Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=00.06.2014 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung  tt.mm.jj
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20  D-91052 Erlangen
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    Anfang_Wege und Ziele psychiatrischer Forschung - Gaupp 1907_ Überblick_ Rel. Aktuelles_ Rel. Beständiges _  Titelblatt_ Konzeption_ Archiv_ Region_ Service_iec-verlag _ _Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Forensische Psychologie, Kriminologie, Recht und Strafe, Bereich forensische Gutachten, und hier speziell zum Thema:

    Wege und Ziele psychiatrischer Forschung 1907- Gaupp 1907

    Hilfsseite zum Katalog der potentiellen forensischen Gutachtenfehler (MethF)
    Methoden- und Methodenproblembewusstsein in der - forensischen - Psychiatrie
    Zu:
    Potentielle Fehler in forensisch psychiatrischen Gutachten, Beschlüssen und Urteilen der Maßregeljustiz
    Eine methodenkritische Untersuchung illustriert an einigen Fällen u. a. am Fall Gustl F. Mollath
    mit einem Katalog der potentiellen forensischen Gutachtenfehler sowie einiger Richter-Fehler.

    von Rudolf Sponsel, Erlangen

    _
    Methodisch vorgehen heißt, Schritt für Schritt, von Anfang bis Ende, Wege und Mittel zum (Erkenntnis-) Ziel angeben 


    Zusammenfassung Wege und Ziele psychiatrischer Forschung - Gaupp 1907

    Legende Signierungen
     
    GW
    wTit
    IV
    SR
    wT
    wP
    MB
    eMP
    Son
     1
    0
     0
     0  1  1
    1 
    1
     Ja

    Gesamtwertung angemessene Darstellung der psychiatrischen Methodenproblematik Signierung 1

    Die 28-seitige akademische Antrittsvorlesung Gaupps vom Dezember 1906, veröffentlicht 1907 knüpft an die Arbeit Über die Grenzen psychiatrischer Erkenntnis von 1903 an und erweitert sie. Bereits im Titel findet sich wesentliche Bestimmungsmerkmale der Methodik: Ziele und Wege (zu diesen Zielen). Die Vorleseung arbeitet die grundlegende psychiatrische Methodik sehr deutlich und klar heraus und bezieht einen wissenschaftlichen Standpunkt, der auch heute noch überzeugt, wenn auch die Leib-Seele-Frage  nicht so klar und deutlich entschieden wird. Immerhin interpretiert Gaupp den psychophysischen Parallelismus nicht so als ob es hier zwei Seinsbereiche, das Körperliche und das Psychische gäbe, die unabhängig voneinander existieren, sondern. Die wissenschaftliche Position ist klar und vernünftig: Erst sind die Tatsachen zu erfassen, dann kommt die Gruppierung, das Symptom, Symptomkomplexe (Syndrome) und schließlich die sie hervorrufende Krankheitseinheit mit einer Dioagnose, aus der sich das Krankheitsbild, die Ursachen, Verlauf und Möglichkeiten des Ausganges wie der Therapie ergeben. Damit sind die wichgtigstens Ebenentiefen und Ebenenbreiten der Methodik  erfasst.
     



    Wort im Titel (wTit)
    Signierung 0: Das Wort "Methode" kommt im Titel nicht vor, obwohl zwei wichtige Elemente jeder Methode, Ziele und Wege im Titel genannt werden.



    Wort im Inhaltsverzeichnis (IV)
    Signierung 0: Es gibt kein Inhaltsverzeichnis und keine Zwischenüberschriften, die man als solches bewerten könnte. Ich habe die Arbeit für mich wie folgt gegliedert:
     
