Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPTDAS=24.08.2015
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: ttmmjj
Impressum:
Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf
Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
E-Mail: sekretariat@sgipt.org
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Hirnforschung & Buddhismus_Aktuelles__Überblick__Rel.
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Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine
und Integrative Psychotherapie, Abteilung Biologie, Medizin, Psychologie,
Psychopathologie und Psychotherapie, Bereich Hirnforschung, und hier speziell
zum Thema:
Die Fehler der Hirnforschung und der buddhistischen
Lehre
am Beispiel Hirnforschung und Meditation - Ein
Dialog
zwischen Wolf Singer und Matthieu Ricard
von Rudolf Sponsel,
Erlangen
_
Inhaltsübersicht.
Einstieg.
Begriff des Buddhismus
bei Ricard.
Begriff der Wissenschaft
bei Singer.
Der Grundfehler - es fehlt eine klare operationale
erlebenspsychologische Terminologie.
Ich, Meta-Ich, Subjekt-Objekt.
Literatur, Links, Glossar
& Anmerkungen: Haynes Experiment,
Operationalisierungen,
Psychologie, Psychotherapie, Psychopathologie,
Psychosomatik, Medizin und Psychiatrie,
Terminologie.,
Zitierung, Änderungen.
|
Einstieg Singer & Ricard haben ein
sehr interessantes Büchlein zum Thema
Hirnforschung und Meditation
vorgelegt. Besonders beeindrucken hier die enormen meditativen Leistungen
der Buddhisten (meist Mönche), was Ricard auf eine jahrtausende alte
Tradition, Übung und Praxis zurückführt, wobei dem intensiven
und langdauernden täglichen Training eine große Bedeutung zukommt.
Meditationsmeister wird man nicht einfach so, denn (S. 29f):
"Du mußt
üben, üben, üben. Skifahren lernt man auch nicht, indem
man sich jeden Monat für 15 Sekunden auf die Piste stürzt. Hier
ist langfristiger Einsatz gefragt, und das Ziel heißt »Anregung
von innen« ...
Wenn du acht
oder zwölf Stunden am Tag darauf verwendest, bestimmte Geisteszustände
zu kultivieren, die du kultivieren [>30] willst und die du zu kultivieren
gelernt hast, dann sollte das auch zu einer Umprogrammierung des Gehirns
fuhren. Doch das geschieht hier nicht auf zufällige Art und Weise,
als hättest du einen Monat in Disneyland zugebracht, sondern aufgrund
von Methoden, die in über 2000 Jahren kontemplativer Wissenschaft
verfeinert wurden."
Das ist harte, lange und hingebungsvolle Arbeit, also im Allgemeinen
nichts für westliche Kulturangehörige. Sie erfordert viel Geduld,
viel Ausdauer, viel Konsequenz, aber es gibt auch schnelle Zugänge,
wie Ricard
hier aufzeigt.
Begriff des Buddhismus
bei Ricard (S. 10)
"... ich möchte gleich zu Beginn erwähnen, daß
ein Dialog zwischen westlicher Wissenschaft und Buddhismus wenig mit den
üblichen Dialogen zwischen Wissenschaft und Religion gemeinsam hat,
von denen es schon viele gibt und die häufig von großer Unsicherheit
geprägt sind. Das liegt vor allem daran, daß der Buddhismus
keine Religion im allgemein gebräuchlichen westlichen Sinn des Wortes
ist, denn er gründet sich nicht auf einen Schöpfergott und erfordert
keine Glaubensakte. Man könnte den Buddhismus vielmehr als eine Wissenschaft
des Geistes und einen Weg zur Transformation bezeichnen. Er erforscht den
Geist empirisch und das schon seit über 2500 Jahren. Und er legt großen
Wert auf den Zugang über die eigene Erfahrung, über die Perspektive
der ersten Person, das heißt Introspektion unter Anleitung eines
erfahrenen geistigen Lehrers. [>11] Der Buddhismus strebt nicht im selben
Maß wie die westlichen Zivilisationen nach einer Vermehrung des Wissens
über die physische Welt und die belebte Natur. Dafür hat er sich
25 Jahrhunderte lang sehr intensiv mit der Erforschung des Geistes beschäftigt
und auf empirischem Weg eine Vielzahl an Erkenntnissen gewonnen. Im Lauf
der Jahrhunderte haben unzählige Menschen ihr ganzes Leben dieser
kontemplativen Wissenschaft gewidmet. Die moderne westliche Psychologie
dagegen begann erst mit William James vor wenig mehr als hundert Jahren.
