Einführung und Verteilerseite:
Kausal und Kausalität, Ursache
und Wirkung, Grund und Folge
allgemein, in Wissenschaft und
Leben und besonders im Bio-Psycho-Sozialen und im Recht
- 10 Unterscheidungen -
Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen
Inhaltsverzeichnis
Einführung.
Wissenschaftstheoretische Begriffsanalyse
der Kausalbeziehung
Man kann Kausalität nicht direkt wahrnehmen. Kausalität,
Ursache und Wirkung, Grund und Folge, sind metasprachliche erkenntnistheoretische
Konstruktionen 1. Stufe. Beobachten wir zwei aufeinanderfolgende Ereignisse
E1 und E2 in der Welt, etwa Blitz und Donner, ein fallendes Glas und Scherben,
Harndrang und das Aufsuchen der Toilette, Verspüren von Appetit und
essen, urteilen wir meist, dass E2 eine Wirkung oder eine Folge von
E1 ist. Die Kausalbeziehung ist damit ein metasprachlicher Ausdruck, hier
der ersten Stufe, was wir durch einen Index beim kausalen Beziehungsbegriff
weil kenntlich machen: E2 weil1
E1. Nun kann man darüber diskutieren, ob die behauptete Kausalbeziehung
z.B. als wahr oder plausibel betrachtet wird. Dann wird eine Kausalbeziehung
(Metasprache 1. Stufe) beurteilt. Wahr2 oder plausibel2
gehören hier damit dem Metasprache 2. Stufe an.
Worte für Kausalitätsvorgänge
Worte und Begriffsraum Kausalitaet im Allgemeinen
Ursache, Wirkung, Grund, Folge, Zusammenhang, (mit-) hervorrufen, (mit-)
verursachen, (mit-) bewirken, (mit-) beeinflussen, herbeiführen, veranlassen,
Bedingungen, Auslöser, Anlass, Katalysator. Erklären
und Verstehen.
Worte und Begriffsraum Kausalitaet im Psychosozialen
Psychologische Ursachenkonstrukte (alphabetisch): Absicht, Antrieb,
Bedürfnis, Begehren, Beweggrund, Entscheidung, Entschluss, Motiv,
Strebung, Wille, Wunsch, Ziel.
Psychologische Wirkungskonstrukte: Handlung, Verhalten, Tun und Lassen.
Zusammenhangskonstrukte: Erklären
und Verstehen.
Erklaeren
und verstehen [Quelle]
Verstehen
ist wie die meisten Worte ein vielfältiges
Homonym
und hat mehrere Grundbedeutungen:
1) kommunikativ: Worte und
Aussagen sprachlich verstehen;
2) verstehen der Bedeutung
der Aussage: geistig nachvollziehen, begreifen;
3) emotionales verstehen:
einfühlen, nacherleben können;
4) verstehen eines Zusammenhanges.
5) billigen, gut heißen.
6) 6a) verstehen als geistes-
und sozialwissenschaftliche Methode
6b)
im Unterschied zum naturwissenschaftlichen erklären.
Erklaeren
hat ebenfalls unterschiedliche Bedeutungen:
1) Einen Zusammenhang erklären:
was hängt wie mit wem zusammen?
2) Gründe G für
einen Sachverhalt S angeben: S wird durch G erklärt.
3) Ursachen U für einen
Sachverhalt S angeben: S wird durch U erklärt.
Anmerkung:
Gründe und Ursachen bedeuten im sachlichen, logischen Kern das Gleiche.
Im sozial- und geisteswissenschaftlichen Bereich bevorzugt man den Ausdruck
"Gründe", im Naturwissenschaftlichen Bereich den Ausdruck Ursache.
Von Windelband (1894) wurde
der wenig hilfreiche und scheinbare Gegensatz zwischen der nomothetischen,
Gesetze und Regeln suchenden, und der idiographischen, den konkreten Einzelfall
verstehenden, Wissenschaft geschaffen. Dilthey (1900) stiftete den scheinbaren
Gegensatz zwischen naturwissenschaftlichem Erklären und geisteswissenschaftlichem
Verstehen.
In der Psychologie, Psychopathologie
und Psychotherapie haben wir es in der Praxis immer mit dem Einzelfall
oder einem individuellen Einzelfall-System (z.B. Familie) zu tun. Gesetzesartiges
oder Regelhaftes gibt es aber nicht nur im Längsschnitt, in Entwicklung
und Verlauf, sondern auch im momentanen Einzelfall. Einen prinzipiellen
Gegensatz zwischen erklären und verstehen vermag ich nicht zu erkennen.
Wenn jemand einen Pullover anzieht, weil ihm zu kalt ist, so können
wir sinnvoll und verständlich sagen, wir erklären das
Pullover anziehen mit unangenehm erlebtem Kälteempfinden, das den
Grund liefert. Sagen wir, wir verstehen, dass er einen Pullover
anzieht, weil ihm kalt ist, schwingt hier mit, dass wir uns einfühlen
können, dass wir selbst Ähnliches schon erlebt haben. Diese Bedeutung
hat sich seit Windelband und Dilthey in den Geisteswissenschaften - und
seit Jaspers
(1913) in der Psychopathologie - eingebürgert, so mag man sie denn
so belassen; hier aber mit der Erweiterung, dass in den Sozial- und Geisteswissenschaften
erklären und Erklärung sowohl erwünscht als auch möglich
und zulässig sind. Die meisten dürften nicht verstehen, wie jemand
auf Befehl von Stimmen einen Angehörigen umbringt, weil die allermeisten
das selbst noch nie erlebt haben, aber dieser Sachverhalt taugt durchaus
als Erklärung für einen Mord durch einen schizophrenen Schub.
