Kreativitäts- und Problemlösungs-Theorie
aus allgemeiner und integrative psychologisch-psychotherapeutischer
Perspektive
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Übersicht: Wir behandeln in diesem Kapitel folgende Fragen:
"Ein Problem ist also gekennzeichnet durch drei Komponenten:
1. unerwünschter Anfangszustand
sa
2. erwünschter Endzustand
sw
3. Barriere, die eine Transformation
von sa in sw
im Moment verhindert."
Diese Definition erscheint uns noch nicht ganz optimal, denn:
Allgemeiner
und Integrativer Problembegriff
Der Problembegriff wird in der Denkpsychologie traditionell in Abgrenzung
zur Aufgabe ganz allgemein wie folgt verwendet: Gegeben sei ein Subjekt
mit einem Ziel. Ist dieses Ziel für ein Subjekt nicht ohne weiteres
erreichbar, stehen dem Erreichen des Zieles also Hindernisse im Wege, für
die das Subjekt keine Methoden und Wege kennt, sie zu beseitigen, so liegt
für dieses Subjekt und seine Situation ein Problem vor.
Die richtigen Fragen zu stellen ist ein wichtiger Schritt zur Lösung.
Das Problem zu klären und zu verstehen ist eine wichtige Voraussetzung
zur Lösung.
In der richtigen Problemformulierung ist die Lösung, falls es
eine gibt, manchmal schon verborgen.
Die entsprechende innere geistige Beschäftigung ist eine oft zusätzlich
wichtige Voraussetzung zur Problemlösung.
Wie findet
man Problemlösungen ?
Stichworte: Erfindungskunst oder Heuristik (als
Handlungsprinzip in der Psychotherapie) Kreativmethoden.
Hellpach (1937, S. 21f)
entwickelt: "Wir finden, kurzum, für wichtige Eingebungen wissenschaftlicher
Erkenntnisse zweierlei Irrationalien: eine irrationale Ursprungssituation
(Traum, Halbwachsein, Hindämmern, Umgaukeltwerden von Bildern, versonnen
Wandern oder Ruhen, nicht strenges, waches, klares Denken: 'niemals
am Schreibtisch' kamen die Einfälle des Helmholtz) und eine irrationale
Inhaltsbeschaffenheit, die bis zum Widersinn gehen kann ..."[z. B.
Newtons
Apfel, Kekulés
Schlange, Darwins Wagenfahrt] ... "Diese beiden
Irrationalien: die irrationale Ursprungssituation und der irrationale Eingebungsinhalt
- sind jedoch eingerahmt von zwei Rationalien: der Denkvorbereitung und
der Denkausführung. Nur ausnahmsweise, wie bei Robert
Mayer, kann das vorbereitende Denken fehlen, mindestens kaum nachweisbar
sein; in den weitaus meisten Fällen gehört es zu den Voraussetzungen
des Eintretens der Eingebung. Die rationale Ausführungsphase fehlt
niemals. Wer sich bei Einfällen bescheidet, wird bestenfalls ein Aphorist,
ein Essayist, ein Geistreicher. Eingebung ist noch nicht Erkenntnis, nur
Erkenntniskeim; sie muß erst durch umfassende Beweisführung
zur Erkenntnis entfaltet werden."
Berichte
und Quellen über Problemlösungs-Einfälle in der Wissenschaft
Motto: "Man löst oft ein Problem, indem man sich vom Problem
löst."
