Die Meta-Analyse von GRAWE et al. 1994 (Erfassung bis Ende 1983)
Querverweis:
Meta-Analyse:
Was sind und was sagen Meta-Analysen aus? Zu: Smith,
Glass & Miller 1980
Eine
wichtige Quelle der Wirksamkeitsstudien zur methoden- und schulenübergreifenden
Psychologischen Psychotherapie ist GRAWE et al. (1994). Zunächst der
allgemeine Vergleich im Hinblick auf die Anzahl vorliegender sog. kontrollierter
Studien (Erfassungszeitraum bis Ende 1983). Der absolute Vegrleich ist
allerdings nicht fair, weil die verschiedenen Therapie-Schulen und -Richtungen
unterschiedlich lange existieren, unterschiedlich stark verbreitet und
an den Forschungsstätten unterschiedlich stark repräsentiert
sind. Die stärkste Repräsentation ist üblicherweise bei
den Verfahren zu erwarten, die relativ einfach strukturiert und operationalisierbar
sind wie z. B. die Verhaltenstherapien.
Einen
wissenschaftlich fairen Vergleich durch relative Normierung auf die Anzahl
der Veröffentlichungen
findet man hier.
Anzahl Kontrollierte Studien bei GRAWE et al. (1994)
Erfassungszeitraum war Jahrewende 1983/84. Aus zunächst ca. 3500 Studien wurden schließlich 897 Studien ausgewählt "mit einem Veröffentlichungsumfang von mindestens fünf Seiten, in denen nicht weniger als vier erwachsene unter einem klinisch relevanten Problem leidende Patienten oder Klienten über mehr als drei Sitzungen hinweg psychologisch behandelt und die dadurch bewirkten, individuell gemessenen Veränderungen mit denen bei einer nicht oder anders behandelten oder anders zusammengesetzten Patientengruppe verglichen wurde. Die Analyse dieser 897 Studien liegt den in den Ergebnisberichten zu den einzelnen Therapiemethoden in Kapitel 4 gemachten Ergebnissaussagen zugrunde." (S. 60).
"4.3 Humanistische Therapien (83)
< (a. a. O., S. 97) (Anzahl)
Psychodrama ................................................
6
Gestalttherapie ............................................
7
Gesprächspsychotherapie ....................................
35
Encounter-Gruppen ..........................................
9
Humanistische Therapie ohne nähere
Spezifizierung .......... 11
Transaktionsanalyse ........................................
6
Musiktherapie ..............................................
3
Bewegungs- und körperorientierte
Therapie .................. 3
Tanz- und Kunsttherapie ....................................
2
Bioenergetische Therapie ...................................
1
4.4 Psychodynamische Therapien (70)
< (a. a. O., S. 168)
Langzeit-Psychoanalyse .....................................
0
Psychoanalytisch orientierte Psychotherapie
................ 12
Psychoanalytische Kurztherapie .............................
29
Psychodynamische Therapie ohne nähere
Spezifizierung ....... 8
Psychodynamische Therapie mit medikam.
Behandlung .......... 13
Ich-Analyse ................................................
3
Individualtherapie .........................................
2
Katathymes Bilderleben .....................................
2
Daseinsanalyse .............................................
1
4.5 Kognitiv-behaviorale Therapien (452)
< a. a. O., S. 245)
Systematische Desensibilisierung ...........................
56
Training sozialer Kompetenz ................................
74
Reizkonfrontation ..........................................
62
Biofeedback ................................................
62
Aversionstherapien .........................................
31
Paradoxe Intention .........................................
10
Rational-emotive Therapie ..................................
17
Kognitive Bewältigungstrainings ............................
38
Problemlösetherapien .......................................
25
Kognitive Therapie nach Beck ...............................
16
Depressionstherapie nach Lewinsohn .........................
17
Verhaltenstherapeutische Alkoholikerprogramme
.............. 14
Verhaltenstherapeutische Sexualtherapie
.................... 22
Breitspektrumverhaltenstherapie ............................
