Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=18.09.2006 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung:  03.03.15
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen  E-Mail:  sekretariat@sgipt.org_ Zitierung  &  Copyright_
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Religion (Fundamentalismus), Bereich Christentum, und hier speziell zum Thema:

    Kriege im Alten Testament
    Materialien zum Menschen- und Gottesbild
    und zur Ethik des Alten Testamentes

    von Rudolf Sponsel, Erlangen
    Zur Problematik einer solchen Darstellung.
    Abstract - Zusammenfassung - Summary.

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    Inhaltsverzeichnis
    Einführung.
    Geschichte und Wahrheit: Zur Authentizität der Quellen.
    Welche Kriege zählen?
    Gottbefohlene Kriege: Die Abschiebung der Verantwortung an Gott.
    Israel im Dienste der Kriege Jahves.
    Varianten der Rolle Gottes.
    Für die Israeliten war der Krieg stets etwas von Gott Befohlenes.
    Ethisch-moralische und (völker-) rechtliche Grundsätze zur Beurteilung und Bewertung.
    Kriterien: Ethisch Prinzipien und Grundsätze:
    01 Generalgebot.(Gehorsam gegen Gottesbefehle). 
    02 Gottes Rolle. 
    03 Verbot von Angriffskriegen.
    04 Tötungsverbot. 
    05 Verhältnismässigkeit der Mittel. 
    06 Gleichheit vor dem Gesetz. 
    07 Diebstahlsverbot.
    08 Wahrheitsgebot.
    09 Schuld durch Sühne und Strafe tilgbar. 
    10 Beweissicherungsgebot. 
    11 Unabhängiges Gericht. 
    12 Anderes. 
    Chronologische Ordnung.
    Das Land der Bibel zur Zeit des Alten Testamentes.
    Chronologischer Überblick über die Kriege zur Zeit des Alten Testamentes.
  • A) Erzväterzeit. 
  • B) Wüstenzug. 
  • C) Eroberung Kanaans. 
  • D) Richterzeit. 
  • E) Königszeit. 
  • a) Saul.
  • b) David und Salomo.
  • c)  Von der Reichsteilung bis zum Fall Jerusalems.
  • F) Gefangenschaft und Perserzeit.
  • G) Hellenistische Zeit. 
  • H) Römerzeit. 
  • Beispiel-Analyse: 002 Das Blutbad zu Sichem. 
    Beispiel-Analyse 004  Die Amalekiterschlacht.
    Jüdische Angriffskriege in der Not.
    Beispiel-Analyse 010 Die Verbannung (totaler Vernichtungskrieg) Jerichos. 
    Davids Großreich: Jüdisches Kriegsverhalten auf dem Höhepunkt der Macht. 
    Persönlichkeit und Charakter Davids.
    Beispiel 039 Der Bruderkrieg durch den Aufstand seines Sohnes Absaloms.
    Beurteilung 039 Der Bruderkrieg.
    Abgestuftes 5-Klassensystem der Nächstenliebe im Alten Testament.
    Abstract - Zusammenfassung - Summary.
    Literatur.
    Links.
    Glossar, Anmerkungen und Endnoten: 
    Altes Testament=Hebräische Bibel * Anmerkung: Das Land der Bibel zur Zeit des Alten Testamentes * Apokryphen * Bann * Befohlen, Befehl Gottes * David * Davids Großreich (Karte) * Der Zweck heiligt die Mittel * Deuteronomium und Numeri * Diaspora * Die Bibel und ihre Varianten * Euphemistisch * Ethik des Alten Testaments * Exegese * Glauben * Halluzinatorisch-Projektives Wahnsystem * Heiliges Land * Herkunft und Gründe für die Wanderung der Juden * Israel * JL: Jüdisches Lexikon * Kanaan *  Kriege: Klassifikation und Signierung der Kriege * Kriegsrecht * Krise, Not und Macht * Kriterien * Landnahme * Lexikon der Völkermorde * Nächster Begriff im AT * Projektion * Quellenanmerkungen zu den Kriegen:  Davids Verschlagenheit und Niederträchtigkeit, 039, 104, 105, 106. * Rechtsprinzipien (Grundsätze) * Skeptikerbibel * Vorgeschüttzer Gottesbefehl *
    Änderungen.
    Querverweise.
    Zitierung.

    Einführung: Im folgenden geht es um das Menschen-, Welt- und Gottesbild und die Ethik des Alten Testamentes, also etwa für den Zeitraum 1700 - 400 v. C., wie es sich aus den dort erzählten Kriegen ergibt. Hierzu motiviert der neu eskalierende radikal religiöse Fundamentalismus ebenso, wie die Hochkonjunktur von Esoterik und Irrationalität, eine möglicherweise soziologisch außerordentlich gefährliche Mischung mit Endzeitexplosivkraft.
        Judentum (Kriege im Alten Testament), Christentum (z.B. Kriege im Alten Testament, Kreuzzüge, Haiti 1542, Verbrechen im Namen Christi, ) und der Islam  (Kriege im Alten Testament, Kriege des Islam), die sich alle auf das Haus Abrahams (Ibrahims) berufen, haben eine Blutspur hinterlassen, die geradezu nach Aufklärung schreit, so dass wir uns fragen müssen: wie war das möglich, wie kann man das erklären? Der Ursprung muss im Alten Testament liegen, obwohl auch das Neue Testament extrem kriegerische Abschnitte hat (Christus nach Matthäus 10,34). Nachdem im Alten Testament 105 Kriege bzw. kriegerische Auseinandersetzungen berichtet werden (s.u.) möchte ich mich zunächst auf die Analyse einiger weniger, aber besonders aussagekräftiger, beschränken. Der Charakter von Menschen, Gruppen und Völkern zeigt sich vor allem in ihrem Umgang mit kritischen Situationen: also in der Krise, in der Not und in der Fülle der Macht. Das ist heute noch so wie zu Moses Zeiten. Die Bibel ist gut erforscht, reichlich analysiert und kommentiert (wenn auch oft zu euphemistisch), was die Arbeit mit ihr sehr erleichtert; die TheologInnen, ArchäologInnen und ReligionsiwssenschaftlerInnen haben hier viel geleistet. Aber wir wissen auch, dass die Bibel kein reines Geschichtsbuch ist. Dies führt zunächst auf das Problem:

    Geschichte und Wahrheit: Zur Authentizität der Quellen:
    Wir wissen, dass die Bibel aus vielen Legenden und Mythen besteht, die einer wissenschaftlichen Quellenkritik nicht standhalten. So werden allein in der "Skeptikerbibel" (Stichtag 12.9.6) z.B. 1035 Absurditäten, 377 Widersprüche - und, für unser Thema von besonderem Interesse - 854 Greueltaten, 1094 Ungerechtigkeiten und 539 Intoleranzbelege erfasst. Bis zum Jahr 1993 soll z.B. noch nicht einmal der größte aller Judenkönige, David, archäologisch belegbar gewesen sein. Aber darum geht es hier nicht; es geht hier um den Glauben. Die Bibel, auch Heilige Schrift genannt, wird für relevant erachtet wie sie veröffentlicht ist und offiziell in Religionsunterweisungen gelehrt wird, wenngleich sie vielfach fragwürdig ist (z.B. auch durch die vielen Änderungen z.B. der Luther-Bibel der Evangelischen Bibelgesellschaften). Dass die Heiligen Schriften einer strengen Quellenkritik kaum standhalten und es schwierig ist, Original, Zusatz, Legende und Sage, Verfremdung und Verfälschung usw. auseinanderzuhalten, ist wissenschaftlich allgemein bekannt. Hier geht es aber nicht um die historische Wahrheit, auch nicht um die Wahrheit der Quellen, die Sache der Wissenschaft und nicht der Religionen oder Weltanschauungen ist, sondern um den allgemeinen und öffentlichen Glauben wie er in und mit der Bibel des Alten Testamentes verbreitet wird.
     



    Welche Kriege zählen ?
    Es ist natürlich ein grundlegender und wichtiger Unterschied, ob man ein Volk überfällt, einen Angriffs- und Eroberungskrieg führt oder man sich gegen einen Überfall, gegen einen Angriffs- und Eroberungskrieg durch ein anderes Volk wehrt und verteidigt. Wir haben also zunächst zwischen Angriffs- und Verteidigungskrieg zu unterscheiden, wobei natürlich der Verteidigungskrieg im Grundsatz völker- und menschenrechtlich wie auch ethisch nicht zu beanstanden ist, wenn die Verhältnismässigkeit der Mittel gewahrt bleibt. Schwieriger wird es dann mit der Einschätzung von Reaktions- oder Befreiungskriegen, wenn etwa ein Volk B, das von einem Volk A vor 10 Jahren überfallen und teilweise landenteignet  wurde, gegen das Volk A - reaktiv - in den Krieg zieht (einen Aufstand macht).

    Gottbefohlene Kriege: Die Abschiebung der Verantwortung an Gott.
    Eine weitere Besonderheit liegt vor, wenn Kriegsbefehle Gott unterschoben werden. Das gehört, ethisch betrachtet, zu den abstossendsten Abarten auserwählter Fundamentalisten, weil damit Eroberungs-, Herrschaftsstreben, Mordlust und Bluthunger nicht nur geleugnet, sondern sogar in eine ehrerbietige, ehrenvolle, ja heilige Handlung umgedeutet wird. Das ist psychologisch außerordentlich praktisch, weil die Verantwortung an eine höhere Instanz abgegeben und damit umgangen wird, indem die eigenen Projektionen und Wahnvorstellungen mit Gott identifiziert werden. Die Berufung auf Gott in Kriegen setzt sich auch noch nach der Aufklärung bis in die jüngste Gegenwart fort und zeigt die enge Verflechtung von Herrschaft, Macht, Staat, Religion und Kirche. Das ist sehr bequem für das Gewissen, sofern eines da ist. Denn man führt Krieg und mordet auf Gottes Befehl und kann nicht nur "eigentlich" nichts dafür, man tut sogar etwas Gutes, weil man Gottes Befehle befolgt. Ein paar Tausend Jahre später wurde dieser Mechanismus als Abwehrmechanismus (Anna Freud) und später von der soziologischen Kriminologie (Sykes & Matza; Egg & Sponsel, Amelang et al.) als Neutralisationsmechanismus erkannt (Robin-Hood Neutralisation: abweichendes Verhalten um vorgegebener höherer Ziele willen). In der kognitiven Psychologie kann dieser Vorgang als Problemlösung für kognitive Dissonanz (Festinger) angesehen werden. Nicht immer sind es aber Neutralisationsmechanismen, die hier mehr oder minder unbewusst zum Zuge kommen. Es sind auch nicht immer Abwehr- oder Wahnerscheinungen, die sich auf einen Gottesbefehl berufen. Nicht selten wird er gar nicht gebraucht und es liegt ein gewöhnliches, "einfaches" Verbrechen vor (z.B. 002 Blutbad zu Sichem). Ein andermal mag ein vermeintlicher Gottesbefehl auch "nur" vorgeschützt (2Mos 32,27) und in charismatisch-manipulative Politik verkleidet sein oder nicht. Manchmal wird die Vernichtungswut und Mordlust auch ganz unverblümt und offen ausgelebt. So erscheinen sowohl die Kriegshelden als auch ihr Gott sehr vielfältig, zwiespältig und widersprüchlich.

    Varianten der Rolle Gottes.
    Gott kann viele Rollen in den Kriegen annehmen, die natürlich nur im projektiven Wahnsystem des Gläubigen subjektiv wirklich existieren. Er kann den Krieg veranlassen, befehlen, er kann Bedingungen stellen, ein Geschäft vorschlagen oder in Aussicht stellen, er kann ihn untersagen, er kann warnen, offen oder verklausuliert (dann müssen die Auguren deuten) oder er kann sich erstmal nicht darum kümmern und sich erst später zu Wort melden oder auch nicht. Er kann die kriegerischen Absichten dulden und um die Absichten wissen, aber er hält sich raus und greift nicht ein, sei es, weil Gott ein schlechtes Gewissen nutzen will, um die Übeltäter zu für ihn genehmen Maßnahmen zu bewegen, wie z.B. im Blutbad zu Sichem (1Mo Kap. 35: "Und Gott sprach zu Jakob: Mach dich auf und zieh nach Bethel und wohne daselbst und errichte dort einen Altar dem Gott"). Gott kann ob des Kriegstreibens auch zürnen und strafen, etwa wenn seine Befehle nicht korrekt befolgt werden, den Bann zu vollstrecken, wie bei Saul. Nicht selten sind die Abmachungen zwischen Gott und den Menschen ein Schacher und ein makabres Geschäft: hilfst Du mir, schlag ich für Dich alle tot. Einen solchen völkermörderischen Schacher beschreibt 4Mose 21,1-3: "Und da die Kanaaniter, der König von Arad, der gegen Mittag [Südland] wohnte, hörte, daß Israel hereinkommt durch den Weg der Kundschafter, stritt er wider Israel und führte etliche gefangen. Da gelobte Israel dem HERRN ein Gelübde und sprach: Wenn du dies Volk unter Meine Hand gibst, so will ich ihre Städte verbannen. Und der HERR erhörte die Stimme Israels und gab die Kanaaniter, und sie verbannten sie samt ihren Städten und hießen die Stätte Horma." Um die ungeheure Bedeutung dieser Geschichte richtig einzuschätzen, muß man wissen, dass "verbannen" (>Bann) den totalen Vernichtungskrieg alles Lebens einschließlich der Tiere bedeutet.
        Nüchtern betrachtet besteht zwischen Gott und seinem erwählten Volk eine einfache Geschäftsbeziehung: Das Volk gehorcht, führt Gottes Befehle aus und wird dafür belohnt, z.B. dadurch, dass Gott ihm hilft, seine Feinde zu vernichten und ein gutes Leben zu führen (4Mose 21,1-3 oder Davids Dankes- und Siegeslied, 2Sam 22 [Ps.18]. Dieser primitive Schacher ist keine Besonderheit des Alten Testamentes, sondern der Hauptzweck aller Religion bis auf den heutigen Tag, was Feuerbach abschließend analysiert hat.

    Für die Israeliten war der Krieg stets etwas von Gott Befohlenes
    In Cornfeld et al. Die Bibel und ihre Welt (S. 893) wird ausgeführt: "1. Der Heilige Krieg: a) Israels Kriege - Jahwes Kriege: Kriege waren in der Geschichte Israels von jeher häufig. Auch nach der Seßhaftwerdung der Israeliten in Palästina erfreute sich das Land nur kurzer Friedensperioden. Historisch kann man die zahlreichen Kriege hauptsächlich als Folge politischer Umstände betrachten, doch spiegelt die Bibel deutlich eine Auffassung von altisraelitischer Kriegführung als von etwas wesenhaft Religiösem wider. Der Gedanke eines Heiligen Krieges beherrscht viele Partien der biblischen Bücher und der in der Zeit zwischen der Abfassung der letzten kanonischen Bücher des AT und der der Bücher des NT entstandenen Schriften.
        Für die Israeliten war der Krieg stets etwas von Gott Befohlenes, und denen, die auf ihn bauten, fiel der Sieg zu. In der Frühzeit und zu Beginn der Königszeit pflegte die Bundeslade die Truppen in der Schlacht als sichtbare Bürgschaft für Gottes Gegenwart zu begleiten (2 Sam 11,11; s. >Stiftshütte und Bundeslade), denn Israels Kriege waren die »Kriege des Herrn« (Num 21,14). Diese Haltung, die alle biblischen Kriegsberichte implizieren, wird in den Büchern >Deuteronomium [RS: 5. Buch Mose] und >Numeri [RS: 4. Buch Mose] ausdrücklich dargelegt. Der Herr der Heerscharen war der »Gott der Schlachtreihen Israels« (l Sam 17,45), und Israels Feinde waren Gottes Feinde. Sie und ihre verderblichen Einflüsse galt es erbarmungslos zu vernichten, um das Überleben des »Bundesvolkes« zu sichern, das als Gottes besonderes Werkzeug zur Errettung der Welt auserwählt war. Überdies waren Bevölkerungen und Habe eroberter Städte sein rechtmäßiges Eigentum. In einer eroberten Stadt war alles unantastbar (auf hebr. hëræm = verboten) und mußte entweder Gottes unmittelbaren Beauftragten überantwortet oder als Opfer dargebracht werden (s. >Opfer). Alles, was Israel und seinem Gott feindlich war, sollte »dem Bann des Herrn verfallen sein« (Jos 6, 17.24), und nichts durfte übrigbleiben, was zu Götzendiensten führen und derart Gottes Plan vereiteln konnte (Dt 7,1-6)." So weit diese Bibelgelehrten, die von folgenden bestätigt werden:

    Israel im Dienste der Kriege Jahves
    Bei Léon-Dufour heißt es im Wörterbuch zur Biblischen Botschaft (S. 397):  "II. Israel im Dienste der Kriege Jahves
    1. Die durch den Sinaibund eröffneten Perspektiven sind keine solchen des Friedens, sondern des Kampfes: Gott gibt seinem Volke eine >Heimat,  doch mußte es sich diese erst erobern (Ex 23, 27-33). Dabei handelte es sich um einen Offensivkrieg, der ein heiliger Krieg und aus der Perspektive des Alten Testaments heraus gerechtfertigt war: Kanaan stellte mit seiner verderbten Kultur im Verein mit einem Kulte, der den Naturkräften erwiesen wurde, für Israel eine Falle dar (Dt 7, 3f); deshalb beschließt Gott dessen Ausrottung (Dt 7, 1f); daher wurden die nationalen Kriege Israels zu den „Kriegen Jahves". Doch damit nicht genug: Dadurch daß Gott Israel in die Geschichte eintreten ließ, errichtete er hienieden dank einem Volke, das ihm einen Kult erwies und sein Gesetz beobachtete, seine eigene > Herrschaft. Infolgedessen verteidigte Israel, wenn es gegenüber äußeren Aggressoren seine Unabhängigkeit verteidigte, zugleich auch die Sache Gottes, auch jeder Verteidigungskrieg war ein „Krieg Jahves"." Deutlich bagatellisiert, entschärft und euphemistisch entlastend liest sich das hier:

    Zum Krieg führen Rienecker et al. (Sp 945f) sehr hagiographisch einseitig aus: "I) Das Gesetz  unterstellte die K.sführung in Israel dem Willen Gottes (5Mo 20), den man vor Beginn der Feind-[< Sp. 945]seligkeiten befragte (Ri 1,1; 20,18.27f; 1Sam 14,37; 23,2; 30,8; 1Kön 22,5). Der Herr setzte der üblichen Grausamkeit (1Sam 11,2; 2Kön 15,16; Am l,3) Grenzen (5Mo 20,1f; 21,10-14), verbot sinnlose Zerstörung (5Mo 20,19) und untersagte in bestimmten Fällen den Angriff (5Mo 2,4f.9.19; 1Kön 12,24; Jer 27). Die israelit. Könige galten bei ihren aram. Gegnern als barmherzig (1Kön 20,31; vgl. 2Kön 6,22). Wo ganze Völkerschaften ausgerottet werden sollten (Bann), wurde das den Israeliten stets bes. befohlen (5Mo 20,16-18; 1Sam 15,1-3); sie hatten hier das Gericht Gottes auszuführen (4Mo 31,15f) wie später Assyrer und Babylonier an ihnen selber (Jes 7,18-20; 10,5f: Jer 21,7). Eine Freude an Grausamkeit und Quälereien, wie sie aus assyr. Darstellungen spricht, findet sich in der Bibel nicht (zu 2Sam 12,31 vgl. Ammon). Vielmehr macht die Tötung eines Menschen auch im von Gott befohlenen K. kultisch unrein (4Mo 31,19); und David darf deswegen, weil er ein Kriegsmann ist und Blut vergossen hat, den Tempel des Herrn nicht bauen (1Chr 28,3).
        II, l) Obgleich Israel immer wieder erfahren hatte, daß es seine Siege allein der Hilfe Jahwes verdankte (Ri 7,2-7; 2Chr 14,10f; 20,16-24), spielte doch in der Königszeit die Bündnispolitik eine wichtige Rolle (1Kön 15,18-20: 2Kön 16,8f; Jes 30,1-5; Jer 27,1-8), brachte aber mehr Schaden als Nutzen.  ... "
        Besser sind die Ausführungen von Rienecker et al. (2005) zum Bann, wo der Perversionscharakter sehr klar zum Ausdruck gebracht wird: das total Vernichtete wird als heilig erklärt.

