Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=19.01.2001 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 27.01.20
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20  D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie, Abteilung Heilmittel-Lehre & Heilmittel-Monographien, und hier speziell zum Bereich:

    JLenken und JLassen1)

    Heilmittel Logo Lenken

    Übersicht Heilmittellehre und Heilmittel-Monographien * Literaturhinweis Symbolik Heilmittelgraphik * Terminologie und Kennzeichnungen.

    Heilmittel-Monographie
    Eine der wichtigsten und von der Allgemeinen Psychologie
    vernachlässigte psychologische Grundfunktion: das Lenken

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    Inhaltsübersicht
    Allgemeines zum Heilmittelbegriff Lenken.
    Vorab: Einführung in die Begriffs- und Wortwahl.
       Begriffsfeld.
       Gegenbegriffe.
       Alltagsformulierungen. 
    Störungen und Krankheiten der Lenkung und des Lassens.
    Differentialdiagnostik wichtiger Grundelemente der JLenkung mit dem GIPT-Lenkungswürfel.
       Prüfen  (Prüfen).
       Anfangen (Prüfen). 
          Exkurs: Sprüche zum Anfangen.
       Dabeibleiben (Prüfen). 
       Unterbrechen  (Prüfen). 
       Aufhören und Aufgeben  (Prüfen). 
    Allgemeine Analogie zum  Lenkungsmodell: Segelbootfahrt.
       Checkliste: Allgemeines Psychologisches Lenkungsmodell.
    Die Optimierung. 
       Typische und häufige Optimierungswünsche.
       Der typische Optimierungsfehler der Perfektionisten.
    Beispiele Lenkungsmittel im Leben, Kommunikation, Beratung, Training und Therapie.
    Lenken, Ordnung, Selbstorganisation und Selbstlenkung.
    Allgemeine und integrative Systemtheorie für die Psychotherapie.
    Die Instanz der Lenkung im Menschen: Das Super-Ich.
    Literaturhinweis.
    Glossar, Anmerkungen Endnoten.
        Begriffsumfeld:  Ameisenstaat * Antrieb * Attraktor * autonom (Autonomie) * autonome Systeme *
        Autopoisie *  Bionik * biotische Systeme * Chaos *  dissipativ (dissipative Systeme) * 
        dynamisch (Dynamik), dynamische Systeme * Emergenz * Energie * Energiepostulate * 
        entwickeln (Entwicklung) * fractal ( Fractale) * Funktion * Funktionseinheit  * Homonym * instabil *
        komplex * konservative Systeme * Kybernetik * lenken *  linear * Motivation *  nicht-linear * 
        Null-Operator * Operationalisierung * Operator * ordnen (Ordnung) * organisieren (Organisation) * 
        referentiell *  reflexiv, Reflexivität * Regelkreis * regeln (Regelung) * regieren (Regierung) * 
        rückkoppeln (Rückkopplung) * Selbst * Selbstähnlichkeit  * Selbstbeherrschung * Selbstlenkung * 
        Selbststeuerung * Selbstregulation *  selbstorganisierend (Selbstorganisation) * selbst-referentiell * 
        selbst-reflexiv * Spiel, Spieltheorie * stabil (Stabilität) * steuern (Steuerung) * Struktur * 
        Synergetik * System * Systemtheorie * Systemzustand * Terminologie * Trajektorie * 
        Wille * Willensfreiheit * Zentrale, Zentraleinheit * "Zentralregierung" * Ziel * zufällig, Zufall * 
        Zustand * Zweck *
    Querverweise Terminologieproblem.
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    Allgemeines zum Heilmittelbegriff Lenken
    J-Lenken (steuern, regeln, leiten, führen, beeinflussen)
    J-Lenken ist wahrscheinlich einesder wichtigsten und bedeutendsten Heilmittel. Weshalb die Kategorie in Büchern der Allgemeinen Psychologie fehlt, ist schwer verständlich (durch die "Unterheilmittel" Motivation und Emotion ist es allerdings verdeckt teilweise enthalten). Lenken wird gewöhnlich der Sache nach (nicht unter diesem Wort) in der Persönlichkeitspsychologie behandelt.
    Vorab: Einführung in die Begriffs- und Wortwahl. Der Begriff der Steuerung (nicht in sich geschlossene Kette von Übertragungsgliedern ohne Rückmeldung) und Regelung geschlossene Kette von Übertragungsgliedern mit Rückmeldung) ist von der Technik vorbelegt. Um permanente Mißverständnisse zu vermeiden (> vermeiden ist hier sinnvoll), wähle ich den Begriff der Lenkung. Lenkung gebrauchen wir in einem umfassenden Sinne: damit ist jede gezielte Form und Organisation der Einflußnahme auf ein Geschehen zu verstehen; so gesehen umfaßt der Begriff der Lenkung, wie er hier verwendet und eingeführt wird, die Begriffe Steuerung und Regelung. Auch in der forensischen Psychologie spielt der Begriff der Steuerungsfähigkeit eine bedeutende Rolle und wäre also durch Lenkungsfähigkeit zu ersetzen, wenn auch dort die Begriffskonfusion ein Ende haben soll.

    J-LENKEN J-LASSEN  (NICHT  LENKEN)
    steuern, regeln,                    los-, sein-, gewähren lassen,
    leiten, beeinflussen              keinen Einfluß nehmen

    Begriffsfeld: Lenken, leiten, steuern, regeln, regulieren, bestimmen, beherrschen, dominieren, unterdrücken, befehlen, beeinflussen, bewirken wollen, herbeiführen. Verwandtschaften: Interesse, motiviert, engagiert.

    Gegenbegriffe: Lassen, los lassen, sein lassen, gewähren lassen, sich (selbst) überlassen, bleiben lassen, geschehen lassen, gewähren. Verwandtschaften: Desinteresse, Gleichgültigkeit, egal, "wurst".

    Alltagsformulierungen: Man beherrscht sich, nimmt sich zusammen, man bringt sich dazu ...; man steuert sein Verhalten, seine Mimik, sein Auftreten; man nimmt Einfluß und wird beeinflußt; man unterdrückt diese oder jene Regung; man hält sich zurück; man läßt sich treiben, gehen ...; man reagiert spontan, impulsiv, kontrolliert.

    Störungen und Krankheiten der Lenkung und des Lassens

      Bei Zwangsgedanken gelingt die Lenkung der Bewußtseinsinhalte nicht: ungewollt drängen sich Gedanken auf, die man gar nicht haben will. Ebenso auf der Handlungsebene bei den Zwangshandlungen. Impulsive und unbeherrschte Reaktionen und entsprechendes Verhalten gehört hier ebenso her wie die Abhängigkeiten, überwertigen Strebungen und Süchte. Aber auch Angstzustände, die der Lenkung entgleiten und das Leben mehr als gewünscht bestimmen, können als Störungen der Lenkung der Emotionalität theoretisch begriffen und unter dem Gesichtspunkt mangelhafter Lenkung betrachtet werden. Konfrontationstherapie bedeutet letztlich: sich trotz Angst den gefürchteten Situationen und Objekten zu JStellen und auszusetzen, d. h. sich selbst dorthin zu lenken, indem man sich Jüberwindet und die Angst Jauszuhalten versucht. Auch ein anderer Mangel an Lenkung kann erhebliche Störungen hervorrufen: wenn ich mich oder andere zu sehr gehen und sich selbst überlasse. Eine LehrerIn, die darauf wartet, daß die SchülerInnen den Unterricht organisieren, hat eine falsche Vorstellung von einer Leitungsaufgabe. Der laissez faire Erziehungsstil vertraut darauf, daß die Kinder schon selbst herausfinden werden, wie sie sich entwickeln sollen. Der stolze Mensch, der sich zu gut ist, für seine Partnerinteressen einzutreten, mag sich wundern, warum er plötzlich betrogen oder verlassen wird. Überbeherrschte, überkontrollierte, verschlossene Charaktere haben oft den Kontakt zu ihren Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen verloren (> JWerten) und sind, wie es Reich und die BioenergetikerInnen trefflich ausdrücken, zu "Charakterpanzern" geworden.

    Differentialdiagnostik wichtiger Grundelemente
    der JLenkung mit dem GIPT-Lenkungswürfel

        Nach dem Lenkungs-, Handlungs-, Vorgangs- und Geschehenswürfel lassen sich typische Ressourcen, Begabungen, Fähigkeiten und Störungen einfach bestimmen ("diagnostizieren"):

    Prüfen  (Prüfen). Eine der wichtigsten allgemeinen psychologischen Grund-Funktionen ist das Prüfen, die Kontrolle: Was ist jetzt? Was steht jetzt an? Bin ich bei der Sache oder lese ich z. B. in einer Schrift und merke erst nach ein paar Absätzen oder Seiten, daß ich ich eigentlich mit meinen Gedanken ganz woanders war? Wo bin ich eigentlich? Bin ich "da" (ein Ausdruck der Gestalt-Therapie für bewußt im Hier und Jetzt zugewandt sein). Ist das jetzt wichtig? Will ich tun, was ich jetzt tue? Was habe ich mir vorgenommen? Warum tue ich nicht, was ich mir vorgenommen habe? Ist anderes angenehmer, lustvoller, schöner, wertvoller, wichtiger, dringlicher, nützlicher oder gar vom Rang notwendig? Wo führt das hin? Was ist mein Ziel? Bin ich auf dem richtigen Weg? Wie liege ich in der Zeit, im Plan? Ein zu wenig an Prüfen ist ebenso folgenreich und schädlich wie möglicherweise ein Zuviel oder falsches Prüfen. Damit haben wir drei Hauptfehlerquellen schon bestimmt: zu frühes, falsches oder zu seltenes Prüfen auf der einen Seite. Und zu spätes, falsches oder zu häufiges Prüfen auf der anderen Seite. Manche Menschen, die unter Zwangsstörungen leiden, müssen geradezu zwanghaft immer wieder prüfen, ob sie eine Aktivität richtig ausgeführt haben. Manche, gewöhnlich als schusselig, oberflächlich oder "dünnbrettbohrerhaft" gekennzeichneten Verhaltensweisen oder Haltungen, prüfen zu wenig, zu schnell, zu oberflächlich, zu nachlässig. Prüfen wird manchmal als lästige und zusätzliche, manchmal als unnötige Last empfunden.

