Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    Abteilung Politische Psychologie - Bereich Staatslehre -  Präambel
    IP-GIPT DAS=22.04.2003 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 20.03.14
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
    Mail:_sekretariat@sgipt.org_ Zitierung & Copyright.

    Anfang_Michels Oligarchie_Service_ Überblick_ Relativ Aktuelles_Rel. Beständiges Titelblatt_ Konzept_ Archiv_Region__Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Politische Psychologie, Bereich Staatslehre, und hier spezielle zum Rahmen-Thema:

    Beiträge zur Hollywooddemokratie1) und Oligarchie
    Wie Politik funktioniert wurde von Machiavelli, Michels und Le Bon abschließend geklärt.
     
    Robert Michels (1911, 2. A. 1925).
    Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie
    Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens

    Die Demokratie führt zur Oligarchie, wird zur Oligarchie (S. XVIII)
    "Wer Organisation sagt, sagt Tendenz zur Oligarchie" (S. 25)

    Zusammengestellt und kommentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Zum Begriff der Oligarchie mit Links * Zur Ätiologie der Oligarchie in den Parteien der Demokratie *  "Ist die oligarchische Krankheit der demokratischen Parteien unheilbar? * Kritik * Robert Michels im Internet * Querverweise

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    Robert Michels (9.1.1876 Köln - 3.5.1936 Rom). Siehe auch (Bildquelle). Politischer Soziologe, lehrte in Belgien, Frankreich, USA, Schweiz und Italien. Das Wörterbuch der Soziologie (Hartfiel & Hillmann) charakterisiert kurz und bündig: "Sein Grundthema ist der Widerspruch zwischen der demokratischen Wertordnung und der Realität der politischen Parteien." Eine moderne Fortsetzung findet Michels in dem kritischen Werk von von Arnim.

       Michels treffliche Analysen des Parteiwesens erstaunen heute umso mehr als sie vor rund 100 Jahren schon entwickelt und erstmals 1911 veröffentlicht wurden, als es vielerorts noch gar keine modernen Demokratien gab. Ich sehe die immerwährenden Tendenzen zur Oligarchie aber nicht als ein spezielles Merkmal von modernen Demokratien, sondern grundsätzlich als Merkmal aller Herrschafts- Systeme und Herrschaftsformen an. 
       Oligarchische Strebungen repräsentieren meiner Meinung nach ein Kultur-, ja ein Naturgesetz, weil es im Biologischen als Lebens- und Überlebenswille angelegt ist. Das Oligarchische ist bereits im natürlichen Egoismus und Egozentrismus des Menschen angelegt und sofern er sich vergesellschaftet, findet es in seinen Gemeinschaften und Gesellschaften nur seinen natürlichen Ausdruck. 
      Meine zentrale These ist: Alle menschlichen Gemeinschaften sind bestrebt, oligarchische Herrschaftsstrukturen auszubilden. Die spezielle These Michels ist, daß das Parteienwesen in den modernen Demokratien eine Ausdrucksform politischer Oligarchie ist und, verschärft, daß die Demokratie zur Oligarchie wird. 

    Drei Gründe führen nach  Michels zur Oligarchie (S. XVIII): 

     1. Die menschliche Natur.
     2. Der politische Kampf. 
     3. Die Organisation

    Die offizielle und falsche Schul- und Lehrmeinung ist, daß die Demokratie gerade keine Oligarchie, sondern eben eine Demokratie sei, als ob sich das ausschlösse. Hierdurch wird ein blinder Fleck in Wissenschaft, Erziehung, Lehre und öffentlicher Meinung erzeugt, der dafür sorgt, daß keine wirkungsvollen Vorkehrungen, kein notwendiger Ausgleich und keine angemessenen Kontrollen für erforderlich erachtet und daher auch nicht installiert werden. Das Ergebnis sieht man erst jetzt in dramatischer Weise im Verfall der demokratischen Anliegen, Ideen und Ideale.
        S. 368 gibt Michels eine ätiologische Übersicht (siehe bitte unten), wie es zur Ausbildung von Oligarchien kommt, das keiner weiteren Kommentierung bedarf, da die Benennungen und aufgezeigten Beziehungen für sich selber sprechen. Kritik


    Ätiologie der Oligarchie in den Parteien der Demokratie
    [Gute Therapievorschläge gegen oligarchische Fehl-Entwicklungen enthielt schon Aristoteles' Staatslehre]

    Anmerkung: inamovibles Führertum: vermutlich unbewegliches, d.h. schwer veränderbares Führertum.



