Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=20.07.2001 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 13.11.18
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
    Mail: sekretariat@sgipt.org__Zitierung  &  Copyright

    Anfang Antipsychiatrie_Überblick__Rel. Aktuelles _Rel. Beständiges _Titelblatt_ Konzept__Archiv__ Region__ Service-iec-verlag____Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Medizinische Psychosomatik, Psychopathologie und Psychiatrie, und hier speziell zum Thema:

    Antipsychiatrie
    Glossar, Dokumentation und Kritik der Kritiker
    Was bedeutet Antipsychiatrie und wie ist sie zu bewerten?

    von Rudolf Sponsel, Erlangen

        Stichworte: Vorbemerkung  * Antipsychiatrie bei Glatzel* Antipsychiatrie bei Häfner  * Antipsychiater bei Payk* Antipsychiatrie bei Peters  * Arbors Association * Basaglia-Reform * Biologische Psychiatrie * Cooper, D. * Demokratische Psychiatrie * Diagnose * Dialektik der Befreiuung, Zur Neuauflage * Elektro-Konvulsions-Therapie (EKT) * Foucault, M. * Geistesbewegung, antipsychiatrische * Gemeindespsychiatrie * Gesetz Nr. 180 * Görz * Hartung * Kingsley-Hall * Kolb (1919) * Kollaboration mit der Macht * Krankheitsbegriff * Laing, Ronald D. * Non-restraint (Kein Zwang) *  Offene Fürsorge (Kolb) * Philadelphia Association * Psychiatrie, demokratische *  Psychiatriekritik Klassifikation * Pychiatriekritische Bewegung um 1880-1927 * Reise durch den Wahnsinn * Scheff, Thomas J. * Simon (1905) * Sozialpsychiatrie * Szasz, Thomas* Triest * Umgang mit dem ARAF Phänomen * Therapeutische Gemeinschaft * Villa 21 *
        Anhang: Neue Entwicklungen in der Psychiatrie, Gesetz und Rechtsprechung, Literatur und Links: Literatur Antipsychiatrie und Umfeld *  Literatur Psychiatriegeschichte


    Gemälde von Charles-Louis Mullet (um 1840-50) Pinel befreit psychisch Kranke 1793 von ihren Ketten. Sekundär-Bildquelle Wikipedia.

     


    Vorbemerkung
    In der antipsychiatrisch radikal autonom fundamentalistischen (ARAF) Psychiatriekritik wird - wie im finsteren Mittelalter - die biologische Basis des Seelisch-Geistigen bestritten. Eine neue Form von anti- materialistischer Metaphysik, Vulgär-Mystizismus, Esoterik und theologischem Idealismus leugnet nicht nur die materiell- biologische Abhängigkeit des Seelisch- Geistigen, sondern bekämpft dieses allgemein anerkannte wissenschaftliche Fundament irrational fanatisiert (z.B. Scientology und ihre Ablegerorganisationen [z.B. KVPM], esoterisch- sektiererische oder antipsychiatrische Gruppierungen wie auch z.B. das Werner- Fuß- Zentrum, Berlin, oder andere Aktivisten im Internet), teilweise mit einem regelrechten Vernichtungswillen.
        Nicht selten wird auch von einigen ARAF verkannt, daß die Anerkennung metaphysischer Bedürfnisse, die Existenz und Bedeutung der Spiritualität nichts mit dem biologischen Primat des Seelisch- Geistigen zu tun hat und jederzeit mit ihm verträglich ist. Umgekehrt sind Wissenschaft und praktische Psychiatrie mit dieser Art ARAF- Ideologie unvereinbar.
        Zum Stil der ARAF- AgitatorInnen und PropagandistInnen gehören einfache rhetorische Figuren, die vom Bildungsniveau eines SA- Schlägers oder den neo- faschistischen Dumpfbacken nicht weit entfernt sind: Wer immer die diagnostizierende oder behandelnde Psychiatrie begründet oder verteidigt, wird in die Ecke der Nationalsozialisten gestellt, mit Hitler und seinen Verbrechern wie z.B. Dr. Mengele, verglichen und entsprechend denunziert. Ziel der ARAF- IdeologInnen sind zuweilen auch solche, die sich für Sterbehilfe (Euthanasie, wörtlich: Guter Tod) oder Eugenik (wörtlich: Gute Gene; gesundheitspolitisch: Förderung guter Gene) aussprechen, weil sie von Nazis in infam- verbrecherischer und pervertierter Form mißbraucht wurden. Natürlich liegen hier große Gefahren und Möglichkeiten des Mißbrauchs wie die jüngsten Diskussionen um die Sterbehilfe, Gen- Manipulationen und Klonen eindringlich zeigen. Um es jedoch ganz klar sagen: aus dem Mißbrauch einer Sache ergibt sich für die Bewertung der Sache selbst und direkt noch gar nichts. Man wird nicht die Messer verbieten, weil manche damit töten oder morden. Im Straßenverkehr sterben alljährlich (Basis 2000) 7000 Menschen, es gibt ca. 100.000 Schwerverletzte und in der Folge zahlreiche betroffene Angehörige. Kein Mensch wird deshalb sagen: Autos sind Produkte von Faschisten oder Teufeln. Und die Faschisten waren und sind natürlich nicht nur und ausschließlich Verbrecher, sie denken, sagen und tun neben all dem Abzulehnenden oder Verbrecherischen auch einiges Richtige und Gute.
        Die Abhängigkeit und Fundierung des Seelisch- Geistigen im Biologischen kennzeichnen die ARAF- AgitatorInnen als Biologische Psychiatrie. Es ist schwer zu verstehen, wie jemand so fanatisiert [das Fanum ist hier ein Zerrbild Biologische Psychiatrie] dagegen sein kann, die biologische Basis, Codierung und Funktionsweise des Seelisch- Geistigen zu erforschen, zumal seit der Aufklärung auch ein Hilfsschüler schon wissen kann, daß Seele und Geist an den Leib (= lebendiger Körper) gebunden sind. Das jedenfalls ist der Stand der Wissenschaft, wie immer das auch Metaphysik, Religion und Weltanschauung sehen mögen (bei auserwählten selbst ernannten Propheten und Sektierern mit höheren Weihen und unüberprüfbaren Erkenntnisquellen empfiehlt sich immer kritische Vorsicht). Die moderne Entwicklung der Wissenschaft ist allerdings inzwischen so weit fortgeschritten, daß verschiedene Welten, Perspektiven, Modelle und Codierungen der seelisch- geistigen wie auch körperlichen Prozesse [Axiom V, Welten] von den allermeisten Mitgliedern nicht nur gesehen werden, sondern auch als legitime Forschungs- oder Behandlungsschwerpunkte anerkannt sind.
        Im übrigen lehne ich jede Form unzulässiger Generalisierungen, pars-pro-toto Logik, agitatorischer Rhetorik, Sophistik und Rabulistik [Figuren hier: Kap. VI]. Und für ausgesprochen unwissenschaftlich halte ich, wenn sich Philosophen und Soziologen ohne jede klinische Erfahrung dazu aufschwingen, vom Katheder oder aus ihren intellektuellen Salons und Cafehäusern über psychische Symptome und ihre Existenz drauflos zu schwadronieren.



    Antipsychiatrie bei Glatzel (1975).
    Glatzel, Johann (1975). Antipsychiatrie. Stuttgart: G. Fischer



    Antipsychiatrie bei Häfner

    Kurz und bündig hat den Sachverhalt Heinz Häfner auf den Punkt gebracht. Wir zitieren daher aus  Heinz Häfner (2000, S. 71-72)

    «Antipsychiatrie»
    [Seite 71:] Eine antipsychiatrische Bewegung der Nachkriegszeit, die von sozialwissenschaftlichen Theorien der sozialen Stigmatisierung der schwarzen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten ausging, kam zu der Überzeugung, die Schizophrenie sei ein Produkt sozialer Prozesse. Allein die soziale Ablehnung abweichenden Verhaltens einer Person, dessen Etikettierung als Krankheit, die nachfolgende gesellschaftliche Reaktion der Ablehnung und Ausgrenzung der so Etikettierten aus der Gesellschaft legen angeblich den Grund für die Krankheitskarriere. Die Internalisierung dieser Ablehnung und die Akzeptanz der Krankenrolle durch die Betroffenen selbst sollen das Verhalten schaffen, das der Erwartung der Gesellschaft an die Krankheitskarriere der Betroffenen entspricht. Mit diesem Prozeß der sozialen Etikettierung, der Ausgrenzung und mit der Verwaltung der Ausgegrenzten durch «Agenten» der Gesellschaft sollten die Berufe entstanden sein, die zur Diagnose (Etikettierung), zur Organisation der Ausgrenzung (psychiatrische Versorgung) und zur Kontrolle der Ausgegrenzten nötig sind (Szasz 1960, 1972, Scheff  1966, Foucault 1969). Der in dieser Tradition denkende amerikanische Psychoanalytiker Thomas Szasz (1960, 1972) erklärte konsequenterweise die Schizophrenie für einen Mythos und die Psychiatrie für eine überflüssige, durchwegs schädliche Disziplin. Nach seiner Überzeugung sind die Psychiater wesentlich an der Erzeugung und der Verwaltung der Krankheit im Auftrag der dominierenden Gesellschaftsordnung und im eigenen Interesse beteiligt.
        Positionen dieser Art sind naiv. Sowohl dieser sozialwissenschaftliche Reduktionismus als auch sein extremer Gegenspieler, der biologische Reduktionismus, verleugnen weite Bereiche menschlicher Wirklichkeit und medizinisch-biologischer oder sozialwissenschaftlicher Forschung. Beide Reduktionismen ignorieren die Tatsache, daß psychische Krankheit ein Sachverhalt ist, der sich auf mehreren Seinsebenen abspielt und sich deshalb auch nur durch ebenenübergreifende Erkenntnisse hinreichend verstehen läßt.
        [Seite 72:] Die antipsychiatrische Bewegung genoß lange breites Interesse bei mehr oder minder spekulativ begabten amerikanischen, englischen, italienischen, französischen und deutschen Intellektuellen und bei Politikern, die sich von  der Schließung aller psychiatrischen Einrichtungen eine Kostenreduktion  im Gesundheitswesen erhofften. Inzwischen ist die antipsychiatrische  Bewegung von den Realitäten der Krankheit und von der Not der Kranken eingeholt worden, letzlich wegen ihres Unvermögens, den Kranken und  ihren Angehörigen die notwendige Behandlung und Hilfe zu gewähren."
     
     
    "Inzwischen ist die antipsychiatrische  Bewegung von den Realitäten der Krankheit und von der Not der Kranken eingeholt worden, letzlich wegen ihres Unvermögens, den Kranken und  ihren Angehörigen die notwendige Behandlung und Hilfe zu gewähren."


    Antipsychiatrie bei Peters
    Peters, Uwe Hendrik (1990). Wörterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie. München: Urban & Schwarzenberg. Den Hinweis verdanke ich Roland Hartig ("Lichtblick")
    Antipsychiatrie (f). 1. Durch R. Laing und D. Cooper ca. 1960 begründete Bewegung, die  sich in erster Linie gegen die somatische Ursachentheorie der -> Schizophrenie in der klassichen Psychiatrie wendet und daraus Folgerungen ableitet. Der Beginn ist mit Laings Buch "Divided Self" (1959, dt. "Das geteilte Selbst", 1972) anzusetzen. Schizophrenie gibt es nicht. Was so heißt, ist eine Auswirkung von Gesellschaft und Familie. (-> Doppelbindung) zur Beherrschung eines Individuums. Eine Behandlung ist somit nicht möglich oder nötig. Es genügt, Institutionen zu schaffen, in denen den "Kranken" Gelegenheit gegeben wird, ihre -> Reise durch den Wahnsinn zu tun. Die erste eigens zu diesem Zweck gegründete Anstalt war -> Kingsley Hall.
    2. Der sich ebenfalls gegen die vorhandenen psychiatrischen Krankenhäuser wendende Antiinstitutionalismus -> Basaglias, der in die demokratische Psychiatrie (s. d.) ausmündet. -> Gesetz  180.



    Antipsychiater bei Payk (2000)
    In dem Kapitel "Antipsychiater" bespricht Payk kritisch: Foucault, Laing, David Cooper, Herbert Marcuse, Szasz, Basaglia, Kingsley Hall nach Kisker, die Nähe mancher Antipsychiater zu radikal sozialistischen Bewegungen wie z.B. Rote Armee Fraktion RAF, Sozialistisches Patienten Kollektiv SPK um den Assistenzarzt Huber, der wegen Mißbrauchs der Arzt-Patient-Beziehung entlassen und später nach einer Schießerei mit der Polizei mit seiner Frau und anderen vor Gericht gestellt wurde. Es folgt der Bericht (S. 146) D. Reeds über Anna, die sich im psychotischen Wahn anzündete und qualvoll starb und die Mitteilung der Ernüchterung zur Antipsychiatrie durch Jervis, den Nachfolger von Basaglia in Görz. Das Kapitel schließt mit folgender Bewertung:
     
      "Insgesamt erscheint die Bilanz der antipsychiatrischen Bewegung ernüchternd. Bezüglich ihrer neomarxistischen Kernideen erwies sie sich- trotz aller Popularität, insbesondere im politpsychiatrischen Bereich, deren Vertreter K.P. Kisker (1979) 'literarische und sonstige Verwerter mit Antipsychiatriepraxis' nannte - als Strohfeuer. Der psychiatrische Alltag zeigte bald, dass durch die Umbenennung oder gar Verleugnung von Krankheit nicht nur nichts gewonnen wurde, sondern sogar die Patienten zu Schaden kamen. Immerhin trug der rhetorische Elan der Antipsychiater dazu bei, die Psychiatrie der Nachkriegszeit auf den Prüfstand zu stellen und Reformen einzufordern (H. Ey 1972, K.P. Kisker 1974, N. Schipkowensky 1974, K. Heinrich 1979, A.M. Becker 1983, H. Fabrega 1995, T. Rechlin und J. Vliegen 1995, T. Rechlin 1998).

      Ein echtes Interesse an einer Auseinandersetzung mit den wissenschaftlichen Grundpositionen der Psychiatrie - beispielsweise bezüglich Pathogenese, Epidemiologie und Verlauf psychischer Erkrankungen - war seitens der antipsychiatrischen Vertreter nicht erkennbar. Überhaupt wurde die Vielfältigkeit der Erkrankungen nicht wahrgenommen, das Spektrum der Krankheitskonzepte nirgends diskutiert. Ihre Angriffe und Diskreditierung der traditionellen Psychiatrie waren bestimmt durch ideologische Absichten, die auch den Missbrauch psychisch Kranker zu politischen Zwecken einkalkulierte."


    Hinweis: Das Buch wird bei Gelegenheit noch einmal insgesamt im allgemeinen Rahmen Psychopathologie vorgestellt.


    Antipsychiatrische Organisationen und Medien
    Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte (citizens commission on human rigths): [W]
     



    Arbors Association

    Braun, Ute & Hergrüter, Evelin (1980, S. 87f ). Zunächst eine Vorbemerkung zu den zwei gemeinnützigen Vereinen, die gebildet wurden:

        "Arbours Association und Philadelphia Association
    Innerhalb des "network" bildeten sich zwei gemeinnützige Vereine, 1965 die Philadelphia Association, der Laing u. a. angehören, 1970 durch Berke, Schatzman u. a. die Arbours Association. Beide Gesellschaften hatten sich zum Ziel gesetzt:
     

    • 'Psychiatrische Leidenszustände aller Art, v. a. der Schizophrenie zu erleichtern.
    • Die Ursachen von psychischer Krankheit, die Möglichkeiten ihrer Entdeckung, Verhinderung und Behandlung zu erforschen.
    • Für Menschen, die an psychischer Krankheit leiden oder gelitten haben, Unterkunft zur Verfügung zu stellen.
    • Für arme Patienten finanzielle Hilfe bereitzustellen.
    • Die Ausbildung in der Behandlung von Schizophrenie und anderen Arten psychischer Krankheit voranzutreiben und zu organisieren.' (S.1)


    (Selbstdarstellung der Philadelphia Association, Bestärkt durch die Erfahrungen in "Kingsley Hall" wurde durch den Aufbau von Wohngemeinschaften eine Alternative zur stationären Behandlung von Patienten geschaffen. Inzwischen bestehen unter der Trägerschaft der Philadelphia Association acht Wohngemeinschaften, unter der Trägerschaft der Arbours Association vier und ein Krisenzentrum. Alle Einrichtungen sind über ganz London verstreut.
        Warum sich die englischen Antipsychiater in zwei Gesellschaften organisiert haben, scheint uns indirekt aus der Theorie und der heutigen Arbeit der Philadelphia und der Arbours Association erschließbar zu sein, von ihnen selbst ist keine Begründung dafür zu erfahren. (FN20)"

    "Arbours Association
    Die grundsätzlichen Zielvorstellungen der Mitglieder der Philadelphia Association gelten, wie gesagt, auch für die Mitglieder der Arbours Association. Auch sie sind der Meinung, daß psychiatrische Etikettierung verhindert, und wer schon etikettiert ist, vor weiteren Folgen geschützt werden muß. Was in der traditionellen Psychiatrie als "akute Psychose" bezeichnet wird, wird von den Therapeuten der Arbours Association hauptsächlich interpretiert als Akt der Verweigerung einer Person, bestimmten Rollenerwartungen von Verwandten und Freunden zu entsprechen. "Ein solches Ereignis als Krankheit zu definieren, heißt zu verleugnen, daß es ein Ruf nach Freiheit sein könnte. " (Selbstdarstellung S. 3)
        Wir sehen, auch sie betonen die Möglichkeit, daß Psychose als Weg zur Freiheit (im existentialistischen Sinn) angesehen [>87] werden kann. Allerdings beschränken sie ihren Befreiungsgedanken im wesentlichen auf das einzelne Individuum, dem eine Alternative zur klassisch-psychiatrischen Behandlung geboten werden soll. Die Arbeit der Arbours Association zeigt sich als Versuch, alternative Lebensformen für psychiatrische Patienten
    oder mit Etikettierung bedrohter Personen zu finden, psychotische Zustände (auch hier häufig als "innere Reise" bezeichnet) erscheinen nicht generell für alle Gesellschaftsmitglieder als anstrebenswert, d. h. der Psychotiker wird nicht per se zum potentiellen Gesellschaftsveränderer.
        Auch die Therapeuten der Arbours Association verweigern das Erstellen von Diagnosen, negieren aber nicht ihren Status als prinzipiell unterschiedlich vom Status, den die Patienten haben."

