im Spannungsfeld zwischen Aggregat und Einzelfall: eine Bestandsaufnahme und kritische Evaluation.
bei Pabst Science Publisher; Lengerich 2002. |
Was sagen gruppenstatistische Kennwerte
über den Einzelfall aus?
Ein Text- und Übungsbuch.
bei Verlag empirische Pädagogik. |
präsentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen
Hake, Alexandra (2002). Trugschlüsse
in der Statistik im Spannungsfeld zwischen Aggregat und Einzelfall. Eine
Bestandsaufnahme und kritische Evaluation. Lengerich [u.a.]: Pabst
Science Publisher.
[ISBN 3-936142-60-2] |
Hake, A. (2001). Was sagen gruppenstatistische Kennwerte über den Einzelfall aus? (Materialien für Lehre, Aus- & Weiterbildung 24). Landau: Verlag empirische Pädagogik. [ISBN-10: 3-933967-59-7] |
Verlagsinfo2002: "Untersuchungsgegenstand sind Fehlinterpretationen, die auftreten, wenn gruppenstatistische Kennwerte auf Einzelfälle angewandt werden. Im theoretischen Teil wird der erste Entwurf eines Erklärungsmodells vorgestellt, welches drei verschiedene theoretische Ansätze integriert: das kognitive Modell von Valsiner (1986), die Theorie der sozialen Identität (Tajfel, 1978, 1981) und die Theorie sozialer Repräsentationen (Moscovici, 1981, 1984). Teilaspekte des Modells wurden in einer empirischen Studie überprüft. 12 Personalfachleute und 12 eignungsdiagnostisch tätige Berater nahmen hierzu an einem Interview teil. Als Vergleichsgruppe fungierten 16 Studenten der Psychologie. Das verwendete Interview sah eine Reihe von Szenarien vor, in denen die Interviewteilnehmer die Bedeutung gruppenstatistischer Kennwerte für Einzelfälle abschätzen und ihre Stellungnahme begründen sollten. Die Antworten der Interviewteilnehmer wurden inhaltsanalytisch ausgewertet und die Ergebnisse der Codierung deskriptiv-statistischen Analysen unterzogen. Im Rahmen der Auswertung sind darüber hinaus eine Vielzahl qualitativer Einzelfallanalysen erstellt worden. Die Analyseergebnisse geben zahlreiche Hinweise darauf, dass die Aggregat-/Einzelfallproblematik von den Berufspraktikern und angehenden Psychologen in nur unzureichendem Ausmaß reflektiert wird: In allen drei Untersuchungsgruppen traten in hohem Maße einzelfallbezogene Fehlinterpretationen der untersuchten gruppenstatistischen Kennwerte auf. Wieweit das der Studie zugrundegelegte theoretische Konzept trägt und wie erklärungskräftig es ist, bedarf weiterer Klärung. Die untersuchten Fehlinterpretationen sind von Bedeutung für die Aus- und Weiterbildung sowie für die Qualitätssicherung innerhalb der Psychologie." | Verlagsinfo2001: Aus dem Vorwort von Prof. Dr. M. Amelang (Universität Heidelberg): „Der vorliegende Text gilt einer diffizilen Materie: Immer wieder nämlich ist zu beobachten, wie in Forschung und praktischer Anwendung gruppenstatistische Kennwerte ... unzulässigerweise auf Einzelfälle übertragen werden. ... Alexandra Hake hat eine Reihe realitätsnaher Szenarien konzipiert und diese verschiedenen „Experten“ vorgelegt; zusammen mit den dabei registrierten Fehlinterpretationen bilden diese das Herzstück des hier vorgelegten Buches. Die Autorin belässt es aber nicht bei der bloßen Präsentation dieses Materials; vielmehr sind die Leser angehalten – und das macht das Buch als Arbeitsgrundlage zusätzlich wertvoll – eigene Stellungnahmen abzugeben, die sie dann mit Erläuterungen im Sinne von „richtigen Antworten“ vergleichen können. Durch die dadurch intendierte aktive Auseinandersetzung mit dem Stoff ist ein besonders großer und nachhaltiger Lerngewinn gewährleistet – kaum jemand, der sich auf diese Weise mit den Limitierungen gruppenstatistischer Daten befasst haben wird, dürfte noch den Versuchungen von Fehlinterpretationen unterliegen“. |
I Einleitung
II Forschungsstand
4.3 Retest-Reliabilitäts- bzw. "Stabilitätskoeffizienten"
20
III Erklärungsansätze
