Das Schulden-Porträt
Helmut Schmidt
Finanzminister 7.7.1972 - 15.5.1974
Bundeskanzler 1974-1982
von Rudolf Sponsel, Erlangen (ohne Gewähr)
Staatsschulden
(alt) in 6,5 Jahren nach dem IP-GIPT Modell tilgbar.
Die politische Krankheit
der Schuldentollwut. Erklärung und Heilung.
* Politbiographie * Schulden-Tabelle * Ergebnis * Kommentar * Anregung * Ländervergleich * Deutsches Reich * Weimar * Drittes Reich * Bundesbankprädidenten und Kanzler im Vergleich * Übersicht Schulden-Porträts * Schulden-Wachstumstabelle * Japan * USA 1791-2004 * Querverweise *
Zur Erinnerung: John Meynard
Keynes (1936, S. 314):
"Die hervorstechenden Fehler der wirtschaftlichen Gesellschaft, in
der wir leben, sind ihr Versagen, für Vollbeschäftigung Vorkehrung
zu treffen und ihre willkürliche und unbillige Verteilung des Reichtums
und der Einkommen."
Politbiographische Daten Helmut
Schmidt [1,2,3,]
Einen ebenso gründlichen wie dichten polit-biographischen
Rahmen liefert das Deutsche Historische Museum (dhm),
in dem aber - wie meist - leider die finanzwirtschaftliche Dimension (siehe
hierzu Kommentar) fast vollständig fehlt:
"Am 23. Dezember 1918: Helmut Schmidt wird in Hamburg-Barmbek
als Sohn eines Studienrats und Diplomhandelslehrers geboren. 1937 Abitur
an der Hamburger Lichtwark-Schule. 1937-1939 Reichsarbeitsdienst und Wehrdienst.
1939-1942 Schmidt ist Soldat im Zweiten Weltkrieg. Zunächst wird er
bei der Bremer Luftabwehr eingesetzt. 1941 kommt er an die Ostfront. 1942
Schmidt heiratet seine ehemalige Klassenkameradin Hannelore (Loki) Glaser.
1942-1944 Referent für Ausbildungsvorschriften der leichten Flakartillerie
im Reichsluftfahrtministerium in Berlin und in Bernau. 1944/45 Dezember-April:
Fronteinsatz als Oberleutnant und Batteriechef an der Westfront. 1945 April:
In der Lüneburger Heide gerät Schmidt in britische Kriegsgefangenschaft.
31. August: Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft. 1946-1949 Studium der
Volkswirtschaft und Staatswissenschaft in Hamburg, unter anderem bei dem
späteren Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller (SPD). Abschluß
als Diplomvolkswirt mit der Arbeit "Die Währungsreformen in Japan
und Deutschland im Vergleich". 1946 März: Eintritt in die SPD. 1947/48
Bundesvorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS).
1949-1953 Zunächst Referent, dann Leiter der wirtschaftspolitischen
Abteilung, ab 1952 Verkehrsdezernent in der Behörde für Wirtschaft
und Verkehr in Hamburg unter Senator Karl Schiller. 1953-1962 Mitglied
des Deutschen Bundestages für die SPD. 1957: Schmidt wird Mitglied
des Fraktionsvorstands der SPD. Im Bundestag entwickelt er sich als glänzender
Redner zu einem der profiliertesten Vertreter der jüngeren Generation.
Als Verkehrs- und Militärexperte übt er scharfe Kritik an der
Bundesregierung, insbesondere an Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß.
Sein Auftreten bringt ihm bei seinen politischen Gegnern den Spitznamen
"Schmidt-Schnauze" ein. 1958 Schmidt wird Mitglied im SPD-Bundesvorstand.
Im Rahmen der Kontroverse um die Atombewaffnung und der Anti- Atomtod-
Kampagne der SPD tritt er entschieden gegen eine atomare Bewaffnung der
Bundeswehr ein. Oktober: Wehrübung in der Flugabwehrschule Rendsburg.
Beförderung zum Hauptmann der Reserve. Noch während der Wehrübung
wird Schmidt aus dem SPD-Fraktionsvorstand abgewählt. 1961 Veröffentlichung
seines militär-strategischen Buches "Verteidigung oder Vergeltung".
1961-1965 Schmidt übernimmt das neugeschaffene Amt des Hamburger Innensenators
und legt kurz darauf sein Bundestagsmandat nieder. 1962 17. Februar: Bei
der Hochwasserkatastrophe in Hamburg leitet Schmidt als Innensenator der
Stadt die Rettungsarbeiten und Hilfsmaßnahmen. Mit seinem energischen
und umsichtigen Eingreifen macht er sich einen Namen als Krisenmanager.