    "Ist die oligarchische Krankheit der demokratischen Parteien unheilbar ?" (S. 342)

    "Die politische Organisation trägt zur Macht." Die Teilnahme an der Macht  macht stets konservativ." (S. 343) ... "Mit dem Wachstum der Organisation wird der Kampf um große Prinzipien unmöglich." (S. 343) ... "So wird die Organisation aus einem Mittel zum Zweck zum Selbstzweck. Das Organ siegt über den Organismus." (S. 348).

    Die Beantwortung der Frage "Ist die oligarchische Krankheit der demokratischen Parteien unheilbar ?" (S. 342) läßt in dem Kapitel sehr lange auf sich warten. Mit kühnem Realismus stellt er zunächst gegen allen Idealismus fest:
     

      "Mit der Herrschaft der Führer in den demokratischen und revolutionären Parteiorganisationen muß gerechnet werden und wird von der Handvoll Einsichtigen auch gerechnet. Die Frage lautet nicht: wie ist die Idealdemokraue zu errichten?, sondern vielmehr so: welcher Grad und welches Maß von Demokratie ist a) an sich möglich?, b) im Augenblick durchführbar? und c) wünschenswert?, wobei c) als in das Gebiet der Politik und der Weltanschauung fallend uns an dieser Stelle nicht interessiert. In der angegebenen Fragestellung ist das Grundproblem der Politik als Wissenschaft zu erblicken. Wer das nicht einsieht, auf den trifft der Tadel SOMBARTS ZU, daß er entweder so unerfahren und urteilslos sei, um nicht zu erkennen, daß alle Ordnung und Kultur aristokratisches Gepräge tragen muß, oder so weltflüchtig und verblendet, um zu verkennen, daß die demokratische Flut in unverkennbarem Vordringen begriffen ist (4). Der große Fehler der Sozialisten, der mit ihrer mangelhaften Bildung in psychologischen Dingen zusammenhängt, besteht darin, daß sie neben einem bisweilen übertrieben scharfen Pessimismus in der Beurteilung der Gegenwart einen übertrieben rosigen Optimismus in der Zuversicht auf die Zukunft zur Schau tragen, während der Pessimismus gegenüber einer auf tausendjährige seelische Erfahrung gegründeten Gegenwart logischerweise einen übermäßigen Optimismus auch für die Zukunft nicht aufkommen lassen dürfte, insbesondere eine realistische Auffassung keinen Zweifel darüber lassen kann, daß bei aller hypothetischen Wandlungsfähigkeit das Menschenmaterial, das dem Sozialpolitiker und dem Sozialphilosophen zur Verfügung steht, solcher Art ist, daß es auf absehbare Zeiten nur dem Utopisten Anlaß zur Hofinung auf gründliche Besserung zu geben vermachte."


    S. 375 führt Michels die drei (symptomatischen) Haupttherapien aus:
     

    • "Es liegt im Wesen der Demokratie, die geistige Fähigkeit zur Kritik im einzelnen zu stärken und anzuspornen, wenn auch andererseits die Bürokratisierung ihrer Formen dieser Fähigkeit der Kontrolle in hohem Maße Abbruch tut."
    • "Erhöhte Bildung bedeutet erhöhte Fähigkeit zur Kritik" (S. 376)
    • Immerwährendes Bemühen um die Ideale, das Michels wie folgt als dialektischen Prozeß beschreibt (S. 377f): "Die demokratischen Strömungen in der Geschichte gleichen mithin dem steten Schlage der Wellen. Immer bre[>378]chen sie an der Brandung. Aber auch immer wieder werden sie erneut. Das Schauspiel, das sie bieten, enthält zugleich Elemente der Ermutigung und der Verzweiflung. Sobald die Demokratie ein gewisses Stadium ihrer Entwicklung erreicht hat, setzt ein Entartungsprozeß ein, sie nimmt damit aristokratischen Geist, bisweilen auch aristokratische Formen an und wird dem ähnlich, gegen das sie einst zu Feld zog. Dann entstehen ihr aus ihrem eigenen Schoß neue Ankläger, die sie der Oligarchie zeihen. Aber nach einer Periode glorreicher Kämpfe und einer Periode ruhmloser Teilnahme an der Herrschaft gehen auch sie zu guter Letzt in der alten dominierenden Klasse auf. Jedoch, gegen sie erheben sich nun namens der Demokratie wieder neue Freiheitskämpfer. Und dieses grausamen Spieles zwischen dem unheilbaren Idealismus der Jungen und der unheilbaren Herrschsucht der Alten ist kein Ende. Stets neue Wellen tosen gegen die stets gleiche Brandung. Das ist die tiefinnerste Signatur der Parteigeschichte."


