Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=18.04.2015 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 17.05.15
    Impressum: Diplom-Psychologe  Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
    Mail:_sekretariat@sgipt.org_Zitierung & Copyright

    Anfang_TTIP-08_Überblick_Rel. Aktuelles_Relativ Beständiges_Titelblatt_Konzept_Archiv_Service_iec-verlag_
    Psychologische und sozialpädagogische Hilfe (Beratung) in Nordbayern

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Regionalprogramm Franken, Bereich Erlangen, und hier speziell zum Thema:

    Globaler Aktionstag gegen TTIP
    Attac Netzwerk  Regionalgruppe Erlangen (8. TTIP Aktion)
    Bündnis90/Die Grünen  Kreisverband Erlangen
    BUND Naturschutz  Kreisgruppe Erlangen
    Dritte Welt Laden Erlangen
    Energiewende ER(H)langen
    Erlanger Linke Wählerverein
    Grünes Sofa  Zentrum für Alleinerziehende
    Kinderschutzbund  Kreisverband Erlangen e.V.
    ÖDP  Kreisverband Erlangen (ÖDP gegen TTIP)
    Piraten-Partei  Kreisverband Erlangen-Höchstadt
    SPD Kreisverband Erlangen und Ortsverband Uttenreuth
    Stadtwerke, Stadtbibliothek und Stadt Erlangen
    Ver.di

    Beginn am Rathausplatz mit Demonstrationszug
    über Peek & Cloppenburg und Hugo zum Schlossplatz

    Samstag 18.04.2015, 13.00 - 15.00 Uhr
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    Zur ersten und Auftaktveranstaltung am 26.10.13.
    Zur 2. Informationsveranstaltung am 18.01.2014.
    Zur 3. Informationsveranstaltung am 17.05.2014.
    Zur 4. Informationsaktion am 11.10.2014.
    Zur 5. Unterschriftsaktion am 29.11.2014.
    6. Informationsveranstaltung zusammen mit der Stadtbibliothek vom 11.2.-10.3.2015.
    7. Informations- und Unterschriftsaktion Erlangen gegen TTIP am 11.04.2015.
    8. Globaler Aktionstag - Erlangen gegen TTIP am 18.04.2015.
    *
    zusammengestellt von Rudolf Sponsel, Erlangen
    Fotos von Gunter und Irmgard (Danke).

     Info-Quellen.
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    Flyer
    Flyer attac-Zentrale Frankfurt [PDF und ansehen]
    Flyer attac-Gruppe Erlangen [PDF und ansehen].



    und hier gehts zur Gemeinwohl-Ökonomie - Das Wirtschaftsmodell der Zukunft [PDF] Steueroasen finden Sie hier.

    Kurzbericht vom Globalen Aktionstag gegen TTIP

    Sammeln auf den Rathausplatz. Hierzu hat Herr Heinrich Hofmann ein Panorama Bild zur Verfügung gestellt.

    Die Großveranstaltung mit ca. 500 TeilnehmerInnen begann am Rathausplatz, wo Julie Mildenberger vom Dritte Welt Laden e.V. über die globalen und nationalen Auswirkungen von TTIP auf die Kleinbauern und Landwirtschaft sprach:

    Zur Eröffnungsredede von Julie Mildenberger hat Herr Heinrich Hofmann zwei Panorama Bilder (2) zur Verfügung gestellt.

    Die Eroeffnungs-Rede Julie Mildenberger:

    "Wir müssen leider draußen bleiben" – Auswirkungen des Freihandelsabkommens TTIP auf Kleinbauern in den Entwicklungsländern

    Das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP soll die Zollbarrieren zwischen den USA und der Europäischen Union abbauen und der "Harmonisierung" von Handelsbarrieren dienen. Dazu zählen sowohl Zölle (tarifäre Handelshemmnisse) als auch zollfremde Maßnahmen (nicht-tarifäre Handelshemmnisse) wie Qualitätsstandards, Verpackungs- und Bezeichnungsvorschriften, Herkunftsangaben sowie technische oder rechtliche Anforderungen an importierte Produkte.