1964 Schmidt wird in die zehnköpfige Regierungsmannschaft Willy Brandts
der SPD für die Bundestagswahlen 1965 aufgenommen. 1965-1987 Schmidt
ist erneut Mitglied des Bundestages. 1967-1969 Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.
1968-1983 Stellvertretender Vorsitzender der SPD. 1969 Veröffentlichung
des verteidigungspolitischen Buches "Strategie des Gleichgewichts". 1969-1972
Bundesverteidigungsminister im ersten sozial-liberalen Kabinett Brandt.
1972 Frühjahr: Schmidt erleidet eine schwere Schilddrüsenerkrankung.
Juli-November: Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen als Nachfolger
Karl Schillers im 1. Kabinett Brandt. 15. Dezember: Vereidigung als Bundesfinanzminister
im 2. Kabinett Brandt. 1973 Veröffentlichung der Schrift "Auf dem
Fundamt des Godesberger Programms". 1974 16. Mai: Nach dem Rücktritt
Brandts wird Schmidt zum 5. Bundeskanzler gewählt [aus der Regierungserklärung
1974]. Von Beginn an steht Schmidts Kanzlerschaft unter dem Schatten
der Rezession und der Weltwirtschaftskrise. In seiner Regierungserklärung
hebt er die Themen Stabilität und Vollbeschäftigung hervor. Engen
Kontakt pflegt er mit dem französischen Staatspräsidenten Valéry
Giscard d'Estaing (geb. 1926). Oktober: Besuch in Moskau und Begegnung
mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew. Dezember:
Besuch in Washington bei Präsident Gerald Ford (geb. 1913). 1975
1. August: Unterzeichnung der Schlußakte der Konferenz über
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Helsinki. Auf der Konferenz
trifft Schmidt erstmals mit dem DDR Staats- und Parteichef Erich Honecker
zusammen. Oktober: Bei seinem Besuch in China trifft Schmidt mit dem chinesischen
Staatschef Mao Tse-tung zusammen. Die britische Zeitung "Financial Times"
erklärt Schmidt zum "Mann des Jahres 1975". 1976 Mai: Besuch in Saudi-Arabien.
15. Dezember: Nach dem Wahlsieg der sozial-liberalen Koalition bei den
Bundestagswahlen 1976 wird Schmidt erneut zum Bundeskanzler gewählt.
Veröffentlichung der Schriften "Kontinuität und Konzentration"
und "Als Christ in der politischen Entscheidung". 1977 Juli: Besuch
in Washington bei Präsident James (Jimmy) Carter (geb. 1924). September-Oktober:
Eine Welle terroristischer Aktionen erreicht in der Bundesrepublik ihren
Höhepunkt. Bundeskanzler Schmidt reagiert mit Unnachgiebigkeit: 5.
September: Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin
Schleyers (1915-1977). 13. Oktober: Entführung der Lufthansa-Maschine
"Landshut". 18. Oktober: Schmidt gibt den Befehl zur Erstürmung der
"Landshut" in Mogadischu/Somalia durch eine Sondereinheit des Bundesgrenzschutzes.
Daraufhin begehen die führenden Mitglieder der RAF am gleichen Tag
in ihren Gefängniszellen Selbstmord. Schleyer wird einen Tag später
im Kofferraum eines Wagens ermordet aufgefunden. Schmidt übernimmt
die Verantwortung für den Tod Schleyers und erläutert vor dem
Bundestag "Zu dieser Verantwortung stehen wir auch in der Zukunft. Gott
helfe uns!" November: Besuch in Warschau. Auszeichnung mit dem Theodor-Heuss-Preis.
1978 Mai: Während seines Besuches in Bonn ist der sowjetische Staats-
und Parteichef Breschnew auch Gast im Hause Schmidt in Hamburg-Langenhorn.
Juni: Besuche in Nigeria und Sambia. 1979 Januar: Gipfeltreffen in Guadeloupe
mit US-Präsident Carter, dem französischen Staatspräsidenten
Giscard d'Estaing (geb. 1926) und dem britischen Premierminister James
Callaghan (geb. 1912). Bei diesem "Vierer-Gipfel" erreicht Schmidt die
politische Entscheidung zugunsten des NATO- Doppelbeschlusses. Der von
Schmidts Parteifreunden heftig kritisierte Doppelbeschluß wird im
Dezember offizielles NATO-Konzept. Juni: Besuch in Washington bei Präsident
Carter. 1980 Februar: Schmidt und Giscard d'Estaing fordern in einem gemeinsamen
Communiqué die Sowjetunion auf, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen.
