Psychologie und Psychopathologie des Geldes
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Wie der Herr, so das G'scherr (Sprichwort)
Frei verwendbar mit Angabe der
Quelle R. Sponsel IP-GIPT (12/06) Ausführlich.
Geld: was ist das? Was Geld faktisch und praktisch bedeutet, wurde an anderer Stelle ausführlicher erörtert und sei hier noch einmal kurz und praktisch zusammengfaßt: Das Geld erhält seinen Wert durch das, was damit alles machen, z.B. erwerben oder kaufen kann (Waren, Produkte, Güter, Dienstleistungen, z.B. Brot, Zigaretten, Fleisch, Arbeit, Sex, Milch, Aktien, Grundstücke, Wohnrecht, Pflege; symbolisch z.B. einen Platz im Paradies [Ablaßhandel]).
Geld hat in dem Maße einen Wert für Menschen, in welchem sie nach Produkten, Gütern oder Dienstleistungen streben, die man mit Geld kaufen kann. Zur Frage, ob Geld glücklich macht, mag die folgende Sicht eines Börsenmaklers interessante Perspektiven eröffnen: Macht Geld glücklich? - Die Sicht eines Börsenmaklers * Was die IP-GIPT zum Thema Geld und Lebensglück meint: hier.
Die 250 reichsten Menschen in Deutschland werden im Manager-Magazin
3/2003 dokumentiert:
http://www.manager-magazin.de/koepfe/reichste/0,2828,236831,00.html
Querverweis: Neid und Mißgunst
* Gier * soziale
Gerechtigkeit *
Armut-
und Reichtumgsbericht der Bundesregierung
Ungeachtet aller Geld-Skeptiker leistet hinreichend Geld im allgemeinen
doch folgendes: angenehmes Wohnen, ausreichend gute Ernährung, gute
medizinische Versorgung und Pflege, Chance auf gute Bildung und Ausbildung,
Ausleben mannigfacher Wünsche, wie z.B. angenehme Lebensgestaltung,
Freizeiten, Urlaub und Hobbies, Nutzen vieler Dienstleistungen, technischer
und kultureller Annehmlichkeiten, Objekte und Betätigungen. Zusammenfassend
kann man dies vielleicht durch die drei Begriffe: Wohlstand, Lebensqualität,
Selbstverwirklichung kennzeichen.
Ludwig Marcuse beschreibt in seiner "Philosophie des Glücks" (S. 67ff) sehr trefflich und ironisch, wie Seneca, reich, sehr reich, wohlgenährt - wie das Bildnis bei rororo ausdrückt - , mächtig, berühmt, ein echter Zeitgenosse der damaligen High Society, Verzicht, Tugend und Askese predigt. Vielleicht heißt es nur: man begehrt, was man nicht hat. |
Leseprobe aus Ludwig Marcuse (S. 67ff): "Im Jahre Achtundfünfzig
nach Christi erschien in Rom ein Brief »Über das glückliche
Leben«.
Dieser Offene Brief wurde sehr beachtet. Sein Autor
war der einflußreichste Schriftsteller jener Tage. Außerdem
war er der mächtigste Mann im weiten Römischen Reich gleich nach
dem Kaiser. Und außerdem war er noch gerade in einen nicht unbeträchtlichen
Skandal verwickelt. Das Schreiben »Über das glückliche
Leben« hat auch mit diesem Skandal etwas zu tun, obwohl nur die Zeitgenossen
das sehen konnten. Der Briefschreiber hieß Annaeus Seneca.
Eigentlich ist dieses sehr lange Schreiben gar kein
Brief. Er ist zwar an eine bestimmte Person gerichtet, an Senecas ältesten
Bruder, aber er hätte genausogut an irgendeinen anderen Lebenden oder
an einen Toten oder auch an einen Ungeborenen adressiert sein können;
so unpersönlich verhält sich dies Schriftstück zu dem Mann,
an den es sich wendet. Kurz, es war ein höchst literarisches Dokument,
das da im Jahre Achtundfünfzig in Rom erschien, eine Abhandlung in
Brief-Form.
Man erfährt nicht das geringste über Bruder
Gallio. Von sich selbst spricht der Brief-Schreiber ein wenig mehr. Allerdings
ahnt heute kein Leser: hier setzt sich ein mächtiger Hofmann, der
vor seinem Kaiser und dem ganzen großen Römischen Reich verklagt
worden ist, zur Wehr - mit allen Philosophen- Künsten. Aber nach neunzehnhundert
Jahren interessiert immer noch dringend die Frage, die hier behandelt wurde:
was hat man von einem Weisen zu halten, dessen Lehre vom glücklichen
Leben durchaus nicht übereinstimmt mit seiner Lebensführung?
Als der hochberühmte philosophische Schriftsteller
diesen Brief an die Öffentlichkeit brachte, war er in den Fünfzigern:
ein kleiner, stämmiger, kahlköpfiger Herr mit sehr dunklen Augen,
einem sehr fleischigen Genick und einem Spitzbart, der nur angedeutet war.
Er war elegant, charmant, witzig und sehr in Mode; ein Glanzstück
in jeder feineren Gesellschaft.
Sein Leben war höchst erfolgreich gewesen.
Als Junge war er vom spanischen Cordova, seinem Geburtsort, nach Rom gebracht
[67] worden, dem Mittelpunkt der Welt. Hier war er dann der Mittelpunkt
des Mittelpunkts geworden. Er hatte einen sehr guten Start gehabt; denn
die Senecas waren wohlhabend und hatten glänzende Beziehungen zu den
herrschenden Kreisen. Der begabte Sprößling kletterte mit Leichtigkeit
die Leiter der Staatsämter hinauf, bis er schließlich dort anlangte,
von wo man nur noch fallen kann.