..."
Das ist in der Tat ein sehr wichtiger Hinweis
auf die Geschichte dieser 2500jährigen empirischen Praxis. Was die
Buddhisten hier geleistet haben, ist empirische Wissenschaft und steht
keineswegs im Widerspruch zum westlichen Wissenschaftsbegriff,
wenn man ihn nicht nur nomothetisch, sondern auch idiographisch
und damit ganzheitlich und vollständig versteht. Es ist die Methode
der Anwendung im Einzelfall. Und hier besteht eine große Nähe
zur psychotherapeutischen Praxis, ganz besonders zur Bewusstseinslenkung
oder zum mentalen Training.
Begriff der Wissenschaft
bei Singer
Singer erläutert seinen Wissenschaftsbegriff nicht ausdrücklich.
Aber man kann ihn aus verschiedenen Äußerungen erschließen
(S. 23f) :
"Dein Forschungsobjekt ist also der mentale Apparat selbst, und dein
Analyseinstrument ist die Introspektion. Dies ist ein interessanter selbstreferentieller
Ansatz zur Erforschung der Bedingtheiten mentaler Prozesse, der sich von
der Hirnforschung, die ähnliche Ziele verfolgt, schon sehr deutlich
unterscheidet, weil er die Erste-Person-Perspektive betont und dabei Subjekt
und Objekt der Forschung vermengt. Auch der westliche Ansatz nutzt natürlich
die Erste-Person-Perspektive für die Definition der zu erforschenden
mentalen Phänomene, aber zur Erforschung dieser Phänomene zieht
er sich dann auf die Dritte-Person-Perspektive zurück. Ich bin gespannt,
ob die Ergebnisse kontemplativer, analytischer Introspektion mit denen
übereinstimmen, welche die kognitiven Neurowissenschaften zutage fördern.
Haben doch beide Ansätze verwandte Ziele, beide versuchen einen differenzierten
und realistischen Blick auf das Wesen kognitiver Prozesse zu erlangen.
[>24] Vielleicht ist unsere westliche Art, Introspektion als Erkenntnisquelle
einzusetzen, nicht hinreichend entwickelt. In diesem Fall könnten
wir sicher für die Definition der zu untersuchenden mentalen Phänomene
vom Erfahrungsschatz lernen, den kontemplative Techniken gehortet haben.
Ich muß gestehen, daß ich mich ungern auf die Introspektion
als alleinige Wissensquelle verlassen würde. Der Grund ist, daß
die Konzepte über die Organisation unserer Gehirne, die auf Intuition
und Introspektion basieren, in eklatantem Widerspruch zu Konzepten stehen,
die sich der naturwissenschaftlichen Erforschung von Hirnfunktionen verdanken
— es ist dieser Konflikt übrigens einer der Gründe, die gegenwärtig
zu mitunter recht heftigen Auseinandersetzungen zwischen Hirnforschern
und Vertretern der Geisteswissenschaften führen. Woher nimmst du die
Gewißheit, daß die introspektiven Techniken, die du zur Erforschung
mentaler Phänomene anwendest, verläßlich sind? Wenn das
Kriterium lediglich der Konsens zwischen jenen ist, die sich als Experten
verstehen, was in gewissem Umfang natürlich auch für die westlichen
Wissenschaften gilt, dann stellt sich doch das besondere Problem, daß
hier ausschließlich subjektive mentale Zustände als Vergleichsgrundlage
herangezogen werden können. Es gibt keine zweite Person, die auf das
blicken könnte, was man selbst erfährt, und dies als zutreffend
validieren könnte. Die Beobachter können sich nur auf verbale
Berichte über subjektive Zustände berufen. Hier liegt in meinen
Augen ein Problem."
