Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=01.02.1998 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 29.01.14
Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20  D-91052 Erlangen
Mail:_sekretariat@sgipt.org_Zitierung & Copyright

Anfang  Kostenexplosion  Datenschutz_ Überblick _ Rel. Aktuelles _Rel. Beständiges_Titelblatt_ Konzept_Archiv _Region
Service_iec-verlag  Mail:  sekretariat@sgipt.org   Zitierung  &  Copyright

Willkommen in der Abteilung Gesundheitskosten, Gesundheitssystem, Kostenexplosion, Gesundheitspolitik aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychologie, Psychopathologie, Psychoadiagnostik und Psychotherapie:

Mathematisch-ökonomische Analyse der Kostenexplosion im Gesundheitswesen in Beziehung  zum Wachstum des Bruttosozialprodukts

Analyse und Lösungsvorschläge der
Allgemeinen und Integrativen Psychologischen PsychotherapeutInnen
von Dr. phil. Rudolf Sponsel, Erlangen
Wichtige Querverweise zur Kostenentwicklung in der Psychotherapie

 
    Zusammenfassung: Kostenentwicklungen sind normale, gewöhnlich exponentiell verlaufende Wachstumsprozesse. Sie werden dann gefährlich, wenn der Wachstumsfaktor der Finanzressourcen, im allgemeinen sinnvoll durch das Bruttosozialprodukt (oder das Bruttoinlandsprodukt) schätzbar, kleiner ist, also weniger wächst, als der Wachstumsfaktor der Zielgröße, hier die Gesundheitskosten. Es wird gezeigt, daß der Wachstumsfaktor der Gesundheitskosten stärker als der der Finanzressourcen wächst. Damit ist klar, daß das System auf mittlere Sicht (10 - 20 Jahre) rein aus mathematisch-ökonomischen Gründen kollabieren muß und sich damit selbst aufhebt. Es werden nach Watzlawick einige Lösungsvorschläge 2. Ordnung gemacht:
  1. mehr Markt und Wettbewerb;
  2. Senkung der Arztdichte (statt 1 : 280 würde 1: 500 die Kosten um 1/3 senken);
  3. mehr Transparenz, Kontrolle und Kooperation und damit weniger Wirtschaftskriminalität;
  4. mehr Selbstverantwortung;
  5. weniger Ansprüche und
  6. ein ganzheitliches human-heilkundliches Verständnis vom Menschen in seiner psychosozialen Vernetzung. Wir alle müssen verantwortlicher handeln lernen.
I.  These:


Das Gesundheitssystem muß zwangsläufig aus rein mathematisch-ökonomischen Gründen kollabieren, wenn der Wachstumsfaktor der Gesundheitskosten den Wachstumsfaktor der Finanzressourcen, hier durch das Bruttosozialprodukt geschätzt, übersteigt.
 II. Einführung

Die allermeisten Kostenentwicklungen repräsentieren Wachstumsprozesse, haben
also, mathematisch betrachtet exponentiellen Charakter. So normalerweise auch die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen. Daran ist prinzipiell nichts Ungewöhnliches und es ist mathematisch-ökonomisch gesehen ein ganz "natürlicher" und zu erwartender Prozeß. Kritisch wird die Situation erst, wenn der Wachstumsfaktor der Gesundheitskosten den Wachstumsfaktor der Finanzressourcen, hier geschätzt durch das Bruttosozialprodukt (BSP), übersteigt. Dann muß auf mittlere bis lange Sicht das System rein aus mathematisch-ökonomischen Gründen kollabieren. Es läßt sich dann zeigen, in wieviel Jahren, theoretisch und wenn die Parameter gleich bleiben, jede Mark des BSP von den Gesundheitskosten aufgebraucht würde. Aufgrund der dramatischen Entwicklung in den 90er Jahren ist zu vermuten, daß das finanzielle Ressourcensystem mit 12 - 14 % Anteil am Bruttosozialprodukt an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angelangt ist. Mehr desselben an Gesundheitskosten bedeutet zwangsläufig eine Systemveränderung (Lösung 2. Ordnung), m. a. Worten, das Gesundheitssystem muß - rein aus mathematisch-ökonomischen Gründen - von Grund auf reformiert werden. Und das wird zwangsläufig geschehen. Das können letztlich keine Lobbies und auch keine PolitikerInnen verhindern, so sehr sie es auch wollen mögen. Der systemimmanente Kollaps ist programmiert.

III.  Methode



Mit Hilfe der exponentiellen Regressionsanalyse berechnen wir die Wachstumsfaktoren der Gesundheitskosten und des Bruttosozialprodukts und vergleichen sie.

1   Entwicklung des Bruttosozialprodukts

nach Quellen der Deutschen Bundesbank (1) "40 Jahre Deutsche Mark - Monetäre Statistiken 1948-1987", Frankfurt 1988, Seite 5 und (2) Monatsberichte der Deutschen Bundesbank Juni 1995, Seite 61, IX Konjunkturlage (Bruttosozialprodukt zu Marktpreisen), Angaben in Milliarden, lies z. B. 2748.492  als Zwei Billionen 748 Milliarden und 492 Millionen.

Exponentielle Regressionsgleichung   F(X)=A*eb*x , wobei A den Anfangswert, e die Eulersche Zahl, b den Wachstumsfaktor und x die Anzahl der Jahre symbolisiert.

