Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT
    (ISSN 1430-6972)
    DAS=08.05.2018 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 16.10.23
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel_ Stubenlohstr. 20 _D-91052 Erlangen
    Mail:_sekretariat@sgipt.org_ Zitierung  &  Copyright

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      Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Abstrakte Grundbegriffe aus den Wissenschaften (Analogien, Modelle und Metaphern für die Psychologie und Psychotherapie sowie Grundkategorien zur Denk- und Entwicklungspsychologie), und hier speziell zum Thema:


    Materialien zur Kausalität im Psychischen, Psychopathologischen
    und Psychosozialen
    zum Hauptartikel:
      Kausal und Kausalität, Ursache und Wirkung, Grund und Folge
      allgemein, in Wissenschaft und Leben und besonders im Bio-Psycho-Sozialen und im Recht

      Originalarbeit von  Rudolf Sponsel, Erlangen

      Querverweise zum Definitionsproblem * Was ist Fragen *




    Materialien zur Kausalitaet im Psychischen, Psychopathologischen und Psychoszialen
    * Geltung der Kausalitaet für alle psychischischen Ablaeufe nach Allers et al. (1925) * Lewin (1926) Über die Ursachen seelischen Geschehens * Burkamp (1922) * Kaiser-Werbik * Heider * Entwicklungspsychologie des Kausalitätskonzeptes * Kausalität im Lexikon der Psychologie (Arnold et al.),  Phänomenale Kausalität im Psychologie-Lexikon (Arnold et al.) * Herzog zur psychischen Kausalitaet bei Wundt * kausale Kette im Lexikon der Psychologie von Spektrum * Kausalitätswahrnehmung im Handbuch der Psychologie * Thomae: Motivbereich als Ursache für Verhalten * Piaget über Realität und Kausalität * Trauma, psychische Krankheit und Kausalität von Wölk * Wörterbuch der Psychotherapie * Kausalität bei William Stern * Bastine Kausalkonzepte psychologischer Störungstheorien * Problemanalyse in der Psychotherapie * Willensstoerungen in der Psychopathologie nach Fuchs (2017)  *

    Es sind fast alle Gebiete der Psychologie und Psychopathologie berührt, z.B.: Allgemeine Psychologie, differentielle Psychologie der Persönlichkeit, Entwicklungspsychologie, Handlungstheorie, Kommunikationspsychologie, Krankheitslehre, Lernen und Gedächtnis, Psychologie der Sprache, Psychopathologie, Psychosomatik, Psychotherapie, Sozialpsychologie, Verhaltenstheorie,



    Geltung der Kausalitaet für alle psychischischen Ablaeufe nach Allers et al. (1925)
    Allers, R.; Bauer, J.; Braun, L.; Heyer, R.; Hoepfner, Th.; Mayer, A.; Pototzky, C.; Schilder, P.; Schwarz, O. & Strandberg, J. (1925) Psychogenese und Psychotherapie Körperlicher Symptome. Wien: Springer. [GB]

    S. 38 (Fett-kursive Hervorhebung im Text RS):
    "1) Inwieweit ist die kausale Betrachtung psychischer Abläufe berechtigt?
    .Man könnte aber sofort fragen, ob denn nach dem oben Auseinandergesetzten eine kausale Betrachtung (oder funktionale Betrachtung) des Naturgeschehens überhaupt berechtigt sei? Die Geschichte der Naturwissenschaften gibt darauf die Antwort. Erst die strenge Anwendung des Kausalprinzips in der Naturwissenschaft hat deren gewaltigen Fortschritte ermöglicht. Wir haben allen Grund, an der kausalen Betrachtung der Naturerscheinungen festzuhalten, nur eben daß selbst im Geschehen der unbelebten Natur sich ein Rest grundsätzlich dieser Betrachtung entzieht. Wollen wir naturwissenschaftlich denken, so müssen wir die belebte Natur unter dem gleichen kausalen Gesichtswinkel betrachten. Wir wissen, daß die Naturkausalität nicht geschlossen ist, machen aber von diesem Wissen in der naturwissenschaftlichen Forschung deswegen nicht Gebrauch, weil wir ja gar nicht das Lebendige, schlechthin Unberechenbare zu erfassen trachten können, sondern nur das Unbelebte, das Berechenbare im Weltgeschehen. Die Naturwissenschaft betrachtet die Welt, soweit sie berechenbar ist. Es ist nun gar keine Frage, daß die Berechenbarkeit im naturwissenschaftlichen Sinne auch für den Organismus Geltung haben muß und ebenso auch für alles Psychologische. Wäre das nicht der Fall, so müßten ja in den Rechnungen der Physik fortwährend unerklärliche Fehler auftauchen, welche rätselhaften Interventionen des Psychischen entsprechen. Wir haben gar keinen Grund, die Kausalreihen, in denen Psychisches eine Rolle spielt, von den allgemeinen kausalen Gesetzmäßigkeiten auszuschließen. Dies gilt sowohl von den psychischen Kausalreihen, welche mit einer Bewegung endigen, also der Reihe zwischen dem Entschluß und seiner motorischen Kundgebung, als auch von der Strecke zwischen dem Auftauchen der Idee und dem Fassen des Entschlusses, der Strecke Ps1,— Ps2. Aber ebenso bestehen kausal faßbare Beziehungen zwischen Gedankengängen überhaupt, also etwa zwischen Ps0,— Ps1. Auch hier bestehen gesetzmäßige vorausberechenbare Zusammenhänge, freilich bleibt grundsätzlich ein unberechenbarer Rest zurück, dessen Natur wir bei den psychischen Abläufen ja genau erkennen. Ich habe oben versucht, diesen kausal nicht faßbaren Anteil des Erlebens zu charakterisieren. ..."
     

    S. 62:

    "Die Neurose als bedingter Reflex.

        Die Darstellung, die ich gegeben habe, stellt das Psychische mit psychologischen Tcrminis dar. Es gibt aber Forscher, welche den Dingen näherzukommen glauben, wenn sie sie in einer physiologischen Terminologie darstellen. Sie gehen von dem Begriff des Reflexes aus und legen diesen die Erörterungen zugrunde. Neben den Reflexen in gewöhnlichem Sinne werden individuelle und bedingte Reflexe unterschieden. Das Pferd reagiert nicht auf die am Boden liegende Peitsche, wohl aber auf die geschwungene. Es reagiert auf Grund von Erfahrungen, die es früher einmal gemacht hat. Es hat auf Grund dieser Erfahrungen einen individuellen Reflex gebildet. PAWLOW und seine Schüler haben unter diesen Gesichtspunkten die Speicheldrüsensekretion untersucht, BECHTEREW und seine Schüler haben Bewegungsreflexe an Stelle der Sekretion der Untersuchung unterzogen. Läßt man während der elektrischen Reizung des Beines eines Tieres mit bestimmtem motorischem Effekt irgend einen Sinnenreiz, etwa einen Ton einwirken, und läßt später den Ton allein ertönen, so bringt dieser Ton die motorische Reaktion hervor, ohne daß eine entsprechende Reizung stattfindet. Hierbei ist es notwendig, daß der Sinnenreiz einige Male mit der elektrischen Reizung und Bewegung mehr oder weniger zusammenfällt oder ihm einige Male in einem geringen Zwischenraum vorangeht oder nachfolgt. Der Bewegungsakt (und in anderen Fällen der Sekretionsakt) kann ein angeborener Reflex, aber auch eine erworbene Reaktion sein. Wenn ein Schall mit der Bewegung eines Beines kombiniert wird, welcher durch elektrische Reizung hervorgerufen ist, so wird der betreffende Schall nach zwei bis drei Kombinationen dieselbe Bewegung der Extremität und alle Nebenwirkungen hervorrufen, welche während der elektrischen Reizung stets gefunden werden: Umdrehungen des Körpers wie der gereizten Seite, allgemeine Unruhebewegungen. In den ersten Tagen ist der indirekte Reflex nicht dauerhaft und nicht beständig. Anfänglich ist der Reflex auch generell, er erfolgt nicht nur auf einen bestimmten Ton hin, sondern jeder kann ihn hervorrufen. Erst später wird der Reflex differenziert und tritt jetzt nur mehr auf einen bestimmten Ton hervor und besteht nur in einer mäßigen Bewegung. Die Bedeutsamkeit dieser Forschungen, besonders der Pawlows, ist voll anzuerkennen. Sie klären uns in exakter Weise über die Faktoren der Gewöhnung auf. BERITOFF verfolgte mit Glück die Beziehungen zur allgemeinen Hirnphysiologie. Niemand wird die Bedeutsamkeit des Gewöhnungsfaktors für die Genese der Neurose unterschätzen. Aber das Grundphänomen, von welchem diese experimentellen Analysen ausgehen, ist keineswegs geeignet, die Psychologie zu erklären. Es bedarf vielmehr selbst psychologischer Deutung. Im wesentlichen handelt es sich darum, daß Stellungnahmen nicht gegenüber Einzelnen, sondern gegenüber der Gesamtsituation erfolgen. Die Gesamtsituation zwingt dem Tiere die Haltung auf. Und diese [>63] Gesamthaltung tritt immer wieder ein, wenn ein Teil der Situation auftaucht. Das scheint mir in der Tat ein sehr wichtiges Ergebnis zu sein, aber derartiges beobachten wir in der Neurosebehandlung alltäglich und können dort auch die psychische Ursache feststellen. Die höhere Stufe ist eben die Gesamtsituation zu zerlegen und sich den Einzelheiten zuzuwenden. Nach unseren allgemeinen Formulierungen besteht ja die Neurose in fehlerhaften Haltungen, es werden durch frühere Situation Haltungen aufgezwungen, welche nun als Teilstriche der gegenwärtigen Situation gegenüber angenommen werden, trotzdem sie nicht mehr zweckmäßig sind. Freilich muß es fixierende Momente für diese Gesamtsituation geben. Diese sind aber entweder in Affekten oder in der Gewöhnung zu suchen. So illustriert uns der Grundversuch des bedingten Reflexes die neurotische Situation. Eine einmal gegebene Haltung tritt ein, wenn nur ein Teilstück der Situation wiedergegeben ist, weil die Haltung fixiert wurde. (Die entgegengesetzte Störung ist aber gleichfalls für die Neurose bedeutsam, eine Situation ruft nur dann eine bestimmte Haltung hervor, wenn sie auch in unwesentlichen Einzelheiten entspricht — sie ist in den Versuchen über bedingte Reflexe auch vertreten!) Gewiß kann das Studium der bedingten Reflexe die Hirnbeziehungen der neurotischen Situation klären. Psychologische Erkenntnisse liefert uns jedoch das Studium der bedingten Reflexe nicht, wofür PAWLOW selbst volle Einsicht hat. Wir müssen im Gegenteil unser Wissen an die bedingten Reflexe heranbringen. Wie es denn überhaupt ein Irrtum ist, zu meinen, aus Reflexen ließe sich das höhere Geistesleben aufbauen. Nicht einmal die Handlung kann so verstanden werden. Die Handlung bedient sich der Reflexe, setzt sich aber nicht aus solchen zusammen. Bauen wir das Seelenleben aus Reflexen auf, so legen wir in den Begriff des Reflexes etwas Psychisches hinein, von dem wir aber nur von der Psychologie her Erkenntnis haben. Es hat demnach keinen Sinn, Psychisches unter dem Gesichtspunkt des Reflexes zu betrachten. Die bedingten Reflexe der Reflexologie BECHTEREWS sind psychische Haltungen, deren psychischer Charakter durch die Nomenklatur verschleiert werden soll."



