Internet
Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=29.05.2014
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 10.06.22
Impressum:
Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052
Erlangen
Mail:
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Anfang_Methodik
der Methodenuntersuchung_Datenschutz
_Überblick_
Rel.
Aktuelles_ Rel.
Beständiges _ Titelblatt_
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Archiv_
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Service_iec-verlag
_ _Wichtige
Hinweise zu Links und Empfehlungen
Willkommen in unserer Internet-Publikation
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Forensische
Psychologie, Kriminologie, Recht und Strafe, Bereich forensische Gutachten,
und hier speziell zum Thema:
Hilfsseiten zum Katalog der potentiellen
forensischen Methodik Gutachtenfehler (MethF)
Methodik der Methodenuntersuchung
zur - forensischen - Psychiatrie
Zu:
Potentielle Fehler in forensisch psychiatrischen
Gutachten, Beschlüssen und Urteilen der Maßregeljustiz
Eine methodenkritische Untersuchung illustriert
an einigen Fällen u. a. am Fall Gustl
F. Mollath
mit einem Katalog
der potentiellen forensischen Gutachtenfehler sowie einiger Richter-Fehler.
Originalarbeit von Rudolf
Sponsel, Erlangen
_
Methodisch vorgehen heißt,
Schritt für Schritt, ohne Lücken, von Anfang bis Ende, Wege und
Mittel zum (Erkenntnis-) Ziel angeben
|
Ziel der Arbeit ist der empirische
Nachweis, dass die - forensische - Psychiatrie seit 1751 bis aktuell -
trotz des Jahrhundertwerkes von Jaspers - nur ein extrem geringes Methoden-
und Methodenproblembewusstsein entwickelt hat, was den völlig unhaltbaren
Zustand ihrer weitestgehenden
Meinungs- statt
wissenschaftlich begründeter Gutachten erklärt. Während
ich in meiner Arbeit Meinungsachten nur
beschreibend
feststellen konnte, dass forensisch-psychiatrisches Gutachten in
der Hauptsache aus Nacherzählen von Akteninhalten und anschließendem
Meinen
statt wissenschaftlichem Herleiten, Begründen, Erklären besteht,
erlaubt diese Arbeit nun, diese merkwürdige Erscheinung zu
erklären:
die - forensische -Psychiatrie hat weitestgehend keinen Begriff von Methode
und offensichtlich auch weitestgehend kein Problembewusstsein darüber.
Frühzeitig erkannte dies Eugen Bleuler 1921 in seiner berühmten
und auch heute immer noch aktuellen Kritik Das autistisch-undisziplinierte
Denken in der Medizin und seine Überwindung.
Anmerkung: Auch die Labormedizin
zeigt eine eigenartige Verweigerungshaltung, ihre statistischen Methoden,
wie sie zu ihren Kennwerten gelangt, offen zu legen.
Problembewusstsein
bedeutet,
dass deutlich gemacht wird, ob und welche Probleme bei Anwendung der Methode
XYZ auftreten können. So nennt z.B. Jaspers in seinem Jahrhundertwerk
im Anhangsabschnitt Von der Untersuchung des Kranken S. 689: "Immer
wieder kehrt die Frage, ob die Angaben des Kranken auch richtig, auch zuverlässig
sind." Damit ist das Problem der Bedeutung, Gültigkeit (Validität),
Bewertung (Evaluation), Mehrdeutigkeit, Unklarheit, Sicherheit, Vortäuschung
(Simulation), Übertreibung (Aggravation), Verfälschung angesprochen.
Die Psychiatrie hat bis in die jüngste Zeit kein Methodenproblembewusstsein
entwickelt, wie auch Hoffmann-Richter (2005)
feststellt (S. 32, fett-kursiv RS): "... Davon unberührt wurden
im Rahmen von Diagnostik allgemein und Begutachtung im Besonderen eine
Fülle von Daten erhoben, die außerhalb einer quantifizierbaren
Methodik stehen. Dazu gehören u.a. der Krankheitsverlauf, biographische
und soziale Anamnese, die Exploration insgesamt sowie die Aktenanalyse.
Was die Gutachterin damit tat, wie Dokumente ausgewertet wurden und
wie die Exploration, wurde nicht als Problem wahrgenommen. ..."
Davor wird noch kritisch ausgeführt (S. 32):
"... Die Frage, wie Methodologie und Methodik psychiatrischer Begutachtung
beschreibbar sind, wurde in dieser Form bisher nicht gestellt. Methodik
war nur im Hinblick auf einzelne Daten wie z.B. Laborbefunde, Röntgenbilder,
psychopathologische Auffälligkeiten oder biographische Angaben gefragt,
nicht aber im Sinne einer Methodik der psychiatrischen Diagnostik insgesamt
oder gar der Begutachtung. ..."
Problembewältigungsmethoden
Werden
Probleme gesehen und erörtert, ist es natürlich wünschenswert,
auch Vorschläge zu ihrer Behebung zu erhalten.
Methodenbegriff Methode wird
hier kurz und bündig definiert als die Angabe eines nachvollziehbaren
und kontrollierbaren Weges Schritt für Schritt, wie ein (Erkenntnis-)
Ziel erreicht wird, werden kann oder werden soll. Erkenntnisziel in diesem
Zusammehang heißt Diagnostik und Ätiologie, das Ziel der Behandlung
betrifft die Veränderung (Heilung, Besserung, Linderung, Bewältigung)
und damit die Evaluation.
Gibt es mehrere Methoden zur Erreichung eines Ziels,
werden diese zum Begriff des Verfahrens zusammengefasst. Die
spezifische Art und Weise, wie eine Methode angewandt wird, heißt
Technik.
1.
Beispiel:
Autogenes Training ist z. B. eine
Methode, das Heilmittel (Heilwirkfaktor)
Entspannung herbeizuführen. Die spezifische Anwendung und Verpackung:
allein oder in der Gruppe, fraktioniert oder in einem Block, im Liegen
oder in der Droschkenkutscherhaltung, ist eine Frage der Technik.
Die verschiedenen Entspannungsmethoden bilden zusammen die
Klasse der Entspannungsverfahren, z. B. Autogenes Training;
Progressive Muskelrelaxation (Jacobson); Funktionelle Entspannung (Fuchs);
Hypnose; Meditation und die natürlichen Methoden wie Sport, Spiel,
Kunst und Kultur, pausieren, faulenzen, erholen, ruhen oder schlafen.
2. Beispiel: In allen forensisch-psychopathologischen
Gutachten besteht das zentrale und allgemeine Ziel darin, Informationen
zu den beweisfragenrelevanten Themen zu erlangen, z.B. über den Zustand
bei Begehung der Tat bzw. den Zustand zum Tatzeitpunkt (wenn
die Tat bestritten wird).
Methodologie Mit
dem Wort "Methodologie" sei die (Meta-) Lehre von den Methoden bezeichnet.
"Methodik" bezeichne die Anwendung einer Methode. Da die Begriffe in der
Praxis nicht so streng unterschiedlich bezeichnet und verwendet werden,
werden sie bei der Erfassung in den Texten von mir auch als gleichwertig
behandelt. Als Wortteil für die elektronische Suche, sofern möglich,
wurde daher "method" gewählt. Hierdurch werden z.B. "Methode", "methodisch",
"methodologisch", "Methodologie oder "Methodik" gefunden.
Angewandte Methode Ich habe
die Titel, Sachregister, Inhaltverzeichnisse und einige Text-Abschnitte
- forensisch - psychiatrischer Werke durchgesehen, ob sie das Wort "Methode,
methodisch, Methodologie" (elektronische Suche - sofern möglich -
nach "method") enthielten.
Hintergrund Ausgehend von den extremen
und vielfachen Fehlern, die im Fall Mollath von forensisch-psychiatrischen
Gutachtern begangen wurden, war ich auf der Suche nach Erklärungen.
Seit dem Frühjahr 2012 habe ich hierzu verstärkt recherchiert
und die kritische Fehlerliteratur der forensischen Psychiatrie durchgesehen.
Daraus entwickelte ich für die praktische Gutachtenanalyse und -kritik
einen Katalog potentieller forensisch-psychopathologischer
Gutachterfehler. Dabei konnte ich durch meine Analysen von forensisch-psychiatrischen
Gutachten wichtige Einsichten gewinnen, u. a. die, dass es gar kein wissenschaftliches
Konzept in der forensischen Psychiatrie gibt und dass die hauptsächliche
Gutachterleistung im bloßen Meinen besteht. Ich wollte das zunächst
nicht glauben, obwohl es nicht nur belegbar, sondern ganz offensichtlich
war. So dauerte es gut ein Jahr, bis mein innerer Widerstand gegen diese
Erkenntnis überwunden war. Ich legte meine Erkenntnisse in der Arbeit
Meinungsachten
nieder. Als ich mich an die Ausarbeitung der Seite Methodik-Fehler
machte, von denen ich nicht wenige fand, stellte ich überrascht fest,
dass es - nicht nur in den forensischen - Psychiatrie anscheinend mit wenigen
Ausnahmen (Jaspers, de
Boor, Witter, Möller,
Pethö,
Hoffmann-Richter)
gar kein Methodenbewusstsein - und dann natürlich erst recht kein
Methodenproblembewusstsein - zu geben schien. Auch das wollte ich zunächst
nicht glauben und musste gegen meinen inneren Widerstand gegen den - damals
noch - schrecklichen Verdacht ankämpfen, dass eine vermeintliche Wissenschaft,
die Psychiatrie, keine Ahnung davon hat, was eigentlich wissenschaftliches
und methodisch fundiertes Arbeiten bedeutet. Das erinnerte mich an Bleulers
alte Arbeit über das autistisch-undisziplinierte Denken in der Medizin.
Obwohl ich es also zunächst kaum glauben konnte und wollte, passte
es doch sehr gut zu meiner Arbeit über das Meinungsachten.
