Eigene Untersuchung zum Plausibilitätsbegriff und einer allgemeinen Plausibilitätstheorie
Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen
Überblicks- und Verteilerseite Plausibilitätsanalysen_ Gesamtergebnisse Pilotstudie.
Zusammenfassung - Summary
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Zusammenfassung
Zitiervorschlag: Sponsel, Rudolf (6.11.2021) Zusammenfassung
Plausibilitätsstudie. Internet-Publikation für Allgemeine und
Integrative Psychotherapie (IP-GIPT): https://www.sgipt.org/wisms/sprache/BegrAna/Plausib/RSEUPT.htm.
Quellenbasis: Aus der Analyse der Forschungsliteratur, insbesondere auch Rescher 1976, der Analyse der Gebrauchsbeispiele und aufgrund der Ergebnisse meiner empirischen Pilotstudie, bin ich zu folgendem Hauptergebnis gelangt: Plausibel oder Plausibilität wird in sehr vielen Zusammenhängen in Wissenschaft und Leben als undefinierter und allgemeinverständlich gedachter und meist auch funktionierender Grundbegriff mit den Kerncharakterisierungen einleuchtend, nachvollziehbar, glaubhaft, stimmig, richtig, so könnte es sein, wahrscheinlich wahr verwendet. Die meisten Begriffsklärungsversuche laufen aber genau betrachtet ins Leere, weil ein unklarer Begriff wie plausibel auf andere ebenso unklare Begriffe verschoben wird usw. usf.. So entstehen ganze Begriffsverschiebebahnhöfe, typisch besonders in den Geistes-, Rechts- Sozial- und Kulturwissenschaften.
Vor der Definition der Plausibilität ist eine genaue begriffliche Analyse sinnvoll. Sie ist zwar schwierig, aber notwendig. Plausibel ist ein metasprachlicher Ausdruck mindestens der 2. Stufe, weil in jede Plausibilitätsbeurteilung Gründe eingehen, die der ersten metasprachlichen Stufe angehören. Die wichtigeren Begriffe werden zur Klarheit und zum einfacheren Verständnis indiziert: Objektsprache0, Metasprache1, Metasprache2, Metasprache3 ... Eine Metasprache beschreibt nicht Sachverhalte1 in der Welt (Welten), z.B. da steht0 ein Baum (sog. Objektsprache0), sondern beurteilt die Beschreibungen der Sachverhalte1, z.B. es ist richtig1 (falsch1, fraglich1, Unsinn1), dass da ein Baum steht0. Metasprache1 1. Stufe: Es zieht, weil1 Tür und Fenster offen sind0. Metasprache2 2. Stufe: es ist plausibel2, dass es zieht, weil1 Tür und Fenster offen sind. Objektsprache0: es ist0 heiß, Tür und Fenster sind0 offen. Metasprache1 1. Stufe: Tür und Fenster sind0 offen, weil1 es heiß ist0. Metasprache2 2. Stufe: es ist0 plausibel2, dass Tür und Fenster offen sind0, weil1 es heiß ist0. "weil" kann man nicht direkt wahrnehmen, die Kausalbeziehung ist eine erkenntnistheoretische Konstruktion. Und weiter Metasprache3 3. Stufe: Ich sehe nicht ein3, weshalb das plausibel2 sein soll. Hier findet also eine Diskussion3 über eine Plausibilitätsbeurteilung2 statt.
Grundidee: Ob oder wie sehr
etwas als plausibel2 beurteilt
wird, hängt von den Gründen1
ab, die für oder gegen einen Sachverhalt1 vorgebracht werden.
Das wirft zunächst die wichtige Frage auf, was ein Grund1
sein soll.
Grund1,
ein metasprachlicher Begriff 1. Stufe, sind allej
Sachverhalte1, die mehr oder weniger auf andere Sachverhalte1wirken,
fördernd oder hemmend.
Kausalität1,
Wahrscheinlichkeit1, Häufigkeiten1, Regelhaftigkeiten1
und Gesetzesartigkeiten1 spielen bei den Gründen1
eine wichtige Rolle wie auch Erfahrungen0 und schon Erlebtes0.