    Lewin (1926) Über die Ursachen seelischen Geschehens.
    Lewin, Kurt (1926) Über die Ursachen seelischen Geschehens.. In (21-29) Vorsatz, Wille und Bedürfnis Mit Vorbemerkungen über die psychischen Kräfte u. Energien u. d. Struktur d. Seele. Berlin: Springer.

    Kritik: Sehr allgemein ("... daß ,,Kräfte" den Abfluß eines Geschehens beherrschen ...", S. 25) und wenig überzeugend (eine neues Wort, Adhäsion, S.21, hat noch keinen Erklärungswert, eröffnet lediglich einen neuen Begriffsverschiebebahnhof. Auch der zentrale Begriff der Kraft oder der Kräfte (36 Fundstellen auf 9 Seiten) wird nicht geklärt und ausreichend belegt.



    Burkamp
    Burkamp, Wilhelm (1922) Die Kausalität des Psychischen Prozesses und der Unbewussten Aktionsregulationen. Berlin: Springer.
    Burkamp hat nach seinem Inhaltsverzeichnis, hier vollständig wiedergegeben, eine vielversprechende Arbeit zum Thema Kausalität im Psychischen vorgelegt. Nachdem ich mich ein wenig eingelesen hatte, ergab sich leider, dass er nur sehr allgemeine Ausführungen ohne konkrete genaue Beispiele macht. Ich habe mich daher mit vier Stichproben bis III.  - im Inhaltsverzeichnis ausgewiesen - begnügt.
     
      "Erster Teil. Problemstellung.
      1. Die Wissenschaft von Geschehnissen 1
      2. Der Zustand 3
      3. Die Kausalfunktion  6
      4. Zeitliche Fernbestimmtheit von Geschehnissen 10
      5. Der Lebensprozeß, als zirkular stationärer Zustand aufgefaßt 12
      6. Lebensprozeß, Kausalgesetz und Freiheit 15
      7. Autonome und allonome Ursachen 17
      8. Psychoreflexologie. 20
      9. Die Zurückführung auf bekannte physikalisch-chemische Gesetze 22
      10. Objektive Psychologie 25"
          Kritik: Sehr allgemeine Ausführungen ohne konkrete und genaue Beispiele.

      Zweiter Teil.
      Die Kausalität der niederen Regulationen.
      I. Aufgabe und allgemeiner Charakter der biologischen Reaktion.
      1. Biologische Aufgabe der Reflexe 30
      2. Die vier Aufgaben einer Regulation der Reaktionen 30
      3. Topik der Bewußtseinsfunktion 32
           I. Bindung an Nervenmasse 32
      4. Topik der Bewußtseinsfunktion.
          II. Bindung an die Großhirnrinde 34
      5. Die vier Wege der Untersuchung des bewußtseinsfreien Nervenprozesses 35
      Kritik: Sehr allgemeine Ausführungen ohne konkrete und genaue Beispiele.

      II. Die einfache Zuordnung einer Reaktion zu einem Reiz.
      1. Zeitlicher Verlauf. 37
      2. Qualitative Mannigfaltigkeit der Reizbedingtheit 40
      3. Intensitätsmannigfaltigkeit der Reizbedingtheit  41
      4. Lokale Mannigfaltigkeit der Reizbedingtheit 42
          Kritik: Sehr allgemeine Ausführungen ohne konkrete und genaue Beispiele.

      III. Kombination der Reize als Reaktionsbedingung.
      1. Kombination der Reaktionen 46
      2. Kombination der Reize 47
      3. Hemmungswirkungen der Reize 49
      4. Dauernde Zustande als Reaktionsbedingungen 50
      5. Reflexverkettung 53
      6. Mitbedingende Wirkung früherer Reize 54
      7. Verstärkende und schwächende Nachwirkung eines Reizes auf einen späteren gleichen Reiz 57
      8. Gewohnheit 62
      9. Gewohnheitsmäßige Periodizität 65
          Kritik: Sehr allgemeine Ausführungen ohne konkrete und genaue Beispiele.

      IV. Anpassung durch Probe.
      1. Bestimmtheit des Aufenthaltsortes durch den Gegensatz von Ruhe und Bewegung 69
      2. Richtungswechsel bei ungünstiger Veränderung 70
      3. Reaktionswechsel bei Andauer ungünstiger Veränderungen 72
      4. Richtungsprobe 76
      5. Reizprobe  77

      V. Assoziative Beeinflussung.
      1. Typische Beispiele der assoziativen Beeinflussung bei den niederen Tieren  78
      2. Die drei wesentlichen Momente der primitiven Assoziation und ihre Zeitlage  80
      3. Starre Bestimmtheiten der Momente und ihre Beziehungen in der assoziativen Wirksamkeit 85
      4. Assoziation und Gewohnheit 91
      5. Kausale Struktur der assoziativen Beeinflussung  97
      6. Bedeutung anderer Regulationsformen für die assoziative Beeinflussung 103
      7. Zweifelhafte Fälle assoziativer Wirksamkeit auf niederen Stufen des Tierreichs 106
      8. Der phylogenetische Anfang der assoziativen Wirksamkeit 111
      9. Assoziative Wirksamkeit fehlt beim des Großhirns beraubten Wirbeltier 112
      10. Assoziative Wirksamkeit als neue Differenzierung alter Regulationsformen 115

      Dritter Teil.
      Die psychische Funktion und ihre Kausalität.
      I. Allgemeine Züge des Psychoreflexes.
      1. Vielheit und Verwickeltheit der psychischen Regulationen 117
      2. Labilität des Gleichgewichtes der Psychoreflexe 118
      3. Das Gefühl der Lust und Unlust als psychoreflexologisches Moment 120

      II. Die Verhaltung.
      1. Überlegung mit abschließendem Willensakt als psyohoreflexologische Grundfunktion . 124
      2. Die Überlegung. 127
      3. Die elementare Verhaltung. 129
      4. Ausdehnung der Hemmung wahrend der Verhaltung 134
      5. Einstrebige, mehrstrebige und unbegrenztstrebige Verhaltungen 135
      6. Stärkeunterschiede der Verhaltungen 137

      III. Der Akt.
      1. Der Akt als Lösung der Verhaltung  139
      2. Die Ichbedingtheit des Aktes. 141
      3. Die Bedingtheit durch das System der Geltungen  142
      4. Entstehung der Geltungen aus Willens- und Urteilsakten. 145
      5. Die Systemeinheit der Persönlichkeit. 150
      6. Reproduktion des Willens und Urteils  153
      7. Teilprobleme psycohoreflexologischer Untersuchungen. 156

      IV. Die Erkenntnis.
      1. Entscheidende Momente für Wille und für Erkenntnis 158
      2. Gegebenes und Erkenntnisgesetz 159
      3. Funktionen in der Erscheinung 163
      4. Begrenztheit und Ziel des Erkennens 164
      5. Erkenntnis als psychoreflexologisches Moment und die Umgebung 166
      6. Erkenntnisinhalt und Wirklichkeit  169
      7. Gleichheit, Zeitlichkeit und Kausalfunktion 173
      8. Begriffliches Denken 175
      9. Gebundene und freie Setzung von Begriffen und Funktionen 178
      10. Kausalität der Erkenntnisfunktion 81

      V. Die Praxis: Gefühl, Motiv und Wert.
      1. Lust und Unlust als Urmotive 183
      2. Das Motiv der Willensentscheidung 188
      3. Finalität und Wertbildung. 191
      4. Der Wert 195
      5. Wert und Gefühl. 197
      6. Das Denken als Grundfunktion des psychischen Prozesses 200
      7. Trieb und Gefühl. 201

      VI. Die Entwicklung des individuellen und des kollektiven Geistes.
      1. Persönlichkeitsentwicklung und Urpersönlichkeit 204
      2. Variabilität der Persönlichkeit 207
      3. Das lch als geltende Norm aller Geltungen 209
      4. Die Freiheit des Ich 213
      5. Die Bindung an das logische und axiologische Gesetz 210
      6. Der Fortschritt der Wertbildungen 221
      7. Die Tradition 223
      8. Das Verstehen 225
      9. Der Kollektivgeist. 229
      10. Der normative kollektive Geist und das Persönlichkeitsideal 237
      11. Die Gesetzmäßigkeit des Kulturprozesses 240
      12. Die Kausalbestimmtheit der Koeffizienten und Gesetze geistiger Entwicklung 242