Es erklärt nämlich, weshalb das Meinungsachten so verbreitet
in der forensischen Psychiatrie ist: weil sie es nicht anders wissen und
können. Das brachte mich dann auf die Idee, die - forensisch - psychiatrische
Literatur systematisch zum Thema Methoden, Methodologie und Methodenprobleme
durchzusehen. Das ebenso so ernüchternde wie erschütternde Ergebnis
lege ich mit dieser Arbeit vor. Die Ergebnisse können auch gut erklären,
weshalb die Psychiatrie auch in den letzten 100 Jahren nicht so recht vorwärts
kam und kein allgemeinverbindliches, solides Fundament erarbeitet wurde:
weil es allein schon - 100 Jahre nach Jaspers! - am kritischen Methodenbewusstsein
fehlt. Nach dem Lesen der meisten Lehrbücher weiß man gar nicht,
welche Methoden die Psychiatrie hat. Das sagt schon ziemlich viel über
das Methodenbewusstsein und das Wissenschaftsverständnis in der Psychiatrie
aus. Von daher ist klar, dass die Psychiatrie auch keine methodischen Fehler
kennt und diese daher in ihren Werken auch nicht darstellt und kritisch
erörtert. Und das hat natürlich drastische Auswirkungen auf die
forensisch-psychiatrischen "Gut"achten.
Probleme der
von mir angewandten Methode
Das bloße Durchsehen auf Wortvorkommnisse wie Methode, Methodik,
Methodologie u.ä. der Titel, Inhaltsverzeichnisse und Sachregister
erlaubt weder eine zwingende positive noch negative Aussage, denn:
-
Die meisten Sachregister sind schlecht gemacht und keineswegs repräsentativ
für den Text: Prototyp solcher schlechten Sachregister ist etwa das
5bändige Handbuch für Forensische Psychiatrie - leuchtend positives
Gegenbeispiel das Sachregister von Jaspers,
aber auch von Huber.
Man kann also aus der bloßen Information der Sachregister ganz und
gar nicht zwingend inhaltliche Schlüsse ziehen. Man muss wenigstens
einige Textstichproben überprüfen, wenn man nicht alle Bücher
von vorne bis hinten genau durcharbeiten will, ob hier nicht doch die genauen
Mittel und Wege Schritt für Schritt für die (Erkenntnis-) Ziele
angegeben wurden. Einfach ist die Suche, wenn E-Books oder PDF-Texte mit
Suchfunktion vorliegen. Ich habe in diesen Fällen die Suchsilben "method"
gewählt.
-
Auch wenn die Worte (z.B. Methode, methodisch, Methodik, Methodologie,
Methodenbewusstsein, Methodenproblembewusstsein) genannt werden, heißt
das nicht, dass der Begriff dem hier angewandten Methodenbegriff
entspricht. Methodisches Vorgehen heißt, den genauen Weg, Schritt
für Schritt angeben, wie zum (Erkenntnis-) Ziel gelangt wird, werden
kann oder soll. Nicht wenige, auch bekannte, ja sogar sog. "Standardwerke",
benutzen an der Oberfläche anspruchsvolle Worte, ohne sie mit entsprechendem
Inhalt zu füllen.
-
Und umgekehrt: Auch wenn die Worte (z.B. Methode, methodisch, Methodik,
Methodologie, Methodenbewusstsein, Methodenproblembewusstsein) NICHT
genannt werden, heißt das nicht unbedingt, dass Methodenfragen im
Text nicht erwähnt oder kritisch erörtert werden. Entscheidend
sind nicht die Worte, sondern der Begriff, ob nämlich genau
angegeben wird, wie Schritt für Schritt ein (Erkenntnis-) Ziel erreicht
wird, werden kann oder soll.
-
Auch wenn auf Methoden eingegangen wird, bedeutet das meist nicht, dass
die wichtigsten Methodenfragen auch nur einigermaßen erschöpfend
erfasst werden. So liefert z.B. selbst Jaspers' Psychopathologie bis in
die 1950er eine ziemlich erschöpfende Darstellung der psychopathologischen
Themen und Inhalte, aber keineswegs der Methoden und schon gar nicht im
Detail.
Zeitraum Wie weit muss man nun
mit der Methodenanalyse in den Werken zurückgehen?
Wyrsch erwähnt in der Psychiatrie der Gegenwart I/2, S. 3: "Es
ist bezeichnend, daß die bedeutendste frühe Gesamtdarstellung
nicht von einem Psychiater, sondern einem Psychologen, GUSTAV STÖRRING,
stammte." Das stimmt nicht, weil Emminghaus bereits 1874 eine allgemeine
Psychopathologie vorgelegt hat, Störring sein Werk aber erst 1900
veröffentlicht hat.
Die Entwicklung der empirischen Psychologie, Psychopathologie
und Psychotherapie kann um 1751 mit Johann Christian Boltens
"Gedancken von psychologischen Kuren" angesetzt werden. Langermann
hat schon 1797 das Wort Methode in einem Titel verwendet (in seiner Dissertation).
Um 1770 führt
Tetens
seine Messungen zu Nachempfindungen durch. 1783 gibt Moritz sein
Magazin
zur Erfahrungsseelenkunde heraus. 1791 legt C. C. E. Schmid seine Empirische
Psychologie vor. 1801 veröffentlicht Pinel
seine
Philosophisch-Medicinische Abhandlung. 1803 bringt Johann Christian Reil
seine Rhapsodien über die Anwendung der psychischen Kurmethode
auf Geisteszerrüttungen heraus. Es folgt der erste Lehrstuhl 1811
für psychische Therapie in Leipzig, auf den Heinroth berufen wurde.
Signierungs-Methode Zunächst
wird einfach nur signiert, ob das Wort "Methode", "Methodologie", "methodisch"
oder Varianten davon vorkommen. Der Methodenbegriff
sollte wie oben definiert gebraucht und ausgeführt werden. Der Name
oder das Wort "Methode" ist hierbei nicht entscheidend, aber der Begriff
(Worte sind nur die Kleider der Begriffe). Es genügt auch nicht,
ein Vorgehen mit Methode zu bezeichnen und evtl. noch mit einem besonderen
Namen zu spezifizieren. Ein methodisches Vorgehen liegt nur dann vor, wenn
nachvollziehbar und kontrollierbar ausgeführt wird, wie ein (Erkenntnis-)
Ziel erreicht werden kann und soll. Das kann in einem Titel potentiell
zum Ausdruck gebracht werden, z.B. Witter
(1963) Methodologische Probleme der Psychiatrie, in einer
Kapitel-
oder
Abschnittsüberschrift, z.B. Tölle
& Windgassen 2012 Neurobiologische Methoden,
im Text, z.B. Scharfetter 1976, S.
22 empirisch-statistische Methode, oder im Sachregister unter den
Stichworten "Methode, methodisch, Methodologie".
-
GW := Gesamtwertung: keine (=0) angemessene Darstellung der psychiatrischen
Methodenproblematik (=1).
-
wTit := Das Wort "Methode", "Methodologie", "methodisch" oder Varianten
habe ich im Titel oder Untertitel gefunden (=1) oder nicht (=0) Damit wird
recherchiert, wie viele psychiatrische Arbeiten direkt, schon dem Titel
nach, der Methodik gewidmet sind. Vielleicht ist hier noch die Untersheidung
zwischen Buch und Aufsatz sinnvoll, was aber kein Problem wäre.
-
wIV := Das Wort "Methode", "Methodologie", "methodisch" oder Varianten
habe ich im Inhaltsverzeichnis (IV) gefunden, also als Kapitel oder Abschnitt
(=1) oder nicht (=0)
-
wSR := Das Wort "Methode", "Methodologie". "methodisch" oder Varianten
habe ich im Sachregister gefunden (=1) oder nicht (=0).
-
wT := Das Wort "Methode", "Methodologie", "methodisch" hab ich im Text
gefunden (=1) oder nicht (=0), z.B. bei Scharfetter 1976)
-
wP := Das Wort Probleme im Zusammenhang mit dem Wort "Methode", "Methodologie",
"methodisch" habe ich im Text gefunden (=1) oder nicht (=0).
-
MB := Es wird der Methodenbegriff wie oben
definiert (=1) oder ein unbestimmter, nicht näher beschriebener Methodenbegriff
verwendet (=0).
-
eMP := Es werden Methodenprobleme erörtert (=1) oder nicht (=0).
-
Son := Sonstiges Bemerkenswertes.
Anmerkung Man kann diesen Ausführungen
entnehmen, wie eng Krankheitsbegriff, Diagnose, Befund zusammenhängen.
Darin eingebettet ist das vielfältige Methodenproblem: wie komme ich
unter welchem Krankheitsbegriff zu Befund und Diagnose und welche Probleme
muss ich hierbei lösen?
Psychologie,
Psychopathologie und Psychiatrie
Psychologie wird kurz und bündig definiert als die Wissenschaft
vom Erleben und Verhalten. Psychopathologie kann man daher kurz und bündig
als die Wissenschaft vom gestörten oder kranken Erleben und Verhalten
definieren. Es gab und gibt viele Überschneidungen. So war z.B. Wundt
Arzt und Psychologe, Störrung, der 1900 eine Psychopathologie vorlegte,
war Arzt und Psychologe, Jaspers wurde über seine Psychopathologie
Professor für Psychologie.
Psychopathologie ist kein Reservat der Psychiatrie.
Historisch gibt es einen medizinischen, psychiatrischen Zugang zur Psychopathologie
und einen in den letzten Jahrzehnten u.a. durch die Entwicklung der psychologischen
Psychotherapie deutlich zugenommenen psychologisch-psychotherapeutischen,
was sich auch durch entsprechende Kooperation in der therapeutischen Praxis,
aber nicht so deutlich in der forensischen Begutachtung, zeigt. Die Voraussetzungen
des § 63 wurden traditionell und in der Hauptsache von (forensischen)
PsychiaterInnen bearbeitet, der Anteil dürfte - um 2013 - um 90% liegen
mit abnehmender Tendenz, besonders bei - methodisch anspruchsvolleren -
Prognosegutachten. Aber die MedizinerIn ist natürlich immer dann die
erste AnsprechpartnerIn, wenn organische Störungen zu untersuchen
oder zu behandeln sind, wobei natürlich auch jederzeit eine MedizinerIn
durch eine PsychologIn hinzugezogen werden kann - nicht nur umgekehrt.
