Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=18.04.2016 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 11.05.19
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen * Mail:_sekretariat@sgipt.org__Zitierung  &  Copyright

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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Heilmittel-Lehre & Heilmittel-Monographien der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie, hier:

    Neurowissenschaftliche Psychotherapieforschung
    Eine kritische Analyse am Beispiel Roth/Strüber (2014):
    "Die Wirkungsweise der Psychotherapie aus Sicht des Neurowissenschaftlers"

    Übersicht Heilmittellehre und Heilmittel-Monographien *
    Literaturhinweis * Symbolik Heilmittelgraphik

    von Rudolf Sponsel, Erlangen

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    Inhaltsverzeichnis
    Abstract Zusammenfassung Summary.
       Die zwei Hauptaufgaben der Psychotherapie. 
       Allgemeine Psychologisch-Psychotherapeutische Grundfragen zu den neurobiologischen Grundlagen.
       Spezielle Fragen an die Neurowissenschaftliche Psychotherapieforschung.
       Ergebnisse der kritischen Analyse.

    Beispiel Roth & Strüber (2014) Die Wirkungsweise der Psychotherapie aus Sicht des Neurowissenschaftlers
        Die Gründungsvaeter des Projektes "Seele und Gehirn".
        Neuropsychotherapeutische« Korrelate und Messmethoden.
           9.1 Welche Methoden besitzt die Neurobiologie, um die Wirksamkeit von Psychotherapien zu überprüfen
           Exkurs: Zwischenbilanz methodische Probleme. 
           Exkurs: Hochstapler-Zitierstil. 
           9.2 Neurowissenschaftliche Beurteilung der Therapiewirkungsforschung.
               (1) Das VT-Paradigma der »Löschung« unangepasster Verknüpfungen. 
               (2) Das Paradigma der kognitiven Kontrolle und kognitiven Umstrukturierung in der KVT.
               (3) Das Paradigma des Bewusstmachens unbewusster Inhalte in der Psychoanalyse. 
          9.3 Neurobiologische Interpretation der »therapeutischen Allianz«. 
          9.4 Was geschieht in der zweiten Therapiephase? 
          9.5 Was bedeuten diese Erkenntnisse für eine »Neuropsychotherapie«?

    Zur Neurobiologie von Tun und Lassen
      Zur Neurobiologie, Psychologie und Psychotherapie der Loeschung.
         Bedeutungen (Modelle) des Löschens.
            Löschen im Alltagsleben.
            Löschen im Computer.
            Löschen in der Lerntheorie und Verhaltenstherapie.
            Löschen neurobiologisch.
        Materialien zum Löschungsbegriff. 
           Grawe (2004, S. 103f) zur Löschung.
           Im Lexikon der Neurowissenschaften (2000). 
           Im Lexikon der Psychologie von Spektrum. 
           Löschung im Handwörterbuch der Psychologie.
           Exstinktionslernen in Tiermodelle und translationale Forschung bei der Depression.

    Befunde und Materialien der neurobiologischen Forschung zu psychotherapierelevanten Themen (Auswahl)
        Wie LSD das Ich auflöst - Studie zur Gehirnaktivität unter Drogen. 
        Bock, Jörg  & Braun, Katharina (2012) Reizarme Umgebungen und visueller Neocortex.
        Bock, Jörg  & Braun, Katharina (2012) Stresserfahrungen und limbisches System, Hippocampus,
            Amygdala und Präfrontalcortex.
        Kellermann & Habel (2013) Planung und Umsetzung experimenteller Paradigmen.
        Block- und Event-related-Design nach nach Kellermann & Habel.
        Nachtigall & Suhl (2004) Evaluation individueller Veränderung.
        Gerhard Roth (2015) Krankes Gehirn - kranke Seele?
        Lewitzka Bauer (2011) Neurobiologie der bipolaren Störungen.
        Suslow & Arolt (2010) Neurobiologische Grundlagen von Psychotherapie.
        Prof. Dr. Giselher Guttmann o.J. Abteilung für neurowissenschaftliche Grundlagen der Psychotherapie.
        Müller & Fromberger (2010) Bildgebende Befunde bei Sexualstraftätern.
        Koncsik, Imre (2015) Der Geist als komplexes Quantensystem.
        Pfützner, Helmut (2014) Bewusstsein und optimierter Wille.

    Wissenschaftlicher Apparat. 
    Literatur (Auswahl) * Zeitschriften mit neurowissenschaftlichen Beiträgen * Links *
    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    Stichworte:  * Abrufen * Abspaltung (Dissoziation) * Abwehr, Abwehrmechanismen, Neutralisationsmechanismen * Abwesend (Geistesabwesenheit) * affektiv, Affekt, affektiver Apparat * Achromatopsie * adaptives Gedaechtnis * Aktionspotential * Amygdala (Mandelkern) * Amnesie * Anatomie der Bewusstseinsstrukturen * Anfall  * Anfallsleiden  * ARAS  * Arbeitsgedaechtnis * Assoziieren, Assoziation * Assoziatives Gedaechtnis * Attraktor * Aufmerksam, Aufmerksamkeit  * Aufmerksamkeitslenkung * Auf der Zunge liegen * Aufwachen * Aura * Axon * Bahnen * Benommen, Benommenheit  * Bewusst, Bewusstheit * Bewusstsein * Bewusstseinseinengung * Bewusstseinslenkung  * Bewusstlos * Bewusstseinsspaltung * Bewusstseinsspanne * Bewusstseinsstrom * Bewusstseinssupervision * Bewusstseinstrübung * Bewusstseinszustand * Bildgebende Verfahren * Blinder Fleck * Brain fingerprint * Brainstorming * CT * Dämmerzustand * Delirium * Deklaratives Gedaechtnis * Denken * Depolarisation * Dopamin * Dissoziation * Dösen * Echo Gedaechtnis * EEG * Empfindung * Engramm * Enkodieren * Entscheidung: Libet-Versuch, Haynes-Versuch * Epiphämomen Epiphänomenalismus * Episodisch-autobiographisches Gedaechtnis * Episodisches Gedaechtnis * EPSP Exzitatorisches Postsynaptisches Potential * Erinnern * Erleben * Explizites Gedaechtnis * Exposition * Fokussieren  * fMRT * Formatio reticularis * Freier Wille * Funktion  * Funktionsbereiche * Ganzes * Ganzheiten * Gedanken * Gedankenabreißen * Gedankensperrung  * Gedankenstopp * Gedaechtnis: Einzelfaelle (gedächtnisrelevante): Naomi Jacobs, Clive Wearing, H.M. , William O.  * Gedaechtnishemmungen * Genschere * Gestalt  * Grenzzustände * Genexpression * Gesetz der Uebung  * Gesichtererkennung * Gewohnheit * habit * Habituation  * Halluzination * Hebbsche Lernregel * Hellsehen * Hellsichtig * Hemmung * Hippocampus * Hirnstamm  * Hypnoid * Ich-Bewusstsein * Ich-Erleben * Identität * Identitaets-Bewusstsein * Identitaetstheorie Leib-Seele-Geist * Ikonischer Speicher * Implizites Gedaechtnis * Indexieren * Isocortex * Katalepsie, kataleptisch * Katatonie, kataton * Kausalität * Klarheit * Kollektives Bewusstsein * Koma * Konsolidierung * Konzentration * Krankheit, Krankheitsbegriff, Krankheitsmodelle * Kurzzeitgedaechtnis * Langzeitgedaechtnis * Lenkung, Regelung oder Steuerung * Löschen * LTD  Langzeitdepression * LTP  Langzeitpotenzierung * Lucid traeumen * Markowitsch * Meditation * Mentales Training * Modul, Modularität * Molekulare Mechanismen von Lernen und Gedaechtnis *  MRT * Muede, Muedigkeit  * Multiple Persönlichkeit(en) * Mustererkennung * Mutismus * Nahtoderfahrung * Narkose * Narkolepsie * narrative Form * NCC  * Nervenzellen * Neurogenese * Neuromathematik * Neuronales Netzwerk * Neuroplastizitaet * Neurotransmitter  * Normalbedingungen * Ohnmacht * Oneiroid * P300 * Pareidolie * Penfield * PET * Prosopagnosie * Prozedurales Gedaechtnis * relationales Gedaechtnis * Schlaf * Schlaefrig * Schlafstoerungen * Schlafwandeln * Schwindel * Selbst * Selbstorganisation * Semantisches Gedaechtnis * Semiotisch-Terminologisches* Skript * Somnambul  * Somnolenz  * Sonderzustände * Sopor  * Sperrung * Striatum * Stupor * Synapse * Synaptische Plastizitaet im Hippocampus * Synergetik * Synkope * Tagtraum * Teil  * Temporallappen * Transienten * Trance * Traum * Tunnelblick * Ultrakurzzeitgedaechtnis * Unbewusstes * Verbinden * Verdrängen * Vergessen * Verwirrt, Verwirrung * Verzueckung * Vigilanz * Vorbewusstes * Vorstellung, vorstellen * Wach, Wachheit * Wachkoma * Wachtraum * Wahrnehmung * Wecken * Willensfreiheit * Wissensgedaechtnis * Wissenssystem * Zeitschriften Gedaechtnis * Zerstreut * Zustand * 

    Querverweise * Zitierung * Änderungen *
     


    Abstract Zusammenfassung Summary
    In der Psychotherapie gibt es ganz allgemein zwei Hauptaufgaben: Tun und Lassen. Genauer: das persönlich Hilfreiche oder Nützliche tun oder das nicht Hilfreiche oder Schädliche lassen lernen, um Störungen von Krankheitswert nachhaltig zu heilen, bessern oder zu bewältigen. Die praktische Gretchenfrage ist also jeweils: wie lernt man, persönlich hilfreiche oder nützliche Erlebens- und Verhaltensweisen zu entwickeln und zu festigen bzw. nicht hilfreiche oder schädliche los zu werden?

    Allgemeine Psychologisch-Psychotherapeutische Grundfragen zu den neurowissenschaftlichen Grundlagen

    1. Wie werden Erfahrungen im Gehirn abgespeichert? [Episodisches Gedächtnis]
    2. Bleiben diese Erfahrungen konstant abgespeichert oder verändern sie sich durch die Informationsverarbeitung?
    3. Wie lange bleiben abgespeicherte Erfahrungen im Gehirn erhalten? [Episodisches Gedächtnis]
    4. Wie werden Erfahrungen im Gehirn miteinander verbunden? [Organisation der Erfahrungen]
    5. Wie werden Erfahrungen im Gehirn voneinander getrennt?
    6. Wie werden Handlungspläne im Gehirn abgespeichert? [Prozedurales Gedächtnis]
    7. Wie werden Handlungspläne im Gehirn verändert? [Prozedurales Gedächtnis]
    8. Wie lassen sich solche Veränderungen neurobiologisch evaluieren?
    9. Was sind die neurowissenschaftlichen Grundlagen von Lernen, Verstärken, Löschen?


    Spezielle Fragen an die Neurowissenschaftliche Psychotherapieforschung

    1. Wieso sollte ein buntes Scanner-Bildchen als Kriterium für die Wirksamkeit einer Psychotherapie taugen?
    2. Wieso müssen sich neuronale Hirnstrukturen verändern, um die Wirksamkeit einer Psychotherapie anzuzeigen?
    3. Was muss sich an einer Hirnstruktur verändern, um die Wirksamkeit einer Psychotherapie anzuzeigen?
    4. Können PhilosophInnen, BiologInnen, ZoologInnen, NeurowissenschaftlerInnen etwas zu Psychotherapieforschung beitragen und worin könnte ihr Beitrag bestehen?
    5. Kriterien der Hirnforschung für die Wirksamkeit einer Maßnahme?
    6. Woher weiß die neurowissenschaftliche Hirnforschung, dass festgestellte Veränderungen im Scanner auf die Psychotherapie zurück gehen?
    7. Woher weiß die neurowissenschaftliche Hirnforschung, wie festgestellte Veränderungen im Scanner zu bewerten sind (positiv, negativ)?
    8. Woher weiß die neurowissenschaftliche Hirnforschung, wie nachhaltig festgestellte Veränderungen im Scanner gelten?
    9. Wie werden farbliche Veränderungen bei einzelnen Vpn zu Gruppenwerten verarbeitet (analog Mittelwertbildung)?
    10. Welche Veränderungen können im Gehirn sichtbar gemacht werden (strukturelle, funktionelle, ...)?
    11. Was genau wird bei Strukturveränderungen festgestellt? Wie stabil und nachhaltig sind diese Strukturveränderungen?
    12. Was heißt "neuronales Korrelat"?


    Ergebnisse der kritischen Analyse
    NeurowissenschaftlerInnen umgeben sich gern mit dem Nimbus des wahrhaft oder gar exakt Wissenschaftlichen. Aber Hirne in die Röhre schieben und bunte Veränderungen registrieren ohne die Methoden genau und klar in einem experimentellen Versuchsplan darzustellen hat mit Wissenschaft nur wenig zu tun, hingegen viel mit Mythos und Nimbus. Gelegentlich erscheint das Auftreten der neurowissenschaftlichen Zunft umgekehrt proportional zu ihren tatsächlichen wissenschaftlichen Leistungen. Bei Roth & Strüber (2014) ist der Tenor zweifellos: psychotherapeutisch bewirkte Veränderungen, müssen auch neurowissenschaftlich - strukturell oder funktionell - nachweisbar sein, sonst zählen sie quasi nicht. Das würde allerdings voraussetzen, dass die Neurowissenschaft in der Lage wäre, Veränderungen in der Erlebens- und Verhaltenssoftware zu erfassen, doch dafür gibt es derzeit noch nicht einmal einen Ansatz.



    Roth & Strüber: Die Wirkungsweise der Psychotherapie aus Sicht des Neurowissenschaftlers (2014, S.335-369)
    Hintergrund: Der Philosoph und gelernte Zoologe Gerhard Roth hatte sich nach dem Vorwort 1997 entschlossen, eine neues großes Rahmenthema für sein frisch gegründetes Institut "Hanse-Wissenschaftskolleg" zu suchen. Man einigte sich auf das Thema "Determinanten menschlichen Verhaltens", sicher ein sehr grundlegendes und spannendes Thema._
     
    Die Gründungsvaeter  Vorwort S. 9. 

    "Schnell waren »Gründungsväter« für das Projekt »Seele und Gehirn« gefunden, vor allen anderen der Heidelberger Psychiater und Psychotherapeut Manfred Cierpka, hinzu kamen als weitere Kollegen Horst Kächele aus Ulm, Peter Buchheim aus München, Ulrich Sachsse aus Göttingen, Thomas Münte, seinerzeit aus Magdeburg, und Eckart Altenmüller aus Hannover, mit denen wir über zehn Jahre hinweg viele kleinere und größere Tagungen am Hanse-Kolleg und in Heidelberg, Ulm und München durchführten. Später kam eine ganze Reihe jüngerer Kolleginnen und Kollegen hinzu wie Anna Buchheim (heute Innsbruck), Svenja Taubner (heute Klagenfurt), Daniel Wiswede (heute Lübeck), Daniel Strüber (heute Oldenburg), Cord Benecke (heute Kassel), John Dylan Haynes (heute Berlin) und Henrik Kessler (heute Bonn)."
     

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    Manfred Cierpka (Heidelberg): Psychoanalytiker.
    Horst Kächele (Ulm): Psychoanalytiker.
    Peter Buchheim (München): Psychoanalytiker.
    Ulrich Sachsse (Göttingen): Psychoanalytiker.
    Thomas Münte (seinerzeit Magdeburg): Neurophysiologe.
    Eckart Altenmüller (Hannover): Neurologe.
    Anna Buchheim (heute Innsbruck): Psychoanalytikerin.
    Svenja Taubner (heute Klagenfurt): Psychoanalytikerin.
    Daniel Wiswede (heute Lübeck): Fellow.
    Daniel Strüber (heute Oldenburg): Kognitionspsychologe.
    Cord Benecke (heute Kassel): Psychoanalytikerin.
    John Dylan Haynes (heute Berlin): Psychol. Neurowiss. 
    Henrik Kessler (heute Bonn): Med. Psychologe, Fellow.
       Es fällt überdeutlich auf, dass seitens der PsychotherapeutInnen 
    nur PsychoanalytikerInnen vertreten sind (100%; von allen 58%): keine (trotz Interesses) Verhaltens- , Gesprächs-, Humanistische, Integrative, Körper-, Hypno- oder Systemische Psychothera- peutInnen. Das passt eigentlich gar nicht zu der Bemerkung S. 10, wonach "... die kognitive Verhaltenstherapie schon seit langem die Zusammenarbeit mit Neurowissenschaftlern sucht, öffnet man sich dem in der psychoanalytischen Therapie nur zögerlich. ..."
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    9 Die Wirkungsweise von Psychotherapie aus Sicht der Neurowissenschaften  335 [fett-kursiv RS] 

    "9.1   »Neuropsychotherapeutische« Korrelate und Messmethoden
    Für eine erfolgreiche Psychotherapie gibt es aus neurobiologischer Sicht im Prinzip folgende Möglichkeiten:
    (1) Unzulänglich oder fehlentwickelte limbische oder kognitive Hirnstrukturen reifen unter Einwirkung der Psychotherapie nach. Dies ist an gesichts unserer Erkenntnisse über die Hirnentwicklung einigermaßen unwahrscheinlich, denn das menschliche Gehirn ist zu einer »Reparatur« ganzer Hirnzentren nicht in der Lage.
    (2) Gestörte Strukturen und Prozesse werden durch die Therapie gelöscht und dauerhaft durch »gesunde« Strukturen und Prozesse ersetzt. Dies ist nur sehr begrenzt möglich, wie wir sehen werden.
    (3) Die gestörte Wirkung von Neuromodulatoren wird durch eine Vermehrung oder Verminderung der entsprechenden Rezeptoren bzw. eine Erhöhung oder Verminderung ihrer Empfindlichkeit behoben. Dadurch könnte sich ein neues Gleichgewicht der Interaktion zwischen Zentren herstellen.
    (4) Aufgrund neuer und positiver Erfahrungen werden kompensatorische Schaltungen ausgebildet, welche die gestörten Strukturen und Prozesse in ihren Wirkungen auf psychische Befindlichkeit und Verhalten durch Überlagerung zumindest teilweise außer Kraft setzen.
    Diese Möglichkeiten werden wir diskutieren, wenn wir uns kritisch mit der Wirkungsweise der behandelten Therapieformen auseinandersetzen. Zunächst müssen wir uns aber kurz mit den Problemen der Messmethoden und des »Untersuchungsdesigns« beschäftigen."
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    Die Einführung enthält viele Wortschöpfungen, deren operationale Bedeutung völlig im Dunkeln bleibt. Das ginge ja noch, wenn wenigstens Querverweise erfolgten. Aber nicht einmal im Sachregister findet sich ein Eintrag zu dem doch fundamental wichtigen Begriff "Struktur" oder "strukturell":

    Woran erkennt man "unzulänglich" oder "fehlentwickelte" 
    Hirnstrukturen, gestörte Strukturen und Prozesse? Wie gewinnt man die Normstruktur? Wie werden "Prozesse" erfasst? Und wie unterscheidet man ein "neues" von einem "alten"  Gleichgewicht? Wie stellt man überhaupt ein "Gleichgewicht" oder kompensatorische Schaltungen fest? Woran erkennt man "Überlagerungen"?
    Die alles entscheidende Methodenfrage ist in jedem Fall: woher weiß man, dass die beobachteten Veränderungen auf die Psychotherapie und nicht auf andere Faktoren zurückgehen? Die AutorInnen entfesseln ein Stakkato von Worthülsen, die rein äußerlich, grammatikalisch den Eindruck vermitteln, als handelte es sich inhaltlich um Aussagen. Sehr verheißungsvoll ist von "Untersuchungsdesigns" die Rede, aber auch hier findet sich kein Sachregister Eintrag (Untersuchungdesign, Design). 

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    9.1 »Neuropsychotherapeutische« Korrelate und Messmethoden ... 335
    Welche Methoden besitzt die Neurobiologie, um die Wirksamkeit von Psychotherapien zu überprüfen? S.336 ff 

    "Das psychische Geschehen ist unabdingbar an die Aktivitäten corticaler und subcorticaler limbischer Zentren und deren Wechselwirkungen gebunden, und es gilt als erwiesen, dass sie bei psychisch kranken Menschen je nach Erkrankung in bestimmter Weise verändert sind.
        Dies kann z.B. eine gegenüber dem »Normalzustand« deutlich erhöhte oder verminderte Aktivität vonAmygdala, Nucleus accumbens, Hippocampus, dorsolateralem, orbitofrontalem und ventromedialem Cortex usw. bedeuten. Mithilfe geeigneter Methoden lässt sich außerdem feststellen, ob und in welcher Weise diese jeweiligen Veränderungen miteinander zusammenhängen, etwa derart, dass eine Aktivitätserhöhung der Amygdala mit einer Aktivitätserniedrigung des dorsolateralen präfrontalen Cortex einhergeht. Solche Untersuchungen sind inzwischen Routine, auch wenn sie mit erheblichen methodischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Ein Problem liegt darin, dass bei der Untersuchung des menschlichen Gehirns in der Regel nur solche Verfahren zum Einsatz kommen können, mit denen man die Hirnaktivität durch die intakte Schädeldecke hindurch messen kann.
    Üblicherweise finden bei Untersuchungen am intakten Gehirn vier Methoden Verwendung: die Elektroenzephalographie bzw. das Elektroenzephalogramm (EEG), die Magnetenzephalographie bzw. das Magnetenzephalogramm (MEG), die Positronen- Emissionstomographie (PET) und die funktionelle Kernspin- oder Magnetresonanztomographie (fMRT bzw. fMRI)."

    "und es gilt als erwiesen, dass sie bei psychisch kranken Menschen je nach Erkrankung in bestimmter Weise verändert sind"? Das ist eine sehr starke Behauptung, die gründlich belegt werden müsste. Ich bezweifele das schon aus dem Grund, weil viele Störungen neuobiologisch ja gar nicht auffallen müssen, wenn man das Modell "Software" zugrunde legt. Man kann es einer Hirnstruktur oder einer Aktivationsspur ja nicht ansehen, ob ein "gesundes" oder ein "gestörtes" Programm läuft. Ja vielfach ist es schwierig, die "Hardware" von der "Software" zu unterscheiden [in (3)]. 

    Wie wird der "Normalzustand" im Einzelfall festgestellt? Was sind normale  - im Gegensatz zu erhöhten oder verminderten - Aktivitäten von Amygdala, Nucleus accumbens, Hippocampus, dorsolateralem, orbitofrontalem und ventromedialem Cortex?

    Hier wird mit wissenschaftlich klingenden Worten jongliert, ohne die tatsächlichen wissenschaftlichen Begriffs- und Methodenprobleme auch nur annähernd nachvollziehbar auszuarbeiten.

    Objektivität, Reliabilität und Validität  der vier Hauptuntersu- chungsmethoden EEG, MEG, PET und  fMRT  gehörten gründlich erörtert, sowohl für das - ohnehin problematische - gruppenstatistische als auch für das Einzelfalldesign.
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    Exkurs: Zwischenbilanz methodische Probleme (S. 336-340):
    "... mit erheblichen methodischen Schwierigkeiten" (S. 336)
    " ... Ein Problem ... durch die intakte Schädeldecke hindurch ..." (S. 336)
    "Die Präsentation geeigneter Reize ist ein weiteres großes Problem" (S. 338)
    "Eine weitere Schwierigkeit beim Erfassen von Therapieerfolgen durch bildgebende Verfahren besteht neben der notwendigen Zahl von Patienten und Kontrollpersonen in der hinreichenden Dauer der Untersuchung. ..." (S. 339)
    "Schwierig ist auch die Deutung der gemessenen Signale. ..." (S. 339)
    "... Selbst unter besten Bedingungen kann eine fMRI-Messung nur die simultane Aktivität Hunderttausender von Nervenzellen erfassen. ..." (S. 339)
    "... Alle ge-[> S. 340] naueren Kenntnisse des zellulären und subzellulären Geschehens stammen - von gelegentlichen Messungen am freigelegten menschlichen Gehirn etwa im Zusammenhang mit Hirnoperationen abgesehen - aus Untersuchungen an Versuchstieren, meist Ratten oder Mäusen, gelegentlich Makaken." 
    Hier werden einige der mannigfaltigen Probleme zwar genannt, aber keine Lösungen. Daraus lässt sich entnehmen, dass hier vor allem viel programmatisch heiße Luft erzeugt wird. Tatsächlich wird kein Design vorgelegt, an dessen verschiedenen Schnitt- stellen die vielfältigen Probleme zur kritischen Diskussion über- haupt erfasst sind.
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    Exkurs: Hochstapler-Zitierstil (kleine Auswahl): 

    S. 340f: "... Die frühe negative Erfahrung war also nicht vergessen (Fendt und Fanselow 1999; LeDoux 2000)."

    S. 341: "... Eine Variante dieses Ansatzes ist die »furchtpotenzierte Schreckreaktion«, in der eine natürliche Schreckreaktion, etwa auf ein sehr lautes Geräusch, durch eine Zusatzkonditionierung auf ein grelles Licht noch weiter verstärkt wird (vgl. Koch 1999)."