Ganz so sonnig ist sein Leben aber auch wieder nicht
gewesen. Er war von Kindheit an schwach auf der Lunge. Das Asthma plagte
ihn sehr. Er mußte immer schon mit Genüssen sehr vorsichtig
sein. Und die Seele war nicht robuster. Der Jüngling war so labil,
daß er mit dem Gedanken umging, sich das Leben zu nehmen; nur hatte
er nicht den Mut, den Eltern das anzutun. Die waren von altem römischen
Schrot und Korn; und vererbten offenbar so viel auf den Jungen, daß
er es trotz allem einige sechzig Jahre auf der Erde aushielt- und gar nicht
ungern.
Diese Haltbarkeit verdankte er, in den kritischen
Jahren, auch der Philosophie. Philosophen entstehen sehr oft aus menschlichen
Lebewesen, die eine dringende Not dazu treibt zu philosophieren. Es mag
sein, daß auch dem Seneca die Philosophie schließlich nur noch
zur Beschönigung einer miserablen Welt und als Vorwand für gut
geformte Sätze diente. Aber zunächst erlöste ihn das Nachdenken
über das Glück von manchem Unglück.
Seneca fand, was auch andere vor ihm schon gefunden
hatten: das Vergnügen, die Lust, die Freude - alles, was man gemeinhin
»Glück« zu nennen pflegt, ist nichts als ein Nebenbei.
Es kommt eigentlich gar nicht darauf an. Dieses Glück ist weder das
zentrale Motiv, das die Menschen bewegt, noch der Segen des Himmels, der
dem Menschen als Prämie für gutes Verhalten verliehen wird, höchstens
eine ganz angenehme Zugabe.
Es ist zu vergleichen einer Blume, die von ungefähr
in einem Getreide-Feld aufblüht. Man hat Weizen oder Roggen gesät;
und nun wächst da, ganz unerwartet, eine bunte Köstlichkeit empor,
die von niemand geplant ist. Sie erfreut einen, gewiß; aber nicht
für sie hat man gesät. Seneca benimmt sich zum Glück herablassend-
liebenswürdig; etwa wie ein sehr beschäftigter Geschäftsmann,
dem man ein schönes Bild an die Wand seines Arbeitszimmers hängt
- er hat zwar keine Zeit für so etwas, aber ist durchaus nicht gegen
die Kunst. Er hat andere Sorgen und würdigt das Überflüssige
eines freundlich- flüchtigen Blicks. Als der Philosoph Seneca also
philosophierte, bestand dies Nebenbei aus Villen und feinen Möbeln
und [68] üppigen Gärten und jenen fünfhundert Elfenbein-Tischen,
die im ganzen Imperium hochberühmt waren. Er predigte: »Wir
wissen gar nicht, wieviele Dinge, an die wir gewöhnt sind, überflüssig
sind - bis wir anfangen, auch ohne sie auszukommen.« Aber er hatte
bis zu diesem Tag nicht damit angefangen."
Anmerkung: Seneca - von Caligula verfolgt, von Claudius verbannt, wurde von Nero im Jahre 65 zum Selbstmord (Öffnen der Adern) gezwungen, seine Frau entscheidet sich, mit ihm zu sterben, von Rubens 1611 dargestellt: Der sterbende Seneca.
Ernest Bornemann hat eine umffassende Sammlung von Arbeiten zur Psychoanalyse des Geldes vorgelegt. Der Symbolwert des Geldes lässt sich kurz und prägnant in einer Zwei-Wort-Gleichung formulieren: Geld = Scheiße.
Inhaltsverzeichnis.
(Kostproben hier).
Wie zufrieden der relativ gesunde Mensch im Vergleich zu Psychotherapienachfragenden ist, habe ich in u.a. in meiner Dissertation untersucht, hier zum Kriterium Selbstverwirklichung:
Zufriedenheit
mit Selbstverwirklichung
Quelle Sponsel 1984,
S. 171 bzw. CST-System 03-7,8-25-21
Essential: Von den Behandlungsgruppen waren nur 18% mit ihrer Selbstverwirklichung zufrieden (Normgruppe 57%) und damit 82% unzufrieden (Normgruppe 42%).
Zufriedenheit
mit Umgang mit Geld
Quelle Sponsel 1984,
S. 188 bzw. CST-System 03-7,8-25-38
Essential: Von den Behandlungsgruppen waren 56% mit ihrem Umgang mit Geld zufrieden (Normgruppe 65%) und damit 44% unzufrieden (Normgruppe 35%).
Rangplatz und Gewicht der verschiedenen Kriterin zur Lebenszufriedenheit können Sie hier neben einem Gesamtüberblick finden.
Morgens aufstehen, sich auf den Tag freuen können und abends ins Bett gehen mit dem Gefühl, das war ein guter Tag. Sozusagen ein zählenswerter von den rund 27.000 Tagen, die wir zur Zeit im Durchschnitt haben. Hierfür mag mehr oder weniger Geld hilfreich sein, dann bemühe man sich um das Mehr oder Weniger. Leichter ist es und unabhängiger ist man sicher, wenn man mit weniger auskommen kann.
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Finanzen site:www.sgipt.org. * Geld site:www.sgipt.org |
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