Entwicklungstheorien
Psychologische Theorien der menschlichen Entwicklung.
von August Flammer
präsentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen
Bibliographie * Verlagsinfo * Inhaltsverzeichnis * Leseprobe * Ergebnisse * Bewertung * Links * Literatur * Querverweise *
Bibliographie: .Flammer, August (2008). Entwicklungstheorien. Psychologische Theorien der menschlichen Entwicklung. Bern: Huber. 4., vollst. überarb. Aufl. 2008. 397 S., 29 Abb., 15 Tab., 31 Fotos, Kt. ISBN: 978-3-456-84607-1 EURO 29.95 / CHF 49.90. Erschienen 27.08.2008. [Verlagsinfo]
Verlagsinfo: "Das Buch stellt die großen Entwicklungstheorien sowie die neuesten Auffassungen über Identitätsentwicklung und die neuropsychologische Entwicklung dar.
Kann sich der Mensch ein Leben lang entwickeln? Oder muss er sogar? Wie viel Einfluss hat er selber auf seine Entwicklung? Oder anders gefragt: Entwickeln sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene anhand eines angeborenen Programms oder aus der Notwendigkeit, sich an immer neue Bedingungen und Ansprüche der Umwelt anzupassen? Oder ganz einfach aus Lust und aus Freude am Neuen? Und was sind das für Veränderungen, die man Entwicklung nennt? Lernen? Reifen? Krisenbewältigung? Neues aufsuchen und verarbeiten? Sich anpassen, gelten lassen, sich arrangieren? Große Denkerinnen und Denker wie Piaget, Sigmund und Anna Freud, Erikson, Margret Mahler, Wygotski, Kohlberg, Charlotte Bühler, Rogers, Werner, Bijou, Leontjew, Luria, Riegel, Fischer, Case, Bronfenbrenner, Maturana, Prigogine, Minuchin, Brandtstädter, Kegan, Daniel Stern u. v. a. m. haben gründlich über solche Fragen nachgedacht. Ihre Erkenntnisse werden in diesem Buch in allgemeinverständlicher Form dargestellt, gegenseitig verglichen und an den neuesten wissenschaftlichen Daten gemessen. Dieses Buch ist seit seinem ersten Erscheinen 1988 ein deutschsprachiges Standardwerk geworden. Die vorliegende vierte Auflage stellt eine totale Überarbeitung dar. Gewisse Kapitel sind völlig neu geschrieben, andere sind dazugekommen: Neuro-Entwicklungspsychologie, die kritische und die produktive Auseinandersetzung mit dem Monumentalwerk Jean Piagets und die neuen Erkenntnisse der Erblichkeitspsychologie haben in diesem Text breiten Raum erhalten. Das Buch pflegt eine leicht verständliche Sprache, vermeidet aber weiterhin Simplifizierungen. Es richtet sich an alle jene, die über Entwicklung nachdenken, einen umfassenden Blick über die Vielfalt einzelner Entwicklungserscheinungen erwerben und sich auf jeden Fall nicht einer einzigen «Schule» verschreiben möchten."
Inhaltsverzeichnis 6
Aus dem Vorwort zur ersten Auflage (1988) 8
Vorwort zur zweiten Auflage (1996) 10
Vorwort zur vierten Auflage (2008) 11
1 Entwicklung – Theorie – Entwicklungstheorie 14
Theorie – alles nur graue Theorie?
16
Entwicklung 19
Ansprüche an Entwicklungstheorien
24
2 Die Kontroverse um die Anlage- und Umwelteinflüsse auf die
Entwicklung 28
Wie soll die Forschungsfrage lauten?
31
Methoden der Erblichkeitsforschung
31
Ausgewählte Befunde der quantitativen
Genetik an Menschen 34
Formen des Zusammenspiels von Anlage
und Umwelt 40
Entwicklung als multikausaler und multipel
rückgekoppelter Prozess 44
Was ist von diesen Befunden zu halten?