    Was bedeutet dieses Abkommen für den Rest der Welt, für die Staaten die mit den USA und EU Handel treiben, aber nicht Bestandteil des TTIP werden? Was bedeutet es für die Kleinbauern die in Afrika, Asien, oder Lateinamerika Lebensmittel für lokale Märkte und auch für den Export anbauen?

    Wie passt das zusammen mit dem erklärten Ziel der deutschen und auch der europäischen Entwicklungszusammenarbeit, die Wettbewerbsfähigkeit von Entwicklungsländern zu stärken und ihnen die Teilnahme am Welthandel zu erleichtern?

    Das Entwicklungsministerium hat eine Studie in Auftrag gegeben. Anfang diesen Jahres wurde das Ergebnis veröffentlicht: TTIP ist gut für die Entwicklungsländer, weil auch Länder außerhalb der Freihandelszone durch „überschwappenden“ Reichtum ( Spillover-Effekte) profitieren können. Aber sogar die Autoren der Studie halten das nur für möglich, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden: Abbau von Zöllen nicht nur zwischen USA und EU, sondern eben auch für Drittstaaten sowie die Einbindung von EL in den entsprechenden TTIP-Gremien zur Abstimmung gemeinsamer Standards

    Doch diese Empfehlungen sind derzeit politisch kaum umsetzbar

    Und die Auswirkungen auf die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern? Die werden in der Studie völlig ignoriert. Dabei ist gerade der Agrarsektor für die Wirtschaft vieler Entwicklungsländer von enormer Bedeutung.

    Nichtregierungsorganisationen wie Brot für die Welt, Greenpeace oder Foodwatch befürchten, dass durch das Sinken oder den Wegfall von Zöllen für Agrarerzeugnisse Landwirte aus den USA ihre Waren günstiger als bisher nach Europa verkaufen können – und so womöglich die Produkte aus dem Süden vom Markt verdrängen.

    Es ist zu befürchten, dass sich durch TTIP die wirtschaftliche Lage insbesondere für Kleinbauern massiv verschlechtern wird. Gegen die hoch subventionierten landwirtschaftlichen Produkte der ersten Welt werden sie nicht mehr konkurrieren können. Ähnliches gilt für Handwerk und Industrie.

    Ein ruinöser Preiswettbewerb könnte entstehen, mit der Folge, dass Überschüsse billig in Entwicklungsländer exportiert werden und die Bauern auch dort der Konkurrenz nicht mehr gewachsen sind.

    Weiter fördert das TTIP die industrielle Landwirtschaft, indem Standards gesenkt werden – dies führt zu einer noch stärkeren Exportorientierung – mit allen ihren negativen Auswirkungen auf die Nahrungsmittelsicherheit bzw. Souveränität von Ländern des Südens

    Schon jetzt führen Überschüsse zum Beispiel aus der Milch- und Fleischproduktion, die in Nord – oder Westafrika verkauft werden, dazu, dass einheimische Landwirte damit nicht mithalten können – Hühnerfleisch aus Europa wird in Westafrika so billig verkauft, dass Geflügelproduzenten (häufig Frauen) pleite gehen. Ein anderes Beispiel ist die hochsubventionierte Amerikanische Baumwolle die die Existenz von Kleinbauern in Tansania und Kenia bedroht.

    Seit Jahren kämpfen viele Nichtregierungsorganisationen weltweit für Fairen Handel, für gerechtere Handelsstrukturen, für mehr Mitsprache der Kleinbauern und ihrer Organisationen bei den Verhandlungen innerhalb der Welthandelsorganisation WTO.

    Auch Entwicklungsminister Gerd Müller von der CSU will ökologische und ökonomische Mindeststandards für die gesamte Welt setzen und die Entwicklungsländer am Diskussions-und Gestaltungsprozess des TTIP-Abkommens beteiligen –  ich fürchte, dass er sich leider mit seiner Position nicht durchsetzen kann

    Wir fordern
     

    • Handelsabkommen müssen soziale und ökologische Mindeststandards berücksichtigen:
      • Kein Abbau von sozialen und ökologischen Standards im Rahmen der „regulatorischen Harmonisierung“ (Angleichung von Rechtsvorschriften und technischen Standards)
      • Regelmäßige unabhängige, menschenrechtliche und ökologische Folgeabschätzungen, auch in Bezug auf Drittstaaten
    • Förderung bäuerlicher, umweltgerechter Landwirtschaft im Sinne der Ergebnisse des Weltagrarberichtes der UN
    • Handelspolitik muss demokratisch und global gestaltet werden
      • Beteiligung der Betroffenen, also der Kleinbauern und -bäuerinnen, Arbeitern/-innen sowie der zivilgesellschaftlichen Bewegungen – auch im Globalen Süden.


