Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=15.05.2004  Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 19.01.20
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Differentielle Psychologie der Persönlichkeit, Bereich HerrscherInnen, und hier speziell zu:

    Alexander der Große und das antike Griechenland
    356 Pella - 10/13.6.323 Babylon


    Karte Alexanders Weltreich.

    Eine historische und Psycho-Pathographische Skizze mit einer Kritik an der hagiographischen Geschichtsschreibung und Unterrichtung

    Zugleich Auserwählt-Materialie 03
    'Ja, mit Fug den Griechen sind die andern untertan'

    von Rudolf Sponsel, Erlangen

      Inhaltsübersicht
    • Kaleidoskop der weltpolitischen Situation vor und um die Zeit Alexanders d.G.: Hintergrund und "Drumherum".
    • Markierungen und Streiflichter zur Geschichte Griechenlands bis 395 n.Chr.
    • Land, Sprache, Völker, Politische Systeme, Recht und Militär:  Sparta * Athen. * Makedonien.
    • Die Wirtschaft in Griechenland und zur Zeit Alexanders.
    • Gesellschaft und Alltag der Griechen zur Zeit Alexanders.
    • Philosophie und Wissenschaft zur Zeit Alexanders.
    • Literatur und Dichtung zur Zeit Alexanders und in der Epoche des Hellenismus.
    • Die Kunst zur Zeit Alexanders.
    • Religion und Metaphysik zur Zeit Alexanders.
    • Alexander der Große - eine psycho-pathographische Skizze.
      • Herkunft.
      • Vaterprobleme, Muttersohn.
        • Kritik der Vater-Sohn-Analyse des Pulitzerpreisträgers Sulzberger.
      • Befragung des Orakels von Delphi:
      • Alexander war weniger mutig als tollkühn.
      • Der Mordbefehl des väterlichen Kampfgefährten und Förderers Parmenions.
      • Charakteristik: Affekttötung des Kleitos.
      • Sexualität, Liebe und Genuß bei Alexander.
      • Auf welche Weise war Alexander religiös?.
      • Wurde Alexander größenwahnsinnig?.
      • Aus heutiger Sicht.
      • Alexanders Tod.
    • Kritik der unkritischen, hagiographischen Geschichtsschreibung und Unterrichtung.
    • Literatur (Auswahl).
    • Links (Auswahl: beachte).
    • Anmerkungen.
    • Querverweise.




    Kaleidoskop der  weltpolitischen Situation vor und um die Zeit Alexanders d.G.:
    Hintergrund und "Drumherum"

        China: Konfuzius 551-479 [1]. In China entsteht um die Zeit der Geburt Alexanders des Großen die erste Mauer gegen die Hunnen [1]. Um 350 verdrängt das Privateigentum an Grund und Boden die alte Agrarverfassung in China. Im 4. Jhd. v.Chr. entsteht das geschlossene System der konfuzianischen Lehre.
        Germanien: Um 390 Beginn der Keltenwanderung [1,]; von Bayern und Böhmen aus stoßen keltische Stämme über Mähren und Ungarn nach Siebenbürgen und Dalmatien vor. Sie erobern das etruskische Felsina und bauen es als Bologna aus. Der griechische Seefahrer und Geograph Pytheas von Massilia (Marseille) [1,2] reist um 320 entlang der westeuropäischen Atlantikküste und erreicht die Mündung des Rheins oder der Elbe und berichtet als erster über die Germanen (Goten).
        Indien: Um 530 Einfall des Persers Kyros [1,], der das heutige Nordwestpakistan und Ostafghanistan besetzte. Buddha 560-480. In Indien beginnt im 4. Jhd. v.Chr. Mahabharata, ein Epos in 100.000 Doppelversen. Um 540 Aufstieg der Magadha (heute: Bihar). 364  Nanda Dynastie. 327 überrannten Alexanders d.G. Truppen Teile des Panjab; seine eigenen Truppen zwangen ihn nach zwei Jahren zur Umkehr.
        Israel / Palästina: 720-586 unter assyrischer und babylonischer Herrschaft. 586-537 babylonisches Exil, Auswanderung nach Ägypten. 537-332 Perserherrschaft. Kyros-Edikt 538: Rückkehr der jüdischen Exilanten, Wiederaufbau des Tempels und Rückführung der Kulturgeräte. Im 5. Jhd. zweiter Tempelaufbau in Jerusalem. Theokratie in Palästina. Um 330: Das "Buch Habakuk" des alten Testaments entsteht. Die Samariter trennen sich vom Judentum und errichten auf dem Berg Garizim ein eigenes Heiligtum. 332-140 Griechenherrschaft.
        Japan: Die Jömon- oder Schnurkeramik-Kultur läuft bis zum 3. Jhd. v. Chr. aus und wird von der Yayoi-Kultur abgelöst (neue Keramik-, Spinn- und Webtechniken, Naßreiskultur).
        Kleinasien: [1,2,3,4,]
    Persien: Der Prophet Zaratustra begründet im 6. Jhd. v. Chr. die persische Staatsreligion [bis zur islamischen Eroberung 637 n. Chr.]  Kyros II. gründet das persische Großbereich: Siege gegen den Mederkönig Astyages (550/49), den Lydierkönig Krösus (547/46) und gegen Belsazar (539). Der Dareikos, persische Goldmünze, war zur Zeit Philipps die Welthandelswährung [1,2,3,4,5,].
        Rom: Um 750 Gründung Roms. 365 stirbt in Rom der Feldherr und Diktator Camillus, Sieger über die Etrusker. 347 Handelsvertrag zwischen Rom und Karthago. Der erste der Samniterkriege beginnt. 343. Persien wiedererobert Ägypten. Römisches Gesetz verbietet 342 Zinsnahme (unwirksam; 347 wurde der Zins von 8 1/3 auf 4 1/6 halbiert)). 340 wird Antium erobert. 338 beginnt das römische Münzwesen. 326 Aufhebung der Schuldknechtschaft der Plebejer.
        Rußland: Entsteht erst um 862 n.Chr.



    Markierungen und Streiflichter zur Geschichte Griechenlands bis 395 n.Chr.
    • 2500-1850: Frühhelladische Epoche - Minoische Kultur [1,]
    • 1850-1600: Mittelhelladische Epoche - Mykenische Kultur [1,]
    • 1600-1150: Späthelladische Epoche - Spätmykenische Kultur [1,]
    • 1200-1000: Griechische (dorische) Völkerwanderung. Eindringen der Dorer. [1,]
    • Allmähliche Entwicklung neuerer politischer Ordnungen: Die Polis - der unabhängige Stadt- / Gemeindestaat der Griechen entsteht (Attika 2550 qkm, Korinth 850 qkm, Argos 1400 qkm, 22 Stadtstaaten in Phokis mit 1650 qkm), Siedlungen, Grundbesitzer [Adel]).
    • 900  Sparta entsteht aus vier Dörfern
    • 800  Die Überlieferung in griechischer Sprache setzt ein. Homer (Ilias, Odyssee)
    • 776  erste olympische Spiele.
    • 750-550   Zeitalter der Kolonisation
    • 594    Solon löst mit der Verfassung das Königtum in Athen ab
    • 561    Peisistratos macht sich zum Tyrannen in Athen
    • 507    "Demokratische" Verfassung durch Kleisthenes in Athen
    • 490-479   Perserkriege: Die Griechen besiegen 490 die Perser bei Marathon
    • 461   Kündigung des Bündnisses mit Sparta durch Athen
    • 460-57   Bau der langen Mauern in Athen, das dadurch zur größten Festung Griechenlands wird
    • 461-429   Goldenes Zeitalter (Perikles)
    • 431-404   Peleponnesischer Krieg (Athen gegen Sparta) [1,2]
    • 399  Sokrates wird wegen seines freireligiösen Bekenntnisses und seiner religionskritischen Haltung zum Tode verurteilt [1,2,]
    • 362  endet die Vorherrschaft der Thebaner in Griechenland. Friedensverträge unter der Griechen ohne Sparta. Der Krieg zwischen Athen und dem Attischen Seebund geht zu Ende. Athen anerkennt die Unabhängigkeit und verliert seine Seeherrschaft.
    • 356   Geburt Alexanders d.G. Zerstörung des Artemistempels durch einen Brandanschlag Herostratos
    • 347   Demosthenes hält seine berühmte Reden (Philippika). Plato stirbt.
    • 341   Epikur tot. [1,2]
    • 338   Philipp II. von Makedonien ("Halbgriechen") erobert Griechenland. Schlacht bei Chaironeia: Vater und Sohn besiegen die verbündeten Griechen. Alexander befehligt einen schlachtentscheidenden Flügel. Niederschlagung einiger Aufstände. Zerstörung Thebens unter Schonung des Hauses von Pindar. Neuordnung Griechenlands.
    • 337  Philipp II. einigt alle - außer Sparta - griechischen Staaten im Korinthischen Bund.
    • 334   Beginn des Zuges gegen die Perser mit rund 35.000 Mann. Eroberung Kleinasiens. Besuchs Trojas und des Grabes von Achilleus? Kartenquelle: Levi, Peter (dt. 1998, S. 182). Bildatlas der Weltkulturen. Griechenland. München: Christian-Verlag.

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      Kritische Anmerkung zum "Weltreich"
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    • 333 Alexander d.G. zerschlägt in Gordion den "Gordischen Knotens" mit dem Schwert (der Sage nach sollte derjenige König von Kleinasien werden, der den Knoten, der Joch und Deichsel des dort aufgestellten Streitwagens verband, aufzulösen vermochte). Sieg gegen die Perser (Dareios III.) bei Issos.
    • 332   Gründung Alexandriens in Ägypten. In Memphis läßt sich Alexander zum Pharao ausrufen, wodurch er der Sohn des Gottes Amon wird.
    • 331    Endgültiger Sieg gegen Dareios. Eroberung Babylons, Susa, Persepolis und Ekbatana.
    • 327    Verschwörung gegen Alexander wegen des Proskynesis (Kniefall) Verlangens.
    • 326    Umkehr in Indien
    • 323    Tod in Babylon nach 13tägiger Krankheit (Gift, Delirum tremens, Malaria?)
    • Danach: Zerfall des "Weltreiches": Diadochenkämpfe der Nachfolge, es bilden sich drei Reiche: Ptolemäer in Ägypten, Seleukiden in Syrien, Antigoniden in Makedonien.
    • 146   Griechenland wird römische Provinz
    • 395 n.Chr. Griechenland wird Teil des oströmischen (byzantinischen) Reiches



    Land, Sprache, Völker, Politische Systeme, Recht und Militär

    Griechenland bildet wie die meisten Länder im Verlauf der Geschichte noch dazu im Altertum keine feste Einheit. Hinzu kommt natürlich, daß das Gebiet auch noch rund 2000 Inseln hat. Und wie unten ausgeführt wird, wurden die Makedonier gar nicht zu den Griechen gezählt.

    Sprache: Die (alt) griechische Sprache gilt als die älteste der indogermanischen Sprachen Europas und wurde erst in hellenistischer Zeit Allgemeinsprache (Koine) mit Überwindung der einzelnen Dialekte. Zu den ältesten Quellen zählen die Tontafeln, die man auf Knossos (Kreta), Pylos (West-Peloponnes), Mykene und Theben fand und zwischen das 15. und 13. Jhd. datierte. Überlieferungen in griechischer Schrift um das 8. Jhd. Die ältesten und zugleich klassischen Werke sind die der Dichtergestalt Homer mit Ilias und Odyssee. Die griechische Sprache wurde durch die Kriege und Eroberungsfeldzüge, euphemistisch auch "Kolonisation" genannt, aber auch durch die kulturellen Leistungen sehr verbreitet. Griechisch war zunächst die Kanzleisprache der Makedonenkönige und wurde später zur Weltsprache der Antike, ähnlich der heutigen Rolle des Englischen und analog der politischen Funktion der USA. Im östlichen Teil des Römischen Reichen war Griechisch die allgemeine Handels- und Verkehrssprache; auch das Neue Testament wurde in Griechisch aufgeschrieben.

    Völker und Volksgruppen:

    Kartenquelle: Levi, Peter (dt. 1998, S. 21). Bildatlas der Weltkulturen. Griechenland. München: Christian-Verlag.

    Sparta: Sparta bestand aus der Minderheit der Spartiaten (herrschende Schicht), den freien Periöken (Bauern, Handel, Gewerbe) ohne politische Rechte und den unfreien Heloten (Sklaven). Erbliches Doppelkönigtum, Ältestenrat, der die Entscheidungen vorbereitete, Volksversammlung der waffenfähigen Männer; fünf Ephoren gewählt auf ein Jahr, eine Art Oberaufseher für alle Staatsangelegenheiten, die selbst einen König verhaften lassen konnten. Plutarch:
        „Die zweite und gewagteste politische Maßnahme des Lykurgos war die Landverteilung. Es bestand eine sehr große Ungleichheit. Viele Menschen waren besitz- und erwerbslos und fielen dem Staat zur Last. Der Reichtum war in ganz wenige Hände zusammengeflossen. Lykurgos überredete die Bürger, den gesamten Grund und Boden zur Verfügung zu stellen und ganz neu aufzuteilen; danach sollten alle gleich und unter gleichen Lebensbedingungen leben und einen Vorrang nur durch Tüchtigkeit erstreben.
        Der Plan wurde so ausgeführt: Ganz Lakonien verteilte er mit 30 000 Losen an die Periöken, das zur Stadt Sparta gehörende Land mit 9000 Losen an die Spartiaten. [Jedes Landlos war so groß, daß eine Familie von den Erträgen des Bodens leben konnte.] Um die Üppigkeit und das Streben nach Reichtum auszurotten, traf Lykurgos seine dritte und beste politische Maßnahme: die Einführung der gemeinsamen Mahlzeiten. Die Bürger [nur die Spartiaten] mußten zusammenkommen und miteinander die gemeinsamen vorgeschriebenen Speisen zu sich nehmen. Durch die Gemeinschaft der Mahlzeiten und die Einfachheit der Kost machte er den Reichtum wertlos. Keinem stand es frei, zu leben, wie er wollte. Die Spartiaten lebten nach strengen Vorschriften. Sie glaubten, daß sie nicht sich selbst, sondern dem Vaterland gehörten. War ihnen nichts anderes zu tun befohlen, so beaufsichtigten sie die Knaben und lehrten sie etwas Nützliches oder ließen sich selbst von den Älteren unterweisen. Es war ihnen nicht gestattet, irgendein niederes Gewerbe zu betreiben. Überhaupt brauchten sie sich nicht mit Gelderwerb oder mühseligen Geschäften zu befassen. Die Heloten bearbeiteten für sie das Land und lieferten die vorgeschriebenen  [>] Abgaben. Reigentänze, Feste, Schmause und Zeitvertreib bei der Jagd, auf den Sportplätzen und in den Sprechhallen gab es das ganze Jahr, außer wenn ein Krieg war.
        Lykurgos gestattete auch nicht allen, die den Wunsch danach hatten, das Land zu verlassen. Von Zeit zu Zeit schickten die Oberen die gewandtesten jungen Leute aufs Land hinaus, versehen mit Schwertern und den notwendigen Nahrungsmitteln. Am Tag verstreuten sie sich, hielten sich an schwer auffindbaren Orten verborgen und ruhten aus, bei Nacht gingen sie auf die Straßen und töteten jeden Heloten, dessen sie habhaft wurden. Oft auch gingen sie über die Felder und erschlugen die stärksten und tüchtigsten von ihnen. Es wird gesagt, die Ephoren hätten jedesmal, wenn sie ihr Amt antraten, den Heloten den Krieg erklärt, damit ihre Ermordung nicht wider göttliches Recht verstoße. Auch sonst behandelten sie sie hart und roh." [Mehr und Quellen zu den Ephoren]

    Athen: Im 7. Jhd. Oligarchie des Adels. Plutarch: "Das ganze niedere Volk war bei den Reichen verschuldet." Wer seine Schulden nicht bezahlen konnte, wurde zum Sklaven des Gläubigers. Durch die Unruhen wurde ein Schiedsrichter, Solon bestellt, was zu allgemeinen Schuldenerlassen führte. Solons Verfassung 594 sah vier nach Grundbesitzerträgen gestaffelte Klassen vor. Nach einer Phase der Tyrannis arbeitete Kleisthenes 507 eine Verfassung aus, die das Land in 30 Bezirke und 10 "Phylen" gliederte, jeweils mit einem Bezirk in der Stadt, vom Land und von der Küste. Jede Phyle entsandte 50 Vertreter in den neuen Rat der 500. Die Mitglieder des Rats wurden für 36 Tage gewählt, alle Staatsämter wurden jährlich neu besetzt, nur der Heerführer konnte wiedergewählt werden. Das Scherbengericht bot jedem Bürger die Möglichkeit, jmd. zur Verbannung auf 10 Jahre vorzuschlagen. Nicht vergessen sollte man, daß auch in Athen wie im ganzen Land nur die Griechen Bürger gewesen sind, die keine Sklaven waren.