    Anfangen (Prüfen). Wer hat sich nicht schon manches vorgenommen, daß sie / er einfach nicht angefangen hat? So einfach sich das Wörtchen "anfangen" anhört, so schwierig ist es manchmal, vor allem, wenn man keine Lust hat, wenn es unangenehm oder lästig ist, anzufangen. Zu schnell, zu früh, zu spät oder gar nicht anfangen, kann nicht selten zum Problem werden. Spontane oder Impulsive warten nicht, beginnen sofort aus dem Stand heraus. Das kann manchmal sehr gut, nützlich oder wichtig sein, aber es kann ebenso auch falsch, schädlich oder gefährlich sein. Manche können sich oftmals einfach nicht aufraffen, es fehlt an Antrieb, Energie, besonders in depressiven Phasen oder auch ganz normal und natürlich nach zehrenden Hochleistungsphasen. Das weit verbreitete depressive Phänomen nicht-aufraffen-können (NAK) hat in der Verhaltenstherapie zu einem eigenen methodologischen Therapiebaustein Aktivitätsaufbau (Lit-Hinweis) geführt. Speziell bei AD-H-D Störungen gibt es mit dem Anfangen ein ganz besonderes Problem, nämlich: Damit ich überhaupt anfangen kann, muß es mir einfallen. Fällt mir schon gar nicht ein, was ich tun will, soll, darf oder muß, "vergesse"  ich meine Vorhaben - "vergessen" heißt hier, daß die Supervision meines Vorsatzgedächtnisses nicht richtig funktioniert - , dann habe ich vorweg gar keine Chance zu tun, was ich vorhatte. Die Psychotherapie dieser Variante des "Vergessens" kann nur darin bestehen, eine Gewohnheit aufzubauen, geeignete "Erinnerer" routinemäßig anzuwenden. "Erinnerer" sorgen dafür, daß "Supervisionslöcher" im Gedächtnis ausgeglichen (kompensiert) werden können. Prüffragen: Fange ich auch an, was ich vorhatte? Was schiebe ich vor mir her? Was habe ich mir vorgenommen?

    Exkurs: Sprüche zum Anfangen
     
    • 01 Was nutzt es, wenn man weiß, daß alles einen Anfang hat, wenn man ihn nicht findet?
    • 02 Wenn es egal ist, wann man anfängt, dann kann man auch gleich anfangen. 
    • 03 Wenn es 1000 Gründe gibt, nicht anzufangen, dann gibt es immer auch ein paar, die dafür sprechen, denn nichts ist perfekt. 
    • 04 Alles nicht Anfangen ist schwer.
    • 05 Wenn es keinen Anfang gibt, ist es völlig wurst, wo man anfängt.
    • 06 Nur wer anfängt, kann gewinnen,wer nie anfängt, ist schon gescheitert.
    • 07 Wer mit dem Aufhören anfängt, hat aufgehört anzufangen. 
    • 08 Ein guter Grund anzufangen, ist es, wenn es keinen besonderen Grund gibt, anzufangen.
    • 09 Wenn es keinen Anfang gibt, dann gibt es auch kein Ende oder wer nicht lebt, kann auch nicht sterben.
    • 10 Wer nie anfängt, kann nie aufhören.
    • 11 Je mehr „gute" Gründe es gibt, nicht anzufangen, desto mehr falsche sind auch dabei.
    • 12 Du hast mich schon 1000 mal ein Arschloch genannt. Aber Du hast es damals zuerst gesagt.
    • 13 Nur wer anfängt, kann auch aufhören.
    • 14 Wer nicht aufhören kann, kann auch nicht anfangen.
    • 15 Am Anfang war der Anfang.
    • 16 Das Leben beginnt mit dem Anfang.
    • 17 Im Anfang steckt der Fang.
    • 18 Wer anfängt hat mehr vom Leben.
    • 19 Aller Anfang fängt vorne an.
    • 20 Nur wer anfängt kommt weiter.

    Dabeibleiben (Prüfen).  "Dabeibleiben" hat im wesentlichen drei Hauptbedeutungen: (1) das Richten der Aufmerksamkeit auf ein und dieselbe Aktivität, (2) nicht mehrere Sachverhalte auf einmal pflegen oder (3) nicht ständig hüpfen und wechseln zwischen den verschiedenen Sachverhalten und Aktivitäten ("multitasking"-Fähigkeit von AD-H-D-Persönlichkeiten). Kontinuität, Stetigkeit, Ausdauer, Planung, Zuverlässigkeit, Konsequenz, Konzentration, Hingabe, "Handlungsdisziplin" sind "Verwandte" der psychologischen Grundfunktion ydabeibleiben. Eine andere Formulierung für Nicht-Dabeibleiben-Können wäre: vieles anfangen und nicht vollenden ("Verwandte": unterbrechen, instabil, wechselhaft, diskontinuierlich, unstet, unsicher, wankelmütig).  Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sind u. a. Ausdruck davon, nicht richtig bei einer Sache oder Handlung bleiben zu können, obwohl man es möchte. In vielen Grundschulzeugnissen von AD-H-D Persönlichkeiten finden sich z. B. Einträge wie "leicht ablenbar", "geringe Ausdauer", "abschweifen". Alltagstip: Besonders unangenehme und unlustvolle Handlungen (z. B. Steuererklärungen) sollte man so organisieren, daß man dabeibleiben kann, damit man den hohen Überwindungs-Energieverbrauch von mehrfachem Anfangen spart. So wichtig es ist, dabeibleiben zu können, so wichtig es aber auch, unterbrechen zu können. Prüffragen: Bin ich genügend dabei, bei der Sache oder schweife ich immer wieder ab? Falls: Warum? Gibt es etwas, was ich tun kann, um mehr, konsequenter, dichter dabeizubleiben?

    Unterbrechen  (Prüfen). Auch die Fähigkeit "Unterbrechen" ist sehr wichtig für das Leben und alle Handlungen oder Aufgaben, die man auf einmal gar nicht erledigen kann oder die mit einer besonderen Wichtigkeit oder Dringlichkeit (Priorität, "interrupt") bei uns "anklopfen". Schon die Natur gibt mit dem Tag und der Nacht, der Wachzeit und der Schlafzeit eine natürliche Rhythmik des Wechsels und der Unterbrechung vor. Wir wissen aus der Problemlösungs- und Kreativitätsforschung, wie wichtig es ist, den bewußten Problemlösevorgang zu unterbrechen, um den unbewußten Ressourcen und Methoden Wirkmöglichkeiten zu geben. Zwanghaft, impulsiv oder maniform unterbrechen zu müssen ist nicht selten genauso hinderlich wie die Erschwernis oder gar Behinderung, nicht unterbrechen zu können. Lästig sind die Unterbrechungen, die als Störungen empfunden werden (manche Großraumbüros sollen die Störungsform der Unterbrechung ja optimiert haben ;-)). Dann reagiert man nicht selten gereizt, genervt, verärgert oder aggressiv auf Störungen, die zu Unterbrechungen führen. Ständige Störungen und Unterbrechungen können die Leistungsfähigkeit, Befindlichkeit und das Wohlbefinden sehr beeinträchtigen. Prüffragen: Wo stehe ich? Kann, soll ich dabei bleiben? Stehen andere wichtige, dringliche Dinge an? Unterbreche ich zu oft? Falls: Warum? Bin ich in der Zeit, im Plan (auch wenn er nicht ausdrücklich formuliert ist, die meisten Pläne haben wir nicht sehr bewußt im Kopf). Wann muß, sollte ich unterbrechen?

    Aufhören und Aufgeben  (Prüfen). So wie sich manche schwer tun anzufangen, so können manche nur schwer oder nicht aufhören, wenn sie einmal angefangen haben. Man muß auch beenden können. Damit tun sich die OptimiererInnen, im Alltag meist PerfektionistInnen oder Anspruchsvolle genannt, oft schwer. Von einem impressionistischen Maler wird die Anekdote berichtet, daß er von so perfektionistischen Motiven besessen gewesen sein soll, daß er sich sogar noch ins Museum geschlichen haben soll, um an Bildern heimlich weiter zu malen, um sie zu verbessern. Als gefährlich gilt auch das "Verschlimmbessern", wenn Verbessern also ins Gegenteil umschlägt. Manche hören zu früh auf, manche zu spät und manche tun sich überhaupt schwer, loszulassen. Ein ganz besonderes Störungsfeld des Nicht- Aufhören- und- Aufgeben- Könnens ist das Gebiet der Abhängigkeiten und Süchte. Aufhören, beenden und auch Aufgeben können auch als enge "Verwandte" des Loslassens beschrieben werden. Eine besondere Bedeutung kommt hier dem Aufgeben als wichtigem psychologischen Heilmittel - besonders bei unrealistischen Zielen, Ansprüchen und Idealen - zu, aber auch bei allen Störungen vom Typ Fehlverhalten, besonders auch Abhängigkeit und Sucht. An einer Sache kleben, hängen, nicht loslassen können ist manchmal auch Ausdruck von Störungen vom Typ nicht aufhören, beenden, aufgeben können.

      Bemerkung: Die Elemente des GIPT-Lenkungs- und Handlungswürfels sind aus Holz und ergeben zusammengesetzt einen Quader. PatientIn kann z. B. angehalten werden, täglich eine neue "moderne Plastik" im Einzugsbereich ihrer Aufmerksamkeit und Wahrnehmung zu kreieren mit dem tieferen Sinn, eine innere Auseinandersetzung mit dem Lenkungs- und Handlungsthema zu induzieren.

    Das Heilmittel JLenken kann nur schwer überschätzt werden. Es ist wahrscheinlich eines der mächtigsten und fast kann man sagen: Jede Therapie läuft auf eine veränderte Lenkung hinaus.