    In drei Worte zusammengefaßt sind die wichtigsten Tugenden und Heilmittel gegen die Oligarchisierung "der" Demokratie:
     

    Kritikfähigkeit Bildung  Bemühen

    Ich würde hinzufügen Radikale Transparenz, Radikale Abschaffung aller Geldtabus und radikale Kontrollmöglichkeiten.



    Kritik

    Der hohe Wert der partei- und demokratiekritischen Arbeit Robert Michels liegt im Aufzeigen der vielseitigen Gefahren, die die demokratische Organistion des Staatswesen für sich selbst bedeutet, d.h. die bahnbrechende Erkenntnis, daß mit der formalen Einrichtung einer Demokratie - von mir karikierend als Hollywooddemokrtie bezeichnet - Idee und Inhalt der Demokratie noch nicht gewährleistet sind - der Irrtum vieler naiver Demokraten.

        Aus allgemeiner und integrativer polit-psychologischer Sicht ist aber jedes Gemeinwesen, jede Staatsform, jede gesellschaftliche Organisation von oligarchischen Gefahren und Fehlentwicklungen bedroht. Neudeutsch heißen die oligarchischen Organisationen Lobby und Interessengruppen (wozu natürlich auch und gerade die Parteien zählen), wobei jede Lobby und Interessengruppe nach - dumme nach maximaler, kluge nach optimaler - Macht und Vorteilen streben.
     
    Entscheidend für die Entwicklung richtiger Demokratien ist daher, daß man die Gefahren 1) erkennt, ihnen 2) vorbeugt, 3) sie wo möglich ausgleicht und wenigstens aber 4) kontrolliert (das sind vier ganz wichtige Heilmittel; andere bei von Arnim). Verleugnet man diese Gefahren und trifft keine wirkungsvollen Vorkehrungen, Ausgleiche und Kontrollen, entwickelt sich zunehmend mehr etwas sehr Gefährliches, in der westlichen Welt derzeit etwa, extrem in den USA, Geld- und Wirtschaftsmacht-Oligarchien im demokratischen Gewand, in demokratischer Verkleidung. Daraus darf man nun freilich nicht den Schluß ziehen, daß die Demokratie abgeschafft werden sollte, was auch Michels nicht tut. Sie ist vermutlich, um mit Churchill zu sprechen,  immer noch die zweitbeste Staatsform - sofern echt - , wobei es die beste nicht gibt. 

        Ebenso gilt aber aus allgemeiner und integrativer polit-psychologischer Sicht, daß menschliche Gemeinwesen und Gesellschaften nicht ohne Führer und nicht ohne Organisation auskommen können. Der Vulgär-Anarchismus, der meint, darauf verzichten zu können gehört ins Reich der utopischen Dummheiten. Es wäre also politisch völlig falsch, Staats- und Gemeinwesen anstreben zu wollen, die auf Führer und Organisation verzichten kann.
     
    Entscheidend ist daher, wie den oligarchischen Tendenzen aller Führer, Organisationen  (Parkinson!) und Interessengruppen vorgebeugt, effektiver Ausgleich und wirkungsvolle Kontrolle installiert werden können. Grundsätzlich ist der Weg durch die drei Schlagworte Michels auch für die heutigen und künftigen Zeiten zwar notwendig, wenn auch nicht hinreichend, bestimmt: Kritikfähigkeit, Bildung, Bemühen (immerwährendes). 