    Makedonien  nach Nack und Wägner S.246f
    "Makedonien bildete bis ins vierte Jahrhundert v. Chr. eine Welt für sich. In unabsehbarer Ausdehnung war das Land noch immer mit Hochwald bedeckt, in dem man neben dem Eber und Bären auch noch den Auerochsen jagte. Die Bevölkerung wohnte dünngesäht in offenen Ortschaften. Die Küste war von einem reichen Kranz hellenistischen Städten gesäumt, die das waldreiche Makedonien mit seinem Bauholz für die Schiffe lockte. Auf dem spärlichen Raum, der verblieb, entstanden die Städte Therma und, weiter ins Land zurückgezogen, die Hauptstadt Pella.  Die Form der Landwirtschaft und die Witterung sind rauh, das Klima bringt schwere Regen im Spätherbst, Schnee im Winter und zur Sommerzeit viel Gewitter. Besonders drückend ist der Nebel über Seen und Wäldern.
        Obgleich die Griechen die Makedonen als Barbaren zu betrachten pflegten, so waren sie ihnen doch verwandt. Sie gehörten zu den Indogermanen wie die Griechen. Nur hielten sie durch ihre frühe Absonderung mit den übrigen nicht den gleichen Schritt und blieben in ihrer Kultur zurück. Auch ihre Sprache hat sich von der griechischen entfernt, aber doch sind beiden Idiome so ähnlich, daß  daß die Makedonen leicht das Griechische erlernen konnten, um sich seiner in Wort und Schrift zu bedienen.
        Das Königsgeschlecht der Argeaden führte seine Abstammung auf griechische Ahnen zurück, und das Verdienst dieser Könige war es auch, daß allmählich die Bildung der südlicher wohnenden Hellenen in Makedonien eingeführt wurde.
        In der Schichtung der Bewohner standen sich drei Kräfte gegenüber: der König, der Adel und die Gemeinfreien. Die beiden letzteren waren Mitglieder der Heeresverwaltung. Da die Zahl der kleinen Leute viel größer war, so gaben ihre Stimmen den Ausschlag. Daher bildete die Heeresversammlung für die breite Masse den Hort des Rechtes und der Freiheit. Die Heeresversammlung war allein befugt, den König zu wählen, und hatte das Spruchrecht in Blutprozessen.
        Für die Königgsherrschaft bestand kein direktes Erbrecht, aber es war ein ungeschriebener Brauch, daß immer der älteste Sohn zum Thronfolger gewählt wurde. Die Herrscher bewiesen eine große Griechenfreundlichkeit. Am eindringlichsten tritt dieser Philohellenismus bei Archelaos entgegen. Er verlegte seine Residenz von Aigai nach Pella, ließ hier einen prunkvollen Palast aufführen und von dem berühmten Maler Zeuxis mit Fresken schmücken. Pella wurde zum Zentrum der geistigen Kultur, da viele hellenische Künstler anzog. Euch Euripides erlebte dort seine letzten jahre. Archelaos krönte die kulturelle Tätigkeit seiner Herrschaft mit der Einführung vom gymnischen und musischen Spielen. Ein  weiterer Förderer hellenischer Bildung war Perdikkas III. Er wollte auch Platon an seinen Hof ziehen, dieser aber sagte ab und sandte dafür seinen Schüler Euphraios, der am Hofe eine große Rolle spielte. Eine wichtige Maßregel war die Einführung des Attischen als lönigliche Amtssprache.
        Die Zukunft des Landes hing aber nicht nur davon ab, den kulturellen und technischen Anschluß an Hellas zu finden, sondern auch sich machtpolitisch gegen Griechenland durchzusetzen. Dies bedeutete aber ein Zusammentreffen feindlicher Art. Denn Makedonien mußte trachten, die von griechischen Kolonien nach beiden Seiten abgeriegelten Küsten zu gewinnen., um in Thessalien, dem Verbindungsglied mit dem eiegentlichen Hellas, maßgebenden Einfluß zu erlangen. Am schwersten aber empfand Makedonien die attische Neugründung von Amphipolis, die jeden Zugriff zu den thrakischen Gold- und Silbergruben verhinderte. Dieser Umstand mußte zu einer dauernden Feindschaft führen. Makedonien bemühte sich, jede Machtvergrößerung im Norden, sei es von Sparte oder von Athen aus zu untergraben, während die Greichen nichts unversucht ließen, um eine Stärkung Makedoniens zu verhindern. Durch diesen Zwang, ständig auf der Hut zu sein, wurde Makedonien dauernd angetrieben, das Reich auf jede Weise zu sichern, und wuchs dadurch zur Großmacht heran.  Perdikkas hatte seine hohen Ziele nicht mehr erreicht.
        König Philipp. Als nach Peridikkas' Tod Philipp (383-336) das Steuer der Herrschaft in die Hand nahm, erwehrte er sich bald der illyrischen Feinde, bemächtigte sich der Goldminen und richtete das größte und schlagkräftigste Heer auf, das bisher in Europa gerüstet worden war. Noch blieb ihm ein großes Ziel, nämlich Herr über seine eigenen Meeresküsten zu sein und den hemmenden Einfluß Athens zu beseitigen. Mit Schlauheit und Winkelzügen, mit Bestechung und militärischer Überlegenheit zerstörte er unter anderen Griechenstädten Potideia und Olynth und nnahm das für ihn sehr wichtige Amphipolis in Besitz. 350 vor Chr. war die gesamte Küste in makedonischer Hand. Makedonien hatte freien Zugang zum Meer und wurde durch Übernahme und Auswertung der militärischen und technischen Errungenschaften der erste großflächige Machtstaat in Europa."
        Es kam dann zum Krieg gegen Theben und Athen, der mit einer vernichtenden Niederlage und einem Blutbad der unter den Gegnern Philipps endete (vor allem unter den Thebaner), was bei Alexander zu langanhaltenden und massiven Schuldgefühlen führte.
     
    Eine griechische Demokratie hat es nie gegeben. Überall herrschte eine Oligarchie und Minderheit der privilegierten und auserwählten Menschen, d.h. der Griechen, gegenüber wenig einflußreichen unteren Ständen und rechtelosen Sklaven (meist Nichtgriechen und per definitionem "Barbaren", d.h. noch nicht einmal Untermenschen sondern gewöhnlich sogar Nichtmenschen: wie Tiere und Pflanzen [Faschismus des Aristoteles]). Der Reichtum beruhte auf Eroberung (Imperialismus, euphemistisch Kolonisation genannt), Unterdrückung, Ausbeutung und Versklavung. Ein interkultureller Vergleich mit den USA und ihren Vasallen könnte evtl. zu interessanten Einsichten führen (Versklavung durch globalen - "alexandrinischen" - Wachstums- und Konsumterror?). 
    Erfindung der Sklaverei * Sklaverei in Griechenland * 'Ja, mit Fug den Griechen sind die andern untertan' * 



    Die Wirtschaft in Griechenland und zur Zeit Alexanders  - Hierzu Brechts Fragen eines lesenden Arbeiters
    'Ja, mit Fug den Griechen sind die andern untertan' * Alexander Münzen (1,2,3,)*
     
    "Wer von körperlicher Arbeit frei ist, gilt für edel, besonders wer sich der Kriegskunst widmet. Das haben sämtliche Griechenstämme übernommen, besonders die Spartaner. Am wenigstens verachten die Konrinther die Handwerker."
    (Herodot 2, 166,2-167,2).

        Die alten Griechen hatten keine vernünftige Arbeitskultur und waren darin ausgesprochen primitiv, oligarch und menschenrechtsfeindlich (wie die meisten Völker damals) organisiert. Im Grunde verachteten sie richtige Arbeit oder schätzten sie wenigstens gering. Staat und Wirtschaft beruhten überwiegend auf Sklavenarbeit und Handel. Die meisten Sklaven gab es in den Silberbergwerken von Laurion  mit 20-30.000, ähnlich viele wie freie Bürger Athens, und in den Steinbrüchen von Piräus. In Bezug auf die Menschenrechte und Gerechtigkeit war die vielgerühmte und hochgelobte "Demokratie" - die nie eine richtige war - des klassischen Griechenland völlig unterentwickelt. Eine Inschrift aus dem Gebiet von Laurion definiert Eigentum als den "Grund, die Anlagen und die antrapoda (Menschenvieh)." [was u.a. auch an den Talmud, z.B. Baba mezia 114b, erinnert]. Im 4. Jhd. soll es ein Sprichwort gegeben haben, wonach der Unterschied zwischen der Arbeit auf dem Bauernhof oder in einem Bergwerk ein Lebensalter umgreife. Selbst einen Denker wie Aristoteles kann man - aus heutiger Sicht - in der Sklavenfrage nur als geistig zurückgeblieben und auserwählt-faschistoid bezeichnen. Die Gegensätze zwischen Arm und Reich scheinen ähnlich wie im heutigen Amerika gewesen zu sein (Bill Gates besitzt dort allein so viel wie die 120 Millionen ärmsten Amerikaner zusammen [Jean Ziegler]). Die reichen Familien hatten aber kaum über drei Generationen Bestand. Noch im 6. Jhd. waren die Bauern verarmt und Sklaven, was erst Solon änderte.
        Van der Veen berichtet in seiner Sozialgeschichte der Arbeit (Bd. 1, S. 35): "Der Lohn für Arbeiter betrug im 5. Jhd. vor Christus gleichmäßig eine Drachme pro Tag, sowohl für die Sklaven wie für den Bürger, für den Baumeister und Bildhauer ebenso wie für den Wasserträger. Erst im 4. Jhd. entsteht Lohndifferenzierung, natürlich verbunden mit Differenzierung der Bewertung. Die Intellektuellen werden eine neue Klasse, die sich stark von den Handel treibenden und industriellen Gruppen unterscheidet. Sklaven werden vermietet, manchmal sogar eine Mine oder ein Arbeitsplatz mitsamt dem ganzen Personal. Man wird Rentier oder  beschäftigt sich dann mit Wissenschaft und Politik, vor allem mit Politik." Die tatsächliche Geringschätzung und Verachtung der profanen Arbeit hatte zur Folge, daß die Griechen kein besonderes Geschick in der praktischen Ökonomie und wirtschaftlichen Infrastruktur zeigten. Peter Levi bemerkt hierzu: "Kein Versuch, den Kanal von Korinth zu bauen, war in der Antike erfolgreich; Anlagen wie die Häfen von Korinth und Athen werfen ein Licht auf die extreme Beschränktheit der Griechen, was eine wirksame Ausnutzung der menschlichen Arbeitskraft angeht." Nun dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung: die Oligarachen hatten das Maloche-Arbeiten nicht nötig, dafür hatten sie ihre Sklaven. Andererseits erwies sich Archimedes (287-212) nicht nur als großer und kühner Mathematiker und Physiker (Lösung von kubischen Gleichungen, Hebelgesetz, Hydrostatik, schiefe Ebene), sondern zugleich als hervorragender Ingenieur und Techniker (Archimedische Schraube, Flaschenzug, Kran, Bewegungsmaschinen).
        Der größte Sklavenmarkt Griechenlands war die Insel Delos. Dort sollen täglich bis 10.000 Männer, Frauen und Kinder die Besitzer gewechselt haben. Der Durchschnittspreis betrug ca. 300 Drachmen, etwa 1/5 des Preises eines Pferdes. Zur Zeit des Perikles gab es in Attika und Athen ca. 20.000 Bürger und ca. 350.000 Sklaven.
        Nebenbei sei erwähnt, daß Aristoteles feststellte, daß Sklavenaufstände dort unwahrscheinlicher waren, wo die Sklaven vielfältige Herkunft hatten. Zu den größten reaktionären und anthropologischen und politologischen Fehlleistungen des Aristoteles gehörte der Nachweisversuch, daß Sklaven und Frauen minderwertig seien.
     * Erfindung der Sklaverei * Sklaverei in Griechenland



    Gesellschaft und Alltag der Griechen zur Zeit Alexanders

        Der "Normalgrieche" verachtete anstrengende, besonders körperliche Arbeit, erlebte und definierte sich zu Höherem berufen (z.B. Staatsgeschäfte, Kriegsdienst, Philosophie, Kulturpflege, Spiel, Wetten, Feste und Saufgelage). Erwerbsarbeit war für Sklaven, niedere Stände, Handwerker, Landwirte, Fischer, Frauen, Diener und Lakaien.
        Aus dem Leben eines intriganten, eitlen doch begabten Müßiggängers:
        "ALKIBIADES UNTERLAG mehr als die andern einem überaus starken Bedürfnis aufzufallen. Die Aufmerksamkeit, die seine Schönheit und Anmut erweckten, reichte ihm bei weitem nicht. Er kultivierte einen leichten Sprachfehler, den er wohl hatte indem er bewußt - und liebenswürdig - lispelte; die Komödie imitierte es gern. Er war für die langen, über den Boden streifenden Purpurgewänder bekannt, die er gelegentlich trug wie eine Frau. Auf seinem Hopliten-Schild brachte er seltsamerweise einen kleinen Eros an, der statt mit leichtem Bogen mit dem Donnerkeil des Zeus ausgerüstet war. Einmal kaufte er für die exorbitante Summe von 7 ooo Drachmen (für die er vierzig Sklaven bekommen hätte) einen überdimensional großen Hund, den schönen Schwanz des Tiers aber schnitt er ab, und als Freunde ihn fragten, warum - allen Leuten täte das leid -, meinte er, das gerade sei seine Absicht: so käme er noch stärker ins Gespräch.   ...
        Doch wenn dies nur maßlose Übersteigerungen des Üblichen waren, so scheint er sich anderem geradezu mit Mutwillen hingegeben zu haben: Mit  »jenem Belieben, es darauf ankommen zu lassen, wohin die Dinge tragen, in dem blindes Vertrauen und Gleichgültigkeit zu der Lust sich verbinden, ohne viel um sich zu schauen, dem eigenen Impuls sich hinzugeben«, mit jenem Gemisch also von Wagemut und williger Ergebenheit, das wir Mutwillen nennen, scheint er darangegangen zu sein, seine Möglichkeiten auszuloten.
        416 beantragte er etwa in der Volksversammlung, die Männer Melos zu töten, Frauen und Kinder als Sklaven zu verkaufen, dann selbst eine dieser Frauen zu erwerben, sich der Liebe zu ihr zu ergeben und mit ihr ein Kind zu zeugen. Ein unbekannter Autor der Zeit meint, wenn die Athener so etwas auf der Bühne gesehen hätten, hätten sie es für eine Ungeheuerlichkeit gehalten,  in der Wirklichkeit aber, bei Alkibiades, hätten sie es hingenommen, ohne sich viel dabei zu denken.
        Agatharchos, einen der bekanntesten Maler der Zeit, hat Alkibiades regelrecht gefangengesetzt - und erst wieder freigelassen, als er schöne Gemälde für sein Haus geschaffen hatte.  ...
        Die hohe Meinung, die der verwöhnte Mann von sich hatte, seine Eitelkeit, sein Mutwille und jene ungemeine Verletzlichkeit, die gerade diejenigen auszeichnet, die mit Verachtung und Beleidigungen anderer nicht kleinlich sind, das alles bewährte er auch im Politischen - und es verband sich mit seiner Genialität."
        Um 350 spielen die Hetären (Edelgespielinnen [Edelhuren]) als gebildete Gesellschafterinnen in Athen eine stärkere Rolle. Angeblich fanden die griechischen Männer dort die geistige Anregungen, die sie in ihren Familien nicht fanden. Eine berühmte - Lais I., die Ältere - von ihnen liebte den berüchtigten Diogenes (in der Tonne), dem sie sich umsonst hingegeben haben soll; im Alter soll sie käuflicher und zur Trinkerin geworden sein. Der Geschichte nach soll ihr Aphrodite im Traum erschienen und viele vermögende Freier verhießen haben. Die 'gewöhnliche' Prostitution wurde gewöhnlich von Sklavinnen ausgeübt. Ein schönes Beispiel für die ungerechte und hochentwickelte griechische plutokratische Amigorepublik zeigt auch die Besteuerungspolitik der Edelhuren.


    Philosophie und Wissenschaft zur Zeit Alexanders
    Das antike Griechenland schafft in der Philosophie, Kultur, Kunst, Literatur und Wissenschaft meist auch heute noch zu Recht bewunderte außergewöhnliche und bleibende Leistungen. Beispiele: Archytas von Tarent (Entdeckung der einfachen Zahlenverhältnisse zwischen Tonhöhe und Länge der schwingenden Saite) stirbt wie 360 Demokrit (Atomlehre), Schüler des Leukippos. Eudoxos von Knidos (harmonisches Doppelverhältnis des Goldenen Schnitts) stirbt 359. Ephorus von Kyrene schreibt 355 eine (erste?) Weltgeschichte. Um 350 lehrt Herakleidos die Achsendrehung der Erde. 340 erkennt Proxagoras den Unterschied zwischen Arterien und Venen und benutzt die Pulsfühlung zur ärztlichen Diagnose. 336 wird Zenon von Kition (Zypern), Gründer der Stoa, geboren. Euklid soll um 325 (?) seine Jahrtausende überdauernde Geometrie aus wenigen Axiomen und seine auch heute noch weitgehend gültige Methodik entwickelt haben.
        Aristoteles erkennt die beschleunigte Bewegung im freien Fall, glaubt aber irrtümlich, daß schwerere Körper schneller fallen (von Galilei widerlegt). 334 führt Aristoteles das Gestaltprinzip ("Das Ganze ist vor dem Teil") ein und nimmt damit das Grundprinzip der Gestaltpsychologie vorweg. In der Frauen- und  Sklavenfrage ist er aber extrem rückständig und reaktionär. In der Menschenrechtsfrage waren selbst die gescheitesten Köpfe schwarzweiss denkende primitive Steinzeit-Borderliner.
        Alexander soll eine ganze Menge Wissenschaftler und Berichterstatter bei sich gehabt haben. Das von ihm gegründete Alexandria soll zum kulturellen Mittelpunkt geworden sein bis die Araber 641 die Stadt eroberten.



    Literatur und Dichtung zur Zeit Alexanders und in der Epoche des Hellenismus
    Groß- und Altmeister des griechischen Epos ist Homer mit seiner Ilias und Odyssee. Aus Hesiods Werk (7. Jhd.) Werke und Tage erfährt man einiges über das Land- und Bauernleben. Zu den frühen Dichtern gehören Archilochos von Paros, Orpheus, Theognis von Megara, die Lyrikerin Sappho von der Insel Lesbos, Alkaios - mit Sappho die ersten verbannten Literaten - und die Chorlyriker Pindar, dessen Haus Alexander in Theben verschonte und Simonides ("Wanderer kommst du nach Sparta, verkünde dorten, du habest Uns hier liegen sehen, wie das Gesetz es befahl"). Als die drei Meister der Tragödie gelten Aischylos (~525-456), Sophokles (~498-406) und Euripides (~484-406), allesamt vor Alexanders Zeit. Eine bedeutsame literarische Form wurde die griechische Komödie: Aristophanes (~445-385), Menander (342-290). Historiker: Herodot (~484-420), Thukydides (~460-399), auch Aristoteles. Zu den zeitgeschichtlichen Historikern und Schriftstellern zählt  Xenophon (~435-354). Hellenismus: Apollonios von Rhodos (3. Jhd., Alexandria), Theokrit (Hirtendichtung), Longos (Daphne und Cloë).
        Literatur-Links:
    • https://www.gottwein.de/graeca/GrL09.htm
    • https://www.net-lexikon.de/Liste-der-antiken-Schriftsteller.html




    Die Kunst zur Zeit Alexanders


    Faun (Faunus = Fruchtbarkeitsgott), Vase, Artemistempel (Artemis = multiple Göttin; 356 von Herostratos in Brand gesteckt), Laokoon (um 50 v.C.).