Singer verkennt hier, dass jede
Bewusstseinsforschung, jedes in die Röhre schieben und jede Hirnforschung
darauf angewiesen ist, dass Menschen ("Subjekte") sich zu ihren Bewusstseinsvorgängen
äußern. Nur so sind kognitive "Landkarten" möglich. Es
gibt keine Bewusstseinsforschung ohne subjektive Momente. Jede Bewusstseinsforschung
nutzt Elemente wie "denken Sie an dieses oder jenes", "versuchen Sie dies
oder das das mental zu tun oder zu lassen". Aber ein Problem bleibt natürlich,
wie man kontrolliert, ob und wie die Anweisungen befolgt werden. Die beste
Möglichkeit einer Kontrolle sind Operationalisierungen und Verknüpfung
mit Handlungen. Die eingangs von Singer Ricard zugewiesene Methode - Analyseinstrument
ist die Introspektion - gibt nur bestenfalls eine Hälfte wieder.
Tatsächlich ist das entscheidende Instrument die Bewusstseinslenkung,
die sich der Introspektion bedient.
Der Grundfehler - es fehlt eine klare
operationale erlebenspsychologische Terminologie
Sowohl bei Ricard als auch bei Singer fällt auf, dass sie beide
eine naive psychologische Sprache verwenden - so wird z.B. von Wolf Singer
S. 10 nicht erläutert, was er unter "Psyche" versteht - und
über keine differenzierte oder gar normierte Erlebenspsychologie verfügen,
wobei leider auch die Psychologie hier nicht so unterstützt, wie sie
könnte und sollte. Bei Singer gehen die verschiedenen Ebenen völlig
durcheinander. Wenn er von "das Gehirn" (z.B. S. 28, 30) spricht, redet
er wie von einer Person, die handelt, schaltet und waltet, dies oder jenes
tut oder lässt. Singer spricht vom Gehirn wie PsychologInnen vom ICH
oder SELBST. Dabei ist seine Sprechweise nicht konsistent, sondern wechselt
unkritisch von der einen in die andere Perspektive. So ist z.B. eine der
wichtigsten Unterscheidungen bei der Frage der Willensfreiheit die zwischen
Wahlmöglichkeiten, Entscheidung,
Entschluss.
und Handlungssteuerung. Verabrede ich am Morgen mit meiner
Frau, mittags beim Thai zu essen, so haben wir eine Auswahl und Entscheidung
getroffen. Diese Entscheidung führt zu einem Vorsatz
oder zu einer Absicht. Mache ich mich gegen 12.30 auf den
Weg, so habe ich mich entschlossen, die Entscheidung
mit geeigneter Handlungssteuerung umzusetzen. Die Entscheidung
verschwindet im Laufe des Vormittagsgeschehens aus dem Bewusstsein
und taucht, wenn es Zeit wird, wieder auf. Das ist zugleich ein einfacher
Alltagsbeweis für nichtbewusste Handlungssupervision.
Das Zusammenspiel von Auswählen, Entscheiden, Entschliessen, Handeln
in ihren nicht bewussten und bewussten Komponenten ist m.W. noch gar nicht
erforscht, wie man auch an Libets
oder Haynes' Experiment sehen kann.
Ich, Meta-Ich, Subjekt-Objekt
Offensichtlich stellt "das" Gehirn die Grundlagen für die Subjekt-Objekt-Unterscheidung
zur Verfügung. Das ergibt sich aus unserem Denken, unserer Sprache
und Kommunikation. Ohne Zweifel kann der Mensch nicht nur sein Erleben
erfassen, sondern auch über sich selbst nachdenken. Er ist beim Nachdenken
über sich selbst Subjekt und Objekt zugleich, also zwei. Und ohne
Zweifel kann der Mensch bis zu einem gewissen Grade auch seine Bewusstseinsinhalte
beeinflussen und lenken, planmäßig und spontan. Meditativ geübte
Praktiker wie z.B. Ricard können das in einem besonderen Maße,
was sich auch messen lässt (S. 10).
Literatur (Auswahl)
-
Bar, Mark F.;
Connors, Barry W. & Paradiso, Michael A. (2009). Neurowissenschaften.
Ein grundlegendes Lehrbuch für Biologie, Medizin und Psychologie.
Heidelberg: Spektrum.
-
Bennett, Maxwell
R.& Hacker, Peter M. S. (2010) Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften.
Darmstadt: WBG.
-
Janich, Peter
(2009). Kein neues Menschenbild. Zur Sprache der Hirnforschung. Frankfurt:
Suhrkamp.