    Tugenden und Heilmittel gegen Oligarchisierung


     
    Kritikfähigkeit Bildung  Bemühen

    Wir fügen hinzu:


     
    Transparenz1) Kontrolle -Geldtabu



    Kleine Linkauswahl (beachte) zu Robert Michels im Internet

    Michels war zunächst bei den Linken, Syndikalisten, Sozialisten engagiert - Mitglied der SPD -  und sympathisierte später mit den italienischen Faschisten, in deren Partei er 1923 eintrat. Sein Hauptwerk wurde  allerdings 10-15 Jahre früher verfaßt. Für seine untadelige wissenschaftliche Haltung spricht sicher auch, daß sich Max Weber nachhaltig für ihn öffentlich eingesetzt hat, weil er ihm als SPD- Mitglied die Habilitation in Marburg und Jena verweigert worden sein soll.

    Biographie: https://www.kfunigraz.ac.at/sozwww/agsoe/lexikon/klassiker/michels/34bio.htm

    Literatur Reformmodelle für die deutschen Parteien: https://www.uni-potsdam.de/u/PolWi_Dittb/lehre/reformmodelle.htm

    Oligarchy: Robert Michels, from Oscar Grusky and George A. Miller, The Sociology of Organizations: Basic Studies. New York: Free Press, 1970, pp. 25-43. Reprinted from Political Parties (New York: Free Press Paperback, 1966), pp. 61-62, 65-73, 81-84, 87-89, 99-100, 103-4, 109-11, 167-68, 170-71, 172-73, 177-80, 364-71.
    https://wizard.ucr.edu/~bkaplan/soc/lib/micholig.html

    Degen, Hans Jürgen: Robert Michels. - In: Lexikon der Anarchie, Bösdorf: Verlag Schwarzer Nachtschatten, 1993
    [ff.], Abtlg. M, S. 1-6. ABSTRACT: INHALT: Äußere Daten / Politische Entwicklung / Theorie der "oligarchischen Tendenzen" / "Die Prophylaxe des Syndikalismus" / Die "Prophylaxe des Anarchismus" / Zur anarchistisch- syndikalistischen Michels-Rezeption / Literatur und Quellen.
    https://www.free.de/dada/dada-l/L0001632.HTM

    Radikale Kritik des Parteiensystems: https://www.graswurzel.net/271/kw-oligarchie.shtml
    Kontext und Leseprobe: "Interessant ist, dass die Menschen die Details gar nicht mehr interessieren. Jede/r weiß, dass mehr vertuscht wird, als aus Wahlkampfzwecken und politischen Ränkespielen an die Öffentlichkeit kommt. PolitikerInnen bereichern sich, und wenn sie sowieso schon von der Arbeit anderer leben. Das wissen alle. Doch die Reaktion darauf ist nicht Revolte, sondern Fatalismus und Gleichgültigkeit ("die machen ja doch, was sie wollen!").
    Die Gleichgültigkeit der wählenden Massen gegenüber ihren politischen Führern ist ein Grundpfeiler, eine Bedingung der parlamentarischen Demokratie. Sonst würde sie gar nicht funktionieren. Sagt Robert Michels, einer der klassischen und radikalsten KritikerInnen des Parteiwesens in der Demokratie. Wer? Der deutsch-italienische Soziologe Robert Michels hat die Herrschaftskritik in den Mittelpunkt seiner Analysen des Parteiensystems gestellt, im Jahre 1911 in seinem Werk "Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie". Das Buch war die Quintessenz seiner anarchosyndikalistischen Lebensphase, die von ca. 1905 bis 1911 reichte. Michels' damals entstandenes "ehernes Gesetz der Oligarchie" gilt heute als ein Klassiker der modernen Parteiensoziologie."

    II. Partei und Organisation: Strukturprobleme der Mitgliederpartei:
    https://www.das-parlament.de/2001/10/Beilage/2001_10_006_4651.html
    Kontext: "Im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts haben sich die Parteien zu "Massenparteien" oder Mitgliederparteien entwickelt: Ihre Organisationsstruktur wird von der mitgliedschaftlichen Basis auf der einen Seite und der "Funktionärsklasse" auf der anderen Seite geprägt. Die Beziehung zwischen beiden Segmenten ist in der Parteienforschung intensiv diskutiert und problematisiert  worden: Grundlegend und immer wieder zitiert findet sich in Robert Michels "ehernem Gesetz der  Oligarchie" die Unterstellung, die hauptamtlichen Funktionäre koppelten sich gegenüber der Mitgliedschaft ab; ähnlich lautete schon zuvor das Ergebnis der Analysen von Moise Ostrogorski. Maurice Duverger hat in den fünfziger Jahren diese These aufgegriffen und auf einer breiteren Materialbasis die Beobachtungen von Michels und Ostrogorski fundiert, wenngleich er die demokratietheoretische Problematisierung weniger stark akzentuiert."

