ganzheitsbegriff alleg. * Zum Begriff der
Masse nach Ortega y Gasset.
09.09.15 Einarbeitung
in alleg die soziologisch/sozialpsychologischen
Bedeutungen, z.B. (Massen, Gruppen.
07.09.15 Einarbeitung
der vier Bedeutungen in die Beisoiele.
04.09.15 Abstract:
Differenzierung von vier Hauptbedeutung "alle": Jeder, Anzahl, Ganzheit,
Summe. * Linkfehler geprüft und korrigiert bzw. veränderte URL
entlinkt.
03.05.14 Salmon
weist zwar hin, erklärt aber nicht warum.
02.05.14 Auch
Segeth
interpretiert den Allquantor richtig.
11.04.11 Unendliches
kann nur dann
05.04.11 Anmerkung
abweichender Paradoxiebegriff
bei Watzlawick.
27.01.10 Link
zu einer neueren
kleinen Ausarbeitung zur Homonymie.
15.05.07 Hinweis
auf eine Bemerkung Poincarés
zu Russells Fehlerdiagnose durch die Typentheorie
bei einigen Antinomien.