Gemeinwohl-Ökonomie
Das Wirtschaftsmodell der Zukunft
von Christian Felber
präsentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen
Bibliographie * Verlagsinfo * Inhaltsverzeichnis * Leseprobe * Ergebnisse * Bewertung * Links * Literatur * Querverweise *
Vorwort 7
1. Kurzanalyse 10
2. Die Gemeinwohl-Ökonomie - der Kern
24
3. Die Demokratische Bank 50
4. Eigentum 61
5. Motivation und Sinn 79
6. Weiterentwicklung der Demokratie 91
7. Beispiele und Vorbilder 110
8. Umsetzung und Strategie für die Zukunft 128
9. Häufig gestellte Fragen
136
10. Erstunterzeichnerinnen 150
Anmerkungen 154
Literatur 157
Dank 160
Leseprobe: [PDF]
"Vorwort
Es gibt immer eine Alternative.
There is always an alternative.
Margaret Thatcher und allen Neoliberalen
und Sozialdarwinisten ins Stammbuch.
Die gegenwärtige Form des Wirtschaftens, die kapitalistische Marktwirtschaft,
hat eine gefährliche Krisenlandschaft geschaffen: Finanzblasen, Arbeitslosigkeit,
Verteilungskrise, Klimakrise, Energiekrise, Hungerkrise, Konsumkrise, Sinnkrise,
Demokratiekrise
…
Alle diese Krisen hängen miteinander zusammen,
sie sind auf eine gemeinsame Wurzel zurückzuführen: die fundamentale
Anreizstruktur unseres gegenwärtigen Wirtschaftssystems: Gewinnstreben
und Konkurrenz. Diese Kernmotivation fördert egoistisches und rücksichtsloses
Verhalten, lässt zwischenmenschliche Beziehungen scheitern und gefährdet
den seelischen, sozialen und ökologischen Frieden.
Dabei ginge es so viel menschlicher und zudem effizienter!
Die Gemeinwohl-Ökonomie fördert und belohnt dieselben Verhaltensqualitäten
und Werte, die unsere menschlichen und ökologischen Beziehungen gelingen
lassen. Vertrauensbildung, Wertschätzung, Kooperation, Solidarität
und Teilen. Laut wissenschaftlicher Forschung werden Menschen in einem
solchen Anreizrahmen stärker motiviert als durch Konkurrenz und Egoismus.
Die anthropologischen Annahmen, auf denen die Marktwirtschaft beruht, sind
wissenschaftlich nicht haltbar und weitgehend widerlegt. Die Grundlagen
der Gemeinwohl-Ökonomie habe ich in meinem vorletzten Buch »Neue
Werte für die Wirtschaft « ausgearbeitet, jetzt liegt sie weiterentwickelt
und »destilliert « in Reinform vor. [<8]
Bei der Ausarbeitung haben rund zwei Dutzend Attac-UnternehmerInnen
geholfen. Knapp siebzig Unternehmen tragen den vorliegenden Entwurf mit.
Sie sind im Anhang angeführt und werden sich für die Verbreitung
dieser Idee einsetzen. Damit wollen wir zeigen, dass sich viele Unternehmen
einen anderen Ordnungsrahmen für das Wirtschaften wünschen. Jedoch
wäre es naiv, so zu tun, als könnte dies ohne die Änderung
der gegenwärtigen Machtverhältnisse über die Bühne
gehen. Deshalb wird großes Augenmerk auf die Eigentums- und die Demokratiefrage
gelegt: die großen blinden Flecken einer sogenannten »freien«
Marktwirtschaft. Mit der Gemeinwohl-Ökonomie wird niemand mehr so
unverhältnismäßig reich und mächtig werden wie heute,
aber materieller Wohlstand bis hin zu Luxus wären immer noch möglich.
Der Gewinn sind mehr Chancengleichheit, Lebensqualität und Demokratie:
eine gesamtgesellschaftliche Win-win-Situation. Deshalb werden sich auch
viele Unternehmen und Vermögende dafür einsetzen.