    Die griechische Kunst wird in etwa wie folgt eingeteilt: I. Die vorgriechische kretisch-mykenische Kunst und Kultur. II. Die griechische Kunst und Kultur ab ca. 700 v.Chr. mit den Perioden: 1) archaische Kunst und Kultur, 2) Kunst der ersten Blütezeit (5. Jhd.), 3) Kunst der zweiten Blütezeit (4. Jhd.), 4) hellenistische Kunst (etwa ab dem Tod Alexanders d.G.). In Ägypten entsteht um 360 die Sphinxallee vor dem Luxortempel. Um 355 Höhepunkt klassizistischer griechischer Kunst. Um 338: das Gefallenendenkmal der Löwe von Chäronea.

    Richard Hamann charakterisiert in seiner Geschichte der Kunst, III. S. 671, das vierte Jahrhundert, die 2. Blütezeit, wie folgt:
    "ERMATTUNG DES PLASTISCHEN UND VERINNERLICHUNG (4. Jahrhundert). Athens Vormachtstellung gebrochen), doch behält es weiterhin Gewicht. Durch die anhaltenden heftigen Kämpfe der Griechen untereinander werden diese eine Beute Makedoniens, das schließlich zur Weltmacht aufsteigt. — Der Gegensatz Sparta—Athen besteht weiterhin. Bedrohung der Demokratie in Athen durch die 30 Oligarchen (404). Diese werden gestürzt. Verurteilung des Sokrates zum Tode (399). Plato entfaltet seine Wirksamkeit, Gründung der Akademie (387). — Krieg der Spartaner gegen die Perser (399—394). — Kämpfe zwischen Athen, Theben, Korinth, Argos und Sparta (395—387). — Kurze Hegemonie Thebens (379—362, Epaminondas), Philipp von Makedonien begründet die Hegemonie seines Landes über die Griechen (359—336). Sein Sieg bei Chaironeia über die verbündeten Griechen (338). Alexander der Große (336—323) unterwirft erneut die Griechen (335)- Sein Zug gegen Persien, Zerstörung des Reiches bei Gaugamela (330), Zug nach Indien (327—325). Er will von Susa aus den Orient hellenisieren, ein großes makedonisch-persisches Reich gründen, die Satrapien neu ordnen. Er hat Pläne zur Umschiffung Arabiens, zum Bau von großen Straßen. Er erstrebt die bewußte Vermischung der makedonischen Führungsschicht mit Asiaten. An seinen Hof in Babylon kommen Gesandtschaften aus Griechenland, Italien, Spanien, Afrika, um ihm zu huldigen. Sein Tod in Babylon (323) läßt die griechischen Freiheitsbestrebungen aufleben (Demosthenes), sie bleiben vergeblich. Wirkungen Platos und des Aristoteles, der Alexanders Lehrer war. Xenophon von Athen und Theopomp schreiben Geschichte, Philemon und Menander sind Dichter der neueren Komödie."
        An bedeutenden bildenden Künstlern im 4. Jhd. hebt Hamann hervor: Skopas [1,], Bildhauer und Architekt;  Praxiteles [1,], Bildhauer und Lysipp [1,2,], der Hofkünstler Alexanders d.G. Besondere Zuwendung erhalten die Grabmäler.



    Religion und Metaphysik zur Zeit Alexanders
    Im Wörterbuch der Antike werden die Religionen im Altertum wie folgt eingeteilt: 1. Religion der kretisch-mykenischen Kultur (zweites bis erstes Jahrtausend v.Chr.). 2. Fetischdienst (1000 v.Chr.). 3. Homerische Religion mit meist schönen, heiteren und gütigen Göttern, die man nicht zu fürchten brauchte. Es gab kaum Menschenopfer, keine Dogmen, nichts Fanatisches oder Asketisches, obwohl - oder weil? - es sehr menschlich, ja allzumenschlich zuging unter ihnen.
        Es gab unzählige Götter, Unter- und Nebengötter, Faune, Nymphen usw. Insgesamt wird von 12 bedeutenden Göttern berichtet, die aber von Ort zu Ort nicht unbedingt dieselben waren. Jeder Stadtstaat hatte seine eigenen Schutzpatrone. Die Göttervielfalt ist ziemlich unübersichtlich. In der folgenden Darstellung sind die 12 Hauptgötter fett dargestellt (Apollon, Artemis, Athena, Aphrodite, Hestia, Hera, Zeus, Demeter, Poseidon, Hephäst=Hephaistos, Ares, Hermes) und das Zeichen " oo " zeigt eine Verbindung an:


     
    Macht und Bedeutung der staatlich geschützten Religion im antiken Griechenland waren nicht zu unterschätzen. Die griechischen Philosophen standen der Religion kritisch und skeptisch gegenüber. Man erinnere sich, daß Sokrates der Gottesleugnung angeklagt war und zum Tode verurteilt wurde (sein Tod wird von Platon im Phaidon geschildert). Auch Aristoteles wird nach dem Tod Alexanders 323 der Gottlosigkeit (Asebie) angeklagt und verläßt Athen. Er stirbt ein Jahr später 322 (Spätwerk Poetik).

    Frühe überregional bedeutendere Kultheiligtümer: Delphi, Delos, Samos, Olympia.

    Das griechische Orakel: Algorithmen für unsicheres und Nichtwissen
    Das frühe und besonders natürlich auch das griechische Orakel ist eine psychologisch außerordentlich interessante Erscheinung. Es berührt grundlegende psychologische und metaphysische Bedürfnisse des Menschen und ist von daher auch nicht - wie manche oberflächliche und dümmliche scheinbar (natur-) wissenschaftlich orientierte DenkerInnen irrtümlich meinen - ausrottbar. Schlicht und einfach deshalb nicht, weil wir vieles nicht wissen und was die Zukunft betrifft auch objektiv gar nicht wissen können. D.h. menschliches Leben und Handeln geht immer und notwendigerweise mit Unsicherheit und Unwissen einher. Und hier genau hat das Orakel seine wichtige Funktion: es schließt die Lücke der Unentschiedenheit, Unschlüssigkeit, Unsicherheit und des Nichtwissens (> Alexanders Orakel in Delphi) wie heutzutage Astrologie, Tarot und andere Orakel-Methoden, z.B. Signifikanztests oder Faktorenanalysen.
        Aus: Die Verwalter des Wissens in: Rosenberger (2001, S. 29):
    "Vor der Befragung des Orakels war eine Opfergebühr von neun Obolen Silber fällig, die ebenfalls im Schatzhaus gesammelt wurde. Wer einen Heiltraum erwartete, opferte einen Widder und schlief auf dem Fell des Tieres. Das Fleisch des Opfertieres durfte man nicht außerhalb des heiligen Bezirkes bringen. Von jedem Opfertier erhielt der Priester die Schulter als Bezahlung. Jeder durfte sich zum Inkubationsschlaf niederlegen, sofern er nicht das Recht verletzte, frei von Schuld und Frevel war sowie die Orakelgebühr gezahlt hatte. Bei der Bezahlung mußte ein niederer Kultbeamter den Namen sowie die Herkunftsstadt des Klienten notieren und beides auf einer Holztafel im Heiligtum ausstellen [FN43]. Damit wurde nicht nur dokumentiert, wer sich zu Recht in der Inkubationshalle aufhielt - was durchaus auch eine Werbefunktion haben mochte -, sondern durch die Kenntnis von Namen und Herkunft wurde auch Kontrolle über die Klienten ausgeübt: Wer sich etwa durch Diebstahl aus dem Orakelschlaf der anderen Vorteile verschaffen wollte, sollte abgeschreckt sein."
        Aus einer Inschrift gehen weitere Details hervor (nach Rosenberger, S. 31 ): "'Wenn die Genannten beim Orakel eingetroffen sind und das Opfer vollzogen haben nach überkommener Sitte und das Opfer günstig ausgefallen ist, soll der Schreiber des Gottes sogleich danach die Listen mit den Namen derjenigen entgegennehmen, welche das Orakel zu befragen wünschen, alle Namen auf einer weiß getünchten Tafel aufzeichnen, diese Tafel unverzüglich vor dem Tempel aufstellen und Einlaß gewähren in der Reihenfolge jeder einzelnen Eintragung, durch Aufruf, sofern nicht welche das Vorrecht haben, zuerst vorgelassen zu werden. Ist der Aufgerufene nicht anwesend, soll er (der Schreiber) den Nächsten vorlassen, bis der Aufgerufene sich eingefunden hat. Sitzen sollen die Genannten (Würdenträger) im Heiligtum in ordentlicher Haltung, in weißen Gewändern, mit Lorbeerkränzen geschmückt, in Reinheit und nüchtern, und sie sollen die Täfelchen entgegennehmen von denen, die das Orakel befragen.'
        Aus dieser Regelung geht zunächst hervor, daß eine recht große Zahl von Leuten das Orakel befragen wollte."



    Alexander der Große - eine psycho-pathographische Skizze

        Zu Alexander dem Großen gibt es viel im Internet, wenn auch wenig wirklich Substanzielles zu seinem Leben, von dem wir aber überhaupt nur  wenig wirklich Zuverlässiges zu wissen scheinen, wenn auch Plutarch psychologisch sehr viel ergiebiger ist, als die meiste Sekundärliteratur vermuten läßt. Das hat auch damit zu tun, daß Alexander bereits ein durchdachtes "Embedded-Konzept" von Hof-Feldzugs-Berichterstattern, namentlich im Dichter Kallisthenes von Olynth, mit sich führte.

    Herkunft. Alexander wurde als einziger Sohn des Makedonierkönigs Philipp II. und dessen vierter Frau Olympias in Pella (Makedonien) 356 v.C. geboren, das Jahr, in dem das Rennpferd des Vaters bei der Olympiade siegte und das 7. Weltwunder, der Artemistempel, durch einen Brandanschlag des Herostratos zerstört wurde. Im Jahre 342 (bis 336?) wird kein Geringerer als der große Aristoteles (384-322) zum Erzieher Alexanders berufen. Mit 16 (340) wird Alexander von seinem Vater zu dessen Stellvertreter ernannt. Insgesamt soll Philipp nach Bankl - und damals durchaus üblich - sieben oder acht rechtmäßige Frauen und viele Konkubinen gehabt haben, was zu zahlreichen und vielfältigen intrafamiliären Problemen führte. 337 hat sein Vater die Mutter nach zwangzigjähriger Ehe verstoßen und Kleopatra, die Nichte des Attalos, geehelicht. Alexander war dann mit seiner Mutter ins Exil gegangen. Plutarch schreibt über die familiären Turbulenzen (Alexander, 9):

        "Aber die Störungen des Familienlebens - durch Philipps Heiraten und Liebschaften krankte das ganze Reich in gewisser Weise mit an den Leiden des Frauengemachs - führten zu einer Menge von Vorwürfen und heftigen Streitereien. Diese wurden dadurch verschärft, daß Olympias, eine eifersüchtige, leidenschaftliche Frau, in ihrer Unverträglichkeit auch noch Alexander aufhetzte. Zum offenen Zerwürfnis kam es durch Attalos auf der Hochzeit Philipps mit Kleopatra, die er heiratete, weil er sich trotz seines Alters in dieses junge Mädchen verliebt hatte. Ihr Oheim Attalos forderte nämlich berauscht beim Bankett die Makedonen auf, sie sollten zu den Göttern beten, daß Philipp und Kleopatra dem Reich einen rechtmäßigen Thronfolger schenkten. Darauf geriet Alexander in Wut und rief ihm zu: »Bin ich etwa für dich ein Bastard, du elender Kerl?«, und er warf einen Becher nach ihm. Philipp sprang auf, wandte sich gegen Alexander und zog das Schwert, aber zum Glück für beide stolperte er in seinem Zorn und Rausch und fiel hin."

    Vaterprobleme, Muttersohn. Zu seinem Vater scheint er immer schon ein sehr gespanntes Verhältnis gehabt zu haben. Im Alter von 20 wurde Alexanders Vater ermordet; es heißt mit Zutun der Mutter. Nach Anerkennung durch das Heer wird er 336 König der Makedonen und des Korinthischen Bundes: Alexander III.  Seine Gegner, Verwandte und sonstige Thronanwärter werden hingerichtet. Mit den aufständischen Theben, unterstützt durch Athen, verfährt er rabiat und grausam. Plutarch berichtet (Alexander, 14):

        "Die meisten fielen in der Schlacht selbst, die Stadt aber wurde erobert, ausgeplündert und dem Erdboden gleichgemacht. Alexander ging dabei von der Überlegung aus, daß die Griechen, durch eine solche Katastrophe in Schrecken versetzt, klein beigeben und Ruhe halten würden. Außerdem gebrauchte er den Vorwand, er habe Beschuldigungen der Bundesgenossen nachgeben müssen. Denn die Phoker und Platäer hatten Klage geführt gegen die Thebaner. Mit Ausnahme der Priester, aller Gastfreunde der Makedonen, der Nachkommen Pindars [FN33] und der Leute, die gegen den Beschluß zum Aufstand gestimmt hatten, ließ er die gesamte Bevölkerung in die Sklaverei verkaufen. Es waren etwa 30000 Menschen, gefallen waren über 6000."

        Die weiteren Ausführungen Plutarchs zeigen, daß Alexander im Nachhineinmassive Schuldgefühle ausbildete, die er durch jede Menge Wiedergutmachungshandlungen zu beruhigen und damit die Dionysos zugeschriebene Vergeltung aufzuheben versuchte. Seine impulsive Ungerechtigkeit und Grausamkeit und die daraufhin entwickelten Schuldgefühle könnten auch eine Kompenente für den zunehmenden Alkoholismus gewesen sein.

        "13. Mit den Athenern gelang ihm eine Aussöhnung, obwohl sie schwer an dem Schicksal Thebens trugen. Zum Zeichen der Trauer brachen sie die gerade begonnene Feier der Mysterien ab und setzten sich aufopfernd für die thebanischen Flüchtlinge in Athen ein. Alexander hatte nun entweder wie ein Löwe seinen Blutdurst gestillt, oder er wollte der überaus grausamen und unmenschlichen Tat einen Akt der Milde gegenüberstellen; er verzichtete jedenfalls nicht nur auf jede Beschwerde gegen die Athener, sondern riet ihnen sogar, die politische Entwicklung aufmerksam im Auge zu behalten, denn wenn ihm etwas zustieße, seien sie das Oberhaupt von Hellas. Später aber soll ihm das Unglück, das er über Theben gebracht hatte, leidgetan und ihn milde gestimmt haben gegen viele. Er war überzeugt, daß die im Rausch verübte Tat an Kleitos [FN34] sowie die feige Umkehr der Makedonen in Indien, [FN35] die so den Feldzug gleichsam nicht zum Ziel kommen ließ und seinen Ruhm schmälerte, auf den Zorn und die Vergeltung des Dionysos [FN36] zurückzuführen seien. Es gab keinen von den überlebenden Thebanern, der nicht später jeden Wunsch und jede Bitte von ihm erfüllt bekam. Das war das Schicksal der Stadt Theben."

        Seine Mutter kehrt nach Pella zurück und läßt die Witwe Philipps Eurydike Kleopatra sowie deren Kind töten. Nach Bankl (1992, S. 25): Auf dem Einigungs- und Befriedungsfeldzug sieht er in Korinth nach Diogenes.

    Anmerkung (8.8.6): Die Arbeit des Pulitzerpreisträgers Sulzbergers zur Beziehungsproblematik zwischen Alexander und seinem Vater hällt leider nicht im geringsten was sie verspricht.

    Befragung des Orakels von Delphi:  Plutarch (Alexander, 14) berichtet:
        "Er begab sich nach Delphi, um von dem Gott ein Orakel über den Feldzug zu erhalten. Es waren aber zufällig gerade ungünstige Tage, an denen kein Orakel erteilt werden durfte. Alexander schickte zunächst nach der Pythia und forderte sie auf zu kommen. Als sie es ablehnte und sich auf das Gesetz berief, ging er selber hin und brachte sie mit Gewalt zum Tempel. Da sagte sie, von seiner Beharrlichkeit gleichsam überwältigt: »Du bist unüberwindlich, Knabe!« Als Alexander dies hörte, meinte er, nun brauche er keinen weiteren Seherspruch mehr, er habe bereits das gewünschte Orakel von ihr."
       Diese Schilderung zeigt den klassischen königlichen Zug aller Tyrannen bereits frühzeitig an: Alexander hält sich an nichts und legt die Dinge willkürlich so aus, wie sie für ihn günstig sind.

    Alexander war weniger mutig als tollkühn
    Stimmen die Angaben, wie Alexander den Hellespont überquerte, folgt hieraus ziemlich sicher, daß er tollkühn gewesen sein mußte. Mut heißt trotz Angst handeln. Die Angst, die der Mutige überwindet, hindert ihn gleichzeitig auch, tollkühn zu handeln. Der Tollkühne erlebt keine Angst und ist so gesehen zu tollen - in des Wortes mehrfacher Bedeutung auch zu geradezu irrsinnigen - Taten fähig. Das war einer seiner großen Erfolgstrümpfe. Ein anderer seine Unbeirrbarkeit und Entschlossenheit. Sein Selbstvertrauen stärkte er durch seinen Glauben, u.a. mit Hilfe der Orakel, woran man wieder einmal sehen, was für ein mächtiges (Heil-) Mittel der Glaube ist. Aber zum Erfolg gehört auch Glück, treue Bundesgenossen und Freunde. Auch davon hatte er wohl genug.

    Der Mordbefehl des väterlichen Kampfgefährten und Förderers Parmenions. Plutarch (Alexander, 49) berichtet:
    "Als Philotas hingerichtet war, schickte Alexander sofort Leute nach Medien und ließ Parmenion aus dem Wege räumen, einen Mann, der mit Philipp zusammen die größten Taten vollbracht hatte. Er war es gewesen, der als einziger von seinen älteren Freunden, oder doch hauptsächlich, Alexander zu dem Zug nach Asien ermuntert hatte. Drei Söhne besaß er und hatte auf dem Feldzug schon den Tod von zweien erleben müssen, mit dem dritten zusammen wurde er jetzt umgebracht. Damit erregte Alexander Grauen bei vielen seiner Freunde, besonders bei Antipater."