    Wir fordern Fairen Handel statt Freihandel!
     

    Auf dem Rathausplatz

    Ernste Vielfalt am Rathausplatz ...

    ver.di: Wir sind die Guten ...

    Zug in Richtung Peek & Cloppenburg

        Sodann setzte sich der Zug mit den Transparentträgern und Sambista-Trommeln vornweg durch die Nürnberger Straße zu Peek & Cloppenburg in Bewegung und hielt in Höhe der früheren Citybank für die nächste Rede, die Rudolf Kunstmann von attac Erlangen zum Thema "regulatorische Kooperation" hielt und viel Beifall für seine klaren Worte erntete.

    Rudolf Kunstmann über "regulatorische Kooperation"(Redebeitrag als PDF hier).

        Anschließen zog die Demonstration unter Trommelwirbeln der Sambistas zum Hugenottenplatz, wo auch ein Infostand aufgebaut war, an dem man auch gegen TTIP unterschreiben konnte. Dort sprach Verena Hofbauer für ver.di.


     

    Vorbereitung * Begleitung * Fotoschnelldienst mit Fahrrad

     

    Abschlusskundgebung Schlossplatz
    Panaorama Bild von der Abschlusskundgebung.

    Der Zug bewegte sich dann zur Abschlusskundgebung - unterstützt von Sambistatrommeln - zum Schlossplatz, wo sich alle sehr eindrucksvoll im Halbrund um das Rednermikrofon aufstellten, im Hintergrund die Transparentträger des Erlanger Bündnisses gegen TTIP und rechts die Sambistas - gesehen von den Marktständen Richtung Schloss.

        Dort sprach als erste Bürgermeisterin Preuß (kommunale Selbstverwaltung, Daseinsvorsorge):


     

    Es folgte Wolfgang Geus von den Stadtwerken Erlangen (Daseinsvorsorge, Energie und Wasser).


     

    Es schloss Stefan Jessenberger (Schwerpunkt Geheime Schiedsgerichte) von der Energiewende ER(H)langen an.


     

    Die Abschlussrede hielt Wolfgang Leder von attac Erlangen, der Geschichte und Hintergrund der globalen Freihandelsideen kritisch (Transaktionssteuer, Ökostandards) beleuchtete und mit dem attac-Motto "Eine andere Welt ist möglich" endete.

    Zwischendurch spielte und sang Werner Lutz seinen neuen, aufrüttelnden Europasong und schloss sehr treffend mit This Land is your Land.

    Mit SambaOne klang die Kundgebung aus (großes Dankeschön).


     

    Und auch wir müssen feststellen:


     



    Was kann die BürgerIn tun?
    • Anteil nehmen, Interesse zeigen, informieren. Das ist schon sehr wertvoll.
    • Mit anderen über das Freihandelsabkommen sprechen, diskutieren. Andere informieren, Flyer und Infomaterial weitergeben.
    • Leserbriefe schreiben, an Blogs und Foren teilnehmen, z.B. im Bürgerforum Erlangen mitmachen.
    • Teilnehmen an Demonstrationen, Protesten, Petitionen.
    • Politische Funktions- und EntscheidungsträgerInnen anrufen, anschreiben (Landtag, Bundestag, besonders EU), aber auch Stadt-, Land- und BezirksrätInnen, BürgermeisterInnen u.a.:
    • Voradressierte Postkarten an Abgeordnete unserer Region können Sie im Dritte Welt Laden Erlangen e.V. Neustädter Kirchenplatz 7 91054 Erlangen [Karte] kostenlos erhalten [Öffnungszeiten]
    • Zeichen und Flagge zeigen z.B. mit Buttons.
    • Bei Bürgerinitiativen oder an Ständen wie z.B. bei uns mitmachen oder auch mit Spenden Aktionen unterstützen.


