Internet
Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
IP-GIPT DAS=16.05.2002
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 14.6.4
Impressum:
Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
Stubenlohstr.
20 D-91052 Erlangen * Mail:
sekretariat@sgipt.org
Anfang _Traumabegriff
_Überblick_Rel.
Aktuelles _Rel.
Beständiges Titelblatt_
Konzeption_
Archiv_
Region_Service_iec-verlag__Zitierung
& .Copyright _
_ _Wichtige
Hinweise Links u. Heilmittel_
Willkommen in der Abteilung Psychotraumatologie, Notfallpsychologie,
Krisenintervention und Prophylaxe, hier speziell zum Thema:
Was soll ein Trauma heißen?
Querverweis: Traumatisierte
Zeugen.
Ein kritischer Beitrag zur psychologisch- psychotherapeutischen
Definitionlehre an den Beispielen Singkirchnat, Singkirchnat Orgasmus,
Kamtangoschnee, Ödipuskomplex, gottgefällig, Zwangsvorstellungen,
Panikstörung und Trauma
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Die Antwort auf die Frage "Was ist X?" ist eine
Definition.
Definitionen
[und] haben es wissenschaftlich
in sich, denn man kann meist nicht sagen, daß Definitionen wahr oder
falsch sind, sondern nur, ob sie zweckmäßig für dieses
oder jenes Unterscheidungs- Ziel sind oder nicht. Ich kann
z.B. definieren:
-
Singkirchnat heiße per definitionem die Störung,
wenn ein Mensch mindestens drei Mal im Jahr nachts um 12 auf den Kirchturm
steigen möchte, um die Nationalhymne zu singen.
-
Singkirchnat Orgasmus: Erregte ihn dies sexuell,
könnte man von einer - harmlosen, wenn auch aufwendigen - sexuellen
Abweichung sprechen, wenn der Betreffene nicht gerade Meßner
oder Pfarrer ist.
-
Kamtangoschnee heiße per definitionem ein Kamel,
das Tango im Schnee tanze.
-
Ödipuskomplex heiße per definitionem das
Motiv, wonach kleine Kinder mit ihrem gegengeschlechtlichen Elternteil
sexuell verkehren möchten und dem gleichgeschlechtlichen Elternteil
den Tod wünschen, was sie verdrängen, d.h. als Schulinder, Jugendliche
oder Erwachsene nicht mehr erinnern können.
-
Gottgefällig: Handlungen, die Gott gefallen heißen
per definitionem gottgefällig.
-
Zwangsvorstellungen: Vorstellungen,
die sich ungewollt im Bewußtsein breit machen.
-
Panikstörung: Automatische, ungeplante Alarm-
Reaktion auf ein überaschendes für offenbar bedrohlich gehaltenes
Ereignis ohne daß dies nachvollziehbar oder verständlich wäre
(im Gegensatz zur neutral formulierten Panikreaktion).
1-3 und 6-7 der Beispiele bestehen aus Elementen,
die es in dieser Welt gibt:
-
Singkirchnat: Es gibt
singen, Kirchtürme,
Menschen, die Nationalhymne und die Möglichkeit, Kirchtürme
zu besteigen. Aber gibt es diese Elemente in der genannten Kombination?
Existiert das Syndrom "Singkirchnat"? Ich denke, den meisten
dürfte es wie mir ergehen: ich hege erhebliche Zweifel, ob es dieses
Syndrom in der Welt jemals gab oder gibt - jedenfalls nicht bis zu seiner
Publikation hier, jetzt und heute. Aber, was ist das nun für ein "Syndrom"?
Ist es überhaupt eines? Warum? Warum nicht? Nun, wir könnten
das Kriterium aufstellen und fordern: Definitionen dürfen nicht nur
im Geiste, in der Welt der Möglichkeiten
existieren, man muß auch in der Wirklichkeit Entsprechungen finden
können.
-
Singkirchnat Orgasmus: Auch sexuelle Erregung
gibt es und - auch viele mitunter wunderliche (wovon uns Prostituierte
sicher einiges erzählen könnten) - sexuelle
Abweichungen.
