Handwörterbuch der medizinischen Psychologie - Birnbaum 1930
Hilfsseite zum Katalog der potentiellen
forensischen Gutachtenfehler (MethF)
Methoden- und Methodenproblembewusstsein
in der - forensischen - Psychiatrie
Zu:
Potentielle Fehler in forensisch psychiatrischen
Gutachten,
Beschlüssen und Urteilen der Maßregeljustiz
Eine methodenkritische Untersuchung illustriert
an einigen Fällen u. a. am Fall Gustl
F. Mollath
mit einem Katalog
der potentiellen forensischen Gutachtenfehler sowie einiger Richter-Fehler.
von Rudolf Sponsel, Erlangen
|
Legende Signierungen
|
wTit |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Gesamtwertung angemessene Darstellung der psychiatrischen Methodenproblematik Signierung 0
Das 672-Seiten Wörterbuch enthält einen Artikel zur psychologischen
Methodik von Arthur Kronfeld. Interessanterweise gibt es keinen
vergleichbaren Artikel "Methodik, psychiatrische" oder "Methodik, medizinisch-psychologische".
Im Artikel selbst findet sich aber ein Unterpunkt "d) Psychopathologie."
Merkwürdigerweise fehlen im Wörterbuch eigene Einträge zu
"Psychiatrie" oder zu "Psychopathologie".
Da es in den Einträgen wesentlich um psychologische
Methoden geht, sind die späteren Signierungen mit 1 grenzwertig positiv.
Insgesamt ist auch hier die Botschaft: die medizinische
Psychologie - in der Interpretation des Herausgebers und der Bearbeiter
- hält die Darstellung der medizinisch-psychologischen Methodik für
unwichtig oder es fehlt einfach an entsprechenden Ausarbeitungen. Und damit
gibt es natürlich auch keine Methodenprobleme und kein Methodenproblembewusstsein.
Aus Eignungsprüfung, S. 110: "Was die Methodik der Eignungsprüfungen betrifft, so muß man zwischen allgemeinen und speziellen Methoden unterscheiden. Für die erste kommt zunächst die Testmethode in Betracht, d. h. es wird dem Prüfling eine bestimmte Aufgabe scharf umschriebener Art gestellt, die er unter bestimmten Bedingungen (Zeit, Schnelligkeit usw.) zu lösen hat. Namentlich Münsterberg hat auf die Bedeutung des Tests für die Berufseignungsprüfung hingewiesen. Zahl und Anordnung des Tests sind außerordentlich groß und verschieden, besonders da es solche allgemeiner Art und solche, die bestimmten Zwecken dienen, gibt. ..."
Aus Methodik, psychologische, S. 319f: "Methodik, psychologische.
Wir unterscheiden diejenigen psychologischen Erkenntnisse, die durch das
jeweilige Verfahren der Tatsachengewinnung, durch das jeweilige
Gegenstandsgebiet der Forschung und endlich durch den jeweiligen
[>] leitenden Gesichtspunkt der wissenschaftlichen Bearbeitungen
bestimmt und begrenzt sind, als solche verschiedenen methodischen
Ranges. Die genannten drei Gesichtspunkte sind also die Grundgesichtspunkte
der psychologischen Methodik."
1. Methodik der Tatsachengewinnung, a) Introspektion.
b) Deskription. c) Experiment d) Vergleichung (Korrelation,
differentielle Methode, entwicklungspsychologische Vergleichung)
2. Methodik der Forschungsgebiete, a) Allgemeine Psychologie:,
b) Spezielle Psychologie, c) Vergleichende Psychologie (Kinderpsychologie,
Sozialpsychologie, Völkerpsychologie, Kulturpsychologie, Tierpsychologie),
"d) Psychopathologie:
Gegenstand ist das Gebiet des psychisch Abnormen. Seine Erforschung setzt
neben den psychologischen Denkweisen diejenigen der klinischen Psychiatrie
und ihrer Hilfsgebiete voraus ; aus diesem Grunde kann es nicht der vergleichenden
Psychologie restlos eingeordnet werden, wiewohl naturgemäß die
Erfassungsgesichtspunkte seiner psychologischen Eigenart von der Normalpsychologie
übernommen werden." Die Denkweisen der klinischen Psychiatrie
wären eben interessant gewesen, wenigstens ein Literaturhinweis.
Sehr schön stellt Kronfeld nomothetische und
idiographische Forschung gleichwertig nebeneinander:
"3. Methodik der wissenschaftlichen Bearbeitung. Die Anwendung
wissenschaftlicher Theorie auf psychisches Geschehen führt zu der
Erkenntnis von Gesetzen, also zu allgemeinen und allgemeingültigen
Statuierungen. Andererseits ist seelisches Geschehen wesensmäßig
individuelles Geschehen, einmalig, einzigartig, von nur fiktiver Wiederholbarkeit.
In der wissenschaftlichen Bearbeitung der psychischen Tatsachen treten
demnach zwei Tendenzen in einen Gegensatz : die im Wissenschaftsbegriff
liegende Tendenz zum Allgemeingültigen und die im Material liegende
Tendenz zum Individuellen. Hiernach unterscheiden wir generalisierende
Gesichtspunkte der Forschung und individualisierende Gesichtspunkte
der Forschung. Zwischen beiden stehen die typisierenden Gesichtspunkte
der Forschung, insofern, als sie aus individuellen Unterschieden verallgemeinerungsfähige
Statuierungen anstreben."
|
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site: www.sgipt.org
z.B. Forensische Psychologie site: www.sgipt.org. |