Ich werde in meinen forensischen Arbeiten diesen künstlichen und falschen
Gegensatz nicht übernehmen und nicht weiter pflegen. Den Grundfragen
des Verstehens gehe
ich in einer anderen Arbeit nach.
Das Thema erklären und
verstehen spielt auch in der Psychiatrie eine historische Rolle (Jaspers,
Kehrer, Gruhle, Straus). Besonders aber in der forensischen Psychiatrie
(> Beweisfragen-Fehler),
wenn es z.B. darum geht, festzustellen, inwieweit die psychopathologischen
Entsprechungen ("Voraussetzungen") für Einsichts-§
und Steuerungsfähigkeit§, Schuldfähigkeit§,
Gefährlichkeit§ oder Wiederholungsrisiko§
vorliegen. [teilweise aus der Quelle
2.1.4] oder nicht bzw. mangels Informationen oder Daten nicht feststellbar
sind.
Die drei allgemeinen Kausalitaetsbegriffe:
Kausalbeziehung, Kausalgesetz, Kausalprinzip
Man sollte drei Begriffe streng auseinanderhalten: (1 Kausalität (Beziehung Ursache - Wirkung) allgemein und in den zahlreichen Einzelfällen (U verursacht=bewirkt W), (2) Kausalitätsgesetz (U bewirkt unter Normalbedingungen immer W) und Kausalprinzip (Alles hat eine Ursache, nichts geschieht ohne Grund), das der Wissenschaftsideologie des Determinismus zugrunde liegt und den Charakter eines Postulats oder Axioms hat. Diese Arbeit beschäftigt sich auf Basis eines kritischen erkenntnistheoretischen Realismus im Sinne Galileis und Konzeptualismus in erster Linie mit der Kausalität und nicht oder nur sehr am Rande mit dem Kausalitätsprinzip. |
Bedingungen, Normalbedingungen, Makro-
und Mikroperspektive, Auswahl
Besondere Bedeutung kommt der Idee der Normalbedingungen mit definierten
Standards zu, denn viele Kausalitäten gelten "nur" unter gewissen
Bedingungen und nichts ist selbstverständlich (> Normtag).
Eine wichtige methodische Rolle spielt auch die Betrachtungsebene: die
Makro-
und Mikroperspektive. Aber auch die Auswahl der Variablen
können von erheblichem Einfluss auf die Kausalität sein, weil
mit der Auswahl potentielle andere Faktoren ausgeklammert werden. Wenn
wir forschen, dann betrachten wir nahezu immer eine Teilwirklichkeit der
mutmaßlichen Ursache(n) im Hinblick auf eine andere Teilwirklichkeit
der mutmaßlichen Wirkungen. Wir variieren die Bedingungen und Ausprägungen,
um die Zusammenhänge herauszufinden.
(1) Allgemeines Grundmodell
der Kausalität
Das Grundmodell ist einfach formuliert: In der Umgebung
U bewirkt unter den Bedingungen B ein Sachverhalt SU einen
Sachverhalt SW. Verkürzt: ein Sachverhalt SU
bewirkt einen Sachverhalt SW . Diesem Grundmodell entsprechen
viele Alltagserfahrungen der meisten Menschen. So haben auch die meisten
Menschen kaum Probleme mit Kausalitätszuweisungen. Dass die Sachen
vielfach nicht so einfach sind, zeigt sich spätestens bei Rechtsstreitigkeiten
(> Kausalität im Recht), wenn es z.B. um
Verantwortlichkeiten für Schäden geht.
Viele Sachverhalte SU bewirken einen Sachverhalt SW ohne, dass das immer so wäre oder so sein müsste. Dann liegt eine einfache kausale Beziehung vor, ohne dass man auf ein Kausalgesetz oder das Kausalprinzip zurückgreifen muss. Elementarer denkpsychologischer Versuch: VV2 Verstehens-Versuch 2 Ursache und Wirkung, Kausalität verstehen. Beispiele (1): (1.1) Ich winke und das Auto hält. Im Einzelfall liegt hier eine kausale Beziehung vor, aber das ist sicher kein Kausalgesetz, denn so und so oft wird das Auto nicht halten, wenn ich winke. (1.2) Ich frage, wo es zum Rathaus geht und der Befragte sagt mir den Weg. Die Antwort zeigt eine kausale Beziehung, aber nicht immer werde ich eine Antwort erhalten. (1.3) Ich grüße jemand und der grüßt zurück. Das wird nicht immer der Fall sein, deshalb dürfte es sich nur um eine kausale Beziehung, aber um kein Kausalgesetz handeln. (1.4) Ich betätige den Anlasser und das Auto springt sofort an, aber nicht immer. (1.5) Beim Öffnen des Fensters wirft der Wind die Vase um, was aber nicht immer der Fall ist. Anmerkung: Das Kausalitätsprinzip postuliert, dass jedes Geschehen dieser Welt seine Ursachen und Wirkungen hat. |
(2) Allgemeines Grundmodell des Kausalitaetsgesetzes
Das Grundmodell ist einfach formuliert: In der Umgebung
U bewirkt unter den Bedingungen B ein Sachverhalt SU immer
einen Sachverhalt SW. Verkürzt: ein Sachverhalt SU
bewirkt immer einen Sachverhalt SW . Das immer
macht
das Kausalgesetz .