IV Empirie
V Schluß
Literaturverzeichnis |
Was sagen gruppenstatistische Kennwerte über den
Einzelfall aus? l
Vorwort 3
A. Interpretationsmöglichkeiten und Interpretations-
II Mittelwerte 21
III Komparative Betrachtung korrelativer
IV Retest-Reliabilitäts- bzw. "Stabilitätskoeffizienten"
42
V Statistische Syllogismen 54
VI Das Konzept der prädiktiven Validität
64
VII Die Präzision von Vorhersagen 70
B. Das Phänomen der einzelfallbezogenen Interpretation
Literatur 96
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S.9: 2 Wissenschaftstheoretische
Grundlagen
Im folgenden Abschnitt werden verschiedene wissenschaftstheoretische Aspekte der Gruppen- und Einzelfalluntersuchung vorgestellt, die sich als grundlegend für einen reflektierten Umgang mit gruppenstatistischen Kennwerten bei der Einzelbetrachtung erweisen. Dies betrifft die Definition und Abgrenzung unterschiedlicher Hypothesenarten (l), die Frage nach der differentiellen Indikation unterschiedlicher methodischer Herangehensweisen in Abhängigkeit von der Hypothesenart (II) und die Frage nach der Generalisierung bei Einzelfallanalysen (III). (I) Definition und Abgrenzung von Hypothesen Hypothesen, die sich auf Aggregate (Populationen, Kollektive) beziehen, sind von solchen abzugrenzen, die Aussagen über Individuen treffen (Bunge, 1967; Westmeyer, 1989). Aggregathypothesen sind dadurch gekennzeichnet, daß sie nicht den einzelnen Personen einer Klasse Eigenschaften zusprechen, sondern einer Klasse insgesamt. Beispiele für solche Eigenschaften sind Verteilungsfunktionen, Mittelwerte, Varianzen, Korrelationen, Proportionen, Trends oder auch statistische Strukturen. Hypothesen, die auf singuläre und nicht kollektive Subjekte gerichtet sind, lassen sich in unterschiedliche Hypothesenarten [>10] untergliedern. Zu ihnen zählen u.a. die singulären , die quasi-universellen oder auch die universellen Hypothesen (s. Exkurs). Exkurs: Einzelfallbezogene Hypothesenarten
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S. 7: "EINLEITUNG
Das vorliegende Buch sensibilisiert für Trugschlüsse, die auftreten, wenn gruppenstatistische Kennwerte auf den Einzelfall! angewandt werden. Eingeführt sei in die Thematik anhand eines konkreten Beispiels: „Die vielschichtige Eigenschaft der Intelligenz beruht vor allem auf den Erbanlagen. Zu etwa 70% gleichen sich die IQs der Eineiigen. 70% der IQ-Unterschiede in der breiten Bevölkerung sind damit auf unterschiedliche Gene zurückzuführen: Wenn dort einer dümmer ist als der andere, hat er das zu zwei Dritteln seinen Genen zu verdanken " (Bäumler, 1992, S. 54). Bei den ersten Sätzen handelt es sich um gruppenbezogene Aussagen.
Der letzte Satz ist auf den Einzelfall bezogen und soll sich aus den gruppenbezogenen
Aussagen ergeben. Bewerten Sie die Folgerung als zulässig oder unzulässig?
Wie begründen Sie Ihre Stellungnahme? Diese und andere Aufgabenstellungen
können Sie im ersten Teil des Buches bearbeiten. Stets geht
es darum, die Bedeutung von gruppenstatistischen Befunden für Einzelfälle
abzuschätzen und zu begründen.
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S.147: "Als Erhebungsinstrument wurde
ein offenes, halbstandardisiertes Interview eingesetzt. Im Zentrum des
Interviews standen eine Reihe von Aufgabenstellungen, in denen die Interviewteilnehmer
die Bedeutung von gruppenstatistischen Kennwerten für Einzelfälle
abschätzen und ihre jeweilige Stellungnahme begründen sollten.
Das erhobene Datenmaterial wurde mit Hilfe von Codierleitfäden inhaltsanalytisch
ausgewertet. Die Ergebnisse der Codierung wurden anschließend deskriptiv-
statistischen Analysen unterzogen. Die Vorgehensweise wurde durch qualitative
Einzelfallanalysen ergänzt, um eine Gesamt- bewertung der Ergebnisse
zum jeweiligen gruppenstatistischen Kennwert vornehmen zu können.