Es spricht also theoretisch nichts gegen das Vorliegen einer solchen sexuellen
Devianz. Und trotzdem sträubt sich wahrscheinlich auch bei Ihnen
alles gegen die Annahme eines sexuellen Devianzsyndroms
Singkirchnat.
-
Kamtangoschnee: Nun, es gibt - noch
- Kamele und Schnee und seit 1907
wurde der Tango populär und erquickte die Sittenwächter der
Welt. Dennoch dürfte es kaum jemand geben, der glaubt, es gäbe
Kamele, die im Schnee Tango tanzten. Dennoch, wenn wir an die Fähigkeiten
und Möglichkeiten der Zirkusse denken, erscheint es nicht ausgeschlossen,
daß man ein Kamel auf eine Tango-Tanzfigur dressieren könnte.
Gibt es also Kamtangoschnee doch? In welcher Weise? Als bloße
Möglichkeit? Nun, ich neige zur Meinung, Kamtangoschnee existiert
als Möglichkeit, aber nicht als Realität, d.h. niemand könnte
derzeit - bis hier, jetzt und heute - ein Kamel finden, das im Schnee einen
Tango hinlegt.
-
Ödipuskomplex: Nun, es gibt Kinder,
Eltern
(Figuren), Geschlechtsverkehr, Rivalität, den Tod
und
Todeswünsche.
Aber gibt es diese Elemente in der genannten Kombination tatsächlich
für kleine Kinder? Sehr fraglich ist nämlich, ob
kleine
Kinder schon eine richtige Vorstellung vom Geschlechtsverkehr und Tod haben
und so ist auch sehr fraglich, ob sie beides überhaupt wünschen
können, die erscheint mehr eine projektive Phantasie des entwicklungspsychologisch
unkundigen Freud. Die Psychoanalyse ist bislang ebenso eine empirische
Begründung dieser abenteuerlichen These aus dem Reich der Freud'schen
Phantasiewelt
schuldig
geblieben wie für die fortwährende Existenzform und Wirkungsweise
des sog. Ödipuskomplexes. Unberücksichtigt ist weiterhin, wie
sich das für homosexuelle Kinder darstellen würde.
-
Gottgefällig: Nun,
es gibt die Phantasiegestalt Gott - die Gehirne der Kinder werden
in vielen Kulturen frühzeitig darauf konditioniert - und es
gibt das Erlebnis gefallen. Doch Gott ist in der Realität nicht
auffindbar, und es läßt sich auch kein Weg angeben, wie er gefunden
werden kann, vergleichbar unserer Problemlösung bei Kamtangoschnee.
Die Phantasiegestalt Gott gehört daher noch nicht einmal der möglichen
Welt an, sondern der bloßen Phantasiewelt. Eine solche Definition
gehört dann also auch dem Reich der Phantasiewelt an; als Phantasiegestalt
kann Gott eine wichtige Rolle im Leben von Menschen spielen, woraus zugleich
folgt, daß die Phantasie eine außerordentlich wichtige psychologische
Funktion darstellt.
-
Zwangsvorstellungen: Nun, es macht keine Probleme,
den meisten Menschen zu erklären, was ein Zwang und was eine Vorstellung
ist. Beides gibt es in der menschlichen Erlebens- Realität. Zwangsvorstellungen
sind solche Vorstellungen, die sich ohne unsere Lenkung und Billigung,
in unser Bewußtsein drängen und dort länger, öfter
oder stärker aufhalten als wir das möchten. Zwangsvorstellungen
sind sozusagen unerwünschte und nicht eingeladene 'Bewußtseinsgäste'.
-
Panikstörung: Zur Einführung und
Definition der Panikstörung brauchen wir den Panik- und den Störungsbegriff.
Panik heiße eine Alarmreaktion, die automatisch und ungeplant auf
eine für sehr bedrohlich gehaltene überraschende Situation erfolgt.