Anmerkung: Das Kausalitätsprinzip postuliert, dass jedes Geschehen dieser Welt seine Ursachen und Wirkungen hat. Beispiele für Kausalgesetze nach Stegmüller (1979), S. 90f: "Beispiele für qualitative Gesetzeshypothesen sind etwa: »Eisen dehnt sich bei Erwärmung aus«; »Reibung erzeugt Hitze«; »Kupfer leitet Elektrizität«:; »Kork schwimmt auf dem Wasser«; »Lungenkrebs wird durch übermäßiges Rauchen verursacht«; »Wirtschaftskrisen entstehen durch Fehlleitung von Geldkapital«; »Röntgenstrahlen durchdringen nicht dicke Bleiplatten«; »Wasserstoff und Chlor ergeben zusammen Salzsäure«; »Alle Protonen haben dieselbe positive Ladung«; »Alle Elektronen haben dieselbe Masse«. Die Verwendung komparativer oder topologischer Begriffe ermöglicht nicht nur singuläre Vergleichsfeststellungen (»Gegenstand a ist wärmer als Gegenstand b«), sondern gestattet häufig auch eine Verschärfung qualitativer Gesetze zu komparativen Gesetzmäßigkeiten: »Je stärker die Reibung, desto größer die erzeugte Hitze«; »je größer der Abstand zwischen zwei Massen, desto geringer ihre wechselseitige Anziehung«. In vielen modernen Wissenschaften, insbesondere in der Physik, werden die meisten, in der Physik sogar alle, Eigenschaften durch metrische Begriffe charakterisiert, also etwa durch Begriffe wie den der Temperatur, des Volumens, der Längen der Zeitdauer, der Geschwindigkeit, der Beschleunigung, der elektrischen Ladung usw. Solche quantitativen Begriffe gestatten nicht nur viel präzisere Beschreibungen als qualitative und komparative, sondern sie ermöglichen auch für die formulierten Gesetze ein Höchstmaß an erzielbarer Genauigkeit, So etwa lautet, um hierfür ein Beispiel zu geben, das allgemeine Newtonsche Gravitationsgesetz: ![]() wobei m1 und m2 die Massen zweier Massenpunkte, r deren Abstand voneinander, f eine Konstante und K die Größe der wechselseitigen Anziehungskraft darstellt. Da quantitative Begriffe als mathematische Funktionen einzuführen sind, werden in quantitativen Gesetzen funktionelle Relationen zwischen derartigen Größen ausgedrückt." Die Kausalität zwischen Gegenstaenden
und ihren Bezeichnungen am Beispiel blau
Verallgemeinerung: Die Kausalität
zwischen einem Objekt und seiner Bezeichnung
|
(3) Allgemeines Grundmodell des Kausalprinzips
Jede Wirkung hat eine Ursache oder alles,
ausnahmslos alles, was geschieht, hat eine Ursache. Daraus ergibt sich
keineswegs zwingend der Determinismus, wonach alles, was geschieht, vorherbestimmt
ist. Setzt man voraus, dass alles Geschehen immer den gleichen Kausalgesetzen
unterliegt, kann der Determinismus gefolgert werden.
Anmerkung: Man beachte den Unterschied zum Begriff der Kausalität und zum Kausalgesetz. |
Exkurs natcode: Formale Darstellung Erleben
und seine biologische Fundierung / Codierung.
Die allgemeine Codierungsvariable heißt allgemein
natcode
(naturwissenschaftliche Codierung). Es gilt - einstweilen per Axiom: -
es gibt kein Erleben ohne biologische Fundierug bzw. Codierung. Jeder Gedanke,
jede Erinnerung, jedes Gefühl, jeder Wunsch, jede Regung im Erleben
hat eine biologische Fundierung/ Codierung. Aber es gibt - wahrscheinlich
sehr, sehr viele biologische Vorgänge ohne eine Codierung für
das Erleben. So dürfte z.B. die einzelne Natrium-Kalium-Pumpe am synaptischen
Spalt dem Erleben nicht zugänglich sein. Für die biologische
Codierung des Erlebens nehmen wir das Kürzel nce (natcode erleben)
und für die Codierung des dem Erleben zugrundeligenden biologischen
Vorgangs ncb (natcode biologischer Vorgang). Ich verwende die Formen ncb
für biologische Vorgänge ohne Erleben und nce(ncb) für biologische
Vorgänge, die auch erlebt werden. Die Form nce alleine ist unvollständig
und unzulässig, weil es per Axiom kein Erleben ohne biologische Fundierung
und Codierung gibt.
Bezieht man auch Handlungen (h := hd) mit ein - siehe bitte (5) - so können wir noch nch für natcode(handeln) berücksichtigen, wobei auch hier gilt, dass jedes handeln eine biologische Basis braucht. Es gibt also kein natcode(handeln: ...) oder nch alleine, sondern nur zusdammen mit seiner biologischen Basis nch(bio: h). Wird das Handeln erlebt, lautet der Formalismus nce(nch(bio: h)), in Worten: Ich erlebe mein handeln ... aufgrund der biologischen Basis .... |
(4) Allgemeines Grundmodell der Kausalität
im Psychischen zwischen Bewusstseinssachverhalten derselben Person nce(ncb(S1))
=> nce(ncb(S2)).
In der psychischen Umgebung Upsy bewirkt
unter den Bedingungen B ein Bewusstseinssachverhalt S1|natcode1einen
Bewusstseinssachverhalt S2|natcode2. , z.B. vorstellen eines
S1= Ertrinkungserlebnis und S2= Aktivierung von Angst.
nce(ncb(S1)) => nce(ncb(S2)).
