Internet
Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=19.06.2014
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung
tt.mm.jj
Impressum:
Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052
Erlangen
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von psychologischen Kuren - Bolten 1751_
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Rel.
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_ _Wichtige
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Willkommen in unserer Internet-Publikation
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Forensische
Psychologie, Kriminologie, Recht und Strafe, Bereich forensische Gutachten,
und hier speziell zum Thema:
Gedancken von psychologischen Kuren - Bolten 1751
[Ein Frühwerk integrativer Psychotherapie]
Hilfsseite zum Katalog der potentiellen
forensischen Gutachtenfehler (MethF)
Methoden- und Methodenproblembewusstsein
in der - forensischen - Psychiatrie
Zu:
Potentielle Fehler in forensisch psychiatrischen
Gutachten, Beschlüssen und Urteilen der Maßregeljustiz
Eine methodenkritische Untersuchung illustriert
an einigen Fällen u. a. am Fall Gustl
F. Mollath
mit einem Katalog
der potentiellen forensischen Gutachtenfehler sowie einiger Richter-Fehler.
von Rudolf
Sponsel, Erlangen
_
Methodisch vorgehen heißt,
Schritt für Schritt, von Anfang bis Ende, Wege und Mittel zum (Erkenntnis-)
Ziel angeben
|
Zusammenfassung
Boltens Gedancken von psychologischen Kuren 1751
Legende Signierungen
Gesamtwertung angemessene Darstellung
der psychiatrischen Methodenproblematik Signierung 1
|
Der geistreiche Apotheker Johann Christian Bolten aus Halle
entwickelt 1750 eine eigene - und wie man heute sagen würde auf dem
Gleichgewichtsmodell oder Homöostaseprinzip beruhende - Krankheitstheorie,
wobei er die große Bedeutung der Seele für Krankheit und Gesundheit
hervorhebt. Boltens 96-Seiten Büchlein ist ein ziemlich gutes und
für seine Zeit außerordentlich differenziert ausgearbeitetes
Frühwerk integrativer Psychotherapie, was man aber nur bei der Durcharbeitung
merkt.
§ 30, S. 57: "Psychologische Kuren sind solche
Seelenkuren, die nach den Gesezzen der Natur der Seele eingerichtet sind.
Wer demnach psychologisch curiren lernen will, muss sich um die Erlernung
der Gesezze der Natur der Seele bekümmern."
Er unterscheidet bereits, wie Jaspers, K. Schneider
und Witter
rund 200 Jahre später,
qualitative und quantitative
Abweichun- gen, wobei auch beides zugleich vorkommen kann. Die
Disproportionalität oder Unverhältnismäßigkeit kann
sich in zwei Formen äußern: absolut, an sich, oder, relativ,
in Bezug auf andere Vorstellungen [=psychische Funktionen]. Zusammenfassend
in § 6, S. 22f): "Es erhellet demnach aus dem, was im vorigen Paragraphen
angeführet worden, daß alle Krankheiten der Seele entweder von
einer unrichtigen Anwendung, oder einem Mangel, oder eine allzugroßen
Anstrengung oder Disproportion derer Seelenkräfte ihren Ursprung nehmen."
Nun wird es methodisch interessant (fett-kursiv RS): "Die Kräfte unserer
Seele sind ein Theil ihrer Würcklichkeit, da nun diese veränderlich
ist, so werden die Vorstellungskäfte [=psychische Funktionen] in ihr
gleichfalls veränderlich sein müssen.
Es können folglich
die Kräfte der Seele auf tausenderlei Art bestimmt, vermehret, vermindert
werden. Es können also auch unrecht angewendete Kräfte
wieder zu ihrer richtigen Anwendung gewöhnet werden, diejenigen, so
allzuschwach, können gestärcket, allzustarcke können gedämpfert
oder gschwächt, und kurz alle widernatürliche Vorstellungen der
Seele können durch Verbesserung derer Vorstellungskräfte wieder
zu natürlich ordentlichen gemacht werden, denn dieses sind ja die
Gattungen der Gemühtskranckheiten alle §.5." Damit sind die allgemeinen
Hauptmethoden bestimmt: man muss die qualitativen und quantitativen
Abweichungen suchen und einen wirkungsvollen Ansatz
(Auswahl aus "tausenderlei Art") finden. |
§ 7, S. 23 definiert Kur Behandlung: "Die Handlung,
vermöge welcher statt eine Kranckheit die Gesundheit wieder hervorgebracht
wird, nennet man eine Kur." Kur entspricht also dem heutigen Behandlungsbegriff.