    Wo? Natürlich dort, wo sie lebt, arbeitet, einkauft, ihre Freizeit verbringt und wo sie am gesellschaftlichen und kommunikativen Leben (Medien, Foren) teilnimmt. Aber auch bei den politischen Funktions- und EntscheidungsträgerInnen: Abgeordneten (Landtag, Bundestag, besonders EU), aber auch Stadt-, Land- und BezirksrätInnen, BürgermeisterInnen u.a. Man sollte nicht vergessen, dass mittlerweile über 300 Nichtregierungsorganisationen europaweit zusammenwirken und einiges auf die Beine gestellt wurde und noch wird. Allein die Tatsache der Geheimverhandlungen, der Umgehung der Parlamente und der Institutionen des demokratisches Rechtsstaates genügen, um TTIP, CETA und TISA wie PPP-Projekte ohne Wenn-und-Aber abzulehnen. Es wird bereits seit den 1990er Jahren immer wieder und mehr und mehr versucht, den demokratischen Rechtsstaat nicht nur zu umgehen, sondern praktisch privatwirtschaftlich zu übernehmen, wie eine hervorragende Doku in 3sat  jüngst nachwies.
     





    Info-Quellen

    Flyer attac Erlangen (PDF) * attac-Zentrale zu TTIP. * Sand im Getriebe 112 *

    EU: Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP)
    https://ec.europa.eu/trade/policy/in-focus/ttip/
    https://ec.europa.eu/trade/policy/in-focus/ttip/questions-and-answers/
    https://de.wikipedia.org/wiki/TAFTA

    Bündnis 90/ Grünen-Antrag 12.6.13
    https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/139/1713925.pdf

    SPD-Antrag vom 11.6.13
    https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/139/1713904.pdf

    Die Linke vom 11.6.13
    https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/138/1713894.pdf

    Deutschlandradio Kultur
    https://www.dradio.de/aktuell/2170465/
    "TTIP hinter verschlossenen Türen. USA und EU verhandeln über Freihandelsabkommen. Trotz der Spannungen wegen der Aktivitäten der NSA sprechen die USA und die EU jetzt über mehr freien Handel zwischen den Kontinenten. Politiker hatten gefordert, den Beginn der Verhandlungen zu verschieben, solange die Spionagevorwürfe nicht aufgeklärt seien."

    "Mehr Wachstum bedeutet nicht immer mehr Wohlstand  Die Wirtschaft muss dem Menschen dienen und nicht umgekehrt. In den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen TTIP wird dieser Grundsatz missachtet. Ein Neustart der Gespräche wäre die beste Lösung. Denn in jedem Scheitern liegt die Chance, es besser zu machen." [SZ 17.8.14]

    Pro und Contra Freihandelsabkommen
    https://www.dradio.de/dlf/sendungen/wirtschaftammittag/2146292/
    "Beim G8-Gipfel in Irland geht es neben dem Syrienkonflikt auch um die Verhandlungen zwischen den USA und der EU zu einem Freihandelsabkommen. Eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung und des ifo Instituts zeigt jedoch, dass von einem solchen Abkommen vor allem die Amerikaner profitieren könnten."

    Netzpolitik: "Zusammengefasst zeigt sich, dass die ökonomischen Auswirkungen des geplanten Freihandelsabkommens keineswegs eindeutig positiv sind. Im Gegenteil, zu den netzpolitischen Kritikpunkten im Bereich Datenschutz und Urheberrecht kommen auch grundlegende Zweifel an der ökonomischen Sinnhaftigkeit des Abkommens. Von dem intransparenten Verhandlungsprozess ganz zu schweigen."
    https://netzpolitik.org/2013/freihandelsabkommen-ttiptafta-okonomischer-nutzen-zweifelhaft/
     


    und hier gehts zur Gemeinwohl-Ökonomie - Das Wirtschaftsmodell der Zukunft [PDF]  Steueroasen finden Sie hier.