Anderes Beispiel Erleben: Eine Erinnerung an ein peinliches Erlebnis ruft in der Regel ein leichtes Schamgefühl und Unbehagen hervor. nce(Erleben: Scham, Unbehagen(ncb: Biologischer Vorgang: Scham, Unbehagen)) Anmerkung: Der Eintrag bei Edelmann (2000) nennt zwar potentielle Faktoren für eine Kausalbeziehung, geht aber auf die Spezialthematik Kausalität nicht ein. |
(5) Allgemeines Grundmodell der Kausalität im Psychischen zwischen
Bewusstseinselementen und Handlungen bzw. Verhalten derselben Person
Spezifikation Motivation, Handlung und Handlungsergebnis:
moti => hand => herg.
Der Standardfall in der Lebenspraxis ist die Kausalität zwischen dem Aufbau einer Motivation (moti), die eine Handlung (hand) bewirkt und zu einem Handlungsergebnis (herg) führt. Baut sich die Motivation (mot) zu einem Spaziergang auf, die schließlich spazieren gehen (hand) herbeiführt, so kann das spazieren gehen als Handlung und der Spaziergang als als fortgesetzes und schließlich abgeschlossenes Handlungsergebnis (herg) aufgefasst werden: moti => hand => herg. Ist genügend mot aufgebaut, kommt es, wenn die Fähigkeiten zum Handeln oder Verhalten vorliegen und wenn die Gelegenheit oder Situation für günstig erachtet wird, zum Handeln oder Verhalten. Bewusstheit bzw. vollständige Bewusstheit ist an dieser Stelle noch nicht zwingend vorausgesetzt, wobei Handeln als Verhalten mit Bewusstheit und Zielstrebigkeit vom Verhalten oder Reflexen abgegrenzt wird. Beispiel Erleben und Verhalten: erleben0 = Ich spüre Durst und möchte etwas trinken. erleben1 = Frage: Wasser, Tee oder Limo? erleben2 = Entscheidung für Wasser, erleben4 = Entschluss Wasser zu trinken handeln1 = Ich stehe auf und gehe in die Küche UND erlebe5 = Ich stehe auf und gehe in die Küche. handeln2 = Ich öffne den Eisschrank UND erlebe6 = Ich öffne den Eisschrank handeln3 = Ich entnehme die Wasserflasche UND erlebe7 = Ich entnehme die Wasserflasche handeln4 = Ich öffne die Wasserflasche UND erlebe8 = Ich öffne die Wasserflasche handeln5 = Ich führe die Wasserflasche zum Mund UND erlebe9 = Ich führe die Wasserflasche zum Mund handeln6 = Ich trinke ein paar Schluck UND erlebe10 = Ich trinke ein paar Schluck Tatsächlich sind das stetige Vorgänge, die hier in 10 diskrete Einheiten zerlegt wurden. |
(6) spezielle Kausalität eigener Handlungen oder Verhalten in
Bezug auf andere oder die Welt.
Dass wir mit unseren Handlungen etwas bewirken können, erleben,
erfahren und wissen schon kleine Kinder. In der Psychologie sind hierzu
vor allem zwei Worte geschaffen worden: Kontrollüberzeugung (dies
und das kann kontrolliert werden) und Selbstwirksamkeit (dies und das kann
ich bewirken). Je nach Definition können die Begriff das gleiche bedeuten
oder teilweise Unterschiedliches.
Die folgenden 20 Diskussionsbeispiele zeigen für die
meisten eine Als-Ob-Kausalität an, also eine Kausalität im Groben
oder Ungefähren. Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass bei
einigen dieser Als-Ob-Kausalitäten Möglichkeiten denkbar sind,
wo es nicht funktioniert. Das Auto springt nicht immer an, z.B. nicht,
wenn die Batterie leer ist (6.12). Ich lasse die Markise herunter
und der Balkon wird nicht nass, obwohl es regnet.(6.3). Ein Gegenstand
fällt nur dann nach "unten", wenn genügend Schwerkraft vorhanden
ist, also nicht überall im Weltraum (6.18).
6.1 Tritt eine positive Erwartung nicht ein, bin ich enttäuscht. 6.2 Ich öffne die Tür und schiebe sie auf. 6.3 Ich lasse die Markise herunter und der Balkon wird nicht nass, obwohl es regnet. 6.4 Ich drücke auf "Send" und das Mail ist auf dem Versandweg. 6.5 Ich sage zum Nachbar im Treppenhaus "Guten Morgen" und der grüßt (nicht) zurück. 6.6 Ich sage beim Bäcker ich hätte gern zwei Roggenbrötchen, deute auf das Fach und bekomme zwei eingepackt. 6.7 Ich mache die Heizung an und es wird (nicht) warm. 6.8 Öffne ich das Haustür-Schloss, kann ich eintreten. 6.9 Öffne ich das Fenster, kommt es zum Luftaustausch. 6.10 Drücke ich auf den Zapfhahn an der Zapfsäule, fließt Treibstoff in den Tank. 6.11 Spüre ich Hunger, hole ich mir etwas zu essen. 6.12 Drehe ich den Schlüssel im Zündschloss oder dem Anlasser, springt das Auto (meist) an. 6.13 Drücke ich aufs Gas, fährt der Wagen schneller. 6.14 Gehe ich auf die Bremse, verlangsamt das Auto. 6.15 Raunze ich mein Gegenüber unfreundlich an, erzeuge ich Unmut. 6.16 Kippe ich ein Glas Wasser um, läuft es aus. 6.17 Lege ich einen Apfel zu den Bananen, reifen sie schneller. 6.18 Lasse ich einen Gegenstand fallen, so fällt er nach unten. 6.19 Ich zahle Steuern, um Unannehmlichkeiten mit dem Finanzamt zu vermeiden. 6.20 Stoße ich eine Billardkugel, bewegt sie sich. |
(7) Die Kausalität zwischen
biologischen Vorgaengen natcode(bioi) und natcode(bioj)
Dass zwischen biologischen Vorgängen kausale Beziehungen
bestehen ist sicher von den meisten WissenschaftlerInnen anerkannt, für
viele selbstverständlich, insbesondere für NaturwissenschaftlerInnen
(Physiker-, Chemiker-, Biolog-, Mediziner-, Rechtsmediziner-, TechnikerInnen).
