Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPTDAS=18.01.2017 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 30.05.17
Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
E-Mail: sekretariat@sgipt.org _ Zitierung & Copyright
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Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Psychiatrie und Umfeld, Bereich:
Auftakt 17.01.17 * Fortsetzung 18.01.17 * 19.01.17 * Gegen-Gutachter Bauer *
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Medienberichte (Auswahl, teilweise kritisch analysiert) ... []
"Psychiatrischer Gutachter im NSU-Prozess Verbergen, verschleiern,
täuschen. Monatelang hat Henning Saß sie beobachtet, gemustert,
analysiert: Sein Gutachten über Beate Zschäpe gilt als zentraler
Bestandteil im NSU-Prozess. Der Angeklagten droht nicht weniger als die
Entlarvung eines Schauspiels. ... [Spiegel 17.01.17]
"Es gebe keine Hinweise dafür , dass Zschäpe jemals an einer relevanten psychischen Störung gelitten habe, trug Saß nun vor. Auch in Hinblick auf ihren Alkoholkonsum gebe es "nichts Verdächtiges für ein Suchtgeschehen"." | Die Datengrundlage für diesen Befund - keine relevante psychische Störung - teilt der Spiegel nicht mit. Ich fürchte, sie fehlt auch bei Sass. |
"Mit Blick auf Partnerschaften von Zschäpe nahm der Sachverständige unter anderem Bezug auf die Aussage ihres Cousins. Dieser hatte die Vermutung geäußert, Zschäpe habe ihre Weggefährten Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt "im Griff" gehabt. Wenn dies zutreffe, so Saß, würde diese Beobachtung "für Stärke und Selbstbewusstsein" Zschäpes im Kontakt nach außen und gegenüber männlichen Partnern sprechen." | Wenn ... würde ... Hörensagen
_ _ _ _ _ _ _ |
"Saß ging auch auf Zschäpes Erklärungen ein, sie habe heftig reagiert, wenn sie stets erst im Nachhinein durch Mundlos und Böhnhardt von den Morden erfahren habe, die dem NSU zur Last gelegt werden. Zschäpes Formulierungen, so Saß, würden "recht formal und unpersönlich" wirken. Es gebe Hinweise "für egozentrische, wenig empathische und externalisierende Züge"." | Was folgt aus "formal und unpersönlichen" Erklärung
in einem Mordprozess vor Gericht?
_ Die Datengrundlage für diesen "Befund" - egozentri- sche, wenig empathische und externalisierende Züge - teilt der Spiegel so wenig mit wie eine Erklärung und Bedeutung "externalisierende Züge". _ |
"Saß ging auch auf die Kritik von
Zschäpes Verteidigern ein, seine Expertise entspreche nicht den wissenschaft-
lichen Standards - Zschäpe hatte sich geweigert, mit ihm zu sprechen.
Es komme immer wieder vor, dass eine Exploration nicht möglich sei
und sich der Gutachter
daher auf Informationen aus der Hauptverhandlung stützen müsse, so Saß. Es liege viel Material aus der Hauptverhandlung vor. Der Vorwurf eines angeblich fern- diagnostischen Gutachtens sei deshalb "tendenziös und irreführend". |
Welche Material bietet die Verhaltensbeobachtung in der
Hauptverhandlung? In der Hauptsache nur vieldeutiges nonverbales Ausdrucksverhalten
(Haltung, Mimik, Gestik, Stimme falls einmal etwas gesagt wird) und Einlassungen
oder Erklärungen, sofern welche gegeben werden.
Das ist eine außerordentlich dünne Basis, die darum ganz besonders gut durch Daten zu belegen ist. _ _ _ |
"Eine schwache
Persönlichkeit der Angeklagten etwa vermag Saß nicht zu erkennen.
