Private Verschuldung
Wie der Herr so das G'scherr und nach uns die Sintflut
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Der Sachverhalt: Ein Viertel der verschuldeten deutschen Haushalte ist überschuldet, 2,8 Millionen Haushalte können ihre Kredite nicht zurückzahlen. Und wie es scheint, steigen die Zahlen weiter (aktuell: Medienspiegel, Statistik).
Deutschland wird regiert von Finanz- und Wirtschaftschaoten,
wobei das Prinzip herrscht: wer Mist macht, wird - gegen jedwede Pädagogik,
Vernunft und Psychologie - gnadenlos belohnt, als ob sich alle verschworen
hätten, damit ja kein Lernprozeß in die richtige Richtung stattfindet.
Was Schmölders
- Der Wohlfahrtsstaat am Ende - Adam Riese schlägt zurück - schon
1983 vor knapp 20 Jahren prognostizierte, wird allmählich bittere
und unabwendbare Wirklichkeit: das deutsche Wirtschaftswunder war in seiner
2. und Fortsetzungsphase ab den 1974iger Jahren [siehe bitte Graphik] auf
Sand, d.h. überwiegend auf den gesellschafts- und medienpolitisch
veranlaßten Kaufrausch und auf Schulden aufgebaut (mehr
zur Staatsverschuldung).
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Allgemeines zum Schulden-Syndrom. * > Politische Krankheit Schulden-Tollwut. |
Man sieht, daß etwa bis zur Rezession (Ölkrise) 1974 ein mäßiger Anstieg zu verzeichnen war. Hier kommt der erste qualitativ bedeutsame Anstieg, der zweite dann mit der Vereinigung 1989/90 und die letzte große Steigerung 1995. Genaue Zahlen siehe bitte hier. Im Jahr 2000 mußte 1/6 des Bundeshaushalts, 80 DM Milliarden allein für Zinszahlungen aufgewendet werden. Die Schulden- tollwut ist im übrigen völlig unabhängig von der politischen Partei: ob gelb, grün, rot oder schwarz: im Geldausgeben, das ihnen nicht gehört, sind alle Meister: Nach uns die Sintflut, heißt das Motto. |
Wahlen gewinnt man am sichersten mit verantwortungslosen Wahlversprechen und so bekam das Volk, was es verdiente: Finanzabenteurer, Dünnbrettbohrer, Gaukler, Filzokraten, Amigos und hemmungslos verstrickte Staatsausbeuter, was sich in unvorstellbarem Ausmaß bei der Wiedervereinigung und beim Aufbau Ost zeigte. Die Zeche aber zahlen andere. So muß es sein: Wer Mist macht, wird belohnt. Wer sich auf die staatliche Rente verlassen hatte, ist verlassen. Wer sich auf das Arbeitsamt verließ, ist ebenfalls verlassen. Und wer sich auf Lohnverzicht einließ, um Arbeitsplätze zu ermöglichen, wurde ebenfalls angeschmiert. Wer sich auf die blühenden Landschaften Kohls verließt, war angekohlt. So könnte die Kombination aus Anschmieren, Wahn und Geld zum Stichwort des Jahrhunderts werden: Schmiergeldwahn, woraus sich vielleicht eine neue Nationalhymne machen läßt (Amigos, Schuldengeld und Wahn / für das Deutsche Vaterland / ...).
Der Staat ist wie die Banken und das Gesundheitsunwesen u.v.a. ein Vinanzvampir geworden mit einer unstillbaren Gier nach Geld und noch mehr Geld. Und so haben die Parteien und Regierungen im strengen Schulterschluß mit der Wirtschaft, den Banken und mit ihrer Propagandamaschinerie öffentliche Medien und Fernsehen auch ihr Volk "erzogen": kaufen um jeden Preis, gezahlt wird später durch andere oder nie. Hierzu fällt mir nur noch Goethe ein: Wenn die Eltern erzogen wären, könnt' man erzogene Kinder gebären. Doch unsere PolitikerInnen sind nicht erzogen, schlimmer noch, sie sind weitgehend verwahrlost, was sie durch ihr Auftreten aber gut zu verbergen wissen. Doch man sollte Menschen nicht an ihrem Schein, an ihrer Verpackung und schönen Reden messen, sondern an ihren Taten, daher empfiehlt die Bibel wohl zurecht und sehr weise: an ihren Taten sollt ihr sie erkennen. Und das ist nun wohl allmählich der Fall.