45
3 Endogenistische Entwicklungstheorien 48
Begriffe 50
Reifungstheorien in der Geschichte vor
dem 20. Jahrhundert 50
Grundannahmen endo genistischer Auffassungen
51
Ausgewählte Vertreter der endogenistischen
Entwicklungsauffassung des 20. Jahrhunderts 51
Evolutionsorientierte endogenistische
Entwicklungsauffassungen 56
Von einem endogenistischen zu einem
interaktionistischen Ansatz: Das Beispiel der Bindung 56
Gesellschaftliche Spuren endogenistischer
Entwicklungsauffassungen 58
Evaluation 58
4 Exogenistische Entwicklungsauffassungen 62
Von einem Extrem ins andere 64
Burrhus F. Skinner und die generelle
Position des Behaviorismus gegenüber dem Entwicklungskonzept
64
Sidney W. Bijou & Donald M. Baer
67
Robert R. Sears 69
Entwicklungsförderung 70
Evaluation 70
5 Die psychoanalytische Entwicklungstheorie 74
Sigmund Freud 76
Die psychoanalytische Persönlichkeitstheorie
78
Zur psychoanalytischen Neurosenlehre
81
Zur Psychoanalyse als Therapie
81
Freuds Phasentheorie der Entwicklung
82
Ausgewählte Differenzierungen der
psychoanalytischen Phasentheorie 85
Kernpunkte der psychoanalytischen Entwicklungsauffassung
86
Evaluation 88
6 Theorie der psychosozialen Entwicklung nach Erik H. Erikson
94
Erik H. Erikson 96
Entwicklung über acht Stufen
97
Alte und neue psychoanalytische Begriffe
104
Die soziale Dimension 104
Entwicklung als Aufbau über Entwicklungsstufen
105
Evaluation 109
7 Humanistische Entwicklungstheorie 114
Humanistische Psychologie 116
Carl Rogers 118
Eine humanistische Theorie der Entwicklung
120
Ein Prozessmodell 123
Evaluation 125
8 Adaptation und Strukturgenese nach Jean Piaget 130
Jean Piaget 132
Genetische Epistemologie als Entwicklungspsychologie
135
Invarianz und Veränderung in der
Entwicklung: Funktion, Struktur, Inhalt 136
Grundpositionen der Entwicklungstheorie
Jean Piagets 141
Konstruktivismus 144
Entwicklungsstufen 146
Generelle Entwicklungslinien 150
Zur Ausstrahlung von Piagets Theorie
151
Evaluation 152
9 Kritische Auseinandersetzung mit Piaget 158
Timing und Lernbarkeit 160
Kindliches Sprachverständnis –
eine methodologische Kritik 161
Was macht Entwicklungsstufen aus?
