Juliusturm
Antizyklische Haushaltspolitik der Vernunft
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Der Juliusturm ist nach der Zitadelle in Berlin-Spandau benannt, in dem seit 1871 der Reichsschatz aufbewahrt wurde. Der erste Finanzminister der Bundesrepublik, Fritz Schäffer (1888-1967), CSU, betrieb eine Haushaltspolitik des Sparens (Haushaltsüberschüsse). Die von ihm bis 1957 angesparten 8 Milliarden Mark - nach heutigem Wert ca. 35 Milliarden Euro - bezeichnete man als Juliusturm. Eine solche Finanzpolitik kann man als klug, umsichtig und generationengerecht bezeichnen, weil sie ermöglicht, in wirtschaftlich schlechteren Zeiten Anreize zu geben, ohne Steuern erhöhen oder Schulden aufnehmen zu müssen. Eine solche Politik bezeichnet man auch als antizyklische Stabilitätspolitik (Gesetz 1967). Obwohl dies eigentlich Elementarwissen des gesundes Menschenverstandes sein sollte, wird die theoretische Grundlage hierfür John Maynard Keynes (1883-1946) zugeordnet mit seinem Werk (1936): Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes. Berlin: Duncker & Humblot. Der Durchschnittspolitiker mißversteht die Keynes'sche Theorie in Schäffers Interpretation und möchte sie aufgrund seiner Einfalt, Einfalls- und Haltlosigkeit für seine partiell geschäftsunfähige Schuldenpolitik mißbrauchen. Die Stabilitätspoltik auf der Grundlage des Stabilitätsgesetzes von 1967 ist angesichts der Daten wohl als gescheitert anzusehen. |
Links und
Leseproben zu Fritz Schäffer und seiner Finanzpolitik des Juliusturms
*
Links zu
John Maynhard Keynes * Stabilitätspolitik
* Stabilitätsgesetz von 1967
John Maynhard Keynes (Beachte zur Linkauswahl):
"Die hervorstechenden Fehler der wirtschaftlichen Gesellschaft, in der wir leben, sind ihr Versagen, für Vollbeschäftigung Vorkehrung zu treffen und ihre willkürliche und unbillige Verteilung des Reichtums und der Einkommen."Antizyklische Haushaltspolitik steht nach Keynes also unter dem Ziel der Vollbeschäftigung, Stabilität und die sie ermöglichende soziale Gerechtigkeit.
Der Keynes'sche Ansatz wurde durch die Fakten - insbesondere der 1970er Jahre zumindest in Deutschland - widerlegt: weder gelang es durch die enorme Staatsverschuldung (> Helmut Schmidt), entsprechendes Wirtschaftswachstum zu erzeugen noch wurde jemals seit 1950 in guten Zeiten zurückgezahlt:
Das wird inzwischen sogar von Gewerkschaftsökonomen zugegeben.
So führt das Lehrbuch der Sozialden Demokratie 2 der Friedrich-Ebert-Stiftung
korrekt aus:
(S. 27 f): "Ab Mitte der 1970er Jahre geriet der Keynesianismus
jedoch in eine Krise. Einer-seits funktionierte die antizyklische Haushaltspolitik
nicht wie von Keynes konzipiert. Es wurden zwar in Krisenzeiten die Ausgaben
erhöht, aber die Haushaltsschulden in wirtschaftlich besseren Jahren
nicht zurückgezahlt. Dadurch häuften sich die öffentlichen
Schulden an und der Spielraum für Defizitausgaben sank von Krise zu
Krise."
(S. 33 f): „Als Ausweg aus der Krise wurden Lohnsteigerungen und öffentliche Konjunkturprogramme gefordert (Horn 2005). Es treten allerdings zwei Probleme bei der Nachfragepolitik auf: Erstens hat es sich in der Praxis als schwer durchsetzbar erwiesen, dass die Schulden der öffentlichen Haushalte in wirtschaftlich günstigeren Zeiten auch tatsächlich zurückgezahlt werden. Unter anderem deshalb ist die Schuldenlast der öffentlichen Haushalte immer weiter gestiegen. Letztlich wird der Spielraum für Konjunkturprogramme und politische Gestaltung immer enger." Friedrich-Ebert-Stiftung Abteilung Politische Akademie (2009, Hrsg). Lesebuch der sozialen Demo-kratie 2. Redaktion: Jochen Dahm, Tobias Gombert, Christian Krell, Simon Vaut. Verantwortlich: Dr. Christian Krell / Projektleitung: Jochen Dahm. Bonn: Brandt. [PDF] |
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
|
noch nicht end-korrigiert