    S. 341: "... Allerdings ist dies keine Löschung, sondern ein eigenständiger, aktiver Lernprozess, der die bestehende CS-US-Assoziation nicht eliminiert, sondern neue Verknüpfungen aufbaut, die besagen, dass das Ganze »doch nicht so schlimm ist« (Quirk und Beer 2006). ..."

    S. 342:  "... Die Erinnerung an das »doch nicht so schlimm« ist dann verschwunden, während die Erinnerung an das ursprüngliche Erlebnis bestehen bleibt (Milad und Quirk 2002)."

    S. 343: "Seit einigen Jahren ist bekannt, dass bei Ratten, die eine Furchtkonditionierung erfahren, durch Injektion des Antibiotikums D-Cycloserin eine radikale Auslöschung der Furchtkon- ditionierung erreicht werden kann (vgl. Norberg et al. 2008). ..."

    S. 343: "... Die gegenwärtige Befundlage über seine Wirksamkeit ist aber uneinheitlich. Während einige Meta-Analysen durchaus Verstärkungseffekte bei einer Expositionstherapie erkannten (vgl. Bontempo et al. 2012), konnten andere Meta-Analysen keine signifikanten Effekte nachweisen (Myers und Carlezon 2012)."

    S. 343: "Experten der Furchtkonditionierung gehen sowohl bei der Ratte als auch beim Menschen davon aus, dass die hemmenden Eingänge von den »emotionalen« Hirnrinden- bereichen wie OFC und vmPFC auf die basolaterale Amygdala durch die Gabe von Oxytocin und zumindest im Tierversuch durch Cycloserin noch verstärkt werden (Wotjak und Pape 2013). ..."

    S. 343f:  "... Klaus Grawe schreibt zutreffend, dass eine Psychotherapie niemals eine frühere Traumatisierung auslöscht, sondern vielmehr die vorher zu schwache hemmende Wirkung corticaler Areale verstärkt. Das Motto lautet: »Hemmung statt Ausradieren!« (Grawe 2004). ..."

    Der  Hochstapler-Zitierstil  wurde leider von den US-Psycholo- genverbänden erfunden und setzt sich mittlerweile auch in der Psychiatrie und in den Neurowissenschaften mehr und mehr durch. Mit Wissenschaft hat das allerdings gar nichts zu tun, insbesondere nicht mit vernünftigen Kommunikations- und  Ökonomieregeln. Das ist leicht einzusehen, wenn man das Beispiel des Grawe-Zitates betrachtet: 

       "... Klaus Grawe schreibt zutreffend, dass eine Psychotherapie 
        niemals eine frühere Traumatisierung auslöscht, 
        sondern vielmehr die vorher zu schwache hemmende 
        Wirkung corticaler Areale verstärkt. Das Motto lautet: 
       »Hemmung statt Ausradieren!« (Grawe 2004). ..."

    Grawes Buch hat 509 Seiten. Um das Zitat und seine korrekte Verwendung überprüfen zu können, kann schnell eine Stunde oder auch noch mehr Zeit vergehen - falls das Zitat existiert. 
    In der Universitätsbibliothek Erlangen findet sich glücklicherweise eine E-Book Version, die leichtes Suchen erlaubt. Die Suche nach "Hemmung statt Ausradieren" führte zu keinem Treffer. "Ausradieren" wird nur auf den Seiten 103, 108 angezeigt, aber nicht in dieser Wortkombination. Allerdings wird der intentionale Sachverhalt Grawes von Roth & Strüber richtig wiedergegeben, wenn auch völlig unzulänglich "zitiert". Grawe schreibt auf S. 103: "Diese Überlegungen legen nahe, dass dem Vorgang der Löschung der Aufbau einer aktiven Hemmung zu Grunde liegt." 

    An dieser Stelle zeigt sich bereits bei Grawe, (mehr zur Löschung S. 103f), dass einige grundlegende lerntheoretisch- neurowissen- schaftliche Begriffe unklar sind wie z.B. eben  Löschung, Lernen, Vergessen u.a., was im nächsten Abschnitt noch einmal diskutiert wird.
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    9.2 Neurowissenschaftliche Beurteilung der Therapiewirkungsforschung  340f
    (1) Das VT-Paradigma der »Löschung« unangepasster Verknüpfungen  340
    "... Obwohl die Löschung ein wichtiges Paradigma der VT darstellt, liegen hierzu aber kaum neurobiologische Studien an Patienten oder Versuchspersonen vor. Daher müssen wir die Gültigkeit dieser Aussage zumindest teilweise anhand von experimentellen Untersuchungen an Tieren, meist Ratten prüfen.
       Bereits vor Jahren haben Experimente mit Furchtkonditio- nierung an Ratten gezeigt, dass frühe negative Erfahrungen durch spätere positive nicht gelöscht, sondern nur überlernt werden. D.h., die alten Erfahrungen verschwinden nicht, sondern werden durch neue »eingekapselt«. Wenn zum Beispiel Ratten in früher Jugend in einem bestimmten Käfig furchtkonditioniert wurden und dann nach zwei Jahren eines durchaus angenehmen Lebens in die Umgebung zurückgebracht wurden, in der sie furchtkonditioniert worden waren, so reagierten sie auf den furchtauslösenden Reiz so furchtsam wie beim ersten Mal. Die frühe negative Erfahrung war also nicht vergessen (Fendt und Fanselow 1999; LeDoux 2000)."
    Ob tatsächlich alte Erfahrungen grundsätzlich nicht "verschwin- den" können, ist derzeit eine offene Frage. Darüber hinaus ist es lebenspraktisch auch gar nicht wünschenswert, dass wichtige Erfahrungen "verschwinden". Ziel der Therapie ist, dass konditionierte und letztlich nicht begründete Reaktionen unwirksam gemacht werden. Das gelingt ja auch in erfolgreichen Verhaltenstherapien wie Grawe (2004), S. 103 schreibt: "Eine erfolgreiche Verhaltenstherapie baut dort neue Strukturen auf, welche die Angstreaktion schließlich wirksam hemmen. Man kann dann durchaus davon sprechen, dass die Angstreaktion beseitigt wurde, denn sie wird im Erleben und Verhalten nicht mehr spürbar oder erkennbar, sondern sie kann nur noch über eine Messung der Hirnaktivität nachgewiesen werden. Ohne solche Messung wüssten wir gar nichts davon, dass doch noch Spuren der alten Angstbereitschaft da sind."
       In diesem Zusammenhang wäre es weiter zu wünschen, dass die neurobiologischen Forscher erklären, was sie unter "vergessen" verstehen.
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    (2) Das Paradigma der kognitiven Kontrolle und kognitiven Umstrukturierung in der KVT  344
    "Wie schon im vorangegangenen Kapitel angedeutet, baut die kognitive Verhaltenstherapie oder kognitive Therapie auf dem Paradigma auf, dass bei vielen psychischen Störungen eine Minderaktivität kognitiver corticaler Strukturen, vornehmlich des dorsolateralen präfrontalen Cortex (dlPFC) als Sitz von Einsicht und Verstand, vorliegt, deren Hauptfunktion es ist, die oft »irrationale« Aktivität subcorticaler Zentren wie der Amygdala, des Nucleus accumbens oder des Striatum insgesamt zu zügeln. Zu erwarten wäre deshalb, dass man in den bildgebenden Studien an Patienten mit Angststörungen, Depression, Zwangsstörungen oder Phobien, bei denen die KVT oft zum Einsatz kommt, vor Beginn der Therapie eine abnorm verminderte Aktivität des dlPFC und eine abnorm erhöhte Aktivität der genannten subcorticalen Zentren findet."
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    Die Behauptung, die kognitive Verhaltenstherapie und kognitive Therapie baut "auf dem Paradigma auf, dass bei vielen psychischen Störungen eine Minderaktivität kognitiver corticaler Strukturen ..." vorliegt, wird nicht belegt. 
    Zunächst müsste gezeigt werden, dass eine bestimmte strukturelle oder funktionelle neurobiologische Störung einer psychischen Störung eindeutig zugeordnet werden kann. Erst dann könnte man sagen, dass man ein neurobiologisches Kriterium hat, das zu den entsprechenden Aussagen berechtigt. 
    Hier wird noch viel im Nebel gestochert, wobei die wichtige Frage, dass falsche oder unzweckmäßige Programme, sich weder in einer strukturellen oder funktionellen Veränderung offenbaren müssen, noch nicht einmal thematisiert wird. Wie also könnte man unzweckmäßige "Software" erkennen?_
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    (3) Das Paradigma des Bewusstmachens unbewusster Inhalte in der Psychoanalyse  350 
    "Die zentrale These Freuds und vieler seiner Anhänger lautet, dass das »Aufdecken« negativer Erlebnisse in früher Kindheit und Jugend durch den Analytiker ein wesentlicher Bestandteil des Therapieerfolges ist. Es ergeben sich hierbei allerdings zwei wichtige Probleme. Zum einen ist nicht klar, auf welchen »Etagen« des seelischen Apparates solche aufgedeckten Inhalte ursprünglich angesiedelt sind - der unbewussten, der vorbewussten oder der bewussten Ebene? Wie bereits erwähnt, zeigt eine genauere Analyse der entsprechenden Aussagen einschließlich derjenigen von Freud in seinen »großen« Beiträgen von 1915 und 1923 zum Verhältnis zwischen dem Unbewussten und dem Bewussten, dass hier viele begriffliche Unklarheiten vorliegen. Das berühmte Diktum: »Wo Es war, muss Ich werden«, kann im Lichte der »zweiten Topik« (vgl. voriges Kapitel) nur so gedeutet werden, dass Freud tatsächlich der Meinung war, die psychoanalytische Therapie könne Unbewusstes zu Bewusstsein bringen, und so wird es auch heute noch in vielen psychoanalytischen Abhandlungen dargestellt (für eine Übersicht vgl. Benecke 2014). ..."
    Die Ausführungen machen deutlich, dass die grundlegenden psychoanalytischen Konzepte neurobiologisch entweder mangels Klarheit nicht überprüft werden können oder nicht bestätigt werden konnten. Es ist aber auch nicht die Aufgabe der PsychoanalytikerInnen, die neurobiologische Arbeit zu verrichten, hierzu sind sie, wie andere PsychotherapeutInnen auch, nicht ausgebildet. Wenn NeurobiologInnen kein "Vorbewusstes", keine Ich-Instanz oder "Verdrängung" finden können, so spricht dies nicht unbedingt gegen die Konzepte, sondern es kann ebenso gut am Unvermögen und Entwicklungsstand der Neurobiologie liegen.
    Grundsätzlich ist auch an dieser Stelle festzuhalten, das PsychoanalytikerInnen oder  PsychotherapeutInnen ihre Wirksamkeit neurobiologisch nicht nachweisen müssen, erst recht beim derzeitigen desolaten Zustand der Neurowissenschaften hinsichtlich der psychosozialen Codierung. Entscheidend sind die psychosozialen und psychopathologischen Kriterien und nicht neurobiologische spekulative Phantasien,  wie die vielen "könnte" im Text belegen.
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    9.3 Neurobiologische Interpretation der »therapeutischen Allianz« 355f

    "Wie im vorangegangenen Kapitel dargestellt, scheint bei Psychotherapien verschiedenster Ausrichtungen ein gemeinsamer Faktor zu wirken, nämlich die therapeutische Allianz, also das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Therapeut. Man hat in diesem Zusammenhang lange Zeit abwertend von einem »Placeboeffekt« im Sinne einer Scheinwirkung gesprochen. Allerdings konnte vor einigen Jahren im Zusammenhang mit der Schmerzbehandlung gezeigt werden, dass die Verabreichung eines pharmakologisch unwirksamen Mittels (des Placebos) und die damit verbundene Minderung des Schmerzgefühls auf realen neurobiologischen Prozessen beruht. 
    ...
       Es besteht kein Zweifel, dass freundliche, lobende oder auf- munternde Worte, aber auch nichtverbale Kommunikation wie Blicke, Gestik, Mimik und sanfte Berührungen die Ausschüttung »positiver« neuroaktiver Substanzen wie etwa endogener Opioide, Serotonin und Oxytocin auslösen können. Für eine solche Wirkung im Zusammenhang mit der therapeutischen Allianz liegen inzwischen zahlreiche neurobiologische Belege vor. So werden vertrauensvolle Interaktionen von Menschen, die sich in irgendeiner Weise aneinander gebunden fühlen, im Gehirn von einer Oxytocinausschüttung begleitet (Crockford et al. 2014). Werden etwa Geheimnisse ausgetauscht, so finden sich anschließend erhöhte Oxytocinkonzentrationen im Blut (Kéri und Kiss 2011). Man kann davon ausgehen, dass auch die Wirksamkeit der therapeutischen Allianz auf einer erhöhten Oxytocinfreisetzung im Gehirn des depressiven Patienten beruht, und zwar aufgrund von dessen Überzeugung, dass der Therapeut gewillt ist, ihm zu helfen, und über eine wirksame Therapiemethode verfügt (s. voriges Kapitel). Die positive Wirkung von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern könnte teilweise ebenfalls auf einer Oxytocinwirkung beruhen, denn sie stimulieren dessen Freisetzung (s. Kapitel 7)."

    "Therapeutische Allianz" wird mit "Vertrauensverhältnis" erklärt und nicht näher differenziert dargelegt, weder das Verständnis "der" PsychotherapeutInnen noch "der" NeurobiologInnen. Die "therapeutische Allianz" ist ein ziemlich komplexes Konstrukt, das sich nicht nur auf ein Hormon reduzieren lässt. 

    Die einführenden Worte "freundliche, lobende oder auf- munternde Worte" gehören auch eher zur therapeutischen Methodik der Motivierung und Verstärkung. Roth & Strüber haben hier wohl eher die therapeutische Beziehung im Blick, die zwar sehr wichtig für die therapeutische Allianz, aber nicht mit ihr gleichzusetzen ist. Auch hier zeigt sich, wie so oft, dass die NeurobiologInnen eine reduzierte, schlichte und ungenaue Sprache sprechen, was sie anderen oft vorhalten (siehe oben: Psychoanalyse)

    Oxytocinausschüttung mag - vor allem für die Bindungsbeziehung - eine Rolle spielen, wie die Forschungsergebnisse nahelegen. Aber das ist nur ein Aspekt. Therapeutische Allianz ist mehr, auch kognitiv (unsere Therapievereinbarung umfasst z.B. zwei engzeilig beschriebene Seiten). 
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    9.4 Was geschieht in der zweiten Therapiephase?  361f
    "Klaus Grawe spricht in seiner Neuropsychotherapie von einem »expliziten«, d.h. auf Worten beruhenden, und einem »impliziten«, also auf nichtverbaler Interaktion gründenden Modus der Therapie, wobei Letzterer seiner Meinung nach vornehmlich unbewusst wirkt. Freilich sind hier die Begriffe »explizit« und »implizit« nicht genau auf die erste und zweite Phase einer Therapie anzuwenden, denn auch in der ersten Therapiephase läuft neben den notwendigen »expliziten« Gesprächen zwischen Patient und Therapeut vieles nichtverbal-implizit ab, etwa die gegenseitige Vertrauensbildung, und dadurch stellt sich ja auch ganz wesentlich die für den ersten Therapieerfolg notwendige positive Emotionalität her. In der zweiten Therapiephase liegt der Schwerpunkt vornehmlich auf den impliziten Maßnahmen, da der Patient jetzt - wenngleich explizit-verbal und implizit-nonverbal vom Therapeuten angeleitet und betreut - selbst etwas tun muss, nämlich neue Weisen des Fühlens, Denkens und Handelns einüben.
        Ein Neu- und Umlernen ist aus neurobiologischer Sicht nur zu Beginn an Aktivitäten des bewusstseinsfähigen Cortex gebunden; danach vollzieht es sich nach dem Muster der Umbildung von Gewohnheiten in den Ba[>362]salganglien. ..."

    Was die erste und die zweite Therapiephase sein soll, wird nicht genau erklärt, obwohl Roth & Strüber Grawe merkwürdiger- weise dafür kritisieren, dass sein Konzept expliziter und impliziter Therapie nicht so recht auf die erste und zwei Therapiephase - eine Kreation von Roth & Strüber? - passen. Auch in Grawes Neuropsychotherapie habe keine Verständnishinweise gefunden. Was passiert genau? Roth & Strüber zitieren eine erste und zweite Therapiephase, die sie nicht näher erläutern, aber kritisieren, dass andere Begriffe, wie explizit und implizit bei Grawe nicht gut dazu passen. Grawe hat sehr detaillierte Regeln für die Therapieplanung (10; S. 434f) und den Therapieprozess (12; 435-444). entwickelt, die Roth & Strüber in keiner Weise angemessen wiedergeben oder gar neurobiologisch fundieren.

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    9.5 Was bedeuten diese Erkenntnisse für eine 
    »Neuropsychotherapie«?  365f
    "»Neuropsychotherapie« kann nicht bedeuten, dass Neurobiologen die Psychotherapie »feindlich übernehmen«, wie dies vor einiger Zeit für eine »Neuropädagogik« in Hinblick auf schulische Bildung propagiert wurde. Die Arbeit müssen die Psychotherapeuten und die Patienten selbst leisten, und zwar im Rahmen einer therapeutischen Allianz. Wie wir aber gese-[>366] hen haben, ist die Zuarbeit der Neurobiologie im Sinne einer empirisch-experimentellen Grundlegung von Psychotherapie unabdingbar.
        Die wichtigste Aufgabe besteht darin zu erkennen, welche neuronalen Prozesse bei psychischen Erkrankungen gestört sind, und zwar auf der Ebene der Neuromodulatoren, die hier entscheidend sind, und zu überprüfen, was auf dieser Ebene und auf der hierauf aufbauenden Ebene der Interaktion limbischer Zentren bei einer erfolgreichen Psychotherapie geschieht. Ohne solche Erkenntnisse muss jede Psychotherapie ein Lernen nach Versuch und Irrtum ohne tiefergehendes Verständnis von den Mechanismen bleiben."_
    Das ist eine starke Behauptung und Forderung: "Wie wir aber gese-[>366] hen haben, ist die Zuarbeit der Neurobiologie im Sinne einer empirisch-experimentellen Grundlegung von Psychotherapie unabdingbar." Da mag dann ein Schuh daraus werden, wenn die NeurobiologInnen das Einmaleins der Psychologie, Psychopathologe und Psychotherapie beherrschen und berücksichtigen. 

    Psychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten. Psychopathologie ist die Wissenschaft vom gestörten Erleben und Verhalten. Psychotherapie ist wissenschaftlich fundierte (evidenzbasierte) Praxis zur Heilung, Besserung, Linderung oder Bewältigung von gestörtem Erleben und Verhalten. Neurobiologie ist u.a. die Wissenschaft von der neurobiologischen Kodierung und Fundierung des Erlebens und Verhaltens. Es ist keineswegs erforderlich, dass Psychotherapie ihre Wirksamkeit neurobiologisch belegt, schon gar nicht, wenn der Entwicklungsstand der Neurobiologie so dürftig ist wie derzeit. 
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    Zur Neurobiologie von Tun und Lassen
    Will man die neurobiologischen Grundlagen der Psychologie und Psychotherapie untersuchen, stellt sich ganz allgemein die Frage der neurobiologischen Grundlagen von Tun und Lassen. In der Lern- und Verhaltenstherapie hat sich dabei die Löschung als zentraler Grundbegriff herausgestellt.

    Zur Neurobiologie, Psychologie und Psychotherapie der Loeschung
    Der Löschbegriff ist vieldeutig. In der Verhaltenstheorie ist damit meist die Idee verbunden, dass eine, gewöhnlich negative, Erfahrung, z.B. eine Phobie, nicht mehr wirkt. Die Neurobiologie äußert Zweifel, ob echtes Löschen im Sinne von ausradieren, zum vollständigen Verschwinden bringen, möglich ist. Im Folgenden möchte ich zunächst die vielfältigen Bedeutungen, Bedeutungsfelder und Spezifikationen des Löschbegriffs erfassen.

    Bedeutungen (Modelle) des Loeschens
     

      Loeschen im Alltagsleben
      • auflösen
      • Auftragungen entfernen, abwaschen
      • Durst löschen
      • entfernen (> etwas weg machen)
      • Erinnerung löschen (bewusst sehr schwierig)
      • Feuer löschen
      • ein Ladung löschen im Hafen (Güter von den Schiffen nehmen)
      • entleeren (Inhalt löschen)
      • ordnen (Unordnung löschen)
      • putzen
      • radieren
      • Schmerz löschen
      • sterben
      • vergehen
      • vergessen (vieldeutig)
      • waschen (Schmutz löschen)
      • weg machen
      • zerfallen
      • zerlegen
      • zerstören
      • ...


      Loeschen im Computer
      Ob es tatsächliches Löschen im Sinne von "da ist nichts mehr" in einem Computer gibt, ist gar nicht so einfach zu sagen. Hier muss man aufpassen, dass man "nicht mehr dargestellt" oder "nicht mehr zugreifbar" nicht mit "nicht mehr vorhanden" verwechselt.

      • Im Inhaltsverzeichnis des Betriebssystems freigeben zum Überschreiben ("Auslagerung in den Papierkorb")
      • Mit anderem Inhalt, z.B. Zufallszeichen, physikalisch überschreiben
      • Den Zugriff verunmöglichen
      • Verstecken durch Verlagern
      • Verstecken durch "unsichtbar" machen


      Loeschen in der Lerntheorie und Verhaltenstherapie
      Ein nicht ganz klarer Grundbegriff der Lerntheorie und Verhaltenstherapie. Praktisch und operational bedeutet Löschung, dass eine gelernte oder erworbene Reaktion nicht mehr erfolgt.

      Loeschen neurobiologisch
      Doch was heißt löschen neurobiologisch? Es kann bedeuten:

      • dass eine neuronale Struktur zerfallen ist, nicht mehr existiert (in ihrer funktional intakten Zusammensetzung).
      • dass ein Glied in der Reaktionskette nicht mehr zur Verfügung steht. In diesem Modell ist die neuronale Struktur beschädigt, es fehlt ein Stück.
      • dass bei Reizung keine Reaktion mehr erfolgt.
      • dass die gesamte Reaktionskette gehemmt wird. In diesem Modell ist die neuronale Struktur noch vorhanden, in sich auch noch intakt, aber ihre Ausführung wird behindert (Grawe, Roth).