Daher wundert es natürlich niemand, daß die verantwortungs- und hemmungslose Verschuldungspolitik, die uns BürgermeisterInnen, Abgeordnete und Regierungen, MinisterpräsidentInnen und Kanzler vormachen, auf die privaten Haushalte und Menschen durchschlägt. Allerorts müssen Schuldnerberatungen (Hilfe hier) eingerichtet werden, weil dieses Land und Volk offenbar nicht weniger partiell verrückt ist als seine politische Führungsspitze: Ein Volk, viele Führer, doch ein Schulden- Wahnsinn. Natürlich war es keiner, kann keiner was dafür: Da ist es die Rezession, dort die Ölkrise, hier die Vereinigung, und als Generalentschuldigung läßt sich inzwischen die Globalisierung anführen. Ein anständiges deutsches Unternehmen zahlt eben keine Steuern hierzulande. Und es produziert eben dort, wo es am billigsten ist. Leistung heißt vor allem, andere für sich arbeiten und - zahlen zu lassen, das ist die neue Globalisierungs- und allgemeine Staatsmoral. Damit nicht genug, muß man auch noch Unerfahrene in die neuen Märkte jagen (60 % Prozent Verlust dieses Jahr, streckenweise über 90 % seit dem Sturz - längst vor dem WTC): die Börse braucht Kanonenfutter, wer könnte sich besser eignen als die KleinaktionärIn. Und wieder sind die Seifenblasen vom schnellen großen Geld geplatzt.
Literaturauswahl
zur Psychologie und Psychopathologie zum Geld und seiner Handhabung
Doch wo kommen diese Fehl- Einstellungen her: 1)
kaufen auf Pump, kaufen auf Pump und noch nochmals und noch mehr kaufen
auf Pump und sei es noch so ein Unfug? Und 2) das Geld liegt auf der Straße,
man muß es nur sehen und aufheben? 3) Zum Arbeiten und Leisten sind
in erster Linie andere da und wer ehrlich ist, ist selber schuld?
Nun, diese Fehleinstellungen berühren natürlich
in uns tiefsitzende Wünsche, Motive und Bedürfnisse. Wer wäre
nicht gern großartig? Wer verfügte nicht gern beliebig über
Geld? Wer ließe sich nicht gern bedienen? Wer entginge nicht gern
Unangenehmem und der Verantwortung, vor allem wenn es schief geht? Wer
suchte nicht gern Sündenböcke?
Die moderne Hollywooddemokratie wird durch ihren obersten Götzen, den Anschein und Schein bestimmt. Aber nicht nur die westlichen Industriegesellschaften beruhen auf dem Prinzip: es kommt vor allem darauf an, gut dazustehen. Das gilt im Grunde für alle, und zwar umso mehr, je mehr Macht, Status und persönlicher Vorteil mitspielt. Schon in der Antike fiel z.B. beim Multimillionär Seneca auf, daß er, ein großer Schlemmer und Genießer, reich und berühmt, die Askese predigte. Viele Bischöfe, Kardinäle und Päpste hatten ihre Mätressen, was natürlich nicht an die große Glocke gehängt wurde. Vielleicht eignet sich daher folgende einfache Faust- Regel zur Interpretation, was PolitikerInnen meinen: einfach umdrehen. Sagt eine PolitikerIn, daß keine Staatskrise drohe, ist es gut möglich, daß wir uns mitten darin befinden. Spricht eine PolitikerIn davon, wie mündig doch das Volk sei, so heißt das wohl meistens, daß sie sich freut, das unmündige Volk mal wieder reingelegt zu haben. Der im übrigen am meisten mißbrauchte Begriff ist das Wort Freiheit.
noch nicht end-korrigiert