162
Bereichsspezifität der kognitiven
Entwicklung Ausdehnung der Entwicklungsspanne 163
Objekt- und Kausalitätskonzepte
165
Frühe mentale Repräsentationen
und das Problem der Stufen 167
Die Adualismuskritik 167
Perspektivenübernahme im Vorschulalter
168
Soziale Einflüsse und individuelle
Unterschiede 168
Kompetenz und Performanz 169
Ist Piagets Theorie am Ende? 170
10 Kohlbergs Theorie der Entwicklung des moralischen Urteils
172
Piaget: Regeln für Spiel, Diebstahl,
Lügen, Gerechtigkeit 174
Lawrence Kohlberg (1927–1987)
175
Die Theorie der Entwicklung des moralischen
Urteils nach Kohlberg 176
Ansprüche und Probleme der kohlbergschen
Theorie 179
Moralische Erziehung 184
Evaluation 185
11 Die Theorie der Fertigkeitsentwicklung nach Kurt W. Fischer
190
Grundbegriffe 192
Wesentliche Annahmen 193
Formale Darstellung der Entwicklungsniveaus
195
Beschreibung der Entwicklungsniveaus
196
Entwicklung als Transformation
200
Kompromisse bei Überforderung
202
Weitere Schichten? 203
Implikationen der Theorie 204
Evaluation 206
12 Robbie Case: Entwicklung als Problemlösen und Entwicklung
des Problemlösens 210
Problemlösen 212
Formale Darstellung der Entwicklungsstufen
213
Beschreibung der Entwicklungsstufen
214
Entwicklungsprozesse 219
Evaluation 222
13 Entwicklung als dialektischer Prozess 226
Zur Begriffsgeschichte 228
Die Entwicklungsstufen nach dem dialektischen
Materialismus 229
Die dialektisch-materialistische Theorie
der Ontogenese 233
Galperins Theorie der Aktualgenese mentaler
Operationen 236
Dialektische Psychologie amerikanischer
Prägung 237
Evaluation 240
14 Die ökologische Entwicklungstheorie von Urie Bronfenbrenner
246
Urie Bronfenbrenner 248
Ökologische Psychologie 248
Die Anliegen Urie Bronfenbrenners
249
Das Mikrosystem 252
Das Mesosystem 254
Das Chronosystem 256
Das Exosystem 256
Das Makrosystem 256
Persönlichkeitsseitige Entwicklungsvoraussetzungen
257
Späte Formulierungen: knapp, wesentlich,
praktisch 258
Ökologische Forschung zur Entwicklung
258
Evaluation 259
15 Ansätze zu einer systemischen Entwicklungstheorie
262
System 264
Ein neues Denken? 264
Gleichgewicht als Sackgasse? 267
Systemische Psychologie 267
Veränderungen chemischer und biologischer
Systeme als Metaphern für Entwicklungsprozesse 268
Familientherapie als Heuristik für
eine Entwicklungstheorie? 272
Vernetzung und Chaos allein garantieren
noch nichts 280
Evaluation 281
16 Entwicklung als kontrollierte Handlung 286
Selbststeuerung der Entwicklung auf
verschiedenen Ebenen 288
Entwicklungswissen als Voraussetzung
von Entwicklungshandlungen 290
Entwicklung als Aufgabe 291
Soziale Entwicklungsvorgaben 294
Kritische Lebensereignisse und ihre
Bewältigung 295
Handlung und Kontext 297
Evaluation Umgang mit Begrenztheit
298
17 Physiologisch inspirierte psychologische Entwicklungstheorie
302
Die Gehirnentwicklung erfolgt interaktiv
304
Physiologische Entwicklungsfenster
306
Neurologische Produktion und neurologische
Bereinigung 306
Hirnaktivität, Sprache und Sprechen
307
Ressourcenoptimierung 307
Physiologie und Entwicklungsstörungen
308
Ausgewählte differenzielle Befunde
309
Evaluation 313
18 Neuere Theorien der Selbstentwicklung 316
Die Entwicklung des Selbst nach Robert
Kegan 323
Die Entwicklung des kompetenten Selbst
329
19 Welche Theorie ist die beste? 340
Je neuer, desto besser? 342
Fast jede Theorie hat ihre speziellen
Vorteile 342
Mikroprozesse, Organisationsprozesse
und Bedingungen 343
Blinde Flecken?
347
Literaturverzeichnis 348
Personenregister 378
Sachregister
Das Buch schließt mit einer ungewöhnlichen Abschlußüberlegung (19.4, S. 346):
"Blinde Flecken?
Zur Gesamtbeurteilung gehört auch die Frage, ob es Bereiche der
Entwicklungspsychologie gibt, die theoretisch nicht oder auffallend ungenügend
abgedeckt sind. Das ist schwer zu sagen, da es nicht einen allgemeingültigen
übergeordneten Standpunkt gibt. Aber es gibt schon Bereiche, in denen
von der künftigen Forschung Fortschritte zu erwarten sind. Ein solcher
Bereich betrifft die interkulturellen Unterschiede. Es gibt Ansätze,
Entwicklung in kulturellem Rahmen zu sehen, aber man könnte zudem
ausdrücklicher kulturelle Unterschiede untersuchen und in ein konsistentes
theoretisches System fassen. Das ist bekanntlich ein problematisches Unterfangen,
da einzelnen Kulturen nicht sicher Gerechtigkeit widerfährt, wenn
man sie alle nach gleichen Maßstäben resp. mit gleichen Skalen
misst und vergleicht (Alsaker & Flammer, 1999).
