Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=19.10.2014
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 14.06.24
Impressum:
Diplom-Psychologe
Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr.
20 D-91052 Erlangen
Mail:
sekretariat@sgipt.org_
Zitierung
& Copyright_
Anfang_Zitieren
in der Wissenschaft_Datenschutz_Überblick_
Rel.
Aktuelles _
Rel.
Beständiges_
Titelblatt_
Konzept_
Archiv_
Region_
Service
iec-verlag_ _
Wichtige
Hinweise zu externen Links und Empfehlungen_
Willkommen in unserer Internet-Publikation
IP-GIPT 1) für Allgemeine
und Integrative Psychotherapie,
Abteilung Wissenschaft, Bereich Logik, Methodologie
und Analogie, hier speziell zum Thema:
Zitieren in der Wissenschaft
Mit einem Formatvorschlag für wissenschaftliches
Zitieren,
einer Kritik des Hochstapler-Zitierstils
in der Psychologie und Psychiatrie
und einem Exkurs über
Falschzitate.
Formatvorschlag: Name, Vorname (Jahr) Titel. Ort: Verlag.
Seitenfundstelle(n). Sachverhalt. Zweck. |
Originalarbeit von Rudolf
Sponsel, Erlangen
_
Inhaltsübersicht
Einführung in den Themenkreis Zitieren in der
Wissenschaft.
Beispiele aus der
Wissenschaftsliteratur.
Positiv-Beispiele
für ausreichendes Zitieren.
Beispiele
für sinnvolles Zitieren im Format AutorIn (Jahr).
Beispiel für
Mehrfachfehler:
GMV-Zitat
Descartes.
Beispiele
für den Hochstapler-Zitierstil [Format AutorIn
(Jahr)]
in
der Psychologie.
in
der forensischen Psychologie.
in
der Psychiatrie.
in
Neurobiologie und Neurowissenschaften.
Beispiele
für fehlende genaue Fundstellen.
in der Psychologie.
Psychologie:
Beispiele ohne Angabe der Quelle.
Psychologie:
Beispiele ohne Seitenzahlen.
in
der Psychiatrie.
Physik
Beispiele ohne Seitenangabe.
Mathematik
Beispiele ohne Seitenangabe.
Beispiele
ohne Quellenangabe.
Psychologie:
Rohracher
(1988).
Philosophie
und Wissenschaftstheorie.
Gethmann-Siefert
und Fichte.
Beispiele für
Fallbelege.
Zitieren unveröffentlichter
Quellen.
Internet, ChatGPT
und KI.
Theorie des Zitierens - Psychologische
Überlegungen zu Sinn und Funktion des Zitierens:
Anerkennung
* Anstand * Ausweis
* Auszeichnung * Autorität
* Bequemlichkeit *
Bestätigung
* Beziehungspflege * Gefälligkeitszitat
* Kompetenz * Ökonomie-Praktisch
*
Sachverhalt
* Urheber-Respekt * Zitationskartelle
*
Zum
Vergleich Gruende fuer Zitate nach academics (DIE ZEIT) und Baird &
Oppenheim *
Zwecke des Zitierens.
Zitiergepflogenheiten
in den verschiedenen Wissenschaften:
Archäologie,
Astronomie, Biologie, Chemie, Geographie, Geologie, Geschichte, Informatik,
Kommunikationswissenschaften,
Kunst- und Kulturwissenschaften (Bildende Kunst, Fernsehen/Film,
Literatur, Musik,
Theater), Linguistik, Mathematik, Medizin, Neurowissenschaft,
Ökonomie
(Wirtschafts- und Finanzwissenschaften)
, Paläontologie, Philosophie, Physik,
Politologie,
Psychiatrie, Psychologie, Rechtswissenschaft/
Recht, Soziologie,
Sprachwissenschaften,
Technik, Theologie.
Über das Zitieren - Eine Meinungssammlung
(Auswahl)
Aus der ersten
Arbeit der APA zur Manuskriptgestaltung (1929).
Fernuni Schweiz nach APA (Psychologie).
Universität Linz.
Universität Mainz.
Universitätsbibliothek
Mannheim.
Universität Regensburg.
Universitätsbibliothek
Würzburg.
s.a.: Gruende
fuer Zitate nach academics (DIE ZEIT) und Baird & Oppenheim.
Exkurs über Falschzitate.
Literatur: Zitierregeln,
Zitat-Beispiele
* Links.
Glossar, Anmerkungen,
Endnoten.:
§ 63 UrhG
Quellenangabe * Harvard-Zitier-System
Autorenname Jahr : Seite *
Indirekte Wiedergabe
* Kowalek Kriterien * Paraphrasieren
* Plagiat *
Ungefähre Wiedergabe
* Wiedergabe im Konjunktiv * Wissenschaftliches
Arbeiten *
Zitieren & Copyright. Änderungen. |
_
Einführung in den Themenkreis
Zitieren in der Wissenschaft > Über das Zitieren
(Meinungssammlung)
Das unlösbare Grundproblem des Zitierens ist, dass man unmöglich
ein Wissenschaftsgebiet ganz überblicken und daher nie wissen kann,
ob die eigenen Ideen oder Erkenntnisse nicht irgendwann schon jemand anders
irgendwo mitteilte. Ein lösbares Grundproblem hingegen ist, was und
wie man zitieren sollte. Das ist aber nicht eingeführt und hat keine
explizite, regelgeleitete Tradition. Das hat sich quasi einfach so entwickelt;
vermutlich indem man es so macht, wie man es bei anderen vorfindet.
Sieht man sich die vielen Veröffentlichungen
zum Zitieren durch - meist im Themenbereich wissenschaftliches Arbeiten
- so fällt auf, dass die grundlegenden inhaltlichen Fragen gewöhnlich
überhaupt nicht behandelt werden, nämlich: wozu zitiert man und
wie muss man zitieren, damit man den Zweck, der mit dem Zitieren verbunden
ist, erreicht? Man kann sagen: Eine vernünftige wissenschaftliche
Theorie des Zitierens existiert im deutschen - und vermutlich auch internationalen
- Sprachraum nicht.
Eine andere Auffälligkeit ist: In der Mathematik
und in naturwissenschaftlichen Büchern, vor allem aber auch in Lehrbüchern
(z.B. für die Medizin Faller 1978), wird gar nicht oder nur selten
zitiert. Viel zitiert wird hingegen in den Sozialwissenschaften, den Geisteswissenschaften
und in der Rechtswissenschaft. Gilt etwa: wo viel unklar, unbestimmt oder
Meinungssache ist, wird viel zitiert? Korrekt mit Seitenzahl zitiert wird
meist von den HistorikerInnen und JuristInnen, die aber eine eigene "Hochstaplervariante"
entwickelt haben, wenn die angegebene Seitenzahl nur den Anfang der zitierten
Arbeit bedeutet, aber nicht die Fundstelle des zitierten Inhalts, der dann
oft auch gar nicht mitgeteilt wird (Bsp. Mollath Wiederaufnahme Urteilsbegründung).
Ein ganz unklar-vieldeutiger und schwierig zu überprüfender
global-vereinfachter Zitierstil hat sich in der Psychologie
eingebürgert, der inzwischen auch auf die Psychiatrie und sogar
auf die JuristInnen übergreift. Dieser global-vereinfachte Zitierstil
hat die einfache Form: Text (AutorInnenname, Jahr). Er kommt in zwei Varianten
vor: in einer sinnvoll-nachvollziehbaren (Beispiele)
und in einer hochstaplerartigen (Beispiele: Psychologie,
Psychiatrie).
Der global-vereinfachte Zitierstil ist also manchmal sinnvoll und ausreichend,
vielfach aber nicht. Zitiert man etwa Einstein (1905), so meint man in
aller Regel die spezielle Relativitätstheorie. Oder Watson (1913),
dann wird gewöhnlich Bezug genommen auf die Initialschrift zur Begründung
des Behaviorismus. Aber, was will man eigentlich genau sagen? Diese Frage
bleibt meist offen, obwohl sie leicht beantwortbar ist, wenn Zitierende
sich folgende Frage stellen: warum zitiere ich an dieser Stelle das und
das von dem und dem auf genau diese Weise? Was soll mein Zitat bezwecken?
Der Hochstapler-Zitierstil, der von der American Psychological Association
sogar zur Regel "geadelt" wurde, ist wahrscheinlich Ausdruck des allgemeinen
Niederganges wissenschaftlicher Korrektheit, Gründlichkeit und Kompetenz,
des Husch-Husch- oder Schnell-Schnell-Stils (SSS), Veröffentlichen
so viel wie möglich und so schnell es geht, womit auch Fälschungen,
Tricksereien, Oberflächlichkeit und Pseudowissenschaft Tür und
Tor weit geöffnet wird.
Nicht nur in den weniger strengen Wissenschaften, aber dort ganz besonders.
_Mit dem Internet
haben sich neue Unsitten entwickelt, z.B. Veröffentlichungen ohne
Datumsangabe, z.B. beim Tübingen Center for Digital Education (Abruf
01.09.2023). Ich habe das dort gemeldet und nachgefragt (Keine Antwort
bis 6.9.23).
https://uni-tuebingen.de/forschung/zentren-und-institute/tuebingen-center-for-digital-education/projekte/ethik-und-ki/
_
Erläuterungen zum
Signierungssystem
Zuletzt geändert/erweitert am 30.03.2024 durch Angaben zum Wortlaut
und Sinn, wenn der Wortlaut verändert wurde (Beispiel GMV-Zitat Descartes).
Es gibt also das alte 7er System wie in den Bereichen Ökonomie,
Recht
durchgeführt
Ist ein Kriterium nicht erfüllt, scoriert (bewertet) man mit 0,
ist es erfüllt mit 1. Lässt sich das Kriterium aus dem Text erschließen,
signiert man 1e und erläutert es. Jedes Kriterium
kann fehlen, unzulänglich oder falsch sein. Sehr häufig fehlt
der Sachverhalt, auf den Bezug genommen wird. Und so gut wie nie wird der
Zweck des Sachverhaltsbezuges genannt, warum man also zitiert. Um die Überprüfungsarbeit
zu erleichtern ist in den allermeisten Fällen auch eine Seitenangabe
nötig bis hilfreich. Sachverhalte können nicht angegeben, mehr
oder minder richtig oder falsch angegeben werden (Vergessenskurve
Ebbinghaus 1885). Manchmal schleppen sich falsche Zitate, die nicht
überprüft und einfach von anderen AutorInnen übernommen
werden, womöglich über Jahrzehnte durch die Literatur. Einen
Text kann man abschließend und zusammenfassend wie folgt bewerten:
Nr
|
Typ
|
GSc
|
Aut
|
Jahr
|
TiS
|
SaV
|
Zwe
|
FuO
|
Sei
|
WL
|
Sinn
|
Azz-Zzz
|
verbal |
0-9 |
0/1/1e/? |
0/1/1e/? |
0/1/1e/? |
0/1/1e/?
|
0/1/1e/?
|
0/1/1e/? |
0/1/1e/? |
0/1/1e/? |
0/1/1e/? |
Diese Form der Signierungstabelle ist inzwischen
nur am Beispiel Descartes GMV-Zitat ausgeführt.
Nr := Identifikator des Zitates,
z.B. W1-Z01, E1-Z07, ...
Typ := Verbale
Charakterisierung der Zitat-Qualität: Perfekt, Genau, Global,
HZS, ?.
GSs = Gesamt-Score (Gesamt-Wert) für das
Zitat von 0-9.
Aut := AutorInnen. Sie müssen nicht unbedingt
genannt werden. Dann heißt es vielleicht: wie schon lange
bekannt ist ..., ForscherInnen haben herausgefunden ..., bereits im 19.
Jhd. wusste man ...
Das sind natürlich alles klare 0-Scores.
Jahr := Jahr der Veröffentlichung
TiS := Titelspezifikation, wenn es mehrere
Veröffentlichungen in einem Jahr gibt (JJJJa) JJJJb, JJJJc, ...)
SaV := Sachverhalt, der durch das Zitat mitgeteilt
werden soll [Zitat-Inhalt]; oft nicht ausdrücklich genannt.
Werden die Sachverhalte (Zitat-Inhalte) nicht angegeben, ist das sehr ärgerlich
und unbefriedigend,
weil dann nämlich oft geraten und spekuliert werden muss. Manchmal
können Sachverhalt oder
Zweck aber auch aus dem Text erschlossen werden, was man dann mit 1e,
e für erschlossen,
signieren kann, was man erläutern sollte.
Zwe := Zweck des Zitates, also die Antwort auf die
Frage: warum wird zitiert? (was gewöhnlich nicht erklärt wird).
FuO := Ort, Verlag, Kapitel, Artikelseitenanfang
- Artikelseitenende.
Sei := Seite, Randnummer, exakter Fundort
des Sachverhaltes, an dem der Zitat-Inhalt zu finden ist. Wird
der genaue Fundort, Seite oder Randnummer nicht angegeben muss man evtl.
sehr lange suchen,
was sehr aufwändig sein kann und dann auch noch mit Unsicherheiten
belastet ist.
WL := Wortlaut vollständig richtig 1, enthält
Fehler z.B. Descartes.
Sinn := Dem Sinn nach im Kern richtig, wenn auch
der Wortlaut nicht genau stimmt.
?
Ein Fragezeichen kennzeichnet Unsicherheit der Signierung, worunter auch
1e
Signierungen fallen.
Verbale Charakterisierungen
(Typ):
-
Perfekt wird signiert, wenn klar ist, welcher
Sachverhalt zu welchem Zweck auf welcher Seite oder in welcher Randnummer
zu finden ist. (Gesamt Score GSc=9 wobei in Signierungen keine Erschließungen
1e vorkommen dürfen).
-
Genau wird signiert, wenn klar ist, welcher
Sachverhalt zu welchem Zweck auf welcher Seite oder in welcher Randnummer
zu finden ist. (Gesamt Score GSc=9 wobei 1e-Signierungen vorkommen dürfen).
Meist Gesamtscore GSc=9, die eine 1e Signierung enthalten und keine 0.
-
Global wird signiert, wenn die Seite oder Randnummer
nicht angegeben ist, wo sich der Sachverhalt, der zitiert wird, befindet,
wobei der Sachverhalt und Zweck aus dem Text erschließbar sein können
(1e-Signierungen).
HZS (Hochstaplerzitierstil) wird signiert,
wenn unklar ist, welcher Sachverhalt genau an der Zitierstelle zu finden
sein soll und weder Seite noch Randnummer angegeben werden, in der Regel
Sachv=0, Zweck=0 und Seite=0, meist Gesamtscore GSc=4.
-
Dem Sinn nach richtig, wenn der Wortlaut nicht stimmt, wie es auch bei
korrekten Paraphrasierungen der Fall ist.
-
Fehl Sonderfall: es fehlen Literaturbelege, wo
welche zu erwarten oder zu wünschen wären.
Es ist natürlich klar, dass in der Wissenschaft wenigstens
genaue Zitate zu fordern sind.
|
_
Beispiele
aus der Wissenschaftsliteratur
Positivbeispiele
für ausreichendes Zitieren
_
Fokus Affekttat
Beispiel für sinnvolles Zitieren im Format AutorIn (Jahr) in
Steller, Max (2010) Gegenstandsbereiche und Methodik der psychologischen
Begutachtung. In (S. 192) Kröber, H.-L.;
Dölling, D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
"Ganz im Sinne der hier vorgetragenen Analyse lässt sich in der
wissenschaftlichen Literatur eine Entwicklung weg von der Analyse des Affekttäters
(Titel einer Dissertation von Diesinger 1976) hin zur Analyse der Affekttat
(stellvertretend sei das Herausgeberbuch von Saß (1993) genannt)
feststellen. Kröber (1993, S. 77) formulierte: „Unmöglich ist
wohl eine täterbezogene Definition des Affektdelikts.“ "
_
Empirische Überprüfungsmethodik
Beispiel in (S.15) Hussy, Walter & Jain, Anita (2002) Experimentelle
Hypothesenprüfung in der Psychologie. Göttingen: Hogrefe.
"Es gibt verschiedene Wege, um zu Erkenntnissen zu gelangen. Im vorliegenden
Buch beschäftigen wir uns mit der hypothetisch-deduktiven Vorgehensweise.
Wie bei der Kennzeichnung einer empirischen Wissenschaft angeklungen, versteht
man darunter die Ableitung von Hypothesen aus einer Theorie und ihre sich
daran anschließende Überprüfung mittels Konfrontation mit
der Realität (daher auch der Begriff „empirische Überprüfungsmethodik",
der gelegentlich verwendet wird, z. B. bei Wottawa, 1988, S. 14f.). Bewährt
sich die Hypothese auf dem Hintergrund des Vergleichs von theoretischen
Annahmen und empirischen Daten, so besteht auch die zugrunde liegende Theorie
den wissenschaftlichen Test. Im anderen Fall muss sie angepasst oder aufgegeben
werden (vgl. Kapitel 7)."
Hier fehlt nur die ausdrückliche Angabe des Zweckes,
der aber durch den Text relativ einfach und klar erschlossen werden kann.
Definition
intellektuelle Behinderung Beispiel in (S. 19) Došen, Anton (2010)
Psychische Störungen, Verhaltensprobleme und intellektuelle Behinderung.
Göttingen: Hogrefe.
"In der erst kürzlich vorgenommenen Definition und Klassifizierung
von intellektueller Behinderung durch die American Association of Mental
Retardation wird eine ähnliche Position vertreten: „Zugang zu qualifizierter
psychiatrischer Versorgung ist eine Unterstützung, die einige Personen
brauchen, um ihre Funktionsfähigkeit und Teilhabe zu fördern"
(AAMR, 2002, S. 182; Übers, d. dt. Hrsg.)."
Anmerkung: Im gleichen Absatz wird auch zwei Mal global-vereinfacht
zur Gesundheitsdefinition
zitiert.
Beispiele
für sinnvolles Zitieren im global-einfachen Format AutorIn (Jahr)
Antipsychiatrie-Beispiel
für sinnvolles Zitieren im Format AutorIn (Jahr) in Hoff,
P. & Saß, H. (2010) Psychopathologische Grundlagen der forensischen
Psychiatrie. In (S. 4f) Kröber, H.-L.;
Dölling, D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
"Besonders markant ist das Beispiel der mehrheitlich aus den eigenen
Reihen stammenden, radikalen Kritik am etablierten Krankheitsverständnis,
wie sie die „Antipsychiater“ in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahr[>5]hunderts
formuliert haben (Glatzel 1975; Güse u. Schmacke 1976; Laing 1959;
Szasz 1972). Diese „Fundamentalopposition“ ging bei einigen Autoren so
weit, die Existenz der von der akademischen Psychiatrie als Krankheitsentitäten
beschriebenen psychischen Störungen zu leugnen. Der Lehrmeinung warf
sie vor, ihre wahren Ziele seien eben nicht die Erkennung und Behandlung
von Krankheiten, sondern – formal legitimiert durch einen obskuren gesellschaftlichen
Auftrag – die Disziplinierung, nötigenfalls sogar Internierung störender
und auffälliger Personen mittels des pseudowissenschaftlichen Etiketts
einer psychiatrischen Diagnose. Ein derart grundlegender Dissens ist in
anderen Bereichen der Medizin die Ausnahme, allenfalls wären bestimmte
Positionen der sogenannten Alternativmedizin zu nennen, etwa die Allopathie-Homöopathie-Debatte.
Freilich fehlt hier bei aller Schärfe einzelner Argumente die gesellschaftspolitische
Relevanz, ja Brisanz, die für die Psychiatrie gerade so charakteristisch
ist."
Kritisch bleibt anzumerken, dass die LeserIn Wissen
mitbringen muss, um zu erkennen, dass die global zitierten Autoren zum
Thema Antipsychiatrie, nicht alle einen antipsychiatrischen Standpunkt
vertreten. Wenigstens das hätte - durch ein pro; contra - deutlich
gemacht werden können.
_
Mindestanforderungen-Beispiel
für sinnvolles Zitieren im Format AutorIn (Jahr) in Kröber,
H.-L. (2010) Die psychiatrische Begutachtung im Strafverfahren. In (S.
164) Kröber, H.-L.; Dölling, D.;
Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
"Eine an forensisch-psychiatrischen Fragen besonders interessierte
interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Juristen, forensischen Psychiatern
und Psychologen sowie Sexualmedizinern hat sich in den Jahren 2003 und
2004 beim Bundesgerichtshof getroffen und die nachfolgend erläuterten
Empfehlungen für die forensische Schuldfähigkeitsbeurteilung
nach §§ 20, 21 StGB erarbeitet (Boetticher et al. 2005). Nahezu
der gleiche Arbeitskreis hat sodann in den Jahren 2005 und 2006 auch Mindeststandards
für kriminalprognostische Gutachten (Boetticher et al. 2006) formuliert."
_
Bonhoeffers
Unspezifitätsregel Beispiel für sinnvolles Zitieren im Format
AutorIn
(Jahr) in Lau, S. & Kröber, H.-L. (2010)
Schuldfähigkeit bei krankhaften seelischen Störungen. In (S.
215) Kröber, H.-L.; Dölling, D.;
Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
"Insbesondere Karl Bonhoeffer (1908, 1910) hatte angesichts der vielfältigen
Erscheinungen einige wichtige Regeln aufgestellt, die bis heute Bestand
haben und die Diagnostik leiten. Zusammengefasst in seinem Werk über
die „exogenen Reaktionstypen“ (Bonhoeffer 1917) verdeutlicht er, dass gleiche
internistische oder neurologische Erkrankungen unterschiedliche psychopathologische
Krankheitsbilder hervorrufen können, während gleiche psychopathologische
Syndrome auf unterschiedliche organische Ursachen zurückgehen können
(Lehre von der Unspezifität exogen (organisch) verursachter psychopathologischer
Syndrome)."
_
Beispiel
für sinnvolles Zitieren im Format AutorIn (Jahr) in Klapprott
1975, S. 16
"3. Wie wertet man eine empirische Untersuchung aus?