        Es folgt eine Beschreibung der therapeutischen Wohngemeinschaften. Sodann wrden Ziel und Zweck erläutert:
    "Unter Anleitung von therapeutisch geschultem Personal soll den Wohngemeinschaftsmitgliedern die Möglichkeit gegeben werden, sich individuell weiterzuentwickeln und die Fähigkeit zu sozialem Leben, d. h. Leben mit anderen, wieder zu gewinnen. Der existentialistische Hintergrund, der sich vornehmlich in der starken Betonung der individuellen Freiheit äußert, läßt auch in diesem Konzept die Reintegration der Individuen in die Gesellschaft zum sekundären Ziel werden. Bestimmend ist auch hier der Lebensplan des einzelnen, welche Konsequenzen für die Lebensweise des Individuums dieser auch immer haben mag."

    Therapieziel soziale Anpassung unter Berücksichtigung individueller Weiterentwicklung
     
    "Unter Anleitung von therapeutisch geschultem Personal soll den Wohngemeinschaftsmitgliedern die Möglichkeit gegeben werden, sich individuell weiterzuentwickeln und die Fähigkeit zu sozialem Leben, d.h. Leben mit anderen, wieder zu gewinnen."

    Betrachten wir das Therapieziel, so hört sich das sehr konservativ an: sofern es von außen - hier antipsychiatrisch - vorgegeben wird, ist es problematisch, weil Therapieziele einvernehmlich im therapeutischen Dialog gewonnen werden müssen und bei Auferlegen im Prinzip einen Kunstfehler (ideologisches Abstinenzgebot) bedeuten können. Ingesamt kann ich an dieser Stelle - Therapieziel - keinen grundlegenden Unterschied zur traditionellen Psychiatrie erkennen, eher einen der Mittel und Methoden.



    Basaglia-Reform: Die Revolution von Görz 1961-1968

    Basgalia, Franco (dt. 1971, ital. 1968, Hrsg). Die negierte Institution oder Die Gemeinschaft der Ausgeschlossenen. Ein Experiment der psychiatrischen Klinik in Görz. Frankfurt: Suhrkamp.
    Aus dem "Nachwort zur deutschen Ausgabe [RS: 1971, 3.A. 1980]

        "Die Verfasser des vorliegenden Buches - Arzte, ein Soziologe, eine Psychologin, Therapeuten, Pfleger, Krankenschwestern und Patienten - versuchen zu zeigen, daß und wie die psychiatrische Institution das Leben der ihr anvertrauten Kranken nicht etwa betreut und sich sinnvoll entfalten läßt, sondern bis zur totalen Zerstörung jedes autonomen Lebensnervs verwaltet und manipuliert. Die Gewalt, die die Institution unmittelbar und kaum verhüllt am psychisch kranken Menschen ausübt, wird hier gesellschaftskritisch und politisch bis in ihre letzten Konsequenzen analysiert und freigelegt. Aber der Leser kann sich nach der Lektüre der schonungslos-nüchternen »Röntgenaufnahme« von den Autoren des Buches keine beruhigende Lösung für das Problem der Geisteskrankheit in unserer Gesellschaft erhoffen; denn nicht die Aktion einer kleinen Equipe führt zu seiner Lösung! Basaglia und seinen Mitarbeitern kam es darauf an, uns, den »Außenstehenden«, den Blick für eine Problematik zu öffnen und zu schärfen, die keineswegs nur den Spezialisten betrifft, sondern in die wir alle gleichermaßen verstrickt sind, während wir nur allzugern dazu neigen, in passiver Indifferenz jene unbehagliche Wirklichkeit konstant aus unserem Bewußtsein zu verdrängen. Es geht in diesem Buch also nicht nur um die Arzt- Patient- Beziehung, auch nicht um die bloße Feststellung der Statuslosigkeit des psychisch Kranken in unseren Anstalten, sondern es geht auch und vor allem um uns, die »Gesunden«; wir, die systemtragende Gesellschaft der Gesunden, werden hier angesprochen und sollen in Unruhe versetzt werden. Denn auch die noch so perfekt funktionierende Institution ist und bleibt eine sterile Insel der Unerwünschten, solange dem psychisch Kranken das Etikett der Bedrohung und Belastung und des Skandals anhaftet.
        Das Görzer Experiment war und ist die Aktion einer Avantgarde, die in der praktischen psychiatrischen Krankenversorgung nach einer akzeptablen, menschenwürdigen Ausrichtung suchte. Mit ihren Erfolgen und Mißerfolgen im Verlauf einer siebenjährigen Arbeit (1961-1968) geht sie kritisch mit sich selbst und dem Leser ins Gericht. Die Aktion beginnt und endet mit der Bloßstellung und Ablehnung der traditionellen Verwaltungs- [>373] und Versorgungsmodelle des psychisch kranken Bürgers in der für ihn vorgesehenen Institution: der Anstalt. Ja, die Definition der Geisteskrankheit selbst wird einer radikalen Kritik unterzogen; ihre Verbindlichkeit wird in Frage gestellt. Das Ziel war die Zerstörung der Internierungsideologie, war der Versuch, für den psychisch Kranken einen Lebensraum zu schaffen, in dem er sein von der Institution zertretenes Selbstverständnis, seinen von der Institution mitverschuldeten Identitätsverlust, seine nicht nur krankheitsbedingte Verdinglichung erkennen kann, um sich seiner selbst wieder bewußt zu werden, um seine innere Freiheit zurückzugewinnen. Diese bleibt allerdings solange eine Mystifikation, wie er eben auf die Verbindung zur Außenwelt verzichten muß. Ein maximal freiheitlich organisierter Lebensraum wird ihn nie über diesen Verzicht hinwegtäuschen können, auch wenn er sich als eine Einrichtung vorstellt, wie sie heute in Götz existiert, wo Arzte und Kranke gemeinsam eine Therapiegemeinschaft gebildet haben, die in ihrer Art einzig dasteht.
        Basaglia und sein Team versuchen - in einem zweiten Arbeitsstadium - die Gründe für Vorurteil, Angst und Ablehnung der Angehörigen gegenüber ihrem geistesgestörten Familienmitglied, der Gesellschaft gegenüber ihrem psychisch kranken Mitbürger herauszuarbeiten und ihre Verwurzelung in dem normativen Charakter der von der gesunden Gesellschaft festgelegten »Ordnung« zu begreifen und dann zu zerstören. Wer der Norm nicht entspricht, wird ausgegrenzt, ja muß aus dem Wirtschaftsprozeß eliminiert werden, denn in unserer, auf das Leistungsprinzip ausgerichteten spätkapitalistischen Gesellschaftsform kann der krankheitsbedingte Nonkonformist das mühsam bewahrte Gleichgewicht des Systems folgenschwer ins Schwanken bringen.
        Die Ausgrenzung des kranken Mitbürgers geschieht jedoch heute nicht mehr als unverblümte Strafmaßnahme gegen sein Anderssein; der Kranke wird mit seinem Eintritt nicht mehr ein für allemal »abgeschrieben«, aufgegeben. Er wird - terminologisch - nicht mehr ins Irrenhaus gesperrt, sondern findet Aufnahme in hier und da bereits modern eingerichteten psychiatrischen Anstalten, in denen der Versuch, ihn für die Gesellschaft wieder nutzbar zu machen, ihn mit allen möglichen technischen Mitteln zu reintegrieren, erfolgversprechend aussieht. Doch muß sich der Patient dazu bedingungslos zur Verfügung stellen, muß widerspruchslos »mitmachen«. Er hat sich reibungslos einzufügen, die [>374] Repressions- und Zwangsmechanismen der Institution, die Eingriffe in seine persönliche Freiheit, ja den allmählichen Prozeß seiner Verdinglichung protestlos zu akzeptieren. Er verliert seine staatsbürgerlichen Rechte, als ob seine Krankheit, die die ärztliche Wissenschaft bisher nur symptomatisch recht zu erfassen weiß, den Ausschlag für seine Entmündigung als Staatsbürger gäbe.
        Nichts Wesentliches, Grundsätzliches hat sich also geändert, wenn der funktionsunfähig gewordene Bürger in die für ihn vorgesehene Institution abgeschoben wird, mag er sich auch zuweilen der Illusion hingeben, die an ihm verübte psychische Manipulation sei weniger gravierend als der früher an ihm unverhüllt ausgeübte physische Zwang. Früher sah er den Wärter im gefürchteten weißen Kittel drohend mit dem Schlüsselbund rasseln; heute klopft ihm derselbe Wärter hemdsärmelig und jovial auf die Schulter. Die nächtliche Beruhigungsspritze tut ihm heute - als verzuckerte Pille dem Tee beigemischt - nicht mehr weh. Zweifellos haben die Psychopharmaka eine positive Wirkung auf das Symptom, keinesfalls jedoch auf die Ursache der Krankheit.
        Basaglia und seine Mitarbeiter versuchten, am Beispiel der psychiatrischen Anstalt in Görz ein neues Verhältnis zwischen Arzt (bzw. Pfleger) und Patient, zwischen gesundem und krankem Individuum zu finden und zu praktizieren. Es gelang ihnen, eine Wirklichkeit zu schaffen, in der die Wechselseitigkeit der Beziehungen, die Gemeinschaftlichkeit des täglichen Daseins und die Reaktivierung der Individualsphäre der Patienten zur Richtschnur wurden. Das Personal erlebte eine erhöhte Arbeitsbefriedigung; die Kranken entdeckten zum erstenmal eine gewisse Lebensbefriedigung. Geschlossene Abteilungen, Zwangsmieder und Streckbetten erwiesen sich als überflüssig. Man versuchte, dem Kranken das Gefühl für Verantwortung zurückzugeben und in ihm den Willen und das Bedürfnis zu wecken, Verantwortung sich selbst und den anderen gegenüber zu übernehmen. Aber dazu mußte er sich zunächst seines Menschseins neu bewußt werden und sich mit der Motivation seiner Etiilierung, seines Ausschlusses aus der Gesellschaft auseinandersetzen. Er durfte sich nicht mehr mit der alternativen Verhaltensweise seiner gesunden Mitbürger: Angst oder passives Mitleid abfinden, sondern mußte selbst bis zu den Strukturen vordringen, die eine solche Ver-[>375] haltensweise determinieren, d. h. die Beschaffenheit unseres Ge-
    sellschaftssystems hinterfragen."



    Dialektik der Befreiung  > Zur Neuaufflage 2017.

    Cooper, David (dt. 1969, engl. 1968, Hrsg.) Dialektik der Befreiung. Reinbek: Rowohlt.

    "Vorwort
    Giovanni Jervis
    Rückblick auf einen Kongreß

    Unter dem Titel «Dialectics of Liberation» fand vom 15. bis 30. Juli 1967 in London ein Kongreß statt, der in vieler Hinsicht außergewöhnlich war; Als offizielle Redner nahmen teil: Herbert Marcuse, Paul Swee-zy, Lucien Goldman, Stokeley Carmichael, John Gerassi, Paul Goodman, Jules Henry, Gregory Bateson, Ross Speck, Gajo Petrovic, Igor Hajek sowie die beiden Londoner Psychiater Ronald Laing und David Gooper, die sich vor allem durch ihre Initiative für den Kongreß und seine Organisation verdient machten. Andere Persönlichkeiten fielen im Verlauf der beiden Arbeitswochen nicht als offizielle Redner,·sondern durch andere Anlässe auf: unter ihnen vor allem Allen Ginsberg.
        Die Protokolle der offiziellen Vorträge, von denen im folgenden einige zu lesen sein werden, deuten auf eine gewisse Geschlossenheit der Grundtendenzen des Kongresses hin; aber dieses Bild täuscht. Auch geht aus den Berichten nicht der eigentlich positive Aspekt der Tagung hervor: Konfrontation zwischen den Rednern untereinander, zwischen den Rednern und den übrigen Tagungsteilnehmern und innerhalb des «Publikums», das den Kongreß besuchte.
        Bereits das Thema des Londoner Treffens, so generell es zweifellos klingt, wurde auf verschiedene Weise verstanden oder auch mißverstanden; die auf der Tagung geleistete Arbeit erreichte nicht einmal die Ebene eines gemeinsamen Vokabulars. Dennoch kann man nicht von einem Mißerfolg sprechen: aus den diskutierten Problemen und dem Zusammenprall der Meinungen ergaben sich Themen von größtem Interesse.
        Das Programm wie die Wahl der Redner verriet den ambitiösen Versuch, eine Reihe von Problem-Bezügen herzustellen, vielleicht sogar eine gemeinsame Sprache für die revolutionären politische Forderungen sowie für Möglichkeiten der Kulturkritik zu finden. Das zur Diskussion gestellte Problem hätte das der Bewußtwerdung sein können; und der Punkt, auf den es ankam, hätte die Manipulation der Information, des Denkens, Fühlens und Handelns durch die kapitalistischen Machthaber in den «überreifen» bürgerlichen Systemen sein können.
        Das hätte es sein können, aber das war es im Grunde nicht. Das Problem wurde entschieden reaktionärer behandelt; die intellektuelle Kritik wurde schließlich zum Selbstzweck, ein Intellektualismus von «Technikern», die sich zu dem absonderlichen Zweck zusammengefunden hatten, darüber zu diskutieren, wie die Welt zu verbessern sei. Das Memorandum, das der Presse bei Beginn der Tagung übergeben wurde, war [>8] bemüht, die öffentliche Meinung zu beruhigen, und enthüllte damit die ganze Unsicherheit der Prämisse:
        «Die Absicht dieses Kongresses ist es, die Summe von Spezialkenntnissen, die zur Zeit auf isolierte Arbeitsgruppen in den «humanistischen» Wissenschaften (Anthropologie, Soziologie, Psychiatrie, Psychoanalyse, Wirtschaftswissenschaften, sowie den einzelnen «Kunstgattungen» verteilt sind, auf weltweiter Basis entwicklungsfähig und anwendbar zü ; machen. Indem wir alle diese Forschungen auf die Probleme der Armut und des Krieges konzentrieren, hoffen wir, die verschiedenen Einsichten 1 in die menschlichen Probleme auf internationaler Basis wirksam zusammenzufassen, um der Regierungspolitik aller Nationen zu helfen und, wenn nötig, sie zu beeinflussen,» Und ein Plakat begann mit folgender ; programmatischer Erklärung: «Eine außergewöhnliche Versammlung zur Entmystifizierung der menschlichen Gewalt in allen ihren Formen sowie der gesellschaftlichen Systeme, denen sie entspringt...»"

    Zur Neuauflage Dialektik der Befreiung: Buchpräsentation im Sigmund Freud Museum (22.11.2017) [https://www.youtube.com/watch?v=XdzfiGQBGL0] Aus dem Video:
    "Als "Vorspiel" der Literatur im Herbst - "Dialektik der Befreiung" wurde am 22.11.2017 die neu aufgelegte Buchdokumentation des gleichnamigen Kongresses von 1967 "Dialektik der Befreiung" präsentiert. Im Sigmund Freud Museum in Wien sprach Daniela Finzi mit Rainer Danzinger und Philipp Katsinas. Begrüßung: Walter Famler (Generalsekretär Alte Schmiede) Die diesjährige Literatur im Herbst trug den Titel "Dialektik der Befreiung" und knüpfte damit programmatisch an den gleichnamigen Kongress an, den die Antipsychiater Ronald D. Laing und David Cooper 1967 in London organisiert haben. Themen, die damals und heute bewegt haben und bewegen, sind unter anderem: Freiheit und Kontrolle, Entmystifizierung der menschlichen Gewalt in allen ihren Formen sowie der Systeme, denen sie entspringt. Aspekte des Imperialismus, die versagende Wohlstandsgesellschaft. Diskreditierung von gesellschaftlichen Alternativen, Ausbeutungsmechanismen im digitalisierten Kapitalismus, Populismus und neuer Faschismus, Ästhetisierung und Digitalisierung aller Lebenszusammenhänge. Befreiung von der Überflussgesellschaft und Alternativen zur Akzeptanz von Furcht und Unsicherheit. Verdinglichung des Menschen. Macht und Widerstand bei intensivierter Reproduktion von Ungleichheit. Der virtuelle Staat. Repressive Toleranz. Kritik und Affirmation. Idiotie und Intellekt, Kolonialisierung der Fantasie, Macht und Ohnmacht. Die Liste ließe sich fortsetzen."
     



    Biologische Psychiatrie
    Seelisch-Geistige Phänomene kann man unter vielen Perspektiven betrachten - und man tut das natürlich auch: naturwissenschaftlich (physikalisch, chemisch, biologisch), pharmakologisch, medizinisch, psychosomatisch, psychopathologisch, psychologisch, soziologisch und sozialwissenschaftlich, technisch (informationstheoretisch, nachrichtentechnisch, kybernetisch, systemtheoretisch), ökonomisch, politisch, konsumptiv und werbepsychologisch, kommunikativ, sprachlich, kulturell und künstlerisch, philosophisch, geisteswissenschaftlich und historisch, kriminologisch, juristisch und schließlich auch ganz alltäglich.
    _
    Biologische Psychiatrie bedeutet, die biologische Perspektive der seelisch- geistigen Grundlagen (Anlage), des seelisch- geistigen Erlebens und der seelisch- geistigen Welt zum Gegenstand der Betrachtung und Forschung zu machen, was natürlich andere Perspektiven nicht ausschließt, wie auch einer der Klassiker zur Biologischen Psychiatrie in seinem gleichnamigen Büchlein - zu einer Zeit als die Anti-Psychiatrie gerade aufkam - klar zum Ausdruck brachte:
    _
    Aus: Smythies, John, R. (dt. 1970, engl. 1968). Biologische Psychiatrie. München: dtv. S. 1

    "Schizophrenie: Genetische und psychosoziale Faktoren

    Von N. KREITMAN und J. R. SMYTHIES

    Einführung

    Die letzten zehn Jahre haben unsere Kenntnisse über die Ätiologie der Schizophrenie erheblich erweitert. Früher schien das Gebiet voll von sich widersprechenden und antagonistischen Hypothesen zu sein. Die „biologische Schule" suchte mittels der Erblehre und auf Grund biochemischer Störungen nach Ursachen; die „psychologische Schule" baute auf psychoanalytischen Erklärungen, Lehrmeinungen, die „interfamiliären Wechselwirkungen" auf, und die „sozialkulturellen Schulen" verwendeten viele Begriffe, die aus der Soziologie, der sozialen Psychologie, besonders aus der kleinen Gruppentheorie und der kulturellen Anthropologie entnommen waren. Jetzt hat sich aber gezeigt, daß es ein Fehler ist, von irgendeiner dieser Theorien anzunehmen, sie könne die einzige Erklärung für die Schizophrenie liefern. Diese Zugangswege sind keineswegs antagonistisch, sondern ergänzen sich. Wie bei so vielen anderen Krankheiten sind auch die „Ursachen" der Schizophrenie vielfältig. Theoretiker, die sonst sehr nüchtern denken, neigen dazu, alle Erscheinungen mit ihrer Theorie allein zu erklären. Die nüchterne Klarheit der großen Theorien klassischer Physik hat als Modell für spätere Theorien in der Psychologie und Psychiatrie gedient. Der ästhetische Impuls gibt den Theoretikern die nötige Energie und Begeisterung; dies ist im Anfang, wenn jeder Zusammenhang im Sinn seiner eigenen Grenzen entwickelt werden muß, von Nutzen. Später kommt man aber zu der Erkenntnis, daß Theorien auf dem gesamten Gebiet menschlicher Krankheiten, insbesondere der psychischen Krankheiten, alles Verhalten nach eigenem System weder erklären können noch dürfen. In der Tat gewinnt eine Theorie in der Psychiatrie an Boden, wenn bewiesen werden kann, wieweit ihre eigene Berechnung mit anderen in Einklang gebracht werden kann, die auf ganz anderen wissenschaftlichen Gebieten angestellt wurden.