Gründe für seelische Erkrankungen können im Körperlichen
oder im Seelischen selbst liegen. Eine psychologische Kur (Behandlung)
ist eine, die sich nach den Gesetzen der Seele (Psychologie) richtet. Bolten
erkennt, dass man seelische Erkrankungen durch körperliche oder seelische
Behandlungen behandeln kann (§ 9, S. 26).
§ 10, S. 27 formuliert ein wichtiges verhaltenstherapeutisches
Prinzip: die Übung: "Hier lernen wir also" - durch "anhaltende,
fleißige Übungen" - , "einige Vorstellungen bei uns
zu erregen, und andere dagegen zu unterdrücken."
Doch wie geht das? Mit welchen Methoden werden hilfreiche Vorstellungen
"erregt" und schädliche "unterdrückt"? Dazu sagt Bolten an dieser
Stelle nichts und er weist auch auf keine spätere hin, wo er dies
auszuführen gedenkt.
§ 11, S. 29, geht indirekt auf die große
Bedeutung einer Vertrauensbeziehung ein, den Glauben an die Kompetenz des
Kurierenden.
§ 16, S. 35, betrifft die Psychosomatik und
Bewältigungshilfe bei körperlichen Erkrankungen (Besserung, Linderung;
Coping-Strategien).
§ 22, S. 44, bringt zwei Beispiel für
reine Krankheiten, die ihren Sitz in der Seele haben: Heimweh und die Entzücktheit
(Narretei) der Verliebten. Beide könne mit Arzneien nicht kuriert
werden, wobei Bolten selbstkritisch - "Mangel der eigenen Erfarung" - sich
entschuldigt, dass man vielleicht Verliebte nicht zu den psychisch Kranken
zählen sollte. Man rechnet Verliebtheit zwar traditionell nicht als
psychische Krankheit, wobei allerdings kein Zweifel daran bestehen kann,
dass leidenschaftliche Verliebtheit deutliche maniforme Zeichen zeigen
kann. So gesehen ist die Verliebtheit ein schönen Beispiel für
den großen Einfluss der Kultur und Gesellschaft auf den Krankheitsbegriff,
was man auch sehr stark am religiösen Glauben, der ja nicht selten
die Wahnkriterien erfüllt, sehen kann.
§ 23, S. 46, bringt die Idee, dass sich eine
körperliche Krankheit sehr stark in der Seele ausbreiten kann. Damit
ist indirekt auch die Methodenfrage angesprochen, wie man dies denn erkennen
könne. Als Beispiel bringt Bolten die Folgen des Bisses durch eine
Tarantel. Durch Musiktherapie wird der Kranke zum Tanzen und Bewegen animiert,
was schweiß- und damit giftaustreibend, also genesend wirkt. Das
allgemeine Heilmittel besteht darin, das Gift aus dem Körper zu bekommen.
Eine Methode hierzu ist Schwitzen.
§ 24, S. 50, führt aus, dass auch bei
unheilbaren Krankheiten psychologische Kuren notwendig seien. Als Heilmittelbeispiel
führt er angenehme und rührende Vorstellungen an (> Antagonistenbahnung,
Münsterberg).
§ 30, S. 57: ""Wer
demnach psychologisch curiren lernen will, muß sich um die
Erlernung der Gesezze der Natur der Seele bekümmern."
D.h.
also Psychologie studieren.
§ 38, Nutzung der Einbildungskräfte. S.
67, wird nun methodisch genauer. Bolten ordnet hierbei zeitgemäß
der Ästhetik die Aufgabe zu, die Sinne zu verbessern. Er formuliert
das gestaltpsychologische Prinzip von Figur und Hintergrund und das so
wichtige therapeutische Ablenkungs- und Dissoziationsprinzp (eine Figur
verschwindet vollständig aus dem Bewusstsein). In Boltens Worten:
"Es ist eine ästhetische Regel, um eine bestimmte Empfindung hervorzubringen,
alle Vorstellungen und besonders alle Empfindungen anderer Art zu verdunckeln.