-
Ricard, Matthieu
(2011) Meditation. München: Knaur.
-
Singer, Wolf
& Ricard, Matthieu (2008) Hirnforschung und Meditation. Ein Dialog.
Frankfurt: Suhrkamp.
Links (Auswahl: beachte)
-
Beweis und beweisen in Psychologie,
Psychopathologie und Psychotherapie.
-
Praktisch-Systematische
und psychotherapiepraxisrelevante Terminologievorschläge.
-
Ein
7-Phasen-Modell einfacher Bewusstseinsvorgänge bei freischwebender
Aufmerksamkeit.
-
Methodische
Anleitungsskizze zum 7-Phasen-Modell einfacher Bewusstseinsvorgänge.
-
(1) Freischwebende
Aufmerksamkeit.
-
(2) Bemerken,
abrufen oder Erzeugen einer Bewusstseinsfigur aus dem Hintergrund oder
der Vielfalt der Bewusstseinsinhalte.
-
(3) Auswählen
und Richten der Aufmerksamkeit auf die bemerkte Bewusstseinsfigur, wodurch
zugleich ein erstes, grobes Klassifizieren stattfindet.
-
(4) Näheres
Klären der ausgewählten und grob klassifizierten Bewusstseinsfigur.
-
Falls es ein Wunsch ist: was ist das für ein Wunsch?
-
Falls es ein Bedürfnis ist, was ist das für ein Bedürfnis?
-
Falls es ein Gefühl ist, ist, was ist das für ein Gefühl?
-
Falls es eine Stimmung ist, was ist das für eine Stimmung?
-
Falls es eine Befindlichkeit ist, was ist das für eine Befindlichkeit?
-
Falls es ein Gedanke ist, was ist das für ein Gedanke?
-
Falls es eine Erinnerung ist, was ist das für eine Erinnerung?
-
Falls es eine Fantasie ist, was ist das für eine Fantasie?
-
Falls es eine (innere) Empfindung ist, was ist das für eine (innere)
Empfindung?
-
Falls es eine (äußere) Wahrnehmung ist, was ist das für
eine (äußere) Wahrnehmung?
-
Falls es eine Körperregung ist, was ist das für eine Körperregung?
-
Falls es ein Vorsatz ist, was ist das für ein Vorsatz, was habe ich
mir vorgenommen?
-
Falls es eine Vorstellung (in diesem oder jenem Sinnesbereich) ist, was
ist das für eine Vorstellung?
-
Falls es ein Plan ist, was ist das für ein Plan?
-
Falls es eine Frage ist, was ist das für eine Frage?
-
Falls es eine Aufgabe ist, die ich erledigen will, was ist das für
eine Aufgabe?
-
Falls es ein Einfall (Idee) ist, was ist das für ein Einfall (Idee)?
-
Falls es eine Irritation (Störung) ist, was ist das für eine
Irritation (Störung)?
-
Falls es ein Konflikt ist, was ist das für ein Konflikt?
-
Falls es eine Entscheidung ist, was ist das für eine Entscheidung?
-
Falls es ein Entschluss ist, was ist das für ein Entschluss?
-
Falls es ein Handlungsimpuls ist, was ist das für ein Handlungsimpuls?
-
Falls es eine Handlungshemmung ist, was ist das für eine Handlungshemmung?
(5) Identifikationsfunktion
des Denkens:
-
Name oder Beschreibung des Wunsches?
-
Name oder Beschreibung des Bedürfnisses?
-
Name oder Beschreibung des Gefühls?
-
Name oder Beschreibung der Stimmung?
-
Name oder Beschreibung der Befindlichkeit?
-
Name oder Beschreibung des Gedankens?
-
Name oder Beschreibung der Erinnerung?
-
Name oder Beschreibung der Fantasie?
-
Name oder Beschreibung der (inneren) Empfindung?
-
Name oder Beschreibung der (äußeren) Wahrnehmung?
-
Name oder Beschreibung der Körperregung?
-
Name oder Beschreibung des Vorsatzes?
-
Name oder Beschreibung der Vorstellung?
-
Name oder Beschreibung des Plans?
-
Name oder Beschreibung der Frage?
-
Name oder Beschreibung der Aufgabe?
-
Name oder Beschreibung des Einfalls (der Idee)?