    Jedes menschliche Wesen kann möglicherweise eine Schizophrenie bekommen. Dieser Wahrscheinlichkeitsgrad wird durch besondere Faktoren vermehrt und durch andere verringert. Es gibt also nicht nur eine Ursache für die Schizophrenie, sondern es verhält sich so, daß mehrere Faktoren, die sich in komplizierter Weise gegenseitig beeinflussen, die Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung der Krankheit bestimmen."

    _
    Fragen biologisch orientierter Psychiatrie sind etwa: Anlage und Genetik: Lassen sich spezielle seelisch- geistige Erscheinungen in der Anlage, in den Genen nachweisen bzw. bedeutungsvoll (signifikant) zu ihnen in Beziehung setzen? Anatomie: Könnten bestimmte seelisch-geistige Erscheinungen bestimmten anatomischen Gebieten zugeordnet werden (affektive und motivationale Prozesse z.B. dem Hypothalamus)? Welche chemischen und physikalischen Prozesse fundieren welche seelisch- geistigen Erscheinungen (Denken, Erinnern, aufmerken, fühlen, empfinden, vorstellen, wollen, begehren, bedürfen und brauchen, Stimmung, Antrieb, Impulsivität, Temperament, Charakter usw.)? Biologie des Gedächtnisses: Wie funktionieren Ultra/ Kurzzeitspeicher und das Langzeitgedächtnis? Biologie des Lernen: welche biologischen Prozesse liegen dem Lernen und dem Gewöhnen zugrunde? Das Forschungsprogramm der 1970iger Jahre ergibt sich aus:
    _
    Aus: Smythies, John, R. (dt. 1970, engl. 1968). Biologische Psychiatrie. München: dtv. S. 72-74 

    "Biologische Psychiatrie. Auf dem Gebiet der biologischen Psychiatrie selbst haben wir schon verschiedene vielversprechende Gebiete betrachtet, die entwickelt worden sind. Der Erfolg auf diesem Gebiet hängt von dreierlei ab:

    1. der Grundlagenforschung in der Biochemie, Pharmakologie usw.; sie ist natürlich für den Fortschritt in der psychiatrischen Forschung absolut notwendig. Aber in Anbetracht der relativen Menge an Arbeit auf diesem Gebiet im Vergleich zur nur langsam fortschreitenden, von Hypothesen geleiteten Arbeit soll darauf hingewiesen werden, daß dic geringen Hilfsquellen in der biologischen Psychiatrie auf die nächsten beiden Teile des Projektes gerichtet sein sollten.

    2. Es ist immer noch wichtiger, nach Abnormitäten mit den psychiatrischen, schlecht angewendeten neuen Techniken zu suchen, als systematisch Hypothesen mit schon bestehenden Techniken zu testen. So wird z. B. der Analyse des Schlafenzephalogramms gegenwärtig viel Aufmerksamkeit zugewendet, da es Anzeichen dafür gibt, daß zwi-[73]schen gewissen Zügen von schnellen Augenbewegungen im Schlaf und den Mechanismen, die für die Schizophrenie verantwortlich sind, Verbindungen bestehen können. Andere vielversprechende Fingerzeige in der klinischen EEG-Forschung sind Untersuchungen über Reizantworten und Erwartungswellen bei verschiedenen Arten von psychisch Kranken.

    3. Der dritte Weg besteht in der Formulierung, der deduktiven Entwicklung und dem experimentellen Testen bestimmter Hypothesen über die Ätiologie bestimmter Krankheiten. Wir haben schon viel von diesem im Fortschritt begriffenen Werk besprochen. Dieses Gebiet kann wiederum dreifach unterteilt werden: 1) die deduktive Entwicklung der Hypothese ist auf Voraussagen gerichtet, die klinisch untersucht werden können. Diese Arbeit geschieht laufend in einer Anzahl von Zentren, die an erster Stelle genaue Kontrollen anwenden. 2) Der Wirkungsmechanismus von Arzneien, von denen bekannt ist, daß sie psychotische Zustände verstärken, nachahmen oder bessern, wird weitgehend mit verschiedenen technischen Methoden (biochemisch, neuropharmakologisch, psychopharmakologisch, pharmakogenetisch usw.) erforscht. Auf diesem Gebiet gibt es schon eine umfangreiche Literatur. In Zukunft könnte aber vielleicht mehr Wert auf die Erforschung der Wirkung von Mitteln gelegt werden, die eine Psychose nachahmen, als auf Mittel, die die Psychose bessern, da dies zu Ergebnissen für die Ätiologie führen kann, deren wir dringend bedürfen. Beides ist natürlich notwendig und muß gegeneinander abgewogen werden. Hierbei könnte man auch andere Verfahren einbeziehen, wie Formen des Bedingens, wobei bekannte Stoffe, wenn sie angewendet werden, zu einer experimentellen Neurose oder Psychose führen. 3) Die Arbeit auf diesen Gebieten geht unmerklich in die Grundlagenforschung über. Dabei handelt es sich jedoch nicht mehr um „reine" Grundlagenforschung - bei der der Hauptwert auf einem Programm liegt, das nur für die eigene Aufgabe von Interesse ist. Ich beziehe mich hier auf die Arbeit über die Wirkungsart z. B. von Gehirn-Aminen. Dies ist sicherlich von Interesse und Bedeutung für die Grundlagenwissenschaft. Es ist aber auch die Grundlage für bestimmte Hypothesen über den Ursprung psychiatrischer Krankheiten. Dieses doppelte Konvergieren des Interesses erklärt den derzeitigen Umfang der Arbeit über Gehirn-Amine, besonders der Arbeit, die in psychiatrischen Forschungszentren (ebenso auch in den Abteilungen für Grundlagenforschung) durchgeführt wird. Mehrere hundert Arbeiten werden auf diesen Gebieten jedes Jahr veröffentlicht, die alle möglicherweise oder auch tatsächlich für die psychiatrische Forschung wichtig sind. Es ist unmöglich, diesen Arbeiten in dem zur Verfügung stehenden Raum gerecht zu werden, selbst wenn jemand dafür qualifiziert wäre. Ich will daher nur eine Forschungsentwicklung beschreiben, die im psychopharmakologischen Laboratorium in der psychiatrischen Abteilung in Edinburgh ausgeführt wird. Sie wird im nächsten Abschnitt beschrieben werden. [74]
        Es besteht sicherlich die Möglichkeit, die Unterstützungen in diesem Lande für die Forschung in den biochemischen Grundlagen der Schizophrenie zu erhöhen. - Zur Zeit ist die biochemische psychiatrische Forschung (1) auf das Gebiet der affektiven Psychosen konzentriert (das investierte Geld ist hier gut angelegt, denn die Fortschritte auf diesem Gebiet sind bei weitem größer als bei der Schizophrenie), oder (2) auf die reine Grundlagenforschung. In klinischer Beziehung bleibt die Schizophrenie ein fruchtbareres menschliches und soziales Problem als das manisch-depressive Irresein, und es stehen jetzt ein paar, möglicherweise erfolgversprechende Hypothesen zur Verfügung. Insbesondere bedürfen Verhaltens-, psychopharmakologische und genau kontrollierte biochemische Untersuchungen weiterer Entwicklung. Besonders auf dem Gebiet der Neuropharmakologie wird zwar überall schon hervorragend gearbeitet, trotzdem ist weitere Forschung notwendig.
        Die Weltgesundheitsorganisation entwickelt ebenfalls ein Programm zum Unterstützen der Erforschung der biologischen Psychiatrie unter Leitung von DR. BAAN und DR. LEBEDEW. Zur besonderen Beachtung sind vier Themen ausgewählt worden: Genetik, Psychopharmakologie, Neuropharmakologie und Biochemie. 1965 fand eine Gruppentagung in Genf statt, und eine Reihe der dort gegebenen Empfehlungen sind verwirklicht worden; bemerkenswert ist z. B. die Schaffung eines weltweiten internationalen Zentrums für Referate. Die wissenschaftliche Gruppe für Psychopharmakologie traf sich im Dezember 1966, und Gruppentreffen für die anderen beiden Abteilungen waren für 1967 und 1968 geplant. Es ist klar, daß die Weltgesundheitsorganisation eine einzigartige und unentbehrliche Rolle auf diesem Gebiet spielen kann."

    Siehe auch:

    • GIPT-Axiome I, II, III, IV und V.
    • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie aus Allgemeiner und Integrativer Sicht
    • Welten und  die Konstruktion unterschiedlicher Wirklichkeiten in der GIPT.
    • Axiome - Grundannahmen der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie (GIPT)
    • Stellung und Aufgaben der Psychologie
    • Denken




    Cooper, D. (1971). Psychiatrie und Antipsychiatrie.



    Demokratische Psychiatrie > Geistesbewegung, antipsychiatrische



    Diagnose
    Die Diskussion um Sinn, Bedeutung, Wert und Folgen (Stigmatisierung) von Diagnosen bis hin zu einer radikalen Ablehnung psychopathologischer Diagnosen und der Bedeutung der ihnen zugrundligeneden klinischen Bilder, spielt eine große Rolle in der Antipsychiatrie (siehe z.B. Szasz). Siehe bitte auch:
    • Was-Ist-Fragen in der Diagnostik. WIF-Fallstricke, Tücken und Probleme.
    • Bin ich wirklich schizophren? Die unsicheren Diagnosen der Psychiatrie und ihre Folgen für die Patienten.
    • Kritik und Alternative zur Traditionellen Diagnostik in der Psychopathologie (aus allgemeiner und integrativer Perspektive)
    • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität
    • Das Geheimnis der "Achsen" und ihrer Wandlung  im DSM, im Diagnostischen und Statistischen Manual für Psychische Störungen.
    • Der geheimnisvolle Wandel der Borderline Persönlichkeits-Diagnostik vom DSM-III zum DSM-IV.
    • "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt"
    • Bio-Psycho-Soziales Krankheitsmodell in der GIPT
    • Ingo-Wolf Kittel: Systematische Überlegungen zum Begriff "krank" in der Medizin im allgemeinen und in der Seelenheilkunde im besonderen
    • Krankheitsbegriff in der Psychotherapierichtlinien
    _


    Elektro-Konvulsions-Therapie (EKT)

    Die Elektro-Konvulsions-Therapie wurde im Jahre 1938 von den Italienern Cerletti und Bini durch einen von ihnen konstruierten Apparat eingeführt. Eine erste ältere und historische Monographie, stammt von Von Beyer (1950). Eine umfassende Kritik wurde von Breggin (dt. 1980) vorgelegt. Obwohl das Buch von Scientology empfohlen und einseitig für ihre ARAF-Kritik mißbraucht wird, ist es ein wichtiges Buch, das zahlreiche kritische empirische Befunde zusammenträgt und zu dem Ergebnis gelangt, die Elektro-Konvulsions-Therapie gänzlich abzulehnen. Klaus Dörner hierzu im deutschen Vorwort:
        "Vor kurzem erzählte mir ein psychoanalytisch orientierter Psychiater, dessen Engagement für mich Vorbild ist: 'Wir hatten bei uns einen Mann, der sich monatelang mit einer schweren Depression herumgequält hat. Alle Versuche von uns und von ihm waren vergeblich. Seine Verzweiflung war nicht mitanzusehen. Wir haben die Möglichkeit einer EKT erwogen, aber aus grundsätzlichen Erwägungen verworfen. Der Mann hat sich endlich umgebracht. Jetzt quäle ich mich mit dem Gedanken herum, daß er noch gut am Leben sein und zumindest von seinen Symptomen entlastet sein könnte, hätten wir die EKT zugelassen.' Seine Gewissensqual ist auch die meine und die vieler anderer." (S. 7/8). Dörner empfiehlt ergänzend zu lesen Max Fink (1979).
        Das Verhältnis der EKT Anwendungen in den USA in privaten Einrichtungen gegenüber staatlichen Einrichtungen betrug 20:1 nach Breggin.  Für 1975 schätzte die NIMH Studie 60-100.000 EKT-Anwendungen pro Jahr. Bregging äußert sich am Ende seines Werkes mit zwei wichtigen Empfehlungen:

    "Kriterien für die Einwilligungserklärung [nach Breggin 1980, S. 249]:
    Wenn sich ein Patient zur Behandlung mit EKT entschließt, sollte er über die folgenden sechs Punkte informiert werden und sollte diese Punkte wirklich verstehen:
     

    1. Die Behandlung führt bei Tieren häufig zu irreversiblen Hirnschädigungen. Auch Autopsiebefunde und Hirnstromuntersuchungen bei Menschen belegen in vielen Fällen bleibende Hirnschädigungen.
    2. Einige Untersuchungen ergeben eine Sterberate von 1:1000 bei den behandelten Patienten. Bei besonderen Risikogruppen, z. B. bei älteren Menschen und bei Patienten mit Erkrankungen des Kreislauf-, Atmungs- und Zentralnervensystems, ist die Sterbeziffer wesentlich höher.
    3. Zu Beginn der Behandlung verliert der Patient seine geistig-seelischen Fähigkeiten vollständig und leidet unter schweren Angstzuständen und emotionaler Verwirrung. Starke Kopfschmerzen und Alpträume können ber längere Zeit anhalten.
    4. Die Behandlung verursacht in allen Fällen einige bleibende Gedächtnislücken, die sich vor allem auf die Zeit um die Behandlung beziehen. Viele Forschungsarbeiten und Fallberichte weisen erhebliche bleibende Ausfälle der Erinnerung an ganz persönliche Erlebnisse bei den meisten Patienten nach. In vielen Fällen beziehen sich diese Einbußen auf Monate[>250]oder Jahre zurückliegende Ereignisse. Auch andere Formen geistiger Funktionsstörungen können andauern.
    5. Obwohl die EKT seit mehr als 40 Jahren angewandt wird, konnte ihre Wirksamkeit bei psychiatrischen Erkrankungen oder bei Suizidgefährdung nicht nachgewiesen werden.
    6. Obwohl dieses Behandlungsverfahren seit langer Zeit benutzt wird, ist es stark umstritten, so daß viele Psychiater und psychiatrische Kliniken nie darauf zurückgreifen."


    Insgesamt spricht sich Breggin (USA) gegen eine weitere Behandlung durch Elektro-Konvulsions-Therapie aus:

    "Empfehlungen [nach Breggin, dt. 1980, S. 251/52]

    1. Kein Psychiater sollte  mehr Behandlungen mit EKT durchführen, und jeder dieser Psychiater sollte seinen Standpunkt in seiner Berufsgruppe und in der Öffentlichkeit vertreten.
    2. Private, psychiatrische Krankenhäuser und Kliniken sollten unabhängig voneinander keine Erlaubnis zur Anwendung der EKT in ihrem Bereich geben. Sie sollten jedoch nicht gesetzlich daran gehindert werden, freiwillige Patienten damit zu behandeln.
    3. Die Regierung sollte die EKT in Einrichtungen des Bundes und der Bundesstaaten total verbieten. Sie sollte die weitere Unterstützung der EKT durch Zuschüsse und offizielle Empfehlungen unterbinden.
    4. Medizinische und psychiatrische Verbände, wie die American Psychiatric Association, sollten die EKT nicht mehr verteidigen und befürworten.
    5. Patienten, die durch EKT geschädigt wurden, können Regreßansprüche in Verfahren wegen ärztlicher Kunstfehler geltend machen, wenn die Fakten nach ihrer Meinung die Einreichung einer Klage rechtfertigen.
    6. Es kann eine gerichtliche Anordnung zur Beendigung der EKT eingeholt werden, wenn Grund zu der Annahme besteht, daß Insassen ohne vorherige Information und ohne ihre Einwilligung behandelt werden. Zu dieser Forderung wurde ein Präzedenzfall in einem erfolgreichen Gerichtsverfahren geschaffen, das die Durchführung einer psychochirurgischen Operation in einer staatlichen Klinik in Michigan verbot (Kaimowitz, 1973; Breggin, 1973b, 1975a).
    7. Richtlinien der Bundesregierung und der einzelnen Staaten sowie gerichtliche Präzedenzfälle sollten bestimmte Gruppen vor der Behandlung mit Elektrokonvulsionstherapie schützen: zwangseingewiesene psychisch kranke Patienten, Gefangene, Kinder und Personen, die unter Vormundschaft stehen. Selbst wenn Personen dieser Gruppen offensichtlich auf eigenen Wunsch EKT erhalten wollen, sollte den Ärzten die Durchführung der Behandlung verboten sein. Ferner sollte berücksichtigt werden, daß auch die sogenannten freiwilligen Patienten in Privatkliniken in Wirklichkeit nicht den Status von freiwilligen Patienten genießen. Ihre Einwilligung in ein gefährliches, persönlichkeitsschädigendes, experimentelles oder umstrittenes Behandlungsverfahren, wie die EKT, sollte daher von den Gerichten mit großer Skepsis betrachtet werden.
    8. Die Gesetzgebung des Bundes und der Bundesstaaten sollte das Recht jedes Individuums auf Ablehnung jeder psychiatrischen Behandlung sichern. Hirnschädigende Therapien, wie Psychochirurgie, Behandlung mit Tranquilizern und EKT, sind Anlaß genug, solche gesetzlichen Regelungen in Angriff zu nehmen."