Mit ist ein Exempel bekandt, da diese Regel glücklich kan ausgeübet
werden. Man weiß, daß in der Betäubung selbst die Empfindlichkeit
verloren gehet. Ein Mensch, welcher sich in Gefahr seines Lebens befindet,
fühlt es nicht, wenn er einen Hieb bekommt und man hat mir vor gewis
gesagt, daß eine Person, die sich in Feuersnoth befand, ohne es selbst
zu wissen, daß ihr der Arm und die Brust heftig verbrandt waren.
In diesen und dergleichen Fällen beobachte man die vorige Regel, man
unterdrücke die Menge anderer Empfindungen, so wird diejenige Empfindung
gleich merklich werden, die man erregen will. " Bolten erkennt hierbei
den ungeheuren Wert dieser Regel für die Schmerztherapie.
§ 39, S. 70, bespricht die Krankheitsquelle
falsche Gedanken und wie man sie behandeln kann. womit Bolten die Bedeutung
des psychologischen Glaubens und indirekte Watzlawick'sche Methoden vorweg
nimmt: "Viele Leute würden geschwinde genesen, wenn sie glaubten,
daß eine Kranckheit mit einer anderen einerlei wäre, die ein
Bekannter von ihnen gehabt hat, welcher balde davon gekommen ist." Hier
wird behutsam und indirekt der Gedanke angeregt, ebenso schnell zu genesen
wie der Bekannte.
$ 40, S. 71f weist aus, wie man die Selbstheilungskraft
der Scharfsinnigkeit indirekt anregen und nutzen kann. Bolten entwickelt
hierbei das Heilmittel Gruppendruck auf raffinierte Weise: "Ein gewisser
junger Mensch ward in ein Frauenzimmer sterblich verliebt, weil er glaube,
daß sie ihm völlig ähnlich sähe. Seine Leidenschaft
versetzte ihn in eine Art der Schwermut, welcher bald eine schlimme Kranckheit
folgete. Welche Arzneymittel hätten hier helfen können? Er ward
psychologisch curiret, und zwar genau so wie ich jezzo erzählen will.
Er hatte sich mahlen lassen, und war überzeugt, daß er wol getroffen
sey. Man beredete ihn, das Bild insoweit ändern zu lassen, daß
der Aufputz und die Kleidung ein Frauenzimmer vorstelleten, das Gesicht
aber unverändert bliebe. Das Bild war fertig. und man fragte alle,
die den Krancken besuchten, ob sie nicht erkenneten, wer das Urbild sey?
Es war allen verbothen, dieses Frauenzimmer zu nennen, ja sie behaupteten
sogar, als man es ihnen sagte, daß sie es seyn solte, es wäre
wenig Ähnlichkeit vorhanden. Dieser einzige Streich heilete nach und
nach die Wunde des Herzens. Gleichwol hatte man weiter nichts gethan, als
den Patienten durch so einen allgemeinen Wiederspruch seiner Meinung, der
ihm nicht verdächtig schien, genugsame Triebe beigebracht, seine Scharfsinnigkeit
anzustrengen, welche er ohne dem in einem ziemlichen Grade besaß,
so daß es ihm unmöglich schwer fallen konnte, selbst einige
Verschiedenheiten gewahr zu werden, woran seine Freunde nicht einmal gedacht
hatten. Hätte man nicht gwusst, seine Scharfsinnigkeit durch dieses
Mittel würcksam zu machen, so würde er, der sich in seiner Meinung
für glücklich hielt, dieses Untersuchung unterlassen, und unglücklich
verliebt geblieben zu seyn."
§ 41, S. 73, diskutiert das wichtige Heilmittel
vergessen
(können) am Beispiel eines Vaters, der sein Kind verlor. Hier geht
es also im Zusammenhang mit einem truamatisierenden Ereignis (Kindverlust)
um das (wohlverstandene) Löschen (Exstinktion) dieses Erlebnisses,
das natürlich nicht so einfach ist, S. 74: ""Tausend listige Kunstgriffe
wird er anwenden [Ästheticus = kognitiver Therapeut], um es dahin
zu bringen, dass der ganze Gedancke des Vaters von seinem Kind und
dessen Tode in seiner Seele ausgelöschet werde."
§ 42 Verbesserung der Dichtungskraft. S. 74f:
"... Die Phantasten und Deliranten verwechseln Einbildungen und Erdichtungen
mit Empfindungen. Man hilft ihnen also, theils, dass man ihre Einbildungs-
und Erdichtungskraft verbessert, theils indem man ihre Scharfsinnigkeit
erreget, damit sie auf die Unterschiede derer Einbildungen und Empfindungen
acht haben. ..."