Was hierzu zu sagen wäre, ist weitgehend identisch mit dem, was
in einschlägigen Kursen oder Einführungstexten zur induktiven
Statistik nachzulesen ist. (Zum Einstieg empfehlenswerte Bücher: Bartel
et al. 1971, 1972, Bernstein 1964, Brüning und Kintz 1968, Gauss und
Ebner 1971, Fröhlich und Becker 1971, Guilford und Fruchter 1973,
Hofstätter und Wendt 1974, Kriz 1973, Mittenecker 1958, Sachs 1970,
Sahner 1971.) Deshalb soll darauf nur insoweit eingegangen werden, als
es zum Verständnis der dargestellten Prinzipien unbedingt nötig
ist."
_
Krise der Diagnostik
Beispiel für sinnvolles Zitieren im Format AutorIn (Jahr) in
Steller, Max (2010) Gegenstandsbereiche und Methodik der psychologischen
Begutachtung. In (S. 188) Kröber, H.-L.;
Dölling, D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
"In dieser „Krise der Diagnostik“ (Pulver 1975) wurde die Zielsetzung
von Psychodiagnostik als Menschenkenntnis aus methodischen und ethischen
Gesichtspunkten in Frage gestellt."
Querverweis: siehe auch Mathematik
Beispiele ohne Seitenangabe, die auch hier hätten plaziert werden
können.
Beispiele
für die Hochstapler-Variante des global-vereinfachten Zitierformates
Psychologie:
Beispiele für den Hochstapler-Zitierstil
Die Geschichte des
Hochstaplerzitierstils (Name, Jahreszahl) ist bisher noch nicht geschrieben.
Wahrscheinlich ist es eine Erfindung amerikanischer Psychologen (aber).
Ich habe daher damit begonnen, die Werke einiger amerikanischer Psychologen
auf ihre Zitierweise durchzusehen.
-
1936 In der ersten Auflage 1936 von Guilfords Psychometric
Methods wird noch korrekt und vollständig mit Seitenzahl zitiert
(bis auf
Kant,
p.1), nach meiner Einschätzung im Einklang mit den ersten von der
APA formulierten Manuskriptregeln in The Psychological Bulletin, 1929,
26,
57 — 63 - wie auch im nun folgenden Holzinger & Harman:
-
1941 Bei Holzinger & Harman (1941) Factor
Analysis. A Synthesis of Factorial Methods wird auf der Seite, p. 3,
komplett mit Seitenangabe richtig zitiert; auch p. 4 bringt zwei Zitate
seitengenau, das dritte (mittlere), bezieht sich auf die gesamte Arbeit
und bedarf daher keiner Seitenangabe. Das gilt auch für p. 5 (Thurstone,
Hotelling). Ich bin dann ins 8. Kapitel The Centroid Solution gegangen,
auch dort wird p. 180 seitengenau zitiert.
-
1950 Gulliksen beginnt in Theory of Mental Tests
(1950) in der Introduction p. 1: "It is interesting to note that during
the 1890's several attempts were made in this country to utilize the new
methods of measurement of individual differences in order to predict college
grades. J. McKeen Cattell and his student Clark Wissler tried a large number
of psychological tests and correlated them with grades in various subjects
at Columbia University; see Cattell (1890), Cattell and Farrand (1896),
and Wissler (1901). The correlations between the psychological tests and
the grades were around zero, the highest correlation being .19. A similar
attempt
by Gilbert (1894), at Yale, produced similarly disappointing results."
Das setzt sich p. 2 fulminant fort. p. 23 zitiert index of reliability
mit "Kelley 1916". Diese Stichproben zeigen, dass 1950 bei Gulliksen der
Hochstapler-Zitierstil mit Angabe Name, Jahr voll entwickelt war.
Wir dürfen also die Hypothese aufstellen, dass der Hochstapler-Zitierstil
in der amerikanischen Psychologie zwischen 1941 und 1950 entwickelt wurde.
-
1966 In Fergusons Statistical Analysis in Psychology
and Education, 1959, 1966, schon ziemlich etabliert. p. 12 ist mit
"Stevens (1951, Chap. 1)" noch halbgenau, ohne Seitenangabe. Eine Zeile
weiter beginnt der Hochstapler Zitierstil (Name, Jahr) mit "Torgerson (1958)".
p. 14: "For a more detailed discussion the reader is referred to Stevens
(1951); Thrall, Coombs, and Davis (1954); and Torgerson (1958)."
-
aber Bei Lewin 1931, S.17 fand ich: "Ich möchte
an dieser Stelle nicht auf die gegenwärtig häufig erörterte
Frage eingehen, ob es nicht auch eine spezifisch teleologische Erklärung
in der Physik gibt. Man pflegt dabei auf das Prinzip der kleinsten Wirkung
(vgl. PLANCK 1922, 103) hinzuweisen. Der dabei vorkommende Begriff der
Gerichtetheit und die Frage, ob diese Gerichtetheit, den die Verfechter
der Teleologie in der Biologie verwenden (vgl. BERTALANFFY
1929), soll hier nicht erörtert werden, sonder es soll
darauf hingewiesen werden, daß auch bei der im engeren Sinne kausalen
Erklärung der Physik Richtungsbegriffe eine grundlegende Rolle spielen."
RS: Die Arbeit BERTALANFFY (1901-1972), Biologe,
Systemtheoretiker, wird nicht nachgewiesen:
Von Bertalanffy, L. (1929). Kritische Theorie der Formbildung
(Translated by J. H. Woodger as Modern Theories of Development: An Introduction
to Theoretical Biology. Oxford: Clarendon Press, 1933). Berlin: Gebrüder
Borntraeger.
Auch in den Anmerkungen des Herausgebers Métraux der Werkausgabe
finden sich mehrere Beispiele für den Hochstaplerzitierstil, die aber
natürlich nicht Lewin anzulasten sind, sondern dem Herausgeber.
Das Zitierformat AutorIn (Jahr) ohne Seitenzahl
ist nicht nur ausgesprochen bequem, sondern auch sehr praktisch, wenn man
nicht überprüft werden will, weil die LeserIn durch die allgemeine
Angabe auch gar nicht weiß, was überhaupt der Zitatsachverhalt
ist und wozu der Literaturhinweis erfolgt. Diese Vagheit ermöglicht
auch, sich gegen Kritik zu immunisieren bzw. Interpretationen zu exhaurieren,
etwa durch ein das habe er nicht so und anders gemeint. Es ist aus
wissenschaftlicher Sicht völlig unverständlich, wie sich ein
solcher Zitierstil in der Psychologie und Psychiatrie so durchsetzen konnte.
Die Wurzeln dieses unwissenschaftlichen Zitierstils liegen wahrscheinlich
bei der American Psychological Association, der Deutschen Gesellschaft
für Psychologie - die meist unkritisch nachmacht, was die Amerikaner
vorgeben (DSM) - und dem renommierten Hogrefe Verlag für Psychologie:
_
Beispiele für
den regelgeförderten Hochstapler-Zitierstil in der Psychologie
_
"Manuskriptrichtlinien zur Enzyklopädie der Psychologie Hogrefe"
(URL ohne Weiterleitung verändert): "1.8 Art der Zitierung im Text
Die
Quellenangabe erfolgt durch Anführen des Familiennamens des Autors
oder der Autorin und des Erscheinungsjahres des Werkes. Namen erscheinen
stets in Groß- und Kleinbuchstaben, sie werden nicht unterstrichen.
Folgende Zitierregeln sind zu beachten: Müller (1954) schrieb ...
Es wurde betont (Müller, 1954) ... Schmidt und Maier (1973) zeigen
... Weitere Untersuchungen (Schmidt & Maier, 1973) ... Beck (in Druck)
zeigt ... Verschiedentlich wurde betont (Beck, 1979; Müller et al.,
1981) ... Müller (1954, S. 13) weist darauf hin ... "
_
Zitierregeln
der American Psychological Association (APA)
"2 Quellenangaben im Text
Allgemeines
-
Im Text erfolgt Kurzhinweis, wodurch Leser im alphabetisch gereihten Literaturverzeichnis
die vollständige Angabe auffinden kann
-
deckungsgleich!
-
Im Text: Anführung des Familiennamens des Autors bzw. Angabe, unter
der das Werk im Literaturverzeichnis aufgeführt ist, sowie Erscheinungsjahr
Beispiele:
Die Theorie von Cho (1991) besagt...
einen Überblick gibt Müller (1994)...
_
Anekdoten
wissenschaftliche Einfälle Beispiel in (S. 1) Knoblich, Günther
& Öllinger, Michael (2006) Einsicht und Umstrukturierung
beim Problemlösen in Funke, Joachim (2006, Hrsg.). Denken und Problemlösen.
Enzyklopädie der Psychologie, Themenbereich C, Theorie und Forschung,
Serie II. Kognition, Bd. 8. Denken und Problemlösen.
"Seit Mitte des 19. Jahrhunderts häuften sich solche Anekdoten"
[R. S.: wie die vorher von Archimedes berichtete] "im Bereich der Wissenschaft
(Boden, 1991; Gruber, 1995; Helmholtz, 1896; Poincaré, 1952; Wallas,
1926; Wertheimer, 1964). So erzählte der Chemiker Kekulé, dass
er nach langem und mühsamem Suchen die Ringstruktur des Benzolrings
entdeckt habe, während er vor dem Kamin schlummernd von einer Schlange
geträumt habe, die sich in den Schwanz beißt. ..."
_
Funktionsformel
Gefühle von Külpe Beispiel in (S. 70) Traxel, Werner (1974)
Grundlagen und Methoden der Psychologie. Bern: Huber.
"An der von KÜLPE (1913) aufgestellten Funktionsformel für
Gefühle läßt sich dies gut demonstrieren. Sie lautet:
G = f [(I, D, E(r,i,a), R(v,m)]
Die einzelnen Buchstaben stehen für verschiedene Entstehungsbedingungen
eines bestimmten Gefühls. Es bedeuten: I die Individualität des
Subjekts, das heißt seine allgemeine emotionale Ansprechbarkeit,
sein «Temperament»; D seine momentane Disposition, seine «Stimmung»;
E die aktuellen gefühlserregenden Bedingungen; dies können im
einzelnen sein: bestimmte Reize (r), Inhalte (i) oder Akte, psychische
Tätigkeiten (a); R die Reaktionen auf eine bereits vorangegangene
Gefühlserregung, die auf ein neu entstehendes weiteres Gefühl
zurückwirken, und zwar teils vorstellungsmäßig, gedanklich
(v), teils motorisch-kinästhetisch (m). Mit letzterem sind körperliche
Begleiterscheinungen des primären Gefühls gemeint, die vom Subjekt
empfunden werden und damit wieder die neue Gefühlserregung beeinflussen."
_
Etak-Navigationssystem der
Puluwatader bei Bullens ohne Fundstelle zitiert
Bullens, Hendrik (1983) Begriffsentwicklung in der Kindheit als
Aufbau Kognitiver Strukturen Forschungskonzepte und Ontogenese. Inaugural-Dissertation
zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität
zu München.
Bullens ist ein guter Psychologe und wahrscheinlich Opfer der unverantwortlichen
Zitierregeln der APA
und der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. Im Rahmen meiner
Arbeiten zu Begriffsanalysen habe ich auch Bullens verarbeitet und bin
hierbei auf folgendes Zitat gestoßen:
"Dafür gibt es zahllose Beispiele in der Ethnologie: die vielen
Wörter der Eskimos für 'Schnee'; die vielen Bezeichnungen für
'Palme' in Abhängigkeit der Verwendung als Material bei den Südseeinselbewohnern;
aber auch, verglichen mit [>148] unserer Kultur, fehlende Sprachkategorien
zur Unterscheidung bestimmter Farben bei den Zuni-Indianern, den Navahos
oder Hopi; die großen Differenzierungsunterschiede in der Wahrnehmungs-
und Sprachklassifikationen bei Küstenbewohnern verglichen mit Stämmen,
die das Inland der amerikanisch - kanadischen Nordwestküste bewohnen;
oder das begriffliche 'Etak'- System der Puluwatader, das der Navigation
dient usw. (vgl. LINDESMITH & STRAUSS 1974, WHORF 1956, HENLE 1965,
LENNEBERG 1967, BROWN 1956, NEISSER 1976 u.v.a. )"
Ich wollte über das Etak-Navigationssystem
der Puluwatader Näheres wissen, konnte aber in meinem
dreibändigen Lexikon der Völker und Kulturen (5 Min),
in
den Indianerstämme-Listen Wikipedias (10 Min) in oder mit den
Suchmaschinen im Internet nichts finden (Suche 27.10.2018, ca. 15 Min):
Damit wurden die Literaturangaben von Bullens umso wichtiger. Nachdem
Bullens keine entsprechend den unverantwortlichen und unwissenschaftlichen
Regeln der APA
und der Deutschen Gesellschaft für Psychologie angab, gestaltete
sich die Suche aufwändig. Whorf und Neisser besaß ich selber,
fand dort aber in den Sachregistern keine Einträge zu "Etak", "Navigationssystem"
und Puluwatader (10 Min). Ich bestellte dann in der Universitätsbibliothek
Lindesmith
& Strauss (5 Min) und holte das Buch am 26.10.18 ab (15 Min) während
meines täglichen Spazierganges ab. Auch hier im Sachregistern
keine Einträge zu "Etak", "Navigationssystem", "Puluwatader" und "Indian".
Überfliegen des Kapitels "6 Language Differentiation and Styles
of Thought" (15 Min) erbrachte ebenfalls keine Funde.
Zeitaufwand
5 Lexikon der Völker und Kulturen (5 Min)
10 Indianerstämme-Listen Wikipedias (10 Min)
15 Suchmaschinen im Internet nichts gefunden (Suche 27.10.2018, ca.
15 Min)
10 Whorf und Neisser in Sachregistern keine Einträge zu "Etak",
"Navigationssystem" und Puluwatader (10 Min)
5 Bestellen Lindesmith & Strauss (5 Min)
15 Abholen des Buches am 26.10.18 ab (15 Min)
15 Auch hier im Sachregister keine Einträge zu "Etak", "Navigationssystem",
"Puluwatader" und "Indian". Überfliegen des Kapitels "6 Language
Differentiation and Styles of Thought" (15 Min) erbrachte ebenfalls
keine Funde.
Damit habe ich dann ergebnislos mindestens 75 Minuten Suchzeit aufgebracht,
nur weil der Autor keine wissenschaftlich ordentliche Zitierung, wie es
bei den Alten noch Gang und Gäbe war (z.B. Bühler, Külpe,
Stern, Wundt) mit Seiten-Fundstelle angab - allerdings im Einklang
mit den wissenschaftlich unverantwortlichen Zitierregeln der APA und der
Deutschen Gesellschaft für Psychologie.
Weiterentwicklungen
von Assoziationstheorien in Beispiel in Hagmayer, York & Waldmann,
Michael R. (2006) Kausales Denken in (S. 103) Funke, Joachim (2006, Hrsg.).
Denken und Problemlösen. Enzyklopädie der Psychologie, Themenbereich
C, Theorie und Forschung, Serie II. Kognition, Bd. 8. Denken und Problemlösen.
"2.1.3 Weiterentwicklungen von Assoziationstheorien
Im Blockierungsparadigma wird in einer ersten Lernphase wiederholt
eine Ursache mit einem Effekt gepaart, in Phase 2 sieht man dann diese
prädiktive Ursache gepaart mit einer zweiten, redundanten Ursache
gefolgt von dem Effekt. In einigen Untersuchungen wurde nun die Reihenfolge
der beiden Phasen umgedreht, um zu sehen, ob es auch retroaktive Blockierung
gibt (vgl. Chapman, 1991; De Houwer, Beckers & Glautier, 2002; Dickinson
& Burke, 1996; Larkin, Aitken & Dickinson, 1998; Wasserman &
Berglan, 1998). In diesen Experimenten sieht man also in Phase 1 die beiden
Ursachen gepaart und dann in Phase 2 eine der beiden Ursache allein, gefolgt
von dem Effekt. Der typische Befund ist, dass die Versuchsteilnehmer ihre
Einschätzung der beiden Ursachen in Phase 2 revidieren. Während
die auch in Phase 2 gezeigte Ursache als deutlich kausal für den Effekt
eingeschätzt wird, revidieren die Versuchsteilnehmer die Einschätzung
der nur in Phase 1 gezeigten Ursache nach unten. ..."
_
Vergessenskurve
nach Ebbinghaus 1885 in Zimbardo, P. G. (1983) Psychologie,
Berlin: Springer. Abschnitt "Unter der Lupe Ebbinghaus ruft CEG, DAX, LAJ!",
S. 260:
|
Obwohl die Vergessenskurve nach Ebbinghaus ohne Zweifel
so aussieht, findet sie sich doch nicht in Ebbinghaus 1885,
wovon man sich selbst leicht durch Durchblättern überzeugen kann
(Online)
Nachdem Zimbardo keine Seiten- zahl angibt, muss man das Büchlein
(original 169 Seiten, Nachdruck 109) ganz durchblättern, um sodann
irritiert festzustellen, dass diese Graphik in Ebbinghaus 1885 so
nicht vorkommt.
Ebbinghaus, Hermann (1885) Über das Gedächtnis. Nachdruck
Wissen- schaftliche Buchgesellschaft Darm- stadt 1971.
|
Definition
Externe Validität Beispiel in (S.127) Hussy, Walter & Jain,
Anita (2002) Experimentelle Hypothesenprüfung in der Psychologie.
Göttingen: Hogrefe.
"Definition: Externe Validität
Die externe Validität beurteilt im Sinne eines Gütekriteriums
allgemein die Übertragbarkeit (Generalisierbarkeit, Verallgemeinerbarkeit)
der Untersuchungsergebnisse auf andere Situationen, Operationalisierungen
und Personen (vgl. auch Campbell und Stanley, 1963). Im Stichprobenkontext
beurteilt die externe Validität die Übertragbarkeit auf andere
Personen (auf die Zielpopulation). Diesen speziellen Aspekt nennt man deshalb
auch Populationsvalidität."
_
Basisraten-Täuschung
Beispiel in Fiedler, Klaus & Plessner, Henning (2006) Induktives
Schließen: Umgang mit Wahrscheinlichkeiten in (S. 295) Funke, Joachim
(2006, Hrsg.). Denken und Problemlösen. Enzyklopädie der Psychologie,
Themenbereich C, Theorie und Forschung, Serie II. Kognition, Bd. 8. Denken
und Problemlösen.
"Eine Untersuchung von Fiedler et al. (2000) verdeutlicht dies am Beispiel
der so genannten Basisraten-Täuschung. Die Aufgabe bestand darin zu
schätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Frau entweder Brustkrebs
hat oder keinen Brustkrebs hat, wenn bei ihr ein positives Mammogramm festgestellt
wurde. Tatsächlich wird die bedingte Wahrscheinlichkeit p(Brustkrebs/positives
Mammogramm) meist stark überschätzt (Eddy, 1982; Gigerenzer &
Hoffrage, 1995). Denn obwohl die umgekehrte bedingte Wahrscheinlichkeit,
dass eine Frau mit Brustkrebs ein positives Mammogramm hat, recht hoch
ist (ca. 80%), impliziert die geringe Basisrate von Brustkrebs in der Bevölkerung
(etwa 1 % je nach Bezugsgruppe im Vergleich zu einer etwa 10 mal höheren
Basisrate von positiven Mammogrammen), dass die meisten positiven Testbefunde
ohne Brustkrebs zu Stande kommen. Die Überschätzung von p(Brustkrebs/positives
Mammogramm) bedeutet, dass dieses Verhältnis der Basisraten vernachlässigt
wird."
Westmeyer, Hans (1973) Kritik der psychologischen
Unvernunft. Probleme der Psychologie als Wissenschaft. Stuttgart:Kohlhammer.
Das Buch strotzt vor Hochstaplerzitierbeispielen, aber durchsetzt mit korrekten
Zitierungen, was die Frage aufwirft warum?
Ein Beispiel aus S.101 Zur Sprache der Psychologie.
Wissenschaftssprache und Umgangssprache:
"Theoriesprachen lassen sich in zwei Teilsprachen zerlegen: die Beobachtungssprache
und die theoretische Sprache. Die Beobachtungssprache enthält außer
den logischen Zeichen nur sogenannte Beobachtungsprädikate,
die für sich, ohne Bezugannahme auf eine bestimmte Theorie, verständlich
sind (STEGMÜLLER 1972). "
Um die Behauptung zum Stegmüllerzitat zu prüfen
muss man den gesamten Artikel von Stegmüller UND (!) Carnap von 53
Seiten durchlesen, wie aus dem Literaturverzeichnis hervorgeht: Wolfgang
Stegmüller & Rudolf Carnap: Induktive Wahrscheinlichkeit,
in: Speck, J. (Hrsg.) Grundprobleme der großen Philosophen. Philosophie
der Gegenwart I. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1972, 45-97.
Das ist eine Zumutung, ja Frechheit. Obwohl Prüfbarkeit ein elementares
Kriterium für die Wissenschaftslichkeit ist, wird sie hier zwar nicht
unmöglich gemacht, aber doch praktisch sehr erschwert. Solche Zitierregeln
haben mit Wissenschafts nichts, aber auch gar nichts zu tun.
Warum? S. 17 (Stegmüller 1972, 86, dagegen
Hempel und Oppenheim 1948), 20 (Stegmüller 1969, 632 dagegen Hempel
1962), 25 (Stegmüller 1969, 668f), 29 (Stegmüller 1969, 375ff
dagegen Dray 1957), 31 (Kerlinger 1964, 13) finden sich beispielesweise
korrekte Zitate mit Seitenfundstellen.
_
Heller, Jürgen (1991) Eine
experimentelle und theoretische Untersuchung zur Begriffsbildung. Dissertation
Regensburg. Umfang: 88 S.
Durchgängig Hochstaplerzitierstil, einige Beispiele:
-
S.1: "... So wird beispielsweise durch die Betrachtung von Antwortzeiten
bei Klassifikationsaufgaben versucht, die den Kategorisierungen zugrundeliegenden
Begriffe zu bestimmen (Collins & Quillian, 1969; Smith, Shoben &
Rips, 1974; Rosch, 1978; Smith Medin, 1981). ..."
-
S.2: "... Psychologische Untersuchungen sprachlicher Begriffe beziehen
sich auf einen Begriff der Bedeutung, wie er von Katz & Fodor (1963)
eingeführt wurde. ..."
