Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=03.10.2000 Internet Erstausgabe, letzte Änderung: 07.06.18
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilöung Wissenschaft. Bereich Psychotherapieforschung, und hier spezielle zum Thema:

    Die Meta-Analyse von GRAWE et al. 1994 (Erfassung bis Ende 1983)


              Anzahl Kontrollierte Studien bei GRAWE et al. (1994)
              Eklektische & richtungsübergreifende Therapien
              Direkte Effektstärkenvergleiche (ES) zwischen  (GT),  (PA),  (VT) und  (FT)
              Andere Meta-Analysen nach Grawe et al.


    Querverweis: Meta-Analyse: Was sind und was sagen Meta-Analysen aus?   Zu: Smith, Glass & Miller 1980

    Eine wichtige Quelle der Wirksamkeitsstudien zur methoden- und schulenübergreifenden Psychologischen Psychotherapie ist GRAWE et al. (1994). Zunächst der allgemeine Vergleich im Hinblick auf die Anzahl vorliegender sog. kontrollierter Studien (Erfassungszeitraum bis Ende 1983). Der absolute Vegrleich ist allerdings nicht fair, weil die verschiedenen Therapie-Schulen und -Richtungen unterschiedlich lange existieren, unterschiedlich stark verbreitet und an den Forschungsstätten unterschiedlich stark repräsentiert sind. Die stärkste Repräsentation ist üblicherweise bei den Verfahren zu erwarten, die relativ einfach strukturiert und operationalisierbar sind wie z. B. die Verhaltenstherapien.
    Einen wissenschaftlich fairen Vergleich durch relative Normierung auf die Anzahl der Veröffentlichungen findet man hier.

    Anzahl Kontrollierte Studien bei GRAWE et al. (1994)

    Erfassungszeitraum war Jahrewende 1983/84. Aus zunächst ca. 3500 Studien wurden schließlich 897 Studien ausgewählt "mit einem Veröffentlichungsumfang von mindestens fünf Seiten, in denen nicht weniger als vier erwachsene unter einem klinisch relevanten Problem leidende Patienten oder Klienten über mehr als drei Sitzungen hinweg psychologisch behandelt und die dadurch bewirkten, individuell gemessenen Veränderungen mit denen bei einer nicht oder anders behandelten oder anders zusammengesetzten Patientengruppe verglichen wurde. Die Analyse dieser 897 Studien liegt den in den Ergebnisberichten zu den einzelnen Therapiemethoden in Kapitel 4 gemachten Ergebnissaussagen zugrunde." (S. 60).

    "4.3  Humanistische Therapien (83)  <  (a. a. O., S. 97)   (Anzahl)
    Psychodrama ................................................  6
    Gestalttherapie ............................................  7
    Gesprächspsychotherapie .................................... 35
    Encounter-Gruppen ..........................................  9
    Humanistische Therapie ohne nähere Spezifizierung .......... 11
    Transaktionsanalyse ........................................  6
    Musiktherapie ..............................................  3
    Bewegungs- und körperorientierte Therapie ..................  3
    Tanz- und Kunsttherapie ....................................  2
    Bioenergetische Therapie ...................................  1

    4.4  Psychodynamische Therapien (70) <  (a. a. O., S. 168)
    Langzeit-Psychoanalyse .....................................  0
    Psychoanalytisch orientierte Psychotherapie ................ 12
    Psychoanalytische Kurztherapie ............................. 29
    Psychodynamische Therapie ohne nähere Spezifizierung .......  8
    Psychodynamische Therapie mit medikam. Behandlung .......... 13
    Ich-Analyse ................................................  3
    Individualtherapie .........................................  2
    Katathymes Bilderleben .....................................  2
    Daseinsanalyse .............................................  1

    4.5 Kognitiv-behaviorale Therapien (452) < a. a. O., S. 245)
    Systematische Desensibilisierung ........................... 56
    Training sozialer Kompetenz ................................ 74
    Reizkonfrontation .......................................... 62
    Biofeedback ................................................ 62
    Aversionstherapien ......................................... 31
    Paradoxe Intention ......................................... 10
    Rational-emotive Therapie .................................. 17
    Kognitive Bewältigungstrainings ............................ 38
    Problemlösetherapien ....................................... 25
    Kognitive Therapie nach Beck ............................... 16
    Depressionstherapie nach Lewinsohn ......................... 17
    Verhaltenstherapeutische Alkoholikerprogramme .............. 14
    Verhaltenstherapeutische Sexualtherapie .................... 22
    Breitspektrumverhaltenstherapie ............................  8