    Ethisch-moralische und (völker-) rechtliche Grundsätze zur Beurteilung und Bewertung
    Wie darf, soll und kann man kriegerisches Verhalten beurteilen und bewerten? Welche Maßstäbe sind hier zu berücksichtigen? Und wie ist der riesige zeitliche, historisch-kulturelle Unterschied zu berücksichtigen? Nicht alle Gebote, die im Alten Testament eine wichtige Rolle spiele, müssen hier berücksichtigt werden, z.B. nicht das monotheistische Exklusivitätsgebot "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir". Nun, es gibt womöglich zeitlose ethische Grundprinzipien, so sehen es z.B. die Christen, wenn sie auf das Umfeld der 10-Gebote und die Nächstenliebe verweisen. Auch einige wichtige Straftatbestände aus dem Strafrecht wie z.B. Raub, Mord, Vergewaltigung, Erpressung, Diebstahl, Betrug, vorsätzliche oder grob fahrlässige Schadensverursachung wird in fast allen Völkern der Welt und zu allen Zeiten geahndet. Im einzelnen sollen folgende Kriterien bei der Erörterung, Beurteilung und Bewertung berücksichtigt werden:

    Kriterien: Ethische Prinzipien und Grundsätze
    01 Generalgebot Gottes Befehle unbedingt, strikt und absolut gehorsam genau so zu befolgen, wie befohlen. Dieses Generalgebot steht zwar nicht im Umfeld der 10-Gebote, taucht aber immer wieder bei den Kriegen, Gehorsamsfragen und Übertretungen auf (> z.B. Saul).
    02 Gottes Rolle.
    03 Verbot von Angriffskriegen. Lässt sich aus dem 10-Gebote-Umfeld, dem allgemeinen Tötungsverbot und den Nächstenliebegeboten ableiten (3Mos 19,18; 3Mos 19, 33-34).
    04 Tötungsverbot. 2Mos 20,17: "Du sollst nicht töten."
    05 Verhältnismässigkeit der Mittel. Seine Gültigkeit läßt sich aus Strafmaßüberlegungen schließen, z.B. aus 3Mos 24,19-20: "Und wer seinen Nächsten verletzt, dem soll man tun, wie er getan hat, Schade um Schade, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er tat einen Menschen verletzt, so soll man ihm wieder tun." Dieses Prinzip wird manchmal auch so formuliert: Wie du mir, so ich dir.
    06 Gleichheit vor dem Gesetz. Die Goldene Regel (Kategorischer Imperativ): "Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zu" ist internationales Kulturerbe der Menschheit. Es ist in einem allgemeinen Gebot der Nächstenliebe enthalten: 3Mos 19,18: "Du sollst nicht rachgierig sein noch Zorn halten gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; denn ich bin der HERR." Allerdings ist fraglich, ob es in diesem Kontext so allgemein zu verstehen ist, denn es wird nur gefordert, das Gebot der Nächstenliebe "gegen die Kinder deines Volks" zu pflegen. Die Gleichbehandlung vor dem Gesetz ist eine Errungenschaft der Neuzeit, wenn auch die Praxis noch sehr oft verletzt wird (die Großen läßt man laufen und  die Kleinen hängt man auf). Dieses Prinzip gilt im Alten Testament nicht uneingeschränkt. Vielmehr gibt es ein Amigogebot. 2Mos 20,6: "und tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die mich liebhaben und meine Gebote halten." Hier wird also Barmherzigkeit gegenüber Gleichgesinnten geboten. Andererseits heißt es auch in 3Mos 19,33:  "Wenn ein Fremdling bei dir in eurem Lande wohnen wird, den sollt ihr nicht schinden." und weiter 3Mos 19,34: "Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott."
    07 Diebstahlsverbot: 2Mos 20,15 : "Du sollst nicht stehlen." [auch: 3Mose 19,11; Eph 4,28]. Dazu gehört natürlicherweise auch Grund und Boden, also Land.
    08 Wahrheitsgebot: 3Mos 19,11: "Ihr sollt nicht stehlen noch lügen noch fälschlich handeln einer mit dem andern" [und Eph 4,28], auch 2Mos 20,16: "Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten." Dazu 2Mos 20,17: "Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses. Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes, noch seines Knechtes noch seiner Magd, noch seines Ochsen noch seines Esels, noch alles, was dein Nächster hat." [hierzu auch: Röm 7,7; 13,9]
    09 Schuld durch Sühne und Strafe tilgbar. Mit diesem Prinzip wird die Endlosschleife des Racheprinzips durchbrochen und es wird Frieden möglich. Eine Variante ist die wechselseitige Aufrechnung im Amnestieprinzip. Zum Wesen eines Rechtsstaates gehört es, dass Schuld durch Reue, Sühne oder Strafe abgegolten werden kann. Das Alte Testament ist hier noch sehr rückständig, kennt und gebietet Sippenhaft bis ins 3. und 4. Glied: 2Mos 20,5: "Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen". Nicht ganz klar erscheint aber der Gültigkeitsbereich, auch bei 2Mos 20,7: "Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht."
    10 Beweissicherungsgebot.  4Mos 19,15: "Es soll kein einzelner Zeuge wider jemand auftreten über irgend eine Missetat oder Sünde, es sei welcherlei Sünde es sei, die man tun kann, sondern in dem Mund zweier oder dreier Zeugen soll die Sache bestehen. [auch: Kap 4 Mos 17,6]. Ein einziger Beschuldigender oder Zeuge genügt also nicht. Hieraus ergibt sich das übergeordnete Prinzip, dass Schuld bewiesen werden muss. Das überwindet persönliche Willkür, abgekartetes Spiel und irrationale "Gottesurteile" (Sieg des Stärkeren).
    11 Unabhängiges Gericht (unbefangen und fair). Im engen Zusammenhang steht hier auch die Idee der Gewaltenteilung, eine der großen Leistungen der Aufklärung und französischen Revolution, die von den orthodoxen Juden nicht und schon gar nicht vom Islam anerkannt ist. Die Gewaltenteilung ist unverzichtbares Rechtsstaatsprinzip in den westlichen, abendländisch orientierten Staatengemeinschaften. Schon aus diesem Grunde ist eine grundlegende Integration orthodoxer Juden oder Islamisten nicht möglich. Die Welt ist wahrscheinlich gut beraten, wenn sie hier auch weiterhin auf die Christen aufpasst. In den USA gibt es z.B. zahlreiche Bestrebungen, das Bildungswesen von bestimmten nicht "bibeltreuen" Lehren zu "säubern" (z.B. Evolutionslehre, Darwin).
    12 Anderes, hier zu Berücksichtigende.



    Chronologische Ordnung: Ich folge in der chronologischen Reihenfolge daher den Sekundärquellen (hier Rienecker, ergänzt um zusätzliche Querverweise). Hauptquelle ist natürlich die Bibel. Als wichtigste Sekundärquellen nutze ich verschiedene Bibellexika (Stichworte: Bann, Krieg, Strafe). Die Erwähnungen werden der Reihe nach durchnummeriert. Kriege in die die Juden nicht verwickelt waren, werden mit einem " - " signiert.


    Zusammengefasste Geschichte des Alten Testamentes = Hebräische Bibel [bis ~412 v. C.]
    Eine dichte und sehr informative Übersicht, die die Umgebung einbezieht, wird von der FU-Berlin angeboten [Entlinkt, weil die URL verändert und keine Weiterleitung eingerichtet wurde]. Eine Kurzversion bis Eroberung Kanaans findet man bei Jos 24.
        Um 1700 zelten jüdische Nomaden in der syrischen Steppe. Abraham, Isaak und Jakob (Erzväter) werden dem 16. Jhd. v. C. zugeordnet. Das JL setzt die Zeit der Erzväter zwischen 2000-1700 an. Im 13. Jhd. v. C. Zeit in Ägypten. Ca. im 12. Jhd. Auszug aus Ägypten. Formierung der 12 Stämme. Zeit der Könige. Saul (1050-1004), David (1004-965), Salomo (965-926), 1. Tempel. Reichsspaltung im Süden Juda (Jerusalem), im Norden Israel (Samaria). Das Nordreich wird 722 v. C. assyrische Provinz. 597 Belagerung und 586 Zerstörung Jerusalems und des Tempels, Babylonisches Exil, um 538 Rückkehr (bis 440 v. C.), Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels (Einweihung 515). Um ~412 endet mit dem Tod Nehemias das Altes Testament = Hebräische Bibel. Die Hellenische Zeit beginnt:  Alexander d. G. in Jerusalem (332). Eroberung Jerusalems durch Ptolemäus (320). Es folgt die Römische Herrschaft 63 v. C.: Pompejus erobert Jerusalem. Leben, Wirken und Kreuzigung Jesus. Aufstand der Juden (Beginn 66 n. C.). 2. Zerstörung des Tempels von Jerusalems (70 n.C.), Untergang Judas (73 n. C.), die Diaspora nimmt ihren Lauf.
        Eine gute sachliche und aktuelle Zusammenfassung geben Finkelstein & Silberman (2003, S. 19f; Zwischenüberschriften von RS), wobei die Herkunft und Gründe für die Wanderung der Juden im Dunkeln bleibt:

    "Von Eden bis Zion
    Kernstück der Hebräischen Bibel ist das Epos über den Aufstieg des Volkes Israel und seine kontinuierliche Beziehung zu Gott. Im Gegensatz zu anderen alten nahöstlichen Mythen wie den ägyptischen Erzählungen von Osiris, Isis und Horus oder dem mesopotamischen Gil-gamesch-Epos ist die Bibel in der irdischen Geschichte gegründet: Sie bietet ein göttliches Drama, das vor den Augen der Menschheit aufgeführt wird. Wiederum im Gegensatz zu den Geschichtsdarstellungen und Königschroniken anderer Staaten des alten Vorderen Orients rühmt sie nicht nur die Macht der Tradition und der herrschenden Dynastien. Vielmehr bietet sie einen komplizierten und doch klaren Ausblick, warum sich die Geschichte für das Volk Israel - und gleichzeitig auch für die gesamte Welt - auf eine Weise entfaltet hat, die direkt mit Gottes Forderungen und Verheißungen zusammenhängt. Das Volk Israel spielt in diesem Drama die Hauptrolle. Durch sein Verhalten und das Befolgen von Gottes Geboten bestimmt es die Richtung, in der die Geschichte verläuft. Es hängt vom Volk Israel ab - aber auch von allen, die die Bibel lesen -, die Geschicke der Welt zu bestimmen."

    Garten Eden, Kain und Abel, Sintflut, Noah, Abraham, Isaak, Jakob, 12 Söhne = 12 Stämme, Hungersnot
        "Die biblische Geschichte beginnt mit dem Garten Eden und fährt fort mit den Geschichten von Kain und Abel, von der Sintflut und von Noah, um sich schließlich auf das Schicksal einer einzigen Familie - derjenigen Abrahams - zu konzentrieren. Abraham ist der von Gott Erwählte, er soll der Vater einer großen Nation werden, und er befolgt treu Gottes Gebote. Er zieht mit seiner Familie von seiner ursprünglichen Heimat in Mesopotamien nach Kanaan. Dort wandert er während seines langen Lebens als Außenseiter inmitten einer seßhaften Bevölkerung umher. Mit seiner Frau Sara zeugt er einen Sohn, Isaak, der die zunächst Abraham gemachte göttliche Verheißung erben soll. Isaaks Sohn Jakob - der dritte Erzvater - wird der Vater von zwölf verschiedenen Stämmen. Während seines farbenreichen, bunten Wanderlebens, in dem er eine große Familie gründet und überall im Land Altäre errichtet, ringt Jakob mit einem Engel und erhält den Namen Israel (was bedeutet: «der mit Gott gekämpft hat»), den alle seine Nachfahren tragen werden. Die Bibel berichtet, [<19] wie Jakobs zwölf Söhne sich streiten, zusammenraufen und schließlich ihre Heimat verlassen, um während einer Hungersnot in Ägypten Zuflucht zu suchen. Der Erzvater Jakob erklärt in seinem letzten Willen und Testament, der Stamm seines Sohnes Juda werde über alle anderen herrschen (Gen. 49,8-10)."

    In Ägypten, Moses, Auszug aus Ägypten, Sinai Offenbarung (10 Gebote), Bundeslade
        "Anschließend weitet sich die Schilderung von einem Familiendrama zu einem historischen Schauspiel aus. Der Gott Israels beweist dem Pharao von Ägypten, dem mächtigsten menschlichen Herrscher der Welt, seine ehrfurchtgebietende Macht. Die Israeliten sind eine große Nation geworden, trotzdem sind sie als verachtete Minderheit versklavt und bauen großartige Monumente für die ägyptischen Herrscher. Gottes Wille, sich der Welt gegenüber zu erkennen zu geben, geschieht, indem er Mose als seinen Vermittler wählt, um die Befreiung der Israeliten zu erlangen, damit sie ihr wahres Schicksal antreten können. Und in der vielleicht lebhaftesten Abfolge von Ereignissen in der Literatur der westlichen Welt beschreiben die Bücher Exodus, Leviticus und Numeri, wie der Gott Israels mit seinen Zeichen und Wundern die Israeliten aus Ägypten hinaus und in die Wüste führt. Auf dem Sinai offenbart Gott der Nation seine wahre Identität als JHWH (der heilige Name, gebildet aus vier hebräischen Buchstaben) und gibt ihnen einen Gesetzeskodex., nach dem sie ihr Leben als Gemeinschaft und als Einzelmenschen ausrichten sollen."

    Eroberung Kanaans, Richter und Könige, Israel (Norden) und Juda (Süden), Davids Großreich, Tempelbau von Jerusalem, Gottes Zorn sendet die Aramäer und Assyrer, Babylon und die Zerstreuung in alle Welt
        "Die heiligen Bedingungen für den Bund Israels mit JHWH, die auf Steintafeln geschrieben sind und in der Bundeslade aufbewahrt werden, dienen ihnen als heiliges Schlachtenbanner, als sie ins verheißene Land aufbrechen. In mancher Kultur wäre der Gründungsmythos an diesem Punkt zu Ende - als eine wunderbare Erklärung dafür, wie das Volk entstand. Aber die Bibel erzählt noch über Jahrhunderte hinweg von unzähligen Triumphen, Wundern, unerwarteten Wenden und kollektivem Leid. Auf die großen Triumphe der israelitischen Einnahme Kanaans, König Davids Gründung eines Großreichs und Salomos Bau des Tempels in Jerusalem folgen Spaltung, wiederholte Rückfälle in die Abgötterei und schließlich Verbannung. Denn die Bibel beschreibt, wie die zehn nördlichen Stämme sich kurz nach Salomos Tod nicht länger den davidischen Königen in Jerusalem unterwerfen wollen, sich einseitig von der vereinten Monarchie lösen und so die Entstehung zweier rivalisierender Königreiche erzwingen: des Königreichs Israel im Norden und des Königreichs Juda im Süden.
        In den zweihundert Jahren danach lebt das Volk Israel in zwei getrennten Königreichen und fällt immer wieder den Lockungen frem-[<21]der Götter anheim. Die Herrscher im Nordreich werden in der Bibel alle als verstockte Sünder beschrieben; aber auch einige Könige von Juda weichen gelegentlich vom Pfad der völligen Hingabe an Gott ab. Schließlich schickt Gott Invasoren und Unterdrücker von außen, um das Volk Israel für seine Sünden zu strafen. Als erste überfallen die syrischen Aramäer immer wieder das Königreich Israel. Danach bringt das mächtige Assyrische Reich den Städten des Nordreichs Zerstörung ohnegleichen und im Jahr 720 v. Chr. für einen beträchtlichen Teil der zehn Stämme das bittere Schicksal von Verwüstung und Verbannung. Das Südreich Juda behauptet sich über hundert Jahre länger, aber auch seine Bewohner können das unentrinnbare Gottesurteil nicht abwenden. 586 v. Chr. dezimiert das erstarkende, brutale Babylonische Reich das Land Israel und steckt Jerusalem und seinen Tempel in Brand."

    Die große Umdeutung: Der Unterlegene ist der wahre Sieger und Gott mächtiger denn je
        "Mit dieser großen Tragödie weicht die biblische Erzählung dramatisch und wiederum in charakteristischer Weise vom üblichen Muster religiöser Epen ab. In vielen derartigen Geschichten bedeutet die Niederlage eines Gottes durch eine andere Armee auch das Ende seines Kultes. In der Bibel wird die Macht des Gottes Israels nach dem Fall Judas und der Verbannung der Israeliten dagegen sogar als noch höher angesetzt. Der Gott Israels ist keineswegs durch die Zerstörung seines Tempels gedemütigt, vielmehr wird er als eine Gottheit mit unübertroffener Macht betrachtet. Schließlich hat er sich der Assyrer und Babylonier als seiner ahnungslosen Helfer bedient, um das Volk Israel für seine Untreue zu strafen.
        Nach der Rückkehr eines Teils der Verbannten nach Jerusalem und dem Wiederaufbau des Tempels ist Israel keine Monarchie mehr, sondern eine Religionsgemeinschaft, geleitet vom göttlichen Gesetz und angehalten, die in den heiligen Texten der Gemeinschaft vorgeschriebenen Rituale zu befolgen. Und allein die freie Entscheidung von Männern und Frauen, diese göttlich verfügte Ordnung zu befolgen oder dagegen zu verstoßen - weder das Verhalten seiner Könige noch der Aufstieg und Niedergang großer Reiche -, sollte fortan den Verlauf der Geschichte Israels bestimmen. Die Wirkung der Bibel liegt genau darin, daß sie sich so außerordentlich stark auf die Verantwortung des Menschen konzentriert. Andere alte Epen verblassen im Laufe der Zeit, dagegen ist der Einfluß der biblischen Geschichte auf die westliche Zivilisation ständig gewachsen."



    Das Land der Bibel zur Zeit des Alten Testaments

    Quelle: Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der Deutschen Übersetzung D. Martin Luthers nach der 1912 vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß genehmigten Text. Kleinoktavausgabe. Stuttgart: Privilegierte Württembergische Bibelanstalt. Anhang: Karte Das Land der Bibel zur Zeit des Alten Testaments.  Bearbeitung Karl Elliger, Revision Siegfried Mittmann (zuletzt 1997), Gestaltung Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart und Kartographisches Institut Helmut Fuchs, Leonberg, © 1963, 1978 und 1997 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.



    Chronologischer Überblick über die Kriege zur Zeit des Alten Testamentes

    In der Hauptsache nach Rienecker et al., teilweise ergänzt, Nebenstellen in geschweiften Klammern {...}
    _____
    _____A)  ERZVÄTERZEIT {~2000-1700 nach JL}
    001    1.   Zug Kedor-Laomors und seiner Verbündeten (1Mo 14).
    002    2.   Simeon und Levi erschlagen die Einwohner Sichems (1Mo 34,25-31). [Analyse]
    003    3.   Raubzug der Söhne Ephraims nach Gat (1Chr 7,201).

    _____B) WÜSTENZUG {~1300-1200 nach JL Bd. II, S. Sp 1088-I}
    004    1.  Amalekiterschlacht (2Mo 17,8-16). [Analyse]
    005    2.  Niederlage Israels im S Palästinas (4Mo 14,39-45; 5Mo 1,41-44).
    006    3.  Sieg über den König von Arad (4Mo 21,l-3).
    007    4.  Sieg über Sihon von Heschbon (4Mo 21,21-25; 5Mo 2,26-36).
    008    5.  Sieg über Og von Baschan (4Mo 21,32-35; 5Mo 3,1-7).
    009    6.  Sieg über die Midianiter (4Mo 31).

    _____C) EROBERUNG KANAANS {~1300-1200 nach JL Bd. II, S. Sp 1088-I}
    010    1.  Kriegszüge unter Josua (Jos 1-l 2).   [Analyse]
    011    2.  Weitere Eroberungen nach Josuas Tod (Ri l).

    _____D) RICHTERZEIT {~1200-Saul nach JLBd. II, S. Sp 1088-I}
    012    1. Otniel schlägt Kuschan-Rischatajim (Ri 3,8-10).
    013    2. Ehud schlägt Eglon von Moab (Ri 3,12-30).
    014    3. Schamgar schlägt die Philister (Ri 3,31).
    015    4.  Debora und Barak schlagen Sisera und Jabin (Ri 4-5).
    016    5. Gideon schlägt die Midianiter (Ri 6,1-8,21).
    017    6. Abimelechs Kampf gegen Sichem und Tebez (Ri 9,22-55).
    018    7.  Jeftah schlägt die Ammoniter (Ri 10,6-11,33).
    019    8.  Niederlage der Ephraimiten in Gilead gegen Jeftah (Ri 12,1-6).
    020    9.  Simsons Philisterkämpfe (Ri 15-16).
    021    10. Dan erobert Lajisch (Ri 18).
    022    11. Kampf der Israeliten gegen Benjamin (Ri 20).
    023    12. Sieg der Philister bei Eben-Eser (1Sam 4,1-11).
    024    13. Samuels Sieg über die Philister (1Sam 7,3-14). [<947]

    _____E) KÖNIGSZEIT

    _____a) SAUL {~1050-1004}
    025    1.  Sieg über die Ammoniter vor Jabesch (1Sam 11,1-11); {Jer 39,7; Ri 14,7; Ri  19,29}.
    026    2.  Philisterkämpfe (1Sam 13,1-14,46).
    027    3.  Amalekiterkrieg (1Sam 14,48; 15,1-9).
    028    4.  Schlacht im Eichgrund und Philisterkämpfe Davids (1Sam 17; 18,6f.30; 23,5).
    029    5.  Kriege gegen Moab, Ammon, Edom und Aram (1Sam 14,47).
    030    6.  Kampf von Ruben, Gad und Ostmanasse gegen die Hagariter und andere Araberstämme (1Chr 5,10.18-22).
    031    7.  Davids Raubzüge ins Südland (1Sam 27,8-11).
    032    8.  Sieg der Philister auf dem Gebirge Gilboa (1Sam 31; 1Chr 10).