Vorbemerkung: Phantasie und Einfälle, Suchen und Probieren wie häufiges Scheitern, Analogien und vor allem auch die Professores Zufall und Glück, so viel steht ziemlich sicher fest, spielen in der Wissenschaft, in ihren Entwicklungen und Entdeckungen eine viel, viel größere Rolle als nachher in den Veröffentlichungen und Lehrbüchern aufscheint. Dort ist fast alles verschwunden, was mit der psychologischen Wirklichkeit des Entwicklungs- und Entdeckungsprozesses zu tun hatte. Das spricht auch keineswegs gegen die Wissenschaft, sondern dies erscheint aus psychologischer Sicht völlig normal und natürlich. Bedeutsame Erkenntnisse werden aber wahrscheinlich nur dann zum Vorschein kommen, wenn eine solide Begabung, eine solide Befassung und Erfahrung den Hintergrund und Nährboden des Heureka-Erlebnisses - Ich habs! - aufbereitet.
Ampère (1775-1836,
Mathematiker, Physiker, Naturforscher) 1802.
Nach Thiele-Dohrmann (1990,
S. 111). "Am 27. April 1802 stieß ich einen hellen Freudenschrei
aus ..." beginnt Dohrmann seine Darstellung von Ampères Heureka-Erlebnis.
"Sieben Jahre zuvor hatte ich mir eine Aufgabe gestellt, die ich nicht
sofort lösen konnte, für die ich aber durch Zufall eine Lösung
fand. Ich wußte zwar, daß sie richtig war, konnte sie aber
nicht beweisen. Die Sache ging mir immer wieder durch den Kopf, und wohl
zwanzigmal habe ich nach einer Lösung gesucht, aber vergebens. Tagelang
schleppte ich den Gedanken mit mir herum, und schließlich, ich
weiß nicht wie, hatte ich sie und mit ihr eine Menge neuartiger
Überlegungen über die Wahrscheinlichkeitstheorie. Da ich glaube,
daß es in Frankreich nur wenige Mathematiker gibt, die dieses Problem
schneller lösen können, hege ich keine Zweifel, daß eine
kurze Veröffentlichung darüber ein gutes Mittel ist, um zu einen
Lehrauftrag für Mathematik zu kommen." Dohrmann berichtet, daß
Ampère diesen Lehrauftrag auch tatsächlich bekommen hat. Seine
Abhandlung wurde unter dem Titel "Betrachtungen über die mathematische
Theorie von Glücksspielen" bekannt.
Archimedes (ca.
287-212, Mathematiker, Ingenieur).
Von Archimedes berichtet Plutarch, daß er, als er in eine übervolle
Badewanne stieg, und diese überlief, das Prinzip des Auftriebs (Hydrostatik)
entdeckt haben soll. Er soll so begeistert über die Entdeckung gewesen
sein, daß er spontan aus der Wanne sprang, mehrfach "Heureka!" (Ich
habs!) rief und dann nackt und aufgeregt durch die Straßen von Syrakus
gelaufen sein soll, ohne auf die anderen Menschen zu achten. Vorausgegangen
ist diesem klassischen Heureka-Erlebnis eine Problemstellung des Königs
Heiron II. von Syrakus, der wissen wollte, ob eine von ihm in Auftrag gegebene
Krone wirklich aus Gold bestand. Wie kann man das machen? Nun, man braucht
eine Vergleichs- oder Bezugsmasse von gleichem Gewicht wie die Krone. Ist
die Krone reines Gold und nicht etwas eine Legierung, so wird sie genau
so viel Wasser verdrängen wie die Vergleichs- oder Bezugsmasse aus
reinem Gold. Verdrängt die Krone mehr Wasser, hat sie ein größeres
Volumen und daher ein geringeres Gewicht als das gleiche Volumen reines
Gold. So soll es gewesen, endet die Geschichte. Aus kreativpsychologischer
Sicht gibt es keine Einwände gegen diese Geschichte: so kann es gut
gewesen sein.
Brodie, Benjamin
1859.
Aus: Spektrum der Wissenschaft. Deutsche Ausgabe der Scientific American.
Biografie 2/ 2000, S. 6. Der Begründer der Elektrodynamik:
Maxwell.
