Psychopathologische Grundlagen und Praxis der Forensischen Psychiatrie im Strafrecht HBFP 2 - Kröber u. a. 2010
Hilfsseite zum Katalog der potentiellen
forensischen Gutachtenfehler (MethF)
Methoden- und Methodenproblembewusstsein
in der - forensischen - Psychiatrie
Zu:
Potentielle Fehler in forensisch psychiatrischen
Gutachten, Beschlüssen und Urteilen der Maßregeljustiz
Eine methodenkritische Untersuchung illustriert
an einigen Fällen u. a. am Fall Gustl
F. Mollath
mit einem Katalog
der potentiellen forensischen Gutachtenfehler sowie einiger Richter-Fehler.
von Rudolf Sponsel, Erlangen
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Gesamtwertung angemessene Darstellung der psychiatrischen Methodenproblematik Signierung 0
Der 2. Band Handbuch für Forensische Psychiatrie: Psychopathologische
Grundlagen, 737 Seiten, erschien 2010.
Hoff & Saß gehen in Psychopathologische
Grundlagen der forensischen Psychiatrie vielfach, meist vom Sachregister
nicht erfasst, doch nur sehr allgemein, auf Methodenfragen ein. Nirgendwo
wird aber klar und deutlich ausgeführt, auf welchen genauen Wegen
ein Erkenntnisziel zu erreichen ist. Das ist vor allem gänzlich unakzeptabel
bei der vielfach zentralen Beweisaufgabe, Befinden und Verfassung zu einem
Handlungszeitpunkt festzustellen. typisch etwa für Deliktfähigkeit,
Schuldfähigkeit,
Geschäftsfähigkeit,
Testierfähigkeit, Haftfähigkeit, Verhandlungsfähigkeit.
Es wird nicht gezeigt, vor allem nicht detailliert und differenziert, wie
hier der genaue methodische Ablauf und Weg aussieht. Das ist wahrscheinlich
keine Absicht, sondern Ausdruck schlichten Unvermögens oder auch Unwillens
unter Berufung auf Kurt Schneiders Agnostizismus
(1948) zu den Erkenntnismöglichkeiten der forensischen Psychiatrie.
Methodik und kritisches Methodenbewusstsein ist
hier weitgehend nur Programmatik, Programm. Immerhin: methodische Probleme
werden wahrgenommen, das ist ein wichtiger, wenn auch "nur" der erste Schritt.
Querverweis: Gesamtwertung Band 1: Strafrechtliche Grundlagen.
Anmerkung: Das Sachregister ist sehr schlecht und erfasst die meisten
Textstellen nicht.
R. VOLBERT, M. STELLER, A. GALOW
6.3.3 Methodisches Vorgehen 662
Fett-kursive Hervorhebungen RS
02 Hoff & Saß, Methodische Perspektive S. 4, im SR nicht erfasst: "... Die Psychopathologie ist nicht auf eine bestimmte methodische Perspektive – etwa die neurowissenschaftliche oder die sozialwissenschaftliche – festgelegt. Vielmehr stellt sie ein grundlegendes methodisches wie inhaltliches Handwerkszeug für die praktische psychiatrische Arbeit dar, sei es in Diagnostik und Therapie oder in der Forschung."
03 Hoff & Saß Methodenlehre S. 5, im SR nicht erfasst: "Die Frage, was denn eine psychische Krankheit sei, eröffnet neben dem psychopathologischen Horizont im engeren Sinne auch denjenigen der Methodenlehre und Wissenschaftstheorie (Faust u. Miner 1986; Glatzel 1990; Mathis 1992; Schwartz u. Wiggins 1986, 1988). Um aktuelle Argumente angemessen einordnen zu können, bedarf es an dieser Stelle eines historischen Rückblickes."
