Das Schulden-Porträt
Theodor Waigel
Finanzminister zur Zeit der Wiedervereinigung
und Europäischen Währungsunion 1989-1998
von Rudolf Sponsel, Erlangen (ohne Gewähr)
* Politbiographie * Schulden-Tabelle * Ergebnis * Kommentar* Materialien: Der Fahrplan zum Euro , Waigel und der Euro, Materialien zur Finanzpolitik Theodor Waigels * Anregung * Ländervergleich * Deutsches Reich * Weimar * Drittes Reich * Bundesbankpräsidenten * Übersicht Schulden-Porträts * Japan * USA 1791-2006 * Querverweise *
Politbiographische Daten Bundesfinanzminister Theodor Waigel 1989-1998 [nach 1=von; 2,3,]
" Lebenslauf / Politischer Werdegang: Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in München und Würzburg. 1963 erstes juristisches Staatsexamen. 1967 Promotion und zweites juristisches Staatsexamen. Gerichtsassessor bei der Staatsanwaltschaft am Landgericht München I. 1969 - 1970 Persönlicher Referent des Staatssekretärs im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und 1970 - 1972 des Bayerischen Staatsministers für Wirtschaft und Verkehr Jaumann. 1961 bis 1970 Kreisvorsitzender der Jungen Union Krumbach. 1967 bis 1971 Bezirksvorsitzender der Jungen Union Schwaben. 1971 bis 1975 Landesvorsitzender der Jungen Union Bayern. 1973 bis 1988 Vorsitzender der Grundsatzkommission der CSU. 1987 bis 1988 Bezirksvorsitzender der CSU Schwaben. Mitglied des CSU-Landesvorstandes seit 1970 und des CSU-Präsidiums seit 1983. Von November 1988 bis Januar 1999 Vorsitzender der CSU. 1966 bis 1972 Mitglied des Kreistages Krumbach. 1978 bis 1980 Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuss für Wirtschaft. Ab Dezember 1980 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Wirtschaft und wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. Oktober 1982 bis April 1989 Vorsitzender der CSU-Landesgruppe und 1. stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion; April 1989 - Oktober 1998 Bundesminister der Finanzen. 1972 - 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages. Im Rahmen von Presseveröffentlichungen zum Insolvenzverfahren von KirchMedia ab 2002 wurde bekannt, das er zu den Politikern zählte, die Leo Kirch durch "Beraterverträge" an sein Unternehmen gebunden hatte." Materialien zur Finzanpolitik Theodor Waigels.
Tabelle: Die Schulden-Leistung Finanzminister
Theodor Waigels 1989-1998
Schuldenporträt seines Chefs: Helmut
Kohl.
Jahr nach
Sek.Dat. Quelle |
Gesamt Absolut Betrag Millionen
Euro |
Steigerung Gesamt in % gegen Vorjahr | Zum Vergleich BIP n. destatis
in Milliarden E. |
Zum Vergleich BIP in %
gegen Vorjahr |
1988 | 242949 | Vorgänger | 1098,50 | Vorgänger |
1989 | 250809 | 3,24 | 1168,30 | 6,35 |
1990 | 277217 | 10,53 | 1274,90 | 9,12 |
1991 [*] | 299608 | 8,08 | 1444,65 | 13,31 |
1992 | 310224 | 3,54 | 1613,20 | 11,67 |
1993 | 350379 | 12,94 | 1654,20 | 2,54 |
1994 [**] | 364289 | 3,97 | 1735,50 | 4,91 |
1995 | 385684 | 5,87 | 1801,30 | 3,79 |
1996 | 426025 | 10,46 | 1833,70 | 1,80 |
1997 | 459686 | 7,90 | 1871,60 | 2,07 |
1998 | 487991 | 6,16 | 1929,40 | 3,09 |
Schulden-
Wachstum |
88-98: 245042 = 101 % |
|
88-98: 830,9 = 75,6 % |
|
Ergebnis Schuldenporträt Finanzminister
Theodor Waigel 1989-1998
Finanzminister Waigel beginnt mit der Verschuldung Bund seines Vorgängers
im Jahre 1988 mit 224 Milliarden und 949 Millionen, bringt es in seinem
ersten Amtsjahr auf 250 Milliarden und 809 Millionen Euro Schulden des
Bundes. Bis 1998 erreicht Waigel 487 Milliarden und 991 Millionen Euro.