Vielmehr macht er bei ihr die Bereitschaft "zur kämpferischen Selbstbehauptung,
zu einer nahezu feindselig durchgehaltenen Beharrlichkeit und zum erfolgreichen
Durchstehen massiver zwischen- menschlicher Konfliktlagen aus" - Saß
bezieht dies in diesem Fall auf ihr Verhalten gegenüber ihren Altver-
teidigern, mit denen Zschäpe schon seit Monaten nicht mehr spricht.
Er beruft sich zudem auf einen Brief Zschäpes, den sie aus der Untersuchungshaft
heraus
einst an einen damaligen Neonazi schrieb. Als "kleinen Gockel" bezeichnete sie darin den Adressaten." |
Hier ist die Frage, ob Verhaltensweisen - gegenüber
den Altverteidigern - aus dem Gerichtssaal genügen, sehr starke Allgemeinen
Ableitungen für die Persönlichkeit im Lebensverlauf vorzunehmen?
Sehr schwach ist auch der Beleg, einen Neonazi in einem Brief aus der Untersuchungshaft, als "Kleinen Gockel" bezeichnet zu haben. Vielleicht hat er mehr und ausreichendes zusammentragen. Das, was der Spiegel berichtet, ist jedenfalls außerordentlich dünn. _ _ |
"Die Analyse von Saß: Zschäpe gebe sich gegenüber Männern überlegen, dieser Eindruck habe sich auch durch verschiedene Zeugenaussagen bestätigt. Der Angeklagten attestiert der Gutachter eine "Tendenz zu Dominanz, Härte, Durchsetzungsfähigkeit"." | Die Überlegenheit gegenpüber Männern wird
im
Spiegelbericht wie auch die "Tendenz zu Dominanz, Härte, Durchsetzungsfähigkeit" zwar behauptet, aber nicht konkret belegt. _ |
"Saß macht auf einen weiteren Widerspruch aufmerksam: Zschäpe hatte vor Gericht erklären lassen, dass sie ihre Situation im Untergrund schon früh als ausweglos empfunden und durchgängig emotional bedrückt gewesen sei. Aussagen von Urlaubsbekanntschaften und langjährigen Wohnungsnachbarn stünden dem entgegen, so Saß." | Auch dieser psychologisch etwas abenteuerlich anmutende
Zusammenhang wird nicht genau belegt. Gerade4 Saß sollte um das geflügelte
Huber zugeschriebene Wort
wissen: die meisten depressiven Menschen sind die meiste Zeit ihres
Lebens nicht depressiv.
_ |
"Sollten die Mundlos und Böhnhardt zur Last gelegten Morde das Gewissen Zschäpes tatsächlich in einem solchen Maße belastet haben, wie es die Angeklagte in ihren Erklärungen angab, "so wäre das schwerlich mit den Eindrücken zu vereinbaren, die ihr Verhalten in den damaligen Jahren auf die verschiedenen Zeugen gemacht hat". " | Ich glaube Zschäpes Selbstdarstellung zwar auch nicht.
Aber es gehört sich ordentlich belegt und begründet. Vielleicht
hat Saß das gemacht, dem Spiegelbericht ist davon aber nichts zu
entnehmen. Psychodiagnostische "Eindrücke" von Zeugen sind auch nur
ein Hörensagen.
_ _ |
"Der Sachverständige macht am Mittwoch zudem deutlich, dass von Zschäpe auch nach dem Selbstmord von Mundlos und Böhnhardt eine hohe Gefahr ausgehen könnte. Dies sei dann der Fall, wenn Zschäpe, wie es die Anklage formuliert, eine gleichberechtigte Partnerin innerhalb des NSU gewesen sei. "Vergleichbare Konstellationen könnten erneut eintreten", so Saß." | Könnte, könnte ... wenn.