Geschichte der Psychologie
Die Psychologie ist als eigenständige Wissenschaft ziemlich jung und
ihr Geburtsjahr wird mit der Einrichtung des ersten psychologischen Labors
1879-
privat finanziert - durch Wilhelm Wundt (1832-1920) in Leipzig angesetzt.
Tatsächlich begann die empirische Psychologie aber schon früher.
Bereits 1777 berichtet J.N.
Tetens über seine psychologischen Messungen zu Nachempfindungen.
Und 1791 gab C. C. E. Schmid bereits seine "Empirische Psychologie" mit
einem eigenen Methodenabschnitt heraus. Jahrtausende war die Psychologie
Teil der Philosophie, während bis auf den heutigen Tag die Psychiatrie
versucht, die Herrschaft über die Psychopathologie auszuüben,
obwohl sie ebenso bis auf den heutigen Tag kein der Psychologie
vergleichbares Wissenschafts- und Methodenbewusstsein entwickelt hat, was
auf diesen Seiten ausführlich belegt wird.
Analysen und Auswertung (chronologisch-absteigende
Ordnung) [intern: k := korrigiert]
-
2013BFG Bandelow, Falkai & Gruber
2013 Kurzlehrbuch Psychiatrie. (30.5.14, k)
-
2012ToeWi Psychiatrie
einschließlich Psychotherapie - Tölle & Windgassen
2012 (2.6.14, k)
-
2010Payk Psychopathologie. Berlin: Springer.
-
2010HBFP2
Handbuch der Forensischen Psychiatrie Bd. 2 Psychopathologie (15.6.14,
k)
-
2008Stie
Diagnostik und Klassifikation in der Psychiatrie .
-
2007Reis
Psychopathologie - Reischies 2007 (2.6.14, k)
-
2007HBFP1
Handbuch der Forensischen Psychiatrie Bd. 1 Bd. 1 Strafrechtliche Grundlagen
(15.6.14, k)
-
2005Hube Psychiatrie - Huber 2005
(1.6.14, k)
-
2005HoRi Die psychiatrische Begutachtung
- Hoffmann-Richter 2005 (1.6.14, k)
-
1999PdG1 Psychiatrie
der Gegenwart Bd. 1 4.A. Grundlagen der Psychiatrie (15.6.14, k)
-
1999Berg Psychiatrie
und Psychotherapie - Berger, Mathias (1999, Hrsg.) (7.10.14, )
-
1999PdG2 Psychiatrie
der Gegenwart Bd. 2 4.A. Allgemeine Psychiatrie (15.6.14, k)
-
1994UpK7 Untersuchung psychisch Kranker
- Freedman u. a. 1994 (8.6.14, k)
-
1993HbNP Handbuch der Neuropsychiatrie
- Hales & Yudofsky 1993 (8.6.14, k)
-
1992RoHe Psychiatrische
Diagnostik im Vorfeld der Schuldfähigkeitsbeurteilung - Rösler
& Hengesch (15.6.14, k)
-
1990Kind
Psychiatrische Untersuchung - Kind 1990 (9.10.14, )
-
1990PPG1 Psychiatrische Probleme der Gegenwart
1 - Freedman u.a. 1990 (8.6.14, k)
-
1988Baer Psychiatrie
für Juristen - Baer 1988 (15.6.14, k)
-
1984Pete Wörterbuch
der Psychiatrie und medizinischen Psychologie - Peters 1984 (15.6.14, k)
-
1976Moel Methodische
Grundprobleme der Psychiatrie - Möller 1976
-
1973Weit Psychiatrie im Grundriss
- Weitbrecht 1973 (30.5.14, k)
-
1973Spoe Kompendium der Psychiatrie -
Spoerri 1973 (1.6.14, k)
-
1969Peth Zur
methodologischen Neubesinnung in der Psychiatrie - Pethö 1969 (6.10,14,
)
-
1967KS Klinische Psychopathologie
- 1967 Kurt Schneider (7.6.14, k)
-
1966deBo Die forensischen Methoden ...
- de Boor 1966 (1.6.14, k)
-
1963GJMM Grundlagen und Methoden der klinischen
Psychiatrie Gruhle u.a. 1963. (3.6.14, k)
-
1963Witter Methodologische
Probleme der Psychiatrie Witter 1963
-
1948Jasp Allgemeine Psychopathologie
Jaspers 1948 (=1946) (1.6.14, k)
-
1948KSZf Die Beurteilung
der Zurechnungsfähigkeit - K. Schneider 1948 (15.6.14, k)
-
1939Kret Medizinische Psychologie
- Kretschmer 1939 (31.5.14, k)
-
1930HWMP Handwörterbuch der medizinischen
Psychologie - Birnbaum 1930 (5.6.14, k)
-
1928HBG1 Handbuch der Geisteskrankheiten
- Allgemeiner Teil 1 - Bumke 1928. (04.06.14, k)
-
1923LBdP Lehrbuch der Psychiatrie. Binswanger,
O. Siemerling 1923 (3.6.14, k)
-
1907Gaup Wege und
Ziele psychiatrischer Forschung - Gaupp 1907 (23.6.14, )
-
1903Gaup Über
die Grenzen psychiatrischer Erkenntnis - Gaupp 1903.(18.6.14,
k)
-
1890Meyn Klinische
Vorlesungen über Psychiatrie auf wissenschaftlichen Grundlagen - Meynert
1890 (29.5.14, k)
-
1863Kahl Wissenschaftliche Hrundlage der Psychiatrie
- Kahlbaum [GB]
-
1801Pine Philosophisch-Medicinische
Abhandlung über Geistesverirrungen oder Manie. (11.6.14, k)
-
1751Bolt Gedancken
von psychologischen Kuren Bolten 1751 (19.6.14)
Deskriptive
Statistiken und multivariate Analysen
1. deskriptive Statistik und multivariate Analyse mit n=28 veröffentlichten
Arbeiten 1801-2013
Im Allgemeinen gilt für eine multivariate Analyse, dass die Anzahl
der Zeilen (Veröffentlichung) mindestens drei mal so groß sein
sollte wie die Anzahl der Spalten (Methodenmerkmal). Das ist inzwischen
mit n=28 Veröffentlichungen bei 8 Methodenmerkmalen der Fall, so dass
ich eine erste deskriptive Statistik, Korrelations- und Eigenwertanalyse
durchgeführt habe.
Daten- Analyseergebnis-Tabelle
Sämtliche Beurteilungen sind ausgewiesen und begründet,
können somit nachvollzogen, geprüft und kritisiert, auch neu
beurteilt und gerechnet werden.
[Interner Fundort: ... eigdat\rs-dat\excel\ForPsy\Methoden.xls]
Zusammenfassung
einiger Ergebnisse
Das Hauptergebnis ist, dass die - forensische - Psychiatrie weder über
einen differenzierten Methodenbegriff, noch über ein entsprechendes
Methodenproblembewusstsein verfügt, obwohl Pinel 1801 (1799) sehr
vielversprechend begann. Doch Karl Jaspers Jahrhundertwerk
1913ff setzte leider neben vielen Bleibendem und meinige falsche Grundlagen
(erklären und verstehen [verstehen
und einfühlen], phänomenologische
Methode) und ging methodisch zu wenig ins Detail.
Methodische Probleme werden meist gar nicht, und
wenn, dann mehr allgemein, kaum über die höchste oder zweithöchste
Ebenentiefe
(von 5 bis 10) hinausgehend, oberflächlich oder kursorisch und so
gut wie nie differenziert mit voller Ebenentiefe
ausführlich nachvollziehbar und kritisch behandelt. Wichtige Methodenfragen
stellte De Boor 1966, die nirgendwo aufgegriffen
wurden. Jaspers wurde nie weiterentwickelt und angemessen revidiert. Auch
Witter
1963 war keine echte Weiterentwicklung (zu allgemein). Spätestens
seit Pethös (1969)
grundlegender Kritik Zur methodologischen Neubesinnung in der Psychiatrie
mit über 500 Literaturbelegen hätte diese Arbeit in Angriff genommen
werden müssen. Stattdessen hat man ihn lieber ignoriert. Auch das
wissenschaftstheoretisch hochstehende Werk von Möller
1976 hat bis heute anscheinend kaum Spuren hinterlassen. Methodologisch
scheint die - forensische - Psychiatrie weitgehend ein Ort wissenschaftlicher
Anarchie mit mehr oder minder starker wissenschaftlicher Verwahrlosung
und okkultistischen Fehlhaltungen.
Der prinzipielle Okkultismus mit dem Totum
pro parte Fehlschluss (krank, also nicht verantwortlich) wurde wahrscheinlich
von Kurt Schneider 1948 begründet,
was den praktischen Okkultismus
Gutachten nach Aktenlage zu schreiben,
sehr gefördert hat. Wenn Kröber (2010, S. 165) schreibt: "Das
Gutachten muss nachvollziehbar und transparent sein. Darin ist darzulegen,
aufgrund welcher Anknüpfungstatsachen (Angaben des Probanden, Ermittlungsergebnisse,
Vorgaben des Gerichts zum Sachverhalt und möglichen Tathandlungsvarianten),
aufgrund welcher Untersuchungsmethoden und Denkmodelle der Sachverständige
zu den von ihm gefundenen Ergebnissen gelangt ist." so klingt das gut
und richtig, aber man müsste sich auch daran halten, was er im Fall
Mollath
ja nicht einmal selbst gemacht hat. Der Krankheitsbegriff wie das Leib-Seele-Modell
und die Suche nach den körperlichen Zeichen für die psychischen
Störungen erscheint völlig veraltet und kaum noch nachvollziehbar.
In der Wissenschaft gibt es keine Seele ohne körperliches Betriebssystem.