    Allgemeine Analogie zum  Lenkungsmodell
    Segelbootfahrt

      Zu einer Segelbootfahrt gehören Vorbereitungen wie z. B. Überprüfen des Zustandes des Bootes, der Segel, Energieversorgung, Ersatzteile, Vorräte, Navigationsgeräte, Radio und Funk, Notfallcheck, Festlegung des Zieles, Festlegung der Route, des Weges = Ordnung der Teilziele, Starttag bzw. Beginn der Reise, die Steuerung der Fahrt: Lenkung der Richtung, Geschwindigkeit, Kontrolle und Prüfung des Weges, unterbrechen zur Rast, Überprüfung von Gefahren und Risiken z. B. durch Berücksichtigung der Wetterentwicklung. Hierzu braucht man Kenntnisse über Wetter, Geographie und Navigation, Wartung und Steuerung eines Segelbootes, Mittel wie Zeit und Geld, technische Ausrüstung und Ausstattung mit den entsprechenden Fähigkeiten und Fertigkeiten. Man kann das Leben oder z. B. auch nur einen Tag als eine Reise betrachten. So betrachtet ist jeder Mensch zu einem großen Teil der Steuermann seines Lebens.

    Checkliste: Allgemeines Psychologisches Lenkungsmodell


      1. Ziel klären und festlegen (Zieldefinition)
      2. Kurs oder Weg bestimmen
      3. Teilziele klären und festlegen
      4. Hintergrund, Rand- und Situationsbedingungen klären, erkennen und herstellen / suchen / abwarten.
      5. Werkzeuge und Hilfsmittel klären, besorgen und bereit stellen
      6. Fähigkeiten und Fertigkeiten ausbilden, lernen und aktivieren
      7. Handlungen lenken (Plan = (2) - (5)):
        1.      Gelegenheit abwarten und erkennen  (Aufgabe der Supervision des Bewußtseins)
        2.       Anfangen (beginnen)
        3.       Fortfahren (dabei bleiben)
        4.       Unterbrechen (warten)
        5.       Kontrollieren und prüfen

        6.           a) Randbedingungen, Umfeld, Störungen
                    b) Fortschritte, Entwicklung, Zielestatus
        7.       Beenden (aufhören)


      Optimierung. Wie läßt sich mit geringstem Aufwand auf angenehmste Weise bei kleinstem Risiko und geringster Gefährdung anderer Ziele das Beste und Meiste auf k=kurze, m=mittlere bzw. l=lange Sicht erreichen?

    Die Optimierung
    "Es ist noch keine MeisterIn vom Himmel gefallen"

        Wir bringen im folgenden noch eine Checkliste zur Optimierung. Der häufigste Optimierungsfehler im Lebensalltag ist, daß die Menschen viel  zu  oft von  sich  verlangen, etwas schon  g u t  zu können, bevor sie es  ü b e r h a u p t  können. Das erinnert an den Slogan "Überholen, ohne einzuholen". Der destruktive Tagtraum solcher PatientInnen hat konditionalen Charakter: Wenn ich erst ..., dann aber ... . Solche Haltungen gehen meistens schief. Bevor man eine Sache gut kann, muß man sie überhaupt tun können.Und am Anfang stellen wir uns eben alle ein bißchen an. Manche PatientInnen, insbesondere narzißtisch gestörte, ertragen das nur schwer und man muß ihnen besonders dabei helfen, am besten indem man sich selbst als Modell ein bißchen anstellt.

      Ein anderer, häufig anzutreffender Typ einer Optimierungsneurose ist die Perpetuum-Mobile-Neurose, wenn Menschen sich beim Optimieren permanent in der Kunst des Unmöglichen vergaloppieren. Es geht eben nicht, zu überholen ohne einzuholen. Und es stimmt eben: Es ist wirklich noch keine MeisterIn vom Himmel gefallen.

      Sehr häufig ergeben sich Optimierungsprobleme, indem nicht begriffen wird, daß die Optimierung des einen Zieles zugleich eine Minimierung eines anderen Zieles bedeutet. Sicherheit und Freiheit beißen sich. Wer beides gleichermaßen will, muß Kompromisse schließen oder wird scheitern.

      Hier kann Therapie in direkter Lebensklugheitsberatung oder auch nur bloßer Information bestehen. Oft ergeben sich auch unlösbare Konflikte zwischen den Zeitperspektiven.

    So manche kurzfristige Optimierung bewirkt eine Minimierung langfristiger Optimierung.

    Der Junkie wünscht in jeder Sekunde seines Lebens den "Kick" und bezahlt nicht selten mittelfristig mit seinem Leben oder endet im Abseits.

    Typische und häufige Optimierungswünsche

    Die Optimierung des Einzelzieles (k=kurze, m=mittlere, l=lange Sicht)
     

    • Minimierung des Aufwandes: k, m, l Sicht
    • Maximierung der Annehmlichkeit: k, m, l Sicht
    • Maximierung des Zielergebnisses: k, m, l Sicht
    • Maximierung der Geschwindigkeit: k, m, l Sicht
    • Minimierung des Risikos (unerwünschte Nebenwirkungen): k, m, l Sicht

    •  
    Die Optimierung des gesamten Zielsystems (Lebens- bzw. Erlebnisqualität im Ganzen) bedeutet nicht selten, auf die Optimierung von Einzelzielen zu verzichten.
     

    Der typischeOptimierungsfehler der Perfektionisten

    Kommentar:
    Der Graph oder die Illustration ist so gewählt, daß sofort ins Auge springt, selbst wenn man den Aufwand zum Beispiel verdreifacht, ändert sich am Ergebnis nur minimal Prozentuales, so daß Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis stehen, sich der Aufwand nicht lohnt, wie man trefflich sagt.


    Beispiele Lenkungsmittel im Leben, Kommunikation, Beratung, Training und Therapie


     


    Lenken, Ordnung, Selbstorganisation und Selbstlenkung
     Begriffsumfeld:  Ameisenstaat * Antrieb * Attraktor * autonom (Autonomie) * autonome Systeme * Autopoisie *  Bionik * biotische Systeme * Chaos *  dissipativ (dissipative Systeme) * dynamisch (Dynamik), dynamische Systeme * Emergenz * Energie * Energiepostulate * entwickeln (Entwicklung) * fractal ( Fractale) * Funktion * Funktionseinheit  * Homonym * instabil * komplex * konservative Systeme * Kybernetik * lenken *  linear * Motivation *  nicht-linear * Null-Operator * Operationalisierung *  Operator * ordnen (Ordnung) * organisieren (Organisation) * referentiell * reflexiv, Reflexivität * Regelkreis * regeln (Regelung) * regieren (Regierung) * rückkoppeln (Rückkopplung) * Selbst * Selbstähnlichkeit  * Selbstbeherrschung * Selbstlenkung * Selbststeuerung * Selbstregulation *  selbstorganisierend (Selbstorganisation) * selbst-referentiell * selbst-reflexiv * Spiel, Spieltheorie * stabil (Stabilität) * steuern (Steuerung) * Struktur * Synergetik * Superich * System * Systemtheorie * Systemzustand * Terminologie * Trajektorie * Wille *  Willensfreiheit * Zentrale, Zentraleinheit * "Zentralregierung" * Ziel * zufällig, Zufall * Zustand * Zweck *

        Systeme, Geschehen, Verhalten erwecken oft den Eindruck als herrsche in ihnen eine gewisse Ordnung, als würden sie "regiert". Und so fragt sich, wie kommt es zu dieser Ordnung? Was ist das überhaupt: Ordnung? Woran merkt man, ob, wer und wie regiert, etwa in einem Ameisenstaat oder im menschlichen Gehirn? Und so ist vielleicht eine der wichtigsten neueren Erkenntnisse ist, dass Systeme, die einen regierten Eindruck vermitteln, keine Zentralregierung - zumindest nicht an einem zentralen Ort - haben müssen. In der modernen Neuro- und Kognitionswissenschaft findet das eine Entsprechung in der These: es gäbge angeblich kein Ich, dass uns steuere. Der Mensch sei ein sich selbstorganisierendes Wesen ohne "Zentralregierung". Kann eine Regierung sich selbst regieren - oder nur andere? Können Systeme sich selbst regieren. Dies wirft die natürlich Frage auf: was genau heißt eigentlich "selbst" und vor allem "sich selbst" und sich selbst regieren? Gibt es so etwas wie Selbstregierung überhaupt? Was soll das genau heißen? Und was ist der Unterschied zwischen Zentralregierung und Selbstorganisation? Spätestens hier wird es schwierig. Und man merkt, dass hier nicht wenige Sprachfallen, Paradaxien, ja womöglich Antinomien oder gar Aporien lauern. so dass sich ein sorgfältiges, konkret-praktisches Vorgehen an einfachen Beispielen empfiehlt. Eine typische Falle ist, dass man aus der Tatsache, dass man keine Zentraleinheit an einem Ort finden, den Schluss zieht, es gäbe keine Zentralheit (> organisieren, Organisation; > Zentraleinheit)
        Nun, wird man nach einer Blutentnahme bei Alkoholverdacht aufgefordert, (B01) auf einer geraden Linie zu gehen oder (B02) mit dem rechten Zeigefinger die Nasenspitze zu berühren, könnte man von Selbstlenkung sprechen. Genau genommen lenkt aber das Gehirn das Gehen auf der Linie oder die Fingerführung zur Nase.
        Eine wichtige und seit Jahrtausenden geprüfte und wirkungsvolle Methode der Bewusstseinslenkung hat der Buddhismus mit der Meditation entwickelt.



    Allgemeine und integrative Systemtheorie für die Psychotherapie.

    Der folgende Text wurde dem Handbuch Integrativer Psychologischer Psychotherapie (Sponsel 1995, S.158 ff; IPPT=GIPT) entnommen:

    "3.3.3.2   Systematik einer allgemeinen abstrakten  System  und Veränderungstheorie und damit einer allgemeinen und abstrakten Krankheitslehre
    Entwicklung der Grundbegriffe und der allgemeinen Operatoren einer einfachen ökologischen System-  und Prozeßtheorie: IPPT Systemik.

    Grundbegriffe:  Prädikation,  Negation,  Systeme,  Zustände,  Umwelten,  Eingangs-,  Ausgangsschnittstellen,  Funktionen,  Funktionseinheiten,  Veränderung,  Plus-Operator,  Minus-Operator,  Inverse-Operator,  Null-Operator, Anwendung auf  Quantoren, Kontexte, Regeln.