Kausalgesetz im Nervensystem: bioi = Schwellenwert für das Aktionspotential wird überschritten, bioj = Aktionspotential wird ausgelöst: natcode(bioi, natcode(bioj)) |
(8) Die Kausalität zwischen biologischen
Vorgaengen natcode(bio) und dem Erleben dieser Vorgänge natcode(erleben(natcode(bio))
Die allermeisten biologischen Vorgänge in unserem Körper
sind uns nicht bewusst. Aber es gibt auch biologische Vorgänge, die
bewusst qualitativ und quantitativ erlebt werden können. Hier sind
dann zwei Vorgänge zu codieren: natcode(erleben(natcode(bio))) oder
kürzer: nce(ncb).
Im Psychischen gibt es einige besondere Probleme durch die Konstruktion des Leiblichen und Seelischen (seelisch-geistige). Wir erleben unseren Leib und seine Regungen als etwas von unserem seelisch-geistigen Erleben Verschiedenes. Es erscheint daher ganz natürlich, den Leib und seine Regungen einer anderen Seinssphäre als unser seelisch-geistiges Erleben zuzuordnen. Unser Erleben ist uns so eigen und nahe, dass die meisten Menschen nie auf die Idee kämen, es für etwas Materielles, genauer Biologisches, zu halten. Heute noch wird von Geist und Materie so geredet als handele es sich um zwei ganz unterschiedliche Welten ("Seinssphären"). Und so wurde seit Jahrtausenden eine eigene Welt des Seelisch-Geistigen für nahezu selbstverständlich gehalten und von seiner biologischen Basis getrennt (Dualismus). Andererseits ist es aber auch verständlich, erleben von den physikalisch-chemischen Prozessen, die es codieren und fundieren, als etwas Eigenes und Eigenständiges zu begreifen. Auch wenn das Erleben physikalisch-chemisch oder naturwissenschaftlich (natcode) codiert wird, so ist das Erleben doch eine spezifische eigene Erfahrung. Daran gibt es keinen Zweifel. Ich erlebe keine Moleküle, synaptische Ausschüttungen oder elektromagnetischen Vorgänge, wenn auch mein Erleben durch solche naturwissenschaftlichen Vorgänge codiert und fundiert ist. Seit Jahrtausenden stellt man die Frage nach dem "Verhältnis" des Leiblichen zum Psychischen, Materie und Geist. Mein Modell wurde angeregt durch eine Analogie zur Doppelnatur des Lichts, das korpuskulare Materieformen und nichtmaterielle Wellenfomen annehmen kann. Man könnte aber auch die unterschiedlichen Aggregatszustände, die Stoffe annehmen können, heranziehen. Aber ganz greifen diese Analogien nicht, weil Erleben und seine naturwissenschaftliche Codierung ja gleichzeitig stattfinden. Zwei Zustände werden sozusagen zugleich und nicht nacheinander oder entweder-oder realisiert. Sofern man unterschiedliche Seinssphären des Leiblichen und Seelischen annähme - was ich nicht tue - ergäbe sich die Frage der Kausalität zwischen Leiblichen und Psychischen: wie bewirkt Leibliches Psychisches und Psychisches Leibliches? Aber auch wenn man, wie ich, eine Identitätstheorie bevorzugt, stellt sich die Frage, wie das Materielle und das Erlebnismäßige zusammen hängen? Meine Antwort ist: das Erleben ist eine besondere Ausdrucksform der Materie. Nehmen wir eine einfache Empfindung wie z.B. jucken, die im allgemeinen das Motiv zu kratzen bewirkt, so können wir feststellen: es gibt die Empfindung jucken und es gibt das Erleben "es juckt". Die Empfindung selbst kann naturwissenschaftlich gedacht werden, ich habe dafür die naturwissenschaftliche Schemavariable "natcode" gewählt. Die Empfindung selbst kann also als natcode(bio: jucken) beschrieben werden. Kommt es zum Erleben des Juckens, so kommt natcode(erleben, natcode(bio: jucken)) dazu. Hier kann gefragt werden: wozu brauche ich ein Erleben des Juckens, um zu kratzen? Ich könnte doch auch einfach so kratzen. Ist also das Erleben nicht doch ein bloßes Epiphänomen, eine Art Irrtum der Evolution? |
(9) Kausalitaet zwischen
nichtbewussten Vorgängen, Erleben und Verhalten
Viele psychische Vorgänge sind uns nicht bewusst.