Und selbstverständlich hat jede psychische Regung eine
biologische Basis und Kodierung. Manche Regungen werden keine Spuren hinterlassen,
weil sie zu schnell zerfallen, manche schon. Wie, das muss die weitere
Forschung zeigen: Optimismus ist begründet. Hierzu wird allerdings
eine differenzierte, operationale, prüf- und kontrollierbare Psychologie
des Erlebens und Verhaltens unumgänglich sein. Hier sind die PsychologInnen
gefordert und zwar mit weit mehr als nur läppischen Faktorenanalysen.
Die multivariate Eigenwertanalyse dieser Studie zeigt ja gerade, dass die
8 Variablen rund um das Thema Methodik nur auf sieben reduzierbar wären.
Obwohl also offensichtlich ein eindimensionales Thema vorliegt, ergibt
die Korrelationsrechnung und ihre multivariate eigenwertanalytische Verarbeitung
7 Faktoren und damit Dimensionen. Das zeigt: formal-statistische Methoden
sind mit höchster Vorsicht zu genießen. Auch die Korrelation
der Variablen 2 und 7 mit 25 gleichen (0 - 0) von 28 Wertepaaren zeigt
ein paradoxes Ergebnis mit r = -.053. Fazit: quantitative Methoden sind
wertvoll, aber problematisch und daher sehr kritisch zu handhaben.
Mehr zu statistischen Ergebnissen:
Deskriptive Statistik
-
GW: 4 der 28 Arbeiten (Pinel, Jaspers, De Boor, Hofmann-Richter),
erhielten eine positive Gesamtwertung für angemessene Darstellung
der psychiatrischen Methodenproblematik.
-
wTit: Von den 28 Veröffentlichungen führten zwei Bücher
das Wort Methode(n) im Unter-/ Titel.
-
wIV: 19 der 28 Arbeiten erfassten im Inhaltsverzeichnis einen Eintrag
mit "Methode(n)"
-
wSR: 16 der 28 Arbeiten erhielten einen Eintrag "Methode(n)" im
Sachregister, die mit wenigen Ausnahmen (z.B. Jaspers, Hofmann-Richter,
Huber) allesamt nicht den Text angemessen repräsentieren. Viele repräsentative
psychiatrische Werke hatten keinen Eintrag "Methode(n)" im Sachregister.
-
wT: In 26 von 28 Arbeiten konnte das Wort "Methode(n)" im Text gefunden
werden.
-
wP: In 9 von 28 Arbeiten wurden im Zusammenhang mit "Methode(n)
auch "Problem(e)" genannt.
-
MB: Der Methodenbegriff dieser Studie konnte nur in einer Arbeit,
Pinel 1801, gefunden werden. Keine Arbeit außer Pinel erklärte
ihren Methodenbegriff. Der Methodenbegriff wird meist nur sehr allgemein
auf höherer (abstrakter) Stufe verwendet, auf höchster
oder zweithöchster Ebene (von nicht selten 5, 10 oder mehr Ebenen).
In keiner forensischen Arbeit wurde z.B. eine Methode genannt, geschweige
denn differenziert dargelegt, wie man zum Befinden eines Probanden zum
Handlungszeitpunkt (z.B. Schuldfähigkeit, Geschäftsfähigkeit,
Testierfähigkeit, Deliktfähigkeit) gelangen kann. Obwohl sie
wie am Fließband gutachten, fehlt offenbar das Naheliegendste und
Wichigste.
-
eMP: 19 von 28 Arbeiten thematisieren wenigstens einmal Methodenprobleme,
aber meist nur sehr allgemein auf der höchsten oder zweithöchsten
Ebene und kaum mit Lösungsideen.
Korrelationen (> Korrelation)
-
Es wurden die Bewertungen 1 oder 0 von den 8 Methodenmerkmalen der 28 Veröffentlichungen
miteinander korreliert. Insgesamt gibt es gar keine hohen Korrelationen,
mäßig deutliche zwischen 1 und 7 (0.471), 4 und 6 (0.442)
und 3 und 5 (0.403). Und das, obwohl es um ein eindimensionales Thema,
die Methodenmerkmale, geht (> Eigenwertanalyse).
-
Ein paradoxes (1,
2,)
Ergebnis gibt es zwischen 2 und 7 mit r = -.053. Hier sind 25 der 28 Wertepaare
gleich (0 - 0), was der Augenscheinerwartung nach eine hohe Korrelation
hervorrufen sollte.
Eigenwertanalyse (> Eigenwertanalyse)
-
Die Anzahl der Eigenwerte <= 0.20 zeigen eine Fast-Kollinearität
an, d.h. es gibt dann in der Korrelationsmatrix eine fast-lineare Abhängigkeit:
p = 1.
-
Die Anzahl p der Eigenwerte <= 0.20 kann auch zur Berechnung der unabhängigen
Dimensionen (dim), die diese Korrelationsmatrix der Ordnung n bestimmen,
verwendet werden: dim = n - p, hier also 8-1 = 7. D.h. man könnte
diese Korrelationsmatrix auf 7 Faktoren zurückführen. Damit wäre
natürlich kaum etwas gewonnen.
-
Aus dieser Analyse ergibt sich ein wichtiger Satz: Eindimensionalität
der Merkmale (hier Methodik) muss im linearen Korrelationsmodell
keineswegs eine eindimensionale Korrelationsmatrix hervorbringen. Hieran
schliesst sich eine interessante Forschungsfrage an: gibt es eindimensionale
Korrelationsmatrizen (ein sehr großer Eigenwert, der Rest alle klein)
mit inhaltlich klarer Mehrdimensionalität?
Inhaltliche
und sonstige Ergebnisse
-
Neben dem bekannten praktischen Okkultismus
der forensischen Psychiatrie habe ich bei Kurt
Schneiders Vortrag einen prinzipiellen und selbstwidersprüchlichen
Okkultismus gefunden (1948). der offenbar verheerende Wirkungen in der
Begutachtungspraxis nach sich zog.
-
Jaspers Methodologie der höheren Ebenen,
sein Konzept vom verstehen und erklären
und die falsche Verknüpfung mit der Phänomenologie, die
unabhängig vom Verstehen ist, ist seit langem revisionsbedürftig.
Es scheint aber niemanden zu geben, der diese Arbeit angehen kann oder
will. Spätestens seit Pethös (1969) grundlegender Kritik Zur
methodologischen Neubesinnung in der Psychiatrie mit über 500
Literaturbelegen hätte diese Arbeit in Angriff genommen werden müssen.
Stattdessen hat man ihn lieber ignoriert.
-
Methodologisch scheint die - forensische - Psychiatrie weitgehend ein Ort
der wissenschaftlicher Anarchie mit mehr oder weniger wissenschaftlicher
Verwahrlosung. Dem steht allerdings entgegen, dass es trotzdem so viele
informative Arbeiten und Erkenntnisfortschritte gab und gibt.
-
Schulen- und Richtungsdilemmata: so lange "Schulen" die Wissenschaft bestimmen,
gibt es keine wirkliche Wissenschaft.
-
Leib-Seele- und Wissenschaftstheorie-Konfusionen (erklären
und verstehen, Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaft)
Literatur (Auswahl)
Veränderte URLs ohne Weiterleitung wurden
entlinkt, so z.B. die Bayerische Staatsbibliothek [BSB], aber kann auch
der Entlinkung entnehmen, dass es das Werk dort digitalisiert gibt.
-
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Detlev von Zerssen und Hans-Jürgen Möller 129 Psychopathometrische
Verfahren in der psychiatrischen Therapieforschung
-
Hans-Jürgen Möller und Detlev von Zerssen 167 Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten
der psychia¬trischen Diagnostik
-
Michael von Cranach und Hans-Ulrich Wittchen 208 Epidemiologische Aspekte
der Evaluationsforschung in der psychiatrischen Versorgung
-
Jürgen Klug, Wolfram an der Heiden und Reinhard Scheel 250 Psychiatrische
Versorgung im Wandel -Determinanten der Bedarfsplanung
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Frank Baker und Carol B. McPhee (ins Deutsche übersetzt 286
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Ansätze zur Bewertung der Qualität der Gesundheits¬versorgung
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Subjektive und objektive psychiatrische Erkenntnis? (P. Hoff) 1
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Objektivierende Psychopathologie in der biologisch-psychiatrischen Forschung
(W. Gaebel) 15
-
Zur Bedeutung der Selbstwahrnehmung für die Datenerhebung in der Psychiatrie
(J. Klosterkötter) 29
-
Datenerhebung und Datenanalyse autodeskriptiver Informationen in der Psychopathologie
(E.M. Steinmeyer) 46
-
Experimentelle Psychopathologie: Methodische Gesichtspunkte zur Vermessung
mentaler Vorgänge (M. Spitzer) 64
-
Methodische Probleme und Lösungswege bei der Erfassung von Beginn
und Frühverlauf psychischer Krankheiten am Beispiel Schizophrenie
(H. Häfner und K. Maurer) 77
-
Subdiagnostische psychiatrische Morbidität. Beschwerdeprofil und Konsequenzen
am Beispiel depressiver Störungen (M. Linden und B. Geiselmann) 106
-
Best-Estimate-Diagnose: Rationale, Reliabilität und Validität
(W. Maier) 117
-
Möglichkeiten und Grenzen psychopathologischer Befunderhebung mit
dem neuen diagnostischen Interview SCAN (K. Maurer) 129
-
Früher Symptomverlauf und Defizite in der sozialen Entwicklung im
Beginn der Schizophrenie (K. Maurer und H. Hafner) 141
-
Die Bedeutung der Intuition für die psychiatrische Diagnostik und
Klassifikation (A. Kraus) 156
-
Methodische Probleme bei der psychopathologischen Untersuchung von Angst
am Beispiel depressiver Patienten (H. Kuhs) 170
-
Zum methodischen Vorgehen bei der Untersuchung von psychopathologischem
Erleben mit der Positronen- Emissions- Tomographie (F. Schneider) 182
-
Charakterisierung der eigenen Persönlichkeit und subjektive Krankheitsvorstellungen:
Ihre Bedeutung für die klinische Diagnostik (J. Frommer) 192
-
Möglichkeiten und Grenzen der Expressed-Emotion-Erhebung (Ch. Mündt)
208
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Persönlichkeitslehre in der Psychiatrie (H. Saß) 224
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Strauß, Bernhard & Bengel, Jürgen (1997, Hrsg.) Forschungsmethoden
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Vorwort 7 B. Strauß, J. Bengel
I. Zur Einführung
Einfalt und Vielfalt: Zum Anwendungsproblem von Statistik in Psychotherapie
und Psychosomatischer Medizin 11 H. Kordy
II. Forschungsstrategien in der Medizinischen Psychologie
Voraussetzungen und Realisationsmöglichkeiten
medizinpsychologischer Forschung im klinischen Umfeld und in medizinischen
Institutionen - Strategien und Maßnahmen
zur Verbesserung interdisziplinärer Zusammenarbeit 31
H. Schulz, U. Koch
Das Experiment in der medizinpsychologischen und psychosomatischen
Forschung: Ein Plädoyer für die
Belebung experimenteller Forschung 48 B. Dahme
Möglichkeiten und Gefahren multizentrischer Studien 63 J. von
Wietersheim, D. Hartmann-Lange
Evaluationsforschung am Beispiel einer Präventionskampagne 77
J. Bengel, B. Bührlen-Armstrong
Qualitative Forschung in der Medizinischen Psychologie 98 D. Klusmann
III. Spezielle Methoden
Das Konzept der klinischen Signifikanz in der Psychotherapieforschung
H. Kordy Konzeption und Evaluation multipler Regressionsanalysen in
der anwendungsorientierten klinisch-psychologischen Forschung 146 M. Barth
Metaanalysen: Methodologische Grundlagen und praktische Durchfuhrung 161
E. Farin Divisive Prozeßanalyse zur Aufdeckung von Phasen in
dyadischen Interaktionen 181
B. Schmitz Zur Anwendung interpersonaler Theorien und Methoden in der
Medizinischen Psychologie 201
B. Strauß, M. Burgmeier-Lohse, S. Büsing, T. Fenzel
IV. Forschungsmethoden in speziellen Gebieten der Medizinischen
Psychologie
Methoden der Bewältigungsforschung 229 M. Beutel, G. Henrich
Methoden der Evaluation von Suchttherapie 244 H.-M. Süß
Methoden der Kopfschmerzforschung 257 11. Niederberger, P. Kropp, W.-D.