Und von einer Panikstörung sprechen wir, wenn das auslösende
Ereignis in keinem nachvollziehbaren oder verständlichen Verhältnis
zur Panikreaktion steht, etwa wenn jemand angstvoll- hysterisch zu kreischen
anfängt und auf den Tisch springt, weil eine Ameise über den
Flur krabbelt, ohne daß eine besonders schlimme Erfahrung mit Ameisen
in der Lebensgeschichte gefunden werden kann. In solchen Fälle liegt
es nahe, die Ameise als ein Symbol
zu begreifen, also mit einer besonderen zusätzlichen Bedeutung ausgestattet
(mit ihr assoziiert und darauf konditioniert).
_
Querverweis: Definieren
und Definition
Traumatisierte
Zeugen.
Querverweis: Materialien Trauma Definition
Definition
Trauma - Vorbereitende Überlegungen
Welche vernünftigen Vorstellungen gegen in das geistige
Modell Trauma ein?
Ich versuche zunächst, die Phänomene um das
Traumgeschehen so zusammenzutragen, daß die Mehrzahl der Fackundigen
die folgenden Ausführungen annehmen kann.
Definitionsaufbereitung und Definitions-Material:
(1) Eine stärkere - meist negativ erlebte und nachhaltigere - wirkliche
Erfahrung [z.B. Krieg, Gewalt, Unfall, Katasstrophe] kann nicht angemessen
verarbeitet werden. An dieser Stelle sind Kriterien für Angemessenheit
in Beziehung zu den Erfahrungen des betroffenen Individuums erforderlich.
Die Unfähigkeit, angemessen zu verarbeiten macht sozusagen die Erfahrungen
erst zu traumatischen. Ob nachhaltige negative Erfahrungen als traumatisch
anzusehen sind, kann man also erst im Nachhinein feststellen. (2) Wenn
eine nicht angemessen verarbeitete wirkliche und nachhaltige negative Erfahrung
weiterhin als affektiv- kognitive Erinnerung aktiv ist und störende
Wirkungen entfaltet, kann von einem Trauma gesprochen werden. Hier sind
dann Definitionen oder Prädikatorisierungen bezüglich der störenden
Wirkungen zu entwickeln. (3) Problematisch wird es, wenn nur störende
Wirkungen bekannt sind, die keinen Erfahrungen zugeordnet werden können.
(4) Postuliert man in einem solchen Fall traumatische Erfahrungen, behauptet
man impilzit, daß es so etwas wie - von den PsychoanalytikerInnen
angenommene - psychische Abwehr gibt, die eine Trennung zwischen Erfahrung
und Verarbeitung bzw. Nachwirkungen dieser Erfahrung bewirken kann.
Kritische Diskussion:
(In Vorbereitung)
Definition Trauma
(In Vorbereitung)
Informationen zu Trauma, Psychotraumatologie und Psychotherapie
im Internet (Auswahl, Zur
Beachtung bei Links und zu Empfehlungen)
-
Aktuelle Infoquelle Psychotraumatologie - Wer macht was: https://www.thieme.de/psychotrauma/wermachtwas.html
-
Behandlungszentrum für Folteropfer Berlin e.V: https://www.bzfo.de/
-
Bundesarbeitgemeintschaft Prävention & Prophylaxe e.V. zu Sexueller
Gewalt: https://www.bundesarbeitsgemeinschaft.de/sexuelle_gewalt.htm
-
DeGPT - Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie e.V.:
https://www.degpt.de/
-
DIPT - Deutsches Institut für Psychotraumatologie (seit 1991):
https://www.psychotraumatologie.de/
-
EMDRIA - Fachverband für Anwender der psychotherapeutischen
Methode Eye Movement Desensitization and Reprocessing: https://emdria.de/
-
EMDR-Institut Deutschland: https://www.emdr-institut.de/
-
Evaluation of Testimony Therapy for survivors of state-sponsored
violence an der Universität Konstanz: https://www.clinical-psychology.uni-Konstanz.de/research/testimony_therapy.html