Bezogen auf den Ausgangswert seines Vorgängers steigert Waigel die
Schulden des Bundes damit um insgesamt 101%. Nach dem Zinseszinsschätzmodell
ergibt sich eine stetig-jährliche
Schuldenwachstumsrate
von 6,97 %. Berechnet man das arithmetische Mittel
seiner jährlichen prozentualen Zuwachsraten ergeben sich 7,27 %, das
ist weit mehr als die Entwicklung des Wirtschaftswachstums, gemessen im
Bruttoinlandsprodukt (BIP) hergibt: Waigels Vorgänger hört mit
einem BIP = 1 Billion 98 Milliarden und 500 Millionen Euro auf. Unter
Waigel wächst das BIB auf insgesamt 1 Billion 929 Milliarden
und 400 MIllionen Euro an. Das sind bezogen auf den Vorgängerwert
75,6 %. Die Schulden wachsen also - trotz zahlreicher Steuererhöhungen
und Sondersteuern - um rund 25 % mehr. Das BIB wächst nach dem Zinseszinsschätzmodell
mit einer stetigen
Wachstumsrate von 5,63 % und nach dem arithmetischen Mittel der prozentualen
Jahreszuwcäshe um 5,87%. Man kann hier sehr schön sehen, daß
scheinbar nur wenig auseinanderliegende Wachstumsraten in 10 Jahren zu
einem Wachstumsunterschied von 25% führen. Das eben rührt von
der inneren Dynamik der Wachstumformel
her, die alle PolitikerInnen und besondere Finanzminister aus dem ff kennen
und beherschen sollten. Da die Mehrzahl aller PolitikerInnen aus JuristInnen
besteht, ist damit eher nicht zu rechnen.
_
Man beachte bitte auch: Zur Beurteilung, wenn die Neuverschuldung abnimmt oder gar richtig getilgt wird, ob echtes Einsparen vorliegt oder nur mehr Geld durch Tafelsilberverkäufe, Steuermehreinnahmen durch höheres Aufkommen - Wachstum oder Steuererhöhungen (z.B. 1994) - hereinkommt, müssten diese Daten eingearbeitet werden. Außerdem muss zusätzlich an sog. "kreative Buchführung" der PolitikerInnen gedacht werden, um das wahre Ausmaß der Schulden zu verschleiern. (z.B. durch extreme Ausdehnung der sog. "Kassenverstärkungskredite" oder auch die versteckten und teilweise kaum kalkulierbaren zukünftigen Lasten, siehe Staatsverschuldung und Bilanzfälschung. Dazu gehören auch Veränderungen der Kriterien (auch sog. "Revisionen", Beispiel hier). Es wäre Aufgabe der Kontrollorgane und Aufsichtsbehörden (Bundesbank, Rechnungshöfe, Bundesaufsichtsamt für Finanzdienstleistungen), der Steuerzahlerverbände und der kritischen Medien solche Methoden zu unterbinden bzw. transparent und öffentlich zu machen. Siehe bitte: Tatsächliche Verschuldung der Gemeinden. Doch viele "Kontrollorgane" funktionieren gar nicht richtig und sind hoffnungslos verfilzt. |
Kommentar (Allgemeines
zum Schuldenproblem)
|
Wie man sieht, konnte Helmut Kohls Finanzminister Theodor
Waigel so wenig richtig haushalten, sparen und wirtschaften wie sein
Chef., der aufgrund seiner Schuldentollwut
in Rheinland-Pfalz nie hätte Bundeskanzler werden dürfen
und mit seiner extremen Verschuldungspolitik - wie andere Länderchefs
auch - seines Amtes enthoben gehörte. Aber so etwas funktioniert in
Deutschland nicht und deshalb stimmt auch diese Demokratie und dieser Rechtsstaat
nicht. Nebenbei sei erwähnt, daß die weitaus besten Ergebnisse
- zu meiner Überraschung - Lafontaine
auf Länderebene lieferte. Das scheint auch der einzige zu sein, der
in Sachen Ostdeutschland wirklich eigene Ideen hat und rechtzeitig warnte.