Das ist wohl immer wahr und hat keinen wirklichen Erkenntnis- und Aussagewert. _ _ _ _ |
""Hypothesen und Überlegungen, die nicht für andere bestimmt sind" Der psychiatrische Experte im NSU-Prozess verweigert Zschäpes Verteidigern Einblick in seine Notizen. Die hoffen zu erfahren, warum das Gutachten so unvorteilhaft ausgefallen ist. ... Die langjährigen Verteidiger von Zschäpe - Anja Sturm, Wolfgang Stahl und Wolfgang Heer - sehen das sehr anders. Sie wollen nachvollziehen, anhand welcher konkreten Verhaltensweisen ihrer Mandantin der Psychiater zu seinem für Zschäpe verhängnisvollen Ergebnis gekommen ist. Die Anwälte wollen wissen, was genau der Psychiater bei Zschäpe beobachtet und wie er es bewertet hat. ... " [SPON 7.2.17]
"NSU-Prozess Zschäpe
will doch mit Psychiater sprechen Die mutmaßliche Rechtsterroristin
Zschäpe will sich wohl doch psychiatrisch untersuchen lassen. Das
wurde am Rande des NSU-Prozesses bekannt. Allerdings stellt Zschäpe
offenbar mehrere Bedingungen. Ein erstes Gutachten war wenig positiv für
sie ausgefallen. ... " [ARD 16.02.17]
Anwalt: Zschäpe ist schuldunfähig
Die Nürnberger Nachrichten melden a, 31.03.2017, S. 5:
Weitere Literaturquellen (Auswahl) siehe bitte auch hier und da.
Psychiatrie in der IP-GIPT
. | einheitswissenschaftliche
Sicht. Ich vertrete neben den Ideen des Operationalismus, der Logischen
Propädeutik und einem gemäßigten Konstruktivismus
auch die ursprüngliche einheitswissenschaftliche Idee des Wiener
Kreises, auch wenn sein Projekt als vorläufig gescheitert angesehen
wird und ich mich selbst nicht als 'Jünger' betrachte. Ich meine dennoch
und diesbezüglich im Ein- klang mit dem Wiener
Kreis, daß es letztlich und im Grunde nur eine
Wissenschaftlichkeit gibt, gleichgültig, welcher spezifischen
Fachwissenschaft man angehört. Wissenschaftliches Arbeiten folgt einer
einheitlichen und für alle Wissenschaften typischen Struktur, angelehnt
an die allgemeine
formale Beweisstruktur.
Schulte, Joachim & McGuinness, Brian (1992, Hrsg.). Einheitswissenschaft - Das positive Paradigma des Logischen Empirismus. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Geier, Manfred (1992). Der Wiener Kreis. Reinbek: Rowohlt (romono). Kamlah, W. & Lorenzen, P. (1967). Logische Propädeutik. Mannheim: BI. |
Wissenschaft [IL] schafft Wissen und dieses hat sie zu beweisen, damit es ein wissenschaftliches Wissen ist, wozu ich aber auch den Alltag und alle Lebensvorgänge rechne. Wissenschaft in diesem Sinne ist nichts Abgehobenes, Fernes, Unverständliches. Wirkliches Wissen sollte einem Laien vermittelbar sein (Laienkriterium). Siehe hierzu bitte das Hilbertsche gemeinverständliche Rasiermesser 1900, zu dem auch gut die Einstein zugeschriebene Sentenz passt: "Die meisten Grundideen der Wissenschaft sind an sich einfach und lassen sich in der Regel in einer für jedermann verständlichen Sprache wiedergeben." |
Allgemeine
wissenschaftliche
Beweisstruktur
und beweisartige Begründungsregel
Sie ist einfach - wenn auch nicht einfach durchzuführen - und lautet: Wähle einen Anfang und begründe Schritt für Schritt, wie man vom Anfang (Ende) zur nächsten Stelle bis zum Ende (Anfang) gelangt. Ein Beweis oder eine beweisartige Begründung ist eine Folge von Schritten: A0 => A1 => A2 => .... => Ai .... => An, Zwischen Vorgänger und Nachfolger darf es keine Lücken geben. Es kommt nicht auf die Formalisierung an, sie ist nur eine Erleichterung für die Prüfung. Entscheidend ist, dass jeder Schritt prüfbar nachvollzogen werden kann und dass es keine Lücken gibt. |
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Epidemiologie
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Komorbidität (Treffliche Medizinerweisheit: "Man kann auch Läuse und Flöhe haben")