-
S.3: "... In den Kapiteln 3 und 4 wird eine Repräsentation sprachlicher
Begriffe entwickelt, deren Formulierung den Prinzipien der axiomatischen
Meßtheorie (Krantz, Luce, Suppes & Tversky, 1971; Roberts, 1979)
folgt. ..."
-
S.17: "... Sladek (1975) führt eine verbandstheoretisch begründete
Komponentenanalyse durch. ..."
-
S.27 "Tabelle 3.1 (nach Wille, 1987)."
-
S.35 "... Für den Spezialfall eines U-stabilen semantischen Raums
über einer Menge X kann der in Abschnitt 3.2 bereits zitierte Satz
von Birkhoff (1937) als Repräsentationssatz angesehen werden. ..."
-
S.46: "Das Relativ (X,M,I) ist ein (formaler) Kontext nach der Terminologie
von Wille (1982, 1987). ..."
-
S.75: "Eine weitere Anwendungsmöglichkeit bezieht sich auf einen empirischen
Test des Kontrastmodells von Tversky (1977). ..."
_
Gesundheitsdefinition
WHO Beispiel in (S. 19) Došen, Anton (2010) Psychische Störungen,
Verhaltensprobleme und intellektuelle Behinderung. Göttingen: Hogrefe.
"... Bei der Definition von psychischer Gesundheit gehen wir von der
allgemeinen Definition der WHO aus ihrer Verfassung von 1946 aus: „Gesundheit
ist ein Zustand physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und
nicht nur die Abwesenheit von Krankheit oder Behinderung.“ Für psychische
Gesundheit gilt ergänzend dazu eine optimale Entwicklung und ein optimales
System von Beziehungen (vgl. auch Rümke, 1969)."
Anmerkung: Da fehlt das Wort "vollständig" (siehe
Verfassung der Weltgesundheitsorganisation vom 22. Juli 1946, PDF
3. Absatz: "Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen,
geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit
oder Gebrechen."), wodurch sich die Gesundheitsdefinition kaum mehr von
der Hypomaniedefinition unterscheidet:
"Eine Störung, charakterisiert durch eine anhaltende, leicht gehobene
Stimmung, gesteigerten Antrieb und Aktivität und in der Regel auch
ein auffallendes Gefühl von Wohlbefinden und körperlicher und
seelischer Leistungsfähigkeit. Gesteigerte Geselligkeit, Gesprächigkeit,
übermäßige Vertraulichkeit, gesteigerte Libido und vermindertes
Schlafbedürfnis sind häufig vorhanden, aber nicht in dem Ausmaß,
dass sie zu einem Abbruch der Berufstätigkeit oder zu sozialer Ablehnung
führen. Reizbarkeit, Selbstüberschätzung und flegelhaftes
Verhalten können an die Stelle der häufigen euphorischen Geselligkeit
treten. Die Störungen der Stimmung und des Verhaltens werden nicht
von Halluzinationen oder Wahn begleitet." [ICD-10 German F30,
Abruf 26.9.14]
_
Fragestellungen MPU Beispiel
in
(S. 58) Schubert, Wolfgang; Dittmann, Volker & Brenner-Hartmann, Jürgen
(2013, Hrsg.) Urteilsbildung in der Fahreignungsbegutachtung - Beurteilungskriterien.
Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie
(DGVP) und der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin (DGVM).
Bonn: Kirschbaum.
"Die im Folgenden angeführten Formulierungen orientieren sich
an den vorliegenden Ländererlassen, an der Rechtsprechung zur Anordnung
eines med.-psych. Gutachtens sowie an der Praxis der Verwaltungsbehörden
(vgl. z.B. KALUS, 2011) und stellen eine Empfehlung für einen einheitlichen
Katalog von Fragestellungen dar. Sie sind weder als abschließende
noch in der Formulierung verbindliche Vorgaben zu verstehen. Regelungen
in einzelnen Bundesländern oder Regierungsbezirken können davon
abweichen. Über die „Standardfälle“ hinaus kann die Behörde
im Einzelfall auf der Grundlage des § 2 Abs. 8 StVG Eignungsbedenken
formulieren, die in einen Begutachtungsauftrag münden."
Das Buch von Kalus (2011) umfasst 696 Seiten [Amazon 26.9.14], soll man
die alle vergleichen?
Hochstaplerzitierstil in der forensischen
Psychologie
Man kann es als besonders delikat ansehen, wenn
ausgerechnet eine Disziplin, die sich wissenschaftlich mit Glaubhaftigkeit
und Glaubwürdigkeit befasst und den größten Wert auf Prüfbarkeit
legt, den Hochstaplerzitierstil pflegt, der genau die Prüfbarkeit
praktisch verunmöglicht.
Stichprobe Zitieranalyse einer Arbeit von Schemmel
& Volbert (2017)
Schemmel, Jonas & Volbert, Renate (2017)
Gibt es eine personenspezifische Aussagequalität? - Die Konsistenz
der Qualität von wahren und erfundenen Aussagen einer Person zu verschiedenen
Ereignissen. Praxis der Rechtspsychologie 27,1,2017, 79-104.
These inhaltliche Ausgestaltung einer Aussage
als geistige Leistung unter Berücksichtigung der Person
S. 79: "I. Theoretischer Hintergrund
In der aussagepsychologischen Literatur gilt
als unbestritten, dass die inhaltliche Ausgestaltung einer Aussage ausschließlich
unter Berücksichtigung der aussagenden Person zu beurteilen ist (z.B.
Arntzen, 2011; Köhnken, 2004; Müller-Luckmann, 1981; Steller,
2008; Szewczyk, 1981; Trankell, 1971; Undeutsch, 1967; Volbert, 2005; Volbert
& Steller, 2014; Volbert, Steller, & Galow, 2010). So wird prinzipiell
betont, dass die merkmalsorientierte Inhaltsanalyse ihren diagnostischen
Wert erst u.a. mithilfe einer Erfassung der relevanten
Persönlichkeitseigenschaften des Zeugen entfalten könne,
da sonst (fehlende) Merkmalsausprägungen, sprachliche Besonderheiten
oder auch knappe bzw. ausführliche Darstellungen über- oder unterbewertet
werden könnten. Gemäß der Konzeptualisierung einer Aussage
als geistige Leistung (Köhnken, 2004; Stern, 1904) wurden dabei vor
allem das Alter des Zeugen (Vrij, Akehurst, Soukara, & Bull, 2002),
seine kognitiv-verbalen Fähigkeiten (Niehaus, 2001; Vrij, Granhag,
& Mann, 2010) sowie das spezifische Wissen eines Zeugen in Bezug auf
das Aussagethema betont (Blandon-Gitlin, Pezdek, Rogers, & Brodie,
2005; Pezdek et al., 2004). Auch Persönlichkeitseigenschaften wie
Fantasy
Proneness (Schelleman-Offermans & Merckelbach, 2010) sowie
soziale Ängstlichkeit und Self-Monitoring
(Vrij et al., 2002) waren bereits Gegenstand der Untersuchung. Die prinzipiell
geringe Zahl an Studien, deren unterschiedliche Designs ..." [>106]
Es fehlen Zitate bzw. die Fundorte der Zitate (Seitenzahl und Zitat
oder Seitenzahl und Zeile), so dass man ohne langes Suchen die Angaben
einsehen kann:
-
Arntzen, 2011: wird im Literaturverzeichnis
aufgeführt, aber nicht die relevante Mitautorin. Die 5. Auflage von
2011 hat zwei MitautorInnen: Else Michaelis-Arntzen und Sarah Julia
von Jan. Der Umfang entspricht etwa der 3. Auflage, um die 160 Seiten.
Die kann man durchsuchen, um nachzuvollziehen, worauf sich Volbert bezieht.
Gemeint ist vermutlich das Kapitel F. Zeugenpersönlichkeit
und Aussageglaubhaftigkeit (von E. Michaelis-Arntzen),
S. 115-122.
-
Köhnken, 2004: Der Artikel hat 23 Seiten.
-
Müller-Luckmann, 1981: Der Artikel hat 25 Seiten.
-
Steller, 2008: Der Artikel hat 11 Seiten.
-
Stern, 1904: Der Artikel füllt das ganze Heft
und hat 147 und mit Bild 148 Seiten.
-
Szewczyk, 1981: Der Artikel hat 16 Seiten.
-
Trankell, 1971: Das Buch hat 175 Seiten.
-
Undeutsch, 1967: Der Handbuchartikel hat 156 Seiten.
-
Volbert, 2005: Der Artikel hat 33 Seiten.
-
Volbert & Steller, 2014: Der Artikel hat 14 Seiten.
-
Volbert, Steller, & Galow, 2010: Der Handbucheintrag
hat 67 Seiten.
Man sollte ohne Mühe erkennen, dass diese
Zitierweise nicht der Nachvollziehbarkeit und Prüfung durch die LeserIn
förderlich ist.
Der Artikel enthält aber auch einige wenige
Zitate mit Seitenangaben:
-
S. 79: Eingangszitat Trankell, 1971, S. 98.
-
S. 80: Greuel, 1998, S. 59, 60.
-
S. 88: Bortz, 2005: S. 223f.
__
Aussage als geistige
Leistung := Eine Fasttrivialität, sieht man z.B. von Geplapper,
Nonsensreden oder "schizophrenem Wortsalat" ab - der allerdings nur für
andere als unverständliche geistige Leistung erscheinen mag, vorausgesetzt
man attribuiert nicht falsch wie im tragischen Fall eines betrunkenen dänischen
Matrosen (> Topeka-Skandal).
Fantasy Proneness
:= 1. Phantasieneigung; 2. Phantasieanfälligkeit.
merkmalsorientierte
Inhaltsanalyse := Kriterien für glaubhafte Aussagen.
Proneness := Neigung, Anfälligkeit. Zwei
unterschiedliche (aktiv, passiv; Subjekt, Objekt) Bedeutungen.
relevante
Persönlichkeitseigenschaften (des Zeugen) := bleiben hier offen.
Self-Monitoring
:= 1. wörtlich Selbstbeobachtung; 2. Selbstüberwachung; 3. Selbstkontrolle;
4. Selbstdarstellung (Dorsch).
Psychiatrie
Beispiele für den Hochstapler-Zitierstil
_
Beispiel Pluridimensionalität
und bio-psycho-soziales Modell für den Hochstapler-Zitierstil aus
der Psychiatrie in S. 12 Tölle, Rainer & Windgassen, Klaus
(2012, Hrsg.) Psychiatrie
einschließlich Psychotherapie. 16. Auflage. Berlin: Springer.
"Im Gegensatz hierzu stand und steht das Paradigma der Pluridimensionalität.
Es durchzieht die Psychiatriegeschichte von ihren Anfängen (Pinel,
Abb. 1, und Esquirol im frühen 19. Jahrhundert) und wurde von Griesinger
(Abb. 2) in der Mitte des 19. Jahrhunderts dahingehend formuliert, dass
»die Geisteskrankheiten in der Mehrzahl der Fälle aus einem
Zusammenwirken mehrerer zum Teil vieler ungünstiger Umstände
entstehe… (und dass) für die psychische und somatische Heilmethode
eine absolut gleiche Berechtigung in Anspruch genommen wird«. Um
die Jahrhundertwende erstellten Kraepelin, Bleuler, Gaupp, Kretschmer und
andere ein Krankheitsmodell, das bis in die Gegenwart hin gültig blieb.
Es hat Polarisierungen wie psychodynamisch versus biologisch oder psychoanalytisch
versus psychopathologisch überwunden und umfasst diese und weitere
Arbeitsrichtungen. Ihr Zentrum ist die klinische Psychiatrie. Das Prinzip
der Mehrdimensionalität wird heute auch »bio-psycho-soziales
Modell« (Engel) genannt.
_
Methodik Beispiel
Driesch für den Hochstapler-Zitierstil aus der Psychiatrie in
S. 9 Möller, H. J. (1976) Methodische Grundprobleme der Psychiatrie.
Stuttgart: Kohlhammer.
"... Die von der Komplexität biologischen Lebens überforderten
Wissenschaftler betonten, hier sei mit naturwissenschaftlicher Methodik
nicht weiterzukommen, hier seien Entitäten (Wesenheiten) am Werk,
die mit naturwissenschaftlicher Methodik nicht erfaßbar seien (vgl.
H. Driesch 1922 und 1928). Hätte sich diese Position durchgesetzt,
wären wohl die Fortschritte der modernen Biologie und Medizin niemals
eingetreten. Mit einer solchen Einstellung hätte man z. B. schon vor
Jahrzehnten die biologische Erforschung bestimmter Schwachsinnsformen,
die heute als stoffwechselbedingt nachgewiesen sind, blockieren können,
hätte somit vielen Menschen ein leidvolles Leben beschert, die jetzt
durch diätetische Prophylaxe ein besseres Schicksal erwartet."
_
Befunderhebungs Beispiel
für den Hochstapler-Zitierstil aus der Psychiatrie in Hoff, P.
& Saß, H. (2010) Psychopathologische
Grundlagen der forensischen Psychiatrie. In (S. 1) Kröber,
H.-L.; Dölling, D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
"Des Weiteren hielt man psychopathologischen Befunden entgegen, sie
seien nur schlecht objektivierbar, woran auch die zwischenzeitlich weit
vorangeschrittene Standardisierung der Befunderhebung und die damit in
unmittelbarem Zusammenhang stehende, deutlich verbesserte Reliabilität
(Zuverlässigkeit) der Befunderhebung nichts geändert habe. Insoweit
komme dem psychopathologischen Befund auch und gerade in foro, wo ja erhebliche
Konsequenzen sowohl für den Angeschuldigten als auch für die
Gesellschaft zur Diskussion stehen, nicht ein solcher Grad von Objektivität
zu, wie dies bei naturwissenschaftlichen Messwerten der Fall sein könne.
Aus diesem Grund wiederum müsse in der forensischen Forschung zunehmend
solchen Befunden Beachtung geschenkt werden, die klar messbar und replizierbar
seien und bei denen der subjektive Anteil besonders gering sei (Kröber
2007)."
Die Aussage ist nicht eindeutig. Ist Kröber nun für
oder gegen messbare und replizierbare Befunde? Will man wissen, was Kröber
genau gesagt, wofür und wogegen er nun ist, muss man sich Kröber
(2007) besorgen.
_
Grundlagenwissenschaft
Beispiel für den Hochstapler-Zitierstil aus der Psychiatrie
in
Hoff, P. & Saß, H. (2010) Psychopathologische Grundlagen der
forensischen Psychiatrie. In (S. 3) Kröber,
H.-L.; Dölling, D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
"Neben dieser Orientierung an klassischen Vorbildern wird aber gefordert,
dass sich Psychopathologie wieder in einem viel weiteren Rahmen als Grundlagenwissenschaft
psychiatrischen Forschens und Handelns versteht, welche in der Lage ist,
sowohl objektivierende als auch individuelle sowie soziale Komponenten
einzubeziehen (Janzarik 1979)."
_
Bewertungs-Beispiel
für den Hochstapler-Zitierstil aus der Psychiatrie in Hoff, P.
& Saß, H. (2010) Psychopathologische Grundlagen der forensischen
Psychiatrie. In (S. 4) Kröber, H.-L.;
Dölling, D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
"Das unauflösliche Spannungsfeld zwischen Faktum und Bewertung
spielt hier eine wesentliche und in jüngerer Zeit auch zunehmend ernst
genommene Bedeutung (Fulford 1989; Fulford et al. 2006)."
_
Nachreifungs-Beispiel
für den Hochstapler-Zitierstil aus der Psychiatrie in Hoff, P.
& Saß, H. (2010) Psychopathologische Grundlagen der forensischen
Psychiatrie. In (S. 10) Kröber, H.-L.;
Dölling, D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
"Eine Therapie habe im wesentlichen Nachreifung zu sein (Heinroth 1818).
Hier wurde Psychose, „Geisteskrankheit“, als nachvollziehbare und auf eine
bestimmte Art moralisch berechtigte Konsequenz eines fehlerhaften Lebens
verstanden (Benzenhöfer 1993; Marx 1990, 1991; Steinberg 2004)."
Um diese Behauptungen zu überprüfen, muss man sehr viel Arbeit
aufwenden.
_
Gewalt Älterer
Beispiel für den Hochstapler-Zitierstil aus der Psychiatrie in
Lau, S. & Kröber, H.-L. (2010) Schuldfähigkeit bei
krankhaften seelischen Störungen. In (S. 215) Kröber,
H.-L.; Dölling, D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
"Gewalttaten von älteren und alten Menschen sind etwas Seltenes,
und wenn sie in diesem Alter erstmals oder verstärkt auftreten, nicht
selten mit psychischer Störung verknüpft; nur ein Teil der diesbezüglich
Verurteilten wird jedoch im Straf- oder Maßregelvollzug untergebracht
(Taylor u. Parrott 1988; Barak et al. 1995; Coid et al. 2002)."
_
Simulationsbegriff Beispiel
für den Hochstapler-Zitierstil aus der Psychiatrie in Cima, M.;
Hollnack, S.; Kremer, K.; Knauer, E. & Merckelbach, H. (2003)
Untersuchungen zur Simulation, Dissimulation und Supernormalität bei
forensisch-psychiatrischen Patienten. In (S. 112) Osterheider, Michael
(2003, Hrsg.)
"... Das Hauptmerkmal der Simulation besteht
im absichtlichen Erzeugen falscher oder stark übertriebener körperlicher
oder psychischer Symptome und ist durch externe Anreize motiviert, z.B.
Vermeidung des Militärdienstes, Vermeidung von Arbeit oder Erhalt
finanzieller Entschädigung (American Psychiatric Association, 1994).
..."
Meine deutsche Ausgabe des DSM 4, auf das hier Bezug
genommen wird, hat zwar 967 Seiten, aber es gibt einen Sachregisterhinweis
(S. 769), wobei dieser Um- und Suchweg überflüssig ist, wenn
korrekt mit Fundstelle/ Seitenzahl zitiert wird.
Hochstaplerzitierstil
in Neurobiologie und Neurowissenschaften
Der Hochstapler-Zitierstil setzt sich mittlerweile auch
in der Neurobiologie und in den Neurowissenschaften mehr und mehr durch.
Im Folgenden einige Beispiele.
Kleine Auswahl aus Roth, Gerhard & Strüber,
Nicole (2014) Wie das Gehirn
die Seele macht. Stuttgart: Klett-Cotta.
S. 339f: "Die frühe negative Erfahrung war also nicht vergessen
(Fendt und Fanselow 1999; LeDoux 2000)."
S. 341: "Eine Variante dieses Ansatzes ist die »furchtpotenzierte
Schreckreaktion«, in der eine natürliche Schreckreaktion, etwa
auf ein sehr lautes Geräusch, durch eine Zusatzkonditionierung auf
ein grelles Licht noch weiter verstärkt wird (vgl. Koch 1999)."
S. 341: "Allerdings ist dies keine Löschung, sondern ein eigenständiger,
aktiver Lernprozess, der die bestehende CS-US-Assoziation nicht eliminiert,
sondern neue Verknüpfungen aufbaut, die besagen, dass das Ganze »doch
nicht so schlimm ist« (Quirk und Beer 2006)."
S. 342: "Die Erinnerung an das »doch nicht so schlimm«
ist dann verschwunden, während die Erinnerung an das ursprüngliche
Erlebnis bestehen bleibt (Milad und Quirk 2002)."
S. 343: "Seit einigen Jahren ist bekannt, dass bei Ratten, die eine
Furchtkonditionierung erfahren, durch Injektion des Antibiotikums D-Cycloserin
eine radikale Auslöschung der Furchtkonditionierung erreicht werden
kann (vgl. Norberg et al. 2008)."
S. 343: "Die gegenwärtige Befundlage über seine Wirksamkeit
ist aber uneinheitlich. Während einige Meta-Analysen durchaus Verstärkungseffekte
bei einer Expositionstherapie erkannten (vgl. Bontempo et al. 2012), konnten
andere Meta-Analysen keine signifikanten Effekte nachweisen (Myers und
Carlezon 2012)."
S. 343: "Experten der Furchtkonditionierung gehen sowohl bei der Ratte
als auch beim Menschen davon aus, dass die hemmenden Eingänge von
den »emotionalen« Hirnrindenbereichen wie OFC und vmPFC auf
die basolaterale Amygdala durch die Gabe von Oxytocin und zumindest im
Tierversuch durch Cycloserin noch verstärkt werden (Wotjak und Pape
2013)."
S. 343f: "Klaus Grawe schreibt zutreffend, dass eine Psychotherapie
niemals eine frühere Traumatisierung auslöscht, sondern vielmehr
die vorher zu schwache hemmende Wirkung corticaler Areale verstärkt.
Das Motto lautet: »Hemmung statt Ausradieren!« (Grawe 2004)."
Anmerkung: Grawes Buch hat 509 Seiten. Um das Zitat und seine korrekte
Verwendung überprüfen zu können, kann schnell eine Stunde
oder auch noch mehr Zeit vergehen - falls das Zitat existiert.
_
Beispiele
für fehlende genaue Fundstellen
Werden z.B. keine Seitenzahlen oder kein Veröffentlichungsjahr
angegeben, ist eine Überprüfung der Zitat-Behauptungen praktisch
oft sehr erschwert, weil viel zu zeitaufwendig.
Psychologie:
Beispiele ohne Angabe der Quelle
J.F. Herbart polemisiert im ersten Teil seines Werkes Psychologie
als Wissenschaft, 1824, gegen Fries, dem er seinerseits Polemik gegen
Fichte vorwirft, ohne das Werk zu zitieren, das er angreift. S. 71 gibt
einen Hinweis: "Herr Prof. Fries hat das Hinterste nach vorn gewendet,
indem er der Metaphysik seine Anthropologie voranschickt *). (Man sehe
oben §. 15. gegen das Ende.)." §. 15 von welchem Werk!? Wahrscheinlich
meint Herbart Fries Kritik der Vernunft, insgesamt 3. Bde. 1807, Bd. 1.
Die wissenschaftliche Unverschämtheit Herbarts, Fries nicht ordentlich
zu zitieren, hat mich eine gute halbe Stunde Recherchearbeit gekostet.
_
Psychologie:
Beispiele ohne Seitenzahlen
Gruendliche
Verkennung Kants durch Guilford in: (p. 1) Guilford, J. P. (1936).