Zu berücksichtigen ist natürlich die Wiedervereinigung, die von Kohl mit einem naiven wirtschaftspolitischen Dilettantismus und einer vollständigen Konzeptionslosigkeit - unter tatkräftiger Mithilfe einer schwachen Bundesbank und sogenannter "Wirtschaftsweiser" - betrieben wurde, daß man mit Fug und Recht sagen kann: Kohl war wohl im Nachkriegsdeutschland das größte Unglück für Deutschland, das er wie kein anderer zu einer Amigorepublik deformiert, verschleimt und vermurkst hat. Massenarbeitslosigkeit, Sozialabbau, Aufblähung der Staatsquote, Schuldenwahn, Privatfernsehkloake und allgemeine Volksverdummung (siehe PISA), der völlige Niedergang von Verantwortung und Leistung, Selbstbedienungsmentalität und die Verwahrlosung vermeintlicher Eliten - in Wahrheit etilEn - durch das amigorepublikanische Idiotenprinzip - Wer Mist macht auf höherer Ebene, wird gnadenlos belohnt - geht zu einem beachtlichen Teil auf die Ära Kohl zurück. Es ist geradezu ein Treppenwitz der Weltgeschichte, daß der Kanzler, der wegen der Wiedervereinigung - die ihm in den Schoß fiel und die nicht sein Verdienst ist - in die Geschichte eingehen wird, zugleich als ein großer Totengräber des einst tatsächlich blühenden Westdeutschlands gelten darf. Und Finanzminister Waigel darf sich als sein wichtigster Hilfsarbeiter sehen. Leider Gottes können unsere PolitikerInnen so wenig das Richtige und Wichtige wie unsere Wirtschaftskoryphäen: umsichtig und verantwortlich haushalten, wirtschaften und sparen getreu dem Motto eines ehrlichen Kaufmannes, daß man auf Dauer nicht mehr ausgeben darf als man einnimmt. Doch gilt für die meisten wohl eher die Metapher der vierköpfigen Hydra. Das Ziel der PolitikerInnen, sich und ihren Amigos fortwährend und immer weiter, mehr und noch mehr in die eigenen Taschen zu füllen, erfordert eine fortwährende und weitere, immer mehr und stärkere Staatsverschuldung. Der Geldhunger der Reichen und Superreichen ist grenzenlos. Die plutokratische etilE-Schicht in Deutschland macht ungefähr 1% HauptträgerInnen aus, das sind immerhin 1 Millionen. Wenn 1 Million PlutokratInnen pro Jahr wenigstens 1 Million beanspruchen, so entsteht ein Bedarf von einer Billion Euro. Da bleibt dann für die SozialhilfempfängerInnen und Arbteislosen nicht mehr viel übrig. Und es reicht auch so nicht. Daher muß die Geldmenge (M3) unermüdlich steigen, nicht, um zu investieren, das macht man lieber im billigeren Ausland oder spekuliert lieber an den Börsen. Milliarden für Abfindungen, "Beratungen", "Vorträge", für Rumsitzen, Abnicken runden das kostspielige Trauerspiel ab. Zur Therapie der "Schuldentollwut": Das psychologsiche Grundproblem liegt sicher in der falschenEinstellung und in der Folgenlosigkeit maßlosen Wirtschaftens. Staatsverschuldung hat eine jahrtausende alte Geschichte und Tradition über fast alle Kulturen und Epochen, geht über alle Herrschaftssysteme, über alle politischen Verwaltungsebenen (Gemeinden, Städte, Kreise, Bezirke, Länder, Bund, Nationen) und über alle Parteien hinweg. Sie ist ein grundsätzliches und strukturelles Problem (historisch oft durch Inflationen, Währungsreformen und Kriege entschuldet), das nur durch grundlegende strukturelle Veränderungen lösbar ist: Hierzu bedarf es eines starken öffentlichen Problem-Bewußtseins und einer tiefgreifenden Konditionierung der politischen Massenhirne. Schulden machen, das muss Gefühle wie Scheiße in der Zahncreme hervorrufen: Abscheu und Ekel. Und man muss sich von falschen Eliten (Etilen) und besonders von den Irrlehren der US-etilE-Universitäten lösen - die sind in erster