Im weiteren bespricht Bolten kognitive Therapie
im engeren Sinne (Vorhersehen, vermuten, Bezeichnungsvermögen, Verstand,
Begriffe, Vernunft) und gegen Ende noch grundsätzliche Indikationsfragen.
Es folgen Ausführungen zu den besonderen Leidenschaften und das (schwächste)
Kapitel der moralischen Kuren mit dem Schlussbetrachtungen in § 54.
Wort im Titel (wTit)
Signierung 0: Das Wort "Methode" kommt im Titel nicht vor.
Wort im Inhaltsverzeichnis
(IV)
Signierung 0: Bolten teilt sein Werk in 54§§ ein. Ich
habe jeweils eine inhaltliche Kennzeichnung zu den Paragraphen vorgenommen.
Das Wort "Methode" habe ich zwar im Text nicht gefunden, aber an vielen
Stellen kommen methodische Ausführungen vor, teilwesie sehr detailliert
und konkret in den Fallbesipielen. Die grundsätzlichste Methode ist
die, wenn Bolten meint, dass diese oder jene Krankheit mit der psychologischen
Kur, also mit psychologischer Behandlung oder Psychotherapie anzugehen
sei.
-
§ 01 Krankheitslehre. Enormer Umfang. Psychische Kuren unendlich
nützlich.
-
§ 02 Krankheitslehre. Gleichgewichtstheorie (Homöostaseprinzip).
Gesetze der Seele als Ausgangspunkt.
-
§ 03 Krankheitslehre. Funktionelles Störungskonzept (>
G. v. Bergmann)
-
§ 04 Krankheitslehre und Seelenkonzept: Alle Wirkungen Vorstellungen
[hier allgemein: psychische Funktion]
-
§ 05 Krankheitslehre: Ähnlichkeitstheorie Ursache und Wirkung.]
-
§ 06 Krankheitslehre: vier Hauptursachen: falsche Anwendung,
zu stark, zu schwach oder disproportional.
-
§ 07 Die Kur und die Definition der Seelenkur
-
§ 08 Zwei Arten von Seelenkuren: über den Körper,
über die Seele.
-
§ 09 Vorgehensweise je nach Diagnose: Ursache im Körper
oder in der Seele
-
§ 10 Die Bedeutung der Heilmittel Üben und Lernen
-
§ 11 Zuständigkeit der Philosophen in ihrer Rolle als Psychologen
und die Bedeutung des Vertrauens in die Kompetenz des Kurierenden
-
§ 12 Psychologische Kuren meist nützlich, nie schädlich,
manchmal überflüssig
-
§ 13 Psychologische Kuren auch bei körperlich begründeten
Seelenkrankheiten nützlich
-
§ 14 Psychologische Kuren bei seelisch begründeten Krankheiten
notwendig
-
§ 15 Psychologische Kuren auch bei anderen Krankheiten
des Körpers nützlich
-
§ 16 Körperliche Krankheiten haben Auswirkungen auf die
Seele - Heilung durch Affekt
-
§ 17 Falsche Behandlung durch Arzneigelehrte
-
§ 18 Ungünstige Einflüsse durch Geistliche
-
§ 19 Ungünstige Einflüsse durch Besucher
-
§ 20 Heilen heißt die Ursachen der Erkrankung aus dem
Wege räumen mit Arzneimitteln und psychologisch
-
§ 21 Einwendungen
-
§ 22 Zwei Beispiele für seelische Krankheiten: Heimweh
und die Entzücktheit (Narretei) der Verliebten
-
§ 23 Starke seelische Wirkungen durch körperliche Erkrankung,
Beispiel Tarantelbiss und wie man das Gift aus dem Körper treiben
kann
-
§ 24 Auch bei unheilbaren Krankheiten psychologische Kuren notwendig
-
§ 25 Angenehme und rührende Vorstellungen als Heilmittel
der Erleichterung
-
§ 26 Psychologische Kuren umso nötiger, je mehr die körperlichen
Krankheiten durch Gemütsunruhen zunehmen, Beispiel Wochenbett
-
§ 27 Psychosomatisches Beispiel Gallenkrankheiten
-
§ 28, S.56 Psychologische Kuren bei durch Gemütsunruhen
verursachten körperlichen Krankheiten sehr notwendig
-
§ 29, S. 56 Es gibt noch viele andere Fälle, in den psychologische
Kuren notwendig sind
-
§ 30, S. 57: "Wer demnach psychologisch
curiren lernen will, muß sich um die Erlernung der Gesezze
der Natur der Seele bekümmern."