    _____b) DAVID UND SALOMO {~1004-926}
    033    1.  Verfolgung der Amalekiter (1Sam 30).
    034    2.  Krieg zwischen David und Isch-Boschet (2Sam 2,12-3,1).
    035    3.  Eroberung Jerusalems (2Sam 5,6-10; 1Chr 11,4-9).
    036    4.  Davids Philisterkämpfe (2Sam 5,17-25; 8,1; 21,15-22; 1Chr 14,8-17; 18,1; 20,4-8).
    037    5.  Kämpfe gegen Moabiter, Aram, Edomiter (2Sam 8,2-14; 1Chr 18,2-13).
    038    6.  Ammoniterkrieg  (2Sam 10,1-12,31; 1Chr 19,1-20,3).
    039    7.  Absaloms Aufstand (2Sam 15-19).
    040    8.  Schebas Aufstand (2Sam 20,1-22).
    041    9.  Der Pharao erobert Geser (1Kön 9,16).
    042    10. Salomo erobert Hamat-Zoba (2Chr 8,3).

    _____c)  VON DER REICHSTEILUNG BIS ZUM FALL JERUSALEMS {~926-586}
    043    1.  Krieg zwischen Rehabeam und Jerobeam I. (1Kön 14,30; 2Chr 12,15).
    044    2.  925 v.Chr.: Pharao Schischak fällt in Juda und Israel ein (l Kön 14,25f; 2Chr 12,2-12).
    045    3.  Sieg Abijas über Jerobeam I. (1Kön 15,7; 2Chr 13,2-20).
    046    4.  906 v.Chr.: Nadab und Israel belagern das philistäische Gibbeton (1Kön 15,27).
    047    5.  Omri schlägt Moab und erobert Medeba (Meschastein).
    048    6.  Einfall Serachs in Juda (2Chr 14,8ff).
    049    7.  Krieg zwischen Asa von Juda und Bascha von Israel (1Kön 15,16f.32; 2Chr 16,1-6).
    050    8.   Einfall Ben-Hadads von Aram in Israel (1Kön 15,18-22; 2Chr 16,4).
    051    9.   882 v.Chr.: Israel belagert Gibbeton (1Kön 16,15).
    052    10.  882 v.Chr.: Omri schlägt Tirza, die Stadt des Königsmörders Simri (1Kön 16,16-18).
    053    11. Ahabs Aramäerkämpfe (1Kön 20).
    054    12.  853 v.Chr.: Einfall Salmanassars III. ins Aramäerreich, Schlacht bei Karkar.
    055    13.  853 v.Chr.: Ahab und Joschafat vor Ramot in Gilead (1Kön 22,1-40; 2Chr 18).
    056    14.  Abfall der Moabiter von Israel (2Kön 1,1; [Meschastein]).
    057    15.  Feldzug Jorams von Israel und Joschafats von Juda gegen Mescha von Moab (2Kön 3; Meschastein). [<948]
    058    16.  Einfall der Moabiter, Ammoniter und Meuniter in Juda (2Chr 20,1-30).
    059    17.  849 u. 848 v.Chr.: Einfalle Salmanassars III. in Aram.
    060    18.  Aramäerkämpfe Jorams von Israel (2Kön 6,8-7,20).
    061    19.  Feldzug Jorams von Juda gegen Edom (2Kön 8,20-22; 2Chr 21,8-10).
    062    20.  845 v.Chr.: Einfall Salmanassars III. ins Aramäerreich.
    063    21.  Einfall der Philister und Araber in Juda (2Chr 21,16f).
    064    22.  845 v.Chr.: Joram von Israel und Ahasja von Juda vor Ramot in Gilead (2Kön 8,28f; 2Chr 22,5f, Ausrottung des Hauses Ahabs durch Jehu (2Kön 9-10).
    065    23.  841 v.Chr.: Zug Salmanassars III. gegen Hasael von Damaskus; Tribut von Jehu.
    066    24.  838 v.Chr.: Zug Salmanassars III. gegen Hasael von Damaskus.
    067    25.  Hasael  erobert  das Ostjordanland  z.Zt. Jehus (2Kön 10,32f).
    068    26.  Hasael schlägt Israel z.Zt. des Joahas (2Kön 13,1-3,22).
    069    27.  Hasael erobert Gat und zieht gegen Jerusalem (2Kön 12,18f; 2Chr 24,23f).
    070    28.   802 v.Chr.: Adadnirari III. richtet die assyr. Herrschaft über Aram wieder auf.
    071    29.   Joasch von Israel erobert an Aram verlorene Gebiete zurück (2Kön 13,25).
    072    30.  793 v.Chr.: Amazja von Juda besiegt die Edomiter (2Kön 14,7; 2Chr 25,5-13).
    073    31.  792 v.Chr.: Amazjas Niederlage gegen Joasch von Israel (2Kön 14,8-14; 2Chr 25,17-24).
    074    32.   Jerobeam II. gewinnt das Ostjordanland u. aram. Gebiete für Israel zurück (2Kön 14,25).
    075    33.   Usija (Asarja) von Juda erobert Elat und besiegt Philister und Araber (2Kön 14,22; 2Chr 26, 2.6f).
    076    34.   Menahem von Israel zerstört Tifsach (2Kön 15,16).
    077    35.   743 v.Chr.:  Tiglat-Pileser III. unterwirft Israel (2Kön 15,19).
    078    36.   Ammoniterkrieg Jotams von Juda (2Chr 27,5).
    079    37.   734 v.Chr.: Tiglat-Pilesers Feldzug nach Philistäa.
    080    38.   733 v.Chr.: Syr.-ephraimitscher Krieg gegen Ahas von Juda (2Kön 15,37; 16,5f; 2Chr 28,5-8; Jes 7,1-9) und Einfälle der Edomiter und Philister (2Chr 28,17f).
    081    39.   733 u. 732 v.Chr.: Tiglat-Pileser erobert Damaskus, Nordisrael und das Ostjordanland (2Kön 15,29; 16,9; lChr 5,6.26; 2Chr 28,20).
    082    40.   Salmanassar V. unterwirft Hoschea von Israel (1Kön 17,3).
    083    41.  724-722 v.Chr.: Belagerung und Zerstörung von Samaria (2Kön 17,4-6; 18,9-12); (Gefangenschaft).
    084    42.  720 v.Chr.: Sargon II. schlägt einen Aufstand von aram. Städten und Samaria nieder; Schlacht bei Raphia gegen Ägypter und den König von Gaza.
    085    43.  Hiskia schlägt die Philister (2Kön 18,8; Jes 14,28-32).
    086    44.  712 v.Chr.: Die Assyrer erobern Aschdod (Jes. 20,1). [<949]
    087    45.  701 v.Chr.: Feldzug Sanheribs nach Westen; Belagerung Hiskias in Jerusalem (2Kön 18,13-19,37; 2Chr 32,1-21; Jes 36-37).
    088    46.  Die Simeoniten schlagen Hamiten, Meuniter und Amalekiter (1Chr 4,39-43).
    089    47.  671 v.Chr.: Asarhaddon erobert Unterägypten.
    090    48.  663 v.Chr.: Asenappar (Assurbanipal) erobert das ägypt. Theben (Nah 3,8-10).
    091    49.  652-648 v. Chr.: Asenappar kämpft gegen Babylon und zerstört es.
    092    50.  Gefangennahme Manasses durch die Assyrer (2Chr 33,11).
    093    51.  616 od. 614 v.Chr.: Ägypter unterstützen die Assyrer im Kampf gegen Nabopolassar von Babylon.
    094    52.  612 v.Chr.: Babylonier und Meder erobern Ninive (Nah 2,2-3,19).
    095    53.  610 v.Chr.: Nabopolassar erobert Haran.
    096    54.  609 v.Chr.: Josia von Juda fällt gegen Pharao Necho bei Megiddo (2Kön 23,29f;  2Chr 35,20-24). Ägypter und Assyrer belagern Haran; die ägypt. Flotte wird gegen die aram. Küste eingesetzt.
    097    55.  605 v.Chr.: Schlacht bei Karkemisch (Jer 46,1-12); Nebukadnezar vor Jerusalem (2Chr 36,6f; Dan 1,1 f).
    098    56.  604 v.Chr.: Nebukadnezar erobert Aschkelon.
    099    57.  601 v.Chr.: Schlacht zwischen Nebukadnezar und Necho.
    100    58.  Abfall Jojakims von Babylon, Einfälle feindlicher Streifscharen (2Kön 24,2);  597 v.Chr.: Nebukadnezar nimmt Jerusalem (2Kön 24,10-17; 2Chr 36,10).
    101    59.  588-587 v.Chr.: Belagerung und Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar (2Kön 25,1-21; 2Chr 36,17-20; Jer 32-34; 37,11-39,14; 52,1-30); (Gefangenschaft).

    _____F) GEFANGENSCHAFT UND PERSERZEIT {Babylonisches Exil ~586-537; Perserherrschaft ~537-332}
    102    1. 585-573 v.Chr.: Nebukadnezar belagert Tyrus (Hes 26-28; 29,17-21).
    103    2. 568 v.Chr.: Nebukadnezar besiegt Ägypten (Jer 43,8-13).
    104    3. 539 v.Chr.: Kyrus erobert Babylon (Dan 5; 1Mak 6,4; 2Mak 8,20; St.Dan 1,1; 1,5; 2,2)
    105    4. 525 v.Chr.: Die Perser erobern Ägypten. (2Chr 36,20; Est 1: 14,19; Hes 38,5; Dan 6: 9,13,16;  Jud 16,12;  1Mak 1,1; 2Mak 1,33; St.Est 5,8; St.Est 5,9)

    ENDE des ALTEN TESTAMENTS = HEBRÄISCHE BIBEL mit NEHEMIA und
    BEGINN der NEUTESTAMENTLICHEN ZEITGESCHICHTE [nach Reicke 539 v.]

    _____G) HELLENISTISCHE ZEIT {~333 - 63v.; Übersetzung der Bibel ins Griechische: Septuaginta [W]}
    106   5. 332 v.Chr.: Alexander d.Gr. erobert Palästina (Mak1,1; 1,8; 6,2; 10:1-2,4,5,18,23,46-49,51,55,58-59,68,88; 11:1-2,8-12,14,16-17) [Anmerkung (b)]
    107    1. 323-301 v.Chr.: Kämpfe der Nachfolger Alexanders.
    108    2. 301-198 v.Chr.: Fünf Kriege zwischen den syr. Seleukiden und den ägypt. Ptolemäern um Palästina, das schließlich syr. wird. 109    3. 166-143 v.Chr.: Makkabäeraufstand, Befreiung Judäas von der Syrerherrschaft.
    110    4. 134-104 v.Chr.: Johannes Hyrkan wird von Antiochius VII. besiegt; nach dessen Tod unterwirft Hyrkan Idumäer und Samariter.
    111    5. 103-76 v.Chr.: Alexander Jannäus erweitert sein Reich im Ostjordanland, in Galiläa und in der Küstenebene.
    112    6.  63 v.Chr.: Pompejus erobert Jerusalem.

    _____H) RÖMERZEIT {~63v. - 324n.}
    113    1.  40-37 v.Chr.: Parthereinfall; Herodes d.Gr. erobert Judäa zurück.
    114    2.  66-73 n.Chr.: Erster jüd. Aufstand.
    115    3.  132-135 n.Chr.: Zweiter jüd. Aufstand.
     


    Beispiel-Analyse: 002 Das Blutbad zu Sichem.

    Die Geschichte nach 1Mos Kap. 33 u. 34 [Zwischenüberschriften RS].

    Jakob kauft Land bei Sichem [1Mo 33, 17-20]
        "Und Jakob zog nach Sukkot und baute sich ein Haus und machte seinem Vieh Hütten; daher heißt die Stätte Sukkot. Danach kam Jakob wohlbehalten zu der Stadt Sichem, die im Lande Kanaan liegt, nachdem er aus Mesopotamien gekommen war, und lagerte vor der Stadt  und kaufte das Land, wo er sein Zelt aufgeschlagen hatte, von den Söhnen Hamors, des Vaters Sichems, um hundert Goldstücke und errichtete dort einen Altar und nannte ihn «Gott ist der Gott Israels»."
    Sichem vergewaltigt Jakobs Tochter Dina, verliebt sich in sie und begehrt sie zur Frau [1Mo Kap. 34]
        "Dina aber, Leas Tochter, die sie Jakob geboren hatte, ging aus, die Töchter des Landes zu sehen. Als Sichem sie sah, der Sohn des Hiwiters Hamor, der des Landes Herr war, nahm er sie, legte sich zu ihr und tat ihr Gewalt an. Und sein Herz hing an ihr, und er hatte das Mädchen lieb und redete freundlich mit ihr. Und Sichem sprach zu seinem Vater Hamor: Nimm mir das Mädchen zur Frau."
    Sichem gibt die Tat zu, bittet um Gnade und ist bereit jeden Sühne-Preis zu zahlen
        "Und Jakob erfuhr, daß seine Tochter Dina geschändet war; und seine Söhne waren mit dem Vieh auf dem Felde, und Jakob schwieg, bis sie kamen. Da ging Hamor, Sichems Vater, hinaus zu Jakob, um mit ihm zu reden. Indessen kamen die Söhne Jakobs vom Felde. Und als sie es hörten, verdroß es die Männer, und sie wurden sehr zornig, daß er eine Schandtat an Israel begangen und bei Jakobs Tochter gelegen hatte. Denn solches durfte nicht geschehen. Da redete Hamor mit ihnen und sprach: Das Herz meines Sohnes Sichem sehnt sich nach eurer Tochter; gebt sie ihm doch zur Frau. Verschwägert euch mit uns; gebt uns eure Töchter und nehmt ihr unsere Töchter und wohnt bei uns. Das Land soll euch offen sein; bleibt und treibt Handel und werdet ansässig. Und Sichem sprach zu ihrem Vater und zu ihren Brüdern: Laßt mich Gnade bei euch finden; was ihr mir sagt, das will ich geben. Fordert nur getrost von mir Brautpreis und Geschenk, ich will's geben, wie ihr's verlangt; gebt mir nur das Mädchen zur Frau."
    "Hinterhältige" Forderung nach Beschneidung, in die Hamor und Sichem einwilligen
        "Da antworteten Jakobs Söhne dem Sichem und seinem Vater Hamor hinterhältig, weil ihre Schwester Dina geschändet war, und sprachen zu ihnen: Wir können das nicht tun, daß wir unsere Schwester einem unbeschnittenen Mann geben; denn das wäre uns eine Schande. Doch dann wollen wir euch zu Willen sein, wenn ihr uns gleich werdet und alles, was männlich unter euch ist, beschnitten wird. Dann wollen wir unsere Töchter euch geben und eure Töchter uns nehmen und bei euch wohnen und ein Volk sein. Wenn ihr aber nicht einwilligen wollt, euch zu beschneiden, so wollen wir unsere Schwester nehmen und davonziehen. Die Rede gefiel Hamor und seinem Sohn gut. Und der Jüngling zögerte nicht, dies zu tun; denn er hatte großes Gefallen an der Tochter Jakobs. Und er war mehr angesehen als alle in seines Vaters Hause. Da kamen sie nun, Hamor und sein Sohn Sichem, zum Tor ihrer Stadt und redeten mit den Bürgern der Stadt und sprachen: Diese Leute sind friedsam bei uns; laßt sie im Lande wohnen und Handel treiben; das Land ist weit genug für sie. Wir wollen uns ihre Töchter zu Frauen nehmen und ihnen unsere Töchter geben. Aber nur dann wollen sie uns zu Willen sein, daß sie bei uns wohnen und ein Volk mit uns werden, wenn wir alles, was männlich unter uns ist, beschneiden, gleichwie sie beschnitten sind. Ihr Vieh und ihre Güter und alles, was sie haben, wird es nicht unser sein? So wollen wir ihnen nur zu Willen sein, damit sie bei uns wohnen. Und sie gehorchten dem Hamor und Sichem, seinem Sohn, alle, die zum Tor seiner Stadt aus- und eingingen, und beschnitten alles, was männlich war, das zu seiner Stadt aus- und einging."
    Vertragsbruch und hinterhältige, unverhältnismässige Ermordung aller Männer und Plünderung der Stadt
        "Aber am dritten Tage, als sie Schmerzen hatten, nahmen die zwei Söhne Jakobs Simeon und Levi, die Brüder der Dina, ein jeder sein Schwert und überfielen die friedliche Stadt und erschlugen alles, was männlich war, und erschlugen auch Hamor und seinen Sohn Sichem mit der Schärfe des Schwerts und nahmen ihre Schwester Dina aus dem Hause Sichems und gingen davon. Da kamen die Söhne Jakobs über die Erschlagenen und plünderten die Stadt, weil man ihre Schwester geschändet hatte, und nahmen ihre Schafe, Rinder, Esel und was in der Stadt und auf dem Felde war und alle ihre Habe; alle Kinder und Frauen führten sie gefangen hinweg und plünderten alles, was in den Häusern war."
    Jakob bekommt es mit der Angst ob der unverhältnismässigen Bluttat, die Söhne Simeon und Levi stellen sich dumm
        "Aber Jakob sprach zu Simeon und Levi: Ihr habt mich ins Unglück gestürzt und in Verruf gebracht bei den Bewohnern dieses Landes, den Kanaanitern und Perisitern, und ich habe nur wenige Leute. Wenn sie sich nun gegen mich versammeln, werden sie mich erschlagen. So werde ich vertilgt samt meinem Hause. Sie antworteten aber: Durfte er denn an unserer Schwester wie an einer Hure handeln?"
    Gott empfiehlt den Zug nach Bethel und nutzt seine Chance zum Monopol [1Mo Kap. 35]
        "Und Gott sprach zu Jakob: Mach dich auf und zieh nach Bethel und wohne daselbst und errichte dort einen Altar dem Gott, der dir erschien, als du flohest vor deinem Bruder Esau. Da sprach Jakob zu seinem Hause und zu allen, die mit ihm waren: Tut von euch die fremden Götter, die unter euch sind, und reinigt euch und wechselt eure Kleider, und laßt uns aufbrechen und nach Bethel ziehen, daß ich dort einen Altar errichte dem Gott, der mich erhört hat zur Zeit meiner Trübsal und mit mir gewesen ist auf dem Wege, den ich gezogen bin. Da gaben sie ihm alle fremden Götter, die in ihren Händen waren, und ihre Ohrringe, und er vergrub sie unter der Eiche, die bei Sichem stand. Und sie brachen auf. Und es kam ein Gottesschrecken über die Städte, die um sie her lagen, so daß sie den Söhnen Jakobs nicht nachjagten. So kam Jakob nach Lus im Lande Kanaan, das nun Bethel heißt, samt all dem Volk, das mit ihm war, und er baute dort einen Altar und nannte die Stätte El-Bethel, weil Gott sich ihm daselbst offenbart hatte, als er vor seinem Bruder floh. Da starb Debora, die Amme der Rebekka, und wurde begraben unterhalb von Bethel unter der Eiche; die wurde genannt die Klageeiche."

    Beurteilung 002 Blutbad von Sichem.
    Erläuterungen zu den Kriterien: 01 Generalgebot * 02 Gottes Rolle *  03 Verbot von Angriffskriegen * 04 Tötungsverbot * 05 Verhältnismässigkeit der Mittel * 06 Gleichheit vor dem Gesetz * 07 Diebstahlsverbot * 08 Wahrheitsgebot * 09 Schuld durch Sühne und Strafe tilgbar * 10 Beweissicherungsgebot * 11 Unabhängiges Gericht * 12 Anderes *
        Zwar wird Sichem aus Sichem schuldig, aber er bekennt sich und ersucht um Gnade und Sühne, die ihm in Form der Abmachung einer Beschneidung der Bevölkerung Sichems von Jakobs Sippe gewährt wird. Aber die Stadt Sichem wird "hinterhältig", wie es heißt, getäuscht und überfallen. Es wird gelogen und betrogen, der geschlossene Vertrag gebrochen. Simeon und Levi handeln spontan-impulsiv, keinerlei Beratung oder "Gericht" in Jakobs Sippe geht voraus, wird noch nicht einmal erwogen. Absolute Gesetzlosigkeit, mörderische Willkür  und individuelle Verbrecheranarchie setzt sich durch: Alle Männer werden getötet, die Frauen und Kinder haben "Glück", sie werden nur versklavt. Die Verbrecher Simeon und Levi werden nicht bestraft, weder von Jakob noch von Gott, der hier nicht eingreift, er warnt auch nicht und er lässt geschehen. Aber Gott nutzt die Gunst der Stunde des ängstlich gewordenen Jakob, um diesen nach Bethel zu schicken und seine heidnischen Götzenkonkurrenten aus dem Feld zu schlagen (1Mo Kap. 35). Es kommt zu einem Geschäft. Gott schützt Jakob und die Seinen und diese entsagen den Götzen und bauen ihrem Gott einen besonderen Altar, so dass er sich wieder als der Eine und Einzige fühlen kann. Das Blutbad von Sichem verletzt alle ethischen Maßstäbe und Grundsätze der alten und der neuen Welt.


