Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=24.08.2015 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: ttmmjj
    Impressum: Diplom-Psychologe  Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
    E-Mail: sekretariat@sgipt.org  _ Zitierung  &  Copyright
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Biologie, Medizin,  Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie, Bereich Hirnforschung, und hier speziell zum Thema:

    Die Fehler der Hirnforschung und der buddhistischen Lehre
    am Beispiel Hirnforschung und Meditation - Ein Dialog
    zwischen Wolf Singer und Matthieu Ricard

    von Rudolf Sponsel, Erlangen
    _

    Inhaltsübersicht.
    Einstieg.
    Begriff des Buddhismus bei Ricard. 
    Begriff der Wissenschaft bei Singer.
    Der Grundfehler - es fehlt eine klare operationale erlebenspsychologische Terminologie.
    Ich, Meta-Ich, Subjekt-Objekt.
     
    Literatur, Links, Glossar & Anmerkungen: Haynes Experiment, Operationalisierungen, 
    Psychologie, Psychotherapie, Psychopathologie, Psychosomatik, Medizin und Psychiatrie, 
    Terminologie., Zitierung, Änderungen.

    Einstieg Singer & Ricard haben ein sehr interessantes Büchlein zum Thema Hirnforschung und Meditation vorgelegt. Besonders beeindrucken hier die enormen meditativen Leistungen der Buddhisten (meist Mönche), was Ricard auf eine jahrtausende alte Tradition, Übung und Praxis zurückführt, wobei dem intensiven und langdauernden täglichen Training eine große Bedeutung zukommt. Meditationsmeister wird man nicht einfach so, denn (S. 29f):
     

      "Du mußt üben, üben, üben. Skifahren lernt man auch nicht, indem man sich jeden Monat für 15 Sekunden auf die Piste stürzt. Hier ist langfristiger Einsatz gefragt, und das Ziel heißt »Anregung von innen« ...
      Wenn du acht oder zwölf Stunden am Tag darauf verwendest, bestimmte Geisteszustände zu kultivieren, die du kultivieren [>30] willst und die du zu kultivieren gelernt hast, dann sollte das auch zu einer Umprogrammierung des Gehirns fuhren. Doch das geschieht hier nicht auf zufällige Art und Weise, als hättest du einen Monat in Disneyland zugebracht, sondern aufgrund von Methoden, die in über 2000 Jahren kontemplativer Wissenschaft verfeinert wurden."
     
    Das ist harte, lange und hingebungsvolle Arbeit, also im Allgemeinen nichts für westliche Kulturangehörige. Sie erfordert viel Geduld, viel Ausdauer, viel Konsequenz, aber es gibt auch schnelle Zugänge, wie  Ricard  hier aufzeigt.

    Begriff des Buddhismus bei Ricard (S. 10)
     

      "...  ich möchte gleich zu Beginn erwähnen, daß ein Dialog zwischen westlicher Wissenschaft und Buddhismus wenig mit den üblichen Dialogen zwischen Wissenschaft und Religion gemeinsam hat, von denen es schon viele gibt und die häufig von großer Unsicherheit geprägt sind. Das liegt vor allem daran, daß der Buddhismus keine Religion im allgemein gebräuchlichen westlichen Sinn des Wortes ist, denn er gründet sich nicht auf einen Schöpfergott und erfordert keine Glaubensakte. Man könnte den Buddhismus vielmehr als eine Wissenschaft des Geistes und einen Weg zur Transformation bezeichnen. Er erforscht den Geist empirisch und das schon seit über 2500 Jahren. Und er legt großen Wert auf den Zugang über die eigene Erfahrung, über die Perspektive der ersten Person, das heißt Introspektion unter Anleitung eines erfahrenen geistigen Lehrers. [>11] Der Buddhismus strebt nicht im selben Maß wie die westlichen Zivilisationen nach einer Vermehrung des Wissens über die physische Welt und die belebte Natur. Dafür hat er sich 25 Jahrhunderte lang sehr intensiv mit der Erforschung des Geistes beschäftigt und auf empirischem Weg eine Vielzahl an Erkenntnissen gewonnen. Im Lauf der Jahrhunderte haben unzählige Menschen ihr ganzes Leben dieser kontemplativen Wissenschaft gewidmet. Die moderne westliche Psychologie dagegen begann erst mit William James vor wenig mehr als hundert Jahren. ..."