März: Besuch in Washington bei Präsident Carter. Juni/Juli: Besuch
in Moskau. 9. Juli: Der Jüdische Weltkongreß zeichnet in Amsterdam
Schmidt für seine Verdienste um Frieden und Menschenrechte mit der
Goldman-Medaille aus. 5. November: Nach dem Wahlsieg der sozial-liberalen
Koalition bei den Bundestagswahlen wird Schmidt erneut zum Bundeskanzler
gewählt. 1981 16./17.Mai: Schmidt verknüpft sein politisches
Schicksal mit der Zustimmung der SPD zum NATO-Doppelbeschluß. Vor
SPD-Funktionären in Recklinghausen spricht er eine indirekte Rücktrittsdrohung
aus, indem er sagt, er "stehe oder falle" mit dem NATO-Doppelbeschluß.
Schmidt erhält daraufhin die Unterstützung seiner Partei. Oktober:
Schmidt wird mit schweren Herzrhythmusstörungen ins Krankenhaus eingeliefert
und bekommt einen Herzschrittmacher. November: Der sowjetische Staats-
und Parteichef Leonid I. Breschnew besucht die Bundesrepublik. Im Mittelpunkt
der Gespräche mit Schmidt steht die Frage der Abrüstung der Mittelstreckenraketen
in Europa. Dezember: Schmidt reist zum dritten innerdeutschen Gipfel in
die DDR. Die Treffen mit dem DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker
finden am Werbellinsee und in Güstrow statt. 1982 Januar: Schmidt
reist zu Gesprächen mit Präsident Reagan über die Lage in
Polen in die USA. 5. Februar: Bundeskanzler Schmidt stellt im Bundestag
die Vertrauensfrage, die mit einem einstimmigen Votum der Koalition für
Schmidt beantwortet wird. 17. September: Die vier Minister der F.D.P.,
Hans-Dietrich Genscher, Gerhart Baum (geb. 1932), Otto Graf Lambsdorff
und Josef Ertl (geb. 1925), treten aus der Regierung aus. Schmidt bildet
ein SPD-Minderheitskabinett und schlägt vorgezogene Neuwahlen vor.
1. Oktober: Nach dem Bruch der sozial-liberalen Koalition wird Schmidt
mit einem konstruktiven Mißtrauensvotum als Bundeskanzler abgewählt;
sein Nachfolger wird Helmut Kohl (CDU). 1983 1. Mai: Schmidt wird Mitherausgeber
der Wochenzeitung "Die Zeit". 22. Dezember: Verleihung der Ehrenbürgerwürde
der Freien und Hansestadt Hamburg. Mitbegründer (zusammen mit Takeo
Fukuda) des InterAction Councils, einem Rat ehemaliger Staats- und Regierungschefs;
derzeit Ehrenvorsitzender des InterAction Councils. 1985-1989 Geschäftsführer
der "Zeit", danach weiterhin Mitherausgeber. 1986 10. September: Abschiedsrede
im Deutschen Bundestag. 18. September: Der Norddeutsche Rundfunk sendet
Schmidts persönliches Hamburg-Portrait "Ein Mann und seine Stadt.
Ein Film über Hamburg". Dezember: Gemeinsam mit Giscard d'Estaing
gründet Schmidt den Ausschuß für die Europäische Währungsunion
und unterstützt in der Folgezeit die Bestrebungen zur Errichtung einer
Europäischen Zentralbank. Publikation von "Eine Strategie für
den Westen". 1987 Veröffentlichung von "Menschen und Mächte".
1989 Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Berlin. 1998 20. Dezember:
Anläßlich seines 80. Geburtstages am 23. Dezember wird Helmut
Schmidt die Ehrenbürgerwürde des Landes Schleswig-Holstein verliehen.