    Erlangen gegen TTIP

    Arbeiterwohlfahrt * attac * Ausländerbeirat * Bündnis 90/ Die Grünen * Caritas * DGB * Diakonie * Die Linke * DKP * Dritte Welt Laden * Evang. Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (KDA) * Frauengruppentreff Bildung evangelisch * GEW [PDF] * Greenpeace * Initiative Gewerkschaftsgrün * IGM  * Mieterverein * Sozialforum * SPD * Tafel * VdK * verdi *



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    attac
    "Attac ist die Abkürzung für den französischen Ausdruck "Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der BürgerInnen" (association pour une taxation des transactions financières pour l'aide aux citoyens). Ausgehend von der ursprünglichen Forderung, die so genannte Tobin-Steuer (eine Steuer zur Eindämmung kurzfristiger Börsenspekulation) international einzuführen, befassen wir uns inzwischen mit der gesamten Bandbreite der Probleme neoliberaler Globalisierung. Als Bildungsbewegung mit Aktionscharakter und Expertise bieten wir dazu fundierte Analysen sowie klare und vermittelbare Forderungen."
    __
    attac-Zentrale zu TTIP [Q]

    "TTIP- Elefantenhochzeit für Freihandel stoppen

    Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (Transatlantic Trade and Investment Partnership): Hoch schlagen die Wellen der Begeisterung in Berlin, Brüssel und Washington;  nicht nur Regierungsrepräsentanten der USA und der EU jubeln, auch die Vertreter von Wirtschaftsverbänden auf beiden Seiten des Atlantiks reiben sich die Hände: Die Karten in der globalen Wirtschaft werden neu gemischt.

    Anfang Juli wurde die erste Verhandlungsrunde zur größte Freihandelszone der Welt eingeläutet, zwei weitere Runden folgen noch bis Ende  des Jahres. Eile ist aus verschiedenen Gründen angesagt, wenn das Abkommen 2015 in Kraft treten soll. Zum einen wird nach den Wahlen zum Europäischen Parlament im  Mai 2014 Ende des Jahres eine neue EU Kommission ernannt, zum anderen finden Ende 2014 in den USA die Zwischenwahlen statt und  2015 beginnt die US Präsidentschaftswahlkampagne.

    Die Entscheidung zur Aufnahme von Verhandlungen für einen transatlantischen Binnenmarkt zwischen den USA und der EU fiel vor allem vor dem Hintergrund

    • der seit 2008 andauernden Wirtschaftskrise; Wachstum und Beschäftigung diesseits und jenseits des Atlantik sollen angekurbelt werden.
    • der veränderten Kräfteverhältnisse im Welthandel; EU und USA wollen ihre Position gegenüber aufstrebenden Schwellenländern, insbesondere China, Indien und Brasilien, stärken.
    • der auf Eis liegenden multilateralen Verhandlungen im Rahmen der WTO; als Teil einer Mehrebenenstrategie der EU soll der bilaterale Vertrag  als  sog. "WTO-plus-Abkommen" die dortige Erstarrung auflösen.


    Karten auf den Tisch!
    Auf dem Verhandlungstisch liegt der „größte bilaterale Handelsdeal“ aller Zeiten. Bereits jetzt erwirtschaften die EU und die USA gemeinsam fast die Hälfte des globalen BIP (47 %). Sie stehen für ein Drittel der weltweiten Handelsströme und für einen Markt mit 800 Millionen Menschen.
    Es wird erwartet, dass die Vereinbarungen sich in einem jährlichen BIP-Zuwachs von insgesamt 0,5 % bis 1% des BIP für die EU  niederschlagen. Man erwartet, dass ein besserer Zugang zum US-Markt und eine größere Vereinbarkeit von Regulierungen zwischen der EU und den USA auch dem Lohnniveau zugute kommt und Preise senkt.

    Unter dem beabsichtigten „umfassenden und ehrgeizigen Abkommen“  TTIP ist weit  mehr als eine reine Zollunion zu verstehen, sind doch Zölle bereits jetzt mit durchschnittlich 3% vergleichsweise niedrig.  Angestrebt  ist  eine weit darüber hinausgehende „wirtschaftliche Har-monisierung“ zwischen der EU und den USA. Zugleich soll damit der Weg  für neue globale Standards geebnet werden, d.h. externe Handelspartner der Freihandelszone sollen veranlasst werden, die bilateralen Liberalisierungen zu übernehmen.