      Geschichtliches S.1
      • Orientierung: Erst Kenntnis der Tatsachen, dann erst die Erklärungen S.2
      • Kritik an Kant und Heinroth
      • Griesingers unter Berufung auf Hippokrates Fundamentalsatz der Psychiatrie: Geisteskrankheit sind Gehirnkrankheiten S. 3
      • Anatomoie und Physiologie am Kranken und Gesunden Grundlage wissenschaftliche Heilkunde S. 3
      • Ungeahnte Triumpfe der Neurologie S. 4
      • Meynert und Wernicke (Erkrankung der Assoziationsfasern der Hirnrinde), über Hypothesenbildungen nicht hinausgekommen S. 4
      • Keine Zeit für Psychologie und kritische Prüfung erkenntistheoretischer Fragestellungen S. 4
      • Hegel aprioristische Gedankensprünge und Herbarts Vorstellungsmechanik  wenig praktisch S. 5
      • Heuristischer Wert Karl Vogts Gedankensystem S. 5
      • Anscheinend zwei inkommensurable Welt: Körper und Seele S. 6
      • Fechner und Wundt schärften die Einsicht in die ekernenntnistheoretische Eigenart der Psychiatrie S. 6
      • Fechner formuliert die prinzipelle Verschiedenheit alles geistigen und materiellen Geschehens, das gesetzmäßig miteinander verbunden sei (psychophysischer Parallelismus) S. 6
      Stellung und Situation der Psychiatrie S. 7
      • Gehirnvorgänge und innere Erfahrung S. 8
      • Bewusstseinsvorgänge müssen einbezogen werden S. 8
      • Psychiatrie nicht nur Naturwissenschaft S. 8f
      • Seelische Zusammenhänge jetzt erforschen, nicht warten, bis die materiellen Grundlagen erforscht sind S. 10
      Aufgaben einer wissenschaftlichen Psychiatrie S. 12
      • Exakte Untersuchungsmethoden S. 13
      • Tatsachenmaterial gruppieren, Symptome zu Symptomkomplexen und diese zu Krankheitseinheiten fügen S. 14
      • Symptom ist nicht schon die Krankheit S. 14
      • Echter klinischer Standpunkt Kahlbaums und Kraepelins: Krankheitseinheiten suchen nach Ursachen, Symptomen, Verlauf, Ausgang, Formen, was sich aus der Diagnose ergeben sollte  S. 14
      • Bedeutung der Voraussage für das ärztliche Können S. 15
      • Viele Fortschritte in der pathologischen Anatomie die letzten 10 Jahre S. 15
      • Die wichtigste Aufgabe der Psychiatrie wie in allen anderen Erfahrungswissenschaften: Sammlung des tatsächlich Vorkommenden, Inventaraufnahme der körperlichen und geistigen Symptome einerseits, der anatomischen Veränderungen andererseits, nach genauer Beschreibung zueinander in Beziehung setzen, wissenschaftliche Systematik der Geisteskrankheiten  S. 16
      • Nach Konstatierung des Tatsächlichen folgt die Aufgabe der Erklärung der mannigfaltigen klinischen Erscheinungen S. 17
      • Verstehensbegriff von Lipps ("„will Tatsachen der unmittelbaren Erfahrung in einen Kausalzusammenhang einordnen oder in ihrer Gesetzmässigkeit begreifen. Darin besteht eben das Verstehen."),  S. 17
      • Zusammenhang der seeelischen Krankheitssymptome nach den naturwissenschaftlichen Forschungsprinzipien der allgemeinen Medizin und nach den Gesetzen der empirischen Psychologie, S. 18
      • Kein Zweifel, dass der Weg zur Erkenntnis der psychischen Gesetzmäßigkeit der Lebensäußerungen der Kranken gelingt S. 18
      • Was sind die Mittel hierzu? S. 18
      • Vererbungslehre, Charakterologie, Hypnose, Psychoanalyse, moderne Psychologie,  Selbstbeobachtung, Analyse der eigenen Bewusstseinsvorgänge, Experimente, mit kritischer Vorsicht die Einfühlung, fein durchdachte Methoden, Messung der körperlichen Begleiterscheinungen seelischer Regungen, Entwicklungspsychologie, Völkerpsychologie, S. 19ff
      • Völkerpsychologie, Aberglaube und Wahn S. 22
      • Kulturgeschichte und Biographie, Genie und seelische Anomalie (Lombroso) S. 23
      • Kritik, das Pathologische im Leben der Völker nicht zu sehen S. 24
      • Die Abweichung des Einzelnen vom gesunden Typus S. 25
      • Falsche Bewertung der Geisteskranken S. 26
      • Willensfreiheit und Abschaffung des Strafmasses (Kraepelin 1880) S. 26
      • "Das Gefühl und Bewusstsein der Freiheit beweist nichts für ihr tatsächliches Vorhandensein; es ist tatsächlich eine Illusion." S. 27
      • Auch der Geisteskranke fühle sich frei S. 27
      Schluss S. 28:
        "M. H . ! unsere Betrachtungen haben uns gezeigt, dass die Ziele und Aufgaben der psychiatrischen Forschung vielerlei A r t sind. Allem voran steht die S a m m l u n g  u n d  G r u p p i e r u n g  d e r  T a t s a c h e n ; ihr folgt die D e u t u n g dieser Tatsachen im Rahmen der allgemeinen wissenschaftlichen Erkenntnis. Aber über ihr eigentliches Spezialgebiet greift die Psychiatrie hinein in grosse allgemeine Fragen unserer Zeit, mögen sie auf  h i s t o r i s c h e m , p h i l o s o p h i s c h e m  oder  k r i m i n a l p s y c h o l o g i s c h e m  Gebiete liegen. Wie kaum einem anderen Zweige der Medizin kommt ihr die Aufgabe zu, sich an der geineinsamen Arbeit der U n i v e r s i t a s  l i t t e r a r u m  zu betätigen, dass sie sich dabei der Grenzen ihres Wissens allezeit bewusst bleibe, dafür sorgt nicht bloss die Einsicht in die erkenntnistheoretische Doppelnatur unserer Disziplin, sondern weit mehr noch, der Anblick des traurigen Loses unserer K r a n k e n , deren Leiden wir noch so häufig ohnmächtig gegenüberstehen. Ihnen zu helfen, ist unser letztes und höchstes Ziel, dem zuzustreben die schönste Aufgabe des klinischen Forschers ist. Möge die Zukunft unserer Arbeit, den Erfolg nicht versagen!"