Sofern kausale Beziehungen zwischen nicht bewussten Vorgängen, Erleben
und Verhalten in die Analyse und in unsere psychologische Welt einbezogen
werden sollen, brauchen wir hierfür ein Zeichen, das einen Vorgang
als nicht bewusst kennzeichnet. Es bietet sich das Kürzel nb
an. ncnbe bedeute daher die naturwissenschaftliche Codierung
(nc) für nicht bewusstes (nb) Erleben (e). Hier ist dann die Frage,
welche kausale Beziehung zwischen nicht bewussten Vorgängen ncnbei
= > ncnbej besteht und wie man das zeigen kann? Solche
Vorgänge sind naturgemäß schwierig zu erforschen, wobei
die modernen Methoden (bildgebende Verfahren) in der Hirnforschung (Libet-Experiment)
aber auch Anlass zur Hoffnung geben. Methodologisch bieten sich Experimente
mit Wahrnehmungen unterhalb der Bewusstseinsschwelle an (Beispiel in Columbo
"Ein
gründlich motivierter Tod").
Ist man unterwegs und trifft fremde Menschen, die auf dem Gehweg vorbeikommen, so hinterlassen diese Vorbeikommenden einen kurzen, flüchtigen Eindruck, der wie die Faktoren, die diesen Eindruck hervorrufen, gewöhnlich nicht bewusst ist. Manchmal kann aber auch ins Bewusstsein dringen; der Mensch kommt mir irgendwie bekannt vor und die Frage aufbringen, woher ich den wohl kennen könnte? Oder: der sieht interessant aus oder was ist denn mit dem los? Hier geht es nun darum, welche nicht bewussten Vorgänge bei der Begegnungswahrnehmung ablaufen? Nachdem hierzu kein direktes Wissen vorliegt, wäre zunächst ein hypothetisches Begegnungs Modell zu bilden, wie ein solches Programm konstruiert sein könnte. |
(10) Kausalitaet zwischen
nichtbewussten und bewussten Vorgängen, Erleben und Verhalten
Manche nichtbewussten Vorgänge können bewusst
werden, so dass sich die Frage stellt, was für eine Beziehung besteht
zwischen dem nichtbewussten Vorgang und dem bewusst gewordenen Vorgang
und wie ist es zur Bewusstwerdung gekommen? Man könnte als eine kausale
Hypothese formulieren: unangenehme Erlebnisse werden vom Bewusstsein ferngehalten.
Mit einer Bewusstwerdungshilfe ncbwh kann das nicht bewusste
Erleben bewusst gemacht werden. Der Formalismus lautet: ncnbe(ncnbb) UND
ncbwh => nce(ncb)
Beispiel: Man spürt ein diffuses Unbehagen und kann es nicht so recht einordnen. Die Gründe scheinen im Nicht-Bewussten zu liegen. Hier könnte dann z.B. die Anwendung von Focusing) helfen und zu einem Ergebnis führen., z.B.: X hat mich verletzt und enttäuscht. |
Psychologie
der Kausalitaetsattribution
Die Zuschreibung einer Kausalität bezeichnet man in der Psychologie
als Kausalattribution. Hier geht es nicht darum, welche Kausalbeziehungen
tatsächlich bestehen und wie man diese nachweisen oder begründen
kann, sondern darum, was und wie Kausalität zugeschrieben wird. Solche
Kausalattributionen können bei Menschen ganz unterschiedlich entwickelt
sein und daher auch sehr unterschiedlich angewendet werden. Wo manche eine
Kausalbeziehung sehen, tun es andere nicht. Hier gibt es auch starke Einflüsse
der soziokulturellen Gesellschaft, der jemand angehört und von der
er Kausalattribuieren gelernt hat. Fast die ganze Psychologie und Psychopathologie
ist mit Kausalitätsfragen konfrontiert.
Allgemeine
und integrative Kausalitätstheorie
Im Allgemeinen und Alltäglich gibt es keine großen Probleme
mit der Kausalität. Schwierig wird es meist erst dann, wenn man es
genauer wissen will (siehe oben Posch) oder wenn mehrere
Bedingungen und Faktoren zusammenwirken.
Das Ursachenproblem ist wissenschaftstheoretisch problematisch aus zwei prinzipiellen und aus einem vermeidbaren Grund: (1) Im Kausalitätskonzept gibt es streng betrachtet nur einen vielfach verzweigten Baum von Ursachen. Jede ausgemachte Ursache kann prinzipiell wiederum auf andere Ursachen zurückgeführt oder zumindest auf andere zurückgeführt gedacht werden. Welche dieser vielen Ursachen soll als die besondere ausgezeichnet werden? In der Wirklichkeit handelt es sich wohl meist um einen Ursachenkomplex, ein Netzwerk von Bedingungen. (2) Man muß zwischen Bedingungen (Rahmen- oder Randbedingungen), Anlässen oder Auslösern, Neben- und Begleiterscheinungen unterscheiden, was häufig sehr schwierig ist und oft auch durcheinander gebracht wird.
Praktische Anwendung und Veranschaulichung:
Das
Buch Eva -Ticket ins Paradies.
(3) Die psychischen Ereignisse können mehrperspektivisch
betrachtet werden: z. B. physikalisch, biologisch, chemisch, physiologisch,
neurologisch, internistisch, psychopharmakologisch, immunologisch, kybernetisch,
psychologisch, sozial-ökonomisch, sozialpsychologisch, sozial-rechtlich
und kommunikativ. Hinzu kommt, daß in der Computermetapher Hardware
als körperlich und Software als psychisch die Realisation im "Betriebssystem
Mensch" vielfach miteinander verflochten und vernetzt ist. Man kann es
den biokybernetischen Ereignissen im Körper nicht unbedingt ansehen,
ob sie "Hardware" oder "Software" repräsentieren. So finden wir häufig
in den Mitteilungen und Büchern drei Ebenen durcheinander gehend:
a) Perspektive (z. B. physikalisch, chemisch, biologisch, medizinisch,
psychologisch, sozial), b) Hard- oder Software-Repräsentation, c)
Ursache, Neben- und Begleiterscheinung oder Wirkung. Unbeschadet der Probleme,
ist die konzeptionelle Vorsehung einer oder mehrerer Ursachen (Bäume
oder Zweige) natürlich sinnvoll und vernünftig. Die Neigung mancher
SystemikerInnen und VulgärkonstruktivistInnen, das Ursachenproblem
herunterzuspielen oder gänzlich für überflüssig zu
erklären, können wir in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
weder teilen noch akzeptieren.