    TTIP-Verhandlungen zielen auf Ergebnisse in drei Bereichen:

    Marktzugang

    • Zölle im transatlantischen Handel mit industriellen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen sollen möglichst vollständig abgebaut werden.
    • Dienstleistungssektoren sollen zumindest so weit geöffnet werden, wie dies im Rahmen anderer Handelsabkommen bereits gelungen ist.
    • Für Investitionen soll das höchste Liberalisierungs- und Investitionsschutzniveau erreicht werden, das beide Seiten bisher im Rahmen anderer Handelsabkommen vereinbart haben.
    • das öffentliche Beschaffungswesen der USA soll  auf allen staatlichen Ebenen  geöffnet werden.


    Regulierungsfragen und nichttarifäre Handelshemmnisse

    • „Handelsbarrieren hinter den Zollgrenzen“ werden als größte Hemmnisse für den Freihandel betrachtet; daher sollen diese nicht-tarifäre Handelshemmnisse (Non-Trade Barriers, NTBs) möglichst weit  aufeinander abgestimmt oder gegenseitig anerkannt werden.


    Berücksichtigung der gemeinsamen globalen Herausforderungen und Chancen des Handels  im 21. Jahrhundert

    • Da TTIP Auswirkungen auf globale Handelsströme hat, will man sich mit Bereichen beschäftigen, die einen Beitrag zur Stärkung des multilateralen Handelssystems leisten.
    • Rechte des geistigen Eigentums: Ein hohes Schutzniveau soll aufrecht erhalten und  befördert werden.
    _
    TTIP - ein ehrgeiziges Abkommen des 21. Jahrhunderts?
    Schon jetzt steckt das Wirtschaftsmodell von EU und USA in ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Krisen. Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt sind an der Tagesordnung. Schon jetzt bleiben Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und Finanzmarktkontrolle  auf der Strecke. Der Glaube, dass Konkurrenz und ständiges  Wirtschaftswachstum  den Wohlstand steigern und gesellschaftliche Probleme lösen könne, beherrscht das Denken der Eliten. Getreu der Strategie für ein global wettbewerbsfähiges Europa beharrt die EU  auf dem Wachstumsdogma und ruft nach noch  mehr Handelsströmen, mehr Liberalisierung und Deregulierung im Interesse von Unternehmen.
    Mit TTIP setzt die EU-Kommission erneut auf Geheimverhandlungen unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit und der Parlamente; mit „vertraulich“  ist das Mandat markiert, das die Verhandlungsrichtlinien für die EU-Kommission festgelegt. Die Öffentlichkeit darf sich wieder einmal aus durchgesickerten Papieren informieren.

    Es spricht demokratischen Prinzipien Hohn, wenn die Parlamente nach Abschluss der Ver-handlungen  nur über den gesamten Vertrag mit ja oder nein beschließen können.

    Die im Rahmen der WTO am Widerstand vieler Staaten gescheiterten Themen „öffentliches Beschaffungswesen“ und Schutz von Investitionen werden nun in einem bilateralen Abkommen verhandelt. Regulierungen im Interesse von lokaler Wirtschaftsförderung  können so ausgehebelt werden.
    Investor-Staat-Schiedsverfahren sollen internationalen Konzernen sogar Extra-Klagerechte außerhalb  staatlicher Justiz  und unter Ausschluss der Öffentlichkeit ermöglichen. Investoren sind damit legitimiert, den Schutz von  Verbrauchern, öffentlicher Gesundheit und Umwelt zu untergraben.

    Im Brennpunkt der Verhandlungen werden nicht-tarifäre Handelshemmnisse stehen. Butterweiche Formulierungen zur gegenseitigen Anerkennung der Regulierungssysteme der USA und der EU können nicht darüber hinwegtäuschen, dass  es hier im Kern um tief einschneidende Eingriffe in den Alltag der Menschen geht, wenn bäuerliche Landwirtschaft und  Ernährungssouveränität - Stichwort Genfood, Hormonfleisch und Chlorhühnchen - oder das Vorsorgeprinzip, Verbraucher-, Umwelt- und Gesundheitsschutz im Interesse von Konzernen unter den Tisch gekehrt werden.