        Das ist in der Tat ein sehr wichtiger Hinweis auf die Geschichte dieser 2500jährigen empirischen Praxis. Was die Buddhisten hier geleistet haben, ist empirische Wissenschaft und steht keineswegs im Widerspruch zum westlichen  Wissenschaftsbegriff, wenn man ihn nicht nur nomothetisch, sondern auch  idiographisch  und damit ganzheitlich und vollständig versteht. Es ist die Methode der Anwendung im Einzelfall. Und hier besteht eine große Nähe zur psychotherapeutischen Praxis, ganz besonders zur  Bewusstseinslenkung  oder zum  mentalen Training.

    Begriff der Wissenschaft bei Singer
    Singer erläutert seinen Wissenschaftsbegriff nicht ausdrücklich. Aber man kann ihn aus verschiedenen Äußerungen erschließen (S. 23f) :
     

      "Dein Forschungsobjekt ist also der mentale Apparat selbst, und dein Analyseinstrument ist die Introspektion. Dies ist ein interessanter selbstreferentieller Ansatz zur Erforschung der Bedingtheiten mentaler Prozesse, der sich von der Hirnforschung, die ähnliche Ziele verfolgt, schon sehr deutlich unterscheidet, weil er die Erste-Person-Perspektive betont und dabei Subjekt und Objekt der Forschung vermengt. Auch der westliche Ansatz nutzt natürlich die Erste-Person-Perspektive für die Definition der zu erforschenden mentalen Phänomene, aber zur Erforschung dieser Phänomene zieht er sich dann auf die Dritte-Person-Perspektive zurück. Ich bin gespannt, ob die Ergebnisse kontemplativer, analytischer Introspektion mit denen übereinstimmen, welche die kognitiven Neurowissenschaften zutage fördern. Haben doch beide Ansätze verwandte Ziele, beide versuchen einen differenzierten und realistischen Blick auf das Wesen kognitiver Prozesse zu erlangen. [>24] Vielleicht ist unsere westliche Art, Introspektion als Erkenntnisquelle einzusetzen, nicht hinreichend entwickelt. In diesem Fall könnten wir sicher für die Definition der zu untersuchenden mentalen Phänomene vom Erfahrungsschatz lernen, den kontemplative Techniken gehortet haben. Ich muß gestehen, daß ich mich ungern auf die Introspektion als alleinige Wissensquelle verlassen würde. Der Grund ist, daß die Konzepte über die Organisation unserer Gehirne, die auf Intuition und Introspektion basieren, in eklatantem Widerspruch zu Konzepten stehen, die sich der naturwissenschaftlichen Erforschung von Hirnfunktionen verdanken — es ist dieser Konflikt übrigens einer der Gründe, die gegenwärtig zu mitunter recht heftigen Auseinandersetzungen zwischen Hirnforschern und Vertretern der Geisteswissenschaften führen. Woher nimmst du die Gewißheit, daß die introspektiven Techniken, die du zur Erforschung mentaler Phänomene anwendest, verläßlich sind? Wenn das Kriterium lediglich der Konsens zwischen jenen ist, die sich als Experten verstehen, was in gewissem Umfang natürlich auch für die westlichen Wissenschaften gilt, dann stellt sich doch das besondere Problem, daß hier ausschließlich subjektive mentale Zustände als Vergleichsgrundlage herangezogen werden können. Es gibt keine zweite Person, die auf das blicken könnte, was man selbst erfährt, und dies als zutreffend validieren könnte. Die Beobachter können sich nur auf verbale Berichte über subjektive Zustände berufen. Hier liegt in meinen Augen ein Problem."


        Singer verkennt hier, dass jede Bewusstseinsforschung, jedes in die Röhre schieben und jede Hirnforschung darauf angewiesen ist, dass Menschen ("Subjekte") sich zu ihren Bewusstseinsvorgängen äußern. Nur so sind kognitive "Landkarten" möglich. Es gibt keine Bewusstseinsforschung ohne subjektive Momente. Jede Bewusstseinsforschung nutzt Elemente wie "denken Sie an dieses oder jenes", "versuchen Sie dies oder das das mental zu tun oder zu lassen". Aber ein Problem bleibt natürlich, wie man kontrolliert, ob und wie die Anweisungen befolgt werden. Die beste Möglichkeit einer Kontrolle sind Operationalisierungen und Verknüpfung mit Handlungen. Die eingangs von Singer Ricard zugewiesene Methode - Analyseinstrument ist die Introspektion - gibt nur bestenfalls eine Hälfte wieder. Tatsächlich ist das entscheidende Instrument die Bewusstseinslenkung, die sich der Introspektion bedient.