    4.6  Interpersonale Therapien (63) <  (a. a. O., S. 514)
    IPT nach KLERMAN & WEISSMAN (1974) ......................... 10
    Paartherapien (VT dominant) ................................ 35
    Familientherapien .......................................... 18

    4.7 Entspannungstherapien & Hypnose (114)< (a. a. O., S. 579)
    Progressive Muskelentspannung .............................. 66
    Autogenes Training ......................................... 14
    Hypnose .................................................... 19
    Meditation ................................................. 15

    4.8 Eklektische & richtungsübergreifende Therapien (22) .... 22
        (a. a. O., S. 638 ff)
     

    Eklektische & richtungsübergreifende Therapien bei GRAWE et al. (1994, Kap. 4.8: N=22)

      Hierzu zählen alle explizit eklektischen und integrativen Ansätze mit pluralistischem Methoden-Repertoire aus verschiedenen Therapierichtungen (Definition a. a. O., S. 638). Insgesamt lagen 22 kontrollierte Studien mit 1743 Patienten vor, die erste aus dem Jahre 1961. "Die methodische Qualität der Studien liegt eher etwas über dem Durchschnitt." (S.647). Qualitativ kommen GRAWE et al. zu dem Ergebnis: "Eklektische und richtungsübergreifende Therapien führten fast immer zu einer signifikanten Besserung der Hauptsymptomatik. Auch in anderen Bereichen wurden, wenn entsprechende Messungen erhoben wurden, ganz überwiegend bedeutsame positive Veränderungen festgestellt. Im an und für sich strengeren Kontrollgruppenvergleich ist dieses positive Ergebnisbild sogar noch deutlicher als im Prae-Post-Vergleich. Besonders für die ausdrücklich eklektischen Therapien sieht die Wirkungsbilanz im Kontrollgruppenvergleich recht eindrucksvoll aus." (S. 649).
     

    Direkte Effektstärkenvergleiche (ES) zwischen Gesprächspsychotherapie (GT), Psychoanalyse (PA), Verhaltenstherapie (VT) und Familientherapie (FT)

    Nach Grawe et al. 1994, S. 651-671. Bemerkung: die Effektstärken  werden leider nicht konsequent und übersichtlich mitgeteilt (siehe auch Heckrath & Dohmen Kritik).

                                      ES     Anzahl   Anzahl      t-Test      Quelle
                                            Studien  Vergleiche               Seite
    Kontrollgruppen                  0,36     19                              661
    Durchschnittliche Effektstärke
       Methode Grawe et al.          1,21                                     661
       Methode Smith et al.(1980)    0,86                                     661

    Psychoanalyse verglichen mit ... 0,83    19          487     signif.     662, 663
    Verhaltenstherapie ............. 1,21     19          487     signif.     662, 663

    Psychoanalyse verglichen mit ... ?        3           117      ?          665
    Gesprächspsychotherapie ........ ?        3           117      ?          665

    Psychoanalyse verglichen mit ... ?        1            30      ?          667
    Familientherapie ............... ?        1            30      ?          667

    Gesprächspsychotherapie verl.mit 1,21    10            723    signif.    662,664,668
    Verhaltenstherapie ............. 1,82    10            723    signif.    662,664,668
    ohne Angulo:
    Gesprächspsychotherapie verl.mit 0,87     9            ?      signif.    662,668
    Verhaltenstherapie (ohne Angulo) 1,13     9            ?      signif.    662,668

    Gesprächspsychotherapie verl.mit     offenbar kein Vergleich erfolgt
    Familientherapie ...............     offenbar kein Vergleich erfolgt

    Verhaltenstherapie vergl. mit .. ?        3            40      ?         666
    Familientherapie ............... ?        3            40      ?         666
     

    Andere Meta-Analysen nach Grawe et al. (1994, S. 670)

                                            Mittlere Effekstärken
                                Dynamisch-Humanistisch    Behavioral-cognitive
    Smith et al. 1980               0,64                       1,03
    Shapiro & Shapiro 1982          0,40                       1,08
    Nicholson & Berman 1983         0,29                       0,75