Linie für sich selber da - wie man auch begreifen muss, dass die USA ganz andere natürliche Wachstumsbedingungen haben als Deutschland (Bevölkerungswachstum und Arbeitsplatzentwicklung). Die USA sind weder real noch normativ oder ideal ein Weltmodell, das sollten die USA und wir Europäer und Deutsche möglichst schnell begreifen und akzeptieren. Die Ausbeutung und Zerstörung der Landwirtschaftsbasis der Dritten Welt durch die Globalisierung und die supra-nationalen Egoismen (EU) ist ein politisches Wirtschaftsverbrechen gegen die Menschlichkeit und die Regierungen der führenden Industrienationen gehörten dafür vor ein internationales Tribunal gestellt. Als allererstes sollte bei PolitikerInnen das Geldtabu aufgehoben und radikale finanzielle Transparenz herbeigeführt werden und vielleicht wäre es eine gute Qualitätssicherungsmaßnahme, wenn JuristInnen und BeamtInnen wenigstens eine Quotenbegrenzung bei Wahlen erhielten, um das Allerschlimmste zu verhüten. Die elementar notwendige Grundstellung für eine dauerhaft verantwortliche, solide und vernünftige Haushaltswirtschaft ist: (1) man kann auf Dauer nicht mehr ausgeben als man einnimmt, ohne früher oder später in der exponentiellen Schuldenfalle zu landen (>Eingangsgraphik, was bedeutet ...? );Diese elementaren und banalen Binsenweisheiten - für deren Realisation und Beherzigung ein Studium anscheinend eher hinderlich ist - wollen viele Kämmerer, Finanz"fach"leute und PolitikerInnen nicht einsehen oder es ist ihnen egal. Wir werden daher überwiegend von finanzökonomisch uneinsichtigen Dummköpfen oder von Nach-mir-die-Sintflut-Verwahrlosten - oder von einer besonders ungesunden Mischung aus beiden - regiert. Dummerweise wählen wir diese Leute auch immer noch, so dass man wohl sagen muss: es geschieht uns nicht besser. Doch daraus folgt fatalerweise, dass es wahrscheinlich auch keine Problemlösung (höchstens einer ungewöhnlichen höheren Ordnung) gibt: Denn wenn die grosse Masse der soziologisch-statistisch betrachtet Normalen - inhaltlich betrachtet - die Verrückten sind, dann sind die Verrückten die Normalen und bestimmen, was normal ist. Hier sind zwei paradoxe Erscheinungen beobachtbar: a) Je verantwortlicher, desto verantwortungsloser und, auf gut fränkisch, b) Je g'scheiter, desto blöder. Dies bestätigt sich auch durch eine Analyse der schuldenfreien Gemeinden in Deutschland. Insgesamt dürften diese vernünftig, verantwortlich und solide Wirtschaftenden nicht einmal die 5%-Hürde schaffen. Eine Änderung ist also ziemlich unwahrscheinlich - bis es wirklich nicht mehr geht und alles zusammenkracht. Bei einigen Gemeinden und Ländern scheint dieser Grenzbereich inzwischen recht nahe zu sein (Berlin, Bremen, München), so dass im Zusammenhang damit, dass es einige wenige Prozent ja wollen und können und der faktischen Pleitesituation vieler anderer vielleicht ein wenig Hoffnung gibt, wenn auch der begonnene Ausverkauf der öffentlichen Vermögenswerte noch viel Schlimmeres befürchten lässt. Wann wird ihnen einfallen, den Kölner Dom, die Berliner Luft oder die bayerischen Alpen an "Investoren" - am besten gleich mehrfach - zu verleasen, um für ein paar wenige Millionen, ein paar Tröpfchen auf den heißen Stein für kurze Zeit ihre Zahlungsunfähigkeit hinauszuschieben? Staatsschulden (alt) in 6,5 Jahren nach dem IP-GIPT Modell tilgbar. |
Staatsverschuldung:
Literatur- und Linkhinweise zu Paul C. Martins Arbeiten und dem sog. "Lüftl-Theorem"
Martin, Paul C. & Lüftl, Walter (1984, 2.A.). Die Pleite.
Staatsschulden, Währungskrise und Betrug am Sparer. München:
Langen-Müller.