Sämtliche Kriterien für die Wahrheit1
oder Falschheit1 von Sachverhalten1
können auch für die Plausibilität2 eine wichtige
Rolle spielen.
Die erste Basis für Plausibilität2 ist also die die Anzahl der Gründe1, die für oder gegen einen Sachverhalt1 geltend gemacht werden. Obwohl manchmal ein einziger Grund1 genügt, sind in der Regel aber nicht alle Gründe1 gleichwertig, so dass die wichtige Frage beantwortet werden muss, wie die Gründe1 zu gewichten2 sind, genauer: wie man unterschiedliche Gewichte2 begründen kann. Das kann einfach sein, wenn der Grund1 z.B. die Häufigkeit1 ist. Dann kann man Gewicht2 und Häufigkeit1 gleichsetzen. Ähnlich kann man es mit Wahrscheinlichkeiten1 machen. Eine andere Idee ist, den Prognosewert1 zu nehmen, wenn prognostizierbare Sachverhalte1 in Rede stehen: dann wären die Gewichte2 gut, die eine bestmögliche Prognose1 ermöglichen. Eine wichtige Hilfe zur Erfassung und Beurteilung der Gründe können die Arbeiten zu den Argumentationsschemata z.B. Walton et al. (2008) geben. Beim derzeitigen Wissensstand, wo noch kaum Standardmodelle analysiert und durchgerechnet wurden, wird man sich damit begnügen müssen, Begründungen zu verlangen, damit man sie kritisch prüfen kann.
Damit komme ich zu meinem Definitions-Vorschlag für
Plausibilität2:
D1: Ein Sachverhalt1 ist in dem Maße plausibel2 (pl), je stärker gewichtete2 Gründe1 G+ für und je schwächer gewichtete2 Gründe1G- gegen ihn angegeben werden können. |
Grundsätzlich können
Gründe1 vier Modalitäten1
haben: Sie können eine positive (+), eine (negative (-), eine sowohl
positive als auch negative (+-) und eine fragliche, unklare, unbestimmte
(?) Wirkung haben. Eine Plausibilitätsgesamtbewertung2
(pl) für einen Sachverhalt1
bestünde damit aus einer vierfachen Angabe: +, -, +-,
?. Praktisch wird man sich wohl oft auf die ersten beiden Modalitäten
(Gründe dafür und Gründe dagegen) beschränken können
, so dass am Ende eine Plausibilitätsformel
resultiert, weil sich die eine jeweils aus der anderen ergibt:
pl- = 1 - pl+ |
Allgemeines Beispiel: Ergeben die gewichteten2
Gründe1 G+ für
einen Sachverhalt1 z.B. G+ =
3
und ergeben die gewichteten2 Gründe1 G-
gegen diesen Sachverhalt1 G- =
1, dann erhält man bei Einsetzen der absoluten Zahlen für
pl+= (3) / (3+1) = 3/4 oder
pl+= 0.75 und damit für pl-
=
1 - 0.75 = 0.25.
Konkretes Beispiel (EA31):
Angenommen es gilt für die gewichteten2 Gründe1:
G+(Straße ist0 nass, weil1
es geregnet hat) = 998, G-(Straße ist0 aus
anderen Gründen nass)=27, dann ist die Plausibilität für
pl+(Straße ist nass, weil1 es
geregnet hat) = (998) / (998 + 27) = 998/1025 = 0.974 und pl-(Straße
ist aus anderen Gründen nass) = 1 - 0.974 = 0.026.
Skalenproblem: Bei Nutzung der mathematischen Grundoperationen (Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division) ist vorausgesetzt, dass die Zahlenwerte mindestens auf Intervallskalenniveau vorliegen, was kaum zu leisten ist. Der wichtige Zwischenbereich zwischen Ordinal- und Intervallskala wurde von Stevens (1946) weder erkannt noch gelöst. Man kann die Zahlenwerte entsprechend schwächer interpretieren (quasi- oder fuzzy-intervallskaliert) und zur Rechtfertigung pragmatisch ihre Nützlichkeit erweisen.