    Robert Kurz: SUBJEKTLOSE HERRSCHAFT: Zur Aufhebung einer verkürzten Gesellschaftskritik
    https://www.krisis.org/r-kurz_subjektlose-herrschaft.html
    Kontext: "Ein Produkt dieser Bemühungen war die Bürokratisierungsthese. In den bürgerlichen Zeitanalysen, die nicht so fixiert waren auf eine bösewichtige Personengruppe namens »Bourgeoisie« wie die marxistische Gebetsmühlenliteratur, spukte schon früh das Stichwort von der »verwalteten Welt«. In Robert Michels' berühmter Soziologie des Parteienwesens(5) und besonders in der Theorie von Max Weber begann sich ein struktureller Begriff der eigentlichen Subjektlosigkeit moderner Herrschaft zu entfalten."





    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Eigener wissenschaftlicher Standort:
     
    . einheitswissenschaftliche Sicht. Ich vertrete neben den Ideen des Operationalismus, der Logischen Propädeutik und einem gemäßigten Konstruktivismus auch die ursprüngliche einheitswissenschaftliche Idee des Wiener Kreises, auch wenn sein Projekt als vorläufig gescheitert angesehen wird und ich mich selbst nicht als 'Jünger' betrachte. Ich meine dennoch und diesbezüglich im Ein- klang mit dem Wiener Kreis, daß es letztlich und im Grunde nur eine Wissenschaftlichkeit gibt, gleichgültig, welcher spezifischen Fachwissenschaft man angehört. Wissenschaftliches Arbeiten folgt einer einheitlichen und für alle Wissenschaften typischen Struktur, angelehnt an die allgemeine formale Beweisstruktur. 
       Schulte, Joachim & McGuinness, Brian (1992, Hrsg.). Einheitswissenschaft - Das positive Paradigma des Logischen Empirismus. Frankfurt aM: Suhrkamp.
       Geier, Manfred (1992). Der Wiener Kreis. Reinbek: Rowohlt (romono).
    Kamlah, W. & Lorenzen, P. (1967). Logische Propädeutik. Mannheim: BI.
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    Wissenschaft [IL] schafft Wissen und dieses hat sie zu beweisen, damit es ein wissenschaftliches Wissen ist, wozu ich aber auch den Alltag und alle Lebensvorgänge rechne. Wissenschaft in diesem Sinne ist nichts Abgehobenes, Fernes, Unverständliches. Wirkliches Wissen sollte einem Laien vermittelbar sein (PUK - "Putzfrauenkriterium"). Siehe hierzu bitte das Hilbertsche gemeinverständliche Rasiermesser 1900, zu dem auch gut die Einstein zugeschriebene Sentenz passt: "Die meisten Grundideen der Wissenschaft sind an sich einfach und lassen sich in der Regel in einer für jedermann verständlichen Sprache wiedergegeben." 
    Allgemeine wissenschaftliche Beweisstruktur und  beweisartige Begründungsregel
    Sie ist einfach - wenn auch nicht einfach durchzuführen - und lautet: Wähle einen Anfang und begründe Schritt für Schritt, wie man vom Anfang (Ende) zur nächsten Stelle bis zum Ende (Anfang) gelangt. Ein Beweis oder eine beweisartige Begründung ist eine Folge von Schritten: A0  => A1 => A2  => .... => Ai .... => An, Zwischen Vorgänger und Nachfolger darf es keine Lücken geben. Es kommt nicht auf die Formalisierung an, sie ist nur eine Erleichterung für die Prüfung. Entscheidend ist, dass jeder Schritt prüfbar nachvollzogen werden kann und dass es keine Lücken gibt. 
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    LK. Laien-Kriterium. Wünschenswert ist weiterhin, dass wissenschaftliche Erkenntnisse Laien erklärbar sein sollten. Psychologisch steckt dahinter: wer einem Laien etwas erklären kann, sollte es wohl selbst verstanden haben. Siehe hierzu bitte auch das Hilbertsche gemeinverständliche Rasiermesser 1900, zu dem auch gut die Einstein zugeschriebene Sentenz passt: "Die meisten Grundideen der Wissenschaft sind an sich einfach und lassen sich in der Regel in einer für jedermann verständlichen Sprache wiedergegeben."