Das sog. Lüftl-Theorem finden Sie auch praktisch durchgerechnet für die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen hier. Entscheidend für die Problematik ist die Geschwindigkeit des Wachstums, z.B. der Schulden in Beziehung zu den Ressourcen, z.B. BIP, d.i. bei der exp. Regression der Faktor b in: F(X)=A*eb*x |
Die Warnungen Paul C. Martins von vor 20 Jahren bewahrheiten sich inzwischen recht dramatisch, einige Kommunen sind praktisch pleite und die Staatsfinanzen völlig zerrüttet. Es zeigt sich immer mehr, daß die politische, ökonomische gesellschaftliche Entwicklung eigentlich nur noch mit psychopathologischen Mitteln analysiert werden kann. Leider ist das Problem nicht lösbar, weil immer dann, wenn Massenwahnphänomene greifen, besonders in sog. "Demokratien", die Mehrheit bestimmt, was "normal" ist - auch wenn es noch so verrückt ist.
Materialien: Rahmen und Hintergrund
Externe Links zur zeitgeschichtlichen, finanziellen und ökonomischen Situation (Auswahl, beachte):
Europa, Währungs- und Wirtschaftsunion:
Wiedervereinigung:
O-Ton Otmar Issing
"Als ich von diesem, von dieser Idee hörte, muss ich sagen, war
ich geradezu entsetzt."
O-Ton Hans Tietmeyer, ehem. Präsident der Bundesbank
"Dass sozusagen es im Vorfeld der Entscheidung über die Erfüllung
der Konvergenzkriterien jetzt eine Anhebung geben sollte, bei der wir künstlich
uns in eine bessere Position hineinbringen, das konnte nicht sein, denn
dann verloren wir unsere eigene Glaubwürdigkeit."
Aber Finanzminister Waigel will das "Nein" der Bundesbank nicht akzeptieren. Er hält an seiner Idee fest und will das höchste Gremium, den Zentralbankrat, überzeugen.
O-Ton Otmar Issing, ehem. Chef-Volkswirt der Bundesbank
"Die Szene war insofern dramatisch als Bundesfinanzminister Waigel
mit dem Hubschrauber in der Bundesbank eingeflogen ist, an der Sitzung
des Zentralbankrates teilgenommen hat und die Vorstellungen der Bundesregierung
vorgetragen hat und auf den geschlossenen Widerstand des Zentralbankrates
getroffen ist. Für die Regierung war das natürlich eine politische
Niederlage."
Die Notenbank setzt sich diesmal durch. Ein letztes Mal."
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
Waigel, Köhler und die CDU
(Aus
der Süddeutschen, mehr an der Quelle):
"Als sich der Widerstand der Amerikaner als unüberwindlich erwies,
verfiel die Bundesregierung auf Köhler, der damals die Osteuropa-Bank
in London leitete. Das war insofern konsequent, als Köhlers Freund
und Förderer, Ex-Finanzminister Theo Waigel (CSU), den Londoner Posten
für Köhler stets als Durchgangsstation zum IWF gesehen
hatte. » Als Stoltenberg 1982 Bundesfinanzminister unter Helmut
Kohl wurde, brachte er Köhler mit nach Bonn.« Entdeckt hatte
Köhler Waigels Vorgänger Gerhard Stoltenberg. Der holte den Volkswirt,
der als Kind rumäniendeutscher Eltern 1943 auf der Flucht in
Polen geboren worden war, aber im schwäbischen Ludwigsburg aufwuchs,
1981 als Wirtschaftsreferenten in die Staatskanzlei nach Kiel. Der
Historiker Stoltenberg war damals Ministerpräsident und verstand nicht
übermäßig viel von Wirtschaft. Daher war die Stellung
Köhlers von Anfang an nicht zu unterschätzen. Als Stoltenberg
1982 Bundesfinanzminister unter Helmut Kohl wurde, brachte er Köhler
mit nach Bonn. Dort übernahm Köhler 1989 die wichtige Abteilung
Geld und Kredit, womit er genau an der richtigen Stelle saß, als
die Mauer fiel: Köhler arbeitete maßgeblich am Vertrag über
die deutsch-deutsche Währungsunion mit. Anfang 1990 berief ihn Waigel
zum Staatssekretär. In dieser Zeit hat sich Köhler seinen Ruf
als extrem effizienter und belastbarer Fachmann erworben. Er hatte entscheidenden
Einfluss auf den Einigungsvertrag zwischen Bundesrepublik und DDR, auf
die Verträge zum Abzug der Roten Armee aus Ostdeutschland und schließlich
auf den Vertrag von Maastricht über die Europäische Währungsunion.