    Wort im Sachregister (SR)
    Signierung 0: Die akademische Antrittsvorlesung hat kein Sachregister.



    Wort im Text (wT)
    Signierung  1:  Das Wort "Methoden"  oder "method" wird im Text mehrfach genannt:
     
      S. 6: Fechner "hatte gelehrt und bewiesen, dass bei richtiger Fragestellung die naturwissenschaftliche Methode des Messens und Zählens auch auf seelische Prozesse anwendbar ist, er schuf die Psychophysik, die Lehre von den gesetzmäßigen Beziehungen zwischen Reiz und Empfindung, zwischen Aussenwelt und Bewusstsein. Wundt hat dann den metaphysischen Teil der Fechnerschen Parallelismuslehre aus seiner Psychologie eliminiert und sie immermehr zu einer exakten naturwissenschaftlich arbeitenden Disziplin ausgestaltet. So [>7] entstand eine psychologische Wissenschaft, die dem Arzt mehr geben konnte, als nur Worte, die ihm Erkenntnisse und Einsichten vermittelte, mit denen er an sein eigenes Erfahrungsgebiet herangehen konnte. Und da galt es, mit den neuen Einsichten sich klar zu werden, i n welcher e i g e n a r t i g e n  S t e l l u n g  s i c h  d i e  P s y c h i a t r i e  i m  U n t e r s c h i e d   v o n  a l l e n  a n d e r e n  m e d i z i n i s c h e n  Z w e i g e n  b e f i n d e t , w i e  f u n d a m e n t a l  v e r s c h i e d e n  s i e  i n  i h r e n  l e t z t e n  Z i e l e n  v o n  a l l e r  ü b r i g e n  M e d i z i n  i s t .... "