Psychometric Methods. New York: McGraw-Hill.
Das folgende Beispiel gibt zwar den Autor, aber sonst nichts an. Vielleicht
deshalb, weil Guilford davon ausgeht, dass diese Kenntnis Kants (1936)
zur Allgemeinbildung gehöre. Ansonsten zitiert Guilford in Psychometric
Methods vorbildlich, sogar mit Seitenangabe.
"A GENERAL INTRODUCTION TO MENTAL MEASUREMENT
The great philosopher Kant once asserted that psychology could never
rise to the dignity of a natural science because it is not possible to
apply quantitative methods to its data. The sine qua non of a science,
according to Kant, is measurement and the mathematical treatment of its
data. Could Kant but glance at one of the contemporary journals of psychology,
he would be amazed at the display of means, sigmas, critical ratios, coefficients
of correlation, and other signs of statistical sophistication exhibited
by those today called psychologists. If he were not impressed with the
fact that psychology has at last become a science, he would at least be
forced to conclude that psychologists as a group are expending an enormous
amount of energy in maintaining a pretense that their work is science.
Were his interests aroused sufficiently to examine some of the fruits of
the many hours of labor at the calculating machine, he would be forced
to realize that present-day methods, arduous as they are, carry us far
beyond the armchair speculations of the psychologist of his day. Were he
to question the motive that compels the modern investigator to phrase his
conclusions in terms of probable errors and significance of differences,
he would see in this urge an epitome of our struggle for objectivity. Objectivity
is after all the touchstone of science, and quantitative methods are only
a means to that end.
Anmerkung: Die Psychologie "misst" bislang immer
noch per fiat. Mit echter
Wissenschaft hat das gar nichts zu tun, viel aber mit wissenschaftlicher
Hochstapelei. Kant würde sich entsetzt die Haare raufen, dass man
ihm unterstellen könnte, er würde dieses Spiel nicht kritisch
durchschauen. Zahlen per meinen oder glauben, einem Sachverhalt zuordnen,
hat mit echter naturwissenschaftlicher Messung nichts zu tun. Und genau
so würde Kant die heutige Psychologie unerbittlich nicht nur wissenschaftlich,
sondern auch moralisch kritisieren.
_
Helmholtz These Sinnesdaten
geben nur Hinweis auf die Realität in Wimmer & Perner (1979)
Kognitionspsychologie. Stuttgart:
Kohlhammer, S. 39
Das folgende Beispiel gibt zwar Autor, Jahr und Sachverhalt ab, aber
nicht die Seitenzahl:
"Indirekter Realismus. Die eben kennengelernte Konzeption
der Mustererkennung nimmt ebenso wie die noch zu behandelnden komputationalen
Theorien einen komplexen Verarbeitungsvorgang in bezug auf die Sinnesinformation
an. Aber auch die Gestaltpsychologen nahmen mit den postulierten Organisationstendenzen
eine »realitätsunabhängige« Veränderung der
Sinnesinformation an. Daraus läßt sich folgern, daß die
Wahrnehmungen in einem nur sehr indirekten Verhältnis zur Realität,
dem Ursprung der Sinnesinformation, stehen. Diese Auffassung über
das Verhältnis der Wahrnehmungen zur Realität hat eine lange
Tradition in der Philosophiegeschichte. Unter den Vätern der modernen
Psychologie war es vor allem Helmholtz (1896), der diese Auffassung am
klarsten zum Ausdruck brachte, als er feststellte, daß die Sinnesinformation
nicht Realität selbst ist, sondern uns bloß einen Hinweis auf
die Realität gibt. Die Realität müsse aus den Sinnesdaten
erschlossen werden. Da dies meist unwillkürlich und automatisch geschieht,
sprach Helmholtz von unbewußten Inferenzen. Für die These, daß
unsere Wahrnehmungen in einem indirekten Verhältnis zur Realität
stehen, gibt es viele eindrucksvolle Demonstrationen"
Das Handbuch der physiologischen Optik 1896 hat 1334
Seiten [Online].
Da ist es nicht einfach, die Stelle zu finden, auf die Bezug genommen wird.
Anmerkung: Auch die Sinnesinformation ist eine Realität, sowohl subjektiv
als auch objektiv. Die Repräsentation darf aber nicht einfach mit
dem Repräsentierten gleichgestellt werden. Und darum geht es.
_
Diskrepanzdiagnostik
Beispiel im Format AutorIn (Jahr) ohne Seitenzahl in Steller,
Max (2010) Gegenstandsbereiche und Methodik der psychologischen Begutachtung.
In (S. 194f) Kröber, H.-L.; Dölling,
D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
".... Diese „Diskrepanzdiagnostik“ (Steller u. Dahle 2001) ist deswegen
weiterführend, weil sie im diagnostischen Prozess neue Hypothesenbildungen
anstößt, im Beispiel: die Hypothese eines „Underachievement“
als perzipiertes Versagen [> 195] mit Delinquenz als Bewältigungsversuch
mit der Folge notwendiger Diagnostik in Bereichen wie Selbstwerterleben
und Frustrationstoleranz. Am Beispiel kann auch verdeutlicht werden, dass
für Zwecke der „forensischen Inferenz“ nicht nur personen-, sondern
auch tatbezogene Informationen nötig sind, geht es ja u. a. um die
Unrechtseinsichtsfähigkeit in Bezug auf die spezifische Tat zum spezifischen
Tatzeitpunkt."
_
Aussagetüchtigkeit
Beispiel für sinnvolles Zitieren im Format AutorIn (Jahr) ohne
Seitenzahl
in Steller, Max (2010) Gegenstandsbereiche und Methodik
der psychologischen Begutachtung. In (S. 189) Kröber,
H.-L.; Dölling, D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
"... Allenfalls bei sehr jungen Kindern, in Grenzbereichen schwerer
geistiger Behinderung oder bei geistiger Erkrankung kann eine Einschränkung
von Aussagetüchtigkeit „allgemein“ gegeben sein (vgl. Steller u. Volbert
1997; Volbert 2005 a sowie in Bezug auf Personen mit psychopathologischen
Störungen Böhm u. Lau 2005)."
Zugänglichkeit
Gedächtnisse Beispiel im Format AutorIn (Jahr) ohne Seitenzahl
in (S. 255) Zimbardo, P. G. (1983) Psychologie, Berlin: Springer.
"... Im allgemeinen ist das semantische Gedächtnis leichter zugänglich
als das episodische (Tulving 1972)."
Um das Zitat zu überprüfen, muss man unangemessen viel Aufwand
betreiben.
_
Psychiatrie:
Beispiele ohne Seitenzahlen
_
Operantes Konditionieren für sinnvolles Zitieren im Format
AutorIn
(Jahr) aber ohne Seitenzahl in S. 18 Tölle, Rainer &
Windgassen, Klaus (2012, Hrsg.) Psychiatrie
einschließlich Psychotherapie. 16. Auflage. Berlin: Springer.
"Operantes Konditionieren (Skinner 1938). Verhalten ist auch
von den Reaktionen der Umwelt abhängig. Man erfährt positive
und negative Konsequenzen seines Handelns und lernt daraus (daher auch:
Erfahrungslernen).
Das ist experimentell zu erfassen, im Tierversuch wie in der menschlichen
Verhaltensanalyse."
Skinner wird im Literaturverzeichnis gar nicht aufgeführt.
_
Ehre Beispiel für sinnvolles Zitieren
im Format AutorIn (Jahr) aber ohne Seitenzahl in Kröber,
H.-L. (2010) Die psychiatrische Begutachtung im Strafverfahren.
In (S. 182) Kröber, H.-L.; Dölling,
D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
"Auch die Arbeiten von Giordano (1999) und Schiffauer (2000) befassen
sich mit Themen wie „Ehre“ vor dem jeweiligen [>] kulturellen Hintergrund,
Schiffauer weist darauf hin, dass es praktisch keine randscharf abgegrenzte
Kultur gibt, die homogen und zeitstabil alle darin Aufgewachsenen begleitet
(oder gar in ihrem Handeln bestimmt), sondern dass z. B. die Deutungsmuster,
Normen und Wertvorstellungen eines kurdischen Bauern und eines kurdischen
Arztes unterschiedlicher sein werden als zwischen letzterem und einem deutschen
Arzt."
Hier ist der Sachverhalt, um den es geht - der Ehrbegriff
in verschiedenen soziokulturellen Kontexten - genannt. Der Zweck liegt
auf der Hand, wenn er auch nicht klar ausgewiesen wird. Nämlich: soziokulturelle
Relevanzen sind bei der Begutachtung z.B. der Schuldfähigkeit, etwa
bei sog. "Ehrenmorden" zu berücksichtigen. Es fehlen die genauen Fundstellen
(Seitenangaben). Das kann bedeuten, dass der Zitierende meint, es sei das
ganze Werk zu lesen.
Valide Kriterien
Gefährlichkeit Beispiel im Format
AutorIn (Jahr) aber ohne
Seitenzahl in Möller-Mussavi, S.; Seifert, D. & Bolten, S.
(2002) Neurologische Symptome, zerebrale Dysfunktionen und Rückfälligkeit
bei Maßregelvollzugspatienten gemäß § 63 StGB in
(S. 131) Osterheider, Michael (2003, Hrsg.)
"... Die Einschätzung, inwieweit die Gefährlichkeit eines
Maßregelpatienten durch eine Therapie hinreichend reduziert wurde
und zukünftig keine Delikte mehr von ihm zu erwarten sind, stellt
dennoch unverändert sowohl national als auch international ein komplexes
Problem dar. Die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich valide Kriterien
für die Gesamtgruppe der Maßregelpatienten zu extrahieren, ist
- bei realistischer Betrachtung - nicht als besonders hoch einzustufen
(hierzu u.a. Rasch, 1999; Kröber, 1999). ..."
Kröber 1999 hat zwar nur 6 Seiten, aber Rasch 1999 ein paar Hundert,
in beiden Fällen ist es aber eine Zumutung, ohne Seitenzahl die Zitate
überprüfen zu müssen.
_
Funktion evaluativer
Forschung Beispiel im Format
AutorIn (Jahr) aber ohne Seitenzahl
in
Voges, Burkhardt (1999) Sozialpsychiatrie, S. 235. In (219-237) Berger,
Mathias (1999. Hrsg.) Psychiatrie und Psychotherapie. München: Urban
& Schwarzenberg.
"4 Evaluation gemeindepsychiatrischer Versorgung
Wenn, wie es für die psychiatrische Versorgung einschließlich
rehabilitativer Maßnahmen zutrifft, neue Behandlungs- und Organisationsformen
angewandt werden, müssen sie auf ihre Effizienz und Effektivität
geprüft und bewertet werden. Für die wissenschaftliche Evaluation
sind Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und besondere Erfordernisse zu
berücksichtigen. „Die besondere Funktion evaluativer Forschung besteht
darin, bei sozialpolitischen Entscheidungen die Bewertung so weit wie möglich
rational zu begründen und auf jeden Fall den Einfluß wissenschaftlich
fundierter Erkenntnisse gegenüber vorgefaßten Meinungen, subjektivem
Ermessen oder Modeströmungen zu vergrößern“ (COOPER ET
AL., 1985)."
Obwohl sogar ein wörtliches Zitat gewählt wird, fehlt die Seitenzahl,
so dass die 14 Seiten (COOPER ET AL., 1985) durchsucht werden müssen.
_
Benedettis
Psychotherapieansatz Beispiel in ohne Quelle und Seitenzahl in Bender,
W. (1985) Psychotherapie bei psychotischen Patienten. Nervenarzt 56, 463-474,
hier S. 467:
"... Von Benedetti und seinen Mitarbeitern wird ein analytisch existentialphilosophisch
orientiertes Modell vorgestellt, das im eigentlichen Sinne mehr einen
psychosynthetischen als analytischen Ansatz darstellt. In einem Vorgehen
mit extremer Flexibilität des Therapeuten im Setting und hoher Risikobereitschaft,
was die Übernahme von Belastung angeht, begibt sich der Therapeut
in partieller Regression auf die Stufe seines psychotischen Patienten,
wozu u.a. das Einfühlen und Einleben in die spezielle Symbolsprache
des Patienten gehört und sucht dann, sozusagen „im Inneren der Psychose
arbeitend“ die Wiederherstellung des kranken und fragmentierten Patienten-Ichs
zu fördern, indem er sich und sein gesundes Ich für die Zusammenführung
paranoider, abgespaltener und fragmentierter Ich-Anteile des Patienten
zur Verfügung stellt. Hierbei ist insbesondere eine der schweren therapeutischen
Aufgaben das Aushalten und die Übernahme der psychotischen Negativität
und Ablehnung des Patienten. Für das therapeutische Vorgehen empfiehlt
Benedetti, weniger als in der klassischen Analyse zu deuten, sondern dem
Patienten konstruktive Vorstellungen und Fantasien als Hilfe zu geben,
mehr die gesunde Seite anzusprechen und einen Therapiefortschritt auch
in sogenannten progressiven Symbolen zu sehen, wenn der Patient ja halluzinatorisch
die Stimme des Therapeuten hört. Da der therapeutische Ansatz Benedetti's
aber ganz ohne Zweifel besondere Anforderungen an den Therapeuten stellt,
die weit über das Maß ausgehen, wie es etwa in der analytischen
Behandlung von Neurose-Patienten beschrieben wird, außerdem auf Patientenseite
als Voraussetzungen eine positive Motivation des Patienten, produktive
Symptome der Psychose und eine Mitarbeit der Patientenfamilie gefordert
werden, dürfte es sich bei dieser Therapie doch mehr um eine Ausnahmetherapie
als eine Routinetherapie handeln, was ihren Wert als Zugang zum Verstehen
psychotischen Patienten nicht mindert."
Im Literaturverzeichnis (S. 471) werden zwei Arbeiten von Benedetti ausgewiesen:
1975 und 1983. Es dürfte einen längeren Suchprozess erfordern,
um zu finden, was hier ausgeführt wird.
_
Psychologie:
Beispiel ohne Veröffentlichungsjahr
_
The Seven Percent Solution Beispiel ohne Jahr und Eintrag im Lit.-Verz.
(vgl. S. 718) in Zimbardo, P. G. (1983) Psychologie, Berlin: Springer.
Abschnitt Methoden des schlußfolgernden Denkens, S. 293:
"Es ist schon so wie Sherlock Holmes mehr als einmal bemerkte: Beweiskräftige
Fakten mögen ganz eindeutig in eine bestimmte Richtung weisen; betrachtet
man sie aber aus einer nur geringfügig veränderten Perspektive,
lassen sie sich ohne weiteres genau entgegengesetzt interpretieren.
(N. Meyer, The Seven Percent Solution (Die siebenprozentige Lösung)"
_
Physik
Beispiele ohne Seitenangabe
_
Doppelspalt-Experiment
Beispiel in (S.15) Gribbin, John (1996) Schrödingers Kätzchen
und die Suche nach der Wirklichkeit. Frankfurt: S. Fischer.
"PROLOG: DAS PROBLEM
Das zentrale Geheimnis der Quantentheorie steckt
im Doppelspaltexperiment. Mir müssen Sie dies nicht glauben, aber
genau das behauptete Richard Feynman, der größte Physiker seiner
Generation, auf der ersten Seite des ersten Kapitels seiner berühmten
Vorlesungen
über Physik, die sich mit der Quantenmechanik befaßten.
[FN1] Als er die Quantenphysik den klassischen Vorstellungen Isaac Newtons
und jener Wissenschaftler gegenüberstellte, die in Newtons Fußstapfen
traten, meinte Feynman, dies sei ein Phänomen, »das auf klassische
Art zu erklären absolut unmöglich ist und das in sich
den Kern der Quantenmechanik enthält. In Wirklichkeit enthält
es das einzige Geheimnis.« In einem anderen Buch, Vom Wesen
physikalischer Gesetze, schrieb er: »Bei jeder x-beliebigen anderen
Situation in der Quantenmechanik genügt dann der Hinweis: Sie erinnern
sich an das Experiment mit den zwei Löchern? Das hier ist im Prinzip
auch nichts anderes.« Aus diesem Grund beginne ich wie Feynman mit
dem Doppelspaltexperiment und lege zu Anfang das entscheidende Geheimnis
in all seiner Pracht offen. Das Experiment mag bekannt erscheinen, doch
ist dies eine Art von Vertrautheit, aus der keinerlei Geringschätzung
hervorgeht. Denn je mehr wir über das Doppelspaltexperiment wissen,
um so geheimnisvoller erscheint es."
Während das erste Zitat lokalisierbar ist, nämlich
auf der ersten Seite der Vorlesungen über Physik, kann das zweite
Zitat nicht einfach überprüft werden, weil eine Seitenangabe
fehlt.
Mathematik
Beispiele ohne Seitenangabe
In der Mathematik ist Zitieren selten. Meist wird direkt gezeigt, was
zu zeigen ist. Fast jeder Mathematiker hat nach einem Mathematikstudium
ein wissenschaftliches Grundniveau, das ihn dazu befähigt. Auch die
Naturwissenschaften gehen in diese Richtung, leider nicht so die Sozial-
und Kulturwissenschaften.
_
Zahlbegriff Beispiel in (Vorwort
IV-V) Dedekind, Richard (1887, 4. unv. A. 1918) Was sind und was sollen
die Zahlen? Braunschweig: Viehweg & Sohn.
"Vorwort zur ersten Auflage
Was beweisbar ist, soll in der Wissenschaft nicht
ohne Beweis geglaubt werden. So einleuchtend diese Forderung erscheint,
so ist sie doch, wie ich glaube, selbst bei Begründung der einfachsten
Wissenschaft, nämlich desjenigen Theiles der Logik, welcher die Lehre
von den Zahlen behandelt, auch nach den neuesten Darstellungen *) noch
keineswegs als erfüllt anzusehen. Indem ich die Arithmetik (Algebra,
Analysis) nur einen Theil der Logik nenne, spreche ich schon aus, daß
ich den Zahlbegriff für gänzlich unabhängig von Vorstellungen
oder Anschauungen des Raumes und der Zeit, daß ich ihn vielmehr für
einen unmittelbaren Ausfluß der reinen Denkgesetze halte. Meine Hauptantwort
auf die im Titel dieser Schrift gestellte Frage lautet: die Zahlen sind
freie Schöpfungen des menschlichen Geistes, sie dienen als ein Mittel,
um die Verschiedenheit der Dinge leichter und schärfer aufzufassen.
Durch den rein logischen Aufbau der Zahlen-Wissenschaft und durch das in
ihr gewonnene stetige Zahlen-Reich sind wir erst in den Stand gesetzt,
unsere Vorstellungen von Raum und Zeit genau zu untersuchen, indem wir
dieselben auf dieses [>IV] in unserem Geiste geschaffene Zahlen-Reich beziehen
*) . ..."
[III] *) Von den mir bekannt
gewordenen Schriften erwähne ich das verdienstvolle Lehrbuch der Arithmetik
und Algebra von E. Schröder (Leipzig, 1873), in welchem man auch ein
Literaturverzeichnis findet, und außerdem die Abhandlungen von Kronecker
und von Helmholtz über den Zahlbegriff und über Zählen und
Messen (in der Sammlung der an E. Zeller gerichteten philosophischen Aufsätze,
Leipzig 1887). Das Erscheinen dieser Abhandlungen ist die Veranlassung,
welche mich bewogen hat, nun auch mit meiner, in mancher Beziehung ähnlichen,
aber durch ihre Begründung doch wesentlich verschiedenen Auffassung
hervorzutreten, die ich mir seit vielen Jahren und ohne jede Beeinflussung
von irgendwelcher Seite gebildet habe.
[IV] *) Vergl. § 3 meiner
Schrift: ‚Stetigkeit und irrationale Zahlen’ (Braunschweig, 1872 ).“
Anmerkung: Versteht man die Literaturhinweise so,
dass die genannten Titel sich alle mit dem Thema insgesamt beschäftigten,
sind Seitenzahlen natürlich nicht erforderlich.
Kontinuums-Hypothese
Beispiel ohne Seite in (S. 82) Deiser, Oliver (2008) Reelle
Zahlen. Das klassische Kontinuum und die natürlichen Folgen. Berlin:
Springer.
S. 82: „Die erste Erwähnung der Kontinuumshypothese
findet sich in [Cantor
1878].“
Für Mathematiker ist der Hinweis klar und eindeutig.
S. 85 erfährt man im Historischen Überblick auch, dass dieser
berühmte Artikel "Ein Beitrag zur Mannigfaltigkeitslehre" drei wichtige
Arbeiten auf nur 16 Seiten enthält, also die entsprechende Stelle
nicht schwierig zu finden sein dürfte.
Hyperreelle Zahlen Beispiel
in
(S. 135) Deiser, Oliver (2008) Reelle Zahlen. Das klassische Kontinuum
und die natürlichen Folgen. Berlin: Springer.
„Es bleibt aber der Eindruck, daß mathematische
Struktur zur Diskussion steht und nicht nur die Frage nach einem korrekten
und geschmeidigen Kalkül. Erst die Nonstandardanalysis machte „den
eigentlichen Quell der Entdeckung“ zur Mathematik. Die Theorie der hyperreellen
Zahlen ist historisch tief verwurzelt und eine Bereicherung unseres Kontinuumsbegriffs,
ganz unabhängig von analytischer Notwendigkeit und Fruchtbarkeit.
Die ersten nichtarchimedischen
Körper wurden bereits im 19. Jahrhundert von Veronese und Levi-Cività
konstruiert, siehe hierzu [Veronese 1891], [Levi-Cività 1892] und
[Hahn 1907]. Zur Nonstandardanalysis siehe [Robinson 1966], [Keisler 1976],
[Nelson 1977], [Laugwitz 1978, 1986], [Cutland 1988], [Landers / Rogge
1994], [Goldblatt 1998]. Zur Diskussion des Unendlich kleinen und des Kontinuumsbegriffs
bei Leibniz vgl. [Laugwitz 1992] und die Sammlung [Salanskis 1992]. Die
Forschungsmonographie [Dales / Woodin 1996] untersucht allgemeinere geordnete
Oberkörper von |R.“
Anmerkung: Auch hier scheinen Seitenzahlen unnötig,
weil die Arbeiten insgesamt die genannten Themen betreffen.