Quelle.
Allgemeines und Integratives Bio-Psycho-Soziales
Krankheitsmodell
Quelle.
Im Alltag, besonders im zwischenmenschlichen Beziehungsleben gibt es
vielfältige Wechselwirkungen. Kausalität hat hier oft nicht nur
eine Richtung. In einem umfassenderen Modell, das besonders für Kommunikation
und zwischenmenschliche Beziehungen geeignet sein soll, erscheinen entsprechende
Wechselwirkungsmodelle erstrebenswert. Damit würden sich die Modellkomponenten
von 8 auf 16 für das Wechselwirkungs-Grundmodell verdoppeln, indem
jeweils die Möglichkeit mit oder ohne
Wechselwirkung hinzugenommen wird.
![]() |
Weitere anschauliche Beispiele hier:"
1. Variable x verursacht Variable y. 2. Variable y verursacht Variable x. 3. Die beiden Variablen x und y verur- sachen sich gegenseitig. 4. Die beiden Variablen x und y werden von einer Drittvariablen z verursacht. 5. Variable x verursacht Variable y und die beiden Variablen werden außerdem von einer Drittvariablen z verursacht. 6. Variable y verursacht Variable x und die beiden Variablen werden außerdem von einer Drittvariablen z verursacht. 7. Die beiden Variablen x und y verur- sachen sich gegenseitig. Außerdem werden die beiden Variablen von einer Drittvariablen z verursacht." |
Zur Analyse kausaler Beziehungen sind eine ganze Reihe bekannter
Methoden nützlich: Auf die einfache,
multiple,
partielle
und kanonische
Korrelations- und Pfadanalyse sei hingewiesen.
Hier wird der Eigenwert- und Kollinearitäts-Analyse-Ansatz verwendet:
wenn es in der Korrelationsmatrix fast-funktionale Abhängigkeiten
gibt, dann zeigt sich dies u.a. in fast-linearen Abhängigkeiten und
diese wiederum in "kleinen" Eigenwerten, operational < 0.20.
Anwendungen der Allgemeinen und integrativen Kausalitätstheorie
Kausalitaet im Erleben des Bewusstseinsstroms
> Überblick
über mögliche Bewusstseinsinhalte oder Bewusstseinsfiguren -
erleben
im einzelnen.
Die Kausalität der Bewusstseinsvorgänge ist schwierig und daher weitgehend unerforscht, weil es sehr viele unterschiedliche Bewusstseinselemente gibt, die vielseitig - oft nicht bewusst - vernetzt sind. Deshalb sind experimentelle Untersuchungspläne zwar schwierig, aber zwingend erforderlich. Das experimentelle Ideal ist, unabhängige und abhängige Variable zu isolieren und den Zusammenhang zur abhängigen Variable beobachten, wenn die unabhängige Variable verändert wird.
Im wesentlichen wird das alltägliche Erleben durch die Erlebensarbeit,
z.B. nachdenken über einen Sachverhalt, bestimmt. Es gibt Themen,
die uns beschäftigen: aktuelle und längerfristige, die bei entsprechenden
Anlässen zu Aktualisierungen führen umso eher und mehr, je wichtiger
sie uns sind. Zum anderen kommen durch den Wahrnehmungsapparat Reize hinzu,
die das mentale Geschehen beeinflussen können. Lärm, Geräusche
oder Stimmen werden gehört, wenn auch oft nicht richtig wahrgenommen,
so dass sie im Bewusstseinsstrom schnell untergehen. Eine Körperregung
oder ein Duft. Der Blick richtet sich dahin oder dorthin, manches Gesehene
wird auch mehr oder bewusst wahrgenommen. Jedes Bewusstseinselement ist
mit Erinnerungen, Vorstellungen, Gefühlen, Wünschen oder Motiven
assoziiert.
Bewusstseinselemente des Denkens
Kann jemand etwas Helles oder Dunkles wahrnehmen, ohne dass er dafür
die Namen oder Bezeichnungen "Helles" oder "Dunkles" zur Verfügung
hat und dies auch später vergleichend wiedererkennen, z. als ähnlich,
heller oder dunkler? Das einfachste Argument, dass Worte und Sprache wie
sie die meisten Menschen in ihrer Sozialisation lernen, für das Erkennen
der Welt nicht zwingend gebraucht werden, sind die Tiere.
BeWu-Protokoll 21.02.2018, 17.12 Uhr
Wie denke ich? Ich habe diese Frage in Worte gefasst und drücke
sie sprachlich aus. Zum Denken können Vorstellungen gehören,
Phantasien, Erinnerungen, Wissenselemente, Worte, Begriffe, vorsprachliche
kognitive Schemata, Namen und Bezeichnungen, ... Wozu denke ich überhaupt?
Was hat das Denken für Funktionen? Wozu dient es?