Die Ergebnisse der Studie lassen sich im wesentlichen in drei Punkten zusammenfassen: 1. In allen drei Untersuchungsgruppen wurden die gruppenstatistischen Kennwerte von den Interviewteilnehmern in hohem Ausmaß auf Einzelfalle bezogen. Das Phänomen konnte im Umgang mit jedem der in die Untersuchung einbezogenen Kennwerte nachgewiesen werden. 2. Die Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen in den prozentualen Anteilen einzelfallbezogener Interpretationen erwiesen sich für die Mehrzahl der Kennwerte als relativ gering. Sie wiesen in einigen Fällen in die zu erwartende Richtung, in anderen nicht. [>148] 3. Bei einigen der Kennwerte traten in den Untersuchungs- gruppen tendenziell höhere prozentuale Anteile einzelfallbezogener Interpretationen auf als bei anderen Kennwerten. Eindeutige Hinweise auf die angenommenen berufsgruppen- spezifischen Aspekte konnten mithin nicht identifiziert werden. Es scheint sich bei dem untersuchten Phänomen vielmehr um ein ubiquitäres Phänomen zu handeln, das nicht spezifisch für bestimmte Personengruppen ist: Für die überwiegende Zahl der Kennwerte lagen die prozentualen Anteile einzelfallbezogener Interpretationen in allen drei Untersuchungsgruppen oberhalb von 50,0%." |
[S. 94f] "IV RELEVANZ DES UNTERSUCHTEN
PHÄ- NOMENS UND PRAKTISCHE KONSEQUENZEN
Die Relevanz des Phänomens der einzelfallbezogenen Interpretation gruppenstatistischer Kennwerte ist sowohl im Bereich der sozialwissenschaftlichen Forschung wie auch der Berufspraxis anzusiedeln. Für beide Bereiche ergeben sich aus der Existenz des in zahlreichen Anschauungsbeispielen demonstrierten Phänomens (s. Teil A des Buches) praktische Konsequenzen. Für die psychologische Forschung ist nicht nur relevant, wie die Daten interpretiert, sondern auch, welche methodischen Ansätze gewählt werden: Wann ist es sinnvoll, statistisch-gruppenbezogen vorzugehen und wann nicht? Unter dem Gesichtspunkt handlungsleitender Prinzipien ergibt sich die Frage, auf welchen Untersuchungsgegenstand das Forschungsinteresse gerichtet ist, Handelt es sich um kollektive Subjekte, also Gruppen von Personen, oder singuläre Subjekte? Im ersten Fall hat man es mit sogenannten Aggregathypothesen zu tun, im zweiten mit einzelfallbezogenen Hypothesen. Wie in diesem Buch an anderer Stelle bereits ausführlich dargelegt, sind in Abhängigkeit von der Hypothesenart unterschiedliche methodische Herangehensweisen in Form von Gruppen- und Einzelfallanalysen erforderlich. Hier sollte auf eine Stimmigkeit zwischen Hypothesenart, d.h. Untersuchungsgegenstand, und methodischer Herangehensweise geachtet werden. Ein solches Kriterium kann auch vor der Gefahr eines methodischen Rigorismus schützen, der sich im gegenwärtigen psychologischen Forschungsalltag in einer Dominanz gruppenbezogener Analysen äußert, die auf die Überprüfung von Aggregathypothesen gerichtet sind. Einzelfallbezogene Analysen weisen hingegen eine nur untergeordnete Bedeutung auf. Auch im Bereich der eignungsdiagnostischen Berufspraxis geht es nicht darum, den Wert der Statistik generell in Frage zu stellen, sondern wiederum um eine Reflexion der Mittel und Ziele. Das handlungsleitende Prinzip ist hier also gleichermaßen bindend. ... " |
Pressemitteilungen – Personalien – Nr. 3 und 4 / 98
"Dipl.-Psych. Alexandra HAKE, Psychologisches Institut, wurde von der
Deutschen Gesellschaft zur Förderung der Psychologie mit dem Georg-Sieber-Preis
ausgezeichnet, der für originelle und anwendungsorientierte Diplomarbeiten
vergeben wird. In ihrer Arbeit untersucht sie den Umgang von Personalfachleuten
mit psychodiagnostischen Daten."
IP-GIPT-Links:
Weitere Literatur (Auswahl) zur spezifischen Problematik:
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
Forensische Psychiatrie site:www.sgipt.org. |
korrigiert: irs 18.5.8
Änderungen Kleinere
Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet
und ergänzt.
05.04.15 Linkfehler geprüft und korrigiert.