Zitat-Beispiele
ohne Quellenangabe
_
Beispiel
Psychologie
Rohracher
zur Leib-Seele-Identitätstheorie Spinoza und Fechner in Rohracher
(1983) Einführung in die Psychologie, S. 14
"Eine dritte Auffassung, die der Lehre vom Parallelismus ursprünglich
sehr nahe kam, ist die die ihr Begründer SPINOZA
(1632—1677) klar und deutlich formuliert hat; er lehrte, die körperlichen
und seelischen Erscheinungen seien »una eademque res, sed duobus
modus expressa«. Der Dualismus von Leib und Seele entsteht nur dadurch,
daß uns beide verschieden erscheinen; in Wahrheit seien sie eine
und dieselbe Sache« — ein Standpunkt, der später besonders vom
Begründer der Psychophysik, GUSTAV THEODOR FECHNER (1801—1887),
vertreten wurde: das Seelische und das Körperliche seien nur die zwei
Seiten eines uns unbekannten Geschehens; sie sind »koordinierte Erscheinungsweisen
des Seienden, das die kausale Grundlage der Innen- wie der Außenwelt
bildet, in unserem Bewußtsein."
Unwissenschaftlicher Zitierstil
ohne Beleg- und Quellenangabe. Spinoza taucht auch im Literaturverzeichnis
nicht auf, Fechner wird mit seinen Elementen der Psychophysik im Literaturverzeichnis
erwähnt. Wie man formal ordentlich und überprüfbar zitiert
zeigt Jörg Wunderli in seiner Arbeit (PDF)
Über
Spinozas Beitrag zur Leib-Seele-Problematik unter Berücksichtigung
der Relation zur modernen Psychosomatik. Auch Eisler (Leib)
zitiert formal korrekt mit prüfbarer Quellenangabe.
_
Beispiel Rechtswissenschaft
Weinberger, Ota (1989) Rechtslogik. 2., umgearb. u. wesentl.
erw. Aufl. Berlin: Duncker u. Humblot.
Weinberger beruft sich des öfteren ohne jede Quellen- und Fundstellenangabe
auf Perelmans "Plausibilitätsargumentation". Das ist insofern fatal
und unverantwortlich, weil Perelman mindestens ein Dutzend Bücher
zum Thema verfasst hat.
S.276, 32: "Wie kann man die Rationalität der
Plausibilitätsargumentation erklären? Führe verschiedene
Auffassungen an (Perelman; Viehweg; Alexy; die in diesem Buch vertretene
Meinung)."
S.396 "Der Prozeß, durch den Überzeugung
geschaffen wird, kann im Sinne von Chaim Perelman, einem bedeutenden Vorkämpfer
der modernen Rhetorik, als Vorgang angesehen werden, bei dem ein Redner
(der Argumentierende) eine Zuhörerschaft (ein Auditorium) beeinflussen
und für seine Meinung gewinnen will. "
S.397 "Die rationale Argumentation charakterisiert
Perelman in Gegenüberstellung zu der auf subjektive Einstellungen
gerichteten Begründung mit Hilfe der Idee des universellen Auditoriums."
S.398 "Trotz dieser Bedenken, die fordern, vor allem
Elemente der logischen Analyse und der Prozesse der kritischen Reflexion
zur Charakterisierung der vernunftmäßigen Begründung heranzuziehen,
bin ich der Meinung, daß Perelmans Lehre wesentliche Züge dieser
pragmatischen Prozesse erkannt hat; es ist auch ein bedeutendes Verdienst
dieses Autors, daß er die Bedeutung der Plausibilitätsargumentation
in verschiedenen Bereichen, und vor allem im Rechtsleben, aufgewiesen hat."
Beispiel Epidemiologie
F4-Störungen ohne Quellenangabe in der Psychiatrie in S. 48 Tölle,
Rainer & Windgassen, Klaus (2012, Hrsg.) Psychiatrie
einschließlich Psychotherapie. 16. Auflage. Berlin: Springer.
"Epidemiologie. Die Prävalenz liegt um 25%, wobei es sich
ungefähr zur Hälfte um psychosomatische Störungen handelt.
In der hausärztlichen Praxis machen diese Patienten um 40% aus. ..."
Anmerkung: Das Buch ist voll von epidemiologischen Mitteilungen
ohne Angaben von Quellen.
_
Kurven-Psychiatrie
Beispiel ohne Quellenangabe in Heerklotz, Brigitte (1979) Zur
Geschichte der Psychopathometrie. In (S. 49f): Wieck, H. H.; Valentin,
H. & Specht, K. G. (1979. Hrsg.) Medizinische Psychologie und Medizinische
Soziologie. 2. A. Stuttgart: Schattauer (UTB).
"B. Zur Geschichte der Psychopathometrie
Seit dem Ende des letzten Jahrhunderts ist die Psychiatrie bestrebt,
Meßinstrumente für psychopathologische Größen zu
erstellen. So entwickelte der Würzburger Psychiater C. Rieger bereits
im Jahre 1885 Prüfverfahren für den Schwachsinn. Jedoch stießen
diese Bemühungen um eine Quantifizierung bei den meisten Psychiatern
auf heftigsten Widerstand. C. Fürstner äußerte sich im
Jahre 1901 anläßlich der Versammlung des Vereins Deutscher Irrenärzte
in Berlin in einem Diskussionsbeitrag recht abfällig über die
sogenannte „Kurven-Psychiatrie“, womit er eine lebhafte publizistische
Erörterung hervorrief. So hat beispielsweise P. Näcke im Jahre
1904 in einer Replik versucht, die Forschungs- und Darstellungsmethoden
der „Kurven-Psychiatrie“ und ihres Gegenstücks, der „Eindruckspsychiatrie“,
sinnvoll aufeinander zu beziehen. Kurven-Psychiatrie“ war ihm damals
„... die Gesamtheit dessen in der Psychiatrie, was sich in Zahlen und Kurven
ausdrücken läßt und somit den höchsten Grad der Exaktheit
erreicht. Es handelt sich also nicht etwa um eine neue Art von Psychiatrie,
sondern nur um rationelle und intensive Anwendung der Statistik aufgrund
alter und neuer Untersuchungsmethoden.“
Diese klaren Aussagen von P. Näcke wurden aber in der Folgezeit
kaum beherzigt. Denn die Psychiatrie war von Beginn ihrer Geschichte an
offenbar darum bemüht, die psychopathologischen Besonderheiten und
Auffälligkeiten zu „einfachen Bildern“ zusammenzufügen.
Dies läßt sich schon im Altertum nachweisen, wenn etwa die ,,Melancholia“,
die „Mania“ und die „Phrenitis“ herausgearbeitet wurden. Das beschreibende
Vorgehen hat in der empirisch betriebenen Psychiatrie vorgeherrscht. Aus
dieser Betrachtung heraus wurden zahlreiche klinische Bilder beschrieben,
wie z. B. „Dämmerzustände“, [>50] „Verwirrtheit“, „Erregungszustände“,
„Wahnzustände“, um nur einige leicht verständliche klinische
Bilder aufzuzählen.
Die Vorteile eines derartigen beschreibenden Vorgehens in Form von
Bildern sind unmittelbar einzusehen: Bilder sind in ihren Einzelheiten
fest zusammengefügt. Man kann sie als Student schnell lernen und jederzeit
wieder in sein Bewußtsein zurückrufen. Derartige Bilder erlauben
ein sicheres Ordnen der beobachteten Mannigfaltigkeit. In ähnlicher
Weise ist ja die gesamte Medizin vorgegangen.
Allerdings hat eine Medizin und damit auch eine Psychiatrie, die mit
einfachen Bildern arbeitet, erhebliche Nachteile. Hier ist die Starrheit
hervorzuheben, die es nur unter schwierigen Umständen erlaubt, den
Verlauf einer Erkrankung zu verfolgen. Insbesondere wird der Schweregrad
nicht erkennbar, so daß der Arzt und der Patient nicht angeben können,
ob es durch die Behandlung zu einer Besserung gekommen ist oder nicht.
Jede ärztliche Maßnahme, auch die bei psychischen Störungen,
hat das Ziel, eine Besserung im Zustand des Kranken, möglichst sogar
eine Heilung zu erreichen. Über den Erfolg der Maßnahmen müssen
demnach Aussagen möglich sein, die sich nur mit einer Quantifizierung
des Störungszustandes beim Kranken erreichen lassen."
_
Philosophie und
Wissenschaftstheorie
Gethmann-Siefert zum Erleben als
philosophischer Terminus bei Fichte in Annemarie Gethmann-Siefert (A.G.-S.)
in (S. 391f) Mittelstraß, Jürgen (2005, Hrsg.). Enzyklopädie
Philosophie und Wissenschaftstheorie. C-F. 2., neubearbeitete und wesentlich
ergänzte Auflage. Stuttgart: Metzler.
"... Als philosophischer Terminus wird E. zuerst bei J. G. Fichte gebraucht,
der es als reflexionslose Erfülltheit des Subjekts durch einen Inhalt
faßt, damit als einen Zustand, der für die Bestimmung des Erkennens
eine letztgegebene Voraussetzung ist."
Dieses ziemlich unverständliche Zitat wird nicht belegt, weder im
Text noch im Literaturverzeichnis. Auf eine Anfrage bei der Autorin am
21.11.2022, wo ich um die Fundstelle bitte, teilte die Autorin am 10.09.2023
mit: "Sehr geehrter Herr Rathsman vermutlich handelt es sich bei dem von
Ihnen erwähnten Text um eine Deutung meinerseits. Entsprechende Texte
zum sachlichen Beleg finden sich in den Schriften Fichtes, falls sie die
Korrektheit meiner Deutung prüfen möchten
Mit freundlichen Grüßen A. Gethmann-Siefert". Ich habe darauf
am 20.09.2023 geantwortet:; "Sehr geehrte Frau Prof. Gethmann-Siefert,
danke, aber um Ihre Aussage zu prüfen, ist eine Fundstelle erforderlich,
über die Sie anscheinend nicht verfügen. Wenn Sie nicht ordentlich
zitieren wollen oder können, sollten Sie es besser sein lassen. Andererseits
liefern Sie ein schönes Beispiel für meine ZitiersünderInnenseite:
[URL dieses Eintrags] Mit freundlichen Grüßen
Rudolf Sponsel"
Beispiel
für Mehrfachfehler
GMV-Zitat
Descartes.
Fallbeleg-Beispiele
_
Fallbeleg globale
Amnesie nach Poeck 1982, S. 141 (Anmerkung: das Buch enthält viele
Fallbelege)
"Amnestische Episoden
1964 beschrieben FISHER U. ADAMS in einer Monographie 17 Fälle
einer Form von globaler Amnesie, die sie als „transient global amnesia“
bezeichneten. Hierbei handelt es sich um plötzlich auftretende, meist
nur wenige Stunden andauernde und danach rasch und vollständig wieder
abklingende amnestische Zustände mit ausgeprägten anterograden
und leichteren, von Fall zu Fall unterschiedlich weit zurückreichenden
retrograden Gedächtnisausfällen.
Die Patienten fallen z. B. dadurch auf, daß sie während
eines normal geführten Gespräches alle an sie herangetragenen
Informationen innerhalb weniger Minuten wieder vergessen. Hierdurch und
durch die ständig wiederholten ängstlichen Fragen der Patienten
(„Wie komme ich hierher?“, „Was tue ich hier?“ etc.) kann fälschlicherweise
der Eindruck eines allgemeinen Verwirrtheitszustandes und einer Desorientiertheit
entstehen."
_
Fallbeleg
retrograde Amnesie bei H.M. nach Poeck 1982, S. 141 (Anmerkung: das
Buch enthält viele Fallbelege)
"... Die ausführlichen Untersuchungen der Gedächtnisstörungen
dieser Patienten, insbesondere des berühmten Falles H. M., sind insofern
besonders aufschlußreich, als in diesen Fällen sowohl die Lokalisation
der Läsion als auch der Zeitpunkt des Beginns der Amnesie genau bekannt
sind.
Letztere Tatsache hat es ermöglicht, die Zeitspanne der retrograden
Amnesie genauer als bei Korsakow-Patienten zu untersuchen. Im Falle H.
M. konnte eine retrograde Amnesie für einen Zeitraum von ca. 5 Jahren
vor seiner Operation festgestellt werden. Die Erinnerung des Patienten
für noch weiter zurückliegende Ereignisse war dagegen unbeeinträchtigt
(MARSLEN-WILSON u. TEUBER 1975). In diesem Zusammenhang konnte gezeigt
werden, daß die Vorgabe von Erinnerungshilfen (cued-recall) zu einer
ganz erheblichen Verbesserung der Gedächtnisleistung auch für
Ereignisse aus der jüngeren Vergangenheit führte. Diese Beobachtung
ist einer der Hinweise dafür, daß die von der retrograden Amnesie
betroffenen Gedächtnisinhalte nicht einfach gelöscht sind (s.
S. 146f).
Im Fall H. M. wurde neben einer Untersuchung der verschiedenartigsten
Gedächtnisfunktionen (z.B. Einprägen von Wortlisten, Figuren,
Tonfolgen etc.) auch die motorische Lernfähigkeit eingehend geprüft.
Im Vergleich zu den übrigen Gedächtnisfunktionen erwies sich
die motorische Lernfähigkeit als kaum beeinträchtigt.
Hinsichtlich des Kurzzeitgedächtnisses besteht die gleiche Problematik
wie bei den anderen globalen Amnesien."
_
Fallbelege postoperative
Amnesien nach Poeck 1982, S. 141 (Anmerkung: das Buch enthält
viele Fallbelege)
"Die bei den postoperativen Amnesien zu beobachtenden Gedächtnisausfälle
zeigen sich in entsprechender Weise auch bei unfallbedingten traumatischen
bilateralen Läsionen der Temporalregion (BUTTERS u. CERMAK 1975, SQUIRE
u. SLATER 1978, TEUBER u. Mitarb. 1968)."
Zitieren
unveroeffentlichter Quellen
Eine besondere Unsitte ist auch, Quellen zu zitieren, die nicht öffentlich
zugänglich sind. Hier müsste dann wenigsten die gesamte Textstelle
im verständlichen Kontext angegeben werden.
-
Brockmann, Michael & Boch, Michael (2013) Die Kriminalprognose bei
persönlichkeitsgestörten Straftätern Forensische Psychiatrie
Psychologie Kriminologie 7(3):193-201 · August 2013. Darin:
-
Brockmann M (2009) Wertorientierung und Kontrollüberzeugungen von
Strafgefangenen unter Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die
Kriminalprognose. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität
Mainz
-
Egg, Rudolf & Spöhr, Melanie (2007) Sozialtherapie im deutschen
Justizvollzug: Aktuelle Entwicklungen und Versorgungsstand. Forensische
Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, July 2007, Volume 1, Issue 3, pp
200–208.
-
Darin: Schwanengel MF (2006) Evaluation eines Empathietrainings für
Sexualstraftäter. Universität Erlangen-Nürnberg, unveröffentlichte
Diplomarbeit.
-
Endres, Joann (2000) Die Kriminalprognose im Strafvollzug: Grundlagen,
Methoden und Probleme der Vorhersage von Straftaten. Zeitschrift für
Strafvollzug und Straffälligenhilfe, Jg. 49, 67-83. Darin S. 83:
-
Marwinski, K. (1998). Die Behandlung von aggressiven Sexualstraftätern:
Eine Integration von Behandlungsforschung und praxis. Unveröffentlichte
Diplomarbeit, Bonn, Psychologisches Institut.
-
Hartmann, Dirk (1993) Ist die konstruktive Abstraktionstheorie inkonsistent?
Zeitschrift für philosophische Forschung, Bd. 47, H. 2 (Apr. - Jun.,
1993), pp. 271-285, hier S. 284, Fußnote 27:
-
"Völlig unverständlich ist mir, weshalb Lorenzen in seiner brieflichen
Reaktion auf Siegwarts Aufsatz (siehe Siegwart [1991]) nunmehr fordert,
daß die in (ABS) substituierte Aussageform A(x) eine 'präabstraktive'
(d.h. nicht schon Abstraktoren enthaltende) Aussageform sein solle. Da
B(x) nämlich präabstraktiv ist, läßt sich der dritte
Inkonsistenzbeweis noch immer führen, während die Einschränkung
auf präabstraktive Aussageformen für die Vermeidung der Herleitung
von (5) überhaupt nicht nötig ist. Außerdem möchte
man sich doch sicherlich nicht der Möglichkeit berauben, z.B. von
einer Zahl zu behaupten, daß sie dem Definitionsbereich einer Funktion
angehört usw., was mir aber beim Vorschlag 'präabstraktive Aussageform'
der Fall zu sein scheint."
-
Nachforschungen ergaben, dass der zitierte Brief nicht
veröffentlicht wurde und auch nicht mehr zugänglich ist. Anmerkung:
Vermutlich ist die Jahreszahl Siegwart [1991] nicht richtig, das der Aufsatz
Siegwarts, um den es gehen sollte, 1993 veröffentlicht wurde.
-
Heller, Jürgen (1991) Eine experimentelle und theoretische Untersuchung
zur Begriffsbildung. Dissertation Regensburg. Umfang: 88 S.. Im LitVerz:
"Irtel, H. (1990). PX L: A library for controlling psychological experiments.
(Unveröffentlichtes Manuskript)."
-
Kasten, Hartmut (2001) Wie die Zeit vergeht. Unser Zeitbewusstsein in Alltag
und Lebenslauf. Darmstadt: WBG.
-
S.13: "Es wurde in einer ganzen Reihe von Wahrnehmungsexperimenten mit
doppeldeutigen „Kipp “-Figuren (oder Vexierbildern) nachgewiesen, dass
sich die objektiv gleichen Reize in unserer Wahrnehmung in Zeitintervallen
von zwei bis vier Sekunden plötzlich verändern: Die Figur springt
über in ihre jeweils andere Alternative. Psychophysiologen meinen,
dass sich hier die „zeitliche Dynamik des menschlichen Bewusstseins“ manifestiert:
„Man kann es nicht verhindern, es ist so, als ob das Gehirn alle paar Sekunden
fragt ,Was gibt es Neues in der Welt?‘. Wenn das Neue die andere Perspektive
ist, dann kippt das Bild in die andere Perspektive um“ (vgl. Pöppel
1998, S.58)." Im Literaturverzeichnis wird mitgeteilt: "unveröffentlichtes
Manuskript".
-
Müller-Isberner, Rüdiger & Gonzales Cabeza, Sara (1998, Hrsg.)
Forensische Psychiatrie. Schuldfähigkeit. Kriminaltherapie. Kriminalprognose.
Mönchengladbach: Forum-Verlag. Darin, S. 229, Nr. 231:
-
Lösel F. (1997) Checkliste zur diagnostischen Untersuchung von Sexualstraftätern.
Unveröffentlichtes
Manuskript. Institut für Psychologie, Universität Erlangen Nürnberg.
-
Petermann, F. (1982) Einzelfalldiagnose und klinische Praxis. Stuttgart:
Kohlhammer. Im Lit-Verz: "Noack, H. & Petermann, F.: Die Prüfung
von Verlaufsannahmen in der therapeutischen Praxis. Bonn: Unveröffentlichtes
Manuskript, 1981"
-
Spangler, Gottfried (1996) Bindungstheorie: Stand der Forschung, neuere
Entwicklungen und künftige Perspektiven. Kongressbericht DGPs 1996.
Darin:
-
Scheuerer-Englisch, H. (1989) Das Bild der Vertrauensbeziehung bei zehnjährigen
Kindern und ihren Eltern: Bindungsbeziehungen in längsschnittlicher
und aktueller Sicht. Unveröffentlichte Dissertation Universität
Regensburg.
Internet,
ChatGPT und KI
Das Internet ist ein Eldorado für unbelegte
Behauptungen und Aneignung fremder Arbeit, ohne dies auszuweisen.
Veröffentlichungen
ohne Datum
Zur neuen digitalen Ethik des Tübingen Center
for Digital Education gehören anscheinend Veröffentlichungen
ohne Datum (Abruf 01.09.2023). Ich habe das dort mit Mail am 01.09.202)
gemeldet und nachgefragt (keine Antwort bis 6.9.23).
https://uni-tuebingen.de/forschung/zentren-und-institute/tuebingen-center-for-digital-education/projekte/ethik-und-ki/
ChatGPT
ohne Quellenangaben >
Nachrichten
zu ChatGPT.
19 Abfragen zum Thema Erleben
und Erlebnis erbrachten bei den Antwort keine Quellenangaben (0 von
5 Punkten in 19 Fällen).
KI
- Künstliche Intelligenz" > Nachrichten
zur KI - Künstlichen Intelligenz.
"US-Copyright: Was darf KI?" [heise 31.08.2023]
_
Theorie des Zitierens
Das unlösbare Grundproblem (Aporie)
des Zitierens ist, dass man unmöglich ein Wissenschaftsgebiet ganz
überblicken kann und man daher nie wissen kann, ob die eigenen Ideen
oder Erkenntnisse nicht irgendwann schon jemand anders irgendwo mitteilte.
Ein lösbares Grundproblem hingegen ist, was, warum und wie man zitieren
sollte. Das ist aber nicht eingeführt und hat keine explizite, regelgeleitete
Tradition. Das hat sich quasi einfach so entwickelt, vermutlich indem man
es so macht, wie man es bei anderen vorfindet.
Eine gute Regel wäre wahrscheinlich, dass man
seinen Wissenstand, zu dem man etwas sagen möchte, zusammenfassend
darstellt oder, was oft sehr allgemein und unbestimmt geschieht, mit Literaturverweisen
definiert - in seiner untauglichen Extremform der Hochstapler-Zitiervariante.
Zwecke des Bezuges
>
Links
zur Funktion von Zitaten.