Plausibilitätsforschung
Stichworte zur Plausibilitätsforschung: Plausibilität, Argumentation,
Alltagslogik, Evidenztheorie, Glauben, Glaubhaftigkeit, Glaubwürdigkeit.
Zum Stellenwert der Plausibilität2
in der deutschsprachigen Wissenschaft >
Koch,
der allerdings Kienpointners
Alltagslogik 1992, den Eintrag
Schills
im Wörterbuch der Kognitionswissenschaften (1996) und den informativen
Eintrag im Historischen Wörterbuch der Rhetorik (HWR) übersah.
Meine Analyse u.a.
in Logik, Wissenschaftstheorie
und Philosophie zeigt, dass
plausibel
/ Plausibilität zwar oft gebraucht wird, aber so gut wie nie erklärt
oder begründet wird (Ausnahme Kienpointner,
HWR). Allein das internationale Verlagsprogramm von DeGruyter
enthält über 10.000 Gebrauchsbeispiele aus allen Gebieten der
Wissenschaften, von denen nur einige in meine Untersuchung eingehen.
Anders sah es in den USA aus. Dort gab es eine reichhaltige
Plausibilitätsforschung, wie Schmidt-Scheeles
Literaturverzeichnis zeigt, wobei ich Reschers Plausible
Reasoning 1976 und Waltons Plausible Argument 1992
besonders hervorheben möchte.
Viele Sprachgebiete (z.B. Asien, Australien, Ozeanien,
Süd- und Mittelamerika, Afrika, Arabische Regionen, Europa) konnte
ich mangels Sprachkenntnissen
und Wissen nicht berücksichtigen und kann daher darüber auch
nichts sagen. Meine Aussagen können daher nur für meine Quellen
gelten. Die geistigen Leistungen kleiner Völker und Minderheiten (z.B.
Indigene) werden in der Wissenschaft leider oft nicht berücksichtigt.
Ergebnisse (Auswahl) meiner nichtrepräsentativen empirischenPilotstudie: Es wurden bei 52 BearbeiterInnen 24 Merkmale mit der Frage untersucht: wie viel des Merkmals steckt in plausibel? Und es wurden 21 Gründe unter Vorgabe einer Regel mit einem erläuternden Beispiel erfragt. An Beurteilungen waren 9 Wahlen 0,1,2,3,4,5,6,7,? bei den 24 Merkmalen und 21 Gründen möglich. Differenziert ausgewertet wurden die Wahlen der Merkmale und Gründe nach Alle, Alter, Geschlecht, Schulbildung und Berufsgruppen, wobei sich sehr bemerkenswert ergab, dass keine großen Unterschiede in den Beurteilungen vorkamen. Ein Sachverhalt1 erscheint den meisten umso plausibler2, je mehr beleg- und prüfbare Gründe1 für seine Realisierung vorliegen. Plausibel2 darf nicht zu bewährten Erfahrungen im Widerspruch1 stehen und darf auch selbst keine Widersprüche1 enthalten. Insgesamt liegen 52 außerordentlich wertvolle denkpsychologische Dokumente vor, deren vollständige Auswertung noch eine Weile dauern wird. Zudem wurde eine multivariate Korrelations- und Eigenwertanalyse durchgeführt, die immerhin 17 Fastlineare Abhängigkeiten (Fast-Kollinearitäten) erbrachte, am eindruckvollsten beim Zusammenhang zwischen den Gründen1 35-36.
Begriffsbasis
für die Definition
von plausibel: Argument,
Bewertungsklassen, Formel, Funktion, Gesetzesartigkeit, Gewicht, Gewichtungsproblem,
Grund, Häufigkeit, Kausalität, Metasprache(n), Möglichkeit,
Nützlichkeit, Objektsprache, pragmatisch, Sachverhalt, Plausibilitätsgesamtbewertung,
Rahmen, Regelhaftigkeit, Skalierungsproblem, Wahrscheinlichkeit, Wirkung.
Es ist wichtig, dafür
zu sorgen, dass die Begriffe der Begriffsbasis klar definiert sind, um
Verschiebebahnhöfe,
das
unendliche Laster der Geistes-, Rechts- Sozial- und Kulturwissenschaften
(>Sprachkritik), nachhaltig zu
begrenzen. Sind Definitionen zu schwierig, kann man sich mit typischen
Beispielen und Gegenbeispielen behelfen, am besten konkret-operational
mit Referenzierungen.