      Nach KAMLAH & LORENZEN unterscheiden wir elementare Zuschreibungen und deren Negationen. Danach benennen wir die positive Zuschreibung mit  Prädikation und die Verneinung mit  Negation mit den zwei Varianten konträr (schwarz - weiß ) und kontradiktorisch (schwarz - nicht schwarz).

    Abb. Grundbegriffe Systemtheorie IPPT [3.3.3.2 (1)]

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      Wir betrachten Systeme S1, S2, ..., Si, ..., Sn, die verschiedene Zustände an  nehmen können, was wir im zweiten Index vermerken  Si1, Si2, ..., Sij, ..., Sim. Zu diesen Systemen gehört jeweils eine Umwelt U1, U2, ..., Ui, ..., Un . Wir denken uns auch gleich Eingangs-  E1, E2, ..., Ei, ..., En und Ausgangsschnittstellen A1, A2, ..., Ai, ..., An zwischen den Systemen oder / und ihren jeweiligen Umwelten. Ein System sei einstweilen eine Blackbox mit verschiedenen Funktionen Fi1, Fi2, ..., Fij, ..., Fim, z. B. sehen, greifen, sprechen, lächeln, die ihrerseits wieder zu verschiedenen Funktionseinheiten  FEi1, FEi2, ..., FEij, ..., FEim, z. B. Bewegungsapparat, Sprechapparat, Kreislaufsystem, Fähigkeiten, Gedächtnis, Gewissen, Temperament, auch immer höherer Ordnung zusammengefaßt werden können.
      Beispiele: Sie, Ihr Nachbar, Hund, Ofen, Auto oder Ihre Wohnung können in diesem Sinne als Systeme aufgefaßt werden. Ihr Auto kann z. B. die Zustände "funktioniert" oder "funktioniert nicht" annehmen. Ihr Ofen kann die Zustände "An" oder "Aus" annehmen. Ihr Bewußtsein kann die Zustände  "An (wach)" oder "Aus (Schlaf, Bewußtlosigkeit, Hypnose)" annehmen. Sie selbst können z. B. die Zustände "gesund" oder "krank" annehmen.
     Wir definieren die allgemeinsten Veränderungsoperatoren, die denkbar sind. Das sind V+ und V-. V+ heißt, es kommt etwas hinzu. V- heißt, es wird etwas weggenommen. Unsere allgemeinsten Veränderungsoperatoren sind also: Plus und Minus.  Es gibt nun vier Grundmöglichkeiten:
     
    Prädikation
    (zuschreiben)
    Negation einer Prädikation
    (absprechen)
    Plus-Operator
    11 
    12
    Minus-Operator
    21 
     22 

      Die Prädikation "Angst" kann hinzukommen oder weggehen, die Negation einer Prädikation "keine Angst" kann ebenfalls hinzukommen oder weggehen. Beispiel: Ausgehend von einem bestehenden Zustand kann ich essen, trinken, ein Buch erwerben, eine Einsicht haben, eine Phantasie erzeugen. Das alles kann ganz allgemein und abstrakt als "Plus" oder "Hinzufügen" interpretiert werden. Ich kann den Nachbarn grüßen, dann bekommt er ein "Plus", nämlich den Gruß, der von mir weggeht, den ich abgebe, also als "Minus" gesehen werden kann. Während meines Lebens ist meine Fähigkeit zu grüßen praktisch "unendlich" groß. Während des Tages verbrauche ich Energie, scheide aus, verliere Schweiß, gebe Geld aus, verliere Gedanken, Gefühle. Leben ist wie der Bewußtseinsstrom ein ununterbrochenes Geschehen von "Plus" und "Minus" Geschehnissen. Alles fließt und verändert sich unaufhörlich: ständig kommt etwas hinzu, ständig geht etwas weg. Habe ich Angst und nehme ich einen Tranquilizer ("Plus") dazu, dann verliert mein Leben für einige Zeit diese Angst, sie ist weg ("Minus"). Das System Mensch "Plus" Angst kann  als phobisches System und ab einem bestimmten Ausmaß  auch als krank bezeichnet werden.
        Klinisches Beispiel: Chronisch Schizophrene haben häufig ein Anfangsproblem, sie sind passiv und können sich nur schwer überwinden. Kann ein chronisch Schizophrener z. B. dazu motiviert werden, einen Cafetreff ("KommRum" (FN1) in Berlin) aufzusuchen, kann unter günstigen Bedingungen eine Heilungslawine in Gang gesetzt werden, weil Aktivität und Kontakt initiiert, d. h. angefangen wurde:

    Abb. Veränderungsprinzip hinzufügen  [3.3.3.2 (2)]

    _
    Zum Alltagslebensraum des chronisch Schizophrenen kommt also das "Cafe KommRum" hinzu und das kann allerlei anstoßen und im Verlauf bewirken.(FN2)

      Atomistisch und mikroskopisch betrachtet nennen wir die allgemeinsten Veränderungsoperatoren daher Plus-Operator und Minus-Operator. Dahinter steckt nichts anderes als die allgemeine Idee und Vorstellung eines Hinzukommens (wachsen, vermehren) bzw. eines Wegnehmens (mindern, schrumpfen). Geben und Bekommen sind typische zwischenmenschliche und soziale Plus- und Minus-Operatoren. Intrasystemisch kann ein Geben einer Funktionseinheit ein Bekommen in einer anderen bedeuten. So kann ich mich selbst freizügig, großzügig, anständig fühlen  mein Selbstbild erhält positive Zufuhr, wenn ich anderen Menschen etwas gebe, z. B. Anteilnahme, Mitgefühl, Trost. Eine solche Bilanzierung mögen manche guten Menschen aber nicht, weil sie mit einer solchen Deutung ihr Gutsein entwertet sehen.

      Bewirkt die Anwendung einer Plus- oder einer Minus-Operation die Neutralisierung oder Annullierung der vorangegangenen Plus- oder Minus-Operation, so heißt dieser Operator Inverse-Operator. Der Inverse-Operator ist so etwas wie das direkte Gegenmittel, es macht eine vorangehende Operation zunichte, stellt einen früheren Zustand wieder her. Entschuldige ich mich bei meiner Frau, weil ich sie verletzt habe, und hellt sich ihr Befinden und ihr Verhalten mir gegenüber auf, so hat die Entschuldigung den Charakter eines Inversen-Operators. Strafe hat die Funktion eines Inverse-Operators, indem sie Schuld tilgen soll. Die Bezahlung (Geld, Dankeschön, Gegenleistung) ist die inverse Operation für den Erhalt einer Ware oder Leistung. Eine wirkungsvolle Therapie ist der Inverse-Operator zu Krankheit oder Symptom. Die Inverse kann sich bei unheilbaren Krankheiten oder Behinderungen auch auf Lindern oder Bessern beziehen, auch wenn die Kernkrankheit nicht reversibel ist. Existiert eine Inverse, heißt ein Zustand reversibel. In der Krankheitslehre setzt Suchen nach einer Inversen den Glauben an Reversibilität voraus, oder, gewöhnlich formuliert: den Glauben an ein Heilmittel oder an eine Therapie. Hält man eine Inverse des Todes für möglich, glaubt man an ein Weiterleben nach dem Tode. Bewirkt eine Plus- oder eine Minus-Operation keine Veränderung bezüglich eines Kriteriums, so heißt dieser Operator Null-Operator für dieses Kriterium. Die Ermahnung in der Erziehung hat oft den Charakter eines Null-Operators, weil sie wirkungslos verpufft. Einsicht in seine Symptomatik stellt sich oft als Null-Operator heraus, weil sie die Symptomatik nicht verändert. Wirkungslose Therapiemethoden entsprechen daher dem Null-Operator. Schädliche Therapien wirken je nach Perspektive als Plus-Operator (wenn sie Leid vermehren) oder als Minus-Operator (wenn sie Gesundheit weiter reduzieren).
        Gibt es zu einem Folgezustand eine Inverse, so bedeutet das Zusammenbringen Folgezustand + Inverse den Ursprungszustand. Das ist gleichbedeutend als hätte man mit dem Ursprungszustand eine Null-Operation durchgeführt. Essen ist die Inverse zum Hunger bezüglich des Ursprungszustandes Satt. Befriedigen ist die Inverse zum Zustand Bedürfnisdeprivation bezüglich des Ursprungszustandes Zufriedenheit. Veränderung, der Wandel von einem Zustand in einen anderen, braucht Zeit. Der Prozeß vom Anstoß zu einer Erkrankung bis zu ihrem manifesten Ausbruch heißt in der allgemeinen Krankheitslehre Inkubationszeit. Veränderungen brauchen nicht nur Zeit, sondern teilweise auch Energie(FN3) und sie haben eine Richtung, nicht unbedingt ein Ziel, da zahlreiche Veränderungen gar nicht bewußt oder unbewußt gewollt werden, sondern sich unter den Wirkungen der Umgebung einstellen. So mag sich ein Mensch durchaus verändern, ohne daß er es merkt. Und wir verändern uns auch ständig, obwohl unser Identitätsgefühl gleich bleibt. Tut es das nicht, liegt im allgemeinen eine Störung vor. Das ist gleich doppelt paradox. Obwohl ich mich dauernd verändere, verändert sich mein Identitätsgefühl nicht. Und wenn es sich veränderte, gälte es als Störung! Dies legt nahe, daß Identität eine Metakategorie repräsentiert.