Zitiert man, so sollte, was allgemein (noch) nicht üblich ist,
angegeben werden, warum man zitiert. Soll auf eine Erkenntnis, auf ein
Modell oder eine Theorie, ein experimentelles Ergebnis, auf einen Fall
oder eine Beobachtung Bezug genommen werden? Manchmal erschließt
sich der Zweck aus dem Zusammenhang der Zitierung, oft aber nicht, zumindest
nicht genau. Ein künftiges Format könnte z.B. wie folgt spezifiziert
werden:
-
Allgemeiner, nicht näher definierter Beleg : (NAME, JAHR, TITEL /
SACHVERHALT [Zitat-Inhalt], ZWECK [Allgemeiner Beleg], SEITE)
-
Beschreibung: (NAME, JAHR, TITEL / SACHVERHALT [Zitat-Inhalt], ZWECK [Beschreibung
], SEITE)
-
Beobachtungs-Beleg: (NAME, JAHR, TITEL / SACHVERHALT [Zitat-Inhalt], ZWECK
[Beobachtung], SEITE)
-
Erkenntnis: (NAME, JAHR, TITEL / SACHVERHALT [Zitat-Inhalt], ZWECK
[Erkenntnis], SEITE)
-
Erklärungs-Beleg: (NAME, JAHR, TITEL / SACHVERHALT [Zitat-Inhalt],
ZWECK [Erklärung], SEITE)
-
Existenz-Beleg: das gibt es. (NAME, JAHR, TITEL / SACHVERHALT [Zitat-Inhalt],
ZWECK [Existenz], SEITE)
-
Experimenteller-Beleg: (NAME, JAHR, TITEL / SACHVERHALT [Zitat-Inhalt],
ZWECK [Experiment], SEITE)
-
Fallbeleg: (NAME, JAHR, TITEL / SACHVERHALT [Zitat-Inhalt], ZWECK
[Fallbeleg], SEITE) [Beispiele]
-
Hypothese: (NAME, JAHR, TITEL / SACHVERHALT [Zitat-Inhalt], ZWECK
[Hypothese], SEITE) [Beispiele]
-
Nicht-Existenz-Beleg: das konnte bislang nicht aufgezeigt werden (NAME,
JAHR, TITEL / SACHVERHALT [Zitat-Inhalt], ZWECK [Nicht-Existenz],
SEITE)
-
Theorie-Beleg: (NAME, JAHR, TITEL / SACHVERHALT [Zitat-Inhalt], ZWECK
[Theorie], SEITE)
-
Zusammenhangs-Beleg: (NAME, JAHR, TITEL / SACHVERHALT [Zitat-Inhalt],
ZWECK [Zusammenhang], SEITE) [
Psychologische
Überlegungen zu Motiven oder Überzeugungen für das Zitieren
Die folgende Einteilung ist nicht mehr als ein erster Ansatz einer
Sammlung möglicher Motive oder Überzeugungen (Regeln, Prinzipien)
für das Zitieren, alphabetisch, nicht systematisch geordnet. Manche
gehören zusammen oder überlappen sich, z.B. Anerkennung, Anstand,
Urheber-Respekt.
Anerkennung - Man möchte einem
wissenschaftlichen Leistungsträger seine Anerkennung erweisen.
Anstand - man denkt, es gehört sich so,
an dieser Stelle zu zitieren
Nach allgemeiner Auffassung gehört es sich nicht, sich mit fremden
Federn zu schmücken. Es soll der, der einen Sachverhalt gefunden hat,
auch mit seinem Namen genannt werden. (Beispiel Helmholtz
bei Wimmer & Perner 1975).
Ausweis der Wissenschaftsbasis, die man
seiner Arbeit zugrunde legt.
Auszeichnung - Man möchte Wissenschaftsfreunde
hervorheben, bekannt machen (deren Zitierindex verbessern, manchmal auch
wechselseitige Praxis: ich zitiere dich, du zitierst mich). > Eng
verwandt mit Beziehung.
Autorität - Um seiner Ansicht mehr
Gewicht zu verleihen, beruft man sich auf anerkannte Autoritäten des
Faches. (Beispiel Helmholtz
bei Wimmer & Perner 1975).
Bequemlichkeit Statt seine Gedanken
klar zu ordnen und seine Ansichten zu begründen, ist mancher versucht
durch allgemeine oder unbestimmte Hinweise auf andere AutorInnen sich nicht
viel Arbeit zu machen. Verwandt mit Ökonomie.
Bestätigung Man möchte seine
Ansichten oder Ergebnisse erhöhen oder festigen, indem man auf andere
AutorInnen verweist, die zu Ähnlichem gelangt sind.
Beziehungspflege Man zitiert,
um zitiert zu werden und versucht damit womöglich auch, einen Kompetenzkreis
oder eine "Schule" zu etablieren. > Zitationskartelle,
Gefälligkeitszitierungen.
Gefaelligkeitszitierungen
> Beziehungspflege, > Zitationskartelle.
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften berichtet 2012
in ihren Qualitätskriterien für Publikationen in den Geistes-,
Sozial- und Kulturwissenschaften: "Etwa, dass Zitationskartelle
oder Gefälligkeitszitierungen (z.B. von Herausgeber/inne/n von Zeitschriften
oder möglichen Gutachter/inne/n) die Ergebnisse verzerren."
Kompetenz Man möchte zeigen, dass
man die Großen oder für wichtig Erachteten eines Wissenschaftsbereiches
bzw. viele AutorInnen kennt und auf der Höhe der Zeit ist. Man möchte
seine Kompetenz zeigen, deutlich machen, dass man ein Gebiet überblickt.
Ökonomie-Praktisch Man
verweist auf Ausarbeitungen anderer. Hier wäre es allerdings geboten,
die wichtigen Ergebnisse stichwortartig zu benennen und die Seitenzahlen
der Arbeit anzugeben, wo man das findet und überprüfen kann,
worauf man sich bezieht. Oft bezieht man sich leider auf gar nichts und
es wird nur NAME (Veröffentlichungsjahr) genannt.
Sachverhalt Hier geht es darum, sich
auf einen Sachverhalt, den ein anderer mitteilt, erforscht oder erkannt
hat, zu beziehen. Beispiel: Der Zeitbegriff beim Kind ist gewöhnlich
um das 10. Lebensjahr voll ausgebildet, so dass ab diesem Zeitpunkt auch
ein Geschichtsunterricht stattfinden kann. Beispiel: Solow (1971) zitiert
viele Sachverhalte genau, im Text ohne Seitenangabe, aber in seiner Bibliographie
kommentiert er ausführlich. So auch Wimmer & Perner in ihrer Kognitionspsychologie
(Helmholtz-Beispiel).
Urheber Respekt Stammt eine Erkenntnis
von einem anderen, so gehört es sich nach allgemeiner Auffassung,
diesen als Urheber dieser Erkenntnis zu nennen, damit nicht der Eindruck
entsteht, die erwähnte Erkenntnis sei von einem selbst. Die Verrechtlichung
dieser Regel findet im Urheberrecht und im Patentrecht einen Ausdruck.
Hier gibt es manchmal Prioritätsstreit (z.B. Leibniz und Newton um
die Erfindung der Infinitesimalrechnung). Grundsätzlich muss an dieser
Stelle gesagt werden, dass es unmöglich ist, alle Veröffentlichungen
zu überblicken und alle UrheberInnen zu kennen.
Zitationskartelle > Beziehungspflege,
> Gefälligkeitszitierungen.
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften berichtet 2012
in ihren Qualitätskriterien für Publikationen in den Geistes-,
Sozial- und Kulturwissenschaften: "Es gibt natürlich eine Reihe
von Einwänden dagegen: Etwa, dass Zitationskartelle oder Gefälligkeitszitierungen
(z.B. von Herausgeber/inne/n von Zeitschriften oder möglichen Gutachter/inne/n)
die Ergebnisse verzerren. Bei manchen dieser Verzerrungen hat die Bibliometrie
bereits mathematische Instrumente entwickelt, um sie auszugleichen (z.B.
bei Zitationskartellen)."
Zum
Vergleich Gruende fuer Zitate nach academics (DIE ZEIT) und Baird &
Oppenheim, Abruf 20.10.2016:
"Die Gründe zum Zitieren können unterschiedlich sein. Nach
einer empirischen Liste der Informationswissenschaftler Laura Baird und
Charles Oppenheim werden frühere Arbeiten zitiert, um
-
Pioniere auf einem Gebiet zu ehren,
-
ähnliche Arbeiten zu würdigen,
-
Standard-Arbeitstechniken oder Messmethoden zu erwähnen, anstatt diese
im Detail zu beschreiben,
-
den wissenschaftlichen Hintergrund des Arbeitsgebiets zu beschreiben,
-
vorhergehende Arbeiten zu kritisieren oder zu korrigieren,
-
frühere Arbeiten zu nennen, welche die eigenen Ergebnisse oder Schlussfolgerungen
bestätigen,
-
Kollegen auf kommende eigene Arbeiten aufmerksam zu machen ("paper submitted
to"),
-
die Aufmerksamkeit auf frühere Arbeiten zu lenken, die bisher nicht
genügend beachtet wurden,
-
eine frühere Publikation zu nennen, aus welcher der Autor seine Idee
für die eigene Arbeit bezogen hat,
-
auf eine Theorie, einen Begriff oder eine Methode hinzuweisen, die nach
einer Person benannt sind (eponyme Zitate),
-
Zitate von bedeutenden Personen in die eigene Arbeit aufzunehmen und sie
dadurch bedeutender erscheinen zu lassen, oder weil der zitierende Autor
annimmt, die zitierten Personen könnten Gutachter der eingereichten
Arbeit sein, in das Profil der Zeitschrift zu passen, bei der die Arbeit
eingereicht wird."
Zitiergepflogenheiten
in den verschiedenen Wissenschaften
Archäologie, Astronomie, Biologie,
Chemie, Geographie, Geologie, Geschichte, Informatik, Kommunikationswissenschaften,
Kunst- und Kulturwissenschaften (Bildende Kunst, Fernsehen/Film, Literatur,
Musik, Theater), Linguistik, Mathematik, Medizin, Neurowissenschaft, Ökonomie
(Wirtschafts- und Finanzwissenschaften) ,
Paläontologie, Philosophie, Physik, Politologie, Psychiatrie,
Psychologie, Recht
& Rechtswissenschaft, Soziologie,
Sprachwissenschaften, Technik, Theologie.
_
Ueber das Zitieren - Eine
Meinungssammlung (Auswahl)
siehe bitte auch: Gruende
fuer Zitate nach academics (DIE ZEIT) und Baird & Oppenheim.
Aus der ersten Arbeit
der APA zur Manuskriptgestaltung: Bentley, M., Peerenboom, C. A., Hodge,
F. W., Passano, E. B., Warren, H. C., & Washburn, M. F. (1929). Instructions
in regard to preparation of manuscript. Psychological Bulletin, 26, 57—63,
p. 60:
Fernuni Schweiz nach APA [Abruf
20.10.2016] "Warum zitieren?
Es entspricht der wissenschaftlichen Vorgehensweise, dass in einer
Arbeit auf Aussagen und Erkenntnisse Bezug genommen wird, die aus anderen
Forschungsarbeiten stammen. Dabei muss jede Aussage, die aus fremden Arbeiten
übernommen wurde, als solche gekennzeichnet werden; dafür ist
es unerheblich, ob wörtlich zitiert oder paraphrasiert wird. Tut man
dies nicht, macht man sich der Verfassung eines Plagiates schuldig.
Die eindeutige Kennzeichnung von Zitaten und Paraphrasierungen zusammen
mit den Quellenangaben im Literaturverzeichnis haben folgende Funktionen:
-
Sie ermöglichen, die zitierte Literatur im Original zu finden.
-
Damit wird gewährleistet, dass die Behauptungen und Thesen nachgeprüft
werden können.
-
Sie ermöglichen die Unterscheidung von eigener und fremder Leistung.
-
Sie belegen, dass sich der Verfasser einer Arbeit mit der relevanten Literatur
auseinandergesetzt hat.
-
Sie können die eigene Argumentation stützen."
Universitaet Linz [Abruf
20.10.2016] "Warum zitieren?
Ein Merkmal des wissenschaftlichen Arbeitens ist die Bezugnahme von
Texten aufeinander. Wissenschaftliche Texte werden stets im Kontext anderer
Veröffentlichungen produziert und rezipiert. Ihre Wissenschaftlichkeit
wird häufig daran gemessen, inwieweit der Verfasser die einschlägige
Literatur kritisch verarbeitet und dargestellt hat. Das Zitat erlaubt es,
die Urheberschaft von Ideen zu überprüfen. Damit ist es Ausweis
von Wissenschaftlichkeit.
...
-
Regel 1 legt fest, daß ausführlich zu zitieren ist (Eco 1993,
S. 197). Das Zitat muß eine angemessene Länge haben, um den
Sinn und den Zusammenhang beurteilen zu können, in dem sie steht.
-
Regel 2 bezieht sich auf Sekundärliteratur. Diese ist nur zu zitieren,
wenn sie besonderes Gewicht hat (Eco 1993, S. 197f). Primärquellen
sind bevorzugt heranzuziehen und zu zitieren. Sekundärquellen sollen
nur gebracht werden, wenn sie eine besondere oder abweichende Meinung vertreten.
-
Der Grund steht in Regel 3, die lautet: Zitieren heißt die Meinung
des Autors teilen (Eco 1993, S. 198). Das heißt, durch das Zitieren
schließt man sich der Meinung an, auf die man sich beruft. Aus diesem
Grund muß wohl überlegt werden, ob ein Zitat angeführt
wird.
-
Regel 4 besagt, dass im Zitat der Autor und die Quelle genannt werden (Eco
1993, S. 198). Dabei soll nur nach kritischen oder anerkannten Ausgaben
zitiert werden, wie Regel 5 besagt (Eco 1993, S. 198f).
-
Laut Regel 6 sind fremdsprachige Autoren in der Originalsprache zu zitieren
(Eco 1993, S. 199f).
-
Regel 7 besagt, daß bei einem Zitat klar erkennbar sein muß,
daß es sich auf einen anderen Autoren und ein anderes Werk als das
des Verfassers bezieht und auf diese verweisen.
-
Regel 8 behandelt das Einfügen des Zitates in den Text: wenn das Zitat
bis zu drei Zeilen lang ist, wird es in den fortlaufenden Text eingebaut
und durch Anführungszeichen gekennzeichnet; längere Zitate werden
durch eingerücktes und engzeiliges Schreiben gekennzeichnet (Eco 1993,
S. 201f).
-
Regel 9 bestimmt, daß Zitate wortgetreu sein müssen. Das heißt,
sie sind Wort für Wort zu übernehmen. Dabei sind Fehler im Original
durch die Einfügung [sic] als solche zu kennzeichnen, Auslassungen
durch [...], eigene Kommentare und Hervorhebungen in eckigen Klammer zu
erläutern (Eco 1993, S. 202-204).
-
Regel 10 vergleicht das Zitieren mit dem Beweis durch Zeugen in einem Prozeß.
Darum muß die Verweisung genau sein (man zitiert keinen Autor, ohne
das Buch und die Seite des Zitats anzugeben), und sie muß von jedermann
kontrolliert werden können." (Eco 1993, S. 204)"
Universitaet Mainz [Abruf
20.10.2016] "Warum zitieren und verweisen?
-
Zitate und Belege bestätigen Ihre Aussagen und stützen so ihre
Argumentation.
-
Zitate, Belege und Verweise dokumentieren Ihre Auseinandersetzung mit einer
Thematik und den wesentlichen Forschungsstandpunkten.
-
Mit Zitaten, Belegen und Verweisen zeigen Sie Achtung vor der geistigen
Leistung Anderer.
-
Mit Zitaten, Belegen und Verweisen geben Sie Ihren LeserInnen die Möglichkeit,
Thesen und Quellen nachzuvollziehen und zu prüfen.
-
Nur der korrekte Umgang mit fremden Arbeiten sichert die Eigenständigkeit
Ihrer Arbeit und zeigt Ihre persönliche Leistung."
Universitaetsbibliothek
Mannheim [Abruf 20.10.2016]
"Das wissenschaftliche Zitieren dient dem Schutz des geistigen Eigentums.
Urheber von Forschungsdaten, Argumentationen oder Theorien haben ein Recht
darauf, dass ihre wissenschaftliche Leistung durch eine entsprechende Quellenangabe
anerkannt und gewürdigt wird. Ein wissentlicher Verstoß gegen
dieses Gebot kann sogar strafrechtlich verfolgt werden!
Darüber hinaus ist das Zitieren aber auch ein
Teil der wissenschaftlichen Kultur und eine wichtige Voraussetzung für
die Kooperation zwischen den Forschern. Durch ein wörtliches oder
sinngemäßes Zitat wird die Quelle einer Information für
jeden nachvollziehbar angegeben. Nur so lässt sich wirklich beurteilen,
ob eine Argumentation oder Interpretation schlüssig ist. Außerdem
zeigt der Autor durch seine Zitate, dass er die vorangegangenen Arbeiten
zu seinem Thema kennt und sich als Mitglied der wissenschaftlichen Gemeinschaft
seines Fachs begreift."
Universitaet Regensburg
[Abruf
20.10.2016] "1.1 Warum zitieren?
Eine wissenschaftliche Arbeit beruht in der Regel im Wesentlichen auf
Leistungen und Erkenntnissen von vorangegangenen Forschern. Indem man zitiert,
zeigt man, dass man sich mit der Forschungsliteratur auseinander gesetzt
hat.
Zitate geben an,
-
dass Sie einen Überblick über den aktuellen Forschungstand haben.
=> Dadurch erreichen Sie Akzeptanz in der Gemeinschaft der Wissenschaftler.
-
woher die jeweilige Information stammt. => Damit ist die Nachprüfbarkeit
für den Leser gewährleistet.
-
welcher Anteil der Arbeit vom Autor selbst stammt und welcher Anteil von
vorangegangenen Arbeiten übernommen wurde. => Dadurch ist eine Nachprüfbarkeit
der eigenen Leistung möglich."
Universitaetsbibliothek
Wuerzburg [Abruf 20.10.2010]
"1. Warum zitieren? ... Wie es beim Anfertigen einer wissenschaftlichen
Arbeit notwendig ist, müssen Sie kennzeichnen, welche Inhalte selbst
überlegt oder welche Textstellen oder Gedanken von anderen Autoren
übernommen wurden. Das Kennzeichnen der übernommenen Inhalte
nennt man Zitieren. Zitate dienen dazu, das Selbstgeschriebene zu untermauern
oder einen Gegenstandpunkt darzustellen. Man zitiert also nicht, um zu
zeigen, welche Texte man alle zu Rate gezogen hat, sondern weil das Zitat
nötig ist, um dem Gedankengang der Arbeit zu folgen."
Exkurs über
Falschzitate
Das Internet ist ein Eldorado für Fälschungen, Lügen,
Täuschungen, Unsinn: zahlreiche Dünnbrettbohrer, Betrüger,
Hochstapler und Influencer treiben da ihr Unwesen. Eine Insel für
fake news sind Zitatesammlungen. Erfreulicherweise gibt es inzwischen eine
fundierte und aufklärende Gegenbewegung, z.B. Rasper (2017) und Krieghofer
(2023), die in ihren verdienstvollen Büchern viele und auch berühmte
Falschzitate auflisten wie z.B. Luthers angebliches Apfelbäumchen-
oder sein Rülps- und Furzzitat.
Ergebnis: Man traue keinem Zitat, das keine genaue und prüfbare
Fundstelle angibt. |
Literatur
-
Krieghofer, Gerald (2023) "Die besten falschesten Zitate aller Zeiten"
Was Einstein, Freud und Pippi Langstrumpf so niemals gesagt haben. Molden.
-
Rasper, Martin (2017) "No Sports" hat Churchill nie gesagt. Das Buch der
Falschzitate. Salzburg: ecoWIN.
Links:
-
https://www.martinrasper.de/buecher/das-buch-der-falschen-zitate/
-
https://falschzitate.blogspot.com/
_
Wahr% |
Zitatzuschreibungen nach Martin Rasper |
0 |
1. »Alles, was im Weltall existiert, ist
die Frucht von Zufall und Notwendigkeit.« Demokrit 20 |
0 |
2. »Auch aus Steinen, die einem in den
Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.« Johann Wolfgang
von Goethe 26 |
0 |
3. »Auch wenn ich wüsste, dass morgen
die Welt untergeht, würde ich noch heute ein Apfelbäumchen pflanzen.«
Martin Luther 34 |
0 |
4. »Das zweitgrößte Übel
ist die Sklaverei, das größte aber die Behauptung, der Mensch
stamme vom Affen ab.« |
60-80 |
5. »Der Flügelschlag eines Schmetterlings
in China kann einen Wirbelsturm in der Karibik auslösen. Edward N.
Lorenz 50. RS: S. 51 gibt Rasper 12 Varianten des Zitats an, die
m.E. alle denselben Kern mitteilen. |
0 |
6. »Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich
nicht.« Pierre Cambronne 60 |
0 |
7. »Fußball ist wie Schach, nur ohne
Würfel.« Lukas Podolski 68 |
50 |
8. »Hier stehe ich, ich kann nicht anders.«
Martin Luther 74 |
95 |
9. »Ich habe nichts zu bieten als Blut,
Schweiß und Tränen.« Winston Churchill 82 |
95 |
10. »Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.«
Willy Brandt 88 |
20 |
11. »Mehr Licht!« Johann Wolfgang
von Goethe 94 |
0 |
12. »Meine Damen und Herren, liebe Neger!«
Heinrich Lübke 102 |
0 |
13. »Nosports!« Winston Churchill
110 |
0 |
14. »Sammler sind glückliche Menschen.«
Johann Wolfgang von Goethe |
0 |
15. »Stell Dir vor, es ist Krieg, und keiner
geht hin.« Bertolt Brecht |
0 |
16. »Traue keiner Statistik, die du nicht
selbst gefälscht hast.« Winston Churchill 132 |
0 |
17. »Und sie bewegt sich doch!« Galileo
Galilei 140 |
1 |
18. »Warum rülpset und furzet ihr
nicht, hat es euch nicht geschmacket?« Martin Luther 146 |
0 |
19. »Wenn der Faschismus nach Amerika kommt,
wird er ein Kreuz und eine Flagge tragen.« Sinclair Lewis 154 |
0 |
20. »Wenn die Bienen verschwinden, hat
der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.« Albert Einstein 160 |
50 |
21. »Wer zu spät kommt, den bestraft
das Leben.« Michail Gorbatschow 170 |
10 |
22. »Zwei Dinge sind unendlich, das Universum
und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht
ganz sicher.« Albert Einstein 178 |
Rasper Zur Methode S. 186 (paraphrasiert):
In diesem Buch sind die meisten „falschen Zitate“
Aussprüche, die einem bekannten Autor irgendwann zugeordnet worden
sind, aber von diesem weder gesagt noch geschrieben wurden. Die Wahrheitsangabe
bezieht sich auf die Wahrscheinlichkeit, dass der betreffende Satz tatsächlich
vom angeblichen Urheber stammt. „Wahrheitsgehalt: 0 Prozent“, z. B. bei
„No sports!“, d. h. Churchill hat den Satz sicherlich nicht ausgesprochen.