Gleichzeitig wurde Köhler wichtigster Berater von Kanzler Kohl in
Wirtschaftsfragen und bereitete als „Sherpa“ den Münchener Weltwirtschaftsgipfel
von 1992 vor.
Bereits 1981 war Köhler zwar
in die CDU eingetreten, hatte sich aber nie parteipolitisch profiliert.
Im Oktober 1992 verließ er überraschend die Politik und
wurde Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Der Grund
war ein familiärer: Köhlers Tochter war damals krank, der Familienvater
strebte daher nach mehr Unabhängigkeit. Als oberster Lobbyist der
Sparkasssen focht Köhler ziemlich erfolgreich dafür, deren öffentlich-rechtliche
Struktur beizubehalten. Im Mai 1998 brachte Waigel Köhler schließlich
an die Spitze der Osteuropa-Bank."
Einen Tag vor den Landtagswahlen in Niedersachsen (01.03.1998) veröffentlicht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine Kritik an den vom Bundesfinanzministerium erstellten Finanzbericht, der die Enddaten für die Einführung des Euro enthält. Die Daten sollen geschönt sein. Das DIW sieht sich deshalb veranlaßt, eine Stellungnahme abzugeben. Schäuble und Waigel sind empört über den Bericht. Die Bundesmittel sollen dem Institut - so Waigel - gekürzt werden. Das DIW wiegelt ab, bleibt jedoch bei der Kritik. Im folgenden wird die Stellungnahme dokumentiert. Siehe auch Artikel in der Jungen Welt vom 02.03.1998. Quelle.
Forum Bundestag: Stabilitäts- und Wachstumspakt. Konjunkturbremse oder Garant für den Euro? Wieder einmal steht der Stabilitäts- und Wachstumspakt, der die Verschuldung der EU-Mitgliedstaaten begrenzen und die Stabilität des Euros garantieren soll, zur Diskussion. Gefragt wird, ob in einer Rezession das starre Festhalten an der Haushaltskonsolidierung der richtige Weg ist. Blickpunkt Bundestag hat die vier Fraktionen um einen Kommentar gebeten, ob die Regeln des Vertrags zu starr sind und die Konjunktur bremsen.
br-online:
"Der "Herr der Löcher" wird 65. Theo Waigel feiert heute seinen
65. Geburtstag. Der ehemalige Bundesfinanzminister genießt sein Leben
als "Polit-Rentner". Heute muss er keine Finanzlöcher mehr stopfen,
sondern kann sich wieder seinem Beruf als Rechtsanwalt widmen. Während
seiner Zeit als Politiker managte er die Finanzen der deutschen Einheit
- er nannte diese Zeit einmal "Hundejahre".
Waigel war mehr als neun Jahre Finanzminister
und schaffte damit einen außergewöhnlichen Rekord. Durch die
Wiedervereinigung kamen Schulden in unglaublicher Höhe auf den Bund
zu. Waigel rang mit den Kabinettskollegen um Einsparungen und musste immer
wieder neu auftretende Löcher im Haushalt stopfen. Sein Spitzname
"Herr der Löcher" stammt aus dieser Zeit.
Die
aktuelle Kamera: "Waigel würdigt Währungsunion als Schritt
zur Einheit: Berlin, 30. Juni 2000 - Der ehemalige Bundesfinanzminister
Theo Waigel (CSU) hat die Währungsunion zwischen der Bundesrepublik
Deutschland und der DDR am 1. Juli 1990 als entscheidenden Meilenstein
auf dem Weg zur Deutschen Einheit bezeichnet. "Es war der unumkehrbare
Schritt zur staatlichen Einheit Deutschlands", sagte Waigel in der Bundestagsdebatte
zum zehnten Jahrestag der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion
am Freitag. Die Währungsunion sei für die ausreisewilligen Ostdeutschen
ein Signal zum Bleiben gewesen. Zudem sei sie der Startschuss für
einen ökonomischen Neuanfang und einen Übergang zum Modell der
Sozialen Marktwirtschaft gewesen.