      S. 13f: "... Diese Arbeit des Sammelns von Tatsachen auf dem Wege der einfachen klinischen Beobachtung findet nunmehr in neuerer Zeit immer mehr Unterstützung in der zunehmenden Verfeinerung der exakten Untersuchungsmethoden, mit denen wir die körperlichen B e g l e i t e r s c h e i nungen des I r r e s e i n s feststellen, messen, in ihrem zeitlichen Ablauf bestimmen. Ich erinnere an die schönen Methoden zur Untersuchung der Pupillenbewegungen des Auges, des Ablaufs des Kniesehnenrefleses, des Zitterns der Hand, der Puls- und Atembewegungen. Andere Methoden, die namentlich K r a e p e l i n und Sommer ihre Ausbildung verdanken, gliedern sich eng an die Verfahren der modernen experimentellen Psychologie, dienen der Feststellung g e i s t i g e r Fähigkeiten, des Auffassens und Merkens, der geistigen und körperlichen Ermüdung, des Vorstellungsablaufs beim freien Assoziieren; sie untersuchen das Schreiben nach Form und Grösse der Schriftzeichen, nach Schreibdruck und Schreibgeschwindigkeit, erstreben eine Vertiefung unserer Kenntnis des Ablaufs von Willkürbewegungen, die ja bei Geisteskranken sehr oft eigenartige Störungen erfahren. Gemeinsam ist diesem Vorgehen der Grundsatz, mittelst des [>14] Experiments die feineren Störungen aufzufinden, die gröberen zu messen, aus subjektiven Eindrücken objektive Tatsachen zu machen. Damit wächst unsere Kenntnis des Vorkommenden, unsere klinische Erfahrung."

      S. 20: "Mit feindurchdachten Methoden gehen wir heute dem Probleme zu [> 21] Leibe, die seelischen Kegungen durch Messung i h r e r  k ö r p e r l i c h e n  B e g l e i t e r s c h e i n u n g e n  nach A r t  und Stärke festzustellen und damit die alte Kantsche Meinung zu überwinden, die der Psychologie die Wissenschaftlichkeit absprach, weil in ihr die. Methoden der Mathematik nicht anwendbar seien. Mit jedem Jahre wachsen die Aufgaben und Ziele der exakten experimentellen Psychologie und mit ihrem Fortschritt werden auch uns Psychiatern die Wege zur Erkenntnis der psychologischen Zusammenhänge bei Geisteskranken gebahnt."

      S. 21: "Auch andere junge Zweige der psychologischen Forschung verdienen vom Psychiater berücksichtigt zu werden. Unsere Gegenwart steht in ihren Forschungsmethoden unter dem Einfluss des E n t w i c k l u n g s g e d a n k e n s und diesem Zuge der Zeit ist auch die Psychologie gefolgt."



    Wort "Probleme" im Zusammenhang mit "Method" (wP)
    Signierung 1: "Problem(e)" werden nicht direkt im Zusammenhang mit "Methode(n)" genannt, aber schon implizit erörtert.
     
      S. 20f: "Mit feindurchdachten Methoden gehen wir heute dem Probleme zu [>21] Leibe, die seelischen Kegungen durch Messung  i h r e r   k ö r p e r l i c h e n   B e g l e i t e r s c h e i n u n g e n  nach  A r t  und Stärke festzustellen und damit die alte Kantsche Meinung zu überwinden, die der Psychologie die Wissenschaftlichkeit absprach, weil in ihr die Methoden der Mathematik nicht anwendbar seien."



    Methodenbegriff dieser Studie (MB)
    Signierung 1: Gaupp geht auf den Methodenbegriff direkt und nicht detailliert ein, aber indirekt nennt er alle Merkmale, Ziele, Wege, Mittel.
     



    Erörterung von Methodenproblemen (eMP)
    Signierung :1 Der ganze Aufsatz enthält die Methodenproblematik, auch wenn sie nicht immer direkt angesprochen wird.
     
      S. 11: "Das Experiment, das wichtigste Mittel der modernen Naturforschung tritt hier in sein Recht und verspricht wertvolle Aufklärungen über die "Wirkung chemischer Stoffe auf den Ablauf seelischer Vorgänge unter eindeutigen Bedingungen."



