Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=23.12.2001 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 18.01.20
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
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    Willkommen in der Abteilung Allgemeine und Integrative Politische Psychologie, Bereich Finanzen, Finanzpolitik und Finanzwissenschaft hier zum Thema:

    Geschichte der Staatsverschuldung in Deutschland
    Stabilitätsbedingung für ein Finanzsystem: Wirtschaftswachstumsrate >= Schuldenwachstumsrate.
    In Worten: Die Schuldenwachstumrate darf die Wirtschaftswachstumsrate nicht übersteigen.

    Ein Reader-Hinweis von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Musgrave, R.A.; Musgrave, P.B. & Kullmer, L. (1987, 3.A.). Ökonomie der öffentlichen Schuld. In: Die öffentlichen Finanzen in Theorie und Praxis. 3. Tübingen: J.C.B. Mohr (UTB (Paul Siebeck). 30. Kapitel S. 197-229
     
    Quelle: Seite 198 

    "Die Altschulden und die Neuverschuldung
    Die Währungsreform vom Juni 1948 hatte die öffentlichen Haushalte praktisch von ihrer Verschuldung befreit, da die im Zusammenhang mit der Aufrüstung und die im Zweiten Weltkrieg entstandenen Schulden des Reiches nicht auf Deutsche Mark umgestellt worden waren. Eine relativ geringe Reichsmarkverschuldung von Ländern und Gemeinden reduzierte sich durch Umstellung im Verhältnis 10:1 zu einer unbeachtlichen Größe."
     
    "Die Währungsreform vom Juni 1948 hatte die öffentlichen Haushalte praktisch von ihrer Verschuldung befreit." 
    An dieser Einschätzung kann man sehen, unter welch überaus günstigen Voraussetzungen die Öffentlichen Haushalte und die Wirtschaft der deutschen Nachkriegsgeschichte begannen. Deutschland war weitgehend schuldenfrei, mußte und konnte in jeder Hinsicht neu beginnen; das war im Grunde das ganze sog. "Wirtschaftswunder", eine neue Mythe, die der deutsche Größenwahn alsbald und gern ins Leben rief. Doch es sollte noch nicht einmal 20 Jahre dauern, bis der Anfang vom Ende der Staatsverschuldung programmiert war. Ludwig Erhard rief damals - nach dem ersten Staatsverschuldungsschub infolge der ersten Wirtschaftskrise Mitte der sechsziger Jahre -  zum Maßhalten auf, ein guter Grund, ihn abzuwählen. So nahm das Unheil seinen Lauf. 

    "Andererseits wurden im Zusammenhang mit der Währungsreform und der Regelung von Kriegs- und Kriegsfolgelasten den öffentlichen Haushalten Verpflichtungen auferlegt, die als "Altschulden" bezeichnet werden und die zu Beginn des Rechnungsjahres 1950 DM 17.000 Mio. betrugen.
        Sie bestanden aus Ausgleichsiorderungen, die der Bank Deutscher Länder, den Landeszentralbanken, den Kreditinstituten, Versicherungen und Bausparkassen zur Auffüllung der Aktiva ihrer Umstellungsrechnungen zugeteilt wurden Solche Ausgleichstorderungen wurden weiterhin in den nächsten Jahren zugeteilt, gleichzeitig aber - seit Mitte der fünfziger Jahre über die Neuzuteilung hinausgehend - getilgt. Hinzu traten weitere Altschulden, nämlich die Deckungsforderungen des Lastenausgleichsfonds, die aus der Altsparerentschädigung hervorgingen, sowie die Ablösungs- und Entschädigungsschulden, mit denen bestimmte Reichsmark-Verpflichtungen des Reiches nachträglich anerkannt und auf Deutsche Mark umgestellt wurden. Schließlich gehören die Auslandsschulden hierher, die aus den Regelungen der Lon[<198, Tabelle, > 200]doner Schuldenkonferenz resultierten, d. h. zum Teil Vorkriegsschulden von Reich, Ländern und Gemeinden, zum Teil Verpflichtungen aus der Nachköegswirtschaftshilfe der Alliierten darstellen.
    Diese Altschulden beliefen sich Ende 1984 trotz inzwischen vorgenommener Tilgungen auf 15.600 Mio. DM, d. s. 2,2% der Gesamtverschuldung.
    Die Neuverschuldung, d. s. die seit der Währungsreform von 1948 entstandenen Kreditverpflichtungen, ergibt sich aus den Zeilen 1-10 der Tabelle 30-1  nach Schuldnern und Schuldenarten'. Die Angaben zeigen, daß Bund, Länder und Gemeinden gegenwärtig etwa im Verhältnis 3:2:1 um die volkswirtschaftliche Kapitalbildung konkurrieren."