Viele Probleme lassen sich lösen, sobald man konkret-operational wird
und nicht nur meint.
Ende deutsche Zusammenfassung PDF
Entwicklung der Plausibilitätsformel
Verwendete Kürzel: B := Beweis, BL := Logischer Beweis, BM= mathematischer
Beweis, BE := empirischer Beweis; Bex:=Existenzbeweis; D := Definition;
ES := Erfahrungssatz; f := Funktion; F := Formel; Fr := Frage; g=Gewicht,
G=Grund, gG=Gewichteter Grund, pl := plausibel, p := Wahrscheinlichkeit,
S := Sachverhalt, ub := unbegrenzt.
Schön wäre, wenn man Plausibilität quantifizieren könnte,
etwa in oder mit einer Plausibilitätsformel entsprechend der allgemeinen
Plausibilitätsfrage:
Fr1: Allgemeine Plausibilitätsfrage: Wie mehr oder minder plausibel ist ein Sachverhalt? Genauer: in welcher Welt, für welchen Geltungsbereich, in welcher Situation unter welchen Bedingungen aus welcher Perspektive? |
Dies wird im Folgenden versucht. Hierbei ist von der Definition der
Plausibilität auszugehen:
D1: Ein Sachverhalt ist in dem Maße plausibel (pl), wie sehr positiv gewichtete Gründe gG+ für und wie sehr negativ gewichtete Gründe gG-gegen ihn angegeben werden können. |
Entscheidend ist demnach der Begriff der Gründe:
D2: Gründe
sind allej,
die mehr oder weniger wirken, fördernd oder hemmend.
ES1: Kausalität, Wahrscheinlichkeit, Häufigkeiten, Regelhaftigkeiten und Gesetzesartigkeiten spielen bei den Gründen eine wichtige Rolle wie auch Erfahrungen, schon Erlebtes oder Allgemeinwissen. ES2: Möglichkeit ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für Plausibilität. Unmögliches kann nicht plausibel sein. Ob ein Sachverhalt möglich ist, kann u.a. durch ein Beispiel (wahrer Sachverhalt = Tatsache), also durch einen Existenzbeweis gezeigt werden. D3: Ein Sachverhalt kann aus unterschiedlichen gewichteten Gründen (gGi) mehr oder minder plausibel (pl) sein. Plausibel ist damit ein quantitativer Begriff, d.h. es gibt ein mehr oder weniger an Plausibilität (pl) wie bei der Wahrscheinlichkeit (p). D4: Gewichtete Gründe können für (Index "+") oder gegen (Index "-") einen Sachverhalt sprechen. Daneben mag es Gründe geben, die sowohl für als auch gegen einen Sachverhalt sprechen können (Index "+-") und schließlich kann man berücksichtigen, dass es Gründe geben kann, die unklar oder fraglich sind (Index "?"). |
G+ = f (G+1, G+2, ... G+i ..., G+n). G- = f (G-1, G-2, ... G-i ..., G-n). G+- = f (G+-1, G+-2, ... G+-i ..., G+-n). G? = f (G?1, G?2, ... G?i ..., G?n). |
Gründe G sind oft nicht gleichwertig, daher kann es sinnvoll sein,
sie unterschiedlich zu gewichten, wobei natürlich die Gewichtungsmethodik
darzulegen und zu begründen ist. Hier kommt es meist auf den Einzelfall
an. Gründe, die z.B. auf vielen unabhängigen
Belegen beruhen, sollten natürlich ein anderes und viel höheres
Gewicht haben als eine bloße Plausibilitätsmeinung.
In die Gewichtsbeurteilung können - und sollten sogar - auch
die Qualität und Güte der Quellen nach Rescher
1976 eingehen.