    Materialien zum Loeschungsbegriff
    Grawe (2004, S. 103f) zur Loeschung "LeDoux (2001, 2002) vertritt dezidiert die Auffassung, dass bei der Löschung einer Angstreaktion nicht die in der Amygdala gespeicherte „implizite Erinnerung“ selbst ausgelöscht wird, sondern dass die weiteren Auswirkungen dieser emotionalen Erinnerung vom PFC gehemmt werden. „Unbewusste Furchterinnerungen, die von der Amygdala gebildet wurden, scheinen unauslöschlich ins Gehirn eingebrannt zu sein. Sie bleiben uns wahrscheinlich ein Leben lang erhalten“ (LeDoux, 2001, S. 272). Diese Auffassung wird außer durch LeDouxs eigenen Untersuchungen auch durch die Ergebnisse einer Untersuchung von Gutberlet und Miltner (1999) gestützt. Sie fanden, dass nach einer erfolgreichen verhaltenstherapeutischen Behandlung einer Spinnenphobie zwar im Verhalten, im subjektiven Gefühl und in autonomen Reaktionen (Hautleitfähigkeit und Herzrate) bei der Konfrontation mit Spinnen keine Angstanzeichen mehr auftraten, aber sich die mit EEG gemessene Hirnaktivivität (P3-Amplitude) weiterhin so von der normaler Kontrollpersonen ohne Spinnenphobie unterschied wie vor der Therapie. Die Autoren interpretieren dies so, dass der oben angesprochene „schnelle“ Weg der direkten Amygdala-Aktivierung ohne cortikale Vorverarbeitung des Reizes weiterhin aktivierbar bleibt, dass aber über den „langsamen“ Weg eine cortikale Hemmung der weiteren Reaktionskette erfolgt. Diese Hemmung geht wahrscheinlich vom orbitofrontalen Cortex aus. Eine erfolgreiche Verhaltenstherapie baut dort neue Strukturen auf, welche die Angstreaktion schließlich wirksam hemmen. Man kann dann durchaus davon sprechen, dass die Angstreaktion beseitigt wurde, denn sie wird im Erleben und Verhalten nicht mehr spürbar oder erkennbar, sondern sie kann nur noch über eine Messung der Hirnaktivität nachgewiesen werden. Ohne solche Messung wüssten wir gar nichts davon, dass doch noch Spuren der alten Angstbereitschaft da sind.
        Am gründlichsten hat sich LeDoux mit der Frage auseinander gesetzt, was eigentlich genau bei der Löschung von Angstreaktionen auf neuronaler Ebene geschieht. Er ist dabei auf eine sehr interessante Beobachtung gestoßen, die mir von großer allgemeiner Bedeutung zu sein scheint und die ich ihn deshalb in seinen eigenen Worten beschreiben und erläutern lassen will:

      „Ich hatte kürzlich ein wissenschaftliches Aha-Erlebnis, einen dieser seltenen, wunderbaren Momente, wo man auf Grund neuer Laborergebnisse einen Zusammenhang, der einem bis dahin ein Rätsel war, plötzlich vollkommen durchschaut. Greg Quirk, Chris Repa und ich maßen die elektrische Aktivität der Amygdala vor und nach der Konditionierung. Nach der Konditionierung verstärkten sich die elektrischen Reaktionen auf den CS, einen Ton, drastisch, und durch Löschung ging diese Steigerung wieder zurück. Da wir aber die Aktivität vieler einzelner Neurone maßen, konnten wir auch die Beziehungen zwischen den Zellen verfolgen. Die funktionellen Wechselwirkungen zwischen Neuronen nahmen infolge der Konditionierung zu, und die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Zellen gleichzeitig feuerten, stieg drastisch an. Diese Wechselwirkungen äußerten sich sowohl in der Reaktion auf den Reiz als auch darin, dass die Zellen spontan feuerten, wenn nichts Besonderes geschah. Bei einigen dieser Zellen – und das ist höchst bemerkenswert – gingen diese funktionellen Wechselwirkungen nach der Löschung nicht zurück. Durch die Konditionierung waren offenbar „Zellverbände“ entstanden, wie Donald Hebb sie nannte, und einige davon schienen gegen Löschung resistent zu sein. Wenngleich der Ton die Zellen nicht mehr zum Feuern veranlasste (sie waren gelöscht), blieben die funktionellen Wechselwirkungen zwischen den Zellen, die sich in ihrem spontanen Feuern äußerten, erhalten. Diese funktionellen Kopplungen halten die Erinnerung offenbar auch dann noch fest, wenn die äußeren Auslöser der Erinnerung (zum Beispiel phobische Reize) nicht mehr die Erinnerung und das mit ihr verknüpfte Verhalten (zum Beispiel phobische Reaktionen) aktivieren. Im Augenblick ist das noch reine Spekulation, doch geben die Beobachtungen Hinweise darauf, wie die Erinnerungen im Gehirn weiterleben können, während sie mit äußerlichen Reizen nicht erreichbar sind. Um diese Erinnerungen zu reaktivieren, bräuchte nur der Input zu den Zellverbänden verstärkt werden. Das leistet möglicherweise der Stress.“ (LeDoux, 2001, S. 271/2)"


    Im Lexikon der Neurowissenschaften (2000) von Spektrum wird zur Löschung ausgeführt (auch Online einsehbar):

      "Extinktion
      In der Physik bedeutet Extinktion die frequenz- bzw. stoffabhängige Schwächung der Intensität einer Strahlung durch Absorption, Streuung und Reflexion in bzw. an Materie, in der Biophysik speziell die Extinktion eines durch eine Lösung geschickten Lichtstrahls bestimmter Wellenlänge. Die Extinktion ist definiert durch die Gleichung: E = lg(I0/I), wobei I0 die Intensität des in eine Lösung einfallenden, I die des austretenden Lichts ist. Eine Extinktion von 1 (bzw. 2) bedeutet somit, daß das austretende Licht um den Faktor 10 (bzw. 100) geschwächt ist. Die Konzentration c eines lichtabsorbierenden Stoffes, der in einer optisch durchlässigen Flüssigkeit (Wasser, nichtaromatische organische Lösungsmittel) gelöst ist, steht mit der Extinktion in dem Zusammenhang: E = eM•c•d, wobei d der Lichtweg (cm) und eM der für jeden Stoff charakteristische molare Extinktionskoeffizient ist (identisch mit der Extinktion bei der Konzentration 1 Mol/l, gemessen bei einer Schichtdicke der Lösung von 1 cm). Die Messung der Extinktion ist in der Biochemie ein wichtiges Hilfsmittel zur quantitativen Bestimmung zahlreicher Biomoleküle, besonders von Coenzymen (bei Enzymkinetiken), Proteinen (280 nm), Nucleotiden und Nucleinsäuren (260 nm)."


    Im Lexikon der Psychologie von Spektrum wird ausgeführt (auch Online einsehbar):

      "Löschung
      Löschung, Form des instrumentellen Lernens: Dem Verhalten folgt weder ein angenehmes noch ein unangenehmes Ereignis (Lernen)."


    Loeschung im Handwoerterbuch der Psychologie

      3.2 Die vier Formen des instrumentellen Verhaltens

      Nach der Art der Konsequenzen unterscheiden wir vier Formen des instrumentellen Lernen:
      1. Die positive Verstärkung: Dem Verhalten folgt ein positives Ereignis.
      2. Die negative Verstärkung: Dem Verhalten folgt das Verschwinden eines aversiven (unangenehmen) Ereignisses.
      3. Die Bestrafung: Dem Verhalten folgt ein unangenehmes Ereignis.
      4. Die Löschung: Dem Verhalten folgt weder ein angenehmes noch ein unangenehmes Ereignis. Die positive und die negative Verstärkung führen zum Aufbau eines Verhaltens und die Bestrafung und Löschung zum Abbau (Abb. 3).

      3.3 Instrumentelles Verhalten als gewohnheitsmäßiges Verhalten
      Instrumentelles Lernen findet nur statt, wenn der Lerner motiviert ist, die spezifischen Konsequenzen herbeizuführen. Das routinemäßige Verhalten kann mit unterschiedlichen Graden von Bewußtheit auftreten, ist aber immer gesteuert von den Konsequenzen. ..."
      [Lernen (Walter Edelmann): Handwörterbuch Psychologie, S. 1802 (vgl. HWB Psych., S. 394 ff.) (c) Psychologie Verlags Union
      http://www.digitale-bibliothek.de/band23.htm ]


    Exstinktionslernen in Tiermodelle und translationale Forschung bei der Depression
    Pryce, Christopher R.; Scharfetter, Christian; Cathomas, Flurin & Seifritz, Erich (2012) Exstinktionslernen in Tiermodelle und translationale Forschung bei der Depression. In (S. 604) Böker, Heinz & Seifritz, Erich (2012. Hrsg.) Psychotherapie und Neurowissenschaften. Integration - Kritik - Zukunftsaussichten. Bern: Huber.

      "Extinktionslernen: Verschiedene Psychotherapietechniken, z.B. die Verhaltenstherapie, die Kognitiv-behaviorale Therapie, die psychodynamische Therapie oder die CBASP legen großen Wert auf die psychologische und sogar physische Reexposition des depressiven Patienten mit jenen Stimuli und Ereignissen die, gemäß der zugrundeliegenden Theorie zur Entstehung der Depression beigetragen haben. Extinktionslernen ist ein Begriff, der in der tierexperimentellen Psychologie gebraucht wird, um den Prozess, bei dem durch die wiederholte Exposition gegenüber einem emotional hervorstehenden Stimulus mit der gleichzeitigen Absenz eines emotional auffälligen Ereignisses eine graduelle Reduktion in der emotionalen Salienz des Stimulus und demzufolge der Antwort des Organismus auf ihn erreicht wird. Extinktionslernen ist verbunden mit aversiven Stimuli sowie mit Belohnungsstimuli. Die Extinktion von Stimulus-Stimulus Assoziationen, welche durch die klassische Konditionierung erlernt wurde, geschieht, wenn eine Exposition gegenüber einem explizit konditionierten Stimulus (CS; z.B. Ton, Licht, Person) oder generellem Kontext aufhört, den unkonditionierten Stimulus vorauszusagen. Eine Extinktion von Antwort-Stimulus-Assoziationen, welche durch die operante Konditionierung  erlernt wurde,  tritt auf, wenn eine Verhaltensantwort aufhört, der Beginn oder die Beendigung des unkonditionierten Stimulus zu kontrollieren. Deshalb basiert das Prinzip der Wiederexposition, welches in der Psychotherapie gebraucht wird, auf dem Prinzip des Extinktionslernens. In Tierexperimenten von Emotionalität wurde das Extinktionslernen am meisten in der Verbindung mit Furcht und CS- und kontextkonditionierte, Erstarrungsverhalten studiert. Die Amygdala ist entscheidend involviert in [>605] den Schaltkreis von Lernen, Gedächtnis und Angst und die Projektion des präfrontalen Kortex zur Amygdala ist essenziell in der Vermittlung von Furcht-Extinktionslernen (Phelps et al., 2004; Maren, 2005; Herry et al, 2008). Eine relativ große Expression von Furcht und Angst, assoziiert mit Amygdalahyperaktivität, ist bei der Depression verbreitet (Fales et al., 2008). Ebenfalls könnte eine hohe Reaktivität gegenüber furchtassoziierten Stimuli einen Endophänotypen der Depression darstellen, wie dies bei der Assoziation von genetischen Polymorphismen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Depression beschrieben wurde (Hariri et al., 2002). Deswegen ist das Studium der Furchtextinktion bei Nagetieren wichtig für die Erforschung der Depression. Es ist ebenfalls bedeutend in Bezug auf andere psychiatrische Erkrankungen wie Posttraumatische Belastungsstörung und Phobien.
          Eine interessante translationale Studie wurde zum Thema Wirksamkeit der Kombination von Pharmakotherapie und Extinktionslernen in der Behandlung der Angsterkrankung durchgeführt (Davis et al., 2005). In der Ratte wurde eine Furchtkonditionierung mit einem Licht-CS und einem Elektroschock (Tag 1) durchgeführt. Darauf wurde dieser CS vor einem lauten Ton, welcher eine Schreckreaktion auslöste (Tag 2), verabreicht. Der CS verstärkte die Schreckreaktion, ein Verfahren, das furchtpotenzierte Schreckreaktion genannt wird. Das Extinktionstraining bestand aus der Präsentation des CS ohne Elektroschock (Tag 3). Vor dem Extinktionstraining wurde den Ratten D-Cycloserin, ein Agonist des Glutamat N-Methyl-D-Aspartat(NMDA)-Rezeptors, verabreicht, und zwar systemisch, direkt in die Amygdala oder ein Placebovehikel. Am vierten Tag wurden die Ratten wiederholt auf ihre furchtpotenzierte Schreckreaktion getestet. D-Cycloserin verstärkte dososabhängig den Effekt des Extinktionstrainings, was darauf hinweist, dass dieser Stoff das Extinktionslernen von furchtinduzierenden Stimuli erhöht. Beim Menschen wurden Patienten mit Höhenangst über mehrere Sitzungen einer virtuellen Höhensituation ausgesetzt. Die Patienten haben vor jeder Sitzung entweder D-Cycloserin oder Placebo erhalten. Expositionstherapie kombiniert mit D-Cycloserin resultierte in einer größeren Reduktion von Höhenangstsymptomen als die Expositionstherapie kombiniert mit einem Placebo. Es wird nun darum gehen, in einem Tiermodell der Depression herauszufinden, ob eine sensorische - aber nicht physisch schmerzhafte- Exposition gegenüber einem Stimulus (z.B. ein aggressiver Artgenosse), der das depressionsähnliche Verhalten hervorruft, zu einer Verminderung dieses Zustands durch Extinktion führt und ob ein solcher Effekt pharmakologisch verstärkt werden kann."




    Befunde und Materialien der neurobiologischen Forschung zu psychotherapierelevanten Themen (Auswahl)
    • Wie LSD das Ich auflöst - Studie zur Gehirnaktivität unter Drogen.
    • Bock, Jörg  & Braun, Katharina (2012) Reizarme Umgebungen und visueller Neocortex.
    • Bock, Jörg  & Braun, Katharina (2012) Stresserfahrungen und limbisches System, Hippocampus, Amygdala und Präfrontalcortex.
    • Kellermann & Habel (2013) Planung und Umsetzung experimenteller Paradigmen.
    • Block- und Event-related-Design nach nach Kellermann & Habel.
    • Nachtigall & Suhl (2004) Evaluation individueller Veränderung.
    • Gerhard Roth (2015) Krankes Gehirn - kranke Seele?
    • Lewitzka Bauer (2011) Neurobiologie der bipolaren Störungen.
    • Suslow & Arolt (2010) Neurobiologische Grundlagen von Psychotherapie.
    • Prof. Dr. Giselher Guttmann o.J. Abteilung für neurowissenschaftliche Grundlagen der Psychotherapie.
    • Müller & Fromberger (2010) Bildgebende Befunde bei Sexualstraftätern.
    • Koncsik, Imre (2015) Der Geist als komplexes Quantensystem.
    • Pfützner, Helmut (2014) Bewusstsein und optimierter Wille.
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    Wie LSD das Ich auflöst - Studie zur Gehirnaktivität unter Drogen
    "Wenn Menschen die bewusstseinsverändernde Droge LSD nehmen, empfinden manche eine Auflösung jeglicher Grenzen, die sie von der Welt um sie herum trennen. Dieses Phänomen, auch als „Ich-Auflösung“ bekannt, haben Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) in Zusammenarbeit mit einem internationalen Forschungsteam jetzt genauer untersucht und die ersten funktionellen Magnetresonanzbilder (fMRI) von menschlichen Gehirnen unter LSD-Einfluss aufgenommen. Die Ergebnisse dieser Studie sind jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Current Biology erschienen. ...
        „Wir konnten feststellen, dass unter Einfluss der Droge die Vernetzung von Regionen sogenannter höherer Hirnfunktion signifikant zunimmt“, erklärt PD Dr. Helmut Laufs von der Klinik für Neurologie der CAU. „Diese Hirnregionen entsprechen genau den Bereichen, in denen sich die Rezeptoren befinden, die auf LSD reagieren.“ Die Zunahme der Gesamtvernetzung im Gehirn unter LSD-Gabe entsprach dem Grad der Ich-Auflösung, den die Probandinnen und Probanden berichteten.
        Die Forscherinnen und Forscher lokalisierten eine besonders starke Zunahme der Vernetzung innerhalb von fronto-parietalen Hirnregionen, die führend verantwortlich sind für die Ausbildung einer Selbstwahrnehmung. Insbesondere beobachteten sie eine Zunahme der Kommunikation zwischen diesen Teilen des Gehirns und sensorischen Arealen, die Informationen über die äußere Umgebung des Körpers empfangen und sie für die weitere Verarbeitung anderen Gehirnbereichen weitervermitteln. „Die Hirnscans der Probandinnen und Probanden deuten darauf hin, dass LSD die Sinneseindrücke aus der Umwelt unmittelbarer in die Selbstwahrnehmung miteinbeziehen lässt“, sagt der Erstautor der Studie, Dr. Enzo Tagliazucchi, ehemals Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der CAU, jetzt an der Königlich Niederländischen Akademie der Künste und Wissenschaften. „Dieses Verschmelzen der Außenwelt mit der eigenen Innenwelt entspricht der Bewusstseinsänderung unter LSD mit Ich-Auflösung.“ ...
        Originalpublikation:
    Enzo Tagliazucchi, Leor Roseman, Mendel Kaelen, Csaba Orban, Suresh Muthukumraswamy, Kevin Murphy, Helmut Laufs, Robert Leech, John McGonigle, Nicolas Crossle, Edward Bullmore, Tim Williams, Mark Bolstridge, Amanda Feilding, David Nutt und Robin Carhart-Harris (2016) Increased global functional connectivity correlates with LSD-induced ego-dissolution, Current Biology." [änd 20.04.2016]
        Anmerkung: Es wird kritisch zu untersuchen sein, wie der Grad der Ich-Auflösung "gemessen" wurde und was genau unter Ich-Auflösung" in dieser Studie zu verstehen ist.

    Reizarme Umgebungen und visueller Neocortex
    Bock, Jörg  & Braun, Katharina (2012) Prä- und postnatale Stresserfahrungen und Gehirnentwicklung. In (150-164) Böker & Seifert (2012) berichten S. 152: "... Beispielsweise besitzen Neurone im visuellen Kortex von Ratten, die in einer reizarmen Umgebung aufgewachsen waren, weniger Synapsen und dendritische Verzweigungen als Tiere, die in einer abwechslungsreichen Umgebung aufwuchsen. Ähnliche Ergebnisse brachten Untersuchungen im somato-sensorischen und motorischen Kortex von Affen, die während der ersten sechs Lebensmonate in unterschiedlich komplexen Umgebungen aufgezogen wurden. Auch hier besaßen die Neurone bei den in reizarmer Umgebung aufgezogenen Jungtieren geringere Synapsendichten (Bryan und Riesen, 1989)."

    Stresserfahrungen und limbisches System, Hippocampus, Amygdala und Präfrontalcortex
    Bock, Jörg  & Braun, Katharina (2012) Prä- und postnatale Stresserfahrungen und Gehirnentwicklung. In (150-164) Böker & Seifert (2012) berichten S. 152f:
    "Umwelteinflüsse, die zu besonders auffälligen strukturellen neuronalen Veränderungen führen, sind chronische und akute Stresserfahrungen (zur Übersicht siehe McEwen, 2010; Bangasser und Shors, 2010). Als Folge solcher Stresserfahrungen finden sich meist eine Abnahme der Länge und Komplexität neuronaler Dendriten, eine Abnahme der Synapsendichte und eine gestörte Neuroneogenese. Diese Veränderungen finden sich vor allem in Regionen des limbischen Systems wie dem Hippocampus, der Amygdala und auch dem Präfrontalkortex. Es wird allgemein angenommen, dass dies zu einer eingeschränkten Funktionalität der betroffenen Hinregionen führt.
    Neben diesen Befunden an adulten Tieren belegen neuere tierexperimentelle Untersuchungen, dass auch pränatale und postnatale Erfahrungs- und Lernprozesse die noch jungen und wenig vernetzten Nervenzellen in ihrer auf Hochtouren laufenden genetischen und molekularen «Maschinerie» verändern und damit die Entstehung ihrer synaptischen Vernetzung beeinflussen können. Dabei sind die durch Erfahrungs- und Lernprozesse im kindlichen Gehirn ausgelösten strukturellen neuronalen Veränderungen meist ausgeprägter und dauerhafter als bei Lernprozessen im erwachsenen Gehirn.

    9.3 Perinataler Stress als Ursache für veränderte oder «defekte» neuronale Netzwerke?
    Was passiert im Gehirn eines Jungtieres, wenn es zum ersten Mal im Leben von seiner Familie getrennt wird, welche Hirnregionen sind besonders betroffen und wie verändert sich deren Aktivität? Mithilfe von bildgebenden Verfahren konnte an Degus (Octodon degus, Strauchratte)  nachgewiesen  werden, dass [>153] während der Trennung von Eltern und Geschwistern insbesondere die Regionen des limbischen Systems, der cinguläre Kortex, Präfrontalkortex, Hippocampus und Thalamus eine deutliche Reduktion des Hirnstoffwechsels zeigen. Diese akut auftretende Reduktion der Hirnaktivität kann später chronisch werden und ist damit ganz vergleichbar zu der präfrontalen Unteraktivierung, die auch bei unter extremer Sozialdeprivation aufgewachsenen rumänischen Waisenkindern nachgewiesen wurde (Chugani et al., 2001). Ähnlich verminderte Präfrontalkortexaktivität finden sich auch bei einer Reihe psychischer Störungen, wie z.B. Depression, Aufmerksamkeitsstörung (ADHD) und Schizophrenie (Manoach, 2003; Rubia et al., 1999; Brower und Price, 2001)."