Gerber
V. Historischer Beitrag
Apparate- und Testmethoden 273 F. Giese
VI. Verzeichnisse Literaturverzeichnis 279 Autorenverzeichnis 312
Verzeichnis der Gutachter und Gutachterinnen 314
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Strümpell, Adolf (1892) Entstehung und die Heilung von Krankheiten
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Links (Auswahl: beachte)
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten: > Eigener
wissenschaftlicher Standort.
1) GIPT=
General
and Integrative
Psychotherapy, internationale Bezeichnung
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
__
Bedingungsanalyse
Ein Konzept der Verhaltenstherapie, das ein wichtiger Punkt bei Psychotherapieanträgen
ist. Dort heißt es nämlich für Verhaltenstherapeuten:
"5. Beschreibung der Krankheitsphänomene, möglichst
in den vier Verhaltenskategorien: Motorik, Kognitionen, Emotionen und Physiologie.
Unterscheidung zwischen Verhaltensexzessen, Verhaltensdefiziten und qualitativ
neuer spezifischer Symptomatik in der Beschreibung von Verhaltensstörungen.
Funktions- und Bedingungsanalyse der für die geplante
Verhaltenstherapie relevanten Verhaltensstörungen in Anlehnung an
das S-O-R-K-Modell mit Berücksichtigung
der zeitlichen Entwicklung der Symptomatik. Beschreibung von Verhaltensaktiva
und bereits entwickelten Selbsthilfemöglichkeiten und Bewältigungsfähigkeiten.
Wird die Symptomatik des Patienten durch pathogene Interaktionsprozesse
aufrechterhalten, ist die Verhaltensanalyse auch der Beziehungspersonen
zu berücksichtigen."
Praktisch und allgemein verständlich formuliert
soll die Bedingungsanalyse Antwort auf die Frage geben: wie hat sich ein
psychischer Sachverhalt, z.B. eine Störung entwickelt, wie ist sie
entstanden und was hält sie aufrecht, und zwar aus Sicht der Lerntheorie,
d.h. welche Verstärkerpsy
spielen an welcher Stelle welche Rolle.
__
Bumke (1928,
Hrsg.) S. 3: "Gewiß, bei den schizophrenen und bei den epileptischen
Seelenstörungen rechnet wohl jeder nicht nur mit körperlichen
Grundlagen überhaupt — denn die besitzt jeder normale und jeder krankhafte
seelische Zustand —, sondern auch damit, daß man sie eines Tages
auffinden wird."
__
Ebenentiefe
und Ebenenbreite in der Methodik > Allgemeines
Methoden-Modell.
In der Forensischen Psychopathologie geht man zur Bestimmung der Ebenentiefe
1,2, ...i ... n am besten von der Beweisfrage (Ebene n) aus. Zu jeder Tiefe
gibt es auch eine Breite 1,2, ... j... m, wobei jede Breite wieder ihre
unterschiedlichen Tiefen. haben kann.
Seit Pinel 1801 (1799)
ist die Grundlage aller wissenschaftlichen Psychiatrie die genaue Beschreibung
und Beobachtung ohne jedes Vorurteil, also deskriptiv phänomenologisch
(Brentano). Möller (1976), S.
105f: "Alles empirische Wissen beruht auf Beobachtungen, die in den Basissätzen
ihren Niederschlag finden. ... ... b) Die in den Basissätzen beschriebenen
Phänomene sollen intersubjektiv nachprüfbar sein. ...
c) Die in den Basissätzen beschriebenen Phänomene sollen durch
eine Beobachtungsmethode gefunden werden, die gewährleistet, daß
das Phänomen nicht etwas ist, was durch den Untersucher in den untersuchten
Ausschnitt der Wirklichkeit hineingetragen wird, sondern weitgehend autochthon
ist. ..."
Methoden-Ebenentiefe 1: Die unterste Ebenentiefe betrifft also die
Erfassung der Daten und Informationen des
Erlebens und Verhaltens zu bestimmten Lebensabschnitten, insbesondere zu
den Handlungszeitpunkten (z.B. Schuldfähigkeit, Geschäftsfähigkeit,
Testierfähigkeit).
-
Zur Breite der Tiefe 1 gehören hier z.B. 1.1 Explorationsdaten, 1.2
Anamnesedaten, 1.3 Fremdanamnesedaten, 1.4 Zeugenaussagen, ...
Methoden-Ebenentiefe 2: Die Klassifikation der Daten und Informationen
in Symptome und Befund
(auch o.B. kann wichtig sein)
-
Zur Breite der Tiefe 2 gehören verschiedene Symptombestimmungsmethoden,
Anfang, Ende, Verlauf, Dauer, Gültigkeit, ...
Methoden-Ebenentiefe 3: Die Klassifikation der Symptome zu Syndromen.
-
Zur Breite der Tiefe 3 gehören Syndrombestimmungsmethoden, Anfang,
Ende, Verlauf, Dauer, Gültigkeit, ...
Methoden-Ebenentiefe 4: Die Zusammenstellung des Befundes.
-
Zur Breite der Tiefe 4 gehören Befundauswahl- und -bestimmungsmethoden,
Anfang, Ende, Verlauf, Dauer, Gültigkeit, ...
Methoden-Ebenentiefe 5: Die Zuordnung zu Störungen von Krankheitswert
mit Diagnosen.
-
Zur Breite der Tiefe 5 gehören Diagnosebestimmungsmethoden, Anfang,
Ende, Verlauf, Dauer, Gültigkeit, ...
Methoden-Ebenentiefe 6: Die Ausprägungen der Störungen zu den
Handlungszeitpunkten (z.B. Schuldfähigkeit,
Geschäftsfähigkeit,
Testierfähigkeit)
-
Zur Breite der Tiefe 6 gehören Ausprägungsbestimmungsmethoden
zum Handlungszeitpunkt, Gültigkeit, ...
Methoden-Ebenentiefe 7: Die Auswirkungen der Ausprägungen der Störungen
auf die Beweisfragen.
-
Zur Breite der Tiefe 7 gehören Auswirkungsbestimmungsmethoden, Gültigkeit,
...
Methoden-Ebenentiefe 8: Die Prognose für
die Zukunft (§ 63, 64 StGB)
-
Zur Breite der Tiefe 8 gehören Prognosebestimmungsmethoden, Prognosezeitraum,
Sicherheit, Gültigkeit, ...
__
erklären und verstehen
Verstehen ist wie die meisten Worte ein vielfältiges Homonym
und hat mehrere Grundbedeutungen:
1) kommunikativ: die Worte und Aussage sprachlich
verstehen;
2) verstehen der Bedeutung der Aussage: geistig
nachvollziehen, begreifen;
3) emotionales verstehen: einfühlen, nacherleben
können;
4) verstehen eines Zusammenhanges.
5) billigen, gut heißen.
6) verstehen als geistes- und sozialwissenschaftliche
Methode
6b) im Unterschied zum naturwissenschaftlichen
erklären.
Erklären hat ebenfalls unterschiedliche Bedeutungen:
1) Einen Zusammenhang erklären: was hängt
wie mit wem zusammen?
2) Gründe G für einen Sachverhalt S angeben:
S wird durch G erklärt.
3) Ursachen U für einen Sachverhalt S angeben:
S wird durch U erklärt.
Anmerkung: Gründe
und Ursachen bedeuten im sachlichen, logischen Kern das Gleiche. Im sozial-
und geisteswissenschaftlichen Bereich bevorzugt man den Ausdruck "Gründe",
im Naturwissenschaftlichen Bereich den Ausdruck Ursache.
Von Windelband (1894) wurde der wenig hilfreiche
und scheinbare Gegensatz zwischen der nomothetischen, Gesetze und Regel
suchenden, und der idiographischen, den konkreten Einzelfall verstehenden,
Wissenschaft geschaffen. Dilthey (1900) stiftete den scheinbaren Gegensatz
zwischen naturwissenschaftlichem Erklären und geisteswissenschaftlichem
Verstehen.