    Der Grundfehler - es fehlt eine klare operationale erlebenspsychologische Terminologie
    Sowohl bei Ricard als auch bei Singer fällt auf, dass sie beide eine naive psychologische Sprache verwenden - so wird z.B. von Wolf Singer S. 10 nicht erläutert, was er unter "Psyche" versteht  - und über keine differenzierte oder gar normierte Erlebenspsychologie verfügen, wobei leider auch die Psychologie hier nicht so unterstützt, wie sie könnte und sollte. Bei Singer gehen die verschiedenen Ebenen völlig durcheinander. Wenn er von "das Gehirn" (z.B. S. 28, 30) spricht, redet er wie von einer Person, die handelt, schaltet und waltet, dies oder jenes tut oder lässt. Singer spricht vom Gehirn wie PsychologInnen vom ICH oder SELBST. Dabei ist seine Sprechweise nicht konsistent, sondern wechselt unkritisch von der einen in die andere Perspektive. So ist z.B. eine der wichtigsten Unterscheidungen bei der Frage der Willensfreiheit die zwischen Wahlmöglichkeiten, Entscheidung, Entschluss. und Handlungssteuerung. Verabrede ich am Morgen mit meiner Frau, mittags beim Thai zu essen, so haben wir eine Auswahl und Entscheidung getroffen. Diese Entscheidung führt zu einem Vorsatz oder zu einer Absicht. Mache ich mich gegen 12.30 auf den Weg, so habe ich mich entschlossen, die Entscheidung mit geeigneter Handlungssteuerung umzusetzen. Die Entscheidung verschwindet im Laufe des Vormittagsgeschehens aus dem Bewusstsein und taucht, wenn es Zeit wird, wieder auf. Das ist zugleich ein einfacher Alltagsbeweis für nichtbewusste Handlungssupervision. Das Zusammenspiel von Auswählen, Entscheiden, Entschliessen, Handeln in ihren nicht bewussten und bewussten Komponenten ist m.W. noch gar nicht erforscht, wie man auch an Libets oder Haynes' Experiment sehen kann.

    Ich, Meta-Ich, Subjekt-Objekt
    Offensichtlich stellt "das" Gehirn die Grundlagen für die Subjekt-Objekt-Unterscheidung zur Verfügung. Das ergibt sich aus unserem Denken, unserer Sprache und Kommunikation. Ohne Zweifel kann der Mensch nicht nur sein Erleben erfassen, sondern auch über sich selbst nachdenken. Er ist beim Nachdenken über sich selbst Subjekt und Objekt zugleich, also zwei. Und ohne Zweifel kann der Mensch bis zu einem gewissen Grade auch seine Bewusstseinsinhalte beeinflussen und lenken, planmäßig und spontan. Meditativ geübte Praktiker wie z.B. Ricard können das in einem besonderen Maße, was sich auch messen lässt (S. 10).   
     





    Literatur (Auswahl)
    • Bar, Mark F.; Connors, Barry W. & Paradiso, Michael A. (2009). Neurowissenschaften. Ein grundlegendes Lehrbuch für Biologie, Medizin und Psychologie. Heidelberg: Spektrum.
    • Bennett, Maxwell R.& Hacker, Peter M. S. (2010) Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften. Darmstadt: WBG.
    • Janich, Peter (2009). Kein neues Menschenbild. Zur Sprache der Hirnforschung. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Ricard, Matthieu (2011) Meditation. München: Knaur.
    • Singer, Wolf & Ricard, Matthieu (2008) Hirnforschung und Meditation. Ein Dialog. Frankfurt: Suhrkamp.