    Eine neuere deutsche Bewertung der Elektro-Konvulsions-Behandlung

    Eine neuere deutsche Bewertung wurde von Jörg Walden vorgelegt (1999, S.126): "Elektrokonvulsionstherapie (EKT). Schon in den 30er Jahren hatte sich gezeigt, daß die Auslösung epileptischer Anfälle bei Patienten mit psychischen Erkrankungen - vor allem bei Schizophrenien und schweren Depressionen - symptomverbessernde Wirkungen entfalten kann. Während anfänglich die Auslösung epileptischer Aktivität mit Hilfe von Pharmaka erfolgte (Pentylentetrazol, Kamphcr), wurde später die elektrische Reizung des Zentralnervensystems durchgeführt. Dieses Therapieverfahren wird Eletrolconvulsionstherapie (EKT) genannt. Während die EKT nach Ergebnissen wissenschaftlicher Studien gute Ergebnisse zeigt, ist die Anwendung in Deutschland in den Hintergrund getreten, da in der öffentlichen Meinung häufig ethische Aspekte vorgebracht werden (Elektroschocktherapie). Trotz einer guten antidepressiven Wirksamkeit der EKT bleibt dieses Verfahren heute für Patienten mit therapieresistenten affektiven Störungen vorbehalten. Insbesondere gilt die EKT als Mittel der Wahl bei der therapieresistenten wahnhaften Depression, bei der Psychopharmaka nur in 30-50 % erfolgreich antidepressiv wirksam sind, während die EKT eine Responderrate von bis zu 90 % erreicht. Mittel der Wahl ist die EKT auch für die heute selten auftretenden febrilen Katatonien. Die EKT wird unter Anästhesie und pharma kologischer muskulärer Relaxation vorgenommen. Das Nebenwirkungsspektrum der EKT umfaßt das allgemeine Narkoserisiko und passagere Gedächtnisstörungen. Um diese zu reduzieren, werden in den meisten Fällen die Elektroden unilateral an der nichtdominanten Hemisphäre plaziert. Es hat sich gezeigt, daß für einen antidepressiven Effekt epileptische Anfälle von mindestens 25 Sekunden Dauer erforderlich sind. In der Regel werden bei einem Patienten zwei bis drei Behandlungen pro Woche (insgesamt 6-12 Behandlungen) durchgeführt, wobei zur Reduktion der Nebenwirkungen ein behandlungsfreies Intervall von zwei Tagen eingehalten wird.Die EKT wird unter Anästhesie und pharma Die Elektrokonvulsionstherapie ist ein effektives Behandlungsverfahren insbesondere bei sonst therapierefraktären Depressionen, bei wahnhaften Depressionen und katatonen Schizophrenien."



    Foucault, Michel
    Aus dem Link die antipsychiatrische Quintessenz: Foucault unterscheidet sich von den antipsychiatrisch radikal autonomen Fundamentalisten (ARAF) klar im Bekenntnis, daß es so etwas wie Wahn und Wahnsinn tatsächlich gibt. An der Existenz der klinischen Bilder läßt er so wenig einen Zweifel wie Thomas Szasz, wohl aber, und darum geht eigentliche Streit der wissenschaftlichen Antipsychiatrie ja, was die klinischen Bilder bedeuten und wie mit ihnen umzugehen ist (siehe Psychiatriekritik Klassifikation). So gesehen hat die wissenschaftliche Antipsychiatrie auch nichts mit der antipsychiatrischen radikal autonomen Fundamentalisten (ARAF) von Scientology und einigen den ARAF- Aktivisten im Internet zu tun, die sogar die klinischen Bilder und ihre pathologische Bedeutung leugnen und mit allen agitatorischen und propagandistischen Mitteln bekämpfen. So scheidet sich der Wahn an der Anerkenntnis des Wahns. Thomas Szasz ist hier radikaler und geht weiter: in seinem extremen Haß auf die Psychiatrie ist er offenbar bereit, auch mit dem Teufel selbst einen Pakt einzugehen, wenn sich hieraus die Möglichkeit ergibt, die Psychiatrie zu schädigen und zu entmachten.



    Geistesbewegung, antipsychiatrische
    Eine Internetseite -  https://www.marco-cavallo.de/ - zur demokratischen Psychiatriebewegung führt unter der Rubrik Menschen, Bücher, Links Menschen eine Reihe von Namen, zu den Biographien mit dem Text angeboten werden: "Rechts finden Sie Biografien und weitere Informationen über Personen, die in der "Praxis-Theorie der Psichiatria Democratica" und   in "Das große Theater des Marco Cavallo" erwähnt oder zitiert   worden sind. Die aufgezählten Personen sind natürlich nur ein sehr kleiner Anteil deren, die mitgewirkt haben. Sobald mehr Informationen über weitere Beteiligte zur Verfügung stehen, werden sie hier aufgenommen". Aufgeführt werden (Stand 7.4.2):
     
      Adorno, Theodor *  Albert, Hans *  Basaglia, Franco *  Bateson, Gregory * Casagrande, D. * Dahrendorf, Ralf *  Dörner, Klaus *  Foucault, Michel * Gramsci, Antonio *  Habermas, Jürgen * Jaeggi, Urs * Jervis, Giovanni * Laing, Ronald *  Müller, Christian *  Pirella, Agostino * Popper, Karl * Pörksen, Nils * Scabia, Giuliano * Schlesak, Dieter *  Stroztka, Hans * Szasz, Thomas *  Tommasini, M. *  Tranchina, P.


    In dieser Aufzählung fehlen allerdings einige Vorläufer und Mitgestalter, u. a.:
     

      Cooper, David (Psychiater) * Goffman, Erving (Soziologe) * Rosen, George (Psychiater) * Sechehaye, Marguerite A. (Psychoanalytikerin)




    Gemeindespsychiatrie
    siehe bitte auch Non-Restraint (Kolb, Simon) und Sozialpsychiatrie.
    • Zentralinstitut für Seelische Gesundheit: Abteilung Gemeindepsychiatrie
    • Dachverband Gemeindepsychiatrie e.V. [1,]



    Gesetz Nr. 180 > Triest.

    Italienische Psychiatrie-Reform: Gesetz Nr. 180/1978, “Basaglia”, 4 Ziele (nach):

    1. Schließung der “Irrenhäuser”
    2. Gründung von “Zentren psychischer Gesundheit” als ambulante gemeindenahe Versorgungsschwerpunkte
    3. Eröffnung von psychiatrischen Abteilungen mit max. 15 Betten an Allgemeinkrankenhäusern
    4. Neuregelung und Reduzierung von Zwangseinweisungen
    • Klaus Hartung Über das italienische Gesetz Nr. 180.
    • Der Spiegel 15/ 1980: Interview mit Basglia.


    Vorgeschichte des Gesetzes 180 nach Hartung (1980, S. 163f)

      "Die Vorgeschichte hat zwei Elemente. Einmal jene antiinstitutionelle Praxis, die 1967 in der kleinen Provinzstadt Gorizia an der jugoslawischen Grenze von Basaglia und seiner Equipe begonnen wurde. Dort formierte sich die 'gruppo d'assalto', jene Angriffsformation, die seit 1969 den Kampf gegen die Psychiatrie in die psychiatrischen Institutionen ganz Italiens hineintrug. Denn - so die List der Vernunft - die antiinstitutionelle Bewegung entstand aus einer Niederlage. Basaglia mußte Gorizia verlassen, weil ein entlassener Patient in einer häuslichen Auseinandersetzung einen Polizisten erschossen hatte. Mit dieser Niederlage begann die Diaspora: die Praxis in Arezzo, Perugia, Parma, Ferrara und nicht zuletzt in Triest. Vor allem die Arbeit, die Basaglias Equipe seit 1972 in Triest geleistet hat, sollte für das spätere Gesetz 180 so bedeutsam werden, daß man heute auch von dem 'Triestiner Gesetz' spricht. Das zweite Moment der Vorgeschichte betrifft die politische Umsetzung der antiinstitutionellen Praxis. Sicher ohne den konkreten Beweis, daß man ein Irrenhaus auflösen kann, ohne Unheil zu beschwören, daß Verrückte auf der Straße sein können, ohne daß kleine Kinder in Gefahr geraten, daß jemand nach 30 Jahren Klinikaufenthalt nicht nur ein Recht auf Leben hat, sondern dieses Recht auch wahrnehmen will und kann, ohne dies alles wäre nichts [>164] geschehen. Trotzdem führt keine Automatik von der nichtigem Praxis zum guten Gesetz, sondern es bedurfte von vornherein einer öffentlichen Politik. Die Reformbewegung hat es von Anfang an verstanden, die öffentliche Meinung miteinzubeziehen. Ausgangspunkt war die rücksichtslose Denunziation der Verhältnisse. Zum Beispiel der öffentliche Nachweis, daß 70 % aller psychiatrischen Patienten Zwangspatienten waren, daß ganze Klinikbelegschaften wie KZ-Transporte verschoben wurden, von Sardinien in die Emilia, von Ligurien nach Kalabrien. Anfang 1973 wurde auf einem Kongreß eine Karte veröffentlicht, die zum ersten Mal überhaupt erfaßbar machte, was mit Patienten in Italien geschah.
          Seitdem begannen die Vorbereitungsarbeiten für eine Gesetzesinitiative. Diese wurden im Jahre 1977 abrupt beschleunigt, als der Partito Radicale- eine Partei, die man am ehesten als Zusammenfassung von Bürgerinitiativen beschreiben könnte - einen Referendumsvorschlag zur Abschaffung von fünf Gesetzen vorlegte. Zu diesen Gesetzen gehörte - neben dem italienischen 'Antiterror-Gesetz' - auch das Gesetz über die Irrenhäuser von 1904. Die politische Bedeutung dieses Vorschlags zur Volksbefragung lag nicht nur darin, daß sich breite Massen, ein Großteil der Jugend und der Linken an der Agitation für das Referendum beteiligten. Der Vorschlag war vor allem deshalb für die etablierten Parteien bedrohlich, weil er mit der Erfahrung des berühmten Scheidungsreferendums drei Jahre zuvor spielte. Dieses Referendum hatte einen politischen Erdrutsch bewirkt. Die Christdemokraten hatten zum ersten Mal eine entscheidende Volksabstimmung verloren und befanden sich zusammen mit der Kirche und den Faschisten in der Minderheit. Aber nicht nur das: auch das Parteiensystem wurde erschüttert, denn in Italien ist noch der Gegensatz zwischen politischem System und Gesellschaft virulent, und die Gesellschaft ist politisch fortgeschrittener als das politische System. Niemand wußte also, wie die Abstimmung tatsächlich ausgehen würde. Daher hatten die Parteien, voran die kommunistische Partei, die anerkennenswerte Geistesgegenwart, opportunistisch zu sein: man versuchte, dem Gesetz zuvorzukommen.
          Unter dem Druck des drohenden Referendums und der Zeit stellte sich - etwas vereinfacht dargestellt - heraus, daß keine ernsthaften Vorschläge außer denen der linken Psychiatrie auf dem Tisch lagen. ... "


    Hartung Bericht aus Triest und die Forderung nach Abschaffung der Psychotherapie


    Kingsley-Hall.

    Erste institutionelle antipsychiatrische Gemeinschaft (1965-1970)  nach den Vorstellungen von R. D. Laing ("The Politics of Experiences", dt. Phänomenologie der Erfahrung). Ein dreistöckiges Gebäude am East End von London. Das folgende Zitat wurde Braun & Hergrüter (1980, S. 84f) entnommen.

    "7.2. "Kingsley-Hall" - ein englisch-antipsychiatrisches Projekt einer außerinstitutionellen Gemeinschaft

        Die Erfahrungen in psychiatrischen Institutionen und das Gesellschaftsverständnis der englischen Antipsychiater führte diese notwendig zum Versuch, eine außerinstitutionelle Form der [>85] therapeutischen Gemeinschaft zu finden, in der die Reorganisation des Selbst von Patienten und mit psychiatrischer Etikettierung bedrohter Personen möglich sein sollte. Aus der Kritik an der traditionellen psychiatrischen Praxis, auch an der therapeutischen Gemeinschaft irrt Sinne Jories und unterstützt von den Erfahrungen in "Villa 21'' wurde 1965 die therapeutische Wohngemeinschaft "Kingsley-Hall" aufgebaut. Sie war Teil eines "network", in dem sich Vertreter verschiedener sozialer Berufe und Interessierte an der Veränderung der Situation psychisch Kranker zusammengefunden hatten.
        Redler, ein amerikanischer Psychiater, der in "Kingsley-Hall" lebte, beschreibt:
    "Die Absicht war, daß Mitglieder der Philadelphia Association zusammenlebten und andere nach und nach einziehen zu lassen... Unter jenen, die dann dort lebten, waren Leute, die früher als schizophren diagnostiziert und in die Nervenklinik eingewiesen worden waren und andere, die so diagnostiziert worden wären, wenn sie sich der Mehrzahl der Psychiater vorgestellt hätten. Sie hatten abgelehnt, psychiatrische Patienten zu sein...
        Leute kamen auf verschiedenen Wegen. Am häufigsten war es durch Laings Bücher . . ."

    und weiter über die Beziehungsstruktur zwischen Therapeuten und Patienten und die Organisationsform der Wohngemeinschaft:

    "Es gab keine feste Autoritätshierarchie oder Personal-Patienten-Zweiteilung. Was genau die Verantwortungs- und Entscheidungsbereiche der Mitglieder der Philadelphia Association waren, war normalerweise nicht klar, starr definiert oder abgegrenzt. Es schien ihre Absicht zu sein, die Verantwortung fürs tägliche Leben den Bewohnern, einschließlich ihrer selbst, zu lassen, aber das Recht zu intervenieren, für sich zu reservieren, wenn sie fühlten, daß eine Gefahr für die Gesundheit eines oder mehrerer Bewohner bestand ... oder Kontakte mit Londoner Gemeindeverwaltungen und medizinischen Behörden notwendig waren. Es bestand ein hoher Grad an Mehrdeutigkeit hinsichtlich dieser Fragen. Die Mitglieder der Philadelphia Association ... waren in einer neuen Situation, tasteten sich durch und waren sich oft uneins darüber, was geschah oder wenn, wie ... den Lauf der Ereignisse zu beeinflussen... Es war eine fließende, sich verändernde und manchmal schmerzend chaotische Situation. Du lerntest dort etwas über Chaos, dein eigenes und das von anderen."



    Kollaboration mit der Macht
    Die Psychiatrie wurde und wird vielfältig mißbraucht von den Mächtigen, aber sie ließ und läßt sich auch vielfältig von den Mächtigen mißbrauchen. Dies ist ein wesentlich begünstigender Faktor für ARAF- Kritik. Es stellt sich aber auch die kritsche Frage: ist die Psychiatrie tatsächlich anfälliger für die Kollaboration mit der - meist links- oder rechtsfaschistischen - Macht oder ist sie nur ein besonders geeigneter Sündenbock? Waren und sind z.B. Industrie, Handwerk, Banken, Justiz, Polizei, Militär nicht ebenso oder mehr noch willfährliche Erfüllungsgehilfen bei den verbrecherischen Zielen der - meist links- oder rechtsfaschistischen - Mächtigen? Dies soll unter diesem Stichwort näher erforscht und erörtert werden.



    Krankheitsbegriff

    Die radikale Antipsychiatrie leugnet die klinischen Bilder als Krankheiten und begreift sie als soziale Krisen, Ausdruck gesellschaftlicher Konflikte, als Selbstheilungsversuch oder gar als schöpferischen Prozeß einer Seherin. Zum Krankheitsbegriff zunächst einige Links.
     

    • "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt"
    • Bio-Psycho-Soziales Krankheitsmodell in der GIPT
    • Ingo-Wolf Kittel: Systematische Überlegungen zum Begriff "krank" in der Medizin im allgemeinen und in der Seelenheilkunde im besonderen
    • Krankheitsbegriff in der Psychotherapierichtlinien
    • Kritik und Alternative zur Traditionellen Diagnostik in der Psychopathologie (aus allgemeiner und integrativer Perspektive)
    • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität
    • Das Geheimnis der "Achsen" und ihrer Wandlung  im DSM, im Diagnostischen und Statistischen Manual für Psychische Störungen.
    • Der geheimnisvolle Wandel der Borderline Persönlichkeits-Diagnostik vom DSM-III zum DSM-IV.
    • Was-Ist-Fragen in der Diagnostik. WIF-Fallstricke, Tücken und Probleme.
    _


    Laing, Ronald D.

    In Arbeit: Die Antipsychiatrie Ronald D. Laings in seinen Schriften Das geteilte Selbst, Das Selbst und die anderen, Phänomenologie der Erfahrung
    Siehe auch Arbors Association, Kingsley Hall, Philadelphia Association, Reise durch den Wahnsinn,



    Non-restraint (Kein Zwang) Bewegung 1830
    Eine humanistische Bewegung in der Psychiatrie in der Folge von Pinel, die Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie aufzugeben. Sie ging im Anschluß an Pinels Großtat zunächst von England aus: R. Gardiner Hill übernimmt die Direktion des Lincoln-Lunatic-Asylum: "Ich wünsche, das zu vollenden, was Pinel begann." Die Zahl der Zwangsmaßnahmen sank unter seiner Leitung von 2364 im Jahre 1830 auf 3 im Jahre 1837. [Nach Panse S.32]:

    Es folgte John Conolly (1794-1866) mit der Einführung des nun so genannten Non-restraint-System im größten Irrenhaus (ca. 1000 Insassen) in Middlesex in Hanwell: Abschaffung von Zwangsmitteln durch Prinzipien von Geduld, Gerechtigkeit und Güte. [Panse S.32]

    Panse führt weiter aus: "Conolly forderte eine 'beinahe väterliche ' Behandlung der Kranken, denen mit Höflichkeit und Ehrerbietung zu begegnen sei. Bei Tag und bei Nacht sei auf die Beruhigung des gestörten Geistes einzuwirken. Nichts könne dies besser garantieren als gut gelaunte, zätige Wärter, die nicht nur gutherzig und verständnis seien, von tüchtigen weiblichen Angestellten unterstützt. Überall müsse vollkommene Reinlichkeit und Ordnung herrschen." Die strikte Durchführbarkeit des Programms wurde von vielen PsychiaterInnen der damaligen Zeit - und auch später noch - bezweifelt.

    Kritisch zu Panse



    Offene Fürsorge durch Gustav Kolb 1919 in Erlangen
     
    Quelle: Siemen, Hans Ludwig (1996). Psychiatrie im 20. Jahrhundert. In: Bezirk Mittelfranken (1996). 150 Jahre Psychiatrie in Erlangen 1846-1996. Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum des Bezirkskrankenhause in Erlangen. S. 22-26. Graphik Altes Bezirkskrankaus 1846  * Integrative Therapie und Psychiatrie * Fixe Ideen (Hagen 1870) * Hagen als Ludwig II. Gutachter

    "2. Die Reformen der zwanziger Jahre

    Gustav Kolb (1870-1938) war einer der wenigen deutschen Psychiater, die in den veränderten politischen Bedingungen eine günstige Gelegenheit sahen, die Gestalt der Anstaltspsychiatrie zu verändern. Obwohl zweifellos ein nicht nur politisch ausgesprochen konservativer Mensch, kritisierte er, daß die "Irrenanstalt" ein "Mittelding zwischen Zuchthaus und Krankenhaus" sei, der "Irrenarzt" in der Bevölkerung, insbesondere bei den Kranken und ihren Angehörigen eher als "Feind", als "Kerkermeister" angesehen werde, denn als Freund und Helfer. Um diesen Mißständen abzuhelfen, forderte Gustav Kolb eine grundlegende Reform des "Irrenwesens". Die Heil- und Pflegeanstalten sollten sich möglichst wenig von einem Krankenhaus unterscheiden. Um dies zu erreichen, sei es nötig, Patienten möglichst frühzeitig zu entlassen und außerhalb der Anstalten durch Psychiater und Pflegekräfte versorgen zu lassen. Durch diese "offene Fürsorge" würde die gesamte Irrenfürsorge auf freiere Grundlagen gestellt und der Betrieb in den Anstalten so human und freiheitlich gestaltet, als möglich. Neben dieser "Offenen Fürsorge, die ihn und die Erlanger Anstalt weltberühmt werden ließ, schlug Kolb die Einrichtung von Irrenschutzgerichten vor, die die Anstalten überprüfen und Beschwerden der Patienten nachgehen sollten. Außerdem forderte er die Verkleinerung der Anstalten und die Bildung von Angehörigengruppen - wohlgemerkt, im Jahre 1919!