Ob die Gemeinwohl-Ökonomie kommt oder nicht:
Die Wirtschaft wird in den nächsten Jahr(zehnt)en eine radikale, vielleicht
gewaltsame Umformung erfahren: Der »Peak Oil« liegt unmittelbar
vor – oder vielleicht sogar schon hinter uns. Das knapper werdende Erdöl
wird zwangsläufig zu einer Veränderung der Produktionsweise und
der Konsumgewohnheiten führen, wie es sonst nur Kriege oder
Naturkatastrophen zu bewirken vermögen. Wir können diesem Trauma
tatenlos entgegensehen – oder uns darauf vorbereiten und den Übergang
glätten. Die Gemeinwohl-Ökonomie baut auf systematische Kooperation
auf, auch auf Kooperation mit der Natur. Sie beruht auf überlebensfähigen
Strukturen, die ökologische Schocks, anstatt sie zu produzieren, solidarisch
abfedern helfen. Wir haben die Wahl. Und wir brauchen einander: Mit »Kontrakurrenz«
wird es die Mehrheit der Menschheit nicht schaffen; mit dem Wahrnehmen
der Verbundenheit aller und der daraus resultierenden Kooperation und Gemeinwohlorientierung
werden wir weitergehende Freiheit erfahren als in der kapitalistischen
Ellbogengesellschaft. [<8]
Die Gemeinwohl-Ökonomie könnte auch für
die weltweiten und vielfältigen Ansätze von solidarischer Ökonomie
ein gedeihlicher Rahmen sein. Denn im kapitalistischen Umfeld haben es
solidarische und gemeinwohlorientierte Betriebe schwer – es braucht auch
die dazupassende Wirtschaftsordnung.
Die Gemeinwohl-Ökonomie ist kein vollendetes
Modell, vielmehr sollen die Details erst in demokratischen Prozessen festgelegt
werden; alle konkreten Zahlen sind daher nur als »Startwerte «
für eine breitere Diskussion zu verstehen. Und schon gar nicht ist
sie das »Ende der Geschichte«. Sie ist eine attraktive und
unmittelbar umsetzbare Alternative zu dem zerstörerischen Wirtschaftssystem,
in dem wir derzeit gefangen sind. Die Reise der Menschheit, unsere Phantasie
und Evolutionskraft enden sicher nicht auf den nächsten 150 Seiten.
Diese sind – hoffentlich – nur der nächste Schritt. [<9]
2. Die Gemeinwohl-Ökonomie – der Kern
»Alle wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl.«
Bayrische Verfassung, Art. 151
Umpolung des Anreizrahmens
Die hier vorgestellte Alternative beruht auf der Korrektur der fundamentalen
und katastrophalen kulturellen Fehlentwicklung, dass wir in der Wirtschaft
die gegenteiligen Werte fördern, die unsere Beziehungen gelingen lassen:
In Zukunft sollen auch in den Wirtschaftsbeziehungen die humanen Grundwerte,
die das menschliche und gemeinschaftliche Leben gelingen lassen, gefördert
und belohnt werden. Dafür müssten wir dem falschen Leitstern
– Gewinnstreben und Konkurrenz – den rechtlichen Anreizrahmen »abschnallen«
und diesen unserem mehrheitsfähigen Leitstern – Vertrauensbildung,
Kooperation, Solidarität, Teilen – umschnallen. Der Anreizrahmen für
die individuellen Wirtschaftsakteure muss umgepolt werden von Gewinnstreben
und Konkurrenz auf Gemeinwohlstreben und Kooperation. Was das konkret bedeutet,
will ich nun Schritt für Schritt erklären.
Unternehmerischen Erfolg neu definieren
Als erster Schritt wird allen Unternehmen ein neues Ziel vorgegeben:
das Streben nach dem allgemeinen Wohl. Mit diesem neuen Ziel müssen
wir unternehmerischen »Erfolg« neu definieren. Ein Unternehmen
ist nicht länger erfolgreich, wenn es einen hohen Finanzgewinn erzielt,
sondern wenn es einen größtmöglichen Beitrag zum Gemeinwohl
leistet. Denn der Finanzgewinn eines Unternehmens gibt nur darüber
Auskunft, wie sehr dieses [<24] sich selbst nützt, aber nicht
darüber, ob und wie sehr es der Gesellschaft nützt. Genau das
ist das Problem. Der von Adam Smith behauptete Automatismus, dass für
alle gesorgt sei, wenn jeder für sich selbst sorge, existiert nicht.