"Am 30. November 1859 hielt Sir Benjamin Brodie einen Vortrag vor der Royal
Society, deren Präsident er damals war." Er führte aus, "daß
die physikalische Forschung mehr als alle anderen geistigen Tätigkeiten
den wirklichen Wert und die richtige Verwendung der Imagination vor Augen
führe - 'jener wunderbaren Fähigkeit, die uns, wenn wir uns ihr
ohne Kontrolle hingeben, im Gefilde der Ratlosigkeit und des Irrtums, in
Welten des Nebels und der Dunkelheit abgleiten lässt, die aber, wenn
sie von der Erfahrung und der Reflexion richtig gelenkt wird, das edelste
Merkmal des Menschen wird: die Quelle des dichterischen Genius, das Instrument
für Entdeckungen in der Wissenschaft, ohne das Newton nie die Fluxionen
erdacht, Davy nicht die Erden und die Alkalien zerlegt, Kolumbus keinen
neuen Kontinent entdeckt hätte.'"
Darwin (1809-1882, Biologe).
Hellpach
berichtet (1937, S. 21):
"Die Idee der Auslese des im Kampf ums Dasein Bestangepaßten
kam, nach jahrelangem vergeblichen Denken über die Erklärungsmöglichkeiten
der Entwicklung der Lebewesen, dem 49 jährigen Darwin auf einer Wagenspazierfahrt,
und der so nüchterne Mann beschreibt den Zustand, in den er danach
gerät, mit dem Satze: 'Ich bin von meinem Reichtum an Erkenntnissen
wie ein Krösus überwältigt.' Aber was dann folgt:
die Ausarbeitung des Werkes 'Die Entstehung der Arten', der überzeugende
Aufbau der Beweisführung, ist eine solche Verstandesmühsal, daß
es ihn 'halb tot gemacht' hat, dies 'verwünschte Buch'."
Descartes (1596-1650, Mathematiker,
Philosoph),
nach Hellpach (1937, S. 20), hatte Descartes
beim Erwachen eines Morgens im Feldlager Tillys bei Regensburg, die
Vorstellung der Koordinaten der analytischen Geometrie.
Franklin (1706-1790, Naturforscher,
Schriftsteller, Staatsmann)
Nach Thiele-Dohrmann (1990, S.
113). Damit Franklin die Menschen von seiner Idee des Blitzableiters überzeugen
konnte, war ein wichtiger Zwischenschritt nötig: zuerst mußte
er beweisen, daß Gewitterwolken elektrisch geladen waren. Dohrmann
berichtet: "Schon als kleiner Junge hatte er einen Drachen auf ungewöhnliche
Weise verwendet: Beim Schwimmen auf einem See hatte er sich oft bei leichtem
Wind auf den Rücken gelegt und sich von einem solchen Drachen ziehen
lassen. Diese plötzlich aufsteigende Erinnerung machte er sich jetzt
zunutze. Gemeinsam mit seinem kleinen Sohn bastelte er aus Holzlatten und
einem Seidentuch einen Drachen, den er während eines Gewitters im
Juni 1752 steigen ließ. Es gelang ihm, die elektrische Ladung einer
Wolke in eine sogenannte 'Leidener Flasche' zu geleiten, einen mit Stanniol
belegten Glaszylinder zum Ansammeln von Elektrizität. 'Der so gewonnene
elektrische Funke entflammte Spiritus und wurde noch zu weiteren Experimenten
verwendet', schrieb Franklin zufrieden in sein Tagebuch."
Gauß (1777-1855, Mathematiker):
"Meine Ergebnisse habe ich schon, ich weiß nur noch nicht, auf
welchem Wege ich zu ihnen gelangen werde." Hellpach
berichtet (1937, S.20): "Gauß, der princeps mathematicorum, 'hatte'
manche seiner genialen Lösungen im Augenblick des morgendlichen Aufwachens;
..."
Hadamard (1865-1963, Mathematiker)
Nach Thiele-Dohrmann (1990, S. 110).