    Charakteristik: Affekttötung des Kleitos.
    Ein solch treuer Freund und Bundesgenosse war Kleitos, dem er bei der tollkühnen Operation über den Hellespont sein Leben zu verdanken schien. Er lohnte es ihm nicht, sondern tötete ihn aus einem affektiven Wutimpuls heraus, wahrscheinlich auch deshalb, weil dieser ihm die Wahrheit ins Gesicht sagte. Plutarch (Alexander, 50-52) berichtet:

        "50. Nicht lange danach ereignete sich der Vorfall mit Kleitos. Wenn man ihn so zusammenhanglos hört, erscheint er einem noch grausamer als das Vorgehen gegen Philotas. Betrachtet man jedoch mit Überlegung den Anlaß und den Zeitpunkt, dann kommt man zu der Auffassung, daß der König diese Tat nicht mit Vorsatz getan hat, daß es vielmehr eine Verkettung unglücklicher Umstände war, da er dem bösen Dämon des Kleitos durch die Stimmung der zornigen Erregung und der Trunkenheit freie Bahn schuf. Abgespielt hat es sich folgendermaßen.
        Es kamen einige Leute, die dem König griechisches Obst vom Meer her brachten. Er staunte darüber, weil es so herrlich reif und schön war, und ließ den Kleitos rufen, denn er wollte es ihm zeigen und ihm davon geben. Kleitos war gerade beim Opfern, er ließ aber das Opfer stehen und machte sich auf den Weg, und drei der Schafe, die bereits mit dem Trankopfer besprengt waren, liefen ihm nach. Als der König davon erfuhr, beriet er sich darüber mit den Wahrsagern, mit Aristandros und dem Spartaner Kleomantis. Sie erklärten, dies sei ein unheilvolles Vorzeichen, und der König befahl daher, unverzüglich ein Sühnopfer für Kleitos darzubringen. Er hatte auch selber drei Tage zuvor einen seltsamen Traum gehabt: Er sah den Kleitos mit den Söhnen des Parmenion in schwarzen Gewändern zusammensitzen, und diese waren doch alle tot. Kleitos ging jedoch, ohne das Ende des Sühnopfers abzuwarten, zur Tafel des Königs, der gerade den Dioskuren ein Opfer dargebracht hatte. [FN95] Es wurde scharf gezecht, und dabei wurden Lieder eines gewissen Pranichos oder, wie einige sagen, des Pierion gesungen, Schimpf- und Spottlieder auf die makedonischen Generale, die kürzlich von Barbaren besiegt worden waren. [FN96] Die Älteren nahmen das sehr übel auf und schimpften auf den Dichter wie auf den Sänger, Alexander aber und seine Umgebung hatten ihren Spaß beim Zuhören und forderten den Sänger auf, weiterzusingen. Kleitos, der dem Wein schon reichlich zugesprochen hatte und von Natur aus jähzornig und starrsinnig war, zeigte ganz besondere Empörung und erklärte, es sei keine feine Art, in einem Kreis von Barbaren und Feinden sich über die Makedonen lustig zu machen, die immer noch viel besser seien als die, die jetzt über sie lachten, auch wenn sie einmal Pech gehabt hätten. Alexander sagte darauf, Kleitos rede wohl in eigener Sache, wenn er Feigheit als einen Unglücksfall hinstelle. Da sprang Kleitos auf und rief: »Diese Feigheit hat dem Göttersohn das Leben gerettet, als er schon dem Schwert des Spithridates den Rücken zukehrte! [FN97] Und durch das Blut der Makedonen und durch diese Wunden hier bist du so groß geworden, daß du dich zum Sohn des Ammon machst und Philipp verleugnest!«
        51. Wutentbrannt erwiderte Alexander: »Du elender Kerl, du glaubst wohl, ich werde mir das lange gefallen lassen, daß du bei jeder Gelegenheit solche Dinge von mir erzählst und die Makedonen aufhetzt?« »Nun, es gefällt uns jetzt auch nicht, Alexander«, sagte Kleitos, »daß wir einen solchen Lohn für unsere Mühen davontragen, und wir preisen alle die glücklich, die gestorben sind, bevor sie sehen mußten, wie Makedonen mit persischen Ruten ausgepeitscht werden und wir bei Persern um Einlaß bei unserem König betteln müssen!« Eine solche Sprache wagte Kleitos zu führen, Alexanders Freunde aber erhoben sich und schalten Kleitos, während die älteren Gäste versuchten, den Streit zu schlichten. Alexander aber wandte sich an Xenodoxos aus Kardia und Artemios aus Kolophon und sagte: »Habt ihr nicht den Eindruck, als spazierten die Griechen unter den Makedonen einher wie leibhaftige Halbgötter unter wilden Bestien?« Kleitos aber ließ nicht locker, sondern forderte Alexander auf, entweder solle er ihn frei heraus sagen lassen, was er wolle, oder er solle sich keine freien Männer, die ein offenes Wort gewöhnt seien, als Gäste einladen, sondern mit Barbaren und Sklaven zusammenleben, die vor seinem persischen Gürtel und seinem rotweißen Rock auf die Knie fielen. Nun konnte Alexander seinen Zorn nicht länger meistern, er nahm einen Apfel von der Tafel, warf ihn dem Kleitos an den Kopf und suchte nach seinem Schwert. Ein Mann von der Leibwache, Aristophanes, hatte es aber rechtzeitig beiseite geschafft, und die anderen umdrängten Alexander und suchten ihn durch Bitten zu besänftigen. Er aber sprang auf und rief auf makedonisch seine Waffenträger heraus - das war das Zeichen zum Alarm - und befahl dem Trompeter, Signal zu blasen. Als dieser zögerte und nicht daran wollte, schlug er mit den Fäusten auf ihn ein. Später wurde dieser Mann belobigt, weil man es vor allem ihm zu verdanken hatte, daß nicht das ganze Lager in Aufruhr geriet. Den Kleitos, der durchaus keine Ruhe geben wollte, hatten seine Freunde inzwischen mit Mühe aus dem Saal geschafft. Aber er kam zu einer anderen Tür wieder herein und deklamierte in geringschätzigem und anmaßendem Ton die Verse aus der Andromache des Euripides: »Weh, welch schlimme Sitte herrscht in Griechenland!« [FN98]  Jetzt riß Alexander einem der Türwächter die Lanze aus der Hand und durchbohrte Kleitos, der ihm entgegenkam und gerade den Vorhang vor der Tür wegzog. Er sank mit Seufzen und Stöhnen zu Boden, und augenblicklich verließ Alexander der Zorn. Er kam wieder zu sich, und als er die Freunde sprachlos dastehen sah, konnte er gerade noch die Lanze aus dem Leichnam reißen; als er aber Anstalten machte, sie sich durch den Hals zu stoßen, hielt man ihn fest. Die Leibwächter packten ihn an den Armen und um den Leib und brachten ihn mit Gewalt in seinen Schlafraum.
        52. Die Nacht verbrachte er elend unter ständigem Weinen, und den folgenden Tag lag er, vom Schreien und Klagen erschöpft, ohne ein Wort zu sprechen da und stieß nur schwere Seufzer aus. Seine Freunde gerieten in Angst durch sein Schweigen und verschafften sich mit Gewalt Zutritt. Alles Zureden war vergeblich; erst als der Seher Aristandros ihn an den Traum erinnerte, den er von Kleitos gehabt habe, und an das Vorzeichen beim Opfer, was doch auf ein lang vorherbestimmtes Geschehen deute, schien er nachzugeben. Daher brachte man den Philosophen Kallisthenes zu ihm, einen Verwandten des Aristoteles, und den Anaxarchos aus Abdera. Kallisthenes versuchte, sanft auf sein Gemüt einzuwirken und, ohne ihm wehzutun, seinen Schmerz an der Wurzel zu packen. ..."
     
    Alles mag ein auserwählter Tyrann ertragen, "nur" die Wahrheit nicht. Kleitos sprach "nur" aus, was alle Griechen und Makedonen dachten. Das war sein eigentlicher Fehler und sein Verderben. Die entscheidende Stelle war:
    "Kleitos aber ließ nicht locker, sondern forderte Alexander auf, entweder solle er ihn frei heraus sagen lassen, was er wolle, oder er solle sich keine freien Männer, die ein offenes Wort gewöhnt seien, als Gäste einladen, sondern mit Barbaren und Sklaven zusammenleben, die vor seinem persischen Gürtel und seinem rotweißen Rock auf die Knie fielen."
    Das war ein Stück echte Demokratie - wenn auch nur unter Oligarchen! - und kostete in dieser vielgerühmten und hochgepriesenen Kultur das Leben eines Freundes, Lebensretters und großen Kampfgefährten. Welch ein Charakter ... und so was geistert als Vorbild durch die Geschichtsbücher und den Schulunterricht. 

    Sexualität, Liebe und Genuß bei Alexander.
    Über die sexuelle Orientierung Alexanders geistert viel Fragwürdiges durch die Literatur. Dabei könnte einmal das allgemeine Vorurteil mitspielen, die alten Griechen seien sämtlich homosexuell gewesen, wahrscheinlich spielen aber auch die unglückseligen Phantastereien der Psychoanalyse eine Rolle, für die Alexander der Große eine große Versuchung darstellt, die seltsame Phantasie des Ödipuskomplexes an seiner Familienkonstellation zu belegen.
        Die griechische Knabenliebe kann nicht ohne weiteres der Homosexualität gleichgesetzt werden, sondern wirkt eher als eine ideologisch fundierte Kulturmode. Aus dem Kulturphänomen der Knabenliebe darf m.E. daher nicht auf Homosexualität geschlossen werden. Homosexulität bedeutet wenn nicht ausschließliche, so doch wenigstens hauptsächliche gleichgeschlechtliche Orientierung. Man kann wohl mit Recht die Hypothese vertreten, daß der Mensch in seiner erotisch-sinnlichen Genußfähigkeit grundsätzlich vielfältig angelegt und nicht notwendigerweise und ausschließlich auf Gegengeschlechtlichkeit festgelegt ist. Nachdem die Griechen aber hinsichtlich der Knabenliebe und Homosexualität sehr frei waren, gibt es eigentlich keinen Grund, weshalb von Alexander entsprechende Begebenheiten verschwiegen werden sollten, erst recht nicht, wenn man seine absolute Königsstellung bedenkt.
        Bei Wikipedia wird ausgeführt: "Alexander heiratete verschiedene Prinzessinnen ehemaliger persischer Gebiete: Roxana von Bactria, Statira, Tochter von Darius III. und Parysatis, Tochter von Ochus. Aber die große Liebe seines Lebens waren offensichtlich seine Erastes (Liebhaber) und sein bester Freund Hephaestion." Letztere Behauptungen werden nicht belegt.

        Plutarch schreibt zu den Knabenangeboten an Alexander:
        "22. Einmal schrieb ihm Philoxenos, der Befehlshaber der Küstentruppen, ein gewisser Theodoros aus Tarent sei bei ihm, der zwei ausnehmend schöne Knaben zu verkaufen habe, und fragte an, ob Alexander sie kaufen wolle. Dieser nahm das sehr übel auf und rief mehr als einmal seinen Freunden zu: »Welche Schändlichkeit hat denn dieser Philoxenos jemals bei mir entdeckt, daß er sich erdreistet, für mich solche Schandkerle auftreiben zu wollen!« Dem Philoxenos selber machte er brieflich allerhand Vorwürfe und hieß ihn, den Theodoros samt seinem Angebot zum Henker zu schicken. Ebenso grob ließ er auch den Hagnon abfahren, der ihm schrieb, er wolle den Krobylos, einen vielbewunderten Knaben aus Korinth, kaufen und zu ihm bringen. Als er erfuhr, daß Dämon und Timotheos, zwei Makedonen aus dem Heer des Parmenion, die Frauen einiger Söldner vergewaltigt hätten, schickte er dem Parmenion einen Brief mit dem Befehl, die beiden, wenn sie der Tat überführt seien, als wilde Tiere, die nur zum Schaden der menschlichen Gesellschaft da seien, mit dem Tode zu bestrafen. Von sich selber sagt er in diesem Brief wörtlich: »Was mich betrifft, so wird man feststellen können, daß ich es nicht einmal geduldet habe, wenn andere die Schönheit der Gemahlin des Dareios priesen, geschweige denn, daß ich sie mir betrachtet oder den Wunsch dazu gehabt hätte.« Er pflegte auch zu sagen, Schlaf und Liebe lehrten ihn am eindringlichsten, daß er ein sterblicher Mensch sei, denn Ermüden und Genießen entsprängen aus derselben Schwäche der menschlichen Natur. Auch im Essen war er äußerst mäßig. ... [23] Was den Genuß von Leckereien anging, so war er darin so enthaltsam, daß er die seltensten Früchte und Fische, die er oftmals geradewegs vom Meer zugesandt bekam, an seine Freunde verteilte und oft nichts für sich selber zurückbehielt.  "

        Plutarch (Alexander, 47) schreibt später zur Ehe mit Roxana im Nebenbei: "Auch seine Verbindung mit Roxane [FN02] geschah zwar aus Liebe  - er hatte sie in ihrer Jugendschönheit im Reigentanz bei einem Gastmahl gesehen - sie fügt sich aber ebenfalls in seine politischen Zielsetzungen ein." Auch dieses Zitat spricht nicht für Knabenliebe oder Homosexualität.

        Wirth schreibt (S. 120f) zum elterlichen Hintergrund, zu Kindheit und Jugend:
        "Von überlegener Intelligenz und einem subtilen Einfühlungsvermögen, die sich im politischen Verhalten wie im persönlichen Umgang zeigen und seine großen Erfolge zumindest in Griechenland ermöglichten, verkörpert sich in Philipps Naturell, in seinen Ausschweifungen, seiner Freude am übermäßigen Alkoholgenuß zugleich etwas Urwüchsig-Barbarisches, das den Griechen immer rätselhaft blieb. Alexanders Mutter Olympias galt als Anhängerin orgiastischer Kulte, wie sie am deutlichsten in Thrakien faßbar, das naturhafte Lebensgefühl der damaligen Balkanvölker zu kennzeichnen scheinen. [FN259] 'Die Zeugnisse über ihr Machtstreben, vielleicht durch ihr Verhältnis zum Gatten und den Makedonen mitbestimmt, verleihen ihr Züge einer Dämonie, die sich bisweilen ins Unmenschliche steigert. [FN260] Wieweit Olympias ihren Sohn in seinen entscheidenden ersten Lebensjahren zu formen unternahm, ist nicht zu ergründen. Es wäre möglich, daß Alexanders mythische Selbstdeutung bis hin zur göttlichen Zeugung, sei es durch den Blitz vom Himmel, sei es durch den in eine Schlange verwandelten Zeus, auf seine Mutter zurückgeht [FN261]; manches an ihm, zum Beispiel die auffallende Zurückhaltung im Sexuellen, wird wohl zu Recht auf einen Mutterkomplex zurückgeführt. Olympias' Versuche, ihren Sohn durch Ausnutzung kindlicher Pietät und Zuneigung auch in den späteren Jahren zu beeinflussen, sind unbestreitbar. [FN262]
        "Zum vorwiegend mütterlichen Erbteil gehört neben einer starken Abhängigkeit von Affekten, die sich oft genug in aufbrausender Leidenschaftlichkeit äußert, eine übernormale Disposition zur Introversion, das heißt einer übersteigerten Fähigkeit zum Verweilen in der selbstgewählten Gefühls- und Gedankenwelt unter Ignorierung oder Vergewaltigung der Realität. Von hier aus wäre Alexanders übermenschliche Willenskraft und jenes gleichsam als zweite Natur fungierende Sichhinwegsetzen über Vernunftgründe als eine Variante ererbter Anlagen zu erklären; in den Augen W. W. Tarns läßt dies ihn als großen Träumer erscheinen."

    Auf welche Weise war Alexander religiös ?
    Alexander brachte nach Plutarch viele Opfer, suchte Orakel und Weisssagungen. Drückt sich darin Religiösität aus? Oder ist es bloße Psychologie zur Bestätigung insgeheimer Wünsche, Bewältigung von Ungewißheit und Nichtwissen oder gar nur ein "abergläubisches" "Geschäft" mit den Göttern?
        Vandenberg (S. 63f) führt aus: "Alexander, seit seinem 13. Lebensjahr von dem großen Philosophen Aristoteles als Philhellene erzogen, war sehr gläubig. In seinem Leben spielten Orakelsprüche eine große Rolle. Das begann schon bei seiner Geburt, ja sogar noch vor der Zeugung. Als Alexanders Vater, Philipp von Makedonien, die schöne Olympias freite, da hatte die »in der Nacht vor ihrer Vereinigung« in der Brautkammer einen Traum: Ein Blitz schlug in ihren Leib, ein loderndes Feuer brach hervor, aber schnell, wie es entstanden war, erlosch es wieder. Philipp hatte wenige Tage nach der Hochzeit einen ebenso merkwürdigen Traum: Er drückte auf den nackten Leib seiner Angetrauten ein Siegel, und als er den Abdruck betrachtete, sah er das Bild eines Löwen.
        Traumdeuter und Wahrsager am Hofe Philipps ersannen die abenteuerlichsten Theorien und waren sich allesamt einig, das könne nichts Gutes bedeuten. Nur einer, der lykische Wahrsager und Traumdeuter Aristandros von Telmessos, meinte, ganz einfach, die Königin sei schwanger, leere Gefäße pflege man schließlich nicht zu versiegeln, und sie werde einen Knaben von feurigem, löwenartigem Mute gebären.
        Philipps Liebe zu Olympias kühlte übrigens nach diesem Ereignis sehr rasch ab, und Plutarch sah sich zu der denkwürdigen Bemerkung veranlaßt, »daß man ihn seitdem sehr selten mit ihr schlafen gehen sah«. Zur Ehrenrettung Philipps sei gesagt, daß die schöne Olympias auch gar seltsame Gelüste zeigte, die wohl jeden Mann abgestoßen hätten. Sie soll es mit Schlangen im Bett getrieben haben, und Philipp ließ sich auch durch die Beteuerungen seiner Frau, es handle sich bei der mächtigen Natter um einen Gott, in seinem Zorn nicht besänftigen. So absurd die Ausrede Olympias auch erscheinen mag, sie hatte einen realistischen Hintergrund: Olympias war den orphischen Mysterien und geheimen Diensten des Dionysos ergeben, bei denen Schlangen kultische Bedeutung hatten."
        Aus der engen Mutterbeziehung und deren besonderer Neigung zu religiösen Kulten macht es entwicklungspsychologisch jedenfalls Sinn, anzunehmen, daß dies auf Alexander frühzeitig und nachhaltig gewirkt haben dürfte. Religiöse Überzeugung kann große subjektive und mentale Kräfte verleihen. Ich halte es daher für wahrscheinlich, daß Alexander auf eine sehr persönliche, narzißtisch-egozentrische Weise religiös war und dies für seine Selbstüberzeugung und für sein Selbstvertrauen nutzte.