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Konstruktion der Seele aus psychologischer Sicht. (nach)Allgemeines und Integratives
Bio-Psycho-Soziales Krankheitsmodell Im allgemeinen Modell wird von einem Systemstörungsmodell ausgegangen, bei dem wir folgende Entwicklungsstadien unterscheiden: 1) Ursachen, Bedingungen und Auslöser der Störung. 2) die Bewertung einer Störung als Krankheit. Zum Wesen der Krankheit definiert man zweckmäßig eine - wichtige - (Funktions-) Störung (nach Gustav von Bergmann [1878-1955] 1932). 3) unterschiedliche Auswirkungen (lokale, zentrale, allgemeine, spezielle) der Störung. 4) Erfassen und Informationsverarbeitung der Störung und 5) aus Wiederherstellungsprozeduren: der Auseinandersetzung zwischen den Kräften der Störung und der Heilung. Störungen können exogener (ausserhalb des Systems) oder endogener (innerhalb des Systems) Natur sein. Störungen haben im allgemeinen Ursachen, womit sich in der allgemeinen Krankheitslehre die Ätiologie beschäftigt. Entwickelt sich eine Störung in der Zeit, wie meistens, heißt dieser Vorgang Pathogenese. Unklar ist meist der Symptombegriff, der eine dreifache modelltheoretische Bedeutung haben kann:__
1) es ist ein Zeichen der Störung (z. B. bestimmte Antigene im Körper; Angst);
2) es ist ein Zeichen der Spontanreaktion auf die Störung (z. B. bestimmte Antikörper gegen die Antigene; Vermeiden);
3) es ist ein Zeichen der Wiederherstellungsprozedur, also Ausdruck des "Kampfes" zwischen Krankheit und Heilungsvorgängen (z. B. Fieber; Ambivalenzkonflikt zwischen Vermeiden und Stellen).
DasUrsachenproblem ist wissenschaftstheoretisch problematisch aus zwei prinzipiellen und aus einem vermeidbaren Grund: (1) Im Kausalitätskonzept gibt es streng betrachtet nur einen vielfach verzweigten Baum von Ursachen. Jede ausgemachte Ursache kann prinzipiell wiederum auf andere Ursachen zurückgeführt oder zumindest auf andere zurückgeführt gedacht werden. Welche dieser vielen Ursachen soll als die besondere ausgezeichnet werden? In der Wirklichkeit handelt es sich wohl meist um einen Ursachenkomplex, ein Netzwerk von Bedingungen. (2) Man muß zwischen Bedingungen (Rahmen- oder Randbedingungen), Anlässen oder Auslösern, Neben- und Begleiterscheinungen unterscheiden, was häufig sehr schwierig ist.
Praktische Anwendung und Veranschaulichung: Das Buch Eva -Ticket ins Paradies.(3) Die psychischen Ereignisse könnenmehrperspektivisch betrachtet werden: z. B. physikalisch, biologisch, chemisch, physiologisch, neurologisch, internistisch, psychopharmakologisch, immunologisch, kybernetisch, psychologisch, sozial-ökonomisch, sozialpsychologisch, sozial-rechtlich und kommunikativ. Hinzu kommt, daß in der Computermetapher Hardware als körperlich und Software als psychisch die Realisation im "Betriebssystem Mensch" vielfach miteinander verflochten und vernetzt ist. Man kann es den biokybernetischen Ereignissen im Körper nicht unbedingt ansehen, ob sie "Hardware" oder "Software" repräsentieren. So finden wir häufig in den Mitteilungen und Büchern drei Ebenen durcheinander gehend: a) Perspektive (z. B. physikalisch, chemisch, biologisch, medizinisch, psychologisch, sozial), b) Hard- oder Software-Repräsentation, c) Ursache, Neben- und Begleiterscheinung oder Wirkung. Unbeschadet der Probleme, ist die konzeptionelle Vorsehung einer oder mehrerer Ursachen (Bäume oder Zweige) natürlich sinnvoll und vernünftig. Die Neigung mancher SystemikerInnen und VulgärkonstruktivistInnen, das Ursachenproblem herunterzuspielen oder gänzlich für überflüssig zu erklären, können wir in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie weder teilen noch akzeptieren. > Krankheitsbegriff.