"Der französische Mathematiker Jacques Hadamard erklärt zu
solchen unvermuteten Eingebungen aus seiner eigenen Erfahrung: 'Eine Erscheinung
gibt es sicher, und ich bürge für ihre absolute Gewißheit:
Das plötzliche und unvermittelte Auftauchen einer Lösung im Augenblick
des Erwachens. Als ich einmal durch ein Geräusch abrupt geweckt wurde,
kam mir spontan, ohne daß ich auch nur einen Augenblick darüber
nachgedacht hätte, eine Lösung, nach der ich schon seit langem
suchte - diese Tatsache war so eindrucksvoll, daß sie mir unvergeßlich
blieb - und die in einer ganz anderen Richtung lag als alles, auf das ich
in meinen Versuchen hingearbeitet hatte.'"
Helmholtz (1821-1894, Physiker).
Es gibt "nichts praktischeres, als eine gute Theorie". (Hellpach
1937, S. 33). Augenspiegel.
Kekulé (1829-1896,
Chemiker) 1890:
Siehe Kekulés
Berliner Rede 1890 zum 25jährigen Benzolfest: "Lernen wir träumen,
meine Herren, dann finden wir vielleicht die Wahrheit - aber hüten
wir uns, unsere Träume zu veröffentlichen, ehe sie durch den
wachen Verstand geprüft worden sind." Kekulés
Traum.
Loewi, Otto (1873-1961, Physiologe
und Pharmakologe, Nobelpreis 1936). Thiele-Dohrmann
(1990, S. 114).
"Auch Otto Loewi, der die Bedeutung von Chemikalien bei der Übermittlung
von Nervenimpulsen untersuchte und für seine Forschungsergebnisse
den Nobelpreis zuerkannt bekam, hatte zunächst große Schwierigkeiten
gehabt, seine intuitiven Überzeugungen empirisch zu beweisen. Er war
nahe daran, seine Theorie aufzugeben, als er eines Nachts etwas Unerwartetes
erlebte: Er erwachte, anscheinend nach einem Traum, schaltete das Licht
an und schrieb einige Worte auf ein kleines Stück Papier. Dann schlief
er wieder ein. Als er morgens um sechs Uhr aufwachte, fiel ihm sofort ein,
daß er in der Nacht etwas sehr Wichtiges notiert hatte. Aber die
schnell hingekritzelten Worte auf dem kleinen Zettel, konnte er nicht mehr
entziffern.
In der folgenden Nacht hatte er den gleichen Einfall. Es war der Entwurf
eines Experiments, mit dem er testen wollte, ob eine wissenschaftliche
Hypothese, die er vor Jahren aufgestellt hatte, richtig war. Sofort stand
er auf, ging in sein Labor und führte, wie er es geträumt hatte,
ein einfaches Experiment an einem Froschherzen aus - ein Versuch, der ihm
schließlich den Nobelpreis eintrug."
Maxwell, James Clerk
(1831-1879,
Mathematiker, Physiker, Begründer der Elektrodynamik).
Nach Sekundärquelle: Spektrum der Wissenschaft. Deutsche Ausgabe
der Scientific American. Biografie 2/ 2000, S. 7f. Der Begründer
der Elektrodynamik: Maxwell. Seinen ersten Vortrag, der über die
naturwissenschaftliche Perspektive hinaus ging, hielt Maxwell 1854 kurz
nach seiner Graduierung (mit Auszeichnung) in Mathematik in Cambridge "vor
den 'Aposteln' - einem literarischen Club am Trinity College -" mit dem
Thema: "Has Everything Beautiful in Art its Original in Nature?", worin
er die Ansicht vertrat, "daß die Imaginationsfähigkeit der Vernunft
übergeordnet sei". Zwei Jahre später folgte erneut ein Vortrag
vor den "Aposteln" mit dem Thema: "Are there Real Analogies in Nature?".