    Wurde Alexander größenwahnsinnig ?
    Plutarch verneint es und sieht die Vergöttlichung als bloßes Machtinstrument und Mittel, wenn auch den Makedonen und Griechen gegenüber als ein wenig intelligentes und taugliches (siehe die Tragödie um Kleitos).
        Wirth führt aus (S. 121):
        "Anekdoten über frühe Symptome seiner Herrscherqualitäten erklären wohl auch die frühe Verwendung Alexanders bei politischen Aufgaben. [FN267] Daneben gibt es freilich ebenfalls frühe Zeugnisse über seine Haltlosigkeit und sein Sichaustoben, etwa bei Chäronea (338) oder auf Philipps Hochzeitsfest ein knappes Jahr danach. Ähnlich sind denn auch bei späteren militärischen Taten Methode, Instinkt und emotionaler Impuls nicht auseinanderzuhalten.
        Die oben versuchte Deutung der Gesten Alexanders nach 336, etwa am Hellespont oder in Gordion, trifft als Politikum wohl stets nur einen — und zwar den äußerlichen — Aspekt. Denn alles in diesem Zusammenhang zu Deutende ist nicht denkbar ohne eine seelische Prädisposition für dessen innere Gehalte bis hin zu jenem Glauben an die Wirklichkeit mythischen Geschehens in der eigenen Welt. Nur so scheint eine Entwicklung denkbar, die sich deutlich von hier aus bis ans Ende seines Lebens erstreckt. Alexander, wie es oft geschehen ist, als Romantiker zu bezeichnen, reicht für ein wirkliches Verstehen kaum aus. Eher zeigt sich in entsprechendem Verhalten eine andere Seite der Introversion. Der Homer unter dem Kopfkissen ist nicht nur ein Zeugnis seiner Vorliebe für mitreißende Vorbilder — er ist offenbar zugleich der Katechismus einer Daseinsdeutung, die ein solches Refugium von der Wirklichkeit dringend nötig hat.
        Die Erlebnisse während der Jugend und der ersten Regierungsjahre müssen für Alexander ein Trauma bedeutet haben, von dem selbst weniger sensible Existenzen ihr Leben lang nicht losgekommen wären. Aus dem Gefühl ständigen Bedrohtseins schärft sich seine Intelligenz, vertiefen sich psychische Veranlagung; im Wechselverhältnis zueinander steigert sich beides und bestimmt äußere Verhaltensweisen wie auch die innere Entwicklung. So ist es der überlegene Intellekt, der Alexander ohne große Erfahrung gleichsam über Nacht zum überlegenen Heerführer macht und ihn die Vielfalt politischer Probleme bewältigen läßt. ...
        [S. 128] Daß es in Alexanders Umgebung Stimmen gab, die das alles wie auch die wachsende Hektik in seinem Verhalten als Zeichen psychischer Deformation auslegten [FN288], ist nicht zu verwundern. Unsere Zeugnisse freilich warnen, allzu vorschnell ein Überschreiten der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn oder gar Spuren geistigen Verfalls zu diagnostizieren. Wohl stehen neben plausiblen politischen Maßnahmen und Plänen Symptome von Größenwahn wie das Hephaistion-Grabmal in Babylon, eine Grabpyramide für Philipp und sogar die Absicht, das Athosgebirge zur Büste zu formen. [FN289] Doch wäre zu fragen, was von diesen Nachrichten bereits Übertreibung ist."

        Plutarch spricht zum Ende seiner Alexander-Biographie sogar direkt von einem Wahn, allerdings im Zusammenhang mit einer vermutlich abnormen Trauerreaktion nach dem Tod seines Freundes Hephaistion:
    "75. Da Alexander sich nun damals dem Aberglauben zugewandt hatte, weil er in Verwirrung und Furcht geraten war, gab es schließlich kein ungewohntes und aus dem Rahmen fallendes Ereignis mehr, mochte es auch noch so geringfügig sein, das für ihn nicht ein Zeichen war und eine Vorbedeutung hatte. Der ganze Palast war voller Leute, die Sühn- und Reinigungsopfer darbrachten und die Zukunft erforschten.
        So gefährlich nun auf der einen Seite der Unglauben und die Mißachtung der Götter ist, so gefährlich ist auf der anderen Seite jedoch auch der Aberglaube, der wie das Wasser immer ins Tiefergelegene hinunterzieht. [FN137] und die Menschen mit Wahnvorstellungen und Ängsten erfüllt, wie es jetzt bei Alexander der Fall war. Als aber die Orakelsprüche über Hephaistion eintrafen, legte er seine Trauer ab und wandte sich aufs neue den Festen und Banketten zu."
    Anmerkung. Auch beim Tod des Freundes zeigt sich Alexanders übler Charakter sehr drastisch. Plutarch berichtet (Alexander, 72):
    "In diesen Tagen geschah es, daß Hephaistion an einem heftigen Fieber erkrankte. Aber er war ein junger Mann, ein Soldat, und so kümmerte er sich nicht um die strengen ärztlichen Vorschriften, und sobald sein Arzt Glaukos zu den Theatervorstellungen gegangen war, setzte er sich zum Essen, verzehrte einen gekochten Hahn und trank dazu ein großes Kühlgefäß voll Wein. Davon wurde ihm so elend, daß er kurz darauf starb. Alexanders Trauer darüber kannte kein Maß; er befahl, unverzüglich den Pferden und Maultieren zum Zeichen der Trauer die Mähnen abzuscheren, und ließ in den umliegenden Städten die Mauerzinnen abbrechen. Den unseligen Arzt ließ er ans Kreuz schlagen, Flötenspiel und jede Art von Musik im Lager verbot er auf lange Zeit, bis von Ammon ein Orakelspruch kam, der gebot, Hephaistion zu verehren und ihm als Heros Opfer darzubringen. Zum Trost für sein Leid stürzte sich Alexander in den Krieg, er zog gleichsam zu einer Menschenjagd aus und unterwarf das Volk der Kossaier135, wobei er alle kriegstüchtigen Männer abschlachten ließ. Das nannte er das Totenopfer für Hephaistion."
    Anmerkung_2: Die religionskritische Schrift des Anonymus aus der Aufklärung  "Traktat über die drei Betrüger" reiht Alexander in die wahnbefallenen Herrscher ein.

        Lange-Eichbaum, Kurth & Ritter (1992, S. 13) beschreiben Alexander als blond, langköpfig, zarte Hautfarbe; mit einem hellblauben und einem dunkelblauen Auge. "Mittelgroß, ebenmäßig. Haar gelockt, fliehende Stirn, starke Brauenbogen, geschwungene Nase, kräftiges Kinn (Lit). Unmäßig, wild (Lit). Liebte seine Mutter, haßte den Vater, daraus Ehrgeiz und wahnhaftes Größengefühl." Familiär führen die Autoren aus: "Mutter sittenlos, ungezügelt; Vater heftig, Bruder Idiot. Alexander war sehr heftig, tötete mehrere Menschen. Anfangs frigide, später homosexuell. Nach der Rückkehr von Babylon dauernd berauscht (Lit). Todesursache umstritten."

    Aus heutiger Sicht ist klar, daß Alexander der Große wenigstens eine Persönlichkeitsstörung zuzuschreiben ist. Hierbei erscheinen die Kriterien der - ansonsten grundsätzlich fragwürdigen - Borderline-Störung in beiden bisherigen vorliegenden Definitionen des DSM diskussionswürdig. Nach dem DSM-III kommen die Kriterien 1,2,3,4,5 und 8 und nach DSM-IV könnten die Kriterien 2,(3), 4,6,7,8 und 9 in Betracht kommen. Möglicherweise war die Alkoholsucht Alexanders auch Ausdruck eines Selbstheilungsversuches, obwohl der objektiv natürlich alles nur noch schlimmer machte und möglicherweise, wie Bankl (unten) ausführte, durch Schwächung der Abwehr auch den frühzeitigen Tod begünstigte.

    Alexanders Tod. Die derzeit medizinisch fundierteste Arbeit zu Alexanders Tod stammt wahrscheinlich von Bankl (1992, S.39):
    "Woran ist nun Alexander gestorben? Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir noch einmal die überlieferten Krankheitsmerkmale zusammenstellen: plötzlicher Beginn; wechselndes, hohes Fieber; zunehmende Verschlechterung; Unvermögen zu sprechen oder sich zu bewegen; Tod nach 13 Tagen.
        Diese Symptome lassen eigentlich nur den Schluß auf eine Malariainfektion zu. Der Verlauf einer Malaria tropica ist charakterisiert durch eine Inkubationszeit von 8-12 Tagen bis zum Ausbruch des Fiebers. Dann steigt das Fieber langsam an, manchmal im Verlauf von Tagen und es entwickelt sich ein grippeähnlicher Zustand. Danach geht das Fieber in einen unregelmäßigen Rhythmus über, in unbehandelten Fällen entsteht eine lebensbedrohliche Krankheit, wobei es verschiedene Verlaufsformen gibt. Bei der sogenannten zerebralen Malaria treten Aphasien auf, d. h. eine Unfähigkeit zu sprechen, weiters Ataxien (Unfähigkeit zu gehen) und Paresen (Lähmungen) der Extremitätenmuskulatur.
        Alle diese Symptome werden von Alexanders Krankheit berichtet. Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß er einer Malaria tropica erlegen ist. Wesentlich für den raschen tödlichen Verlauf war zweifellos auch die enorme Schwächung der Abwehrkraft durch exzessives Trinken. Dies wird von den Biographen auch gar nicht verschwiegen."


    Kritik der unkritischen, hagiographischen Geschichtsschreibung und Unterrichtung
    am Beispiel des antiken Griechenlands und Alexanders des Großen
    Zur Ethik, Wissenschaft und Repräsentanz der Geschichtsschreibung. Die Kritik Bert Brechts: Fragen eines lesenden Arbeiters.

        Im allgemeinen wird das antike Griechenland als ein besonderer Ort der Demokratie, des Rechtes, als Ausgangspunkt europäischer Zivilisation, Kultur, Wissenschaft und Bildung beschrieben. Nur wenig davon ist wahr: Kultur, Wissenschaft und Bildung. Unsere GymnasiastInnen werden von vorne bis hinten euphemistisch und propagandistisch falsch unterrichtet. Tatsächlich war Griechenland nie eine richtige Demokratie und in Bezug auf eine gerechte Gesellschaft und die Menschenrechte im höchsten Maße selbst anti-zivilisatorisch und barbarisch. Ihre eigene Barbarei projizierten sie auf die Nichtgriechen wie die Juden auf die Nichtjuden (Heiden, Götzendiener) und wie andere "Auserwählte" auch. Der andere und der Fremde sind die Barbaren, im Grunde keine Menschen, und das eigene Fleisch und Blut von erlesenem und auserwählten Wert. Dies wird spätestens dann klar, wenn man sich näher mit dem Wirtschaftssystem der alten Griechen beschäftigt. Die Erfindung der Sklaverei und besonders die Sklavenhalterwirtschaft war eine wesentliche "Leistung" der Griechen, was unmittelbar mit ihrer Auserwählterhebung zusammenhängt. D.h. daß die unzweifelhaft großen Leistungen der Griechen in Kultur und Wissenschaft wesentlich mit einem unmenschlichen Wirtschaftsprinzip der Sklavenhalterordnung einhergehen. So ergibt sich eine interessante historische, soziologische und politische Hypothese, nämlich ob der Typ Sklavenhalterwirtschaft eine Bedingung für kulturelle und wissenschaftliche Höchstleistungen ist, wofür z.B. auch die Entwicklung der modernen Plutokratien wie etwa in den USA spricht. Müssen also für besondere Begabungen, kulturelle und wissenschaftliche Betätigungen entsprechende "Oasen" geschaffen werden, die es Interessierten und Begabten erlauben, sich der Muße und den Musen hinzugeben, was von der Gesellschaft dann auch entsprechend gewertschätzt werden muß? Ein Eliten- Vergleich der Antike mit den USA und ihren Vasallen könnte in der Tat lohnen. Die modernen Sklaven sind die mit Hilfe der Massenmedien konditionierten "Konsumratten" des homo oeconomicus im Dienste des Wachstumswahnsinns für eine kleine radikale Minderheit von PlutokratInnen (die USA werden von 200-400 Familien beherrscht).

        Unser Geschichtsunterricht taugt über weite Strecken nicht viel; und er ist besonders in Bezug auf die Antike einseitig verklärend, unkritisch bis falsch und verlogen. Groß und bedeutend ist, wer möglichst viele Menschen auf vielfältige Weise massakrierte, Krieg, Vernichtung, Leid, Unterdrückung, Mord und Totschlag über die Menschheit brachte. Was stimmt nicht mit unseren HistorikerInnen und GeschichtslehrerInnen, daß sie solch eine Propaganda, solch einen Unsinn, solche falschen Mythen und Wertungen verbreiten? Wozu soll das Vermitteln von meist schlechten, rücksichtslosen bis perversen KaiserInnen, KönigInnen, FürstInnen, Generälen und PolitikerInnen, mit ihren Raub- und Mordfeldzügen und all ihren fragwürdigen, morschen und wackeligen "Reichen" denn gut sein?

        Ich hatte zwar kein Griechisch auf dem Gynmasium, aber Latein. Und da fiel mir bereits an den Worten der Sprache auf, daß mit dem hagiographischen Humanismusbild etwas nicht stimmen kann, bedenkt man, wie viele Worte Latein für das Töten und Morden bereit hält.

        Alexander der Große war ohne Zweifel ein großer Mörder, Zerstörer, Räuber und  Tyrann, wahrscheinlich persönlichkeitsgestört, zunehmend Alkoholiker und Koma-Säufer. Weshalb heißt dieser Mann, der mit 33 starb und dessen "Reich" sogleich verfiel, der Große? Weil er so viele Eroberungen und Morde durchführte? Doch was hat er uns konstruktiv und positiv hinterlassen?


    Wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft. Kritik und Anregungen erwünscht. Letzte Änderungen.



    Literatur (Auswahl)
    Die Literatur und Geschichtsschreibung zu Alexander ist oft sehr unkritisch und hagiographisch (ein Beispiel für völlig kritiklose und real entrückte Hagiographie ist Peter Bamms Alexander; Ausnahme z.B. Fox und positives Gegenbeispiel Menningen). Lesen Sie bitte mit äußerster Vorsicht. Viele Biographien sind gar keine, sondern hauptsächlich huldigende Beschreibungen seiner Feldzüge.  So auch die Rowohlt-Monographie, die zwar einen Abschnitt über den Menschen Alexander (S. 118 - 133) enthält und  mit den vielversprechenden Worten beginnt "Es bleibt noch der Mensch, denn er ist der Schlüssel zu allem Geschehen", aber der Autor kommt über einen naiven individualistischen psychologischen Historizismus nicht hinaus. Das Beste an Fakten dürfte noch Plutarch liefern. Aber: Man berücksichtige Jakob Burckhardt: "Leider sind nun die Griechen, sobald sie nur schreiben konnten, ein Volk von Fälschern gewesen."


    Übersicht antike Geschichtsschreiber unter: https://www.net-lexikon.de/Liste-der-antiken-Geschichtsschreiber.html
     

    • Aristoteles (). Politik. Nach der Übersetzung von Franz Susemihl. Reinbek: Rowohlt.
    • Austin, M. & Vidal-Naquet, P. (dt. 1984, fr. 1973). Gesellschaft und Wirtschaft im alten Griechenland. München: Beck.
    • Bankl, Hans (1992). Alexander III., der Große. In: Der Rest ist nicht Schweigen. Lebenswerk und Lebensende bedeutender Menschen. Wien: Maudrich. Seiten 24-41.
    • Bildatlasse der Weltkulturen - flankierend genutzt (z.B. Indien, Japan, China, Islam, Rußland, ... ): München: Christian-Verlag.
    • Burckhardt, Jakob (o.J.). Griechische Kulturgeschichte. 2 Bde. Berlin:
    • Droysen, J.G. (1877 ff). Geschichte des Hellenismus. Nachdruck: Tübingen.
    • Farbiges großes Volkslexikon in zwölf Bänden. (1981).  Mannheim: BI.
    • Finley, M.I. (1985). Die Sklaverei in der Antike. Frankfurt aM: Fischer.
    • Flaig, E. (2009): Weltgeschichte der Sklaverei. München: Beck.
    • Fox, Robin Lane (dt. 1974, engl. 1973). Alexander der Grosse. Eine Biographie. Düsseldorf: Claassen.
    • Hamann, Richard (1963).  Geschichte der Kunst. 6 Bde. München: Droemer-Knaur.
    • Jahr, F.; Oppermann, S.; Till, G. & Würfel, M. (1977).  Menschen in ihrer Zeit. erinnern und urteilen. Unterrichtseinheiten  Geschichte. Bd. I.  Stuttgart: Klett.
    • Kuch, Heinrich (1984). Euripides. Reclam Biographien [1067]. Leipzig: Reclam.
    • Lamer, H.; Bux, E. & Schöne, W. (1933 f). Wörterbuch der Antike. Leipzig: Kröner.
    • Levi, Peter (dt. 1998, S. 182). Bildatlas der Weltkulturen. Griechenland. München: Christian-Verlag.
    • Meier, Christian  (1995). Athen. München: Goldmann (Siedlerbuch).
    • Menningen, Peter (1995). Alexander der Große. In: Die grpßen Tyrannen der Weltgeschichte, S. 8-15. Köln: Voltmedia.
    • Nack & Wägner (1955-1975). Das Makedonische Zeitalter, S. 246-265.  In: Bibliothek der alten Kulturen. Hellas. Land únd Volk der alten Griechen. Wien: Ueberreuter.
    • Ott, Gabriel, M. (1970). Frühe politische Ordnungsmodelle. München: Kösel.
    • Plötz, Karl (1968). Auszug aus der Geschichte. Würzburg: Ploetz-Verlag.
    • Plutarch (dt. 1980). Alexander - Cäsar. Stuttgart: Reclam.
    • Rosenberger, Veit (2001). Griechische Orakel. Eine Kulturgeschichte. Darmstadt: WBG.
    • Rufus. Curtius (orig  ~ 50, lat. 1882, dt.1961). Geschichte Alexanders des Großen. [Das 1. u.2. Buch, das Ende des 5., Anfang des 6. und Teile des 10. Buches fehlen] München: Goldmann.
    • Schumacher, Leonhard (2001). Sklaverei in der Antike: Alltag und Schicksal der Unfreien. München: Beck. [1,]
    • Sinn, Ulrich (1996). Olympia. Kult, Sport und Fest in der Antike. München: Beck'sche Reihe.
    • Stein, Werner (1979). Der große Kulturfahrplan. Stuttgart: EVA (Lizenz Herbig).
    • Sulzberger, Cyrus L. (1987). Die Makedonier. Philipp von Makedonien und Alexander der Große. In (S. 20-50): Die Grossen und ihre Väter. Die Geschichte eines dramatischen Konflikts.  Bergisch-Gladbach: Lübbe.
    • Vandenberg, Philipp (1979). Das Geheimnis der Orakel. München: Goldmann.
    • Wirth, Gerhard (1973). Alexander der Große. Reinbek: Rowohlt (romono).
    • Wörterbuch der Geschichte. 2 Bde. Berlin: Dietz.