-
Name oder Beschreibung der Irritation (Störung)?
-
Name oder Beschreibung der Entscheidung?
-
Name oder Beschreibung des Konflikts?
-
Name oder Beschreibung des Entschlusses?
-
Name oder Beschreibung des Handlungsimpulses?
-
Name oder Beschreibung der Handlungshemmung?
-
(6) Arbeiten
bzw. Weiterarbeiten mit dem identifizierten geistigen Modell (Denkinhalt).
-
(7) (Vorläufige)
Beendigung und (Zwischen-) Ergebnis der Weiterverarbeitung.
-
Die
Notwendigkeit international ratifizierter operationaler Normierungen.
-
Heilmittelmonographie Bewusstseinslenkung.
-
Heilmittelmonographie Lenken.
-
Heilmittelmonographie
meditieren.
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten - Eigener
wissenschaftlicher Standort.
GIPT= General and Integrative
Psychotherapy,
internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
__
Haynes Expriment > Ich
im Hirnscanner, > Libets
Versuch.
SdW: "Herr Haynes, die Ergebnisse Ihrer jüngsten
Studie zum Prozess der neuronalen Entscheidungsfindung könnten die
Gemüter in der Debatte um den Begriff der Willensfreiheit erneut erhitzen.
Wie hat man sich den Hergang des Experiments genau vorzustellen?"
Haynes: "Wir führen Testpersonen zur Messung ihrer Hirnaktivität
in einen Kernspintomografen ein. Mit Hilfe dieses bildgebenden Verfahrens
erreicht man eine sehr hohe räumliche Auflösung der Prozesse
im Gehirn und kann so die Gedanken einer Person gut sichtbar machen. Die
Probanden bekommen in die linke und die rechte Hand jeweils einen Knopf.
Sie werden schließlich gebeten, sich zu irgendeinem vollkommen selbstbestimmten
Zeitpunkt für die linke oder rechte Seite zu entscheiden und dann
den entsprechenden Knopf zu drücken. Parallel dazu laufen auf einem
Bildschirm Buchstaben mit, die sich jede halbe Sekunde ändern. Die
Probanden merken sich, welcher Buchstabe auf dem Bildschirm zu sehen ist
zu dem Zeitpunkt, da sie ihre Entscheidung fällen. Damit können
wir dann zurückrechnen und uns die Hirnaktivität anschauen, die
einer bewussten Entscheidung vorausgeht. Auf der Basis der gewonnenen Daten
versuchen wir vorherzusagen, wie sich jemand entscheiden wird. Dazu verwenden
wir spezielle" Mustererkennungssoftware – vergleichbar mit den Programmen,
die man benutzt, um Fingerabdrücke zu erkennen.
SdW: "Wie früh kann man eine solche Entscheidung
detektieren?"
Haynes: "Bereits etwa sieben bis acht Sekunden vor einer Entscheidung
können wir diese anhand der gemessenen Hirnaktivität vorhersagen.
Allerdings weist die Kernspintomografie eine drei- bis viersekündige
Verzögerung auf. Das bedeutet, es vergehen tatsächlich mindestens
zehn Sekunden, bevor die Information zu einer Entscheidung im Gehirn präsent
ist." Quelle: Spektrum der Wissenschaft (968930; ohne Datum, vermutlich
2013).
Kritische
Anmerkungen Auch Haynes nimmt leider keine klare Unterscheidung zwischen
Entscheidung, Entschluss und Handlungsausführung vor. Die Zeitdauerangabe
der nichtbewussten Entscheidung von mindestens 10 Sekunden erscheint extrem
lange und kann eigentlich nur vernünftig eingeordnet werden, wenn
die gesamte Zeitstrecke der Versuchspersonen mitgeteilt würde. Der
auffälligste Fehler der Hirnforscher ist die Gleichsetzung freier
Wille mit bewusster freier Wille. Das alles kann bislang nicht genau untersucht
werden, weil vor dem Experiment weder die Begriffe klar und
operational definiert werden noch die Hypothese(n).