    "Zusammensetzung und Wachstum der Gesamtverschuldung
    ...
    Neben einer detaillierten Betrachtung der gegenwärtigen Krediffinanzierung enveist sich eine Analyse der Entwicklung der öffentlichen Verschuldung seit Beginn der fünfziger Jahre zur Beurteilung des Verschuldungsproblems als hilfreich. Sie wird in Tabelle 30-2 vorgenommen. Aus den Zahlen dieser Tabelle ergibt sich ein Anstieg der Verschuldung auf allen Regierungsebenen, der sich jedoch nicht gleichmässig über den gesamten Zeitraum erstreckte, sondern sich vor allem seit Mitte der siebziger Jahre rasant beschleunigte. Dabei änderten sich gleichzeitig die Schuldenanteile von Bund, Ländern und Gemeinden, die in den sechziger Jahren 2:1:2 betrugen, auf das bereits genannte Verhältnis von 3:2:1.
    In den fünfziger und sechziger Jahren bestritten die öffentlichen Hände den weitaus größten Teil der öffentlichen Ausgaben aus laufenden Einnahmen, betrieben also eine vorsichtige Verschuldungspolitik. Die erste Nachkriegsrezession der Jahre 1966/67 wurde mit einer - aus heutiger Sicht geringen Neuverschuldung von 15 Mrd. DM überwunden und es gelang, die öffentlichen Haushalte in der Folgezeit wieder zu konsolidieren. Erstmals im Jahre 1975 betrug die Nettokreditaufnahme 64 Mrd. DM und diese Verschuldung bildete den Anfang einer steilen Entwicklung nach oben, die, konjunkturpolitische Tilgungserfordernisse vernachlässigend, zu hohen Werten führte. Eine nach dem Regierungswechsel von 1982 eingeleitete Konsolidierungspolitik vermag sich wegen der Kostenwirksamkeit früher beschlossener Gesetze auf Bundes- und auch auf Länderebene nur mühsam durchzusetzen, während die Bemühungen der Gemeinden als erfolgreich angesehen werden können. ..."



    Stabilitätsbedingung für ein Finanzsystem: Wirtschaftswachstumsrate >= Schuldenwachstumsrate
    In Worten: Die Schuldenwachstumrate darf die Wirtschaftswachstumsrate nicht übersteigen.


    a.a.O., S. 208f


    Querverweise
      Standort: Musgrave zur Staatsverschuldung.
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      Überblick Staatsverschuldung_
      Überblick Programm Politische Psychologie in der IP-GIPT.
      Alternativen, Positive Beispiele und Vorbilder *
      Neuverschuldung * Privat *  Geldtabu * Psychopathologie Geld1, Geld2 *   Adam Smith zur Staatsverschuldung * Gemeinwohl * Freiheit *
      Juliusturm. Antizyklische Haushaltspolitik der Vernunft. Fritz Schäffer und John Meynard Keynes.
      Überblick Statistik in der IP-GIPT: Methoden, Daten, Geschichte, Verwandtes.
      Beweis und beweisen in Politik, gesellschaftlichem Leben, Medien und Öffentlichkeit.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Die Situation nach dem 2. Weltkrieg und der Währungsreform nach Musgrave et al. Geschichte der Staatsverschuldung in Deutschland. Ein Reader-Hinweis. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/politpsy/finanz/musgrav.htm
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    noch nicht end-korrigiert



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    02.09.15    Auf Linkfehler geprüft und korrigiert. Stabilitätsbdingung in Worten ausformuliert.