-
§ 31, S. 58 Kräfte der Seele: obere und untere Erkenntnis- und
Begehrungskräfte, Einbeziehung anderer Wissenschaften nötig
-
§ 32, S. 59 Ästhetik als Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis
(Wahrnehmung) - Verdienste Prof. Meiers
-
§ 33, S. 60 Die obere Erkenntnisquelle Verstand und Logik
-
§ 34, S. 62 Obere und untere Begehrungskräfte. Philosophische
Pathologie mit der Ästhetik, die besagt, wie Gemütsbewegungen
erregt, unterdrückt und beherrscht werden können.
-
§ 35, S. 63 Ästhetik, Logik, philosophische Pathologie und Moral
enthalten zusammen alle Regeln
-
§ 36, S. 64 Ästhetik enthält die Regeln der sinnlichen Erkenntniskräfte
(Wahrnehmung), Beispiel Heilmittel Aufmerksamkeit und Konzentration bei
Phantasten und Deliranten
-
§ 37, 67 [nicht ausgezeichnet, aber zweimal § 38] Nutzen
der Einbildungskräfte. Figur und Hintergrund. Dissoziation als psychologisches
Heilmittel für die Schmerztherapie.
-
§ 38, S. 69 Erregen und Unterdrücken von Einbildungen-
praktisches Ungeschick eines Geistlichen
-
§ 39, S.70 Krankheitsquelle falsche Gedanken und wie man
sie behandelt. Heilmittel Glauben machen und lassen.
-
§ 40, S. 71 Die Scharfsinnigkeit anregen durch Gruppendruck
- wie ein wahnhaft Verliebter dadurch geheilt wurde
-
§ 41, S. 73 Vergessen ("löschen") können bei traumaartigen
Erfahrungen
-
§ 42, S. 74 Verbessern der Dichtungskraft und Scharfsinnigkeit.
"Die Phantasten und Deliranten verwechseln Einbildungen und Erdichtungen
mit Empfindungen."
-
§ 43, S.75f Verbesserung des Geschmacks, um das Gemüt anzusprechen
-
§ 44, S. 77 Vorhersehen und Vermutungen hervorbringen und verhindern
-
§ 45, S. 79 Bezeichnungsvermögen verbessern (kognitive
Begriffs- und Unterscheidungstherapie; heute: "kognitives
Neubenennen, reattribuieren")
-
§ 46, S. 80 Überleitung zu den Regeln, den Verstand zu
verbessern
-
§ 47, S. 80f Deutliche Erkenntnis als Heilmittel ("klären")
-
§ 48, S. 82f Deutliche Begriffe hervorbringen und verdunkeln
- logische Übungen
-
§ 49, S. 84 Heilmittel richtiger Gebrauch der Vernunft (durch
wohlverstandene praktisch Logik, nicht eine "Menge dunkler scholastischer
Wörter und Distinctionen".
-
§ 50, S. 86 "... Der ästhetische Theil der philosophischen Pathologie
giebt die Regeln an die Hand, wie man Gemüthsbewegungen erregen und
vermehren, hindern und unterdrücken soll. ..."
-
§ 51, S. 87f Indikationsfragen und methodische Überlegungen
wie jeweils vorzugehen ist
-
§ 52, S. 89 Besondere Leidenschaften als Quelle besonderer Leiden
-
§ 53, S. 90 Schändlichste Krankheiten resultieren aus schwärzesten
Lastern - den Willen bessern, Tugendtherapie
-
§ 54, S. 92 Schlussbetrachtungen (Ende S. 96)
Wort im Sachregister (SR)
Signierung 0: Das Büchlein hat kein Sachregister und kann daher
auch das Wort "Methode" nicht enthalten.
Wort im Text (wT)
Signierung 0: Das Wort "Methode" habe ich im Text nicht gefunden. Der
Begriff der Methode wird aber an vielen Stellen deutlich, am stärksten
in der Formulierung "Regeln befolgen" und in den Beschreiben wie vorzugehen
ist oder bei Fallschilderungen.
Wort
"Probleme" im Zusammenhang mit "Method" (wP)
Signierung 0: Ein großes und anhaltendes Thema ist bei Bolten
die psychologischen Kur angemessen zu berücksichtigen wie die Fehler,
die sich daraus ergeben, wenn man die entsprechnend angebrachten Regeln
nicht beachtet.