    Planung und Umsetzung experimenteller Paradigmen nach Kellermann & Habel (2013)
    Die Autoren führen hierzu vorab und allgemein S. 132 aus:

      "Die Untersuchung mittels der fMRT konfrontiert den Versuchsleiter aufgrund externer, aber auch interner methodischer Besonderheiten mit besonderen Untersuchungsbedingungen. Dies darf aber nicht dazu verleiten, experimentalpsychologisch wichtige Gütekriterien bei der Wahl und Umsetzung experimenteller Paradigmen außer Acht zu lassen. Hier – wie auch in anderem Kontext – beeinflusst die sorgfältige Wahl und Planung der Experimente sehr wesentlich die Ergebnisse. Die Möglichkeiten der Stimulusvorgabe und der Reaktionserfassung sollen im Folgenden vorgestellt und diskutiert werden. Im Anschluss daran werden die charakteristischen Formen des experimentellen Designs bei funktionell bildgebenden Untersuchungen erörtert. Allgemeine Planungshinweise können nur einen groben Anhalt liefern; eine intensive Beschäftigung mit inhaltlichen und methodischen Fragestellungen, den Charakteristika des interessierenden Konstruktes sowie der Messmethode ist bei der Realisierung experimentell valider funktioneller Magnetresonanzuntersuchungen unerlässlich."
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    "Block- und Event-related-Design nach nach Kellermann & Habel (2013)
    Definition
    Blockdesign (auch »boxcar« genannt): Experimentelles Design, in dem die Stimuli in fester Zeitfolge und über längere Zeit (ca. 10–30 s) präsentiert werden – unabhängig von subjektiven Reaktionen. Jeder Block wird bei der Analyse als Einheit betrachtet,
    sodass alle Stimulusvorgaben bzw. Aufgaben nur zu einer Bedingung gehören sollten.
    Definition
    »Event related«-Design (»Single trial«-Design): Experimentelles Design, bei dem die Zeit des Auftretens eines Stimulus nicht festgelegt ist und bei dem die Stimulusvorgaben sehr kurz sind. Jeder Stimulus/jede Aufgabe ist damit statistisch unabhängig von den vorhergehenden. Um dies zu gewährleisten, müssen die verschiedenen Stimuli randomisiert werden, sodass keine Antizipation möglich ist bzw. der nächste Stimulus/die nächste Aufgabe nicht vorhersagbar ist."  (S. 140)
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    Evaluation individueller Veränderung (Nachtigall & Suhl 2004) "Zusammenfassung. Zur Frage der Erfassung von intraindividuellen Therapieeffekten auf der Basis von Prä- und Post-Messungen liegt eine Reihe von Lösungsvorschlägen vor. Grawe und Braun (1994) schlugen als deskriptiven Kennwert die standardisierte Post-Prä-Differenz vor. Mit der Kritischen Differenz nach Lienert (1961) bzw. deren Umformulierung als Reliable Change Index (Jacobson & Truax, 1991), existieren weit verbreitete inferenzielle Kennwerte. Diese etablierten Kennwerte werden von Steyer, Hannöver, Telser und Kriebel (1997) mit dem Argument kritisiert, dass die Unreliabilität der Messinstrumente sowie Regressionseffekte nicht adäquat berücksichtigt seien. Stattdessen werden dort alternative Kennwerte zur Erfassung intraindividueller Veränderung vorgeschlagen. Der vorliegende Beitrag untersucht diese Alternativen und vergleicht sie mit den etablierten Kennwerten. Es zeigt sich, dass die alternativen Kennwerte mit großen Problemen sowohl hinsichtlich der Einhaltung des ?-Fehlers als auch bei der Berücksichtigung des Regressionseffektes behaftet sind, so dass von einer Verwendung abzuraten ist."
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    Gerhard Roth (2015) Krankes Gehirn - kranke Seele? Neurobiologische Grundlagen psychischer Erkrankungen und ihrer Therapie" Vortrag Symposium 2015 Turm der Sinne. Zusammenfassung: "In jüngster Zeit ist es der Hirnforschung in enger Zusammenarbeit mit Psychologie und Psychiatrie möglich geworden, plausible Antworten auf die Fragen zu geben, wie innerhalb der Interaktion von Genen und Umwelt das Psychische im Gehirn entsteht, wie sich unsere Persönlichkeit, unser Ich und unsere Handlungsmotive formen, wie psychische Erkrankungen entstehen und welches die Wirkungsweisen von Psychotherapien sind. Die Mehrzahl der psychischen Erkrankungen einschließlich Persönlichkeitsstörungen und gewalttätigen, antisozialen Verhaltens und Psychopathie geht auf eine Kombination genetisch-epigenetischer Vorbelastungen und teils vorgeburtliche, teils früh nachgeburtliche Störungen des Stressverarbeitungs-, Selbstberuhigungs- und Bindungssystems zurück, die durch positive oder negative spätere Erfahrungen verstärkt oder abgeschwächt werden. Alle Arten von Psychotherapie haben als schnell wirkenden Hauptfaktor die „therapeutische Allianz“, also der engen, vertrauensvollen Bindung zwischen Patient und Therapeut. Demgegenüber ist – entgegen der jeweiligen Selbstdarstellung – die Wirkung der unterschiedlichen Behandlungsweisen wie kognitive Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse sekundär und je nach Patient, Zeitpunkt, Art und Schwere der Erkrankung unterschiedlich wirksam.
        Literatur: Gerhard Roth und Nicole Strüber: Wie das Gehirn die Seele macht. Klett-Cotta, Stuttgart, 2014."
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    Neurobiologie der bipolaren Störungen (Lewitzka Bauer, 2011) "Zusammenfassung Die biologische Forschung hat in den letzten Jahren wertvolle Erkenntnisse über die Ursachen der bipolaren Störung geliefert. Studien über neurochemische und molekularbiologische Veränderungen im Gehirn, strukturelle Auffälligkeiten aber auch eine Vielzahl genetischer Untersuchungen konnten dabei das Wissen zur bestehenden Annahme einer multifaktoriellen Genese vertiefen. Der Einfluss psychosozialer Faktoren und neuropsychologischer Parameter stehen im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Im folgenden Artikel werden die wesentlichen neurobiologischen Forschungsergebnisse der letzten Jahre zusammengefasst. Dabei liegt der Schwerpunkt auf molekularbiologischen und hirnmorphologischen Veränderungen, die die Grundlage weiterer erfolgversprechender Ansätze zukünftiger Forschung darstellen."
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    Abteilung für neurowissenschaftliche Grundlagen der Psychotherapie Leitung: Univ.-Prof. Dr. Giselher Guttmann
    "Aufgabe Ein Verständnis für die biologischen Grundlagen des psychischen Geschehens ist für jeden Psychotherapeuten, gleich welcher Schule er angehört, von entscheidender Bedeutung. War es früher lediglich die Hoffnung, durch eine Kenntnis der neuronalen Mechanismen bessere Modellvorstellungen über den - normalen oder gestörten - Ablauf psychischer Funktionen zu erhalten, hat die moderne Neurowissenschaft völlig neue Zugänge zum Psychischen eröffnen können. Bildgebende Verfahren ermöglichen in gewissem Sinn den lange ersehnten „objektiven Blick ins Erleben“, durch den bisher strittige und schwer fassbare Phänomene wie etwa Auswirkungen von affektiven Veränderungen auf den kognitiven Bereich empirisch untersucht werden können. Diese Arbeiten sind von hoher Praxisrelevanz. So lassen sich nun beispielsweise geeignete physiologische Kennwerte zur Erfolgskontrolle einsetzen („therapiebegleitende Psychophysiologie“) oder die Rückmeldung von Veränderungen biologischer Funktionen als therapeutische Intervention („Biofeedback“) nützen. Die Abteilung wird sich daher in Forschung und Lehre den für die Psychotherapie relevanten Erkenntnissen der Kognitiven Neurowissenschaft  widmen.
     
      Lehre
      Ziel der Ausbildung ist die Vermittlung der für die Psychotherapie notwendigen Kenntnisse über die neuronalen Grundlagen des
      Erlebens und Verhaltens.
      • Grundkenntnisse der funktionellen Anatomie des Nervensystems
      • Mechanismen der nervösen Erregungsleitung und Übertragung
      • Wirkmechanismen von Neurotransmittern und Psychopharmaka
      • Biologische Grundlagen von Lernen, Gedächtnis, Vergessen
      • Neurobiologie von Emotionalität, Angst
      • Neurohumorale Grundlagen von Motivations- und Triebzuständen
      • Zirkadiane Periodik – Schlaf- und Traumforschung
      • Bildgebende Verfahren – EEG, fMRI, PET
      • Psychoneuroimmunologie
      • Molekularbiologie und Genetik "
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    Neurobiologische Grundlagen von Psychotherapie (Suslow & Arolt, 2010) S. 572: "... Die Reduzierung einer Symptomatik stellt eines der Hauptziele von Psychotherapie im Allgemeinen dar und kann als ein Maß aufgefasst werden, mittels dessen der Erfolg von (kognitiven) Verhaltenstherapien bemessen werden kann. Die Aufklärung der neuronalen Korrelate der Symptomreduktion ist ohne Zweifel eines der primären Ziele und Herausforderungen der Forschung zu den biologischen Grundlagen der Psychotherapie. Die reliable Provokation von Kernsymptomen einer Störung im Rahmen der Bildgebungsuntersuchungen ist in diesem Zusammenhang von hoher methodischer Bedeutung. Solche systematischen Symptomprovokationen, z. B. durch gefürchtete Szenarien oder Stimuli, ermöglichen einen Vergleich der zerebralen Antworten vor und nach psychotherapeutischer Behandlung und damit eine Evaluation der Therapieeffekte auf hirnfunktionelle Parameter."
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    Bildgebende Befunde bei Sexualstraftaetern (Müller & Fromberger, 2010) "Zusammenfassung  Sexualstraftaten sind heterogen motiviert. Verstärkt in jüngerer Zeit wurden  neurobiologische Veränderungen auch bei  Sexualstraftätern  untersucht. Dabei  fanden sich strukturelle und funktionelle Veränderungen in  kortikalen und subkortikalen Hirnarealen bei verschiedenen Tätergruppen. Es wird eine Übersicht über die Literatur zu neurobiologischen Veränderungen bei Sexualstraftätern gegeben. Insbesondere wird die Notwendigkeit einer differenziert auch neurobiologisch fundierten Diagnostik hervorgehoben."
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    Schlecht verbunden: Mangelhafte Neuvernetzung des Gehirns mögliche Ursache von Depression (2015)
    "Forscher des Universitätsklinikums Freiburg haben eine mögliche Ursache gefunden, die depressiven Episoden im Gehirn zugrunde liegt. In einer Studie im Fachmagazin ‚Neuropsychopharmacology’ wiesen sie nach, dass sich Nervenzellen im Gehirn während der depressiven Episoden langsamer neu vernetzen – und sich damit das Gehirn schlechter an neue Reize anpassen kann. Mit dieser als synaptische Plastizität bezeichneten verminderten Anpassungsfähigkeit lassen sich viele Symptome einer Depression erklären. Die Erkenntnisse könnten die gezielte Suche nach neuen Therapien ermöglichen. Weitere Entwicklungen könnten den Grundstein für eine objektivere Depressions-Diagnostik legen." Linkmerkmale: idw-online-news641847
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    Der Geist als komplexes Quantensystem
    Koncsik, Imre (2015) Der Geist als komplexes Quantensystem. Interdisziplinäre Skizze einer Theory of Mind. Springer. Abstract: "Imre Koncsik beschreibt die Theorie des Geistes als naturphilosophische Theorie auf Basis der Physik. Er identifiziert signifikante Parallelen zwischen Geist und Gehirn, die beide durch Elemente der Quantentheorie und der komplexen Systemtheorie beschrieben werden können. Beide Theorien beziehen sich auf eine immaterielle, formale und imaginäre Schicht der Realität. Sie ermöglichen eine innovative Beschreibung der morphologischen Strukturen und dynamischen Aktivitätsmuster des Gehirns in Analogie zu Mustern des Geistes. Eine Theorie des Geistes bildet hinsichtlich ihrer technologischen Applikation den Grundstein einer neuen, im eigentlichen Sinn „intelligenten“ Technologie: der quantenbasierten Systemtechnologie."
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    Bewusstsein und optimierter Wille
    Pfützner, Helmut (2014) Bewusstsein und optimierter Wille Freier / optimierter Wille aus Sicht eines Biophysikers. Springer. Abstract: "Das Fehlen freien Willens – so die Sorge der Dualisten - entwürdigt den Menschen. Der Text belegt das Gegenteil: das Fehlen macht den Menschen robust und verlässlich. Dazu entwirft das Buch ein auf schrittweise optimierenden Vorgängen basierendes biophysikalisches Iterations-Modell, das die elementaren Funktionen des Gehirns in konsequenter Weise interpretiert. Aus nüchterner Sicht der Biophysik ist es hohe Konzentration von spezifischen Neuronen, die das höchst physische Phänomen des Bewusstseins entstehen lässt. Voraussetzung dafür ist, dass "Vehemenz" des Denkens aufkommt. Bewusstsein ist kein Produkt der Evolution, sondern ein den Naturgesetzen a priori zugegebener Faktor. Der ist zwar beschreibbar, doch nicht erklärbar – ebenso wenig wie Magnetismus oder Gravitation. An die Stelle von „freiem“ Willen rückt „optimierter“ Wille: Das von Ererbtem und Erworbenem geprägte Ich bestimmt das Handeln und Denken in optimierter Weise, gemeinsam mit Einflüssen der Umwelt."





    Wissenschaftlicher Apparat

    Literatur (Auswahl)

    • Amerbauer, Martin ()  Erste Schritte in der Philosophie. Einheit 7: Körper und Geist (PDF im Internet)
    • Arolt, Volker & Kersting, Anette (2010, Hrsg.) Psychotherapie in der Psychiatrie. Welche Störung behandelt man wie?
    • Behl, Christian et al. (2008) Neurobiologie psychischer Störungen  In (236-340) Holsboer, Florian; Gründer, Gerhard & Benkert, Otto (2008, Hrsg.) [v]
    • Bertram, W. (2009) Neurobiologie, Psychotherapie und Psychosomatik. Ärztliche Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, 4, 4, 197-198. [v]
    • Böker, Heinz & Seidritz, Eric (2012, Hrsg.) Psychotherapie und Neurowissenschaften. Bern: Huber.
    • Brühl, Annette Beatrix; Herwig, Uwe; Rufer, Michael & Weidt, Steffi (2015)  Neurowissenschaftliche Befunde zur Psychotherapie von Angststörungen. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 63(2), 109-116.
    • Förstl, Hans; Hautzinger, Martin  & Roth, Gerhard (2006, Hrsg.) Neurobiologie psychischer Störungen. Heidelberg: Springer. [v]
    • Grawe, Klaus (2004) Neuropsychotherapie. Göttingen: Hogrefe.
    • Gründer, Gerhard  ()  Positronen- und Einzelphotonenemissionstomographie In (416-425) Holsboer, Florian; Gründer, Gerhard & Benkert, Otto (2008, Hrsg.)
    • Hanser, Ludwig (2000, PL). Lexikon der Neurowissenschaft. 4 Bde. incl. 1 Erg. Bd. m. Register. Heidelberg: Spektrum.
    • Hebb, Donald O. (dt. 1967) Einführung in die moderne Psychologie. Weinheim: Beltz.
    • Hebb, (1949) The Organization of Behavior. New-York: Wiley.
    • Holsboer, Florian; Gründer, Gerhard & Benkert, Otto (2008, Hrsg.) Handbuch der Psychopharmakotherapie. Heidelberg: Springer. [v]
    • Jacobs, Stefan (2009, Hrsg.) Neurowissenschaften und Traumatherapie: Grundlagen und Behandlungskonzepte. Universitätsverlag Göttingen. [v]
    • Jäncke, Lutz (2013) Lehrbuch kognitive Neurowissenschaften. Bern: Huber.
    • Kandel & Hawkins (1992) "Molekulare Grundlagen des Lernens", Spektrum der Wissenschaft, 66-76.
    • Kandel, Eric (dt. 22009) Auf der Suche nach dem Gedächtnis. Die Entstehung einer neuen Wissenschaft des Geistes. München: Goldmann.
    • Karnath, Hans-Otto & Thier, Peter (2012, Hrsg.) Kognitive Neurowissenschaften. Heidelberg: Springer. [v]
    • Kellermann, T. & Habel, U. (2013) Planung und Umsetzung experimenteller Paradigmen. In (131-150) Schneider, Frank & Fink, Gereon R. (2013, Hrsg.).
    • Schröger, E., & Koelsch, S. (2013, Hrsg.) Affektive und kognitive Neurowissenschaften. Göttingen: Hogrefe.
    • LeDoux, J. E. (2003, engl. 2002) Das Netz der Persönlichkeit. Wie unser Selbst entsteht. Düsseldorf: Walter.
    • LeDoux, J. E. (2001, engl. 1996) Im Netz der Gefühle. Wie Emotionen entstehen. München: dtv.
    • Lehrner, Johann; Pusswald, Gisela;  Fertl, Elisabeth  (2006, Hrsg.): Klinische Neuropsychologie. Heidelberg: Springer.
    • Lewitzka, U. & Bauer, M. (2011) Neurobiologie der bipolaren Störungen. Nervenheilkunde, 849-948. [Zusammenfassung]
    • Nachtigall, Christof & Suhl, Ute (2004) Evaluation individueller Veränderung. Ein Vergleich verschiedener Veränderungskennwerte. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie (2005), 34, pp. 241-247. [Zusammenfassung]
    • Lovric, Damir  (2014) Neurowissenschaftliche Aspekte der therapeutischen Beziehung. Psychotherapie-Wissenschaft 4,1. [Online]
    • Müller, Jürgen L. & Fromberger, Peter (2010) Bildgebende Befunde bei Sexualstraftätern. Forens Psychiatr Psychol Kriminol (2010) 4 (suppl 1), 3–7 [v]
    • Rohracher, Hubert (1988)  Einführung in die Psychologie. 13. Auflage. München: PVU.
    • Rösler, Frank (2011) Psychophysiologie der Kognition. Eine Einführung in die Kognitive Neurowissenschaft. Heidelberg: Spektrum. [v]
    • Roth, Gerhard  (1997) Das Gehirn und seine Wirklichkeit. Kognitive Neurobiologie und ihre philosophischen Konsequenzen. Frankfurt aM: Suhrkamp.
    • Roth, Gerhard  (2008) Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten. Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern - Aktualisierte Neuauflage. Stuttgart: Klett-Cotta.
    • Roth, Gerhard  (2010) Wie einzigartig ist der Mensch? Die lange Evolution der Gehirne und des Geistes. Heidelberg: Springer.
    • Roth, Gerhard & Strüber, Nicole (2014) Wie das Gehirn die Seele macht. Stuttgart: Klett-Cotta.
    • Roth, Gerhard (2015) Krankes Gehirn - kranke Seele? Neurobiologische Grundlagen psychischer Erkrankungen und ihrer Therapie. Vortrag Symposium 2015 Turm der Sinne. [Zusammenfassung]
    • Schiepek, Günter &  Tschacher, Wolfgang (1997, Hrsg.) Selbstorganisation in Psychologie und Psychiatrie. Vieweg+Teubner.
    • Schiepek, Günter & Haken, Hermann  (2010, Hrsg.) Neurobiologie der Psychotherapie. Stuttgart: Schattauer. [Im SR fehlen Einträge wie Bahnen; Exstinction, Löschen]
    • Schneider, Frank & Fink, Gereon R. (2013, Hrsg.) Funktionelle MRT in Psychiatrie und Neurologie. Heidelberg: Spektrum.  [v]
    • Schlösser, Ralf  & Koch, Kathrin  (2008) Magnetresonanzverfahren. In (400-411) Holsboer, Florian; Gründer, Gerhard & Benkert, Otto (2008, Hrsg.) Handbuch der Psychopharmakotherapie. Heidelberg: Springer. [v]
    • Seifritz, Erich  & Böker, Heinz  (2012) Psychotherapie und Neurowissenschaften Bern: Huber.
    • Sponsel, R. (1984). Lebens- und Selbstzufriedenheit als Psychotherapieerfolgskontrolle. Praktische Systematik psychologischer Behandlungsforschung. Dissertation, Erlangen: IEC-Verlag. Gebundene Sonderausgabe (Ist im CST-SYSTEM enthalten.)
    • Literaturhinweis: In Sponsel 1995 werden S. 193 - 200 die meisten potentiellen psychologischen Heilmittel (neudeutsch: Heilwirkfaktoren) gelistet und ca. 180 - das sind längst nicht alle - in der Literatur beschriebenen Heilmittel S. 387 - 404 dokumentiert.
    • Suslow Thomas  & Arolt, Volker (2010) Neurobiologische Grundlagen von Psychotherapie. In (563-575) Arolt, Volker & Kersting, Anette (2010 , Hrsg.) Psychotherapie in der Psychiatrie. Welche Störung behandelt man wie?_
    • Yang, G.; Lai, CS; Cichon, J; Ma, L; Li, W. & Gan, WB (2014) Sleep promotes branch-specific formation of dendritic spines after learning. Science, 344 (6188), 2014: 1173–1178.
    • Zeier, Hans (1976) Wörterbuch der Lerntheorien und der Verhaltenstherapie. München: Kindler.
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    Zeitschriften mit neurowissenschaftlichen Beiträgen > Übersicht bei Wikipedia. Weitere:
    • Cognitive Science
    • Journal of Clinical Psychiatry
    • Nervenarzt
    • Neurobiology
    • Neurocase
    • Sciences
     


    Links (Auswahl: beachte) > Querverweise.



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Stichworte (teilweise aus anderen ip-gipt-Seiten):  * Abrufen * Abspaltung (Dissoziation) * Abwehr, Abwehrmechanismen, Neutralisationsmechanismen * Abwesend (Geistesabwesenheit) * affektiv, Affekt, affektiver Apparat * Achromatopsie * adaptives Gedaechtnis * Aktionspotential * Amygdala (Mandelkern) * Amnesie * Anatomie der Bewusstseinsstrukturen * Anfall  * Anfallsleiden  * ARAS  * Arbeitsgedaechtnis * Assoziieren, Assoziation * Assoziatives Gedaechtnis * Attraktor * Aufmerksam, Aufmerksamkeit  * Aufmerksamkeitslenkung * Auf der Zunge liegen * Aufwachen * Aura * Axon * Bahnen * Benommen, Benommenheit  * Bewusst, Bewusstheit * Bewusstsein * Bewusstseinseinengung * Bewusstseinslenkung  * Bewusstlos * Bewusstseinsspaltung * Bewusstseinsspanne * Bewusstseinsstrom * Bewusstseinsstrom (James), Kritik * Bewusstseinssupervision * Bewusstseinstrübung * Bewusstseinszustand * Bildgebende Verfahren * Blinder Fleck * Brain fingerprint * Brainstorming * CT * Dämmerzustand * Delirium * Deklaratives Gedaechtnis * Denken * Depolarisation * Dopamin * Dissoziation * Dösen * Echo Gedaechtnis * EEG * Empfindung * Engramm * Enkodieren * Entscheidung: Libet-Versuch, Haynes-Versuch * Epiphämomen Epiphänomenalismus * Episodisch-autobiographisches Gedaechtnis * Episodisches Gedaechtnis * EPSP Exzitatorisches Postsynaptisches Potential * Erinnern * Erleben * Explizites Gedaechtnis * Exposition * Fokussieren  * Formatio reticularis * Funktion  * Funktionsbereiche * Ganzes * Ganzheiten * Gedanken * Gedankenabreißen * Gedankensperrung  * Gedankenstopp * Gedaechtnis: Einzelfaelle (gedächtnisrelevante): Naomi Jacobs, Clive Wearing, H.M. , William O.  * Gedaechtnishemmungen * Genschere * Gestalt  * Grenzzustände * Genexpression * Gesetz der Uebung  * Gesichtererkennung * Gewohnheit * habit * Habituation  * Halluzination * Hebbsche Lernregel * Hellsehen * Hellsichtig * Hemmung * Hippocampus * Hirnstamm  * Hypnoid * Ich-Bewusstsein * Ich-Erleben * Identität *  Identitaets-Bewusstsein * Identitaetstheorie Leib-Seele-Geist * Ikonischer Speicher * Implizites Gedaechtnis * Indexieren * Isocortex * Katalepsie, kataleptisch * Katatonie, kataton * Kausalität * Klarheit * Kollektives Bewusstsein * Koma * Konsolidierung * Konzentration * Krankheit, Krankheitsbegriff, Krankheitsmodelle * Kurzzeitgedaechtnis * Langzeitgedaechtnis * Lenkung, Regelung oder Steuerung * Löschen * LTD  Langzeitdepression * LTP  Langzeitpotenzierung * Lucid traeumen * Markowitsch * Meditation * Mentales Training * Modul, Modularität * Molekulare Mechanismen von Lernen und Gedaechtnis * MRT * Muede, Muedigkeit  * Multiple Persönlichkeit(en) * Mustererkennung * Mutismus * Nahtoderfahrung * Narkose * Narkolepsie * narrative Form * natcode * NCC  * Nervenzellen * Neurogenese * Neuromathematik * Neuronales Netzwerk * Neuroplastizitaet * Neurotransmitter  * Normalbedingungen * Ohnmacht * Oneiroid * P300 * Pareidolie * Penfield * PET * Prosopagnosie * Prozedurales Gedaechtnis * relationales Gedaechtnis * Schlaf * Schlaefrig * Schlafstoerungen * Schlafwandeln * Schwindel * Selbst * Selbstorganisation * Semantisches Gedaechtnis * Semiotisch-Terminologisches* Skript * Somnambul  * Somnolenz  * Sonderzustände * Sopor  * Sperrung * Striatum * Stupor * Synapse * Synaptische Plastizitaet im Hippocampus * Synergetik * Synkope * Tagtraum * Teil  * Temporallappen * Transienten * Trance * Traum * Tunnelblick * Ultrakurzzeitgedaechtnis * Unbewusstes * Verbinden * Verdrängen * Vergessen * Verwirrt, Verwirrung * Verzueckung * Vigilanz * Vorbewusstes * Vorstellung, vorstellen * Wach, Wachheit * Wachkoma * Wachtraum * Wahrnehmung * Wecken * Wissensgedaechtnis * Wissenssystem * Zeitschriften Gedaechtnis * Zerstreut * Zustand *
    __
    Abrufen
    Grundlegende Funktion des Gedächtnisses, über die im Detail wenig bekannt ist (> erinnern).