    Gustav Kolb stritt nicht nur für die offene Fürsorge und eine andere Farm von Psychiatrie-er praktizierte sie auch. Bereits vor dem ersten Weltkrieg hatte er in Erlangen mit dem Aufbau der offenen Fürsorge begonnen. In den zwanziger Jahren baute er dieses System in beispielhafter Weise aus: zwei hauptamtliche und ein nebenamtlicher Fürsorgearzt und sechs Pflegerinnen versorgten weit über 4.000 Patienten außerhalb der Erlanger Anstalt. In Erlangen, Fürth und Nürnberg wurden Sprechstunden abgehalten, über 6.000 mal statten die Ärzte entlassenen Patienten Hausbesuche ab, auch in ländlichen Regionen wurde die Fürsorge aktiv. Mit einem eigenen PKW fuhren Fürsorgearzt und Pflegerinnen auch in entlegenere Regionen und bemühten sich, die dort lebenden psychisch kranken Menschen zu betreuen. Für die damalige Zeit war Kolbs Modell bahnbrechend, machte es doch deutlich, daß es auch andere Wege gab, psychisch kranke Menschen zu behandeln, als sie hinter hohen Mauern ein von der übrigen Gesellschaft abgeschlossenes Leben führen zu lassen. Bald machte dieses Modell Schule, fast alle deutsche Anstalten versuchten, ähnliches einzurichten, auch das Ausland interessierte sich verstärkt für das "Erlanger Modell". Psychiater aus der Schweiz, Osterreich, Schweden, Norwegen, Japan, der Sowjetunion und vielen anderen Ländern besuchten die Erlanger Anstalt, um die offene Fürsorge zu studieren.

        Mit der offenen Fürsorge wurde die Struktur der psychiatrischen Anstalten aufgebrochen. Der Psychiater, so ein Mitstreiter von Gustav Kolb, könne durch die ambulante Tätigkeit endlich greifbare Erfolge erringen und sichtbar produktiv sein; auch sein soziale Geltung würde sich zum Positiven wandeln. Der Anstaltsarzt sei durch die offene Fürsorge von seiner traditionellen beruflichen Isolierung befreit, indem er seine Tätigkeit mit dem pulsierenden gesellschaftlichen Leben in Verbindung bringt. Aber die-[>24]ses gesellschaftliche Leben hatte auch viele Schattenseiten: etliche der betreuten Menschen lebten in völlig unzureichenden Wohnverhältnissen, die angesichts der allgemeinen Wohnungsnot in den 20er Jahren nicht zu ändern waren. Viele waren zudem arbeitslos, ohne Aussicht auf den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

        Auch innerhalb der Erlanger Anstalt veränderte sich die Art des Umgangs mit psychisch Kranken: Die von Hermann Simon in Gütersloh entwickelte aktivere Heilbehandlung setzte Gustav Kolb konsequent um: wie dieser sah er im psychisch kranken Menschen auch dessen gesunde Anteile und versuchte, diese vor allem durch die Arbeitstherapie zu fördern. Die althergebrachten Behandlungsmethoden, wie Dauerbettbehandlung, Dauerbäder oder die Vergabe von Schlafmitteln wurden stark reduziert.

        Aber bereits mit der Weltwirtschaftskrise wurden die Reformbestrebungen innerhalb der deutschen Psychiatrie stark beschnitten. Die offene Fürsorge wurde aus Kostengründen eingeschränkt, die Verhältnisse innerhalb der Anstalten durch eine drastische Reduzierung der Pflegesätze wieder auf ein elendes Niveau herabgedrückt. [>24]

    Exkurs: "3. Die Erlanger Heil- und Pflegeanstalt im Nationalsozialismus

        Die Machtübernahme des Nationalsozialismus 1933 hat einschneidende Wirkungen auf die Erlanger Anstalt. Gustav Kolb trat am 1. März 1934 von seinem Direktorposten zurück. Nachfolger wurde Wilhelm Einsle (1881-1961), der seit November 1933 der Anstalt Kutzenberg vorstand. Als Stellvertreter fungierte Dr. Schuch, der 1938 Dirketor Ansbachs wurde. Sein Nachfolger im Stellvertreteramt wurde Dr. Müller.

        Wenige Monate nach der Machtübernahme erließen die Nationalsozialisten das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, das die Zwangssterilisation von psychisch kranken Menschen erlaubte. Dieses Gesetz fand bei weiten Teilen der Psychiater volle Zustimmung. Bereits im Jahre 1934 wurden in der Erlanger Anstalt über 100 Patienten zwangssterilisiert. Vor allem aber außerhalb der Anstalten entfaltet das Zwangssterilisotionsgesetz seine inhumane Wirkung. Die offene Fürsorge, die den Patienten mehr Freiheit versprach und eine lebenslange Internierung in einer Anstalt verhindern sollte, geriet nun zum probaten Mittel zur Durchsetzung des Gesetzes. Allein in 1934 wurden von den Erlanger Fürsorgeärzten 351 Anträge auf Zwangssterilisation anhand der Akten und aufgrund der guten Kenntnis der Patienten gestellt.

        Auch innerhalb der Anstalt zeigte das nationalsozialistische Herrschaftssystem seine Wirkung. Dieses war ja unter anderem mit dem Ziel angetreten, das deutsche Volk wieder "oufzuarten" und dazu u.a. die Ausgaben für die vermeintlich "Minderwertigen" drastisch zu reduzieren. Entsprechend wurden die sowieso schon kargen Pflegesätze weiter gesenkt, auf 2,70 Reichsmark pro Tag und Patient. Außerdem war die Anstalt ab 1933 ständig überfüllt, da im nationalsozialistisch formierten Staat kein Platz mehr für frei lebende psychisch kranke Menschen war. Diese weitere Verelendung innerhalb der Anstalt blieb nicht ohne Folgen. Von 1936 bis 1939 stieg die Sterblichkeit innerhalb der Anstalt deutlich an.

        Mit Beginn des Überfalls auf Polen im September 1939 radikalisierte sich auch das Vorgehen gegenüber psychisch Kranken. Die gezielte und gut organisierte Vernichtung von psychisch kranken Menschen begann. Erlangen war ab Sommer 1940 von dieser Aktion betroffen. Im Juli 1940 gingen sog. Meldebögen in der Anstalt ein, mit denen alle Patienten nach Alter, Diagnose, Arbeitsfähigkeit, Dauer des Anstaltsaufenthaltes u.a. erfaßt werden sollten. Diese wurden dann, nachdem im August 1940 eine Kommission das Ausfüllen der Meldebögen vollendete, nach Berlin geschickt. Dort wurde anhand der Meldebögen von Psychiatern entschieden, ob die Patienten getötet oder weiter leben durften. Als erstes wurden im September 1940 alle 21 jüdischen Patienten aus der Erlanger Anstalt nach Eglflng-Haar bei München gebracht und von dort aus in eine Tötungsanstalt transportiert- die jüdischen Patienten wurden allesamt ermordet. Die ersten 122 nichtjüdischen Patienten wurden am 1. November 1941 nach Sonnenstein bei Pirna verlegt, eine der eigens eingerichteten Tötungsanstalten, in denen die Patienten vergast werden. Bis zum Juni 1941 wurden insgesamt 907 Patienten aus der Erlanger Heilund Pflegeanstalt nach Sonnenstein bzw. nach Hartheim bei Linz verlegt und dort ermordet. Opfer dieser Vernichtungsaktion waren vor allem Patienten, die sich schon sehr lange in der Anstalt befanden, häufig nicht mehr fähig waren, an der Arbeitstherapie teilzunehmen oder sehr pflegebedürftig oder störend waren."

    Literaturhinweis Psychiatrie im 3. Reich (Siemen 1982)



    Philadelphia Association

        Nach Quelle: Braun, Ute & Hergrüter, Evelin (1980, S.90f ). Zum Zusammenhang mit Arbors Association.

    "Philadelphia As sociation [FN21]
    Zur Zeit existieren unter der Trägerschaft der Philadelphia Association (P.A.) acht Wohngemeinschaften in London. Die P.A. strebt an, eine Alternative zu bestehenden psychiatrischen Einrichtungen zu sein, das heißt Menschen, die entweder schon in psychiatrischer Behandlung waren oder sich in einem Zustand befinden, der häufig die Einweisung in eine psychiatrische Klinik zur Folge hat, alternative Einrichtungen anzubieten. Die Wohngemeinschaften sollen ein "Asylum" darstellen, in dem die Personen nicht als Kranke oder Patienten angesehen werden, sondern als Menschen, die in eine Lebenskrise geraten sind.
        Psychische Krankheit wird in der P.A. als freie Wahl der Person betrachtet, als Weg, sich mit der Welt auseinanderzusetzen."
     
    "Psychische Krankheit wird in der P.A. als freie Wahl der Person betrachtet, als Weg, sich mit der Welt auseinanderzusetzen."

        Eine abenteuerliche These, bei der wir nur die Frage stellen wollen: Wie geht diese "freie Wahl" vor sich und wie wird dies empirisch belegt und begründet?

        "Die Änderung dieses Entwurfs kann nur von dieser Person selbst vorgenommen werden. Es wird daher von Seiten der Therapeuten so wenig wie möglich interveniert. Die Hauptunterstützung besteht darin, den Personen ein Asylum zur Verfügung zu stellen, das relativ frei ist von sozialem Zwang, um günstige Bedingungen herzustellen, den Entwurf wirklich aufgrund von eigenen Entscheidungen zu ändern. [>91]

        Die wirft die Frage nach der Evaluation dieser Mittel und Methoden auf.

        "Eine zentrale Stellung nimmt die Regression ein: das Durchleben der eigenen Angst, Verzweiflung und die Rückkehr zu Verhaltensweisen, die den eigenen Bedürfnissen entsprechen und nicht von gesellschaftlicher Repression bestimmt sind. Ziel der P.A. ist es, die Personen in ihrer eigenen Entscheidung zu bestärken, gleichgültig welchen Inhalts diese Entscheidung ist (sofern sie nicht zur Kriminalität führt), sie muß nicht mit den üblichen Vorstellungen von "glücklichem" oder "normalem" Leben übereinstimmen."

        Auch hier stellt sich die Frage nach der Evaluation dieses Ansatzes.

        "Es wird angestrebt, Hierarchien und vordefinierte soziale Rollen so weitgehend wie möglich abzubauen, um eine unmittelbare zwischenmenschliche Begegnung zu ermöglichen. Im Programm der P.A. heißt es: "Für diejenigen, die hier leben, was auch immer ihre Rolle sein mag, sind diese Wohnungen Schmelztiegel, wo vorgefaßte Meinungen sich auflösen in der direkten Erfahrung von Agonie und Freude, Aufregung und Langeweile, Hoffnung und Verzweiflung des Zusammenlebens."

        Wenn sich nach der Evaluation dieses Ansatzes herausstellen sollte, daß die Therapieziele so erreichbarer sind, spräche dies für das Konzept; es könnte dann womöglich auch wirtschaftlicher sein.

        "Für jede Wohngemeinschaft ist ein Therapeut der P.A. zuständig. Er lebt jedoch nicht im Haus, sondern kommt durchschnittlich an zwei Abenden pro Woche. Das Treffen ist nicht verpflichtend, es kann vorkommen, daß nur ein oder zwei Personen bei seinem Besuch anwesend sind. Es bleibt hauptsächlich den Wohngemeinschaftsmitgliedern überlassen, was oder ob sie überhaupt etwas mit ihm besprechen wollen. Er selbst sieht seine Aufgabe darin, die Bewohner zu ermutigen, Eigenverantwortung zu entwickeln. Er greift so wenig wie möglich in individuelle oder Gruppenprozesse ein, obwohl natürlich das Ausmaß an Interventionen durch die Persönlichkeit des jeweiligen Therapeuten mitgeprägt wird. Die therapeutische Beziehung wird als unmittelbare oder existentielle Begegnung zwischen Personen verstanden. Objektiv vorhandene Unterschiede zwischen Therapeut und Wohngemeinschaftsmitgliedern werden kaum thematisiert." (...) [>92] (...)

        Hier wird die Sonder- Stellung der TherapeutIn geleugnet, was dem Wahrhaftigkeits- und Echtheitsanspruch widerspricht.

        "Die meisten Angehörigen der Wohngemeinschaften sind Empfänger der Sozialhilfe oder gehen einer (Teilzeit) Beschäftigung nach, die jedoch häufig nicht ihrer früheren Ausbildung entspricht. Es ist auffallend, daß viele Bewohner ein Studium begonnen haben, dieses aber häufig nicht beendeten. Der Bildungsgrad ist überdurchschnittlich hoch. Die Mitglieder dieser Wohngemeinschaften dürften daher kaum repräsentativ sein für Patienten herkömmlicher psychiatrischer Einrichtungen. Die Wohngemeinschaften besitzen vor allem für Personen eine starke Anziehungskraft, die sich mit der Literatur Laings oder des Existentialismus auseinandergesetzt haben."
     
    "Die Mitglieder dieser Wohngemeinschaften dürften daher kaum repräsentativ sein für Patienten herkömmlicher psychiatrischer Einrichtungen." 

    Inzwischen sollten entsprechende Studien zu diesen alternativen antipsychiatrischen Bemühungen vorliegen (falls jemand Studien kennt, bitte um Mitteillung).



    Psychiatrie, demokratische
    1. Nach Peters: Psychiatrie, demokratische (f)  In Arezzo (Italien) von Anhängern der -> Basaglia-Reform innerhalb einer  sozialistisch- kommunistischen Region eingeführte psychiatrische Versorgungsstruktur. Im Zentrum steht ein psychiatrisches Krankenhaus, es gehören auch Schulen, Altersheime und andere Institutionen zu einem ideologisch einheitlich ausgerichteten Versorgungssystem. - Die Bez. wird gelegentlich für die ganze durch die -> Basaglia-Reform in Italien geschaffenen Veränderungen gebraucht. Siehe auch: Geistesbewegung, antipsychiatrische



    Psychiatriekritik Klassifikation
    Vorbemerkung: Die Psychiatrie hat es mit Ausnahme- und Grenzsituationen zu tun; oft mit Menschen, die ihre Selbstlenkungsfähigkeit entscheidend eingebüßt haben, die von ihren Angehörigen nicht mehr getragen werden können; die Symptome und Verhaltensweisen produzieren, die unverständlich, unberechenbar und unbeeinflußbar erscheinen und von daher auch nicht selten Angst, Hilflosigkeit, Wut und Ablehnung hervorrufen. So gesehen wundert sich wohl niemand, daß außergewöhnliche Ausnahme- und Grenzsituationen auch außergewöhnliche Reaktionen, Verfahrens- und Behandlungsweisen mit sich bringen können. Und deshalb hat die Psychiatrie auch gute Chancen, so lange sie existiert, im Brennpunkt vielfältiger Kritik zu stehen. Das Ringen um angemessene Behandlungsweisen wird womöglich eine immerwährende Aufgabe bleiben. Wo immer Menschen große Macht über andere Menschen haben - z.B. in Heimen, Erziehungsstätten, Gefängnissen, Krankenhäusern, Gefangenenlagern und in besonders von Abhängigkeit bedrohten Verhältnissen (z.B. tiefenregressiven Psychotherapien, interessegeleiteten Begutachtungssituationen) - ist eine besondere, unabhängige Kontrolle notwendig. Das gilt auch für die Psychiatrie. Wir alle sind gefährdet, ob als potentielle TäterInnen oder Opfer, weil keiner über den Verhältnissen steht und kaum einer gegen alle Versuchungen gefeit ist. Kritik an und Kontrolle der Psychiatrie wie an anderen Einrichtungen mit entsprechender Macht über Menschen ist nicht nur erlaubt, sondern wichtig, ja notwendig, wobei aber natürlich auch die Kritik selbst keine heilige Kuh und ihrerseits kritikwürdig ist.

    Klassifikation der Kritik: Die Kritik an der Psychiatrie kann hierbei wie folgt unterschieden werden:
     

    • K1: Psychische Störungen werden überhaupt geleugnet (ARAF)
    • K2: Spezielle Bedeutungen psychischer Störungen werden geleugnet und bekämpft (z.B. mangelnde Geschäftsfähigkeit bei massiv maniformen Störungen)
    • K3: Eine spezielle Ätiologie psychischer Störungen wird geleugnet und bekämpft (z.B. die genetische Veranlagung bei Schizophrenie und manisch- depressiven Störungen), z.B. Szasz
    • K4: die Notwendigkeit, Nützlichkeit oder Angemessenheit spezieller Behandlungsformen wird geleugnet und bekämpft, z.B. die Elektroschocktherapie (EKT), Zwangsmaßnahmen (z.B. Unterbringung, ruhigstellende Behandlung, Fixieren)
    • K5: Umgangsformen mit den Kranken werden kritisiert
    • K6: Sprache und Worte in der Beschreibung der Störungen und Kranken werden als stigmatisierend und entwertend kritisiert
    • K7: mangelnde, unangemessene Rehabilitationsmaßnahmen werden kritisiert
    • K8: mangelnde soziale Absicherung wird kritisiert, z.B. hat in Deutschland nur Anspruch auf (auch befristete) Berufsunfähigkeit, wer wenigstens 60 Monate Rentenpflichtversicherungsbeiträge entrichtet hat, was nicht wenige im heranwachsenden Alter an Schizophrenie Erkrankte nicht erfüllen können
    • K9: die Bedeutung gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Faktoren werden nicht angemessen in die Entstehung der psychischen Störungen einbezogen
    • K10: Sonstige, bisher nicht erfaßte Kritik an der Psychiatrie


    K-Zusatz-r Bei allen Kritiken gibt es die Möglichkeit einer jeweils verschärften Variante, indem AnerkennerInnen des geleugneten und bekämpften Sachverhaltes entwertet und teilweise regelrecht niedergemacht, entehrt und beleidigt werden, wenn sie als Unmenschen, VerbrecherInnen, Folterknechte, FaschistInnen etc. beschimpft werden. K1r bedeutet demnach, daß nicht nur psychische Störungen wie z.B. Wahn, Halluzination, Identitätsverlust oder der Verlust der Selbstlenkungsfähigkeit geleugnet und bekämpft werden, sondern die AnerkennerInnen als Unmenschen, VerbrecherInnen, Folterknechte und FaschistInnen beschimpft und beleidigt werden.