    Links (Auswahl: beachte)
    • Beweis und beweisen in Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie.
      • Praktisch-Systematische und psychotherapiepraxisrelevante Terminologievorschläge.
      • Ein 7-Phasen-Modell einfacher Bewusstseinsvorgänge bei freischwebender Aufmerksamkeit.
      • Methodische Anleitungsskizze zum 7-Phasen-Modell einfacher Bewusstseinsvorgänge.
        • (1) Freischwebende Aufmerksamkeit.
        • (2) Bemerken, abrufen oder Erzeugen einer Bewusstseinsfigur aus dem Hintergrund oder der Vielfalt der Bewusstseinsinhalte.
        • (3) Auswählen und Richten der Aufmerksamkeit auf die bemerkte Bewusstseinsfigur, wodurch zugleich ein erstes, grobes Klassifizieren stattfindet.
        • (4) Näheres Klären der ausgewählten und grob klassifizierten Bewusstseinsfigur.
          • Falls es ein Wunsch ist: was ist das für ein Wunsch?
          • Falls es ein Bedürfnis ist, was ist das für ein Bedürfnis?
          • Falls es ein Gefühl ist, ist, was ist das für ein Gefühl?
          • Falls es eine Stimmung ist, was ist das für eine Stimmung?
          • Falls es eine Befindlichkeit ist, was ist das für eine Befindlichkeit?
          • Falls es ein Gedanke ist, was ist das für ein Gedanke?
          • Falls es eine Erinnerung ist, was ist das für eine Erinnerung?
          • Falls es eine  Fantasie ist, was ist das für eine Fantasie?
          • Falls es eine (innere) Empfindung ist, was ist das für eine (innere) Empfindung?
          • Falls es eine  (äußere) Wahrnehmung ist, was ist das für eine (äußere) Wahrnehmung?
          • Falls es eine  Körperregung ist, was ist das für eine Körperregung?
          • Falls es ein Vorsatz ist, was ist das für ein Vorsatz, was habe ich mir vorgenommen?
          • Falls es eine Vorstellung (in diesem oder jenem Sinnesbereich) ist, was ist das für eine Vorstellung?
          • Falls es ein Plan ist, was ist das für ein Plan?
          • Falls es eine Frage ist, was ist das für eine Frage?
          • Falls es eine  Aufgabe ist, die ich erledigen will, was ist das für eine Aufgabe?
          • Falls es ein Einfall (Idee) ist, was ist das für ein Einfall (Idee)?
          • Falls es eine Irritation (Störung) ist, was ist das für eine Irritation (Störung)?
          • Falls es ein Konflikt ist, was ist das für ein Konflikt?
          • Falls es eine Entscheidung ist, was ist das für eine Entscheidung?
          • Falls es ein Entschluss ist, was ist das für ein Entschluss?
          • Falls es ein Handlungsimpuls ist, was ist das für ein Handlungsimpuls?
          • Falls es eine Handlungshemmung ist, was ist das für eine Handlungshemmung?
          (5) Identifikationsfunktion des Denkens:
          • Name oder Beschreibung des Wunsches?
          • Name oder Beschreibung des Bedürfnisses?
          • Name oder Beschreibung des Gefühls?
          • Name oder Beschreibung der Stimmung?
          • Name oder Beschreibung der Befindlichkeit?
          • Name oder Beschreibung des Gedankens?
          • Name oder Beschreibung der Erinnerung?
          • Name oder Beschreibung der Fantasie?
          • Name oder Beschreibung der (inneren) Empfindung?
          • Name oder Beschreibung der (äußeren) Wahrnehmung?
          • Name oder Beschreibung der Körperregung?
          • Name oder Beschreibung des Vorsatzes?
          • Name oder Beschreibung der Vorstellung?
          • Name oder Beschreibung des Plans?
          • Name oder Beschreibung der Frage?
          • Name oder Beschreibung der Aufgabe?
          • Name oder Beschreibung des Einfalls (der Idee)?
          • Name oder Beschreibung der Irritation (Störung)?
          • Name oder Beschreibung der Entscheidung?
          • Name oder Beschreibung des Konflikts?
          • Name oder Beschreibung des Entschlusses?
          • Name oder Beschreibung des Handlungsimpulses?
          • Name oder Beschreibung der Handlungshemmung?
        • (6) Arbeiten bzw. Weiterarbeiten mit dem identifizierten geistigen Modell (Denkinhalt).
        • (7) (Vorläufige) Beendigung und (Zwischen-) Ergebnis der Weiterverarbeitung.
      • Die Notwendigkeit international ratifizierter operationaler Normierungen.
    • Heilmittelmonographie Bewusstseinslenkung.
    • Heilmittelmonographie Lenken.
    • Heilmittelmonographie meditieren.