    • Abrufen einer Fähigkeit oder Fertigkeit
    • Abrufen einer Erinnerung
    • Abrufen eines Gedaechtnisinhaltes
    __
    Abspaltung (Dissoziation) Wichtiger seelischer Mechanismus, Sachverhalte zu trennen und wegzublenden. > Abwehr- und Neutralisationsmechanismen. Die psychologische Elementarfunktion ist das Trennen (Gegensatz: verbinden).
    __
    Abwehr, Abwehrmechanismen, Neutralisationsmechanismen.
    __
    Abwesend (Geistesabwesenheit) alltägliche Variante einer Trance.
    __
    affektiv, Affekt, affektiver Apparat Im engeren Sinne heftigere Gemütsbewegungen. Im weiteren Sinne gehört zum affektiven Apparat alles, was gefühls- oder wertbesetzt ist: Wünsche, Wollen, Gefühle, Stimmungen, Bedürfnisse, Motive, Ziele, Werte.
    __
    Achromatopsie Verlust Farben oder bestimmte Formen sehen und sich vorstellen zu können.
    __
    adaptives Gedaechtnis
    Bear et al. (2009), S. : "Temporallappen und adaptives Gedächtnis"
    __
    Aktionspotential [W]
    __
    Amygdala (Mandelkern)
    Wichtig für die emotionale Bedeutung von Ereignissen und die Langzeitspeicherung.
    __
    Amnesie Gedächtnisverlust;  vor (retrograde) oder nach (anterograde) einem (traumatischen) Ereignis.
    __
    Anatomie der Bewusstseinsstrukturen
    • Hirnstamm [W]
    • Medula oblongata (verlängertes Rückenmark) [W]
    • Formatio reticualris [W]
    __
    Anfall  plötzliches, meist unangenehm erlebtes Ereignis oder Geschehen.
    __
    Anfallsleiden z.B. Ohnmacht, Epilepsie, Migräne, Wut, Essanfälle, Trinkanfälle (Dipsomanie).
    __
    ARAS aufstrebendes retikuläres Aktivierung System, wichtige Region für "das" Bewusstsein. [W]
    __
    Arbeitsgedaechtnis
    Nach Roth (2003), S. 159f : "Das Arbeitsgedächtnis hält für wenige Sekunden einen bestimmten Teil der Wahrnehmungen  und die hiermit verbundenen Gedächtnisinhalte und Vorstellungen im Bewusstsein fest und konstituiert dadurch den typischen »Strom des Bewusstseins«. Man nimmt an, dass das Arbeitsgedächtnis Zugriff auf die unterschiedlichen, in aller Regel unbewusst arbeitenden Systeme für Sinnes- und Gedächtnisleistungen und für die Handlungssteuerung hat und nach bestimmten Kriterien Informationen aus diesen Systemen »einlädt«; diese werden dann aktuell bewusst. Auch das Arbeitsgedächtnis ist modulartig aufgebaut; dies zeigt sich daran, dass wir verschiedene Elemente umso besser für kurze Zeit in unserem Gedächtnis behalten können, je unähnlicher sie in ihren physikalischen Eigenschaften und ihren Inhalten sind. Während ich vom Telefonbuch zum Telefon gehe, kann ich meine Wohnungseinrichtung oberflächlich betrachten, ohne die nachgeschlagene Telefonnummer zu vergessen. Wird mir jedoch dabei zufällig eine zweite Telefonnummer zugerufen, so ist die erste meist unweigerlich fort.
    Das Arbeitsgedächtnis bildet den berüchtigten »Flaschenhals« unseres Kurzzeitgedächtnisses; es ist für die berühmten »fünf plus/ minus zwei« Elemente von N. Miller verantwortlich, die wir gleichzeitig im Bewusstsein behalten und mit denen wir aktuell arbeiten können (daher der Ausdruck »Arbeitsgedächtnis«). Dabei handelt es sich allerdings nicht nur um fünf (plus/minus zwei) Namen oder Zahlen, sondern um Bedeutungseinheiten, was dazu führt, dass die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses erheblich erweitert werden kann, wenn wir bestimmte Sachverhalte zu einfachen Bedeutungseinheiten zusammenfassen (englisch chunking genannt) oder mithilfe von »Eselsbrücken« verbinden können (z. B. eine räumliche Anordnung abstrakter Dinge). Umstritten ist allerdings, ob diese Enge, Beschränkung und Langsamkeit aus der begrenzten Kapazität des Arbeitsgedächtnisses selber herrührt oder aus der zeitlichen und/oder inhalt-[>160] licher Beschränktheit des Zugriffs und Abrufens von Informationen aus den Sinnes-, Gedächtnis- und Handlungssteuerungssystemen."
    __
    Assoziieren, Assoziation Grundbegriff der Verbindung von Elementen. Als Brainstormingstechnik freie Einfälle erzeugen.
    __
    Assoziatives Gedaechtnis unklarer Gedächtnisbegriff. Im Lexikon der Neurowissenschaft erscheint der Ausdruck im Abschnitt "Verteiltes Gedächtnis in neuronalen Ensembles": "Die entscheidende Grundlage für die Speicherung und Reaktivierung von Gedächtnisinhalten in Nervenverbänden sind die Synapsen. Jedes Neuron ist mit anderen Neuronen über bis zu 10000 solcher Kontaktstellen verbunden. Diese Verknüpfung ist nicht starr, sondern relativ flexibel. Dadurch können in der Entwicklung Störungen kompensiert werden, aber auch einschneidende Prägungen erfolgen. Bis ins hohe Alter bleiben Stärke und Art der Kontakte veränderbar und sind die entscheidende Voraussetzung für Lernen und Gedächtnis. Mittlerweile sind schon viele Details der biochemischen, cytologischen und morphologischen Veränderungen bekannt, die der Gedächtnisbildung zugrunde liegen. Maßgeblich für das assoziative Gedächtnis scheint insbesondere die Langzeitpotenzierung zu sein, bei der verschiedene Reize durch synaptische Modifikationen miteinander verknüpft werden." [Online gedaechtnis/4050"]
    __
    Attraktor  Wichtiger Begriff dynamischer Systeme.
    __
    Aufmerksam, Aufmerksamkeit  Elementarfunktion, die man dem Bewusstsein zuordnen kann, die aber nicht unbedingt auf Bewusstheit beschränkt ist.
    __
    Aufmerksamkeitslenkung Alltägliches ständiges Tun, ohne dass es besonders bewusst ist. Man macht es dauernd, aber man bemerkt es meistens nicht. Das ist gut so, weil es sonst natürlich stört. Es ist aber jederzeit möglich, seine Aufmerksamkeit ganz gezielt zu lenken (wichtig für das Mentale Training oder Bewusstseinslenkung)
    __
    Auf der Zunge liegen  Vorübergehend erschwerter Gedächtniszugriff mit dem Gefühl, dem Gesuchten ganz nahe zu sein. Am besten das Gesuchte nicht verbissen erzwingen wollen, sondern sich anderem zuwenden. Oft fällt es einem danach plötzlich ein. [, SPON, 11.9.13, Gehirn und Geist 21.6.12, BdW 23.11.6, dS 17.8.5, ]
    __
    Aufwachen alltägliche Erfahrung vom Bewusstseinszustand Schlaf in den Bewusstseinszustand Wach zu gelangen. Hierbei gibt es Grenzübergänge (halb wach, noch nicht ganz wach). Aufwachen über einen Wecker liefert einen Alltagsbeweis, dass es nicht bewusste Wahrnehmung gibt.
    __
    Aura  Vorstadium (Ankündigung) eines nahenden Anfalls (Epilepsie, Migräne)
         __
    Autobiografisches Gedaechtnis  (selbsterklärende Namensgebung): Die Universität Bielefeld führt hierzu aus: "Das autobiographische Gedächtnis stellt eines der fünf Langzeitgedächtnissysteme dar. Es ist das komplexeste Gedächtnissystem. Zu den wichtigen Merkmalen dieses Systems zählt die Tatsache, dass die autobiographischen Inhalte in die Dimensionen von Zeit und Ort eingebettet sind und weiterhin, dass diese Inhalte an das Bewusstsein und die Selbstreflexion gekoppelt sind. Eine autobiographische Erinnerung ist also immer verbunden mit der Erinnerung an einen Ort und einen bestimmten Zeitpunkt, an dem das persönliche Erlebnis stattgefunden hat.
        Das autobiographische Gedächtnissystem ist weiterhin stets an emotionale, affektbezogene Inhalte gebunden und erlaubt uns dadurch, die persönliche Vergangenheit zu erinnern. Beispiele für autobiographische Erinnerungen sind der erste Schultag, das Abitur, die eigene Hochzeit u.ä.. Häufig erinnern wir uns an besonders schöne, fröhliche oder besonders traurige Erlebnisse." [Abruf 16.04.2016]
    Anmerkung immer: Ich habe Zweifel, ob diese starke Generalisierung tatsächlich immer gilt oder ob man stattdessen nicht besser sagen sollte in der Regel.
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    Axon [W] Verbindungsteil (Band, Schlauch, Ast) eines Neurons zu anderen.
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    Bahnen
    Wichtiger neurophysiologischer Begriff. Er bedeutet so viel wie einen Weg eröffnen, eine Information wird z.B. von einem Ort A zu einem Ort B  gebahnt. Manchmal ist auch Optimierung eines Weges gemeint, also besonders schnell von A nach B zu gelangen. Kein SR-Eintrag in Schiepek (2011, Hrsg.).
          Im Wörterbuch der Neurophysiologie (Burkhardt 1969) wird ausgeführt: "94 Bahnung facilitation,
      Die (zeitlich begrenzte) Verstärkung nervöser Erregung durch andere nervöse Erregungen. Man unterscheidet: 1. zeitliche Bahnung: von zeitlich nacheinander eintreffenden Erregungen führen die späteren zu einem größeren Erfolg als die früheren. 2. räumliche Bahnung: gleichzeitig von verschiedenen Seiten her an einem Erfolgsorgan eintreffende Erregungen führen gemeinsam zu einem Erfolg, welchen die einzelnen Erregungen für sich nicht auszulösen vermögen. — Die Begriffe der Bahnung und -> Summation werden vielfach gleichbedeutend verwandt. Mitunter wird der Begriff der Summation für unterschwellige, der der Bahnung für überschwellige Erregungsvorgänge angewandt. Zweckmäßiger ist es, den Begriff der Summation für den Fall echter additiver Überlagerung beizubehalten, den der Bahnung für alle Fälle nichtlinearer Überlagerung. Die zeitliche Summation wäre demnach dadurch gekennzeichnet, daß die erste eintreffende Erregung einen Vorgang der Größe a hervorruft; die zweite Erregung, welche für sich allein den Vorgang mit der Größe b auslöst, trifft auf einen Bruchteil delta a  des von der ersten Erregung ausgelösten Vorganges und bewirkt so insgesamt einen Vorgang der Größe delta(a) + b. — Bei zeitlicher Bahnung hingegen kann 1. die Reaktion auf die erste Erregung ganz abgeklungen sein, die zweite Erregung löst dennoch eine größere Reaktion aus. 2. Ist die erste Reaktion noch nicht abgeklungen, so löst die zweite Erregung einen größeren Erfolg aus als delta(a) + b. — Bahnungsvorgänge spielen in der Physiologie des Nervensystems eine große Rolle. Beispielsweise können durch Bahnung mehrere für sich allein unterschwellig bleibende synaptische Erregungen gemeinsam eine überschwellige Erregung auslösen. Zeitliche Bahnungen sind zumeist kurzfristige Phänomene (im Bereich von msec bis min), jedoch wird mitunter spekulativ angenommen, daß Bahnungserscheinungen einen möglichen Übergang zwischen den ohne Nachwirkung verlaufenden Leistungen des ZNS und seinen langfristigen Leistungen (—> Lernen, —> Gedächtnis, —> bedingte Reflexe) darstellen. Die räumliche Bahnung spielt vor allem bei der —> Koordination von Erregungsmustern eine Rolle. —> Summation, —> Hemmung und —> Synapse."
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    Benommen, Benommenheit durch ein Ereignis oder Geschehen erfahrene Bewusstheitseinschränkung, nicht voll da, infolgedessen in Aktion und Reaktion eingeengt.
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    Bewusst, Bewusstheit  Wird oft fälschlich mit Bewusstsein gleichgesetzt. Das wache Bewusstsein kann man mit Bewusstheit identifizieren, wobei es unterschiedliche Stadien oder Ausprägungen von Bewusstheit gibt: hellwach, wach, gedämpft oder eingeschränkt wach (müde).
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    Bewusstsein > Lexikon der Neurowissenschaft (Spektrum).
    Das Wort  Bewusstsein  hat viele Bedeutungen und ist ein Tummelplatz für unendliche und unergiebige Diskussionen. Hier betrachte ich ausschließlich das Wachbewusstsein des Gewahrwerdens. Bewusst sein kann man als Wahrnehmung der Wahrnehmung auffassen. Damit werden zwei Systeme eingeführt: das System der Wahrnehmung und das Meta-System der Wahrnehmung der Wahrnehmung. Der Mensch wird damit in Subjekt (Meta-System) und Objekt (System) gedacht. Auch die Wahrnehmung der Außenwelt wird innerlich erfasst und ins Bewusstsein projiziert. Mein Beobachten oder Wahrnehmen des Äußeren findet innerlich statt. Seit Jahrtausenden rätselt man darüber nach, was nun der Sinn dieser Verdoppelung der Wahrnehmung sein könnte. In einer ersten Näherung mögen vielleicht einige Gleichnisse nützlich sein:
    • Die Beobachtung (Wahrnehmung der Wahrnehmung) einer Videoüberwachung (Wahrnehmung).
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    Bewusstseinseinengung Kein guter, obwohl eingeführter Begriff der Psychopathologie, weil in der Regel eine Einengung des Denkens gemeint ist.
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    Bewusstseinslenkung Genau genommen sollte das Wort besser Aufmerksamkeitslenkung heißen. Das zumindest ist damit gemeint. Wachbewusstsein ist nur ein Projektionsraum, indem sich Erlebensvorgänge wahrnehmbar abspielen. Dadurch besteht die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf diesen oder jenen Bewusstseinsinhalt zu lenken. Sehr wichtige Methode in der kognitiven und anderen Therapieverfahren, manchmal auch als mentales Training bezeichnet. Wird tagtäglich vermutlich Hunderte von Malen natürlicherweise eingesetzt, hat aber im Alltagsleben keinen eigen Namen, wahrscheinlich, weil es so selbstverständlich ist. Man kann es aber auch bewusst und gezielt einsetzen, was vor allem dann angesagt ist, wenn man bei psychischen Störungen zum negativen Grübeln, bei Phobien und Angstzuständen zum Katastrophieren und Hineinsteigern oder bei Depressionen zum "Einsumpfen" in Negativismus und Pessimismus gerät. Es kann aber auch als positive Tagtraumtechnik oder als zielgerichtete Methode "positiven Denkens" eingesetzt werden.
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    Bewusstlos  Von kurzer Ohnmacht über tiefe Narkose bis hin zum Koma.
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    Bewusstseinsspaltung Grundgegebenheit durch 1) das Phänomen, ich nehme wahr, dass ich wahrnehme;  2) die unterschiedlichen Zustände, die Bewusstsein annehmen kann; 3) Abwehrvorgänge (blinder Fleck) und 4) andere, hier nicht erfasste Möglichkeiten, z.B. multiple Persönlichkeiten, in Psychosen oder im Wahn eine andere Persönlichkeit annehmen.
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    Bewusstseinsspanne Zeiteinheit innerhalb derer dem Bewusstsein aufgenommene oder bearbeitete Inhalte zur Verfügung stehen oder gegenwärtig sind.
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    Bewusstseinsstrom
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    Bewusstseinsstrom (James)
    Der Ausdruck wird erstmals William James zugeschrieben. In seiner Psychologie (dt. 1909, S. 148-174) findet sich das Kapitel XI: "Der Strom des Bewusstseins". Dort entwickelt er seine Theorie, die allerdings schon in den Grundlagen nicht überzeugt, wenn er S. 149 ausführt:
        "Vier Eigentümlichkeiten dos Bewußtseins. Wie findet es statt? In der Beantwortung dieser Frage bemerken wir sofort vier wichtige Eigentümlichkeiten, an dem Prozeß, der in dem gegenwärtigen Kapitel seine allgemeine Behandlung finden soll,
      1.  Jeder „Zustand" tritt auf mit dem Anspruch Teil eines persönlichen Bewußtseinseins zu sein.
      2.  Innerhalb jedes persönlichen Bewußtseins wechseln die Zustände fortwährend.
      3.  Jedes persönliche Bewußtsein ist merklich kontinuierlich.
      4.  Es interessiert sich ausschließlich für bestimmte Teile des ihm gegenübertretenden Objekts mit Vernachlässigung anderer und ist beständig beschäftigt aufzunehmen oder abzuweisen, kurz zu wählen unter seinen Gegenständen."
      Kritik der Bewusstseins-Terminologie von William James:
          1) Das Bewusstsein hat keinen Anspruch, auch keinen persönlichen. Aber es ist jeweils ein persönliches, an ein ganz bestimmtes Subjekt gebundenes. Es ereignet sich und kann gelenkt werden (James Punkt 4).
          2) Es ist hier unklar, was James mit "Zustände" meint. Die Bewusstseinsinhalte wechseln nicht fortwährend. Denn man kann sich konzentrieren und auf einen Inhalt fokussieren, der dann eine gewisse Zeitdauer relativ konstant bleibt.
          3) Diese erscheint mir sehr zweifelhaft. Die alltäglich und psychopathologische Erfahrung lehrt, dass das Bewusstsein unterbrochen sein, Löcher und Lücken haben kann.
          4) Die Bewusstseinslenkung ist meist nicht Gegenstand des Bewusstseins. Wir erleben gewöhnlich nicht, dass und wie wir lenken, aber wir tun es. Die Bewusstseinsinhalte sind lenkbar, wie jeder aus seinem Alltagsleben weiss und überprüfen kann, wenn wir auch keine Lern- und Lenkkultur zu den Bewusstseinsinhalten ausgebildet haben und es an einer klaren operationalen Terminologie fehlt. Lenkung und Wechsel von Figur und Hintergrund durch Auswahl ist nachvollziehbar.
          Es hat den Anschein, als trennte James nicht zwischen Bewusstseinsinhalt ("Film") und dem Träger, auf den der Bewusstseinsinhalt projiziert oder dargestellt wird.


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    Bewusstseinssupervision Dass es so etwas wie Bewußtseinssupervision gibt, ohne dass uns diese bewusst ist, belegt folgende einfache Alltagserfahrung: Ich will etwas einkaufen, sagen wir Milch und Kaffe. Ich begebe mich auf den Weg und denke nicht mehr an die beiden Güter. Ich treffe diesen und jenen, schaue da und dort hin, denke dieses und jenes. Nach 10 Minuten bin ich am Einkaufsziel, und auf einmal ist wieder in meinem Bewusstsein: du wolltest Milch und Kaffe kaufen. Dieses Einfallen zum rechten Zeitpunkt ist das Werk der Organisation, die hier Bewusstseinssupervision genannt wird.
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    Bewusstseinstruebung  Benommenheit, Grade: Somnolenz < Sopor < Koma I < Koma II < Koma III < Koma IV.
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    Bewusstseinszustand  Das  Bewusstsein  kann verschiedene Grundzustände annehmen: Wach, Schlaf, Traum, Trance, Bewusstlos.
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    Bildgebende Verfahren CT, EEG, fMRT, MRT, PET.
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    Blinder Fleck
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    Brain fingerprint
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    Brainstorming
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    CT Computer Tomographie  Bildgebung.
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    Daemmerzustand  getrübte oder eingeengte Bewussheit. Nicht voll oder richtig da.
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    Delirium [W] Das ICD-10 Lexikon, Dilling (2009): "Delirium1, 2 (F05): (lat. delirare - verrückt sein) Ein ätiologisch unspezifisches zerebrales organisches Syndrom, das durch gleichzeitig begehende Störungen des Bewusstseins (Bewusstseinstrübung) und der Aufmerksamkeit, der Orientierung zu Zeit, Ort und Person, der Wahrnehmung, des Denkens, des Immediat- und des Kurzzeitgedächtnisses, der Psychomotorik (Unruhe, Schreckreaktion), der Emotionalität und des Wach-Schlaf-Rhythmus (nachts Verschlechterung) gekennzeichnet ist. Das delirante Zustandsbild ist vorübergehend und von wechselnder Intensität; in den meisten Fällen bildet es sich innerhalb von vier Wochen oder kürzerer Zeit zurück, jedoch sind auch Delirien, die bis zu sechs Monaten oder länger andauern, möglich. Synonym: akuter oder subakuter Verwirrtheitszustand."
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    Deklaratives Gedaechtnis für Ereignisse und Fakten.
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    Denken
    Denken heißt geistige Modelle bilden oder zueinander in Beziehungen setzen. Beim Denken brauchen wir also Zugriff auf unsere geistigen Modelle und auf Strukturen, die Beziehungen organisieren.
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    Depolarisation [W]
    Die Membran wird weniger negativ. (Bear 2009), S.83.
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    Dopamin  Neurotransmitter, der mit vielen Funktionen u.a. auch mit positiven Affekten zusammenhängen soll ("Glückshormon"); die Wirkung hängt vom Rezeptortyp (D1-D5) ab. Dopaminerg heißen Verbindungen, in denen Dopamin eine Rolle spielt mit Einflüssen auf Bewegung, Glückserleben, Motivation und Handeln, Prolactinsteuerung.
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    Dissoziation > Abspaltung.
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    Doesen Bewusstheitsbegriff: herunterregeln, absenken, abschalten, absichtliches Halbschlafen, Wachschlafen.
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    Echo Gedaechtnis  Speicher für akustische Informationen.
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    EEG Ableitung und Darstellung der Hirnströme.
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    Element (Bewusstseinselement)
    Bewußtseinselemente können z.B. sein: eine äußere oder innere Wahrnehmungen, Gedanken, Erinnerung, Bedürfnis, Wunsch, Interesse, Stimmung, Gefühl,  Plan, Ziel, Vorsatz, Abwägung, Befindlichkeitszustand, Vorstellung, Phantasie, Erfahrungen.
     