Da es aber Konsens ist, dass die Wirtschaft als Ganze für das Wohl
aller sorgen soll, sollten wir das Streben von Unternehmen grundsätzlich
so ausrichten, dass sie diesen Wunsch nicht nur als unsicheres Nebenprodukt
erfüllen, sondern direkt als Ziel anpeilen. Ein höherer Finanzgewinn
– heute gleichgesetzt mit »Erfolg« – sagt nichts darüber
aus, ob das Unternehmen die gesamtgesellschaftliche Lebensqualität
hebt, den Wohlstand mehrt oder mehr Bedürfnisse befriedigt. Diesen
Zusammenhang kann es geben, weshalb die Hoffnung von Adam Smith nicht aus
der Luft gegriffen ist, aber es muss ihn nicht geben. Ein höherer
Finanzgewinn eines Unternehmens kann genauso gut mit einem Verlust an Lebensqualität
einhergehen, mit einer Minderung des allgemeinen Wohlstandes, mit der Verletzung
der Menschenwürde und mit der Zerstörung von Arbeitsplätzen
und der Umwelt. Deshalb sollten wir das, was wir von Unternehmen erwarten,
direkt messen anstatt über einen Umweg (Finanzgewinn), der viel zu
aussageschwach ist für das eigentliche Ziel. Was aber ist das, was
wir in Zukunft direkt messen (belohnen) wollen? Als zweiten Schritt müssen
wir »Gemeinwohl« definieren.
Gemeinwohl definieren durch Wirtschaftskonvent
Was der genaue Inhalt von Gemeinwohl ist, steht nirgendwo geschrieben.
Dieser kann nur Ergebnis einer demokratischen Diskussion und Übereinkunft
sein. Allerdings wurden dazu zahlreiche Vorarbeiten geleistet: Vor allem
große Unternehmen befragen immer öfter ihre »Stakeholder«,
also die von der Tätigkeit des Unternehmens Betroffenen, was sie denn
vom Unternehmen erwarten und wünschen. Die Ergebnisse gehen weltweit
in eine ähnliche Richtung: Transparenz, soziale Verantwortung, ökologi[<25]sche
Nachhaltigkeit, demokratische Mitbestimmung und Solidarität gegenüber
allen »Berührungsgruppen«, also Menschen, Tieren und Pflanzen,
deren Lebenssphären von der Tätigkeit des Unternehmens berührt
werden. Aus diesen Befragungen haben sich wertvolle Anhaltspunkte ergeben,
doch waren es noch keine demokratisch legitimierten Prozesse. Deshalb empfehle
ich die »Zusammenfassung« dieser Teilerhebungen in einem urdemokratischen
Prozess: Ein direkt gewählter Wirtschaftskonvent (lat. »con-venire«
= zusammenkommen), zusammengesetzt aus allen betroffenen Gruppen der Gesellschaft,
definiert innerhalb eines ausreichendes Zeitrahmens, vielleicht zwei Jahre,
»Gemeinwohl« so, wie es von allen Unternehmen verbindlich angestrebt
werden sollte. Bei diesem Konvent sollte auf mehrere Dinge geachtet werden:
1. Direktdemokratische Wahl.
2. Intensiver Austausch der Konventsmitglieder mit allen Bevölkerungsgruppen
während der Konventsdebatte.
3. Entscheidung über das Ergebnis durch Volksabstimmung.
4. Bei Annahme Verankerung des Ergebnisses in der Verfassung.
5. Änderungsmöglichkeit nur durch den Souverän, das
heißt über Volksinitiative und Volksabstimmung (für
kleinere Änderungen) oder die neuerliche Wahl eines demokratischen
Konvents (für eine Generalüberarbeitung). Die Vertretung des
Souveräns – Regierung und Parlament – können an Souveränsbeschlüssen
und der Gemeinwohlcharta nichts ändern.
Die Arbeit des Konvents sollte aus zwei Teilen bestehen:
zum einen der Festlegung der Leitwerte für das Wirtschaften. Das ist
nichts Neues: Schon heute sind die Grundwerte eines demokratischen Gemeinwesens
in den meisten Verfassungen am Beginn verankert. Und spätestens hier
wird ersichtlich, dass »Finanzgewinn « kein Wert an sich sein
kann, weil er von den Einzelnen in der Hoffnung auf die Befriedigung anderer
(Grund-)Bedürfnisse angestrebt wird: gutes Leben, soziale Sicherheit,
Anerkennung, erfüllende Beziehungen, Genuss der Natur. In Summe er[<26]geben
sie das Gemeinwohl. Der zweite Teil ist der entscheidende: das Finden von
Messkriterien für das neue allgemeine Ziel, die Ableitung »harter«
Erfolgskennzahlen aus den zugrunde liegenden Werten.