    Beispiel-Analyse 004    1.  Amalekiterschlacht (2Mos 17,8-16).

    Voraus ging die Geschichte des Auszugs aus Ägypten. Das Volk zieht durch die Wüste Sin, nahe des Salzmeeres. Es fehlt an Wasser und das Volk litt Not, verlor Kinder und Tiere, und begehrte auf gegen Gott. Ein ordentlicher Gott geht - in den Augen des praktisch Religiösen - so nicht mit seinen Getreuen um. Mose schrie Gott an, was er tun solle, sie würden ihn noch steinigen. Gott ließ dann ein Wunder geschehen (Wasser aus dem Felsen sprudeln).

    "Der Sieg über die Amalekiter
    Da kam Amalek und stritt wider Israel in Raphidim. Und Mose sprach zu Josua: Erwähle uns Männer, zieh aus und streite wider Amalek; morgen will ich auf des Hügels Spitze stehen und den Stab Gottes in meiner Hand haben. Und Josua tat, wie Mose ihm sagte, daß er wider Amalek stritte. Mose aber und Aaron und Hur gingen auf die Spitze des Hügels. Und wenn Mose seine Hand emporhielt, siegte Israel; wenn er aber seine Hand niederließ, siegte Amalek. Aber die Hände Mose's wurden schwer; darum nahmen sie einen Stein und legten ihn unter ihn, daß er sich daraufsetzte. Aaron aber und Hur stützten ihm seine Hände, auf jeglicher Seite einer. Also blieben seine Hände fest, bis die Sonne unterging. Und Josua dämpfte den Amalek und sein Volk durch des Schwertes Schärfe. Und der HERR sprach zu Mose: Schreibe das zum Gedächtnis in ein Buch und befiehl's in die Ohren Josuas; denn ich will den Amalek unter dem Himmel austilgen, daß man sein nicht mehr gedenke. Und Mose baute einen Altar und hieß ihn: Der HERR ist mein Panier. Denn er sprach: Es ist ein Malzeichen bei dem Stuhl des HERRN, daß der HERR streiten wird wider Amalek von Kind zu Kindeskind." [nach Q]

    Beurteilung 004 Amalekiterschlacht.
    Erläuterungen zu den Kriterien: 01 Generalgebot * 02 Gottes Rolle *  03 Verbot von Angriffskriegen * 04 Tötungsverbot * 05 Verhältnismässigkeit der Mittel * 06 Gleichheit vor dem Gesetz * 07 Diebstahlsverbot * 08 Wahrheitsgebot * 09 Schuld durch Sühne und Strafe tilgbar * 10 Beweissicherungsgebot * 11 Unabhängiges Gericht * 12 Anderes *
        Die Legitimität dieses Krieg ist unklar. Zwar scheinen die Juden angegriffen zu werden, das kann aber auch daher rühren, dass sie einfach in fremdes Gebiet eindringen, ohne vorherige Verhandlungen oder die Erlaubnis der dort Ansässigen einzuholen. Das bleibt an dieser Stelle offen. Der Sieg ist dem Versprechen nach nur dann sicher, so lange Mose seine Hände hoch halten kann. Aber als Moses Hände schwach werden, braucht er Stützung durch Aaron und Hur. Er bricht damit sein Wort, dass er nämlich allein den Stab Gottes in seiner Hand hochhält. Mose lässt sich stützen, was er so nicht angekündigt hat. Das verdeckt eingegangene "Gottesurteil" durch Moses kann nur durch einen Trickbetrug zu Gunsten der Juden beeinflusst werden. Der den Jesuiten - vermutlich fälschlich - nachgesagte Grundsatz, der Zweck heiligt die Mittel, findet hier einen frühen Alttestamentlichen Präzedenzfall. Moses lügt und bricht sein Versprechen um den Anschein zu wahren und des Sieges willen und Gott deckt ihn nicht nur, in seiner ungerechten Rachsucht verlangt er sogar, dass auch noch aufgeschrieben wird, dass Amalek "ausgetilgt" werden soll, was logischer Unsinn ist, da es dann ja gerade im Gedächtnis bleibt. Mose geht noch einen Schritt weiter -  von Kind zu Kindeskind - und unterschiebt dieses Weitergehen gleich mal seinem Gott, obwohl es dem Text nach nicht von Gott verlangt wird, sondern Moses eigene rachsüchtige Vertilgungsphantasie ist, wenn er Gottes Verlangen nach Austilgung Amaleks zur Austilgung "wider Amalek von Kind zu Kindeskind" erweitert und somit die Verhältismässigkeit der Mittel auch nicht ansatzweise wahrt.
        Anmerkung: Die Ausrottung der Amalekiter ist mehrfach Thema im Alten Testament und spielt sogar heute noch eine bedeutsame Rolle am Sabbat, der dem Purimfest [W] vorausgeht, wo nach dem JL 5Mos 25, 17-19, vorgelesen werden soll: "Gedenke was dir die Amalekiter taten auf dem Wege, da ihr aus Ägypten zoget, wie sie dich angriffen auf dem Wege und schlugen die letzten deines Heeres, alle die Schwachen, die dir hinten nachzogen, da du müde und matt warst, und fürchteten Gott nicht. Wenn nun der HERR, dein Gott, dich zur Ruhe bringt von allen deinen Feinden umher im Lande, das dir der HERR, dein Gott, gibt zum Erbe einzunehmen, so sollst du das Gedächtnis der Amalekiter austilgen unter dem Himmel. Das vergiß nicht!"


    Jüdische Angriffskriege in der Not
    Hier bietet sich zur Analyse die Eroberung Kanaans an, weil hier eine offensichtlichen Notlage bestand. Kapitel Jos 11 beschreibt in einer Kurzversion die "Ausrottung kanaanitischer Stämme". [Q]

    Kriegszüge unter Josua (Jos 1-l 2).
    Der Eroberungsbefehl Kanaans - und zuerst Jerichos - wird Gott unterschoben: Jos 1-4: "(1) Nach dem Tode Mose's, des Knechts des HERRN, sprach der HERR zu Josua, dem Sohn Nuns, Mose's Diener: (2) Mein Knecht Mose ist gestorben; so mache dich nun auf und zieh über den Jordan, du und dies ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Kindern Israel, gegeben habe. (3) Alle Stätten, darauf eure Fußsohlen treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose geredet habe. [>5. Mose 11,24]. (4) Von der Wüste an und diesem Libanon bis an das große Wasser Euphrat, das ganze Land der Hethiter, bis an das große Meer gegen Abend sollen eure Grenzen sein."

    Beispiel-Analyse 010 Die Verbannung (totaler Vernichtungskrieg) Jerichos (Jos 6,16-21).
    "(16) Und beim siebentenmal, da die Priester die Posaunen bliesen, sprach Josua zum Volk: Macht ein Feldgeschrei; denn der HERR hat euch die Stadt gegeben. (17) Aber diese Stadt und alles, was darin ist, soll dem HERRN verbannt sein. Allein die Hure Rahab soll leben bleiben und alle, die mit ihr im Hause sind; denn sie hat die Boten verborgen, die wir aussandten. (18) Allein hütet euch von dem Verbannten, daß ihr euch nicht verbannt, so ihr des Verbanntenn etwas nehmt, und macht das Lager Israel verbannt und bringt's in Unglück. (19) Aber alles Silber und Gold samt dem ehernen Geräte soll dem HERRN geheiligt sein, daß es zu des HERRN Schatz komme. (20) Da machte das Volk ein Feldgeschrei, und man blies die Posaunen. Denn als das Volk den Hall der Posaunen hörte, machte es ein großes Feldgeschrei. Und die Mauer fielen um, und das Volk erstieg die Stadt, ein jeglicher stracks vor sich. Also gewannen sie die Stadt  (21) und verbannten alles, was in der Stadt war, mit der Schärfe des Schwerts: Mann und Weib, jung und alt, Ochsen, Schafe und Esel."

    Beurteilung 010 Die Verbannung (totaler Vernichtungskrieg) Jerichos
    Erläuterungen zu den Kriterien: 01 Generalgebot * 02 Gottes Rolle *  03 Verbot von Angriffskriegen * 04 Tötungsverbot * 05 Verhältnismässigkeit der Mittel * 06 Gleichheit vor dem Gesetz * 07 Diebstahlsverbot * 08 Wahrheitsgebot * 09 Schuld durch Sühne und Strafe tilgbar * 10 Beweissicherungsgebot * 11 Unabhängiges Gericht * 12 Anderes *
        Die Menschen von Jericho hatten nur eine "Schuld" sie standen den Israelis im Weg, weil sie da waren, wo sie immer schon waren. Das war Grund genug, sie vollständig auszulöschen und alles zu zerstören - bis auf Gold, Silber und Geräte für des Herrn Schatz. Einzige Ausnahme bildete die egoistisch motivierte Verräterin - sie sah in Israel den nahenden Sieger - und wollte, menschlich nachvollziehbar, sich und die ihren retten - die Hure Rahab. Sie wurde von den Israelis tatsächlich geschont und ihr gegenüber halten sie Wort. Die Verhältnismässigkeit der Mittel wurde in gar keiner Weise gewahrt, diese Frage stellte sich offensichtlich gar nicht. Dem auserwählten Volk scheint es völlig selbstverständlich, dass alles Leben einschliesslich der Tiere (Ausnahme Hure Rahab) vollständig vernichtet wird (Bann).
        Die Rolle Gottes ist wie nicht selten zwielichtig, einerseits erinnert er sich an sein Versprechen gegenüber Mose und demonstriert damit Vertragstreue (5Mos 11,24): "Alle Orte, darauf eure Fußsohle tritt, sollen euer sein; von der Wüste an und von dem Berge Libanon und von dem Wasser Euphrat [RS: das ist 3/4 Syrien] bis ans Meer gegen Abend soll eure Grenze sein." Andererseits forderte Gott an dieser Stelle aber keinen Bann, der ist Josuas Erfindung. Gott hat Mose das Land versprochen, nicht die Vernichtung allen Lebens einschließlich der Tiere. Aber Gott billigt den totalen Vernichtungskrieg, den Bann, die Auslöschung alles Lebens und beschwert sich auch nicht, dass man die Hure Rahab und die ihren am Leben liess. Wahrscheinlich gilt immer wieder ein implizites alttestamentliches Universalgebot, dass alle Feinde Gottes dem Bann verfallen sein sollen. Einer besondere Legitimation bedurfte es nicht, sie ergab sich aus dem projizierten Befehl Gottes, womit sich auch hier wieder einmal zeigt, wie praktisch doch solche - projizierten - Befehle sind, denn wann immer einen Propheten ein Besitz- oder Mordverlangen überkommt, phantasiert oder halluziniert er eben dieses Verlangen oder projiziert es in seinen Gott. Sämtliche Werte aus dem Umfeld der 10-Gebote, das Tötungsverbot und das Gebot der Nächstensliebe wurden ausser Kraft gesetzt. Hier fand nicht nur ein Angriffs- und Eroberungskrieg statt, sondern ein totaler Vernichtungskrieg vom Typus Bann.


    Davids Großreich: Jüdisches Kriegsverhalten auf dem Höhepunkt der Macht (~1000 v. C.)
    Fast jeder im christlichen Kulturraum kennt David aus dem Bibelunterricht als denjenigen, der den Riesen Goliath besiegt haben soll. Obwohl David in der israelischen Geschichte die bedeutendste politische und erfolgreichste Gestalt der biblischen Zeit war, wurde seine Existenz erst 1993 archäologisch 'nachgewiesen'. Davids Geschichte wird in 1Sam 16 bis 1Kön 2,11; 1Chro 10-29 erzählt und nimmt ziemlich viel Raum ein, so dass ein umfassendes Bild des Herrschercharakters möglich ist, so wie er in der Bibel dargestellt wird. Meist wird David völlig unrealistisch, einseitig hagiographisch und euphemistisch verklärend dargestellt, so etwa im Jüdischen Lexikon, wo es heißt:
     

      "DAVID ("der Geliebte"), Sohn des Isai aus Betlehem im Stamme Juda, der zweite König in Israel, aber der erste König Gesamtisraels, der Gründer einer Dynastie, die etwa 500 Jahre bis Serubabel bestand, ist in Geschichte und Sage, an Charakter und politischer Bedeutung unbestritten die glänzendste Gestalt des alten Israel." (JL, Bd. 2, Sp. 45f).
    _
    David war zweifellos der erfolgsreichste König der Juden und Schöpfer eines jüdischen Großreiches, der einzige, der das von 5Mose 11,24 Gebiet erstreiten konnte, aber sein Charakter war keineswegs glänzend, sondern er war, gemessen an den von ihm berichteten Handlungen, ein nicht selten psychopathisch anmutender Verbrecher, eine jener Mischungen aus Teufel (z.B. Davids Verschlagenheit und Niederträchtigkeit: "Ehebruch und Blutschuld", 2Sam, 11, besonders 14-15.) und Heiligem (z.B. die zwei Schonungen Sauls), wie man sie bei politisch-religiösen Führern oft antrifft.

    Persönlichkeit und Charakter Davids
    McKenzie fasst in seiner großem, über 250 Seiten umfassenden kritischen Biographie 2002 sein eigenes Ergebnis und andere wie folgt zusammen:
     

      John M. P. Smith, The Character of David zitiert in McKenzie, p. 221
      "David war ein mutiger, aggressiver Herrscher. Er vereinigte Juda und Israel unter seiner Herrschaft und machte die umliegenden Völker weitgehend Israel tributpflichtig. Die Ausbreitung der Macht Israels verdankte sich allerdings fast vollständig seiner militärischen Macht und Grausamkeit. Er war seinen Freunden treu, verhielt sich jedoch seinen Feinden gegenüber skrupellos. Er war ein Lügner, Betrüger und Verräter. Daß ihn die spätere Überlieferung ungeachtet seiner vielen Fehler in solchem Maße verklärte und verherrlichte, ist schlechthin unbegreiflich. Diese späteren Autoren sahen bewußt über seine Verbrechen und Fehler hinweg und richteten ihre Aufmerksamkeit ganz auf seine Tugenden. Aus dieser Perspektive erscheint er als großartige Gestalt. Im Denken moderner Menschen, die alle bekannten Fakten mitbedenken, nimmt er allerdings eine verhältnismäßig geringe Stellung ein."
      _
      Ferdinand E. Deist, David: A Man after God's Own Heart ? zitiert in McKenzie, p. 221
      "Eine Untersuchung des Charakters Davids [...] auf der Grundlage einer Analyse der Gestaltung des Textes der Geschichte sowie einer genauen Lektüre des Textes zeigt, daß David, abgesehen von einigen wenigen positiven Zügen [...], als untauglicher Schurke und zum Nepotismus neigender, ungerechter und  ziemlich törichter Mensch dargestellt wird."

      McKenzie selbst schreibt p. 226:
      "Das Zitat von Smith zu Beginn der Zusammenschau wirft eine faszinierende Frage auf. Wie ist es möglich, daß eine Gestalt wie David - ein nahöstlicher Tyrann - zu einem so beliebten religiösen Helden wurde? Die Geschichte der Interpretation Davids ist, wie in der Einleitung gezeigt, lang und kompliziert. Die Antwort auf Smiths Frage lautet schlicht, daß sich die Apologie als wirksam erwiesen hat. Sie veränderte das historische Bild Davids, indem sie seine Taten legitimierte. Der Deuteronomist vermehrte das apologetische Material und benutzte es, um seine eigenen theologischen Grundsätze zur Sprache zu bringen. (Ein Forscher mahnt zu Recht: „Die Gefahr, die darin liegt, David zu einem Helden zu machen, besteht in der Bejahung des Prinzips, daß Erfolg die Zustimmung Gottes beweise." [FN3 Vgl. J.L. McKenzie, S. 226-227] Doch dieser Grundsatz und sein Gegenteil [Scheitern oder Untergang seien Zeichen göttlicher Strafe] sind integraler Bestandteil der deuteronomistischen Theologie, wenn sie auch nicht von allen biblischen Autoren geteilt werden [etwa vom Verfasser des Buches Hiob].) Der Deuteronomist erhob David sogar zum Maßstab der Treue, an dem alle Könige Israels und Judas gemessen wurden. Andere biblische Autoren malten dieses Bild weiter aus, so daß David nahezu voll-[<226]kommen wurde. Seine wichtigsten Verbrechen wurden ausgeblendet, so wie die Bathseba-Episode und die Absalom-Erzählung beim Chronisten. Statt dessen wurde David, wie in Psalm 51, zum vorbildlichen Büßer.
          Wie wir in unserem Überblick über die literarischen Davidvorstellungen bemerkt haben, waren die biblischen Autoren nicht die einzigen, die in David jene Eigenschaften entdeckten, die sie am meisten bewunderten. Die Leser neigen heute noch dazu. Dahinter verbirgt sich eine weitere Antwort auf Smiths Erstaunen angesichts der traditionellen Darstellung Davids. Es ist ein allgemeines Phänomen, daß Menschen David nach ihrem eigenen Bild des Vollkommenen neu schaffen.
          In gewissem Sinne ist diese Biographie der Bibel näher als die eher traditionellen Bilder Davids, die im Laufe der Geschichte auf der Basis der Apologie geschaffen worden sind. Die Bibel bestreitet an keiner Stelle Davids Menschlichkeit oder spielt sie herunter. Kritische Forscher sind einfach der Frage nachgegangen, wie ein Mensch von dem gesellschaftlichen Rang Davids im Nahen Osten vor dreitausend Jahren gewesen sein könnte. Das in dieser Biographie entworfene Bild fügt diese wissenschaftlichen Forschungen zusammen. Wahrscheinlich können wir den wahren David niemals erkennen. Dieses Bild weist jedoch zumindest eine realistische Ähnlichkeit mit David auf."


    _____Die Kriege Davids
    _____Unter  SAUL
    028    4.  Schlacht im Eichgrund und Philisterkämpfe Davids (1Sam 17; 18,6f.30; 23,5).
    029    5.  Kriege gegen Moab, Ammon, Edom und Aram (1Sam 14,47).
    030    6.  Kampf von Ruben, Gad und Ostmanasse gegen die Hagariter und andere Araberstämme (1Chr 5,10.18-22).
    031    7.  Davids Raubzüge ins Südland (1Sam 27,8-11).
    032    8.  Sieg der Philister auf dem Gebirge Gilboa (1Sam 31; 1Chr 10).

    _____DAVID
    033    1.  Verfolgung der Amalekiter (1Sam 30).
    034    2.  Krieg zwischen David und Isch-Boschet (2Sam 2,12-3,1).
    035    3.  Eroberung Jerusalems (2Sam 5,6-10; 1Chr 11,4-9).
    036    4.  Davids Philisterkämpfe (2Sam 5,17-25; 8,1; 21,15-22; 1Chr 14,8-17; 18,1; 20,4-8).
    037    5.  Kämpfe gegen Moabiter, Aram, Edomiter (2Sam 8,2-14; 1Chr 18,2-13).
    038    6.  Ammoniterkrieg  (2Sam 10,1-12,31; 1Chr 19,1-20,3).
    039    7.  Absaloms Aufstand (2Sam 15-19).

    Beispiel 039 Der Bruderkrieg durch den Aufstand seines Sohnes Absaloms
    Dieser Krieg ist insofern sehr interessant, weil es ein "Bruderkrieg" in der Sprache der Bibel oder klarer ausgedrückt, ein "familiärer Bürgerkrieg" ist und damit Verhältnisse im Königshaus, Sitte und Moral, gut beschreibt. Innerfamiliär geht es vielfach in Herrscher- und Königshäusern genau so oder noch schlimmer zu wie gegen Feinde. Der schlimmste Feind ist nicht selten der vom eigenen Blut. Während Absalom dem Bibeltext nach keine Hemmungen zu haben schien, seinen Vater zu töten (2Sam 17,12), ist das hier nicht so - im Gegensatz zu seiner Haltung den Nachkommen Sauls gegenüber, in deren Morde David verstrickt ist. David ist gehemmt und will seinen Sohn geschont (2Sam 18,5) wissen obwohl dieser ihn töten will. Joab, Davids Feldherr tötet Absalom (2Sam 18,14), nachdem es ein anderer nicht wagt (2Sam 18,12) und David gerät darüber in große Trauer (2Sam 19,3). Auch im Bruderkrieg selbst ist Schonung der eigenen, wenn auch vor dem Sieg feindlichen "Brüder" angesagt, was in einer Anordnung Joabs zum Ausdruck kommt (2Sam 18,16), der die Posaune zum Einhalten blasen läßt.