    TTIP ist alter Wein in neuen Schläuchen. Freihandels- und Investorenschutz-Rezepte aus dem 20. Jahrhundert nach Art der WTO sind keine Lösung für die aktuellen Herausforderungen. Eine transatlantische Partnerschaft für die sozial-ökologische Transformation sieht ganz anders aus!

    Attac fordert:

    Transparenz statt Geheimdiplomatie: Die TTIP- Verhandlungen müssen auf ein demokratisches Fundament gestellt, Verhandlungs-Dokumente veröffentlicht werden.

    Stopp der „Global Europe“ - Strategie: Die EU-Kommission muss ihre Wirtschaftspolitik an den Bedürfnissen der Menschen und nicht länger an den Interessen der Konzerne ausrichten.

    Keine privilegierte Klagerechte für Konzerne: grundlegende Prinzipien des Rechtsstaats müssen Vorrang vor Profitinteressen von Investoren haben."
    ___


    Querverweise
    Standort: Globaler Aktionstag gegen TTIP. (8. attac-Aktion)
    *
    Zur ersten und Auftaktveranstaltung am 26.10.13.
    Zur 2. Informationsveranstaltung am 18.01.2014.
    Zur 3. Informationsveranstaltung am 17.05.2014.
    Zur 4. Informationsaktion am 11.10.2014.
    Zur 5. Unterschriftsaktion am 29.11.2014.
    6. Informationsveranstaltung zusammen mit der Stadtbibliothek vom 11.2.-10.3.2015.
    7. Informations- und Unterschriftsaktion Erlangen gegen TTIP am 11.04.2015.
    8. Globaler Aktionstag - Erlangen gegen TTIP am 18.04.2015.
    *
    Gemeinwohl-Ökonomie * Neue Werte für die Wirtschaft * Vorbilder * Vorschläge/Alternativen * Manager-Gagen * "Deutschland AG" * Hartz4 * Niedriglöhne & Sklavenarbeit * Projekt ZeitzeugInnen Wirtschaftskrisen in Erlangen * Steueroasenausstellung * Gemeinwohl * Staatslehre des Aristoteles * Politikaxiome * Oligarchie * Globalplayer * Elite & etilE * Kapitalrecht: Unrecht im Namen des Rechts *
    Finanzkrise 2007/8/9, Doku 09-3, 09-4, 10-1, 10-2, 10-3, 10-4, 11-1, 11-2, 11-3, 11-4, 12-1, 12-2, 12-3, 12-4, 13-1, 13-2, 13-3, 13-4, 14-1, 14-2, 14-3, 14-4,
    Medienkritik: 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006.

    * FAQ: Integration & Migration * Überblick Wirtschaftsstatistik * Überblick Staatsverschuldung *
    * Schuldenporträt Erlangen * Eindrücke vom Theater * Eindrücke vom Erlanger Poetenfest * 10 Jahre Offenes Atelier Erlangen * Der Charakter und sein Preis * Ausflug Staffelberg * Sturmspuren im Schlossgarten nach "Emma" * Regionales *
    Psychologische u. sozialpädagog. Hilfe (Beratung) in Nordbayern
      * Google Psychotherapie Mittelfranken. * Google Psychologie Mittelfranken. * Psychologisches Institut FAU Erlangen *
    *
    30 Jahre Psychopraxis - 30 Jahre Partnerschaft.
    *

    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Psychologie Psychotherapie Mittelfranken site: www.sgipt.org
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Globaler Aktionstag gegen TTIP  (für attac Erlangen ist es die 8. Aktion) am 18.04.2015.  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/regional/attac/TTIP/TTIP150418/TTIP08.htm
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    korrigiert: irs 18.04.2015



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    17.05.15  Redebeitrag Rudolf Kunstmann zum Wortungetüm "Regulatorische Kooperation".
    18.04.15  Linkfehlerprüfung erfolgt.