Weitere Veröffentlichungen: Die Deutschen und ihre Nachbarn, 1990;
Kindheit und Jugend unter Hitler, 1992; Weggefährten, 1996; Auf der
Suche nach einer öffentlichen Moral, 1998; Die Selbstbehauptung Europas,
2000. (db/iz)"
Tabelle: Die Schulden-Leistung des Finanzministers
und Bundeskanzlers Schmidt 1972-1982
Hier nur Staatsverschuldung des Bundes, Staatsverschuldungsvergleiche
Gesamt (alle Gebietskörperschaften, Zweckververbände und Sonderposten
zusammengefaßt finden Sie hier). 1971 wurde
als Ausgangs-Jahres-Basis mit erfaßt. Verschuldung Bund nach Quelle:
https://www-ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cShopBroker.cls?cmsid=22136
Jahr
Daten- Quellen |
Staatsverschul-
dung insges. in Million. Euro |
Steigerung in % gegen Vorjahr | BIP Brutto-
Inlandsprodukt InWachstum Mrd. |
BIP Wachstum
in % gegenüb. Vorjahreswert |
Schulden in % vom BIP | "Mitverant-
wortliche" Bundesbank- präsidenten |
"Verant-
wortliche" Kanzler |
1971 | 25498 | Vorgänger | 390,1 | 10,82 | 6,54 | Klasen | Brandt |
1972 | 27870 | 9,30 | 427,5 | 9,59 | 6,52 | Klasen | Brandt |
1973 | 29229 | 4,88 | 476,7 | 11,51 | 6,13 | Klasen | Brandt |
1974 | 35494 | 21,43 | 513,6 | 7,74 | 6,91 | Klasen | Brandt / |
1975 | 54756 | 54,27 | 536,0 | 4,36 | 10,22 | Klasen | Schmidt |
1976 | 64087 | 17,04 | 583,9 | 8,94 | 10,98 | Klasen | Schmidt |
1977 | 75622 | 18,00 | 623,7 | 6,82 | 12,12 | Klasen / | Schmidt |
1978 | 90091 | 19,13 | 669,3 | 7,31 | 13,46 | Emminger | Schmidt |
1979 | 103034 | 14,37 | 722,5 | 7,95 | 14,26 | Emminger | Schmidt |
1980 | 117591 | 14,13 | 766,6 | 6,10 | 15,34 | Pöhl | Schmidt |
1981 | 137542 | 16,97 | 800,2 | 4,38 | 17,19 | Pöhl | Schmidt |
1982 | 157722 | 14,67 | 831,8 | 3,95 | 18,96 | Pöhl | Schmidt/ |
bezogen auf 1972 jährl. 47%
im Mittel |
von 25 Mrd. 498Mill. auf 157 Mrd. 722 Mill. = 519 % | Rate= 16,6%
Mittel=18,6% |
Rate= 6,9% | Mittel= 7,15% | arithm. Mit. Zuwächse am BIP pro Jahr Bund=11,55% |
Ergebnis
Schuldenporträt Finanzminister und Bundeskanzler Schmidt 1972-1982
Helmut Schmidts Vorgänger hinterläßt 25 Milliarden
und 498 Millionen Euro Schulden. Helmut Schmidt beginnt als Finanzminister
mit 27 Milliarden und 870 Millionen Euro und steigert damit die Schulden
des Bundes unter Regierungschef Willy Brandt gleich zu Beginn seiner bundespolitischen
Regierungslaufbahn um 9,3%. Insgesamt steigert Helmut Schmidt die Schulden
bis 1982 auf 157 Milliarden und 722 Millionen Euro. In seiner ganzen Amtszeit
als Finanzminister und Bundeskanzler bringt er es nach dem Zinseszinsmodell
auf eine durchschnittliche und geradezu extreme stetige
Schuldenwachstumsrate von 16,6%. Mittelt man die jährlichen Zuwächse,
ergeben sich sogar 18,6%. Demgegenüber steigt das stetige
Wirtschaftswachstum gemessen am Bruttoinlandsprodukt in dieser Zeit 1972
bis 1982 nur um durchschnittlich 6,9% an, das arithmetische Mittel der
jährlichen Zuwächse beträgt 7,15%. Wie man sieht, wachsen
die Schulden unter Helmut Schmidt extrem und jährlich um das rund
2,4 fache des BIP, was bei Fortschreitung nach der Wachstumsformel
rein mathematisch in einer Katastrophe enden muß. Ab dem Öl-
und Wirtschafts-Krisenjahr 1974 wird es ganz dramatisch und die jährliche
Verschuldung des Bundes erholt sich in der ganzen Amtszeit Schmidt nie
mehr, woraus folgt, daß Bundeskanzler Schmidt nie über ein vernünftigtes
Haushaltskonzept und ebenso wenig über eine entsprechend vernünftige
und verantwortungsbewußte Finanz- und Wirtschaftspolitik verfügte.