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    Empfindung Baustein von Wahrnehmungen.
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    Engramm
    "Der Begriff Engramm geht auf Lashley (ich glaube: In search of the engram- müsste als PDF im Netz zu finden sein) zurück, der vor über 60 Jahren einen Begriff dafür suchte, wo denn die mentale Funktionen im Gehirn sitzen. Im deutschsprachigen Raum wurde in den 90er Jahren der Begriff motorisches Engramm von Carl, Martin und Lehnertz für das sportliche Techniktraining wieder aufgegriffen (hierbei ging es um das einschleifen von stabilen Engrammen im Training). Greift man die Frage nach dem Sitz mentaler Funktionen bzw. motorisches Programme unter dieser Perspektive heute wieder auf, dann sitzt ein Engramm in den Stärken unserer Synapsen und umfasst damit beides: Veränderungen in den Aktionspotenzialen und strukturelle Veränderungen. Beide bedingen sich gegenseitig. Neuronale Aktivierungen führen zu strukturellen Veränderungen, die wiederum die neuronale Aktivitätscharakteristik bestimmen. Mentale oder motorische Aktionen gehen mit kohärent aktivierten Neuronenensembles einher, deren Topologie durch die Eigenschaften der eingebundenen Neurone und insbesondere deren Synapsen bestimmt wird. (Bei Handlung/Aktion wird aus einer in den Synapsen „schlafenden“ Repräsentation eine aktive). Wiederholt „erfolgreiche“ Repräsentationen werden im neuronalen Netzwerk über strukturelle Veränderungen zunehmend als „abgrenzbares“ Neuronenensemble ausgewiesen… Ich hoffe, ich hab’s nicht allzu verwirrend beschrieben"
    Quelle: Gute Frage 19.5.2010
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    "Enkodieren ist die Verarbeitung von Informationen zur Eingabe in ein Gedächtnissystem, etwa durch das Herstellen eines Bedeutungszusammenhangs. Die Encodierung ist aus der Sicht der Wahrnehmungspsychologie die initiale Phase der Informationsverarbeitung, wobei in einen mehrstufigen Prozess aus den physikalischen Trägerprozessen wie Licht- oder Schallwellen die aufgeprägten Informationen wie Frequenz- oder Amplitudenmodulationen in einen neuronalen Code übersetzt werden, den das Zentralnervensystem entschlüsseln und schließlich weiterverarbeiten kann. Lässt sich die Information etwa bestehenden Gedächtniszuständen zuordnen, findet Bedeutungserkennung statt. Der theoretische Ansatz der Verarbeitungstiefe bzw. der Verarbeitungsebenen besagt, dass wahrgenommene Stimuli durch verschiedene Encodierungsoperationen verarbeitet werden, wobei die Analyse von der oberflächlichen physikalischen Beschaffenheit eines Reizes über die phonemische Struktur bis zur hin zu einer semantischen Analyse der Bedeutung verläuft. Die Verarbeitungstiefe wird in den Regel von den bewussten oder unbewussten Absichten des Individuums, der Reizspezifik und auch der verfügbaren Zeit bestimmt, wobei der kognitive Aufwand mit der Verarbeitungstiefe normalerweise steigt.
    Die Enkodierung dessen, was ein Sprecher oder Schreiber meint, ist eine Voraussetzung dafür, dass der Hörer oder Leser sie richtig aufnehmen kann. Daher geht das schlechtere Erinnern gespeicherter Informationen häufig auf einen Mangel an effektiven Strategien zurück, wenn etwa bei der Enkodierung keine zusätzlichen Informationen mit aufgenommen wurden, die einen späteren Abruf erleichtern, wobei auch die mangelnde Strukturierung eines Materials bei der Enkodierung dazu beiträgt, dass dieses nur schlechter erinnert werden kann. Gedächtnisstrategien wie Chunking, Rehearsal, Organisationsbildung oder Elaborierung sind dabei Enkodierungsstrategien, die  sich nicht allein auf das Kurzzeitgedächtnis beschränken, sondern auch die Speicherung im Langzeitgedächtnis erleichtern. Enkodierungsstrategien, die von manchen Menschen spontan nicht angewendet werden, lassen sich durch Training aktivieren, zudem können neue Enkodierungsstrategien erworben werden. Als Enkodierungshilfen gelten semantische Hinweise wie das Aufzeigen der strukturellen Gemeinsamkeiten zwischen  Lerneinheiten, oder Mnemotechniken wie die Zusammenfassung von Lerneinheiten in Vorstellungsbildern.
    Quelle: Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik http://lexikon.stangl.eu/3409/enkodieren/
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    Entscheidung
    Die Neurowissenschaftler unterscheiden meist nicht zwischen Entscheidung und Entschluss:


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      Libet-Versuch

      Haynes-Versuch
          SdW: Herr Haynes, die Ergebnisse Ihrer jüngsten Studie zum Prozess der neuronalen Entscheidungsfindung könnten die Gemüter in der Debatte um den Begriff der Willensfreiheit erneut erhitzen. Wie hat man sich den Hergang des Experiments genau vorzustellen?
      Haynes: Wir führen Testpersonen zur Messung ihrer Hirnaktivität in einen Kernspintomografen ein. Mit Hilfe dieses bildgebenden Verfahrens erreicht man eine sehr hohe räumliche Auflösung der Prozesse im Gehirn und kann so die Gedanken einer Person gut sichtbar machen. Die Probanden bekommen in die linke und die rechte Hand jeweils einen Knopf. Sie werden schließlich gebeten, sich zu irgendeinem vollkommen selbstbestimmten Zeitpunkt für die linke oder rechte Seite zu entscheiden und dann den entsprechend Knopf zu drücken. Parallel dazu laufen auf einem Bildschirm Buchstaben mit, die sich jede halbe Sekunde ändern. Die Probanden merken sich, welcher Buchstabe auf dem Bildschirm zu sehen ist zu dem Zeitpunkt, da sie ihre Entscheidung fällen. Damit können wir dann zurückrechnen und uns die Hirnaktivität anschauen, die einer bewussten Entscheidung vorausgeht. Auf der Basis der gewonnenen Daten versuchen wir vorherzusagen, wie sich jemand entscheiden wird. Dazu verwenden wir spezielle Mustererkennungssoftware – vergleichbar mit den Programmen, die man benutzt, um Fingerabdrücke zu erkennen.
          SdW: Wie früh kann man eine solche Entscheidung detektieren?
      Haynes: Bereits etwa sieben bis acht Sekunden vor einer Entscheidung können wir diese anhand der gemessenen Hirnaktivität vorhersagen. Allerdings weist die Kernspintomografie eine drei- bis viersekündige Verzögerung auf. Das bedeutet, es vergehen tatsächlich mindestens zehn Sekunden, bevor die Information zu einer Entscheidung im Gehirn präsent ist.
      Quelle: http://www.spektrum.de/alias/r-hauptkategorie/hirngespinst-willensfreiheit/968930

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    Epiphänomen Epiphänomenalismus gr., Neben- oder Begleiterscheinung, d.h. ohne eigene Bedeutung. Verschiedene materialistisch, naturwissenschaftlich, biologisch orientierte BewusstseinstheoretikerInnnen - z.B. Rohracher, betrachten z.B. das Bewusstsein als ein sog. Epiphänomen, ohne besondere eigenständige Bedeutung wie z.B. das Bild, das man in einem Spiegel oder spiegelnden Medium sehen kann, z.B. das Spiegelbild eines über einen See fliegenden Vogels, dem man auch keine eigene Bedeutung zuspricht: Epiphänomenalismus. Psychologisch ist das wichtigste Argument gegen die Bedeutung des Bewusstseins, etwa als Stätte des freien Willens, dass alle wesentlichen Entscheidungen oder Erscheinungen, wenn sie im Bewusstsein erscheinen, bereits als Bewirktes angesehen werden müssen, so dass sich bei oberflächlicher Betrachtung der Eindruck ergibt, bewusste Entscheidungen gäbe es gar nicht und in der Folge dann auch keinen freien Willen. Dies kann leicht durch folgendes Alltagsbeispiel widerlegt werden: Nehmen wir an, ich spüre Durst. Das Bedürfnis Durst gelangt mir zum Bewusstsein. Keine Willensfreiheit gäbe es, wenn ich z.B. das Trinkbedürfnis nicht zurückstellen könnte. Tatsächlich wird sich, je nach Situation, eine Abwägung ergeben, was, wann und wo ich wie viel trinken werde. [Ursprungsquelle]
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    Episodisch-autobiographisches Gedaechtnis
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    Episodisches Gedaechtnis "Das episodische oder autobiographische Gedächtnis speichert Ereignisse, die uns unmittelbar betroffen haben" [Stangl Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik"]
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    EPSP Exzitatorisches Postsynaptisches Potential
    Vorübergehende Depolarisation der postsynaptischen Membran setzt Neurotransmitter frei.
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    Erinnern
    Grundlegende Gedaechtnisfunktion, die ständig geschieht, aber der Prozess bleibt dem Bewusstsein in der Regel verborgen. So merkwürdig es klingt: Der Prozess des Erinnerns ist im Detail noch ziemlich unerforscht (17.04.2016) - erstaunlich angesichts des Rummels um die bildgebenden Verfahren.
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    Erleben  Grundbegriff der Psychologie.
    • Die zentrale Beweisfrage der Psychologie lautet: wie kann eigenes und fremdes Erleben bewiesen werden?
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    Explizites Gedaechtnis
    Relationales, deklaratives oder explizites G. in Lexikon der Neurowissenschaft: "unmittelbar bewußt, schnell und flexibel, aber nicht immer verfügbar".
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    Exposition Aussetzen oder konfrontiert werden mit einer speziellen Reizumgebung. In der Verhaltenstherapie versteht man unter Expositionsbehandlung eine Konfrontation mit den Unbehagen auslösenden Reizen. Dies kann zunächst nur in der Vorstellung (Desensibilisierung) oder auch in der Realität - graduell (systematische Desensibilisierung) oder massiert (Reizüberflutung oder Flooding) durchgeführt werden.
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    fMRI  englische Abkürzung für  funktionelle Magnetresonanztomographie (deutsches Kürzel fMRT), auch Kernspintomographie. Mit dieser Technik werden Durchblutungsstörungen und Stoffwechselvorgänge im Gehirn sichtbar.
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    Fokussieren Die Aufmerksamkeit auf etwas richten, bei gerichteter und verdichteter Aufmerksamkeit kann man von Konzentration sprechen. Anwendung: Diagnostik un Kontrolle bei neurochirurgischen Eingriffen.
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    Formatio reticularis [W]: "Mit einer rhythmischen Erregung der kortikalen Pyramidenzellen durch das ARAS entsteht das, was wir Bewusstsein nennen, aber nur, wenn die Frequenz schneller als 6 Hz ist, und wir werden immer wacher, je schneller der Rhythmus wird, bis zu etwa 40 Hz. Wenn der Rhythmus langsamer als 6 Hz ist, schläft der Mensch, bei 3 Hz ist er in Tiefschlaf oder Narkose, und die Null-Linie im EEG wird als sicheres Todeszeichen angesehen. Eine weitere Funktion des ARAS besteht in der Modulation eines Weckreizes. Man kennt die filtrierende Wirkung des Thalamus, der nur starke oder „wichtige“ Informationen ins Bewusstsein lässt. „Tor zum Bewusstsein“ wird der Thalamus in der Anatomie schon lange genannt, und die Frequenz des ARAS bestimmt, wie weit dieses Tor offen ist. Starke Reize bewirken augenblicklich eine Beschleunigung der Schrittmacherfrequenz, um sofort hellwach zu machen, das Tor zum Bewusstsein weit zu öffnen. Eine weitere Funktion ist die Steuerung der Aufmerksamkeit, die so verständlich wird: Weil im Thalamus die von den Sinnesorganen einströmenden Daten und die retikulären Strukturen des ARAS in unmittelbarer Nähe und Verbindung sind, können die Sinneserregungen dort auf die Aktivität des ARAS in der Art Einfluss nehmen, sodass genau jene Projektionsfelder des Cortex aktiviert werden, in welche die stärksten Sinneseindrücke projiziert werden. Da vom Cortex auch efferente Fasern zum Thalamus führen, kann der Cortex die Aktivität des ARAS beeinflussen und die Aufmerksamkeit unabhängig von äußeren Reizen in jedes kortikale Gebiet lenken."
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    Freier Wille [Libet, Beweis zur Willensfreiheit Sponsel 2006]
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    Funktion  Wichtiger grundlegender wissenschaftlicher Begriff. Was hat dieses oder jenes für eine Funktion? Wie funktioniert etwas? Was und wie ist der Zusammenhang zwischen verschiedenen Größen, Bereichen, Ganzen und Teilen?
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    Funktionsbereiche  Zusammenfassung einzelnen Funktionen zu einem Bereich, z.B. Fuktionsbereich Bewegung mit aufstehen, setzen, sitzen, liegen, gehen, laufen, sprinten, springen, hüpfen, spazieren, wandern u.a.m. mit verschiedenen Operatoren wie Geschwindigkeit (schneller, langsamer) oder Richtung. Ein wichtiger Funktionsbereich ist z.B. die Befindlichkeit, zu der viele unterschiedliche Funktionen beitragen.
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    Ganzes Aus Teilen zusammengesetzt (gedacht).  Der ganze Mensch besteht im standardisierten Normalfall der Außenerscheinung aus Kopf, Rumpf mit den "Extremitäten" Arme und Beine. Im Inneren besteht er aus "Organteilen" (Gehirn, Herz, Leber, Niere, ...), die wiederum immer weiter zerlegt werden können bis hinunter zu den kleinsten Bauteilen, Zellen, Zellteilen, Molekülen, Atomen, ...
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    Ganzheiten Gestaltpsychologischer Grundbegriff. Die Lehre vom Ganzen und seinen Teilen hat aber eine lange philosophische (Mereologie) und mathematische (durch die Mengenlehre erschüttert) Tradition.
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    Gedanken
    Haynes: Ja! Wir haben Mustererkennungsverfahren benutzt, um herauszufinden, wie sich jemand zwischen zwei und mehr Alternativen entschieden hat. Wir können Gedanken von Probanden aus ihrer Hirnaktivität dekodieren.
        The European: Mustererkennungsverfahren – das müssen Sie erklären.
    Haynes: Das Verfahren beruht auf einer speziellen Computersoftware, die versucht, in den gemessenen Datenpunkten im Gehirn Unterschiede bzw. Muster zu entdecken. Die Grundidee dahinter ist, dass jeder Gedanke mit einem unverwechselbaren Aktivitätsmuster des Gehirns einhergeht."
    Quelle: http://www.theeuropean.de/john-dylan-haynes/9109-entwicklungen-in-der-hirnforschung
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    Gedankenabreissen  schwierig zu erfassende und abzugrenzende Denkstörung (Gedankensperrung, Gedankenverlust, Faden verlieren, normales Stocken beim geistigen Suchen) im psychotischen Bereich. Scharfetter (1976), S. 101: "Der Kranke empfindet selbst die plötzliche Unterbrechung seines Gedankenganges. Das Gedankenabreißen ist ähnlich wie die Sperrung am plötzlich stockenden Sprechen zu erkennen." > AMDP (GB)
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    Gedankensperrung  Scharfetter (1976), S. 101: "Plötzlicher Abbruch des Gedankenganges. Der Kranke stockt mitten im Gespräch, schweigt, „verliert den Faden", greift dann unter Umständen das Gespräch mit einem anderen Thema wieder auf. Sperrungen ereignen sich bei klarem Bewußtsein und dürfen nicht mit der Unterbrechung des Gedankenflusses durch eine Absence verwechselt werden. Sperrungen gibt es auch als Folge plötzlich einsetzender völliger Ratlosigkeit, im Schreck, im Gefühl innerer Leere usw. Bei der Schizophrenie gibt es auch ein „aktives" Sperren aus Negativismus."
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    Gedankenstopp > Mentales Training, Bewusstseinslenkung.
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    Gedaechtnis
    Umfassender und dadurch sehr vieldeutiger Grundbegriff. Es werden mehrere Gedächtnisarten unterschieden: Ultrakurzzeit-, Kurzzeit-, Arbeits- und Langzeitgedächtnis; autobiographisches, deklaratives, explizites, implizites, prozedurales, relationales, semantisches G. Für die Gedächtnisforschung erlangten einige besondere Einzelfälle Beachtung und Bedeutung:
     