In der Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie
haben wir es in der Praxis immer mit dem Einzelfall oder einem individuellen
Einzelfall-System (z.B. Familie) zu tun. Gesetzesartiges oder Regelhaftes
gibt es aber nicht nur im Längsschnitt, in Entwicklung und Verlauf,
sondern auch im Einzelfall. Einen prinzipiellen Gegensatz zwischen erklären
und verstehen vermag ich nicht zu erkennen. Wenn jemand einen Pullover
anzieht, weil ihm zu kalt ist, so können wir sinnvoll und verständlich
sagen, wir erklären das Pullover anziehen mit unangenehm erlebtem
Kälteempfinden, das den Grund liefert. Sagen wir, wir verstehen,
dass er einen Pullover anzieht, weil ihm kalt ist, schwingt hier mit, dass
wir uns einfühlen können, dass wir selbst Ähnliches schon
erlebt haben. Diese Bedeutung hat sich seit Windelband und Dilthey in den
Geisteswissenschaften - und seit Jaspers (1913) in der Psychopathologie
- eingebürgert, so mag man sie denn so belassen; hier aber mit der
Erweiterung, dass in den Sozial- und Geisteswissenschaften erklären
und Erklärung sowohl erwünscht als auch möglich und zulässig
sind. Die meisten dürften nicht verstehen, wie jemand auf Befehl von
Stimmen einen Angehörigen umbringt, weil die allermeisten das selbst
noch nie erlebt haben, aber dieser Sachverhalt taugt durchaus als Erklärung
für einen Mord durch einen schizophrenen Schub. Ich werde in meinen
forensischen Arbeiten diesen künstlichen und falschen Gegensatz nicht
übernehmen und nicht weiter pflegen. Den Grundfragen des Verstehens
gehe ich in einer anderen Arbeit nach.
Das Thema erklären und verstehen spielt auch
in der Psychiatrie eine historische Rolle (Jaspers, Kehrer, Gruhle, Straus).
Besonders aber in der forensischen Psychiatrie (> Beweisfragen-Fehler),
wenn es z.B. darum geht, festzustellen, inwieweit die psychopathologischen
Entsprechungen ("Voraussetzungen") für Einsichts-§
und Steuerungsfähigkeit§, Schuldfähigkeit§,
Gefährlichkeit§ oder Wiederholungsrisiko§
vorliegen. [teilweise aus der Quelle
2.1.4] oder nicht bzw. mangels Informationen oder Daten nicht feststellbar
sind.
__
Methoden
in Wissenschaft, Technik und im Alltagsleben
Methoden werden oft auch nach der Wissenschaft benannt, z.B. chemische,
pädagogische, physikalische, psychologische Methoden. Man spricht
auch von naturwissenschaftlichen, geisteswissenschaftlichen, sozialwissenschaftlichen
oder künstlerischen Methoden. Malen kann als Methode des Ausdrucks
oder der bildnerischen Darstellung bezeichnet werden. Die spezifische Art
und Weise des Farbauftrags kann man als Technik ansehen: die Technik der
Aquarell-, Tempera- oder Ölmalerei, direkt, in Schichten oder Lasuren.
-
Analytische Methoden
-
Archäologische Methoden
-
Astronomische Methoden
-
Beweismethoden
-
Biologische Methoden
-
Erklärungsmethoden
-
Erziehungsmethoden
-
Forschungsmethoden
-
Geisteswissenschaftliche Methoden
-
Geologische Methoden
-
Nahrungszubereitungsmethoden,
-
Kochmethoden, z.B. braten, dünsten, garen, kochen, köcheln, schmoren;
Pfanne, Topf oder Römertopf; Fett, Öl, Wasser;
-
Würzmethoden
-
Landwirtschaftliche Methoden, z.B. Zweifelderwirtschaft, Dreifelderwirtschaft,
Vierfelderwirtschaft, Düngen, Schädlingsbekämpfung
-
Mathematische Methoden, z.B. zählen, rechnen, Näherungsmethoden
-
Medienmethoden
-
Medizinische Methoden
-
Naturwissenschaftliche Methoden
-
Objektive Methoden
-
Pädagogische Methoden
-
Politische Methoden
-
Produktionsmethoden
-
Prognosemethoden
-
Psychiatrische Methoden
-
Psychologische Methoden
-
Sozialwissenschaftliche Methoden
-
Subjektive Methoden
-
Subjektwissenschaftliche Methoden
-
Technische Methoden
-
Wissenschaftliche Methoden
__
non liquet
"Der lateinische Begriff non liquet kommt ursprünglich aus dem
römischen Gerichtsverfahren und bedeutet "es ist nicht klar". Auch
heute wird im Verfahrensrecht bei Beweisproblemen mit non liquet eine Situation
bezeichnet, in der weder der Tatsachenvortrag der einen noch der anderen
Seite bewiesen werden kann." (W130929).
Der Fall, dass nicht genügend sichere Informationen für einen
psychopathologischen Befund zur Beantwortung einer Beweisfrage vorliegen,
kommt oft vor. Meist werden Unklarheiten, Unsicherheiten oder Lücken
versteckt, statt sie offen anzusprechen und kritisch zu erörtern bzw.
den Auftrag als nicht angemessen erfüllbar zurück zu geben.
__
Operationalisierung
Vieles, was wir Seele und Geist zurechnen, ist nicht direkt beobachtbar.
Die Merkmale von Seele
und Geist sind Konstruktionen. Daher sind Aussagen über Seele
und Geist (befinden, fühlen, denken, wünschen, wollen, eingestellt
sein, ...) besonders anfällig für Fehler. Damit man sich nicht
in rein geistigen Sphären bewegt, ist es daher in vielen Fällen
sinnvoll, ja notwendig, unsere Konstruktionen seelischer Merkmale und Funktionsbereiche
an Konkretes, Sinnlich-Wahrnehmbares, Zählbares
zu knüpfen. Damit haben wir die wichtigsten praktisches Kriterien
für Operationalisiertes benannt (in Anlehnung an das test-theoretische
Paradigma; Stichwort Operationalisierungbei
Einsicht und Einsichtsfähigkeit)
Ein Begriff kann demnach als operationalisiert gelten,
wenn sein Inhalt durch wahrnehmbare oder zählbare
Merkmale bestimmt werden kann. Viele Begriffe in der Psychologie, Psychopathologie,
in
Gesetzen und in der Rechtswissenschaft sind nicht direkt beobachtbare Konstruktionen
des menschliches Geistes und bedürften daher der Operationalisierung.
Welcher ontologischer
Status oder welche Form der Existenz ihnen zukommt, ist meist unklar.
Das Operationalisierungsproblem von Fähigkeiten.
Ob einer etwas kann oder nicht, lässt sich im Prinzip leicht prüfen
durch die Aufforderung, eine Fähigkeitsprobe abzulegen in der eine
Aufgabe bearbeitet wird, z.B. die Rechenaufgabe 12 - 7 + 1 = ? Hierbei
gibt es eine ganze Reihe möglicher Lösungen, z.B.: (1) die Hälfte
des ersten Summanden, (2) 5 + 1, 7 - 1 oder (3) die, an die die meisten
zuerst denken: 6 oder (4), 12 - (7 + 1) interpretiert ergibt 4. Man sieht
hier die Bedeutung der Klammer und Reihenfolge. Man Will man prüfen,
ob jemand rechtmäßige von unrechtmäßigen Handlungen
unterscheiden gibt kann, gibt man z.B. 10 Aufgaben mit unterschiedlichen
Schwierigkeitsgraden vor und lässt diese bearbeiten, etwa als einfacher
Ja-Nein-Test oder als Begründungs- oder Erörterungsaufgabe, wenn
tiefere Einblicke gewünscht werden. Doch wie will man herausbringen,
ob jemand vor drei Monaten, am TT.MM.JJJJ um 13.48 Uhr als man einen Gegenstand
(z.B. einen Fotoapparat) in seiner Tasche wiederfand, wusste, dass dieser
Gegenstand nicht in seine Tasche hätte gelangen dürfen?
> Drei Beispiele Innere Unruhe, Angst, Depression
(Quelle)
Merkmal (latente
Dimension) |
Operationalisierung(en) |
(a) Innere Unruhe |
Ich bin innerlich unruhig und nervös. |
(b) Angst |
Ich fühle Angst. |
(c) Depression |
Nicht selten ist alles wie grau und tot und in mir ist nur Leere. |
Hayakawa (1967) zitiert S. 241 Bridgman kurz und
bündig: "Um die Länge eines Gegenstandes herauszufinden, müssen
wir bestimmte physikalische Operationen vornehmen. Der Begriff der Länge
wird daher festgestellt, wenn die Operationen, durch die die Länge
gemessen wird, festgestellt sind .... Im allgemeinen verstehen wir unter
irgend einem Begriff nicht mehr als eine Anzahl von Operationen; DER BEGRIFF
IST SYNONYM MIT DER ENTSPRECHENDEN ANZAHL VON OPERATIONEN. "(3)"
Zur
Geschichte des Operationalisierungsbegriffs in der Psychopathologie
Kendell (1978) berichtet, S. 27f: "Vor einigen Jahren machte der Philosoph
Carl
Hempel einem Publikum von Psychiatern und klinischen Psychologen, die
an Fragen der Diagnose und der Klassifikation interessiert waren, in taktvoller
Weise den Vorschlag, sie sollten das Problem dadurch angehen, daß
sie „operationale Definitionen" für alle die verschiedenen Krankheitskategorien
in ihrer Nomenklatur entwickelten (Hempel 1961). Dies war wirklich der
einzige Rat, den ein Philosoph oder Naturwissenschaftler überhaupt
hätte geben können. Der Ausdruck operationale Definition wurde
ursprünglich von Bridgman (1927) geprägt, der ihn folgendermaßen
definierte:
„Die operationale Definition eines wissenschaftlichen
Begriffes ist eine Übereinkunft des Inhalts, daß S auf alle
die Fälle — und nur auf die Fälle — anzuwenden ist, bei denen
die Durchführung der Testoperation T das spezielle Resultat O ergibt."