      VII. Reproduktion und Assoziation.
      1. Reproduktion als regulatorische Notwendigkeit 246
      2. Bewußtseinsstufen 248
      3. Der geschlossene Kreis des Bewußten 250
      4. Der teleologische Charakter der bewußten psychischen Funktionen 255
      5. Das Assoziationsgesetz der Reproduktion 259
      6. Zweck der Reproduktion auf Grund der Assoziation 262
      7. Einfluß von Geltungen auf die Reproduktion 264
      8. Vorstellungsassoziation als höhere Entwicklungsstufe 266
      9. Weitere assoziative Wirksamkeiten 269
      Nachweis von Ausdrücken besonderer Bedeutung 273
       



    Kaiser-Werbik Handlungspsychologie (2012)
    Sachregistereinträge:
      Kausalbegriff 47, 91,
      -gesetz 91
      Kausalismus 31 f.
      Kausalität 13, 48, 82, 96 KBS




    Heider Persönliche und unpersönliche Kausalität
    Aus: Heider, Fritz (1977) Psychologie der interpersonalen Beziehungen. Stuttgart: Klett. S. 148-150

    "Zusammenfassung
    Wir haben versucht, die Komplexität, die Einsichten und das Versagen der naiven Psychologie der Handlung zu zeigen, indem wir das explizit gemacht haben, was phänomenal nicht immer explizit ist. In der Analyse wurde gezeigt, daß „Können" und „Versuchen" die beiden notwendigen und hinreichenden Bedingungen einer absichtlichen Handlung sind. Jedes kann in konstierende Elemente zerlegt werden, das Können in persönliche Macht und Um-[>149]weltfaktoren, das Versuchen in Absicht und Anstrengung. Sowohl die Art der dispositionalen Eigenschaften als auch die Bedeutung der persönlichen Kausalität wurden als für das Verständnis dieser Konzepte besonders bedeutsam hervorgehoben. Die Faktoren, die Bedingungen der Handlung und ihre Konstituenten beeinflussen, wurden erörtert.
    Die naive Faktorenanalyse der Handlung erlaubt es uns, der Handlung Bedeutung zu  verleihen, die Handlungen von Anderen ebenso zu beeinflussen wie die eigenen und zukünftige Handlungen vorherzusagen. Die Struktur von vielen Beispielen dieses Kapitels beruht auf der für die naive Psychologie impliziten Tatsache, daß Können und Versuchen die Bedingungen der Handlung sind. Daher werden unsere Reaktionen verschieden sein, je nachdem, ob wir annehmen, daß eine Person vor allem deshalb versagt hat, weil ihr die nötige Fähigkeit fehlte oder vor allem deshalb, weil sie die Handlung nicht ausführen wolle. Im ersten Fall werden wir von ihr erwarten, daß sie Erfolg hat, sobald die Bedingung „Können" erfüllt ist. Darüber hinaus könnten wir diese Bedingung dadurch zustande bringen, daß wir die Aufgabe erleichtern, Widerstände beseitigen, der Person die erforderlichen Fähigkeiten beibringen, usw. Im zweiten Fall werden wir jedoch nicht erwarten, daß die Person die Handlung zustande bringt, selbst dann, wenn solche Veränderungen verwirklicht sind, durch Beeinflussung des Wollens gibt es die Möglichkeit, die notwendige Bedingung, Versuchen herzustellen. Folglich wird die Richtung unserer Anstrengungen eine ganz andere sein. Wir könnten versuchen, die Person davon zu überzeugen, daß dieses etwas ist, was sie tun will; wir könnten die positiven Merkmale des Ziels hervorheben oder an ethische Normen appellieren. In diesem Fall stehen die Bedingungen der Motivation im Mittelpunkt. Bei diesen beiden Fällen könnten zusätzlich zu Unterschieden bei der Erwartung und Kontrolle auch unsere Werturteile ganz unterschiedlich sein. Die Person könnte für das Ergebnis der Handlung in dem einen Fall viel eher verantwortlich gemacht werden als im anderen.
    Da obige Beispiel scheint einzuleuchten. Schließlich war es unsere Absicht, Verbindungen aufzuzeigen, wie sie die naive Psychologie vorgibt, die Handlungen und die Interpretation von Verhalten bei alltäglichen zwischenmenschlichen Beziehungen möglich machen. Wenn wir die „Logik" der naiven Analyse der Handlung darlegen, dann implizieren wir aber nicht, daß die darauf basierenden Schlußfolgerungen immer mit der objektiven Realität übereinstimmen. Manchmal werden, wie wir gesehen haben, falsche Schlüsse gezogen, wenn die Bedingungen der Handlung entweder nur teilweise gegeben sind oder wenn egozentrische Einflüsse die Kognition verzerren.
    Es ist schon bemerkenswert, daß die naive Psychologie der Handlung so gut funktioniert, wie sie es tut, und sich auf so viele Fälle bezieht, die Handlung beinhalten. Sie erlaubt Feststellungen über die Attribution der Handlung, die [>150] Kognition ihrer Komponenten und die Vorhersage und Kontrolle von Verhalten. Wir haben gesehen, daß sich aus der naiven Analyse der Wahrnehmung ähnliche Funktionen ergeben, und genau wie bei der Handlung wird in diesem Bereich die bedeutungsvolle Verbindung des Menschen mit seiner Umwelt und seine Kontrolle über sie ausgeweitet."



    Entwicklungspsychologie des Kausalitätskonzeptes
     
      Kausalitskonzept angeboren oder erworben?
      "Nativisten und Empiristen erklären die Ursprünge des Verständnisses für physikalische Ursachen auf grundlegend unterschiedliche Weise. Die Nativisten gehen von der Tatsache aus, dass sich die Welt ohne ein elementares Verständnis der Kausalität nicht in einen sinnvollen Zusammenhang bringen ließe und dass Kinder bereits in frühester Kindheit ein entsprechendes Verständnis zeigen; daraus leiten sie die Annahme ab, dass Säuglinge ein angeborenes Kausalmodul oder eine Kerntheorie der Kausalität besitzen, mit deren Hilfe sie aus den Ereignissen, die sie beobachten, Kausalbeziehungen extrahieren können (z. B. Leslie 1986; Spelke 2003). Dagegen schlugen die Empiristen vor, dass das Verständnis von Säuglingen für Kausalität aus ihren Beobachtungen unzähliger Ereignisse in der Umwelt hervorgeht (z. B. Cohen und Cashon 2006; Rogers und McClelland 2004). In einem Punkt sind sich beide jedoch einig: Kinder lassen von klein auf eindrucksvolle kausale Schlussfolgerungen erkennen."
          Quelle: Siegler et al. (2016), S. 255.
      __
      Kausales Schlussfolgern in der fruehen Kindheit
      "Mit ungefähr sechs Monaten nehmen Kinder kausale Verknüpfungen zwischen einigen physikalischen Ereignissen wahr (Cohen und Cashon 2006; Leslie 1986)."
      Siegler et al. (2016), S. 256.




    Arnold, Wilhelm; Eysenck, Hans Jürgen & Meili, Richard (1974 ff).Lexikon der Psychologie. Freiburg: Herder. Hier Spalte 1054:
      "Kausalität. Die K. ist eine asymmetrische Beziehung zwischen zwei Begriffen, von denen der vorausgehende die Ursache und der nachfolgende die Wirkung genannt wird. Diese Begriffe können Ereignisse, Phänomene oder Objekte sein. Die Beziehung selbst ist derart, daß das Eintreten der Ursache notwendigerweise die Wirkung ergibt. Darüber hinaus geht die Ursache immer der Wirkung voraus. Man unterscheidet oft zwischen der Ursache eines Phänomens und seiner Erscheinungsbedingung, da die Ursache für dessen Auftreten hinreichend ist, während die Erscheinungsbedingung dafür notwendig ist.
          Das K.prinzip ist das Prinzip, das für jedes Phänomen eine Ursache postuliert. J. B. Grize" (Spalte 1054)
        Und Spalte 1598f:
      "Phänomenale Kausalität, von A. Michotte in Abhebung von philosophischen, insbes. den empiristischen Erklärungsversuchen wie bei D. Hume in die Psychologie auf der Basis experimentalpsychologischer Bedingungsanalysen eingeführter Begriff. Stoßen, Schieben, Ziehen u.a. sind danach in der visuellen Wahrnehmung unmittelbar vorfindbare kinetische Konfigurationen mit Gestaltcharakteristika eigener Art. Sie bestehen aus einem aktiven sich bewegenden Gegenstand A und einem passiven B, der gestoßen, geschoben, gezogen wird usw., wobei während der Dauer der Einwirkung von A auf B (Kausalität) B zwar sichtbar seinen Ort verändert, aber erst nach Abklingen der Einwirkung aktive Eigenbewegung erhält. Die Ausweitung des Bewegungszustands von A auf B wird Ampliation genannt. Ohne sie kommt Kausalitätswahrnehmung nicht vor. Mit der Ampliation verbunden ist die phänomenale Verdoppelung des Bewegungszustands von B, nämlich sowohl durch A bewegt zu werden (auch wenn [>1599] A inzwischen zum Stehen gekommen ist) als auch gleichzeitig den Ort zu verändern; obwohl die Reizgrundlage u.U. bei beiden gleich ist, erscheinen sie verschieden. Für das Zustandekommen der ph. K. entscheidend ist das Zusammenwirken von integrativen und segregativen Gestaltfaktoren der Bewegung (Einheit, Gruppierung u. gemeinsames Schicksal) und der Aufgliederung von Figur und Grund (getrennte bzw. gemeinsame Kontur der beteiligten Objekte A u. B). Ihr Zusammenwirken erklärt auch nach der Mechanik paradoxe Kausalwahrnehmungen wie Stoßen, Schieben u. Ziehen über Distanz (Zwischenraum zwischen A u. B) während der Verursachung, zeitliche Verzögerung des Auftretens der Wirkung und schneller werden eines sich bewegenden Bs beim Aufprall von A.
          Piaget und Maroun untersuchten den ontogenetischen Aspekt der ph. K. und führen im Unterschied zu Michotte die visuellen kinetischen Konfigurationen, obwohl sie unmittelbar gegeben sind, auf das taktil-kinästhetische Schema zurück, das sich im Wahrnehmen von Kraft und Widerstand beim Kind aufbaut und später beide Wahrnehmungsmodalitäten gleichzeitig umgreift, wodurch es möglich wird, Kraft u. Widerstand nicht nur zu spüren, sondern auch zu sehen. Theoretisch wird ph. K. bei Piaget und Maroun im Zusammenhang mit den Konstanzphänomenen aus dem mathematico-deduktiven System der Konservierungsbegriffe abgeleitet: Causa aequat effectum. Was A verliert, gewinnt B entsprechend der Tatsache, daß ein Gegenstand bei zunehmender Entfernung nicht kleiner erscheint, sondern weiter weg.
          Lit.: Michotte, A.: La perception de la causalité. Louvain et Paris, 1946; ders.: Die Kausalwahrnehmung. In: Metzger, W. & H. Erke (Hrsg.): Hdb. der Psychol., Bd. 1,1. Göttingen, 21974; ders. u.a.: Die phänomenale Kausalität. Ges. Werke, Bd. 1, Bern, 1979. W. Lohr"