D6: Gründe G 1,2, ...i ... , n
können unterschiedliches Gewicht (g) hinsichtlich der Plausibilität
für einen Sachverhalt haben. g = 0 ... ub aus der Menge der rationalen
Zahlen. So mag z.B. Das Gewicht g(Grund G37(Sachverhalt
oft aufgetreten)) = 10, g(Grund G36(Sachverhalt
mehrfach aufgetreten)) = 4, g(Grund G35(Sachverhalt
schon einmal aufgetreten)) = 1 zugeordnet werden.
Berücksichtigt man die Gewichte g, ergibt sich die Darstellung: gG+ = f (g+G1,
g+G2, ..., g+Gi , ..., g+Gn),
positive Gewichte der Gründe für einen Sachverhalt
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Anmerkung: Zählt man die Gründe nur und verzichtetet auf ihre
Gewichtung, so hat man dennoch gewichtet, nämlich gleich (Gewichtungsparadox).
Die Grundsatzfrage beim Gewichten lautet nun, wie man unterschiedliche
Gewichte begründen kann. Das ist u.U. einfach, wenn der Grund die
Häufigkeit ist. Dann kann man Gewicht und Häufigkeit gleichsetzen.
Ähnlich kann man es mit Wahrscheinlichkeiten machen. Eine andere Idee
ist, den Prognosewert, wenn prognostizierbare Sachverhalte in Rede stehen:
dann wären die Gewichte gut, die eine bestmögliche Prognose ermöglichen.
Beim derzeitigen Wissensstand, wo noch kaum Standardmodelle
analysiert und durchgerechnet wurden, wird man sich damit begnügen
müssen, Begründungen zu verlangen, damit man sie kritisch prüfen
kann.
D7: Setzt man für die Funktion f die Addition + ,
ergibt sich:
gG+ = (g+G1 + g+G2, ..., + g+Gi , ..., + g+Gn), Summe gewichtete Gründe 1...n für den Sachverhalt gG- = (g-G1 + g-G2 , ..., + g-Gi , ..., + g-Gn ), Summe gewichtete Gründe 1...n gegen den Sachverhalt gG+- = (g+-G1 + g+-G2, ..., + g+-Gi ,..., + g+-Gn ), Summe gewichtete Gründe 1...n sowohl für als auch gegen den Sachverhalt gG? = (g?G1 + g?G2, ..., + g?Gi ,..., + g?Gn), Summe unklare / fragliche gewichtete Gründe 1...n zu dem Sachverhalt Man gewichtet jeden Grund und zählt die gewichteten Gründe nach ihren Qualitäten zusammen, so dass sich z.B. ergibt: gG+= 17; gG- = 3; gG+- = 1; gG? = 2 Anmerkung: Das muss nicht so sein, wie
Berres
(1984) mit seinem, für NichtmathematikerInnen schwer verständlichen,
nicht-additiven Modell gezeigt hat.
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D8: Als Gesamtformel, die die ersten drei von allen vier Modalitäten
berücksichtigt, schlage ich nun für die Plausibilität vor:
F3 pl = (g+ + 1/2 * g+- ) / (g+ + g- + 1/2 * g+- ) Für das Beispiel oben ergäbe sich:
pl = (17+0.5) / (17+3+0.5) = 0.854.
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Oft wird man sich hierbei auf die ersten beiden
g+ und g- beschränken können, also auf
Gründe, die für einen Sachverhalt sprechen gegenüber Gründen,
die gegen diesen Sachverhalt sprechen.
pl- = 1 - pl+ |
Allgemeines Beispiel: Gibt es z.B. mit 3 gewichtete
positive Gründe und einen mit 1 gewichteten negativen Grund für
die Plausibilität eines Sachverhalts, dann erhält man bei Einsetzen
der absoluten Zahlen in pl+ = (3) / (3+1) = 3/4 oder pl+
=
0.75 und für pl- = 1
- pl+ = 0.25.
Konkretes Beispiel (EA31):
Angenommen es gilt pl+(Straße ist nass, weil es geregnet
hat)=998, pl- (Straße ist aus anderen Gründen nass)=27,
dann ist die Plausibilität für pl+(Straße ist
nass, weil es geregnet hat) PL = (998) / (998 + 27) = 998/1025 = 0.974
und pl-(Straße ist aus anderen Gründen nass) = 1-
p+ = 0.026.