Wie Hempel selbst zugibt, muß im Rahmen der psychiatrischen
Diagnose der Ausdruck „operational" sehr großzügig interpretiert
werden, um auch noch bloße [>28] Beobachtungen mit einschließen
zu können. Im Grunde genommen sagt er nicht mehr, als daß die
Diagnose S auf alle die Personen, und nur auf die, angewandt werden sollte,
die das Merkmal O bieten oder die dem entsprechenden Kriterium genügen,
wobei nur die Voraussetzung erfüllt sein muß, daß O „objektiv"
und „intersubjektiv verifizierbar" ist und nicht nur intuitiv oder einfühlend
vom Untersucher erfaßt wird.
Daraus ergibt sich die Schwierigkeit, wie man eine
ganze Reihe klinischer Bilder, von denen viele quantitativ variieren und
kein einzelnes gewöhnlich ausreicht, die fragliche Diagnose zu stellen,
auf ein einziges objektives Kriterium O reduzieren kann. Dies ist offensichtlich
eine schwierige und verwickelte Aufgabe. Ein großer Teil dieses Buches
ist direkt oder indirekt mit der Art und Weise befaßt, wie dieses
Ziel erreicht werden könnte. Deshalb ist es angezeigt, an dieser Stelle
zwei allgemeine Prinzipien, die sich hierauf beziehen, aufzustellen. Erstens
müssen Einzelsymptome oder Merkmale, die verschiedene Ausprägungsgrade
haben können, in dichotome Variable umgewandelt werden, indem man
ihnen bestimmte Trennungspunkte zuteilt, so daß die Frage nicht länger
lautet: „weist der Patient das X auf? " oder auch „wieviel X weist er auf?
sondern „weist er soviel X auf? ". Zweitens muß das traditionelle
polythetische Kriterium in ein monothetisches umgewandelt werden. Dies
läßt sich ganz einfach durchführen. Anstatt zu sagen, die
typischen Merkmale der Krankheit S seien A, B, C, D und E, und die Mehrzahl
von ihnen müßte vorhanden sein, bevor die Diagnose gestellt
werden kann, müssen A, B, C, D und E algebraisch kombiniert werden,
sodaß eindeutig festgelegt ist, welche Kombinationen dem Kriterium
O genügen und welche nicht.
Man könnte z.B. die Übereinkunft treffen,
daß beliebige drei oder vier der fünf Merkmale dem Kriterium
O genügen, aber andere, komplexere Kriterien wären ebenfalls
zu akzeptieren unter der Voraussetzung, daß sich jede mögliche
Kombination damit abdecken ließe."
__
Phänomenologische Methode:
was sie ist und nicht ist
Durch Jaspers Jahrhundertwerk ist hinsichtlich der phänomenologischen
Methode, was ist und nicht ist, eine falsche Interpretation in die Psychiatrie
gelangt, indem sie zu Unrecht mit Verstehen (genetisches verstehen) und
Einfühlung gleichgesetzt wurde (Bumke
z.B. kritisiert diesen Standpunkt zu Recht). Während Jaspers
S.
22 die phänomenologische Methode noch nicht mit hineinversetzendem
Einfühlen und Verstehen verquickt, ist das mit seinen Ausführungen
S. 47ff vorbei. So gesehen gibt es einen gewissen Widerspruch in seinem
Werk, der sich bereits in der ersten Auflage 1913 findet, wenn er S. 13
schreibt (die kritische Stelle fett-kursiv RS): "Der erste Schritt zum
wissenschaftlichen Erfassen ist ein Aussondern, Begrenzen, Unterscheiden
und Beschreiben bestimmter seelischer Phänomene, die dadurch klar
vergegenwärtigt und mit einem bestimmten Ausdruck regelmäßig
benannt werden. Wir bringen uns die einzelnen seelischen Qualitäten,
die Art, wie den Kranken etwas im Bewußtsein gegeben ist, zur möglichst
klaren Vergegenwärtigung. So beschreiben wir die Arten von Trugwahrnehmungen,
Wahnerlebnissen, Zwangsvorgängen, die Weisen des Persönlichkeitsbewußtseins,
der Triebe usw. Hierbei sehen wir noch ganz ab von der Entstehung
der Phänomene, dem Auseinanderhervorgehen seelischer Phänomene,
theoretischen Vorstellungen, wir wenden uns rein den wirklich erlebten
Qualitäten zu. Dies Vergegenwärtigen seelischer Zustände,
deren Abgrenzung und Festlegung, so daß man mit den Begriffen immer
dasselbe meinen kann, ist die Aufgabe der Phänomenologie." Die Klassifizierung
"Trugwahrnehmung" ist nicht phänomenologisch, sondern eine verarbeitete
und und symptomklassifizierende Schlussfolgerung. Das gehört nicht
in eine phänomenologische Beschreibung.
Die originär phänomenologische Methode,
wie sie von Brentano (deskriptive Psychologie; Husserls Wesenschau ist
ein anderes Kapitel) entwickelt wurde, verlangt "lediglich", die elementaren
Daten des Erlebens und Verhalten unverfälscht und ungefiltert genau
so erfassen, wie sie geäußert werden oder sich zeigen. Das können
"Symptomjäger", die alles und jedes durch ihre subjektive Brille der
Symptomatologie sehen nur ganz schwer. Und viele Psychiater lehren und
lernen es auch falsch (Belege),
was auch ihre Klassifikationssysteme belegen (> Symptom,
Syndrom)
__
Realität
des Psychischen und die Theorie der zwei Welten
Die Kurzantwort lautet: das Erleben oder die "Seele" ist ebenso körperlich
wie das, was wir körperlich nennen. Bestimmte Vorgänge des Körpers
haben sozusagen eine bewusste oder nichtbewusste erlebenspsychologische
Seite. Alles Seelische ist auch körperlich, aber nicht alles Körperliche
hat eine bewusste oder nichtbewusste erlebenspsychologische Seite. Es gibt
keine eigene, vom Körper unabhängige Seele. Dieses Modell hat
nicht die geringsten Probleme, sog. psychosomatische oder somatopsychische
Phänomene zu erklären, weil zwischen Psyche und Soma gar kein
grundsätzlicher Unterschied ist, nur zwei Seiten ein und derselben
Medaille.
Die allermeisten Menschen dieser Welt zweifeln nicht
daran, dass sie etwas erleben,
z.B. wahrnehmen, vorstellen, phantasieren, fühlen, empfinden, gestimmt
und verfasst sind, wünschen, wollen, denken, erinnern, planen, entscheiden,
entschließen und schließlich auch tun oder lassen, sprechen
und ausdrücken.
In Frage gestellt wird dies nur von einigen wenigen
radikal, mitunter sophistisch eingestellten Skeptikern, Hirnforschern und
von der Antipsychiatrie. Ich gehe in dieser Arbeit ebenso von der Realität
des Psychischen aus wie von der Tatsache, dass psychisches Erleben zu Recht
als gestört, ja als krankhaft beurteilt werden kann. Tun und Lassen
ist mitunter deutlich gestört, z.B. bei Impulsivität, Zwang,
Sucht, Hörigkeit, Depression, Ich-Störungen bei Schizoprenien
(wenn Schübe die Kontrolle übernehmen).
Wer das Psychische nicht als Realität anerkennt,
mit dem kann man nicht und braucht man auch nicht zu sprechen.
Aber gestritten wird unter dem Stichwort Leib-Seele-Problem in der
Philosophie und Wissenschaft seit Menschengedenken, welche Realität
dem Psychischen zukommt und was das für eine Realität sein soll.
Im Wesentlichen wurden bei den Leib-Seele-Modellen
z.B. folgende Standpunkte eingenommen:
-
Materieller Monismus Bewusstsein und Erleben nur als bedeutungsloses
"Epiphänomen" (Nacherscheinung). Die Bedeutung des Psychischen ist
eine Illusion, sehr stark fundiert durch das Alltags- und persönliche
Erleben der Menschen.
-
Spiritueller Monismus Das Körperlich ist das Nebensächliche,
ohne besondere Bedeutung, alles wesentliche ist Geist. Die Materie ist
nur eine Erscheinungsform des Geistes.
-
Monistischer psychophysischer Parallelismus / Identitätstheorie
Körper und Psyche als (partiell) zwei Modalitäten oder zwei Erscheinungsformen
ein und desselben Ganzen. Alles Seelisch-Geistige ist Chemisch-Physikalisches.
Das logische Verhältnis zwischen Seelischem und Körperlichem
ist: Alles Seelische ist - mitunter flüchtig - auch Körperliches,
aber nicht alles Körperliche hat eine seelische Erscheinungsform,
das meiste wohl nicht, jedenfalls keine bewusstseinsfähige. Psychosomatik
heißt hier dann nur, dass man körperliche Erscheinungen
mit seelischen Erscheinungen betrachtet, wobei natürlich auch hier
das Seelische eine körperliche Seite hat. Sich freuen oder ärgern
ist ein ebenso seelischer wie körperlicher Prozess. Manches kann über
die Erlebensseite angesprochen werden (Alltag, Psychotherapie), wo eine
solche Seite ist, aber auch über materielle Methoden (physikalische
Therapie, Psychopharmakotherapie). Metaphern: Licht als Welle ("Geist")
oder als Materie/ Korpuskel ("Körper"), zwei Seiten einer Medaille.
-
Dualistischer Psychophysischer Parallelismus Trennung von Körper,
Seele und Geist. Das eine existiert unbeeinflusst vom anderen (Descartes)
-
Dualistische Wechselwirkungstheorie: beide sind Unterschiedliches,
verschiedene Seinsformen, hängen aber zusammen und beeinflussen sich
wechselseitig (ein gesunder Geist in einem gesunden Körper; Psychosomatik).