__
Operationalisierungen
__
Psychologie, Psychotherapie, Psychopathologie,
Psychosomatik, Medizin und Psychiatrie
Psychologie wird kurz und bündig definiert als die Wissenschaft
vom Erleben und Verhalten. Psychopathologie kann man daher kurz und bündig
als die Wissenschaft vom gestörten oder kranken Erleben und Verhalten
definieren. Psychopathologie ist so wenig ein Reservat der Psychiatrie
wie die Psychotherapie. Historisch gibt es einen medizinischen, psychiatrischen
Zugang zur Psychopathologie und einen in den letzten Jahrzehnten u.a. durch
die Entwicklung der psychologischen Psychotherapie deutlich zugenommenen
psychologisch- psychotherapeutischen, was sich auch durch entsprechende
Kooperation in der therapeutischen Praxis, aber z.B. nicht so deutlich
in der forensischen Begutachtung, zeigt. Psychotherapie ist eine Heilmethode
mit kommunikativen Mitteln, wobei auch andere, wie z.B. psychopharmakologische
oder physikalische Methoden zum Einsatz gelangen.
__
Terminologie
Mit
dem griechischen Buchstaben Theta J
(nach Jerapeia
(therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie
Heilmittel oder Heilwirkfaktoren Qualität (Funktion) annehmen,
z. B. J
einsehen, J
zulassen unterdrückter Erinnerungen, J
stellen (konfrontieren), J
sich überwinden und
J
mutig sein,
J
differenzieren, J
entspannen, J
lernen, J
loslassen, J
beherrschen ...
Man vergegenwärtige
sich auch, dass viele Sachverhalte eine Doppelfunktion haben können:
Heilmittel
und
Störmittel ("Gift").
Möchte man von der Heilmittelfunktion absehen, kann man einfach die
Vorsilbe "Heil" weglassen und spricht dann ganz allgemein nurmehr vom "Mittel"
(zum Zweck). Ein Mittel zum Heilzweck wird sozusagen zum Heilmittel, wenn
das Mittel zur Begleitung, Linderung, Besserung oder Heilung von Störungen
mit Krankheitswert eingesetzt werden soll. Für Mittel zum Zweck fehlt
ein eigentliches griechisches Wort, so daß sich Begriff und Wort
des Werkzeuges organon
(organon) anbietet mit dem Nachteil, daß sich o
wenig vom lateinischen o unterscheidet, so dass wir aus typologischen Gründen
lieber in lautgestaltlicher Analogie den Buchstaben m
(Mü) wählen. Die Kennzeichnung m
loben
bedeutet also z.B., dass wir loben als Mittel kennzeichnen, um einen
Zweck zu erreichen zur Abgrenzung von loben als z.B. spontaner Ausdruck
von (freudiger) Anerkennung.
Und um deutlich zu machen, dass wir ein Wort nicht
alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer Psychologisch-Psychotherapeutischen
Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben
y
(Psi, mit dem das griechische Wort für Seele = yuch,
sprich: psyche, beginnt). Störungs Funktor. Begriffe, die eine
Störung repräsentieren sollen, kennzeichnen wir mit dem Anfangsbuchstaben
Tau (t) des griechischen Wortes für Störung
tarach
(tarach). Viel
Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe
zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften sind. Um diese
babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ und
entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm der
Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie entwickelt
worden: Kamlah & Lorenzen (1967).
Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen.
Ausführlich
zur Terminologie.
Querverweise (Links)
zum Terminologie-Problem in der Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik
und Psychotherapie:
__
Querverweise
Standort:: Fehler Hirnforschung & Buddhismus.
*
Links *
Überblick Allgemeine
Psychologie * Freier
Wille.
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS).
Die
Fehler der Hirnforschung und der buddhistischen Lehre am Beispiel
Hirnforschung
und Meditation - Ein Dialog zwischen Wolf Singer und Matthieu Ricard.
IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/medppp/hirnforsch/HF-Buddh.htm
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Sollten wir die Rechte anderer unberechtigt genutzt haben, bitten wir um
Mitteilung. Soweit es um (längere) Zitate aus ... geht,
sind die Rechte bei/m ... zu erkunden oder eine Erlaubnis einzuholen.
__Ende_Fehler
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Wichtige
Hinweise zu Links und Empfehlungen
korrigiert: irs 24.08.2015
Änderungen wird
gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen
und Kritik willkommen
24.08.15 Erstversion abgeschlossen, Linkfehler
geprüft und korrigiert.