    Pychiatriekritische Bewegung um 1880-1927
     
     »Jede Abnormität nicht nur, jede Ungewöhnlichkeit im alltäglichen Leben begegnet sofort dem Schlagwort »Krankheit!«
       »Statt thatsächliche, auch dem Laien oder dem unbefangenen Fachpsychologen nicht entgehende Geisteskrankheiten zu heilen, mühen sie sich ab, durch spitzfindige, ellenlange, gelehrte Gutachten ganz gesunde Menschen zu »Irren zu stempeln.«
       Ernst Böttger war klar: Irrenärzte litten an einem »Ausfluß einer Ueberschätzung des eigenen wissenschaftlichen Wertes«."

    "Die sich in den 1880er Jahren entwickelnde psychiatriekritische Bewegung war mindestens vierzig Jahre lang aktiv. In den beiden Dezennien um die Jahrhunderwende sind die meisten psychiatriekritischen Aktivitäten zu verzeichnen, wurden die meisten psychiatriekritischen Schriften publiziert. Wann diese Bewegung definitiv aufhörte zu existieren, ist nicht zu beziffern. In den 1920er Jahren, aber vor allem gegen Ende des zweiten Dezenniums ebbten die Veröffentlichungen zu psychiatriekritischen Themen enorm ab. Im Januar 1922 erschien die überlieferte Ausgabe der »Irrenrechts-Reform« des Bundes für Irrenrecht und Irrenfürrsorge, dem bedeutendsten unter den psychiatriekritischen Vereinen, dessen »internationale volkstümliche Zeitschrift« eine Auflage von immerhin 10.000 Exemplaren FN1 erreichte. In diesem letzten eruierten Heft wurde noch enthusiastisch von »unseren Erfolgen« berichtet. FN2 Eine Ankündigung hinsichtlich Auflösung des Bundes resp. seiner Zeitschrift konnte bisher nicht gefunden werden, weswegen weitere, nachfolgende Hefte nur vermutet werden können. ... [>72]
        Die Psychiatriekritiker, zu denen Psychiatrieerfahrene, Juristen, Journalisten, einige wenige Ärzte, Politiker u.a. gehörten, scheuten keine Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen: Sie veröffentlichten Artikel in Zeitungen und Zeitschriften, schrieben Bücher und Broschüren, gründeten Verbände und Zeitschriften, initiierten im Reichstag und in Länderparlamenten Debatten zu vermeintlichen oder tatsächlichen Missständen in der Psychiatrie. Die »Irren« wollten so ihr eigenes Schicksal der Öffentlichkeit vermitteln; die Unterstützer, die selbst keine eigenen Erfahrungen mit der Psychiatrie gemacht haben, wollten die Öffentlichkeit ob dieser Missstände aufrütteln.
        Psychiatriekritiker nahmen kein Blatt vor den Mund; im Gegenteil, sie gingen mit ihren »Feinden« hart ins Gericht. ... Friedrich Kretzschmar, selbst offensichtlich kein Psychiatrieerfahrener, meinte gar: »Jede Abnormität nicht nur, jede Ungewöhnlichkeit im alltäglichen Leben begegnet sofort dem Schlagwort [>73]  »Krankheit!« FN5 Der Präsident des Zürcher Irrenrechts-Reformvereins, Ludwig Fliegel, meinte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die psychiatrische Wissenschaft stecke noch zu sehr in den Kinderschuhen, weswegen sie noch nicht in der Lage sein könne, auf den Geisteszustand eines Menschen sicher schließen zu können, gerade deshalb sei es gefährlich, »daß diese junge Wissenschaft die Macht erhält, das Todesurteil über einen Menschen zu fällen«. Im Übrigen ließen auch Person und der Geisteszustand mancher Irrenärzte selbst sehr viel zu wünschen übrig. FN6 Psychiatriekritiker bedauerten geradezu, dass »die stolze Wissenschaft nicht zugeben will, daß viele ihrer Lehren auf bloßem Glauben beruhen und nicht bewiesen sind«. FN7 So sprachen sie auf der einen Seite dem »Seelen-Piraten« FN8 jede Kompetenz ab, die eigene jedoch wurde selbstbewusst aufgewertet: »Statt thatsächliche, auch dem Laien oder dem unbefangenen Fachpsychologen nicht entgehende Geisteskrankheiten zu heilen, mühen sie sich ab, durch spitzfindige, ellenlange, gelehrte Gutachten ganz gesunde Menschen zu »Irren zu stempeln.« FN9 Psychiatriekritikern wie Ernst Böttger war klar: Irrenärzte litten an einem »Ausfluß einer Ueberschätzung des eigenen wissenschaftlichen Wertes«."
        Quelle (S. 71ff): Schwoch, Rebecca (2013) Ein jahrelanger Kampf gegen den Psychiater Größenwahn«. »Irrenbroschüren« als Form einer Psychiatriekritik um 1900. In Wolters et al.



    Reise durch den Wahnsinn

    Zu dieser berühmt-berüchtigten - sofern sie euphemistisch romantisiert wird - Formulierung, habe ich zwei Quellen gefunden: Das Buch Meine Reise durch den Wahnsinn von Mary Barnes aus ihrem Aufenthalt in Kingsley Hall und im Buch von Laing Phänomenologie der Erfahrung trägt das Kapitel VII die Überschrift Eine Zehntagereise, womit eine psychotische "Episode" des Bildhauers Jesse Watkins gemeint ist, deren Schilderung Laing 1964 auf  Tonband aufnahm. Er charaktersiert diese Reise in seiner Vorbemerkung: "Es ist ein Bericht über seine Reise in den inneren Raum und die innere Zeit. Die generellen Aussagen sind nicht ungewöhnlich; ungewöhnlich ist es jedoch, einen solch luziden Bericht zu haben.Wenn die Ereignisse auch 27 Jahre zurückliegen, sind sie doch lebendig in seinem Geiste und bilde eine der signifikantesten Erfahrungen seines Lebens." (S. 134).  Bei Watkins war der Auslöser der Psychose möglicherwiese die Nachwirkung einer Anästhesie im Krankenhaus, das er aufsuchte, weil eine Wunde nach einem Hundebiss nicht heilen wollte.

        Laing begreift die Psychose hier weitgehend als eine Reaktion auf tEntfremdung und als ein Selbstheilungsgeschehen, das diese Entfremdung aufzuheben versucht. Durch diese Betrachtung gelangt er zu der Überzeugung, daß das JDurchleben einen Heilwert hat und wichtig für den Erlebenden ist. Antipsychiatrie sollte nach Laing daher Menschen helfen, ihnen für die stürmischen Passagen dieser inneren Reisen entsprechende JStätten und JBegleitung anbieten.



    Scheff, Thomas J.
    (dt.1973, 1980 TB; engl. 1966). Das Etikett Geisteskrankheit. Soziale Interaktion und psychische Störung. Frankfurt: Fischer.
    Thomas-Scheff Links [1,2,3,]



    Simon, Hermann (1867-1947)

    Die zufällige Entdeckung der heilenden Wirkung einer Beschäftigung durch Simon in Warstein (Arbeitstherapie, Beschäftigungstherapie, Gestaltungstherapie, Werktherapie). Zitiert nach Panse (kritisch zu Panse)

    Aktivere Krankenhehandlumg nach Hermann Simon (nach Panse 1964, S. 46f)

        Eine Notlage war es, die H. SIMON auf den Gedanken der 'aktiveren Krankenbehandlung' brachte und die das bisherige, etwas trostlose Gepräge der psychiatrischen Krankenabtcilungen entscheidend wandeln sollte. Als er 1905 die nach, seinen Wünschen neu erbaute wcstfälische Anstalt Warstein übernahm und mit den ersten zugewiesenen Kranken belegte. war das Anstaltsgelände noch eine Wüstenei. Erdarbeiten mußtcn noch durchgeführt. Parkanlagen geschaffen, Wege gebaut werden, und zwar möglichst mit eigeen Kräften. Diese umfangreichen Vorhaben drängten dazu, unter den noch auf der Abteilung herumsitzenden und in Betten liegenden Kranken immer neue Aushebungen für die Arbeit zu veranstalten, und allmählich immer kühner auf recht zweifelhafte, unruhige und störende Patienten zurückzugreifen.
        SIMON war rechtl überrascht, zu erleben, daß alsbald eine auffallend günstige Veränderurung des ganzen Anstaltsbildes eintrat. Die Kranken wurden ruhiger und geordneter, und die gewohnten abständigen Krankheitsbilder verschwanden allmählich. Reizbarkeit und Neigung; zu Gewalttätigkeiten gingen sehr zurück und verschwanden bei manchen vorher geradezu gefürchteten Kranken ganz. Die Regsamkeit stumpfer Kranker hob sich und mit ihr auch die Leistung ganzer Arbeitsgruppen.
        Bis 1914, als SIMON Warstein verließ. also in 8 bis 9 Jahren, war er allmählich dazu gelangt, 90 % seiner Kranken regelmäßig zu beschäftigen. Gleichzeitig war es in der Anstalt so gut wie völlig ruhig geworden. [>46]
        Auf der Grundlage dieser Erfahrungen wurde. ebenfalls nach SIMONS Plänen, die westfälische Anstalt Gütersloh erbaut und - durch den Krieg verzögert - 1920 eröffnet. Hier hatte SIMON aber baulich vorgesorgt, daß systcmatische ßeschäftigungstherapie betrieben werden konnte. Werkräume wurden in die Untergeschosse der Krankenpavillons verlegt, so daß der räumliche Kontakt mit den Abteilungen selbst möglichst eng war und auch solche Kranke an der Therapie beteiligt werden konnten, die noch geschlossen zu halten waren.
        Unter bereitwilliger Mitwirkung von Ärzten und Pflegepersonal verbreitete sieh ein Geist der tätigen Aktivität, daß sich auch die bis dahin Untätigen zur Arbeit bequemten, weil, wie SIMON sagt, der Untätige in einer fleißig arbeitenden Anstalt keine Gesellscltaft und Unterhaltung findet, was sich sogar, oder gerade, auf die sonst leicht widerspenstigen jugendlichen Psychopathen auswirkte."

    Literaturhinweis Simon (1929). Arbeit als Heilmittel erkannte schon Dornblüth 1911.
    Kritisch zu Simon: Ernst Klee am 6. August 1999 am PI der Universität Hamburg im Vortrag  Wer Täter ehrt, mordet ihre Opfer noch einmal (Quelle:  https://www.irren-offensive.de/rede_ernstklee.htm ). Dort führt Ernst Klee aus: "Hermann Simon, Anstaltsleiter in Gütersloh, definiert 1931 den Personenkreis angeblich Minderwertiger: Körperschwache,  Kränkliche, Schwächlinge, Schwachsinnige, Krüppel, Geisteskranke.  Er kommt zu dem Schluß: „Es wird wieder gestorben werden müssen." Belegt wird die Aussage nicht. Falls es aber richtig ist, daß Simon mit den Nazis gemeinsache Sache machte mit der Vernichtung unwerten Lebens, ist sein Fall ein Beispiel dafür, daß Täter nicht nur Täter waren, sondern auch Gutes und Richtiges erkannten und taten. Daß Panse, nach Angaben von Ernst Klee selbst T4 Gutachter, keine kritischen Worte darüber verliert, überrascht nicht.
    Links zu Simon:

    • Der Hermann-Simon-Preis wird jährlich auf dem  Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde seit 1971 für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten oder besondere Verdienste auf dem Gebiet der Sozialpsychiatrie an Ärzte oder ärztlich geleitete Arbeitsgruppen des deutschen Sprachraums  verliehen. Hier auch: Berufsbiographische Daten mit Foto: https://www.lundbeckdeutschland.de/05_unternehmen/05_06_04.html
    • Hermann Simon und die historischen Wurzeln der AÄGP: https://www.aaegp.de/history/history.html
    • Hermann Simon und die Geschichte der Psychiatrie: https://www.lichtblick99.de/historisch.html




    Sozialpsychiatrie
    Siehe auch Gemeindespsychiatrie, Non-restraint  und Offene Fürsorge (Kolb).
    • Bürgerinitiative Sozialpsychiatrie [1,]
    • Information Sozialpsychiatrie Hannover
    • Kommentierte Linkliste zu sozialpsychiatrischen Hilfsangeboten [1,]
    • Der Förderkreis Sozialpsychiatrie e.V. Münster [1,]




    Szasz, Thomas

    In seinem berüchtigten Buch Geisteskrankheit - Ein moderner Mythos faßt Thomas Szasz seine antipsychiatrischen radikal autonomen Thesen zur Psychiatrie in einem Nachtrag vom 1.1.1972 wie folgt zusammen [Quelle S. 195/96]:

    Zusammenfassung (S. 294f)

    "Die wichtigsten hier vorgetragenen Argumente und ihre Konsequenzen lassen sich kurz wie folgt summieren:
     

    1. Genau genommen können Krankheiten nur den Körper affizieren; daher kann es keine Geisteskrankheit geben.
    2. «Geisteskrankheit» ist eine Metapher. Ein Geist kann nur in dem Sinne «krank» sein wie schwarzer Humor «krank» ist oder die Wirtschaft «krank» ist.
    3. Psychiatrische Diagnosen sind stigmatisierende Etiketten; sie sollen an die medizinische Diagnosepraxis erinnern und werden Menschen angehängt, deren Verhalten andere ärgert oder verletzt.
    4. Gewöhnlich werden Menschen, die unter ihrem eigenen Verhalten leiden und darüber klagen, als «neurotisch» und jene, unter deren Verhalten andere leiden und über die sich andere beklagen, als «psychotisch» bezeichnet.
    5. «Geisteskrankheit» ist nicht etwas, was eine Person hat, sondern etwas, was sie tut oder ist.
    6. Wenn es keine «Geisteskrankheit» gibt, kann es keine «Hospitalisierung», «Behandlung» oder «Heilung» von «Geisteskrankheiten» geben. Natürlich können Menschen mit oder ohne Eingreifen des Psychiaters ihr Verhalten oder ihre Persönlichkeit ändern. Solche Eingriffe nennt man heute «Behandlung», und die Veränderung, wenn sie in einer von der Gesellschaft gebilligten Richtung verläuft, heißt «Genesung» oder «Heilung».
    7. In die Strafrechtspraxis eingedrungene psychiatrische Vorstellungen - zum Beispiel Antrag auf Unzurechnungsfähigkeit oder verminderte Zurechnungsfähigkeit und entsprechendes Urteil, Gutachten über das seelisch-geistige Unvermögen des Beklagten, einen Prozeß durchzustehen, usw. - korrumpieren das Recht und machen die Bürger, derentwegen sie vorgeblich herangezogen werden, zu Opfern.
    8. Persönliches Verhalten folgt stets Regeln, ist strategisch und sinnvoll. Interpersonale und soziale Beziehungen können als Spiele betrachtet und analysiert werden, wobei das Verhalten der Spieler von ausdrücklich formulierten oder stillschweigend wirksamen Spielregeln gelenkt wird.
    9. Bei den meisten Arten von freiwilliger Psychotherapie versucht der Therapeut den Behandelten die unausgesprochenen Spielregeln, nach denen er sich richtet, zu erläutern und ihm bei der Überprüfung der Ziele und Werte der von ihm praktizierten Lebensspiele zu helfen.
    10. Es gibt keine medizinische, moralische oder juristische Rechtfertigung für unerbetene psychiatrische Eingriffe wie «Diagnose», «Hospitalisierung» oder «Behandlung». Sie sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit.


    Hinzugefügt am 1. Januar 1972."