Nach allem, was wir wissenschaftlich wissen, sind Seele und Geist an ein
funktionierendes und lebendes Gehirn gebunden. Ebenso gilt, dass z.B. Vorstellungen,
Gedanken, Wahrnehmungen, Wünsche, das war Körper nennen, beeinflussen,
wobei man Vorstellungen, Gedanken, Wahrnehmungen, Wünsche auch - bei
identitätstheoretischem Ansatz - als Körpervorgänge ansehen
kann. Für die praktische Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie
steht 3 am besten im Einklang mit der empirischen Daten. Alle anderen Varianten
(1,2,4,5) werfen schwerwiegende Probleme auf.
Manchmal wird von identitätsorientierten Antipsychiatrischen
argumentiert, psychische oder geistige Krankheiten könne es nicht
geben, weil sich (bislang) keine Materialisation von diesen im Körperlichen
finden lasse. Das ist selbstwidersprüchlich und unlogisch zu den eigenen
Grundannahmen. Wenn alles Seelisch-Geistige Chemisch-Physikalisches, also
Körperliches ist, dann ist per Fundamentalpostulat ja alles festgelegt
und muss nicht erst noch "gefunden" und besonders identifiziert werden.
Für die Krankheitsforschung wäre es natürlich nützlich,
aber für die Grundsatzfrage, ist es unbedeutend. Für Identitätsanhänger
ist klar, dass jedwedes seelisch-geistige Geschehen, auch wenn es bisher
noch nicht körperlich, d.h. chemisch-physikalisch identifiziert werden
konnte, körperlich organisiert ist. So gesehen sind Geisteskrankheiten
ebenso Gehirnkrankheiten wie Geistesgesundheiten Gehirngesundheiten sind,
wie auch schon Bumke bemerkte. So wie man ein Blatt
von unten oder von oben anfassen oder betrachten kann, so kann ein Erleben
von seiner körperlichen oder von seiner seelischen Seite aus betrachtet
werden (wenn sie nicht 0 ist). Aber der hohe Wert der Computermetapher
besagt auch: Krankheiten können sich auch nur in der Software abspielen,
sie müssen keinerlei Zeichen in der Hardware hervorrufen oder hinterlassen.
Unser Problem im Gehirn ist, dass Hard- und Software dort oft nicht zu
unterscheiden sind. Was unterscheidet programmiermäßig Zwangshandlungen
von wiederholten Arbeitshandlungen? Auf Anhieb mutmaße ich: programmiermäßig
nichts. Pathogene Muster psychischer Störungen wird man ziemlich sicher
eine Tages mit entsprechenden Verfahren erkennen können. Dann steht
die Frage an: mit welcher Methode kann man das Muster am effektivsten,
schonendsten und nebenwirkungsärmsten ändern? Die Psychotherapie
wird hier vielleicht nicht die schlechtesten Karten haben. Schon heute
bedeutet sie einen Umbau des Gehirns.
Zwei-Welten-Theorie
Im Wesentlichen gibt es zwei Welten: die Welt des faktischen Geschehens
und die Welt der Bedeutung dieses Geschehens für die unterschiedlichen
biologischen Systeme der Natur je nach Situation und Zielen und Zwecken,
die sie gerade mehr oder minder starr / flexibel verfolgen. So tragen die
meisten Ereignisse und Geschehnisse für Betroffene auch eine Information
von Bedeutung, wodurch natürlich Erleben und Verhalten der Betroffenen
beeinflusst wird. Ein Tsunami ist nicht nicht nur eine hohe Welle (Geschehen),
sondern eine Lebensbedrohung (Bedeutung), die Betroffene zur Flucht und
Schutzsuche veranlasst. [Quelle
2.1.3]
__
wenn
die Tat bestritten wird
Man kann natürlich auch den Probanden zum
Zustand des Tatzeitpunkte explorieren, wenn die Tat bestritten wird. Nachdem
die Unschuldsvermutung bis zum rechtskräftigen Urteil gilt, muss man
sich auch auf keine Auseinandersetzung über das Begehen oder Nichtbegehen
der Tat einlassen. Eine Auseinandersetzung, ob die Tat begangen wurde oder
nicht, würde in der Regel die Arbeitsbeziehung belasten und damit
die Chancen nur mindern, Informationen zu erhalten. Wenn die Exploration
verweigert wird, entsteht im Regelfall bis auf einige wenige theoretische
Ausnahmen eine non-liquet Situation für
die GutachterIn, so dass die GutachterIn bei wissenschaftlicher Grundeinstellung
keine Beurteilung abgeben kann: wenn man nichts weiß, kann man nichts
sagen und erst Recht nicht gutachten.
__
Theoretische Ausnahmen
In ganz seltenen Fällen können Videoaufzeichnungen der Taten
und des Tatverhaltens, detaillierte ZeugInnenbeobachtungen - deren Glaubhaftigkeit
allerdings sorgfältig zu prüfen ist -, Aufzeichnungen (z.B. Tagebücher,
Briefe, Arztberichte, wenn der Beschuldigte z.B. kurz vor der Tat beim
Arzt war) zu Verfassung, Befinden und Verhalten zu den Tatzeiten vorliegen.
Aber selbst Videoaufzeichnungen des Tatverhaltens sagen selten etwas über
innere Verfassung oder Befinden, z.B. ob die Tat in und aus einem wahnhaften
Zustand heraus erfolgte: Wahn sieht man nicht, er ist nicht beobachtbar.
__
Psychopathologische
Grundstandpunkte > Realität
des Psychischen.
-
Nach Jasprs (1948), S. 382: "Geisteskrankheiten sind
Gehirnkrankheiten" (Griesinger, Meynert, Wernicke)
-
"Agnostische Position. Die agnostische Position,
die von Kurt Schneider (1948) und seinen Schülern (Witter 1972; Haddenbrock
1994; Langelüddeke u. Bresser 1976) vertreten wurde, geht von der
Annahme aus, dass die Beurteilung der Willensfreiheit mit empirischer Methodik
nicht möglich ist." Nedopil & Müller 2012, S. 37
-
"Gnostische Position. Wenngleich Streng (1995 a,
b) unter Berufung auf Haddenbrock (1992) diese Position als vorwiegend
herrschende Meinung darstellt, vertreten die
Verfechter einer gnostischen Position, z. B. von Baeyer (1967), Mende und
Schüler-Springorum, (1989) und Venzlaff (1994 a) die Auffassung, dass
wissenschaftlich begründete Aussagen über Einsichts- und Steuerungsfähigkeit
durchaus möglich sind." Nedopil & Müller 2012, S. 37
__
Methodisch vorgehen heißt,
Schritt für Schritt, ohne Lücken, von Anfang bis Ende, Wege und
Mittel zum (Erkenntnis-) Ziel angeben
|
Querverweise
Standort: Methodik der Methodenuntersuchung.
*
Überblick
Forensische Psychologie.
Potentielle Fehler in
der forensischen Psychopathologie.
Potentielle
Methoden-Fehler in der Forensischen Psychiatrie.
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS). Methodik
der Methodenuntersuchung zur
- forensischen - Psychiatrie. Hilfsseiten
zum Katalog der potentiellen forensischen Methodik Gutachtenfehler zu
Potentielle
Fehler in forensisch psychiatrischen Gutachten, Beschlüssen und Urteilen
der Maßregeljustiz. Eine methodenkritische Untersuchung illustriert
an einigen Fällen u. a. am Fall Gustl F. Mollath mit einem Katalog
der potentiellen forensischen Gutachtenfehler sowie einiger Richter-Fehler.
Erlangen IP-GIPT: https://www.sgipt.org/forpsy/NFPMRG/Methode/MdMU.htm
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der Methodenuntersuchung_Datenschutz
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Mail:
sekretariat@sgipt.org_
__Wichtige
Hinweise zu Links und Empfehlungen
korrigiert: 29.05.2014 irs
Änderungen Kleinere
Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet
und ergänzt.
10.06.22 1963Witter
verlinkt.
31.08.18 Gruhle
bezichtigt in Verstehen und Einfühliung S. 284f Wilhelm von Humboldt
unbelegt der Fälschungsbereitschaft.
01.04.17 Lit-Erg: Biefang
1980, Saß 1996, Strauß 1997.
04.08.15 Eintrag Möller
1976, Bemerkung zu Jaspers in der Zusammenfassung, Linkfehler geprüft
und korrigiert.
27.07.15 Korrektur identitätstheoretischer
Ansatz in der Realität
des Psychischen.
09.10.14 Psychiatrische Untersuchung
- Kind 1990.
06.10.14 Aufnahme Pethö
1969, aber noch nicht in der Auswertung berücksichtigt.
23.06.14 Überarbeitung
der Leib-Seele-Modelle.
19.06.14 1751
Boltens Frühwerk zur integrativen Psychotherapie.
16.06.14 Erste
deksriptive und multivariate Analyse.
11.06.14 Pinel 1801.
08.06.14 Probl.Psychiat.
Gegenw. * Untersuchg.psy.Krank. * HB Neurospsychiatrie
05.06.14 Handwörterbuch
der medizinischen Psychologie - Birnbaum 1930. Korrektur Phänomenologie.
04.06.14 1928HBGK
Handbuch der Geisteskrankheiten - Allgemeiner Teil 1 - Bumke 1928. Zitat
Bumke.
03.06.14 1963 Gruhle u.a.
Psychiatrie der Gegenwart; O. Binswanger u.a. Lehrbuch der Psychiatrie
1923.
02.06.14 2012ToWi Tölle
& Windgassen 2012; Reischies 2007.
01.06.14 1948Jasp
Allgemeine Psychopathologie Jaspers 1948 (=1946); de Boor, Hoffmann-Richter,
Huber, Spoerri.
31.05.14 1939Kret
Medizinische Psychologie - Kretschmer 1939 (31.05.2014)
30.05.14 2013BFG
Bandelow, Falkai & Gruber 2013 Kurzlehrbuch Psychiatrie. (30.5.2014)
30.05.14 1973Weit
Psychiatrie im Grundriss - Weitbrecht 1973 (30.5.2014)
29.05.14 1890Meyn
Meynert
Klinische Vorlesungen über Psychiatrie auf wissenschaftlichen
Grundlagen. (29.5.2014)