    Beurteilung 039 Der Bruderkrieg
    Erläuterungen zu den Kriterien: 01 Generalgebot * 02 Gottes Rolle *  03 Verbot von Angriffskriegen * 04 Tötungsverbot * 05 Verhältnismässigkeit der Mittel * 06 Gleichheit vor dem Gesetz * 07 Diebstahlsverbot * 08 Wahrheitsgebot * 09 Schuld durch Sühne und Strafe tilgbar * 10 Beweissicherungsgebot * 11 Unabhängiges Gericht * 12 Anderes *
        Das wichtigste, wenn auch wenig überraschende, Ergebnis ist: Das Verhalten im Bruderkrieg ist deutlich humaner als das gegenüber Fremden und Feinden.

    Abgestuftes 5-Klassensystem der Nächstenliebe im Alten Testament ?
    Viel spricht dafür, dass die Nächstenliebegebote - wie es später ja auch sehr deutlich im Talmud (Rechte der Juden, Rechte der Nichtjuden = Goj) geschieht - unterschiedliches bedeuten, je nachdem, was für ein Nächster es ist.

    • 1. Klasse: Am nächsten steht einem das eigene Fleisch und Blut, die eigene Familie, das eigene Volk.
    • 2. Klasse: Dann kommen die Fremden, fremde Knechte und Diener wie Gäste im eigenen Haus und Land.
    • 3. Klasse: Die dritte Klasse der Nächsten sind dann Fremde ausserhalb der eigenen Landesgrenzen, mit den man Handel treibt oder sogar freundschaftlich verbunden ist.
    • 4. Klasse: Die vierte Klasse besteht aus Fremden, zu denen keine Beziehungen bestehen.
    • 5. Klasse: Den letzten Stand bilden die fremden Feinde. Hier ist die Ethik der Bibel neandertalisch einfach: Wer gegen Israel ist, ist gegen Gott, frevelt also und verdient letztlich die Vernichtung mit Haut und Haar, Stumpf und Stil: den Bann.



    Abstract - Zusammenfassung - Summary.
        (1) Nach Cornfeld et al. Die Bibel und ihre Welt ergibt sich:  "Für die Israeliten war der Krieg stets etwas von Gott Befohlenes, und denen, die auf ihn bauten, fiel der Sieg zu. ... Der Herr der Heerscharen war der »Gott der Schlachtreihen Israels« (l Sam 17,45), und Israels Feinde waren Gottes Feinde. Sie und ihre verderblichen Einflüsse galt es erbarmungslos zu vernichten, um das Überleben des »Bundesvolkes« zu sichern, das als Gottes besonderes Werkzeug zur Errettung der Welt auserwählt war. Überdies waren Bevölkerungen und Habe eroberter Städte sein rechtmäßiges Eigentum. In einer eroberten Stadt war alles unantastbar (auf hebr. hëræm = verboten) und mußte entweder Gottes unmittelbaren Beauftragten überantwortet oder als Opfer dargebracht werden (s. >Opfer). Alles, was Israel und seinem Gott feindlich war, sollte »dem Bann des Herrn verfallen sein« (Jos 6, 17.24), und nichts durfte übrigbleiben, was zu Götzendiensten führen und derart Gottes Plan vereiteln konnte (Dt 7,1-6)." Das sieht auch das Wörterbuch zur Biblischen Botschaft so: Israel im Dienste der Kriege Jahves.
        (2) Von den 105 erfassten Kriegen oder kriegerischen Auseinandersetzungen im Alten Testament = Hebräische Bibel wurden einige [Blutbad zu Sichem, Amalekiterschlacht, Völkermord an den Kanaanitern, Davids Bruderkrieg] ausführlich nach 11/12 Kriterien analysiert. Hierbei fällt auf, dass im Alten Testament der totale Vernichtungskrieg allen Lebens einschließlich der Tiere, ausgedrückt in dem Begriff des Banns, erfunden wird und damit eine ganz extreme Form des Völkermordes begründet.
        (3) So beginnt denn auch der Staat Israel (Gotteskämpfer) mit der "Ausrottung", d.h. dem Völkermord an den Kanaanitern, die dem Bann, einer totalen Vernichtungskriegsvariante und vermutlich Erfindung des Alten Testamentes anheimfallen, so wie es Gott und sein auserwähltes Volk wollen.
        (4) Die Ethik des Alten Testamentes ist vielfältig widersprüchlich (>Skeptikerbibel). Die Kriege, so wie sie im Alten Testament erzählt werden, widersprechen in ihrer totalen Vernichtungswut dem 10-Gebote-Umfeld, insbesondere den Nächstenliebegeboten und zeichnen das Bild eines mörderisch-rasenden, gnaden- und erbarmungslosen Gottes und Volkes, extrem ausgeprägt in der Eroberung Kanaans. Das kann man letztlich nur verstehen, wenn man das im 10-Gebote-Umfeld [W16.9.6] nicht berichtete aber ansonsten ständig praktizierte oberste Generalgebot, Gottes Willen, der natürlich nur eine Projektion der religiösen Führer ist, unbedingt und strikt und absolut gehorsam zu befolgen  (sonst droht das Schicksal Sauls).
        (5) Kriege als Befehl Gottes zu halluzinieren, zu wähnen, zu projizieren, falls es sich nicht nur um eine politisch motivierte vorgeschobene Abschiebung der Verantwortung handelt, ist ein äußert praktischer Abwehrmechanismus, denn man führt Krieg und mordet auf Gottes Befehl und kann nicht nur "eigentlich" nichts dafür, man tut sogar etwas Gutes, weil man Gottes Befehle befolgt. Hier werden Ethik und Moral völlig verdreht und auf den Kopf gestellt und damit wird die Bibel zu einer wesentlich unheiligen Schrift: jeder Verbrecher oder Verrückte kann sich auf Gott berufen und so wird aus einem Verbrechen eine heilige Handlung.
        (6) Es spricht einiges dafür, dass im Alten Testament ein abgestuftes 5-Klassensystem der Nächstenliebe gilt (Amigogebot): (6.1) Eigenes Volk, (6.2) Fremde in eigenen Diensten oder als Gäste im eigenen Land, (6.3) Fremde außerhalb der Landesgrenzen mit denen Handel und freundschaftliche Beziehungen gepflegt werden, (6.4) Fremde, zu denen keine Beziehungen bestehen und (6.5) fremde Feinde mit denen Konflikte bestanden oder bestehen. Das Alte Testament und sein rachsüchtiger Gott kennen die Sippenhaft und die Verfolgung bis ins 3. und 4. Glied (2Mos 20,5).



    Literatur (Auswahl) siehe auch: Literaturliste Töten,
    Die Bibel. (verschiedene Ausgaben). > Onlineausgaben.
    Sekundärquellen:
    • Biser, Eugen; Hahn, Ferdinand & Langer, Michael (2003, Hrsg.). Lexikon des christlichen Glaubens. München: Pattloch.
    • Buggle, Franz (1992). Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann. Reinbek: Rowohlt.

    • "Die Bibel - und zwar nicht das Alte, sondern auch das Neue Testament - ist in zentralen Teilen ein gewalttätig inhumanes Buch, als Grundlage einer heute verantwortbaren Ethik ungeeignet." [W]
    • Cornfeld, G. & Botterweck, G.J. (hebr. 1964, dt. 1991). Die Bibel und ihre Welt. Eine Enzyklopädie zur Heiligen Schrift in zwei Bänden. Herrsching: Pawlak.
    • Dayan, Moshe (dt. 1981, engl. 1978). Leben mit der Bibel. Archäologie im Heiligen Land. Wien: Molden.
    • Finkelstein, Israel & Silberman, Neil A. (2003, 5.A.). Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel. München: dtv. [ISBN 3-406-49321-1]
    • Gutmann, Roy & Rieff, David (dt. 1999, engl. 1999, Hrsg). Kriegsverbrechen. Was jeder wissen sollte. Stuttgart dva.  [ISBN 3-421-05343-X].
    • Heinsohn, Gunnar (1998). Lexikon der Völkermorde. Reinbek: Rowohlt.
    • Herlitz, Georg & Kirschner, Bruno (1927, 1987 Nachdruck). Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens. Frankfurt: Jüdischer Verlag bei athenäum.
    • Hock, Klaus (2002). Einführung in die Religionswissenschaft. Darmstadt: WBG.
    • Lange, Nicholas de (dt. 1998, engl. 1984). Jüdische Welt. Bildatlas der Weltkulturen. Augburg: Bechtermünz.
    • Léon-Dufour, Xavier (dt. 1964, fr. 1962, Hrsg.). Wörterbuch zur Biblischen Botschaft. Freiburg: Herder.
    • McKenzie, Steven L. (dt. 2002, engl. 2000). König David. Eine Biographie. Übersetzt von Christian Wiese. Berlin: de Gruyter.
    • Montgomery, Viscount (dt. , engl. 1968). Kriegsgeschichte. Weltgeschichte der Schlachten und Kriegszüge. Frechen: Komet.
    • Reicke, Bo (1982). Neutestamentliche Zeitgeschichte. Die biblische Welt von 500 v. Chr. bis 100 n. Chr. Berlin: de Gruyter.
    • Rienecker, Fritz & Maier, Gerhard (1994). Lexikon zur Bibel. Wuppertal: Brockhaus.
    • Ry, Carel J. Du (1969). Völker des Alten Orient. Baden-Baden: Holle.
    • Staubhann, Matthias (1992, Hrsg.). Die Bibel von A-Z. Das aktuelle Lexikon zur Bibel. Salzburg: K. Müller.  S. 402-407.
    • Turney-High, H.H. (1971, 2.I). Primitive War. Its Practice and Concepts. Columbia: University of South Carolina Press.
    • Yigael, Yadin (1963). The Art of Warfare in Biblical Lands in the light of archiological discovery. New York: McGraw-Hill.




    Links (Auswahl: beachte)
    • Bibel Online. * Elbikon Bibelkonkordanz im Internet. * Google <Krieg Bibel>, aber Vorsicht: da ist natürlich viel Euphemismus, Hagiographie und Fälschung dabei.
    • Bann: [1,2,3,]
    • Der Theologe 26: Die Aufforderung zum Völkermord in der Bibel.
    • Kriegsverbrechen.
    • Gewalt, Vernichtungswut und Mordlust in der Bibel: [,1,2]
    • Prof. Kreuzer: Krieg (AT/ NT): PDF.
    • Psychologie des Tötens.
    • Skeptikerbibel:
      • Absurditäten /  Absurdity in the Bible (1035 erfasst am 12.9.6)
      • Grausamkeiten und Gewalt /  Cruelty and Violence in the Bible: (854 erfasst am 12.9.6)
      • Intoleranz / Intolerance in the Bible: (539 erfasst am 12.9.6).
      • Ungerechtigkeiten / Injustice in the Bible: (1094 erfasst am 12.9.6).
      • Widersprüche / Contradictions in the Bible (377 erfasst am 12.9.6) Short List (30).




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    Altes Testament=Hebräische Bibel * Anmerkung: Das Land der Bibel zur Zeit des Alten Testamentes * Apokryphen * Bann * Befohlen, Befehl Gottes *  David * Davids Großreich (Karte) * Der Zweck heiligt die Mittel * Deuteronomium und Numeri * Diaspora * Die Bibel und ihre Varianten * Euphemistisch * Ethik des Alten Testaments * Exegese * Glauben * Halluzinatorisch-Projektives Wahnsystem * Heiliges Land * Herkunft und Gründe für die Wanderung der Juden * Israel * JL: Jüdisches Lexikon * Kanaan *  Kriege: Klassifikation und Signierung der Kriege * Kriegsrecht * Krise, Not und Macht * Kriterien * Landnahme * Lexikon der Völkermorde * Nächster Begriff im AT * Projektion * Quellenanmerkungen zu den Kriegen:  Davids Verschlagenheit und Niederträchtigkeit, 039, 104, 105, 106. * Rechtsprinzipien (Grundsätze) * Skeptikerbibel * Vorgeschüttzer Gottesbefehl *
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    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Altes Testament = Hebräische Bibel. Christliches "Altes Testament" und das jüdische, die Hebräische Bibel stimmen weitgehend überein. Das Alte Testament endet mit Nehemia  (TOD ~412 v.) [nach JL, Bd. IV,1, Sp. 459]. Warum das so ist, entzieht sich meiner Kenntnis; naiv-intuitiv hätte ich erwartet, dass das Alte Testament - zumindest das der Christen - bis um die Zeit Christi Geburt geht. Es spielt aber für die hier verfolgte Fragestellung so gut wie keine Rolle. Zum Alten Testament gehören 105 der hier nach Rienecker et al. insgesamt 115 erfassten Kriege.
        Nach Finkelstein & Silberman (S. 17) besteht die Hebräische Bibel = Altes Testament aus den Teilen:

    Anmerkung: Zur Interpretation der Schriften ist bei den Juden auch der Talmud sehr wichtig.
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    Anmerkung: Das Land der Bibel zur Zeit des Alten Testaments (Karte). Die Deutsche Bibelgesellschaft teilte mir mit, dass die alte Überschrift - Karte Palästina zur Zeit des Alten Testaments - nicht mehr verwendet werden darf oder soll.
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    Apokryphen. Schriften der Juden, die nach dem Alten und vor dem Neuen Testament entstanden sind und von Luther auch als Zwischenschriften eingeordnet wurden, die hauptsächlich in gr. Sprache vorliegen. In der LXX (Septuaginta = 70 [W]) enthalten. [W].  In den Apokryphen des Tob 4,16 wird z.B. die Goldene Regel formuliert: "Was du nicht willst, daß man dir tue, das tu einem andern auch nicht".
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    Bann. Vollständige Ermordung allen Lebens - einschließlich der Tiere - derer, über die der Bann verhängt wurde, eine Art "totaler Vernichtungs-Krieg" alles menschlichen und tierischen Lebens.
    Rienecker et al (2005, Sp. 197/198) stellen den Perversionscharakter des Bannens klar dar:

      "Bann. Bannen bedeutet, eine Person, ein Tier oder eine Sache dem Verfügungsbereich des Menschen entziehen und der Gottheit zur Verfügung stellen oder weihen. Das geschah in der Regel durch Vernichtung, Gebanntes galt darum als heilig. Das hebr. cheräm heißt »der Vernichtung weihen, vernichten«, viell. auch von athiop. charama »vom profanen (weltlichen) Gebrauch ausschließen (vgl. arab. Harem).
          I) IM ALIEN TESTAMENT
      Hier kommt der Begriff v.a. im Zusammenhang mil Kriegen vor und bezieht sich auf die totale Vernichtung von Städten, Menschen, Tieren und Gütern (4M6 21,2f; 5Mo 13,13-19; Jos 10,28-W; Ri 1,17; 21.1JT; ISam 15,3; 1Kon 20,42).  ... "
        Für die Ausdrücke "Bann", "verbannt", "verbannen", "verbannten" gibt es zahlreiche Belegstellen (fett-kursive Hervorhebungn von RS):
        4Mose 21,1-3: "Und da die Kanaaniter, der König von Arad, der gegen Mittag wohnte, hörte, daß Israel hereinkommt durch den Weg der Kundschafter, stritt er wider Israel und führte etliche gefangen. Da gelobte Israel dem HERRN ein Gelübde und sprach: Wenn du dies Volk unter Meine Hand gibst, so will ich ihre Städte verbannen. Und der HERR erhörte die Stimme Israels und gab die Kanaaniter, und sie verbannten sie samt ihren Städten und hießen die Stätte Horma."
        Diese Stelle dokumentiert den Willen der Juden unter dem projizierten Einverständnis Gottes zum Völkermord an den Kanaanitern.
        Die Zerstörung und der Völkermord in Jericho: "So eroberten sie die Stadt und vollstreckten den Bann an allem, was in der Stadt war, mit der Schärfe des Schwerts, an Mann und Weib, Jung und Alt, Rindern, Schafen und Eseln ..." (Josua 6, 21) Der totale Vernichtungskrieg gegen die  Kanaaniter setzt sich im Buch Josua fort, so heißt es in Jos 10,40 "Also schlug Josua alles Land auf dem Gebirge und gegen Mittag und in den Gründen und an den Abhängen mit allen ihren Königen und ließ niemand übrigbleiben und verbannte alles, was Odem hatte, wie der HERR, der Gott Israels, geboten hatte." und in Jos 11,21 "Zu der Zeit kam Josua und rottete aus die Enakiter von dem Gebirge, von Hebron, von Debir, von Anab und von allem Gebirge Juda und von allem Gebirge Israel und verbannte sie mit ihren Städten." Insgesamt werden im ersten großen totalen Vernichtungskrieg in Kanaan (Jos 12) 31 Könige und ihre (kleinen) Reiche zerstört und meist vollständig verbannt.
      Fundstellen Altes Testament und Apokryphen
      Fundstellen "Bann": 5. Mose 13,18; Josua 7,12; Josua 7,13; Josua 7,15; Jesaja 43,28; Sacharja 14,11; Maleachi 3,24; 1. Makkabäer 14,45
      Fundstellen "verbannen": 4. Mose 21,2; 5. Mose 7,2; 5. Mose 13,16; 5. Mose 20,17; 1. Samuel 15,9; 1. Könige 9,21; 2. Chronik 20,23; Jesaja 11,15; Jesaja 34,2; Jeremia 25,9; Micha 4,13
      Fundstellen "verbannt": 2. Mose 22,19; 3. Mose 27,28; 5. Mose 7,26; Josua 2,10; Josua 6,17; Josua 6,18; Josua 8,26; Josua 10,1; Josua 11,20; Richter 21,11; 1. Samuel 15,15; 1. Samuel 15,20; 2. Könige 19,11; 2. Chronik 32,14; Esra 10,8; Jesaja 37,11; Jeremia 50,26.
      Fundstellen "verbannten": 3. Mose 27,29; 4. Mose 21,3; 5. Mose 2,34; 5. Mose 3,6; Josua 6,18; Josua 6,21; Josua 7,1; Josua 7,11; Josua 10,39; Josua 11,11; Josua 22,20; Richter 1,17; 1. Samuel 15,9; 1. Samuel 15,21; 1. Könige 20,42; 1. Chronik 2,7; Hesekiel 11,14.
      Die Geschichte Sauls
      "Saul wird verworfen
      Samuel sprach zu Saul: Der HERR hat mich gesandt, daß ich dich zum König salben sollte über sein Volk Israel; so höre nun auf die Worte des HERRN! So spricht der HERR Zebaoth: Ich habe bedacht, was Amalek Israel angetan und wie es ihm den Weg verlegt hat, als Israel aus Ägypten zog. So zieh nun hin und schlag Amalek und vollstrecke den Bann an ihm und an allem, was es hat; verschone sie nicht, sondern töte Mann und Frau, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel. Da bot Saul das Volk auf, und er musterte sie zu Telem: zweihunderttausend Mann Fußvolk und zehntausend Mann aus Juda. Und als Saul zu der Stadt der Amalekiter kam, legte er einen Hinterhalt im Tal. Und Saul ließ den Kenitern sagen: Geht, weicht und zieht weg von den Amalekitern, daß ich euch nicht mit ihnen aufreibe; denn ihr tatet Barmherzigkeit an allen Israeliten, als sie aus Ägypten zogen. Da zogen die Keniter fort von den Amalekitern. Da schlug Saul die Amalekiter von Hawila bis nach Schur, das vor Ägypten liegt, und nahm Agag, den König von Amalek, lebendig gefangen, und an allem Volk vollstreckte er den Bann mit der Schärfe des Schwerts. Aber Saul und das Volk verschonten Agag und die besten Schafe und Rinder und das Mastvieh und die Lämmer und alles, was von Wert war, und sie wollten den Bann daran nicht vollstrecken; was aber nichts taugte und gering war, daran vollstreckten sie den Bann.
          Da geschah des HERRN Wort zu Samuel: Es reut mich, daß ich Saul zum König gemacht habe; denn er hat sich von mir abgewandt und meine Befehle nicht erfüllt. Darüber wurde Samuel zornig und schrie zu dem HERRN die ganze Nacht. Und Samuel machte sich früh auf, um Saul am Morgen zu begegnen. Und ihm wurde angesagt, daß Saul nach Karmel gekommen sei und sich ein Siegeszeichen aufgerichtet habe und weitergezogen und nach Gilgal hinabgekommen sei. Als nun Samuel zu Saul kam, sprach Saul zu ihm: Gesegnet seist du vom HERRN! Ich habe des HERRN Wort erfüllt. Samuel antwortete: Und was ist das für ein Blöken von Schafen, das zu meinen Ohren kommt, und ein Brüllen von Rindern, das ich höre? Saul sprach: Von den Amalekitern hat man sie gebracht; denn das Volk verschonte die besten Schafe und Rinder, um sie zu opfern dem HERRN, deinem Gott; an dem andern haben wir den Bann vollstreckt. Samuel aber antwortete Saul: Halt ein, ich will dir sagen, was der HERR mit mir diese Nacht geredet hat. Er sprach: Sag an! Samuel sprach: Ist's nicht so: Obschon du vor dir selbst gering warst, so bist du doch das Haupt der Stämme Israels; denn der HERR hat dich zum König über Israel gesalbt. Und der HERR sandte dich auf den Weg und sprach: Zieh hin und vollstrecke den Bann an den Frevlern, den Amalekitern, und kämpfe mit ihnen, bis du sie vertilgt hast! Warum hast du der Stimme des HERRN nicht gehorcht, sondern hast dich an die Beute gemacht und getan, was dem HERRN mißfiel? Saul antwortete Samuel: Ich habe doch der Stimme des HERRN gehorcht und bin den Weg gezogen, den mich der HERR sandte, und habe Agag, den König von Amalek, hergebracht und an den Amalekitern den Bann vollstreckt. Aber das Volk hat von der Beute genommen Schafe und Rinder, das Beste vom Gebannten, um es dem HERRN, deinem Gott, zu opfern in Gilgal. Samuel aber sprach: Meinst du, daß der HERR Gefallen habe am Brandopfer und Schlachtopfer gleichwie am Gehorsam gegen die Stimme des HERRN? Siehe, Gehorsam ist besser als Opfer und Aufmerken besser als das Fett von Widdern. Denn Ungehorsam ist Sünde wie Zauberei, und Widerstreben ist wie Abgötterei und Götzendienst. Weil du des HERRN Wort verworfen hast, hat er dich auch verworfen, daß du nicht mehr König seist. Da sprach Saul zu Samuel: Ich habe gesündigt, daß ich des HERRN Befehl und deine Worte übertreten habe; denn ich fürchtete das Volk und gehorchte seiner Stimme. Und nun, vergib mir die Sünde und kehre mit mir um, daß ich den HERRN anbete. Samuel sprach zu Saul: Ich will nicht mit dir umkehren; denn du hast des HERRN Wort verworfen, und der HERR hat dich auch verworfen, daß du nicht mehr König über Israel seist. Und als sich Samuel umwandte, um wegzugehen, ergriff ihn Saul bei einem Zipfel seines Rocks; aber der riß ab. Da sprach Samuel zu ihm: Der HERR hat das Königtum Israels heute von dir gerissen und einem andern gegeben, der besser ist als du. Auch lügt der nicht, der Israels Ruhm ist, und es gereut ihn nicht; denn er ist nicht ein Mensch, daß ihn etwas gereuen könnte. Saul aber sprach: Ich habe gesündigt; aber ehre mich doch jetzt vor den Ältesten meines Volks und vor Israel und kehre mit mir um, daß ich den HERRN, deinen Gott, anbete. Da kehrte Samuel um und folgte Saul, und Saul betete den HERRN an.
          Und Samuel sprach: Bringt Agag, den König von Amalek, zu mir! Und Agag ging hin zu ihm zitternd und sprach: Fürwahr, bitter ist der Tod! Samuel aber sprach: Wie dein Schwert Frauen ihrer Kinder beraubt hat, so soll auch deine Mutter der Kinder beraubt sein unter den Frauen. Und Samuel hieb den Agag in Stücke vor dem HERRN in Gilgal. Und Samuel ging hin nach Rama; Saul aber zog hinauf in sein Haus zu Gibea Sauls. Und Samuel sah Saul fortan nicht mehr bis an den Tag seines Todes. Aber doch trug Samuel Leid um Saul, weil es den HERRN gereut hatte, daß er Saul zum König über Israel gemacht hatte." [Q]
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    Befohlen, Befehl Gottes. Hier gibt es zwei Modelle. (1) Der Empfänger ist der subjektiv gewissen Überzeugung, dass Gott zu ihm spricht, dann liegt ein paranoid-halluzinatorisches Syndrom vor, d.h. der Empfänger erlebt das wirk-lich so, er kann nicht mehr richtig zwischen Innen-Erleben und Außengeschehen unterscheiden, er hat ein Gotteserlebnis und damit eine religiös fundierte Psychose. (2) Der Empfänger täuscht aus religiös-politischen Motiven ein Gotteserlebnis vor, weil er damit mehr Einfluss ausüben kann. Ein Gottes-Befehl, wenn er geglaubt wird, hat eine andere Einfluß-Qualität und Manipulations-Güte als eine bloße Menschenmeinung. Sehr praktisch ist auch oft, dass man sich hinter einem Gottes-Befehl verstecken und die Verantwortung - für die Gläubigen - abgeben und umgehen kann. Die eigene Vernichtungswut und Mordlust wird in eine heilige Opferhandlung gewandelt. Und so wird aus niedrigsten Motiven etwas ganz Großes, Ehrenhaftes und Heiliges. Daher ist es auch die allererste Hohepriesterpflicht - egal welcher Religion sie angehören mögen, - die Mord- und Raubgeschichten, Verbrechen und Niedertracht, Wahnsinn und Charakterperversionen zu sakralisieren ("heiligen"), um sie profaner ("weltlicher" oder fremder) Kritik und Skepsis zu entziehen. Wer das Heilige antastet, riskierte immer Kopf und Kragen. Das machten sich auch viele Herrscher, Kaiser und Könige zu Nutze. Denn die Vergöttlichung (Apotheose) bot zusätzlichen Schutz.
    Vorgeschützter Gottesbefehl, um den eigenen Anordnungen mehr Autorität zu verleihen z.B. in 2Mos 32,27: "Und er sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Gürte ein jeglicher sein Schwert um seine Lenden und durchgehet hin und zurück von einem Tor zum andern das Lager, und erwürge ein jeglicher seinen Bruder, Freund und Nächsten." Davon hat Gott nichts gesagt, nur: 2Mos 32,10: " Und nun laß mich, daß mein Zorn über sie ergrimme und sie vertilge; so will ich dich zum großen Volk machen." Das "Vertilgungsgeschäft" wollte er, so wie es da steht, selbst verrichten. 4Mose 14,12 spricht hier von der Variante, die Pestilenz zu bringen. Moses übernimmt also Gottes Zorn erbost über das Goldene Kalb und macht sich selber an den Brudermord der Ungläubigen. Dies zeigt wieder einmal eindringlich, dass die Verhältnismäßigkeit der Mittel dann außer Kraft gesetzt sind, wenn Gott Ungehorsam und Abfall wittert. Er ist rachsüchtig und einem mörderischen Vernichtungswillen beseelt, wenn sich jemand von ihm abwendet, womit der Geschäftscharakter dieser Religion einmal mehr unterstrichen wird. Exklusiver Glaube und blinder, absoluter Gehorsam gegen Wohlfahrt, Schutz und Erfolg. In den Augen Gottes werden Gläubige, die nicht sehen können oder wollen, was sie an ihm haben, vertragsbrüchig. Und wer Gott verrät ist dem Tod geweiht.
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    David. Finkelstein & Silberman (2003, S. 144f) fragen: "Hat es David und Salomo je gegeben? Diese so kühn gestellte Frage mag wie eine absichtliche Provokation klingen. David und Salomo sind derart zentrale religiöse Ikonen sowohl für das Judentum als auch für das Christentum, daß jüngste Behauptungen radikaler Exegeten, König David sei «genausowenig eine historische Gestalt wie König Arthur», von vielen religiösen Kreisen wie von Wissenschaftlern empört und verächtlich aufgenommen wur-[<144]den. Bibelhistoriker wie Thomas Thompson und Niels Peter Lemche von der Universität Kopenhagen und Philip Davies von der Universität Sheffield, von ihren Gegnern als «biblische Minimalisten» bezeichnet, vertreten die Ansicht, David und Salomo, die vereinte Monarchie von Israel, ja die gesamte biblische Darstellung der Geschichte Israels seien nicht mehr als aufwendige, geschickte ideologische Konstrukte, produziert von Priesterkreisen in Jerusalem in der Zeit nach dem Exil oder sogar in hellenistischer Zeit.
        Aber sowohl von einem rein literarhistorischen als auch von einem archäologischen Standpunkt aus spricht einiges für diese Auffassung. Liest man die biblische Beschreibung der Zeit Salomos kritisch, wird man bemerken, daß es sich um das Bild einer idealisierten Vergangenheit, eines ruhmreichen Goldenen Zeitalters handelt. Die Berichte von Salomos sagenhaftem Reichtum (... brachte es dahin, «daß es in Jerusalem so viel Silber wie Steine gab» gemäß 1.Kön. 10,27) und sein legendärer Harem (nach 1. Kön. 11,3 hatte er siebenhundert Hauptfrauen und dreihundert Nebenfrauen) sind zu übertriebene Details, als daß sie wahr sein könnten. Hinzu kommt, daß weder David noch Salomo trotz vorgeblichen Reichtums und Macht auch nur in einem einzigen bekannten ägyptischen oder mesopotamischen Text erwähnt werden. Außerdem existieren keinerlei archäologische Belege in Jerusalem für Salomos berühmte Bauvorhaben. Bei Ausgrabungen im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts um den Tempelberg in Jerusalem wurde nicht einmal eine Spur von Salomos sagenhaftem Tempel oder Palastkomplex identifiziert. Und wenngleich bestimmte Schichten und Bauten an Stätten in anderen Landesteilen tatsächlich mit der Ära der vereinten Monarchie in Verbindung gebracht wurden, ist ihre Datierung, wie noch zu sehen sein wird, keineswegs klar.
        Andererseits wurden starke Argumente vorgebracht, die auf einige der Einwände der Minimalisten antworten. Viele Gelehrte vertreten die Ansicht, daß Überreste aus salomonischer Zeit in Jerusalem fehlen, weil sie während der umfassenden herodianischen Bautätigkeit auf dem Tempelberg in der frühen römischen Zeit völlig vernichtet wurden, Im übrigen sei das Fehlen von Hinweisen auf David und Salomo in alten Inschriften durchaus verständlich, denn schließlich hätten sich die Großreiche Ägypten und Mesopotamien in der Zeit, in die ihre Regierungszeit gelegt wird (ca. 1005-930 v. Chr.), im Niedergang befunden. Deshalb sei es nicht erstaunlich, daß es in den zeitgenössischen Ägyptischen und mesopotamischen Texten weder Hinweise auf David noch auf Salomo gebe." [<145]
    Der erste archäologische Nachweis für die Existenz Davids:
        "Dann aber entdeckte man im Sommer 1993 an der biblischen Stätte Tell Dan in Nordisrael ein Bruchstück, das diese Diskussion für immer  verändern sollte. Es war die Haus-David-Inschrift, das Brachstück einer Stele aus schwarzem Basalt, das man zerbrochen und in einer späteren Schicht als Baustein wiederverwendet fand. Dieses auf aramäisch, der Sprache der gleichnamigen Königreiche in Syrien, geschriebene Fragment berichtet die Einzelheiten einer Invasion Israels durch einen aramäischen König, dessen Name auf den bisher gefundenen Stücken nicht erwähnt wird. Es besteht jedoch kaum ein Zweifel daran, daß es die Geschichte des Angriffs von Hasael, dem König von Damaskus, auf das Nordreich Israel um 835 v. Chr. erzählt. Dieser Krieg  fand zu einem Zeitpunkt statt, als Israel und Juda schon getrennte Königreiche waren; er endete mit einer bitteren Niederlage beider.
        Der wichtigste Teil der Inschrift enthält Hasaels prahlende Beschreibung seiner Feinde:
     
      [Ich tötete Jo]ram, den Sohn von [Ahab], König von Israel, und [ich] tötete [Ahas]ja, den Sohn von [Joram Köni]g aus dem Hause Davids. Und ich machte [ihre Städte zu Ruinen und] gab ihr Land der [Verwüstung anheim].


    Das ist ein sensationeller Beleg für den Ruhm der davidischen Dynastie knapp hundert Jahre nach der Herrschaft von Davids Sohn Salomo. Die Tatsache, daß auf Juda (oder vielleicht seine Hauptstadt Jerusalem) nur mit einer Erwähnung des Herrscherhauses hingewiesen wird, belegt klar, daß Davids Ruf nicht nur eine literarische Erfindung einer sehr viel späteren Zeit war. Außerdem hat der französische Gelehrte André Lemaire kürzlich vorgeschlagen, ein ähnlicher Hinweis auf das Haus Davids sei in der berühmten Inschrift von Mescha, dem König von Moab im 9. Jahrhundert v. Chr., zu finden, die man im 19. Jahrhundert östlich vom Toten Meer entdeckte. Demnach war das Haus Davids in der gesamten Region bekannt; damit wird die biblische Beschreibung einer Gestalt namens David, dem Begründer der Dynastie judäischer Könige in Jerusalem, eindeutig bestätigt.
        Somit stellt sich nicht mehr die Frage nach der bloßen Existenz Davids und Salomos.  ... "
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    Davids Großreich (Karte):
    David war einzige König des vereinten und erweiterten jüdischen Großreiches, der das von 5Mose 11,24 vorgebene Gebiet erstreiten konnte:  "Von der Wüste an und diesem Libanon bis an das große Wasser Euphrat, das ganze Land der Hethiter, bis an das große Meer gegen Abend sollen eure Grenzen sein." Wie man sieht umfasst Davids Reich 3/4 des heutigen Syrien. Skizze nach der Quelle: Lange, S. 22.:


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    Der Zweck heiligt die Mittel. Ein geflügeltes Wort, das man oft kritisch der jesuitischen Ethik zuordnet, wo aber zulässige Mittel gemeint sein sollen. Zwar wird diese Regel oft kritisiert, manchmal sogar bissig gegeißelt, aber sozialpsychologisch und soziologisch kann es keinen Zweifel geben, dass diese Regel von den allermeisten Menschen im praktischen Leben angewandt wird. Ja, der gesamte Rechtsstaat beruht auf dem Prinzip "Der Zweck heiligt die Mittel", denn der Staat hat das Gewaltmonopol, darf strafen, töten, einsperren, wenn es darum geht, den Zweck:  Einhaltung der Rechtsordnung zu wahren und - drohende - Verstöße gegen sie zu ahnden. Die tiefe Rechtsidee dieser Redewendung ist sicher, das man die Anwendung von Mitteln nicht unabhängig vom Situationsrahmen und den Zwecken, die verfolgt werden, beurteilen sollte. Es ist natürlich ein Unterschied, ob jemand Nahrung stiehlt, um nicht zu verhungern oder einen Lastwagen mit Lebensmitteln stiehlt, um sein Konto anzureichern.
        Im Lexikon der christlichen Moral führt Karl Hörmann aus: "a) Das ist besonders bei der Frage zu beachten, welche Mittel auf ein Ziel hin eingesetzt werden dürfen. Heiligt der Zweck das Mittel? Die Kirche hat immer verneint, daß der gute Zweck das böse Mittel heilige. Schon Paulus weist als Verleumdung zurück, die Christen seien der Auffassung, man dürfe "das Böse tun, damit das Gute daraus entstehe" (Röm 3,8). Augustinus hat sich mit dem Problem wiederholt in seinen Erörterungen der Lüge befaßt; er stieß auf die Frage, ob die Nutzlüge erlaubt sei. Da er die Lüge als in sich schlecht erkannte, konnte die Antwort für ihn nur heißen: Auch um eines guten Zweckes willen ist die Lüge nicht erlaubt, da der gute Zweck nicht das böse Mittel heiligen kann. "Es ist zwar ein großer Unterschied, aus welchem Grunde, zu welchem Zwecke, in welcher Absicht etwas getan wird; aber das, was unzweifelhaft Sünde ist, darf unter keinem Vorwand eines edlen Beweggrundes, zu keinem angebl. guten Zwecke, in keiner vermeintl. guten Absicht getan werden" (Contra mend. 7,18; vgl. 14,30; 15,32; De mend. 9,14; 21,42; De coniug. ad I 18.29; PL 40, 528.539 f.498 f.516.462.467 f). Der Kirchenvater macht auf die unheilvollen Folgen aufmerksam, die die Anerkennung des Satzes: "Der gute Zweck heiligt das böse Mittel", hätte: Jede schimpfl. Tat ließe sich dann unter Berufung auf einen guten Zweck rechtfertigen (Contra mend. 7,18; PL 40, 528). Den Jesuiten hat man immer wieder zu Unrecht unterschoben, sie lehrten diesen Satz. Ignatius v. Loyola aber schärft in seinem Exerzitienbüchlein ein: "Es ist notwendig, daß alle Dinge, über die wir eine Wahl anstellen wollen, an sich gleichgültig od. gut sind u. sich im Bereich der hl. Mutter, der hierarchischen Kirche, halten, nicht aber schlecht od. ihr widerstreitend seien" (Nr. 170). Zum Satz: "Der gute Zweck heiligt jedes Mittel", haben sich die Vertreter einer reinen Gesinnungsmoral u. einer reinen Erfolgsmoral bekannt. Die reine Gesinnungsmoral wurde in der jüngsten Zeit v. einer Situationsethik vertreten, die die Wichtigkeit der rechten Absicht vor Gott so sehr betonte, daß sie die Handlung selbst für gleichgültig erklärte (vgl. Pius XII., UG 152 [DRM XIV 74]). Nach der reinen Erfolgsmoral ist man häufig im politischen Bereich vorgegangen: Häufig hat man dem Machthaber jedes Mittel nachgesehen, wenn er nur Erfolg hatte. Der Menschheit hat solches Handeln freilich nicht zum Heil gedient.
        Die Ablehnung des Satzes: "Der gute Zweck heiligt das böse Mittel", begründet sich folgendermaßen: Das gute Ziel des Wollenden ändert nichts daran, daß das Mittel, das er auch will, einen Widerspruch zur sittl. Ordnung enthält; der Wille strebt also eine böse Sache an, wenn auch nur als Mittelziel, u. wird dadurch in bösem Sinn geprägt. Das Endziel (f. ultimus) mag gut sein, d. Mittelziel (f. medius) ist doch seinem Wesen nach böse u. macht das Wollen des Menschen, der es bejaht, böse. "Wir geben zu, daß Gott vor allem u. immer die rechte Absicht verlangt; aber diese genügt nicht. Er will auch das gute Werk" (Pius XII., UG 157 [DRM XIV 76]). Das gute Ziel bringt also einen Widerspruch zur sittl. Ordnung im Objekt nicht zum Verschwinden. Das Erwählen eines schlechten Mittels muß daher als sittl. Fehlentscheidung bezeichnet werden. Wir können jedoch zugeben, daß ein Mensch, der ein schlechtes Mittel auf ein gutes Ziel hin erwählt, in einer besseren inneren Verfassung ist als ein Mensch, der damit ein böses Ziel verfolgt. Sein Wille ist zwar durch das böse Mittel in bösem Sinn beeinflußt, durch das gute Ziel jedoch in gutem Sinn. Der Wille dessen aber, der ein böses Mittel auf ein böses Ziel hin einsetzt, wird durch beide, das Mittel u. das Ziel, in bösem Sinn geprägt. "Mir scheint zwar jede Lüge eine Sünde zu sein, aber es ist ein großer Unterschied, in welcher Gesinnung u. über welche Dinge einer lügt. Denn jener sündigt nicht so, der aus dem Willen zu nützen, wie jener, der aus dem Willen zu schaden lügt" (Augustinus, Ench. 18,6; vgl. Contra mend. 8,19; PL 40,240.529). Um zu einem genaueren Urteil über die sittl. Verfassung eines Menschen im konkreten Fall zu kommen, müßte man darauf achten, wie stark sich sein Wollen auf das gute Ziel richtet u. wie bedeutend das gute Ziel im Verhältnis zum eingesetzten bösen Mittel ist (vgl. Thomas v. A., S.Th. 2,2 q.110 a.2).
        Der Satz:" Der Zweck heiligt das Mittel", kann also nur in dem Sinn anerkannt werden, 1. daß das Wollen eines Menschen, das vom Mittel her sittl. ungeprägt bleibt, weil dieses für die sittl. Ordnung indifferent ist, durch das gute Ziel gut wird; u. 2. daß das Wollen eines Menschen, der ein gutes Mittel will u. dadurch in gutem Sinn geprägt wird, durch ein neues gutes Ziel einen neuen guten Zug erhält."
        Hoensbroech, Paul v. (1904). Der Zweck heiligt die Mittel. Eine ethisch-historische Untersuchung nebst einem Epilogus galeatus. Berlin: Schmetschke.
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    Deuteronomium und Numeri. [5. Buch und 4. Buch Mose]. Hier werden Kriegsvereinbarungen mitgeteilt, z.B. 4Mos 21,2-3 "Da gelobte Israel dem HERRN ein Gelübde und sprach: Wenn du dies Volk unter Meine Hand gibst, so will ich ihre Städte verbannen. Und der HERR erhörte die Stimme Israels und gab die Kanaaniter, und sie verbannten sie samt ihren Städten und hießen die Stätte Horma."
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    Diaspora. gr. Zerstreuung. Für die Juden nach der Tempelzerstörung 70 n. C. bedeutet(e) Leben in der Diaspora ein Leben in der Fremde, außerhalb Palästinas (Israels). [W]
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    Die Bibel und ihre Varianten. Das alte Testament ist bei Juden und Christen weitgehend gleich. Die Bücher Mose haben in der Jüdischen Religion die höchste Autorität [W], Talmud). Zwar gilt das Alte Testament - alt bedeutet ja nur eine zeitliche Einordnung und nicht etwa "veraltet" - auch für die Christen und in der Interpretation Mohammeds auch für die Muslime, alle drei monotheistischen Religionen definieren sich ja auf den Stamm Abrahams (Ibrahims) zurück, aber bei den Christen spielt natürlich auch das Neue Testament und die späteren Interpretationen und Deutungen eine wichtige Rolle (z.B. durch Konzile [W], Toleranz-Edikt [W], biblischer Kanon [W], Reformatoren [W], Kongregationen [W], Lehrbücher, Katechismen [W], Kanonisches Recht [W], z.B. wie der Teufel auszutreiben ist (Exorzismus), Erklärungen (von Bischöfen, Synoden [W]), Enzykliken [W], Hirtenbriefe usw. Insgesamt sind die heiligen Schriften sehr widersprüchlich und damit sehr praktisch, weil alle Interessen und Motivationen begründet und bedient werden können. Häufig wird Jesus Christus als besonders friedfertig hingestellt, was in dieser Einseitigkeit völlig falsch ist. Als Beleg führe ich eine der schlimmsten Stellen im Neuen Testament an: Matthäus 10, 34:
     