04 Hoff & Saß Forschungsmethode, Methode S. 7f, im SR nicht erfasst: "Nun hat die neurobiologische Forschung in den letzten Jahrzehnten ohne Frage zu einem dramatischen Wissenszuwachs geführt, vor allem hinsichtlich der Funktion des menschlichen Gehirns. Das neue Selbstbewusstsein dieses Ansatzes führte aber mitunter zu einer Art Verwechslung von Forschungsmethode und Forschungsinhalt: Methode ist in diesem Fall die quantifizierend-objektive Erfassung von Hirnzuständen bzw. -funktionen und deren anschließende Korrelation mit mentalen Phänomenen, ein au-[>8] ßerordentlich erfolgreicher Ansatz. Daraus folgt aber keineswegs, dass die angewandte Methode zugleich ihren Inhalt, ihr Objekt vollständig erklärt. Anders formuliert: Eine korrelative Beziehung zwischen erhöhtem Blutfluss in definierbaren Hirnarealen – genau dies misst die funktionale Kernspintomographie als das aktuell wichtigste bildgebende Verfahren – und einem von der Versuchsperson berichteten emotionalen Zustand bedeutet nicht, dass eine einfache kausale Beziehung zwischen beiden Phänomenen oder gar deren Identität vorliegt. Keine wissenschaftliche Methode ist bei der Erforschung so komplexer Bereiche wie des Bewusstseins oder gar des Mentalen schlechthin gleichsam a priori als die überlegenere anzusehen (Saß 2007; Maier et al. 2005)."
05 Hoff & Saß, wissenschaftliche Methoden S. 8, im SR nicht erfasst: "... Es bedarf, wie in der klinischen Psychiatrie auch, eines ausgewogenen Diskurses, der neuere wissenschaftlicheMethoden und deren Befunde en detail zur Kenntnis nimmt, ohne voreilige und dogmatische Schlüsse zu ziehen."
06 Hoff & Saß, Behandlungsmethode S. 10, im SR nicht erfasst: "Kerngedanke der von Sigmund Freud (1856–1939) zugleich als psychologische Theorie wie als diagnostische und Behandlungsmethode entwickelten Psychoanalyse ist die Annahme eines unbewussten psychischen Bereichs, der aber starken Einfluss auf das bewusste Erleben habe. ..."
07 Hoff & Saß, Methodenbewusstsein wissenschaftliche Methode S. 13f: "Eine Psychopathologie im weiteren Sinne, die dem zweifellos sehr hohen Anspruch genügen könnte, Grundlagenwissenschaft der Psychiatrie und damit auch der forensischen Psychiatrie zu sein (Janzarik 1979), müsste (mindestens) die folgenden Bereiche abdecken:
08 Hoff & Saß,
Messmethodik methodische Richtschnur, S.17, im SR nicht erfasst:
"... Heute ist man deshalb vielerorts der Auffassung, dass Symptome, deren
Vorhandensein nicht „festgestellt“, sondern nur erschlossen werden kann,
aus Gründen der Messmethodik weniger (oder gar nicht)
Berücksichtigung finden sollen (vgl. Möller 1976).
Dies erinnert an die im englischsprachigen Raum
etablierte, hierzulande hingegen weniger bekannte Unterscheidung zwischen
Zeichen und Symptom (englisch: „sign and symptom“): So definiert das DSM-IV
das Zeichen als „objektive Manifestation eines pathologischen Zustandes“,
die „eher vom Untersucher beobachtet als vom Betroffenen mitgeteilt wird“,
und das Symptom als „subjektive Manifestation eines pathologischen Zustandes“,
die „eher vom Betroffenen berichtet als vom Untersucher beobachtet wird“.
Eine solche Unterscheidung ist eine nützliche methodische
Richtschnur, um eine Konfundierung objektiver und subjektiver Informationsquellen
zu vermeiden. ...
Ohne Frage stellt die vorurteilsfreie Erfassung
der psychischen Phänomene, also dessen, was der Patient schildert
und erlebt, woran er sich erinnert, was er plant, und der Art, wie er handelt,
eine entscheidende Voraussetzung jeder sorgfältigen psychiatrischen
Praxis und Forschung dar. Allerdings wäre es voreilig, dieses Ziel
bereits dadurch für erreichbar (oder gar für erreicht) zu halten,
dass ein streng „beschreibender“ Zugang gewählt wird. Keiner der bislang
eingeschlagenen methodischen Wege, auch nicht der deskriptive,
hat die Eigenschaft, gleichsam von Haus aus arm oder gar frei von theoretischen
Vorannahmen zu sein."
09 Hoff & Saß, Methodik, ideographische S. 31: "Unterschiedliche biographische, soziale und charakterologische Einflüsse, die eine Persönlichkeitsentwicklung und die Lebenssituation zur Tatzeit bestimmen, sind bei der Begutachtung in idiographischer Methodik zu beschreiben und besitzen zweifellos für das Gericht für die Persönlichkeitsbeurteilung und die Strafzumessung wesentliche Bedeutung. ..."
