Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=01.06.2001 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 24.07.16.
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20  D-91052 Erlangen
    Mail:_sekretariat@sgipt.org_ Zitierung & Copyright

    Anfang _ Dependente PS _ Überblick_Relativ Aktuelles _Rel. Beständiges_ Titelblatt_ Konzept_ Archiv_Region___ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Diagnostik und Differentialdiagnostik, Bereich Persönlichkeitsstörungen, und hier speziell zum Thema:

    Dependente Persönlichkeitsstörung
    Abhängige, asthenische Persönlichkeit
     
    DSM-5 _DSM-IV _ICD-10 Forschungskriterien_ICD-10 Diagnostik  _

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    Im DSM-5 wurden folgende diagnostische Kriterien für die Dependente Persönlichkeitsstörung entwickelt (FN04, S. 926):

    "Diagnostische Kriterien
    Ein tiefgreifendes und überstarkes Bedürfnis versorgt zu werden, das zu unterwürfigem und anklammerndem Verhalten und Trennungsängsten führt. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter, und das Muster zeigt sich in verschiedenen Situationen. Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:
     

    1. Hat Schwierigkeiten, alltägliche Entscheidungen zu treffen, ohne ausgiebig den Rat und die Bestätigung anderer einzuholen.
    2. Benötigt andere, damit diese die Verantwortung für seine/ihre wichtigsten Lebensbereiche übernehmen.
    3. Hat Schwierigkeiten, anderen Menschen gegenüber eine andere Meinung zu vertreten, aus Angst Unterstützung und Zustimmung zu verlieren. (Beachte: Hier bleiben realistische Ängste vor Bestrafung unberücksichtigt.)
    4. Hat Schwierigkeiten, Unternehmungen selbst zu beginnen oder Dinge unabhängig durchzuführen (eher aufgrund von mangelndem Vertrauen in die eigene Urteilskraft oder die eigenen Fähigkeiten als aus mangelnder Motivation oder Tatkraft).
    5. Tut alles Erdenkliche, um die Versorgung und Zuwendung anderer zu erhalten bis hin zur freiwilligen Übernahme unangenehmer Tätigkeiten.
    6. Fühlt sich alleine unwohl oder hilflos aus übertriebener Angst, nicht für sich selbst sorgen zu können.
    7. Sucht dringend eine andere Beziehung als Quelle der Fürsorge und Unterstützung, wenn eine enge Beziehung endet.
    8. Ist in unrealistischer Weise von Ängsten eingenommen, verlassen zu werden und für sich selbst sorgen zu müssen."


    Anmerkung: Die Kriterien (5 aus 8) haben sich nicht verändert.

    Aus den diagnostischen Merkmalen (S. 927):
    "Das Hauptmerkmal der Dependenten Persönlichkeitsstörung ist ein tiefgreifendes und überstarkes Bedürfnis nach Fürsorge, das zu unterwürfigem und anklammerndem Verhalten und Trennungsängsten führt. Der Beginn liegt im Erwachsenenalter, und die Störung manifestiert sich in verschiedenen Situationen. Die abhängigen und unterwürfigen Verhaltensweisen sind darauf angelegt, Fürsorge hervorzurufen und resultieren aus der Selbstwahrnehmung, ohne die Hilfe anderer nicht lebensfähig zu sein.
    Menschen mit Dependenter Persönlichkeitsstörung haben große Schwierigkeiten, alltägliche Entscheidungen zu treffen (z.B. welche Hemdfarbe zur Arbeit anzuziehen ist, ob ein Regenschirm mitzunehmen ist), ohne ausgiebig Rat und Bestätigung von anderen einzuholen (Kriterium 1). Die Betroffenen neigen dazu, sich passiv zu verhalten und anderen (meist einer einzelnen anderen Person) zu erlauben, die Initiative und die Verantwortung für die wichtigsten Lebensbereiche zu übernehmen (Kriterium 2). Erwachsene mit dieser Störung benötigen typischerweise ein Elternteil oder den Ehepartner, um über den Wohnort, den auszuübenden Beruf oder die Auswahl von Freunden in der Nachbarschaft zu entscheiden. Bei Jugendlichen mit dieser Störung kommt es vor, dass sie den Eltern die Entscheidung darüber, was sie anziehen, mit wem sie Umgang haben, wie sie ihre Freizeit gestalten und welche Schule oder Hochschule sie besuchen sollen, überlassen. Dieses Bedürfnis, anderen die Verantwortung zu überlassen, überschreitet alters- und situationsangemessene Wünsche nach Unterstützung durch andere (z.B. die typischen Bedürfnisse von Kindern, älteren oder behinderten Menschen). Die Dependente Persönlichkeitsstörung kann bei einem Menschen auftreten, der an einem ernsten medizinischen Krankheitsfaktor oder einer Behinderung leidet. In solchen Fällen müssen aber die Schwierigkeiten, Verantwortung zu übernehmen, über diejenigen hinausgehen, die normalerweise mit dieser Erkrankung oder Behinderung verbunden sind.
    .... ..."