Methodenbegriff
dieser Studie (MB)
Signierung 1: Bolten benutzt das Wort "Methode" und erklärt keinen
Methodenbegriff, aber gibt an mehreren Stellen genaue Wege an, weist auf
die zu beachtenden Regeln hin und nennt kognitive Gefahren, auf die man
achten muss; wo es auch sehr auf das wie ankommt.
Erörterung
von Methodenproblemen (eMP)
Signierung 1: Bolten erörtert vielfach, dass es darauf ankommt,
den richtigen Kuransatz zu wählen und die Regeln zu beachten.
Sonstiges (Son)
Zur Beachtung: Das Buch wurde hier aufgrund seiner historischen Bedeutung
als Frühwerk integrativer Psychotherapie in Gänze und nicht nur
und ausschließlich unter dem Gesichtspunkt Methoden, Methodenbewusstsein,
Methodenproblembewusstsein analysiert und beurteilt, wenngleich natürlich
die Signierungen nur diesen Aspekt berücksichtigen
Interessenauskunft
Ich bin Psychologe und psychologischer Psychotherapeut und ein Vertreter
der allgemeinen und integrativen Psychotherapie. Ich sehe Bolten als einen
der ersten integrativen Psychotherapeuten an.
Literatur(Auswahl)
-
Bolten, Johann Christian (1751) Gedancken von psychologischen Kuren. Halle:
Hemmerde.
Links (Auswahl: beachte)
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten: > Eigener
wissenschaftlicher Standort.
1) GIPT=
General
and Integrative
Psychotherapy, internationale Bezeichnung
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
__
Kognitives
Neubenennen, reattribuieren
Verhaltenstherapeutische Methode von Hautzinger
beschrieben in Linden, M. & Hautzinger, M. (1981, Hg.). Psychotherapie
Manual. Sammlung psychotherapeutischer Techniken und Einzelverfahren. Berlin:
Springer. S. 115:
"26 Kognitives Neubenennen
(Reattribution, Alternative Explanations) M.
Hautzinger
26.1 Allgemeine Beschreibung
„Kognitives Neubenennen" gehört zu den kognitiven
Therapieverfahren [1]. Ausgangsmaterial dieser Veränderungsstrategie
sind die identifizierten und vom Patienten als richtig akzeptierten automatischen
Gedanken (s. Kap. 24), Bewertungen und Wahrnehmungen.
Bei einer Reihe psychischer Störungen spielen
Wahrnehmungen, Interpretationen, Bewertungen und Antizipationen, die kathastrophisierend,
verzerrt, überinterpretierend und irrational sind und sich in einer
Blockierung und Fixierung von Denkmustern niederschlagen, eine wichtige
Rolle. Diese sollen durch die Technik des kognitiven Neubenennens verändert
werden. Drei Aspekte sind dabei zu trennen: a) Prüfung des Realitätsgehalts
von Kognitionen; b) Disattribuieren, Reattribuieren; c) Verantwortung reduzieren,
alternative Erklärungen suchen. ... ..."
__
_
Methodisch vorgehen heißt,
Schritt für Schritt, von Anfang bis Ende, Wege und Mittel zum (Erkenntnis-)
Ziel angeben
|
Querverweise
Standort: Gedancken von psychologischen
Kuren - Bolten 1751.
*
Methodik der Methodenuntersuchung
zur - forensischen - Psychiatrie.
Potentielle Fehler
in forensisch psychopathologischen Gutachten, Beschlüssen und Urteilen
der Maßregeljustiz.
Potentielle Methoden-Fehler
in psychopathologischen Gutachten.
Überblick
Forensische Psychologie.
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS).
Gedancken
von psychologischen Kuren - Bolten 1751. Hilfsseite
zum Katalog der potentiellen forensischen Gutachtenfehler (MethF).
Methoden- und Methodenproblembewusstsein in der - forensischen -
Psychiatrie. Zu: Potentielle Fehler in forensisch
psychiatrischen Gutachten, Beschlüssen und Urteilen der Maßregeljustiz.
Eine methodenkritische Untersuchung illustriert an einigen Fällen
u. a. am Fall Gustl F. Mollath
mit einem Katalog
der potentiellen forensischen Gutachtenfehler sowie einiger Richter-Fehler.Erlangen
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