Waigel rechtfertigte den immer noch
umstrittenen Schritt, die ostdeutsche Währung in verschiedenen Wechselkursen
auf einen Schlag in D-Mark einzutauschen: "Der Sprung ins Wasser war unvermeidlich."
Ein festgesetzter Wechselkurs zwischen den beiden Währungen sei politisch
nicht durchsetzbar gewesen und wäre auf den Widerstand aller westdeutschen
Wirtschaftsexperten gestoßen. Auch eine Stufenlösung mit einer
Angleichung der Leistungsfähigkeit beider Systeme schließe sich
im Rückblick aus. Hätte die damalige Bundesregierung so lange
gewartet, gäbe es heute noch keine Wiedervereinigung.
Gleich zu Beginn würdigte Waigel
die Deutsche Einheit als große historische Leistung des damaligen
Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU). Kohl, der der Debatte im Bundestag beiwohnte,
erhielt für diese Bemerkung einen langanhaltenden Applaus der CDU/CSU-Fraktion."
David Marsh, Stellvertretender Vorsitzender
des britischen Investment-Hauses Hawkpoint Partners, in der Zeit:
"Wie wir alle wissen, gibt es bis heute noch keinen Aufschwung aus eigener
Kraft in den neuen Ländern. Weiterhin werden Überweisungen und
Subventionen in Höhe von knapp fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes
der alten Länder benötigt. Die Voraussagen Kohls und Waigels
waren auf Sand gebaut - genauso wie die vieler Repräsentanten
der New Economy heutzutage. Die deutsche Wiedervereinigung war wie die
Entwicklung des Internet ein unaufhaltsamer und vorteilhafter Prozess,
kam aber denjenigen, die schlecht kalkuliert haben, teuer zu stehen. Die
Aussagen vermeintlicher Propheten und Gelehrter - seien sie Politiker oder
Börsenmakler - müssen mit äußerster Vorsicht genossen
werden. Die Menschen, die ihren Vorhersagen blind vertrauen, werden am
Ende mehr verlieren, als sie insgesamt gewonnen haben."
___
Allgemeines zum
Schulden-Syndrom: Das Schuldenproblem hat seinen Ursprung in einer
expansiven
und verfehlten maniformen
Grundeinstellung: mehr, immer mehr und noch viel mehr. Diese grundlegende
Fehleinstellung wird von der plutokratischen Wirtschaft und ihrer falschen
Philosophie des homo oeconomicus, die
ihre pseudowissenschaftliche Rechtfertigung in den amerikanischen
etilE-Universitäten (Harvard,
Princeton,
Yale,
Stanford)
findet, sehr unterstützt. Wachstum
über alles, Wachstum um jeden Preis, Konsum, Konsum, kaufen, kaufen
(wozu letztlich auch die Globalisierung erfunden
wurde, weil die heimischen Märkte grundgesättigt sind). Der Mensch
interessiert nicht oder nur als Konsummaschine, als konditionierte Kaufratte.
Stabilität interessiert nicht. Gerechtigkeit
interessiert nicht. Es geht darum, dass eine kleine radikale Minderheit
von Millionären und Milliardären mehr, noch mehr und noch viel
mehr anhäufen kann. Die Nationalökonomie und Wirtschaftspolitik
wird vollkommen beherrscht von einer plutokratischen
Pseudo-Elite, die weder vom Menschen noch von der Wirtschaft wirklich
etwas verstehen, nur vom in die eigene Tasche raffen, Bilanzfälschungen,
vom Schulden machen, von Börsenspekulation, Luft- und Seifenblasen,
globalem Zocken und einer verantwortungs- und hemmungslosen Manipulation
durch Werbung, Falschinformation und ihrer hollywoodgerechten Aufbereitung
mit Hilfe gewissenloser Medien. Denn dass Deutschland so an den Rand des
finanziellen Ruins getrieben werden konnte, ist wesentlich mit das Werk
seiner unkritischen und willfährigen WirtschaftswissenschaftlerInnen
und der wirtschaftspolitischen Medien, die das Problem seit ca. 35 Jahren
nicht nur verharmlosen und falsch darstellen, sondern an der finanzpolitischen
Verwahrlosung und Verblödung dieses Landes wesentlich Mitschuld haben.