    Links (Auswahl: beachte)
     
    • Politische Staatsformen: https://www.lsg.musin.de/Geschichte/griechen/staatsformen2.htm
    • Geschichte Griechenlands: https://www.pinselpark.org/geschichte/tabellen/a3000p30_griechen1.html
    • Basiswissen Alte Griechen: https://www.wcurrlin.de/links/basiswissen/basiswissen_alte_griechen.htm
    • Aus Plutarch zu Alexander: https://www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Auditorium/BeGriRoe/SO6/Alexandr.htm
    • Quellen zu Alexanders Biographie: https://www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Auditorium/BeGriRoe/Kap6.htm
    • Biographie und Daten: https://www.frontlook.de/vogel/alexander/
    • Alexander im Iran: https://www.johof.de/alexander.html
    • Alexander: https://www.web-der-weltgeschichte.de/Alexander_0.html
    • Erathostenes Ungefähr  284 v. Chr. in Kyrene (Lybien) geboren -  ca. 202 v. Chr.  in Alexandria gestorben. Der Entdecker der Kugelgestalt der Erde: https://www.lsg.musin.de/geschichte/griechen/era.htm
    • Kanal von Korinth: https://www.griechenland-bilder.de/korinth-lutraki/337kanal-von-korinth.htm
    • Kanal von Korinth: https://www.net-lexikon.de/Kanal-von-Korinth.html
    • Die Griechisch-Persischen Beziehungen im 4. Jahrhundert. v.Chr.: https://www.alexanderthegreat.de/Histd.html
    • Gemälde zu Alexander dem Großen: https://www.irenemarli.gr/alexr_ger.html
    • Wie starb Alexander der Große? https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,2113978,00.html
    • Woran starb Alexander der Große? https://www.wissenschaft-online.de/abo/ticker/694080
    • Epochen der politischen und kulturellen Entwicklung Griechenlands. Homer als literarischer Repräsentant der archaischen Zeit: https://www.gottwein.de/grep/arch01lit_hom.php
    • Götter und Sagengestalten griechische Mythologie: https://www.bosold.de/sagen/
    • Die griechische Götterwelt: https://www.teachsam.de/deutsch/d_ubausteine/litgesch_ub/klass/klass_gr_goetter.htm
     _