Okkult, Okkultismus [W]
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OperationalisierungVieles, was wir Seele und Geist zurechnen, ist nicht direkt beobachtbar. Die Merkmale von Seele und Geist sind Konstruktionen. Daher sind Aussagen über Seele und Geist (befinden, fühlen, denken, wünschen, wollen, eingestellt sein, ...) besonders anfällig für Fehler. Damit man sich nicht in rein geistigen Sphären bewegt, ist es daher in vielen Fällen sinnvoll, ja notwendig, unsere Konstruktionen seelischer Merkmale und Funktionsbereiche an Konkretes, Sinnlich-Wahrnehmbares, Zählbareszu knüpfen. Damit haben wir die wichtigsten praktisches Kriterien für Operationalisiertes benannt (in Anlehnung an das test-theoretische Paradigma; Stichwort Operationalisierung bei Einsicht und Einsichtsfähigkeit)
Ein Begriff kann demnach als operationalisiert gelten, wenn sein Inhalt durch wahrnehm- oder zählbare Merkmale bestimmt werden kann. Viele Begriffe in der Psychologie, Psychopathologie, in Gesetzen und in der Rechtswissenschaft sind nicht direkt beobachtbare Konstruktionen des menschliches Geistes und bedürften daher der Operationalisierung. Welcher ontologische Status oder welche Form der Existenz ihnen zukommt, ist meist unklar.
Das Operationalisierungsproblem von Fähigkeiten. Ob einer etwas kann oder nicht, lässt sich im Prinzip leicht prüfen durch die Aufforderung, eine Fähigkeitsprobe abzulegen in der eine Aufgabe bearbeitet wird, z.B. die Rechenaufgabe 12 - 7 + 1 = ? Hierbei gibt es eine ganze Reihe richtiger Lösungen, z.B.: (1) die Hälfte des ersten Summanden, (2) 5 + 1, 7 - 1 oder (3) die, an die die meisten zuerst denken: 6. Will man prüfen, ob jemand rechtmäßige von unrechtmäßigen Handlungen unterscheiden gibt kann, gibt man z.B. 10 Aufgaben mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden vor und lässt diese bearbeiten, etwa als einfacher Ja-Nein-Test oder als Begründungs- oder Erörterungsaufgabe, wenn tiefere Einblicke gewünscht werden. Doch wie will man herausbringen, ob jemand vor drei Monaten, am TT.MM.JJJJ um 13.48 Uhr als man einen Gegenstand (z.B. einen Fotoapparat) in seiner Tasche wiederfand, wusste, dass dieser Gegenstand nicht in seine Tasche hätte gelangen dürfen?
> Drei Beispiele Innere Unruhe, Angst, Depression (Quelle)
Merkmal (latente Dimension) Operationalisierung(en) (a) Innere Unruhe Ich bin innerlich unruhig und nervoes. (b) Angst Ich fuehle Angst. (c) Depression Nicht selten ist alles wie grau und tot und in mir ist nur Leere.Zur Geschichte des Operationalisierungsbegriffs in der Psychopathologie__
Kendell (1978) berichtet, S. 27f: "Vor einigen Jahren machte der Philosoph Carl Hempel einem Publikum von Psychiatern und klinischen Psychologen, die an Fragen der Diagnose und der Klassifikation interessiert waren, in taktvoller Weise den Vorschlag, sie sollten das Problem dadurch angehen, daß sie „operationale Definitionen" für alle die verschiedenen Krankheitskategorien in ihrer Nomenklatur entwickelten (Hempel 1961). Dies war wirklich der einzige Rat, den ein Philosoph oder Naturwissenschaftler überhaupt hätte geben können. Der Ausdruck operationale Definition wurde ursprünglich von Bridgman (1927) geprägt, der ihn folgendermaßen definierte:
„Die operationale Definition eines wissenschaftlichen Begriffes ist eine Übereinkunft des Inhalts, daß S auf alle die Fälle - und nur auf die Fälle - anzuwenden ist, bei denen die Durchführung der Testoperation T das spezielle Resultat 0 ergibt.