      Betrachten wir nicht den Veränderungsprozeß, sondern die Zustände von Systemen vor und nach einem Wandel, so ist die allgemeinste Beschreibung für den Zustand Z2 nach einer Plus-Operation an  Z1 ein MEHR und nach einer Minus-Operation ein WENIGER. Dies kann nun nicht nur auf beliebige Qualitäten, sondern auch auf Quantitäten angewendet werden. Ist die Quantität eine Intensität oder Stärke, dann bedeutet eine quantitative Veränderung eine Zunahme der Intensität, etwa die Stärke einer Angst nimmt zu. Umgekehrt durch beruhigende Maßnahmen, Konfrontieren und durchhalten oder abwarten und aushalten sinkt die Angst irgendwann, die Intensität verliert an Quantität. So kann ein Plus oder ein Minus zu jedem Quantor gedacht werden. Wir wollen das nun in der Übersicht betrachten:

    Abb. Plus- und Minus-Operator auf Quantoren angewendet [3.3.3.2 (3)]

      Beispiele: Eine Begrenzung kann zu oder abnehmen, z. B.: ein Engegefühl in der Brust, eine Einengung in der Partnerschaft, das Geld wird knapp, die Therapiestunden werden weniger, der Kreditrahmen steigt, das Körpergewicht nimmt zu usw. ( Begrenzungs_Quantoren: weiter, enger).
      Der Arbeitsmarkt bietet weniger Möglichkeiten, die Auswahl ist sehr klein geworden, nur wenige Wohnungen stehen zur Auswahl, unter den TherapeutInnen darf man nicht frei auswählen, es sei denn, man zahlt selbst (Auswahlquantoren: mehr oder weniger).
      Ein Problem wird immer unübersichtlicher und komplizierter. Man verliert den Überblick ( Komplexitäts_Quantor).
      Ein Impulsdurchbruch (Zwangsimpuls, Angstanfall, Verlust der Beherrschung, Suchtimpuls) ereignet sich so schnell, daß es keine Gelegenheit zum Eingreifen zu geben scheint. Das Heilmittel der ersten Wahl  zur Kontrolle wäre so etwas wie Zeitdehnung, Verlängerung des Intervalls zwischen Spüren, daß der Impuls naht und einer zunächst rein zeitlichen Möglichkeit, einzugreifen ( Geschwindigkeits_Quantor).

      Wir sind nun in der Lage, formal und modellhaft die meisten und relativ beliebige Störungen ziemlich genau beschreiben zu können.

    Konkretisierung der Quantoren Hilfsbegriffe am klinischen Beispiel maniforme und depressive Prozesse:

      Als ein wesentliches Charakteristikum maniformer Prozesse euphorischen Typs können wir den  Geschwindigkeits_Quantor_gesteigert für  Psychische_Grundfunktionen wie z. B. denken ("Ideenflucht"), Bewußtseinsinhalte, Bedürfnisimpulse in der Bedeutung gesteigerte Geschwindigkeit annehmen. Für das Gegenbild der Depression hingegen gilt der Geschwindigkeits_Quantor_verlangsamt. Weiter ist typisch für Maniforme der  Mengen_Quantor_positive_Gefühle_erhöht und für die Depressiven der  Mengen_Quantor_positive_Gefühle_gesenkt. Für die Maniformen gilt weiter  Intensitäts_Quantor_positive_Gefühle_erhöht und für die Depressiven  Intensitäts_Quantor_negative_Gefühle_erhöht. Bei bestimmten depressiven Erscheinungsbildern gilt auch  Intensitäts_Quantor_Gefühle_extrem_niedrig mit der Anmutung "versteinert" als ob der gesamte affektive Apparat "abgeschaltet" wäre. Das könnte eine Vorsichtsmaßnahme "der Natur" sein, um zu verhindern, daß der Depressive von einem "Staudammbruch negativer Gefühle überflutet" wird. Negativismus, Zweifel  und Grübelsucht, Interesselosigkeit, Antriebslosigkeit, Schwächegefühl, Sinnlosigkeits-  und Leere-Erleben sind weitere mögliche mehr oder minder stark ausgeprägte Symptome, die mit Hilfe der Quantoren beschrieben werden können.

    System Funktions Regeln & IPPT Systemik

      Funktionen, Funktionseinheiten, Systeme stehen zu anderen Funktionen, Funktionseinheiten oder Systemen, ihren oder anderen Umgebungen in Beziehung. Kommen A und B zusammen, so entsteht etwas völlig Neues: Die Beziehung AB. AB ist nicht A und AB ist nicht B, es ist etwas eigenes, z. B. eine Partner-, eine Elter-, eine Geschäfts- oder eine PatientIn-PsychotherapeutIn-Beziehung (> Kap. 4.3). Diese Beziehungen funktionieren teilweise zufällig, chaotisch, aber auch nach identifizierbaren  Regeln (FN4) in Abhängigkeit von  Kontexten (= Situations- und Rahmenbedingungen als auch den jeweiligen Zwecken und Zielen, die die Interagierenden verfolgen). Menschen und ihre Störungen können unter diesem Aspekt ihrer Beziehungen zu ihrer Umgebung betrachtet werden. Eine Störung eines Individuums kann also als Folge oder als ein Produkt seines Ökosozialsystems verstanden werden. Und es scheint in nicht wenigen solchen Fällen nützlich, um eine solche ökosoziale Produkt-Störung zu beseitigen, wenigstens das ganze Ökosozialsystem mental und therapieplanmäßig zu berücksichtigen oder auch mit einigen Subsystemen realiter zu arbeiten (Familientherapie). Um die störungsrelevanten Regeln eines Ökosozialsystems herauszufinden, muß man es sorgfältig studieren, bestimmte Reaktionen hervorrufen und eine System- und Beziehungsdiagnostik entwickeln, was weit über den Horizont der traditionellen Diagnosesysteme ICD, DSM oder AMDP hinausgeht. In der IPPT sind wir um die Entwicklung einer Beziehungs- , Ökosozialsystem  und Regeldiagnostik bemüht. Hierbei können wir auf die traditionellen Interaktionssysteme (z. B. BALES), sozialpsychologische Kategorien und Forschungen, Beziehungsdiagnostik aus der Partnertherapie und die Arbeiten der Kommunikationstherapie (WATZLAWICK et al.), der Familientherapie und der SystemikerInnen zurückgreifen (> Kapitel 4)."
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    FN1 Über die Psychosenarbeit im Cafe "KommRum" hat Hans LUGER (19902) ein Buch geschrieben. [PDF]
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    FN2 Solche Möglichkeiten der Information, Anregung, der direktiven Aufforderung bzw. gar stützender Erstbegleitung sind aber den nondirektiven Methoden, z. B. Gesprächspsychotherapie und Psychoanalyse durch Selbstverordnung verboten. Solche unnötigen, rational nicht nachvollziehbaren dogmatischen Selbstbeschränkungen gibt es in der integrativen Psychotherapie nicht. Erwünscht ist, was hilft und heilt.
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    FN3  Nämlich immer dann, wenn die Veränderung nicht mit Lust und Wohlbehagen verbunden ist. Viele Aktivitäten, die formal Veränderungen bedeuten, brauchen anscheinend dann subjektiv keine Energie, wenn sie lustvoll und angenehm erlebt werden. Hier scheint manchmal sogar eher das Gegenteil der Fall zu sein: Hätte ich Lust auf etwas und verbiete ich es mir aus irgendwelchen Gründen, so fordert die Unterdrückung des Bedürfnisses Beherrschungs-Energie.  Psychologisch ergibt sich daher ein Kontinuum über einen negativen (unlustvollen) und positiven (lustvollen) Bereich. Lustvolle Veränderungen bringen Energie z. B. in Form von Lebensfreude und die Beherrschung kostet Energie; unlustvolle Veränderungen kosten Energie und das Unterlassen bringt augenblicklich Energie inform von Entspannung und Wohlbehagen, dem Unangenehmen entgangen zu sein. Fast alle Menschen kennen diese Phänomene. Was kurzfristig einen Lustgewinn bedeutet, kann mittel- und langfristig in eine schwere Neurose oder Fehlhaltung führen. Kurzfristige Lustmaximierung steht daher oft im Gegensatz zur langfristigen Lustmaximierung, oder, wie es Ortega y Gasset lebensphilosophisch ganz anders in einem berühmten Werk ausdrückt: Glanz der Dauer (versus) Triumpf des Augenblicks. Interpretiert man die Neurose als den besten Kompromiß, den ein Mensch für sich finden konnte, dann bedeutet Heilung konsequenterweise auch Widerstand. Das ist ein grundlegend bedeutsamer Sachverhalt für jeden psychotherapeutischen Prozeß.
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    FN4  Existieren Regeln, kann man die Interaktionen in einem Ökosozialsystem als Spiel, das nach bestimmten Regeln gespielt wird, interpretieren. Eine ganz einfache Interventionsmöglichkeit ist dann, daß  man einen typischen Zug zu verändern trachtet. Hier treffen Transaktionsanalyse, Kommunikationstherapie, Kybernetik und Spieltheorie aufeinander. Ein typisches Partnerspiel zu bestimmten Kontextbedingungen mag z. B. sein: (a) Mag A, mag B nicht. (b) Mag B, mag A nicht. Da jeder über sich die meiste Kompetenz hat, wäre die erfolgversprechendeste Veränderung der Regel für A: "Ich mag, wenn B mag." und für B: "Ich mag, wenn A mag."
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    Die Instanz der Lenkung im Menschen: Das Super-Ich.
    Wir nennen das ICH, das die Lenkungsfunktionen ausübt, Super-Ich. Doch gibt es so etwas ein Super-Ich? Ist es nicht nur eine Konstruktion?  Oder hat es gar auch eine Repräsentation im Gehirn? Wie könnte man das beweisen?
        Im Alltagsleben aber auch in beträchtlichen Teilen der Wissenschaft gehen die meisten Menschen davon aus, dass sie Einfluss auf ihr Erleben und Verhalten haben, dass sie in gewissen Grenzen wählen können und daher bedingt frei sind (Damasio dt. 2002). Dies wird von einigen NeurowissenschaftlerInnen bestritten. Sie glauben, die Willensfreiheit und ein lenkendes ICH sei eine Illusion. An Begründung bringt Singer z.B. vor, dass er im Gehirn noch keinen Ort gefunden habe, an dem ein ICH geortet werden könnte. Das ist aber mehrfach kein Argument: erstens folgt nicht, dass es etwas nicht gibt, nur weil neurowissenschaftliche Suchmethoden nichts finden. Zweitens muss eine Zentralheit ja nicht an einem (einzigen zentralen) Ort sein. Drittens könnten Zentraleinheiten auch in jedem Teilsystem (fractale, holgrafische, cytoskopische Modelle) repräsentiert sein wie sich z.B. ja auch in jeder Zelle grundlegende Informationen finden.
        Es gibt verschiedenen Strebungen und Motive, die man auch sinnvoll klassifizieren und einteilen kann, z.B. vitale Wünsche und Bedürfnisse (was möchte, brauche, will "ich"), orientierende Wünsche und Bedürfnisse (was nehme "ich" wahr, erkenne "ich", was kann "ich", was soll "ich" [nicht]).
     