    Sonstiges (Son)
    Zur Beachtung: Das Buch wurde hier nur und ausschließlich unter dem Gesichtspunkt Methoden, Methodenbewusstsein, Methodenproblembewusstsein analysiert und beurteilt. Damit ist natürlich in keiner Weise etwas über seine möglichen sonstigen zahlreichen Qualitäten ausgesagt.

    Wichtige Aussagen:

    S- 8: "Die  i n n e r e  Erfahrung ist eine Welt für sich, mit der sich der Naturforscher als solcher wissenschaftlich nicht beschäftigt; sofern er es doch tut, verlässt er sein eigentliches Arbeitsgebiet."

    S. 10: "Die Gesetze, nach denen sich im gesunden und kranken Menschen das seelische Leben abspielt, deckt uns kein anatomisches Präparat auf. Daraus folgt für uns mit logischer Evidenz, dass wir mit der Erforschung s e e l i s c h e r  Z u s a m m e n h ä n g e  b e i m  G e i s t e s k r a n k e n  nicht so lange warten dürfen, bis [> 11] uns der Zusammenhang der ihnen entsprechenden materiellen Vorgänge bekannt ist, bis wir psychische Erlebnisse und Krankheitsbilder aus ihren materiellen Grundlagen b e g r e i f e n können."
     

    S. 12: "... Was sind nun diese erreichbaren Ziele?
        Wir können sie in zwei Hauptgruppen teilen. Die Aufgabe jeder empirischen Wissenschaft, also auch der Psychiatrie ist in erster Linie die sorgfältige Sammlung der Tatsachen, die Feststellung dessen, was vorkommt, die genaue Beschreibung des Wahrgenommenen. Die klinische Erfahrung ist die Voraussetzung alles ärztlichen Forschens und Handelns. Die Mannigfaltigkeit der Hinischen Bilder ist in der Psychiatrie ausserordentlich gross. Selbst wer schon Jahrzehnte lang Tausende von Geisteskranken untersucht und kennen gelernt hat, sieht immer wieder neue Bilder, denen er noch nie begegnet ist. ..."
     

    S. 14: "Die nächste Aufgabe ist dann die, das also gewonnene Tatsachenmaterial zu gruppieren, die Symptome zu Symptomenkomplexen und diese zu Krankheitseinheiten zusammenzufügen. Gerade auf diesem Gebiete bleibt der Gegenwart vieles zu tun. Die Systematik der Geisteskrankheiten ist noch immer ein Schmerzenskind der Psychiatrie. Als junge Wissenschaft steht sie noch nicht ganz über jener Entwicklungsstufe, in der eine Krankheit nach einem auffälligen Symptom benannt wird, weil man meint, das auffällige Symptom sei die Krankheit. Fieber, Gelbsucht, "Wassersucht, Husten sind für den heutigen Mediziner längst nur noch. Symptome, keine Krankheiten mehr; er hat sich aber noch nicht mit gleicher Sicherheit zu der Anschauung erhoben, dass Tobsucht, traurige "Verstimmung, Verfolgungswahn, Verwirrtheit, Blödsinn keine Krankheiten sind, sondern Symptome, die bei den verschiedensten Geisteskrankheiten vorkommen. Der echte klinische Standpunkt, der dank den Arbeiten eines Kahlbaum und K r a e p e l i n immer mehr zur Herrschaft gelangt, strebt nach dem Ziele, unter Berücksichtigung der Ursachen, der Symptome, des Verlaufs und Ausganges der Erkrankungen bestimmte Krankheitsformen als selbständige Krankheitseinheiten abzugrenzen, so dass mit der Diagnose eines Falles noch ein Anhaltspunkt über seine Ursachen seinen weiteren Verlauf und seinen endgültigen Aus-[> 15] gang gegeben wird. Zu allen Zeiten hat man die Leistungsfähigkeit des ärztlichen Könnens daran gemessen, ob der Arzt im einzelnen Falle sagen kann, was kommen wird. Das ist besonders bedeutungsvoll für die Psychosen mit ihrer langen Dauer und mit ihrer traurigen Alternative: entweder Rückkehr zu geistiger Genesung oder Verfall in ein geistiges Siechtum, das oft schlimmer erscheint, als der Tod. Diese Voraussage des Kommenden konnte die frühere symptomatologische Betrachtung nicht leisten; auch heute sind wir in vielen Fällen dazu nicht im Stande; aber ein gutes Stück sind wir doch weiter gekommen und es besteht kein Grund zu zweifeln, dass der betretene Weg uns noch manchen Fortschritt bescheren wird."
     