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    1)  Eine Hollywooddemokratie ist phänotypisch (dem Anschein nach) eine Demokratie und genotypisch (in Wirklichkeit) eine Oligarchie der Herrschenden, die sich der WählerInnen bedienen und sie manipulieren. Eine wirkliche Demokratie muß wenigstens vier wesentliche Merkmale erfüllen: 1) die WählerInnen haben ein entsprechendes Wissen und Bewußtsein in Bezug auf die Politik und ihre Umsetzung;  2) der Wählerwille ist auch umsetzbar. 3) es sind Wahlen zwischen echten Alternativen (und nicht nur zwischen Pest und Cholera) möglich; 4) Fehlentwicklungen sind kontrollier- und ausgleichbar; Vorkehrungen sind möglich und werden getroffen.
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    dumme nach maximaler, kluge nach optimaler Macht: Wer alles oder immer mehr und noch mehr will, verliert auf lange Sicht womöglich alles, weil hemmungslose Gier und maßlose Ansprüche zum Widerspruch herausfordern und ins antithetisch umschlagen können. Optimale Macht ist daher häufig maßvoll und nicht maximal und bewahrt sich so das Erreichte.
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    was auch Michels nicht tut: "Die immanenten Nachteile der Demokratie sind nicht zu verkennen. Trotzdem ist als Form die Demokratie von geringerem Übel. Das Ideal wäre eine Aristokratie sittlich guter und technisch brauchbarer Menschen. Aber wo ist sie zu finden?" (S. 377)
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    sofern echt: Demokratisch Pseudo-Demokratien. Ein großer Teil der Diktaturen, Despoten und Tyrannen dieser Welt wahren in ihren Staatsformen den demokratischen Schein. Nicht wenige tragen sogar in ihrem Staatsnamen das Wort "demokratisch" wie einst die DDR (Deutsche Demokratische Republik"), wie z.B. auch das Regime den nun davongejagten Barbaren Saddamm Hussein im Irak oder der mit den USA verbündete Militärdiktator in Pakistan. Hier muß sich erstens klarmachen, daß es 1) grundsätzlich unterschiedliche Formen und Varianten, 2) unterschiedliche Entwicklungsniveaus und 3) unterschiedliche Verkleidungen und Verpackungen gibt. "Demokratie" hat also viele Gesichter und viele Inhalte. Der Gebrauch des bestimmten Artikels inform "die Demokratie" ist daher bereits falsch und täuscht eine qualitative Einheit vor, die es gar nicht gibt (Definitionsproblematik). Demokratie und Demokratie können sich in in einem breiten sowohl qualitativen als auch quantitativen Spektrum bewegen.
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    Transparenz:




    Querverweise
    Standort: Oligarchie (Michels).
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    Wie Politik funktioniert wurde von Machiavelli, Michels und Le Bon abschließend geklärt.
    Überblick Programm Politische Psychologie in der IP-GIPT
      Die Staatslehre des Aristoteles. Ein Leitmotiv für die Organisation der Welt zur Minimierung von Krieg, Terror, Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung (enthält gute Therapien gegen Oligarchien).
      Freiheit. Vom vielfältigen Mißbrauch eines Grundwertes. Eine gesellschaftskritische politpsychologische Attacke (gegen einige oligarchische Fehlentwicklungen).
      Rabiate Politikkritik * PolitikerInnen * Die kritischen Arbeiten von Arnims
    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie. Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens. Der Klassiker von Robert Michels (1911, 2. A. 1925). Reihe Beiträge zur Hollywooddemokratie und Oligarchie. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/politpsy/staatsl/michels.htm
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    korrigiert: irs 21.4.3

    Änderungen - wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft - kleine Korrekturen werden nicht dokumentiert
    20.03.14    Wie Politik funktioniert wurde von Machiavelli, Michels und Le Bon abschließend geklärt.