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten - Eigener wissenschaftlicher Standort.
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Haynes Expriment > Ich im Hirnscanner, > Libets Versuch.
        SdW: "Herr Haynes, die Ergebnisse Ihrer jüngsten Studie zum Prozess der neuronalen Entscheidungsfindung könnten die Gemüter in der Debatte um den Begriff der Willensfreiheit erneut erhitzen. Wie hat man sich den Hergang des Experiments genau vorzustellen?"
    Haynes: "Wir führen Testpersonen zur Messung ihrer Hirnaktivität in einen Kernspintomografen ein. Mit Hilfe dieses bildgebenden Verfahrens erreicht man eine sehr hohe räumliche Auflösung der Prozesse im Gehirn und kann so die Gedanken einer Person gut sichtbar machen. Die Probanden bekommen in die linke und die rechte Hand jeweils einen Knopf. Sie werden schließlich gebeten, sich zu irgendeinem vollkommen selbstbestimmten Zeitpunkt für die linke oder rechte Seite zu entscheiden und dann den entsprechenden Knopf zu drücken. Parallel dazu laufen auf einem Bildschirm Buchstaben mit, die sich jede halbe Sekunde ändern. Die Probanden merken sich, welcher Buchstabe auf dem Bildschirm zu sehen ist zu dem Zeitpunkt, da sie ihre Entscheidung fällen. Damit können wir dann zurückrechnen und uns die Hirnaktivität anschauen, die einer bewussten Entscheidung vorausgeht. Auf der Basis der gewonnenen Daten versuchen wir vorherzusagen, wie sich jemand entscheiden wird. Dazu verwenden wir spezielle" Mustererkennungssoftware – vergleichbar mit den Programmen, die man benutzt, um Fingerabdrücke zu erkennen.
        SdW: "Wie früh kann man eine solche Entscheidung detektieren?"
    Haynes: "Bereits etwa sieben bis acht Sekunden vor einer Entscheidung können wir diese anhand der gemessenen Hirnaktivität vorhersagen. Allerdings weist die Kernspintomografie eine drei- bis viersekündige Verzögerung auf. Das bedeutet, es vergehen tatsächlich mindestens zehn Sekunden, bevor die Information zu einer Entscheidung im Gehirn präsent ist." Quelle: Spektrum der Wissenschaft (968930; ohne Datum, vermutlich 2013).
        Kritische Anmerkungen Auch Haynes nimmt leider keine klare Unterscheidung zwischen Entscheidung, Entschluss und Handlungsausführung vor. Die Zeitdauerangabe der nichtbewussten Entscheidung von mindestens 10 Sekunden erscheint extrem lange und kann eigentlich nur vernünftig eingeordnet werden, wenn die gesamte Zeitstrecke der Versuchspersonen mitgeteilt würde. Der auffälligste Fehler der Hirnforscher ist die Gleichsetzung freier Wille mit bewusster freier Wille. Das alles kann bislang nicht genau untersucht werden, weil vor dem Experiment weder die Begriffe klar und operational definiert werden noch die Hypothese(n).
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    Operationalisierungen
    • Das Hauptproblem der operationalen Normierung  [Quelle: ideale Experimente]
    • Grundproblem Begriffsverständnis.
    • Die Notwendigkeit international ratifizierter operationaler Normierungen.
    • Operationalisierung [Pospeschill (2013) in: Empirische Methoden in der Psychologie]
    • Operationalisierung  [Quelle: Definition und in Daten-Fehler]
    • Operationalisierung, operationalisieren. [Quelle Diagnose-Fehler]
    • Operationalisierung [Quelle: Befund-Fehler]
    • Konstruktiv-operationale Norm.   [Quelle: Normen]
    • Operationalisierung. [Quelle: Einsicht]
    • Stirner zu den Hirngespinsten der Allgemein-, Moral- und Wertbegriffe.
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    Psychologie, Psychotherapie, Psychopathologie, Psychosomatik, Medizin und Psychiatrie
    Psychologie wird kurz und bündig definiert als die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten. Psychopathologie kann man daher kurz und bündig als die Wissenschaft vom gestörten oder kranken Erleben und Verhalten definieren. Psychopathologie ist so wenig ein Reservat der Psychiatrie wie die Psychotherapie. Historisch gibt es einen medizinischen, psychiatrischen Zugang zur Psychopathologie und einen in den letzten Jahrzehnten u.a. durch die Entwicklung der psychologischen Psychotherapie deutlich zugenommenen psychologisch- psychotherapeutischen, was sich auch durch entsprechende Kooperation in der therapeutischen Praxis, aber z.B. nicht so deutlich in der forensischen Begutachtung, zeigt. Psychotherapie ist eine Heilmethode mit kommunikativen Mitteln, wobei auch andere, wie z.B. psychopharmakologische oder physikalische Methoden zum Einsatz gelangen.