    Anmerkungen
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    olympische Spiele. Um den Geist und die olympische Kultur richtig einzuschätzen, ist es auch wichtig zu wissen, wie die Verlierer behandelt wurden. Nack und Wägner (S. 85) teilen hierzu mit: "Umso trauriger war das Los der Unterlegenen. Sie kehrten auf Nebenwegen in ihre Vaterstadt zurück, und Mißachtung überschattete ihr weiteres Leben." Von wegen, dabei sein sei alles. Die häßliche Siegerkultur ist alt, uralt. Olympischer Geist? Fair? Kultur? Frauen waren übrigens selbst als Zuschauerinnen nicht zugelassen (ausgenommen Priesterinnen). Auch der große Frieden während der Spiele ist nur ein Mythos. Sinn schreibt (S.9, fette Hervorhebung von RS): "Wenn die olympischen Herolde durch Griechenland zogen und alle Bürger zum Kultfest in das Zeusheiligtum einluden, fanden im ganzen Land die Streitigkeiten ein Ende, ruhten alle Waffen. Die Griechen kamen in den Genuß des mit den olympischen Wettkämpfen verbundenen ,Gottesfriedens'. Dieses Bild von der besonderen Rolle Olympias ist in der Antike gezeichnet worden. Olympia erscheint darin als Gemeingut aller Griechen. Doch es ist ein Traumbild, eine Idee, die mit der rauhen Wirklichkeit nicht übereinstimmte. Der von den Griechen besiedelte Raum fand sich nie zu einer politischen Gemeinschaft zusammen. Immer bestand er aus einer Vielzahl autonomer Regionen (,Gaue', ,Stadtstaaten'), die sich allenfalls vorübergehend einmal zu weiter ausgreifenden Bündnissen zusammenschlössen. Zwar bildeten die Religion und - mit gewissen Einschränkungen - auch die Sprache eine verbindende Klammer, doch die latente Rivalität brach sich immer wieder Bahn in Streitigkeiten und Kriegen. Unter diesen Voraussetzungen ist es undenkbar, daß die Initiative zur Gründung und Pflege eines Heiligtums von allen Griechen gemeinsam gestützt worden sein könnte. Unabhängig davon, wie viele Menschen sich später einmal für das Geschehen in Olympia interessieren sollten, ist auch dieser Kultplatz ursprünglich allein für die Belange eines der autonomen Gaue eingerichtet und von dessen Bewohnern unterhalten worden."
        Hinweis: Statistische Analyse I. des Heimvorteils bei olympischen Sommerspielen (1896-2004).
    ___
    Kritische Anmerkung zum "Weltreich". Manche Hagiographen schwärmen entrückt und verzückt vom "Weltreich" unter Vernachlässigung des "kleinen Restes der Welt": der größte Teil Europas und Afrikas, ganz Amerika, China, Japan, Australien, Indien (aus dem sich Alexander nicht ganz uneigennützig schnell zurückzog, aufgrund des Widerstandes der Inder und der Meuterei seiner eigenen Truppen) wie Plutarch (Alexander, 66) darlegt: nur ein Viertel der Truppe - von 120.000 Fußvolk und 15.000 Reitern - kehrt heil zurück).
    ___
    Lykurgos. Um 820. Historisch umstrittener, sagenhafter König von Thrakien [1,] und der Sage nach Anti-Alkoholiker und damit Gegensatz zu Dionysos. [1,]
    ___
    Kelten in Bayern:
    "Markus Schußmann: DIE KELTEN IN BAYERN. Mit Bodendenkmälern und Museen. Ein halbes Jahrtausend europäischer Geschichte - die Zeit zwischen 500 vor und Christi Geburt - wurde von den Kelten geprägt. Ihre große Wanderung ab 400 v. Chr. erfaßte weite Teile Europas. Das heutige Bayern gehört zum eigentlichen keltischen Kernland, das schon vor der Expansion der Kelten besiedelt war. Will man ihnen heute "begegnen", so muß man sich nicht unbedingt in die Regionen Europas begeben, in denen - wie in Teilen Schottlands oder Irlands - noch keltische Sprachen gesprochen werden. Man muß auch nicht Anhänger eines (übrigens völlig frei erfundenen) Druidentums werden, wie manche Esoteriker suggerieren. Auch hierzulande kann man den Kelten dort, wo die vorgeschichtliche Archäologie ihre Hinterlassenschaften aufgedeckt hat, auf die Spur kommen." Quelle und mehr: https://www.wek.de/index.htm?/arch.htm 
    ___
    Juden auf die Nichtjuden. Ott (1970, S. 121): "Die Griechen waren nicht das einzige Volk, das sich von seinen Nachbarn durch einen Begriff wie barbaroi distanzierte. Israel tat ähnliches mit den Begriffen 'Heiden' und 'Götzendiener', was auf die Wurzel seiner Distanz (nämlich den Glauben) hinweist. Die Ägypter und die Chinesen nannten sich 'Menschheit' bzw. 'Oikumene', die Europäer sahen sich als Hort der Zivilisation gegenüber den 'Wilden', die Engländer in ihrer großen Zeit allen voraus und die Deutschen versuchten es beizeiten mit Germanentümelei und Arier-Mythos. Während aber Israel immerhin die Ausschließlichkeit von Jahwes Anspruch aufzuweisen hatte und Ägypter, Mesopotamier und Chinesen in relativ abgeschlossenen, fruchtbaren Zonen der Erde siedelten, sucht man bei den Griechen (soweit dieser Sammelbergiff überhaupt eine ethnische Einheit ausdrücken kann) vergeblich nach einem abgeschlossenen Raum oder religiösem Prinzip als trennendem Element gegenüber seinen Nachbarn. Eine Landschaft wie die kleinasiatische Küste, die ägäische Inselwelt, das Gewirr der Buchten, Täler, Hochflächen zwischen Makedonien und Kap Tänarum mochte eher zur Seefahrt und Kontaktnahme als zur Abschnürung gegen andere drängen." Wie man auch an diesem Text wieder einmal drastisch sehen kann: der Kern des Übels ist fast überall, religiös, ideologisch oder politisch, die eigene Erhöhung und damit Auserwähltheit.
    ___
    Kyros-Edikt 538: wird im Alten Testament entsprechend gewürdigt: bautz: Kyros.
    ___
    Arbeit des Pulitzerpreisträgers Sulzbergers. Obwohl immerhin 30 Seiten für das Thema "Philipp von Makedonien und Alexander der Große" angeboten werden, erfärt man wenig Substanzielles. Auf den den ersten Seiten (S. 20-23) gefällt sich der Autor darin, mitzuteilen, dass er als einer der ersten  Nichtarchäeologen zusammen mit dem Minister für Nordgriechenland von Prof. Manolis Andronikos in die neu entdeckte und mutmaßliche Grabkammer Philipps II. geführt wurde. Sodann folgt eine merkwürdig widersprüchliche erste Einführung (S.23, Widerprüche fett von RS):
      "Philipp war der erste Hellenen-König, dem das Ideal von Griechenland als einem geeinten Nationalstaat vorschwebte; möglicherweise war er der erste nationalstaatlich denkende Herrscher überhaupt, einmal abgesehen von jenen der noch viel älteren Hochkulturen Ägyptens und Chinas.
      Philipp erlebte die Erfüllung seines Traumes nicht mehr, aber er bereitete die Eroberung des mächtigen Perserreiches vor, ein Plan, den sein Sohn Alexander in die Tat umsetzte."
    Was um alles in der Welt hat denn die griechische nationalstaatliche Idee mit der Eroberung der möchtigen Perserreiches zu tun?
        Mit welch unkritisch-hagiographischer Grundeinstellung der Pulitzerpreisträger und Harvard-Absolvent an seine Aufgabe herangeht, wird unglücklicherweise schon S. 24 bahnend überdeutlich gemacht: "Alexander, strahlender, bezaubernder und auch verwegener als sein Vater, ließ viele Städe erbauen, die seinen Namen bekamen, darunter Alexandria, seine Hauptstadt in Ägypten. S. 25 kommt dann die erste inhaltliche Beziehungsinformation: "Gelegentlich gab es heftigen Streit zwischen Alexander und seinem aufbrausenden Vater. Der Sohn hatte Philipp viel zu verdanken, vor allem die beste Erziehung seiner Zeit: Der aus Stageira stammende Philosoph Aristoteles wurde Alexanders Lehrer." Es folgen dann die Heldentaten des Vaters Philipp. Über dessen Charakter erfahren wir S. 30f: "Er war ein Mann schneller Entschlüsse. Wer seine Befehle nicht rasch und präzise ausführte, mußte mit Exekution rechnen." Informativ geschildert wird der Konflikt mit Olympia:
      "Olympias' heimatliches Epeiros war eine Gebirgsgegend, wo rauhe, leidenschaftliche Menschen lebten. Sie war noch ein junges Mädchen, als Philipp sie im Jahre 357 v. Chr. zu seiner Frau machte. Er hatte sie in einer Kultstätte auf der Insel Samothrake kennengelernt. Sie war äußerst temperamentvoll, vereinigte so gegensätzliche Eigenschaften wie Liebreiz, Eifersucht und Stolz in sich und hatte einen Hang zum Irrationalen, den sie auch ihrem 356 v. Chr. geborenen Sohn Alexander vererbt zu haben scheint. Die Familie leitete ihre mythische Herkunft auf Achilles, den Held der Ilias, zurück. In der von Männern beherrschten Welt der Makedonen sah Olympias sich zu sexueller Minderwertigkeit herabgewürdigt, zu einer »Gebärmaschine« des makedonischen Hofes. Das verletzte ihren Stolz über die Maßen.
      Philipp war in bezug auf das weibliche Geschlecht in der Tat hemmungslos. Er besaß sieben oder acht rechtmäßige Frauen, darunter eine Molosserin, zwei Thessalinnen, eine Geterin, eine Illyrerin und eine Skythin, daneben zahlreiche Konkubinen. Für die junge Kleopatra, Nichte seines Heerführers Attalos, der den geplanten Asien-Feldzug anführen sollte, entbrannte er in heftiger Leidenschaft. Philipp heiratete Kleopatra 337 v. Chr. Darüber geriet Olympias außer sich vor Zorn.
      Alexander, ganz unter dem Einfluß der eifersüchtigen, leicht zu kränkenden Mutter stehend, ergriff ihre Partei und trat in Gegnerschaft zum Vater. Er geriet in einen seelischen Zwiespalt, denn andererseits hegte er auch durchaus positive Gefühle für Philipp. Er respektierte und bewunderte ihn und fügte sich für gewöhnlich seinen Anordnungen.
      Man lebte in einer rauhen, zu Gewalttätigkeiten neigenden Gesellschaft. Bei der Hochzeit Philipps mit Kleopatra wurde wie üblich viel getrunken, und auch Alexander sprach mehr als gewöhnlich dem Alkohol zu. Er sah in dieser Hochzeit eine persönliche Beleidigung seiner geliebten Mutter. Schweigend und voll angestau-[<32] ter Wut hatte er eine ganze Weile im Kreise seiner Freunde gesessen. Als Attalos die Makedonen aufforderte, für die Geburt «echtbürtigen« Sohnes von Kleopatra und Philipp zu beten, kam es zum Eklat. Wutentbrannt verwahrte sich Alexander dagegen, ein Bastard zu sein, und warf dem verdienten Feldherrn seinen Becher an den Kopf. König Philipp sprang auf. Er zog das Schwert u wollte seinen Sohn niederstechen. Aber in seiner Trunkenheit stolperte er und fiel zu Boden. Nun höhnte Alexander: »Dieser Mann, ihr Leute, rüstet sich, von Europa nach Asien hinüberzugehen, und jetzt ist er hingefallen, da er von einem Speisesofa aufs andere steigen will!« Bevor noch mehr Unheil entstehen konnte, schoben Freunde Alexander aus dem Saal.
      Plutarch, der einige Jahrhunderte später lebte und schrieb, wußte zu berichten, Alexander sei danach mit der gekränkten Mutter nach Epeiros abgereist. Von dort habe er sich ins selbstgewählte Exil nach Illyrien, dem nördlichen Nachbarland Makedoniens, begeben.
      Durch dieses Ereignis wuchs Olympias' abgöttische Liebe zu ihrem Sohn ins Uferlose, und sie wußte ihn noch mehr als zuvor an sich zu binden. Die immer noch gutaussehende Frau, kaum 20 Jahre älter als ihr Sohn, war mit dessen Fixierung auf ihre Person durchaus einverstanden. Allerdings gibt es nicht im entferntesten Anzeichen dafür, daß die beiden ein inzestuöses Verhältnis miteinander gehabt hätten. Dennoch dürfte Alexanders ödipale seelische Mutterbindung schuld daran sein, daß er in seinem kurzen Leben eine gewisse Abneigung gegen geschlechtliche Liebe empfand. Nach seiner Meinung  waren einzig sexuelle Begierden und Müdigkeit imstande, aus ihm einen anderen Menschen zu machen. Wir wissen nur von einer einzigen Liebesgeschichte in seinem Leben, und er starb, bevor sein Erbe geboren war. Dieser Sohn wurde im Kindesalter ermordet."
    Verantwortungsbewußtes und kompetentes Staatshaushalten war beiden so fremd wie naheztu allen PolitikerInnen der Geschichte und Gegenwart:
      "Obwohl er viele Siege für sich verbuchen konnte, obwohl in seinen Goldminen immer mehr des kostbaren Metalls gefördert wurde, hinterließ er bei seinem Tod ein beträchtliches Defizit in der Staatskasse; dies vor allem, weil seine kriegerischen Unternehmungen zuviel Geld verschlungen hatten." (S. 35).
    Zu Alexander erfahren wir S. 34: "Aleanders immens schwacher Punkt war war seine Maßlosigkeit, die ihn in Indien nahezu allesverlieren ließ". Über die Vater-Sohn Beziehung erfahren wir dann weiter unten (S.36f) wieder ein bißchen mehr:
      "Beide, Vater und Sohn, waren widersprüchlich in ihrem Charakter. Sie wußten ihr Temperament zu zügeln, gerieten aber auch schnell in kaum zu bändigende Wut. Es ist sicherlich Philipps Verdienst, daß ihm trotz der gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten [<36] mit Alexander die Bewunderung seines Sohnes erhalten blieb, obwohl dieser sich emotional sehr viel mehr der Mutter verbunden fühlte. Alexanders Gefühle für den Vater waren eine seltsame Mischung aus Verehrung und Eifersucht. Als es Philipp gelungen war, den makedonischen Herrschaftsbereich vom Kaukasus bis zum Golf von Korinth auszudehnen, soll Alexander zu Ftolemaios und anderen gesagt haben: »Ihr Jungen, alles wird uns der Vater vorwegnehmen, und mir wird er keine große, glänzende Tat mit euch zu vollbringen übriglassen.«"
    Über Alexanders schizoid anmutenden Charkter erfahren wir S. 47: "Die Soldaten erlebten ihn meist freundlich und umgänglich, aber er konnte ebenso kalt und rücksichtslos sein." Es folgen seitenlange unkritisch hagiographische Huldigungen, um am Schluß, die Fragen zu stellen, die die Arbeit hätte eiegtnlich beantworten sollen:
      "Phlipp und Alexander bleiben in ihrer Leistung [<49] als Vater-und-Sohn-Gemeinschaft unübertroffen in der Geschichte. Der eine erträumte sich den Feldzug gegen das Großreich Persien, der andere führte diese gewaltige Aufgabe aus.
      Eine faszinierende Frage bleibt unbeantwortet: Hatte Alexander einen Ödipus-Komplex? Verabscheute er, tief in seiner Seele, den Vater, weil er seine Mutter zu sehr liebte? Wenn dies so war, dann mußte Alexander — nach Sigmund Freuds Erkenntnissen — ein Triumphator und Eroberer werden.
      Ich habe nicht Psychologie und Psychiatrie studiert, aber mir scheint, daß nach allem, was wir über diese Zusammenhänge wissen, Alexander zumindest ganz deutlich der erste und blendendste aller großen Eroberer war, die die Welt bis heute gesehen hat. Wahrscheinlich bewunderte er den Vater und blickte zu ihm auf, aber es gab auch unendlich viel Streit zwischen beiden. Und daß er seine Mutter herzlich, ja, leidenschaftlich liebte, darüber besteht kein Zweifel. Es ist sogar denkbar, wenngleich unwahrscheinlich, daß auch die Mann-Frau-Beziehung zwischen beiden eine Rolle spielte; schließlich waren sie an Jahren nicht weit auseinander.
      Es mag abwegig erscheinen, Freuds Meinung zur Beurteilung von Persönlichkeit und Anlagen des größten militärischen Befehlshabers aller Zeiten heranzuziehen, aber für uns, die wir fast zweieinhalb Jahrtausende später uns dieser Aufgabe unterziehen, macht sie zumindest einiges deutlicher."
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    Wie starb Alexander der Große ? Scotland Yard nimmt die Ermittlungen auf
    "Er zählt zu den größten Feldherren der Geschichte: Alexander der Große. In nur zehn Jahren schuf der Makedonen-König ein Weltreich, herrschte von den Pyramiden Ägyptens bis zu den Bergen Afghanistans. Doch auf der Höhe seiner Macht stirbt der berühmte Eroberer im Alter von 32 Jahren unter mysteriösen Umständen. Ein Fall für Kommissar John Grieve von Scotland Yard.
        Babylon Ende Mai des Jahres 323 vor Christus. Alexander bereitet einen groß angelegten Angriff auf Arabien vor. Wie so häufig feiert der geniale Stratege vor dem Feldzug mit seinen Heerführern und Vertrauten. Die Stimmung ist ausgelassen, der Ruf des Königs als Freund ausschweifender Trinkgelage schon zu seinen Lebzeiten legendär. Plötzlich krümmt sich Alexander vor Schmerzen.
    Alexander der Große auf dem Sterbebett: Wilde Gerüchte
         Brechkrämpfe quälen den Herrscher. Hohes Fieber und später Lähmungserscheinungen fesseln den Feldherrn auf das Krankenlager. Die Ärzte sind ratlos. Als der Zustand des Königs hoffnungslos erscheint, nehmen die Soldaten in schier endlosem Defilee Abschied von Alexander, der die Ehrenbezeugungen nur noch mit den Augen erwidern kann. Nach zwölftägigem Todeskampf erliegt er am 10. Juni 323 vor Christus der rätselhaften Erkrankung.
         Schon bald nach dem Tod des Herrschers kursieren Gerüchte, die bis heute nicht verstummt sind. Von Giftmord ist die Rede. Doch keine der antiken Quellen kann mit Beweisen aufwarten. Neuere Vermutungen sprechen von einer Tropenkrankheit, etwa Malaria. Einige Experten sehen die Ursache für sein plötzliches Ableben in Alexanders geschwächtem Immunsystem, wieder andere in Leber- und Nierenschäden infolge exzessiven Alkoholgenusses." Quelle und mehr: https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,2113978,00.html
        Woran starb Alexander der Große?
    Er bezwang ein ganzes Weltreich - und wurde von einer Krankheit bezwungen: Mit nur 32 Jahren starb Alexander der Große. Malaria, Typhus, Grippe - die Liste der üblichen Verdächtigen ist lang. Vielleicht brachten schwarze Vögel dem Herrscher den Tod. "Als Marr und Calisher das Diagnoseprogramm GIDEON (Global Infectious Diseases and Epidemiology Network) mit den Symptomen von Alexander fütterten, spuckte der Computer als Differentialdiagnose Grippe mit 41 Prozent Wahrscheinlichkeit aus. Schwere Grippeepidemien, die Alexanders Truppen hingerafft hätten, sind historisch jedoch nicht überliefert. Die Symptome des West-Nil-Fiebers ähneln dagegen denen einer Grippeinfektion, und zusammen mit Plutarchs Hinweis über die toten Raben passt "die Antwort West-Nil hundertprozentig", wie Calisher betont." Quelle und mehr: https://www.wissenschaft-online.de/abo/ticker/694080
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    Erfindung der Sklaverei. Das Wörterbuch der Geschichte (1983, S. 981) führt hierzu aus: "Sklavenhalterordnung: sozialökonomische Gesellschaftsformation auf der Grundlage der Sklaverei, des Privateigentums der Sklavenhalter an den Produktionsmitteln und an den unmittelbaren Produzenten, den Sklaven; für S. auch synonym antike Sklavereigesellschaft oder antike Gesellschaftsformation verwendet. Die S. entstand etwa seit dem 10. Jh. v.u.Z.  im westlichen Kleinasien, auf den ägäischen Inseln und im südöstlichen Griechenland und reichte zeitlich bis etwa zum 6. Jh. u. Z. Sie verbreitete sich bes. im Mittelmeer-  und  im  Schwarzmeergebiet sowie in den angrenzenden Territorien. Zentren, der S. wurden Karthago, die griechischen Stadtstaaten und vor allem das Römische Reich, an dessen Geschichte sich das Werden, die Entwicklung und der Untergang der S. bes. klar verfolgen läßt. Die S. entstand und entwickelte sich auf der Grundlage von Produktivkräften, die im wesentlichen auf der Kenntnis und der Verwendung des Eisens in der Produktion beruhten. Dabei nutzte die S. jene Voraussetzungen und Leistungen, die die patriarchalische Ausbeutergesellschaft des Alten Orients, auch als altorientalische Klassengesellschaft bezeichnet, erbracht hatte ( > asiatische Produktionsweise)."
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    Die Sklaverei in Griechenland. Aus: Austin & Vidal-Naquet (dt. 1984, fr. 1973), S. 17f.:
    "Bis jetzt war von der Sklaverei in Griechenland nur indirekt die Rede. Aber aus dem, was vorher über das Vorurteil gegen Handarbeit, das Fehlen einer Arbeitsideologie, das Ideal der Muße und die Bedeutung des Krieges im Leben der griechischen Staaten gesagt wurde, geht schon hervor, warum Sklavenarbeit den Griechen als notwendige Vorbedingung zivilisierten Lebens erscheinen mußte. [FN28] Um die Einrichtung der Sklaverei zu erklären, muß man aber natürlich noch andere Faktoren in Rechnung stellen, obwohl es auch hier schwierig wird, klar zwischen Ursache und Wirkung zu unterscheiden. Einerseits ist da der relative Stillstand der technischen Entwicklung zu nennen, der eine Steigerung der Produktion ohne den Rückgriff auf Sklavenarbeit unmöglich machte. Dieser Stillstand hing teilweise damit zusammen, daß es einen Fortschrittsgedanken wie den unseren für die Griechen nicht gab. [FN29] Sicher wäre es ein Irrtum, behaupten zu wollen, der Fortschrittsgedanke an sich sei den Griechen fremd gewesen. Die Griechen der klassischen Zeit waren sich sehr wohl dessen bewußt, daß ihre Zivilisation aus bescheidenen Anfängen hervorgegangen war und nach und nach einen höheren Stand erreicht hatte. Die ersten Kapitel im Werk des Thukydides zeigen das sehr deutlich (s. Text 7, 53, 55, 107). Die Entwicklung bestimmter grundlegender Techniken wurde als positiver Beitrag zu diesem Fortschritt anerkannt. Der Mensch hatte aufgrund seiner technischen Fähigkeiten die Zivilisation schaffen können. Aber Fortschritt in der Vergangenheit bedeutete nicht gleichzeitig die Möglichkeit und Notwendigkeit des Fortschritts in der Zukunft. War ein bestimmter Grad der Zivilisation einmal erreicht, so verlor der technische Fortschritt seinen Wert, und die wirklichen Werte wurden auf einer anderen Ebene gesucht. Eine bestimmte Art des Fortschritts, sei es technischer oder wirtschaftlicher, war die Voraussetzung für die Existenz zivilisierter Staaten, aber er war nicht Sinn und Zweck ihrer Existenz. [FN30]
    Des weiteren ist es ein Grundelement der griechischen Geschichte, daß man von der Ungleichheit der Menschen ausging, was in der Praxis niemals ernsthaft in Frage gestellt wurde. [FN31] Im Verlauf der griechischen Geschichte wurde die Ungleichheit sogar noch zunehmend hervorgehoben, als man die Vorstellung vom freien Bürger entwickelte und zugleich die vom Sklaven, den man als Ware auf dem Markt kaufte (später dann konnte man natürlich seine Kinder im Hause heranziehen) und der (zumindest theoretisch) völlig rechtlos war. Aus unserer Sicht liegt in der Freiheit des einen und der Versklavung des anderen ein krasser Widerspruch. Aber die Griechen sahen das ganz anders: die Freiheit des einen war ohne die Versklavung des anderen gar nicht vorstellbar, und die beiden Extreme hielt man nicht für widersprüchlich, sondern sie ergänzten sich und bedingten einander.
        Es ist daher nicht verwunderlich, daß Sklavenarbeit in der einen oder an-[>]deren Form in allen Epochen der griechischen Geschichte zu finden ist und daß niemand ihre Notwendigkeit ernsthaft in Zweifel zog. Schon bei Homer und Hesiod ist sie eine selbstverständliche Gegebenheit und ist das durch die ganze Antike hindurch geblieben. In klassischer Zeit, im frühen 4. Jahrhundert, sagt ein Invalide, der sich dagegen wehrt, daß man ihm seine staatliche Rente streicht, zu den Geschworenenrichtern: 'Ich habe ein Geschäft, das mir aber nicht sehr viel einbringt; ich selbst kann es nur mit Mühe betreiben, aber einen Sklaven, der die Arbeit übernimmt, kann ich mir noch nicht kaufen.' (Lysias 24, 6) Und Xenophon schreibt in seinen ,Memorabi-lien' (2, 3,3): „Die, die dazu in der Lage sind, kaufen sich Sklaven, damit sie Mitarbeiter haben." Offenbar gab es für den athenischen Durchschnittsbürger der klassischen Zeit nichts Selbstverständlicheres als das Bestreben, wenigstens einen Teil der eigenen Arbeit auf Sklaven abzuwälzen. Utopien spiegeln in dieser Hinsicht die Realität wider. Ein Beispiel mag genügen (einmal ganz abgesehen von Platon und Aristoteles, vgl. Text 14): in den ,Ekklesiazusen', der , Weibervolksversammlung' des Aristophanes, übernehmen die Frauen die Macht, und man führt den Kollektivbesitz an allen Gütern ein. Als Blepyros fragt: „Doch sagt, wer besorgt denn den Ackerbau?", da antwortet Praxagora ganz einfach: „Die Sklaven" (Ekklesiazusen 651; s. auch Text 13).
        Es gab allerdings am Ende des 5. und zu Beginn des 4. Jahrhunderts eine zaghafte geistige Strömung, die keinen wahren Unterschied zwischen Griechen und Barbaren erkennen wollte und versicherte, Sklaverei sei nichts anderes als eine Konvention, die theoretisch nicht zu rechtfertigen sei. Aristoteles bemühte sich im ersten Buch seiner ,Politik', diese Auffassung zu widerlegen und seinerseits zu zeigen, daß ganz im Gegenteil die Antithese von Herren und Sklaven naturbedingt sei, daß die Einen von Natur aus Herren seien und die Anderen zu Sklaven geboren. Die Argumentation des Aristoteles war durchaus nicht unwiderlegbar; aber die Sklaverei blieb dennoch eine anerkannte Praxis, auch wenn man sie nicht mit logischen Argumenten rechtfertigen konnte."
        Weitere Literatur: Finley, Schumacher.
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    modernen Plutokratien wie den USA: Amerika wird im wesentlichen von 400 plutokratischen Familien beherrscht. Bill Gates hat z.B. alleine so viel Vermögen wie die 120 Millionen ärmsten AmerikanerInnen zusammengenommen (Jean Ziegler). Der moderne Sklave ist der Konsument, der durch die Medien wie eine Ratte auf die Arbeit ausschließlich auf den Zweck der Konsumption abgerichtet wird und damit in seiner menschlichen Würde und persönlichen Selbstbestimmung mißbraucht wird.
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    Kallisthenes von Olynth. Neffe des Aristoteles. Bewunderer und Hagiograph Alexanders. Er zerstritt sich als Alexander die Proskynesis (Kniefall; persischer Hofgruß gegenüber dem König) auch von ihm verlangte. Er war einer der Hauptbeteiligten an der Verschwörung 327 wegen der Proskynesis und wurde hingerichtet.
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    Proskynesis,  Proskynese. (Kniefall). Unterwerfungsgruß mit auf den Boden sinken, Kniefall. Am persischen Königshof üblich. In China Kotau. Als Alexander d.G. diese Sitte einführte, machte er sich bei seinen Makedonen und Griechen sehr unbeliebt. Dies führte auch zu einer Verschwörung 327, bei der u.a. sein Hof- und Jubeldichter Kallisthenes von Olynth hingerichtet wurde. [1,]
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    Herostratos. Im Kulturfahrplan wird zum Motiv mitgeteilt, daß Herostratos mit diesem Brand seinen Namen unsterblich machen wollte, was ihm damit offenbar auch gelungen ist. Er bezahlte seinen Ruhm mit Hinrichtung. "Nach seiner Hinrichtung beschlossen die Epheser, das Aussprechen des Namens des Herostratos unter Strafe zu stellen, damit sein Andenken aus der Geschichte ausgelöscht werde" [1,], was offenbar mißlang.
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    Traktat über die drei Betrüger. Gemeint sind Moses, Jesus und Mohammed, die allesamt als Betrüger (Hochstapler), Volksverdummer und Volksverführer kritisch dargestellt werden. Im Kontexkt heißt es (S.73; "Wahn" fett kursiv von mir):
        "Alexander der Große war nicht weniger eitel; nicht zufrieden mit der Weltherrschaft, wollte er auch noch für den Sohn Jupiters gehalten werden. Ebenso gab Perseus vor, er stamme von demselben Gott und der Jungfrau Danae ab. Platon hielt Apollon für seinen Vater, der ihn mit einer Jungfrau gezeugt hätte. Auch andere Personen hatten diesen Wahn. Zweifellos glaubten sie an diese Hirngespinste , die sich auf die Meinung der Ägypter gründen, der Geist Gottes könne mit einer Frau verkehren und sie schwängern." Lit-Quelle.
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    Koma-Säufer. So berichtet z.B. Plutarch: "Als Alexander von einer Totenfeier zurückgekehrt war, lud er viele seiner [>40] Freunde und Offiziere zu einem Bankett ein und veranstaltete ein Wett-Trinken mit ungemischtem Wein, wobei er einen Kranz als Preis aussetzte. Derjenige, der am meisten trank, war Promachos, er brachte es auf 10 Liter. Er nahm den Siegespreis in Empfang, lebte aber nur noch drei Tage. Von den übrigen, die am Wett-Trinken teilgenommen hatten, starben noch 41, weil während ihres Rausches starker Frost einsetzte." Bankl kommentiert (1992, S.38): "Zweiundvierzig tote Offiziere! Ein wahrhaft schauerliches Ergebnis einer Sauferei."
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    Plutarch. Bankl (1992, S. 37) liefert eine gute Erklärung, indem er mutmaßt, daß Plutarch noch die Bibliothek Alexandrias, die "erst" 389 von dem auserwählten Christen Theophilus verbrannt wurde, nutzen konnte. Er schreibt: "Eine detaillierte Darstellung der letzten Tage des Alexander haben der Historiker Flavius Arranius (90 n.Chr.-?) und der Biograph Plutarch [<36] Alexander III., der Große (45-120 n.Chr.) verfaßt. Diese wird allgemein als der Wahrheit sehr nahekommend angesehen, obwohl bereits über 450 Jahre seit dem Tod des großen Königs vergangen waren. Wer nach fast einem halben Jahrtausend den Versuch einer Biographie unternimmt, kann nur dann zur geschichtlichen Wahrheit vordringen, wenn er zeitgenössische Aufzeichnungen verwertet. Diese standen Arrianus und Plutarch in der - später abgebrannten ') - Bibliothek von Alexandria zur Verfügung: die sogenannten „Königlichen Tagebücher" sowie die Schriften des Infanteriegenerals Ptolemaios und des Admirals von Alexanders Flotte, Nearchos."
    Plutarch, Erfinder des Selbstbehauptungstrainings, erklärt zur Freude der PsychologInnen zu Beginn seiner Alexander Biographie:
    "1.  Das Leben des Königs Alexander und das des Caesar, der den Pompeius gestürzt hat, möchte ich in diesem Buch darstellen, und wegen der Fülle des vorliegenden Materials will ich nichts weiter vorausschicken als die Bitte an meine Leser, es mir nicht übelzunehmen, wenn ich die Ruhmestaten nicht sämtlich eine nach der anderen ausführlich darstelle, sondern das meiste nur kurz streife. Denn ich bin nicht Geschichtsschreiber, sondern Biograph, und es sind durchaus nicht immer die großen Heldentaten, in denen sich die Tüchtigkeit oder die Verworfenheit offenbart. Oft sagt ein unbedeutender Vorfall, ein Ausspruch oder ein Scherz mehr über den Charakter eines Menschen aus als die blutigsten Schlachten, die größten Heeresaufgebote und  die Belagerungen von Städten."
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    Diogenes. Plutarch (Alexander, 14) berichtet:
    "14.  Die Griechen versammelten sich auf dem Isthmos von Korinth und faßten den Beschluß, mit Alexander den Feldzug gegen die Perser zu unternehmen, und wählten ihn zum obersten Befehlshaber. Daraufhin kamen viele Politiker und Philosophen zu ihm und gratulierten ihm, und Alexander nahm an, auch Diogenes von Sinope, der in Korinth lebte, werde das gleiche tun. Da dieser aber überhaupt keine Notiz von Alexander nahm und in aller Ruhe im Kraneion37 blieb, ging er selber zu ihm. Als er kam, lag Diogenes gerade in der Sonne. Er setzte sich nur ein wenig auf, als eine solche Menge von Leuten erschien, und blickte Alexander an. Dieser begrüßte ihn und fragte, ob er eine Bitte an ihn habe. Darauf entgegnete Diogenes: »Geh mir nur ein wenig aus der Sonne!« Alexander soll davon sehr beeindruckt gewesen sein und den Stolz und die Größe des Mannes, der ihn mit solcher Nichtachtung behandelt hatte, so sehr bewundert haben, daß er, während seine Begleiter beim Weggehen lachten und spotteten, sagte: »Wahrhaftig, wenn ich nicht Alexander wäre, dann möchte ich wohl Diogenes sein!«
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    Bibliothek von Alexandria. Hat nun Alexander oder Ptolemäus I. die Bibliothek von Alexandria gegründet? Wir nehmen an, daß die neue Bibliothek von Alexandria ihre Geschichte am besten kennt und richtige Auskunft erteilt:
        "Die alte Bibliothek von Alexandrien wurde von Ptolemeus I im Jahre 288 v. Chr. gegründet. Es war als Treffpunkt für die Weisen und großen Geister der Zeit gedacht. Gelehrte, Intellektuelle, Wissenschaftler und Schüler fanden hier ein Umfeld um über das damalige Wissen zu diskutieren und zu lernen." Hierzu auch das ZDF 16.10.2002 zur Neugründung der Bibliothek von Alexandria: "Einstiger Treffpunkt der Weisen. Das von einem Team norwegischer Architekten entworfene siebenstöckige Bibliotheksgebäude aus Glas und Beton in Form einer riesigen Scheibe mit 160 Metern Durchmesser soll den Geist der antiken Bücherei widerspiegeln. Die Bibliothek wurde im Jahr 288 vor Christus von Ptolemäus I. gegründet und galt als Treffpunkt für die Weisen und großen Geister der Antike. Zwischenzeitlich nannte die Sammlung mehr als 700.000 Schriftrollen ihr Eigen.
        Als Julius Cäsar im Jahr 48 vor Christus Alexandria belagerte und ein Teil der Werke in Flammen aufging, setzte der langsame Niedergang der Institution ein. Nach und nach wurde sie in den folgenden Jahrzehnten immer weiter zerstört, bis schließlich unter dem christlichen Bischof Theophilus (385 bis 412 nach Christus) die letzten Überreste des einst so stolzen, nun als "heidnisch" geltenden Wissenszentrums dem Erdboden gleichgemacht wurden."
        Die Uni-Kassel teilt hierzu mit: "Alexandrinische Bibliothek, berühmte Bibliothek zur Zeit des Hellenismus mit dem größten Bestand an Buchrollen, die von unschätzbarer Bedeutung für die Verbreitung der antiken Literatur und Wissenschaften war, da dort von Beginn an wissenschaftliche Studien zur Textedition und Philologie betrieben wurden. Sie wurde von dem ägyptischen König Ptolemäus I. Soter in Zusammenhang mit dem berühmten Museion (griechisch: Musenheiligtum) in Alexandria gegründet als ein unter dem Schutz der Musen stehendes literarisches und wissenschaftliches Zentrum, in dem sich die besten Forscher und Gelehrten ihrer Zeit ohne Beschränkungen und unter optimalen Bedingungen ihren Studien widmen konnten. Unter seinem Sohn Ptolemäus II. Philadelphos wurde sie Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. erweitert. Ihr erster Vorsteher war der Dichter Zenodotos von Ephesos (geboren um 325 v. Chr.), der Erzieher Ptolemäus I., der mit der Ordnung der epischen Handschriften begann. Den ersten Bibliothekskatalog (Pinakes, griechisch: Verzeichnisse) mit Angaben über Autor, Titel und Umfang eines Werkes stellte Kallimachos zusammen, einer der bedeutendsten Dichter und Gelehrten des Hellenismus. Die wichtigsten Bibliotheksleiter waren der Universalgelehrte Eratosthenes, Aristophanes von Byzanz (um 257 bis 180 v. Chr.) und Aristarchos von Samothrake (um 217 bis 145 v. Chr.), alle bedeutende Philologen.
        Während ihrer Blütezeit unter Ptolemäus II. enthielt die Hauptbibliothek weit über 500 000 Handschriften und Buchrollen, der Anbau im Tempel des Sarapis etwa 43 000, darunter fast alle literarischen und wissenschaftlichen Werke der griechischen Antike. Diese wurden textkritisch bearbeitet, sorgfältig ediert und in Bibliotheken der ganzen zivilisierten Welt verbreitet. Besonders diesen Abschriften ist es zu verdanken, dass die antiken Werke bis heute erhalten sind, denn die Bibliothek von Alexandria wurde mehrmals ganz oder teilweise zerstört. So verbrannten z. B. 47 v. Chr. während des römischen Bürgerkrieges etwa 40 000 Bände, als Julius Caesar von den Anhängern des Pompeius in Alexandria belagert wurde und ein Feuer, das die ägyptische Flotte zerstörte, auf einige Bücherlager übergriff. Auch die Bibliothek selbst wurde offensichtlich dreimal durch Feuer zerstört, u. a. 272 n. Chr. auf Anweisung des römischen Kaisers Lucius Domitius Aurelian und ein weiteres Mal 391, als der christliche Kaiser Theodosius I. im Zusammenhang mit seinem erbitterten Kampf gegen den heidnischen Glauben die Bibliothek und andere Gebäude zerstören ließ."
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    Euphemismus. Sprachliche Schönfärberei, beschönigende Darstellung. Gr. "eu" = gut,wohl;  phem = sagen, also wörtlich gut sagen. Beispiele: heimgehen für sterben, seine soldatische Pflicht tun für morden; jdm. lächerlich machen als Späßchen deklarieren; wenn Dikaturen z.B. "präsidiale Staaten" genannt werden. Rein sachlich bedeutet Euphemismus eine falsch positive Darstellung, besonders üblich im diplomatischen Dienst, in der Politik und in "höheren" Kreisen.
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    Steinzeit-Borderliner. Die Borderline-Diagnose ist zwar ausgesprochen fragwürdig. Doch eignet eines ihrer Kriterien, das radikale schwarz-weiß-Denken und Werten sich gut zu der extrem widersprüchlichen Sklavenhaltergesellschaft der "hochkultuvierten" griechischen Sklavenhalter und Sklavenhändler. Als typischer Abwehrmechanismus für Borderline-Persönlichkeiten gilt die Spaltung und Idealisierung. So erscheint weitgehend die unkritische Geschichtsschreibung und Wertung der alten Griechen. Die extrem antihumane und faschistoide Slavenhalterei wird gewöhnlich durch Abspaltung ausgeblendet und das Positive idealisiert. So entstand ein Humanismus der Griechen, den es nie gegegen hat, nur in der Wunsch- und Phantasiewelt der Grecophilen, typisch unkritisch etwa auch bei Freud, existiert.
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    ALKIBIADES war ein Mündel des Perikles. Zitiert nach Christian Meier (1995). Athen, S. 606f.
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    Obolen. Griechisches Gewicht: 0,73 Gramm. Als Silbermünze entsprachen 6 Obolen ungefähr 1 Drachme (Dr.). Das Hauptmünzstück in Athen war das 4-Drachmenstück, etwa bei uns früher dem Taler entsprechend. Zu Solons Zeit kosten ein Medimnos Getreide  (ca. 52 Liter) 1 Dr., ein Stier 5 Dr., unter Perikles war für eine Familie 1/3 Dr. das Existenzminimum für einen Tag. Demnach kostete ein Orakel das 4,5-fache des Existenzminimums für eine Familie. Nach heutigen Verhältnissen wären das bei einer 5köpfigen Familie in Deutschland 2004, wenn man pro Person 15 Euro ansetzt, 5*15*4,5 = ca. 338 Euro. Nicht eben billig und damit nicht für jeden zu haben.
    Der Wert der Münzen und Waren schwankte wie allerorts und nahm im Lauf der Zeit wie gewöhnlich ab (Inflation). Quelle: Lamer.
        Anmerkung: Die Angaben zu Preisen weichen bei verschiedenenen AutorInnen teilweise nicht unerheblich voneinander ab und sollten daher mit großer und kritischer Vorsicht zur Kenntnis genommen werden.Wahrscheinlich stimmen höchstens die Verhältnisse jeweils nur innerhalb des Datensystems einer AutorIn.
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    Angst. Angst ist als Signalgeber für Gefahren ein biologisch und psychologisch sehr wichtiges Gefühl. Im allgemeinen bewahrt sie die Menschen davor, sich allzu leichtfertig großen Gefahren auszusetzen, weil sie zum Vermeiden, zum Rückzug, zur Flucht motiviert, was für die Entwicklung von Phobien und Angststörungen sehr fatale Wirkungen haben kann (was man dagegen tut zeigte Goethe 1777). Wer zu wenig Angst fühlt, wird sich zu oft in Gefahr begeben und mit großer Wahrscheinlichkeit darin auch umkommen, wie schon die Bibel zu prophezeien weiß.
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    Hellespont. Heute Dardanellen. Meerenge in der Türkei zwischen Mamarameer und ägäischem Meer. 65 km lang, 4-5 km breit, engste Stelle 1,3 km. [1,]
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    homosexuell. Erscheint mir fraglich nach der Berichterstattung Plutarchs.
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    Edelhuren. Bornemann führt in seinem Lexikon der Liebe (Bd. 2, S. 563) aus:
    "Hetären [gr.: hetaira = Gespielin]. Das Wort hetaira taucht in der griechischen Literatur zum ersten Male bei Sappho (um 600 v. u. Z.) auf und bedeutet bei ihr »Gespielin«, »Gefährtin«, »Geliebte«. Die Griechen der klassischen Zeit unterschieden zwischen den pezai hetairai, den niedrigen Dirnen (von pezos, »was sich nicht vom Boden abhebt«) und den hetairai musikai, den von den Musen gesegneten Hetären, die singen, tanzen, Musikinstrumente spielen und brillant konversieren konnten. Sie arbeiteten als Callgirls und kamen in die Häuser der unverheirateten Männer, wurden zu den Gastmählern der verheirateten Männer eingeladen, wurden von zwei bis drei wohlhabenden Männern, die sich ihre Günste teilten, gemeinsam ausgehalten oder lebten als Mätressen eines einzelnen Mannes, dem sie meist auch treu blieben, bis er sie verließ. Manche berühmten Männer finanzierten gleichzeitig drei oder mehr Hetären, so zum Beispiel der Redner Hypereides, der in Athen die Myrrhine, in Eleusis die Phila, am Peiraieus die Aristagora unterhielt. Als sein Sohn Glaukos sich über diese Geldverschwendung beschwerte, verstieß ihn Hypereides (FHG II, 492, 12 aus Athen. XIII, 590c; Plut. vit. decem. orat 849d). Es ist bezeichnend für die Begünstigung der Wohlhabenden, daß die Prostituiertensteuer, die selbst von den ärmsten Straßenmädchen zu zahlen war, den teuersten Hetären erlassen wurde, wenn sie ins Haus eines reichen Bürgers einzogen und dort als dessen Konkubine (pallake, pallakis, pallakidion, pallax) oder Nebenfrau (nothon lektron) lebten."
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    Archimedes. Von seinen Werken sind 11 erhalten. [1, 2, 3, pi, kids, ]
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    Faschismus des Aristoteles. Kern aller faschistischen Ideen ist die Auserwählt-Idee und Erhöhung des Eigenen und Entwertung des anderen, Fremden, bei den Griechen heißt es die Barbaren. In seiner Politik(1252b 5) führt Aristoteles aus: "Wenn aber bei den Barbaren Weib und Sklave dieselbe Stellung haben, so liegt der Grund hiervon darin, daß ihnen überhaupt dasjenige fehlt, was von Natur zum Regieren bestimmt ist, vielmehr die Gemeinschaft hier nur die Verbindung einer Sklavin mit einem Sklaven ist. Daher sagen denn auch unsere Dichter: 'Ja, mit Fug den Griechen sind die andern untertan', um damit auszudrücken, daß Barbar und Sklave von Natur dasselbe sind."
    • Die normal-psychologischen und natürlichen Grundlagen des Faschismus.
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    "Ja, mit Fug den Griechen sind die andern untertan." Euripides, Iphigenie in Aulis, 1400. Zitiert nach der Aristoteles Übersetzung. Das Stück ist frei im Netz verfügbar in der Gutenberg-Bibliothek: https://gutenberg.spiegel.de/euripide/aulis/aulis.htm. Euripides (485/84 - 407/6). Kuch schreibt (S.101): "Euripides hatte sich gegen die Versklavung von Griechen durch Griechen gewandt. Und wie stand er zur Sklaverei als gesellschaftlicher Erscheinung? Ungeachtet seines humanistischen Engagements hat der Tragiker die Bedingungen der Sklaverei, auch wenn sie bei ihm zuweilen harte Kritik fanden, im Prinzip bestehen lassen. Es gibt in seinem dramatischen Werk, soweit sich sehen läßt, keine Stelle, an der etwa die Abschaffung der Sklaverei gefordert worden wäre." Fürwahr, ein echter Steinzeit-Borderliner-Humanismus. Wie ist es nur möglich, daß Zig-Generationen von Intelligenzen in Bezug auf den griechischen Auserwählt-Faschismus so blind und einäugig sind?
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    Ephoren. > Ephoren und Ephorat - Quellen und Dokumente.
    Meier:  Volkstribunat und Ephorat. Überlegungen zum “Aufseheramt” in Rom und Sparta  Aufsatz 2003 [PDF-Adresse]
    Thommen: Kleomenes I., Damaratos und das spartanische Ephorat Aufsatz 1999  [PDF-Adresse]
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    Querverweise
    Standort: Alexander der Große.
    *
    Filmkritik: Club der Cäsaren.
    Übersicht Differentielle Psychologie der Persönlichkeit in der Allgemeinen und Integrativen Psychodiagnostik, Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie. * Auserwählt: 0, 1, 2, 3=hier, 4,
    * Psychographie/Pathographie/Biographik * Überblick Politische Psychologie *
    Zur Ethik, Wissenschaft und Repräsentanz der Geschichtsschreibung. Die Kritik Bert Brechts: Fragen eines lesenden Arbeiters.
    * Gegenfestschrift Phlippinum *