    Herzog zur psychischen Kausalitaet bei Wundt
    "8.1.1 Psychische Kausalität
    Wundt hat seine Psychologie auf ein Verständnis psychischer Wirklichkeit gebaut, das diese als momentane Präsenz begreift (vgl. Kapitel 1.3.1). Psychisch real ist, was sich aktual im Bewusstsein befindet: „So viel Aktualität so viel Realität“
    (Wundt, 1908, S. 293). Das hat ihn dazu geführt, eine der Psychologie eigene Form von Kausalität zu postulieren. Obwohl er es ablehnte, Begriffe einzuführen, die hypothetischen Charakter haben, wollte er, dem Vorbild der Physik folgend, dass auch die Psychologie Kausalerklärungen gibt. Die psychische Kausalität ist aber eine dem Bewusstsein immanente Kausalität und hat nichts mit der Reduktion psychischer Phänomene auf physiologische Zustände zu tun. „Hat die Psychologie die unmittelbare Erfahrung zu ihrem Gegenstande, so kann sie auch ihre eigentlichen Erklärungsprinzipien nur in dieser Erfahrung selbst finden. Sie hat daher […] Psychisches aus Psychischem, nicht Psychisches aus Physischem zu interpretieren“ (Wundt, 1911, S. 143).
        Zwar wurde von Wundt anerkannt, das es kein Fühlen, kein Denken und kein Wollen gibt, das nicht von physischen Prozessen begleitet wäre, aber an ein Kausalverhältnis zwischen körperlichen und seelischen Vorgängen wollte er nicht glauben. Die Zurückführung des Psychischen auf Gehirnprozesse hielt er sogar für eine „leere Forderung“ (Wundt, 1919, S. 6), und zwar deshalb, weil Physisches und Psychisches ungleichartige Phänomene sind, Kausalprozesse aber nur zwischen Gleichartigem bestehen können. Von Dingen, die nichts miteinander gemein haben, kann keines die Ursache des anderen sein.
        Insofern für beide Kausalitätsformen gilt, dass sie ein „in sich abgeschlossenes Gebiet“ (Wundt, 1911, S. 24) bilden, stellt sich die Frage nach ihrem Ver[>113]hältnis. Wundt (1919) postulierte einen psychophysischen Parallelismus, der „eine letzte nicht zu überschreitende Voraussetzung“ (S. 562) sowohl der Psychologie wie der Physiologie darstellt. Danach gibt es zwei untereinander verbundene, aber nicht ineinander greifende Kausalreihen, wobei Wundt allerdings nicht ausschloss, dass die physische Kausalität Psychisches verursachen kann. FN2"
        Quelle: Herzog, Walter (2012) Wissenschaftstheoretische Grundlagen der Psychologie. Wiesbaden: Springer.
    [pdf hier: EigDat/E-Books/WisTheo/Herzog_WT_Psychologie.pdf]



    Kausalkette in Lexikon der Psychologie (Spektrum)
    "kausale Kette, Bezeichnung für mehrere zeitlich aufeinander folgende Ursachen, die in ihrer Kombination einen bestimmten Effekt hervorrufen. In der Attributionstheorie (Attribution) werden im allgemeinen einfache Ursachen-Effekt-Zusammenhänge untersucht. Im wirklichen Leben sind aber Ursachen häufig in komplexer Weise miteinander verbunden, wenn sie einen Effekt hervorrufen. Das gilt insbesondere im Fall von zeitlich aufeinanderfolgenden Ursachen, die einen zeitlich später auftretenden Effekt in Kombination herbeiführen. Wenn zwei kausale Ursachen aufeinanderfolgen, stellt sich die Frage, welche Ursache als wichtiger eingeschätzt wird. Ein alltägliches Beispiel ist ein Jugendlicher, der Ladendiebstähle begeht. Sein Verhalten kann dadurch erklärt werden, daß sein Vater frühzeitig die Familie verlassen hat {RS: wirklich?}. Außerdem kann als Erklärung herangezogen werden, daß seine Mutter zu einem späteren Zeitpunkt Alkoholikerin geworden ist {RS: wirklich?}. Auch in diesem Fall gibt es eine kausale Kette, die zusammengenommen das zu erklärende Ereignis verursacht hat. Das entspricht einem Vorrangeffekt unter kausalen Ursachen. In kausalen Ketten wird die erste Ursache von Beurteilern häufig als wichtiger wahrgenommen als die zweite. Dieser kausale Vorrangeffekt läßt sich nicht durch logische Überlegungen ableiten. Die Auswirkungen dieses Effekts auf die Praxis liegen auf der Hand. Wenn z.B. ein Gericht die Verursachung eines Verkehrsunfalls abwägt, bei dem zunächst Alkohol am Steuer von Fahrer A im Spiel ist und dann die Nichtbeachtung der Vorfahrt durch Fahrer B, sollte die Tendenz bestehen, daß die erste Ursache stärker als die zweite für die Frage der Unfallverursachung als relevant gesehen werden sollte. Daraus können sich Tendenzen in der Schuldzuschreibung ergeben, die nicht objektiv aufgrund größerer Verursachung zustande kommen, sondern durch Urteilstendenzen ausgelöst werden."
    lokale Kausalität, Bezeichnung für die Beobachtung, daß sich in statischen Systemen dort, wo man einwirkt, in der Regel am ehesten etwas verändert (System).



    Michotte & Thines zur Kausalitätswahrnehmung im Handbuch der Psychologie (1966)

    Demonstrationen der phänomenalen Kausalität nach Albert Michotte
    https://av.tib.eu/media/30316



    Thomae: Motivbereich als Ursache für Verhalten
    Hans Thomae (1966) Die Bedeutungen des Motivationsbegriffes. In (3-47)  Thomae, Hans (1966, Hrsg.), Handbuch der Psychologie. 2. Band Allgemeine Psychologie, S.. 3:
    "Unter dem Begriff der Motivation werden in diesem Band all jene einem Individuum oder einer Gruppe zugeschriebenen Vorgänge zusammengefaßt, welche deren Verhalten erklären bzw. verständlich machen. Diese äußerst vorläufige und einer Revision bedürftige Umschreibung unseres Gegenstandes verweist bereits auf den weiten Umkreis der hier einschlägigen Phänomene, die in der traditionellen „Bewußtseinspsychologie" unter Begriffen wie „Wille", „Wollen", „Streben", „Gefühl", „Affekt", „Interesse", „Bedürfnis", „Trieb" und vielen anderen Bezeichnungen wenigstens zum Teil zusammengefaßt wurden, während sie heute als Erklärungen für das "Warum" des Verhaltens gelten (vgl. S. 14)."

    Und S. 17, aaO:

      "III. Der Umfang des Begriffs »Motivation«
      So stellt der Begriff „Motivation" in der Gegenwart mehr und mehr einen Oberbegriff dar für alle jene Vorgänge bzw. Zustände, die in der Umgangssprache mit den Begriffen „Streben", „Wollen", „Begehren", „Wünschen", „Hoffen", „Sehnsucht",.„Affekt", „Trieb", „Sucht", „Drang", „Wille", „Interesse", „Gefühl" usf. umschrieben werden, darüber hinaus für alle jene bewußten und unbewußten psychischen Vorgänge, welche in irgend einer Hinsicht zur Erklärung oder zum Verständnis des Verhaltens werden könnten, wenn sie sprachlich fixierbar wären.
      Man kann fast sagen, es sei unmöglich anzugeben, welche Vorgänge innerhalb des Organismus bzw. der Persönlichkeit nicht zur Motivation gehören. Keinesfalls zulässig ist jedenfalls die Einengung des Begriffs „Motivation" bzw. dessen des „Motivs" auf bewußte „Beweggründe", wie dies Lindworsky und neuerdings auch Lückert (1957) vorschlagen. Dieser weite Umkreis von Phänomenen, in deren Zusammenhang bzw- zu deren „Erklärung" der Motivationsbegriff unerläßlich zu sein scheint, wird durch Heckhausen in fünf Gruppen zusammengefaßt (1963, S. 4).
       
      1. „Interindividuelle Unterschiedlichkeit und relative Situationsunabhängigkeit des Verhaltens; verschiedene Individuen verhalten sich in gleichen äußeren Situationen verschieden oder in verschiedenen Situationen gleich."
      2. „starker und langanhaltender Kräfteeinsatz, besonders wenn sich Hindernisse in den Weg stellen."
      3. „gerichteter und geordneter Phasenablauf der psychischen und motorischen Gesamttätigkeit, bis ein ,natürlicher' Abschluß erreicht ist."
      4. „Auffällige Abweichung der psychischen Funktionsleistungen vom Vorgegebenen, Üblichen, Zweckmäßigen, besonders kraß in sog. Fehlleistungen."
      5. „Binnenerleben von emotionaler bzw. dranghafter Natur."