Man beachte bitte auch: Zur Beurteilung, wenn die Neuverschuldung abnimmt oder gar richtig getilgt wird, ob echtes Einsparen vorliegt oder nur mehr Geld durch Tafelsilberverkäufe, Steuermehreinnahmen durch höheres Aufkommen - Wachstum oder Steuererhöhungen (z.B. 1994) - hereinkommt, müssten diese Daten eingearbeitet werden. Außerdem muss zusätzlich an sog. "kreative Buchführung" der PolitikerInnen gedacht werden, um das wahre Ausmaß der Schulden zu verschleiern. (z.B. durch extreme Ausdehnung der sog. "Kassenverstärkungskredite" oder auch die versteckten und teilweise kaum kalkulierbaren zukünftigen Lasten, siehe Staatsverschuldung und Bilanzfälschung. Dazu gehören auch Veränderungen der Kriterien (auch sog. "Revisionen", Beispiel hier). Es wäre Aufgabe der Kontrollorgane und Aufsichtsbehörden (Bundesbank, Rechnungshöfe, Bundesaufsichtsamt für Finanzdienstleistungen), der Steuerzahlerverbände und der kritischen Medien solche Methoden zu unterbinden bzw. transparent und öffentlich zu machen. Siehe bitte: Tatsächliche Verschuldung der Gemeinden. Doch viele "Kontrollorgane" funktionieren gar nicht richtig und sind hoffnungslos verfilzt. |
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Helmut Schmidt hat Volkswirtschaft studiert, galt und gilt
als besonders kompetent in Wirtschafts- und Finanzfragen. Es geht auch
das Gerücht, Helmut Schmidt habe sich gerade in der Krise 1974/75
an der antizyklischen Haushaltspolitik der Vernunft nach John
Maynard Keynes orientiert. Das ist, wenn auch behauptet, falsch. Es
gab in Deutschland nur einen einzigen Finanzminister, der diese Einsicht,
das Format, die Charakterstärke und Größe hatte: Fritz
Schäffer, der deshalb von Adenauer 1957
ins Justizministerium abgeschoben wurde, womit das ganze Unheil der politischen
Krankheit der Schuldentollwut im "Wirtschaftswunder"-Deutschland anfing
und durch den FDP-Dolchstoß Ludwig
Erhards 1966 endgültig besiegelt wurde. Ab da ging es abwärts
mit Deutschland, was durch den Staatsverschuldungswahn allerdings
niemand bemerken wollte. Offenbar fiel es dem deutschen Volk sehr leicht,
das Wahnsystem
zu wechseln und neuen, schuldentollwütigen
- "demokratisch" legimierten - Führern zu folgen (Hitler
wurde übrigens auch demokratisch gewählt und ermächtigt).
Helmut Schmidt hat Keynes vollkommen falsch verstanden. Dabei ist es ganz
einfach: Jede antizyklische Finanz- und Wirtschafts-Politik
setzt
voraus, daß in schlechten Zeiten das eingesetzt wird, was
in guten Zeiten zur Seite gelegt wurde. Antizyklisch kann
niemals heißen: wir machen immer Schulden und in schlechten
Zeiten ganz besonders viele. Es sei daher noch einmal an das erinnert,
worum es John Meynard Keynes (1936, S. 314)
letztlich und wirklich ging:
"Die hervorstechenden Fehler der wirtschaftlichen Gesellschaft, in der wir leben, sind ihr Versagen, für Vollbeschäftigung Vorkehrung zu treffen und ihre willkürliche und unbillige Verteilung des Reichtums und der Einkommen." Antizyklische Haushaltspolitik steht nach Keynes also unter dem Ziel der Vollbeschäftigung, Stabilität und die sie ermöglichende soziale Gerechtigkeit. Das hat Schmidt entweder nicht richtig begriffen oder nicht gewollt oder gekonnt. Seine Nachfolger aber genauso wenig. So gesehen hat Deutschland genau die "Elite", die es verdient. Eine dummes Volk verlangt dumme Führer, andere können nicht gewählt werden, das ist das eiserne Gesetz der Demokratie und mehr noch der Medio- und Hollyvoodookratien. Denn "dumm" und "klug" sind politisch und pragmatisch betrachtet eben keine Frage von Intelligenz, Bildung und Elitezugehörigkeit, es gibt so gesehen viele dumme Gescheite, Gebildete und etilE-Angehörige. Denn dumm und klug ist politisch pragmatisch eben nur, was hinten bei der Schulden- und der Wirtschaftswachstumsrate rauskommt. Obwohl Helmut