8
4.6 Interpersonale Therapien (63)
< (a. a. O., S. 514)
IPT nach KLERMAN & WEISSMAN (1974)
......................... 10
Paartherapien (VT dominant) ................................
35
Familientherapien ..........................................
18
4.7 Entspannungstherapien & Hypnose
(114)< (a. a. O., S. 579)
Progressive Muskelentspannung ..............................
66
Autogenes Training .........................................
14
Hypnose ....................................................
19
Meditation .................................................
15
4.8 Eklektische & richtungsübergreifende
Therapien (22) .... 22
(a. a. O., S. 638 ff)
Eklektische & richtungsübergreifende Therapien bei GRAWE et al. (1994, Kap. 4.8: N=22)
Hierzu zählen alle explizit eklektischen und integrativen Ansätze
mit pluralistischem Methoden-Repertoire aus verschiedenen Therapierichtungen
(Definition a. a. O., S. 638). Insgesamt lagen 22 kontrollierte Studien
mit 1743 Patienten vor, die erste aus dem Jahre 1961. "Die methodische
Qualität der Studien liegt eher etwas über dem Durchschnitt."
(S.647). Qualitativ kommen GRAWE et al. zu dem Ergebnis: "Eklektische und
richtungsübergreifende Therapien führten fast immer zu einer
signifikanten Besserung der Hauptsymptomatik. Auch in anderen Bereichen
wurden, wenn entsprechende Messungen erhoben wurden, ganz überwiegend
bedeutsame positive Veränderungen festgestellt. Im an und für
sich strengeren Kontrollgruppenvergleich ist dieses positive Ergebnisbild
sogar noch deutlicher als im Prae-Post-Vergleich. Besonders für die
ausdrücklich eklektischen Therapien sieht die Wirkungsbilanz im Kontrollgruppenvergleich
recht eindrucksvoll aus." (S. 649).
Direkte Effektstärkenvergleiche (ES) zwischen Gesprächspsychotherapie (GT), Psychoanalyse (PA), Verhaltenstherapie (VT) und Familientherapie (FT)
Nach Grawe et al. 1994, S. 651-671. Bemerkung: die Effektstärken werden leider nicht konsequent und übersichtlich mitgeteilt (siehe auch Heckrath & Dohmen Kritik).
ES Anzahl Anzahl
t-Test Quelle
Studien Vergleiche
Seite
Kontrollgruppen
0,36 19
661
Durchschnittliche Effektstärke
Methode Grawe et al.
1,21
661
Methode Smith et al.(1980)
0,86
661
Psychoanalyse verglichen mit ... 0,83
19 487
signif. 662, 663
Verhaltenstherapie ............. 1,21
19 487
signif. 662, 663
Psychoanalyse
verglichen mit ... ? 3
117 ?
665
Gesprächspsychotherapie ........ ?
3 117
? 665
Psychoanalyse verglichen mit ... ?
1 30
? 667
Familientherapie ............... ?
1 30
? 667
Gesprächspsychotherapie verl.mit 1,21
10 723
signif. 662,664,668
Verhaltenstherapie ............. 1,82
10 723
signif. 662,664,668
ohne Angulo:
Gesprächspsychotherapie verl.mit 0,87
9 ?
signif. 662,668
Verhaltenstherapie (ohne Angulo) 1,13
9 ?
signif. 662,668
Gesprächspsychotherapie verl.mit
offenbar kein Vergleich erfolgt
Familientherapie ...............
offenbar kein Vergleich erfolgt
Verhaltenstherapie vergl. mit .. ?
3 40
? 666
Familientherapie ............... ?
3 40
? 666
Andere Meta-Analysen nach Grawe et al. (1994, S. 670)
Mittlere Effekstärken
Dynamisch-Humanistisch Behavioral-cognitive
Smith et al. 1980
0,64
1,03
Shapiro & Shapiro 1982
0,40
1,08
Nicholson & Berman 1983
0,29
0,75