      Selbst wenn man in Frage stellen kann, ob jede dieser Verhaltensdimensionen mit dem Begriff „Motivation" erklärbar oder umschreibbar ist, so kann sich Heckhausen doch für jeden der genannten Punkte auf Auto-[>18] ren berufen, die in den betreffenden Zusammenhängen den Motivationsbegriff verwenden. Man könnte sich angesichts dieses unübersehbaren Begriffsumfanges damit zu helfen suchen, daß man alle „nicht-cognitiven" Vorgänge den „Motivationen" zuschreibt. Doch ist selbst mit dieser von uns übernommenen Begrenzung des Motivationsbegriffes eine bedenkliche Einengung vollzogen worden. ..."

      Einwaende gegen die Kausalinterpretation
      Thomae (1966) S. 37-39.




    Piaget über Realität und Kausalität in:
    J. Piaget (1975). Die Entwicklung des Erkennens II. Das physikalische Denken. Gesammelte Werke. Studienausgabe Klett.
    "KAPITEL VIII: Die Probleme des physikalischen Denkens: Realität und Kausalität  257
    1. Die Entstehung der Kausalität in der Individualentwicklung  260
    2. Die Stufen der Kausalität in der Geschichte des wissenschaftlichen Denkens und das Problem der kausalen Erklärung  272
    3. Die Kausalität nach Auguste Comte und die positivistische Interpretation der Physik  283
    4. Der Nominalismus von P. Duhem und der Konventionalismus von H. Poincaré"  290
    5. Der Neopositivismus und die Kausalität nach Ph. Frank  297
    6. Die Kausalität nach E. Meyerson  305
    7. Die Kausalität nach L. Brunschvicg  312
    8. Die physikalische Erkenntnistheorie von G. Bachelard  318
    9. Die physikalische Theorie nach G. Juvet   322
    10. Schlußfolgerung: Kausalität und physikalische Realität  328"



    Trauma, psychische Krankheit und Kausalität von Wölk, W. (2001)
    "Zusammenfassung: Die Frage, ob und wieweit ein Trauma für eine psychiatrische Erkrankung von ursächlicher Bedeutung ist, gehört zu den besonders schwierigen Themen in der forensischen Begutachtung. Verzerrte Darstellungen in den Medien und andere außermedizinische Einflüsse haben insbesondere zu einer Emotionalisierung der Thematik des sexuellen Mißbrauchs beigetragen. Auch in Fachkreisen ist es zu Polarisierungen gekommen. In dieser Arbeit wird die These vertreten (und begründet), daß Traumatisierungen nur bei den - als solchen definierten - reaktiven psychischen Erkrankungen als ein essentieller ätiologischer Faktor angesehen werden können. Zwar ist es grundsätzlich möglich, daß Traumatisierungen auch bei anderen psychischen Erkrankungen ein wesentlicher ätiologischer Faktor sein können. Hierzu liegen allerdings für diejenigen Fälle noch keine hinreichenden wissenschaftlichen Erkenntnisse vor, in denen ein enger zeitlicher Zusammenhang von Trauma und Erkrankungsbeginn nicht besteht."



    Woerterbuch der Psychotherapie
    Stumm & Pritz (2000) , Hrsg.) verwiesen beim Eintrag "Kausalität" wird auf Zirkularität und Systemische Therapie.
        Unter "Zirkularität", S. 794f, findet sich: "Zirkularität. Im Gegensatz zu linearen Vorstellungen über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge ist zirkuläres Denken Versuch, das Verhalten der Elemente eines Systems als Regelkreis zu beschreiben, dadurch wird die Eingebundenheit dieses Verhaltens in einen Kreisprozeß von Interaktionen sichtbar. Durch den Ansatz des Mailänder Modells (M. Selvini-Palazzoli al., 1981) gewann in der > Systemischen  Therapie die Informationserzeugung" während der Sitzung gegenüber der früher [>795] betonten > Schlußintervention (> Familientherapie, strategische; > Familientherapie, strukturelle) an Bedeutung. „Information gewinnen" heißt für das Mailänder Team v. a. „einen Unterschied feststellen". Informationen und Unterschiede werden durch eine speziell dafür entwickelte Fragetechnik gewonnen, nämlich die zirkuläre Befragung: Es handelt sich dabei um eine Interviewmethode, die es erlaubt, gleichzeitig Informationen zu gewinnen (Exploration) und beim Gesprächspartner zu erzeugen (Intervention). Der Grundsatz besteht darin, > Fragen zu stellen, die einen Unterschied ansprechen oder eine Beziehung definieren (Beispiel: „Was denken Sie [Mutter], worüber sich Ihr Mann am meisten Sorgen macht, wenn Ihre Tochter Petra abends um 10 Uhr noch nicht zu Hause ist?"). Dem Aspekt der Zirkularität liegt die Annahme zugrunde, daß lebende Systeme durch kreisförmige Anordnungen gekennzeichnet sind und nicht durch lineare Folgen und Ursachen. Psychotherapie wird als rekursiver Prozeß gesehen, in dem die Interaktionen aller Beteiligten (einschließlich der Therapeuten) rückbezüglich aufeinander wirken. Der Sinn zirkulärer Fragetechnik besteht in der Erzeugung von -» Neugier (Cecchin, 1988). Der Therapeut führt durch seine Fragen die Idee ein, daß ein Thema/Problem in irgendeiner Weise mit den Beziehungen der Personen, die sich mit dem Thema befassen, zu tun haben könnte. Unverbunden Erlebtes (z. B. Krankheit) kann so in einen sich verändernden raumzeitlichen Beziehungskontext gestellt werden. Dadurch verliert das Problem seinen quasi-objektiven Charakter und kann in unterschiedliche Sichtweisen zerlegt und relativiert werden. Ausgehend von der Annahme, daß in einem > Problemsystem jede Sichtweise mit der anderen verknüpft ist, wird auf kleine Veränderungen in Bereichen fokussiert, die vormals übersehen wurden. Durch die Betonung der wechselseitigen Bedingtheit des Verhaltens wird jedes Mitglied des Problemsystems als aktiv Handelnder und damit Verantwortlicher definiert. Lineare Perspektiven der einzelnen Familienmitglieder werden aufgegeben. Auf zirkuläre Fragen ist es fast unmöglich, nicht mit einer Beziehungsbeschreibung zu antworten. Eine andere, gemeinsame Wahrnehmungswelt taucht auf, und die Erkenntnis der eigenen Beteiligung an der Störung oder dem Dilemma nimmt zu.
    Cecchin G (1988) Zum gegenwärtigen Stand von Hypothetisieren, Zirkularität und Neutralität: Eine Einladung zur Neugier. Familiendynamik 13(3): 191-203
    Selvini-Palazzoli M, Boscolo L, Cecchin G, Prata G (1981) Hypothetisieren - Zirkularität -Neutralität. Drei Richtlinien für den Leiter einer Sitzung. Familiendynamik 6(4): 123-138
    Sabine Klar, Gerda Klammer"



    Kausalitaet bei William Stern
    Sekundärquelle: Lehmann-Muriithi, Kolja  (2013)  Einige philosophische Grundlagen der Humanistischen Psychologie von Carl Rogers unter besonderer Berücksichtigung der Phänomenologie Edmund Husserls und des Kritischen Personalismus William Sterns. Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie am Fachbereich Psychologie der Universität Hamburg. S. 221:



    Kausalität in der Psychopathologie und Psychotherapie

    Bastine : Klinische Psychologie, Band 1 (1998, 2. A) [Online]
    5 ZUR ENTSTEHUNG VON PSYCHISCHEN STÖRUNGEN 36
    5.1 KAUSALKONZEPTE PSYCHOLOGISCHER STÖRUNGSTHEORIEN 36
    5.1.1. Kausalitätsmodelle 36
    5.1.2. Der Entwicklungsprozess psychischer Störungen 37
    5.2 DIE ÄTIOPATHOGENETISCHE  FORSCHUNG 38
    5.2.1. Experimentelle Forschungsansätze 38
    5.2.2. ›Natürliche‹ Experimente 38
    5.2.3. Epidemiologie 39
    5.2.4. Klinische Querschnittsanalysen 40
    5.2.5. Längsschnittsanalysen 40
    5.2.6. Klinische Einzelfallmethodik 41
    5.2.7. Abschließende Diskussion der Forschungsmethoden 41
    5.3 PSYCHOLOGISCHE  STÖRUNGSTHEORIEN 43
    5.3.1. Psychoanalytische Störungstheorien 43
    5.3.3.1. Die Störungstheorien von S. Freud 43
    5.3.1.2. Die Entwicklungstheorien von Adler, Jung und der Neoanalyse 44
    5.3.1.3. Psychoanalytische Ich-Psychologie und Selbst-Psychologie 45
    5.3.1.4. Die Objektbeziehungstheorie 45
    5.3.1.5. Bewertung der psychoanalytischen Störungstheorien und ihre empirische Fundierung 45
    5.3.2. Verhaltenstheoretische Störungstheorien 46
    5.3.2.1. Die Störungstheorien von Pawlow und Watson 46
    5.3.2.2. Die Störungstheorie von Wolpe 46
    5.3.2.3. Die Störungstheorien von Eysenck 46
    5.3.2.4. Die Störungstheorie von Skinner 47
    5.3.2.5. Bewertung der klassischen verhaltenstheoretischen Störungskonzepte 47
    5.3.2.6. Weiterentwicklungen  47
    5.3.3. Kognitive Störungstheorien 47
    5.3.3.1. Irrationale Überzeugungen:  die rational-emotive Störungstheorie 47
    5.3.3.2. Gestörte Selbstkommunikation 48
    5.3.3.3. Attributionen und Kontrollüberzeugungen: Depression und andere Störungen 48
    5.3.3.4. Kognitive Schemata 48
    5.3.3.5. Kognitiv-emotionale Streß- und Bewältigungstheorien 49
    5.3.3.6. Handlungstheoretische Störungstheorien: Problemlösen, Plananalyse, mentale Kontrolle 50
    5.3.3.7. Selbsttheoretische Störungstheorien 50
    5.3.3.8. Zusammenfassende Diskussion 51
    5.3.4. Emotionale Störungstheorien 52
    5.3.4.1. Emotionspsychologische Grundlagen 52
    5.3.4.2. Emotionspsychologische Perspektiven 52
    5.3.4.3. Netzwerk-Theorien von emotionalen Störungen 53
    5.3.4.4. Emotionsregulation und -bewältigung 54
    5.3.4.5. Emotionsentwicklung und frühe Störungen 54
    5.3.4.6. Abschließende Diskussion 54
    5.3.5. Interpersonale Störungstheorien 54
    5.3.5.1. Kommunikationsorientierte Störungstheorien 55
    5.3.5.2. Familienorientierte und systemische Störungstheorien 55
    5.3.5.3. Die klientenzentrierte Störungstheorie von Rogers  56
    5.3.5.4. Bindungstheorie und Bindungsforschung 57
    5.3.5.5. Abschließende Diskussion 58
    5.3.6. Abschließende Diskussion der psychologischen Störungstheorien 58
    5.4 ENTSTEHUNGSBEDINGUNGEN PSYCHISCHER  STÖRUNGEN 59
    5.4.1. Genetische Bedingungen 59
    5.4.1.1. Begriffe der Genetik 59
    5.4.1.2. Methoden und Probleme der verhaltensgenetischen Forschung 59
    5.4.1.3. Ergebnisse der verhaltensgenetischen Forschung 59
    5.4.2. Neurochemische und neuropsychologische Bedingungen 60
    5.4.2.1. Neurochemische Bedingungen psychischer Störungen 60
    5.4.2.2. Neuropsychologische Bedingungen 61
    5.4.3. Kindliche Entwicklung und Entwicklungspsychopathologie 62
    5.4.3.1. Psychische Störungen bei Kindern 62
    5.4.3.2. Kontinuität und Diskontinuität kindlicher Verhaltensstörungen bis ins Erwachsenenalter 63
    5.4.3.3. Hospitalismus in der frühen Kindheit 64
    5.4.3.4. Kindesmißhandlung 64
    5.4.4. Klinische Familienforschung 65
    5.4.4.1. Eltern-Kind-Interaktion und familiäre Kommunikationsmuster 65
    5.4.4.2. Familiäre Einflüsse auf den Verlauf: Expressed-Emotion-Forschung 66
    5.4.4.3. Psychische Störungen der Eltern 66
    5.4.4.4. Elterliche Konflikte, Trennung oder Scheidung 66
    5.4.4.5. Abschließende Bemerkungen 67
    5.4.5. Adoleszenz und frühes Erwachsenenalter 67
    5.4.5.1. Antisoziales Verhalten und Delinquenz in der Adoleszenz 67
    5.4.5.2. Depression in der Adoleszenz 68
    5.4.5.3. Mißbrauch und Abhängigkeit von Substanzmitteln in der Adoleszenz 68
    5.4.6. Belastungen und protektive  Bedingungen im Erwachsenenalter 68
    5.4.6.1. Kritische Lebensereignisse und Übergänge 69
    5.4.6.2. Paarbeziehung 69
    5.4.6.3. Soziale Unterstützung 69
    5.4.6.4. Posttraumatische Belastungsstörung 70
    5.4.6.5. Depression 70
    5.4.7. Höheres Lebensalter 70
    5.4.8. Geschlecht 71
    5.4.9. Soziokulturelle, sozioökonomische und ökologische Bedingungen 71
    5.4.9.1. Arbeitsbedingungen, Berentung und Arbeitslosigkeit 71
    5.4.9.2. Sozioökonomischer Status 72
    5.4.9.3. Migration 73
    5.4.9.4. Soziokulturelle und sozioökonomische Bedingungen 73
    5.4.9.5. Ökologische Faktoren: die physikalische und situative Umwelt des Menschen 74
    5.4.10. Abschließende Diskussion



    Problemanalyse in der Psychotherapie
    Bartling, Gisela; Echelmeyer, Liz &  Engberding, Margarita  (2008) W.  Problemanalyse im psychotherapeutischen Prozess: Leitfaden für die Praxis. Stuttgart: Kohlhammer
    Hautzinger, Martin (2005) Verhaltens- und Problemanalyse. In (81–86.) Verhaltenstherapiemanual. Heidelberg: Springer.
    Kanfer, F. H.; Reinecker, Hans  & Schmelzer, Dieter  (2013) Selbstmanagement-Therapie: Ein Lehrbuch für die klinische Praxis. Berlin: Springer.



    Willensstoerungen in der Psychopathologie nach Fuchs (2017)
    Fuchs, T. & Broschmann, D. (2017) Willensstörungen in der Psychopathologie. Nervenarzt 88, 1252–1258
    "Fazit  Der Überblick zur Phänomenologie und Psychopathologie des Willens hatte zunächst zum Ziel, die komplexe, aber zusammengehörige und einheitliche Dynamik des menschlichen Wollens in ihren hauptsächlichen Strukturmomenten zu beschreiben. Sie lässt sich als Widerstreit zwischen einer konativen vorwärtstreibenden und einer inhibitorischen, retardierenden Komponente auffassen, der sich nach dem Durchgang durch die Volition in der gewählten Handlung auflöst. Diese komplexe Dynamik ist anfällig für vielfältige Störungen, von denen Beeinträchtigungen der Konation der Inhibition und der Volition unterschieden wurden. Sie gehen wie dargestellt sowohl auf organische, psychotische als auch neurotische Störungen zurück, die den klinischen Phänomenen ihr unterschiedliches Gepräge geben.
        Wollen zu können, also in Freiheit handeln zu können ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine komplexe Fähigkeit, die von der frühen Kindheit an bis ins Erwachsenenalter hinein erworben und geübt werden muss. Das Vermögen personaler Freiheit als eine komplexe Verknüpfung von Fähigkeiten zum Aufschub unmittelbarer Impulse, zur  besonnenen Überlegung und zur Berücksichtigung einer übergeordneten, insbesondere intersubjektiven Perspektive ist zwar in den biologischen Strukturen des Gehirns angelegt, bedarf aber einer langen Ausreifung im Kontext geeigneter Sozialisationserfahrungen, die auch die entsprechende Ausbildung von Hemmungs- und Planungsfunktionen des präfrontalen Kortex ermöglichen. Diese Funktionen sind für den Menschen insbesondere erforderlich, um die primär dominierende Eigenperspektive zugunsten einer übergeordneten Perspektive zu relativieren und so auch zum moralisch verantwortlichen Akteur zu werden.
        Als Fähigkeit der Selbstbestimmung, Selbstrealisierung, aber auch Selbstrelativierung stellt der Willen eine zentrale Grundlage für ein gelingendes Leben dar. Da Willensleistungen einen so großen Stellenwert für die Person einnehmen, fallen Fehlentwicklungen und Störungen der Willensfunktionen umso stärker ins Gewicht. Eine differenzielle Phänomenologie und Psychopathologie des Willens kann dazu beitragen, solche Beeinträchtigungen in der psychiatrischen Praxis zu identifizieren und mit dem Patienten an einer Stärkung seiner Willensfunktionen zu arbeiten."

    Zusammenfassung
    Zu Beginn der modernen Psychopathologie war der Begriff des Willens noch von hoher Bedeutung. Die Arbeiten von Eugen Bleuler, Emil Kraepelin oder Karl Jaspers belegen eine intensive Auseinandersetzung mit Willensstörungen wie der Abulie, der Impulskontrollstörung oder der Ambivalenz. Grund für eine Zäsur scheint rückblickend vor allem ein Paradigmenwechsel in der Psychologie gewesen zu sein, der eine Aufgabe des Willensbegriffs zur Folge hatte. Aufgrund des zunehmenden Interesses an Fragen der Handlungsurheberschaft und Willensfreiheit könnte seine Reaktivierung heute jedoch eine wichtige Lücke für die psychopathologische Forschung ebenso wie die klinisch-therapeutische Praxis schließen. Methodisch lässt sich eine Psychopathologie der Willensstörungen auf eine differenziell-typologische Phänomenologie gründen. Dazu wird im Beitrag zunächst eine Einteilung anhand der Strukturmomente von Konation, Suspension und Volition vorgeschlagen, sodann eine temporale Einteilung anhand der prädezisionalen, dezisionalen und postdezisionalen Phase. Ziel der Arbeit ist es, die psychopathologische Identifizierung unterschiedlicher Willensstörungen zu erleichtern und damit auch eine Psychotherapie des Willens zu befördern, die sowohl für die kognitiv-verhaltenstherapeutische als auch für psychodynamische Ansätze anschlussfähig ist.
    Schlüsselwörter Phänomenologie · Abulie · Ambivalenz · Impulskontrollstörung · Psychotherapie des Willens"


    Hartmann, F., Kausalität als Leitbegriff ärztlichen Denkens und Handelns, in: Neue Hefte für Philosophie, 32/33 (Themenheft "Kausalität"), Göttingen 1992, S. 50-81.
    [In Arbeit]


    Heckhausen, Heinz (1983) Entwicklungsschritte in der Kausalattribution von Handlungsergebnissen.  In (49-85) Görlitz (1983, Hrsg.), S. 50f:

    "1. Ursachenzuschreibung bei Ereignisabläufen in der Umwelt
    Aufgrund welcher Prinzipien junge Kinder den Ursachencharakter von Umweltereignissen erschließen, ist schon mehrfach untersucht worden. Zum Beispiel verraten die von PIAGET (1930; 1954) beschriebenen präkausalen Erklärungen in der präoperationalen Phase schon das grundlegende Kovariationsprinzip (KELLEY, 1967): Ein Ereignis wird als Effekt jenes anderen Ereignisses angesehen, mit dem es am engsten kovariiert. Welches der kovariierenden Ereignisse als Ursache betrachtet wird, ist über die Kovariation hinaus von weiteren, später hinzutretenden Schlußfolgerungsprinzipien abhängig, wie der zeitlichen Abfolge, der zeitlichen Kontiguität (teilweise zeitlicher Überlappung), der räumlichen Kontiguität (räumlicher Nähe) und der Ähnlichkeit.
        SHULTZ und MENDELSON (1975) haben nachgewiesen, daß einfache Kovariation schon von Dreijährigen angewandt wird, wenn ein einfacher mechanischer Effekt auf eine Ursache zurückgeführt werden muß. Dagegen ist in diesem Alter das Schlußfolgerungsprinzip der zeitlichen Aufeinanderfolge von Ursache und Wirkung noch nicht voll entwickelt. Die Dreijährigen neigen noch dazu, auch nachfolgende Ereignisse als Ursache heranzuziehen. Die Vernachlässigung der zeitlichen Abfolge - wahrscheinlich nur ein "recency"-Effekt - steht im Einklang mit der PIAGET-Literatur zum Kausaldenken (LAURENDEAU u. PINARD, 1962; PIAGET, 1930). KUN (1978) zeigte hingegen bei geringeren Anforderungen an Sprach- und Gedächtnisleistungen der jungen Kinder, daß Dreijährige durchaus verstehen, daß Ursachen ihren Wirkungen vorausgehen.
        Treten Kovariation und zeitliche Kontiguität miteinander in Konflikt (MENDELSON u. SHULTZ, 1976), so führten vier- bis sechsjährige Kinder den Effekt auf ein kovariierendes, aber nicht unmittelbar vorausgehendes Ereignis zurück, sofern es einen leicht einsehbaren physikalischen Grund für die Zeitverzögerung gab. War ein solcher Grund nicht zu erkennen, wurde ein zeitlich unmittelbar angrenzendes, aber nicht kovariierendes Ereignis als Ursache herangezogen (vgl. auch SIEGLER u. LIEBERT, 1974). Zeitliche Kontiguität ist zunächst eher ausschlaggebend als Kovariation. Ähnlichkeit ist vermutlich nur ein Ersatz-Prinzip, um Ursachen auch dann zu erkennen, wenn Informationen zur raum-zeitlichen Beziehung von Ursache und Wirkung nicht vorhanden sind (SHULTZ u. RAVINSKY , 1977). Allgemein läßt sich feststellen, daß das Bemerken von hemmenden Ursachen bis zum Alter von 7 Jahren größere Schwierigkeiten bereitet als die Feststellung fördernder Ursachen (SHULTZ u. MENDELSON, 1975).
        Die berichteten Befunde bezeugen, daß schon 3- und 4jährige Kinder über alle wesentlichen Schlußfolgerungsprinzipien der Ursachenzuschreibung verfügen, die auch der Kausalitätswahrnehmung von Erwachsenen zugrunde liegen (DUNCKER, 1935; MICHOTTE, 1946). Zwei Dinge sollten jedoch bei diesen Ergebnissen beachtet werden. Einmal stellen die verwendeten Aufgaben Anforderungen an das Aufgaben- und Sprachverständnis des jungen Kindes, die es als nicht abwegig erscheinen lassen, daß noch jüngere Kinder die Schlußfolgerungsprinzipien phänomenaler Kausalität erkennen ließen, wenn es gelänge, Aufgaben zu finden, die noch geringere Anforderungen an den kognitiven Entwicklungsstand stellen. Zum anderen beschränken sich die Befunde auf die passive Betrachtung von Ereignissen in der Umwelt. Eine andere Sache ist es, wenn das Kind selbst aktiv ist und durch sein Tätigsein Umweltereignisse hervorruft. Der Frage, wann und wie hierbei ein Erleben von Verursachung zu beobachten ist, wollen wir uns jetzt zuwenden."



    Herkner Attribution - Psychologie der Kausalitaet
    Herkner, Werner (1980, Hrsg.) Attribution. Psychologie der Kausalität. Bern: Huber. [IV] S. 16:
    "2 Theorien über die Entstehung von Attributionen
    2.1 Die Theorie von KELLEY
    2.1.1 Das Kovariationsprinzip
    Die umfassendste und allgemeinste aller bisherigen Attributionstheorien hat KELLEY (1967) formuliert. Der Objektbereich der Theorie ist außerordentlich groß: Sie läßt sich nicht nur auf Personenwahrnehmung und Selbstwahrnehmung anwenden, sondern auch auf Verhaltenskonsequenzen (wie Erfolg und Mißerfolg) und andere Ereignisse. Diese Theorie hat zahlreiche empirische Untersuchungen und theoretische Überlegungen angeregt.
        Im Zentrum von KELLEYS Theorie steht das Kovariationsprinzip, das besagt, daß ein «naiver» Beobachter - ähnlich wie ein Wissenschaftler - ein Ereignis auf diejenige seiner möglichen Ursachen zurückführt, mit der es (über die Zeit) kovariiert. «Der Effekt wird derjenigen Bedingung zugeschrieben, die vorhanden ist, wenn der Effekt vorhanden ist, und die abwesend ist, wenn der Effekt abwesend ist» (KELLEY, 1967, S. 194). Der Beobachter stellt Kovariationen bzw. Korrelationen fest, und interpretiert diese als Kausalbeziehungen.
        Um solche Kovariationen feststellen zu können, benötigt der Beobachter Informationen über das Ereignis, dessen Ursache ermittelt wer-[>17]den soll, vor allem Informationen darüber, unter welchen Bedingungen das Ereignis auftritt, und wann es nicht auftritt. Dabei sind drei Klassen von Informationen besonders wichtig: Information über Personen, Objekte (Stimuli) und Zeit."



    Kausalitaet entwicklungspsychologischer Vorgänge
    Die Begriffe Prägung; Instinktverhalten; Entwicklung; Reifung; Gewohnheit; Reflex; bedinkter Reflex; Konditionierung; Lernen; Erziehung; Sozialisation; spontan oder frei motiviertes Verhalten; zufällig, unabsichtlichem Verhalten und manipuliertes oder erzwungenes Verhalten sind von einander abzugrenzen.

    Kausalitaetsbegriff und Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie

    Quellen: Siegler et al. (2016), Sachregistereinträge:

      Kausalbeziehung 27, 144, 244
      –– Lernen 144
      Kausalerklärung 241
      kausales Denken 256, 257, 268
      –– Kindergartenalter 257
      –– Kleinkinder 256
      –– und Problemlösen 257
      kausales Schlussfolgern 256
      –– und Handlungssequenz 256
      kausales Verstehen 244
      Kausalität 32, 241, 255, 267
      –– Grundverständnis 267
      –– Kitt des Universums 255
      –– Verstehen 254, 255
      Kausalmodul 255
      Die Kausalitaet bei wichtigen entwicklungspsychologischen Begriffen

      Praegung  > Prägung als Kausalfaktor in der biologischen Verhaltensforschung.
      Quellen: Flammers (2010), Sachregistereinträge: 39, 82, 235-236, 287.228 * Siegler et al. (2016), Sachregistereinträge: 332, 333, 347, 649.

      Instinkthandlung > Instinktverhalten in der biologischen Verhaltensforschung.
      Instinkthandlungen in der ethologischen Verhaltensforschung (Lorenz) angeboren für bestimmte Schlüsselreize. Hehlmann (1965) in seinem Wörterbuch der Psychologie: "Instinkt (lat.), „Anreiz“, „Antrieb“; rein ererbtes, zweckmäßiges Handeln, das nicht erlernt zu werden braucht: Orientierungs-, Such-, Nist-, Paarungs-, Brut-, Nahrungs-I. u. v. a. Der I.-Begriff ist umstritten; vielerorts wird er überhaupt abgelehnt. ..."

      Entwicklung

      Erziehung

      Reifung

      Gewohnheit
      Gewohnheiten können in vielfältiger Weise nützlich und hilfreich (Alltagsroutinen), aber auch problematisch und schädlich (Sucht, Zwang) sein. Eingeschliffene Verhaltensweiseb erleichtern die Bewältigung von vielen Aufgaben, sie sind sozusagen energiesparend. Bei Vorurteilen und Störungen kann sich das aber übel auswirken. Gewohnheiten erschweren durch ihren innewohnenden Automatismus die Selbst-Kontrolle. Gewohnheiten kann man als gesetzesartige Regelhaftigkeit ansehen mit einem mächtigen Kausalfaktor, der oft nicht einfach veränderbar ist.
          Quellen und Querverweise:
      Eysenck, Hans Jürgen (1956) Gewohnheiten und bedingte Reaktionen. In (121-130) Wege und Abwege der Psychologie. Hamburg: rde. Themen: Bettnässen als psychiatrischen Problem (121ff); Ausmerzen übler Gewohnheiten durch Substitution und Suggestion (125ff); Der posthypnotische Auftrag (127f); Die Wiederholungsmethode (129f).
      Eysenck, Hans Jürgen (orig 1957, dt. 1978) Persönlichkeit und Konditionierung. In (247-284) Erkenntnisgrenzen der Psychologie. Vom Sinn und Unsinn psychologischer Praktiken. München: Goldmann.

      Reflex

      Bedingter Reflex
       

      Bechterew
      Pawlow
      Podkopaew, N. A.  (1926) Die Methodik der Erforschung der bedingten Reflexe
      Skinner

       Mohr, Fritz (1953) Über die therapeutische Verwendung bedingter Reflexe. In ()  Neunundfünfzigster Kongress (1953)
       

      Konditionierung

          Quellen und Querverweise:
      Eysenck, Hans Jürgen (orig 1957, dt. 1978) Persönlichkeit und Konditionierung. In (247-284) Erkenntnisgrenzen der Psychologie. Vom Sinn und Unsinn psychologischer Praktiken. München: Goldmann.

      Lernen
      Für die Psychologie ist Lernen ein zentraler und sehr wichtiger Begriff (Zeier 1976). Aber Lernen ist auch ein vieldeutiger Begriff, den man daher in wissenschaftlichen Zusammenhängen näher bestimmen sollte. Die allgemeine Kennzeichnung bei Zeier (1976)

      Zeier (1976) "Lernen (learning)

        Im Alltagsgebrauch versteht man unter Lernen vorwiegend den Erwerb und die Änderung von kognitiven Strukturen wie die Anhäufung von schulischem Wissen. Lernen sollte aber nicht mit —> Gedächtnis verwechselt werden.
        Die —> Lernpsychologie bezeichnet Lernen als den Erwerb von relativ andauernden Verhaltensänderungen bzw. Änderungen der Verhaltensmöglichkeiten aufgrund von Erfahrung. Sie versucht die Bedingungen zu analysieren, unter denen dieser Prozeß stattfindet. Kurzfristige Änderungen wie —> Adaptation, —» Gewöhnung, Ermüdung oder Drogeneinflüsse sowie auf bestimmte strukturelle Veränderungen des Nervensystems (z. B. Reifung, Altern, Verletzung, Krankheiten) zurückgehende Verhaltensänderungen werden dagegen ausgeschlossen. Lernen kann nicht direkt beobachtet werden, sondern nur die während des Lernvorgangs oder bei der späteren Anwendung gezeigte —> Leistung."