    Kritische Anmerkungen Sponsel zu Szasz 10 Thesen

        (1a) Szasz tut hier so, als seien Krankheiten auf Körperliches beschränkt. Definitionen sind freie Übereinkünfte, die nicht wahr oder falsch sind, sondern sich nach den Zielen und Zwecken der Definitionsinteressierten richten. (1b) Selbst wenn dem aber so wäre, was nicht der Fall ist, sind Psyche und Geist an den Körper und hier überwiegend an das Gehirn gebunden und haben daher eine körperliche Basis und auch einen körperlichen Ausdruck. (1c) Das lebende Gehirn repräsentiert in der Computermetapher sowohl die Hardware als auch die Software. Welche biologischen Codierungen für Hardwarekomponenten, für fest installierte Betriebssysteme und welche Codierung für die Software, also von Lebenserfahrungen und Lernen abhängig sind - falls - wissen wir (noch) nicht. Den Molekülen oder biologischen Funktionseinheiten im Gehirn kann man (noch) nicht ansehen, ob sie Hardware - als Metapher für Anlage und Gene oder Software für Erfahrungen und Lernen - repräsentieren. Siehe auch GIPT-Axiome I, II, III, IV und V.
        (2) Geisteskrankheit ist nicht mehr oder weniger eine Metapher wie Krankheit auch.
        (3) Es ist richtig, daß psychiatrische Diagnosen etwas Stigmatisierendes an sich haben oder nach sich ziehen können. Aber sie sind nicht stigmatisierend. Das Kernstigma ist das leidvolle Geschehen, das durch die Diagnose nur einen Namen bekommt. Wie immer dieser Name auch gewählt werden wird: nach einiger Zeit und Bekanntheit, wird dieser Name höchstwahrscheinlich mit einer stigmatisierenden Funktion verbunden sein. Wer - vorübergehend - nicht mehr in der Lage ist, seine Wahrnehmungen angemessen zu verarbeiten (Wahn, Halluzinationen), der hat oder dem fehlt etwas über das sich die Wenigsten freuen, es sei denn in Kulturen, in denen Wahnsinnige als Heilige oder besonders schätzenswerte Menschen verehrt werden oder in denen spezielle Symptome ein andere oder gar keine Bedeutung haben. Viele psychisch Gestörte ärgern oder verletzen niemand - außer gelegentlich sich selbst. Und ansonsten ist es in der Tat so, daß spezielle seelisch- geistige Fähigkeiten auch Träger und Grundlage für soziokulturelle Werte sind. Das ist sozusagen ein Sozial- und Kulturgesetz und liegt in der Natur der Sache.
        (4) Das ist falsch. Dieses Definitionsmerkmal wurde von Kurt Schneider zur Kennzeichnung der Psychopathen vorgeschlagen. Dennoch bleibt, daß "andere leiden machen" ein ernstes Problem vorstellt. Die Gefährlicheren sind hier aber zweifellos weniger die psychotischen Menschen als die psychopathischen oder persönlichkeitsgestörten Menschen.
        (5) Das sind Wortspiele, die nicht weiter führen. Tatsache ist in konkreten Krankheitsfällen, daß die Störungen für die Zeit der Erkrankung zu dieser Person gehören, ihr zuzuordnen sind.
        (6) Auch das ist falsch. Die Behandlung ist ja nicht davon abhängig, welches Wort - das ist noch das Unwichtigste dabei - für eine Störung verwendet wird, sondern daß einer Störung, der Krankheitswert - auch zum Schutz und zur Fürsorge für die PatientIn - zuerkannt wird. Auch "gebilligt" führt einen falschen Zungenschlag mit sich. "Erwünscht" oder für "richtig erachtet" wäre angemessener. Menschen suchen in erster Linie keine psychiatrischen Einrichtungen auf, weil sie unter diagnostischen Wörtern leiden, sondern unter den Sachverhalten und Erscheinungen, die diese diagnostischen Wörter kennzeichnen.
        (7) Nein. Die Justiz ist bevorzugt dann funktionell ungerecht bis selbst verbrecherisch, wenn sie von diktatorischen Systemen benutzt wird und sich leider nicht selten auch willfährig benutzen läßt. Es ist eine psychologische und psychopathologische Tatsache, daß Menschen den Verstand, ihre Affekte und die Selbstlenkungsfähigkeit verlieren können. So gesehen sind sie in der Tat auch Opfer, Opfer ihrer Erkrankung. Daher genießen sie in solchen Fällen auch einen besonderen Schutz. Das Recht wird nicht durch die Tatsache, daß es seelisch- geistige Erkrankungen gibt, korrupt: es ist schon immer korruptionsfähig durch die Verhältnisse und die dominierenden Mächtigen.
        (8) Die These Persönliches Verhalten folgt stets Regeln, ist strategisch und sinnvoll  ist entweder trivial oder eine kühne Behauptung, die zu begründen und zu belegen wäre. Es ist zwar richtig: Interpersonale und soziale Beziehungen können als Spiele betrachtet und analysiert werden und man kann annehmen, daß das Verhalten der Spieler von ausdrücklich formulierten oder stillschweigend wirksamen Spielregeln gelenkt wird, das erklärt aber weder die psychopathologischen Phänomene noch die therapeutischen Möglichkeiten. Zudem ist nicht ersichtlich, weshalb auch hierfür nicht nach den biologischen Grundlagen und Ausdrucksformen geforscht werden sollte.
        (9) Auch die Behauptung: Bei den meisten Arten von freiwilliger Psychotherapie versucht der Therapeut dem Behandelten die unausgesprochenen Spielregeln, nach denen er sich richtet, zu erläutern und ihm bei der Überprüfung der Ziele und Werte der von ihm praktizierten Lebensspiele zu helfen ist in dieser Allgemeingültigkeit ganz sicher falsch. Es gibt bislang überhaupt nur zwei größere Psychotherapieschulen, die überwiegend spielregelorientiert vorgehen: die Transaktionsanalyse und die kommunikationsorientierten SystemikerInnen. Im übrigen kann ich nur verwundert feststellen: warum hat Szasz in den letzten 30 Jahren seinen Ansatz nicht ausgebaut und zu einer therapeutischen Schule entwickelt? Dann könnten wir sehen, ob mit seinen Ansätzen und Methoden viel bessere Ergebnisse zustande kämen als z.B. mit denen, die sich bislang durchgesetzt haben und praktiziert werden: in der Psychiatrie ist das zumeist ein integrativer und interdiszipinärer Ansatz.
        (10) Ich würde sagen, die These Es gibt keine medizinische, moralische oder juristische Rechtfertigung für unerbetene psychiatrische Eingriffe wie «Diagnose», «Hospitalisierung» oder «Behandlung». Sie sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist eine ungeheure, ideologisch motivierte Selbstüberhebung gegen die psychopathologische Wissenschafts- und Therapiegemeinde, die sich engagiert und redlich um Begleitung, Linderung, Besserung und Heilung ihrer PatientInnen bemüht und zugleich eine Diffamierung, die einen fachlichen Diskurs fast unmöglich macht. Die 10. These macht Thomas Szasz zu einem ARAF- Agitator.

    Hinweis:
    Thomas Szasz Beurteilung zum Entmündigungsverfahren Ludwig II. König von Bayern hier



    Therapeutische Gemeinschaft
    THERAPEUTIC COMMUNITIES: therapeuticcommunities-journal-fromarchives3



    Triest



    Umgang mit dem ARAF Phänomen

    In der Analyse eines Antipsychiatrisch Radikal Autonomen Textes (Talbot Rede Paris) werden Empfehlungen zum Umgang mit dem Phänomen ARAF vorgeschlagen.



    Villa 21

    Nach Quelle: Braun, Ute & Hergrüter, Evelin (1980, S. 84).

    "Cooper leitete von 1962 bis 1966 eine therapeutische Gemeinschaft für psychisch erkrankte Jugendliche in einem Londoner psychiatrischen Krankenhaus.

    Als Zielsetzung dieses Projekts, das unter der Bezeichnung "Villa 21" bekannt geworden ist, gibt er an:
     

      a) die "starre Rollenstrukturierung" auf der Krankenstation sollte gelockert werden, insbesondere sollte die Patientenrolle zur Disposition gestellt werden, um zu verhindern, daß Patienten die angebotene "stereotype Selbstdefinition' (als Schizophrener, Maniker usw. ) annehmen;

      b) eine geeignete Arbeitssituation zu schaffen, um Gruppen- und Familieninteraktionen bei gestörten Heranwachsenden zu erforschen;

      c) "einen lebensfähigen Prototyp einer kleinen selbständigen Einheit zu schaffen, die in einem großen Haus in der Gemeinde, außerhalb des institutionellen psychiatrischen Kontexts, zu funktionieren vermochte" (Cooper 1971, S. 101),


    Daß trotz außerinstitutioneller Zielsetzung die Struktur der therapeutischen Gemeinschaft von den Strukturen der Institution, in die sie eingebunden ist, nicht unberührt bleiben kann, zeigen Einschätzungen dieses Projekts (vgl. Portugall 1976, S. 101 f. ). Am deutlichsten wird dies an der Unmöglichkeit, bestimmte Rollenerwartungen, die von der Institution an das Personal gestellt werden, einfach auflösen zu wollen. Als gelungenes Projekt kann Cooper diese therapeutische Gemeinschaft nur bezeichnen, "weil die instrumentell- funktionale Beziehungsebene mit ihren Vorstrukturierungen kraft geleugneter institutioneller Autorität (die Cooper als leitender Arzt hatte, Anm. d. Verf.) schlichtweg für nicht existent erklärt wird" (Portugall 1976, S. 105), weil also die personale Beziehung zwischen Arzt-Personal-Patienten allein Gewicht bekommt.
        Wir finden hier die durch die Theorie des Existentialismus begründete Annahme wieder, es sei möglich, innerhalb der Gesellschaft von deren Strukturen unabhängige Freiräume schaffen zu können."

    Siehe auch:

    • The birth and death of Villa 21: https://hpy.sagepub.com/content/24/3/326.abstract
    • Villa 21 - an experiment in anti-psychiatry:  https://laingsociety.org/colloquia/thercommuns/villa21.1.htm




    Neue Entwicklungen in der Psychiatrie, Gesetz und Rechtsprechung.
    Gesetz. NRW verbietet Video-Überwachung in Psychiatrie. "Patienten in psychiatrischen Kliniken sollen künftig nicht mehr per Video überwacht, sondern besser betreut werden. Als erstes Bundesland verbietet Nordrhein-Westfalen die Videoüberwachung von Psychiatrie-Patienten per Gesetz. Der Landtag hat am Mittwoch das bundesweit einmalige Gesetz verabschiedet. Künftig sollen Patienten in psychiatrischen Kliniken ausschließlich von Sitzwachen betreut werden. ..." [DerWesten 16.11.11]
    _
    Zwangsbehandlung. "Leitsätze zum Beschluss des Zweiten Senats vom 23. März 2011 - 2 BvR 882/09 -
    1. Der schwerwiegende Eingriff in das Grundrecht aus Art. 2 Abs. 2 GG, der in der medizinischen Behandlung eines im Maßregelvollzug Untergebrachten gegen dessen natürlichen Willen liegt, kann auch zur Erreichung des Vollzugsziels gerechtfertigt sein.
    2. Eine Zwangsbehandlung zur Erreichung des Vollzugsziels ist nur zulässig, wenn der Untergebrachte krankheitsbedingt zur Einsicht in die Behandlungsbedürftigkeit oder zum Handeln gemäß dieser Einsicht nicht fähig ist. Maßnahmen der Zwangsbehandlung dürfen nur als letztes Mittel und nur dann eingesetzt werden, wenn sie im Hinblick auf das Behandlungsziel, das ihren Einsatz rechtfertigt, Erfolg versprechen und für den Betroffenen nicht mit Belastungen verbunden sind, die außer Verhältnis zu dem erwartbaren Nutzen stehen. Zum Schutz der Grundrechte des Untergebrachten sind besondere verfahrensmäßige Sicherungen geboten.
    3. Die wesentlichen Voraussetzungen für die Zulässigkeit einer Zwangsbehandlung bedürfen klarer und bestimmter gesetzlicher Regelung. Dies gilt auch für die Anforderungen an das Verfahren."
        Quelle: <https://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rs20110323_2bvr088209.html>
    ___
     





    Anti-Psychiatrische Literatur (und psychiatriekritisches Umfeld )
    • Arbeitsgemeinschaft sozialpolitischer Arbeitskreise (AG SPAK) u. a (1978/ 79, Hrsg). Reader zur Psychiatrie und Antipsychiatrie. 2 Bde. Berlin:  Sozialpolitischer Verl.
    • Barnes, Mary (dt. 1973, engl.). Meine Reise durch den Wahnsinn. Aufgezeichnet von Mary Barnes und kommentiert von ihrem Psychiater Joseph Berke. Der berühmte Fall aus Kingsley Hall.
    • Basgalia, Franco (dt. 1971, ital. 1968, Hrsg). Die negierte Institution oder Die Gemeinschaft der Ausgeschlossenen. Ein Experiment der psychiatrischen Klinik in Görz. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Basaglia, Franco & Basaglia Ongaro, Franca (1972) Die Abweichende Mehrheit Die Ideologie der totalen sozialen Kontrolle. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Basaglia, Franco (dt. 1974,  ). Was ist Psychiatrie? Frankfurt:
    • Basaglia, Franco (1980, Hrsg.): Befriedungsverbrechen: über die Dienstbarkeit der Intellektuellen. Frankfurt a. M.: Europ. Verl.-Anst.
    • Basaglia, Franco u.a. (1981)  Der Begriff der Psychiatrie. 2.A. Frankfurt: Suhrkamp
    • Basaglia, Franco (2002) Die Entscheidung des Psychiaters. Bilanz eines Lebenswerkes. Bonn: Psychiatrie-Verlag.
    • Bopp, Jörg:(1980) Antipsychiatrie. Theorien, Therapien, Politik. Syndikat..
    • Braun, Ute & Hergrüter, Evelin (1980). Antipsychiatrie und Gemeindepsychiatrie. Erfahrungen mit therapeutischen Alternativen. Frankfurt: Campus.
    • Cooper, David (dt. 1969, engl. 1968, Hrsg.) Dialektik der Befreiung. Reinbek: Rowohlt.
    • Cooper, D. (1971). Psychiatrie und Antipsychiatrie. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Cooper, David (dt. 1972, engl. 1971). Der Tod der Familie. Reinbek: Rowohlt.
    • Cooper, David (1973, Hrsg.) Vernunft und Gewalt. Drei Kommentare zu Sartres Philosophie. Frankfurt  aM: Suhrkamp.
    • Cooper, David (1976) Von der Notwendigkeit der Freiheit. Frankfurt aM: Roter Stern.
    • Cooper, David (1978) Die Sprache der Verrücktheit. Berlin: Rotbuch.
    • Cooper, David (1978) Wer ist Dissident. Berlin: Rotbuch.
    • Cooper, David (1979, Hrsg.) Der eingekreiste Wahnsinn. Frankfurt  aM: Suhrkamp.
    • Crepet, Paolo (1989) Antipsychiatrie Zehn Jahre Verrückte Anomalie. Förtner & Kroemer.
    • Deleuze, G., F. Guattari und G. Jervis (1976, Hrsg.) Antipsychiatrie und Wunschökonomie. Berlin: Merve.
    • Deleuze, Gilles  & Foucault, Michel  (1977). Der Faden ist gerissen. Berlin:
    • Fischer, Tilman (1999). Gesund ist, wer andere zermalmt. Heinar Kipphardts "März" im Kontext der Antipsychiatrie-Debatte. Bielefeld: Aisthesis-Vlg.
    • Feuser, G. (1982, Hrsg.): Jahrbuch für Psychopathologie und Psychotherapie II. Köln: Pahl-Rugenstein. [Im Mittelpunkt dieses Jahrbuchs stehen Referate zum Thema "Psychiatrie" Sie dokumentieren die unterschiedlichen Aspekte im Kampf um eine demokratische Psychiatrie in der BRD. Themen sind u.a. therapeutische Wohngemeinschaften, Gemeindepsychiatrie, Antipsychiatrie, Erfahrungen mit der italienischen Psychiatrie.]
    • Foucault, Michel (1974). Die Ordnung der Dinge: Eine Archäologie der Humanwissenschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
    • Foucault, Michel (dt. 1977, franz. ). Überwachen und Strafen. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
    • Foucault, Michel (dt. 1968, franz. 1954).Psvchologie und Geisteskrankheit. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
    • Foucault, Michel (dt. 1973, franz. 1961). Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
    • Foucault, Michel (dt. 1973, franz. 1962). Schriften zur Literatur. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
    • Foucault, Michel (dt. 1987, franz. ).Von der Subversion des Wissens. 1963-1973. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
    • Foucault, Michel (dt. 1973, franz. 1963). Die Geburt der Klinik. Eine Archäologie des ärztlichen Blicks. München:
    • Foucault, Michel (dt. 1988, franz. 1963). Ravmond Roussel. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
    • Foucault, Michel (dt. 1975, franz. 1973). Der Fall Riviere. Materialien zum Verhältnis von Psychiatrie und Strafjustiz.
    • Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
    • Foucault, Michel (dt. 1976, franz. 1975). Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
    • Foucault, Michel (dt. 1976, franz. ). Mikrophysik der Macht. Über Strafjustiz. Psychiatrie und Medizin. Berlin
    • Foucault, Michel (dt. 1977, franz. 1976) Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit I. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
    • Foucault, Michel (1977).Der Gehrauch der Lüste. Sexualität und Wahrheit 2. Frankfurt a. M.1986 (frz. 1984)
    • Foucault, Michel (dt. 1986, franz. 1984). Die Sorge um sich. Sexualität und Wahrheit 3. Frankfurt a. M. 1986 (frz. 1984)
    • Foucault, Michel (2005) Die Macht der Psychiatrie. Suhrkamp
    • Hartung, Klaus (1980). Die neuen Kleider der Psychiatrie. Vom antiinstutionellen Kampf zum Kleinkrieg gegen die Misere. Berichte aus triest. Berlin: Rotbuch.
    • Hartung, Klaus (1980) Über das italienische Gesetz Nr. 180. aus: Wege zu einer neuen Psychiatrie, Protokolle einer Tagung. München: HU-Schriften 9, 24-26.
    • Jervis, Giovanni (dt. 1979, ital. 1977). Die offene Institution. Über Psychiatrie und Politik. Frankfurt: Syndikat.
    • Jervis, Giovanni & Rella, Franco (1978) Der Mythos der Antipsychiatrie. Berlin: Merve-Verlag.
    • Laing, Ronald D.; Phillipson, H. & Lee, A.R. (engl. 1966, dt.1971) Interpersonelle Wahrnehmung. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Laing, Ronald, D. (dt. 1976, engl. 1960). Das geteilte Selbst. Reinbek: Rowohlt.
    • Laing, Ronald, D. (dt. 1977, engl. 1961, 1969). Das Selbst und die anderen. Reinbek: Rowohlt.
    • Laing, Ronald, D. (dt. 1969, engl. 1967). Phänomenologie der Erfahrung. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Lundt, Stefan (1980, Hrsg.) Rebellion gegen das Valiumzeitalter. Überlegungen zur Gesundheitsbewegung. Dokumentation des Gesundheitstages Berlin 1980, Band 7. Berlin: Verlagsgesellschaft Gesundheit.
    • Laing, Ronald D. (engl. 1976, dt. 1981) Die Tatsachen des Lebens. Reinbek: Rowohlt. [Autobiographie]
    • Mannoni, Maud (1977). "Scheisserziehung". Von der Antipsychiatrie zur Antipädagogik. Frankfurt: Syndikat.
    • Obiols, Juan & Basaglia, Franco (1978). Antipsychiatrie. Das neue Verständnis psychischer Krankheit. Aus dem Französischen übertragen von Hainer Kober. Reinbek: Rowohlt (Sachbuch)
    • Scheff, Thomas J. (dt.1973, 1980 TB; engl. 1966). Das Etikett Geisteskrankheit. Soziale Interaktion und psychische Störung. Frankfurt: Fischer.
    • Scientology: Scientology-Kritik: https://www.Ingo-Heinemann.de/
      • Röder, Thomas & Kubillus (1994, Hrsg.). Die Männer hinter Hitler. Wer die geheimen Drahtzieher hinter Hitler wirklich waren ... und unter welchem Deckmantel sie immer noch unter uns weilen. Malters: Pi-Verlag.
      • Wiseman, Bruce (). Psychiatry. The Ultimate Betrayal. Los Angeles: Citizens Commission On Human Rights.
    • Schmid, Sil (1977). Freiheit heilt. Bericht über die demokratische Psychiatrie in Italien. Berlin: Wagenbach.
    • Schneider, Peter K. & Ruff, Erich (1985), Der begriffene Wahnsinn. Ein kognitves Modell zur Aufklärung und Therapie des psychotischen Verhaltens. Frankfurt: Campus Forschung.
    • Schwendter, Rolf  (1979, Hrsg.) Reader zur Psychiatrie und Antipsychiatrie Band 2. Berlin: Sozialpolitischer Verlag.

    • Schwendter, Rolf (1983, Hrsg.) Psychiatrie Jahrbuch 1. Psychiatrie und Antipsychiatrie im Ausland. AG SPAK.
    • Szasz, Thomas (dt. 1974). Die Fabrikation des Wahnsinn. Frankfurt: Fischer.
    • Szasz, Thomas (dt. 1978, engl. 1970). Psychiatrie. Die verschleierte Macht. Frankfurt: Fischer.
    • Szasz, Thomas (dt. 1980 n.engl. 1974, 1961). Recht, Freiheit und Psychiatrie. Auf dem Weg zum "therapeutischen Staat"? Frankfurt: Fischer.
    • Szasz, Thomas (dt. 1975, engl. 1971/ 1972). Geisteskrankheit - Ein moderner Mythos. Grundzüge einer Theorie des persönlichen Verhaltens. München: Kindler (geist & Psyche).
    • Zehentbauer, Josef;  D'Onofrio, Patrizia; Tullio, Francesco; Toresini,  Lorenzo & Basaglia, Franco (1989 u. Reprints). Die Auflösung der Irrenhäuser oder: Die Neue Psychiatrie in Italien.