10 Hoff & Saß, methodologischen Grundlegung S. 32f, im SR nicht erfasst: "... Dabei bedeutet das psychopathologische Referenzsystem keine Beschränkung der Beurteilungsbasis auf pathologische Erscheinungen, da die Psychopathologie seit ihrer methodologischen Grundlegung durch Jaspers (1913) auf dem gesamten Erfahrungsbereich der pathologischen psychi-[>32] schen Phänomene und des damit kontrastierenden gesunden Seelenlebens beruht."
11 Hoff & Saß, Methodik
S. 33, im SR nicht erfasst: "Die hier vorgestellte deskriptive Form der
Erfassung des psychopathologischen Befundes lehnt sich eng an den von der
Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in
der Psychiatrie (AMDP) vorgelegten und kürzlich in revidierter Fassung
veröffentlichten Vorschlag an (AMDP 2007). ..."
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P. HOFF, H. SASS 1 Psychopathologische Grundlagen der forensischen Psychiatrie l-156
H.-L. KRÖBER 2 Praxis der psychiatrischen und psychologischen
Begutachtung (S. 157 - 184)
[S. 185 - 212, Steller (Psychologe)]
S. LAU, H.-L. KRÖBER 3 Das Schuldfähigkeitsgutachten (S. 213 - 226
F. WENDT Abschnitt: "3.1.2 Passagere organisch bedingte psychische
Störungen" 227
F. WENDT, H.-L. KRÖBER Abschnitt: "3.1.2.3 Alkoholrausch"
240
F. WENDT Abschnitt: "3.1.2.4 Drogenrausch" 258
H.-L. KRÖBER, S. LAU 3.1.3 Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis 312-332
H.-L. KRÖBER, S. LAU 3.1.4 Affektive Störungen:
Depression, Manie (S. 333 - 342)
H. SASS 3.2 Tiefgreifende Bewusstseinsstörung
343
M. LAMMEL 3.3 Schuldfähigkeit bei Intelligenzminderung („Schwachsinn")
(S. 372 - 442)
S. C. HERPERTZ, H. SASS 3.4 Schuldfähigkeit bei „schwerer
anderer seelischer Abartigkeit" 443-471
K. ELSNER, N. LEYGRAF 3.4.2 Schuldfähigkeitsbegutachtung bei
sexuellen Deviationen (S. 472 - 506)
N. LEYGRAF 3.4.3 Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen
507-513
N. LEYGRAF 3.4.4 Störungen der Impulskontrolle und süchtiges
Verhalten 514-535
N. SCHALAST, N. LEYGRAF 3.5 Die Beurteilung der Schuldfähigkeit bei substanzgebundener Abhängigkeit 536-560
M. GÜNTER, M. KARLE 4 Das Gutachten zu Strafmündigkeit
und Entwicklungsstand (S. 56l - 614)
H. SCHOCK 5 Das Gutachten zur Verhandlungs-, Vernehmungs- und Haftfähigkeit 60l
N. LEYGRAF 5.2 Verhandlungs-, Vernehmungs- und Haftfähigkeit:
Anmerkungen aus psychiatrischer Sicht 615-622
[623-689 Glaubhaftigkeitsgutachten]
T. STOMPE, H. SCHANDA 7.2 Strafrechtliche Aspekte der forensischen Psychiatrie in Österreich 702-716
S. 589: "Busch und Scholz (2003) wählten angesichts der nach wie vor bestehenden Probleme einen anderen methodischen Zugang. ..."
S. 715: "Schanda H (2006) Untersuchungen zur Frage des Zusammenhangs zwischen Psychosen und Kriminalität/ Gewalttätigkeit: Studiendesigns, methodische Probleme, Ergebnisse. Fortschr Neurol Psychiat 74:85–100"
S. 463: "... wobei diese bisher einzige Studie zur Erblichkeit methodische Einschränkungen aufweist ..."
S. 483: "... Penisplethysmographie (zur offensichtlichen Begrenztheit dieser Methode siehe bspw. Schorsch u. Pfäfflin 1985; Marshall 2005.) ..."
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