          Quellen und Querverweise:

      • Zeier, Hans (1976). Wörterbuch der Lerntheorien und der Verhaltenstherapie. München: Kindler (Geist & Psyche).


      Sozialisation

      Spontan oder frei motiviertes Verhalten

      Zufaellig, unabsichtliches Verhalten

      Manipuliertes oder erzwungenes Verhalten
       




    Links (Auswahl: beachte)



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:  > Eigener wissenschaftlicher Standort.
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Abschwaechungsprinzip
    Erkenntnis aus der Kausalattributionsforschung. Kommen mehrere Ursachen in Frage, so wird der Favorit, die "Hauptursache" oder die plausibelste gesucht, was dazu führt, dass die anderen in ihrer Wirksamkeitsbedeutung schwächer bewertet werden. Die Reihenfolgen können wechseln, wenn neue Informationen bekannt werden. Lit: Herkner (1983), S. 23.
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    Erkenntnisse [Quelle]
      1984  Dis ...
        In meinem Dissertationsfazit (methodologischen) habe ich aufgrund der Erfahrungen mit meinen umfangreichen Partialisierungsanalysen, aus denen praktisch die Beliebigkeit von Korrelationskoeffizienten hervorging, neben der Bedeutung der Partialisierungstechnik die Idee des relevanten Merkmalsraumes entwickelt. Ein solcher kann nur mit Hilfe von Theorie auf der Basis von Erfahrungswissen erstellt werden.
      1994 Numerisch instabile ...
        Die Ergebnisse der erfolgreichen 11jährigen Fehlersuche nach den Ursachen des entgleisten partiellen Korrelationskoeffizienten (1.388) wurden neben zahlreichen anderen Problemen (Relationentreue) im Zusammenhang in dem Werk Numerisch instabile Matrizen und Kollinearität in der Psychologie umfangreich dokumentiert. Über 1000 Korrelationsmatrizen von 1910 bis aktuell wurden analysiert und dokumentiert. In einer Stichprobe von 769 untersuchten Matrizen wurden 17.9% indefinite, die also ihre semipositive Definitheit verloren hatten, gefunden. Außerdem wurde die grundlegende Bedeutung einer Fast-Kollenarität als Gesetz- oder Regelhaftigkeit erkannt und positiv interpretiert (Punkt 5: Abstract (1994) Numerisch instabile Matrizen und Kollinearität in der Psychologie).
      1995 Kausalität, Verantwortung und Vernetzung in der IP-GIPT (Aus Sponsel 1995, S. 96)
        In der Psychologie, Psychodiagnostik, Psychotherapie und besonders auch in der forensischen Psychologie spielt das Thema Kausalität eine große Rolle. Ich habe daher im Handbuch für die allgemeine und integrative Psychotherapie ein Grundkonzept für den praktischen Gebrauch, z.B. für die Psychotherapie der Schuldgefühle entwickelt. > Graph Ursache und Wirkung.
      2002  Korrelationsseiten für das Internet aufbereitet:
        • Korrelation Was bedeutet der lineare Korrelationskoeffizient?
        • Partielle Korrelationen.
      2005  Fast- Kollinearität in Korrelationsmatrizen mit Eigenwertanalysen erkennen.
        Im Zuge der Aufarbeitung der Ergebnisse von 1994 schälte sich immer mehr heraus, wie sinnvoll und nützlich Fast-Kollinearitätsanalysen sind. Sie bedeuten, wenn sie nicht artefiziellen oder fehlerhaften Ursprungs sind, die Entdeckung von Gesetz- oder Regelhaftigkeiten, also genau das, was sich WissenschaftlerInnen so sehr wünschen. Durch die unheilvolle und unkritische Anwendung der Faktorenanalyse ist dieser wichtige Gesichtspunkt völlig untergegangen.
      2013  Korrelation, Kausalität, Eigenwert- und Fast-Kollinearitätsanalyse
        Aus der Auseinandersetzung mit dem 3bändigen Werk von Hummell & Ziegler und seinem zentralen Thema Korrelation und Kausalität wurde nun die Idee der Eigenwert- und Fast-Kollinearitätsanalyse erfolgreich auf das Thema angewandt. Ein langer Weg von 30 Jahren hartnäckiger - numerisch-mathematischer, empirisch-praktischer - Korrelationsforschung erweist sich zunehmend als außerordentlich ergiebig. Mit Korrelationsmatrizen ist viel mehr möglich als die signifikanzstatistische Fixierung sieht.
    __
    Kontingenz - kontingent
    Zusammenhang. In der Lerntheorie meist der Zusammehang zwischen Reiz und Reaktion. Ein Kontingenzschema der verschiedenen Reiz- und Reaktionsvarianten finden Sie bei Wikipedia [Abruf 16.05.18]
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    Kovariation, kovariieren,
    "«Der Effekt wird derjenigen Bedingung zugeschrieben, die vorhanden ist, wenn der Effekt vorhanden ist, und die abwesend ist, wenn der Effekt abwesend ist» (KELLEY, 1967, S. 194). Der Beobachter stellt Kovariationen bzw. Korrelationen fest, und interpretiert diese als Kausalbeziehungen.". Herkner (1983), S. 16.
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    recency-Effekt
    "Der recency-effect besagt, das die jüngsten Informationen in einer Reihe von Informationen am besten erinnert werden, und steht dem primacy-effect gegenüber. Oft hängt es  von der Situation ab, welcher der beiden Effekte stärker ausgeprägt ist. Bei der Reproduktion längerer Ketten von Information werden jedoch generell eher die zuerst und die zuletzt gelernten Begriffe erinnert. Der Recency-Effekt wird wird bei Experimenten auch dadurch begründet, dass die zuletzt dargebotenen Begriffe noch frisch im Gedächtnis gespeichert sind, denn der Effekt geht verloren, wenn kurz nach der Rezeption keine Reproduktion erfolgt sondern beispielsweise eine Pause eingeschoben wird. Im Vergleich zwischen visueller und auditiver Begriffsdarbietung kann beobachtet werden, dass visuell dargebotene Informationen einen höheren Primacy-, auditiv dargebotene Informationen einen höheren Recency-Effekt aufweisen, wobei dieses sinnesabhängige Phänomen als umgekehrter Modalitätseffekt (modality effect) bezeichnet wird."
        Quelle: http://lexikon.stangl.eu/4884/recency-effect/#LiBZ9LHcDWb9SkpW.99"
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    Querverweise
    Standort: Materialien Kausalität im Psychosozialen.
    *
      • Definieren und Definition. * ist * Nicht * Alle&Jeder * Paradoxien * Was ist Fragen * Welten *
      • Beweis und beweisen in Wissenschaft und Leben.
      • Definitionen, Nominal- und Realdefinitionen (Abschnitt aus der Testtheorie).
      • Definition aus Eisler Wörterbuch der philosophischen Begriffe (1927-1930).
      • Einführung in die Definitionsproblematik am Beispiel Trauma.
      • Zum Universalienstreit am Beispiel der Schneeflocke.
      • Gleichheit und gleichen im alltäglichen Leben und in der Wissenschaft. Näherungen, Ideen, Ansätze, Modelle und Hypothesen.
      • Aufbau einer Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie.
      • Allgemeine Theorie und Praxis des Vergleichens und der Vergleichbarkeit. Grundlagen einer psychologischen Meßtheorie.
      • Überblick Wissenschaft in der GIPT.
    *
       
      Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
      z.B. Definition definieren site: www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Materialien zur Kausalität im Psychischen, Psychopathologischen und Psychosozialen zum Hauptartikel Kausal und Kausalität, Ursache und Wirkung, Grund und Folge - allgemein und besonders im Psychischen und im Recht. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/wisms/gb/Kausal/KausPSY.htm
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    korrigiert irs 07.05.2018 und 08.05.2018



    Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    16.10.23    Lewin (1926) Über die Ursachen seelischen Geschehens
    16.05.18    Instinkthandlung. * Lernen *
    08.05.16    Durchgesehen (kann so erstmals ins Netz und wird weiter ausgearbeitet)
    00.09.16    angelegt im September 2016. Seither Material gesammelt und sporadisch daran gearbeitet, intensiver dann im Oktober und November 2017.
     



    Mat aus Zeier
    Lernen durch Einsicht (insight-learning)
    Einsichtiges Lernen. Verhaltensänderung, die durch spontanes Erfassen der Aufgabenstruktur zustande kommt, ohne daß Reaktionsmöglichkeiten erprobt werden müssen. Gilt als Gegenstück zum —> Lernen durch Versuch und Irrtum. Die typische Form des Lernens durch Einsicht ist das Problemlosen, wenn das Prinzip der Lösung erkannt und auf die Aufgabenstellung übertragen werden kann.

    Lernen durch Versuch und Irrtum (trial and error learning)
    Lernen am Erfolg, Probierverhalten, Versuch-Irrtums-Lernen. Bezeichnung für die Tatsache, daß Lebewesen in Situationen, für die keine angeborene oder erlernte Verhaltensweisen bereitstehen, zunächst ein vielfältiges, anscheinend ungerichtetes und zufälliges Verhalten zeigen, aus dem sich allmählich das zum Erfolg führende herausbildet (-> Effektgesetz, -> Konditionierung, operante. Da in diesem Fall sowohl am Erfolg als auch am Mißerfolg gelernt wird und der wesentliche Aspekt das Erfassen der Verhaltenskonsequenzen ist, sollte diese Form des Lernens eigentlich Lernen durch Versuch und Rückmeldung (—> Feedback) heißen.