    Querverweise (grau unterlegt in Vorbereitungblau unterstrichen aufrufbar):
    Eine wissenschaftlich faire Literaturanalyse zur Wissenschaftlichkeit der Psychotherapieverfahren durch Erhebung von veröffentlichten Arbeiten zu oder mit folgenden Themen: Dokumentation, Evaluation, Faellberichte, Indikation und Outcome (Wirkungsforschung).
    Die Meta-Analyse von GRAWE et al. 1994 (Erfassung bis Ende 1983).
    Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie
    Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
    Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
    Introspektion, Bewußtseins- und Bewußtheitsmodell in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
    Der Wissenschaftsbegriff und seine aktuelle Bedeutung
    Zahlen und neue Zahlen zum Messen im Unscharfen, Flüchtigen, Subjektiven und idiographischen.
    Konstruktivismus - Formen & Varianten

    Fußnoten
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    2) Münchhausen-Statistik
        Diepgen, Raphael (1993) Eine Randbemerkung zu einer Argumentationsfigur von Grawe (1992). Psychologische Rundschau, 1993, 44 (3), 176-177. Im Abstract der ZPID fasst Andreas Gerards zusammen: "Eine von K. Grawe vorgetragene mathematische Argumentationfigur zur unterschiedlichen Wirksamkeit verschiedener Psychotherapieformen (in Psychologische Rundschau 1992, 43 (3)) wird kritisiert. Grawes Auffassung, nach der die hoehere Effizienz der Gesprächstherapie gegenüber der Psychoanalyse bei der Behandlung von psychosomatischen Patienten trotz mangelnder Signifikanzen bei 113 Einzelvergleichen durch die in 90 Fällen günstigeren Ergebnisse der Gesprächstherapie belegt wird, wird mit dem Hinweis auf die fehlende stochastische Unabhängigkeit der Einzelvergleiche verworfen. Grawe wird als Opfer des auswegslosen Versuchs bezeichnet, strukturelle Unzulänglichkeiten statistischer Signifikanztests 'systemkonform' zu überwinden.
        Grawe et al. (1994, S. 656) zur Kritik Diepgens:  "Wir sind für dieses Vorgehen kritisiert worden mit dem Einwand, der Binomialtest setze unabhängige Ereignisse (Messungen) voraus und diese Voraussetzung sei bei der mehrfachen Veränderungsmessung mit vielen verschiedenen Massen im Rahmen von Therapiestudien nicht erfüllt (Diepgen 1993). Diese Kritik ist wahrscheinlichkeitstheorietisch zutreffend. Inhaltlich ist sie aber nur in dem Masse berechtigt, in dem die verschiedenen in einer Therapiestudie eingesetzten Veränderungsmasse hoch miteinander korrelieren. Tatsächlich sind die empirischen Korrelationen zwischen verschiedenen Veränderungsmassen aber in aller Regel ziemlich niedrig, ein Umstand, der in anderem Zusammenhang durchaus beklagt wird."
        Sponsel: Diese Argumentation Grawes ist mehrfach grundlegend falsch: 1) weil sich nämlich statistische Unabhängigkeit gar nicht mit Hilfe der Größe von Korrelationskoeffizienten festgestellt werden kann. Auch aus einem Korrelationskoeffizient von r = 0 folgt keineswegs Unabhängigkeit, sondern Unkorreliertheit, und das sind statistisch zwei völlig verschiedene paar Schuhe, wie jeder weiß, der schon einmal eine partielle Korrelationsanalyse durchgeführt hat. 2) Entweder setzt ein Verfahren Unabhängigkeit voraus, dann muß sie gewährleistet sein oder es geht eben nicht: tertium non datur. Die Forschungsgruppe Grawe arbeitet methodologisch unsauber und fehlerhaft. Anmerkung: Einzelne Fehler und Mängel können natürlich das Gesamtwerk nicht aufheben, auch wenn man die angewandten Methoden außerordentlich kritisch bewerten muß. Folgenschwere Konsequenzen in Bezug auf die Wirksamkeit der Psychotherapiemethoden aufgrund von "Effekstärken" sollten daher aus der Grawe et al. (1994) Studie nicht gezogen werden.


    Zitierung
    Sponsel, R.  (DAS). Die Meta-Analyse von GRAWE et al. 1994 (Erfassung bis Ende 1983).Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen:  https://www.sgipt.org/wisms/ptf/grawe1.htm
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     Ende Grawe Metaanalyse  Überblick  Rel. Aktuelles Rel. Beständiges   Titelblatt Konzept     Archiv Region   Service iec-verlag    Mail: sekretariat@sgipt.org

    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    07.06.18    Layout; keinen Linkfehler gefunden.