Zugegebenermaßen
ist es theoretisch kaum möglich, sicher zu beweisen, dass jemand etwas
nicht gesagt hat. Archivare, Historiker, Germanisten usw., die beruflich
mit Texten und Materialien zu tun haben, sind diesbezüglich sehr zurückhaltend.
In der Regel heißt es dann, dass das betreffende Zitat „bisher nicht
nachweisbar“ ist oder „in den uns zur Verfügung stehenden Datenbanken
nicht gefunden werden kann“. Aus einer beruflichen Sicht ist diese Zurückhaltung
zwar verständlich, aber auch etwas unpassend. Ob es sich um Luther,
Goethe, Einstein oder Churchill handelt – die Werke der bedeutenden Denker
sind normalerweise vollständig erfasst und werden immer mehr digitalisiert,
um gezielt nach Schlüsselwörtern zu suchen. Darüber hinaus
wird schon seit vielen Jahren nach einigen der „bisher nicht nachweisbaren“
Zitate gesucht, ohne dass dies zu einem Ergebnis führt.
Und wenn, wie bei dem
Apfelbäumchen (“Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht...“),
400 Jahre lang kein Mensch den angeblichen Luther-Satz kannte (der auch
bei Luther nicht zu finden ist), bis er plötzlich im 20. Jahrhundert
aufkam, dann ist dies ein Beweis, dass der Spruch nicht von Luther ist.
Darüber hinaus existieren Situationen, in
denen der Autor der Zuschreibung dingfest gemacht werden kann, etwa in
Goethes „Sammler“-Satz oder Einsteins „Bienen“. Bis zum Auftauchen eines
noch früheren oder stärkeren Belegs gilt hier jedenfalls: Es
war wohl der Betreffende gewesen.
Die übrigen
Prozentsätze sind stark subjektiv, zum Beispiel in Goethes „Mehr Licht!“.
Die Argumente, die mich zu der Einschätzung geführt haben, werden
jeweils offengelegt, wo der Wahrheitsgehalt von 0 abweicht; dies steht
jeweils an erster Stelle in den Anmerkungen.
Literatur (Auswahl)
> Wissenschaftliches Arbeiten.
Veränderte URL ohne Weiterleitung wurden
entlinkt.
Literatur
Zitierregeln - Theorie > siehe bitte auch Aufbau
wissenschaftlicher Arbeiten in Fachzeitschriften.
-
APA American Psychological Association.
Publication
Manual of the American Psychological Association, Sixth Edition [O]
-
6nd ed. 2010
-
5nd ed. 2001
-
4nd ed. 1994
-
3nd ed. 1983
-
2nd ed. 1974
-
1nd ed. 1929 Nach Quelle 6nd ed., Foreword: "From its inception as a brief
journal article in 1929, the Publication Manual of the American Psychological
Association has been designed to advance scholarship by setting sound and
rigorous standards for scientific communication. The creators of the 1929
manuscript included psychologists, anthropologists, and business managers
who convened under the sponsorship of the National Research Council."
Bentley, M., Peerenboom, C. A., Hodge, F. W.,
Passano, E. B., Warren, H. C., & Washburn, M. F. (1929). Instructions
in regard to preparation of manuscript. Psychological Bulletin, 26, 57—63.
doi:10.1037/h0071487
-
Böhn, Andreas (2001) Das Formzitat: Bestimmung einer Textstrategie
im Spannungsfeld zwischen Intertextualitätsforschung und Gattungstheorie.
Berlin: Erich Schmidt.
-
Brendel, E.; Meibauer, J. & Steinbach, M. (2007) „Aspekte einer Theorie
des Zitierens“ . In (5-25) Brendel, E.; Meibauer, J. & Steinbach, M.
(2007, Hrsg.). Zitat und Bedeutung. Hamburg: Buske.
-
Day, Robert A. (1998) How to Write & Publish a Scientific Paper. Oryx
Press [PDF]
-
DGPs Deutsche Gesellschaft für Psychologie (2016,
Hrsg.) Richtlinien zur Manuskriptgestaltung. 4. A. Göttingen: Hogrefe.
-
4.A. 2016
-
3.A. 2007
-
2.A. 1997
-
1.A. 1987
-
Hogrefe Verlag: Zitierregeln
in der Enzyklopädie.
-
Empfehlungen der Kommission Selbstkontrolle in der
Wissenschaft: Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis,
Wiley-VCH, Weinheim, ergänzte Auflage 2013.
-
Kowalak, Mario (o. J.) Richtig zitieren. Zitierregeln
für konventionelle und elektronische Medien. Universitätsbibliothek
Lernangebote zu Fach - und Studienkompetenz. Freie Universität Berlin
[PDF]
-
Lorenzen, Klaus F. (1997) Das Literaturverzeichnis
in wissenschaftlichen Arbeiten: Erstellung bibliographischer Belege nach
DIN 1505 Teil 2. 2., erw. und verb. Aufl. FH Hamburg, FB Bibliothek und
Information, [nicht mehr Online] Stand (Datum des Abrufs):
-
Lorenzen, Klaus F. (2003) Zitieren und Belegen in wissenschaftlichen Arbeiten.
[nicht mehr Online]
-
Moravcsik, M. J. & Murugesan, P. (1975) „Some Results on
the Function and Quality of Citations“, Soc. Stud. Sci. 1975, 5, 86–92.
-
Österreichische Akademie der Wissenschaften (2012) Qualitätskriterien
für Publikationen in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften.
Bericht der Ad-Hoc-Kommission der Phil.-Hist. Klasse der ÖAW Mai 2012
-
Rasper, Martin (2017) »No Sports« hat Churchill nie gesagt.
Das Buch der falschen Zitate. Elsbethen: ecoWing
Literatur Zitat-Beispiele
-
Bender, W. (1985) Psychotherapie bei psychotischen Patienten. Nervenarzt
56, 463-471
-
Berger, Mathias (1999. Hrsg.) Psychiatrie und Psychotherapie. München:
Urban & Schwarzenberg.
-
Bullens, Hendrik (1983) Begriffsentwicklung in der Kindheit als Aufbau
Kognitiver Strukturen Forschungskonzepte und Ontogenese. Inaugural-Dissertation
zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität
zu München.
-
Cima, M.; Hollnack, S.; Kremer, K.; Knauer, E. &
Merckelbach, H. (2003) Untersuchungen zur Simulation, Dissimulation und
Supernormalität bei forensisch-psychiatrischen Patienten. In (112-123)
Osterheider, Michael (2003, Hrsg.)
-
Dedekind, Richard (1887, 4. unv. A. 1918) Was sind und was sollen die Zahlen?
Braunschweig: Viehweg & Sohn.
-
Deiser, Oliver (2008) Reelle Zahlen. Das klassische Kontinuum und die natürlichen
Folgen. Berlin: Springer.
-
Došen, Anton (2010) Psychische Störungen, Verhaltensprobleme und intellektuelle
Behinderung. Göttingen: Hogrefe.
-
Ebel, Robert L. (1962) Content Standard Scores [GB]
-
Eckert, Daniel (2012) Weltkrieg der Währungen. München: FBV
-
Ferguson, George A. (1966) Statistical Analysis
in Psychology and Education. New York: McGraw-Hill.
-
Faller, Adolf (1978) Der Körper des Menschen. 8. Auflage. Stuttgart:
Thieme.
-
Fiedler, Klaus & Plessner, Henning (2006) Induktives Schließen:
Umgang mit Wahrscheinlichkeiten in (S. 295) Funke, Joachim (2006, Hrsg.).
Denken und Problemlösen. Enzyklopädie der Psychologie, Themenbereich
C, Theorie und Forschung, Serie II. Kognition, Bd. 8. Denken und Problemlösen.
-
Gahlen, Bernhard; Hardes, Heinz-Dieter; Rahmeyer, Fritz & Schmid, Alfons
(1977) Volkswirtschaftslehre. Eine problemorientierte Einführung.
Tübingen: UTB (Mohr & Siebeck)
-
Gasiorowicz, Stephen (1985) Quantenphysik. 3. A. München: Oldenbourg.
-
Gribbin, John (1996) Schrödingers Kätzchen und die Suche nach
der Wirklichkeit. Frankfurt: S. Fischer.
-
Guilford, J. P. (1936) Psychometric Methods. New
York: McGraw-Hill.
-
Gulliksen, Harold (1950) Theory of Mental Tests.
New York: John Wiley.
-
Hagmayer, York & Waldmann, Michael R. (2006) Kausales Denken in (S.
103) Funke, Joachim (2006, Hrsg.). Denken und Problemlösen. Enzyklopädie
der Psychologie, Themenbereich C, Theorie und Forschung, Serie II. Kognition,
Bd. 8. Denken und Problemlösen.
-
Heerklotz, Brigitte (1979). Zur Geschichte der Psychopathometrie. In (S.
49f): Wieck, H. H.; Valentin, H. & Specht, K. G. (1979. Hrsg.)
-
Hoff, P. & Saß, H. (2010) Psychopathologische Grundlagen der
forensischen Psychiatrie. In (S. 4) Kröber,
H.-L.; Dölling, D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
-
Holzinger & Harman (1941) Factor Analysis. A
Synthesis of Factorial Methods. Chicago: The University Of Chicago Press.
-
Hussy, Walter & Jain, Anita (2002) Experimentelle Hypothesenprüfung
in der Psychologie. Göttingen: Hogrefe.
-
Klapprott. Jürgen (1975) Einführung in die psychologische Forschungsmethodik.
Stuttgart: Kohlhammer.
-
Knoblich, Günther & Öllinger, Michael (2006) Einsicht
und Umstrukturierung beim Problemlösen in Funke, Joachim (2006, Hrsg.).
Denken und Problemlösen. Enzyklopädie der Psychologie, Themenbereich
C, Theorie und Forschung, Serie II. Kognition, Bd. 8. Denken und Problemlösen.
-
Kröber, H.-L. (2010) Die psychiatrische Begutachtung im Strafverfahren.
In (S. 164) Kröber, H.-L.; Dölling,
D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
-
Kröber, H.-L.; Dölling, D.; Leygraf, N.
& Saß, H. (2010, Hrsg.). Handbuch der Forensischen Psychiatrie.
Band 2 Psychopathologische Grundlagen und Praxis der Forensischen Psychiatrie
im Strafrecht. Berlin: Steinkopff (Springer).
-
Krugman, Paul R. & Obstfeld, Maurice (2006) Internationale
Wirtschaft. Theorie und Politik der Außenwirtschaft- München:
Pearson.
-
Lau, S. & Kröber, H.-L. (2010) Schuldfähigkeit bei
krankhaften seelischen Störungen. In (S. 215) Kröber,
H.-L.; Dölling, D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
-
Möller, H. J. (1976) Methodische Grundprobleme der Psychiatrie. Stuttgart:
Kohlhammer.
-
Möller-Mussavi, S.; Seifert, D. & Bolten, S. (2002) Neurologische
Symptome, zerebrale Dysfunktionen und Rückfälligkeit bei Maßregelvollzugspatienten
gemäß § 63 StGB in (S. 131) Osterheider,
Michael (2003, Hrsg.)
-
Morrison, H. C. (1926) The Practice of Teaching in the Secondary School
. Chicago: University of Chicago Press.
-
Musgrave, Richard A. (1966) Finanztheorie. Tübingen: Mohr (Siebeck).
-
Osterheider, Michael (2003, Hrsg.) Forensik 2002
Wie sicher kann Prognose sein? 17. Eickelborner Fachtagung. Dortmund: psychoGen
Verlag.
-
Poeck, Klaus (1982) Klinische Neuropsychologie. Stuttgart: Thieme.
-
Roth, Gerhard & Strüber, Nicole (2014) Wie das Gehirn die Seele
macht. Stuttgart: Klett-Cotta.
-
Schubert, Wolfgang; Dittmann, Volker & Brenner-Hartmann, Jürgen
(2013, Hrsg.) Urteilsbildung in der Fahreignungsbegutachtung - Beurteilungskriterien.
Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie
(DGVP) und der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin (DGVM).
Bonn: Kirschbaum.
-
Solow, Robert M. (1971) Wachstumstheorie. Darstellung und Anwendung. Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht.
-
Steller, Max (2010) Gegenstandsbereiche und Methodik der psychologischen
Begutachtung. In (S. 192) Kröber, H.-L.;
Dölling, D.; Leygraf, N. & Saß, H. (2010, Hrsg.).
-
Sinn, Hans-Werner (2004) Ist Deutschland noch zu
retten? 7. A. Berlin: Ullstein.
-
Tölle, Rainer & Windgassen, Klaus (2012, Hrsg.) Psychiatrie
einschließlich Psychotherapie. 16. Auflage. Berlin: Springer.
-
Traxel, Werner (1974) Grundlagen und Methoden der Psychologie. Bern: Huber.
-
Wieck, H. H.; Valentin, H. & Specht, K. G. (1979. Hrsg.) Medizinische
Psychologie und Medizinische Soziologie. 2. A. Stuttgart: Schattauer (UTB).
-
Voges, Burkhardt (1999) Sozialpsychiatrie, S. 235. In (219-237) Berger,
Mathias (1999. Hrsg.)
-
Wimmer, Heinz & Perner, Josef (1979) Kognitionspsychologie. Stuttgart:
Kohlhammer.
-
Zimbardo, P. G. (1983) Psychologie, Berlin: Springer.
Links (Auswahl: beachte)
> Wissenschaftliches Arbeiten.
Links
zur Funktion von Zitaten
Veränderte URL ohne Weiterleitung wurden
entlinkt.
-
Welche
Funktionen können Zitate haben?
"Zitate können Ausgangspunkt der eigenen Argumentation sein, zur
Absicherung verwendet werden, als Gegenpol zur eigenen Position dienen
und vieles mehr. Ein Zitat erklärt nicht von sich aus, wofür
es stehen soll: Die Funktion des Zitates muss den Leserinnen und Lesern
deutlich gemacht werden."
-
Geschichte online: Funktion von Zitaten:
-
"Verwenden Sie Zitate aus Quellen als Unterstützung und Beleg für
Ihre Argumentation, Zitate aus der Sekundärliteratur als Untermauerung
der Argumente.
-
Mit Zitaten können Sie die Urheberschaft und Herkunft von Aussagen
belegen. Damit machen Sie auch klar, welche Aussagen von Ihnen stammen
und welche Sie übernommen haben.
-
Durch Zitate und die mit ihnen verbundenen Fuß-/Endnoten und Anmerkungen
gewährleisten Sie ein wichtiges Wissenschaftskriterium - die Nachprüfbarkeit
von Aussagen und Materialien.
-
Mit Hilfe von Zitaten können Sie auch den Gegenstand der Forschung
besser veranschaulichen - indem Sie etwa Textpassagen aus den Quellen präsentieren.
-
Durch Zitate betten Sie Texte in den Forschungszusammenhang ein und signalisieren
damit auch Zustimmung oder Widerspruch."
-
Zitieren: Funktionen
von Zitaten - Grießhaber 2003-2005.
-
Quellenangaben und Zitate ? Sinn und Funktion [G]:
"Die Nachprüfbarkeit aller Aussagen, die Sie machen, ist ein ganz
entscheidendes formales Kriterium für die Wissenschaftlichkeit Ihres
Textes. Es hängt eng zusammen mit der für Wissenschaft wesentlichen
sozialen Qualität des Bemühens um Erkenntnis. In der Wissenschaft
geht es eben nicht um die Suche nach nur individueller Wahrheit (die es
sicher auch gibt, die aber nicht Angelegenheit der Wissenschaft ist), sondern
um die Suche nach dem, was allgemeine Wahrheit, also Wahrheit nicht nur
für mich, sondern auch für - möglichst viele - andere sein
kann. Und genau dafür, dass dies möglich wird, braucht man die
Überprüfbarkeit der Aussagen, wenn sie als wissenschaftlich gelten
können sollen."
-
Zitatforschung: https://falschzitate.blogspot.com/
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten: > Eigener
wissenschaftlicher Standort.
1)
GIPT= General and
Integrative
Psychotherapy,
internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
__
Stichworte: §
63 UrhG Quellenangabe * Harvard-Zitier-System
Autorenname Jahr : Seite * Indirekte
Wiedergabe * Kowalek Kriterien * Paraphrasieren
* Plagiat * Ungefähre
Wiedergabe * Wiedergabe im Konjunktiv
* Wissenschaftliches Arbeiten *
__
§
63 UrhG Quellenangabe
"(1) Wenn ein Werk oder ein Teil eines Werkes in den Fällen des
§ 45 Abs. 1, der §§ 45a bis 48, 50, 51, 53 Abs. 2 Satz 1
Nr. 1 und Abs. 3 Nr. 1 sowie der §§ 58, 59, 61 und 61c vervielfältigt
wird, ist stets die Quelle deutlich anzugeben. Bei der Vervielfältigung
ganzer Sprachwerke oder ganzer Werke der Musik ist neben dem Urheber auch
der Verlag anzugeben, in dem das Werk erschienen ist, und außerdem
kenntlich zu machen, ob an dem Werk Kürzungen oder andere Änderungen
vorgenommen worden sind. Die Verpflichtung zur Quellenangabe entfällt,
wenn die Quelle weder auf dem benutzten Werkstück oder bei der benutzten
Werkwiedergabe genannt noch dem zur Vervielfältigung Befugten anderweit
bekannt ist.
(2) Soweit nach den Bestimmungen dieses Abschnitts die öffentliche
Wiedergabe eines Werkes zulässig ist, ist die Quelle deutlich anzugeben,
wenn und soweit die Verkehrssitte es erfordert. In den Fällen der
öffentlichen Wiedergabe nach den §§ 46, 48, 51 und 52a sowie
der öffentlichen Zugänglichmachung nach den §§ 61 und
61c ist die Quelle einschließlich des Namens des Urhebers stets anzugeben,
es sei denn, dass dies nicht möglich ist.
(3) Wird ein Artikel aus einer Zeitung oder einem anderen Informationsblatt
nach § 49 Abs. 1 in einer anderen Zeitung oder in einem anderen Informationsblatt
abgedruckt oder durch Funk gesendet, so ist stets außer dem Urheber,
der in der benutzten Quelle bezeichnet ist, auch die Zeitung oder das Informationsblatt
anzugeben, woraus der Artikel entnommen ist; ist dort eine andere Zeitung
oder ein anderes Informationsblatt als Quelle angeführt, so ist diese
Zeitung oder dieses Informationsblatt anzugeben. Wird ein Rundfunkkommentar
nach § 49 Abs. 1 in einer Zeitung oder einem anderen Informationsblatt
abgedruckt oder durch Funk gesendet, so ist stets außer dem Urheber
auch das Sendeunternehmen anzugeben, das den Kommentar gesendet hat."
__
Aufbau wissenschaftlicher
Arbeiten in Fachzeitschriften
Experimental Psychology [PDF]
"Manuscript Format
Manuscripts should be prepared according to the Publication Manual
of the American Psychological Association (6th ed.). In particular, statistical
and mathematical copy, as well as references and their text citations,
should conform to the Publication Manual.
Forensische
Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
Nature
How
to write a scientific paper > Querverweis:
Gliederung: Titel, Keyword list, Abstract, Introduction, Materials and
methods, Results, Discussion, References, Appendices, Formatting conventions.
Für das Zitieren ist der Abschnitt "References" wichtig:
Beispiel Originaltext [Quelle] |
Wiedergabe durch paraphrasierte Übersetzung |
"Whenever you draw upon information contained in another paper, you
must acknowledge the source. All references to the literature must be followed
immediately by an indication of the source of the information that is referenced,
for example, "A drop in dissolved oxygen under similar conditions has been
demonstrated before (Norris, 1986)."
If two authors are involved, include both surnames
in this reference. However if more authors are involved, you may use
'et al', an abbreviation of Latin meaning 'and others'. In general you
should not use the abbreviation in the full reference at the end of the
article, although some journals permit this. If two more articles written
by the same author in the same year are cited, most journals ask you to
add suffixes 'a', 'b' etc
in both the text and the reference list.
If you include in your report phrases, sentences
or paragraphs repeated verbatim from the literature, it is not sufficient
to simply cite the source. You must include the material in quotes and
you must give the number of the page from which the quote was lifted. For
example: "Day (1979: 3l) reports a result where '33.3% of the mice used
in this experiment were cured by the test drug; 33.3% of the test population
were unaffected by the drug and remained in a moribund condition; the third
mouse got away'".
A list of references ordered alphabetically by author's
surname, or by number, depending on the publication, must be provided at
the end of your paper. The reference list should contain all references
cited in the text but no more. Include with each reference details of the
author, year of publication, title of article, name of journal or book
and place of publication of books, volume and page numbers.
Formats vary from journal to journal, so when you
are preparing a scientific paper for an assignment, choose a journal in
your field of interest and follow its format for the reference list. Be
consistent in the use of journal abbreviations." |
Wann immer Sie sich auf Informationen in einem anderen Werk beziehen,
müssen Sie die Quelle angeben. Alle Verweise auf die Literatur müssen
unmittelbar nach dem Bezug die Quelle der Informationen enthalten, beispielsweise:
'Ein Tropfen aufgelösten Sauerstoffs unter ähnlichen Bedingungen
wurde zuvor bereits gezeigt (Norris, 1986).'
Wenn zwei Autoren beteiligt sind, gehören
beide Nachnamen zum Bezug. Allerdings, wenn mehr Autoren beteiligt
sind, können Sie 'et al', eine Abkürzung aus dem Lateinischen
mit der Bedeutung 'und andere' verwenden. Im Allgemeinen sollten Sie in
der Literaturliste am Ende nicht nur die Abkürzung verwenden, auch
wenn einige Fachzeitschriften dies zulassen. Wenn mehrere Artikel vom selben
Autor im selben Jahr geschrieben, zitiert werden, empfehlen die meisten
Zeitschriften, Suffixe 'a', 'b' usw. zu verwenden, sowohl im Text als auch
in der Literaturliste.