Was bedeutet Staatsverschuldung ganz praktisch ? Schulden erfordern einen Kapitaldienst, d.h. die Begleichung bei Fälligkeit und die Zahlung der Zinsen. Derzeit belaufen sich nach der Zinsuhr des Bundes für SteuerzahlerInnen die Zinsen wie hier ausgewiesen. Am 5.11.6, gegen 14 Uhr, waren dies über 57 Milliarden Euro. Der Bundeshaushalt für 2006 sieht Ausgaben in Höhe von 261,6 Milliarden Euro vor [siehe]. Auf das Gesamtjahr hochgerechnet, ergeben sich rund 66 Milliarden Euro Zinslast für den Bund. Das sind 25,2% der gesamten Ausgaben im Bundeshaushalt allein für Zinszahlungen. Dieses Geld fehlt nicht nur für sinnvolle Ausgaben, aufgrund der Zinseszins- und Wachstumseffekte droht dieser Anteil immer größer zu werden.
Interne Links zum Elite-Problem: * Literaturliste * Generalkritik an der "Elite" * Elite-Meßverfahren * Was sind und wozu brauchen wir "Eliten" (Elite-Universitäten)? * Was bieten amerikanische etilE-Universitäten am Beispiel Wirtschaft?. * Wirtschaftlich motivierte "Elite"-Kritik * Wirtschaftselite in Deutschland * plutokratischer etilE-Papagei Peter Glotz *
Das Peter-Prinzip: "Mir kam der Verdacht, daß meine Schulbehörde in puncto Unfähigkeit kein Monopolbetrieb war. Als ich mich umsah, stellt ich fest, daß es in jeder Organisation eine Anzahl Menschen gab, die unfähig waren, ihrer Arbeit gerecht zu werden." (S. 15). Ein universales Phänomen: "Berufliche Unfähigkeit gibt es überall" (S. 16) "In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen" (S. 19) "Die Arbeit wird von den Mitarbeitern erledigt, die ihre Stufe der Inkompetenz noch nicht erreicht haben." (S. 20)." [mehr: PKW3-04, Überblick Bürokratie, ]
(Faust II, A V, Palast, Mephisto Vers 11187) |
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und wichtigsten kaufmännischen Grundsatz, daß man auf
Dauer nicht mehr ausgeben darf als man einnimmt, also solides wirtschaften
begreifen, verinnerlichen und praktizieren lernen. Wählen Sie niemanden,
der dies nicht kann, beherzigt und zeigt.
PolitikerInnen reden viel, gefällig und selbstgefällig. Achten Sie nicht auf die Worte, denn diese bedeuten nichts, sind meist Werbung, Imagepflege, oft stimmen sie nicht. Achten Sie nur auf die Tatsachen, auf das, was gemacht wird; auf das, was als Ergebnis rauskommt. Und die Verschuldungszahlen sind ein sehr gutes Kriterium für Tüchtigkeit und Verantwortung. Und wer mit Steuer-Geldern nicht richtig umgehen kann, bedient sich womöglich nur selbst, kann also nicht nur nichts, sondern ist sogar eine Gefahr für das Gemeinwohl. Geld wäre genug da: Gehen wir von 1% bestverdienenden OligarchInnen in Deutschland aus, dann ergibt dies bezogen auf 40 Millionen Erwerbstätige 400.000. Schöpfen wir von den auf - im Durchschnitt - mindestens 1 Million Euro geschätzten Einnahmen der 1% Bestverdienenden 50% ab, dann ergäbe dies 400.000 mal 1/2 Million, das macht 200 Milliarden. Bei ca. 1,3 Billionen Staatsschulden wäre Deutschland damit in ca. 6,5 Jahren (alt) schuldenfrei. Derzeit gibt es nach der Datenquelle und Basis Materialband zum ersten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung S. 112, Tab. 1.65, ungefähr 460.000 (Multi) Millionäre in Deutschland. Das hier vorgeschlagene Modell ist also durchaus realistisch, wie hier auch gezeigt wurde: Die Wachstumsrate der Millionäre in Deutschland. |
noch nicht end-korrigiert