    "Wähnet nicht, daß ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35: Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater, und die Tochter mit ihrer Mutter, und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; 36: und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. 37:  Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; 38:  und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig; 39 Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden." 
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    Ethik des Alten Testamentes. Im christlichen Kulturkreis assoziiert fast jeder mit der Ethik des Alten Testamentes DIE 10 GEBOTE und die Forderung nach Nächstenliebe. Das oberste Gebot ist aber, wenn auch nirgends ausdrücklich aufgeführt, Gott zu gehorchen, egal was er anordnet. Seine Befehle sind strikt zu befolgen und in keinster Weise in Frage zu stellen. Das ist sozusagen das Generalgebot, das alle anderen Gebote außer Kraft setzen kann wie etwa:
        2Mos 20,13: Du sollst nicht töten
        3Mos 19,18: Du sollst nicht rachgierig sein noch Zorn halten gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; denn ich bin der HERR.
        3Mos 19,33: Wenn ein Fremdling bei dir in eurem Lande wohnen wird, den sollt ihr nicht schinden.
        3Mos 19,34: "Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott."
        5Mos 5,19: Du sollst nicht stehlen. Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
    Zu den Gebotsreihen im Alten Testament siehe auch (W16.9.6): 5. Buch Mose 5,6-21; 2. Buch Mose 34,17-26; 3. Buch Mose 19,1f.11-18; 5. Buch Mose 27,15-26: ein sogenannter Dodekalog (Zwölfwort), eventuell bezogen auf die 12 Stämme Israels
    Ezechiel 18,5-9.
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    euphemistisch. Schön reden. In den Bibel-Lexika von Rienecker und Staubhann fehlen z.B. die Einträge "Folter" und "Grausamkeit", womit implizit gesagt wird, dass weder Gott noch sein auserwähltes Volk Folter und Grausamkeit kennen ( 854 Greueltaten berichtet die Skeptikerbibel) Die Konkordanz Elbikon-Online findet das Wort "grausam" immerhin acht mal: 2. Mose 9,24; 5. Mose 1,19; Jesaja 13,9; Jeremia 6,23; Jeremia 50,42; Habakuk 1,7; Weisheit 5,2; Weisheit 17,3. Die Luther Bibel von 1984 findet: "Gesucht wurde nach: grausam. Ergebnis(se):

    • 1.Mose 49,7: 49,7 Verflucht sei ihr Zorn, daß er so heftig ist, und ihr Grimm, daß er so grausam ist. Ich will sie versprengen in Jakob und zerstreuen in Israel. (a) ...
    • Hiob 30,21: 30,21 Du hast dich mir verwandelt in einen Grausamen und streitest gegen mich mit der Stärke deiner Hand. 30,22 Du hebst mich auf und läßt mich auf dem Winde dahin ...
    • Spr 17,11: 17,11 Ein böser Mensch trachtet, stets zu widersprechen; aber ein grausamer Bote wird über ihn kommen. 17,12 Besser einer Bärin begegnen, der die Jungen geraubt ...
    • Jes 13,9: 13,9 Denn siehe, des HERRN Tag kommt grausam, zornig, grimmig, die Erde zu verwüsten und die Sünder von ihr zu vertilgen. 13,10 Denn die Sterne am Himmel und sein ...
    • Jes 19,4: 19,4 Aber ich will die Ägypter übergeben in die Hand eines grausamen Herrn, und ein harter König soll über sie herrschen, spricht der Herrscher, der HERR Zebaoth. 19,5 ...
    • Jer 6,23: 6,23 Sie führen Bogen und Speer, sind grausam und ohne Erbarmen. Sie brausen daher wie ein ungestümes Meer und reiten auf Rossen, gerüstet als Kriegsleute, gegen dich, du Tochter Zion ...
    • Jer 50,42: 50,42 Die haben Bogen und Speer; sie sind grausam und unbarmherzig; ihr Geschrei ist wie das Brausen des Meeres; sie reiten auf Rossen, gerüstet als Kriegsleute gegen dich, du Tochter Babel ...
    • Hab 1,7: 1,7 Grausam und schrecklich ist es; es gebietet und zwingt, wie es will. 1,8 Ihre Rosse sind schneller als die Panther und bissiger als die ..."
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    Exegeten, Exegese. Auslegung und Deutung besonders sog. "Heiliger Schriften" (die bei nüchterner Betrachtung sehr unheiligen Inhaltes sein können). [W]
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    Glauben. Unterscheidungen, Kennzeichnungen, Charakterisierungen in der IP-GIPT:
      [Q1] Glauben im psychologischen Sinne: für wahr halten all dessen, was man nicht wissen kann, wichtig für alles, was die Zukunft betrifft oder mehr oder mindere unsichere Sachverhalte.
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      [Q2] Glauben ist eine kaum zu überschätzende psychische Fähigkeit und wird überall dort benötigt, wo wir (noch) nichts oder (noch) nicht genügend wissen und wo trotz Unsicherheit gehandelt werden muß. Vereinfacht kann man sagen: glauben heißt für wahr (falsch), richtig (unrichtig) halten, ohne dass man weiß. Wüßte man, bräuchte man ja nicht zu glauben.
         Allgemeinpsychologisch bedeutet glauben also für wahr halten, annehmen dass ... Der metaphysische (z.B. religiöse) Glaube ist nur eine Spezifikation dieses allgemeinen Glaubens, indem er sich auf metaphysische Themen bezieht. Allgemein betrachtet ist glauben eine unverzichtbare und notwendige psychische Leistung, die den gesamten Alltag, von früh bis spät und das ganze Leben durchzieht.
      Methodologisch ist glauben ein [metasprachlicher] Ausdruck 2. Stufe im Gegensatz zu den [Wahrheitswerten] "wahr" oder "falsch", die zur 1. Stufe gehören. 
      Ohne glauben würde nichts funktionieren. Wir glauben, d.h. wir nehmen an, dass ... , von früh bis spät und unser ganzes Leben lang. Für praktische Zwecke könnte es nützlich sein, unterschiedliche Glaubens-, Überzeugungs- und Gewissheitsgrade zu unterscheiden, was aber besser im Bereich [Alltag] behandelt wird.
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      [Q3] Glauben, glauben. Glauben heißt psychologisch für wahr halten, ohne wissen zu müssen oder zu können. Der religiöse Glaube ist nur ein kleiner Teil der alltäglich zu vollbringenden Glaubensleistungen, die den meisten Menschen oft gar nicht bewußt sein müssen. Spirituell glauben heißt, spirituelle Sachverhalte für wahr zu halten, ohne Wissen zu verlangen, das aber natürlich auch nicht ausgeschlossen ist, wenn sich z.B. jemand nach einer Beichte erleichtert fühlt, so kann man das auch wissen. Im Psychologischen gilt der buddhistische Wirk-lichkeitsbegriff: wirklich ist, was wirkt, und das kann durchaus ein ausschließlich subjektiver Glaube sein.
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    Halluzinatorisch-Projektives Wahnsystem.
    Wahn bedeutet, eine Wahrnehmung mit einer Bedeutung auszustatten, die ihr nicht zukommt, z.B. das Gähnen des Spaziergängers dort drüben ist ein Zeichen des Geheimdienstes, dass er mich im Visier hat. Gott ist zornig, weil es blitzt und donnert. Gott schickt die Heuschrecken oder eine Missernte, weil das Volk sündig war. Halluzination bedeutet, eine Wahrnehmung erleben ohne äußere Wahrnehmungsquelle, z.B. wenn jemandem Gott, ein Engel oder der Teufel erscheint und der Erlebende mit Gewissheit meint, dies sei eine wahrhafte Erscheinung in der äußeren Wahrnehmungswelt gewesen. Halluzinationen und Wahnbildungen sind häufige Symptome einer Psychose, hauptsächlich im sog. schizophrenen Formenkreis (hier stehen akustische Halluzinationen im Vordergrund). Die Grenze zur Psychose wird überschritten, wenn die Unterscheidung zwischen innen und aussen nicht mehr gelingt, wenn Wahrnehmungen oder Bedeutung hinsichtlich ihres allgemeinen oder gesellschaftlichen Realitätscharakters nicht mehr richtig ein- und zugeordnet werden können. Hier gibt es eine breite Grauzone mit schwierigen Grenzfällen. > Projektion.
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    Heiliges Land. Gebietsansprüche des auserwählten Volkes nach dem Alten Testament. Ob und welcher Unterschied zwischen "heiligem Land" und "gelobtem Land" besteht, konnte ich nicht klären. Mit "Gelobtes Land" scheint in erster Linie Kanaan, das Land in dem Milch und Honig fließt, (4Mos 13,27) gemeint zu sein. Im Alten Testament finden sich eine Reihe von Grenzbeschreibungen, die über Kanaan hinausgehen, wenn als Ostgrenze der Euphrat genannt wird wie bei:
        5Mos 11,24 "Alle Orte, darauf eure Fußsohle tritt, sollen euer sein; von der Wüste an und von dem Berge Libanon und von dem Wasser Euphrat bis ans Meer gegen Abend soll eure Grenze sein."
        Jos 14 beginnt mit der Aufteilung des Landes, zunächst Kalebs Erbteil. Die Grenzbeschreibungen des Landes Juda findet man bei Jos 15. Das Erbteil der Ephraimiten wird in Jos 16 beschrieben. Jos 17 beschreibt das Gebiet von West-Manasse (links des Jordans). In Jos 18 wird die Stiftshütte zu Silo und Benjamins Erbteil zugeteilt. Jos 19 behandelt das Erbteil der übrigen Stämme und Josuas.
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    Herkunft und Gründe für die Wanderung der Juden. Skizze nach Moshe Dayan (dt. 1981, S. 12). Abraham kommt aus Ur, also aus dem fruchtbaren Zweistromland Mesopotamien. Obwohl es für die Fragestellung dieser Arbeit nicht so wichtig ist, frage ich mich doch - zumindest in einer Fußnote - warum? Das war ein fruchtbares Land, eine der großen Weltkulturgeburtsstätten.

    Dajan führt hierzu aus: "In der Bibel steht, daß Abraham, der erste Erzvater, mit 75 Jahren nach Kanaan kam. Seine Söhne, Enkel und Urenkel erleben wir als Kinder; er betritt die Szene als ein Mann, der Kindheit und Jugend längst hinter sich hat. Er ist erwachsen, an Schicksalsprüfungen und Erfahrungen gereift, mit den Launen des Lebens vertraut. Gott führt ihn. Und er gehorcht. Er macht sich auf und zieht nach Süden [RS:?].
    In der Gegend, in der er geboren ist — im chaldäischen Ur in Mesopotamien — gibt es Quellen in Hülle und Fülle, Regen, grüne Weiden, goldene Getreidefelder, viele Schafe und Rinder, viele Menschen.
        Und Abraham zog in eine Gegend, wo nur Wüste war. Im Negev, um Beerscheba und jenseits des Berges Hebron fallen kaum Niederschläge. Hier gibt es wenig Weideland, wenig Quellen und wenig Menschen. Doch in dieser Gegend schlug Abraham schließlich seine Zelte auf, hier wurde er heimisch — fern von seinem Geburtsland, fern von den heidnischen Göttern Moloch und Astarte.
        Abrahams Karawane zog von Haran in Paddan-Aram aus langsam, aber stetig nach Süden. Seine Schafe und Rinder waren ein verhältnismäßig kühles Klima, reichlich Wasser und weiches Gras gewöhnt. Die Anpassung an den trockenen und heißen Süden dürfte dem Vieh schwergefallen sein.   ...
        Abraham blieb im Negev. Beerscheba war sein Ausgangsort, an den er immer wieder zurückkehrte. Von dort wanderte er in nordöstlicher Richtung zum Berg Hebron und zur Wüste Juda und in westlicher bis zum Wadi El Arisch. Er führte das Leben eines Beduinen, trieb keinen Ackerbau, formte keine Ziegel, baute keine Häuser. Seine Frauen, Söhne, Knechte und Mägde wohnten in Zelten.  ... [<15 Foto] ...
        Wie um zu betonen, daß Abraham kein seßhafter Bauer war, der das Land bestellte, heißt es in der Bibel: »Abraham aber pflanzte Bäume zu Beer-Seba.« (l, Mose 21,33). Gemeint ist wohl die Tamariske, ein immergrüner Wüstenstrauch, der keine Frucht trägt, aber Schatten spendet — und das war ein wahrer Segen für die Tiere. Bäume werden auch im Zusammenhang mit dem Feld (oder Acker, wie es in der Luther-Bibel heißt) erwähnt, das Abraham in Hebron von dem Hethiter Ephron kaufte. Er erwarb nicht nur die Höhle Machpelah, sondern das gesamte Gelände mit allen Bäumen auf dem Acker rundherum«. Abraham wollte den Grund und Boden jedoch nicht um zu säen und zu ernten, sondern um seine Frau Sara zu begraben und hier ein Familiengrab zu besitzen.
        Abraham baute Altäre auf mehreren Bergesgipfeln — bei More in der Nähe von Sichern, bei Bethel und auf dem Berg Moria in Jerusalem. Dort betete er zu seinem Gott und brachte ihm Opfer dar. Seit frühester Zeit, schon Tausende von Jahren bevor Abraham nach Kanaan zog, haben Menschen in diesem Hochland, das sich von Sichem (dem heutigen Nablus) in südlicher Richtung über Jerusalem bis nach Hebron erstreckt, Kultstätten errichtet. Hier beteten sie zu den geheimnisvollen höheren Mächten, zu den Schöpfern und Herren der Welt."
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    Israel. Nach dem JL "der Name, den nach der Erzvätersage Jakob vom Engel Gottes erhielt, nachdem er ihn im Kampfe besiegt hatte. Er wird volksetymologisch als 'Gotteskämpfer' gedeutet (Gen 32,28; Hos. 12,4.5); die ursprüngl. Bedeutung ist unsicher, vielleicht 'Gott streitet'" So auch Ry (1969, S. 211): "Israel ('Kämpfer Gottes')". Während wir heute mit dem Begriff des Gotteskriegers fast ausschließlich radikale Islamisten verknüpfen, liegt der Ursprung bereits im Alten Testament in der Namensgebung für das auserwählte Volk.
        Der Staat Israel beginnt mit dem von Gott beauftragten, gebilligten oder geduldeten totalen Vernichtungskrieg und Völkermord (Bann) an den Kanaanitern. An dieser durch das Alte Testament überlieferten Tatsache ändern auch sämtliche Bibelstellen nichts, die zu diesem höllischen Kriegsverhalten in Widerspruch stehen:
        2Mos 20,13: Du sollst nicht töten
        3Mos 19,18: Du sollst nicht rachgierig sein noch Zorn halten gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; denn ich bin der HERR.
        3Mos 19,33: Wenn ein Fremdling bei dir in eurem Lande wohnen wird, den sollt ihr nicht schinden.
        3Mos 19,34: "Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott."
        5Mos 5,19: Du sollst nicht stehlen. Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
    Zu den zahlreichen Ungereimtheiten, Absurditäten, Greueltaten und Widersprüchen in der Bibel > Skeptikerbibel. * Zum Problem Wahrheitsgehalt und Authentizität.
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    JL. Jüdisches Lexikon (Herlitz et al.). Im allgemeinen ein sehr informatives, gründliches und zuverlässiges Werk, im besonderen gelegentlich aber sehr einseitig (hagiographisch) und mangelhaft, etwa in der Charakterschilderung Davids. Das ist selbst mit der hebräischen Bibeldarstellung in keinster Weise in Einklang zu bringen, es sei denn, man beschränkte sich in der Charakterbeurteilung ausschließlich auf den Erfolg mit dem eine Persönlichkeit sich durchsetzt, wie es häufig bei Hagiographien der Fall ist. Aber das hat dann nichts mehr mit Geschichte, Wahrheit und Ethik zu tun. Ein realistisches Bild zeichnet hingegen McKenzie (2002).
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    Kanaan. Das gelobte Land, in dem Milch und Honig fließt. Dieses Land und seine Völker - nach Jos 12 waren es jenseits des Jordans 31 Stadtkönigreiche - wurde dem auswerwählten Volk von seinem Gott versprochen und offenbar zur totalen Vernichtung (Bann) freigegeben.
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    Kind und Kindeskinder - Sippenhaft. "Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen,
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    Kriege: Klassifikation und Signatur der Kriege.
    Erste Überlegungen zur Klassifikation und Signierung von Kriegen führten zu folgenden Unterscheidungen:

    • PAK:= primärer Angriffskrieg. Volk A fällt in den Lebensraum von Volk B ein, besetzt es, nimmt es in Besitz.
    • RAK:= reaktiver Angriffskrieg (Befreiungskrieg). Volk B, das von Volk A überfallen wurde, beginnt einen reaktiven Krieg gegen A.
    •   VK:= Verteidigungskrieg. Volk A fällt in den Lebensraum von Volk B ein. B verteidigt sich.
    •   GB:= Krieg auf "Gottesbefehl", d.h. unter Berufung auf Gott zur Abwehr der eigenen Verantwortung.
    •      ?:= Unklar oder unsicher, ob diese oder andere Sachverhalte vorliegen.
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    Kriegsrecht. Das Völkerrecht und humanitäre Vereinbarungen für den Kriegsfall sind erst spät aufgetaucht in der Geschichte (1864 Genfer Konvention) und wird auch heute noch vielfach unterlaufen und gebrochen. Frühere Zeiten kann man nur daraufhin untersuchen, was "üblich" war, vielleicht sich teilweise sogar zu einer Art Gewohnheitsrecht, Brauchtum oder Kriegssitte entwickelte. Im wesentlichen dürften folgende Regeln für die Behandlungen der Unterlegenen leitend gewesen sein: (1) Was gefällt dem Herrscher und den religiösen Führern in in der gegenwärtigen Situation, wonach ist ihnen zu Mute, dürstet es sie nach Rache, möchten sie sich in Leiden und Qualen sonnen (dann foltern sie)? (2) Was passt in der gegenwärtigen Situation: Ist wenig Nahrung da, erscheint töten nützlich; werden billige Arbeitskräfte gebraucht, wird versklavt, braucht man Frauen, läßt man die am Leben? (3) Wie haben wir es mit dieser Art von Feinden immer gemacht (Argumentative Kraft der Tradition)? (4) Was ist zur Mode, "in", wie machen es die anderen (Revanche, wie du mir, so ich dir).
        Im allgemeinen gilt fast immer die Siegerjustiz, "Recht" ist das, was dem Sieger gefällt und was dieser zu Recht erklärt oder auch durch opportunistische und sophistische Juristen als Recht "herausfinden" lässt. Verlierer und Unterlegene haben keine Rechte, sie sind quasi vogelfrei, der Willkür der Sieger unterstellt, von ihrer Laune und Gnade abhängig. Das Alte Testament hat zusammen mit seinem Gott für die Verlierer sogar eine Sondervariante und echte Perversion erfunden: den Bann, d.h. den totalen Vernichtungskrieg und die "Ausrottung" (Jos 11) allen Lebens einschließlich aller Tiere. Das kannten noch nicht einmal die als grausam berüchtigten Assyrer. Montgomery schreibt in seiner Kriegsgeschichte hierzu S. 48 (fett-kursive Hervorhebungen von RS):
          "Die ersten Bewohner Assyriens (des Berglands nördlich von Babylonien) stammten wahrscheinlich aus der zweiten semitischen Wanderung (2500 v. Chr.). Das kühlere Klima und die Vermischung mit nichtsemitischen Elementen ließ sie erstarken. Sie waren das bedeutendste Kriegervolk vor den Römern, und die Kriegstechnik war bei ihnen am höchsten entwickelt, Niniveh war ihre Hauptstadt, und schließlich unterwarfen sie alle Völker des Mittleren Ostens,
          Im 2. Jahrtausend v. Chr. blieb Assyrien noch isoliert, und bis zum 13. Jahrhundert v. Chr. wuchs seine Macht nur langsam. Mit dem Untergang der Ägypter und Hethiter entstand ein Vakuum, zwischen 1276 und 1233 stießen die Assyrer rasch nach Norden und Nordwesten vor. Unter Tiglatpileser I. (1115-1102) waren sie stark genug, um sich große Teile des Hethiterreichs einzuverleiben, die Mittelmeerküste hinunterzumarschieren und Babylon einzunehmen. Aber in den folgenden 200 Jahren kam es zu inneren Unruhen und Angriffen aramäischer Stämme, die die Machtstellung der Assyrer erschütterten. Erst unter Adadnirari II. (911-889) erholten die Assyrer sich wieder, drangen in Babylonien ein und trieben im Nordwesten einen Keil zwischen die Bewohner der Ebenen und der Gebirge. In den folgenden hundert Jahren gingen die assyrischen Könige systematisch auf Eroberungen aus.
          Die Assyrer haben nie versucht, ihre Raubzüge zu rechtfertigen. Dieses wilde Volk verehrte den finsteren Gott Aschur. Das Symbol der geflügelten Scheibe am Streitwagen des Königs führte die Krieger in die Schlacht und wurde an jedem neu eroberten Platz aufgerichtet. Die hohen militärischen Führer waren zugleich Priester. Das Wort für „Rebell" hatte daneben die Bedeutung „Sünder". Ein Rebell wurde mit äußerster Härte bestraft. Die Stadt Arinna, die den Gott Aschur mißachtet hatte, wurde zerstört. Nach einem Sieg wurden Gefangene bei religiösen Riten geschlachtet. Die von den Assyrern unterworfenen Völker hatten schwer zu leiden. Jedes neueroberte Gebiet wurde ausgeplündert, die Bevölkerung grausam bestraft und deportiert, um Assyrien zu besiedeln. Tiglatpileser I. rühmte sich seiner Opfer und sagte, „ich habe ihr Blut fließen lassen in den Tälern und auf den Höhen. Ich schlug ihre Häupter ab und türmte sie vor den Städten auf wie Korn. Zahllose Beute nahm ich ihnen fort. 6000 Mann führte ich fort und zählte sie als Einwohner meines Landes." Der Bericht des Königs besteht fast ausschließlich aus der Aufzählung solcher Grausamkeiten.
          Aber diese Politik war realistisch. Assyrien umfaßte ein unfruchtbares Gebiet am Oberlauf des Tigris und mußte entweder klein und arm bleiben oder durch Eroberungen reich werden. Um neue Gebiete zu gewinnen, mußten die Ost- und Südgrenzen gesichert und Norden und Westen unterworfen werden. Bis zum 7. Jahrhundert gab es im Osten keine Schwierigkeiten, aber dann wurde das Reich von den Medern und nomadisierenden Iranern bedroht. Auch im Süden gab es keine großen Schwierigkeiten, obwohl auch die Südgrenze bewacht werden mußte. Zunächst stärkten die Assyrer die Autorität des Königs von Babylon gegenüber den Stämmen, aber nach häufigen Revolten zerstörte Sanherib (705-681) Babylon im Jahr 689, und Assurbanipal (668-26) vernichtete 639 Elam, an dessen Stelle später Persien entstand."
    Trotz der aufgeführten Grausamkeiten und Brutalitäten wird hier nicht von einer totalen Vernichtung und Ausrottung, dem "Bann" gesprochen.
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    Krise, Not und Macht. Einen Menschen lernt man nicht so gut und fundiert durch psychologische Tests kennen - hier fallen oft viele blinde Flecke durchs Johari-Fenster -, sondern mehr dadurch, wie er sich tatsächlich verhält, wie er in bestimmten Lebens-, Konflikt-, Macht- und Notsituationen handelt. In konkreten Konflikt-, Krisen- und Entscheidungssituationen muss der Menschen seinen Charakter zeigen, ob er will oder nicht. Von den Möglichkeiten scheinen drei Klassen besonders informativ: die Situation der Krise, der Not und der Macht, hier zeigt sich der wahre Charakter am ehesten.
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    Kriterien.  [Anmerkungen]
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    Landnahme. Euphemistischer Ausdruck für Landraub und Eroberung einhergehend mit totalem Vernichtungskrieg (Bann) in Kanaan und damit der Ausrottung der Kanaaniter. [W]
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    Lexikon der Völkermorde. Mit Ausnahme der prosemitischen Ausklammerung der jüdischen Völkermorde und einseitig hagiographischen Zitierung des Alten Testamentes ein sehr informatives, gründliches und wertvolles Buch von Gunnar Heinsohn, dessen Lektüre einen ebenso gut verzweifeln lassen wie zur Raserei treiben könnte, wenn man sich vor Augen führt, was der Mensch auf dieser Erde mit dem Menschen gemacht hat und nach wie vor macht. Gottes Ebenbilder? ...  und was heißt das für das Gottesbild? In der Vorrede (S. 23) führt Heinsohn aus:
     


    Hier wird nur eine und noch dazu weitgehend nicht gelebte Wahrheit der Bibel mitgeteilt (> Bann,). Der Völkermord der Juden an den Kanaanitern oder Amalekitern oder das Blutbad zu Sichem fehlen völlig.
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    Nächster Begriff im AT:
    Genaue sprachliche Aufmerksamkeit legt nahe, dass der Begriff des Nächsten und auch der Begriff der Nächstenliebe nicht einheitlich verwendet wird, wenn man den jeweiligen Zusammenhang betrachtet.

    • Nächster von Volksangehörigen: 2Mos 2,13 verwendet den Begriff des Nächsten für zwei hebräische Männer. Hier bezieht sich der Begriff auf Israeliten wie auch allgemeiner in 2Mos 11,2.
    • Nächster von Rechtgläubigen: Hingegen spricht 2Mos 20,6 von denen, die Barmherzigkeit erfahren sollen, die ihn lieb haben und seine Gebote halten.
    • Nächster allgemein: In 2Mos 20,16 wird allgemein verlangt, kein falsches Zeugnis wider den Nächsten

    • Belegquellen:
      2Mos 2,13: "Auf einen andern Tag ging er auch aus und sah zwei hebräische Männer sich miteinander zanken und sprach zu dem Ungerechten: Warum schlägst du deinen Nächsten?"
      2Mos 11,2: "So sage nun vor dem Volk, daß ein jeglicher von seinem Nächsten und eine jegliche von ihrer Nächsten silberne und goldene Gefäße fordere."
      2Mos 20, 5:  "Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen;" [Querverweise: Kap 34,7; Jer 31,29.30; Hes 18,2.3.20]
      2Mos 20,6 "und tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die mich liebhaben und meine Gebote halten."
      2Mos 20,16: "Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. [Q: Kap 23,1; Eph 4,25]
      2Mos 20,17: "Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses. Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes, noch seines Knechtes noch seiner Magd, noch seines Ochsen noch seines Esels, noch alles, was dein Nächster hat. [Q; Röm 7,7; 13,9]
      2Mos 22,6: "Wenn jemand seinem Nächsten Geld oder Geräte zu bewahren gibt, und es wird demselben aus seinem Hause gestohlen: findet man den Dieb, so soll er's zwiefältig wiedergeben;"
      3Mos 19,18: "Du sollst nicht rachgierig sein noch Zorn halten gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; denn ich bin der HERR." [Querverweise: Matth 22,39; 5,43-48; Luk 10,25-37; Röm 13,9; Gal 5,14 Jak 2,8; Joh 13,34]
      3Mos 19, 33: "Wenn ein Fremdling bei dir in eurem Lande wohnen wird, den sollt ihr nicht schinden." [Querverweise: 2.Mose 22,20]
      3Mos 19, 34: "Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott."
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    projizieren, Projektion. Etwas aus sich heraus in einen anderen, in die Umwelt verlagern, obwohl es in einem selber ist und nicht außen, im anderen. Aus einem "ich hasse dich" wird ein "du hasst mich". Hier wird ein Sachverhalt unbewusst in seiner Kausalität verdreht. Eine solche Projektion ist Gift für zwischenmenschliche Beziehungen, weil sie "alles" verdreht und auf den Kopf stellt. Es gibt aber auch einfache - nicht verdrehte -  Projektionen als Wunscherfüllungen, z.B. Gott (>Feuerbach) Wird nicht mehr unterschieden, dass die Gottesvorstellung aus einem selber kommt und kein objektives Eigendasein ausserhalb von einem selbst führt, liegt Projektion vor, also das Wähnen, da ist etwas aussen, was in Wahrheit in einem selber ist. Hier liegt ein weites Feld an Übergängen zwischen kritischem Bewusstsein von innen und außen, mehr oder minder eingestandenen Wünschen, Phantasieprodukten, Glauben und wahnhafter Gewißheit. Und dementsprechend gibt es auch viele Übergänge zwischen religiösen Kritischen, Toleranten, Fanatikern und mehr oder minder extremen paranoiden FundamentalistInnen. Projektion gilt daher auch als typischer Abwehrmechanismus für Paranoia (Wahn, Größenwahn, Verfolgungswahn). Zwischen seelisch-geistigen Störungen, Psychose, Wahn und Paranoia gibt es enge Verflechtungen, wobei es auch wahnhafte religiöse Entwicklungen geben kann, die nicht nur harmlos, sondern sogar positiv sein mögen, so wie etwa der subjektive Wahn, man werde von jemandem geliebt, von dem man sich das sehr wünscht, auch ein sehr erhebendes Lebensgefühl mit sich bringen kann.
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    Quellenanmerkungen zu den Kriegen:
      Davids Verschlagenheit und Niederträchtigkeit: "(2) Und es begab sich, daß David um den Abend aufstand von seinem Lager und ging auf dem Dach des Königshauses und sah vom Dach ein Weib sich waschen; und das Weib war sehr schöner Gestalt. (3)  Und David sandte hin und ließ nach dem Weibe fragen, und man sagte: Ist das nicht Bath-Seba, die Tochter Eliams, das Weib des Urias, des Hethiters? (4)  Und David sandte Boten hin und ließ sie holen. Und da sie zu ihm hineinkam, schlief er bei ihr. Sie aber reinigte sich von ihrer Unreinigkeit und kehrte wieder zu ihrem Hause. (5)   Und das Weib ward schwanger und sandte hin und ließ David verkündigen und sagen: Ich bin schwanger geworden. (6)  David aber sandte zu Joab: Sende zu mir Uria, den Hethiter. Und Joab sandte Uria zu David. (7) Und da Uria zu ihm kam, fragte David, ob es mit Joab und mit dem Volk und mit dem Streit wohl stünde? (8) Und David sprach zu Uria: Gehe hinab in dein Haus und wasche deine Füße. Und da Uria zu des Königs Haus hinausging, folgte ihm nach des Königs Geschen. (9) Aber Uria legte sich schlafen vor der Tür des Königshauses, da alle Knechte seines Herrn lagen, und ging nicht hinab in sein Haus. (10)  Da man aber David ansagte: Uria ist nicht hinab in sein Haus gegangen, sprach David zu ihm: Bist du nicht über Feld hergekommen? Warum bist du nicht hinab in dein Haus gegangen? (11) Uria aber sprach zu David: Die Lade und Israel und Juda bleiben in Zelten, und Joab, mein Herr, und meines Herrn Knechte liegen im Felde, und ich sollte in mein Haus gehen, daß ich äße und tränke und bei meinem Weibe läge? So wahr du lebst und deine Seele lebt, ich tue solches nicht. (12) David sprach zu Uria: So bleibe auch heute hier; morgen will ich dich lassen gehen. So blieb Uria zu Jerusalem des Tages und des andern dazu. (13)  Und David lud ihn, daß er vor ihm aß und trank, und machte ihn trunken. Aber des Abends ging er aus, daß er sich schlafen legte auf sein Lager mit seines Herrn Knechten, und ging nicht hinab in sein Haus.
      (14) Des Morgens schrieb David einen Brief an Joab und sandte ihn durch Uria. (15) Er schrieb aber also in den Brief: Stellt Uria an den Streit, da er am härtesten ist, und wendet euch hinter ihm ab, daß er erschlagen werde und sterbe. (16) Als nun Joab um die Stadt lag, stellte er Uria an den Ort, wo er wußte, daß streitbare Männer waren. (17) Und da die Männer der Stadt herausfielen und stritten wider Joab, fielen etliche des Volks von den Knechten Davids, und Uria, der Hethiter, starb auch."
      039 Der Bruderkrieg im Hause Davids : 2Sam 11,2-17: "
        2Sam 17,12: "So wollen wir ihn überfallen, an welchem Ort wir ihn finden, und wollen über ihn kommen, wie der Tau auf die Erde fällt, daß wir von ihm und allen seinen Männern nicht einen übriglassen."
        2Sam 18,5: "Und der König gebot Joab und Abisai und Itthai und sprach: Fahrt mir säuberlich mit dem Knaben Absalom! Und alles Volk hörte es, da der König gebot allen Hauptleuten um Absalom."
        2Sam 18,10: "Da das ein Mann sah, sagte er's Joab an und sprach: Siehe, ich sah Absalom an einer Eiche hangen."
        2Sam 18,11: "Und Joab sprach zu dem Mann, der's ihm hatte angesagt: Siehe, sahst du das, warum schlugst du ihn nicht daselbst zur Erde? so wollte ich dir von meinetwegen zehn Silberlinge und einen Gürtel gegeben haben."
        2Sam 18,12: "Der Mann sprach zu Joab: Wenn du mir tausend Silberlinge in meine Hand gewogen hättest, so wollte ich dennoch meine Hand nicht an des Königs Sohn gelegt haben; denn der König gebot dir und Abisai und Itthai vor unsern Ohren und sprach: Hütet euch, daß nicht jemand dem Knaben Absalom ...!"
        2Sam 18,14: "Joab sprach: Ich kann nicht so lange bei dir verziehen. Da nahm Joab drei Spieße in seine Hand und stieß sie Absalom ins Herz, da er noch lebte an der Eiche."
        2Sam 18,16 : "Da blies Joab die Posaune und brachte das Volk wieder, daß es nicht weiter Israel nachjagte; den Joab wollte das Volk schonen."
        2Sam 19,3: "Und es ward aus dem Sieg des Tages ein Leid unter dem ganzen Volk; denn das Volk hatte gehört des Tages, daß sich der König um seinen Sohn bekümmerte."
      104. Rienecker et al. geben nur Dan 5 an. [Eingabe in Konkordanz mit Apokryphen "Babylon" führt zu den Ergebnissen: 1. Makkabäer 6,4; 2. Makkabäer 8,20; St. Daniel 1,1; St. Daniel 1,5; St. Daniel 2,2]
      ___
      105. Rienecker et al. geben keine Bibelbezüge an.  [Eingabe in Konkordanz mit Apokryphen "Alexander" führt zu den Ergebnissen: 1Makkabäer 1,1;  1,8;   6,2;  10,1;   10,2;  10,4;  10,15;  10,18;  10,23;  10,46;  10,47;  10,48;  10,49;  10,51;  10,55;  10,58;  10,59;  10,68;  10,88;  11,1;  11,2;  11,8;  11,9;  11,10;  11,11;  11,12;  11,14;  11,16;  11,17]
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      106. (a) Rienecker et al. geben keine Bibelbezüge an [Eingabe in Konkordanz mit Apokryphen "Perser" führt zu den Ergebnissen: 2. Chronik 36,20; Ester 1,14; Ester 1,19; Hesekiel 38,5; Daniel 6,9; Daniel 6,13; Daniel 6,16; Judith 16,12; 1Makkabäer 1,1; 2Makkabäer 1,33; St. Esther 5,8;  5,9]
      (b) Rienecker at al. ordnen 106 unter  F) GEFANGENSCHAFT UND PERSERZEIT ein. Ich habe 106 unter G) HELLENISTISCHE ZEIT eingeordnet, weil sich zwischen F und G dann das Ende des Alten Testamentes problemlos einordnen lässt.
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    Rechtsprinzipien (Grundsätze). > Kriterien[Anmerkungen]
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    Skeptikerbibel. In der "Skeptikerbibel" (Stichtag 12.9.6) werden u.a. 1035 Absurditäten, 377 Widersprüche - und, für unser Thema von besonderem Interesse - 854 Greueltaten, 1094 Ungerechtigkeiten und 539 Intoleranzbelege erfasst.
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    Zur Problematik einer solchen Darstellung. Es geht hier in erster Linie um das Alte Testament, seine Kriege und seine Ethik, aber damit stehen gleichzeitig die Juden im Mittelpunkt des Geschehens. Das liegt in der Natur der Sache und ist unvermeidbar. In Deutschland ist das durch den Holocaust (Shoa) aber ein Problem. Die Problematik, wie ein Deutscher damit umgehen kann und soll, wenn er sich mit der jüdischen Religion und Geschichte auseinandersetzt, habe ich in der Einführung meiner Arbeit über den Talmud erörtert und meinen Standpunkt dargelegt. Dieser kann dort eingesehen und braucht hier deshalb nicht wiederholt zu werden. Zur Aufarbeitung des deutsch-jüdischen Verhältnisses siehe bitte FAQ und Überblick 3. Reich. Die Feststellung, dass der erste Staat Israel, der Staat der Gotteskämpfer, mit dem Völkermord an den Kanaanitern beginnt, darf nicht so verstanden werden, dass sich damit die deutsche Schuld relativiert. Sie bleibt in vollem Umfang wie sie ist und verliert nicht ein Jota dadurch. Mein persönlicher Standpunkt ist: Unrecht ist Unrecht, egal wer es verbricht. Zwar mag es manchmal psychologisch verstanden werden, aber es kann ethisch nicht gerechtfertigt werden. Die deutsche Schuld ist für mich aber kein Grund, die Augen zuzumachen, wenn ich das Alte Testament und seine Geschichte studiere und analysiere. Nach 3000 Jahren unsäglicher Blutspuren und Grausamkeiten in der Geschichte der Juden, Christen und des Islam, angesichts einer neuen entfesselten Irrationalität und Inhumanität im Kampf der Kulturen erscheint es mir allerhöchste Zeit, dass Klartext gesprochen wird - natürlich in alle Richtungen - und massiv daran gearbeitet wird, den widerspruchsvollen und teilweise Perversionscharakter der verworrenen "Ethik" im Alten Testament zu erkennen, auszumisten und nach humanitären und elementar logischen Gesichtspunkten neu zu gestalten. Das Gottesbild des Alten Testamentes ist wesentlich bestimmt durch Hass, Mord, Krieg und Vernichtung. Das muss ein Ende haben. Und deshalb sollten wir alle mit der Wahrheit über diese teilweise doch recht unheilige Schrift anfangen. Denn der Gott des Alten Testamentes hat in einer zivilisierten Welt nichts zu suchen.
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    Querverweise
    Standort: Kriege im Alten Testament.
    *
    * Psychologie des Krieges. *  Psychologie des Tötens * Völkermorde * Fundamentalismus *
    Überblick und Kritik der Metaphysik, Religion, Sekten, Ideologie und Weltanschauung.
    Auserwählt (Juden, Christen, Moslems) * Auserwählt im Talmud *
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Metaphysik site:www.sgipt.org. 
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    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Kriege im Alten Testament. Materialien zum Menschen- und Gottesbild und zur Ethik des Alten Testamentes. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/sonstig/metaph/bibel/ATkriege.htm

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    korrigiert: irs 17.09.06




    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    03.03.15    Linkfehler geprüft und einen korrigiert.
    23.12.06    LitAufnahme Buggle, Linkergänzungen.
    27.09.06    Wiederholungen zur Rolle Gottes im Krieg entfernt, Rienecker-Zitat  zum Bann, das den Perversionscharakter der deutlich macht.
    19.09.06    Ergänzung in der Zusammenfassung.
    18.09.06    Israel im Dienste der Kriege Jahves.