Was weiter ginge und gegenwärtig deutlich fehlt,
sind Entwicklungstheorien aus dem Blickwinkel ihrer je eigenen Kultur.
Der aktuelle Trend in der Wissenschaft läuft auf das Gegenteil hinaus:
Westliche resp. amerikanische Standards der Untersuchung, der Messinstrumente
und der Darstellung sind faktisch Pflicht für alle geworden, nicht
zuletzt, weil wissenschaftliche Publikationen in Nationalsprachen nur eine
beschränkte Leserschaft erreichen. Dadurch gehen sie auch nicht in
die weltweite Diskussion und den Aufbau des Wissenscorpus ein. Englisch
ist heute nicht nur die «lingua franca»; die anglo-amerikanische
Wissenschaftskultur bestimmt, auch die Art, wie man Ergebnisse kommuniziert
(z.B. der Aufbau eines Forschungsartikels, sonst werden sie «nicht
verstanden» oder als unseriös und vernachlässigbar taxiert
(auch wenn sie dennoch auf Englisch geschrieben sind).
Auf der Suche nach blinden Flecken fällt auch
die Entwicklungspsychologie der Erwachsenen und der alternden Menschen
auf. Die Forschung in diesen Bereichen blüht gegenwärtig; umfassende
Theorien dürften deswegen nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Vielleicht bekommen in solchen theoretischen Versuchen die sozialen Interaktionsprozesse
mehr Gewicht (D. Stern, 2005). Gemeint ist die gemeinsame Konstruktion
von Bedeutung und Sinn, das gemeinsame und solidarische Wagen, Gelingen
und Versagen sowie die gegenseitige und wechselnde Anregungs- und Stützfunktion
in Entwicklungsprozessen.
Schließlich ist auch die Neuroentwicklungspsychologie
zu nennen. Diese ist noch jung, gewinnt aber rasch an Aufmerksamkeit (s.
Kap. 17).
Damit habe ich als Autor genügend «geurteilt». Die
Leserin oder der Leser mag nun selbst urteilen, auswählen und weiterdenken.
Sie oder er mag hier und dort zu anderen Schlüssen kommen. Ich bin
an Meinungen, Entdeckungen und Kritik interessiert: august.flammer@psy.unibe.ch.
Auch ich will mir als Autor vorbehalten, in der Konfrontation mit anderen
Meinungen, mil neuen Daten und neuen Argumenten und mil der weiteren Entwicklung
der Entwicklungstheorien zu einer neuen Beurteilung zu kommen. Entwicklung
ist mir beruflich und persönlich wichtig geworden, nicht an sich,
sondern weil sie neue Möglichkeiten des Handelns und des Erlebens
eröffnet. Darum wünsche ich auch Ihnen, liebe Leserin, lieber
Leser, dass Ihnen Ihr Leben, Erleben und Verhalten Entwicklung ermöglicht
und die Entwicklung hinwiederum Ihr Leben, Erleben und Verhalten bereichert."
Bewertung:
Ein hochkarätiges Buch zu einem hochkarätigen Thema: dicht und
umfassend; informativ und interessant. Die Register helfen neben dem ausführlichen
Inhaltsverzeichnis, das zeigt, was alles geboten wird, schnell etwas zu
finden, z.B. Latenz, Lernen, Prägung, Reifung.
Literatur (Auswahl) > Informationen
über Bücher, Bibliotheken, bibliographische Quellen.
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