      Einzelfaelle (gedächtnisrelevante)
      • Naomi Jacobs, 32-jährige alleinerziehenden Mutter aus England, wachte eines Morgens aufwacht und hatte die letzten 17 Jahre ihres Lebens vergessen. Sie erkannte weder sich selbst noch ihre Wohnung oder ihren Sohn. Quelle: Die Welt 15.10.2015: Wenn ein und derselbe Tag immer-wiederkehrt.
      • "Clive Wearing etwa, ein britischer Musikwissenschaftler und Dirigent, zog sich 1985 eine Gehirnentzündung durch ein Herpes-simplex-Virus zu, die unter anderem seinen Hippocampus und die Amygdala schädigte. Wie Henry Molaison konnte er sich nichts Neues merken und vergaß zum Beispiel auch seine musikalische Ausbildung. ... Doch eines war bei Wearing auffällig: Trotz seiner Probleme konnte er nach wie vor exzellent Klavier spielen und einen Chor dirigieren – obwohl er nicht mehr wusste, dass er das gelernt hatte." Quelle: Die Welt 15.10.2015: Wenn ein und derselbe Tag immer-wiederkehrt.
      • H.M. Berühmter Fall, dem Hippocampus und Amydala entfernt wurde, worauf keine neuen Erinnerungen mehr gebildet werden konnten, wohl aber das Gedächtnis für Ereignisse vor dieser Entfernung noch funktionierte. Daraus zog man den Schluss: Hippocampus und Amygdala sind für die Gedächtnisbildung zwar notwendig, sie sind aber nicht das Gedächtnis selbst. Das Gedächtnis ist über das gesamte Gehirn verteilt.
      • William O. Rätselhafter Fall von Gedächtnisverlust. W.O. hat nur noch einen Tag aus seinem Leben zur Verfügung, den 14. März 2005. Quelle: Die Welt 15.10.2015: Wenn ein und derselbe Tag immer-wiederkehrt.
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    Gedaechtnishemmungen
    W160418: "Als Gedächtnishemmung bezeichnet man in der Lernpsychologie den Effekt, dass Schwierigkeiten, sich einen Lernstoff einzuprägen, unter anderem mit Ereignissen zusammenhängen können, die vor oder nach dem Lernen stattgefunden haben. Der österreichische Psychologe Hubert Rohracher (1963) unterschied folgende Formen von Gedächtnishemmungen:
    • retroaktive Hemmung (rückwirkende Hemmung): Das Lernen und Behalten eines zuerst gelernten Stoffes wird durch Lernstoffe, die später eingeübt werden, behindert. Dies lässt sich besonders dann beobachten, wenn der zweite Lerninhalt mit dem ersten Lerninhalt Ähnlichkeiten aufweist. Beispielsweise wird eine Telefonnummer leicht vergessen, wenn man sich eine andere Telefonnummer merkt.
    • proaktive Hemmung (vorauswirkende Hemmung): Ein unmittelbar vorhergehender Lernprozess beeinträchtigt das Lernen darauffolgender Inhalte.
    • Ähnlichkeitshemmung (Ranschburgsche Hemmung): Störende Interferenzen zwischen zwei Lernprozessen sind besonders stark, wenn sich die Lernstoffe inhaltlich ähnlich sind.
    • assoziative Hemmung (reproduktive Hemmung): Gedächtnisinhalte, die bereits mit anderen assoziiert sind, lassen sich schwerer mit neuen Inhalten verbinden, als wenn dies nicht der Fall ist.
    • ekphorische Hemmung (Erinnerungshemmung): Die Wiedergabe eines früher gelernten Materials wird negativ beeinflusst, wenn kurz vor der Reproduktion neuer Stoff gelernt wird.
    • affektive Hemmung: Treten zwischen Einprägung und Wiedergabe eines Lernstoffs starke affektive Erregungen auf (z. B. ein Streit), so beeinträchtigt dies die Wiedergabe der gelernten Inhalte."
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    Gestalt Grundlegende Idee ganzheitlichen - hauptsächlich - Wahrnehmens. > Gestaltpsychologie.
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    Grenzzustaende  Dämmerzustand, Delirium, Einschlafen, Entrückt, Erwachen, Katalepsie, Katatonie, Oneiroid, Psychose, Rausch, Sterben, Stupor, Tagtraum, Trance, Verwirrtheit, Verzückung.
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    Genexpression  bezeichnet den Vorgang, der die genetische Information umsetzt und für die Zelle nutzbar macht (Spektrum Kompaktlexikon der Biologie).
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    Genschere (Chrispr / Cas 9)
    "CRISPR / Cas9 - die Genschere Leicht anwendbar, präzise, preiswert und einfach Mit CRISPR / Cas9 , einem gentechnischen Verfahren, laiensprachlich auch "Genschere" genannt, gelingen rückstandfreie, buchstabengenaue Eingriffe im Erbgut bei Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren oder Menschen, denn CRISPR / Cas9 funktioniert in praktisch jedem Organismus. ..." [3sat April 2016]
    " Crispr / Cas9 Mit "Copy and Paste" im Erbgut redigieren Crispr / Cas9 schaltet Gene aus, verändert oder ersetzt sie durch andere. Jedes Genom kann mit dieser Genschere überarbeitet werden, auch die menschliche Keimbahn. Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna haben als erste gezeigt, dass man die von Bakterien zur Phagenabwehr entwickelte Genschere Crispr / Cas9 dazu benutzen kann, jede beliebige DNA-Sequenz anzusteuern und zu zerschneiden. Programmiert und dirigiert wird die Genschere über eine Führungs-RNA. Die Genschere gehört zum bakteriellen Immunsystem. Bakterien und Archebakterien wehren sich damit gegen Bakteriophagen. Das sind Viren, die sich auf Bakterien spezialisiert haben. Falls die Bakterien ihre erste Begegnung mit einem Bakteriophagen überleben, bauen sie ein kurzes Stück seiner DNA in ihr Erbgut ein, quasi als molekulares Erinnerungsfoto an den unterlegenen Feind. ..." [3sat April 2016]
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    Gesetz der Uebung (Thorndike) Wiederholungen einer Handlung erleichtern sie künftig.
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    Gesichtererkennung Spezifikation der Mustererkennung. Erstaunliche Fähigkeit, aus wenigen Merkmalen in vielen unterschiedlichen Situationen, Richtungen, Winkeln, Beleuchtungsverhältnissen ein Gesicht zu erkennen. Spielt im Alltag eine außerordentliche Rolle, aber auch in der Kriminalistik (Identifikation, ZeugInnen).
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    Gewohnheit  Überdauerndes Verhaltensmuster. Gewohnheiten erleichtern das Lebens sehr, können aber auch bei quasi automatischen und unkritischen  Anwendungen zu Fehlern führen. So gesehen hat die Gewohnheit ein zwiespältiges Doppelgesicht. Gewohnheiten gehen meist leicht und mühelos von der Hand, erfordern wenig Aufwand und Energie. Im Sozialbereich werden dadurch Vorurteile sehr gefördert.
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    habit  Gewohnheitsstärke H, Begriff des amerikanischen Psychologen Hull ("Neobehaviorist")
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    Habituation  Gewöhnungsprozess, sich etwas angewöhnen.
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    Halluzination Wahrnehmungstäuschung (Fehlleitung, "Fehlzündung" im Gehirn). Erleben einer Wahrnehmung von Realcharakter ohne übliche (äußere) Wahrnehmungsquelle.
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    Hebbsche Lernregel  [W160416] "Das bedeutet: Je häufiger ein Neuron A gleichzeitig mit Neuron B aktiv ist, umso bevorzugter werden die beiden Neuronen aufeinander reagieren („what fires together, wires together“). Dies hat Hebb anhand von Veränderungen der synaptischen Übertragung zwischen Neuronen nachgewiesen.
        Als endgültige Bestätigung von Hebbs Thesen gelten die Experimente von Terje Lømo und anderen in den 1960–1970er Jahren[1] und der direkte Nachweis der Veränderung von Signalübertragung als Teil des Mechanismus für Lernprozesse und Gedächtnis im Jahr 2014.[2]
        Hebb gilt damit als der Entdecker des Modells der synaptischen Plastizität, welche die neurophysiologische Grundlage von Lernen und Gedächtnis darstellt.[3]"
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    Hellsehen Im allgemeinen nicht als besonderer Zustand des Bewusstseins gemeint, sondern die Annahme oder Behauptung einer paranormalen Fähigkeit, nämlich die Zukunft vorhersehen zu können. > Grenzwissenschaften.
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    Hellsichtig Vorhersehen können. Wissenschaftlich umstrittene paranormale Fähigkeit > Grenzwissenschaften.
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    Hemmung Wichtiger allgemeiner und wissenschaftliche Begriff, besonders auch in der Lerntheorie und Verhaltenstherapie.
    • proaktive. Vorangehende Lerninhalte erschweren das Erinnern nachfolgender.
    • retroaktive. Nachfolgende Lerninhalte erschweren das Erinnern vorangehender.
    • rekurrente (Renshaw): Rückwärtshemmung [> Lexikon der Neurowissenschaft]
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    Hippocampus
        Hirnregion mit besonderer Bedeutsamkeit für das Gedaechtnis (Schaltstellwerk).
    Nach Roth (2003), S. 167: "Unbestritten ist auch, dass der Hippocampus und die ihn umgebende Rinde nicht die eigentlichen Orte der Einspeicherung für deklarative Gedächtnisinhalte sind, sondern nur der Ort, an dem festgelegt wird, wo, wie stark und in welchem Kontext Inhalte abgespeichert werden bzw. wie und in welchem Maße sie abrufbar sind. Der Speicherort für das deklarative Gedächtnis ist der Isocortex, wahrscheinlich in erster Linie der assoziative Cortex. Das Abspeichern geschieht modalitäts-, qualitäts- und funktionsspezifisch. Dies bedeutet, dass sich das Objektgedächtnis in visuellen Cortexregionen befindet, die mit Objekterkennung befasst sind, das Farbgedächtnis in den farbverarbeitenden Cortexarealen, das auditorische Gedächtnis in den auditorischen Regionen, sprachliche Erinnerungen in den Sprachzentren usw. Dies bedeutet außerdem, dass es praktisch ebenso viele Gedächtnisse gibt, wie Bedeutungskategorien der Wahrnehmung existieren; diese Gedächtnisse bilden innerhalb der Großhirnrinde relativ unabhängig voneinander arbeitende Module."
        "Langzeitgedächtnis in der Hirnrinde Das Gehirn speichert Verknüpfung von Sinneseindrücken in der Großhirnrinde, nicht im Hippocampus Wo und wie das Gehirn Gedächtnisinhalte festhält, ist eine der interessantesten Fragen der Neurowissenschaften. Lange galt der Hippocampus als ein Gedächtniszentrum im Gehirn, in dem Erinnerungen dauerhaft abgelegt werden. Mazahir T. Hasan vom Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg und José Maria Delgado-Garcìa von der Universität Pablo de Olavide in Sevilla haben herausgefunden, dass Erinnerungen an miteinander verknüpfte Sinneswahrnehmungen in der Großhirnrinde liegen und nicht im Hippocampus, wie in den meisten Lehrbüchern beschrieben. Die Ergebnisse der Studie verändern die bisherige Vorstellung vom Gedächtnis fundamental, nach der der Hippocampus als Speicherort genutzt wird. Stattdessen werden manche Gedächtnisinhalte in der motorische Großhirnrinde gespeichert." [MPG 27. August 2013]
        "Sieht er wirklich aus wie ein Seepferdchen? Über das Aussehen mag man streiten, über die Funktion nicht: Bei der Einspeicherung neuer Gedächtnisinhalte spielt der Hippocampus die entscheidende Rolle – wem er fehlt, der kann sich nichts Neues merken.
        Der Hippocampus ist ein „eingerolltes“ Stück Cortex, das – einem Wurm nicht unähnlich – innen am Temporallappen, am Boden der Seitenventrikel liegt. Er ist ein Teil des limbischen Systems, das mit der „Erzeugung“, der „Archivierung“ und dem „Abruf“ von Inhalten des Langzeitgedächtnisses zu tun hat. Und er ist einer der wenigen Orte im Gehirn, an dem zeitlebens neue Nervenzellen geboren werden." Quelle: dasgehirn.info.
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    Hirnstamm [W], [dgi]: "Der Hirnstamm kontrolliert aber auch Blutdruck und Herzfrequenz, steuert Atmung und Schwitzen. Zudem reguliert er Wachen und Schlafen bis ins Detail, koordiniert also, wie aktiv das Gehirn gerade ist beziehungsweise in welcher Traumphase wir uns befinden. Als entscheidende Schaltzentrale erweist er sich auch bei einigen lebenswichtigen Reflexen wie Schlucken, Brechen oder Husten."
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    Hypnoid [W160417] "Als Hypnoid bezeichnet man in der Psychologie eine Vorstellung, Vorstellungsgruppe oder einen Gedächtnisinhalt, der dem Bewusstsein entzogen ist. Hypnoide sind vollwertige psychische Einheiten, die verhaltenswirksam sind.
        Der Begriff wird gelegentlich in der Hypnotherapie verwendet (siehe auch posthypnotischer Auftrag), vor allem aber in der klassischen oder freudschen Psychoanalyse, da er ein Konzept beinhaltet, welches von Freud und Josef Breuer in ihren Studien über Hysterie von 1895 erstmals psychodynamisch begründet, später aber von Freud durch die Verdrängung weitgehend ersetzt wurde."
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    Hysterie Vielfältig schillernder, bedeutungswechselnder, historisch vorbelasteter und wissenschaftlich unbrauchbarer Begriff, der Bleulers scharfes Wort vom autistisch undisziplinierenden Denken in der Medizin bestätigt und zeigt, wie sehr es in der Heilkunde an Definitionsqualität mangelt. Historisch umfassend informiert Engels, gegenwartsbezogen-aktuell Faust. * Überblick Diagnostik (besonders WIF)
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    Ich-Bewusstsein Unter Normalbedingungen bei allen Menschen alltäglich selbstverständlich vorhanden: das Verständnis da zu sein, zu erleben und zu handeln als "ich". Ich schreibe mir mein Erleben, meinen Körper, mein Verhalten und Handeln zu. Das Ich-Bewusstsein kann gestört sein (Übergangszustände schlafen/wachen; Trance; Psychosen; Persönlichkeitsstörungen, insbesondere multiple Persönlichkeiten, die ein "ich" wechseln können..
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    Ich-Erleben der Funktionsbereich erleben des Ich-Bewusstsein.
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    Identitaet
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    Identitaets-Bewusstsein Unter Normalbedingungen  weiß der Mensch um seine Identität; er ist orientiert über sich selbst und weiß, wer er ist. Das Identitätsbewusstsein kann beeinträchtigt werden - vorübergehend - sogar verschwinden, besonders in Übergangszuständen (schlafen/wachen); Trance; Psychosen; Persönlichkeitsstörungen.
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    Identitaetstheorie Leib-Seele-Geist
    Die Identitätstheorie postuliert: alles seelisch-geistige Geschehen ist an materielles Geschehen gebunden, es ist nur ein Aspekt oder eine Dimension der materiellen Prozesse, die in ihren unterschiedlichen Realisationsstufen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden können. Geist und Seele beeinflussen den Körper, weil sie körperlich sind. Der Körper beeinflusst Seele und Geist, weil diese körperlich sind, wenn uns auch unser Erleben nicht körperlich erscheint. Seele und Geist sind "nur" unterschiedliche Aspekte ein und derselben körperlich-materiellen Vorgänge; Seele und Geist sind "nur" spezielle Erscheinungsformen des Körperlich-Materiellen. Die Geschichte der Identitätstheorie ist im Grunde identisch mit dem Materialismus, der schon in der Antike beginnt:
          "Wie schon erwähnt hat der Materialismus eine lange Tradition in der europäischen Philosophiegeschichte, die bei den Atomisten Leukipp (geb. ca. 480/470 v.u.Z.) und Demokrit (um 460-370 v.u.Z.)  im antiken Griechenland beginnt. Auch Epikur (341-271 v.u.Z.)  vertrat eine materialistische Auffassung: ihm zufolge ist auch die Seele genauso wie der Leib aus Atomen zusammengesetzt, sodaß alle menschlichen Funktionen als Ergebnisse von Prozessen zwischen den Atomen aufgefaßt werden können. In der Neuzeit entwickelte v.a. Thomas Hobbes (1588-1679)  eine umfassende materialistische Theorie.  ... Im 18. Jahrhundert wurde der Materialismus von einigen französischen Denkern wieder aufgegriffen, von denen v.a. Julien Offray de La Mettrie (1709-1751)  große Beachtung verdient. Nach seiner in L’homme machine (1748)  vertretenen berühmten Auffassung existiert der Mensch wie eine Maschine: die Bewußtseinsvorgänge sind rein physiologisch als Funktionen körperlicher Zustände zu erklären."
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    Ikonischer Speicher  Speicher für visuelle Informationen.
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    Illusion Täuschung, Irrtum. Im allgemeinen keine Bewusstseins-, sondern eine kognitive Verarbeitungsstörung (Deutung, Interpretation), die aber durch Müdigkeit, Übergangszustände (einschlafen, aufwachen) oder Sonderzustände (Trance) erleichtert bzw. gefördert werden kann.
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    Implizites Gedächtnis lexikon.stangl: "Das implizite Gedächtnis ist jener Teil des menschlichen Gedächtnisses, der sich auf Erleben und Verhalten des Menschen auswirkt, ohne dabei ins Bewusstsein zu treten, und grenzt diesen zum expliziten Gedächtnis ab, dessen Gedächtnisinhalte bewusst sind und daher auch berichtet werden können. Ein zentraler Teil des impliziten Gedächtnisses ist das prozedurale Gedächtnis, in dem automatisierte Handlungsabläufe wie Gehen, Radfahren usw. gespeichert sind. Wirksam wird das implizite Gedächtnisses unter anderem beim Priming, d.h., wenn ein Reiz implizit Gedächtnisinhalte aktiviert, kann dadurch die Verarbeitung eines nachfolgenden Reizes beeinflusst werden. Auch der Mere-Exposure-Effekt, nach dem Menschen Dinge nach bloßer Wahrnehmung positiver bewerten, beruht meist auf dem impliziten Gedächtnis, so dass man etwa Aussagen nur deshalb als zutreffend ansieht, da man sie schon öfter gehört hat."
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    Indexieren  [W160417] z.B. ein Sachgebiet nach Schlagworten ordnen.
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    Isocortex  [W160417]
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    Katalepsie, kataleptisch [W160418] "Katalepsie (griechisch ... - das Besetzen, Festhalten, deutsch auch Starrsucht, auch stupor vigilans ist eine neurologische Störung. Sie äußert sich darin, dass aktiv oder passiv eingenommene Körperhaltungen übermäßig lange beibehalten werden. Wird zum Beispiel ein Bein passiv von der Unterlage abgehoben, bleibt dieses nach dem Loslassen in der Luft. Die Störung tritt vor allem bei schizophrenen Erkrankungen auf, aber zum Teil auch bei organischen Hirnerkrankungen. Die Katalepsie ist von der  Kataplexie  zu unterscheiden.
        Die Katalepsie ist oft vergesellschaftet mit einer starken psychomotorischen Verlangsamung und einer ausgeprägten Störung des Antriebs, ein Zustand, der als Stupor bezeichnet wird. Von einer Katalepsie Betroffene weisen nicht selten eine wächserne Erhöhung des Muskeltonus bei passiven Bewegungen auf, die sogenannte Flexibilitas cerea, das heißt, die Gelenke lassen sich mit geringer Mühe passiv beugen und behalten die gegebene Stellung bei.[1]
        Neben der krankhaften Form kann die Katalepsie auch bei einer hypnotischen Trance als eines der sogenannten hypnotischen Phänomene auftreten oder gezielt der in Trance befindlichen Person vom Hypnotiseur suggeriert werden."
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    Katatonie, kataton psychomotorisches Syndrom (Kahlbaum) mit den Hauptausprägungen: Erstarrung, Anspannung, Erregung.
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    Kausalitaet
    • Korrelation und Kausalität. Allgemeines Kausalitätsmodell.
    • Kausalität und Allgemeines Biopsychosoziales Krankheitsmodell.
    • Das Ursachenproblem (Auslöser, Anlass, Bedingung, ...)
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    Klarheit  Bewusstheitsmerkmal.
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    Kollektives Bewusstsein  Konstruktion von Bewusstseinsmerkmalen, die Kollektiven zukommen, wahrscheinlich aufgrund gemeinsamer Sozialisationserfahrungen und soziokulturellen Hintergründen oder Einbettungen. C. G. Jung nahm ein kollektives Unbewusstes an und konstruierte sog. Archetypen. Forschungsbelege sind schwierig.
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    Koma Koma I < Koma II < Koma III < Koma IV. Glasgow Coma Scale: [Notmed.info]
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    Konsolidierung  Festigung einer Entwicklung, z.B. eines Lernens. > Lexikon der Neurowissenschaft.
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    Konzentration  sowohl gerichtete als auch verdichtete Aufmerksamkeit, wegblenden von anderem Nicht-dazu-Gehörendem, Störenden.
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    Krankheit, Krankheitsbegriff, Krankheitsmodelle > Überblick.
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    Kurzzeitgedaechtnis  Das Lexikon der Neurowissenschaft: "Kurzzeitgedächtnis s, Immediatgedächtnis, Neugedächtnis, Primärgedächtnis, Abk. KZG, E short-term memory, Gedächtnis für Informationen, das maximal wenige Minuten anhält, in der Regel nur einige Sekunden. Seine Kapazität wird auf 100 bis 400 Bit geschätzt. Es ist ein Temporärspeicher und basiert auf vorübergehenden Veränderungen der Stärke synaptischer Kontakte (Synapsen), also auf elektrochemischen Erregungsmustern in mehr oder weniger großen Gruppen von Nervenzellen und von diesen Aktivitäten ausgelösten biochemischen Stoffwechselkaskaden."
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    Langzeitgedaechtnis Lexikon der Neurowissenschaften: "Langzeitgedächtnis s, E long-term memory, Gedächtnis für Informationen, das Tage, Monate oder sogar ein ganzes Leben lang anhält. Seine Kapazität wird auf 10 Milliarden bis 100 Billionen Bit geschätzt. ..."
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    Lenkung, Regelung oder Steuerung
    Ein Flugzeug kann auf Autopilot eingestellt werden, es fliegt dann nach einem Programm, das vielleicht auch eine Rückschaltung auf den Piloten enthält, wenn bestimmte kritische Ereignisse eintreten. Die Überwachung der Ereignisse entspricht der Wahrnehmung, die Steuerung der Lenkung.
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    Loeschen (Exstinktion)
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    LTD  Langzeitdepression [W]
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    LTP  Langzeitpotenzierung [W]
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    Lucid traeumen  einerseits wissen, dass man träumt, andererseits Einfluß nehmen auf den Verlauf des Traumes. [Q]
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    Luzidität Dimension der Bewusstseins"helligkeit", also Klarheit, Schärfe.
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    Markowitsch  Bio-Psychologe und Gedächtnisforscher, der mit bildgebenden Verfahren arbeitet. [W]
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    Meditation
    • Heilmittel-Monographie Meditation.
    •  Abwaschen, um abzuwaschen. Einführung in die Satipatthana Meditation.
    • Matthieu Ricard - vom Wissenschaftler zum buddhistischen Mönch.
    • Die Fehler der Hirnforschung und der buddhistischen Lehre am Beispiel Hirnforschung und Meditation - Ein Dialog