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    Literaturhinweis: In Sponsel 1995 werden S. 193 - 200 die meisten potentiellen psychologischen Heilmittel (neudeutsch: Heilwirkfaktoren) gelistet und ca. 180 - das sind längst nicht alle - in der Literatur beschriebenen Heilmittel S. 387 - 404 dokumentiert.
    Lenken im hier verstanden Sinne wird nicht erst seit der Popularität verwendet, sondern kommt neben der normalen Alltagssprache (> DTW, DWDS, ) ebenso in der Literatur vor, z.B. bei Kafka in der Verwandlung (fett-kursiv RS): "Und gewiß hätte der Prokurist, dieser Damenfreund, sich von ihr lenken lassen; sie hätte die Wohnungstür zugemacht und ihm im Vorzimmer den Schrecken ausgeredet." [Online]
    Querverweis: Literatur Selbstorganisation und Schwärme (kleine Auswahl).



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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     Begriffsumfeld:  Ameisenstaat * Antrieb * Attraktor * autonom (Autonomie) * autonome Systeme * Autopoisie *  Bionik * biotische Systeme * Chaos *  dissipativ (dissipative Systeme) * dynamisch (Dynamik), dynamische Systeme * Emergenz * Energie * Energiepostulate * entwickeln (Entwicklung) * fractal ( Fractale) * Funktion * Funktionseinheit  * Homonym * instabil * komplex * konservative Systeme * Kybernetik * lenken *  linear * Motivation *  nicht-linear * Null-Operator * Operand * Operationalisierung * Operator * ordnen (Ordnung) * organisieren (Organisation) * referentiell * reflexiv, Reflexivität * Regelkreis * regeln (Regelung) * regieren (Regierung) * rückkoppeln (Rückkkopplung) * Selbst * Selbstähnlichkeit  * Selbstbeherrschung * Selbstlenkung * Selbststeuerung * Selbstregulation *  selbstorganisierend (Selbstorganisation) * selbst-referentiell * selbst-reflexiv * Spiel, Spieltheorie * stabil (Stabilität) * steuern (Steuerung) * Struktur * Synergetik * System * Systemtheorie * Systemzustand * Terminologie * Trajektorie * Wille *  Willensfreiheit * Zentrale, Zentraleinheit * "Zentralregierung" * Ziel * zufällig, Zufall * Zustand * Zweck *
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    Ameisenstaat. Singer (Rätsel Ich, S. 285): "Auch Ameisenstaaten kommen ohne Zentralregierung aus."
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    Aktivitätsaufbau (Lit-Hinweis): Hellhammer, D. &  Ehlert, U. (1994). Aktivitätsaufbau. In: Linden, M. & Hautzinger, M. (1994, Hg.). Verhaltenstherapie. Berlin: Springer, Seiten 71-75.
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    Antrieb. Sehr wichtiger Grundfaktor aktiven Lebens. Eine der beiden großen, gestörten Komponenten - neben der Stimmung -  in der Depression. Verwandte Umschreibungen: Energie, Motivation, Vitalität, Wille oder Willenskraft.
    ___
    Attraktor. Zustand, wonach ein System strebt, also nach einem für das System sog. "attraktiven" Zustand (Attraktor-Zustand"), der auch in einem mehr oder minder periodischen Veränderungsprozess bestehen kann. Schiepek & Strunk (1994, S. 105 ff) geben vier (idealtypisch) Typen an: Fixpunkt (zeitlich stabiler, bewegungsloser Ruhezustand), Grenzzyklus (einfach periodisches Systemverhalten), Torus (kreisförmig geschlossener Schlauch) und chaotischer oder seltsamer Attraktor (fraktale Struktur; S. 47). [W]
    ___
    autonom, Autonomie. Eigengesetzlich, unabhängig, selbst bestimmt, frei. Aus sich selbst heraus, selbst, frei und nicht fremd bestimmt.  [W]
    ___
    autonome Systeme. Sie, z.B. vegetative Funktionen, entziehen sich gewöhnlich der direkten Beeinflussung und dem Willen, können aber indirekt beeinflusst werden. [W]
    ___
    Autopoisie. Sich selbst organisierende Systeme, selbst erschaffende Systeme. Selbstentwicklung, Selbsterneuerung. Wortschöpfung von H.R. Maturana.   [W]
    ___
    Bionik. An biologischen Systemen orientierte Technik (Lernen von der Natur). Technische Realisationen biologischer Systeme.   [W]
    ___
    biotische Systeme. Systeme, die Modell im Lebendigen, im Biologischen haben.   [W]
    ___
    Chaos. Regel- oder ordnungslos, unberechen-, unvorhersehbar.    [W]
    ___
    dissipativ (dissipative Systeme).  [W]
    ___
    dynamisch (Dynamik), dynamische Systeme. Mehrdeutiges Homonym. Dynamisch meint allgemein eine bewegte, sich entwickelnde Kraft. Im engeren mathematischen Sinne Prozesse, die sich in der Zeit entwickeln, womit fälschlich suggeriert wird, als ob die Zeit eine Variable sei.    [W]
    ___
    Emergenz. G. Strube im Wörterbuch der Kognitionswissenschaft: "Emergenz, emergent (emergence, emergent). (1) Eigenschaften komplexer, insbesondere dynamischer Systeme, die nicht Eigenschaften einzelner Bestandteile des Systems sind, sondern aus deren Wechselwirkung resultieren, nennt man emergente Eigenschaften. Als Beispiel aus der Vorgeschichte der Kognirionswissenschaft seien die Gestaltqualitäten genannt (> Gestaltpsychologie). (2) Insbesondere können mentale Prozesse als emergente Eigenschaften des Gehirns aufgefaßt werden; eine solche Anschauung bezeichnet man als emergentistïschen > Materialismus."
        Im Lexikon der Neurowissenschaft wird ausgeführt: "Emergentismus m, Theorie der Emergenz, E emergentism, Position, die sich von substanzdualistischen (Dualismus) und reduktionistischen Theorien des Lebens und des Geistes gleichermaßen abgrenzt. In der Regel assoziiert man mit der Emergenz von Systemeigenschaften - mitunter auch mit der von Strukturen oder Gesetzen - die Merkmale des Neuartigen, Unvorhersagbaren oder Irreduziblen. In einem schwächeren Sinn gelten bereits solche Systemeigenschaften als emergent, die ein System als Ganzes besitzt, aber keiner seiner Bestandteile. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts steuerten Emergenztheoretiker wie Alexander, Lloyd Morgan und Broad einen mittleren Weg zwischen Vitalismus und biologischem Mechanismus. In den letzten Jahren hat vor allem die Naturalisierung qualitativer Zustände, das Qualia-Problem (Qualia), zu einer Renaissance des Emergentismus geführt. Substanzdualistische Positionen stehen unverändert vor dem Problem, mit zentralen physikalischen Prinzipien unvereinbar zu sein, zugleich scheinen sich die phänomenalen Qualitäten aber auch einer reduktiven Erklärung zu entziehen. Im Unterschied zur Qualia-Debatte findet in Theorien der Selbstorganisation, Artificial-Life-Theorien und im Konnektionismus nur ein schwacher Emergenzbegriff Verwendung, der nicht mit dem Merkmal der Irreduzibilität, sondern mit dem Merkmal des Sich-von-selbst-Ergebens assoziiert ist und damit eher an der alltagssprachlichen Bedeutung des Begriffs anknüpft."   [W]
    ___
    Energie. [W]
    ___
    Energiepostulate.   [W]
    ___
    entwickeln (Entwicklung). (Regelhafte) Veränderung auf ein Ziel oder Kriterium hin.   [W]
    ___
    fractal ( Fractale).  [W]
    ___
    Funktion. Mehrdeutiges Homonym mit den Hauptbedeutungen (1) mathematisch und (2) pragmatisch (u.a. funktionelle Zielorientierung). [W]
    ___
    Funktionseinheit. (FE) Z.B.atmen, bewegen, verdauen, ausscheiden, fortpflanzen, sehen, hören, erinnern. denken, brauchen und bedürfen, mögen, ...Hier werden Elemente und Teilsysteme zu einer Ganzheit, der Funktionseinheit (FE) zusammengefasst. So dient das Verdauungssystem der Funktion verdauen. [W]
    ___
    Homonym.
    ___
    innen und außen. Wichtige allgemeine Grundbegriffe der Wissenschaft und des Lebens. In der Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie von großer und grundlegender Bedeutung: ist etwas in mir oder kommt es von außen? Gehört etwas zu mir, oder gehört es zu etwas Äußerem. Kann ich unterscheiden zwischen innen und außen? Bei psychopathologischen Störungen kann die als gesund bewertete Unterscheidungsfähigkeit zwischen innen und außen gestört, beeinträchtigt und im Extremfall sogar aufgehoben sein.
    ___
    instabil.  Mehrdeutiges Homonym. Kann (1) bedeuten, dass sich ein Zustand verändert, dass er nicht anhält oder mehr oder minder schwankt; (2) dass er leicht und ohne großen Aufwand veränderbar ist; (3) kleine Veränderungen in der Eingabe (input), können große Wirkungen in der Ausgabe (output) erzeugen (> numerische Instabilität bei [Korrelations-] Matrizen).  [W]
    ___
    komplex. Mehrdeutiges Homonym. (1) Zahlentyp in der Mathematik. (2) Im allgemeinen zusammengesetzt, kompliziert, vielschichtig. Mitunter eine Frage der Perspektive, der Abstraktion und Verallgemeinerung. [W]
    ___
    konservative Systeme.   [W]
    ___
    lenken. Einfluß nehmen auf ein Ziel hin.   [W]
    ___
    Kybernetik. Wissenschaft, Technik und Praxis der Lenkung, Regelung, Steuerung, Organisation (Norbert Wiener, 1943).  [W]
    ___
    linear. Vieldeutiges  Homonym selbst in der Mathematik. Eine häufige Grundbedeutung ist: durch eine lineare Funktion (y=ax -b) beschreibbar. [W]
    ___
    Motivation. Psychologischer Grundbegriff für zielgerichtetes Streben und Verhalten. [W]
    ___
    nicht-linear.  Mehrdeutiges Homonym. Vom einfachen x und y entsprechen sich in ihrer Veränderung nicht bis hin zu Regellosigkeit, Chaos und Unberechenbarkeit. In der Psychologie gibt es eine ganze Reihe nicht-linearer Beziehungen, ein Typus wird durch die sog. umgekehrte U-Funktion beschrieben. Hier werden für y ein Optima erzielt, wenn x sich in einer mittlerer Ausprägung befindet, etwa die Konzentrationsfähigkeit bei einem leichten Hintergrundrauschen: wird es zu still oder zu laut, kann die Konzentration beeinträchtigt werden. Auch Leistungsmotivation und Anspruchsniveau scheint einer solchen Funktion zu folgen: sie Aufgaben zu leicht, langweilen sie, sind sie zu schwer, schrecken sie ab und demotivieren. Mittlere Schwierigkeitsgrade spornen die Leistungsmotivation daher mehr an. Der Zusammenhang zwischen Brennmaterial zuführen und Temperatur ist hingegen linear. Je mehr Bricketts man auflegt, desto wärmer wird es. Folgen Zusammenhänge der Regel "je mehr (weniger), desto mehr (weniger)" nicht, so gibt es entweder gar keinen oder keinen linearen Zusammenhang.
    ___
    Null-Operator. Eine Operation, die nichts verändert, alles beim Alten lässt. In der Mathematik das neutrale Element.  [W]
    ___
    Operand. (abhängige Größe) Objekt, auf das mittels eines Operators eine Wirkung ausgeübt wird.
    ___
    Operation. Anwendung von Operatoren auf Operanden, z.B. den Blick richten auf,  Beobachtung; gehen; Befragung
    ___
    Operationalisierung. Einen Sachverhalt wahrnehm- oder zählbar machen.
    ___
    Operator. Mittel das zur Durchführung einer Operation auf einen Operanden angewendet wird.  [W]
    ___
    ordnen (Ordnung). Auf den ersten Blick scheinbar klar, bei genauerer Betrachtung aber ein äußerst vieldeutiges Homonym.   [W]
    ___
    organisieren (Organisation). Aufgrund der neueren Forschung erscheint es ratsam, den Begriff der Organisation vorsichtig und differenziert, d.h. mehrdimensional oder nach mehreren wichtigen Organisationskriterien zu erfassen. Die Organisation eines Systems kann durch äußere (Fremd-Organisation) oder innere Lenkung (Selbst-Organisation) erfolgen bzw. beeinflusst werden. Aus der Tatsache, dass man keine Zentraleinheit an einem Ort findet. kann man nicht folgern, dass es keine zentrale Lenkung gibt. Es kann ja jedes Subsystem mit einer Zentraleinheit ausgestattet sein, so dass man auch die verschiedenen Zentraleinheiten als einen - lokal dezentralisierten - Zentraleinheitsverbund ansehen kann. Das geht dann in Richtung fractale oder holografische Modelle: die Information für das Ganze steckt schon in jedem Teil.