Ergebnis der Exponentiellen Regression    F(X)=A*eb*x

A= 139.65614 (Anfangswert),     b = 0.074490611 (Wachstumsfaktor) mit einem Korrelationskoeffizient r = 0.99334653 und einer Standardabweichung von s = 0.11473687

1.2  Berechnetes Bruttosozialprodukt 1950 - 2030 (BRD)


X= 1950   Y= 139.65614     X= 1968   Y= 533.79626    X= 1986   Y= 2040.2859
X= 1951   Y= 150.45648     X= 1969   Y= 575.07752    X= 1987   Y= 2198.0719
X= 1952   Y= 162.09206     X= 1970   Y= 619.55127    X= 1988   Y= 2368.0603
X= 1953   Y= 174.62749     X= 1971   Y= 667.46441    X= 1989   Y= 2551.1948
X= 1954   Y= 188.13235     X= 1972   Y= 719.08292    X= 1990   Y= 2748.492
X= 1955   Y= 202.6816       X= 1973   Y= 774.69337    X= 1991   Y= 2961.0473
X= 1956   Y= 218.35603     X= 1974   Y= 834.60445    X= 1992   Y= 3190.0405
X= 1957   Y= 235.24265     X= 1975   Y= 899.14878    X= 1993   Y= 3436.7431
X= 1958   Y= 253.43519     X= 1976   Y= 968.68466    X= 1994   Y= 3702.5244
X= 1959   Y= 273.03466     X= 1977   Y= 1043.5981    X= 1995   Y= 3988.8599
X= 1960   Y= 294.14986     X= 1978   Y= 1124.305      X= 1996   Y= 4297.3393
X= 1961   Y= 316.898         X= 1979   Y= 1211.2534    X= 1997   Y= 4629.675
X= 1962   Y= 341.40538     X= 1980   Y= 1304.9259    X= 1998   Y= 4987.712
X= 1963   Y= 367.80804     X= 1981   Y= 1405.8427    X= 1999   Y= 5373.4379
X= 1964   Y= 396.25256     X= 1982   Y= 1514.5639    X= 2000   Y= 5788.9939
X= 1965   Y= 426.89685     X= 1983   Y= 1631.693      X= 2010   Y= 12193.032
X= 1966   Y= 459.91101     X= 1984   Y= 1757.8803    X= 2020   Y= 25681.496
X= 1967   Y= 495.47833     X= 1985   Y= 1893.8264    X= 2030   Y= 54091.488
2  Ausgaben für Behandlung in Milliarden DM


Daten-Quelle: Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit Band 3 (1991)
"Daten des Gesundheitswesens"  S. 258. Baden-Baden: Nomos. Zeile "Behandlung",
also alle Behandlungs-Leistungen (ambulant, stationär, Arzneien & Zahnersatz)

Vorgegebene Werte 1970, 1975, 1980, 1983-1989, alle anderen Werte mit Hilfe der exponentiellen Regression errechnet.

2.1  Reale Behandlungskosten 1970 - 1989


Exponentielle Regressionsgleichung   F(X)=A*eb*x , wobei A den Anfangswert, e die Eulersche Zahl, b den Wachstumsfaktor und x die Anzahl der Jahre symbolisiert.

Ergebnis der Exponentiellen Regression F(X)=A*eb*x
A= 44.272949 (Anfangswert),    b= 0.076322844 (Wachstumsfaktor) mit einem Korrelationskoeffizient r = 0.967981 und einer Standardabweichung von s = 0.12752388.
 
 

2.2  Berechnete Behandlungskosten 1970 - 2030



 2.3  Ausgaben für Stationäre Behandlung in Milliarden DM



Daten-Quelle: Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit Band 3 (1991)
"Daten des Gesundheitswesens"  S. 258. Baden-Baden: Nomos. Zeile "Stationäre Behandlung"
 
 

2.3.1   Reale Stationäre Behandlungskosten 1970 - 1989

1970  11.778         1975  27.498         1980  39.144         1983  46.334
1984  48.287         1985  51.331         1986  54.016         1987  55.930
1988  58.214         1989  60.310

Exponentielle Regressionsgleichung   F(X)=A*eb*x , wobei A den Anfangswert, e die Eulersche Zahl, b den Wachstumsfaktor und x die Anzahl der Jahre symbolisiert.

Ergebnis der Exponentiellen Regression F(X)=A*eb*x
A= 15.183489 (Anfangswert),  b= 0.079321625 (Wachstumsfaktor) mit einem Korrelationskoeffizienten r = 0.96323668 und einer Standardabweichung von s = 0.14254164.

2.3.2  Berechnete Stationäre Behandlungskosten 1970 - 2030

X= 1970  Y= 15.183489        X= 1983  Y= 42.580214       X= 1996  Y= 119.41094
X= 1971  Y= 16.436923        X= 1984  Y= 46.095315       X= 1997  Y= 129.2686
X= 1972  Y= 17.793831        X= 1985  Y= 49.900596       X= 1998  Y= 139.94004
X= 1973  Y= 19.262755        X= 1986  Y= 54.020012       X= 1999  Y= 151.49244
X= 1974  Y= 20.852943        X= 1987  Y= 58.479496       X= 2000  Y= 163.99851
X= 1975  Y= 22.574404        X= 1988  Y= 63.307121       X= 2010  Y= 362.5178
X= 1976  Y= 24.437976        X= 1989  Y= 68.533279       X= 2020  Y= 801.3436
X= 1977  Y= 26.455391        X= 1990  Y= 74.190868       X= 2030  Y= 1771.3656
X= 1978  Y= 28.639348        X= 1991  Y= 80.315505
X= 1979  Y= 31.003596        X= 1992  Y= 86.945746
X= 1980  Y= 33.563018        X= 1993  Y= 94.12333
X= 1981  Y= 36.333728        X= 1994  Y= 101.89344
X= 1982  Y= 39.333166        X= 1995  Y= 110.30499
 
 

IV  Diskussion der Ergebnisse
(vergleichende exponentielle Regressionen)



Die Bombe Finanzvampirus tickt
Vergleich der exponentiell wirksamen Wachstumsfaktoren