Gemeinwohl messen
Die Neudefinition von Erfolg wäre sinnlos, wenn wir diesen nicht
messen könnten. Darum brauchen wir für das neue Erfolgsverständnis
einen anderen Indikator als die Finanzbilanz. Wie wenig revolutionär
oder spektakulär – nur konsequent – mein Vorschlag ist, zeigt folgender
Vergleich: Auf der makroökonomischen Ebene gibt es wachsenden wissenschaftlichen
Konsens, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kein geeigneter Indikator
zur Messung von gesamtgesellschaftlichem Wohlstand ist. Ein höheres
BIP sagt nichts über Umweltqualität, Verteilung, Mitbestimmung,
Geschlechterverhältnis, somit: Lebensqualität und Lebenszufriedenheit
aus. Krankheiten, Autounfälle, Naturkatastrophen und sogar Krieg (im
Ausland) können das BIP erhöhen. Ein höheres BIP kann mit
sinkender Lebensqualität, steigender Angst, geringerer sozialer Sicherheit
und Umweltzerstörung einhergehen. Deshalb macht sich in der Wissenschaftsgemeinde
langsam die Überzeugung breit, dass es zur Messung von volkswirtschaftlichem
Wohlstand und gesamtgesellschaftlicher Lebensqualität anderer – direkterer
– Messindikatoren bedarf.
So weit, so konsensfähig. Meine Überlegung
ist, dass es genau das auch auf der mikroökonomischen, der Unternehmensebene,
braucht. Denn ein höherer Finanzgewinn eines Unternehmens sagt genauso
wenig über einen größeren Beitrag des Unternehmens zum
allgemeinen Wohl aus wie ein höheres BIP über mehr gesamtgesellschaftlichen
Wohlstand. Folgerichtig sollten wir auch auf der mikroökonomischen
Ebene den Beitrag von Unternehmen zum Gemeinwohl direkt messen – durch
einen neuen, komplexeren und zielsichereren Erfolgsindikator. [<27]
Und auch auf diesem Gebiet wurde bereits umfangreiche
Vorarbeit geleistet! Viele Unternehmen, insbesondere auf ihren Ruf bedachte
transnationale Konzerne und Markenfirmen, haben die Kritik an ihrem einseitigen
und maßlosen Profitstreben sehr wohl vernommen und darauf reagiert,
indem sie mit differenzierten Nebenbilanzen den Beweis antreten wollen,
dass sie auch das Gemeinwohl berücksichtigen und sozial verantwortlich
agieren. Diese Nebenbilanzen reichen von der Umwelt- und Ökobilanz
über CSR-Standards und die Balanced Score Card bis zum Verhaltenskodex
und Qualitätsmanagement nach ISO 26000. Das Problem: All diese Nebenbilanzen
sind unverbindlich und werden von keiner gesetzlichen Stelle kontrolliert.
Der Effekt ist natürlich der: Sobald sie in Widerstreit mit der Hauptbilanz
– der Finanzbilanz – geraten, sind sie nichts mehr wert, denn das würde
den Lebensnerv des Unternehmens angreifen und in der heutigen Systemdynamik
schädigen: Wer zugunsten einer unverbindlichen Nebenbilanz den Finanzgewinn
schmälert, katapultiert sich selbst aus dem Rennen, begeht betriebswirtschaftlichen
Suizid. (Das ist auch der Grund, warum die Konzernverbände auf die
Unverbindlichkeit all dieser Nebenbilanzen pochen: weil sie dann wirkungslos
bleiben.)
Dem Hausverstand und mehrheitsfähigen Gerechtigkeitsempfinden
zufolge müsste es doch genau umgekehrt sein: Wer sich sozialer, ökologischer,
demokratischer, solidarischer verhält, sollte es leichter haben als
der Asoziale und Rücksichtslose! Er müsste – nach heutigem Verständnis
– einen Wettbewerbsvorteil genießen."