-
IKPP - Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der
Universität zu Köln: https://www.uni-koeln.de/phil-fak/psych/klin/
-
Inhaltliches zum Trauma: https://www.stahlberg-net.de/menschen/jatzko/trauma/hauptteil_trauma.htm
-
Institut für Psychotherapie am Park: https://www.iip.ch/
-
Institut für Psychologie der Universität Jena: https://www.uni-jena.de/
-
KFS - Katastrophenforschungsstelle der Christian-Albrechts-Universität
zu Kiel: https://www.kfs.uni-kiel.de/
-
Klinische Behandlungsangebote in Psychotraumatologie: https://www.trauma-response.com/traumaklinik.html
-
Literaturliste: "Trauma und Psychotherapie": https://www.psychotrauma.ch/Literatur.html
-
Psychotraumatologie: Wenn die Angst nicht gehen will - Psychologen
helfen Überfallopfern: https://www.psychotherapie.de/report/2000/08/00081603.htm
-
SbE - Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen e.V.: https://www.sbe-ev.de/
-
TIZ - Trauma Informationszentrum: https://www.trauma-informations-zentrum.de/
-
Trauma und Dissoziation: Informationen für HelferInnen: https://www.dissoc.de/
-
Zentrum für Psychotraumatologie und traumazentrierte Psychotherapie:
https://www.zentrum-psychotrauma.de/
Literatur
Seidler, Günter H.; Freyberger, Harald J. & Maercker, Andreas
(2011, Hrsg.). Handbuch der Psychotraumatologie.
Esoterik: Hellinger-Aufstellen bei Trauma:
https://www.franz-ruppert.de/Thesen_zur_Psychodynamik_des_Sexuellen_Missbrauchs.doc.
Sexueller Missbrauch (SM) und Aufstellungsarbeit Thesenpapier
zum Workshop am 2. Mai 2001 in Würzburg. Dipl.-Psych. Hanna Gaugler
(München) und Prof. Dr. Franz Ruppert (München)
Querverweise
-
Traumatisierte
Zeugen.
-
Definitionen,
Nominal- und Realdefinitionen
-
Definieren und
Definition. * Definieren aus Eislers philosophischem Wörterbuch
(
-
Gleichheit und gleichen im alltäglichen
Leben und in der Wissenschaft. Näherungen, Ideen, Ansätze, Modelle
und Hypothesen
-
Kritik und Alternative
zur Traditionellen Diagnostik in der Psychopathologie
-
Diagnostik,
Komorbiditaet und das Problem der Differentialdiagnose
-
Testtheorie der
Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
-
Krankheit, Symptom, Syndrom,
Aufgabe der Heilkunde
-
Bio-Psycho-Soziales
Krankheitsmodell
-
Norm, Wert, Abweichung
(Deviation)
-
Kausalitaetsproblem
-
Die
grundlgenden Probleme und Aporie jeglicher Einzelfall- und damit Therapieforschung.
Grundzüge
einer idiographischen Wissenschaftstheorie
-
Aufbau einer Wissenschaftssprache
in Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie
-
Der Wissenschaftsbegriff
und seine aktuelle Bedeutung
-
Aussagepsychologie
-
Suggestion und Suggestivfragen.
Aussagepsychologische und vernehmungstechnische Kunstfehler.
-
Zeugen richtig befragen (Beispiele)
-
Der Schutz kindlicher Opferzeugen
im Strafverfahren und die Verwendung von Videotechnologie. Die Dissertation
von Kipper. Mit einem kritischen Kommenta und Aufruf von Rudolf Sponsel:
Mauern Staatsanwaltschaften und Justiz zum Schaden unserer Kinder?
-
Überblick
Forensische Psychologie, Psychopathologie und Therapie
-
Externer Link: (wichtiger
Hinweis) sehr ausführliche und gut gepflegte Internet-Seite zu
allen Aspekten der (Psycho) Traumatologie: https://www.trauma-response.com/traumalinks.html