Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=02.04.2002 Erstausgabe, letzte Änderung 24.10.5
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen * Mail: sekretariat@sgipt.org  _

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    Herzlich willkommen ins unserer Abteilung Allgemeine Psychologie, Funktionsbereich Denken. Kognitive Schemata und Problemlösen, speziell zum Thema:

    Meta-Problemlösungs-Strategien
    und die Idee der Problemlösungen II. Ordnung
    nach Watzlawick et al. (1979)

    mitgeteilt von Rudolf Sponsel, Erlangen

        Vorbemerkung: Watzlawick et al. Lösungen sind eine sprühende Fundgrube kreativ heuristischen Denkens, ohne Vorurteile, ohne Scheuklappen. Äußerst beachtenswert erscheint mir die Idee der Autoren einer Problemlösung II. Ordnung. Damit haben sie ein Erklärungs- Modell für die Aufklärung von Problemlösungsparadoxien geschaffen, das historisch an die Typentheorie von Betrand Russell (1903) anknüpft.

    Aus: WATZLAWICK, P., WEAKLAND, J. H., FISCH, R. (1979) Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels. Bern Stuttgart Wien: Hans Huber. S. 58 - 59 und S. 105.

       "Auf die Gefahr hin, scheinbar in semantische Haarspalterei zu verfallen, ist es notwendig, eine klare Unterscheidung zwischen dem Gebrauch der Begriffe Schwierigkeit und Problem zu machen. Wenn wir im folgenden von Schwierigkeiten sprechen, sollen damit unerwünschte Sachlagen oder Situationen gemeint sein, die entweder durch vernünftige Maßnahmen (meist durch eine Veränderung erster Ordnung, wie zum Beispiel die Anwendung von Wärme zum Ausgleich von Kälte) und ohne die Notwendigkeit besonderer Fachkenntnisse behoben werden können, oder wir verstehen darunter den noch häufigeren Fall alltäglicher Lebensschwierigkeiten, für die niemand eine Lösung kennt und mit denen man zu leben lernen muß. Dagegen werden wir von Problemen dann sprechen, wenn wir damit jene ganz spezifischen Spiele ohne Ende, Sackgassen und Konflikte meinen, die durch falsche Lösungsversuche von Schwierigkeiten erzeugt und erhalten werden. Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Formen solcher Fehllösungen:
     

    1. Das Bestehen einer Schwierigkeit wird geleugnet; das heißt, eine Lösung ist notwendig, wird aber nicht einmal versucht.
    2. Es wird versucht, eine Schwierigkeit zu lösen, die entweder unlösbar ist (wie die Generationenlücke oder ein gewisser Prozentsatz von unheilbaren Alkoholikern in der Gesamtbevölkerung) oder überhaupt nicht besteht; der Lösungsversuch wird damit utopisch.
    3. Eine Fehllösung wird dadurch begangen und ein Spiel ohne Ende dadurch herbeigeführt, daß entweder eine Veränderung erster Ordnung dort versucht wird, wo die Lösung nur auf der nächsthöheren Stufe logischer Abstraktion gefunden werden kann (zum Beispiel im Neun-Punkte-Problem oder in den obenerwähnten Beispielen von Depression, Schlaflosigkeit und Eifersucht), oder es wird umgekehrt eine Lösung zweiter Ordnung dort versucht, wo eine solche erster Ordnung angebracht wäre (zum Beispiel, wenn von jemandem eine Änderung seiner «Haltung» statt nur seines Verhaltens gefordert wird); eine Lösung wird also auf der falschen Abstraktionsstufe angestrebt und führt zu Paradoxien.


       Diese drei Formen problemerzeugender Lösungsversuche sind unserer Erfahrung nach von so grundlegender Wichtigkeit, daß ihnen je eines der nächsten drei Kapitel gewidmet ist." (S. 58 - 59) ... ... ... ... ... und (S. 105):

    "Das bisher Gesagte kann wie folgt zusammengefaßt werden:
     

    1. Lösungen zweiter Ordnung werden auf Lösungen erster Ordnung angewandt, wo diese nicht nur keine Lösung herbeiführen, sondern selbst das zu lösende Problem sind.
    2. Während Lösungen erster Ordnung sich meist auf «gesunden Menschenverstand» gründen (zum Beispiel auf das «mehr desselben»-Rezept), scheinen Lösungen zweiter Ordnung häufig absurd, unerwartet und vernunftswidrig; sie sind ihrem Wesen nach überraschend und paradox. [RS: siehe z.B. Lösung des Problems der Selbstmordepidemie der Jungfrauen von Milet]
    3. Daß Lösungen zweiter Ordnung sich auf problemerzeugende Pseudolösungen beziehen, bedeutet ferner, daß damit die zu lösenden Probleme jetzt und hier angegangen werden. Was dabei verändert wird, sind die Wirkungen und nicht die vermeintlichen Ursachen der betreffenden Situation; die entscheidende Frage ist daher was? und nicht warum?
    4. Lösungen zweiter Ordnung heben die zu lösende Situation aus dem paradoxen, selbstrückbezüglichen Teufelskreis heraus, in den sie die bisherigen Lösungsversuche geführt haben, und stellen sie in einen neuen, weiteren Rahmen (wie das buchstäblich bei der Lösung des Neun-Punkte-Problems der Fall ist)."
     

    Querverweise
    Standort: Meta-Problemlösungs-Strategien und die Idee der Problemlösungen II. Ordnung.
    • Allgemeine und integrative psychologisch-psychotherapeutische Kreativitäts- und Problemlösungs-Theorie
    • Literaturliste: Analogie, Erfinden, Heuristik, Intuition, Irrtum, Kreativmethoden, Problemlösung, Produktives Denken, Schöpferische Prozesse
    • Denken. Eine wichtige psychologische Grundfunktion
    • Übersicht Heilmittellehre in der GIPT
    • Welten und  die Konstruktion unterschiedlicher Wirklichkeiten in der GIPT
    • Grundzüge einer idiographischen Wissenschaftstheorie.
    • Typentheorie (Russell 1903) und die Lösung des Lügnerproblems.
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    Problemlösung site:www.sgipt.org * Watzlawick site:www.sgipt.org. 
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Meta-Problemlösungs-Strategien und die Idee der Problemlösungen II. Ordnung
    nach Watzlawick et al. (1979). IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/allpsy/denk/pl2ordng.htm
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