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    Terminologie Mit dem griechischen Buchstaben Theta J  (nach Jerapeia (therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie Heilmittel oder Heilwirkfaktoren Qualität (Funktion) annehmen,  z. B. J einsehen,  J zulassen unterdrückter Erinnerungen, J stellen (konfrontieren), J sich  überwinden und J mutig sein, J differenzieren, J entspannen, J lernen, J loslassen, J beherrschen ...
        Man vergegenwärtige sich auch, dass viele Sachverhalte eine Doppelfunktion haben können: Heilmittel und Störmittel ("Gift"). Möchte man von der Heilmittelfunktion absehen, kann man einfach die Vorsilbe "Heil" weglassen und spricht dann ganz allgemein nurmehr vom "Mittel" (zum Zweck). Ein Mittel zum Heilzweck wird sozusagen zum Heilmittel, wenn das Mittel zur Begleitung, Linderung, Besserung oder Heilung von Störungen mit Krankheitswert eingesetzt werden soll. Für Mittel zum Zweck fehlt ein eigentliches griechisches Wort, so daß sich Begriff und Wort des Werkzeuges organon (organon) anbietet mit dem Nachteil, daß sich o wenig vom lateinischen o unterscheidet, so dass wir aus typologischen Gründen lieber in lautgestaltlicher Analogie den Buchstaben m (Mü) wählen. Die Kennzeichnung  m loben bedeutet also z.B., dass wir loben als Mittel kennzeichnen, um einen Zweck zu erreichen zur Abgrenzung von  loben als z.B. spontaner Ausdruck von (freudiger) Anerkennung.
        Und um deutlich zu machen, dass wir ein Wort nicht alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer Psychologisch-Psychotherapeutischen Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben y  (Psi, mit dem das griechische Wort für Seele =  yuch, sprich: psyche, beginnt). Störungs Funktor. Begriffe, die eine Störung repräsentieren sollen, kennzeichnen wir mit dem Anfangsbuchstaben Tau (t) des griechischen Wortes für Störung tarach (tarach). Viel Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften sind. Um diese babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ und entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm der Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie entwickelt worden: Kamlah & Lorenzen (1967). Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen. Ausführlich zur Terminologie.
     
      Querverweise (Links)  zum Terminologie-Problem in der Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie:
      • Übersicht Heilmittellehre in der GIPT.
      • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie aus Allgemeiner und Integrativer Sicht.
      • Introspektion, Bewußtseins- und Bewußtheitsmodell in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
      • Beispiel Nur_empfinden_fühlen_spüren.
      • Heilmittelmonographie meditieren.
      • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie.
      • Grundzüge einer Idiographischen Wissenschaftstheorie.
      • Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
      • Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
      • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
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    Querverweise
    Standort:: Fehler Hirnforschung & Buddhismus.
    *
    Links * Überblick Allgemeine Psychologie * Freier Wille.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Organisation IP-GIPT site: www.sgipt.org. * 
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    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Die Fehler der Hirnforschung und der buddhistischen Lehre am Beispiel Hirnforschung und Meditation - Ein Dialog zwischen Wolf Singer und Matthieu Ricard. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/medppp/hirnforsch/HF-Buddh.htm
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    korrigiert: irs 24.08.2015



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    24.08.15   Erstversion abgeschlossen, Linkfehler geprüft und korrigiert.