Skalenproblem: Bei Nutzung der mathematischen Grundoperationen (Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division) ist vorausgesetzt, dass die Zahlenwerte mindestens auf Intervallskalenniveau vorliegen, was kaum zu leisten ist. Der Sprung vom Ordinal- auf Intervallniveau ist für viele praktische Zwecke zu groß. Der wichtige Zwischenbereich zwischen Ordinal- und Intervallskala wurde von Stevens (1946) in seiner praktischen Bedeutung weder erkannt noch gelöst. Das gilt bis heute, worunter vor allem die Sozial- und Psychowissenschaften leiden.. Man kann die Zahlenwerte entsprechend schwächer interpretieren (quasi- oder fuzzy-intervallskaliert) und zur Rechtfertigung pragmatisch ihre Nützlichkeit erweisen.
Anmerkung: Möglichkeit1 ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung1 für Plausibilität2. Unmögliches1 kann nicht plausibel2 sein. Ob ein Sachverhalt1 möglich ist, kann u.a. durch ein Beispiel (wahrer Sachverhalt = Tatsache), also durch einen Existenzbeweis gezeigt werden. Ein Sachverhalt kann mit unterschiedlichen Gründen (Gi) mehr oder minder plausibel (pl) sein. Plausibel2 ist damit ein quantitativer Begriff, d.h. es gibt ein mehr oder weniger an Plausibilität2 (pl) wie bei der Wahrscheinlichkeit1 (p).
Skalierungsproblem
Bei Nutzung der mathematischen Grundoperationen
(Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division) ist vorausgesetzt, dass
die Zahlenwerte
mindestens auf Intervallskalenniveau vorliegen, was kaum zu leisten ist.
Der wichtige Zwischenbereich zwischen Ordinal- und Intervallskala wurde
von Stevens (1946)
weder erkannt noch gelöst. Das gilt bis heute, worunter vor allem
die Sozial- und Psychowissenschaften leiden. Man kann die Zahlenwerte entsprechend
schwächer interpretieren (quasi- oder fuzzy-intervallskaliert) und
zur Rechtfertigung pragmatisch ihre Nützlichkeit erweisen.
Systematik der Plausibilitätsgründe
Überall wo es Wirkungsbeziehungen gibt, gibt es potentielle Plausibilitätsgründe.
Metagründe
Allgemeine Gründe
Spezielle Gründe
Es dürfte in vielen Fällen nützlich sein, auf eine Standard-Gründe-Liste Bezug nehmen zu können. Die folgende Liste ist nicht vollständig, mehr Vorschläge (brain-stormings).
Standardmodelle Alltag
Anmerkung: Eine praktisch-operationale Theorie für Bedürfnisbefriedigungen
hat Walter
Toman vorgelegt.
Standardmodell Frühstücksaufstrich
Aufstrichwahl: welche Wahl ist am plausibelsten?
A. überlegt was er als Aufstrich für sein Brötchen wählen
will: Camembert, Marmelade, Wurst, Butter, Butter mit frischem Schnittlauch,
Eiersalat. An potentiellen Gründen für seine Wahl bieten sich
an: Verfügbarkeit, Zubereitungsaufwand, Appetit, schmecken, Abstand
Verfalldatum, Nährwert, Kalorien, Bekannt, Häufigkeit, Gewohnheit,
Preis, Einstellung ("Ess.Ideologie"), Sonstiges.