Schmidt also Volkswirtschaft studierte und als besonders kompetent in Wirtschafts- und Finanzfragen galt, ist das Gegenteil richtig, wie dieses Schulden-Porträt dramatisch aufzeigte. Schade, denn irgendwo gefällt er mir - wie unser Zitieren und Präsentieren [ 1, 2, ] in der IP-GIPT dokumentiert - , die geradlinig wirkende Persönlichkeit, die politische Leidenschaft Schmidt-Schnauzes und sein Kapitäns-Gebaren in schwierigen Zeiten, und ich muß sagen, daß ich diese rabiate Kritik nicht sehr gern schreibe, aber ich muß, weil ich mir vorgenommen habe, diese Schulden-Porträts ausschließlich und einzig aufgrund der Zahlen zu bewerten. Bitter für einige, daß sie ausgerechnet dort erwischt werden, wo ihr Ruf und Nimbus - ihr "Kerngeschäft" - eigentlich das Gegenteil verheißt (siehe zum Bsp. auch Baden-Württemberg). Doch hier gilt nur eines: An ihren Zahlen sollt ihr sie erkennen. Und ganz besonders angebracht finde ich dieses Kriterium für diejenigen, die fortwährend und unermüdlich diese Kriterien bemühen. Und wir können es gar nicht oft genug sagen: Einfach und schlicht werden Politik und Erfolg nur und genau an zwei Zahlen gemessen: der Schuldenwachstumsrate und der Wirtschaftswachstumsrate (BIB) Und unsere Empfehlung lautet: geben Sie nichts auf die Worte, geben Sie nichts auf den Ruf und die öffentliche Meinung, sondern beherzigen Sie das integrative polit-psychologische Rasiermesser-Kriterium: An ihren Zahlen sollt ihr sie erkennen - und messen. Alles andere sind Luft- und Seifenblasen, mögen sie noch so gut duften, glitzern und schillern. Wie man sieht, konnte auch Helmut Schmidt, gelernter Volkswirtschaftler, nicht richtig haushalten, sparen und wirtschaften, und das auch noch aus Überzeugung (!), wobei er sich völlig zu Unrecht auf John Maynard Keynes beruft. Leider Gottes können unsere PolitikerInnen das Richtige und Wichtige nicht: umsichtig und verantwortlich haushalten, wirtschaften und sparen getreu dem Motto eines ehrlichen Kaufmannes, daß man auf Dauer nicht mehr ausgeben darf als man einnimmt, nur eines beherrschen sie anscheinend alle durch die Bank perfekt: die vierköpfige Hydra. Zur Therapie der "Schuldentollwut": Das psychologsiche Grundproblem liegt sicher in der falschenEinstellung und in der Folgenlosigkeit maßlosen Wirtschaftens. Staatsverschuldung hat eine jahrtausende alte Geschichte und Tradition über fast alle Kulturen und Epochen, geht über alle Herrschaftssysteme, über alle politischen Verwaltungsebenen (Gemeinden, Städte, Kreise, Bezirke, Länder, Bund, Nationen) und über alle Parteien hinweg. Sie ist ein grundsätzliches und strukturelles Problem (historisch oft durch Inflationen, Währungsreformen und Kriege entschuldet), das nur durch grundlegende strukturelle Veränderungen lösbar ist: Hierzu bedarf es eines starken öffentlichen Problem-Bewußtseins und einer tiefgreifenden Konditionierung der politischen Massenhirne. Schulden machen, das muss Gefühle wie Scheiße in der Zahncreme hervorrufen: Abscheu und Ekel. Und man muss sich von falschen Eliten (Etilen) und besonders von den Irrlehren der US-etilE-Universitäten lösen - die sind in erster Linie für sich selber da - wie man auch begreifen muss, dass die USA ganz andere natürliche Wachstumsbedingungen haben als Deutschland (Bevölkerungswachstum und Arbeitsplatzentwicklung). Die USA sind weder real noch normativ oder ideal ein Weltmodell, das sollten die USA und wir Europäer und Deutsche möglichst schnell begreifen und akzeptieren. Die Ausbeutung und Zerstörung der Landwirtschaftsbasis der Dritten Welt durch die Globalisierung und die supra-nationalen Egoismen (EU) ist ein politisches Wirtschaftsverbrechen gegen die Menschlichkeit und die Regierungen der führenden Industrienationen gehörten dafür vor ein internationales Tribunal gestellt. Als allererstes sollte bei