Die Kausalität zwischen Namen
und seinem Begriffsinhalt
"Blume" ist der Name für den Allgemeinbegriff Blume. Das wird
in der Lebenspraxis meist nicht unterschieden. Wenn ich jetzt, in diesem
Augenblick, Mittwoch 21.02.2018, 15.16 Uhr über Blume nachdenke, dann
fällt mir als erstes ein, was ich eingangs schrieb: "Blume" ist der
Name für den Begriffsinhalt Blume. Dazu fällt mir ein Pflanze,
Duftend, Blüte, Stengel, Blatt, Geschenk, Aufmerksamkeit, Verzierung
oder Schmuck bei festlichen Anlässen oder in der Wohnung, schön,
brauchen Licht und Wasser, halten nicht lange, abgestandenes Blumenwasser
riecht schlecht, Orchideen mögen abgekochtes Wasser und nicht zu kalt.
Querverweis: Überblick Denkpsychologie in der IP-GIPT.
"2.1.1 Die direkte assoziative Verknüpfung von Bewusstseinsinhalten
Bereits Aristoteles hat drei Assoziationsgesetze genannt. Er nahm an, dass zwei Gedächtnisinhalte unter folgenden Bedingungen miteinander verknüpft werden: [>30]BEISPIEL- wenn sie einander ähnlich sind (Gesetz der Ähnlichkeit)
- wenn sie einander unähnlich sind (Gesetz des Kontrastes)
- wenn sie irgendwann gemeinsam in unserem Bewusstsein vorhanden waren (Gesetz der zeitlichen und räumlichen Berührung oder Kontiguitat).
- Auf einem Spaziergang begegnen wir einem uns unbekannten Menschen. Da erinnern wir uns an einen lieben Freund. Die Ähnlichkeit mag in der Art sich zu kleiden, im Gang o. ä. liegen.
- Wir speisen in einer Gaststätte und sind gar nicht zufrieden. Da erinnern wir uns an die ausgezeichnete Küche, die wir im letzten Urlaub kennenlernten.
Wir kommen am Bahnhof vorbei. Da erinnern wir uns, dass sich hier vor einigen Wochen ein Verkehrsunfell ereignet hat."
Assoziationen bei Begegnungen
auf dem Gehweg mit fremden Personen
Die Eindrücke, die fremde Menschen bei Begegnungen auf dem Gehweg,
hinterlassen, sind oft flüchtig, vage oder nicht bewusst. Manchmal
aber auch nicht und die eine oder andere Begegnung beschäftigt uns.
Im Hintergrund könnten folgende Prozesse ablaufen, die uns im
allgemeinen nicht bewusst sind:
Querverweise Assoziation
in der IP-GIPT:
Reflexgesetze nach Skinner
Skinner, B.F. (orig. 1953; dt. 1973) Wissenschaft und menschliches
Verhalten. München: Kindler. S. 413f.
"2. Effektgesetz und Reflexgesetze
Effektgesetz (THORNDIKE)
Wenn ein modifizierbarer (Verhaltens-)Zusammenhang zwischen einer Situation
und einer Reaktion hergestellt ist und von einem befriedigenden Zustand
hinsichtlich der Lage der Dinge begleitet oder gefolgt wird, so wird die
Starke dieses (Verhaltens-)Zusammenhangs erhöht: Wenn derselbe durch
einen unangenehmen Zustand entstanden und von einem solchen begleitet oder
gefolgt wird, wird seine Stärke herabgesetzt. (1913)
Die Ergebnisse aller unter verschiedenen Bedingungen zustande gekommenen
Vergleiche besagen ausnahmslos, daß ein positiv verstärkter
Verhaltenszusammenhang beträchtlich verstärkt wird, daß
dagegen bei Bestrafung nur eine geringe oder keine Reduktion des Verhaltens
eintritt. (1932)
Reflexgesetze - respondentes Konditionieren
[Fußnote: "Nach Nach. B. F. SKINNER,
Behaviour
of Organisms, 1938, zit. in der Zusammenstellung von B. WOLMAN in:
Contemporary
Theories and Systems in Psychology, New York 1960,
Zum operantcn Verhalten ist eine Sammlung von Skinnerschen
Definitionen und Grundregeln des Verhaltens wiedergegeben bei C. B. FEKSTEK
und B. F. SKINNER, Schedules of reinforcement, Apple- ton-Century-Crofts,
New York 1957, Anhang."]
Schwellengesetz
Die Intensität eines Stimulus muß einen gewissen kritischen
Wert (genannt Schwelle) erreichen oder überschreiten, um eine Reaktion
auszulösen. Latenzgesetz
Ein Zeitintervall (genannt Latenz) tritt zwischen dem Einsetzen des
Stimulus und dem Einsetzen der Reaktion auf.
Gesetz von der Größe der Reaktion (Stärke-Große-Gesetz)
Die Größe der Reaktion ist eine Funktion der Stimulusintensität.
Gesetz von der zeitlichen Summierung
Verlängerte oder wiederholte Darbietung eines Stimulus innerhalb
gewisser Grenzraten hat denselben Effekt wie eine Steigerung der Intensität.
Gesetz von der respondenten Löschung [>414]
Wenn der durch respondente Konditionierung bestärkte Reflex ohne
Darbietung des verstärkenden Stimulus ausgelöst wird, sinkt die
Stärke."
Auswahl
Lernpsychologie und Verhaltenstherapie im Internet (beachte)
Literaturliste:
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site: www.sgipt.org
z.B. Definition definieren site: www.sgipt.org. |
korrigiert irs 06.05.2018
[Intern:
* Allers, R. (1883-1963) * Bauer, Joachim * Braun, L. * Heyer, R. *
Hoepfner, Th. * Mayer, A. * Pototzky, C. * Schilder, P. * Schwarz, Oswald
(1949) * Strandberg, J.] *