    S. 929: "Zugehörige Merkmale zur Diagnosesicherung
    Für Menschen mit Dependenter Persönlichkeitsstörung sind Pessimismus und Selbstzweifel charakteristisch. Sie neigen dazu, ihre Fähigkeiten und Vorzüge zu unterschätzen, auch können sie sich ständig als „dumm" bezeichnen. Kritik und Missbilligung werten sie als Beweis ihrer Wertlosigkeit, Selbstvertrauen geht verloren. Gewöhnlich suchen sie bei anderen übermäßigen Schutz und Dominanz. Die berufliche Leistungsfähigkeit kann beeinträchtigt sein, wenn die Art der Tätigkeit Selbstständigkeit erfordert. Sie vermeiden verantwortungsvolle Positionen und sind ängstlich, wenn sie Entscheidungen treffen müssen. Die sozialen Beziehungen sind meist auf die wenigen Personen beschränkt, von denen der Betroffene abhängig ist. Möglicherweise besteht ein erhöhtes Risiko für depressive Störungen, Angststörungen und für eine Anpassungsstörung. Die Dependente Persönlichkeitsstörung tritt häufig gemeinsam mit anderen Persönlichkeitsstörungen auf, insbesondere mit der Borderline-, der Vermeidend-Selbstunsicheren und der Histrionischen Persönlichkeitsstörung. Ein chronischer medizinischer Krankheitsfaktor oder eine Störung mit Trennungsangst können bei Kindern und Jugendlichen prädisponierend für die Entwicklung dieser Störung sein."



    Im DSM-IV wurden folgende diagnostische Kriterien für die Dependente Persönlichkeitsstörung entwickelt (FN01),
    S. 755:

    "Ein tiefgreifendes und überstarkes Bedürfnis, versorgt zu werden, das zu unterwürfigem und anklammerndem Verhalten und Trennungsängsten führt. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter, und die Störung zeigt sich in verschiedenen Situationen.

    Mindestens 5 der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:

    1. hat Schwierigkeiten, alltägliche Entscheidungen zu treffen, ohne ausgiebig den Rat und die Bestätigung anderer einzuholen,
    2. benötigt andere, damit diese die Verantwortung für seine/ ihre wichtigsten Lebensbereiche übernehmen,
    3. hat Schwierigkeiten, anderen Menschen gegenüber eine andere Meinung zu vertreten, aus Angst, Unterstützung und Zustimmung zu verlieren. Beachte: hier bleiben realistische Ängste vor Bestrafung unberücksichtigt,
    4. hat Schwierigkeiten, Unternehmungen selbst zu beginnen oder Dinge unabhängig durchzuführen (eher aufgrund von mangelndem Vertrauen in die eigene Urteilskraft oder die eigenen Fähigkeiten als aus mangelnder Motivation oder Tatkraft),
    5. tut alles Erdenkliche, um die Versorgung und Zuwendung anderer zu erhalten bis hin zur freiwilligen Übernahme unangenehmer Tätigkeiten,
    6. fühlt sich alleine unwohl oder hilflos aus übertriebener Angst, nicht für sich selbst sorgen zu können,
    7. sucht dringend eine andere Beziehung als Quelle der Fürsorge und Unterstützung, wenn eine enge Beziehung endet,
    8. ist in unrealistischer Weise von Ängsten eingenommen, verlassen zu werden und für sich selbst sorgen zu müssen."
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    Grüner Band: Forschungskriterien
    Im ICD-10 F60.7 wurden folgende diagnostische Kriterien für die Abhängige Persönlichkeitsstörung entwickelt (FN02),
    S. 157:

    "A. Die allgemeinen Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung (F60) müssen erfüllt sein.

    B. Mindestens vier der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen müssen vorliegen:
     

    1. Ermunterung oder Erlaubnis an andere, die meisten wichtigen Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen
    2. Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die anderer Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht, und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber deren Wünschen
    3. mangelnde Bereitschaft zur Äußerung selbst angemessener Ansprüche gegenüber Personen, von denen man abhängt
    4. unbehagliches Gefühl, wenn die Betroffenen alleine sind, aus übertriebener Angst, nicht für sich alleine sorgen zu können
    5. häufiges Beschäftigtsein mit der Furcht, verlassen zu werden und auf sich selber angewiesen zu sein
    6. eingeschränkte Fähigkeit, Alltagsentscheidungen zu treffen, ohne zahlreiche Ratschläge und Bestätigungen von anderen."
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    Blauer Band: Klinisch Diagnostische Leitlinien (FN03), S. 217:

    "F60.7 abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung

    Persönlichkeitsstörung mit folgenden Merkmalen:

    1. Überlassung der Verantwortung für wichtige Bereiche des eigenen Lebens an andere.
    2. Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die anderer Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht, und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber den Wünschen anderer.
    3. Mangelnde Bereitschaft zur Äußerung angemessener Ansprüche gegenüber Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht.
    4. Selbstwahrnehmung als hilflos, inkompetent und schwach.
    5. Häufige Ängste vor Verlassenwerden und ständiges Bedürfnis, sich des Gegenteils zu versichern; beim Alleinsein sehr unbehagliche Gefühle.
    6. Erleben von innerer Zerstörtheit und Hilflosigkeit bei der Beendigung einer engen Beziehung.
    7. Bei Mißgeschick neigen diese Personen dazu, die Verantwortung anderen zuzuschieben.
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    Dazugehörige Begriffe:
    • asthenische Persönlichkeit(sstörung)
    • inadäquate Persönlichkeit(sstörung)
    • passive (und selbstschädigende) Persönlichkeit(sstörung)"


    ICD-10 German (Oktober 2005) bei DIMDI im Netz: https://www.dimdi.de/static/de/klassi/diagnosen/icd10/ls-icdhtml.htm.

    "F60.7   Abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung
    Personen mit dieser Persönlichkeitsstörung verlassen sich bei kleineren oder größeren Lebensentscheidungen passiv auf andere Menschen. Die Störung ist ferner durch große Trennungsangst, Gefühle von Hilflosigkeit und Inkompetenz, durch eine Neigung, sich den Wünschen älterer und anderer unterzuordnen sowie durch ein Versagen gegenüber den Anforderungen des täglichen Lebens gekennzeichnet. Die Kraftlosigkeit kann sich im intellektuellen emotionalen Bereich zeigen; bei Schwierigkeiten besteht die Tendenz, die Verantwortung anderen zuzuschieben.
    Persönlichkeit(sstörung):

    • asthenisch
    • inadäquat
    • passiv
    • selbstschädigend"
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    FN01  Wir hätten an dieser Stelle gern den gesamten Text des DSM-IV zur dependenten Persönlichkeitsstörung wiedergegeben. Die Erlaubnis haben wir beim Hogrefe Verlag angefragt, aber nicht erteilt bekommen. Daher beschränken wir uns auf den wissenschaftlichen Kriterienkern, der uns copyright-unproblematisch erscheint. Seite 755.
    FN02 ICD-10 grün Dilling, H.;  Mombour, W.; Schmidt, M. H. & Schulte-Markwort, E. (dt. 1994, engl. 1993). Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F) Forschungskriterien. Bern: Huber. Seite 157.
    FN03 ICD-10 blau: Dilling, H.;  Mombour, W.; Schmidt, M. H. & Schulte-Markwort, E. (dt. 1991, engl. 1991). Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F) Klinisch-Diagnostische Leitlinien. Bern: Huber. Seite 217.
    FN04 DSM-5 Falkai, Peter; Wittchen, Hans-Ulrich; Rief, Winfried;  Saß, Henning & Zaudig, Michael  (2014, Hrsg.) Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen - DSM-5 ®: Deutsche Ausgabe. Göttingen: Hogrefe Verlag. Seite 926ff.


    Querverweise
    Standort: Dependente Persönlichkeitsstörung.
     
    Querverweis:  Kritik DSM-5.
    Querverweis:  Überblick Diagnostik in der IP-GIPT.
    Querverweis:  Literaturüberblick Hörigkeit
    Querverweis:  Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität
    Querverweis:  Kritik und Alternative zur Traditionellen Diagnostik in der Psychopathologie
    Querverweis:  Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
    Querverweis:  Krankheit, Symptom, Syndrom, Aufgabe der Heilkunde
    Querverweis:  Bio-Psycho-Soziales Krankheitsmodell
    Querverweis:  Norm, Wert, Abweichung (Deviation)
    Querverweis:  Kausalitätsproblem
    Querverweis:  Der Wissenschaftsbegriff und seine aktuelle Bedeutung
    Querverweis:  Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, .... und Psychotherapie
    Querverweis:  Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie
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    z.B. Persönlichkeitsstörung site: www.sgipt.org * Abhängige Persönlichkeit site: www.sgipt.org. * Differentielle Psychologie der Persönlichkeit site: www.sgipt.org
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    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Dependente Persönlichkeitsstörung DSM-5, DSM-IV 301.6 Kriterien kurz. ICD-10 (F60.7) Diagnostische Leitlinien und Forschungskriterien. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/diagnos/dependk.htm
    Copyright & Nutzungsrechte: Copyright bei APA / DSM-5, DSM-IV, Ausgabeverlage.
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    korrigiert: irs 24.07.2016



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    24.07.16    Aktualisiert: DSM-5 Kriterien aufgenommen. * Linkfehler geprüft und korrigiert *  Layout aktualisiert.