Wenn Sie in Ihrem Bericht Satzteile, Sätze
oder Absätze wörtlich aus der Literatur zitieren, ist es nicht
ausreichend, einfach die Quelle zitieren. Sie müssen das Zitierte
in Anführungszeichen einschließen, und Sie müssen die Seitenzahl,
von der das Zitat stammt, angeben. Zum Beispiel: "Day (1979: 31) berichtet
ein Ergebnis, in dem '33.3% der in diesem Experiment verwendeten Mäuse
mit der Testmedikament geheilt wurden; 33,3% der Testpopulation wurden
nicht geheilt und verblieben in dem kranken Zustand; die dritte Maus war
entkommen.'
Ein alphabetisch nach dem Nachnamen der Autoren
geordnetes Literaturverzeichnis gehört ans Ende des Artikels. Das
Literaturverzeichnis sollte alle Verweise, die im Text vorkommen, enthalten,
aber nicht mehr. Dazu gehören der Autor, Jahr der Veröffentlichung,
Titel des Artikels, Name der Zeitschrift oder des Buches und Veröffentlichungsort,
Band und Seitenzahlen.
Die Vorgaben für das Literaturverzeichnis variieren
von Zeitschrift zu Zeitschrift, so dass man sich bei der Vorbereitung einer
wissenschaftlichen Arbeit am besten an der Zeitschrift orientiert, in der
man veröffentlichen möchte. Verwenden Sie einheitliche Abkürzungen. |
Anmerkung auch in: Day, Robert A. (1998) How to Write & Publish a Scientific
Paper. Oryx Press [PDF]
Nervenarzt [PDF]
"Manuskriptaufbau
-
Komplette Anschrift des Korrespondenzautors mit Tel.-Nr., E-Mail sowie
Portraitfoto
-
Kurzer, prägnanter Beitragstitel (deutsch und englisch) (ca. 50 Zeichen),
ggf. erläuternder Untertitel
-
Deutsche Zusammenfassung (max. 1800 Zeichen, inkl. Leerzeichen) gegliedert
in Hintergrund, Ziel der Arbeit
-
(Fragestellung), Material und Methoden, Ergebnisse und Diskussion. Bei
Überschreitung behält sich der Verlag Kürzungen vor.
-
5 deutsche Schlüsselwörter
-
Englisches Abstract (max. 1800 Zeichen, inkl. Leerzeichen) gegliedert in
Background, Objectives, Materials and methods, Results, Conclusions. Abstract
und Zusammenfassung sollen inhaltlich identisch sein.
-
5 englische Keywords zur besseren Auffindbarkeit in Datenbanken unter Verwendung
der „Medical Subject Heading (MeSH)“ (https://www.nlm.nih.gov/mesh/authors.html)
-
Kurze Hinführung zum Thema (max. 600 Zeichen)
-
Kurze und prägnante Zwischenüberschriften (max. 50 Zeichen).
-
Fazit für die Praxis: Kernaussagen und konkrete Handlungsanweisungen
als kurze Aufzählung (max. 1000 Zeichen, inkl. Leerzeichen)"
Psychological Research [Springer]
Publication
Manual of the American Psychological Association, Sixth Edition [O]
Science General Informations for Authors,
References,
How
do I cite Science Express articles?
__
Harvard-Zitier-System
Autorenname Jahr : Seite [1,2,3]
__
Indirekte Wiedergabe
__
Konjunktiv > [Extern: Der
Gebrauch des Konjunktivs]. > Wiedergabe-Beispiel
im Konjunktiv.
Mit dem Konjunktiv kann ausgedrückt werden: die Information nicht
von mir, sondern von einem anderen:
__
Kowalek, Mario (PDF) stellt zwar
wichtige Kriterien auf, führt sie aber nicht inhaltlich aus:
"1 Präambel/Grundprinzipien
- „Wissenschaftliche Redlichkeit“
- Notwendigkeit der Quellenangabe (Beleg)
- Trennung von Darstellung und Kommentar
- Wann muss zitiert werden? In welchem Umfang?
- Direkte und indirekte Zitate, Plagiate...
- Zitierfähigkeit von Quellen
- Einheitliche Zitierweise
- „Faustregeln“ (nach Rückriem, 1997):
-Zitate sind als solche zu kennzeichnen
-Zitate müssen genau sein
-Zitate sollen unmittelbar sein
-Zitate müssen zweckentsprechend sein"
__
Messen per fiat
"Messung per fiat, Messung durch Vertrauen. Die übliche Forschungspraxis
verzichtet auf eine empirische Überprüfung, auf welchem Niveau
eine Eigenschaft gemessen werden kann (Meßtheorie, Skalierung). Von
vielen konstruierten Fragebögen nimmt man an, sie würden das
jeweilige Merkmal auf Skalenniveau messen, um differenziertere statistische
Verfahren (Statistik) anzuwenden. Hinter dieser “liberalen” Auffassung
steht die Überzeugung, daß die Bestätigung einer Forschungshypothese
durch die Wahl eines zu groben Skalenniveaus erschwert, wenn nicht sogar
unmöglich wird."
https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/messung-per-fiat/9619
So auch Orth, B. (1974). Einführung in die
Theorie des Messens. Stuttgart: Kohlhammer. S. 41: "Das über die Skalierungsverfahren
Gesagte gilt sinngemäß auch für psychologische Tests. Diese
sind auch 'Meßverfahren per fiat' genannt worden (Torgerson, 1958;
Pfanzagl, 1968; Fischer, 1970), da sie auf dem Glauben beruhen, daß
die jeweilige Eigenschaft meßbar sei, und daß Tests zur Messung
auf Intervallskalenniveau führten. Ein weiterer Unterschied zwischen
Meßstrukturen und Tests besteht darin, daß bei letzteren nicht
ein empirisches Relativ in ein numerisches, sondern ein numerisches Relativ
in ein anderes numerisches Relativ abgebildet wird. Es werden (numerische)
Testrohwerte in numerische Testwerte abgebildet bzw. transformiert. Für
eine Messung mit Hilfe von Tests auf Intervallskalenniveau sind die meßtheoretischen
Grundlagen erst noch zu entwickeln. ..."
Zusätzliche kritische Anmerkung RS: Falls Rohdaten
nicht normalverteilt sind, führen die Transformationen vom Typ STANINE
oder T-WERTen zu regelrechten Rohdaten-Ergebnisfälschungen. > Kritik
des Psychometriespiels.
__
Paraphrasieren
"Was ist der Unterschied zwischen Zitieren und Paraphrasieren?
-
Zitieren meint die exakte, wortwörtliche Wiedergabe einer Textstelle.
Diese wird durch Anführungszeichen gekennzeichnet.
-
Paraphrasieren bezieht sich auf die sinngemäße, umschreibende
Wiedergabe einer Textstelle. In der Angabe wird dies häufig durch
„vgl.“ gekennzeichnet." [Quelle]
Beispiel Originaltext |
Wiedergabe durch Paraphrasieren |
"An der von KÜLPE (1913) aufgestellten Funktionsformel für
Gefühle läßt sich dies gut demonstrieren. Sie lautet:
G = f [(I, D, E(r,i,a), R(v,m)]
Die einzelnen Buchstaben stehen für verschiedene Entstehungsbedingungen
eines bestimmten Gefühls. Es bedeuten: I die Individualität des
Subjekts, das heißt seine allgemeine emotionale Ansprechbarkeit,
sein «Temperament»; D seine momentane Disposition, seine «Stimmung»;
E die aktuellen gefühlserregenden Bedingungen; dies können im
einzelnen sein: bestimmte Reize (r), Inhalte (i) oder Akte, psychische
Tätigkeiten (a); R die Reaktionen auf eine bereits vorangegangene
Gefühlserregung, die auf ein neu entstehendes weiteres Gefühl
zurückwirken, und zwar teils vorstellungsmäßig, gedanklich
(v), teils motorisch-kinästhetisch (m). Mit letzterem sind körperliche
Begleiterscheinungen des primären Gefühls gemeint, die vom Subjekt
empfunden werden und damit wieder die neue Gefühlserregung beeinflussen." |
KÜLPE (1913) stellte folgende Funktionsformel für Gefühle
auf:
G = f [(I, D, E(r,i,a), R(v,m)]
Dabei stehen die einzelnen Buchstaben für verschiedene Entstehungsbedingungen
eines bestimmten Gefühls.
I bedeutet die Individualität des Subjekts, seine allgemeine emotionale
Ansprechbarkeit, sein «Temperament»; D seine momentane Disposition,
seine «Stimmung» und E die aktuellen gefühlserregenden
Bedingungen. Im einzelnen können dies sein: bestimmte Reize (r), Inhalte
(i) oder Akte, psychische Tätigkeiten (a); R die Reaktionen auf eine
schon vorangegangene Gefühlserregung, die auf ein neu entstehendes
weiteres Gefühl zurückwirken, teils vorstellungsmäßig
oder gedanklich (v), teils motorisch-kinästhetisch (m). Mit
letzterem meint Külpe körperliche Begleiterscheinungen des primären
Gefühls, die vom Subjekt empfunden werden und damit die neue Gefühlserregung
beeinflussen.
|
__
Plagiat
Unter Plagiat versteht man die Aneignung fremder Erkenntnisse, ohne
die Quelle zu nennen. Man sagt auch geistiger Diebstahl. Das kann
mehr oder minder bewusst, absichtlich - oder nicht - geschehen und ganz
unterschiedliche Qualität haben.
Obwohl das Plagiatsuchen - und Finden - zu einer richtigen Modeströmung
mit auch ganz unguten Auswüchsen wurde, hat die Wissenschaft es bislang
versäumt, hier klare Regeln mit entsprechenden Beispielen zu etablieren,
die eine allgemein nachvollziehbare Bewertung von Plagiaten erlaubt und
Orientierung gibt.
[W] führt
aus: "In 2009 hat Teddi Fishman, Direktorin der International Center for
Academic Integrity [2] diese umfassende Definition geprägt: “Ein Plagiat
liegt vor, wenn jemand
-
Wörter, Ideen oder Arbeitsergebnisse verwendet,
-
die einer identifizierbaren Person oder Quelle zugeordnet werden können,
-
ohne die Übernahme sowie die Quelle in geeigneter Form auszuweisen,
-
in einem Zusammenhang, in dem zu erwarten ist, dass eine originäre
Autorschaft vorliegt,
-
um einen Nutzen, eine Note oder einen sonstigen Vorteil zu erlangen, der
nicht notwendigerweise ein geldwerter sein muss."
Zum Wissen und Vorsatz zitiert [W]:
"Das gilt auch für fehlende Quellenangaben in wissenschaftlichen Arbeiten.
Roland Schimmel, Professor für Wirtschaftsprivatrecht, bestätigt,
dass „nach überwiegender Ansicht“ ein Plagiat auch dann vorliege,
„wenn der Plagiierende es nicht merkt“. Vorsatz und Wissen seien dafür
unerheblich, wenngleich nicht für das Urteil einer Prüfungsinstanz
oder für die Einschätzung durch die Gesellschaft. Behauptet der
Plagiierende in drei Fällen, er habe Anführungszeichen und Fußnoten
vergessen, dann sei das „relativ evident“ eine Schutzbehauptung. Bei drei
abgeschriebenen Zeilen könne ein „Alltagsversehen“ vorliegen, nicht
aber beim Abschreiben ganzer Seiten." [Q]
__
Selbst-Plagiat
Eine etwas merkwürdige Bezeichnung dafür, eigene Arbeiten
einzubringen.
Beispiel Originaltext Publication Manual of the American
Psychological Association, Sixth Edition, p. 16 |
Paraphrasierte Übersetzung |
"Self-plagiarism. Just as researchers do not present
the work of others as their own (plagiarism), they do
not present their own previously published work as
new scholarship (self-plagiarism). There are, however,
limited circumstances (e.g., describing the details of an instrument
or an analytic approach) under which authors may wish to duplicate without
attribution (citation) their previously used words, feeling that extensive
selfreferencing is undesirable or awkward. When the duplicated words
are limited in scope, this approach is permissible. When duplication of
one's own words is more extensive, citation of the duplicated words should
be the norm. What constitutes the maximum acceptable length of duplicated
material is difficult to define but
must conform to legal notions of fair use. The general view is that
the core of the new document must constitute an original contribution to
knowledge, and only the amount of previously published material necessary
to understand that contribution should be included, primarily in the discussion
of theory and methodology. When feasible, all of the author's own words
that are cited should be located in a single paragraph or a few paragraphs,
with a citation at the
end of each. Opening such paragraphs with a phrase
like "as I have previously discussed" will also alert readers to the
status of the upcoming material." |
Selbst Plagiat. So wie Forscher die Arbeit von anderen
nicht als ihre eigenen (Plagiat) präsentieren, sollen sie auch ihre
eigenen bereits veröffentlichten Arbeit nicht als neues Werk (Selbst-Plagiat)
präsentieren. Es gibt jedoch begrenzte Möglichkeiten (z.B. Beschreibung
der Details eines Instruments oder eines analytischen Ansatzes), unter
denen Autoren ohne Namensnennung (Zitat) ihre bisher verwendeten Texte
duplizieren, weil sie das Gefühl haben, umfangreiche Selbstbezüge
sind unerwünscht oder umständlich. Ist der Text im Umfang begrenzt,
ist dieser Ansatz zulässig. Wenn der Text aber umfangreicher ist,
sollte das Zitieren der eigenen Arbeit die Norm sein. Die maximal zulässige
Länge von dupliziertem Material kann nur schwer definiert werden und
muss den rechtlichen Gepflogenheiten entsprechen. Die allgemeine Ansicht
ist, dass der Kern des neuen Dokuments einen eigenständigen Beitrag
zum Wissen leistet, und nur die Menge des bisher veröffentlichten
Materials notwendig ist, um diesen Beitrag zu verstehen, vor allem in der
Diskussion über Theorie und Methodik. Wenn möglich, wird der
Text, der zitiert wird, in einem einzigen Absatz oder in einigen wenigen
Absätzen plaziert und dann am Ende zitiert. Beginnend mit einem Satz
wie etwa: "Wie ich früher schon diskutiert habe" wird die Aufmerksamkeit
der LeserInnen auf die dann folgende - erweiterte - Argumentation gelenkt. |
__
Ungefähre Wiedergabe >
Paraphrasieren.
Hier gibt man mit eigenen Worten ungefähr wieder, was der Inhalt
des Zitats ist. Das ist manchmal auch aus urheberrechtlichen Gründen
wichtig.
__
Wiedergabe im Konjunktiv
Beispiel Originaltext |
Wiedergabe durch Konjunktiv (fett-kursiv RS) |
"An der von KÜLPE (1913) aufgestellten Funktionsformel für
Gefühle läßt sich dies gut demonstrieren. Sie lautet:
G = f [(I, D, E(r,i,a), R(v,m)]
Die einzelnen Buchstaben stehen für verschiedene Entstehungsbedingungen
eines bestimmten Gefühls. Es bedeuten: I die Individualität des
Subjekts, das heißt seine allgemeine emotionale Ansprechbarkeit,
sein «Temperament»; D seine momentane Disposition, seine «Stimmung»;
E die aktuellen gefühlserregenden Bedingungen; dies können im
einzelnen sein: bestimmte Reize (r), Inhalte (i) oder Akte, psychische
Tätigkeiten (a); R die Reaktionen auf eine bereits vorangegangene
Gefühlserregung, die auf ein neu entstehendes weiteres Gefühl
zurückwirken, und zwar teils vorstellungsmäßig, gedanklich
(v), teils motorisch-kinästhetisch (m). Mit letzterem sind körperliche
Begleiterscheinungen des primären Gefühls gemeint, die vom Subjekt
empfunden werden und damit wieder die neue Gefühlserregung beeinflussen." |
An der von KÜLPE (1913) aufgestellten Funktionsformel für
Gefühle lasse sich dies gut demonstrieren. Sie laute:
G = f [(I, D, E(r,i,a), R(v,m)]
Die einzelnen Buchstaben stünden für verschiedene
Entstehungsbedingungen eines bestimmten Gefühls. Es bedeuteten:
I die Individualität des Subjekts, das heiße seine
allgemeine emotionale Ansprechbarkeit, sein «Temperament»;
D seine momentane Disposition, seine «Stimmung»; E die aktuellen
gefühlserregenden Bedingungen; dies könnten im
einzelnen sein: bestimmte Reize (r), Inhalte (i) oder Akte, psychische
Tätigkeiten (a); R die Reaktionen auf eine bereits vorangegangene
Gefühlserregung, die auf ein neu entstehendes weiteres Gefühl
zurückwirkten,
und zwar teils vorstellungsmäßig, gedanklich (v), teils motorisch-kinästhetisch
(m). Mit letzterem seien körperliche Begleiterscheinungen
des primären Gefühls gemeint, die vom Subjekt empfunden würden
und damit wieder die neue Gefühlserregung beeinflussten. |
__
Wissenschaftliches
Arbeiten
Eine einfache Grundregel könnte verlangen, benutztes Wissen und
eigene Ideen (Hypothesen) explizit auszuweisen, z.B. : " Meine Arbeit beruht
auf dem folgenden Wissensstand W1, W2, ...Wn.
Nach eigenen Überlegungen Ü1, Ü2,
... Ün ergeben sich folgende Hypothesen H1,
H2, ... Hn, die mit folgenden Methoden M1,
M2, ... Mn untersucht wurden und zu folgenden Ergebnissen
E1, E2, ... En geführt haben. Daraus
ergeben sich folgende künftige Aufgaben A1, A2,
... An .
__
Querverweise
Standort: Zitieren in der Wissenschaft.
*
Wissenschaftliches Arbeiten.
Beweis und beweisen
in Wissenschaft und Leben.
Überblick: Abstrakte
Grundbegriffe aus den Wissenschaften.
Wissenschaft in der IP-GIPT.
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS).
Zitieren in der Wissenschaft. Mit einem Formatvorschlag für
wissenschaftliches Zitieren und einer Kritik des Hochstapler-Zitierstils
in der Psychologie und Psychiatrie. Aus unserer Abteilung
Arbeiten zur Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik, Statistik
und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie und Psychotherapieforschung.
Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/wisms/ZitWis.htm
Copyright & Nutzungsrechte
Diese Seite darf von jeder/m in nicht-kommerziellen
Verwertungen frei aber nur original bearbeitet und nicht inhaltlich
verändert und nur bei vollständiger Angabe der Zitierungs-Quelle
benutzt werden. Das direkte, zugriffsaneignende Einbinden in fremde Seiten
oder Rahmen ist nicht gestattet, Links und Zitate sind natürlich willkommen.
Sofern die Rechte anderer berührt sind, sind diese dort zu erkunden.
Sollten wir die Rechte anderer unberechtigt genutzt haben, bitten wir um
Mitteilung. Soweit es um (längere) Zitate aus ... geht,
sind die Rechte bei/m ... zu erkunden oder eine Erlaubnis einzuholen.
Ende_
Zitieren
in der Wissenschaft_Datenschutz_
Überblick_
Rel.
Aktuelles_
Rel.
Beständiges_
Titelblatt_
Konzept_
Archiv_
Region_
Service
iec-verlag_
Mail:
sekretariat@sgipt.org_
_
Wichtige
Hinweise zu externen Links und Empfehlungen.
_
korrigiert: irs 20.09.2023
/ irs 30.04.2024 Rechtschreibprüfung / Rechtschreibprüfung, 22.10.16,
18.10.2014
Änderungen wird
gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen
und Kritik willkommen
12.06.24 Aufnahme Hochstaplerzitierstil
bei Hans Westmeyer (1973). Ergänzt 14.06.2024.
30.04.24 irs Rechtschreibprüfung
25.04.24 Exkurs
über Falschzitate.
20.04.24 Falsch Zitate, Rasper
und Link zur Falsch-Zitatseite aufgenommen.
29.03.24 Unwissenschaftliches
Zitat von Rohracher (Einführung, 1983. S.14) zur Leib-Seele-Identitätstheorie
Spinozas und Fechners.
15.11.23 Petermann zitiert
unveröffentlichtes Manuskript.
02.11.23 Aufnahme Heller
mit unveröffentlichter Quelle und beim Hochstaplerzitierstil.
03.10.23 aber:
frühe Fundstelle für den Hochstaplerzitierstil bei Kurt Lewin
1931.
20.09.23 irs Rechtschreibprüfung
20.09.23 Gethmann-Siefert
und Fichte * Psychologie: Beispiele ohne Seitenzahlen: Herbart
(1824) in seiner Polemik gegen Fries.
02.09.23 Aufnahme Internet,
ChatGPT und KI.
17.09.21 Ergänzung zitieren
nicht veröffentlichter Quellen.
16.11.18 Zitieren
unveröffentlichter Quellen.
28.10.18 Gefälligkeitszitierungen,
Zitationskartelle.
Lit: Brendel et al., Böhn,
27.10.18 Etak-Navigationssystem.
29.07.17 Neuer Abschnitt:
Hochstaplerzitierstil in der forensischen Psychologie: Stichprobe Zitieranalyse
einer Arbeit von Schemmel & Volbert (2017)
22.10.16 Korrekturen.
21.10.16 Ergänzung
APA 1929.
20.10.16 Die
Geschichte des Hochstapler-Zitierstils * Gruendliche
Verkennung Kants durch Guilford - Zitierbeispiel ohne Beleg
* Über das Zitieren (Meinungssammlung) *
Zum
Vergleich Gruende fuer Zitate nach academics (DIE ZEIT) und Baird &
Oppenheim *
21.02.16 Linkfehler
geprüft und korrigiert.
15.11.15 Erg. "Zitieren"
ohne jede Qellenangabe: Rechtwissenschaft, Ota Weinberger hinsichtlich
Perelman.
16.11.15 Hochstaplerzitierstil
in Neurobiologie und Neurowissenschaften
20.02.15 Linkfehler geprüft
und korrigiert.
[Suchbegriffe englisch: citation rules in ...., quote, quotation, Guidelines
for Authors on Preparing Manuscripts, To cite a fact, What is the meaning
of a
quotation, ]