    • zwischen Wolf Singer und Matthieu Ricard.
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    Mentales Training oder Bewusstseinslenkung. Spezielle geistige oder Erlebensübungen, besonders geeignet um unerwünschte Bewusstseinsinhalte oder Prozesse zu unterbrechen oder zu verändern.
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    Modul, Modularitaet
    Teil, Teilaufgaben. Beschränkung auf bestimmte Funktionen oder Regionen. Vermutlich gibt es z.B. ein Erinnerungsmodul, über das wir aber kaum etwas wissen. Wir wissen, dass wir uns  erinnern  können und tun dies auch andauernd, aber wir wissen meist nicht, wie wir das tun. Wahrscheinlich wird ausgehend vom einem Basissachverhalt über Assoziationen mehr und mehr Erinnerung reaktiviert.
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    Molekulare Mechanismen von Lernen und Gedaechtnis
    • Kandel & Hawkins (1992) "Molekulare Grundlagen des Lernens", Spektrum der Wissenschaft, 66-76 (online verfügbar).
    • Bear et al. (2009), Kapitel 25.
    • Stangl: "Die Chemie des Lernens"
    • Uli Müller und Martin Schwärzel (2005) Die molekularen Grundlagen von Lernen und Gedächtnis.
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    MRT  Magnetresonanztomographie. [W]: "Die Magnetresonanztomographie (MRT, kurz auch MR; Tomographie von altgriechisch ... tome ‚Schnitt‘ und ...  graphein ‚schreiben‘) ist ein bildgebendes Verfahren, das vor allem in der medizinischen Diagnostik zur Darstellung von Struktur und Funktion der Gewebe und Organe im Körper eingesetzt wird. Es basiert physikalisch auf den Prinzipien der Kernspinresonanz (NMR), insbesondere der Feldgradienten-NMR, und wird daher auch als Kernspintomographie bezeichnet (umgangssprachlich gelegentlich zu Kernspin verkürzt). Die ebenfalls zu findende Abkürzung MRI stammt von der englischen Bezeichnung Magnetic Resonance Imaging."
    __
    Muede, Muedigkeit  Alltägliche Erfahrung, das ein Bedürfnis nach Erholung (Pause, Schlaf. Nickerchen) anzeigt, weil  Erleben und Verhalten Energie verbraucht.
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    Multiple Persönlichkeit(en) [W]
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    Mustererkennung Hochdifferenzierte Wahrnehmungsleistungen von Lebewesen.
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    Mutismus Schweigekrankheit, von mutare = schweigen. Auch elektiver oder selektiver Mutismus, wenn das Schweigen auf bestimmte Situationen, z.B. in der Schule, Familie, Kontakte, beschränkt ist.
    __
    Nahtoderfahrung  [W]
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    Narkose Medizinisch herbeigeführter Zustand der Bewusstlosigkeit, um schmerzhafte körperliche Eingriffe durchzuführen.
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    Narkolepsie Schlafkrankheit.
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    narrative Form W: "Eine Erzählung (lat.: narratio) ist eine Form der Darstellung. Man versteht darunter die Wiedergabe eines Geschehens in mündlicher oder schriftlicher Form. Deren Ergebnis, eine Geschichte im Sinne des englischen Begriffs story, nennt man Narration. Der Akt des Erzählens wird Narrativität genannt. Das Attribut narrativ wird auch für die Methode verwendet, Sachverhalte und Lehren in Form von stories zu vermitteln.
        Eine Minimaldefinition von Erzählung ist: Jemand erzählt jemand anderem, dass etwas geschehen ist. Wesentlich ist dabei die dynamische Verbindung zwischen dem, was erzählt wird und dem, wie es erzählt wird. Eine Erzählung lässt sich also daran erkennen, dass sie doppelwertig ist. Dies kann auch in zeitlicher Hinsicht formuliert werden. Dann geht es um den interaktiven Zusammenhang zwischen der Zeit, in der das Erzählte spielt, im Verhältnis zu derjenigen Zeit, in der erzählt wird, was geschehen ist. Sind keine Interaktionen zwischen zwei Faktoren dieser Art auszumachen, ist es keine Erzählung.[1]"
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    natcode  > Identitätstheorie, besonders  Natcode.
    Ein wichtiger biopsychischer Hilfsbegriff der Identitätstheorie zur Kodierung psychischer und biologischer Vorgänge. Jedes Erleben bedarf einer biologischen Basis, aber nicht umgekehrt. Die meisten biologischen Vorgänge werden nicht erlebt. Da die naturwissenschaftliche Kodierung vieler Erlebensvorgänge - noch - nicht bekannt ist, soll die technische Hilfs-Variable "natcode" diese - noch - unbekannten Vorgänge repräsentieren. Das Erleben selbst ist an das Leben gebunden. Nur Lebende können erleben. Aber auch das Erleben muss biologisch kodiert sein. Zum Erleben gehören zwei Kodierungen: (1) der biologische Vorgang und (2) das Erleben dieses Vorganges. Damit findet der uralte Dualismus eine scheinbare Entsprechung in diesem Modell.
        Allgemeine Kodierungs-Schemata:
    • natcode(bio): die naturwissenschaftliche Kodierung eines biologischen Vorganges, der unabhängig vom Erleben erfolgen kann..
    • natcode(erleben(natcode(bio)))) die naturwissenschaftliches Kodierung des Erlebens eines biologisches Vorganges.
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    NCC neuronal correlates consciousness [Chalmers2000]:  Die Suche nach neuronalen Korrelaten des Bewusstseins (oder NCC) wird als Grundstein des Wiederauflebens der Wissenschaft des Bewusstseins angesehen. Folgende Vorschläge über die Art und Lage der neuronalen Korrelate des Bewusstseins wurden z.B. gemacht:
    • 40-Hz-Schwingungen in der Großhirnrinde (Crick und Koch 1990)
    • Intralaminare Kerne im Thalamus (Bogen 1995)
    • Re-intrant Schleifen in thalamokortikalen Systeme (Edelman 1989)
    • 40-Hertz-rhythmische Aktivität in thalamokortikalen Systemen (Llinas et al 1994)
    • Erweitertes retikuläres Thalamus-Aktivierungs-System (Newman und Baars 1993)
    • Neurale Bereiche gebunden durch NMDA (Flohr 1995)
    • Bestimmte neurochemischen Ebenen der Aktivierung (Hobson 1997)
    • Bestimmte Neuronen im inferior temporalen Kortex (Sheinberg und Logothetis 1997)
    • Neuronen im extrastriären visuellen Kortex, projiziert in präfrontale Bereichen (Crick und Koch 1995)
    • Visuelle Verarbeitung im ventralen Strom (Milner und Goodale 1995)
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    Nervenzellen  (Neuronen) [W] Bei den Nervenzellen werden Neurone und Gliazellen unterschieden. Man schätzt ca. 100 Milliarden Neurone.
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    Neurogenese  > Nervenzellen.
    Neubildung von Nervenzellen (im Erwachsenenalter). Schiepek (2011, Hrsg.), S. 86-94: Die Neuentstehung von Nervenzellen im erwachsenen Gehirn. Die DGN teilt am 18.09.2014 mit: "Neue Nervenzellen nach Schlaganfall? Mit der aus der Archäologie bekannten Radiokarbonmethode können Forscher erstmals das Alter von Nervenzellen exakt bestimmen. Sie gehen damit einer zentralen Frage der Neurologie nach: Erholt sich das Gehirn nach einem Schlaganfall?
        18. September 2014 – Das menschliche Gehirn kann auch im Erwachsenenalter neue Nervenzellen bilden – mit dieser Meldung machte vor einigen Jahren die Neurowissenschaft Furore. Denn bis dahin galt eisern: Erwachsene Gehirne bilden keine neuen Nervenzellen mehr. Allerdings: Die Neubildung von Neuronen, die sogenannte Neurogenese, konnte beim gesunden Erwachsenen bisher nur im Hippocampus nachgewiesen werden, einem kleinen, tiefer sitzenden und evolutionär sehr alten Areal im Gehirn. Seitdem suchten die Wissenschaftler auch nach neugebildeten Zellen in der Großhirnrinde (Neokortex), in der alle höheren Funktionen des Gehirns angelegt sind, etwa das Sprechen, Verstehen und Entscheidungszentren. Und im Tierversuch sah es in jüngster Zeit ganz danach aus, dass auch hier neue Zellen entstünden – eine hervorragende Basis für neue Therapieansätze nach einem Schlaganfall. Diese Forschung hat nun mithilfe der aus der Archäologie bekannten Radiokarbonmethode eine überraschende Wendung erfahren, teilt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie heute auf der Neurowoche in München mit: Offenbar werden im Kortex doch keine neuen Zellen gebildet – weder im Gesunden noch bei Patienten mit Schlaganfall. „Die Wiederherstellung von verlorenen Gehirnfunktionen nach einem ischämischen Schlaganfall im Kortex muss auf andere Ursachen, wie Plastizitätseffekte, zurückgehen“, sagt PD Dr. Hagen B. Huttner, Oberarzt der Neurologie am Universitätsklinikum Erlangen und Erstautor der Studie eines internationalen Forscherteams, die vor Kurzem in Nature Neuroscience erschienen ist. Allerdings können geschädigte Nervenzellen ihr Erbgut reparieren und so überleben. ...."
        Quellen:
    • Huttner HB et al: The age and genomic integrity of neurons after cortical stroke in humans. Nat Neurosci. 17(6):801-3.
    • Spalding KL et al: Dynamics of hippocampal neurogenesis in adult humans. Cell. 153(6):1219-27
    • Gestörte Neurogenese Bock, Jörg  & Braun, Katharina (2012), S. 152.
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    Neuromathematik
    Bentz, Hans-Joachim & Dierks, Andreas  (2013) Neuromathematik und Assoziativmaschinen. Berlin: Springer-Vieweg. Vorwort: "Dieses Buch richtet sich vornehmlich an Studierende und Dozenten der Informatik, Informationstechnologie, Mathematik, einschließlich der zugehörigen Lehrämter, Ingenieur- und Neurowissenschaften. Es bietet einen Ansatz zur Neuromathematik und eine ins Einzelne gehende Darlegung des Aufbaus, der Eigenschaften und Programmierweisen von Assoziativmaschinen. Dieses sind frei programmierbare Maschinen, deren Programm- und Datenspeicher aus Assoziativspeichern aufgebaut sind. Da Assoziativmaschinen kein Rechenwerk sondern ein Assoziierwerk besitzen, müssen sie bei Bedarf ihre Rechenfertigkeiten erst erlernen. Das kann auf verschiedene Weise geschehen, wie die ausführlichen Erläuterungen im Kapitel über das Assoziative Rechnen zeigen. Dabei gelangt man zum Einsatz von Variablen, in denen sich Eindrücke und Begriffe sammeln und die unter anderem ein Rechnen auf natürliche Weise beschreiben lassen."
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    Neuronales Netzwerk
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    Neuroplastizitaet [W160417] "Unter neuronaler Plastizität versteht man die Eigenart von Synapsen, Nervenzellen oder auch ganzen Hirnarealen, sich zwecks Optimierung laufender Prozesse in ihrer Anatomie und Funktion zu verändern. Je nach betrachtetem System spricht man zum Beispiel von synaptischer Plastizität oder kortikaler Plastizität.
        Der Psychologe Donald Olding Hebb gilt als der Entdecker der synaptischen Plastizität. Er formulierte 1949 die  Hebbsche Lernregel  in seinem Buch The Organization of Behavior.[1]"
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    Neurotransmitter Überträgerstoffe, z.B. Acetylcholin, Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, die in Millisekunden Potentialänderungen hervorrufen.
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    Nicht Bewusstes Das meiste Geschehen in uns ist uns nicht bewusst (> Carus).
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    Normalbedingungen  allgemeinwissenschaftliche wichtige Randbedingungen für die eine Aussage gelten soll. Viele wissenschaftliche Aussagen gelten regelhaft oft nur unter "Normalbedingungen", die jeweils zu definieren sind.
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    Ohnmacht (Synkope) meist kurzfristiger Verlust des Bewusstseins. [W]
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    Oneiroid traumartige Desorientierung.
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    P300
    Brain Fingerprinting Laboratories, Inc. hat nach Dr. Lawrence Farwell patentierte EEG/P300 basierte Prüfsysteme entwickelt, die mit extrem hoher Genauigkeit feststellen, ob oder ob nicht spezifische Informationen im Gedächtnis einer Person gespeichert werden. Der Test mißt einzelne Gehirnwellen-Reaktionen (P300 Welle) zu relevanten Wörtern, zu Abbildungen oder zu Tönen, die durch einen Computer dargestellt werden. Die Maße werden nach der Reizvorgabe im Bruchteil einer Sekunde erfaßt, noch bevor die ProbandIn in der Lage ist, zu antworten oder Kontrolle auszuüben. Als sehr wichtig hat sich für die Firma die Anwendung und Zulässigkeit als Beweismittel vor Gericht ergeben. Die Technologie hat viele aufregende Anwendungen in einigen sehr großen Märkten: Staatssicherheit, Geheimdienste, Polizei, medizinische Diagnose, Werbung, Versicherungsbetrug und vor Gericht.
    Anmerkung: Sämtliche Links die Fehler 404 produzierten wurden gelöscht.
    Prof. Engel äußerte sich auf der Tagung im turmdersinne 2004 kritisch zur Eindeutigkeit des P300 Signals.
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    Pareidolie "'Hineinsehen' von Gestalten in ein unklar strukturiertes visuelles Erlebnisfeld (z.B. alte Mauerwerke, Wolken, Tapeten, Teppichmuster u.ä.)." [Scharfetter 1976, S. 136]
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    Penfield
    "Der Neuropsychologe Erich Kasten schreibt: "Wilder Penfield stimulierte als erster seit Mitte der 30er Jahre die Hirnrinde von Patienten elektrisch. Diese Versuche wurden insbesondere an Patienten mit Hirntumor durchgeführt. Bei geöffnetem Schädel wird der Neocortex hier mit schwachen elektrischen Strömen stimuliert. Auf eine solche Reizung erfolgten bei den Patienten, abhängig vom Ort der Stimulation, lebhafte akustische oder visuelle Halluzinationen, welche die Patienten trotz der nüchternen Atmosphäre des Operationssaales als überwältigend real erlebten und mitunter bis ins kleinste Detail schilderten. Diese Detailtreue führte Penfield zu der Annahme, dass das Gehirn praktisch eine vollständige Erinnerung an alle Ereignisse des Lebens bewahrt. Penfield (1930, 1950, 1954) stellte bei Reizung des Okzipitalpols unbewegte, bei Stimulation der Okzipitalkonvexität aber bewegte Photopsien fest. Auch bei Reizung des Temporallappens entstanden visuelle Halluzinationen, die allerdings im gesamten Gesichtsfeld und nicht nur halbseitig auftraten (Penfield & Perot, 1963)."
        An anderer Stelle heißt es auf der Homepage von Privatdozent Dr. Erich Kasten, Neuropsychologe am Institut für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg:  "Einen frühen Hinweis darauf, dass Halluzinationen in erster Linie einen ungeordneten Abruf von im Gedächtnis gespeicherten Informationen darstellen, lieferte der Neurochirurg Wilder Penfield schon in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Penfield stimulierte während Hirnoperationen die Cortexoberfläche von Patienten elektrisch und ließ sich die wahrgenommenen Veränderungen beschreiben. Auf eine solche Reizung erfolgten, abhängig vom Ort der Stimulation, lebhafte akustische oder visuelle Halluzinationen, welche die Patienten trotz der nüchternen Atmosphäre des Operationssaales als überwältigend real erlebten und mitunter bis ins kleinste Detail schilderten. Diese Detailtreue führte Penfield zu der Annahme, dass das Gehirn praktisch eine vollständige Erinnerung an alle Ereignisse des Lebens bewahrt. Die eigentliche Leistung des Verstandes besteht wohl darin, die riesige Menge von Erinnerungen, die man im Lauf des Lebens aufnimmt, abzukapseln und nur auf Abruf bewusst werden zu lassen." Und:
        "Träume zeigen, dass nicht nur eine neuronale Hyperaktivität des Gehirns Ursache für Halluzinationen sein muss, sondern offenbar ebenso eine Unterversorgung mit aktuellen Informationen. Einen Großteil unserer menschlichen Intelligenz hat der Mensch sich damit erkauft, dass er nun ein Gehirn besitzt, das nach ständiger Stimulation verlangt. Bleibt diese längere Zeit aus, so holt sich das Gehirn hier aus den Gedächtnisspeichern irgendwelche Informationen, meist völlig ohne äußere Reizgeber und ohne auf die Sinnesorgane angewiesen zu sein. Zum Teil werden Tageserlebnisse nachempfunden oder auch antizipiert. Zum anderen Teil tauchen aber häufig auch uralte Informationen aus der Jugend oder der Kindheit auf, die wir längst vergessen glaubten und die Penfields Ansicht, dass das Gehirn fast alle Erinnerungen speichert, wirkungsvoll unterstreicht." [IP-GIP Sekundär-Quelle]
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    PET
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    Plastizität  Anpassungsfähigkeit an Gegebenheiten oder Aufgaben. > Neuroplastizität.
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    Priming > Bahnung, Vorbereitung. Bereits Erfahrenes wird schneller erkannt, quasi durch Voreinstellung. Darin kann auch eine Gefahr für Vorurteile und Fehler liegen. Das Lexikon der Psychologie  führt aus: "Priming-Effekt, auch: assoziative Aktivierung, Aktivierungsausbreitung, Kontext-Effekt, “Zündung”, nach Lashley die unterschwellige Aktivierung von Assoziationen. Beispiel: Die Beantwortung einer Frage wirkt sich auf die nachfolgenden Fragen aus. Wird z.B. nach einem Objekt gefragt, das eine besonders negative Bewertung hervorruft, kann sich diese negative Bewertung auf alle anderen nachfolgenden mit dem Objekt assoziierten Fragen auswirken. Priming liegt also vor, wenn das Auftreten eines Ereignisses A die Wahrscheinlichkeit des Auftretens des Ereignisses B, das mit dem Ereignis A verbunden ist, vergrößert (Informationsverarbeitung, Gedächtnis)."
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    Prosopagnosie Verlust der Gesichter-Erkennung
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    Prozedurales Gedaechtnis LexikonStangl: "Das prozedurale bzw. implizite oder nicht-deklarative Gedächtnis beinhaltet Fertigkeiten, die automatisch, ohne Nachdenken eingesetzt werden. Dazu gehören vor allem motorische Abläufe (Fahrradfahren, Schwimmen, Tanzen, Skifahren, etc.). Der Inhalt des prozeduralen Gedächtnisses kann nur im Kontext einer bestimmten Prozedur, eines bestimmten Verhaltens abgerufen werden. Das Sitzen auf einem Fahrrad löst, falls man Radfahren gelernt hat, bestimmte motorische Aktivitäten aus, die bei anderen Verhaltensweisen, etwa beim Klavierspielen, nicht verwendet werden."
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    relationales Gedaechtnis vom Lexikon der Neurowissenschaft auch  explizites Gedächtnis  genannt. rG hat weder in Eysenck et al. noch im Dorsch oder bei Hoffmann & Engelkamp einen eigenen (Sachregister) Eintrag. Die Wortschöpfung sollte erwarten lassen, dass es bei diesem Gedächtniskonstrukt um verbundene (relationale) Gedächtnisinhalte geht. Das dürfte aber kein zweckmäßiges Unterscheidungskriterium sein, weil in allen Gedächtnisarten Verbindungen eine Rolle spielen.
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    Schlaf [W]
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    Schlaefrig zum Schlafen zu Mute; müde.
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    Schlafstoerungen In der Anamnese kann man zunächst grob erfassen: Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, Alpträume, Erholungswert des Schlafes.
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    Schlafwandeln (Somnambulismus) [W]
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    Schwindel  > HNO-Ärzte im Netz. Vielfältige Erscheinung mit mannigfachen Ursachen oder Auslösern, die auch zu Ohnmachten führen kann.
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    Selbst
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    Selbstorganisation  Grundlegender neuerer Wissenschaftsbegriff. Organisation ohne "Zentralregierung".
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    Semantisches Gedaechtnis der Bedeutungen (Faktenwissen)
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    Semiotisch-Terminologisches
    1) Mit dem griechischen Buchstaben Theta J  (nach Jerapeia (therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie Heilmittel oder Heilwirkfaktoren Qualität (Funktion) annehmen,  z. B. J einsehen,  J zulassen unterdrückter Erinnerungen, J stellen (konfrontieren), J sich  überwinden und J mutig sein, J differenzieren, J entspannen, J lernen, J loslassen, J beherrschen ... Und um deutlich zu machen, dass wir ein Wort nicht alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer psychologisch-psychotherapeutischen Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben y  (Psi, mit dem das griechische Wort für Seele =  yuch, sprich: psyche, beginnt). Störungs Funktor. Begriffe, die eine Störung repräsentieren sollen, kennzeichnen wir mit dem Anfangsbuchstaben Tau (t) des griechischen Wortes für Störung tarach (tarach). Viel Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften sind. Um diese babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ und entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm der Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie entwickelt worden: Kamlah & Lorenzen (1967). Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen. Ausführlich zur Terminologie.
      Querverweise (Links)  zum Terminologie-Problem in der Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie:
      • Übersicht Heilmittellehre in der GIPT.
      • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie aus Allgemeiner und Integrativer Sicht.
      • Grundzüge einer Idiographischen Wissenschaftstheorie.
      • Introspektion, Bewußtseins- und Bewußtheitsmodell in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
      • Beispiel Nur_empfinden_fühlen_spüren.
      • Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
      • Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
      • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
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    Skript  vieldeutiges Homonym [W] In der Psychotherapie (Transaktionsanalyse, NLP) ein Programm, das im Rahmen von Therapiezielen und - plänen aktiviert oder deaktiviert werden soll.
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    Somnambul a) Schlafwandeln.  b) schlafähnlich (Hypnoseschlaf),
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    Somnolenz Erster, leichter Benommenheits- oder Bewusstseinstrübungsgrad.
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    Sonderzustaende
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    Sopor Bewusstseinstrübung (3. Grad).
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    Sperrung psychopathologisches Symptom, nicht gut definiert und operationalisiert und daher meist nicht ganz einfach oder hinreichend sicher festzustellen. Peters (1987): "Sperrung (KRAEPELIN). Für Schizophrenie sehr typisches Symptom: Der Gedankenfaden reißt plötzlich ab, wodurch eine Pause im Denken (und Sprechen) entsteht. In schwereren Fällen versiegt der Gedankenstrom für längere Strecken ganz. Der Unterschied zu dem verwandten Symptom der Hemmung bei Depression entspricht dem der Physik entnommenen Bild. Der Lauf eines Rades wird durch eine Last erschwert, gehemmt, aber durch Sperrvorrichtung verhindert. Ist die Sperre beseitigt, so ist das Tempo der Bewegung normal. Schizophrene entwickeln zu dieser von ihnen selbst wahrgenommenen Denkstörung oft einen Erklärungswahn und erleben sie als von außen gemacht, durch Hypnose oder Apparate beeinflußt. Die Bez. wurde ursprünglich von KRAEPELIN verwendet, um die Eigenart der Bewegungsstörung bei Katatonie zu beschreiben, dann aber von BLEULER analog zur Kennzeichnung schizophrener Denkstörung gebraucht. fr: barrage; e: barrage, stroking blocking". In dieser Charakterisierung ist störend, dass Sperrung über Gedankenabreißen, auch ein schizophrenes Symptom, bestimmt wird. Beide - Gedankensperrung und Gedankenabreißen - braucht man nicht.
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    Striatum   [W]
    Bear et al. (2009), S. 852: "Striatum und prozedurales Gedaechtnis"
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    Stupor  Erstarrung.  [W]
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    Synapse Neuronale Basisschnittstelle zwischen Nerven- und Effektorzellen. Im Durchschnitt hat eine Nervenzelle ungefähr 1000 ausgehende und ca. 10000 eingehende Kontakte (> Lexikon der Neurowissenschaft).
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    Synaptische Plastizitaet im Hippocampus
    Bear et al. (2009), S. 883.
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    Synergetik  Zusammenwirken.
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    Synkope > Ohnmacht.
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    Tagtraum (selbsterklärender Name).
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    Teil  Herausgelöst aus einem Ganzen zu dem es gehört.
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    Temporallappen [W]
    Bear et al. (2009), S. : "Temporallapen und adaptives Gedächtnis"
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    Transienten  Begriff neuronaler Netzwerke.
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    Trance  eigener Bewusstseinszustand, der für Suggestionen besonders empfänglich macht. Gedankenloren, geistesabwesend.
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    Traum  REM-Schlaf-Traum, NREM-Schlaf Traum, Luzider Traum.
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    Tunnelblick  [W] scheinbar einen fernen Punkt fixieren: kann eine besondere Konzentration und Abwesenheit (Trance) bedeuten.
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    Ultrakurzzeitgedaechtnis prüft, ob Informationen von Interesse sind und an das Kurzzeitgedächtnis weitergeleitet werden sollen.
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    Unbewusstes  Die neutrale Bedeutung ist Nichtbewusstes. Durch Freud und die Psychoanalyse wurde eine weitere spezielle Bedeutung begründet, was sich etwa darin ausdrückt, dass vom "System Ubw" gesprochen wird. Damit ist ein grundlegender Bereich gemeint, der den Menschen bestimmt.
        Freud (1916): "All dies alte Infantile, was einmal herrschend und alleinherrschend war, müssen wir heute dem Unbewußten zurechnen, von dem unsere Vorstellungen sich nun verändern und erweitern. Unbewußt ist nicht mehr ein Name für das derzeit Latente, das Unbewußte ist ein besonderes seelisches Reich mit eigenen Wunschregungen, eigener Ausdrucksweise und ihm eigentümlichen seelischen Mechanismen, die sonst nicht in Kraft sind." Und später, S. 292f:  "Ich will Ihnen auseinandersetzen, welche theoretischen Vorstellungen sich allein brauchbar erwiesen haben, um den Begriff der Verdrängung an eine bestimmtere Gestalt zu binden. Es ist vor allem dazu notwendig, daß wir von dem rein deskriptiven Sinn des Wortes »unbewußt« zum systematischen Sinn desselben Wortes fortschreiten, das heißt wir entschließen uns zu sagen, die Bewußtheit oder Unbewußtheit eines psychischen Vorganges ist nur eine der Eigenschaften desselben und nicht notwendig eine unzweideutige. Wenn ein solcher Vorgang unbewußt geblieben ist, so ist diese Abhaltung vom Bewußtsein vielleicht nur ein Anzeichen des Schicksals, das er erfahren hat, und nicht dieses Schicksal selbst. Um uns dieses Schicksal zu versinnlichen, nehmen wir an, daß jeder seelische Vorgang - es muß da eine später zu erwähnende Ausnahme zugegeben werden  - zuerst in einem unbewußten Stadium oder Phase existiert und erst aus diesem in die bewußte Phase übergeht, etwa wie ein photographisches Bild zuerst ein Negativ ist und dann durch den Positivprozeß zum Bild wird. Nun muß aber nicht aus jedem Negativ ein Positiv werden, und ebensowenig ist es notwendig, daß jeder unbewußte Seelenvorgang sich in einen bewußten umwandle. Wir drücken uns mit Vorteil so aus, der einzelne Vorgang gehöre zuerst dem psychischen System des Unbewußten an und könne dann unter Umständen in das System des Bewußten übertreten. Die roheste Vorstellung von diesen Systemen ist die für uns bequemste; es ist die räumliche. Wir setzen also das System des Unbewußten einem großen Vorraum gleich, in dem sich die seelischen Regungen wie Einzelwesen tummeln. An diesen Vorraum schließe sich ein zweiter, engerer, eine Art Salon, in welchem auch das Bewußtsein verweilt. Aber an der Schwelle zwischen beiden Räumlichkeiten walte ein Wächter seines Amtes, der die einzelnen Seelenregungen mustert, zensuriert und sie nicht in den Salon einläßt, wenn sie sein Mißfallen erregen. Sie sehen sofort ein, daß es nicht viel Unterschied macht, ob der Wächter eine einzelne Regung bereits von der Schwelle abweist oder ob er sie wieder über sie hinausweist, nachdem sie in den Salon eingetreten ist. Es handelt sich dabei nur um den Grad seiner Wachsamkeit und um sein frühzeitiges Erkennen. Das Festhalten an diesem Bilde gestattet uns nun eine weitere Ausbildung unserer Nomenklatur. Die Regungen im Vorraum des Unbewußten sind dem Blick des Bewußtseins, das sich ja im anderen Raum befindet, entzogen; sie müssen zunächst unbewußt bleiben. Wenn sie sich bereits zur Schwelle vorgedrängt haben und vom Wächter zurückgewiesen worden sind, dann sind sie bewußtseinsunfähig; wir heißen sie verdrängt. Aber auch die Regungen, welche der Wächter über die Schwelle gelassen, sind darum nicht notwendig auch bewußt geworden; sie können es bloß werden, wenn es ihnen gelingt, die Blicke des Bewußtseins auf sich zu ziehen. Wir heißen darum diesen zweiten Raum mit gutem Recht das System des Vorbewußten. Das Bewußtwerden behält dann seinen rein deskriptiven Sinn. Das Schicksal der Verdrängung besteht aber für eine einzelne Regung darin, daß sie vom Wächter nicht aus dem System des Unbewußten in das des Vorbewußten eingelassen wird. Er ist derselbe Wächter, den wir als Widerstand kennenlernen, wenn wir durch die analytische Behandlung die Verdrängung aufzuheben versuchen."
    Freud, Sigmund (1969) Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. Und Neue Folge. Studienausgabe Bd. I. Frankfurt aM: S, Fischer.
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    Verbinden  Grundlegender allgemeiner und wissenschaftlicher Begriff. Wichtige seelische Grundfunktion, Sachverhalte zu verbinden.
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    Verdraengen unbewusst motiviertes vergessen; ein Konzept (Abwehrmechanismus) Freuds und der Psychoanalyse, bis heute nicht richtig nachgewiesen. Schon von Kant erwähnt.
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    Vergessen  Wichtiger und mehrdeutiger Grundbegriff der Gedächtniswissenschaften. Ganz allgemein: nicht mehr zugängliche Information wird meist als vergessen bezeichnet. Hierbei kann nur der Zugriff behindert, gehemmt oder gestört sein oder die Information selbst verblassen oder zerfallen gedacht werden. Gegen zerfallen, verschwinden oder auflösen spricht, dass die  neurobiologische Forschung (> Materialien) bestreitet, dass es ein Löschen gibt.
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    Verwirrt, Verwirrung  besonderer Bewusstseinszustand, der oft mit mehr oder minder Desorientierung einhergeht.
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    Verzueckung  besonderer und intensiver Bewusstseinszustand.
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    Vigilanz  Wachheit; quantitativ: Ausprägung der Wachheit.
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    Vorbewusstes etwas aktuell nicht Bewusstes, aber grundsätzlich bewusstseinsfähiges.
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    Vorstellung, vorstellen
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    Wach, Wachheit Grundlegender Bewusstheitszustand.
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    Wachkoma (apallisches Syndrom) [W]
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    Wachtraum traumartiges Erleben im Wachzustand > Tagtraum. Zur Erforschung des Erlebens sind Normierungen hilfreich.
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    Wahrnehmung   [W]
    • Terminologische Grundüberlegungen für eine allgemeine Wahrnehmungstheorie.
    • Welten und  die Konstruktion unterschiedlicher Wirklichkeiten in der GIPT.
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    Wecken  schönes, einfaches Alltagsbeispiel für nicht bewusstes wahrnehmen. Der Wecker ruft aus dem Schlafzustand in das Erwachen.
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    Willensfreiheit   [Libet, Beweis zur Willensfreiheit Sponsel 2006]
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    Wissensgedaechtnis  > explizites, deklaratives, semantisches Gedächtnis.
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    Wissenssystem
    Hier stellt sich die Frage, wie Wissen im Gedächtnis oder im Gehirn organisiert ist und welche Varianten und Formen vorkommen. Die Gedächtnisfähigkeiten der Menschen sind sehr unterschiedlich, so dass die Annahme naheliegt, dass unterschiedliche Organisations- und Aneignungsformen vorliegen, die teilweise auch durch Lernen und Übung verbessert werden können.
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    Zeitschriften Gedaechtnis.
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    Zerstreut Wie der Namen in seiner allgemeinen Bedeutung sagt, ist die Aufmerksamkeit zerstreut. Das ist einerseits eine jedem bekannte alltägliche und vorübergehende Erfahrung. Andererseits kann es sich auch um eine grundlegendere Störung wie bei der Aufmerksamkeitsdefizitstörung (AD-H-D), die auch als sekundäres Syndrom bei Stress, psychotischen oder psychoorganischen Störungen auftreten kann.
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    Zustand  wichtiger wissenschaftlicher Grundbegriff neben Ereignis und Geschehen, in dem sich ein betrachtetes Objekt oder System von Objekten befindet. Beim Bewusstsein sind es natürlich die Grundzustände Wach, Schlaf, Traum, Trance, Bewusstlos.
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    Querverweise
    Standort: Neurowissenschaftliche Psychotherapieforschung
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    • Beweis und beweisen in Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie.
    • Psychotherapieforschung, Evaluation und Qualitätssicherung in der GIPT-Praxis.
    • Der Wissenschaftsbegriff und seine aktuelle Bedeutung.
    • Die grundlegenden Probleme und Aporie jeglicher Einzelfall- und damit Therapieforschung. Grundzüge einer idiographischen Wissenschaftstheorie.
    • Konzepte Idealer Psychologischer Grundlagen Experimente zur operationalen Normierung psychischer Elementarfunktionen. Definieren._*
    • Norm, Wert, Abweichung (Deviation), Krank (Krankheit), Diagnose. "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt".
    • Wissenschaftlicher Grundbegriff Vergleichen.  * Allgemeine Theorie und Praxis Vergleichen._*
    • Die grundlegenden Probleme und Aporie jeglicher Einzelfall- und damit Therapieforschung: Grundzüge einer idiographischen Wissenschaftstheorie. Bissige Kritik des numerologischen Szientismus in der Psychologie.
    • Die Meta-Analyse von GRAWE et al. 1994 (Erfassung bis Ende 1983).
    • Meta-Analyse: Was sind und was sagen Meta-Analysen aus?.
    • Zahlen und neue Zahlen zum Messen im Unscharfen, Flüchtigen, Subjektiven und idiographischen.
    • Konstruktivismus - Formen & Varianten. Vulgärkonstruktivismus* Welten * Wirklichkeit und Sprache *
    • Eine wissenschaftlich faire Literaturanalyse zur Wissenschaftlichkeit der Psychotherapieverfahren durch Erhebung von veröffentlichten Arbeiten zu oder mit folgenden Themen: Dokumentation, Evaluation, Fallberichte, Indikation und Outcome (Wirkungsforschung).
    • Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Psychotherapieforschung site: www.sgipt.org.

    Dienstleistungs-Info.

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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Neurowissenschaftliche Psychotherapieforschung. Eine kritische Analyse am Beispiel Roth/Strüber (2014): "Die Wirkungsweise der Psychotherapie aus Sicht des Neurowissenschaftlers". Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/wisms/ptf/nwPTF.htm
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    kontrolliert: 17./18.04.2016 irs


    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    20.04.16    Wie LSD das Ich auflöst - Studie zur Gehirnaktivität unter Drogen.
    18.04.16    Nach Prüfung auf Linkfehler ins Netz gestellt.
    00.10.15    Ich habe die Seite im Oktober 2015 angelegt und mit der Materialsammlung, Konzeption und Darstellung begonnen. Als Beispiel habe ich die Arbeit von Roth & Strüber gewählt: Die Wirkungsweise der Psychotherapie aus Sicht des Neurowissenschaftlers.