PolitikerInnen das Geldtabu aufgehoben und radikale finanzielle Transparenz herbeigeführt werden und vielleicht wäre es eine gute Qualitätssicherungsmaßnahme, wenn JuristInnen und BeamtInnen wenigstens eine Quotenbegrenzung bei Wahlen erhielten, um das Allerschlimmste zu verhüten. Die elementar notwendige Grundstellung für eine dauerhaft verantwortliche, solide und vernünftige Haushaltswirtschaft ist: (1) man kann auf Dauer nicht mehr ausgeben als man einnimmt, ohne früher oder später in der exponentiellen Schuldenfalle zu landen (>Eingangsgraphik, was bedeutet ...? );Diese elementaren und banalen Binsenweisheiten - für deren Realisation und Beherzigung ein Studium anscheinend eher hinderlich ist - wollen viele Kämmerer, Finanz"fach"leute und PolitikerInnen nicht einsehen oder es ist ihnen egal. Wir werden daher überwiegend von finanzökonomisch uneinsichtigen Dummköpfen oder von Nach-mir-die-Sintflut-Verwahrlosten - oder von einer besonders ungesunden Mischung aus beiden - regiert. Dummerweise wählen wir diese Leute auch immer noch, so dass man wohl sagen muss: es geschieht uns nicht besser. Doch daraus folgt fatalerweise, dass es wahrscheinlich auch keine Problemlösung (höchstens einer ungewöhnlichen höheren Ordnung) gibt: Denn wenn die grosse Masse der soziologisch-statistisch betrachtet Normalen - inhaltlich betrachtet - die Verrückten sind, dann sind die Verrückten die Normalen und bestimmen, was normal ist. Hier sind zwei paradoxe Erscheinungen beobachtbar: a) Je verantwortlicher, desto verantwortungsloser und, auf gut fränkisch, b) Je g'scheiter, desto blöder. Dies bestätigt sich auch durch eine Analyse der schuldenfreien Gemeinden in Deutschland. Insgesamt dürften diese vernünftig, verantwortlich und solide Wirtschaftenden nicht einmal die 5%-Hürde schaffen. Eine Änderung ist also ziemlich unwahrscheinlich - bis es wirklich nicht mehr geht und alles zusammenkracht. Bei einigen Gemeinden und Ländern scheint dieser Grenzbereich inzwischen recht nahe zu sein (Berlin, Bremen, München), so dass im Zusammenhang damit, dass es einige wenige Prozent ja wollen und können und der faktischen Pleitesituation vieler anderer vielleicht ein wenig Hoffnung gibt, wenn auch der begonnene Ausverkauf der öffentlichen Vermögenswerte noch viel Schlimmeres befürchten lässt. Wann wird ihnen einfallen, den Kölner Dom, die Berliner Luft oder die bayerischen Alpen an "Investoren" - am besten gleich mehrfach - zu verleasen, um für ein paar wenige Millionen, ein paar Tröpfchen auf den heißen Stein für kurze Zeit ihre Zahlungsunfähigkeit hinauszuschieben? Staatsschulden
(alt) in 6,5 Jahren nach dem IP-GIPT Modell tilgbar.
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Staatsverschuldung:
Literatur- und Linkhinweise zu Paul C. Martins Arbeiten und dem sog. "Lüftl-Theorem"
Martin, Paul C. & Lüftl, Walter (1984, 2.A.). Die Pleite.
Staatsschulden, Währungskrise und Betrug am Sparer. München:
Langen-Müller.
Das sog. Lüftl-Theorem finden Sie auch praktisch durchgerechnet für die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen hier. Entscheidend für die Problematik ist die Geschwindigkeit des Wachstums, z.B. der Schulden in Beziehung zu den Ressourcen, z.B. BIP, d.i. bei der exp. Regression der Faktor b in: F(X)=A*eb*x |
Die Warnungen Paul C. Martins von vor 20 Jahren bewahrheiten sich inzwischen recht dramatisch, einige Kommunen sind praktisch pleite und die Staatsfinanzen völlig zerrüttet. Es zeigt sich immer mehr, daß die politische, ökonomische gesellschaftliche Entwicklung eigentlich nur noch mit psychopathologischen Mitteln analysiert werden kann. Leider ist das Problem nicht lösbar, weil immer dann, wenn Massenwahnphänomene greifen, besonders in sog. "Demokratien", die Mehrheit bestimmt, was "normal" ist - auch wenn es noch so verrückt ist.