    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Alexanders der Große und das antike Griechenland. Eine historische und Psycho-Pathographische Skizze mit einer Kritik an der hagiographischen Geschichtsschreibung und Unterrichtung. Abteilung Differentielle Psychologie der Persönlichkeit, Bereich HerrscherInnen. Zugleich Auserwählt-Materialie 03. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/diffpsy/herrsch/alexdG.htm
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    korrigiert: 15.05.04 irs



    Änderungen: wird unregelmäßig überarbeitet, ergänzt und vertieft.
    11.08.18     Ergänung Ephoren  und Querverweis zu den normal-psychologischen und natürlichen Grundlagen des Faschismus.
    02.03.15    Linkfehler geprüft und korrigiert.
    22.05.10    Lit.Erg. Sklaverei in der Antike: Finley, Flaig, Schumacher,
    13.12.09    Lit.Erg. Curtius Rufus.
    29.01.07    Entfernung des auf  Ablehnung gestossenen Satzes: "So ist nach heutiger Betrachtung Alexanders d.G. gar kein Grieche, sondern ein vormaliger "Jugoslawe", genauer, ein Mazedonier und damit "Halbgrieche"." und ersetzt durch den Satz: "Und wie unten ausgeführt wird, wurden die Makedonier gar nicht zu den Griechen gezählt."
    22.12.06    Bemerkung zu und Lit.Aufnahme Fox.
    08.08.06    Ergänzung zum Vaterproblem (Lit: Sulzberger) * Kritik der Vater-Sohn-Analyse des Pulitzerpreisträgers Sulzberger.
    06.08.06    Hinweise und Quellen zu den Ephorenin Sparta und in der Antike.
    20.03.06    Lit. Aufnahme Menningen.
    21.02.06    Ergänzungen zu Olympia.
    29.04.05    Anmerkung_2: Die religionskritische Schrift des Anonymus aus der Aufklärung  "Traktat über die drei Betrüger" reiht Alexander in die wahnbefallenen Herrscher ein.
    28.05.04    Kleine Korrekturen.
    21.05.04    Lit-Nachtrag Kuch zu Euripides. Nachtrag Steinzeit-Borderliner. Linkhinweis auf Euripides' Iphigenie:  https://gutenberg.spiegel.de/euripide/aulis/aulis.htm.
    20.05.04    Definition als Auserwählt-Materialie 03. Links zu Auserwählt: 0, 1, 2, 3=hier, 4, .
    19.05.04    'Ja, mit Fug den Griechen sind die andern untertan' * Faschismus des Aristoteles * Zusatz Frauen  Olympische Spiele.  Zusatz Dareikos als Welthandelswährung bei Persien.
    18.05.04    Anmerkung Olympische Spiele. Einbau Makedonien. * Herodot-Zitat und  Ergänzung Archimedes im Abschnitt Wirtschaft. Kleine Verbesserungen.
    Literaturhinweis Ott zur Fußnote Juden auf die Nichtjuden.
    16.05.04    Nachtrag Hamann zur Bildenden Kunst.  Anmerkung zum üblen Charakter Alexanders anläßlich des Todes seines Freundes Hephaistion. *  Kritische Anmerkung zum "Weltreich".  * Kleine Korrekturen.