"Gemeinwohlstreben belohnen
Die Gemeinwohlbilanz könnte zur besseren Übersicht auch die
gesetzlichen Mindeststandards beinhalten - zum Beispiel zu Umweltstandards,
Regelarbeitszeit, Mitbestimmungsrechten, Mindest- und Höchsteinkommen.
Vor allem aber müsste sie aus (freiwilligen) Kriterien bestehen, bei
deren Erreichen ein Unternehmen Gemeinwohlpunkte erhält, die ihm das
Leben erleichtern. [<30]
Hier einige Beispiele:
Auf den nächsten beiden Seiten befindet sich die Gemeinwohlmatrix. Die Gemeinwohlpunkte sind fett gedruckt neben den messbaren Gemeinwohlkriterien. Sowohl die Kriterien als auch die Punkte sind, wie gesagt, nur eine Vorarbeit der Attac-Unternehmenlnnen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie eine gesetzliche Gemeinwohlbilanz in Zukunft aussehen könnte.
"
Anmerkung: Es muss in Zeile "Region", Spalte "Vertrauen"
richtig heißen "Allmenden"
statt "Allmdenden". "Die Allmende ist eine Rechtsform gemeinschaftlichen
Eigentums." [W]
Mit "Demokratiekarenz" ist gemeint, wenn ein Unternehmen jemand für
eine Gemeinwohlinstitution oder ein Gemeinwohlunternehmen freistellt.
Nach Auskunft von Christian Felber wird demnächst ein Glossar erarbeitet.
Vorteile
gemeinwohlorientierter Unternehmen
Zum Verständnis des Punktesystems der Gemeinwohlmatrix
„Je mehr Gemeinwohlpunkte ein Unternehmen hat, desto mehr rechtliche
Vorteile kann es in Anspruch nehmen. Geeignete Förderinstrumente stehen
heute schon zur Verfügung, sie müssten nur konsequent für
Gemeinwohllei¬stungen vergeben werden:
Diese Belohnungen helfen den Gemeinwohlorientierten, ihre (höheren)
Kosten zu decken. Denn größere soziale Verantwor¬tung, menschenwürdigere
Arbeits¬bedingungen, die Schonung der Natur, mehr Solidarität
und Mitbestimmung ver¬ursachen - neben dem Gemeinwohl - höhere
Kosten. Sollte die Belohnung so großzügig ausfallen, dass ein
Unternehmen dadurch Gewinne erzielt, dürfen diese nur noch in bestimmte
Verwendungen flie¬ßen - sonst würden sie wegge¬steuert:
Es brächte nichts, sich aus reinem Gewinnstreben sozial und ökologisch
zu verhalten.
Sehr wohl bringt es hingegen etwas, Gemeinwohlpunkte zu »maximieren«:
Unternehmen bis 200 Gemeinwohlpunkte errei¬chen die erste Gemeinwohlstufe
(blaue Farbe), Unternehmen mit 200 bis 400 Punkten die Gemeinwohlstufe
zwei (türkis), mit 400 bis 600 Punkten die dritte Stufe (grün).
Unternehmen mit 600 bis 800 Punkten die vierte Stufe (gelb) und so weiter.
Damit hätten auch die KonsumentInnen ein klare und vor allem syste¬matische
Entscheidungsgrundlage zur Hand: Da die Farbe auf al¬len Produkten
aufscheint, wüssten sie sofort, wie die Gesamtperformance eines Unternehmens
ist. Zudem ist die Gemeinwohl¬bilanz öffentlich. Durch das Zusammenwirken
von rechtlichen Vorteilen, Kon¬sum¬entscheidungen und der Präferenz
»erfolgrei¬cher« Zulieferbetriebe entsteht eine mächtige
Spirale in Rich¬tung Gemeinwohl.“ (S. 34)
Bewertung: Ein außerordentlich wichtiges und wahrscheinlich bahnbrechendes Buch für die Wirtschaftverfassung echter demokratischer Gesellschaft. Hier nehmen wichtige Verfassungsartikel - wie z.B. »Alle wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl.« Bayrische Verfassung, Art. 151 - konkrete und in Österreich sogar schon praktizierte Formen an.
Literatur (Auswahl) > Informationen
über Bücher, Bibliotheken, bibliographische Quellen.
___
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
Buchpräsentation site:www.sgipt.org. |