Veröffentlichungen, Literatur und Links
Was bedeutet Staatsverschuldung ganz praktisch ? Schulden erfordern einen Kapitaldienst, d.h. die Begleichung bei Fälligkeit und die Zahlung der Zinsen. Derzeit belaufen sich nach der Zinsuhr des Bundes für SteuerzahlerInnen die Zinsen wie hier ausgewiesen. Am 5.11.6, gegen 14 Uhr, waren dies über 57 Milliarden Euro. Der Bundeshaushalt für 2006 sieht Ausgaben in Höhe von 261,6 Milliarden Euro vor [siehe]. Auf das Gesamtjahr hochgerechnet, ergeben sich rund 66 Milliarden Euro Zinslast für den Bund. Das sind 25,2% der gesamten Ausgaben im Bundeshaushalt allein für Zinszahlungen. Dieses Geld fehlt nicht nur für sinnvolle Ausgaben, aufgrund der Zinseszins- und Wachstumseffekte droht dieser Anteil immer größer zu werden.
Interne Links zum Elite-Problem: * Literaturliste * Generalkritik an der "Elite" * Elite-Meßverfahren * Was sind und wozu brauchen wir "Eliten" (Elite-Universitäten)? * Was bieten amerikanische etilE-Universitäten am Beispiel Wirtschaft?. * Wirtschaftlich motivierte "Elite"-Kritik * Wirtschaftselite in Deutschland * plutokratischer etilE-Papagei Peter Glotz *
Das Peter-Prinzip: "Mir kam der Verdacht, daß meine Schulbehörde in puncto Unfähigkeit kein Monopolbetrieb war. Als ich mich umsah, stellt ich fest, daß es in jeder Organisation eine Anzahl Menschen gab, die unfähig waren, ihrer Arbeit gerecht zu werden." (S. 15). Ein universales Phänomen: "Berufliche Unfähigkeit gibt es überall" (S. 16) "In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen" (S. 19) "Die Arbeit wird von den Mitarbeitern erledigt, die ihre Stufe der Inkompetenz noch nicht erreicht haben." (S. 20)." [mehr: PKW3-04, Überblick Bürokratie, ]
(Faust II, A V, Palast, Mephisto Vers 11187) |
Anregung: machen oder unterstützen
Sie Schulden-Porträts von Ihren PolitikerInnen im Land, im Bezirk,
im Landkreis, in der Gemeinde und in der Stadt, von den Institutionen,
Organisationen und großen Firmen. Helfen Sie mit, unsere PolitikerInnen
und VerantwortungsträgerInnen zu erziehen, daß sie den einfachsten
und wichtigsten kaufmännischen Grundsatz, daß man auf
Dauer nicht mehr ausgeben darf als man einnimmt, also solides wirtschaften
begreifen, verinnerlichen und praktizieren lernen. Wählen Sie niemanden,
der dies nicht kann, beherzigt und zeigt.
PolitikerInnen reden viel, gefällig und selbstgefällig. Achten Sie nicht auf die Worte, denn diese bedeuten nichts, sind meist Werbung, Imagepflege, oft stimmen sie nicht. Achten Sie nur auf die Tatsachen, auf das, was gemacht wird; auf das, was als Ergebnis rauskommt. Und die Verschuldungszahlen sind ein sehr gutes Kriterium für Tüchtigkeit und Verantwortung. Und wer mit Steuer-Geldern nicht richtig umgehen kann, bedient sich womöglich nur selbst, kann also nicht nur nichts, sondern ist sogar eine Gefahr für das Gemeinwohl. Geld wäre genug da: Gehen wir von 1% bestverdienenden OligarchInnen in Deutschland aus, dann ergibt dies bezogen auf 40 Millionen Erwerbstätige 400.000. Schöpfen wir von den auf - im Durchschnitt - mindestens 1 Million Euro geschätzten Einnahmen der 1% Bestverdienenden 50% ab, dann ergäbe dies 400.000 mal 1/2 Million, das macht 200 Milliarden. Bei ca. 1,3 Billionen Staatsschulden wäre Deutschland damit in ca. 6,5 Jahren (alt) schuldenfrei. Derzeit gibt es nach der Datenquelle und Basis Materialband zum ersten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung S. 112, Tab. 1.65, ungefähr 460.000 (Multi) Millionäre in Deutschland. Das hier vorgeschlagene Modell ist also durchaus realistisch, wie hier auch gezeigt wurde: Die Wachstumsrate der Millionäre in Deutschland. |
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Helmut Schmidt site:www.sgipt.org. |
korrigiert: 23.06.04 irs