        Organisationskriterien, z.B. selbst oder fremd; zentral oder dezentral (abhängig oder unabhängig); innerer oder äußerer Ordnungsytp relativ zu einem Bezugssystem.
        [W]
    ___
    Prokrastination (Aufschieben). , Link1,
    ___
    Quantor(en), Quantifikation. Mehrdeutiges Homonym. Grundbedeutung: unterschiedliche Ausprägungen entlang von (ausprägungsfähigen) Kriterien. Eine stark eingeschränkte, teils schwer nachvollziehbare Bedeutung wird in der (mathematischen) Logik vorgenommen, wenn etwa behauptet wird, eine Aussageform (x ist y) werde bereits dann zur Aussage, wenn sie "quantifiziert" werde, also mit einem "Für alle gilt" [gemeint ist: Für jeden gilt; > Alle und jeder] oder "Für mindestens einen gilt".   [W]
    ___
    referentiell.  Beziehen auf; in Bezug auf; Bezugnahme.  [W]
    ___
    reflexiv. Reflexivität. Mehrdeutiges Homonym. Wörtlich  rückbezüglich. In Mathematik, Logik und Wissenschaftstheorie ein Merkmal, das nicht nur die Merkmalsträger konstituiert, sondern auch auf sich selbst zutrifft. Die Relation "gleich" ist reflexiv, weil ein a nicht nur einem b, h oder m gleich sein kann, sondern zuallererst natürlich sich selbst gleich gleich ist. "Lieben" ist reflexiv, weil ein Merkmalsträger nicht nur andere, sondern auch sich selbst lieben kann. An der sprachlichen Formulierung sieht man bereits, dass überall da, wo ein "sich" verwendet werden kann, eine Möglichkeit für Reflexivität vorliegt.  [W]
    ___
    Regelkreis. Geschlossenes Rückkoppelungssystem mit Führungsgröße, Regler, Stellgröße, Regelgröße, Regelstrecke, Störung.    [W]
    ___
    regeln (Regelung). Lenken mit Rückkopplung heißt regeln.  [W]
    ___
    regieren (Regierung). System, das Tun und Lassen von Teilsystemen bewirken will.  [W]
    ___
    rückkoppeln (Rückkopplung). Eine Veränderung wird an die Lenkungseinheit rückgemeldet und aufgrund des veränderten Kriteriums wird entschiedenen, ob die Maßnahme weiter erfolgt - bis das Kriterium erreicht ist - oder ob aufgehört werden kann, weil das Kriterium erreicht wurde.  [W]
    ___
    Selbst. Mehrdeutiger Begriff. Ganz allgemein: Etwas, das zusammengehört, eine Einheit, ein Ganzes bildet und von anderem unterscheid- und abgrenzbar ist. Dazu gehört auch bei gesunden Menschen die wichtige Unterscheidungsfähigkeit von innen und außen.  [W]
    ___
    Selbstähnlichkeit.   [W]
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    Selbstbeherrschung. Grundlegendes Merkmal, das in mehreren biopsychosozialen Funktionsbereichen eine wichtige Rolle spielt: Temperament, Impulsivität, Selbstkontrolle, Selbstlenkung, Selbstverwirklichung, Ausdrucks- und Sozialverhalten. Die Tatsache, dass Menschen sich mehr oder minder beherrschen, d.h. sich selbst - sogar absichts- und planvoll - lenken können, ist auch ein starkes Indiz für die Willensfreiheit.  [W]
    ___
    Selbstlenkung.  > Einführung in die Begriffs- und Wortwahl.  [W]
    ___
    Selbststeuerung.  > Einführung in die Begriffs- und Wortwahl.   [W]
    ___
    Selbstregulation.  > Einführung in die Begriffs- und Wortwahl.  [W]
    ___
    selbstorganisierend (Selbstorganisation). Grundgedanke in der Neurowissenschaft um die Auseinandersetzung um das "ICH" (> Ich-Hirn) ist, dass der Mensch eine zentrale Steuerung, die den Vorstellungen des ICH entspricht, weder hat noch braucht. Es geht sozusagen auch so, ohne Zentrale oder Zentraleinheit. > Modell Ameisenstaat. Ein typischer Fehler bei den NeurowissenschaftlerInnen ist die meist implizit gemacht Annahme, das eine Zentrale oder Zentraleinheit an einen einzigen, den zentralen Ort gebunden ist. Es ist ja möglich, dass lokal verstreute Subsysteme jeweils mit der Zentraleinheit vor Ort ausgestattet sind (> organisieren, Organisation).
        Historische Anmerkung:  C. C. E. Schmid (9) erkannte bereits 1791 in seiner Empirischen Psychologie (S. 425)  - bald 200 Jahre vor der systemischen Bewegung -, daß der menschliche Leib z. B. ein organisiertes und ein sich selbst organisierendes Wesen ist.
        [W]
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    selbst-referentiell. selbst-bezüglich. Ein Mensch, der über sich selbst nachdenkt, verfügt quasi über Selbstreferenz. [W]
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    selbst-reflexiv.   [W]
    ___
    Spiel, Spieltheorie. Neue wissenschaftliche Theorie durch von Neumann- und Morgenstern (1928, 1944) mathematisch begründet mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeit in vielen Wissenschaften. Auch zwischenmenschliche Beziehungen können spieltheoretisch gedeutet werden. Ein Spiel besteht vereinfacht gesagt aus Regeln und Zügen. Regelveränderungen sind möglich, wenn man sie entweder gemeinsam vereinbart und praktiziert, oder wenn neue Züge ins Spiel kommen, die mittel- und langfristig die eingespielten Regeln verändern. Häufig gelingen Veränderungen im zwischenmenschlichen Bereich nicht, weil A gewöhnlich möchte, dass B sich ändert, was B meist nicht tut. A übersieht meist, dass er selbst seine Züge verändern kann, um dem erstarrten Beziehungssystem eine Entwicklungschance zu geben. Auch in der Selbstveränderung versucht man nicht selten erfolglos, gleich seine eingefahrenen Regeln zu ändern, statt sich auf einzelne konkrete andere und neue Züge zu konzentrieren.
    ___
    stabil (Stabilität).  > instabil.  [W]
    ___
    steuern (Steuerung). Mehrdeutiges Homonym. 1) Alltagssprachlich: etwas dorthin hinbringen, wo man es haben will. Das Lenkrad im Auto ist ein Steuerelement. Mit dem Lenker zusammen wird Regelung daraus, da Abweichungen rückgekoppelt und berücksichtigt werden. 2) Psychologisch und psychopathologisch: die Fähigkeit, sich selbst zu lenken, das zu tun oder lassen, wofür man sich entscheidet; die  Fähigkeit zur Selbstbeherrschung und Selbstkontrolle (von Impulsivität, Spontanität), oft gestört bei Psychosen und psychischen Erkrankungen. 3) Technisch-kybernetisch: offener Wirkungsweg ohne Rückkoppelung. Lenken ohne Rückkopplung heißt steuern. [W]
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    Steuerungsfähigkeit. Rechtsbegriff und wichtige Kategorie bei der Frage der Schuldfähigkeit §§ 20, 21 StGB. Die Frage für Sachverständige ist, wie der Rechtsbegriff forensisch psychologisch oder psychopathologisch zu interpretieren und zu operationalisieren ist.
    ___
    Struktur.  [W]
    • Carnap, Rudolf (1928). Strukturbeschreibungen. In: Der logische Aufbau der Welt. Hamburg: Meiner. Neuabdruck in Kursbuch 5, 1966, 69-73.
    • Röhr, Michael (1993). Statistische Strukturanalysen. Stuttgart: G. Fischer. [Röhr_Einleitung.doc]
    ___
    Super-Ich. "Chef"-Konstruktion des Ich-Systems, das die verschiedenen Teilsysteme Real-Ich, Norm-Ich, Vital-Ich, Ideal-Ich auf- und miteinander abstimmt, das letztendlich entscheidet, was Handlung wird, was - zumindest vorläufig -  warten muss oder verworfen wird.
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    Synergetik. Lehre vom Zusammenwirken unterschiedlicher Einheiten. Haken & Schiepek (2006, S- 296):"Die Synergetik ist angetreten zu erklären, wie das Neue in die Welt kommt. Solche Systemeigenschaften und -phänomene, die neu, spontan, unerwartet und überraschend gegenüber den Bestandteilen oder gegenüber dem bisherigen Verhalten eines Systems sind, werden oft als „emergent" bezeichnet. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Begriff der Emergenz häufig benutzt wird, wenn es um Selbstorganisation geht (z.B. Krohn & Küppers, 1992)." [W]
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    System. Allgemein eine von anderem unterscheidbare Einheit, die bestimmten Aufgaben erfüllt, z.B. dient das Bewegungssystem der Organisation und Ausführung von Bewegungen, das Atmungssystem der Atmung durch den Austausch von Gasen. Das Wahrnehmungssystem stellt die Funktionen des Wahrnehmens zur Verfügung. Das Immunologiesystem organisiert die Abwehr und ist so etwas wie das Verteidigungsministerium des Körpers. Ein Familiensystem besteht aus den Mitgliedern, gewöhnlich den Verwandten, die Kernfamilie aus den Eltern und KIndern, zur Großfamilie kommen noch die Großeltern und Geschwister der Eltern nebst deren Angehörigen. Der Clan oder die Sippe umfasst das das ganze Verwandtschaftsnetzwerk. Systeme können in Sub-, Teil- oder Untersysteme wie in Ober- oder Supersysteme klassifiziert werden.
        Das Lenkungssystem wird als eine Zentraleinheit gedacht, in der viele Informationen zusammen kommen, wonach die Entscheidungen bestimmt werden.  [W]
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    Systemtheorie. Allgemein-integrativer Ansatz für die Psychotherapie (oben)  [W]
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    Systemzustand. Allgemein-integrativer Ansatz für die Psychotherapie (oben)  [W]
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    Terminologie. Mit dem griechischen Buchstaben Theta J  (nach Jerapeia (therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie Heilmittel oder Heilwirkfaktoren Qualität (Funktion) annehmen,  z. B. J einsehen,  J zulassen unterdrückter Erinnerungen, J stellen (konfrontieren), J sich  überwinden und J mutig sein, J differenzieren, J entspannen, J lernen, J loslassen, J beherrschen ...
        Man vergegenwärtige sich auch, daß viele Sachverhalte eine Doppelfunktion haben können:Heilmittel und Störmittel ("Gift"). Möchte man von der Heilmittelfunktion absehen, kann man einfach die Vorsilbe "Heil" weglassen und spricht dann ganz allgemein nurmehr vom "Mittel" (zum Zweck). Ein Mittel zum Heilzweck wird sozusagen zum Heilmittel, wenn das Mittel zur Begleitung, Linderung, Besserung oder Heilung von Störungen mit Krankheitswert eingesetzt werden soll. Für Mittel zum Zweck fehlt ein eigentliches griechisches Wort, so daß sich Begriff und Wort des Werkzeuges organon (organon) anbietet mit dem Nachteil, daß sich o wenig vom lateinischen o unterscheidet, so daß wir aus typologischen Gründen lieber in lautgestaltlicher Analogie den Buchstaben m (Mü) wählen. Die Kennzeichnung  mloben bedeutet also z.B., daß wir loben als Mittel kennzeichnen, um einen Zweck zu erreichen zur Abgrenzung von  loben als z.B. spontaner Ausdruck von (freudiger) Anerkennung.
        Und um deutlich zu machen, daß wir ein Wort nicht alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer psychologisch-psychotherapeutischen Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben y  (Psi, mit dem das griechische Wort für Seele =  yuch, sprich: psyche, beginnt). Störungs Funktor. Begriffe, die eine Störung repräsentieren sollen, kennzeichnen wir mit dem Anfangsbuchstaben Tau (t) des griechischen Wortes für Störung tarach (tarach). Viel Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften und damit meist vielfache Homonyme sind. Um diese babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ und entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm der Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie entwickelt worden: Kamlah & Lorenzen (1967). Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen. Ausführlich zur Terminologie.
     