Hierbei wählte er in der Einführung den Vergleich, daß
sich im Wortspiel zwei Wahrheiten in einem einzigen
Ausdruck versteckten während in der Analogie eine Wahrheit
aus zwei verschiedenen Ausdrücken hervorgehe. Er beschließt
seinen Vortrag mit einem interessanten Gleichnis (S. 11): "Vielleicht ist
das 'Buch' der Natur, wie man es genannt hat, aus geordneten Seiten aufgebaut;
wenn dem so ist, dann erklären ohne Frage die einleitenden Teile das,
was folgt, und die Methoden, die in den ersten Kapiteln dargestellt werden,
können übernommen und als Erklärungen der nachfolgenden,
fortgeschrittenen Teile verwendet werden; wenn es aber kein 'Buch' ist,
sondern eine Zeitschrift, dann ist nichts dümmer als anzunehmen, ein
Teil könne ein Licht auf einen anderen werfen." Hier klingt bereits
die Idee des Quantensprungs, der Mutation und des Chaos an.
Robert Mayer (1814-1878,
Arzt, Naturforscher)
findet den Energieerhaltungssatz, wobei der Auslöser auf folgendes
Erlebnis zurückgehen soll, wir folgen Hellpach
(1937, S. 4): "Dieser Durchschnittsmediziner Mayer, der niemals einen regulären
Unterricht in der Physik genossen hatte, wurde als 26 jähriger zum
Entdecker des Gesetzes der Erhaltung der Energie und der Verwandelbarkeit
der Naturkräfte (als bloßer Erscheinungsformen der Energie)
ineinander. Mitten auf einer Seereise als Schiffsarzt, während deren
er ohne jede intensivere geistige Beschäftigung, ein geradezu inhaltsarmseliges
Tagebuch führend, sozusagen animalisch dahinlebte, ließ der
(vermeintliche!) Anblick besonders hellroten Blutes beim Aderlaß
von Matrosen in Surabaja in ihm die Eingebung aufblitzen, daß chemische
Verbrennung, Wärme und mechanische Arbeit in einem gesetzmäßigen
Zusammenhang miteinander stünden. Mayer ist durch diesen Einfall nach
seinem eigenen Zeugnis in einen wahrhaft ekstatischen Zustand geraten,
er fühlte sich 'inspiriert', kümmerte sich überhaupt nicht
weiter um die packende tropische Welt, die kennenzulernen er doch seine
Reise unternommen hatte, sondern vergrub sich an Bord seines vor Anker
liegenden Schiffes in seine Idee. Seine unzulänglichen Vorkenntnisse
in der Physik führten ihn nun bei dem Versuch, diese Idee zu beweisen,
zunächst in ein wahres Gestrüpp von Irrtümern und Fehlschlüssen,
und erst nach fast zwei Jahren hatte seine Abhandlung, wenngleich noch
mit groben Beweisschnitzern behaftet, immerhin eine Beweiskraft, daß
sie des Chemikers Liebig Aufmerksamkeit zu erregen wußte. Obwohl
Mayer seine wissenschaftlichen Bildungslücken immer fleißiger
füllte, teils durch mathematischen Privatunterricht, teils durch briefliche
und mündliche Befragungen von naturwissenschaftlichen Fachleuten,
ist er der Versuchung, Unbewiesenes, Phantastisches, Spekulatives in seine
Gedankengänge zu verflechten, niemals Herr geworden, und dies war
es in erster Linie, was einen großen und strengen Naturforscher wie
Helmholtz zeitlebens an der Anerkennung Mayers als eines Ebenbürtigen
hinderte. Mitschuld an dieser Neigung trug wohl Mayers pathologische Wesensnote
- deren krasse Ausbrüche (er mußte wiederholt eine geschlossene
Anstalt aufsuchen) man fälschlich der Aufregung über die Mißachtung
seiner Entdeckung zugeschrieben hat. Robert Mayer hatte nicht mit größerer
Verständnislosigkeit zu kämpfen, als die meisten Bahnbrecher.