    Literatur  (Auswahl)
    • Gaupp, Robert (1907) Wege und Ziele psychiatrischer Forschung. Tübingen: Gauppsche Buchhandlung.
    • Anmerkung: Es gibt noch einen zweiten, ähnlichen Aufsatz: Gaupp, Robert (1903) Über die Grenzen psychiatrischer Erkenntnis. Zbl. Nervenhk. und Psychiatrie.




    Links (Auswahl: beachte)
    • Methodik der Methodenuntersuchung zur - forensischen - Psychiatrie.
      • Ziel der Arbeit.
      • Problembewusstsein.
      • Problembewältigungsmethoden.
      • Methodenbegriff dieser Studie.
        • Ebenentiefe und Ebenenbreite in der Methodik.
      • Angewandte Methode.
      • Hintergrund.
      • Probleme der von mir angewandten Methode.
      • Zeitraum Wie weit muss man nun mit der Methodenanalyse in den Werken zurückgehen?
      • Signierungs-Methode.
      • Anmerkung.
      • Psychologie, Psychopathologie und Psychiatrie.
      • Geschichte der Psychologie.
      • erklären und verstehen.
      • Gründe und Ursachen.
      • Realität des Psychischen und die Theorie der zwei Welten.
      • Operationalisierung, Geschichte des Operationalisierungsbegriffs.
      • Norm, Wert, Abweichung (Deviation) * "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt".
      • Krankheitsbegriff * Bio-Psycho-Soziales Krankheitsmodell * Ursachenproblem.
    • Potentielle Fehler in forensisch psychopathologischen Gutachten, Beschlüssen und Urteilen der Maßregeljustiz.
      • Potentielle Methoden-Fehler.
    • Überblick Forensische Psychologie.
    • Überblick Beweis und beweisen  in Wissenschaft und Leben.
      • Beweis und beweisen in Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie.




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten: > Eigener wissenschaftlicher Standort.
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    Völkerpsychologie  Heute etwas irritierender Ausdrucks Wundts. Er unterschied zwei große Bereiche der Psychologie: die experimentelle Psychologie für die Grundlagen und Elemente, die er für ungeeignet hiel, höhere Phänomene zu erklären. Dies sollte die sog. "Völkerpsychologie" leisten.
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    _
    Methodisch vorgehen heißt, Schritt für Schritt, von Anfang bis Ende, Wege und Mittel zum (Erkenntnis-) Ziel angeben 


    Querverweise
    Standort: Wege und Ziele psychiatrischer Forschung - Gaupp 1907.
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    Methodik der Methodenuntersuchung zur - forensischen - Psychiatrie.
    Potentielle Fehler in forensisch psychopathologischen Gutachten, Beschlüssen und Urteilen der Maßregeljustiz.
    Potentielle Methoden-Fehler in psychopathologischen Gutachten.
    Überblick Forensische Psychologie.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Forensische Psychologie site: www.sgipt.org. 
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Wege und Ziele psychiatrischer Forschung - Gaupp 1907. Hilfsseite zum Katalog der potentiellen forensischen Gutachtenfehler (MethF). Methoden- und Methodenproblembewusstsein in der - forensischen - Psychiatrie. Zu: Potentielle Fehler in forensisch psychiatrischen Gutachten, Beschlüssen und Urteilen der Maßregeljustiz. Eine methodenkritische Untersuchung illustriert an einigen Fällen u. a. am Fall Gustl F. Mollath  mit einem Katalog der potentiellen forensischen Gutachtenfehler sowie einiger Richter-Fehler. Erlangen IP-GIPT: https://www.sgipt.org/forpsy/NFPMRG/Methode/1907Gaup.htm
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