      Querverweise (Links)  zum Terminologie-Problem in der Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie:
      • Übersicht Heilmittellehre in der GIPT
      • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie aus Allgemeiner und Integrativer Sicht
      • Grundzüge einer Idiographischen Wissenschaftstheorie
      • Introspektion, Bewußtseins- und Bewußtheitsmodell in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
      • Beispiel Nur_empfinden_fühlen_spüren
      • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie
      • Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie
      • Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
      • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
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    Trajektorie. (Verlaufs-) Kurve eines (mehrdimensionalen) Phasenraumes, in dem die Achsen die Systemvariablen repräsentieren.
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    Universalie.
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    Wille. Wünsche, die mit Energie belegt werden können, werden zum Willen. Wunsch und Wille kann durch > MAZOKA  unterschieden werden.  [W]
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    Willensfreiheit. Beweis.  [W]
    Der Mensch kann nach  Selbst- und Fremderfahrung sein Erleben und Handeln beeinflussen. Er kann seine Entwicklung in diese oder jene Richtung fördern oder hemmen. Die mehr oder minder beschränkten Möglichkeiten zur Auswahl, bezeichnet man gewöhnlich als Willensfreiheit. Obwohl die meisten NeurowissenschaftlerInnen das Konzept der Willensfreiheit leugnen, findet man den Kern der Willensfreiheit, die Möglichkeit und Fähigkeit zur Auswahl, auch in deren Büchern, z.B. bei Damasio (dt. 2002, S. 38).

      Willensfreiheit in der IP-GIPT:

    • Methodologie Freie Willensforschung. Kritik der Libet-Experimente und ihrer Interpretation Wie kann, wie soll der freie Wille erforscht werden und inwiefern ist hier besondere psychologische Kompetenz vonnöten?
    • Willensfreiheit. Pro und Contra. Bericht und Kritik vom Symposium turmdersinne 2004. Freier Wille - frommer Wunsch? Gehirn und Willensfreiheit.
    • Ich-Hirn. Untersuchung der Sachregister von Hirnforschungsbüchern nach 12 ICH-relevanten Begriffen - Materialien.
    • Das Problem der Willensfreiheit, Entscheidungsfreiheit, Handlungsfreiheit: Ein Buchhinweis mit Leseproben und kritischer Bewertung.
    • Buchpräsentation: Rätsel Ich. Gehirn, Gefühl, Bewusstsein.
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    Zeit.  Von der Problematik der Zeit als Variable. [W]
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    Zentrale, Zentraleinheit. Gewohnheitsintuitiv nimmt man meist an, dass eine Zentraleinheit sich an einem zentralen Ort lokalisiert findet. Das muss aber nicht so sein. Im Stichwort organisieren, Organisation wurde erörtert, dass unterschiedliche Organisationskriterien, z.B. selbst oder fremd; zentral oder dezentral (abhängig, unabhängig); innerer oder äußerer Ordnungsytp relativ zu einem Bezugssystem (kombiniert) angewendet werden könnten.
      [W]
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    Zentralregierung.   [W]
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    Ziel. Grundlegender Begriff für Systeme, die Bedürfnisse und Wünsche haben.   [W]
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    zufällig, Zufall.   [W]
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    Zustand. Eine von mehreren Möglichkeiten, die ein Sachverhalt (z.B. Wach, Schlaf, Trance, Bewusstlos > Bewusstseinszustände) oder Objekt (z.B. offen, geschlossen) repräsentieren kann.  [W]
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    Zweck. Schwieriger Begriff, der vermutlich erst durch Lebewesen in die Welt kommt, weil das nichtorganische Naturgeschehen streng betrachtet keine Zwecke liefert. Lebewesen verfolgen Zwecke, sie erhalten und vermehren sich und suchen Schutz; sie sind mit Antrieben und Bedürfnissen ausgestattet und versuchen, ihr Verhalten danach auszurichten, was man dann zweckgerichtetes Verhalten nennen kann.    [W]
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    Querverweise
    Standort: Heilmittelmonographie Lenken.
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    Übersicht Heilmittelmonographien in der IP-GIPT.
    Heilmittel Grundhaltungsbewusstheit und Grundhaltungs-Nichtbewusstheit.
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      Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
      z.B. Heilmittel site:www.sgipt.org. * Lenken site:www.sgipt.org
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    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Heilmittel-Monographie Lenken. Eine der wichtigsten und von der Allgemeinen Psychologie vernachlässigte  psychologische Grundfunktion. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Archiv. Erlangen: https://www.sgipt.org/hm/hm_lenk.htm
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    kontrolliert:


    Änderungen
    15.03.18    Heilmittel Grundhaltungsbewusstheit und Grundhaltungs-Nichtbewusstheit.
    19.07.15    Hinweis auf Meditation, KommRum PDF-Link aktualisiert.
    07.03.15    Linkfehler geprüft und korrigiert.
    29.11.11    Ergänzungen; kleine Korrekturen der Scanfehler.
    19.10.10    Ergänzungen.
    17.10.10    Lenken, Ordnung, Selbstorganisation und Selbstlenkung, Glossar  * Inhaltsübersicht.
    03.01.08    Zielmarke Lenken, Querverweis auf die Wortbedeutung.
    16.01.04    Beispiele Lenkungsmittel im Leben, Kommunikation, Beratung, Training und Therapie