Er hat, wenn auch nach langer Wartezeit, den vollen Ruhm des großen
Entdeckers noch erlebt, großartige Ehrungen empfangen, und selbst
Helmholtz hat schließlich die unbedingte Priorität Mayers in
Fragen des Energiegesetzes rückhaltlos anerkannt. Aber Mayer war eben
in seiner Anlage ein gemütskrankhaftes Naturell, ein 'Manisch-Depressiver',
wie wir es heute nennen, er wurde immer wieder von Anfällen bald exzentrisch
gehobener, bald verzweifelt gedrückter Stimmung heimgesucht; die anfängliche
Verkennung hat gewiß seine Reizbarkeit gesteigert, geschaffen hat
sie sein krankhaftes Naturell nicht. Ein (ihm sehr wohlwollender) Biograph
spricht davon, daß noch in seinem Hauptwerk die große Entdeckung
mitten in 'gänzlich wertlosen und abwegigen' Auseinandersetzungen
stehe 'wie eine Wunderblume in einem Sumpf'."
Newton (1642-1726 / 7, Physiker,
Naturwissenschaftler, Alchemist).
Newtons Geschichte mit dem Apfel, wonach er aus der alltäglichen
Beobachtung des Falls eines Apfels auf die Idee mit der Schwerkraft gekommen
sein soll, ist, zusammen mit der Geschichte von Archimedes, eine der berühmtesten
Geschichten zu den Heureka-Erlebnissen in der Wissenschaft.
Unter folgender Adresse wird berichtet, daß es eine ganze Reihe
von Indizien für den Wahrheitsgehalt der Geschichte mit dem Apfel
gibt, aber nicht, daß der Apfel Newton auf den Kopf fiel: [ursprüngliche
Quelle: https://www.newton.org.uk/essays/Apple.html]
Nach einer anderen Quelle soll er auf die Frage, wie er zu seinen Erkenntnissen
gekommen sei, gesagt haben: "Durch unausgesetztes angestrengtes Nachdenken".
Anmerkung: Höflich formuliert, soll Newton ein sehr schwieriger Mensch
gewesen sein, was ein schönes Beispiel dafür ist, daß unsere
Helden (auf der einen Seite) nicht selten in anderen Bereichen weniger
verehrungswürdige Merkmale zeigen.
Google zu <Newton
apple> <Newton
biography> <Newton
Biographie>
Poincaré (1854-1912,
Physiker, Mathematiker)
Nach Thiele-Dohrmann (1990, S.
110f). "Später wandte sich Poincaré arithmetischen Fragen zu,
ziemlich erfolglos, wie er fand, und ohne auf den Gedanken zu kommen, daß
diese Fragen etwas mit seinen früheren Untersuchungen zu tun haben
könnten. Recht verärgert über seinen Mißerfolg, fuhr
der Mathematiker für einige Tage an die See, um auf andere Gedanken
zu kommen. Und gerade diese Ablenkung brachte ihm die Belohnung für
seine vorherigen Denkanstrengungen: Er erkannte einen lang gesuchten mathematischen
Zusammenhang, den er bislang nicht gesehen hatte. Besonders beeindruckt
war Poincaré von der Plötzlichkeit der Erkenntnis. Er sah darin
ein Zeichen für eine lange unbewußte Vorarbeit. Diese unbewußte
Arbeit, davon zeigte er sich überzeugt, spielt bei vielen mathematischen
Erfindungen eine wichtige Rolle."
Polya (in Vorbereitung)
Simon, Hermann (1867-1947), Psychiater, entdeckt durch Zufall den Wert der Beschäftigungs- und Arbeitstherapie. (Beschreibung hier)
Hellpach (1937, S. 21) berichtet: "Und schon der kleine Schuljunge macht die Erfahrung, daß da eine Aufgabenlösung, 'leicht wie aus dem Nichts gesprungen' (Schiller) da sein kann, um die er sich am späten Vorabend vergebens plagte. Doch gehörte dieses Sichplagen, das angestrengte, wenn auch fruchtlose Nachdenken dazu."