Wahl-Gründe | Verfüg-
barkeit. |
Zuberei-
tungs- aufwand |
Appetit | Schmeckt | Abstand Verfall | Nährwert | Kalorien | Bekannt | Häufig-
keit/Woche |
Moti-
vation |
Schon
erlebt |
Sitte &
Brauch |
Camembert
Sum=28-1 |
vorhanden
möglich=1 |
keiner
G=1 |
sehr
G=10 |
sehr 10
G=10 |
15 Tage
G=0 |
45% Fett
Proteine G= -1 |
280/100g
2 |
Ja=1 | 2 | mit Appe- tit erfasst | Ja=1 | in Häufig- keit erfasst |
Marmelade
Sum=12-1 |
vorhanden
möglich=1 |
keiner
G=1 |
mäßig
G=3 |
schon 2
G=2 |
30 Tage
G=0 |
viel Zucker
G= -1 |
50/20g
1 |
Ja=1 | 2 | mit Appe- tit erfasst | Ja=1 | in Häufig- keit erfasst |
Wurst | keine da. | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - |
Butter
Sum=12-1 |
vorhanden
möglich=1 |
keiner
G=1 |
mäßig
G=3 |
schon 2
G=2 |
20 Tage
G=0 |
viel Fett
G= -1 |
143/20g
2 |
Ja=1 | 1 | mit Appe- tit erfasst | Ja=1 | in Häufig- keit erfasst |
Butter mit fr. Schnittlauch
Sum=16-1 |
vorhanden
möglich=1 |
schnei-
den G=1 |
mäßig
G=3 |
gut
G=4 |
2 Tage
G=2 |
viel Fett
G= -1 |
143/20g
2 |
Ja=1 | 1 | mit Appe- tit erfasst | Ja=1 | in Häufig- keit erfasst |
Eiersalat
Sum=21-2 |
ein Rest
möglich=1 |
keiner
G=1 |
mäßig
G=3 |
G=5 | 1 Tag
G=5 |
reichlich
G= -2 |
318/100g
3 |
Ja=1 | 1 | mit Appe- tit erfasst | Ja=1 | in Häufig- keit erfasst |
In dieser Frühstückssituation erhält der Camembert Aufstrich die Gründe-Punkte, nämlich 27, gefolgt vom Eiersalat mit 19 und Butter mit frischem Schnittlauch 17.
Standardmodell Essen
Zur Plausibilität für Essen
Kaum für jemand, der gerade fastet.
Unterschiedlich für Nichtfaster je nach Situation
Zur Ausarbeitung vorgemerkt:
StandardmodelleÖkologie
Wir haben hier drei große Problemkomplexe: 1. Feststellung von
Problemen, 2. Erklärungen für die Probleme, 3. Maßnahmen
zur Bewältigung der Probleme.
Standardmodelle soziale
Medien & Internet
Standardmodelle Recht
Viele Grundfragen der Rechtswissenschaft sind hier
gelistet und erforscht.
Standardmodelle in der Psychologie
Man kann sehr viele und unterschiedliche Standardmodelle entwickeln
und formulieren, z.B. Dörners
Bauplan für eine Seele.
Standardmodell Psyche (Quelle)
Ist es plausibel, sich die Psyche, das psychische System wie folgt
zu denken? Was spricht dafür, was spricht dagegen, welche Fragen und
Klärungsbedürfnisse bringt dieses Modell mit sich?
Was istSeele praktisch psychologisch
betrachtet? (Quelle)
Ist es plausibel, sich die Seele wie folgt vorzustellen? Welche Gründe
sprechen dafür, welche dagegen?
Subjektives Plausibilitätsurteil
Gruppensubjektives Plausibilitätsurteil
Intersubjektives Plausibilitätsurteil
(sollte von fast allen so gesehen werden)
Objektiver Bezug (sollte objektiv gelten,
unabhängig vom menschlichen Erkenntnissystem)
Recherchen zum Gebrauch
des Plausibilitätsbegriffs
Schon ins Netz gestellte Erstversionen werden
verlinkt (aktuell 15 von 28).
Der Ansatz, Plausibilität durch Glauben zu fundieren, erscheint
grundsätzlich vernünftig. Aber die Plausibilitätsfrage wird
auf die Glaubensfrage verschoben und damit ein
neuer Begriffsverschiebebahnhof eingerichtet. |
Shafer, Glenn (2006). Mathematical Theory of Evidence turns 40.
gshafer@business.rutgers.edu
www.glennshafer.com
Walton, D. N., Reed, Ch., and Macagno, F. (2008). Argumentation Schemes. Cambridge: Cambridge University Press.
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site: www.sgipt.org
z.B. Wissenschaft site: www.sgipt.org. |
korrigiert: irs gelesen 04.11.2021 / Rechtschreibprüfung 01.11.2021 / gelesen 16.10.2021 / Rechtschreibprüfung 14.10.2021