Wie Hempel selbst zugibt, muß im Rahmen der psychiatrischen Diagnose der Ausdruck „operational" sehr großzügig interpretiert werden, um auch noch bloße [>28] Beobachtungen mit einschließen zu können. Im Grunde genommen sagt er nicht mehr, als daß die Diagnose S auf alle die Personen, und nur auf die, angewandt werden sollte, die das Merkmal Q bieten oder die dem entsprechenden Kriterium genügen, wobei nur die Voraussetzung erfüllt sein muß, daß O „objektiv" und „intersubjektiv verifizierbar" ist und nicht nur intuitiv oder einfühlend vom Untersucher erfaßt wird.
Daraus ergibt sich die Schwierigkeit, wie man eine ganze Reihe klinischer Bilder, von denen viele quantitativ variieren und kein einzelnes gewöhnlich ausreicht, die fragliche Diagnose zu stellen, auf ein einziges objektives Kriterium 0 reduzieren kann. Dies ist offensichtlich eine schwierige und verwickelte Aufgabe. Ein großer Teil dieses Buches ist direkt oder indirekt mit der Art und Weise befaßt, wie dieses Ziel erreicht werden könnte. Deshalb ist es angezeigt, an dieser Stelle zwei allgemeine Prinzipien, die sich hierauf beziehen, aufzustellen. Erstens müssen Einzelsymptome oder Merkmale, die verschiedene Ausprägungsgrade haben können, in dichotome Variable umgewandelt werden, indem man ihnen bestimmte Trennungspunkte zuteilt, so daß die Frage nicht länger lautet: „weist der Patient das X auf? " oder auch „wieviel X weist er auf? sondern „weist er soviel X auf? ". Zweitens muß das traditionelle polythetische Kriterium in ein monothetisches umgewandelt werden. Dies läßt sich ganz einfach durchführen. Anstatt zu sagen, die typischen Merkmale der Krankheit S seien A, B, C, D und E, und die Mehrzahl von ihnen müßte vorhanden sein, bevor die Diagnose gestellt werden kann, müssen A, B, C, D und E algebraisch kombiniert werden, sodaß eindeutig festgelegt ist, welche Kombinationen dem Kriterium O genügen und welche nicht.
Man könnte z.B. die Übereinkunft treffen, daß beliebige drei oder vier der fünf Merkmale dem Kriterium 0 genügen, aber andere, komplexere Kriterien wären ebenfalls zu akzeptieren unter der Voraussetzung, daß sich jede mögliche Kombination damit abdecken ließe."
Pathogenese Entwicklung der Störung, > Krankheit.
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Störung > Norm, Wert, Abweichung (Deviation), Krank (Krankheit), Diagnose. "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt".
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Vertrauen, Vertrauensbasis, Vertrauensbeziehung
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Querverweise
Standort: Gutachten Saß im Zschäpe Prozess.
*
Aktenachten und Meinungsachten in der Forensik.
Psychiatrische Gutachten in Nachrichten aus der Psychiatrie: 2016/17, 2015,
Potentielle Fehler in forensisch-psycho-pathologischen Gutachten.
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*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS). Das Gutachten Saß im Zschäpe Prozess. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/medppp/SassZsch.htm
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Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
30.05.17 Nachtrag Spiegelbericht.
31.03.17 Anwalt: Zschäpe ist schuldunfähig.
12.02.17 Ergänzende Korrektur Geschichte Operationalisierungsbegriff.
19.01.17 Fortsetzung Saß-GA vom 18.01.17.
18.01.17 Angelegt
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