In Vorbereitung:
Wie die dramatische Selbstmordwelle
der Jungfrauen von Milet von einem Tag auf den anderen gestoppt wurde.
Küche, Haushalt, Auto, Alltags-Handwerk,
Alltags-Technik
Von der Tücke des Objekts.
Freiheitsgrad-Hypothese
mentaler Modelle:
Ein mentales Modell muß - relativ - frei sein, um sich an
ein anderes mentales Modell binden zu können.
Diese Hypothese steht im guten Einklang mit der bekannten Tatsache
aus der kreativen Denkforschung und Problemlösungspsychologie, daß
Lösungen bevorzugt nach Lockerungen und Abweichungen von gewohnten
und eingeschliffenen Bahnen eintreten. Solche Lockerungen befreien ein
mentales Modell aus seiner gewohnten Umgebung, Einbettung und seinen gewöhnlichen
assoziativen Bindungen. Dieses Wissen wird auch von der Hypnotherapie gezielt
angewendet.
Ganz praktisch stellt sich nunmehr die Frage: Was kann man tun, welche
mentalen Zustände sind solchen Freiheitsgraden förderlich?
So seltsam es klingen mag: aber sich gerade bewußt nicht mit
der Problemlösung zu beschäftigen, kann der wirklichen Problemlösung
sehr förderlich sein. Die Lockerung oder vorübergehende Aufgabe
der bewußten Kontrolle, die mit der Abkehr, einer Pause, Entspannung,
Ruhe oder Schlaf einhergeht, ermöglicht nun, daß sich aus der
Erfahrungs-, Denk- und Phantasiewelt mentale Modelle mischen können.
Logik und bewußte Kontrolle, auch die Einbahnstraßen der Erfahrung
und bisherigen Anordnungen, sind eingeschränkt bis aufgehoben. Die
unterschiedlichsten Modellfiguren können nach dem Gestaltmodell in
den Vordergrund, andere in den Hintergrund treten. In solchen Mischungen
können nun zahlreiche mentale Modelle für das Problem vorkommen.
Neue geistige Modellverbindungen werden somit möglich. Dies gleicht
der Erleichterung beim Erinnern der Wiedererkennungsmethode gegenüber
der Reproduktionsmethode. Die Reproduktionsmethode muß in den Fällen,
in denen Neues gesucht wird, versagen.
Die
Affekt-Hypothese zur Heraushebung:
Ein mit einem besonderen Affekt verknüpftes mentales Modell kann
einem ansonsten wenig bedeutsamen mentalen Modell eine heraushebende Bedeutung
verleihen, so daß es in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken
kann.
Die
Originalitäts-Hypothese der Heraushebung
Aus der Gedächtnisforschung wissen wir, daß originelle und
ungewöhnliche Codierungen die Gedächtnisleistung erhöhen
können.
Die
Assoziations-Hypothese der Verbindung
Aristoteles stellte die Hypothesen auf, daß mentale Modelle miteinander
assoziiert werden, wenn sie einander (1) ähnlich sind, (2) im Gegensatz
zu einander stehen, wenn sie (3) räumlich oder (4) zeitlich einander
nahe sind. Kurz zusammengefaßt: Ähnlichkeit, Kontrast und Nähe
sind assoziationsförderlich.
Die
Lerntheoretische Hypothese: Assoziation (Konditionierung) durch Belohnung
Ein mentales Modell wird mit einem anderen verstärkt assoziiert,
wenn diese Verbindung entsprechend belohnt wird.
Weitere und sonstige Ideen und Überlegungen
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Kreativität site:www.sgipt.org. * Problemlösung site:www.sgipt.org. |
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