    Auseinandersetzung der Psychiatrie mit der Antipsychiatrie
    • Glatzel, Johann (1975). Antipsychiatrie. Psychiatrie in der Kritik. Stuttgart: G. Fischer
    • Häfner, Heinz
    • Kisker, K. P. (1979). Antipsychiatrie. In: Psychiatrie der Gegenwart, Bd. 1, Teil 1, Berlin: Springer.
    • Payk, Theo R. (2000). Antipsychiater. In: Psychiater. Forscher im Labyrinth der Seele. Stuttgart: Kohlhammer. 135-144.
    • Rechlin, T. & Vliegen, J. (1995)  Die Psychiatrie in der Kritik. Die antipsychiatrische Szene und ihre Bedeutung für die klinische Psychiatrie heute. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Psychiatrie Volume 75.




    Psychiatriegeschichte (siehe bitte auch hier)
    • Beddies, Thomas (2003. Hrsg) Dokumente zur Psychiatrie im Nationalsozialismus. Berlin: bebra wiss. Verl.
    • Beddies, Thomas (2004) Kinder in der NS-Psychiatrie. Berlin: bebra wiss. Verl.
    • Bergener, M. (1982, Hrsg.). Psychiatrie der 80er Jahre. Mit Beiträgen von D.H. Bennett, M. Bergener, W.Bräutigam, K. Dieckhöfer, W. Eiermann, et al.  München: Karl Thiemig Verlag. [Aus dem Inhalt: "Zur Psychiatrik und Antipsychiatrie nach 100 Jahren Psychiatrie" (Klemens Dieckhöfer), "Anthropolgische Grenzbereiche  zwischen Psychiatrie, Psychologie und Recht" (R.Lange), "Bildsprachliche Kommunikation in der Gestaltungstherapie" (G.Seyde/  Ch.Schlegel), etc.].
    • Blasius, Dirk (1994). "Einfache Seelenstörung". Geschichte der deutschen Psychiatrie 1800-1945. Frankfurt: Fischer.
    • Bolten, J. C. (1751). Gedancken von psychologischen Curen. Halle im Magdeburgischen: Hemmerde.
    • Brückner, Burkhart (2010) Basiswissen: Geschichte der Psychiatrie. Bonn:  Psychiatrie-Verl.
    • Bundesminister f. Jug., Fam. & Gesundheit (1973, Hrsg.). Materialsammlung I und II. zur Enquete über die Lage der Psychiatrie in der BRD. Schriftenreihe Bundesminister f. Jug., Fam. & Gesundheit Bd. 9 und Bd. 10. Stuttgart: Kohlhammer.
    • Cranach, Michael & Siemen, Hans-Ludwig  (2012, Hrsg.) Psychiatrie im Nationalsozialismus: Die Bayerischen Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1933 und 1945. München: Oldenbourg.
    • Dornblüth, O. (1911). Allgemeine Psychotherapie. In: Die Psychoneurosen, 561-571. Leipzig: Veit & Comp.
    • Ellenberger, H. F. (dt. 1973). Die Entdeckung des Unbewußten. 2 Bde. Bern: Huber.
    • Engstrom, Eric J. (2003, Hrsg.) Psychiatrie im 19. Jahrhundert. Forschungen zur Geschichte von psychiatrischen Institutionen, Debatten und Praktiken im deutschen Sprachraum. Basel: Schwabe.
    • Foucault, Michel (dt. 1968, franz. 1954). Psychologie und Geisteskrankheit. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Foucault, Michel (dt. 1969, fr. 1961). Wahnsinn und Gesellschaft. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Friedreich, J. B. (1830). Literärgeschichte der Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten. Von den ältesten Zeiten bis zum neunzehnten Jahrhundert. Nachdruck der Ausgabe Würzburg 1830: Amsterdam 1965: Bonset.
    • Griesinger, W. (1861). Die Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten. Stuttgart: Krabbe.
    • Gross, Gisela; Klosterkötter, Joachim & Schüttler, Reinhold (1997, Hrsg.) 50 Jahre Psychiatrie. Stuttgart: Schattauer.
    • Güse, Hans-Georg & Schmacke, Norbert (1976). Psychiatrie zwischen bürgerlicher Revolution und Faschismus. 2 Bde. Kronberg: Athenäum.
    • Jervis, Giovanni (1988; ital. 1969). Kritisches Handbuch der Psychiatrie. Frankfurt: athenäum. dt. Erstausgabe 1978 Syndikat.
    • Jetter, Dieter (1981). Grundzüge der Geschichte des Irrenhauses. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft.
    • Klee, Ernst (1978) Psychiatrie-Report. Frankfurt: Fischer.
    • Klee, Ernst (1987) Was sie taten - was sie wurden. Ärzte, Juristen u. andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord.  Frankfurt a.M.:  Fischer-Taschenbuch-Verl.
    • Klee, Ernst (1997) Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. Frankfurt am Main:  Fischer.
    • Klee, Ernst (2001)  Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945. Frankfurt am Main: Fischer.
    • Klee, Ernst (2004) "Euthanasie" im NS-Staat. "Vernichtung lebensunwerten Lebens". Frankfurt am Main: Fischer.
    • Klee, Ernst (2010) "Euthanasie" im Dritten Reich. "Vernichtung lebensunwerten Lebens". Frankfurt am Main: Fischer.
    • Kreuter, Alma (1996). Deutschsprachige Neurologen und Psychiater. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon von den Vorläufern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Drei Bände. München: K. G. Saur.
    • Kutzer, Michael (1998)  Anatomie des Wahnsinns.  Geisteskrankheit im medizinischen Denken der frühen Neuzeit und die Anfänge der pathologischen Anatomie. Hürtgenwald:  Pressler.
    • Langegger, Florian (1983). Doktor, Tod und Teufel Vom Wahnsinn und von der Psychiatrie in einer vernünftigen Welt. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Leibbrand, Werner  & Wettley, Annemarie (1961)  Wahnsinn. Geschichte der abendländischen Psychopathologie. Freiburg: Alber.
    • Leinfelder, Holger (2003) Die Geschichte der Insulin- und Cardiazol-Schocktherapie in der Psychiatrie von 1922 bis 1945
    • Leupoldt, J. M. (1837). Lehrbuch der Psychiatrie. Leipzig: Voss.
    • Mayer, Wilhelm (1918) Bemerkungen eines Psychiaters zu den Angriffen auf die Psychiatrie in der neueren Literatur. in: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, Band 44. Berlin: Springer.
    • Mitscherlich, Alexander & Mielke, Fred (1948, 1960 ff, Hrsg.). Medizin ohne Menschlichkeit. Dokumente des Nürnberger Ärzteprozesses. Frankfurt: Fischer.
    • Moritz, K. P. (1783-1793, Hg.). Erkenne dich selbst - Magazin zur Erfahrungs-Seelenkunde. 10 Bde. Neu aufgelegt 1986, Nördlingen: Greno.
    • Müller, Christian (1993) Vom Tollhaus zum Psychozentrum. Vignetten und Bausteine zur Psychiatriegeschichte in zeitlicher Abfolge. Hürtgenwald: Pressler.
    • Müller, Christian (1998) Wer hat die Geisteskranken von den Ketten befreit?  Skizzen zur Psychiatriegeschichte. Bonn: Ed. Das Narrenschiff.
    • Panse, Fr. (1964, Hrsg.). Das psychiatrische Krankenhauswesen. Stuttgart: Thieme.
    • Reil, J. C. (1803). Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle: Curt'sche Buchhandlung.
    • Reil, J. C.; Kayßler, A. B. (1805, Hg.). Magazin für die psychische Heilkunde. Berlin. Nachdruck 1966: Amsterdam: Bonset.
    • Reil, J. C.; Hoffbauer, J. C. (1808, 1812, Hg.). Beyträge zur Beförderung einer Kurmethode auf psychischem Wege. 2 Bde. Halle: Curt'sche Buchhandlung.
    • Rudnick, Martin (1990) Aussondern - Sterilisieren - Liquidieren. Die Verfolgung Behinderter im Nationalsozialismus: Berlin:  Ed. Marhold im Wiss.-Verl. Spiess.
    • Schmuhl, Hans-Walter (1992). Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Euthanasie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
    • Schneider, Frank (2011, Hrsg.) Psychiatrie im Nationalsozialismus - Erinnerung und Verantwortung. Dokumentation der Gedenkveranstaltung am 26. November 2010. Heidelberg: Springer.
    • Schott, H. (1997, Hrsg.). Chronik der Medizin: München: Chonik im Bertelsmann.
    • Schott, Heinz, Tölle, Rainer (2006) Geschichte der Psychiatrie. Krankheitslehren, Irrwege, Behandlungsformen. München: Beck.
    • Schwoch, Rebecca (2013) Ein jahrelanger Kampf gegen den Psychiater Größenwahn«. »Irrenbroschüren« als Form einer Psychiatriekritik um 1900. In (71-95): Wolters, Christine et al. (2013).
    • Siemen, Hans-Ludwig (1982). Das Grauen ist vorgrammiert. Psychiatrie zwischen Faschismus und Atomkrieg. Giessen: Focus.
    • Simon, Hermann (1929). Aktivere Heilbehandlung in der Irrenanstalt. Berlin: de Gruyter.
    • Sparing, Frank (2001) Erbbiologische Selektion und "Euthanasie".  Psychiatrie in Düsseldorf während des Nationalsozialismus. Essen: Klartext-Verl.
    • Toellner, R. (dt. 1990, orig. 1978, Hrsg.). Illustrierte Geschichte der Medizin. 6 Bde. [Bd. 4 Psychiatrie] Salzburg: Andreas.
    • Wolters, Christine & Beyer, Christof (2013, Hrsg.)  Abweichung und Normalität. Psychiatrie in Deutschland vom Kaiserreich bis zur Deutschen Einheit. Bielefeld: Transcript.




    Kritik einzelner psychiatrischer Methoden

    Elektro-Schock-Therapie (EKT; Bini & Carlette 1938)

    • Beyer, Walter Ritter von (1950). Die moderne psychiatrische Schockbehandlung. Stuttgart: Thieme.
    • Breggin, Peter Rogner (dt.1980, engl.1979). Elektroschock ist keine Therapie. München: Urban & Schwarzenberg.
    • Fink, Max (1979). Convulsive Therapy: Theory and Practice. New York: Raven.
    • Walden, Jörg (1999). Elektrokonvulsionstherapie (EKT) in:  Psychopharmakologie und andere psychobiologische Verfahren. In: Berger, Matthias (1999, Hrsg.). Psychiatrie und Psychotherapie. München: Urban & Schwarzenberg.
    • Zur Gewaltanwendung in der Psychiatrie.




    Panse, Friedrich. Die Todesanzeige der Düsseldorfer Klinik - „Ein Leben der Arbeit im Dienst leidender Mitmenschen ... ist vollendet." - wird von Klee in seinem Vortrag am PI Hamburg gegeißelt:  Panse war  T4-Gutachter, d.h. er gutachtete Patienten in die Gaskammer. Quelle: https://www.irren-offensive.de/rede_ernstklee.htm
    Zu berücksichtigen ist aber auch, daß Panse mit Pohlisch und Creutz in Düsseldorf angeklagt und vom Gericht freigesprochen wurde, "weil ihr bewiesenes Gegenwirken erheblichen Erfolg zum Wohle der Kranken gezeigt hat." Nun das muß noch nicht allzuviel bedeuten, weil die deutsche Justiz leider in der Aufarbeitung des nationalsozialistischen Unrechts selbst eine äußerst problematisch Rolle spielt und im Grunde elend und kläglich versagt hat, so daß sich hier auch die Frage verschärft stellt, was Recht denn eigentlich bedeutet und ob es nicht nur ein Spiel der Sieger und Mächtigen ist? Wenn es richtig ist, daß Panse T4 Gutachter war, dann hat er für 5 bis 10 Pfennig pro Gutachten so und so viele faktische Todesurteile gefällt. Wie man so jemand freisprechen kann, bleibt das Geheimnis - wahrscheinlich motivierter - deutschbräunlich Versagerjustiz. Daß dies nicht notwendig war, zeigt der Fall des deutschen Psychiaters Ewald, der trotz Untersagung dagegen protestierte.


    1) Mit dem griechischen Buchstaben Theta J   (nach Jerapeia (therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie Heilmittel oder Heilwirkfaktoren Qualität (Funktion) annehmen,  z. B. J einsehen,  J zulassen unterdrückter Erinnerungen, J stellen (konfrontieren), J sich  überwindenundJ mutig sein, J differenzieren, J entspannen, J lernen, J loslassen, J beherrschen ... Und um deutlich zu machen, daß wir ein Wort nicht alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer psychologisch-psychotherapeutischen Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben y  (Psi, mit dem das griechische Wort für Seele =  yuch, sprich: psyche, beginnt). Viel Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften sind. Um diese babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ und entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm der Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie entwickelt worden: Kamlah & Lorenzen (1967). Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen. Ausführlich zur Terminolgie.
    Störungs Funktor. Begriffe, die eine Störung repräsentieren sollen, kennzeichnen wir mit dem Anfangsbuchstaben Tau (t) des griechischen Wortes für Störung tarach (tarach).
    Querverweise (Links)  zum Terminologie-Problem in der Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie:
    • Introspektion, Bewußtseins- und Bewußtheitsmodell in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
    • Beispiel Nur_empfinden_fühlen_spüren
    • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie
    • Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    • Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
    • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie



    Querverweise
    • Psychiatrie-Kritik Seiten von Ingo Heinemann.
    • Kritik und Alternative zur Traditionellen Diagnostik in der Psychopathologie (aus allgemeiner und integrativer Perspektive).
    • Michel Foucault (kritisch).
    • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität.
    • Das Geheimnis der "Achsen" und ihrer Wandlung  im DSM, im Diagnostischen und Statistischen Manual für Psychische Störungen.
    • Der geheimnisvolle Wandel der Borderline Persönlichkeits-Diagnostik vom DSM-III zum DSM-IV.
    • "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt".
    • Bio-Psycho-Soziales Krankheitsmodell in der GIPT.
    • Ingo-Wolf Kittel: Systematische Überlegungen zum Begriff "krank" in der Medizin im allgemeinen und in der Seelenheilkunde im besonderen.
    • Krankheitsbegriff in der Psychotherapierichtlinien.
    • Epidemiologie.
    • Übersicht - Psycho-Moden, psychische Epidemien, Epidemiologie und systemimmanente Kunstfehler.
    • Was-Ist-Fragen in der Diagnostik. WIF-Fallstricke, Tücken und Probleme.
    • Bin ich wirklich schizophren? Die unsicheren Diagnosen der Psychiatrie und ihre Folgen für die Patienten.
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    Antipsychiatrie site:www.sgipt.org. 
    *
    Information für Dienstleistungs-Interessierte.
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Antipsychiatrie. Glossar, Dokumentation und Kritik der Kritiker. Aus unserer Abteilung Medizinische Psychosomatik, Psychopathologie und Psychiatrie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/medppp/antips1.htm
    Copyright & Nutzungsrechte
    Diese Seite darf von jeder/m in nicht-kommerziellen Verwertungen frei aber nur original bearbeitet und nicht  inhaltlich verändert und nur bei vollständiger Angabe der Zitierungs-Quelle benutzt werden. Das direkte zugriffsaneignende Einbinden in fremde Seiten oder Rahmen ist nicht gestattet, Links und Zitate sind natürlich willkommen. Sofern die Rechte anderer berührt sind, sind diese dort zu erkunden. Sollten wir die Rechte anderer unberechtigt genutzt haben, bitten wir um Mitteilung. Soweit es um (längere) Zitate aus  ...  geht, sind die Rechte bei/m ... zu erkunden oder eine Erlaubnis einzuholen.


      Ende Antipsychiatrie_Überblick__Rel. Aktuelles __Rel. Beständiges _ Titelblatt__ Konzept__ Archiv__ Region__Service-iec-verlag__Mail: sekretariat@sgipt.org__Anmeldung _ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    korrigiert:



    Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    13.11.18    Dialektik der Befreiung. * Zur Neuauflage 2017.
    18.10.15    Lit: Laings Autobiograhie: Die Tatsachen des Lebens.
    25.03.14   Pychiatriekritische Bewegung um 1880-1927.
    06.03.14   Vorgeschichte des Gesetzes 180 nach Hartung.
    05.03.14   Erg. LitListe, Stichwort "Triest" als Link.
    03.03.14   Gesetz Nr. 180.
    11.10.13   Zwei Links zu Villa 21.
    16.11.11   Neue Entwicklungen in der Psychiatrie, Gesetz und Rechtsprechung.
    06.06.09   Lit.Erg.
    31.10.05   Aufnahme Link: https://www.ingo-heinemann.de/Psychiatrie-Kritik.htm.
    22.07.05   Layout, Links.



     
     
     

    [Intern: Antipsychiatrie im Internet (Materialsammlung im Aufbau)
    Selbsthilfe, Alternativen zur Psychiatrie & Antipsychiatrie
    https://www.antipsychiatrie.berlinet.de/fapi/fra_antipsych.htm
    Antipsychiatrische Artikel
    https://www.antipsychiatrie.berlinet.de/artikel/artikel.htm
    Klaus Dörner Beurfsbiographie: Ende der Veranstaltung. Stippvisite bei einem Hartnäckigen von GABRIELE GOETTLE
    https://www.taz.de/pt/2002/01/28/a0112.nf/text
    Basglia-Reform:
    https://www.marco-cavallo.de/
    Franco Basaglia Haus Linz: Integration ist nicht gleich Anpassung
    https://www.exitsozial.at/basaglia.htm
    https://www.erzwiss.uni-hamburg.de/inst05/abs/Artikel/Besserung/Einleitung.htm
    https://www.psychiatrie-und-ethik.de/rundbriefe/rb3-01.pdf
    https://www.psychiatrie.de/pdf/irrsee.pdf
    https://www.med.uni-heidelberg.de/psychia/psychiatrie/allgemeines/bibliothek/buchbestand.pdf
    Ernst Klee am 6. August 1999 am PI der Universität Hamburg im Vortrag "Wer Täter ehrt, mordet ihre Opfer noch einmal.": https://www.irren-offensive.de/rede_ernstklee.htm
    https://www.lundbeckdeutschland.de/05_unternehmen/05_06.html
    https://www.disinfo.com/pages/dossier/id235/pg1/
    https://www.critpsynet.freeuk.com/criticalpsychiatry.htm
    https://digilander.libero.it/aepsi/aep_argb.htm]